[[Datei:1984 (Frontcover der Erstausgabe von 1949).jpg|mini|hochkant|Erstausgabe im Schutzumschlag, Secker & Warburg, London 1949]]
'''1984''' ist ein [[Roman]] von [[George Orwell]], erschienen im Juni [[1949]], in dem die negative [[Utopie]] (auch als [[Anti-Utopie]] oder [[Dystopie]] bezeichnet) eines [[Totalitarismus|totalitären]] [[Überwachung]]sstaates im Jahre 1984 dargestellt wird. In ihm wurde das Konzept des immer präsenten alles-sehenden [[Großer Bruder|Großen Bruders]] (engl. '''Big Brother''') eingeführt. Auch Orwells reduktionistische fiktive Sprache [[Neusprech]] (im englischen Original ''Newspeak'' genannt) wurde sehr bekannt. Das Buch wird der [[Science-Fiction]] zugerechnet.
'''1984''' (Originaltitel: ''Nineteen Eighty-Four'', deutscher Alternativtitel: ''Neunzehnhundertvierundachtzig''), geschrieben von 1946 bis 1948<ref name="1984 englisch">{{Literatur |Autor=George Orwell |Titel=1984 |Verlag=Houghton Mifflin Harcourt |Datum=1983 |ISBN=0-547-24964-0 |Online={{Google Buch |BuchID=kotPYEqx7kMC}}}}</ref> und erschienen im Juni 1949, ist ein [[Dystopie|dystopischer]] [[Roman]] von [[George Orwell]], in dem ein [[Totalitarismus|totalitärer]] [[Überwachungsstaat]] im Jahr 1984 dargestellt wird. [[Protagonist|Hauptperson]] der Handlung ist Winston Smith, ein einfaches Mitglied der [[Diktatur|diktatorisch]] herrschenden [[Fiktion|fiktiven]] Staatspartei ''Sozialistische Partei Englands'', auf die sich die herrschende politische [[Ideologie]] Engsoz (Englischer Sozialismus, original ''Ingsoc'') stützt. Der allgegenwärtigen [[Überwachung]] zum Trotz will Smith seine [[Privatsphäre]] sichern und etwas über die real geschehene Vergangenheit erfahren, die von der Partei durch umfangreiche [[Geschichtsfälschung]] verheimlicht wird. Dadurch gerät er mit dem System in Konflikt, das ihn gefangen nimmt, [[folter]]t und einer [[Gehirnwäsche]] unterzieht.
Orwell begann mit dem Verfassen des Buches im Jahr 1946 während seines Aufenthaltes auf der Insel [[Jura (Schottland)|Jura]] vor der Küste [[Schottland]]s<ref>{{Internetquelle |url=http://www.george-orwell.org/l_biography.html |titel=Biography of George Orwell |werk=george-orwell.org |hrsg=Wikipedia.org |abruf=2016-02-03 |sprache=en}}</ref> und stellte es Ende 1948 fertig.<ref name="1984 englisch" /><ref>''{{Webarchiv |url=http://www.netcharles.com/orwell/articles/1984-background-info.htm |wayback=20110712130937 |text=Novel history}}'', web.archive.org, abgerufen am 22. April 2019.</ref> Der Titel enthält den [[Zahlendreher]] der Jahreszahl 1948 zu 1984 als Anspielung auf eine zwar damals noch fern erscheinende, aber (ähnlich wie Orwells vorangegangener Roman ''[[Farm der Tiere]]'') doch eng mit der damaligen Gegenwart verknüpfte Zukunft. Die Erstausgabe des Buches kam in [[London]] am 8. Juni 1949 in den Verkauf.
George Orwells Roman wurde am 13. Juni 1984 in den USA als Buch des Jahres ausgezeichnet.
Der „unter dem Eindruck der [[Zeit des Nationalsozialismus|Nazismus]], des [[Stalinismus]] und der Wirtschaftspolitik der Industriestaaten während des [[Zweiter Weltkrieg|Zweiten Weltkriegs]]“ ''([[Kindlers Literatur Lexikon]])'' entstandene Roman wird oft dann zitiert („Big Brother is watching you“) bzw. sein Titel oder der Name ''Orwell'' genannt, wenn es darum geht, staatliche Überwachungsmaßnahmen kritisch zu kommentieren oder auf Tendenzen zu einem [[Überwachungsstaat]] hinzuweisen.<ref name="Johnston">{{Internetquelle |autor=Ian Johnston |url=http://www.telegraph.co.uk/news/uknews/6210255/EU-funding-Orwellian-artificial-intelligence-plan-to-monitor-public-for-abnormal-behaviour.html |titel=EU funding ‘Orwellian’ artificial intelligence plan to monitor public for |werk=Telegraph.co.uk |datum=2009-09-19 |abruf=2016-02-03 |sprache=en}}</ref><ref name="freitag">{{Literatur |Autor= |Titel=INDECT: War Orwell ein naiver Optimist? |Sammelwerk=Der Freitag |Datum=2009-08-11 |ISSN=0945-2095 |Online=[http://www.freitag.de/autoren/kopfkompass/indect-war-orwell-ein-naiver-optimist freitag.de]}}</ref>
{{Spoiler-Warnung}}
== Inhalt ==
== Inhalt ==
Die Welt ist in die drei Machtblöcke Ozeanien, Eurasien und Ostasien aufgeteilt, die sich, in ständig wechselnden Koalitionen, in dauerhaftem Krieg miteinander befinden. Die Handlung des Romans spielt in Ozeanien, das [[Nordamerika|Nord-]] und [[Südamerika]], die [[Britische Inseln|britischen Inseln]], [[Australien]] und das südliche [[Afrika]] umfasst, wobei Winston Smith im „Landefeld 1“ (England) lebt. In dem diktatorisch und totalitär geführten Staat unterdrückt eine vom – nie wirklich sichtbaren – [[Großer Bruder|Großen Bruder]] ''(Big Brother)'' geführte [[Kaderpartei|Parteielite]] (Innere Partei) die restlichen Parteimitglieder (Äußere Partei) und die breite Masse des Volkes, die „Proles“. Die allgegenwärtige [[Gedankenverbrechen|Gedankenpolizei]] überwacht permanent alle Parteimitglieder. Mit nicht abschaltbaren Geräten (Teleschirmen, engl. ''telescreens''), die zugleich alle Wohnungen visuell kontrollieren und [[abhören]], schürt das [[Staatlicher Rundfunk|Staatsfernsehen]] Hass auf den Staatsfeind Emmanuel Goldstein, der angeblich eine gegen die Partei gerichtete [[Untergrundbewegung|Untergrundorganisation]], die Bruderschaft, leitet. Dieser Hass wird den Menschen als Teil der allgegenwärtigen [[Propaganda]] täglich neu eingehämmert und dient dazu, die Bevölkerung durch das gemeinsame, omnipräsente und anscheinend übermächtige [[Feindbild]] zusammenzuschweißen und von ihrem entbehrungsreichen, von harter Arbeit geprägten Leben abzulenken.
Winston Smith arbeitet im ''Ministerium für Wahrheit'' und ist Mitglied der äußeren Partei. In Wirklichkeit ist er aber ein Gegner der Partei. Trotzdem kann er seine Meinung nicht öffentlich kundtun, weil er ständig von ''Teleschirmen'' überwacht wird und irrtümlich glaubt, dass Regime-Gegner hinterrücks erschossen werden. Deshalb beginnt er seine Gedanken und Meinungen heimlich in einem [[Tagebuch]] festzuhalten.
Die Sprache wird von „schädlichen Begriffen“ gereinigt und wurde durch eine neue Sprache ([[Neusprech]] – ''Newspeak'') ersetzt. Zudem beeinflusst die Partei das Denken in ihrem Sinn mit ständig wiederholten, [[Antithese|antithetischen]] Parolen wie „Krieg ist Frieden“, „Freiheit ist Sklaverei“ und „Unwissenheit ist Stärke“. Im Laufe der Handlung wird auch die Frage aufgeworfen, ob die Partei den Krieg mit den anderen Ländern und den [[Terrorismus|Terror]] der verfemten Untergrundbewegung Goldsteins nicht vielleicht insgeheim selbst inszeniert, um einen Vorwand für die massive [[Überwachung]], den permanenten [[Ausnahmezustand]] und die umfassende [[Unterdrückung]] zu schaffen. Die Bürger werden durch die konstant wiederholte Parole „Der Große Bruder beobachtet dich“ („Big Brother is watching you“) fortlaufend an ihre Überwachung erinnert.
Als ihm eines Tages bei der Arbeit ein bei der Anti-Sex-Liga engagiertes Mädchen auffällt, das ihm verdächtig vorkommt, weil er es noch nie zuvor gesehen hat und es ein paar Mal zu ihm herüber guckt, vermutet er, dass das Mädchen ein Mitglied der ''Gedankenpolizei'' (der Behörde, die ''Gedankenverbrechen'', also von der Ideologie der Partei abweichende Ansichten, verfolgt) sein muss. Nachdem das Mädchen aber wieder verschwunden ist, verwirft er diesen Gedanken wieder und wendet sich wieder seiner Arbeit zu.
Die Hauptfigur Winston Smith arbeitet im ''Ministerium für Wahrheit'' in London und ist damit beschäftigt, alte Zeitungsberichte und somit das vergangene Geschichtsbild fortwährend an die gerade herrschende Parteilinie [[Geschichtsfälschung|anzupassen]]. Obwohl er zur Äußeren Partei gehört, lehnt Smith das [[Totalitarismus|totalitäre System]] ab und führt heimlich Tagebuch über seine verbotenen Gefühle. Julia, ebenfalls Parteimitglied, wird zu seiner Geliebten und Mitwisserin. Smith versucht, mit der von der Partei verfolgten Untergrundbewegung Kontakt aufzunehmen. In dem scheinbar gleichgesinnten O’Brien glaubt er, einen Helfer und Mitkämpfer gefunden zu haben, dieser stellt sich jedoch später als besonders intelligentes und fanatisches Mitglied der Inneren Partei heraus, von dem Winston schließlich verhaftet wird. Unter der [[Folter]] im ''Ministerium für Liebe'' bricht Smith psychisch zusammen: Er verrät Julia, verliert seine gerade erst neu gewonnene Individualität und glaubt nach einer [[Gehirnwäsche]] schließlich, durch seine neu entdeckte Liebe zum Großen Bruder endlich ''frei'' zu sein.
Winstons großes Interesse für die Vergangenheit treibt ihn immer wieder in die Elendsviertel der ''Proles''. Dort gelangt er in einen [[Antiquität]]enladen und unterhält sich mit dem Ladenbesitzer Mr. Charrington. Dieser zeigt ihm eine Glaskugel, die eine [[Korallen|Koralle]] umschließt. Winston ist sofort von der Kugel fasziniert und kauft sie ihm ab. Anschließend wird er von Mr. Charrington in ein voll möbliertes Zimmer geführt und Winston fällt sofort auf, dass es keinen ''Teleschirm'' enthält.
=== Teil 1 ===
Als er später auf dem Weg nach Hause ist, begegnet ihm wieder das Mädchen, das ihm schon bei der Arbeit aufgefallen war. Für ihn besteht jetzt kein Zweifel mehr, dass das Mädchen Mitglied der ''Gedankenpolizei'' ist. In seiner [[Panik]] überlegt er sogar, ob er dem Mädchen den Kopf mit der Glaskugel einschlagen soll. Ein paar Tage später kommt ihm das Mädchen im ''Wahrheitsministerium'' ein drittes Mal entgegen, und Winston hat ein ungutes Gefühl. Gerade als das Mädchen an ihm vorbeigehen will, fällt es und Winston will ihr helfen. Er streckt ihr seine Hand aus und hilft ihr auf. Dabei steckt ihm das Mädchen heimlich einen Zettel zu. Diesen kann Winston aber nicht sofort öffnen, weil er direkt vor einem ''Teleschirm'' steht. Für ihn gibt es aber nur zwei Möglichkeiten, was auf dem Zettel stehen kann. Entweder die Nachricht kommt von der ''Gedankenpolizei'', dann ist es eine Drohung, eine Vorladung, oder es ist eine Nachricht der geheimen Untergrundorganisation gegen die Partei, genannt die ''Bruderschaft''. Keine seiner Vermutungen ist richtig, denn auf dem Zettel steht ''"Ich liebe dich"''.
Die Geschichte beginnt mit einem Bild des Alltags in einem [[Dystopie|dystopischen]] Überwachungsstaat. Winston Smith arbeitet im ''Ministerium für Wahrheit'' ([[Informationsministerium|Propagandaministerium]]) in London. Sein Leben ist geprägt von Versorgungsproblemen, ständiger Überwachung, Angst und Mangel an persönlichen Beziehungen. Seine Arbeit besteht zum größten Teil darin, im Sinne der Partei [[Geschichtsfälschung|Geschichtsklitterung]] zu betreiben, das heißt, unbequeme Fakten und Daten zu manipulieren oder zu löschen und so die historische Wahrheit für die Öffentlichkeit und Nachwelt zu verfälschen. So wie er leben alle ihm bekannten Mitglieder der ''Äußeren Partei'' in Ozeanien, einem der drei Superstaaten; die beiden anderen sind Eurasien und Ostasien. Deren Existenz ist allerdings nicht belegt, sondern möglicherweise von der Partei nur vorgetäuscht, um einen permanenten Kriegszustand zu rechtfertigen. Es stellt sich sogar die Frage, ob die häufig in Ozeanien einschlagenden Raketen nicht von der Partei selbst abgefeuert werden.
Innerlich kann sich Winston schon lange nicht mehr mit der Partei[[doktrin]] identifizieren. Er muss seine Meinung geheim halten, da in Ozeanien nicht nur alle Handlungen gegen die herrschende Partei als Verbrechen gelten, sondern schon der Wunsch zum Widerstand ein sogenanntes [[Gedankenverbrechen]] ''(thoughtcrime)'' ist. Es fällt Winston besonders schwer, sich angesichts der ständigen Videoüberwachung durch Teleschirme, Polizeistreifen, Nachbarn und Arbeitskollegen zu verstellen. Die Mitglieder der Äußeren Partei werden derart streng überwacht, dass bereits das nervöse Zucken eines Fingers oder ein falscher Blick zur Verhaftung und zum Tod führen können. Winston beginnt schließlich, seine Gedanken heimlich in einem [[Tagebuch]] festzuhalten, das er bei Mr. Charrington, dem Inhaber eines alten Kramladens, entdeckt hat.
Winstons Gefühle gegenüber dem Mädchen ändern sich, denn nun vermutet er, dass sie der Bruderschaft angehört. In den nächsten Tagen versucht er immer wieder, [[Kontakt]] mit ihr aufzunehmen. Doch alle Versuche scheitern, weil die Gefahr, dass man sie überführt, sehr groß ist. Doch eines Tages sitzt Julia, so heißt das Mädchen, allein in der [[Kantine]] und Winston setzt sich dazu. Zuerst traut er sich nicht, sie anzusprechen, denn überall hängen ''Teleschirme'', doch dann vereinbaren sie ein Treffen nach der Arbeit. Dabei können sie nicht viel miteinander sprechen und verabreden sich in einem kleinen Waldstück nahe der Stadt. Dort können sie unbeschwerter reden und haben Sex miteinander. Winston schlägt vor, dass sie sich das nächste Mal bei Mr. Charrington treffen, denn er will ihr das Zimmer zeigen. Julia gefällt das Zimmer sofort und sie beschließen, es zu mieten.
