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„Arlon“ – Versionsunterschied

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{{Infobox Ort in Belgien
'''Arlon''' (deutsch ''Arel'', niederl. ''Aarlen'') ist eine Stadt im Südosten von [[Belgien]] in der [[Region]] [[Wallonien]] mit 25.986 Einwohnern (2005). Sie ist Provinzhauptstadt der Provinz [[Luxemburg (Provinz)|Luxemburg]].
| NAME= Arlon
| WAPPEN= Arlon wapen.svg
| FLAGGE= Flag of Arlon.svg
| REGION= Wallonien
| PROVINZ= Luxemburg
| BEZIRK= Arlon
| FLÄCHE= 118.64
| HÖHE=
| BREITENGRAD= 49/41/5/N
| LÄNGENGRAD= 5/48/56/E
| PLZ= 6700, 6704, 6706
| VORWAHL= 063
| ADRESSE= Collège des Bourgmestre et Echevins<br />Rue Paul Reuter, 8<br />6700 Arlon
| BÜRGERMEISTER= Vincent Magnus ([[Centre Démocrate Humaniste|cdH]])
| WEBSEITE= www.arlon.be
|NIS-Code= 81001
}}


'''Arlon''' ({{deS}} und {{lbS}} ''Arel'', {{nlS|Aarlen}}, im Deutschen wird heute meist der französische Name verwendet) ist eine Stadt im Südosten von [[Belgien]] in der Region [[Wallonien]] mit {{EWZ|BE|81001}} Einwohnern (Stand {{EWD|BE}}). Sie ist die Hauptstadt der belgischen [[Provinz Luxemburg]].
Arlon ist die Hauptstadt der [[Provinz]] [[Luxemburg (Provinz)|Luxemburg]] nahe der Grenze zum Staat [[Großherzogtum Luxemburg|Luxemburg]]. Sie besitzt viele Sehenswürdigkeiten, wie in der Altstadt die Grand Place oder die Place Léopold.
Dazu noch die St. Martinskirche (1914), das Luxemburgische Museum mit einer wichtigen gallo-römischen Antikenabteilung und eine [[Synagoge]] (1865) sowie den Bahnhof (1885).


In und um Arlon ([[Areler Land]]) wird auch ein dem [[Luxemburgische Sprache|Luxemburgischen]] eng verwandter, aber stark vom Aussterben bedrohter deutscher [[Dialekt]] gesprochen. Trotzdem wurden die Stadt der [[Französische Gemeinschaft Belgiens|Französischen Gemeinschaft Belgiens]] zugeordnet.
In und um Arlon ([[Areler Land]]) wird neben dem [[Französische Sprache|Französischen]] auch ein mit dem [[Luxemburgische Sprache|Luxemburgischen]] eng verwandter, vom Aussterben bedrohter [[Moselfränkische Dialektgruppe|moselfränkischer Dialekt]] gesprochen ''(Areler Platt)''.


<div style="float:right;">[[Datei:Arlon E2aJPG.jpg|mini|Stadtansicht von Arlon]]</div>
Die Stadt liegt auf einer Anhöhe, 404 m. ü. M. am Ufer der Semois (dt. Sesbach).
Arlon entstand aus der römischen Siedlung "[[Orolaunum]]", die um 52 v. Chr. angelegt wurde und beansprucht im Wettstreit mit [[Tongeren]] und [[Tournai]] den Titel, älteste Stadt von [[Belgien]] zu sein. Um 54 n. Chr. fand sich die Gemeinde am Schnittpunkt der [[Römerstraße]]n von [[Reims]] nach [[Trier]] und von [[Tongeren]] nach [[Metz]] wieder. Im 10. Jahrhundert bildete Arlon mit ihrem Umland zuerst eine [[Grafschaft]], später eine [[Markgrafschaft]]. Im späten Mittelalter wurde die [[Grafschaft]] in [[Personalunion]] mit [[Herzogtum Limburg|Limburg]] regiert, bis sie 1214 an [[Herzogtum Luxemburg|Luxemburg]] überging. Anlässlich der Landesteilung von Luxemburg 1839 in einen belgischen und in einen großherzoglichen Teil (vgl. [[Belgische Revolution]]) wurde Arlon und sein Umland - obwohl die Bevölkerung deutsch sprach - der neuen, französischsprachigen Provinz [[Luxemburg]] zugeschlagen. Der Grund dafür lag im Fehlen einer adäquaten größeren Stadt auf belgischer Seite, die eine Hauptstadtfunktion für die neue [[Provinz]] ausüben konnte sowie im hohen strategischen Wert der Nord-Süd Straße - die heutige N 4 - über [[Bastogne]], [[Attert]] und Arlon für das Königreich Belgien als Bindeglied und kürzeste Verbindung zwischen [[Lüttich]] und [[Longwy]] im 19. Jahrhundert. In den folgenden Jahren wurde Arlon mit Regierungsgebäuden, Gerichten, Museen und Bahnanschluss ausgestattet. Die Stadt erlangte im Frühjahr 2004 als Gerichtsort im belgischen Kinderschänderprozess um [[Marc Dutroux]] traurige Berühmtheit in den internationalen Medien.


