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„Soziologie“ – Versionsunterschied

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{{Dieser Artikel|behandelt die sich mit der Erforschung des sozialen Verhaltens befassende Wissenschaft; zur Soziologie von Pflanzen siehe [[Pflanzensoziologie]].}}
Die '''Soziologie''' (Kunstwort aus dem lateinischen ''socius'' "Gefährte" und dem griechischen λóγος, ''lógos'' "Wort") beschreibt und untersucht die Struktur-, Funktions- und Entwicklungszusammenhänge der [[Gesellschaft]].


'''Soziologie''' (von {{laS|socius}} ‚Gefährte‘ und [[-logie]]) ist eine [[Wissenschaft]], die sich mit der empirischen und theoretischen Erforschung des [[Sozialverhalten|sozialen Verhaltens]] befasst, also die Voraussetzungen, Abläufe und Folgen des Zusammenlebens von [[Mensch]]en untersucht. Als systematisch-kritische Wissenschaft des [[Sozial]]en ging die Soziologie aus dem Zeitalter der [[Aufklärung]] hervor und nimmt als [[Sozialwissenschaften|Sozialwissenschaft]] eine Mittelstellung zwischen [[Naturwissenschaft|Natur-]] und [[Geisteswissenschaft]]en ein. Ihren Namen erhielt sie von [[Auguste Comte]], bevor sie sich in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts als eigenständige [[Universität|universitäre]] [[Einzelwissenschaft|Disziplin]] durchsetzte. [[Ferdinand Tönnies]], [[Georg Simmel]] und [[Max Weber]] gelten als Begründer der deutschsprachigen Soziologie.
Sie ist eine [[Sozialwissenschaften|Sozialwissenschaft]], die sich nicht auf spezifische Themengebiete (wie etwa die [[Politikwissenschaft]] oder die [[Wirtschaftswissenschaft]]en) festgelegt hat, sondern den Anspruch erhebt, mit einer Reihe von soziologischen [[Methode]]n das [[sozial]]e Zusammenleben in [[Gemeinschaft]]en und [[Gesellschaft]]en grundsätzlich zu erforschen und zu beschreiben. Dazu fragt die Soziologie nach dem [[Sinn]] und den [[Struktur]]en des [[Soziales Handeln|sozialen Handelns]] ([[Handlungstheorie]]) sowie nach den damit verbundenen [[soziale Norm|Normen]]. Sie untersucht zum einen die Gesellschaft als Ganzes, zum anderen ihre Teilbereiche: [[Soziales System|Soziale Systeme]], [[Institution]]en, [[Gruppe]]n oder [[Organisation]]en. Zugleich wirft sie ihren Blick auf den [[sozialer Wandel|sozialen Wandel]], dem diese unterliegen.


== Gegenstand und Definition ==
[[Image:Galette-Renoir.jpg|thumb|right|240px|Le Bal au Moulin de la Galette (1876) von [[Pierre-Auguste Renoir]]]]
Die Soziologie bildet den aus den [[Geisteswissenschaft]]en entstandenen Kern der [[Sozialwissenschaften]]. Während andere sozialwissenschaftliche Disziplinen wie die [[Politikwissenschaft]] oder die [[Wirtschaftswissenschaft]]en bestimmte Bereiche des Sozialen unter spezifischen Aspekten (Politik: Interessen sozialer Akteure; Wirtschaft: [[Knappheit]]) untersuchen, erforscht die Soziologie alle Aspekte des [[sozial]]en Zusammenlebens der Menschen in [[Gemeinschaft]]en und [[Gesellschaft (Soziologie)|Gesellschaften]]. Sie fragt nach [[Sinn (Semantik)|Sinn]] und [[Struktur (Soziologie)|Strukturen]] des [[Soziales Handeln|sozialen Handelns]] ([[Handlungstheorie (Soziologie)|Handlungstheorie]]) sowie nach den die Handlungen regulierenden [[Wertvorstellung|Werten]] und [[Soziale Norm|Normen]]. Ihre Untersuchungsobjekte sind die Gesellschaft als Ganzes ebenso wie ihre Teilbereiche: [[Soziale Interaktion]]en, [[Soziales System|soziale Systeme]], [[Institution]]en, [[Organisation]]en und [[Soziale Gruppe|Gruppen]]. Überdies befasst sich die Soziologie mit der [[Integration (Soziologie)|gesellschaftlichen Integration]] und [[Desintegration]], mit [[Soziale Ungleichheit|sozialer Ungleichheit]], [[Konfliktsoziologie|sozialen Konflikten]] und [[Sozialer Wandel|sozialem Wandel]].
Der wissenschaftliche Anspruch der Soziologie kommt in [[Max Weber]]s [[Definition]] einer [[Verstehen|verstehenden]] und zugleich [[Erklärung|erklärenden]] Soziologie (§ 1, ''Wirtschaft und Gesellschaft'') zum Ausdruck. Demnach ist Soziologie "''eine Wissenschaft, welche [[Soziales Handeln|soziales Handeln]] deutend [[Verstehen|verstehen]] und dadurch in seinem Ablauf und seinen Wirkungen [[Ursache|ursächlich]] [[Erklärung|erklären]] will''". Eine hochkomplexe Aufgabe - man verstehe und erkläre nur einmal die abgebildete Wiedergabe sozialer Handlungen auf dem Gemälde Renoirs (''rechts'') - ganz abgesehen von den Fragen, was über das soziale Zusammenleben die Tatsache verrät, dass es [[Kunstsoziologie|gemalt, ausgestellt und bewundert]] wurde.


Konkrete Themen, mit denen sich die Soziologie beschäftigt, sind beispielsweise [[Sozialstruktur]], [[Arbeit (Sozialwissenschaften)|Arbeit]], [[Migration]], [[Geschlechterforschung|Geschlecht]], [[Soziales Netzwerk|soziale Netzwerke]], [[Medien]], [[Sexualität]], [[Alltagskultur|Alltag]] und [[Lebenswelt]]. Für viele dieser Themen haben sich spezielle Soziologien etabliert (s.u.), andere -- wie etwa die allgemeine Frage nach den Wechselwirkungen von [[Handeln]] und [[Struktur]] -- sind Thema der allgemeinen Soziologie. Auch überschneiden sich die soziologischen Fragestellungen hier oft mit denen der [[Sozialpsychologie]], mit anderen [[Sozialwissenschaften]] und der [[Philosophie]].
Weitere Themen, mit denen sich die Soziologie beschäftigt, sind [[Sozialstruktur]]en, [[Arbeitssoziologie|Arbeit]], [[Gender Studies|Geschlechter]], [[Soziales Netzwerk (Soziologie)|soziale Netzwerke]], Gruppen, [[Kommunikationsmittel]] ([[Massenmedien]]), [[Migrationssoziologie|Migration]], [[Alltagskultur|Alltag]], [[Techniksoziologie|Technik]] und [[Lebenswelt]]. Für viele dieser Themen haben sich spezielle Soziologien etabliert ([[#Untergliederung der Soziologie|siehe unten]]), andere – wie etwa die allgemeine Frage nach den [[Interaktion|Wechselwirkungen]] von [[Handeln]] und Struktur – sind Thema der allgemeinen Soziologie. Fragestellungen der Soziologie überschneiden sich häufig mit solchen der [[Sozialpsychologie]] und anderer Sozial- und Geisteswissenschaften, teilweise auch mit denen von Naturwissenschaften wie zum Beispiel der [[Neurobiologie]].


Eine facheinheitliche Definition von ''Soziologie'' existiert nicht. Eine verbreitete Definition stammt von [[Max Weber]], fokussiert auf das „soziale Handeln“.
==Geschichte der Soziologie==


{{Zitat
''Für eine ausführlichere Darstellung siehe [[Geschichte der Soziologie]].''
|Text=Soziologie soll heißen: eine Wissenschaft, welche soziales Handeln deutend verstehen und dadurch in seinem Ablauf und seinen Wirkungen ursächlich erklären will. ‚Handeln‘ soll dabei ein menschliches Verhalten […] heißen, wenn und insofern als der oder die Handelnden mit ihm einen subjektiven Sinn verbinden. ‚Soziales‘ Handeln aber soll ein solches Handeln heißen, welches seinem von dem oder den Handelnden gemeinten Sinn nach auf das Verhalten anderer bezogen wird und daran in seinem Ablauf orientiert ist.
|Autor=Max Weber
|Quelle=[[Wirtschaft und Gesellschaft]], 1920}}


== Geschichte ==
Als eine eigenständige Wissenschaft gibt es die "Soziologie" erst seit Ende des [[19. Jahrhundert]]s. Ihre Entstehungsgeschichte ist eng mit der Entwicklung der [[bürgerliche Gesellschaft|bürgerlichen Gesellschaft]] im [[Europa]] des 19. Jahrhunderts sowie mit der fortschreitenden [[Industrialisierung]] verbunden. Ihr namengebender Begründer ist [[Auguste Comte]]. Die Soziologie im heutigen Sinne wird jedoch insbesondere auf [[Max Weber]] und [[Emile Durkheim|Émile Durkheim]] zurück geführt.
{{Hauptartikel|Geschichte der Soziologie}}
[[Datei:Auguste Comte.jpg|mini|hochkant|[[Auguste Comte]]<br />1798–1857]]


Als eigenständige Wissenschaft wurde die Soziologie erst seit Ende des [[19. Jahrhundert]]s anerkannt. Sie löste sich in dieser Zeit als [[Einzelwissenschaft]] von der Philosophie, Wirtschaftswissenschaft, Staatslehre und Völkerkunde. Ihre Entstehungsgeschichte ist eng mit der Entwicklung der Bürgerlichen Gesellschaft im Europa des 19. Jahrhunderts sowie mit der fortschreitenden [[Industrialisierung]] verbunden.
Vorläufer der Soziologie sind in der Geschichtswissenschaft, der [[Nationalökonomie]], aber auch im Journalismus und in den [[Polizeiwissenschaft|Policeywissenschaft]]en zu sehen. Unmittelbare Vorläufer der Soziologie wie [[Karl Marx]] werden heute ebenfalls als soziologische Klassiker verstanden.


Vorläufer der Soziologie sind in der Geschichtswissenschaft, der [[Volkswirtschaftslehre|Nationalökonomie]], aber auch im Journalismus und in den [[Polizeiwissenschaft|Policeywissenschaften]] zu sehen. Denker am Anfang und in der Mitte des 19. Jahrhunderts wie [[Henri de Saint-Simon]], [[Karl Marx]] und [[Herbert Spencer]] werden heute auch als soziologische [[Klassiker]] betrachtet.
Doch hatten auch schon ältere Autoren Werke stark soziologischen Charakters geschrieben, etwa [[Xenophon|Xenophón]], [[Polybios|Polýbios]], [[Ibn Khaldun]], [[Giambattista Vico]] und [[Adolph Freiherr Knigge]].


Der Namensgeber der Soziologie war [[Auguste Comte]] mit seinem 1851–1854 erschienenen vierbändigen Werk ''Système de politique positive, ou Traité de sociologie, instituant la religion de l’humanité''. Seitdem versucht sie, teils in Fortentwicklung, teils im Gegensatz zu älteren Autoren, die sich ebenfalls mit den sozialen Wechselwirkungen beschäftigten&nbsp;– wie etwa schon in der Antike [[Xenophon]] im 4. Jahrhundert v. Chr., [[Polybios]] zwei Jahrhunderte später, [[Ibn Chaldun]] im 14. Jahrhundert, [[Giambattista Vico]] am Anfang und [[Adolph Knigge|Adolph Freiherr Knigge]] am Ende des 18. Jahrhunderts&nbsp;– ihren Anspruch nach einem „ihr eigenen [[Erkenntnis]]gegenstand“ zu formulieren.
== Gliederungen der Soziologie ==
=== Soziologische Theorien ===
Soziologie ist nie eine Wissenschaft mit nur einem [[Paradigma]] gewesen. So lassen sich in der heutigen (2005) deutschsprachigen Soziologie mehrere große Ansätze unterscheiden.


Für Comte ist dieser Gegenstand die „soziale Physik“ ''(physique sociale)'', die er nach Gesetzen der sozialen Statik und sozialen Dynamik unterscheidet. Für [[Émile Durkheim]] ist es der „[[Sozialer Tatbestand|Soziale Tatbestand]]“ ''(fait social)'' bzw.&nbsp;– in der Übersetzung [[René König]]s&nbsp;– „soziologische Tatbestand“, der außerhalb des individuellen Bewusstseins existiert und von zwingendem Charakter ist.<ref>Emile Durkheim: ''Regeln der soziologischen Methode''. Neuwied 1961, S. 106.</ref> Für [[Ferdinand Tönnies]] bilden die „sozialen Wesenheiten“, das heißt die auf dem „[[Gemeinschaft und Gesellschaft#Theoretische Grundlegung|Willen zur sozialen Bejahung]]“ beruhenden sozialen Verbindungen, den spezifischen soziologischen Gegenstand. Für Max Weber ist es das „soziale Handeln“ (siehe oben).
*Der ''[[Rational Choice]]-Ansatz'' (bekannter Vertreter dieser Richtung: [[Hartmut Esser]]), auch als ''methodologischer Individualismus'' bezeichnet, führt Aggregatphänomene auf die Entscheidungen und das dementsprechende [[soziales Handeln|Handeln]] einzelner Individuen zurück und geht davon aus, dass hier rationale Wahlen auffindbar sind. Zwischen RC-Ansatz, [[quantitative Methode|quantitativer Methodologie]] und ökonomischer Theorie herrschen gewisse Affinitäten vor.
*Weiterhin einflussreich ist die ''[[Kritische Theorie]]'', die inzwischen durch eine Nähe zum (französischen) [[Poststrukturalismus]] gekennzeichnet ist.
*Als eine dritte große und insbesondere im deutschsprachigen Raum einflussreiche Schule lässt sich die ''[[soziologische Systemtheorie]]'' im Gefolge von [[Talcott Parsons]] (''vgl. zu ihm'' [[Strukturfunktionalismus]]) und [[Niklas Luhmann]] nennen. Soziologie moderner Gesellschaften wird hier nicht als eine Wissenschaft verstanden, die individuelles Handeln betrachtet. Gesellschaft wird vielmehr auf [[Kommunikation]]en und Nicht-Kommunikationen in sozialen Teilsystemen zugeschnitten.
*Die [[Prozesssoziologie]] ist als Gesellschaftstheorie durch [[Norbert Elias]] wiederbelebt worden. Sie ist bei ihm nicht bloß eine [[Über den Prozeß der Zivilisation|Zivilisation]]stheorie, sondern sie bildet ein Gegenkonzept zur Systemtheorie: Sie richtet ihre Wahrnehmung auf soziale Prozesse ("[[Figuration (Soziologie)|Figuration]]en"). Sie nahm damit ältere Ansätze neuartig auf, die sich bereits - mit anderen Ableitungen - auf den [[Sozialer Wandel|sozialen Wandel]] konzentriert hatten ([[Karl Marx]], [[Ludwig Gumplovicz]], [[Ralf Dahrendorf]]).
*Zu nennen ist schließlich eine Vielzahl von Arbeiten, die sich grob einem ''interpretativen und qualitativ-rekonstruktiven Paradigma'' zuordnen lassen. Ausgehend von [[Phänomenologie]] und [[Pragmatismus]] stehen hierbei subjektive [[Sinn]]qualitäten und die Rekonstruktion der Entstehungsbedingungen, Verläufe und Konsequenzen sozialer [[Praktik]]en im Vordergrund.