Als ihm eines Tages bei der Arbeit eine bei der „Jugendliga gegen Sexualität“ engagierte junge Frau namens Julia durch [[Blickkontakt]]e auffällt, vermutet er, dass sie ein Mitglied der ''Gedankenpolizei'' (der Geheimpolizei des Systems) oder eine „Amateurspionin“ (selbstständig arbeitender Spitzel) ist.
Von nun an sehen sie sich jeden Tag und Winston erzählt Julia von O'Brien, einem Arbeitskollegen, der ihm schon seit längerem aufgefallen war und von dem er vermutet, dass er Mitglied in der Bruderschaft ist, weil sein Verhalten leicht vom Normalen abweicht, was in Ozeanien bereits viel bedeutet. Eines Tages spricht O'Brien Winston an, und gibt sich als Mitglied der ''Bruderschaft'' aus. Zuerst ist Winston misstrauisch, doch dann lädt er ihn und Julia zu sich nach Hause ein. Zwar hängt auch bei ihm ein ''Teleschirm'', aber mit dem Unterschied, dass er ihn für kurze Zeit ausschalten kann. Unter dieser [[Voraussetzung]] können sie eine halbe Stunde unbeobachtet miteinander sprechen. O'Brien erklärt ihnen das Vorgehen der ''Bruderschaft'' und fragt sie, wie weit sie im Kampf gegen die Partei gehen würden. Winston bejaht stellvertretend für beide, dass sie bereit seien, zu morden, zu sabotieren und kleinen Kindern Schwefelsäure ins Gesicht zu kippen. Lediglich voneinander getrennt möchten Julia und Winston nicht sein.
Winstons großes Interesse für die Vergangenheit treibt ihn immer wieder in die Elendsviertel der ''Proles'' (Proletarier). Als ihm Mr. Charrington eine Glaskugel zeigt, die eine [[Koralle]] umschließt, ist Winston sofort von diesem Stück Vergangenheit fasziniert und kauft es. Mr. Charrington führt Winston später in ein möbliertes Zimmer, in dem es keinen überwachenden Teleschirm zu geben scheint. Von dem Zimmer ist Winston so angetan, dass er es am liebsten mieten möchte; doch auch das ist bereits ein gefährlicher Gedanke, den er wieder verwirft, als er sich dessen bewusst wird.
Nur wenige Tage später werden sie im Zimmer von der Gedankenpolizei festgenommen und Mr. Charrinton entpuppt sich als [[Spitzel]] der Gedankenpolizei. Winston und Julia werden getrennt von einander abgeführt und keiner weiß, wo der jeweils andere gefangen gehalten wird und wo er selbst sich befindet. Doch Winston vermutet, dass er sich im Ministerium für Liebe aufhält. Er wird zusammen mit anderen "Gedankenverbrechern" in einem fensterlosen und ständig beleuchteten Raum gesperrt. Als O'Brien diesen Raum betritt, glaubt Winston zuerst, man habe ihn genau wie ihn verhaftet. Doch dann stellt sich heraus, dass O'Brien Mitglied der inneren Partei ist. Nun wird Winston von O'Brien gefoltert. Er erklärt ihm, das seine Reintegration drei Stufen umfasst: Lernen, Verstehen und Akzeptieren. In der ersten Stufe stellt er ihm viele Fragen. Immer wenn Winston eine Frage falsch beantwortet, erhöht O'Brien den Schmerz durch einen Schieberegler. Nach und nach fallen Winston die Zähne und Haare aus und seine Muskeln bilden sich zurück. In der zweiten Stufe erholt er sich wieder. Man gibt ihm genug zu essen und er bekommt sogar Zigaretten. In der dritten wird Winston seiner größten Angst ausgesetzt: ausgehungerte Ratten. In seiner Panik schreit er:
''"Nehmen Sie Julia! Nehmen Sie Julia! Nicht mich! Julia! Mir ist's gleich, was Sie mit ihr machen. Zerreißen Sie ihr das Gesicht, ziehen Sie ihr das Fleisch von den Knochen. Nicht mich! Julia! Nicht mich!"''
Nachdem Winston entlassen worden war, trifft er Julia noch ein letztes Mal, aber sie haben sich nichts mehr zu sagen.
=== Teil 2 ===
Als sich Winston in einer Kneipe dabei ertappt, wie er von der Kriegspropaganda angestachelt mit der Masse mitjubelt, erkennt er, dass er sich sein Leben lang vergeblich gegen die Gemeinschaft aufgelehnt hat. Er kehrt zum Ministerium für Liebe zurück, um sich im Moment des höchsten Glücks freiwillig erschießen zu lassen. Er läßt auch seinen einst gefassten Plan fallen, im Tod den
Dieser Teil handelt von Winstons Weg in den inneren Widerstand und endet mit seiner [[Verhaftung]] durch die Gedankenpolizei.
"Großen Bruder" zu hassen, der letzte Satz lautet schließlich:
"Er liebte den großen Bruder."
Auf dem Weg von Charringtons Kramladen nach Hause begegnet ihm wieder Julia. Für ihn besteht jetzt kein Zweifel mehr, dass sie ein Mitglied der Gedankenpolizei ist. Ein paar Tage später trifft er sie im Wahrheitsministerium ein drittes Mal. Gerade als sie an ihm vorbeigehen will, stürzt sie. Während Winston ihr wieder auf die Beine hilft, steckt sie ihm heimlich einen kleinen Zettel zu. Weil Winston sich in der Nähe eines Teleschirms befindet, wartet er, bis er seinen Arbeitsplatz wieder erreicht hat, bevor er es riskiert, ihre Botschaft an ihn zu lesen: „Ich liebe Dich.“
== Neusprech ==
[[Neusprech]] ist die eingeführte [[Amtssprache]] in Ozeanien und befindet sich zum Zeitpunkt des Buches bereits in der elften [[Auflage (Verlag)|Auflage]]. Sie dient dazu, den [[Wortschatz]] so weit wie möglich zu reduzieren. Gab es in „Altsprech“ für jedes [[Adjektiv]] noch ein entsprechendes [[Gegenteil]], so wird in „Neusprech“ jedes Gegenteil durch ein vorgestelltes un- gebildet. So lautet zum Beispiel das Gegenteil von gut ungut und von warm unwarm. (siehe auch ''[[Sprachkurs_Esperanto#Die_Wortbildung|Wortbildung in Esperanto]]'') "Steigerungen" wie super, genial etc. werden durch plusgut (Original: plusgood) bzw. doppelplusgut (Original: doubleplusgood) ersetzt. Außerdem werden fast alle Unregelmäßigkeiten an die Regeln angeglichen. Längere Bezeichnungen wie "Ministerium für Wahrheit" werden einfach zu "Miniwahr" verkürzt. Durch diese Abkürzungen wird auch die ursprüngliche Bedeutung der Worte, aus denen es besteht, eliminiert.
In den nächsten Tagen versucht er mehrfach vergeblich, Kontakt mit der jungen Frau aufzunehmen. Eines Tages aber sitzt sie allein an einem Tisch in der [[Kantine]], und Winston setzt sich dazu. Zuerst wagt er nicht, sie anzusprechen, denn überall werden sie von Teleschirmen überwacht. Daher können sie nur wenige Worte miteinander wechseln. Er erfährt, dass sie eine heimliche persönliche [[Aufstand|Rebellion]] gegen die Partei führt. Nachdem sich die beiden einige Male in aller Heimlichkeit und unter großen Mühen auf dem Lande getroffen haben, stimmt Julia zu, das Zimmer über Mr. Charringtons Laden zu mieten, um ihre Zweisamkeit auszuleben. Dort sehen und lieben sie sich von nun an öfter. Auch das ist ein Schwerverbrechen, weil [[Sexualität]] unter Parteimitgliedern nur der Fortpflanzung dienen darf und schrittweise durch künstliche Befruchtung ersetzt werden soll.
Ein weiteres Mittel sind [[Euphemismus|Euphemismen]]. Die Haft- und Folteranstalt, in der die Gedankenverbrecher gefoltert werden, wird „Ministerium für Liebe“ genannt. In [[Parole]]n der Partei, wie zum Beispiel „Krieg ist Frieden, Freiheit ist Sklaverei, Unwissenheit ist Stärke“, werden den Wörtern einfach neue Bedeutungen zugewiesen, um sie nicht gegen die Partei verwenden zu können. Auch haben Wörter je nach Bezug(sperson) andere Bedeutungen, so kann "schwarzweiß" entweder besondere Parteitreue oder Landesverrat bedeuten. Durch diese [[Methode]] gibt die Partei ihren Mitgliedern ein Denkmuster vor. Dieses Ziel wird deshalb verfolgt, um die [[Herrschaft]] der Partei zu sichern. Denn wie soll man die Partei durch ein anderes System ersetzen, dessen [[Grundsatz|Grundsätze]] man nicht kennt, weil man sie nicht in Sprache ausdrücken also nicht denken kann?
Winston erzählt Julia von O’Brien, einem Mitglied der ''Inneren Partei'', den er für einen Regimegegner hält, da dessen Verhalten ebenfalls leicht von der Norm abweiche. Mit Julia besucht er O’Brien in dessen Wohnung. Zwar hängt auch bei ihm ein Teleschirm, der aber kann wenigstens für kurze Zeit abgeschaltet werden. Auf diese Weise können die drei eine halbe Stunde lang scheinbar unbeobachtet miteinander sprechen. O’Brien gibt sich als Mitglied der „Bruderschaft“, der Untergrundbewegung des Staatsverräters Emmanuel Goldstein, aus und lässt Winston ein Exemplar von Goldsteins berüchtigtem Buch „Die Theorie und Praxis des oligarchischen Kollektivismus“ zukommen. Vor seiner Verhaftung kommt Winston dazu, das erste und das dritte Kapitel des Buches zu lesen. Im Grunde findet er dort nur eine deutliche Beschreibung von Dingen, die ihm ohnehin schon klar waren, und stellt fest: „Das Wie verstehe ich, aber nicht das Warum“. Später erfährt er, dass O’Brien Mitverfasser des Buches ist.
== Ozeanien ==
''Ozeanien'' ist eine der drei verbleibenden [[Supermacht|Supermächte]] der Welt, die anderen beiden sind ''Eurasien'' und ''Ostasien''. Ozeanien besteht aus [[Amerika (Kontinent)|Amerika]] und [[England]], Eurasien aus Europa und Russland, insgesamt von der [[Iberische Halbinsel|iberischen Halbinsel]] bis zur [[Beringstraße]]. Ostasien besteht aus [[China]], der [[Mongolei]] und [[Japan]]. Zwei dieser Supermächte befinden sich konstant im Krieg, der sich jedoch ausschliesslich um Territorien und niemals um die (sowieso unmögliche) Vernichtung des anderen dreht.
Am selben Tag noch besprechen Winston und Julia ihre gemeinsame Zukunft. Während Julia von einem glücklichen Leben zusammen mit Winston im Untergrund träumt, möchte Winston um jeden Preis die Partei bekämpfen. Dabei ist ihm klar, dass man sie dann bald aufspüren, [[folter]]n und liquidieren wird. Tatsächlich wird ihr Zimmer im gleichen Augenblick umstellt und aufgebrochen. Nun stehen sie das erste Mal wissentlich einem Mitglied der Gedankenpolizei gegenüber: Mr. Charrington, dem Besitzer des Ladens, der sie die ganze Zeit über durch einen hinter einem Wandbild verborgenen Teleschirm hat beobachten lassen.
=== Gesellschaft ===
Die Gesellschaft von Ozeanien besteht zu 15 Prozent aus Parteimitgliedern (aufgeteilt in einen Bruchteil ''innerer'' und den Großteil ''äußerer'' Parteimitglieder), um die sich fast das gesamte Machtgilde der Partei selbst dreht.
=== Teil 3 ===
Die ''Proles'', die Arbeiter, machen zwar 85 Prozent der Bevölkerung aus, werden aber durch [[Armut]] und [[Medium (Kommunikation)|Medien]] bewusst dumm und passiv gehalten, und stellen selbst beim unglaublichen Charakter der Diktatur der Partei kein Risiko für deren Position dar.
Dieser Teil beschreibt die Gefangenschaft Winstons, seine Folter und [[Umerziehung]] sowie das Geschehen nach seiner Freilassung.
Nach seiner Verhaftung wacht Winston in einem fensterlosen, ständig hell beleuchteten Raum auf. Er vermutet, dass man ihn ins ''Ministerium für Liebe'' gebracht hat. Alle Wände sind weiß gekachelt, an jeder befindet sich ein Teleschirm. Rund um den Raum zieht sich an der Wand entlang eine Bank, gerade breit genug zum Sitzen und einzig durch eine Toilette gegenüber der Tür unterbrochen. Ständig kommen neue Gefangene in Winstons Zelle und werden wieder abgeholt. Auch Winston wird von Zeit zu Zeit verlegt. Er erfährt von einem mysteriösen „Zimmer 101“, vor dem alle Angst haben. Winston verliert durch das ständige Licht und den fehlenden Tagesrhythmus bald das Zeitgefühl. Er bekommt kaum zu essen und magert zusehends ab.
=== Überwachung ===
Orwell beschreibt in 1984 eine totale [[Überwachung]], der sich fast niemand entziehen kann. Sie wird hauptsächlich mit Hilfe von ''Teleschirmen'' ausgeübt. Der ''Teleschirm'' ist sowohl Sende-, als auch Emfangsgerät, das in jedem Haus der inneren und äußeren Partei, an öffentlichen Plätzen und bei der Arbeit die Bürger ''Ozeaniens'' überwacht. ''Niemand weiß, ob man gerade beobachtet wird oder nicht und man kann nur darüber spekulieren, wie oft oder nach welchen System sich die Gedankenpolizei in die Privatsphäre einschaltet. Darum ist es sogar denkbar, das sie ständig alle beobachtet (vgl. S. 9)''.
Zu Beginn durchläuft Winston einige routinemäßige Verhöre. Der zuständige Offizier ist O’Brien, der in Wahrheit nicht zur „Bruderschaft“, sondern zur Parteispitze gehört. Zunächst muss Winston die üblichen Geständnisse (u. a. [[Spionage]], [[Sabotage]], [[Vermögensdelikt|Unterschlagung]] und Mord) unter ständiger Folter ablegen. Bald wird daraus eine [[Gehirnwäsche]]. Stück für Stück zerlegt O’Brien das Weltbild des intellektuell unterlegenen Winston. Wenn er uneinsichtig ist, sich dumm stellt oder lügt, fügt ihm O’Brien Schmerzen durch Elektroschocks auf einer Art Streckbank zu. Bisweilen lässt O’Brien Winston auch Medikamente gegen den Schmerz geben. Um Winston zu demonstrieren, dass die willkürliche Steuerung des Erinnerungsvermögens bei genügender Anstrengung möglich ist, lässt er ihm einen Elektroschock durch den Kopf verabreichen, der Winstons Langzeitgedächtnis vorübergehend beeinflusst.
Ein weiteres Mittel zur Überwachung sind [[Mikrofon]]e, die überwiegend in ländlichen Gegenden und bei den ''Proles'' eingesetzt werden. Diese sind besonders deswegen gefürchtet, weil sie im Gegensatz zu den ''Teleschirmen'' klein und gut versteckbar sind.