== Lage ==
==Söhne und Töchter der Stadt==
Die Stadt liegt auf einer Anhöhe, 404&nbsp;m ü.&nbsp;M. am Ufer der [[Semois]] (deutsch ''Setzbach oder Sesbach''), nahe der Grenze zum [[Großherzogtum Luxemburg]], etwa 190&nbsp;km südöstlich von [[Brüssel]].
*[[Guillaume de Posch]], belgischer TV-Manager


==Weblinks==
== Geschichte ==
[[Datei:Arlon E1 JPG.jpg|mini|hochkant=1.1|Kirche Saint-Donat]]
*[http://www.arlon.be/ Website von Arlon]
Arlon entstand aus der römischen Siedlung Orolaunum, die um 52 v.&nbsp;Chr. angelegt wurde, und beansprucht im Wettstreit mit [[Tongern]] und [[Tournai]], die älteste Stadt Belgiens zu sein. Um 54 n.&nbsp;Chr. befand sich der Ort am Schnittpunkt der [[Römerstraße]]n von [[Reims]] nach [[Trier]] und von Tongern nach [[Metz]].
*[http://www.alas.be/ Areler Land a Sprooch - Website der luxemburgischsprachigen Belgier im Arelerland]
*[http://www.sprooch.be Website zur Förderung und zum Erhalt der luxemburgischen Sprache und Kultur im Arelerland]
{{koordinate Artikel|49_41_N_5_49_E_region:BE_type:city(26000)|49° 41’ N, 05° 49’ O}}


Erstmals urkundlich erwähnt wird Arlon 870 im Teilungsvertrag von Meerssen, als es dem neuen Reich Karls des Kahlen zugeteilt wurde.<ref>[[Regesta Imperii]] I., 1480</ref> Schon damals hieß es – eine geschichtliche Seltenheit – so wie heute. Auch Adlige der Jahre 1052, 1055, 1095 und 1136 nannten sich „de Arlon“.<ref>Georges François Prat: ''Histoire d'Arlon'', 1873</ref> Im 10. Jahrhundert bildete Arlon mit seinem Umland zuerst eine [[Grafschaft]], später eine [[Markgrafschaft]]. Seit 1119 wurde die Grafschaft in [[Personalunion]] mit [[Herzogtum Limburg|Limburg]] regiert, bis sie 1214 an die [[Geschichte Luxemburgs|Grafschaft Luxemburg]] überging.
[[Kategorie:Ort der Provinz Luxemburg]]


Durch die 1839 infolge der [[Belgische Revolution|Belgischen Revolution]] vorgenommene Teilung [[Luxemburg]]s in einen belgischen und einen großherzoglichen Teil wurden Arlon und sein Umland&nbsp;– obwohl die Bevölkerung [[Moselfränkisch]] und nicht [[Französische Sprache|Französisch]] sprach&nbsp;– der neuen, französischsprachigen [[Provinz Luxemburg]] zugeschlagen. Der Grund lag im Fehlen einer größeren Stadt auf belgischer Seite, die die Funktion eines Verwaltungszentrums hätte ausüben können, sowie im hohen strategischen und wirtschaftspolitischen Wert der Nord-Süd-Straße&nbsp;– der heutigen N&nbsp;4&nbsp;– über [[Bastogne]], [[Attert]] und Arlon als Bindeglied und kürzeste Verbindung zwischen den sich entwickelnden Industriezentren Liège/[[Lüttich]] in Belgien und [[Longwy]] im französischen [[Lothringen]] im 19. Jahrhundert. In den folgenden Jahren wurde Arlon mit Regierungsgebäuden, Gerichten, Museen und einem Bahnanschluss ausgestattet. 1976 wurden die Gemeinden Autelbas/Niederelter, Bonnert/Bunnert, Fouches/Offen, Guirsch/Girsch, Heinsch/Heischlingen und Toernich/Törnich eingemeindet.
[[af:Arlon]]