== Soziologisches Verstehen, soziologische Erklärung ==
=== Gliederung nach der Ebene sozialer Phänomene ===
In der Soziologie, als Wissenschaft des Sozialen, sind Theorie und Erfahrung aufeinander bezogen. [[Empirie|Empirisch]] gehaltvoll sowie den Regeln der [[Logik]] folgend, zielt sie darauf, das Beobachtete zu verstehen und dafür Erklärungen mit Hilfe allgemeiner Sätze ([[Axiom]]e) zu entwickeln. Dem entspricht die Dualität der Untersuchungsansätze: hermeneutisch interpretierende einerseits und kausalanalytische Verfahren andererseits, wobei erstere die Teilnehmerperspektive, letztere die Beobachterperspektive einnehmen.<ref>Vgl. dazu: Jürgen Habermas: ''Zur Logik der Sozialwissenschaft.'' Frankfurt am Main 1982, insbes. Kapitel 4; Anthony Giddens: ''Interpretative Soziologie.'' Frankfurt am Main 1984, insbes. S. 191 ff.</ref>
Eine häufig vorzufindende Unterteilung der Soziologie unterscheidet zwischen
* dem Blick auf Gesellschaften ([[Makrosoziologie]])
* dem als ''Mesosoziologie'' bezeichneten Blick auf [[intermediär]]e Ebenen (z.B. Organisationen, in der Handeln und soziale Systeme zusammentreffen)
* dem Blick auf das individuelle Handeln und Interaktionen ([[Mikrosoziologie]]).


=== Soziologische Theorien in Konkurrenz ===
====Mikrosoziologie (Individuum, Interaktion, Handeln)====
{{Hauptartikel|Soziologische Theorie}}
*Methodologischer Individualismus (auch [[Rational-Choice-Theorie]])
Soziologische Theorien folgten dabei nie „demselben“ [[Paradigma]], d.&nbsp;h., sie bezogen sich in ihrem wissenschaftlichen Ansatz nicht auf nur eine bestimmte Denkweise. Dies liegt an ihrem theoretischen Schwierigkeitsgrad – ihr Gegenstand ist hochkomplex.
*[[Symbolischer Interaktionismus]]
*[[Phänomenologische Soziologie]]
*[[Konfliktsoziologie]]
*[[Prozesssoziologie]] bzw. [[Figurationssoziologie]]
*[[Ethnomethodologie]]
*[[Situationsdynamik]]: ''If men define situations as real, they are real in their consequences.'' ([[Thomas-Theorem]]); zumal in der [[Soziale Rolle|soziologischen Rollentheorie]] werden auch situative Rollen behandelt.


Hinzu kommt: Bereits [[Methodologie|methodologisch]], aber auch häufig aus moralischen Gründen verbietet sich meist das&nbsp;– oft klärende&nbsp;– [[Experiment]]; die stattdessen mögliche [[Befragung]] impliziert konzeptionelle und [[Interpretation]]s&shy;probleme: Beispielsweise bringen Interviewer subjektive Aspekte ein, werden angeschwindelt, in Einzelfällen fälschen sie sogar die Aussagen. Die Soziologie bleibt also immer auch auf [[Beobachtung]]en angewiesen. Auch erscheinen je nach den konkreten Fragen die Paradigmata unterschiedlich erfolgversprechend, wenn die Ergebnisse darstellungslogisch ‚einfach‘ und sachlich, finanzierungsbedingt schnell oder kostensparend sein sollen.
====Mesosoziologie ====
*Soziologie z.B. der [[Institution]]en, [[Ritual]]e, [[Organisation]]en ([[Organisationssoziologie]]) und [[Soziales Netzwerk|sozialen Netzwerke]].


Zwei [[Erkenntnistheorie|erkenntnistheoretische]] Hauptansätze sind zu unterscheiden, wobei völlig wertungsfreie von weltanschaulichen Motiven unabhängige Forschungsergebnisse nicht erreicht, aber angestrebt werden können:
====Makrosoziologie (Kollektiv, Gesellschaft, System, Struktur)====
*[[Funktionalismus]]
*[[Strukturalismus]]
*[[Strukturfunktionalismus]]
*[[Prozesssoziologie]] bzw. [[Figurationssoziologie]]
*[[Marxistische Soziologie]]
*[[Kritische Theorie]] (auch [[Frankfurter Schule]])
*[[Systemtheorie]]


# Gehen Theorien axiomatisch davon aus, dass „einzelne [[Akteur]]e sozial [[handeln]]“ (pauschal: „die Menschen machen die Gesellschaft“), und man könne auf dieser Grundlage alle soziologischen Fragen behandeln, so brauchen sie eine biologische, anthropologische und besonders eine [[Biosoziologie|biosoziologische]] Fundierung zu so hochkomplexen personalen Handlungsgrundlagen wie dem [[Wille]]n oder der [[Rationalität]] eines Akteurs. Solche Theorien sind insofern problematisch, als [[Soziales Handeln|sozial handelnde]] Akteure sowohl handelnde [[Individuum|Subjekte]] als auch [[Objekt (Philosophie)|Objekte]] des sozialen Handelns anderer Akteure sind – anders als die forschenden Subjekte in den [[Naturwissenschaft]]en (vgl. dazu die [[selbsterfüllende Prophezeiung]]).
===Soziologische Methoden===
# Gehen Theorien stattdessen von axiomatisch zu Grunde gelegten „überpersönlichen Einheiten“ aus, pauschal: „nicht die Individuen geben den Ausschlag“ (z.&nbsp;B. von Einheiten wie den einzelnen „[[Gesellschaft (Soziologie)|Gesellschaften]]“, den sechs [[Residuum (Pareto)|Residuen]], den „vier grundsätzlich möglichen“ [[Kommunikation]]sweisen, den beiden [[Gender|Geschlechtern]] oder „der einen [[Menschheit]]“), so müssen deren [[Sozialphilosophie|sozialphilosophische]] Ausgangsdefinition je und je axiomatisch fundiert sein. Dies erweist sich als äußerst schwierig. Hinzu kommen Abgrenzungsprobleme zwischen zum Beispiel [[Kollektiv]]en, [[Motiv (Psychologie)|Motiven]], [[Systemtheorie|Systemen]], Frau und Mann oder Menschen und Nichtmenschen (etwa Tieren oder Robotern).
Um eine der Soziologie angemessene [[Methode|Methodik]] wurde seit den Anfängen der Disziplin im so genannten [[Methodenstreit]] gerungen. Das methodische Instrumentarium der Soziologie lässt sich wie folgt gliedern:


Diese beiden Hauptkonzepte und ihre Überschneidungen sind die Grundlagen für die große Anzahl unterschiedlicher soziologischer Theorien (''siehe unten'' die Beispiele unter ''Makrosoziologie'' und ''Mikrosoziologie''). Hinzu kommt, dass „bei eingeschränkten Fragestellungen“ im soziologischen Alltag Forscher verschiedener [[Wissenschaftstheorie|wissenschaftstheoretischer]] Ausrichtung – dank eines in der Soziologie entwickelten umfangreichen mathematischen bis sozialhistorischen Methodenbaukastens – ähnliche bis gleiche, sowohl verlässliche, als auch [[Gültigkeit|gültige]] Befunde erheben.
*[[Empirische Sozialforschung]]
**[[Qualitative Methode|Qualitative Methoden]]
***[[Biografieforschung]]
***[[Grounded Theory]]
***[[Objektive Hermeneutik]]
***[[Qualitative Inhaltsanalyse]]
***[[Historische Soziologie]]
**[[Quantitative Methode]]n


In der Praxis verzichten viele Soziologen häufig darauf, einen einzigen [[Erkenntnistheorie|epistemologischen]] Standpunkt einzunehmen und arbeiten je nach Fragestellung und Ressourcen mit verschiedenen Theorien und Methoden.
===Allgemeine und spezielle Soziologien===
Schließlich lassen sich Themenbereiche der Soziologie auch danach unterscheiden, ob sie der allgemeinen Soziologie zuzurechnen sind, also generelle Gültigkeit beanspruchen, oder ob es sich dabei um Themen einer speziellen Soziologie handelt.


====Allgemeine Soziologie====
=== Einige zentrale Begriffe der Soziologie ===
==== Gesellschaft ====
Der ''Allgemeinen Soziologie'' werden die für das Fach wichtigen theoretischen Ansätze und auch Sachgebiete wie das Verhältnis von [[Akteur]] und Gesellschaft bzw. Person und sozialem System, sowie die Struktur und der Wandel von Gesellschaften/sozialen Systemen zugerechnet. Themen der Allgemeinen Soziologie sind u.a. [[soziales Handeln]], [[soziale Interaktion]], [[Tausch (Soziologie)|sozialer Tausch]], [[sozialer Wandel]], [[soziale Mobilität]], [[Sozialstruktur]] , [[soziale Ungleichheit]], [[Macht]], [[Herrschaft]], [[Elite]], [[Soziale Gruppe|Gruppe]]n, [[soziale Rolle]]n, [[Soziale Klasse|Klasse]], [[Sozialisation]], [[Methode]]n der [[Empirie|empirischen]] [[Empirische Sozialforschung|Forschung]].
{{Hauptartikel|Gesellschaft (Soziologie)}}
Der Begriff ''Gesellschaft'' bezieht sich auf eine Summe von Beziehungen und Verhältnissen zwischen den einzelnen Menschen.<ref>Vgl. bereits [[Karl Marx]]: ''[[Grundrisse der Kritik der politischen Ökonomie]]'', 1857; sodann [[Georg Simmel]]: ''Soziologie. Untersuchungen über die Formen der Vergesellschaftung.'' Duncker & Humblot, Berlin 1908, Kap. I, S. 1–21&nbsp;– Das Problem der Soziologie, {{Webarchiv |url=http://socio.ch/sim/unt1a.htm |text=online |wayback=20120205003013}}</ref><ref name="Sch">Zum Gesamtkomplex Gesellschaft vgl. auch: Schäfers, Kopp (Hrsg.): ''Grundbegriffe der Soziologie''. VS-Verlag, 2006, 9. Aufl.</ref> Nicht gemeint ist die bloße räumliche und mengenmäßige Anzahl von Individuen<ref name="Sch" />, sondern deren Sozialität.<ref name="Ebr">Vgl. Jörg Ebrecht (mit Frank Hillebrandt): ''Konturen einer soziologischen Theorie der Praxis''. In: Dies. (Hrsg.): ''Bourdieus Theorie der Praxis. Erklärungskraft&nbsp;– Anwendung&nbsp;– Perspektiven'', Westdeutscher Verlag, Opladen/Wiesbaden.</ref> Damit sind Strukturen aus relativ stabilen [[Pattern variables|Verhaltensmustern]] bezeichnet, die ihren Ursprung im interaktiven menschlichen Handeln haben und in diesem Bereich ihre Wirkung erzielen.<ref name="Ebr" /> Als allgemeinster Begriff von Gesellschaft wird „das jeweilig umfassendste System des menschlichen Zusammenlebens“ bezeichnet.<ref name="Fuchs">[[Werner Fuchs-Heinritz]], [[Rüdiger Lautmann]], [[Otthein Rammstedt]], Hanns Wienold (Hrsg.): ''Lexikon zur Soziologie'', Artikel ''Gesellschaft'', 4. Aufl., VS-Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden 2007, S. 233 f.</ref> Über spezifischere Merkmale für eine Gesellschaft besteht in der Soziologie keine Einigung.<ref name="Fuchs" />


Der Prozess, der aus Individuen Gesellschaftsmitglieder macht, wird „[[Vergesellschaftung (Soziologie)|Vergesellschaftung]]“ genannt.
====Spezielle Soziologien====
''Spezielle Soziologien'' - informell auch ''Bindestrichsoziologien'' genannt - befassen sich mit den [[Struktur]]en und [[Prozess]]en gesellschaftlicher Teilsysteme oder institutioneller Bereiche der Gesellschaft. Zu den wichtigsten speziellen Soziologien gehören [[Arbeitssoziologie]], [[Familiensoziologie]], [[Politische Soziologie]]. Durch die zunehmende [[Differenzierung (Soziologie)|Differenzierung]] auch der Soziologie selbst bilden sich laufend weitere spezielle Soziologien wie z.B. die Musiksoziologie, die sich damit beschäftigt,
wie [[musikalische Sozialisation]] stattfindet.


[[Institution]]en wie der Staat, die Familie, das Recht oder die Erziehung werden heute als Unterkategorien (auch: Subsysteme) der Gesellschaft begriffen.<ref>{{Internetquelle |autor=[[Hauke Brunkhorst]] |url=http://www.uni-flensburg.de/soziologie/so04-03.html |titel=Hegel – Philosophie des Rechts |hrsg=Universität Flensburg |offline=1 |archiv-url=https://web.archive.org/web/20071022185808/http://www.uni-flensburg.de/soziologie/so04-03.html |archiv-datum=2007-10-22 |abruf=2018-09-18}}</ref> Die Unterscheidung zwischen [[Staat]] und Gesellschaft begründete den Beginn der Soziologie.<ref>Vgl. zum Begriff der „bürgerlichen Gesellschaft“ [[Georg Wilhelm Friedrich Hegel]]: ''Grundlinien der Philosophie des Rechts''. 1821.</ref>
''Eine ausführliche Auflistung gibt die [[Liste spezieller Soziologien]].''


Die Begriffe „das Soziale“ bzw. „Sozialität“ meinen den Forschungsgegenstand der Soziologie und entsprechen in ihrer Bedeutung häufig dem Begriff der „Gesellschaft“.<ref>Werner Fuchs-Heinritz u.&nbsp;a. (Hrsg.), ³1995. Vgl. u.&nbsp;a. [[Leopold von Wiese]].</ref> Präziser unterscheidet man „Sozialtheorie“, die begrifflich auf die Grundeinheiten abzielt, und „Gesellschaftstheorie“, die die Gesamtheit der Einheiten in den Blick nimmt und typischerweise auch eine Zeitdiagnose der historisch konkreten Gesellschaft beinhaltet.<ref>{{Literatur |Autor=Hartmut Rosa, Jörg Oberthür u.&nbsp;a. |Titel=Gesellschaftstheorie |Verlag=UVK |Ort=München |Datum=2020 |ISBN=978-3-8252-5244-1}}</ref>
== Angewandte Soziologie ==
Der Erfolg einer soziologischen Theorierichtung ist nicht nur von ihrer intellektuellen Tüchtigkeit und wissenschaftlichen Bedeutung abhängig, sondern -- [[Wissenschaftssoziologie|wissenschaftssoziologisch]] gesehen -- durchaus auch von der Nachfrage nach soziologischer [[Beratung]] durch den [[Markt (Ökonomie)|Markt]] beziehungsweise durch die [[Politik]], selten auch durch [[Massenbewegung|soziale Bewegungen]].


==== Soziales Handeln ====
Hier wird in der Soziologie am meisten in den Bereichen der [[Marktforschung|Markt]]- und [[Demoskopie|Wahlforschung]] verdient, was die Entwicklung der quantitativen Methoden ([[Statistik]]) und der an die [[Naturwissenschaft]]en angelehnten Theorieansätze relativ begünstigt - die Fragen sind meist eingeschränkt und auf die allernächste Zukunft bezogen. Hier kam es (zuerst in den [[USA]], seit den späten 1940er Jahren auch in [[Deutschland]]) zur Gründung von Umfragefirmen und [[Meinungsforschung]]sinstituten.
{{Hauptartikel|Soziales Handeln}}
Der Begriff Handeln bedeutet in der Soziologie nach [[Max Weber]] ein „[[Handeln]]“, das für den Handelnden mit „Sinn“ verbunden ist. Laut Max Weber definiert sich „soziales Handeln“ dadurch, dass es auf Andere bezogen, sinnhaft am Verhalten Anderer orientiert ist.