O’Brien erklärt Winston die einzelnen Schritte der Umerziehung: Lernen, Verstehen und Akzeptieren. Um Winstons Widerstand gegen das System zu brechen, will O’Brien seinen Willen manipulieren. Dazu zwingt O’Brien ihn, seinen von den Folterungen zerschundenen und ausgemergelten Körper im Spiegel zu betrachten. Da sich Winston als Streiter für die Menschheit begreift („Lernen“), versucht man ihm so klarzumachen, dass Gegenwehr zwecklos ist, da die Menschheit der Partei Ozeaniens (sowie Ostasiens und Eurasiens) ebenso ausgeliefert sei wie er selbst. Angewidert von sich selbst, empfindet Winston seinen Anblick als kläglich und würdelos („Verstehen“) und nimmt die nährende Hand der Partei dankbar an („Akzeptieren“).
Eine andere Methode der Überwachung ist die [[Bespitzelung]]. Sie tritt in zwei Formen auf: Zum einen die Bespitzelung der Bürger durch ''Teleschirme'' oder Mikrofone der ''Gedankenpolizei''. Die zweite Art der Bespitzelung, das gegenseitige Verraten der Parteimitglieder, ist die wirkungsvollere von beiden. Schon Kinder werden in der Jugendorganisation der ''Spione'' dazu erzogen, ihre Eltern zu bespitzeln und im "Ernstfall" zu verraten. Die Eltern sind sogar stolz darauf, wenn ihre Kinder andere verraten. Außerdem werden alle Pateimitglieder in [[Verein]]en organisiert, damit jeder jeden im Blick hat.
O’Brien enthüllt ihm das Geheimnis der Partei: die Macht (über Menschen) als Selbstzweck. Die Macht der Partei dient nur der Ausübung von Macht: „Wenn Sie sich ein Bild von der Zukunft ausmalen wollen, dann stellen Sie sich einen Stiefel vor, der in ein Menschenantlitz tritt – immer und immer wieder.“ Folgerichtig steht am Ende der Umerziehung nicht der Straferlass, sondern der endgültige Tod: „Sie sind ein schwieriger Fall. Aber geben Sie die Hoffnung nicht auf. Jeder wird früher oder später geheilt. Am Schluss erschießen wir Sie.“ Die von der mittelalterlichen [[Inquisition]] („Du sollst nicht!“) und den totalitären Systemen („Du sollst!“) gepflegten Gebote, die immer nur [[Märtyrer]] erzeugten, da die Opfer nicht „akzeptierten“, „bejahten“, werden ersetzt durch das Gebot der Partei: „Du hast zu sein!“. O’Brien: „Jeder wird reingewaschen [„geheilt“].“
=== Ministerien ===
==== Ministerium für Frieden ====
Dieses Ministerium befasst sich mit Krieg, genauer gesagt mit der Kriegspropaganda, und damit, den immerwährenden Krieg in Gang zu halten. Vermutlich ist es auch für die Angriffe auf eigene Städte verantwortlich, um die Kriegsstimmung aufrechtzuerhalten.
Winston erhält von nun an wieder genug zu essen und wird gesund gepflegt. Man fertigt ihm sogar ein neues Gebiss an. Während er sich körperlich erholt, trainiert er sich im Zwiedenken<ref>In neueren deutschen Ausgaben: Doppeldenk.</ref> und Verbrechenstopp<ref>In neueren Ausgaben: Delstop.</ref> und übt, seinen eigenen Geist zu überlisten. Winstons Umerziehung scheint dem Ende zuzugehen. Doch als er eines Nachts im Traum laut nach Julia ruft, erkennt O’Brien, dass Winston nach wie vor den Großen Bruder verabscheut und seine Liebe zu Julia ungebrochen ist. Er wird in das berüchtigte Zimmer 101 gebracht. Dort erwartet jeden Menschen seine persönliche Hölle. Da O’Brien von Winstons panischer Angst vor Ratten weiß, lässt er einen Käfig mit zwei ausgehungerten Exemplaren direkt vor Winstons Gesicht befestigen und droht damit, die Käfigtür zu öffnen. Um diese Gefahr abzuwenden, opfert Winston das letzte Gut, das ihm von seinem ursprünglichen Selbst noch geblieben ist: seine Liebe zu Julia. Er verrät sie, indem er O’Brien anfleht, diese Folter nicht ihm, sondern Julia anzutun. Damit sind seine [[Selbstwert|Selbstachtung]] und sein innerer Widerstand endgültig gebrochen. Infolgedessen wird er aus der Haft entlassen.
==== Ministerium für Überfluss ====
Dieses Ministerium ist für Wirtschaft und die Ausarbeitung der [[Planwirtschaft|Drei-Jahres-Pläne]] zuständig. Wahrscheinlich sorgt es auch dafür, dass nie genug Güter vorhanden sind, um die Bevölkerung abhängig zu halten bzw. die Qualität extrem schlecht bleibt (Man vergleiche Winstons Bemerkungen über Schokolade und "Victory Gin").
Nach der Entlassung ist Winston zwar weiterhin im Wahrheitsministerium angestellt, in seiner neuen Position hat er aber so gut wie keine Aufgaben, sodass er viel Zeit beim Lösen von [[Schachproblem]]en in einem heruntergekommenen Café verbringt. Auch trinkt er sehr viel [[Gin]]. Er trifft Julia noch ein letztes Mal. Auch sie zeigt Spuren der Folter, eine Narbe verunstaltet ihr Gesicht, und ihr ehedem athletischer Körper ist unförmig geworden. Sie eröffnet Winston, ihn verraten zu haben, und gesteht ihm, dass die Partei es verstanden habe, ihre Gefühle für ihn zu zerstören. Später ertappt sich Winston dabei, wie er gemeinsam mit der Masse beim Betrachten der [[Kriegsberichterstattung|Kriegsberichte]] mitfiebert. Er erkennt, dass er von seiner lebenslangen Auflehnung gegen die Gemeinschaft geheilt ist. Er hat eine Vision von seiner Hinrichtung: In einem öffentlichen Prozess bekennt Winston unter Tränen dankbar und demütig seine Liebe zum Großen Bruder, der ihm half, den „Sieg gegen sich selbst“ zu erringen. Der Tagtraum endet damit, dass ihm „die langersehnte Kugel ins Gehirn dringt“. Die Gehirnwäsche war erfolgreich.
==== Ministerium für Wahrheit ====
Dieses Ministerium befasst sich mit der Vergangenheit bzw. mit der ständigen Manipulation dieser. Sämtliche Bücher, Filme, Schriften, Zeitungen, Tonaufnahmen etc. aus vergangener Zeit werden hier konstant manipuliert und an die aktuelle Linie der Partei angepasst, sodass laut allen Aufzeichnungen, die existieren, die Partei immer Recht hat und immer Recht gehabt hat.
Das Buch endet mit Winstons Erkenntnis, dass er den Großen Bruder wahrlich liebt.
==== Ministerium für Liebe ====
Dieses mysteriöse und gefürchtete Ministerium unterhält die ''Gedankenpolizei'', die Abweichler aufspürt und dorthin bringt. Dort werden sie solange gefoltert, bis sie "umgedreht" sind, also wieder voll und ganz der Partei glauben.
== Figuren ==
== Figuren ==
[[Datei:Figurenkonstellation George Orwell 1984.svg|mini|Figurenkonstellation]]
=== Winston Smith ===
=== Winston Smith ===
Winston Smith, die Hauptfigur des Romans, ist ein 39 Jahre alter, ausgemergelter, gebrechlicher, grüblerischer und resignierter Mann, der an den von der Partei ausgegebenen Parolen und ihrem Führer, dem Großen Bruder, zweifelt. Um den tatsächlichen Verlauf der Dinge festhalten zu können (gegenüber der pausenlosen Geschichtsfälschung der Partei, die er aus seiner Arbeit im ''Ministerium für Wahrheit'' kennt), beginnt er, Tagebuch zu schreiben. Er wünscht sich den Umsturz der Regierung und den Niedergang des Großen Bruders und sucht daher nach Gleichgesinnten, die er in Julia und O’Brien zu finden glaubt. Winston ist in seinem Widerstand bemüht zu verstehen, wie die Partei eine solch totale Macht ausüben kann. Seine Überlegungen kreisen häufig um die Möglichkeit, Sprache zur Gedankenkontrolle zu benutzen (siehe unter „[[Neusprech]]“). Orwell setzte den Namen des Protagonisten aus dem Vornamen von [[Winston Churchill]] und dem einfachen Allerwelts-Nachnamen Smith zusammen.
Winston Smith ist ein paranoider Mensch, der das Vertrauen und Liebe zum ''Großen Bruder'' verloren hat.
=== Julia ===
Zunächst erscheint Winston als Held, der sich gegen ein unrechtes Regime auflehnt. Dies ändert sich jedoch schlagartig mit seiner Bereitschaft, Kindern Säure ins Gesicht zu schütten. Plötzlich scheinen seine Ziele nicht besser als die des Staates, die er bekämpft.
Während Winston ruhelos, fatalistisch und um die Gesellschaft als Ganzes besorgt ist, ist Julia gefühlsbetont, [[Pragmatismus|pragmatisch]], darauf bedacht, den Augenblick zu genießen und das Beste aus ihrem Leben herauszuholen. Sie hasst die Partei, weil diese versucht, ihr persönliches Glück zu zerstören, um sie fest für die Gemeinschaft zu verplanen. Julias [[Aufstand|Rebellion]] gegen die Partei ist daher viel persönlicher. Während Winston versucht, der Bruderschaft beizutreten und sich mit dem abstrakten [[Manifest]] ihres Gründers Emmanuel Goldstein befasst, möchte Julia ein freies Sexualleben führen. Sie will eine Beziehung mit Winston und befasst sich mit zukünftigen Plänen dafür. Sie ist nicht wie Winston überzeugt, dass die Gedankenpolizei sie erwischen wird, und deswegen viel mehr darauf bedacht, ihre Kollegen, Nachbarn und die Gedankenpolizei zu täuschen. Daher engagiert sie sich bei der „Jugendliga gegen Sexualität“ (in neueren deutschen Ausgaben: „Junioren-Anti-Sex-Liga“ genannt), eifert am heftigsten beim [[#Hasswoche|Zwei-Minuten-Hass]] und besucht zusammen mit Winston erstaunlich viele Demonstrationen. Es zahle sich aus, sagt sie, es diene zur Tarnung. Wenn man die Regeln im Kleinen einhalte, könne man sie im Großen übertreten (Teil 2, Kapitel 3). Julia behauptet, sie habe zahlreiche Affären mit Parteimitgliedern gehabt. Obwohl der Leser nicht erfährt, ob sie dies nur auf Winstons Wunsch behauptet oder es wirklich den Tatsachen entspricht, zeigt es doch deutlich, dass sie nicht gewillt ist, sich von der Partei ihre Lust nehmen zu lassen.
Julia besitzt einen natürlichen Lebensgeist und auch einen stärker ausgeprägten Realitätssinn, im Gegensatz zu Winstons Verzweiflung und Todessehnsucht.
Sie verrät am Ende Winston, um sich zu retten, wird aber ähnlich umerzogen wie Winston.
=== O’Brien ===
O’Brien ist ein vom ''Ministerium für Liebe'' eingesetzter Spion, der Mitglieder der Äußeren Partei auf Gedankenverbrechen überwachen soll. Zu diesem Zweck verstellt er sich gegenüber Winston und Julia und gibt sich als Feind der Partei aus.
Winston lernt O’Brien bei seiner Arbeit im ''Ministerium für Wahrheit'' kennen. Während des obligatorischen [[#Hasswoche|Zwei-Minuten-Hasses]] tauschen sie einen Blick aus, der für Winston Grund genug ist anzunehmen, O’Brien sei ein Feind der Partei. O’Brien wird von Winston für seine Eleganz und überragende Klugheit bewundert. Winston träumt oft von O’Brien und einer funktionierenden Widerstandsbewegung. O’Brien ist Mitglied der Inneren Partei und hat daher mehr Privilegien als die Mitglieder der Äußeren Partei. So kann er den Teleschirm in seiner Wohnung abstellen und besitzt einige Luxusgüter wie Wein. Daher vertraut sich Winston ihm an und bekommt von ihm Goldsteins revolutionäres Buch (welches, wie sich am Ende herausstellt, teilweise von O’Brien selbst verfasst worden war). Winston trifft O’Brien im dritten Teil des Buches im Ministerium für Liebe wieder. Dieses Treffen wurde von O’Brien (in einem Traum Winstons) vorhergesagt: ''Wir treffen uns dort, wo keine Dunkelheit herrscht''. O’Brien stellt sich nun als ein überzeugter Anhänger des Großen Bruders heraus. Durch die Folterung im Ministerium für Liebe versucht er, Winston von den parteifeindlichen Gedanken zu „befreien“.
=== Großer Bruder ===
=== Großer Bruder ===
Die [[literarische Figur]] des [[Großer Bruder|Großen Bruders]] ist für das Volk praktisch unsichtbar, in seinem Bild aber allgegenwärtig. Niemand bekam ihn je zu Gesicht und er scheint nur die fiktive Personifizierung einer Kollektivherrschaft zu sein.<ref>[[Hans-Christoph Schröder]]: ''George Orwell. Eine intellektuelle Biographie.'' Beck, München 1988, S. 254f.</ref> Ob es ihn wirklich gibt, ist eine der Fragen, die Winston quälen. Von O’Brien erhält er auf diese Frage nur eine mehrdeutige Antwort im Sinne der Partei: Es gibt den Großen Bruder, und er wird ewig leben, weil die Partei dies so will. Der Große Bruder ist eine Fiktion, eine Massensuggestion, die weder ganz wahr noch ganz falsch ist. Man kann weder wissen, dass es ihn gibt, noch, dass es ihn nicht gibt. Also existiert er in den Köpfen, eben weil er existieren könnte.
Der ''Große Bruder'' ist der (fiktive?) oberste Parteichef. Sein Wesen ist zeitlos. Er ist Aufpasser und Beschützer zu gleich. (''Big Brother is watching you'' kann von Neusprech nach Altsprech mehrere Bedeutungen haben!)
=== Emmanuel Goldstein ===
=== Emmanuel Goldstein ===
Emmanuel Goldstein besitzt wie der Große Bruder ein zeitloses Wesen. Er ist ein ehemaliges Mitglied der Parteiführung, ist aber nun als „Staatsfeind Nummer eins“ verhasst. Er prangert den Verrat an den sozialistischen Ideen der Revolutionszeit an und will eine [[Konterrevolution]] mittels der „Bruderschaft“ und der wechselnden Feinde Ozeaniens durchführen. Goldstein und die Bruderschaft sind möglicherweise eine von der Partei geschaffene Illusion, ein Köder, der Abweichler anziehen soll, damit es für die Gedankenpolizei leichter wird, potentielle Gedankenverbrecher zu fassen. Er ist auch als einziger Oppositioneller nicht zur „Unperson“ erklärt worden, da seine Funktion als [[Feindbild]] für das System unentbehrlich ist. In diesem Sinne ist er genauso unsterblich wie der Große Bruder. Im Roman bleibt offen, ob Goldstein tatsächlich existiert.
Emmanuel Golstein ist wie der ''Große Bruder'' ein zeitloses Wesen. Er ist ein ehemaliges Parteimitglied. Doch nun ist er der oberste Klassenfeind, der eine Konterrevolution mit der ''Bruderschaft'' und den wechselnden Feind in Ozeanien durchführen will.