[[el:Αρλόν]]
Die Stadt gelangte im Frühjahr 2004 als Gerichtsort des Mordprozesses um [[Marc Dutroux]] in die internationalen Medien.
[[en:Arlon]]

[[eo:Arlon (Belgio)]]
== Sehenswürdigkeiten ==
[[fr:Arlon]]
[[Datei:Saint Martin's Church, Arlon.jpg|mini|hochkant=0.8|St.-Martins-Kirche mit Statue für König [[Albert I. (Belgien)|Albert&nbsp;I.]]]]
[[lb:Arel]]
Arlon besitzt viele Sehenswürdigkeiten, wie in der Altstadt die ''Grand Place'' (Großer Platz, der historische „Botermahrt“ = Buttermarkt) oder die ''Place Léopold'' (Leopoldsplatz, der historische „Fruchtmahrt“ = Getreide- bzw. Kornmarkt) mit der Esplanade auf der ehemaligen Schanze.
[[li:Aarle]]

[[nl:Aarlen]]
Weitere Sehenswürdigkeiten sind
[[pl:Arlon]]
* die St.-Donatus-Kirche (Eglise Saint-Donat) aus dem 17. Jahrhundert als Teil eines ehemaligen [[Kapuzinerkloster]]s auf einer Anhöhe in der Altstadt (Areler Knippchen)
[[ro:Arel]]
* die St.-Martins-Kirche ([[Neogotik|neugotisch]], errichtet im Jahr 1914; große [[Orgel]] mit 52 [[Register (Orgel)|Registern]], 1932 von [[Haupt (Orgelbauer)|Orgelbau Haupt]] eingebaut)
[[sv:Arlon]]
* das Luxemburgische Museum mit einer wichtigen gallo-römischen Antikenabteilung
[[wa:Årlon]]
* die [[Synagoge (Arlon)|Synagoge]] (1865) sowie der älteste [[Jüdischer Friedhof (Arlon)|jüdische Friedhof]] Belgiens
* der Bahnhof (1885)
* ''L’Entrepôt'', die Konzerthalle mit dem Schwerpunkt auf zeitgenössische Musik, wird mit einem Kostenaufwand von 962.000 Euro renoviert.<ref>{{Webarchiv |url=http://www.wort.lu/wort/web/letzebuerg/artikel/2010/06/96747/lentrepoet-in-arlon-wird-renoviert.php |text=wort.lu |archive-is=20130219014917}}</ref>
* Kopie der [[Jupitersäule]] in der Fußgängerzone<ref>Gertraud und Heinz-Egon Rösch: ''Romerstrassen zwischen Mosel und Rhein – Unterwegs zu sehenswerten Römerfunden.'' ISBN 978-3-00-029335-1, S.&nbsp;80.</ref>

In einem Kirchengrab fand sich eine Amulettkapsel mit [[Rune]]n und eine christliche Kreuzdarstellung.
<gallery>
War Memorial Arlon 1914-1918.jpeg|Kriegerdenkmal Erster Weltkrieg
Innenstadt Arlon.jpg|Innenstadt
War Memorial Arlon.jpeg|Denkmal für den Widerstand im Zweiten Weltkrieg
Marketplace Arlon with Tank.jpeg|Marktplatz von Arlon mit amerikanischem Panzer
Jupitersäule Arlon 1.jpg|Kopie der Jupitersäule in der Fußgängerzone
</gallery>

== Verkehr ==
* Arlon liegt an der überregional bedeutsamen Bahnstrecke [[Brüssel]] – [[Namur]] – [[Luxemburg]]. Der Bahnhof wird täglich von rund 110 Zügen frequentiert.
* Die Bahnstrecke [[Athus-Meuse-Linie]] verbindet Arlon über [[Athus]]/Athem, [[Rodingen]]/Rodange (Luxemburg), [[Bertrix]], [[Libramont]] und [[Dinant]] mit der Agglomeration [[Namur]].
* Südlich der Stadt verläuft die [[Autobahn 4 (Belgien)|belgische Autobahn A 4]], Teilstück der [[Europastraße 25]], die bis nach Italien führt.