==== Sozialer Tatbestand ====
Mit den Auswirkungen gesellschaftlicher Prozesse auf die Raumstruktur befasst sich die [[Stadtsoziologie]] (''vgl. auch'' [[Sozialer Raum]]); dabei wird häufig auch mit Methoden der [[Geographie]] gearbeitet.
{{Hauptartikel|Sozialer Tatbestand}}
Ein „sozialer Tatbestand“ ''(fait social)'' ist nach [[Émile Durkheim]] „jede mehr oder minder festgelegte Art des Handelns, die die Fähigkeit besitzt, auf den Einzelnen einen äußeren Zwang auszuüben; oder auch, die im Bereiche einer gegebenen Gesellschaft allgemein auftritt, wobei sie ein von ihren individuellen Äußerungen unabhängiges Eigenleben besitzt.“<ref>Emile Durkheim: ''Regeln der soziologischen Methode'' (= ''Soziologische Texte.'' Band 3). Luchterhand, Neuwied 1961, S. 114.</ref>


==== Integration – Desintegration ====
Einige spezielle Soziologien ([[Militärsoziologie|Militär]]-, [[Medizinsoziologie|Medizin]]-, [[Sportsoziologie|Sport]]- und [[Katastrophensoziologie]]) sind auch auf Beratung eingestellt, nicht mehr die [[Industriesoziologie]], seit ab den 1970er Jahren das Fach in Deutschland aus den "Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen" [[Fakultät]]en ([[Fachbereich]]en) in die Philosophischen hinüber gewandert ist; die [[Organisationssoziologie]] wird vor allem in den [[USA]] verfolgt.
{{Hauptartikel|Desintegration}}
Seit [[Auguste Comte]] wird in der Soziologie gefragt: „Was trennt, was verbindet die Menschen, was sorgt für Fortschritt und zugleich Ordnung?“ Dieses Thema wurde vor allem im [[Strukturfunktionalismus]]&nbsp;– so von Talcott Parsons&nbsp;– behandelt.


==== Sozialer Wandel ====
Eine beratende Funktion kommt oftmals auch der [[Rechtssoziologie]] zu, die u.a. im Vorfeld geplanter Gesetze Wirkungs- und Evaluationsforschung betreibt. Sie kann auch in Bereichen mit 'weicher' Rechtsverhältnissen für eine Strukturierung sorgen.
{{Hauptartikel|Sozialer Wandel}}
Mit dem sozialen Wandel als der umfassenden Veränderung von relativ stabilen Sozialstrukturen befasst sich die Soziologie seit ihrer Entstehungszeit; er spielt bereits im Denken [[Henri de Saint-Simons]] und von [[Karl Marx]] eine bedeutsame Rolle. Seine konzeptionelle Fassung erhielt er durch [[William Fielding Ogburn|Ogburns]] Schrift ''Social Change'' (1922). In neuerer Zeit steht der soziale Wandel im Fokus von [[Modernisierung (Soziologie)|Modernisierungstheorien]].


==== Soziale Norm ====
[[Diktatur]]en haben vor allem vor einer die Mentalität der Bevölkerung berücksichtigenden und darüber Auskunft gebenden Soziologie Angst; bei besonderem (dann oft geheimem) Beratungsbedarf erlauben sie gelegentlich soziologische Fragestellungen (sehr typisch in der [[Deutsche Demokratische Republik|DDR]] im Bereich der [[Stadtsoziologie|Stadt]]- und [[Jugendsoziologie]]).
{{Hauptartikel|Soziale Norm}}
Soziale Normen sind Verhaltenserwartungen an Individuen und Gruppen in spezifischen sozialen Situationen mit unterschiedlich starken [[Verbindlichkeit (Sozialverhalten)|Verbindlichkeiten]], die durch positive und negative [[Sanktion]]en durchgesetzt werden (siehe auch [[Soziale Erwünschtheit]]). Die Normgebundenheit sozialen Verhaltens ist ein frühes Thema der Soziologie. Mit ihr haben sich insbesondere [[Émile Durkheim]] und [[Talcott Parsons]], in der deutschen Nachkriegssoziologie [[Ralf Dahrendorf]] und [[Heinrich Popitz]] beschäftigt.


== Einführende Bücher in die Soziologie ==
== Untergliederung der Soziologie ==
=== Gliederung nach den untersuchten Einheiten ===
Eine häufig vorzufindende Unterteilung der Soziologie unterscheidet zwischen
* dem Ausgangspunkt von ganzen Gesellschaften als Einheiten ([[Makrosoziologie]]) und
* dem Ausgangspunkt des sozialen Handelns und [[Interaktion|Interagierens]] der [[Akteur]]e ([[Mikrosoziologie]]).


Unzufrieden mit dieser [[Erkenntnistheorie|wissenschaftstheoretisch]] strengen Alternative sind Vertreter eines als „Mesosoziologie“ bezeichneten Blicks auf [[Intermediär (Kommunikationstheorie)|intermediäre]] Ebenen (Betonung des „Hin und Her“) und eines neuerdings als „Makro-Mikro-Soziologie“ bezeichneten Ansatzes, der prozessanalytisch Einseitigkeiten ausschließlicher Makro- und Mikro-Betrachtung zu überwinden beansprucht (Betonung des „Weder-noch“).
*[[Günter Endruweit|Endruweit, Günter]], und Gisela Trommsdorff, Hgg. ''Wörterbuch der Soziologie.'' 2. Aufl. Stuttgart: Lucius&Lucius, 2002. <small>Eine kundige und zur Zeit (2004) auch die neueste Übersicht im Handbuchcharakter mit zahlreichen Mitarbeiter/inne/n. Doch bleiben auch die anderen erhältlichen soziologischen Wörterbücher empfehlenswert.</small>
*[[Wolfgang Eßbach|Eßbach, Wolfgang]]. ''Studium Soziologie.'' Paderborn: Fink (UTB), 1996. <small>Überblick über die Entstehungsgeschichte der Soziologie, ihre heutigen Anwendungsfelder, das Soziologiestudium und wichtige Grundbegriffe.</small>
* [[Anthony Giddens|Giddens, Anthony]]. ''Soziologie.'' 2. Aufl. Graz: Nausner&Nausner, 1999. (Übers. aus d. Engl.) ISBN 3-901402-22-5 <small>Standardwerk im englischsprachigem Raum.</small>
*[[Dirk Kaesler|Kaesler, Dirk]], Hg. ''Klassiker der Soziologie.'' 2 Bde. 4. Aufl. München: Beck, 2003. ISBN 3-406-420885-6 und ISBN 3-406-42089-3 <small>Zeigt eine jüngere Generation von Soziologen im Rahmen von jeweils 20 Seiten, wer ''[[cum grano salis]]'' die [[Klassiker]] sind. 31 von ihnen werden erstens in ihrem Leben und dem zeitgenössischen Kontext, zweitens in ihrem Werk und deren wichtigsten Begriffen und drittens in ihrer Wirkung auf das zeitgenössisches soziologisches Denken und auf die gegenwärtige internationale Soziologie dargestellt. Diese beiden Bände helfen, die Klassiker kurz zu rekapitulieren und in eine Geschichte zu verorten.</small>
* [[Dirk Kaesler|Kaesler, Dirk]], Hg. ''Aktuelle Theorien der Soziologie.'' München: Beck, 2005. ISBN 3-406-52822-8 <small>Fundierter Überblick über die aktuelle Entwicklung soziologischer Theorien.</small>
*[[Annette Treibel|Treibel, Annette]]. ''Einführung in soziologische Theorien der Gegenwart.'' 6. Aufl. Wiesbaden: VS Verlag (UTB), 2004. <small>Teil des Einführungskurses in die Soziologie in vier Bänden. In diesem Band werden die soziologischen Theorien in ihrer Struktur aufgearbeitet und vorgestellt. Gleichzeitig zieht die Autorin Verbindungslinien, um das Geflecht der unterschiedlichen Ansätze transparenter zu machen.</small>


==== Makrosoziologie (Gesellschaft, Kollektiv, Struktur, System, Diskurs) ====
== Weblinks ==
* [[Marxistische Soziologie]]
* [http://www.soziologie.uni-freiburg.de/fachschaft/studium/wasistsoz.php Was ist Soziologie ]
* [[Strukturalismus]]
* [http://www.socioweb.de/seminar/einfuehrung/index.htm Soziologie-Lexikon] mit über 2000 Einträgen
* [[Funktionalismus (Sozialwissenschaften)|Funktionalismus]]
* [[Strukturfunktionalismus]], s.&nbsp;u.
* [[Kritische Theorie]], s.&nbsp;u.
* [[Systemtheorie]], s.&nbsp;u.
* [[Kulturtheorie]], s.&nbsp;u.
* [[Akteur-Netzwerk-Theorie]]
* [[Netzwerkforschung]], [[Komplexes Netzwerk]], [[Soziales Netzwerk (Soziologie)|(Soziales Netzwerk)]]
* Diskurstheorie, siehe [[Diskurs]]
[[Datei:Social-network.svg|mini|Eine Visualisierung eines [[Soziales Netzwerk (Soziologie)|sozialen Netzwerks]]]]

==== Mikrosoziologie (Akteur, Individuum, Handeln) ====
* [[Konfliktsoziologie]]
* [[Symbolischer Interaktionismus]]
* [[Phänomenologische Soziologie]]
* Methodologischer Individualismus (insbesondere [[Theorie der rationalen Entscheidung]], s.&nbsp;u.)
* [[Figuration (Soziologie)]] (umstrittene Zuordnung)
* [[Ethnomethodologie]]
* [[Hermeneutik]] insbesondere die [[Hermeneutische Wissenssoziologie]] sowie die [[Objektive Hermeneutik]]
* [[Pragmatismus]]
* [[Konstruktivismus (Philosophie)|Konstruktivismus]] insbesondere der [[Sozialkonstruktivismus]]
* [[Praxeologie (Sozialtheorie)|Praxistheorie]]
* [[Behaviorismus]]

==== {{Anker|Mesosoziologie}} Mesosoziologie (Gruppe, Figuration, Organisation, Institution, Situation, Ritual, Subsystem u. a.) ====
Diese Theorie mittlerer Reichweite (vgl. [[Robert K. Merton]]) umschreibt z.&nbsp;B. die Soziologie der [[Institution]]en, [[Ritual]]e und [[Organisation]]en, [[Soziale Gruppe]]n bzw. die Verbindung zwischen Mikro- und Makrosoziologie.

* [[Figuration (Soziologie)]]
* [[Organisationssoziologie]]
* [[Praxistheorie]]
* [[Soziologischer Neoinstitutionalismus]]
* [[Strukturationstheorie]], s.&nbsp;u.

==== Makro-Mikro-Soziologie ====
Hier wird für den Ansatz von [[Norbert Elias]], die [[Figuration (Soziologie)|Figurationssoziologie]] (auch [[Prozesssoziologie]]), eine über die Akteuranalyse hinausgehende strömungsstrukturelle (figurative) Grundlegung beansprucht, die jedoch makrosoziologische [[Reifikation|Reifizierungen]] der Gesamtgesellschaft ablehnt. Ein zweiter Ansatz ist die Sozialisationstheorie von Klaus Hurrelmann, die Persönlichkeitsentwicklung als einen permanenten produktiven Prozess der Verarbeitung von innerer Realität (Körper, Psyche) und äußerer Realität (soziale und physische Umwelt) konzipiert.

=== Gliederung nach der Reichweite der Theoreme ===
Ferner lassen sich Themenbereiche der Soziologie auch danach unterscheiden, ob sie der „allgemeinen“ Soziologie zuzurechnen sind, also generelle Gültigkeit beanspruchen, oder ob es sich dabei um Themen einer „speziellen“ Soziologie handelt. Theoretisch gehören die soziologischen „Methoden“ zur allgemeinen Theorie, in der Hochschulpraxis werden sie aber oft gesondert betrieben.

==== Allgemeine Soziologie ====
Zur „Allgemeinen Soziologie“ zählen die Kategorien und Hypothesen, mit denen soziales Verhalten in den verschiedenen Lebensbereichen erklärt wird.<ref>Werner Fuchs-Heinritz, Rüdiger Lautmann, Otthein Rammstedt, Hanns Wienold (Hrsg.): ''Lexikon zur Soziologie'', Lemma ''Soziologie, allgemeine'', 4. Aufl., VS-Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden 2007, S. 635.</ref> Dazu gehören Sachgebiete wie das Verhältnis von [[Akteur]] und Gesellschaft oder Person und sozialem System, sowie die Struktur und der Wandel von Gesellschaften bzw. sozialen Systemen. Auch die [[Methodik|Methoden]] der [[Empirie|empirischen]] [[Empirische Sozialforschung|Forschung]] lassen sich hier einordnen.

Hauptthemen der Allgemeinen Soziologie sind beispielsweise: [[Devianz]], [[Elite]]n, [[Funktionale Differenzierung]], [[Soziale Gruppe|Gruppen]], [[Herrschaft]], [[Kommunikation]], [[Macht]], [[Sozialisation]], [[Soziales Handeln]], [[soziale Interaktion]], [[Soziale Klasse|Klassen]], [[soziale Mobilität]], [[soziale Rolle]]n, [[Tausch (Soziologie)|sozialer Tausch]], [[soziale Ungleichheit]], [[sozialer Wandel]], [[Sozialstruktur]], [[Technik]].

==== Spezielle Soziologien ====
„Spezielle Soziologien“ – informell auch „Bindestrichsoziologien“ genannt – befassen sich mit den [[Struktur (Soziologie)|Strukturen]] und Prozessen gesellschaftlicher Teilsysteme oder institutioneller Bereiche der Gesellschaft.

Zu den speziellen Soziologien gehören beispielsweise [[Arbeitssoziologie]], [[Wirtschaftssoziologie]], [[Techniksoziologie]], [[Familiensoziologie]] und [[Politische Soziologie|Politiksoziologie]]. Durch die zunehmende [[Soziale Differenzierung|Differenzierung]] auch der Soziologie selbst bilden sich laufend weitere spezielle Soziologien.

{{Siehe auch|Liste spezieller Soziologien}}

[[Datei:Lochkarte02.jpg|mini|Hollerith-[[Lochkarte]] – vor der computergestützten Auswertung das Alltagsutensil der quantitativen Forschung]]

==== Empirische Sozialforschung ====
Um eine der Soziologie angemessene [[Methodik]] der empirischen Erforschung sozialer Tatbestände wurde seit den Anfängen der Disziplin im sogenannten [[Methodenstreit (Sozialwissenschaften)|Methodenstreit]] gerungen.

Das umfangreiche methodische Instrumentarium der [[Empirische Sozialforschung|empirischen Soziologie]] lässt sich wie folgt untergliedern:
* [[Qualitative Sozialforschung]]
* [[Quantitative Sozialforschung]]
* [[Historische Soziologie]]

Weiterhin existieren Kombinationen der verschiedenen Ansätze, die ''mixed methods'' genannt werden. Die sogenannte [[Objektive Hermeneutik]] beansprucht dagegen, eine umfassende Forschungsmethodologie der Sozialwissenschaften zu formulieren, die gleichermaßen für quantifizierende Daten wie für natürlich protokollierte Ausdrucksgestalten der konkreten Lebenspraxis (wobei Protokolle per se schon „historisch“ sind) Anwendung findet. Die oben genannte Methodenunterscheidung wird von dieser Methodologie kritisiert und abgelehnt.

== Reine und angewandte Soziologie ==
Obwohl der Unterschied zwischen einer reinen Theorie und ihrer Anwendung in vielen Wissenschaften gemacht wird und in den Bereich alltäglicher Vorverständnisse auch der Soziologie gehört, gibt es hier einen strengen und einen weniger festgelegten Gebrauch.