In dem Buch „Die Theorie und Praxis des oligarchischen Kollektivismus“, oft auch einfach nur „Das Buch“, soll Goldstein die Anatomie des Systems erklärt haben.<ref name="1984-1-5">Teil 1, Kapitel 5 des Buches „1984“</ref> Dieses Buch wurde in Wirklichkeit von Parteifunktionären, unter anderem O’Brien, verfasst. Dieser gibt zu, dass in dem Buch die Wahrheit über die Untaten der Partei stehe, das könne jedoch nicht geändert werden.
== Bedeutung von 1984 für die Gegenwart ==
Orwell zeichnet in seinem Roman ein fast vollständiges und exaktes Bild der Mechanismen eines totalitären Staates. Daher kann man viele der Strukturen und Vorgehensweisen in 1984 in der Gegenwart (besonders natürlich in totalitären Staaten, aber auch in demokratischen Staaten und Unternehmen) wiedererkennen. Als Beispiel sei hier die [[Euphemismus|euphemistische]] Benennung von Ministerien genannt (Kriegsministerium wird zum Verteidigungsministerium).
Vorbild für diese Figur ist der in der Sowjetunion unter Stalin zur Hassfigur und zum Verräter erklärte [[Leo Trotzki]].
Einige Anhänger des Buches versuchen alle möglichen Phänomene der Gegenwart als sich erfüllende Prophezeihungen des Buches aufzufassen. Die eigentliche Handlung, z.B. Winstons Verhältnis zu Julia und der Verrat an ihr, tritt dabei hinter die gesellschaftliche Umrahmung zurück. So treten auch immer wieder neue ''Große Brüder'' (einige US-Präsidenten und ander Staatsoberhäupter) und Emmanuel Goldsteins (Saddam Hussein, Osama bin Laden, ...) auf. Und die Winstons Smiths und [[Farm der Tiere|Boxers]] (Pferd aus Animal Farm) sind die ''wahren'' Verlierer.
== Orwells Inspiration ==
Heute sind ''1984'', ''Großer Bruder'' und auch ''Orwell'' selbst zu geflügelten Bezeichnungen für Überwachungswünsche und -phantasien von [[Staat]] und [[Wirtschaft]] geworden (bspw. [[Überwachungskamera]]s, [[Echelon]], ...). Einige Aspekte der jetzigen Bedrohung der [[Privatsphäre]] werden mit den Metaphern dieses Buches jedoch nicht erfasst. So sammeln heute viele Firmen Kundendaten und verkaufen diese an dritte weiter: problematisch ist das Vernetzen von Daten, das oft ohne Zustimmung der Betroffenen erfolgt.
[[Datei:Senate House UoL.jpg|mini|Das [[Senate House]], der ehemalige Sitz des ''[[Informationsministerium (Vereinigtes Königreich)|Ministry of Information]]'', entspricht der Beschreibung nach den vier Ministerien im Roman, wobei das Ministry of Love im Buch keine Fenster hat]]
Orwell, der auch ''[[Animal Farm]]'' verfasste, erklärt in seinem [[Essay]] ''Why I Write'',<ref>{{Internetquelle |url=http://www.resort.com/~prime8/Orwell/whywrite.html |titel=George Orwell: Why I Write |werk=resort.com |abruf=2016-02-03}}</ref> dass er seit dem [[Spanischer Bürgerkrieg|Spanischen Bürgerkrieg]] in seinen Arbeiten immer wieder vor [[Totalitarismus]] warnt. Der Aufbau der Regierung von Ozeanien ist eine [[Parodie]] auf eine berühmte Rede von [[Franklin D. Roosevelt|Roosevelt]] über die [[Four Freedoms]]. Wie Orwell später einmal [[Malcolm Muggeridge]] erzählte, entstammte viel von Winstons Arbeitsalltag Orwells eigenen Erfahrungen, die er bei der [[British Broadcasting Corporation|BBC]] sammelte.<ref>Michael Shelden: ''Orwell – The Authorized Biography.'' HarperCollins, New York 1991, ISBN 0-06-092161-7, S. 430–434.</ref> Die BBC war damals noch dem ''[[Informationsministerium (Vereinigtes Königreich)|Ministerium für Information]]'' unterstellt, dessen ehemaliger Sitz den im Roman beschriebenen Ministerien ähnlich sieht.<ref>{{Webarchiv |url=http://www.bbc.co.uk/bbcfour/documentaries/features/room-101.shtml |wayback=20070105132434 |text=''“The real room 101”.''}} 2003. BBC.</ref>
Orwell hatte sich 1937 in Valencia eine Woche lang täglich in einem Café mit [[Leopold Kohr]] getroffen, als beide Berichterstatter für internationale Zeitungen über den Spanischen Bürgerkrieg waren. Sie diskutierten dort über die Tendenz allgegenwärtiger Überwachung in zentralisierten Gesellschaften.<ref>Vgl. die Schlussbemerkung zu Leopold Kohrs Rede ''Am Vorabend von 1984'' anlässlich der Verleihung des ''Alternativen Nobelpreises (Right Livelihood Award)'' 1983: {{Webarchiv |url=http://www.leopold-kohr-akademie.at/lka/pdf/1984/kohr%20D-1.pdf |wayback=20140318180332 |text=''Am Vorabend von 1984 · The Eve of 1984''}}. Auf: Leopold-Kohr-Akademie. Abgerufen am 18. März 2014.</ref>
== Methoden der Machtausübung ==
=== Kontrolle der Vergangenheit ===
Ein elementares Konzept der Partei zur Kontrolle der Gedanken ist die Kontrolle der Vergangenheit. Deshalb wird im Ministerium für Wahrheit ein gigantischer Aufwand betrieben, alle existierenden Dokumente der gegenwärtigen Parteilinie anzupassen. Von der Partei oder dem Großen Bruder geäußerte Voraussagen z. B. zur Güterproduktion oder dem Kriegsverlauf werden an die tatsächlich eingetretenen Fakten angepasst, damit „die Partei immer recht hat“. Niemand soll in der Lage sein, mittels historischer Dokumente Aussagen der Partei zu widerlegen. Auch Berichte, die sich auf positive Art und Weise über Personen äußern, die inzwischen durch „[[Verschwindenlassen]]“ oder „[[Vaporizer|Vaporisieren]]“ („Verdampfen“) zu [[Unperson]]en geworden sind, werden umgeschrieben. Außerdem wird durch die fortlaufende Änderung von Berichten über die Kriegslage der Bevölkerung stets der Eindruck vermittelt, dass der Staat schon immer mit dem jeweiligen Gegner verfeindet war, so dass der häufige Wechsel der Kriegsgegner aus dem Bewusstsein schwindet. Um dies zu ermöglichen, wird die Parteizeitung, die ''Times'', regelmäßig bis in alle historischen Ausgaben laufend angepasst und alte Ausgaben unter Beibehaltung des Datums neu gedruckt. Die nicht mehr in die Parteilinie passenden alten Exemplare werden aus den Archiven genommen und vernichtet. Das dahinterliegende Rational der Partei lautet: „Wer die Vergangenheit kontrolliert, kontrolliert die Zukunft. Wer die Gegenwart kontrolliert, kontrolliert die Vergangenheit.“
Auch dafür gibt es ein berühmtes historisches Vorbild, das Orwell möglicherweise kannte, eine Fotografie von [[Wladimir Iljitsch Lenin|Lenin]]. In der Originalversion stehen [[Leo Trotzki|Trotzki]] und [[Lew Borissowitsch Kamenew|Kamenjew]] neben ihm. In der zweiten Version ist Trotzki wegretuschiert, aber Kamenjew steht noch da. In der dritten Version ist auch Kamenjew verschwunden.
{{Siehe auch|Damnatio memoriae|Zensur von Bildern in der Sowjetunion}}
=== Krieg ist Frieden ===
In Orwells Welt führen die drei Supermächte nur noch begrenzte Kriege an der [[Peripherie]]. Es genügt ihnen, um die Bevölkerung dazu zu bewegen, sich mit Armut und Mangel infolge des Kriegszustandes zufriedenzugeben. Da dies im Interesse aller drei Regierungen liegt, verhindert es den großen Krieg zwischen ihnen. Dass sie ständig ihre Bündnispartner wechseln, ändert daran nichts (vgl. [[Mächtegleichgewicht]]). Die Situation sichert die Herrschaft aller drei Supermächte, denn sie sind unwillig und/oder unfähig, die Bevölkerung angemessen zu versorgen. Um zu unterstreichen, dass die Bevölkerung sich mit dem Zustand zufriedengeben kann (und muss), verbreitet die Partei den Slogan „Krieg ist Frieden“, wobei Frieden der stets erwünschte und zu erreichende Zustand ist, der regelmäßig in der Propaganda der Partei in greifbare Nähe rückt.
Allerdings vermuten im Zuge des Romans sogar Julia und später Winston, dass möglicherweise die Regierung von Ozeanien selbst Bomben abwirft, um die Gegenwärtigkeit des Kriegs aufrechtzuerhalten. Die Vermutung wird genährt von der Tatsache, dass diese Bombenangriffe niemals auf Wohngebiete der Parteimitglieder gerichtet sind, sondern immer auf Gebiete der [[Proletariat|Proles]] niedergehen.
=== Zwiedenken ===
{{Hauptartikel|Doppeldenk}}
Zwiedenken (in neueren deutschen Ausgaben: Doppeldenk, engl. {{lang|en|doublethink}}) ist eine zentrale These des Buches. Wenn die Partei sagt, dass 2 + 2 = 5 ist, dann ist es so. Es genügt auch nicht, es nur zu sagen und dabei zu [[lüge]]n, man muss es wirklich glauben. Da die Partei die Gedanken kontrolliert, glauben die Menschen, dass 2 + 2 = 5 ist, wenn die Partei dies sagt, und wenn die Menschen es glauben, dann ist es so. Andererseits wird von O’Brien gegenüber Winston eingeräumt, dass es z. B. für wissenschaftliche Zwecke mitunter schon erforderlich sei, zu wissen, dass 2 + 2 = 4 ist. Hier setzt dann das eigentliche Zwiedenken ein, da vom linientreuen Parteimitglied verlangt wird, zwischen „zwei Wahrheiten hin- und herzuschalten“ (in einem Moment 2 + 2 = 5, im nächsten 2 + 2 = 4), ohne sich dessen bewusst zu sein. Eine objektive Wahrheit außerhalb der Partei gibt es nicht. Unter der [[Folter]] sieht Winston tatsächlich einmal die verlangten fünf Finger, obwohl ihm O’Brien nur vier zeigt. O’Brien: „Die Wirklichkeit spielt sich im Kopf ab. … Es gibt nichts, was wir nicht machen könnten. … Sie müssen sich von diesen dem neunzehnten Jahrhundert angehörenden Vorstellungen hinsichtlich der Naturgesetze freimachen. Die Naturgesetze machen wir.“
=== Hasswoche ===
{{Siehe auch|Hass-Woche}}
Die Hasswoche ist eine Propagandaveranstaltung, die dem Hass auf politische und militärische Gegner gewidmet ist. Wie austauschbar diese Gegner für das System sind, zeigt eine Episode, in welcher der Hassredner mitten in seiner Rede einen Zettel zugeschoben bekommt, auf dem steht, dass der Gegner gewechselt hat. Ohne zu stocken oder sich einmal zu versprechen, setzt er seine Rede fort; Hassobjekt ist jetzt der neue Gegner. Die kleine Schwester der Hasswoche ist der tägliche Zwei-Minuten-Hass, an dem jeder teilnehmen muss.
Gegen seinen Willen kann sich auch Winston der dort erzeugten Hassgefühle nicht erwehren, sie nur zum Teil gegen die Partei, anstatt wie eigentlich gewollt, gegen das von der Partei vorgegebene (Ersatz-)Objekt wenden. Innerhalb der kollektiven Situation, die [[Massenpsychologie|massenpsychologische]] Auswirkungen hat (Winston wird von dem Hass angesteckt), reagieren die Teilnehmenden ihre aufgestauten negativen Emotionen geleitet von der Partei in ihr genehme Bahnen ab. Zugleich rufen die von der Partei produzierten Inhalte Ängste hervor, vor denen die Menschen, wie versichert wird, nur der Große Bruder beschützen kann.
=== Unperson ===
[[Datei:Soviet censorship with Stalin2.jpg|mini|Historische Vorlage: Um [[Josef Stalin|Stalin]] (2. v. l.) verschwinden [[Nikolai Kirillowitsch Antipow|Antipow]] (2. Foto), [[Nikolai Michailowitsch Schwernik|Schwernik]] (3. Foto) und schließlich [[Sergei Mironowitsch Kirow|Kirow]] (4. Foto).]]
Politische Gegner werden liquidiert („verflüssigt“) – vaporisiert („verdampft“) auf Neusprech, bzw. vor einem Massenpublikum öffentlich erhängt. Damit allein ist die Partei aber nicht zufrieden: Jede Erinnerung an die Ermordeten muss ausgelöscht werden; sie werden zur ''Unperson'' – es gibt sie nicht, es hat sie nie gegeben. Dies wird am Beispiel eines Arbeitskollegen von Winston namens Syme verdeutlicht, der begeistert an der Entwicklung von Neusprech mitarbeitete, jedoch eines Tages „[[Verschwindenlassen|verschwand]]“ und „nie existiert“ hatte. Eine ganze Abteilung in Winstons Ministerium ist unablässig damit beschäftigt, Dokumente, in denen Unpersonen erwähnt werden, zu vernichten und neu zu verfassen. Das Vorbild hierfür ist offensichtlich die Sowjetunion unter Stalin. Dort wurde die Geschichte der Revolution ständig neu geschrieben. Sogar Fotos wurden dafür [[Retusche|retuschiert]] bzw. [[Fotomanipulation|manipuliert]].
=== Neusprech ===
{{Hauptartikel|Neusprech}}
Der Ausdruck ''Neusprech'' (englisch: ''Newspeak'', in älteren Versionen als ''Neusprache'' übersetzt) bezeichnet eine Sprache, die aus politischen Gründen [[Plansprache|künstlich modifiziert]] wurde. Neusprech ist die eingeführte [[Amtssprache]] in Ozeanien: Die zehnte, und gegen Ende des Buches auch die elfte [[Auflage (Publikation)|Auflage]] des den Neusprech festlegenden Wörterbuchs werden zur Zeit der Handlung erstellt. Neusprech ist in drei Teile gegliedert. Teil A umfasst die Alltagssprache, die von jeder politischen und ideologischen Bedeutung frei sein sollte. Teil B stellt das unabdingbare Minimum des ideologischen und politischen Wortschatzes dar. Teil C ist mit Abstand der umfangreichste und beinhaltet die technischen und wissenschaftlichen Fachausdrücke.
Neusprech soll nach und nach die Alltagssprache („Altsprech“) verdrängen und dient dazu, den [[Wortschatz]] zu reduzieren, um so differenziertes bzw. [[Nuance|nuanciertes]] Denken zu erschweren. Das zeigt der Satz „Altdenker unbauchfühl Engsoz“ ''(Oldthinkers unbellyfeel Ingsoc)'' im Kommentar der Parteizeitung in Neusprech. Eine annähernde Übersetzung in Altsprech könnte lauten: „Derjenige, dessen Weltanschauung sich vor der Revolution geformt hat, kann die Prinzipien des Englischen Sozialismus niemals in seiner letzten Tiefe erfühlen und verstehen“.