== Wirtschaft ==
In Arlon befindet sich seit 1989 die einzige belgische Produktionsstätte des italienischen Süßwarenherstellers [[Ferrero (Unternehmen)|Ferrero]], die [[FERRERO ARDENNES]].<ref>[https://www.grenzecho.net/art/region/saarlorlux/wer-denkt-schon-beim-griff-zu-suessen-verfuehrungen-von-ferrero-etwa-den-ferrero-kuesschen-an-arlon-und-doch-werden-taeglich-millionen-schokos-oder-kinder-ueberraschungen-und-weitere-leckereien grenzecho.net]</ref> In Spitzenzeiten sind dort heutzutage bis zu 1100 Mitarbeiter beschäftigt. Laut Unternehmensangaben stammen 7 % der gesamten Jahresproduktion von Ferreros [[Kinder Schokolade|„Kinder“-Produkten]] aus diesem Werk. Es geriet 2022 aufgrund einer [[Salmonellen]]-Verunreinigung in die Schlagzeilen, die zu Dutzenden Infektionen, einem weltweiten [[Rückrufaktion|Produktrückruf]] und der behördlichen Anordnung der einstweiligen Schließung des Werks führte.<ref>[https://www.vrt.be/vrtnws/de/2022/04/08/lebensmittelagentur-schliesst-ferrero-fabrik-in-arlon-rueckruf/ vrt.be]</ref>

== Bildung ==
Arlon ist Standort des Fachbereichs Wirtschaft der [[Haute École Catholique du Luxembourg Blaise Pascal]] (Kath. Hochschule Luxemburg)<ref>{{Webarchiv |url=http://www.hebp.be/ |text=hebp.be |wayback=20170912164302 |archiv-bot=2019-04-22 08:52:39 InternetArchiveBot}} Website der Hochschule</ref> sowie der technischen Fachbereiche der [[Haute École Robert Schuman]].<ref>[http://www.hers.be/ hers.be] Website der Hochschule</ref> Außerdem befinden sich ein Campus der [[Universität Lüttich]] sowie mehrere höhere Berufsbildungseinrichtungen in Arlon.

== Partnerstädte ==
* {{ITA|#}} [[Alba (Piemont)|Alba]] (Italien)
* {{DEU|#}} [[Bitburg]] (Deutschland)
* {{LUX|#}} [[Diekirch]] (Luxemburg)
* {{FRA|#}} [[Hayange]] (Frankreich)
* {{GBR|#}} [[Market Drayton]] (Vereinigtes Königreich)
* {{FRA|#}} [[Saint-Dié-des-Vosges]] (Frankreich), seit 1976

== Söhne und Töchter der Stadt ==
* [[Bartholomaeus Latomus]] (1485–1570), Humanist
* [[Matthias von Held]] (* um 1490–1563), Jurist und Reichsvizekanzler des Heiligen Römischen Reiches
* [[Johann Kaspar Basselet von La Rosée]] (1710–1795), General der Bayerischen Armee
* [[Godefroid Kurth]] (1847–1916), Historiker
* [[Émile Wambach]] (1854–1924), Komponist und Musikpädagoge
* [[Joseph Origer]] (1898–1945), römisch-katholischer Geistlicher und Märtyrer
* [[Charles Massonet]] (1914–1996), Bauingenieur
* [[Julien Ries]] (1920–2013), Erzbischof, Kardinal, Altorientalist und Religionshistoriker
* [[Benoît Lamy]] (1945–2008), Filmregisseur und Drehbuchautor
* [[Jean Louis Ska]] (* 1946), römisch-katholischer Priester, Theologe und Alttestamentler
* [[Guillaume de Posch]] (* 1958), TV-Manager
* [[Dominique Mathieu]] (* 1963), Ordensgeistlicher und römisch-katholischer Erzbischof von Teheran-Isfahan, Kardinal
* [[Anthony Moris]] (* 1990), luxemburgischer Fußballspieler
* [[Timothy Castagne]] (* 1995), Fußballspieler
* [[Timothy Martin]] (* 2001), belgisch-luxemburgischer Fußballspieler