Im strengen Sinne hat [[Ferdinand Tönnies]] zwischen einer [[axiom]]atisch abgestützten und begrifflich entfalteten „Reinen Soziologie“ und einer von dorther ausgehenden „Angewandten Soziologie“ unterschieden, bei der diese Begriffe [[Deduktion|deduktiv]] an historische soziale Prozesse angelegt werden. Im ersten Fall bewegt man sich demnach im „Reich der Ideen“, im zweiten im „Reich der Wirklichkeit“.

Im weniger strengen Sinne versteht man unter angewandter Soziologie die Handhabung theoretischer Grundlagen zur Bearbeitung von Forschungsaufträgen. Der Erfolg einer soziologischen Theorierichtung ist dabei nicht nur von der intellektuellen Tüchtigkeit und wissenschaftlichen Bedeutung ihrer Begründer abhängig, sondern – [[Wissenschaftssoziologie|wissenschaftssoziologisch]] gesehen – durchaus auch von der [[Nachfrage]] nach [[Soziologische Beratung|soziologischer Beratung]] durch den [[Markt (Wirtschaftswissenschaft)|Markt]] beziehungsweise durch soziale Verbände oder die [[Politik]], selten aber nachhaltiger auch durch [[Massenbewegung (Soziologie)|soziale Bewegungen]].

[[Marktforschung|Markt-]] und [[Meinungsforschung|Wahlforschung]] bieten die lukrativsten Aufträge für Soziologen, was die Entwicklung der quantitativen Methoden ([[Statistik]]) und der an die [[Naturwissenschaft]]en angelehnten Theorieansätze relativ begünstigt. Denn die Fragen sind meist eingeschränkt und auf die allernächste Zukunft bezogen. Viele ''[[ceteris paribus]]''-Bedingungen können also vorausgesetzt werden, ohne die Ergebnisse stark zu beeinträchtigen. Hier kam es, zuerst in den [[Vereinigte Staaten|USA]] (seit den späten 1940er Jahren auch in Deutschland) zur Gründung von Umfragefirmen und Meinungsforschungsinstituten.

Einige spezielle Teilgebiete ([[Militärsoziologie|Militär-]], [[Medizinsoziologie|Medizin-]], [[Sportsoziologie|Sport-]] und [[Katastrophensoziologie]]) fragen soziologische Beratung nach, nicht aber die [[Industrie- und Betriebssoziologie|Industriesoziologie]], seit das Fach in Deutschland in den 1970er Jahren aus den wirtschafts- und sozialwissenschaftlichen [[Fakultät (Hochschule)|Fakultäten]] (Fachbereichen) in die philosophischen umgezogen ist; die [[Organisationssoziologie]] wird nun vor allem in den USA fortgeführt. Eine beratende Funktion hat oftmals auch die [[Rechtssoziologie]], die u.&nbsp;a. im Vorfeld geplanter Gesetze Wirkungs- und Evaluationsforschung betreibt; sie kann auch in Bereichen mit „weichen“ Rechtsverhältnissen ([[Arbitrage]]n, [[Treu und Glauben]], „nach [[Billigkeit|billigem]] Ermessen“) für eine Strukturierung sorgen. [[Sozialräumliche Struktur]]en werden zu Planungszwecken von der Gemeinde- bzw. [[Stadtsoziologie]] untersucht.

[[Brotlose Kunst|Brotlose Künste]] sind hingegen zahlreiche spezielle Soziologien, die sich schlecht vermarkten lassen und quantitativen Methoden wenig zugänglich sind, etwa die [[Kunstsoziologie|Kunst-]], [[Literatursoziologie|Literatur-]] oder [[Religionssoziologie]]. Also ist deren Forschungsfortschritt stark von der Forschungsfreiheit der Universitätssoziologie, von den Motiven der Wissenschaftler selbst und von den relativ geringen [[Drittmittel]]zuschüssen [[Gemeinnützigkeit|gemeinnützig]] denkender Förderer ([[Mäzen]]e) abhängig.

[[Diktatur]]en lehnen eine – vor allem die Mentalität der Bevölkerung berücksichtigende und darüber Auskunft gebende – Soziologie ab; bei besonderem (dann oft geheimem) Beratungsbedarf erlauben auch sie vorübergehend soziologische Fragestellungen (beispielsweise in der [[Deutsche Demokratische Republik|DDR]] der 1980er Jahre im Bereich der angewandten [[Stadtsoziologie|Stadt-]] und [[Jugendsoziologie]]).

== Bedeutende Soziologen ==
Einige besonders bedeutsame soziologische Denker seit der Soziologie Begründer Auguste Comte seien hier aufgeführt.<ref>{{Webarchiv |url=http://www.manuelcastells.info/en/SSCIsocialranking_eng.pdf |text=Relative Ranking of a Selected Pool of Leading Scholars in the Social Sciences by Number of Citations in the Social Science Citation Index, 2000–2007* |wayback=20150418122824}} (PDF; 56&nbsp;kB).</ref>
{{Siehe auch|Liste bedeutender Soziologen}}
sowie die Liste von 150 soziologischen Klassikern auf ''Wikibooks''.<ref>[[b:Soziologische Klassiker|Soziologische Klassiker]] auf Wikibooks.</ref>

{| class="wikitable"
|-
|bgcolor="#ececec"| '''A'''
| [[Theodor W. Adorno]], [[Jutta Allmendinger]], [[Raymond Aron]], [[Hans Albert]]
|-
|bgcolor="#ececec"| '''B'''
| [[Jean Baudrillard]], [[Zygmunt Bauman]], [[Ulrich Beck]], [[Daniel Bell (Soziologe)|Daniel Bell]], [[Reinhard Bendix]], [[Peter L. Berger]], [[Peter Blau|Peter M. Blau]], [[Raymond Boudon]], [[Pierre Bourdieu]]
|-
|bgcolor="#ececec"| '''C'''
| [[Robert Castel]], [[Dieter Claessens]], [[James Samuel Coleman|James S. Coleman]], [[Auguste Comte]], [[Charles Cooley]], [[Lewis Coser]]
|-
|bgcolor="#ececec"| '''D'''
| [[Ralf Dahrendorf]], [[W. E. B. Du Bois]], [[Émile Durkheim]]
|-
|bgcolor="#ececec"| '''E'''
| [[Shmuel N. Eisenstadt]], [[Norbert Elias]], [[Jon Elster]], [[Hartmut Esser]], [[Amitai Etzioni]]
|-
|bgcolor="#ececec"| '''F'''
| [[Michel Foucault]], [[Hans Freyer]], [[Gilberto Freyre]]
|-
|bgcolor="#ececec"| '''G'''
| [[Harold Garfinkel]], [[Arnold Gehlen]], [[Theodor Geiger]], [[Anthony Giddens]], [[Erving Goffman]], [[Ludwig Gumplowicz]]
|-
|bgcolor="#ececec"| '''H'''
| [[Jürgen Habermas]], [[Maurice Halbwachs]], [[George C. Homans]], [[Max Horkheimer]], [[Klaus Hurrelmann]]
|-
|bgcolor="#ececec"| '''I'''
| [[Eva Illouz]]
|-
|bgcolor="#ececec"| '''J'''
| [[Marie Jahoda]]
|-
|bgcolor="#ececec"| '''K'''
| [[René König]]
|-
|bgcolor="#ececec"| '''L'''
| [[Paul Felix Lazarsfeld|Paul F. Lazarsfeld]], [[M. Rainer Lepsius]], [[Siegwart Lindenberg]], [[Seymour Martin Lipset]], [[Thomas Luckmann]], [[Niklas Luhmann]]
|-
|bgcolor="#ececec"| '''M'''
| [[Bronisław Malinowski]], [[Michael Mann (Soziologe)|Michael Mann]], [[Karl Mannheim]], [[Herbert Marcuse]], [[Karl Marx]], [[Marcel Mauss]], [[George Herbert Mead]], [[Robert K. Merton]], [[Robert Michels]], [[Charles Wright Mills]], [[Richard Münch (Soziologe)|Richard Münch]]
|-
|bgcolor="#ececec"| '''O'''
| [[William Fielding Ogburn|William F. Ogburn]], [[Mancur Olson]], [[Franz Oppenheimer]]
|-
|bgcolor="#ececec"| '''P'''
| [[Vilfredo Pareto]], [[Robert Ezra Park|Robert E. Park]], [[Talcott Parsons]]
|-
|bgcolor="#ececec"| '''R'''
| [[Andreas Reckwitz]], [[David Riesman]], [[Stein Rokkan]], [[Hartmut Rosa]]
|-
|bgcolor="#ececec"| '''S'''
| [[Henri de Saint-Simon]], [[Saskia Sassen]], [[Helmut Schelsky]], [[Wolfgang Schluchter]], [[Alfred Schütz]], [[Richard Sennett]], [[Alphons Silbermann]], [[Georg Simmel]], [[Werner Sombart]], [[Pitirim Sorokin]], [[Herbert Spencer]], [[William Graham Sumner]]
|-
|bgcolor="#ececec"| '''T'''
| [[Gabriel Tarde]], [[William Isaac Thomas|William I. Thomas]], [[Ferdinand Tönnies]], [[Alain Touraine]]
|-
|bgcolor="#ececec"| '''V'''
| [[Thorstein Veblen]], [[Michael Vester]]
|-
|bgcolor="#ececec"| '''W'''
| [[Immanuel Wallerstein]], [[Lester Frank Ward]], [[Alfred Weber]], [[Max Weber]], [[Edvard Westermarck]], [[William Foote Whyte|William F. Whyte]], [[Leopold von Wiese]]
|-
|bgcolor="#ececec"| '''Z'''
| [[Wolfgang Zapf]]
|}

<div align="center">
<gallery>
UlrichBeck.jpg|[[Ulrich Beck]]<br />(1944–2015)
WEB DuBois 1918.jpg|[[William Edward Burghardt Du Bois|W. E. B. Du Bois]]<br />(1868–1963)
Emile Durkheim.jpg|[[Émile Durkheim]]<br />(1858–1917)
Gilberto Freyre.JPG|[[Gilberto Freyre]]<br />(1900–1987)
Vilfredo Pareto 1870s2.jpg|[[Vilfredo Pareto]]<br />(1848–1923)
Simmel 01.JPG|[[Georg Simmel]]<br />(1858–1918)
Ferdinand Toennies Bueste Husum-Ausschnitt.jpg|[[Ferdinand Tönnies]]<br /> (1855–1936)
Veblen3a.jpg|[[Thorstein Veblen]]<br />(1857–1929)
Max Weber 1894.jpg|[[Max Weber]]<br />(1864–1920)
</gallery></div>

== Zeitgenössische soziologische Ansätze ==
Hier kann nur eine Auswahl angesprochen werden.

* Eine Vielzahl von Arbeiten, zumal soziologischer [[Klassiker]] wie [[Max Weber]], lassen sich grob einem „interpretativen und qualitativ-rekonstruktiven“ Paradigma zuordnen. Oft ausgehend von [[Phänomenologie]], [[Pragmatismus]] und [[Geschichtsschreibung]] stehen hierbei subjektive Sinnqualitäten und die Rekonstruktion der Entstehungsbedingungen, Verläufe und Konsequenzen sozialer Praktiken (Handlungsweisen) im Vordergrund.
* Die mikrosoziologische [[Theorie der rationalen Entscheidung]] (bekannter Vertreter: [[Hartmut Esser]]) führt so genannte [[Induktion (Philosophie)|Aggregatphänomene]] auf die Entscheidungen und das ihnen entsprechende [[Soziales Handeln|Handeln]] einzelner [[Akteur]]e zurück und geht davon aus, dass hier rationale Wahlen auffindbar sind. Zwischen [[Theorie der rationalen Entscheidung|Rational-Choice]]-Ansatz, [[Quantitative Sozialforschung|quantitativer Methodologie]] und neoklassischer [[Volkswirtschaftslehre|volkswirtschaftlicher Theorie]] herrschen gewisse Affinitäten. Die Rational-Choice-Vorgehensweise lässt sich bis zu [[Ferdinand Tönnies]] zurückverfolgen, der jedoch nicht die [[Rationalität|Ratio]], sondern den [[Wille]]n zum Ausgangspunkt sozialen Handelns gemacht hat (vgl.: [[Voluntarismus]]).
* Von zentraler Bedeutung in Mitteleuropa und Einfluss bis in die USA ist die „[[Kritische Theorie]]“ (so durch [[Jürgen Habermas]] und [[Axel Honneth]]), die inzwischen durch eine Nähe zum (französischen) [[Poststrukturalismus]] gekennzeichnet ist, aber in ihrer [[Dialektik|dialektischen]] Wissenschafts- und Methodenauffassung auf [[Georg Wilhelm Friedrich Hegel]], [[Karl Marx]] und [[Sigmund Freud]] zurückgreift.
* Als eine vierte große und insbesondere im deutsch- und japanischsprachigen Raum einflussreiche Schule lässt sich die „[[soziologische Systemtheorie]]“ im Gefolge von [[Talcott Parsons]] (vgl.: [[Strukturfunktionalismus]]) und [[Niklas Luhmann]] nennen. „Soziologie“ wird hier auf eine Auffassung von Gesellschaft zugeschnitten, die durch charakteristische [[Kommunikation]]en und Nicht-Kommunikationen in sozialen Teilsystemen definiert wird.
* Rund um [[René König]] entstand die [[Kölner Schule (Soziologie)|Kölner Schule der Soziologie]]. Ihr Publikationsorgan [[Kölner Zeitschrift für Soziologie und Sozialpsychologie]] ist noch immer eine der wichtigsten soziologischen Zeitschriften.
* [[Objektive Hermeneutik]]: Ab dem Ende der siebziger Jahre hat sich die rekonstruktionslogische Forschungsmethodologie der Objektiven Hermeneutik&nbsp;– geprägt vor allem durch [[Ulrich Oevermann (Soziologe)|Ulrich Oevermann]]&nbsp;– entwickelt, die in Übereinstimmung mit Hegels Prinzip einer Wechselbestimmung von Inhalt und Methode sowohl dialektische Forschungsmethodologie als auch Konstitutionstheorie der Sozialwissenschaften zu sein beansprucht und seit bald vierzig Jahren eine breite Forschungspraxis zahlreicher Wissenschaftler aus den verschiedensten Disziplinen anleitet. Ihre Ursprünge hat sie in der sequentiellen Analyse von Interaktionstranskripten des von Oevermann geleiteten Projekts „Elternhaus und Schule“ am [[Max-Planck-Institut für Bildungsforschung]] in Berlin, Anfang der 1970er Jahre.

Ferner gibt es:
* Die [[Prozesssoziologie]] ist namentlich durch [[Norbert Elias]] wiederbelebt worden. Elias versteht sie nicht nur als eine [[Über den Prozeß der Zivilisation|Zivilisationstheorie]], sondern auch als ein Gegenkonzept zur Handlungstheorie und zur Systemtheorie. Für ihn existieren weder pure [[Individuum|Individuen]] ohne Gesellschaft noch pure Gesellschaften ohne Individuen. Er kennt auch keine Zustände. Real ist stets die [[Sozialer Wandel|Bewegung]] in sozialen Verflechtungen ([[Figuration (Soziologie)|Figurationen]]). Im Anschluss an Elias sind die Arbeiten [[Dieter Claessens]]’ zu nennen. Doch gibt es prozesssoziologische Ansätze – nicht unter diesem Namen – mit unterschiedlichen Ableitungen bereits seit [[Giambattista Vico]], [[Karl Marx]], [[Ludwig Gumplowicz]] und [[Vilfredo Pareto]].
* [[Pierre Bourdieu]] hat seit den 1970er Jahren bis zur Jahrtausendwende eine seither vielfach aufgegriffene kombinatorische „Theorie der Praxis“ auf empirischer Grundlage unter Einbeziehung philosophischer, naturwissenschaftlicher, soziologischer, ethnologischer und ökonomischer Theorien entwickelt, die häufig unter [[Kultursoziologie]] subsumiert wird.
* Die [[Sozialisationstheorie]], die sich auf die menschliche Persönlichkeitsentwicklung in Interaktion mit gesellschaftlichen und innerpersonalen Faktoren konzentriert und die Brücke zu Psychologie und Verhaltensbiologie schlägt (siehe Handbuch Sozialisationsforschung, herausgegeben von Klaus Hurrelmann, Ullrich Bauer, [[Matthias Grundmann]] und [[Sabine Walper]], 8. Auflage 2015).