Gab es in Altsprech für jedes [[Adjektiv]] noch ein entsprechendes [[Gegenteil]], so wird in Neusprech jedes Gegenteil durch ein vorangestelltes ''un-'' gebildet. So lautet zum Beispiel das Gegenteil von gut ''ungut'' und von warm ''unwarm''. Steigerungsformen werden durch ein vorangestelltes ''plus'' ([[Komparation|Komparativ]]) beziehungsweise ''doppelplus'' ([[Komparation|Superlativ]]) gekennzeichnet: So werden beispielsweise ''besser'' und ''am besten'' durch ''plusgut'' bzw. ''doppelplusgut'' ersetzt. Außerdem werden fast alle Unregelmäßigkeiten an die Regeln angeglichen. Längere Bezeichnungen wie ''Ministerium für Wahrheit'' werden einfach zu ''Miniwahr'' verkürzt. Dahinter verblasst auch die ursprüngliche Bedeutung der Worte.
Ein weiteres Mittel sind [[Euphemismus|Euphemismen]] (Beschönigungen), [[Neologismus|Neologismen]] und Umdeutungen. Die Haft- und Folterlager des Systems heißen ''Lustlager''. Das dahinterstehende Ministerium ist das ''Ministerium für Liebe''. Die politischen Gefangenen sind ''Gedankenverbrecher''. In [[Slogan|Parolen]] der Partei, wie zum Beispiel ''Krieg ist Frieden'', ''Freiheit ist Sklaverei'' und ''Unwissenheit ist Stärke'', werden den Wörtern einfach neue Bedeutungen zugewiesen, damit sie nicht gegen die Partei verwendet werden können. Auch haben Wörter je nach Bezug(sperson) andere Bedeutungen, so kann „schwarzweiß“, ob benutzt für Parteimitglieder oder -feinde, besondere Parteitreue oder aber Landesverrat bedeuten. Damit unterbindet die Partei von Anfang an, dass ein alternatives System gedacht werden kann. So könne man zwar in Neusprech durchaus sagen: „Der Große Bruder ist ungut“, differenzieren oder begründen aber lasse sich diese Aussage nicht, denn dafür fehle das notwendige Vokabular. Für ein orthodoxes Parteimitglied beinhalte ein solches ''Verbrechendenk'' oder ''Deldenk'' daher eine völlig unhaltbare, absurde Feststellung und bleibe nur ein grober Fluch und für die Partei ungefährlich.
Ein gutes Beispiel dafür liefert Orwell im Anhang des Romans (je nach Ausgabe), wo er die Prinzipien von Neusprech erklärt:
{{Zitat
|Text=Die Worte ‚Kommunistische Internationale‘, zum Beispiel, erinnern an ein Bild von weltweiter Brüderlichkeit, roten Flaggen, Barrikaden, [[Karl Marx]] und der [[Pariser Kommune]]. Das Wort ‚[[Kommunistische Internationale|Komintern]]‘, andererseits, suggeriert eher einen straff organisierten Körper mit einer wohldefinierten Doktrin. Es verweist auf etwas, das so simpel erkannt wird […] wie ein Stuhl oder ein Tisch. ‚Komintern‘ ist ein Wort, das ohne Aufhebens geäußert werden kann, aber ‚Kommunistische Internationale‘ ist eine Phrase, über die jeder wenigstens eine kurze Zeit lang zögert. Gleichermaßen sind die Assoziationen, die von einem Wort wie ‚Minitrue‘ geweckt werden, seltener und besser kontrollierbar als jene, die von ‚Ministry of Truth‘ erzeugt werden.
|Quelle=Anhang der Ausgabe ''Nineteen Eighty-Four''. Penguin Books 1990, ISBN 0-14-012671-6
|ref=<ref>{{Internetquelle |url=http://www.newspeakdictionary.com/ns-prin.html |titel=Principles of Newspeak |werk=newspeakdictionary.com |archiv-url=https://web.archive.org/web/20130217000821/http://www.newspeakdictionary.com/ns-prin.html |archiv-datum=2013-02-17 |abruf=2016-02-03 |offline=1}}</ref>}}
Wegen der umfangreichen Arbeiten, alle Bücher von Altsprech in Neusprech zu übersetzen, wird der Zeitpunkt der endgültigen Einführung von Neusprech auf 2050 festgesetzt.
=== (Gedanken-)Verbrechen ===
Im Jahre 1984 werden kritische Gedanken, sogenannte [[Gedankenverbrechen]], die die [[Doktrin]] des fiktiven Staates ''Ozeanien'' in Frage stellen, als Staatsverbrechen behandelt. Das erklärte Ziel der herrschenden totalitären Partei ist, durch die Einführung einer neuen Sprache (''Neusprech'' genannt), durch ständige Verfälschung der Geschichte und durch totale Kontrolle und Bedrohung den Bürgern die Möglichkeiten zu entziehen, Gedankenverbrechen zu begehen. Beispielsweise liegt Ozeanien abwechselnd mit Eurasien oder aber mit Ostasien im Krieg, während es mit dem jeweils anderen in Frieden lebt. Wenn Ozeanien mit einem Staat Krieg führt, dann führte es schon immer mit diesem Staat Krieg und wird auch in Zukunft immer mit diesem Staat Krieg führen, während man mit dem anderen Staat immer in Frieden lebte und auch in Zukunft immer in Frieden leben wird. Wer das nicht anerkennt, begeht ein Gedankenverbrechen. Es gilt auch als Verbrechen, nicht den je nach Anlass geforderten freudigen, ernsten oder auch hasserfüllten Gesichtsausdruck zu tragen.
== Ozeanien ==
[[Datei:1984's Geopolitics.png|mini|Die Welt von „1984“]]
=== Die drei Supermächte ===
''Ozeanien'' ist eine der drei verbleibenden [[Supermacht|Supermächte]] der Welt, neben ''[[Eurasien]]'' und ''Ostasien''. Ozeanien besteht aus den früheren Staaten [[Amerika]]s, den Inseln des [[Atlantik]]s, einschließlich der [[Britische Inseln|Britischen Inseln]], [[Australasien]] und dem südlichen Teil von [[Afrika]], Eurasien in etwa aus [[Kontinentaleuropa]], der [[Türkei]] und der früheren [[Sowjetunion]], sich ausdehnend von der [[Iberische Halbinsel|Iberischen Halbinsel]] bis zur [[Beringstraße]]. Ostasien besteht aus [[China]], den [[Südostasien|südlich davon gelegenen Staaten]], [[Korea]], der [[Mongolei]] und [[Japan]]. Ozeanien befindet sich stets mit mindestens einer der beiden anderen Mächte im Krieg; es geht dabei jedoch ausschließlich um die Ablenkung der Bevölkerung und niemals wirklich um das umkämpfte Territorium oder die Vernichtung der Feinde. Letzteres erscheint durch das absolute Kräftegleichgewicht ohnehin unmöglich. Eurasien ist durch seine riesigen Landflächen geschützt, Ozeanien durch die Ausdehnung des Atlantischen und des Pazifischen Ozeans, Ostasien durch die Gebärfreudigkeit und den Fleiß seiner Bewohner.
=== Entwicklung ===
Der Roman selbst erklärt wenig über die Geschichte von Ozeanien. Allerdings erhält Winston im zweiten Teil des Romans von O’Brien eine Kopie von Goldsteins parteikritischem Buch. Auch wenn sich später herausstellt, dass dieses Buch tatsächlich von der Partei selbst verfasst wurde, erklärt es schlüssig das Konzept der Partei und die Geschichte des Engsoz (englischer Sozialismus, im englischen Original ''Ingsoc'', abgeleitet aus ''English Socialism''). Demnach soll es kurz nach dem Sieg der [[Alliierte]]n im [[Zweiter Weltkrieg|Zweiten Weltkrieg]] im Vereinigten Königreich zu einer sozialistischen Revolution gekommen sein.
Währenddessen startete die Sowjetunion eine massive Invasion in Europa und übernahm den gesamten Kontinent mit Ausnahme des [[Vereinigtes Königreich|Vereinigten Königreiches]]. Ein dritter – diesmal atomarer – Weltkrieg brach zwischen Ozeanien (geführt von den ehemaligen USA), Eurasien (geführt von der ehemaligen [[Sowjetunion]]) und Ostasien (geführt vermutlich vom ehemaligen [[China]]<ref>Dies wird im Buch zwar nicht direkt erwähnt, liegt jedoch nahe, da die Selbstbezeichnung der ostasiatischen Ideologie ein chinesisches Wort ist: „in Ostasien wird sie [die herrschende Weltanschauung] durch ein chinesisches Wort ausgedrückt, das man gewöhnlich mit ‚Todeskult‘ übersetzt“; zitiert aus Goldsteins Buch, Kapitel 3.</ref>) aus, [[Kernwaffe|Atombomben]] wurden über Europa, Westrussland und Nordamerika abgeworfen. Im späteren Krieg wurde auf den Einsatz von Nuklearwaffen verzichtet, da die Supermächte fürchteten, dass durch weitere Atombomben die gesellschaftliche Ordnung und damit ihre Macht zusammenbrechen würde.
Im Roman erinnert sich Winston an einen Zeitpunkt, als eine Atombombe über [[Colchester]] abgeworfen wurde und eine Massenpanik ausgelöst hatte. Die drei Großmächte erkannten schließlich, dass die Vernichtung des Gegners nicht ohne die eigene Vernichtung möglich sei. Statt aber den Krieg zu beenden, beschlossen sie zunächst, um die Vormachtstellung in [[Afrika]] zu kämpfen, um anschließend, durch Ausbeutung der Rohstoffe und Menschen Afrikas, auch ihre Gegner besiegen zu können. Obwohl allen drei Seiten bewusst ist, dass dieser Plan niemals aufgehen kann, da, sobald eine Macht so etwas wie eine Vorherrschaft zu erringen droht, sich die anderen zwei Seiten gegen sie verbünden würden, halten sich alle Seiten an dieses Abkommen. Denn inzwischen haben sie erkannt, dass der ständige Krieg es ihnen erlaubt, die Bevölkerung in einem Zustand der ständigen Angst und Arbeitshetze zu halten, ohne je den Lebensstandard in ihren Ländern heben zu müssen, da die schwer erarbeiteten Güter immer wieder an der Front vernichtet werden könnten. Die Partei glaubt, dass eine Bevölkerung, die ständig damit beschäftigt ist, sich um die notwendigsten Dinge zum Leben zu sorgen, keine Zeit für kritische Gedanken habe und damit leicht zu kontrollieren und zu manipulieren sei. So kann sich die innere Partei dauerhaft an der Spitze der Gesellschaft halten, da nicht mit Revolutionen zu rechnen ist.
Die drei Großmächte kämpfen selten auf ihrem Territorium, nur die einschlagenden Raketenbomben (die vielleicht aber auch nur von der Partei selbst gezündet werden) terrorisieren die Bevölkerung.
In den späten Fünfzigern wurde die Revolution dann vom Großen Bruder verraten, der mit seiner Theorie vom „englischen Sozialismus“ einen Terrorstaat schuf, bis er 1970 alle Funktionäre neben sich in großen Säuberungswellen verschwinden ließ und einen gigantischen [[Personenkult]] um seine Person aufbaute. Dabei wurde nicht einmal seine eigene Existenz gesichert, da ihn kaum jemand je zu Gesicht bekommen hat. Im Jahre 1984 ist „Luftstützpunkt Nummer Eins“ (''Airstrip One'', das frühere Großbritannien, in neueren Ausgaben auch mit „Landefeld Eins“ übersetzt) zur drittreichsten Region in Ozeanien geworden, was aber nicht viel bedeutet.
=== Gesellschaft ===
[[Datei:1984 Social Classes alt.svg|mini|250px|Die Gesellschaftspyramide in Ozeanien: Big Brother, Partei und Arbeiterklasse ''(Proles)'']]
Die [[Oligarchie|oligarchische]] Gesellschaft von Ozeanien ist wie eine Pyramide aufgebaut und an die Verhältnisse in der Sowjetunion angelehnt in drei [[Hierarchie|hierarchische]] Gruppen unterteilt: Innere Partei, äußere Partei und Arbeiter ''(Proles)''
* Die Mitglieder der Inneren Partei machen mit 6 Millionen etwas weniger als zwei Prozent der Bevölkerung Ozeaniens aus. Sie stellen die Oberschicht dar und haben alle führenden Positionen inne. Sie genießen viele [[Privileg]]ien und sind auf jeden Fall nicht den strengen [[Rationierung]]en unterworfen, die für den Rest der Gesellschaft gelten. Die Teleschirme in ihren Arbeitsräumen (evtl. auch Wohnräumen) können sie selber abschalten. Der Funktionär O’Brien konsumiert zu Hause Wein; ein Luxusgut, über das andere Menschen nicht verfügen. Julia stiehlt bei Gelegenheit auch Kaffee, Tee und Zucker – alles Dinge, die in der Regel nur Mitglieder der Inneren Partei konsumieren. Natürlich sind auch diese nicht dagegen gefeit, von heute auf morgen in Ungnade zu fallen und zur Unperson zu werden. Alle Mitglieder der Inneren Partei sind Brillenträger.<ref>[[Hans-Christoph Schröder]]: ''George Orwell. Eine intellektuelle Biographie.'' Beck, München 1988, S. 255.</ref>
* Die Mitglieder der Äußeren Partei stellen die [[Mittelschicht]] dar und machen etwa 13 % der Bevölkerung aus. Sie üben exekutive Aufgaben im Dienst der Partei aus und dienen lediglich deren Aufrechterhaltung. Manche von ihnen sind in intellektuellen Bereichen beschäftigt (etwa der Geschichtsfälschung oder der Arbeit an der neuen Ausgabe des ''Newspeak Dictionary'') und geraten so in eine Position, in der sie der Partei gefährlich werden können. Viele von ihnen [[Verschwindenlassen|verschwinden früher oder später spurlos]] (Ausdruck im Roman: „vaporisiert“ („verdampft“)), wie zum Beispiel ''Syme'', ein Bekannter von Winston, der am Neusprech-Wörterbuch arbeitet. Besonders ehrgeizigen Mitgliedern der Äußeren Partei kann der Aufstieg in die innere Partei gestattet werden, jedoch ist auch dies nur eine Variante, um sie unschädlich zu machen.
* Die ''[[Proletariat|Proles]]'', die Arbeiter, machen zwar 85 % der Bevölkerung aus, werden aber durch [[Armut]] und [[Massenmedien|Medien]] bewusst dumm und passiv gehalten und stellen selbst beim offensichtlichen Charakter der Diktatur der Partei kein Risiko für deren Position dar. Sie haben den niedrigsten Lebensstandard innerhalb der Gesellschaft. Dies wird erreicht, indem gewaltige wirtschaftliche Mittel nicht den Armen zugutekommen, sondern in einem permanenten Krieg vernichtet werden (z. B. Bau von „Schwimmenden Festungen“, engl. ''Floating Fortresses''). Auch dient dieser Krieg als Begründung dafür, dass sich das Land ständig in einer Notlage befindet und sich gar keinen „Luxus“ wie Demokratie, Freiheit oder Armutsbekämpfung leisten kann. Dazu produziert der Staat ständig billige [[Schnulze]]nlieder, [[Heftroman|Groschenromane]], [[Pornofilm]]e und andere Dinge, die ausschließlich von den Proles konsumiert werden dürfen. Ebenfalls organisiert der Staat eine [[Lotto|Lotterie]], bei der die Großgewinner fiktiv sind – aber doch sind die Proles, mangels anderer Beschäftigung, von diesen einfältigen Tätigkeiten hingerissen. Sie haben keine Zeit oder keine Ambition, den Staat zu kritisieren, aber dennoch ist diese Kaste die einzige, die aufgrund ihrer Anzahl in der Lage wäre, einen Umsturz herbeizuführen. Wenn es nach dem Scheitern des Protagonisten noch Hoffnung auf Veränderung gibt, so geht diese von den Proles aus. Während Mitglieder der Inneren und Äußeren Partei einander mehr oder weniger akzeptieren, sehen sie in den Proles nichts anderes als Tiere. Faktisch kann niemand aus der Schicht der Proles aufsteigen, mögliche Unruhestifter werden von der Gedankenpolizei vorgemerkt und liquidiert.