== Literatur ==
* {{MerianTopo |Titel=Arlon |Band=16 |Seite=222–223}}

== Weblinks ==
{{Commonscat}}

== Einzelnachweise ==
<references />

{{Navigationsleiste Gemeinden in der Provinz Luxemburg}}

{{Normdaten|TYP=g|GND=4079818-5|LCCN=n50067796|VIAF=139525772}}

[[Kategorie:Ort in der Provinz Luxemburg]]
[[Kategorie:Wallonische Provinzhauptstadt]]
[[Kategorie:Arlon| ]]
[[Kategorie:Runeninschrift]]
[[Kategorie:Stadt als Namensgeber für einen Asteroiden]]

Aktuelle Version vom 17. Februar 2025, 11:10 Uhr

Arlon
Arlon (Luxemburg)
Arlon (Luxemburg)
Arlon
Staat: Belgien Belgien
Region: Wallonien
Provinz: Luxemburg
Bezirk: Arlon
Koordinaten: 49° 41′ N, 5° 49′ OKoordinaten: 49° 41′ N, 5° 49′ O
Fläche: 118,64 km²
Einwohner: 31.310 (1. Jan. 2024)
Bevölkerungsdichte: 264 Einwohner je km²
Postleitzahl: 6700, 6704, 6706
Vorwahl: 063
Bürgermeister: Vincent Magnus (cdH)
Adresse der
Kommunal-
verwaltung:
Collège des Bourgmestre et Echevins
Rue Paul Reuter, 8
6700 Arlon
Website: www.arlon.be

Arlon (deutsch und luxemburgisch Arel, niederländisch Aarlen, im Deutschen wird heute meist der französische Name verwendet) ist eine Stadt im Südosten von Belgien in der Region Wallonien mit 31.310 Einwohnern (Stand 1. Januar 2024). Sie ist die Hauptstadt der belgischen Provinz Luxemburg.

In und um Arlon (Areler Land) wird neben dem Französischen auch ein mit dem Luxemburgischen eng verwandter, vom Aussterben bedrohter moselfränkischer Dialekt gesprochen (Areler Platt).

Stadtansicht von Arlon

Die Stadt liegt auf einer Anhöhe, 404 m ü. M. am Ufer der Semois (deutsch Setzbach oder Sesbach), nahe der Grenze zum Großherzogtum Luxemburg, etwa 190 km südöstlich von Brüssel.

Kirche Saint-Donat

Arlon entstand aus der römischen Siedlung Orolaunum, die um 52 v. Chr. angelegt wurde, und beansprucht im Wettstreit mit Tongern und Tournai, die älteste Stadt Belgiens zu sein. Um 54 n. Chr. befand sich der Ort am Schnittpunkt der Römerstraßen von Reims nach Trier und von Tongern nach Metz.

Erstmals urkundlich erwähnt wird Arlon 870 im Teilungsvertrag von Meerssen, als es dem neuen Reich Karls des Kahlen zugeteilt wurde.[1] Schon damals hieß es – eine geschichtliche Seltenheit – so wie heute. Auch Adlige der Jahre 1052, 1055, 1095 und 1136 nannten sich „de Arlon“.[2] Im 10. Jahrhundert bildete Arlon mit seinem Umland zuerst eine Grafschaft, später eine Markgrafschaft. Seit 1119 wurde die Grafschaft in Personalunion mit Limburg regiert, bis sie 1214 an die Grafschaft Luxemburg überging.