== Russland ==
Bis heute überwiegt in Russland die Vorstellung von der Soziologie als einer Wissenschaft, die dem Staate dienen soll. Anders als zu Sowjetzeiten wird allerdings heute ein beträchtlicher Teil des Arbeitsfeldes von unabhängiger Soziologie belegt. 2012 wurde das Gesetz über „ausländische Agenten“ verabschiedet, das die Arbeitsmöglichkeiten für nichtkommerzielle Organisationen (russ.: NKO) stark einschränkte, auch für jene, die Forschung betreiben. Forscher, die sich nicht in die gesteckten Rahmen einfügen, müssen mit ernsten Schwierigkeiten rechnen. Auch „Massenumfragen und andere soziologische Forschungen“ werde zu politischer Tätigkeit gezählt, wodurch nun der Soziologie das Recht genommen wurde, als Wissenschaft bezeichnet zu werden. Organisationen des nichtkommerziellen Sektors mit Finanzierung jedweder Art aus dem Ausland, die zugleich politisch tätig sind, gelten heute als „ausländische Agenten“. Praktisch jede Kritik in Bezug auf den Staat und dessen Innen- oder Außenpolitik gilt als „politischer Betätigung“.<ref>[https://www.zois-berlin.de/publikationen/russlands-unabhaengige-soziologie-unter-druck Russlands unabhängige Soziologie unter Druck], Zentrum für Osteuropa- und internationale Studien, abgerufen am 24. April 2022</ref>

== Siehe auch ==
{{Portal|Soziologie}}
* [[Kulturvergleichende Sozialforschung]]
* [[Soziobiologie]]
* [[Soziologie im Nationalsozialismus]]
* [[Soziologie in der DDR]]

== Literatur ==
=== Einführungen ===
* [[Hans Paul Bahrdt]]: ''Schlüsselbegriffe der Soziologie. Eine Einführung mit Lehrbeispielen.'' 10. Auflage, Beck, München 2014, ISBN 978-3-406-65863-1.
* [[Dieter Claessens]] und Daniel Tyradellis: ''Konkrete Soziologie. Verständliche Einführung in soziologisches Denken''. Westdt. Verlag, Opladen 1997, ISBN 3-531-13001-3. <small>Dem Untertitel völlig gerecht werdend, wird hier in die typisch soziologische Problemsicht, -behandlung und Denkweise anhand konkreten und gut pointierten Materials der [[Sozialstruktur]] Deutschlands eingeführt.</small>
* [[Michael Corsten]]: ''Grundfragen der Soziologie''. UVK Verlagsgesellschaft mbH, Konstanz 2011, ISBN 978-3-8252-3494-2. <small>Erklärt grundlegende soziologische Fragestellungen und zeigt Verbindungen zwischen unterschiedlichen Fachbegriffen auf.</small>
* [[Oliver Dimbath]]: ''Einführung in die Soziologie''. Fink (UTB), Paderborn 2011, ISBN 978-3-8252-3708-0. <small>Gibt einen Überblick über grundlegende soziologische Begriffe und Theorien.</small>
* [[Norbert Elias]]: ''Was ist Soziologie?'' 11. Auflage. Juventa, Weinheim 2009, ISBN 978-3-7799-0102-0. <small>Originelle Einführung von einem mittlerweile selbst als Klassiker der Soziologie geltenden Autor</small>
* [[Wolfgang Eßbach]]: ''Studium Soziologie''. Fink, Paderborn 1996, ISBN 3-8252-1928-3. <small>Überblick über die Entstehungsgeschichte der Soziologie, ihre heutigen Anwendungsfelder, das Soziologiestudium und wichtige Grundbegriffe.</small>
* [[Hartmut Esser]]: ''Soziologie. Allgemeine Grundlagen''. 3. Auflage. Frankfurt am Main / New York 1999, ISBN 3-593-34960-4. <small>Einführung in die allgemeinen Grundlagen des Fachs, Entstehungsumstände und Arbeitsbereiche der Soziologie, formale und inhaltliche Anforderungen an eine soziologische Erklärung u.&nbsp;v.&nbsp;m.</small>
* [[Anthony Giddens]]. ''Soziologie''. Hgg. von [[Christian Fleck]], Hans Georg Zilian, Nausner & Nausner, Graz ²1999, ISBN 3-901402-22-5 (aus d. Engl.). <small>Standardwerk im englischsprachigen Raum.</small>
* [[Horst Jürgen Helle]]: ''Verstehende Soziologie. Lehrbuch''. Oldenbourg, München/Wien 1999, ISBN 3-486-24767-0. <small>[[Spinoza]], [[Kant]], [[Wilhelm Dilthey|Dilthey]]; Georg Simmel, Max Weber, [[George Herbert Mead]], [[Hans Freyer]], [[Anselm Strauss]], [[Tamotsu Shibutani]], [[Erving Goffman]],.</small>
* [[Hans Peter Henecka]]: ''Grundkurs Soziologie.'' 10., aktualisierte Auflage. UVK Konstanz / UTB Stuttgart 2015, ISBN 978-3-8252-4468-2.
* [[Hans Joas]] (Hrsg.): ''Lehrbuch der Soziologie''. 3., überarb. und erw. Aufl. Campus, Frankfurt am Main / New York 2003, ISBN 978-3-593-37920-3. <small>Widmet sich den Themenbereichen der soziologischen Forschung und arbeitet dabei jeweils neben der soziologischen Perspektive den aktuellen Kenntnisstand heraus.</small>
* Hermann Korte: ''Einführung in die Geschichte der Soziologie''. 8. Aufl., VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden 2006, ISBN 978-3-531-14774-1. <small>Gut verständliche Geschichte der Soziologie.</small>
* [[Heinz Maus]]: ''Einführung in die Soziologie''. In: ''Jahrbuch für Soziologiegeschichte 1992'', Leske + Budrich, Opladen 1994, S. 195–240 (hrsg. mit einer Einleitung von [[Georg Ahrweiler]]). <small>Unorthodoxer Ansatz im Umfeld der [[Kritische Theorie|Kritischen Theorie]]</small>
* [[Heiner Meulemann]]: ''Soziologie von Anfang an. Eine Einführung in Themen, Ergebnisse und Literatur''. 2., überarb. Auflage. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden 2006, ISBN 978-3-531-33742-5. <small>Die Fokussierung auf wissenschaftliche ''Ergebnisse'' unterscheidet dieses Buch angenehm von manchen anderen Einführungen.</small>
* [[Richard Münch (Soziologe)|Richard Münch]]: ''Soziologische Theorie.'' Band 1: ''Grundlegung durch die Klassiker'', ISBN 3-593-37589-3. Band 2: ''Handlungstheorie''. ISBN 3-593-37590-7. Band 3: ''Gesellschaftstheorie''. Campus, Frankfurt am Main / New York 2004, ISBN 3-593-37591-5. <small>Dreibändige, umfassende Einführung in zentrale Perspektiven soziologischer Theorie.</small>
* [[Armin Nassehi]]: ''Soziologie. Zehn einführende Vorlesungen.'' VS-Verlag, Wiesbaden 2008. ISBN 978-3-531-15433-6. <small>Einführung in Grundbegriffe der Soziologie, dargestellt an lebensnahen Episoden.</small>
* [[Sighard Neckel]] u.&nbsp;a. (Hrsg.): ''Sternstunden der Soziologie. Wegweisende Theoriemodelle des soziologischen Denkens''. Campus Verlag, Frankfurt am Main 2010, ISBN 978-3-593-39181-6
* [[Manfred Prisching]]: ''Soziologie. Themen – Theorien – Perspektiven''. 3., erg. und überarb. Auflage. Böhlau, Wien/Köln/Weimar 1995, ISBN 3-205-98386-6. <small>Gut gegliedertes Einführungsbuch, das zentrale Konzepte der Soziologie anhand der Etappen des Lebens erläutert.</small>
* [[Annette Treibel-Illian|Annette Treibel]]: ''Einführung in soziologische Theorien der Gegenwart''. 7., aktualisierte Auflage. Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden 2006, ISBN 978-3-531-15177-9. <small>3. Band ihrer 4-teiligen Schriftenreihe ''Einführungskurs Soziologie''. Ausgewählte Theorien werden vorgestellt, in ihrer Struktur aufgearbeitet, und das Geflecht ihrer unterschiedlichen Ansätze wird durch Verbindungslinien der Autorin transparenter gemacht.</small>
* [[Friedhelm Kröll]]: ''Soziologie. Im Labyrinth der Modelle. Eine Orientierung'', new academic press, Wien 2014, ISBN 978-3-7003-1779-1.
* [[Jörn Lamla]], [[Henning Laux]], [[Hartmut Rosa]], David Strecker (Hrsg.): ''Handbuch der Soziologie'', UVK, Konstanz 2014, ISBN 978-3-8252-8601-9.
* [[Ernst M. Wallner]]: ''Soziologie – Einführung in Grundbegriffe und Problemen.'' 6. Auflage. 1979.
* [[Reinhold Zippelius]]: ''Grundbegriffe der Rechts- und Staatssoziologie.'' 3. Auflage. Mohr Siebeck, Tübingen 2012, ISBN 978-3-16-151801-0.

=== Nachschlagewerke ===
* [[Lewis Coser]]: ''[[Masters of Sociological Thought]]. Ideas in Historical and Social Context''. Harcourt Brace Jovanovich, New York u.&nbsp;a. 1971, ISBN 0-15-555128-0. <small>Eine glänzende Einführung in die soziologischen Klassiker.</small>
* [[Günter Endruweit]], Gisela Trommsdorff (Hrsg.): ''Wörterbuch der Soziologie''. 2. verb. und erweit. Aufl., Lucius & Lucius, Stuttgart 2002, ISBN 3-8252-2232-2. <small>Eine kundige Übersicht im Handbuchcharakter mit zahlreichen Mitarbeiter/inne/n.</small>
* Sina Farzin, [[Stefan Jordan (Historiker)|Stefan Jordan]] (Hrsg.): ''Lexikon Soziologie und Sozialtheorie. Hundert Grundbegriffe.'' Reclam, Stuttgart 2008, ISBN 978-3-15-010661-7. <small>Begriffe der Soziologie und Sozialtheorie</small>
* [[Werner Fuchs-Heinritz]], [[Rüdiger Lautmann]], [[Otthein Rammstedt]], Hanns Wienold (Hrsg.): ''Lexikon zur Soziologie''. 4. Aufl., VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden 2007, ISBN 3-531-11417-4. <small>Das stichwort- und mitarbeiterreichste soziologische Sachlexikon weltweit.</small>
* [[Karl-Heinz Hillmann]]: ''Wörterbuch der Soziologie'' (= ''[[Kröners Taschenausgabe]].'' Band 410). 5., völlig überarbeitete und erweiterte Auflage. Kröner, Stuttgart 2007, ISBN 978-3-520-41005-4. <small>Der Klassiker unter den deutschen soziologischen Wörterbüchern. Rund 2500 Sach- und Personeneinträge, reichhaltige Literaturangaben.</small>
* Klaus Hurrelmann, Ullrich Bauer, Matthias Grundmann, Sabine Walper (Hrsg.): ''Handbuch Sozialisationsforschung''. Weinheim: Beltz 2015.
* [[Dirk Kaesler]] (Hrsg.): ''Klassiker der Soziologie''. Band I: ''Von Auguste Comte bis Alfred Schütz''. 5. Aufl. Beck, München 2006, ISBN 3-406-54749-4. Band 2: ''Von Talcott Parsons bis Anthony Giddens''. 5. Aufl., Beck, München 2007, ISBN 3-406-42089-3. <small>Behandelt in Bd. 1 die international als [[Klassiker]] geltenden Soziologen, die vor 1900 geboren sind, in Bd. 2 die Späteren. Alle werden in ihrem Leben und dem zeitgenössischen Kontext, sodann in ihrem Werk und deren wichtigsten Begriffen und endlich in ihrer Wirkung auf das zeitgenössische soziologische Denken und auf die gegenwärtige internationale Soziologie dargestellt. Die Bände helfen, die Klassiker kurz zu rekapitulieren und in einen historischen Zusammenhang zu stellen.</small>
* Dirk Kaesler (Hrsg.): ''Aktuelle Theorien der Soziologie''. Beck, München 2005, ISBN 3-406-52822-8. <small>Fundierter Überblick über aktuelle Entwicklungen soziologischer Theorien.</small>
* Dirk Kaesler, [[Ludgera Vogt]] (Hrsg.): ''Hauptwerke der Soziologie'' (= ''Kröners Taschenausgabe.'' Band 396). 2., durchgesehene Auflage. Kröner, Stuttgart 2007, ISBN 978-3-520-39602-0. <small>Das bewährte Nachschlagewerk erschließt 107 Hauptwerke der internationalen Soziologie. Mit chronologischem Werkverzeichnis, Sach- und Titelregister.</small>
* [[Georg W. Oesterdiekhoff]] (Hrsg.): ''Lexikon der soziologischen Werke''. Westdeutscher Verlag, Wiesbaden 2001, ISBN 3-531-13255-5 (2., aktualisierte und erweiterte Aufl., Springer VS, Wiesbaden 2014, ISBN 978-3-658-02377-5.). <small>174 Fachvertreter stellen 750 soziologische Werke vor.</small>
* [[Gerd Reinhold]] (Hrsg.): ''Soziologie-Lexikon.'' 3., überarb. und erw. Auflage, Oldenbourg, München/Wien 1997, ISBN 3-486-24176-1 <small>Zahlreiche Mitarbeiter, 4. Aufl. i.&nbsp;E. [2009]</small>
* [[Bernhard Schäfers]], Johannes Kopp (Hrsg.): ''Grundbegriffe der Soziologie''. 9. Aufl., VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden 2006, ISBN 978-3-531-14686-7. <small>104 Artikel zu den zentralen Begriffen.</small>

=== Sonstiges Schrifttum ===
* ''Soziologie heute – das erste populärwissenschaftliche Magazin für Soziologie im deutschsprachigen Raum'' [http://www.soziologie-heute.at/ (online)]

== Fachzeitschriften (Auswahl) ==
* ''[[Acta Sociologica]]''
* ''[[American Journal of Sociology]]''
* ''[[American Sociological Review]]''
* ''[[L’Année Sociologique]]''
* ''[[Berliner Journal für Soziologie]]''
* ''[[British Journal of Sociology]]''
* ''[[Comparative Sociology]]''
* ''[[European Journal of Sociology]]''
* [[European Sociological Review]]
* ''[[International Sociology (Zeitschrift)|International Sociology]]''
* ''[[Kölner Zeitschrift für Soziologie und Sozialpsychologie]]''
* ''[[Leviathan – Berliner Zeitschrift für Sozialwissenschaft]]''
* ''[[Mens en Maatschappij]]''
* ''[[Mittelweg 36]]''
* ''[[Österreichische Zeitschrift für Soziologie]]''
* ''[[PROKLA|Prokla. Zeitschrift für kritische Sozialwissenschaft]]''
* ''[[Protosoziologie (Zeitschrift)|Protosoziologie]]''
* ''[[Schweizerische Zeitschrift für Soziologie]]'' (dreisprachig)
* Social Forces
* ''[[Sociologia Internationalis]]''
* ''[[soziologie heute]]''
* ''[[Sociology]]''
* ''[[Soziale Systeme (Zeitschrift)|Soziale Systeme]]''
* ''[[Soziale Welt]]''
* ''[[Soziologie (Zeitschrift)|Soziologie]]''
* ''[[Soziologische Revue]]'' (deutsche Rezensionszeitschrift)
* ''[[Tönnies-Forum]]''
* ''[[WestEnd. Neue Zeitschrift für Sozialforschung]]''
* ''[[Zeitschrift für kritische Theorie]]''
* ''[[Zeitschrift für Soziologie]]''
* ''[[Zeitschrift für theoretische Soziologie]]''