Das Buch des Oppositionellen Emmanuel Goldstein beschreibt die Entstehung dieser drei Klassen so, dass die sozialistischen Revolutionäre, die aus der früheren Mittelschicht stammen und aus denen sich die Funktionäre der Partei rekrutieren, die ursprüngliche Idee des [[Marxismus]], die die Befreiung der [[Arbeiterklasse]] vorsah, soweit pervertiert haben, dass sie ihnen ihren Machterhalt ermöglicht. Trotzdem geht es nach der offiziellen Darstellung der Partei allen Bürgern – auch den Proles – besser als vor der Revolution, obwohl sie in heruntergekommenen einförmigen [[Mietskaserne]]n leben und nur das Lebensnotwendige an Kleidung und Nahrungsmitteln besitzen. Das Bild der Gesellschaft vor der Revolution, das in den Geschichtsbüchern vermittelt wird, beschreibt die Unterdrückung durch ausbeuterische [[Kapitalist]]en, [[Klerus|Geistliche]] und [[Aristokratie|Aristokraten]], Armut, [[Obdachlosigkeit]], [[Kinderarbeit]] und das [[ius primae noctis]]. Dies ist ein Zerrbild der englischen [[Soziale Klasse#Die Klassentheorie im Marxismus|Klassengesellschaft]] vor dem Zweiten Weltkrieg, aber auch eine Anlehnung an das in sozialistischen Staaten tatsächlich vermittelte Geschichtsbild, das zur Ablenkung von gegenwärtigen Problemen und zur Bestätigung der Parteiparole von der „Befreiung der Menschheit“ dienen sollte.
=== Überwachung ===
Orwell beschreibt in ''1984'' eine totale [[Überwachung]], hauptsächlich mit Hilfe von Teleschirmen (''telescreens''<ref>In älteren deutschen Fassungen des Romans wird ''telescreen'' mit ''Televisor'' übersetzt.</ref>) ausgeübt, der sich kein Mitglied der Äußeren Partei entziehen kann (bei der Inneren Partei ist es nicht klar – O’Brien kann sich anscheinend für kurze Zeit entziehen, da er den Teleschirm abschalten kann). Der Teleschirm ist sowohl Sende- als auch Empfangsgerät, das in jedem Haus der inneren und äußeren Partei, an öffentlichen Plätzen und bei der Arbeit die Bürger Ozeaniens überwacht. Niemand weiß, ob man gerade beobachtet wird oder nicht, und man kann nur darüber spekulieren, wie oft oder nach welchem System sich die Gedankenpolizei in die Privatsphäre einschaltet. Darum ist es sogar denkbar, dass sie ständig alle (Parteimitglieder) beobachtet. Siehe auch [[Panopticon]], das Konzept totaler Überwachung.
Ein weiteres Mittel zur Überwachung sind [[Mikrofon]]e, die überwiegend in ländlichen Gegenden eingesetzt werden. Diese sind besonders deswegen gefürchtet, weil sie, im Gegensatz zu den Teleschirmen, versteckt sind und man so noch weniger weiß, ob man überwacht wird oder nicht.
Auch [[Patrouille|patrouillieren]] in unregelmäßigen Abständen [[Hubschrauber]] der Gedankenpolizei durch die Wohngegenden und spähen direkt in die Fenster, was aber weniger der tatsächlichen Überwachung dient, sondern eher ein Gefühl der Ohnmacht und ständigen Beobachtung hervorrufen soll.
Im Gegensatz zu dieser offenen Überwachung gibt es noch die [[Spitzel|Bespitzelung]] der Menschen untereinander. Besonders Kinder werden schon in der [[Jugendverband|Jugendorganisation]] der ''Spitzel/Späher (spies)'' dazu erzogen und animiert, ihre Eltern auszuspionieren und zu verraten. Manche Eltern sind sogar stolz darauf, wenn ihre Kinder andere oder sogar die eigenen Eltern verraten, so zum Beispiel im Falle Parsons, Winstons Nachbarn, eines angepassten, im Sinne des Systems funktionierenden Mitglieds der Äußeren Partei. Parsons wird von seiner siebenjährigen Tochter denunziert, als er sich im Schlaf negativ über den Großen Bruder äußert. Außerdem werden alle Parteimitglieder in [[Verein]]en organisiert und sind dazu aufgerufen, möglichst viel Zeit in Gemeinschaftshäusern zu verbringen, damit jeder jeden im Blick hat.
Die Proles werden nur vereinzelt überwacht, da sie nicht als Menschen und ihre Ansichten als bedeutungslos angesehen werden.
=== Ministerien ===
Der Aufbau der Regierung in ''1984'' ist eine Parodie auf eine bekannte Rede des US-Präsidenten [[Franklin D. Roosevelt|Roosevelt]] vor dem Kongress 1941 über die „vier Freiheiten“ („freedom of speech and religion, from want and fear“): die [[Redefreiheit]], die [[Religionsfreiheit]], die Freiheit von Mangelzuständen und von Furcht. George Orwell verwendete diese Rede zusammen mit seinen Erfahrungen bei der [[British Broadcasting Corporation]] (BBC) dazu, um die vier Ministerien von Ozeanien zu erschaffen:
* Ministerium für Frieden (Minipax): Dieses Ministerium befasst sich damit, den immerwährenden Krieg in Gang zu halten. Eventuell ist es auch für die Angriffe auf eigene Städte verantwortlich, um die Kriegsstimmung aufrechtzuerhalten.
* Ministerium für Überfluss/Überfülle (Miniflu(ss)/Minifülle): Dieses Ministerium ist für Wirtschaft und die Ausarbeitung der [[Zentralverwaltungswirtschaft|Drei-Jahres-Pläne]] zuständig, die laut offiziellen Meldungen ständig erreicht bzw. übertroffen werden, während die tatsächliche Produktion wahrscheinlich absichtlich gering gehalten wird. So werden angeblich 145 Millionen Stiefel pro Jahr produziert, während „die Hälfte der Bevölkerung Ozeaniens barfuß“ geht. Das Ministerium sorgt also auch dafür, dass nie genug [[Konsumgut|Konsumgüter]] vorhanden sind beziehungsweise die Qualität extrem schlecht bleibt (man vergleiche Winstons Bemerkungen über die schlechte und sogar abnehmende Qualität von Schokolade, ''Victory-Zigaretten'' und ''Victory-Gin'').
* Ministerium für Liebe (Minilieb): Dieses mysteriöse und gefürchtete Ministerium unterhält die ''Gedankenpolizei'', die Abweichler aufspürt und dorthin bringt. Dort werden sie solange gefoltert, bis sie „umgedreht“, also wieder voll und ganz auf [[Konformität|Parteilinie]] sind. Einige werden danach freigelassen, um noch einige Zeit in Ozeanien zu leben, bevor sie erschossen werden. Andere werden sofort erschossen.
* Ministerium für Wahrheit (Miniwahr): Dieses Ministerium befasst sich mit der Vergangenheit beziehungsweise mit deren ständiger Manipulation. Sämtliche Bücher, Filme, Schriften, Zeitungen, Tonaufnahmen etc. aus vergangener Zeit werden hier ständig [[Revisionismus|revidiert]] und an die aktuelle Linie der Partei angepasst, sodass laut allen Aufzeichnungen, die existieren, die Partei immer recht hat und immer recht gehabt hat.
: „Und wenn alle anderen die von der Partei verbreitete Lüge glaubten – wenn alle Aufzeichnungen gleich lauteten – dann ging die Lüge in die Geschichte ein und wurde Wahrheit.“ (Vgl. Teil 1 aus ''1984''.)
:
: „Wer die Macht über die Geschichte hat, hat auch Macht über Gegenwart und Zukunft.“
=== Interpretation ===
Orwell beschreibt einen dystopischen Staat, der aus reiner Machtgier Individuen und Individualität, z. B. bei Julia und dem Protagonisten Winston, zerstört. Winstons Krampfadergeschwür ist ein körperliches Symptom für die unter dem Regime leidende Psyche.<ref>Maria Felicias Herforth: ''[[Königs Erläuterungen]] George Orwell 1984''. Bange Verlag, S. 197–198.</ref>
„Golden Country“ steht im Kontrast zu der entseelten Wirklichkeit und symbolisiert Winstons Sehnsucht nach einer besseren Vergangenheit sowie einer besseren Zukunft. Solange Winston diesen Traum behielt, war er nicht vollständig umerzogen. Erst als in ''Room 101'' die letzte Folterung, der letzte Umerziehungsschritt vollzogen ist, erinnert er sich an kein „Golden Country“ mehr.
Der [[Briefbeschwerer]] dient Winston zunächst als Sinnbild einer Vergangenheit, in der es u. a. Schönheit gab. Dieser Gegenstand symbolisiert seine Missachtung der Gegenwart, womit er sich als Gedankenverbrecher schuldig macht. ''The paperweight was the room he was in, and the coral was Julia’s life and his own, fixed in a sort of eternity at the heart of the crystal.'' (S. 154). Doch der gläserne Briefbeschwerer weist auch auf die Zerbrechlichkeit ihrer gläsernen Welt hin; im Zuge der Gefangennahme wird diese auf brutale Weise zerstört und zeigt sich somit als eine Illusion.<ref>Maria Felicias Herforth: ''Königs Erläuterungen George Orwell 1984''. Bange Verlag, S. 101.</ref>
Der Staub in London entstand im dort herrschenden permanenten Kriegszustand. Gleichzeitig kann es als Symbolik betrachtet werden: „Bis ins kleinste Staubkörnchen“ werden die Bürger durchdrungen. Bis zum Ende bleibt der Staub, als Winston nach seiner Umerziehung im Cafe Kastanienbaum die Gleichung „2+2=5“ mit Staub auf den Tisch schreibt.<ref>Maria Felicias Herforth: ''Königs Erläuterungen George Orwell 1984''. Bange Verlag, S. 99.</ref>
== Urheberrechte ==
''1984'' ist in der Europäischen Union und dem Vereinigten Königreich<ref>{{Internetquelle |url=https://en.wikisource.org/wiki/Author_talk:George_Orwell |titel=George Orwell – Wikisource, the free online library |abruf=2020-10-05}}</ref> seit dem 1. Januar 2021 [[Gemeinfreiheit|gemeinfrei]]. In der Folge erschienen zu Beginn dieses Jahres gleich acht Neuübersetzungen ins Deutsche.<ref>{{Internetquelle |autor=Thomas Hummitzsch |url=https://www.intellectures.de/2021/03/31/orwell-fuer-die-massen/ |titel=Orwell für die Massen |werk=intellectures.de |datum=2021-03-31 |abruf=2021-11-22}}</ref> In den USA wird das Werk erst nach 2044{{Zukunft|2044|1}} den Status [[Gemeinfreiheit#Public Domain|Public Domain]] erhalten, den es zum Beispiel in Kanada,<ref>{{Internetquelle |url=https://gutenberg.ca/ebooks/orwellg-nineteeneightyfour/orwellg-nineteeneightyfour-00-h.html |titel=Nineteen Eighty-Four, by George Orwell |abruf=2020-10-05}}</ref> Russland und Australien bereits hat.<ref>{{Internetquelle |autor=O. Dag |url=http://orwell.ru/info/pbd_dten |titel=George Orwell – Public Domain |werk=orwell.ru |abruf=2016-02-03}}</ref>
== Rezeption ==
[[Datei:Edward Snowden-2.jpg|mini|hochkant|Die Enthüllungen von [[Edward Snowden]] führten 2013 zur höheren Platzierung von Orwells Roman in Verkaufsranglisten.]]
Orwells Roman wird regelmäßig zitiert, bzw. häufig nur der Titel ''1984'' oder auch nur der Name ''Orwell'' genannt, um kritisch auf Tendenzen hin zu einem [[Überwachungsstaat]] hinzuweisen. Ähnlich wird auch der Begriff des [[Großer Bruder|Großen Bruders]] eingesetzt, etwa bei den [[Big Brother Awards]].
Seit etwa 2009 geschah dies zum Beispiel öfter mit Bezug auf das Forschungsprojekt [[INDECT]] der [[Europäische Union|EU]] zur „präventiven Verbrechensbekämpfung“ mittels automatischer Auswertung von Überwachungskamerabildern des öffentlichen Raums. So bezeichnete der britische [[The Daily Telegraph|Daily Telegraph]] das Projekt 2009 als ''Orwellschen Plan''.<ref name="Johnston" /> ''[[Der Freitag]]'' fragte mit Bezug auf das Projekt rhetorisch, ob Orwell wohl ein „naiver Optimist“ war.<ref name="freitag" />
1999 wurde das Werk in Frankreich auf Platz 22 der [[Die 100 Bücher des Jahrhunderts von Le Monde|Liste der hundert besten Bücher des 20. Jahrhundert]]s gewählt.