Durch die 1839 infolge der Belgischen Revolution vorgenommene Teilung Luxemburgs in einen belgischen und einen großherzoglichen Teil wurden Arlon und sein Umland – obwohl die Bevölkerung Moselfränkisch und nicht Französisch sprach – der neuen, französischsprachigen Provinz Luxemburg zugeschlagen. Der Grund lag im Fehlen einer größeren Stadt auf belgischer Seite, die die Funktion eines Verwaltungszentrums hätte ausüben können, sowie im hohen strategischen und wirtschaftspolitischen Wert der Nord-Süd-Straße – der heutigen N 4 – über Bastogne, Attert und Arlon als Bindeglied und kürzeste Verbindung zwischen den sich entwickelnden Industriezentren Liège/Lüttich in Belgien und Longwy im französischen Lothringen im 19. Jahrhundert. In den folgenden Jahren wurde Arlon mit Regierungsgebäuden, Gerichten, Museen und einem Bahnanschluss ausgestattet. 1976 wurden die Gemeinden Autelbas/Niederelter, Bonnert/Bunnert, Fouches/Offen, Guirsch/Girsch, Heinsch/Heischlingen und Toernich/Törnich eingemeindet.

Die Stadt gelangte im Frühjahr 2004 als Gerichtsort des Mordprozesses um Marc Dutroux in die internationalen Medien.

Sehenswürdigkeiten

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St.-Martins-Kirche mit Statue für König Albert I.

Arlon besitzt viele Sehenswürdigkeiten, wie in der Altstadt die Grand Place (Großer Platz, der historische „Botermahrt“ = Buttermarkt) oder die Place Léopold (Leopoldsplatz, der historische „Fruchtmahrt“ = Getreide- bzw. Kornmarkt) mit der Esplanade auf der ehemaligen Schanze.

Weitere Sehenswürdigkeiten sind

  • die St.-Donatus-Kirche (Eglise Saint-Donat) aus dem 17. Jahrhundert als Teil eines ehemaligen Kapuzinerklosters auf einer Anhöhe in der Altstadt (Areler Knippchen)
  • die St.-Martins-Kirche (neugotisch, errichtet im Jahr 1914; große Orgel mit 52 Registern, 1932 von Orgelbau Haupt eingebaut)
  • das Luxemburgische Museum mit einer wichtigen gallo-römischen Antikenabteilung
  • die Synagoge (1865) sowie der älteste jüdische Friedhof Belgiens
  • der Bahnhof (1885)
  • L’Entrepôt, die Konzerthalle mit dem Schwerpunkt auf zeitgenössische Musik, wird mit einem Kostenaufwand von 962.000 Euro renoviert.[3]
  • Kopie der Jupitersäule in der Fußgängerzone[4]

In einem Kirchengrab fand sich eine Amulettkapsel mit Runen und eine christliche Kreuzdarstellung.

In Arlon befindet sich seit 1989 die einzige belgische Produktionsstätte des italienischen Süßwarenherstellers Ferrero, die FERRERO ARDENNES.[5] In Spitzenzeiten sind dort heutzutage bis zu 1100 Mitarbeiter beschäftigt. Laut Unternehmensangaben stammen 7 % der gesamten Jahresproduktion von Ferreros „Kinder“-Produkten aus diesem Werk. Es geriet 2022 aufgrund einer Salmonellen-Verunreinigung in die Schlagzeilen, die zu Dutzenden Infektionen, einem weltweiten Produktrückruf und der behördlichen Anordnung der einstweiligen Schließung des Werks führte.[6]

Arlon ist Standort des Fachbereichs Wirtschaft der Haute École Catholique du Luxembourg Blaise Pascal (Kath. Hochschule Luxemburg)[7] sowie der technischen Fachbereiche der Haute École Robert Schuman.[8] Außerdem befinden sich ein Campus der Universität Lüttich sowie mehrere höhere Berufsbildungseinrichtungen in Arlon.

Söhne und Töchter der Stadt

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Commons: Arlon – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. Regesta Imperii I., 1480
  2. Georges François Prat: Histoire d'Arlon, 1873
  3. wort.lu (Memento vom 19. Februar 2013 im Webarchiv archive.today)
  4. Gertraud und Heinz-Egon Rösch: Romerstrassen zwischen Mosel und Rhein – Unterwegs zu sehenswerten Römerfunden. ISBN 978-3-00-029335-1, S. 80.
  5. grenzecho.net
  6. vrt.be
  7. hebp.be (Memento des Originals vom 12. September 2017 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.hebp.be Website der Hochschule
  8. hers.be Website der Hochschule