== Weblinks ==
{{Wiktionary}}
{{Wikibooks|Soziologische Klassiker}}
* {{DNB-Portal|4077624-4}}
* [http://agso.uni-graz.at/lexikon/ 50 Klassiker der Soziologie]
* [http://agso.uni-graz.at/lexikon/ 50 Klassiker der Soziologie]
* {{Webarchiv |url=http://www.soziologie-forum.com/soz-institute-linkliste.html |text=Linksammlung der deutschen Institute und Forschungseinrichtungen für Soziologie |wayback=20150428132510}}
* [http://www.das-ranking.de/che6/CHE6?module=WasIst&do=show&esb=29 Studienfachbeschreibung Soziologie des CHE und der Zeit]
* [http://www.soziologie-heute.at/ umfangreiche Link- und Artikelsammlung des Magazins soziologie heute]
* [http://www.uni-marburg.de/soziologie/schwerpunkte/nojs.html Universität Marburg], FB Soziologie: Erläuterte '''Systematik''' der Forschungsschwerpunkte
* [[Regine Gildemeister]]: [http://timms.uni-tuebingen.de/Player/PlayerFlow/UT_20071023_001_sozio_0001 Einführung in die Soziologie] Videoaufzeichnung auf dem Tübinger Internet Multimedia Server
* [http://www.soziologie.de DGS - Deutsche Gesellschaft für Soziologie]
* [[TU Berlin]]: [http://soziologiker.de/faq%204%20u/Was%20ist%20Soziologie.html Was ist Soziologie]
* [http://www.bds-soz.de BDS - Berufsverband Deutscher Soziologinnen und Soziologen]

* [http://wwww.gesis.org/ GESIS - Gesellschaft Sozialwissenschaftlicher Infrastruktureinrichtungen e.V.]
'''Institutionen'''
* [http://www.ftg-kiel.de/ FTG - Ferdinand-Tönnies-Gesellschaft]
* [http://www.valt.helsinki.fi/esa/ ESA - European Sociological Association]
* [http://www.soziologie.de/ DGS Deutsche Gesellschaft für Soziologie]
* [http://www.ucm.es/info/isa/ ISA - International Sociological Association]
* [http://www.bds-soz.de/ BDS – Berufsverband Deutscher Soziologinnen und Soziologen]
* [http://www.oegs.ac.at/ ÖGS – Österreichische Gesellschaft für Soziologie]
* [http://www.anovasofie.net/ Analyse und Überwindung der soziologischen Fragmentierung in Europa (EU-Projekt)]
* [http://www.gesis.org/ GESIS – Leibniz-Institut für Sozialwissenschaften]
* [http://rezensionen.ch/buchbesprechungen/soziologie_als_beruf/3531141317.html Artikel über das Buch "Soziologie als Beruf?"], das die Frage stellt, inwieweit Soziologie als Beruf ausserhalb der Universitäten betrieben werden kann.
* [http://www.europeansociology.org/ ESA] [[European Sociological Association]]
* [http://soziologische-aufmerksamkeit.blogspot.com Weblog "Soziologie und ihre mediale Aufmerksamkeit"] schreibt über soziolog.Artikel in Zeitungen, Radio und TV
* [http://www.asanet.org/ ASA] [[American Sociological Association]]
Ein Vertreter der kritisch-rationalen Sozialwissenschaften ist [[Hans_Albert|Hans Albert]]:
* [http://www.ucm.es/info/isa/ ISA – International Sociological Association]
{{Wikibooks| Studienführer_Hans_Albert|Studienführer Hans Albert}}
* [https://www.tasa.org.au/ TASA – The Australian Sociological Association]

'''Studentische Diskurse'''
* [http://www.soziologiemagazin.de/ Studentisches Soziologiemagazin]
* [http://www.soziologiekongress.de/ Bundesweiter Studentischer Soziologiekongress]

== Einzelnachweise ==
<references responsive />


{{Normdaten|TYP=s|GND=4077624-4|LCCN=sh85124200|NDL=00571850}}
==Siehe auch==
*{{Wiktionary|Soziologie}}
*[[Portal:Soziologie]]
*[[Liste soziologischer Artikel]]
*[[Liste von Soziologinnen und Soziologen]]
*[[Liste bahnbrechender soziologischer Publikationen]]
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Aktuelle Version vom 3. April 2025, 10:56 Uhr

Soziologie (von lateinisch socius ‚Gefährte‘ und -logie) ist eine Wissenschaft, die sich mit der empirischen und theoretischen Erforschung des sozialen Verhaltens befasst, also die Voraussetzungen, Abläufe und Folgen des Zusammenlebens von Menschen untersucht. Als systematisch-kritische Wissenschaft des Sozialen ging die Soziologie aus dem Zeitalter der Aufklärung hervor und nimmt als Sozialwissenschaft eine Mittelstellung zwischen Natur- und Geisteswissenschaften ein. Ihren Namen erhielt sie von Auguste Comte, bevor sie sich in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts als eigenständige universitäre Disziplin durchsetzte. Ferdinand Tönnies, Georg Simmel und Max Weber gelten als Begründer der deutschsprachigen Soziologie.

Gegenstand und Definition

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Die Soziologie bildet den aus den Geisteswissenschaften entstandenen Kern der Sozialwissenschaften. Während andere sozialwissenschaftliche Disziplinen wie die Politikwissenschaft oder die Wirtschaftswissenschaften bestimmte Bereiche des Sozialen unter spezifischen Aspekten (Politik: Interessen sozialer Akteure; Wirtschaft: Knappheit) untersuchen, erforscht die Soziologie alle Aspekte des sozialen Zusammenlebens der Menschen in Gemeinschaften und Gesellschaften. Sie fragt nach Sinn und Strukturen des sozialen Handelns (Handlungstheorie) sowie nach den die Handlungen regulierenden Werten und Normen. Ihre Untersuchungsobjekte sind die Gesellschaft als Ganzes ebenso wie ihre Teilbereiche: Soziale Interaktionen, soziale Systeme, Institutionen, Organisationen und Gruppen. Überdies befasst sich die Soziologie mit der gesellschaftlichen Integration und Desintegration, mit sozialer Ungleichheit, sozialen Konflikten und sozialem Wandel.

Weitere Themen, mit denen sich die Soziologie beschäftigt, sind Sozialstrukturen, Arbeit, Geschlechter, soziale Netzwerke, Gruppen, Kommunikationsmittel (Massenmedien), Migration, Alltag, Technik und Lebenswelt. Für viele dieser Themen haben sich spezielle Soziologien etabliert (siehe unten), andere – wie etwa die allgemeine Frage nach den Wechselwirkungen von Handeln und Struktur – sind Thema der allgemeinen Soziologie. Fragestellungen der Soziologie überschneiden sich häufig mit solchen der Sozialpsychologie und anderer Sozial- und Geisteswissenschaften, teilweise auch mit denen von Naturwissenschaften wie zum Beispiel der Neurobiologie.

Eine facheinheitliche Definition von Soziologie existiert nicht. Eine verbreitete Definition stammt von Max Weber, fokussiert auf das „soziale Handeln“.

„Soziologie soll heißen: eine Wissenschaft, welche soziales Handeln deutend verstehen und dadurch in seinem Ablauf und seinen Wirkungen ursächlich erklären will. ‚Handeln‘ soll dabei ein menschliches Verhalten […] heißen, wenn und insofern als der oder die Handelnden mit ihm einen subjektiven Sinn verbinden. ‚Soziales‘ Handeln aber soll ein solches Handeln heißen, welches seinem von dem oder den Handelnden gemeinten Sinn nach auf das Verhalten anderer bezogen wird und daran in seinem Ablauf orientiert ist.“

Max Weber: Wirtschaft und Gesellschaft, 1920
Auguste Comte
1798–1857

Als eigenständige Wissenschaft wurde die Soziologie erst seit Ende des 19. Jahrhunderts anerkannt. Sie löste sich in dieser Zeit als Einzelwissenschaft von der Philosophie, Wirtschaftswissenschaft, Staatslehre und Völkerkunde. Ihre Entstehungsgeschichte ist eng mit der Entwicklung der Bürgerlichen Gesellschaft im Europa des 19. Jahrhunderts sowie mit der fortschreitenden Industrialisierung verbunden.

Vorläufer der Soziologie sind in der Geschichtswissenschaft, der Nationalökonomie, aber auch im Journalismus und in den Policeywissenschaften zu sehen. Denker am Anfang und in der Mitte des 19. Jahrhunderts wie Henri de Saint-Simon, Karl Marx und Herbert Spencer werden heute auch als soziologische Klassiker betrachtet.

Der Namensgeber der Soziologie war Auguste Comte mit seinem 1851–1854 erschienenen vierbändigen Werk Système de politique positive, ou Traité de sociologie, instituant la religion de l’humanité. Seitdem versucht sie, teils in Fortentwicklung, teils im Gegensatz zu älteren Autoren, die sich ebenfalls mit den sozialen Wechselwirkungen beschäftigten – wie etwa schon in der Antike Xenophon im 4. Jahrhundert v. Chr., Polybios zwei Jahrhunderte später, Ibn Chaldun im 14. Jahrhundert, Giambattista Vico am Anfang und Adolph Freiherr Knigge am Ende des 18. Jahrhunderts – ihren Anspruch nach einem „ihr eigenen Erkenntnisgegenstand“ zu formulieren.

Für Comte ist dieser Gegenstand die „soziale Physik“ (physique sociale), die er nach Gesetzen der sozialen Statik und sozialen Dynamik unterscheidet. Für Émile Durkheim ist es der „Soziale Tatbestand(fait social) bzw. – in der Übersetzung René Königs – „soziologische Tatbestand“, der außerhalb des individuellen Bewusstseins existiert und von zwingendem Charakter ist.[1] Für Ferdinand Tönnies bilden die „sozialen Wesenheiten“, das heißt die auf dem „Willen zur sozialen Bejahung“ beruhenden sozialen Verbindungen, den spezifischen soziologischen Gegenstand. Für Max Weber ist es das „soziale Handeln“ (siehe oben).

Soziologisches Verstehen, soziologische Erklärung

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In der Soziologie, als Wissenschaft des Sozialen, sind Theorie und Erfahrung aufeinander bezogen. Empirisch gehaltvoll sowie den Regeln der Logik folgend, zielt sie darauf, das Beobachtete zu verstehen und dafür Erklärungen mit Hilfe allgemeiner Sätze (Axiome) zu entwickeln. Dem entspricht die Dualität der Untersuchungsansätze: hermeneutisch interpretierende einerseits und kausalanalytische Verfahren andererseits, wobei erstere die Teilnehmerperspektive, letztere die Beobachterperspektive einnehmen.[2]

Soziologische Theorien in Konkurrenz

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Soziologische Theorien folgten dabei nie „demselben“ Paradigma, d. h., sie bezogen sich in ihrem wissenschaftlichen Ansatz nicht auf nur eine bestimmte Denkweise. Dies liegt an ihrem theoretischen Schwierigkeitsgrad – ihr Gegenstand ist hochkomplex.

Hinzu kommt: Bereits methodologisch, aber auch häufig aus moralischen Gründen verbietet sich meist das – oft klärende – Experiment; die stattdessen mögliche Befragung impliziert konzeptionelle und Interpretations­probleme: Beispielsweise bringen Interviewer subjektive Aspekte ein, werden angeschwindelt, in Einzelfällen fälschen sie sogar die Aussagen. Die Soziologie bleibt also immer auch auf Beobachtungen angewiesen. Auch erscheinen je nach den konkreten Fragen die Paradigmata unterschiedlich erfolgversprechend, wenn die Ergebnisse darstellungslogisch ‚einfach‘ und sachlich, finanzierungsbedingt schnell oder kostensparend sein sollen.

Zwei erkenntnistheoretische Hauptansätze sind zu unterscheiden, wobei völlig wertungsfreie von weltanschaulichen Motiven unabhängige Forschungsergebnisse nicht erreicht, aber angestrebt werden können:

  1. Gehen Theorien axiomatisch davon aus, dass „einzelne Akteure sozial handeln“ (pauschal: „die Menschen machen die Gesellschaft“), und man könne auf dieser Grundlage alle soziologischen Fragen behandeln, so brauchen sie eine biologische, anthropologische und besonders eine biosoziologische Fundierung zu so hochkomplexen personalen Handlungsgrundlagen wie dem Willen oder der Rationalität eines Akteurs. Solche Theorien sind insofern problematisch, als sozial handelnde Akteure sowohl handelnde Subjekte als auch Objekte des sozialen Handelns anderer Akteure sind – anders als die forschenden Subjekte in den Naturwissenschaften (vgl. dazu die selbsterfüllende Prophezeiung).
  2. Gehen Theorien stattdessen von axiomatisch zu Grunde gelegten „überpersönlichen Einheiten“ aus, pauschal: „nicht die Individuen geben den Ausschlag“ (z. B. von Einheiten wie den einzelnen „Gesellschaften“, den sechs Residuen, den „vier grundsätzlich möglichen“ Kommunikationsweisen, den beiden Geschlechtern oder „der einen Menschheit“), so müssen deren sozialphilosophische Ausgangsdefinition je und je axiomatisch fundiert sein. Dies erweist sich als äußerst schwierig. Hinzu kommen Abgrenzungsprobleme zwischen zum Beispiel Kollektiven, Motiven, Systemen, Frau und Mann oder Menschen und Nichtmenschen (etwa Tieren oder Robotern).

Diese beiden Hauptkonzepte und ihre Überschneidungen sind die Grundlagen für die große Anzahl unterschiedlicher soziologischer Theorien (siehe unten die Beispiele unter Makrosoziologie und Mikrosoziologie). Hinzu kommt, dass „bei eingeschränkten Fragestellungen“ im soziologischen Alltag Forscher verschiedener wissenschaftstheoretischer Ausrichtung – dank eines in der Soziologie entwickelten umfangreichen mathematischen bis sozialhistorischen Methodenbaukastens – ähnliche bis gleiche, sowohl verlässliche, als auch gültige Befunde erheben.

In der Praxis verzichten viele Soziologen häufig darauf, einen einzigen epistemologischen Standpunkt einzunehmen und arbeiten je nach Fragestellung und Ressourcen mit verschiedenen Theorien und Methoden.

Einige zentrale Begriffe der Soziologie

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Der Begriff Gesellschaft bezieht sich auf eine Summe von Beziehungen und Verhältnissen zwischen den einzelnen Menschen.[3][4] Nicht gemeint ist die bloße räumliche und mengenmäßige Anzahl von Individuen[4], sondern deren Sozialität.[5] Damit sind Strukturen aus relativ stabilen Verhaltensmustern bezeichnet, die ihren Ursprung im interaktiven menschlichen Handeln haben und in diesem Bereich ihre Wirkung erzielen.[5] Als allgemeinster Begriff von Gesellschaft wird „das jeweilig umfassendste System des menschlichen Zusammenlebens“ bezeichnet.[6] Über spezifischere Merkmale für eine Gesellschaft besteht in der Soziologie keine Einigung.[6]

Der Prozess, der aus Individuen Gesellschaftsmitglieder macht, wird „Vergesellschaftung“ genannt.