Die [[DDR]] wertete Orwells Werk als [[Kriegs- und Boykotthetze|staatsfeindliche Hetzschrift]] und verhängte hohe Zuchthausstrafen für die Lektüre und den Verleih, weil er, gemäß einer Urteilsbegründung, den Sozialismus verteufele und verunglimpfe und die [[Sowjetunion]] sowie die Führungsrolle der [[Marxismus-Leninismus|marxistisch-leninistischen]] [[Parteidiktatur]] diffamiere.<ref>[[Ilko-Sascha Kowalczuk]]: ''Die 101 wichtigsten Fragen – DDR.'' C. H. Beck, München 2009, S. 68–69.</ref><ref>{{Internetquelle |autor=Wolf Lepenies |url=https://www.welt.de/kultur/article3883735/Wer-Orwells-1984-las-wanderte-in-den-DDR-Knast.html |titel=Wer Orwells „1984“ las, wanderte in den DDR-Knast |werk=Welt Online |datum=2009-06-08 |abruf=2016-02-03}}</ref>
Nach Bekanntwerden des [[PRISM]]-Überwachungsprogramms des US-Geheimdiensts [[National Security Agency|NSA]] durch den [[Whistleblower]] [[Edward Snowden]] im Juni 2013 erlebte das Buch in den USA und Großbritannien ein Revival. Es stieg in der Liste der meistverkauften Bücher des Internet-Buchhändlers [[Amazon.com]] in den USA auf Rang 66 und in Großbritannien auf Platz 42.<ref>{{Internetquelle |url=http://www.spiegel.de/kultur/literatur/-a-905492.html |titel=Prism-Skandal: Orwells „1984“ wird in den USA und Großbritannien wieder zum Bestseller |werk=Spiegel Online |hrsg=Spiegel Online |abruf=2016-02-03}}</ref> Durch die Aussage der Beraterin des US-Präsidenten [[Donald Trump]], [[Kellyanne Conway]] bezüglich „[[alternative Fakten]]“, einer Phrase, die für Orwells „Doppeldenk“ charakteristisch sei, rangierte es 2017 in den USA sogar auf Platz 1.<ref>{{Internetquelle |autor= |url=https://www.spiegel.de/kultur/literatur/prism-george-orwells-1984-in-usa-und-grossbritannien-bestseller-a-905492.html |titel=Orwells Klassiker „1984“ wird wieder zum Bestseller |werk=Spiegel Online |hrsg=Spiegel Online |abruf=2021-03-19}}</ref>
Das Album ''[[Diamond Dogs (Album)|Diamond Dogs]]'' von 1974, das [[David Bowie]] auch in den USA zum Durchbruch verhalf, war ursprünglich als Musical des Romans angelegt. Nachdem bereits vier Songs geschrieben waren, erfuhr Bowie, dass Orwells Witwe ihm nicht die Rechte einräumen würde, das Projekt als solches zu verwirklichen. Auf dem fertigen Album finden sich bereits in den Titeln ''1984'' und ''Big Brother'' direkte Referenzen auf das Buch. Auch bestimmte Textzeilen weisen auf die ständige Überwachung und die damit einhergehenden Konsequenzen hin, so in ''We are the dead''.<ref>Vgl. Roy Carr, Charles Shaar Murray: ''David Bowie: An Illustrated Record''. New York / London 1981, S. 64.</ref>
Bezüge zur Gegenwart werden verschiedentlich ebenfalls in der Debatte um [[Politische Korrektheit]] gezogen, welche durch Sprachtabus und [[Euphemismus|Euphemismen]] an Orwells „Neusprech“ und „Gutdenk“ erinnere.<ref>{{Literatur |Autor=Josef Joffe |Titel=Sprache: „Neusprech“ neu |Sammelwerk=Die Zeit |Ort=Hamburg |Datum=2016-01-23 |ISSN=0044-2070 |Online=http://www.zeit.de/2016/04/sprache-george-orwell-kontrolle-denkverbote-zeitgeist |Abruf=2017-01-19}}</ref><ref>{{Literatur |Titel=Am Anfang stand der Ausbruch aus Schablonen |Sammelwerk=Focus Online |Online=http://www.focus.de/finanzen/news/tid-29319/political-correctness-klappe-zu-am-anfang-stand-der-ausbruch-aus-schablonen_aid_912187.html |Abruf=2017-01-19}}</ref>
Die Verkäufe des Buchs in [[Russland]] nahmen nach dem [[Russischer Überfall auf die Ukraine 2022|Russischen Überfall auf die Ukraine 2022]] um 75 Prozent zu,<ref>{{Internetquelle |autor=Phil Göbel |url=https://www.stern.de/politik/ausland/russische-diplomatin-vergleicht-westen-mit-george-orwells--1984--31890702.html |titel=Zynischer Vergleich: Russische Diplomatin vergleicht Leben im Westen mit George Orwells „1984“ – was ist dran? |werk=stern.de |datum=2022-05-26 |sprache=de |abruf=2024-02-17}}</ref><ref>Silke Bigalke: ''Russland. Wie Lord Voldemort in den Kreml kam.'' In: ''Süddeutsche Zeitung'', 15. Februar 2024.</ref> während die [[Propaganda der Russischen Föderation]] den [[Angriffskrieg]] als „Befreiung“ darstellte und die Anordnung erging, in Schulen den Krieg als „Friedensmission“ zu erklären.<ref>[https://zona.media/article/2022/02/28/propaganda-lessons ''„Unsere Handlungen sind Selbstverteidigung.“ Wie Schullehrer die Invasion der Ukraine rechtfertigen sollten – ein Handbuch.''] Mediazona, 28. Februar 2022; „… es werden auch Antwortvorschläge für Schülerfragen gemacht: So soll die Frage, ob der Krieg nicht hätte vermieden werden können, dahingehend beantwortet werden, dass es kein Krieg sei, sondern eine Friedensmission zur Abschreckung von Unterdrückern.“</ref> Die umstrittene Sprecherin des Außenministeriums, [[Marija Wladimirowna Sacharowa]], behauptete gar, Orwells Buch beschreibe nicht einen totalitären Staat, sondern den Niedergang des [[Liberalismus]], während die übliche gegenteilige Erklärung eine der größten globalen [[Fake]]-Geschichten sei.
== Sonstiges ==
Der in Prag lebende Journalist Siarhei Šupa übersetzte ''1984'' ins [[Belarussische Sprache|Belarussische]]. Der Verleger Andrej Januschkiewitsch legte diese Übersetzung 2020 neu auf. Sie war einige Monate lang ein Bestseller – wohl, weil er von vielen als dichte Beschreibung der [[belarus]]sischen Wirklichkeit gelesen wurde. Um den 19. Mai 2022, elf Wochen nach dem Beginn des [[Russischer Überfall auf die Ukraine 2022|russischen Überfalls auf die Ukraine]], wurde der Roman verboten und der Verleger verhaftet.<ref>Felix Ackermann: [https://www.faz.net/aktuell/feuilleton/buecher/themen/staatsterror-in-belarus-george-orwells-1984-verboten-verleger-verhaftet-18043784.html ''Fall ins Bodenlose''.] faz.net.</ref>
Im Herbst 2023 erschien der Roman ''Julia'' der Autorin [[Sandra Newman]]. Er erzählt die Geschichte von 1984 aus der Sichtweise der Julia.<ref>{{Literatur |Autor=Natasha Walter |Titel=Julia by Sandra Newman review – a new Nineteen Eighty-Four |Sammelwerk=The Guardian |Datum=2023-10-18 |ISSN=0261-3077 |Online=https://www.theguardian.com/books/2023/oct/18/julia-by-sandra-newman-review-a-new-nineteen-eighty-four |Abruf=2024-07-14}}</ref>
== Adaptionen ==
=== Verfilmungen ===
* [[Datei:Berliner Ensemble 2023.jpg|mini|Inszenierung Berliner Ensemble (2023)]]''[[1984 (1953)|1984]]'', Fernsehfilm von [[Paul Nickell]] aus dem Jahr 1953 für den US-Sender [[Columbia Broadcasting System|CBS]] mit [[Lorne Greene]]<ref>[https://www.imdb.com/title/tt0712166/fullcredits IMDB zur US-TV-Version von ''1984'']</ref>
* ''[[1984 (1954)|1984]]'', Fernsehfilm von [[Rudolf Katscher]] aus dem Jahr 1954 für [[British Broadcasting Corporation|BBC]] mit [[Peter Cushing]] und [[Donald Pleasence]]<ref>[https://www.imdb.com/title/tt0174444/fullcredits IMDB zur BBC-Version von ''1984'']</ref>
* ''[[1984 (1956)|1984]]'', Spielfilm aus dem Jahr 1956, wieder mit Donald Pleasence
* ''[[1984 (1984)|1984]]'', Verfilmung aus dem Jahr 1984 mit [[John Hurt]] und [[Richard Burton]] als Hauptdarsteller
* ''[[1984 (2023)|1984]]'', Verfilmung von [[Diana Ringo]] aus dem Jahr 2023.<ref>{{cite web|url=https://afishaweekend.ru/blog/trejler-1984/|work=Afisha Weekend|title=Вышел трейлер фильма «1984». Премьера — в апреле 2023|trans-title=Der Trailer zu „1984“ nach George Orwells Roman wurde veröffentlicht. Premiere im April 2023|date=2022-11-23 |language=ru}}</ref><ref>{{cite web |url=https://pluggedin.ru/open/vyshel-treyler-filyma-1984-po-romanu-dghordgha-oruella-40925 |work=Plugged In|title=Вышел трейлер фильма «1984» по роману Джорджа Оруэлла|author=Linar Gimashev|trans-title=Der Trailer zu „1984“ nach George Orwells Roman wurde veröffentlicht |date=2022-11-22 |language=ru}}</ref><ref>{{cite web |url=https://www.volgograd.kp.ru/online/news/5041063/ |work=[[Komsomolskaya Pravda]] |title=Волгоградец Александр Обманов сыграл главную роль в экранизации «1984» Оруэлла |trans-title=Aleksandr Obmanov aus Wolgograd spielte die Hauptrolle in der Verfilmung von Orwells „1984“ |author=Yulia Danilchenko |date=2022-12-5 |language=ru}}</ref>
=== Vertonungen ===
* ''Im Jahre 1984'', Hörspiel, [[Südwestfunk]] / [[BBC]]
* ''Die totalitäre Welt – 1984. Eine Warnung'', [[RIAS]] Berlin, 1949
* ''1984'', Hörspiel, [[Radio Bremen]], 1950
* ''Im Jahre 1984'', Hörspiel, [[ORF]], 1950
* ''London 1984'', Hörspiel, RIAS, 1950, 49 Min.
* ''1984'', Hörspiel, [[Radio Wien|ORF-W]], 1970
* ''1984'', 1. Teil: ''Gedankenverbrechen'', 2. Teil: ''Der letzte Mensch'', Hörspiel, RIAS/[[Südwestfunk|SWF]], 1977, 121 Min.
* ''[[1984 (Oper)|1984]]'', Literaturoper, 2005
* ''1984'', Hörspiel in vier Teilen, Bearbeitung, Komposition und Regie: [[Klaus Buhlert]], [[Bayerischer Rundfunk|BR]]/[[DLF Kultur]], 2021, 251 Min. ([https://www.ardaudiothek.de/sendung/1984-hoerspiel-nach-george-orwell/93431450/ ardaudiothek.de]).
* ''1984'', Hörspiel von Audible, 210 Min., 2024
== Literatur ==
== Literatur ==
=== Ausgaben ===
*George Orwell, 1984 (Neunzehnhundertvierundachtzig), Ullstein Taschenbuchverlag, ISBN 3548225624
* ''Nineteen Eighty-Four.'' Penguin, London 2021, ISBN 978-0-241-45351-3 (aktuelle Originalausgabe).
* ''1984.'' Übers. Jan Strümpel. Anaconda Verlag, Köln 2021, ISBN 978-3-7306-0976-7.
* ''1984.'' Übers. Lutz-W. Wolff. dtv, München 2021, ISBN 978-3-423-43771-4.
=== Sekundärliteratur ===
* [[Bernd-Peter Lange (Anglist)|Bernd-Peter Lange]]: ''George Orwell: 1984.'' Fink, München 1982, ISBN 3-7705-2066-1.
* [[Robert Plank (Sozialarbeiter)|Robert Plank]]: ''George Orwells „1984“. Eine psychologische Studie.'' Übersetzung [[Leopold Spira]]. Suhrkamp, Frankfurt am Main 1983, ISBN 978-3-518-37469-6.
* Michael Rademacher: ''George Orwell, Japan und die BBC. Die Rolle des totalitären Japan bei der Entstehung von „Nineteen Eighty-Four“.'' In: ''Archiv für das Studium der neueren Sprachen und Literaturen''. 149. Jahrgang, 1997, Nr. 1, {{ISSN|0003-8970}}, S. 33–54.
* Michael Rademacher: ''Orwell and Hitler: “Mein Kampf” as a Source for “Nineteen Eighty-Four”.'' In: ''Zeitschrift für Anglistik und Amerikanistik'', 47. Jahrgang, 1999, Nr. 1, {{ISSN|0044-2305}}, S. 38–53.
* William R. Steinhoff: ''George Orwell and the Origins of 1984.'' University of Michigan Press, Ann Arbor 1975, ISBN 978-0-472-87400-2.
* Maria-Felicitas Herforth: ''George Orwell: 1984 (Nineteen Eighty-Four)'' (= ''Königs Erläuterungen und Materialien.'' 108). Bange, Hollfeld 2002, ISBN 3-8044-1769-8.
* Kathleen Ellenrieder: ''Lektüreschlüssel zu George Orwell: 1984'' (= ''[[Reclams Universal-Bibliothek]].'' 15362). Reclam, Stuttgart 2005, ISBN 3-15-015362-X.
* Dorian Lynskey: ''The ministry of truth. A biography of George Orwell’s 1984.'' Picador, London 2019, ISBN 978-1-5098-9073-6.
== Weblinks ==
== Weblinks ==
* [http://www.online-literature.com/orwell/1984/ ''1984''] Zusammenfassung in englischer Sprache
* [http://www.leopold-kohr-akademie.at/lka/pdf/1984/kohr%20D-1.pdf ''Am Vorabend von 1984 · The Eve of 1984. Leopold Kohrs Rede zur Verleihung des Alternativen Nobelpreises (Right Livelihood Award) 1983''.] Auf: Leopold-Kohr-Akademie. Abgerufen am 18. März 2014 ([[Portable Document Format|PDF-Datei]]).
* [https://meinkunstbuch.wordpress.com/2021/12/12/george-orwells-1984-3-graphic-novels-im-vergleich/ Vergleich dreier Graphic Novels von 1984 im Kunstbuch-Blog]
Erstausgabe im Schutzumschlag, Secker & Warburg, London 1949
1984 (Originaltitel: Nineteen Eighty-Four, deutscher Alternativtitel: Neunzehnhundertvierundachtzig), geschrieben von 1946 bis 1948[1] und erschienen im Juni 1949, ist ein dystopischerRoman von George Orwell, in dem ein totalitärerÜberwachungsstaat im Jahr 1984 dargestellt wird. Hauptperson der Handlung ist Winston Smith, ein einfaches Mitglied der diktatorisch herrschenden fiktiven Staatspartei Sozialistische Partei Englands, auf die sich die herrschende politische Ideologie Engsoz (Englischer Sozialismus, original Ingsoc) stützt. Der allgegenwärtigen Überwachung zum Trotz will Smith seine Privatsphäre sichern und etwas über die real geschehene Vergangenheit erfahren, die von der Partei durch umfangreiche Geschichtsfälschung verheimlicht wird. Dadurch gerät er mit dem System in Konflikt, das ihn gefangen nimmt, foltert und einer Gehirnwäsche unterzieht.
Orwell begann mit dem Verfassen des Buches im Jahr 1946 während seines Aufenthaltes auf der Insel Jura vor der Küste Schottlands[2] und stellte es Ende 1948 fertig.[1][3] Der Titel enthält den Zahlendreher der Jahreszahl 1948 zu 1984 als Anspielung auf eine zwar damals noch fern erscheinende, aber (ähnlich wie Orwells vorangegangener Roman Farm der Tiere) doch eng mit der damaligen Gegenwart verknüpfte Zukunft. Die Erstausgabe des Buches kam in London am 8. Juni 1949 in den Verkauf.