Institutionen wie der Staat, die Familie, das Recht oder die Erziehung werden heute als Unterkategorien (auch: Subsysteme) der Gesellschaft begriffen.[7] Die Unterscheidung zwischen Staat und Gesellschaft begründete den Beginn der Soziologie.[8]

Die Begriffe „das Soziale“ bzw. „Sozialität“ meinen den Forschungsgegenstand der Soziologie und entsprechen in ihrer Bedeutung häufig dem Begriff der „Gesellschaft“.[9] Präziser unterscheidet man „Sozialtheorie“, die begrifflich auf die Grundeinheiten abzielt, und „Gesellschaftstheorie“, die die Gesamtheit der Einheiten in den Blick nimmt und typischerweise auch eine Zeitdiagnose der historisch konkreten Gesellschaft beinhaltet.[10]

Soziales Handeln

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Der Begriff Handeln bedeutet in der Soziologie nach Max Weber ein „Handeln“, das für den Handelnden mit „Sinn“ verbunden ist. Laut Max Weber definiert sich „soziales Handeln“ dadurch, dass es auf Andere bezogen, sinnhaft am Verhalten Anderer orientiert ist.

Sozialer Tatbestand

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Ein „sozialer Tatbestand“ (fait social) ist nach Émile Durkheim „jede mehr oder minder festgelegte Art des Handelns, die die Fähigkeit besitzt, auf den Einzelnen einen äußeren Zwang auszuüben; oder auch, die im Bereiche einer gegebenen Gesellschaft allgemein auftritt, wobei sie ein von ihren individuellen Äußerungen unabhängiges Eigenleben besitzt.“[11]

Integration – Desintegration

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Seit Auguste Comte wird in der Soziologie gefragt: „Was trennt, was verbindet die Menschen, was sorgt für Fortschritt und zugleich Ordnung?“ Dieses Thema wurde vor allem im Strukturfunktionalismus – so von Talcott Parsons – behandelt.

Sozialer Wandel

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Mit dem sozialen Wandel als der umfassenden Veränderung von relativ stabilen Sozialstrukturen befasst sich die Soziologie seit ihrer Entstehungszeit; er spielt bereits im Denken Henri de Saint-Simons und von Karl Marx eine bedeutsame Rolle. Seine konzeptionelle Fassung erhielt er durch Ogburns Schrift Social Change (1922). In neuerer Zeit steht der soziale Wandel im Fokus von Modernisierungstheorien.

Soziale Normen sind Verhaltenserwartungen an Individuen und Gruppen in spezifischen sozialen Situationen mit unterschiedlich starken Verbindlichkeiten, die durch positive und negative Sanktionen durchgesetzt werden (siehe auch Soziale Erwünschtheit). Die Normgebundenheit sozialen Verhaltens ist ein frühes Thema der Soziologie. Mit ihr haben sich insbesondere Émile Durkheim und Talcott Parsons, in der deutschen Nachkriegssoziologie Ralf Dahrendorf und Heinrich Popitz beschäftigt.

Untergliederung der Soziologie

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Gliederung nach den untersuchten Einheiten

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Eine häufig vorzufindende Unterteilung der Soziologie unterscheidet zwischen

Unzufrieden mit dieser wissenschaftstheoretisch strengen Alternative sind Vertreter eines als „Mesosoziologie“ bezeichneten Blicks auf intermediäre Ebenen (Betonung des „Hin und Her“) und eines neuerdings als „Makro-Mikro-Soziologie“ bezeichneten Ansatzes, der prozessanalytisch Einseitigkeiten ausschließlicher Makro- und Mikro-Betrachtung zu überwinden beansprucht (Betonung des „Weder-noch“).

Makrosoziologie (Gesellschaft, Kollektiv, Struktur, System, Diskurs)

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Eine Visualisierung eines sozialen Netzwerks

Mikrosoziologie (Akteur, Individuum, Handeln)

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Mesosoziologie (Gruppe, Figuration, Organisation, Institution, Situation, Ritual, Subsystem u. a.)

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Diese Theorie mittlerer Reichweite (vgl. Robert K. Merton) umschreibt z. B. die Soziologie der Institutionen, Rituale und Organisationen, Soziale Gruppen bzw. die Verbindung zwischen Mikro- und Makrosoziologie.

Makro-Mikro-Soziologie

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Hier wird für den Ansatz von Norbert Elias, die Figurationssoziologie (auch Prozesssoziologie), eine über die Akteuranalyse hinausgehende strömungsstrukturelle (figurative) Grundlegung beansprucht, die jedoch makrosoziologische Reifizierungen der Gesamtgesellschaft ablehnt. Ein zweiter Ansatz ist die Sozialisationstheorie von Klaus Hurrelmann, die Persönlichkeitsentwicklung als einen permanenten produktiven Prozess der Verarbeitung von innerer Realität (Körper, Psyche) und äußerer Realität (soziale und physische Umwelt) konzipiert.

Gliederung nach der Reichweite der Theoreme

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Ferner lassen sich Themenbereiche der Soziologie auch danach unterscheiden, ob sie der „allgemeinen“ Soziologie zuzurechnen sind, also generelle Gültigkeit beanspruchen, oder ob es sich dabei um Themen einer „speziellen“ Soziologie handelt. Theoretisch gehören die soziologischen „Methoden“ zur allgemeinen Theorie, in der Hochschulpraxis werden sie aber oft gesondert betrieben.

Allgemeine Soziologie

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Zur „Allgemeinen Soziologie“ zählen die Kategorien und Hypothesen, mit denen soziales Verhalten in den verschiedenen Lebensbereichen erklärt wird.[12] Dazu gehören Sachgebiete wie das Verhältnis von Akteur und Gesellschaft oder Person und sozialem System, sowie die Struktur und der Wandel von Gesellschaften bzw. sozialen Systemen. Auch die Methoden der empirischen Forschung lassen sich hier einordnen.

Hauptthemen der Allgemeinen Soziologie sind beispielsweise: Devianz, Eliten, Funktionale Differenzierung, Gruppen, Herrschaft, Kommunikation, Macht, Sozialisation, Soziales Handeln, soziale Interaktion, Klassen, soziale Mobilität, soziale Rollen, sozialer Tausch, soziale Ungleichheit, sozialer Wandel, Sozialstruktur, Technik.

Spezielle Soziologien

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„Spezielle Soziologien“ – informell auch „Bindestrichsoziologien“ genannt – befassen sich mit den Strukturen und Prozessen gesellschaftlicher Teilsysteme oder institutioneller Bereiche der Gesellschaft.

Zu den speziellen Soziologien gehören beispielsweise Arbeitssoziologie, Wirtschaftssoziologie, Techniksoziologie, Familiensoziologie und Politiksoziologie. Durch die zunehmende Differenzierung auch der Soziologie selbst bilden sich laufend weitere spezielle Soziologien.

Hollerith-Lochkarte – vor der computergestützten Auswertung das Alltagsutensil der quantitativen Forschung

Empirische Sozialforschung

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Um eine der Soziologie angemessene Methodik der empirischen Erforschung sozialer Tatbestände wurde seit den Anfängen der Disziplin im sogenannten Methodenstreit gerungen.

Das umfangreiche methodische Instrumentarium der empirischen Soziologie lässt sich wie folgt untergliedern:

Weiterhin existieren Kombinationen der verschiedenen Ansätze, die mixed methods genannt werden. Die sogenannte Objektive Hermeneutik beansprucht dagegen, eine umfassende Forschungsmethodologie der Sozialwissenschaften zu formulieren, die gleichermaßen für quantifizierende Daten wie für natürlich protokollierte Ausdrucksgestalten der konkreten Lebenspraxis (wobei Protokolle per se schon „historisch“ sind) Anwendung findet. Die oben genannte Methodenunterscheidung wird von dieser Methodologie kritisiert und abgelehnt.

Reine und angewandte Soziologie

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Obwohl der Unterschied zwischen einer reinen Theorie und ihrer Anwendung in vielen Wissenschaften gemacht wird und in den Bereich alltäglicher Vorverständnisse auch der Soziologie gehört, gibt es hier einen strengen und einen weniger festgelegten Gebrauch.

Im strengen Sinne hat Ferdinand Tönnies zwischen einer axiomatisch abgestützten und begrifflich entfalteten „Reinen Soziologie“ und einer von dorther ausgehenden „Angewandten Soziologie“ unterschieden, bei der diese Begriffe deduktiv an historische soziale Prozesse angelegt werden. Im ersten Fall bewegt man sich demnach im „Reich der Ideen“, im zweiten im „Reich der Wirklichkeit“.

Im weniger strengen Sinne versteht man unter angewandter Soziologie die Handhabung theoretischer Grundlagen zur Bearbeitung von Forschungsaufträgen. Der Erfolg einer soziologischen Theorierichtung ist dabei nicht nur von der intellektuellen Tüchtigkeit und wissenschaftlichen Bedeutung ihrer Begründer abhängig, sondern – wissenschaftssoziologisch gesehen – durchaus auch von der Nachfrage nach soziologischer Beratung durch den Markt beziehungsweise durch soziale Verbände oder die Politik, selten aber nachhaltiger auch durch soziale Bewegungen.

Markt- und Wahlforschung bieten die lukrativsten Aufträge für Soziologen, was die Entwicklung der quantitativen Methoden (Statistik) und der an die Naturwissenschaften angelehnten Theorieansätze relativ begünstigt. Denn die Fragen sind meist eingeschränkt und auf die allernächste Zukunft bezogen. Viele ceteris paribus-Bedingungen können also vorausgesetzt werden, ohne die Ergebnisse stark zu beeinträchtigen. Hier kam es, zuerst in den USA (seit den späten 1940er Jahren auch in Deutschland) zur Gründung von Umfragefirmen und Meinungsforschungsinstituten.

Einige spezielle Teilgebiete (Militär-, Medizin-, Sport- und Katastrophensoziologie) fragen soziologische Beratung nach, nicht aber die Industriesoziologie, seit das Fach in Deutschland in den 1970er Jahren aus den wirtschafts- und sozialwissenschaftlichen Fakultäten (Fachbereichen) in die philosophischen umgezogen ist; die Organisationssoziologie wird nun vor allem in den USA fortgeführt. Eine beratende Funktion hat oftmals auch die Rechtssoziologie, die u. a. im Vorfeld geplanter Gesetze Wirkungs- und Evaluationsforschung betreibt; sie kann auch in Bereichen mit „weichen“ Rechtsverhältnissen (Arbitragen, Treu und Glauben, „nach billigem Ermessen“) für eine Strukturierung sorgen. Sozialräumliche Strukturen werden zu Planungszwecken von der Gemeinde- bzw. Stadtsoziologie untersucht.

Brotlose Künste sind hingegen zahlreiche spezielle Soziologien, die sich schlecht vermarkten lassen und quantitativen Methoden wenig zugänglich sind, etwa die Kunst-, Literatur- oder Religionssoziologie. Also ist deren Forschungsfortschritt stark von der Forschungsfreiheit der Universitätssoziologie, von den Motiven der Wissenschaftler selbst und von den relativ geringen Drittmittelzuschüssen gemeinnützig denkender Förderer (Mäzene) abhängig.

Diktaturen lehnen eine – vor allem die Mentalität der Bevölkerung berücksichtigende und darüber Auskunft gebende – Soziologie ab; bei besonderem (dann oft geheimem) Beratungsbedarf erlauben auch sie vorübergehend soziologische Fragestellungen (beispielsweise in der DDR der 1980er Jahre im Bereich der angewandten Stadt- und Jugendsoziologie).

Bedeutende Soziologen

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Einige besonders bedeutsame soziologische Denker seit der Soziologie Begründer Auguste Comte seien hier aufgeführt.[13]

sowie die Liste von 150 soziologischen Klassikern auf Wikibooks.[14]

A Theodor W. Adorno, Jutta Allmendinger, Raymond Aron, Hans Albert
B Jean Baudrillard, Zygmunt Bauman, Ulrich Beck, Daniel Bell, Reinhard Bendix, Peter L. Berger, Peter M. Blau, Raymond Boudon, Pierre Bourdieu
C Robert Castel, Dieter Claessens, James S. Coleman, Auguste Comte, Charles Cooley, Lewis Coser
D Ralf Dahrendorf, W. E. B. Du Bois, Émile Durkheim
E Shmuel N. Eisenstadt, Norbert Elias, Jon Elster, Hartmut Esser, Amitai Etzioni
F Michel Foucault, Hans Freyer, Gilberto Freyre
G Harold Garfinkel, Arnold Gehlen, Theodor Geiger, Anthony Giddens, Erving Goffman, Ludwig Gumplowicz
H Jürgen Habermas, Maurice Halbwachs, George C. Homans, Max Horkheimer, Klaus Hurrelmann
I Eva Illouz
J Marie Jahoda
K René König
L Paul F. Lazarsfeld, M. Rainer Lepsius, Siegwart Lindenberg, Seymour Martin Lipset, Thomas Luckmann, Niklas Luhmann
M Bronisław Malinowski, Michael Mann, Karl Mannheim, Herbert Marcuse, Karl Marx, Marcel Mauss, George Herbert Mead, Robert K. Merton, Robert Michels, Charles Wright Mills, Richard Münch
O William F. Ogburn, Mancur Olson, Franz Oppenheimer
P Vilfredo Pareto, Robert E. Park, Talcott Parsons
R Andreas Reckwitz, David Riesman, Stein Rokkan, Hartmut Rosa
S Henri de Saint-Simon, Saskia Sassen, Helmut Schelsky, Wolfgang Schluchter, Alfred Schütz, Richard Sennett, Alphons Silbermann, Georg Simmel, Werner Sombart, Pitirim Sorokin, Herbert Spencer, William Graham Sumner
T Gabriel Tarde, William I. Thomas, Ferdinand Tönnies, Alain Touraine
V Thorstein Veblen, Michael Vester
W Immanuel Wallerstein, Lester Frank Ward, Alfred Weber, Max Weber, Edvard Westermarck, William F. Whyte, Leopold von Wiese
Z Wolfgang Zapf

Zeitgenössische soziologische Ansätze

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Hier kann nur eine Auswahl angesprochen werden.

Ferner gibt es:

  • Die Prozesssoziologie ist namentlich durch Norbert Elias wiederbelebt worden. Elias versteht sie nicht nur als eine Zivilisationstheorie, sondern auch als ein Gegenkonzept zur Handlungstheorie und zur Systemtheorie. Für ihn existieren weder pure Individuen ohne Gesellschaft noch pure Gesellschaften ohne Individuen. Er kennt auch keine Zustände. Real ist stets die Bewegung in sozialen Verflechtungen (Figurationen). Im Anschluss an Elias sind die Arbeiten Dieter Claessens’ zu nennen. Doch gibt es prozesssoziologische Ansätze – nicht unter diesem Namen – mit unterschiedlichen Ableitungen bereits seit Giambattista Vico, Karl Marx, Ludwig Gumplowicz und Vilfredo Pareto.
  • Pierre Bourdieu hat seit den 1970er Jahren bis zur Jahrtausendwende eine seither vielfach aufgegriffene kombinatorische „Theorie der Praxis“ auf empirischer Grundlage unter Einbeziehung philosophischer, naturwissenschaftlicher, soziologischer, ethnologischer und ökonomischer Theorien entwickelt, die häufig unter Kultursoziologie subsumiert wird.
  • Die Sozialisationstheorie, die sich auf die menschliche Persönlichkeitsentwicklung in Interaktion mit gesellschaftlichen und innerpersonalen Faktoren konzentriert und die Brücke zu Psychologie und Verhaltensbiologie schlägt (siehe Handbuch Sozialisationsforschung, herausgegeben von Klaus Hurrelmann, Ullrich Bauer, Matthias Grundmann und Sabine Walper, 8. Auflage 2015).

Bis heute überwiegt in Russland die Vorstellung von der Soziologie als einer Wissenschaft, die dem Staate dienen soll. Anders als zu Sowjetzeiten wird allerdings heute ein beträchtlicher Teil des Arbeitsfeldes von unabhängiger Soziologie belegt. 2012 wurde das Gesetz über „ausländische Agenten“ verabschiedet, das die Arbeitsmöglichkeiten für nichtkommerzielle Organisationen (russ.: NKO) stark einschränkte, auch für jene, die Forschung betreiben. Forscher, die sich nicht in die gesteckten Rahmen einfügen, müssen mit ernsten Schwierigkeiten rechnen. Auch „Massenumfragen und andere soziologische Forschungen“ werde zu politischer Tätigkeit gezählt, wodurch nun der Soziologie das Recht genommen wurde, als Wissenschaft bezeichnet zu werden. Organisationen des nichtkommerziellen Sektors mit Finanzierung jedweder Art aus dem Ausland, die zugleich politisch tätig sind, gelten heute als „ausländische Agenten“. Praktisch jede Kritik in Bezug auf den Staat und dessen Innen- oder Außenpolitik gilt als „politischer Betätigung“.[15]

Portal: Soziologie – Übersicht zu Wikipedia-Inhalten zum Thema Soziologie
  • Hans Paul Bahrdt: Schlüsselbegriffe der Soziologie. Eine Einführung mit Lehrbeispielen. 10. Auflage, Beck, München 2014, ISBN 978-3-406-65863-1.
  • Dieter Claessens und Daniel Tyradellis: Konkrete Soziologie. Verständliche Einführung in soziologisches Denken. Westdt. Verlag, Opladen 1997, ISBN 3-531-13001-3. Dem Untertitel völlig gerecht werdend, wird hier in die typisch soziologische Problemsicht, -behandlung und Denkweise anhand konkreten und gut pointierten Materials der Sozialstruktur Deutschlands eingeführt.
  • Michael Corsten: Grundfragen der Soziologie. UVK Verlagsgesellschaft mbH, Konstanz 2011, ISBN 978-3-8252-3494-2. Erklärt grundlegende soziologische Fragestellungen und zeigt Verbindungen zwischen unterschiedlichen Fachbegriffen auf.
  • Oliver Dimbath: Einführung in die Soziologie. Fink (UTB), Paderborn 2011, ISBN 978-3-8252-3708-0. Gibt einen Überblick über grundlegende soziologische Begriffe und Theorien.
  • Norbert Elias: Was ist Soziologie? 11. Auflage. Juventa, Weinheim 2009, ISBN 978-3-7799-0102-0. Originelle Einführung von einem mittlerweile selbst als Klassiker der Soziologie geltenden Autor
  • Wolfgang Eßbach: Studium Soziologie. Fink, Paderborn 1996, ISBN 3-8252-1928-3. Überblick über die Entstehungsgeschichte der Soziologie, ihre heutigen Anwendungsfelder, das Soziologiestudium und wichtige Grundbegriffe.
  • Hartmut Esser: Soziologie. Allgemeine Grundlagen. 3. Auflage. Frankfurt am Main / New York 1999, ISBN 3-593-34960-4. Einführung in die allgemeinen Grundlagen des Fachs, Entstehungsumstände und Arbeitsbereiche der Soziologie, formale und inhaltliche Anforderungen an eine soziologische Erklärung u. v. m.
  • Anthony Giddens. Soziologie. Hgg. von Christian Fleck, Hans Georg Zilian, Nausner & Nausner, Graz ²1999, ISBN 3-901402-22-5 (aus d. Engl.). Standardwerk im englischsprachigen Raum.
  • Horst Jürgen Helle: Verstehende Soziologie. Lehrbuch. Oldenbourg, München/Wien 1999, ISBN 3-486-24767-0. Spinoza, Kant, Dilthey; Georg Simmel, Max Weber, George Herbert Mead, Hans Freyer, Anselm Strauss, Tamotsu Shibutani, Erving Goffman,.
  • Hans Peter Henecka: Grundkurs Soziologie. 10., aktualisierte Auflage. UVK Konstanz / UTB Stuttgart 2015, ISBN 978-3-8252-4468-2.
  • Hans Joas (Hrsg.): Lehrbuch der Soziologie. 3., überarb. und erw. Aufl. Campus, Frankfurt am Main / New York 2003, ISBN 978-3-593-37920-3. Widmet sich den Themenbereichen der soziologischen Forschung und arbeitet dabei jeweils neben der soziologischen Perspektive den aktuellen Kenntnisstand heraus.
  • Hermann Korte: Einführung in die Geschichte der Soziologie. 8. Aufl., VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden 2006, ISBN 978-3-531-14774-1. Gut verständliche Geschichte der Soziologie.
  • Heinz Maus: Einführung in die Soziologie. In: Jahrbuch für Soziologiegeschichte 1992, Leske + Budrich, Opladen 1994, S. 195–240 (hrsg. mit einer Einleitung von Georg Ahrweiler). Unorthodoxer Ansatz im Umfeld der Kritischen Theorie
  • Heiner Meulemann: Soziologie von Anfang an. Eine Einführung in Themen, Ergebnisse und Literatur. 2., überarb. Auflage. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden 2006, ISBN 978-3-531-33742-5. Die Fokussierung auf wissenschaftliche Ergebnisse unterscheidet dieses Buch angenehm von manchen anderen Einführungen.
  • Richard Münch: Soziologische Theorie. Band 1: Grundlegung durch die Klassiker, ISBN 3-593-37589-3. Band 2: Handlungstheorie. ISBN 3-593-37590-7. Band 3: Gesellschaftstheorie. Campus, Frankfurt am Main / New York 2004, ISBN 3-593-37591-5. Dreibändige, umfassende Einführung in zentrale Perspektiven soziologischer Theorie.
  • Armin Nassehi: Soziologie. Zehn einführende Vorlesungen. VS-Verlag, Wiesbaden 2008. ISBN 978-3-531-15433-6. Einführung in Grundbegriffe der Soziologie, dargestellt an lebensnahen Episoden.
  • Sighard Neckel u. a. (Hrsg.): Sternstunden der Soziologie. Wegweisende Theoriemodelle des soziologischen Denkens. Campus Verlag, Frankfurt am Main 2010, ISBN 978-3-593-39181-6
  • Manfred Prisching: Soziologie. Themen – Theorien – Perspektiven. 3., erg. und überarb. Auflage. Böhlau, Wien/Köln/Weimar 1995, ISBN 3-205-98386-6. Gut gegliedertes Einführungsbuch, das zentrale Konzepte der Soziologie anhand der Etappen des Lebens erläutert.
  • Annette Treibel: Einführung in soziologische Theorien der Gegenwart. 7., aktualisierte Auflage. Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden 2006, ISBN 978-3-531-15177-9. 3. Band ihrer 4-teiligen Schriftenreihe Einführungskurs Soziologie. Ausgewählte Theorien werden vorgestellt, in ihrer Struktur aufgearbeitet, und das Geflecht ihrer unterschiedlichen Ansätze wird durch Verbindungslinien der Autorin transparenter gemacht.
  • Friedhelm Kröll: Soziologie. Im Labyrinth der Modelle. Eine Orientierung, new academic press, Wien 2014, ISBN 978-3-7003-1779-1.
  • Jörn Lamla, Henning Laux, Hartmut Rosa, David Strecker (Hrsg.): Handbuch der Soziologie, UVK, Konstanz 2014, ISBN 978-3-8252-8601-9.
  • Ernst M. Wallner: Soziologie – Einführung in Grundbegriffe und Problemen. 6. Auflage. 1979.
  • Reinhold Zippelius: Grundbegriffe der Rechts- und Staatssoziologie. 3. Auflage. Mohr Siebeck, Tübingen 2012, ISBN 978-3-16-151801-0.

Nachschlagewerke

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  • Lewis Coser: Masters of Sociological Thought. Ideas in Historical and Social Context. Harcourt Brace Jovanovich, New York u. a. 1971, ISBN 0-15-555128-0. Eine glänzende Einführung in die soziologischen Klassiker.
  • Günter Endruweit, Gisela Trommsdorff (Hrsg.): Wörterbuch der Soziologie. 2. verb. und erweit. Aufl., Lucius & Lucius, Stuttgart 2002, ISBN 3-8252-2232-2. Eine kundige Übersicht im Handbuchcharakter mit zahlreichen Mitarbeiter/inne/n.
  • Sina Farzin, Stefan Jordan (Hrsg.): Lexikon Soziologie und Sozialtheorie. Hundert Grundbegriffe. Reclam, Stuttgart 2008, ISBN 978-3-15-010661-7. Begriffe der Soziologie und Sozialtheorie
  • Werner Fuchs-Heinritz, Rüdiger Lautmann, Otthein Rammstedt, Hanns Wienold (Hrsg.): Lexikon zur Soziologie. 4. Aufl., VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden 2007, ISBN 3-531-11417-4. Das stichwort- und mitarbeiterreichste soziologische Sachlexikon weltweit.
  • Karl-Heinz Hillmann: Wörterbuch der Soziologie (= Kröners Taschenausgabe. Band 410). 5., völlig überarbeitete und erweiterte Auflage. Kröner, Stuttgart 2007, ISBN 978-3-520-41005-4. Der Klassiker unter den deutschen soziologischen Wörterbüchern. Rund 2500 Sach- und Personeneinträge, reichhaltige Literaturangaben.
  • Klaus Hurrelmann, Ullrich Bauer, Matthias Grundmann, Sabine Walper (Hrsg.): Handbuch Sozialisationsforschung. Weinheim: Beltz 2015.
  • Dirk Kaesler (Hrsg.): Klassiker der Soziologie. Band I: Von Auguste Comte bis Alfred Schütz. 5. Aufl. Beck, München 2006, ISBN 3-406-54749-4. Band 2: Von Talcott Parsons bis Anthony Giddens. 5. Aufl., Beck, München 2007, ISBN 3-406-42089-3. Behandelt in Bd. 1 die international als Klassiker geltenden Soziologen, die vor 1900 geboren sind, in Bd. 2 die Späteren. Alle werden in ihrem Leben und dem zeitgenössischen Kontext, sodann in ihrem Werk und deren wichtigsten Begriffen und endlich in ihrer Wirkung auf das zeitgenössische soziologische Denken und auf die gegenwärtige internationale Soziologie dargestellt. Die Bände helfen, die Klassiker kurz zu rekapitulieren und in einen historischen Zusammenhang zu stellen.
  • Dirk Kaesler (Hrsg.): Aktuelle Theorien der Soziologie. Beck, München 2005, ISBN 3-406-52822-8. Fundierter Überblick über aktuelle Entwicklungen soziologischer Theorien.
  • Dirk Kaesler, Ludgera Vogt (Hrsg.): Hauptwerke der Soziologie (= Kröners Taschenausgabe. Band 396). 2., durchgesehene Auflage. Kröner, Stuttgart 2007, ISBN 978-3-520-39602-0. Das bewährte Nachschlagewerk erschließt 107 Hauptwerke der internationalen Soziologie. Mit chronologischem Werkverzeichnis, Sach- und Titelregister.
  • Georg W. Oesterdiekhoff (Hrsg.): Lexikon der soziologischen Werke. Westdeutscher Verlag, Wiesbaden 2001, ISBN 3-531-13255-5 (2., aktualisierte und erweiterte Aufl., Springer VS, Wiesbaden 2014, ISBN 978-3-658-02377-5.). 174 Fachvertreter stellen 750 soziologische Werke vor.
  • Gerd Reinhold (Hrsg.): Soziologie-Lexikon. 3., überarb. und erw. Auflage, Oldenbourg, München/Wien 1997, ISBN 3-486-24176-1 Zahlreiche Mitarbeiter, 4. Aufl. i. E. [2009]
  • Bernhard Schäfers, Johannes Kopp (Hrsg.): Grundbegriffe der Soziologie. 9. Aufl., VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden 2006, ISBN 978-3-531-14686-7. 104 Artikel zu den zentralen Begriffen.

Sonstiges Schrifttum

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  • Soziologie heute – das erste populärwissenschaftliche Magazin für Soziologie im deutschsprachigen Raum (online)

Fachzeitschriften (Auswahl)

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Wiktionary: Soziologie – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
Wikibooks: Soziologische Klassiker – Lern- und Lehrmaterialien

Institutionen

Studentische Diskurse

Einzelnachweise

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  1. Emile Durkheim: Regeln der soziologischen Methode. Neuwied 1961, S. 106.
  2. Vgl. dazu: Jürgen Habermas: Zur Logik der Sozialwissenschaft. Frankfurt am Main 1982, insbes. Kapitel 4; Anthony Giddens: Interpretative Soziologie. Frankfurt am Main 1984, insbes. S. 191 ff.
  3. Vgl. bereits Karl Marx: Grundrisse der Kritik der politischen Ökonomie, 1857; sodann Georg Simmel: Soziologie. Untersuchungen über die Formen der Vergesellschaftung. Duncker & Humblot, Berlin 1908, Kap. I, S. 1–21 – Das Problem der Soziologie, online (Memento vom 5. Februar 2012 im Internet Archive)
  4. a b Zum Gesamtkomplex Gesellschaft vgl. auch: Schäfers, Kopp (Hrsg.): Grundbegriffe der Soziologie. VS-Verlag, 2006, 9. Aufl.
  5. a b Vgl. Jörg Ebrecht (mit Frank Hillebrandt): Konturen einer soziologischen Theorie der Praxis. In: Dies. (Hrsg.): Bourdieus Theorie der Praxis. Erklärungskraft – Anwendung – Perspektiven, Westdeutscher Verlag, Opladen/Wiesbaden.
  6. a b Werner Fuchs-Heinritz, Rüdiger Lautmann, Otthein Rammstedt, Hanns Wienold (Hrsg.): Lexikon zur Soziologie, Artikel Gesellschaft, 4. Aufl., VS-Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden 2007, S. 233 f.
  7. Hauke Brunkhorst: Hegel – Philosophie des Rechts. Universität Flensburg, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 22. Oktober 2007; abgerufen am 18. September 2018.
  8. Vgl. zum Begriff der „bürgerlichen Gesellschaft“ Georg Wilhelm Friedrich Hegel: Grundlinien der Philosophie des Rechts. 1821.
  9. Werner Fuchs-Heinritz u. a. (Hrsg.), ³1995. Vgl. u. a. Leopold von Wiese.
  10. Hartmut Rosa, Jörg Oberthür u. a.: Gesellschaftstheorie. UVK, München 2020, ISBN 978-3-8252-5244-1.
  11. Emile Durkheim: Regeln der soziologischen Methode (= Soziologische Texte. Band 3). Luchterhand, Neuwied 1961, S. 114.
  12. Werner Fuchs-Heinritz, Rüdiger Lautmann, Otthein Rammstedt, Hanns Wienold (Hrsg.): Lexikon zur Soziologie, Lemma Soziologie, allgemeine, 4. Aufl., VS-Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden 2007, S. 635.
  13. Relative Ranking of a Selected Pool of Leading Scholars in the Social Sciences by Number of Citations in the Social Science Citation Index, 2000–2007* (Memento vom 18. April 2015 im Internet Archive) (PDF; 56 kB).
  14. Soziologische Klassiker auf Wikibooks.
  15. Russlands unabhängige Soziologie unter Druck, Zentrum für Osteuropa- und internationale Studien, abgerufen am 24. April 2022