Der „unter dem Eindruck der Nazismus, des Stalinismus und der Wirtschaftspolitik der Industriestaaten während des Zweiten Weltkriegs“ (Kindlers Literatur Lexikon) entstandene Roman wird oft dann zitiert („Big Brother is watching you“) bzw. sein Titel oder der Name Orwell genannt, wenn es darum geht, staatliche Überwachungsmaßnahmen kritisch zu kommentieren oder auf Tendenzen zu einem Überwachungsstaat hinzuweisen.[4][5]
Die Welt ist in die drei Machtblöcke Ozeanien, Eurasien und Ostasien aufgeteilt, die sich, in ständig wechselnden Koalitionen, in dauerhaftem Krieg miteinander befinden. Die Handlung des Romans spielt in Ozeanien, das Nord- und Südamerika, die britischen Inseln, Australien und das südliche Afrika umfasst, wobei Winston Smith im „Landefeld 1“ (England) lebt. In dem diktatorisch und totalitär geführten Staat unterdrückt eine vom – nie wirklich sichtbaren – Großen Bruder(Big Brother) geführte Parteielite (Innere Partei) die restlichen Parteimitglieder (Äußere Partei) und die breite Masse des Volkes, die „Proles“. Die allgegenwärtige Gedankenpolizei überwacht permanent alle Parteimitglieder. Mit nicht abschaltbaren Geräten (Teleschirmen, engl. telescreens), die zugleich alle Wohnungen visuell kontrollieren und abhören, schürt das Staatsfernsehen Hass auf den Staatsfeind Emmanuel Goldstein, der angeblich eine gegen die Partei gerichtete Untergrundorganisation, die Bruderschaft, leitet. Dieser Hass wird den Menschen als Teil der allgegenwärtigen Propaganda täglich neu eingehämmert und dient dazu, die Bevölkerung durch das gemeinsame, omnipräsente und anscheinend übermächtige Feindbild zusammenzuschweißen und von ihrem entbehrungsreichen, von harter Arbeit geprägten Leben abzulenken.
Die Sprache wird von „schädlichen Begriffen“ gereinigt und wurde durch eine neue Sprache (Neusprech – Newspeak) ersetzt. Zudem beeinflusst die Partei das Denken in ihrem Sinn mit ständig wiederholten, antithetischen Parolen wie „Krieg ist Frieden“, „Freiheit ist Sklaverei“ und „Unwissenheit ist Stärke“. Im Laufe der Handlung wird auch die Frage aufgeworfen, ob die Partei den Krieg mit den anderen Ländern und den Terror der verfemten Untergrundbewegung Goldsteins nicht vielleicht insgeheim selbst inszeniert, um einen Vorwand für die massive Überwachung, den permanenten Ausnahmezustand und die umfassende Unterdrückung zu schaffen. Die Bürger werden durch die konstant wiederholte Parole „Der Große Bruder beobachtet dich“ („Big Brother is watching you“) fortlaufend an ihre Überwachung erinnert.
Die Hauptfigur Winston Smith arbeitet im Ministerium für Wahrheit in London und ist damit beschäftigt, alte Zeitungsberichte und somit das vergangene Geschichtsbild fortwährend an die gerade herrschende Parteilinie anzupassen. Obwohl er zur Äußeren Partei gehört, lehnt Smith das totalitäre System ab und führt heimlich Tagebuch über seine verbotenen Gefühle. Julia, ebenfalls Parteimitglied, wird zu seiner Geliebten und Mitwisserin. Smith versucht, mit der von der Partei verfolgten Untergrundbewegung Kontakt aufzunehmen. In dem scheinbar gleichgesinnten O’Brien glaubt er, einen Helfer und Mitkämpfer gefunden zu haben, dieser stellt sich jedoch später als besonders intelligentes und fanatisches Mitglied der Inneren Partei heraus, von dem Winston schließlich verhaftet wird. Unter der Folter im Ministerium für Liebe bricht Smith psychisch zusammen: Er verrät Julia, verliert seine gerade erst neu gewonnene Individualität und glaubt nach einer Gehirnwäsche schließlich, durch seine neu entdeckte Liebe zum Großen Bruder endlich frei zu sein.
Die Geschichte beginnt mit einem Bild des Alltags in einem dystopischen Überwachungsstaat. Winston Smith arbeitet im Ministerium für Wahrheit (Propagandaministerium) in London. Sein Leben ist geprägt von Versorgungsproblemen, ständiger Überwachung, Angst und Mangel an persönlichen Beziehungen. Seine Arbeit besteht zum größten Teil darin, im Sinne der Partei Geschichtsklitterung zu betreiben, das heißt, unbequeme Fakten und Daten zu manipulieren oder zu löschen und so die historische Wahrheit für die Öffentlichkeit und Nachwelt zu verfälschen. So wie er leben alle ihm bekannten Mitglieder der Äußeren Partei in Ozeanien, einem der drei Superstaaten; die beiden anderen sind Eurasien und Ostasien. Deren Existenz ist allerdings nicht belegt, sondern möglicherweise von der Partei nur vorgetäuscht, um einen permanenten Kriegszustand zu rechtfertigen. Es stellt sich sogar die Frage, ob die häufig in Ozeanien einschlagenden Raketen nicht von der Partei selbst abgefeuert werden.
Innerlich kann sich Winston schon lange nicht mehr mit der Parteidoktrin identifizieren. Er muss seine Meinung geheim halten, da in Ozeanien nicht nur alle Handlungen gegen die herrschende Partei als Verbrechen gelten, sondern schon der Wunsch zum Widerstand ein sogenanntes Gedankenverbrechen(thoughtcrime) ist. Es fällt Winston besonders schwer, sich angesichts der ständigen Videoüberwachung durch Teleschirme, Polizeistreifen, Nachbarn und Arbeitskollegen zu verstellen. Die Mitglieder der Äußeren Partei werden derart streng überwacht, dass bereits das nervöse Zucken eines Fingers oder ein falscher Blick zur Verhaftung und zum Tod führen können. Winston beginnt schließlich, seine Gedanken heimlich in einem Tagebuch festzuhalten, das er bei Mr. Charrington, dem Inhaber eines alten Kramladens, entdeckt hat.
Als ihm eines Tages bei der Arbeit eine bei der „Jugendliga gegen Sexualität“ engagierte junge Frau namens Julia durch Blickkontakte auffällt, vermutet er, dass sie ein Mitglied der Gedankenpolizei (der Geheimpolizei des Systems) oder eine „Amateurspionin“ (selbstständig arbeitender Spitzel) ist.
Winstons großes Interesse für die Vergangenheit treibt ihn immer wieder in die Elendsviertel der Proles (Proletarier). Als ihm Mr. Charrington eine Glaskugel zeigt, die eine Koralle umschließt, ist Winston sofort von diesem Stück Vergangenheit fasziniert und kauft es. Mr. Charrington führt Winston später in ein möbliertes Zimmer, in dem es keinen überwachenden Teleschirm zu geben scheint. Von dem Zimmer ist Winston so angetan, dass er es am liebsten mieten möchte; doch auch das ist bereits ein gefährlicher Gedanke, den er wieder verwirft, als er sich dessen bewusst wird.
Dieser Teil handelt von Winstons Weg in den inneren Widerstand und endet mit seiner Verhaftung durch die Gedankenpolizei.
Auf dem Weg von Charringtons Kramladen nach Hause begegnet ihm wieder Julia. Für ihn besteht jetzt kein Zweifel mehr, dass sie ein Mitglied der Gedankenpolizei ist. Ein paar Tage später trifft er sie im Wahrheitsministerium ein drittes Mal. Gerade als sie an ihm vorbeigehen will, stürzt sie. Während Winston ihr wieder auf die Beine hilft, steckt sie ihm heimlich einen kleinen Zettel zu. Weil Winston sich in der Nähe eines Teleschirms befindet, wartet er, bis er seinen Arbeitsplatz wieder erreicht hat, bevor er es riskiert, ihre Botschaft an ihn zu lesen: „Ich liebe Dich.“
In den nächsten Tagen versucht er mehrfach vergeblich, Kontakt mit der jungen Frau aufzunehmen. Eines Tages aber sitzt sie allein an einem Tisch in der Kantine, und Winston setzt sich dazu. Zuerst wagt er nicht, sie anzusprechen, denn überall werden sie von Teleschirmen überwacht. Daher können sie nur wenige Worte miteinander wechseln. Er erfährt, dass sie eine heimliche persönliche Rebellion gegen die Partei führt. Nachdem sich die beiden einige Male in aller Heimlichkeit und unter großen Mühen auf dem Lande getroffen haben, stimmt Julia zu, das Zimmer über Mr. Charringtons Laden zu mieten, um ihre Zweisamkeit auszuleben. Dort sehen und lieben sie sich von nun an öfter. Auch das ist ein Schwerverbrechen, weil Sexualität unter Parteimitgliedern nur der Fortpflanzung dienen darf und schrittweise durch künstliche Befruchtung ersetzt werden soll.
Winston erzählt Julia von O’Brien, einem Mitglied der Inneren Partei, den er für einen Regimegegner hält, da dessen Verhalten ebenfalls leicht von der Norm abweiche. Mit Julia besucht er O’Brien in dessen Wohnung. Zwar hängt auch bei ihm ein Teleschirm, der aber kann wenigstens für kurze Zeit abgeschaltet werden. Auf diese Weise können die drei eine halbe Stunde lang scheinbar unbeobachtet miteinander sprechen. O’Brien gibt sich als Mitglied der „Bruderschaft“, der Untergrundbewegung des Staatsverräters Emmanuel Goldstein, aus und lässt Winston ein Exemplar von Goldsteins berüchtigtem Buch „Die Theorie und Praxis des oligarchischen Kollektivismus“ zukommen. Vor seiner Verhaftung kommt Winston dazu, das erste und das dritte Kapitel des Buches zu lesen. Im Grunde findet er dort nur eine deutliche Beschreibung von Dingen, die ihm ohnehin schon klar waren, und stellt fest: „Das Wie verstehe ich, aber nicht das Warum“. Später erfährt er, dass O’Brien Mitverfasser des Buches ist.
Am selben Tag noch besprechen Winston und Julia ihre gemeinsame Zukunft. Während Julia von einem glücklichen Leben zusammen mit Winston im Untergrund träumt, möchte Winston um jeden Preis die Partei bekämpfen. Dabei ist ihm klar, dass man sie dann bald aufspüren, foltern und liquidieren wird. Tatsächlich wird ihr Zimmer im gleichen Augenblick umstellt und aufgebrochen. Nun stehen sie das erste Mal wissentlich einem Mitglied der Gedankenpolizei gegenüber: Mr. Charrington, dem Besitzer des Ladens, der sie die ganze Zeit über durch einen hinter einem Wandbild verborgenen Teleschirm hat beobachten lassen.
Dieser Teil beschreibt die Gefangenschaft Winstons, seine Folter und Umerziehung sowie das Geschehen nach seiner Freilassung.
Nach seiner Verhaftung wacht Winston in einem fensterlosen, ständig hell beleuchteten Raum auf. Er vermutet, dass man ihn ins Ministerium für Liebe gebracht hat. Alle Wände sind weiß gekachelt, an jeder befindet sich ein Teleschirm. Rund um den Raum zieht sich an der Wand entlang eine Bank, gerade breit genug zum Sitzen und einzig durch eine Toilette gegenüber der Tür unterbrochen. Ständig kommen neue Gefangene in Winstons Zelle und werden wieder abgeholt. Auch Winston wird von Zeit zu Zeit verlegt. Er erfährt von einem mysteriösen „Zimmer 101“, vor dem alle Angst haben. Winston verliert durch das ständige Licht und den fehlenden Tagesrhythmus bald das Zeitgefühl. Er bekommt kaum zu essen und magert zusehends ab.
Zu Beginn durchläuft Winston einige routinemäßige Verhöre. Der zuständige Offizier ist O’Brien, der in Wahrheit nicht zur „Bruderschaft“, sondern zur Parteispitze gehört. Zunächst muss Winston die üblichen Geständnisse (u. a. Spionage, Sabotage, Unterschlagung und Mord) unter ständiger Folter ablegen. Bald wird daraus eine Gehirnwäsche. Stück für Stück zerlegt O’Brien das Weltbild des intellektuell unterlegenen Winston. Wenn er uneinsichtig ist, sich dumm stellt oder lügt, fügt ihm O’Brien Schmerzen durch Elektroschocks auf einer Art Streckbank zu. Bisweilen lässt O’Brien Winston auch Medikamente gegen den Schmerz geben. Um Winston zu demonstrieren, dass die willkürliche Steuerung des Erinnerungsvermögens bei genügender Anstrengung möglich ist, lässt er ihm einen Elektroschock durch den Kopf verabreichen, der Winstons Langzeitgedächtnis vorübergehend beeinflusst.
O’Brien erklärt Winston die einzelnen Schritte der Umerziehung: Lernen, Verstehen und Akzeptieren. Um Winstons Widerstand gegen das System zu brechen, will O’Brien seinen Willen manipulieren. Dazu zwingt O’Brien ihn, seinen von den Folterungen zerschundenen und ausgemergelten Körper im Spiegel zu betrachten. Da sich Winston als Streiter für die Menschheit begreift („Lernen“), versucht man ihm so klarzumachen, dass Gegenwehr zwecklos ist, da die Menschheit der Partei Ozeaniens (sowie Ostasiens und Eurasiens) ebenso ausgeliefert sei wie er selbst. Angewidert von sich selbst, empfindet Winston seinen Anblick als kläglich und würdelos („Verstehen“) und nimmt die nährende Hand der Partei dankbar an („Akzeptieren“).
O’Brien enthüllt ihm das Geheimnis der Partei: die Macht (über Menschen) als Selbstzweck. Die Macht der Partei dient nur der Ausübung von Macht: „Wenn Sie sich ein Bild von der Zukunft ausmalen wollen, dann stellen Sie sich einen Stiefel vor, der in ein Menschenantlitz tritt – immer und immer wieder.“ Folgerichtig steht am Ende der Umerziehung nicht der Straferlass, sondern der endgültige Tod: „Sie sind ein schwieriger Fall. Aber geben Sie die Hoffnung nicht auf. Jeder wird früher oder später geheilt. Am Schluss erschießen wir Sie.“ Die von der mittelalterlichen Inquisition („Du sollst nicht!“) und den totalitären Systemen („Du sollst!“) gepflegten Gebote, die immer nur Märtyrer erzeugten, da die Opfer nicht „akzeptierten“, „bejahten“, werden ersetzt durch das Gebot der Partei: „Du hast zu sein!“. O’Brien: „Jeder wird reingewaschen [„geheilt“].“
Winston erhält von nun an wieder genug zu essen und wird gesund gepflegt. Man fertigt ihm sogar ein neues Gebiss an. Während er sich körperlich erholt, trainiert er sich im Zwiedenken[6] und Verbrechenstopp[7] und übt, seinen eigenen Geist zu überlisten. Winstons Umerziehung scheint dem Ende zuzugehen. Doch als er eines Nachts im Traum laut nach Julia ruft, erkennt O’Brien, dass Winston nach wie vor den Großen Bruder verabscheut und seine Liebe zu Julia ungebrochen ist. Er wird in das berüchtigte Zimmer 101 gebracht. Dort erwartet jeden Menschen seine persönliche Hölle. Da O’Brien von Winstons panischer Angst vor Ratten weiß, lässt er einen Käfig mit zwei ausgehungerten Exemplaren direkt vor Winstons Gesicht befestigen und droht damit, die Käfigtür zu öffnen. Um diese Gefahr abzuwenden, opfert Winston das letzte Gut, das ihm von seinem ursprünglichen Selbst noch geblieben ist: seine Liebe zu Julia. Er verrät sie, indem er O’Brien anfleht, diese Folter nicht ihm, sondern Julia anzutun. Damit sind seine Selbstachtung und sein innerer Widerstand endgültig gebrochen. Infolgedessen wird er aus der Haft entlassen.
Nach der Entlassung ist Winston zwar weiterhin im Wahrheitsministerium angestellt, in seiner neuen Position hat er aber so gut wie keine Aufgaben, sodass er viel Zeit beim Lösen von Schachproblemen in einem heruntergekommenen Café verbringt. Auch trinkt er sehr viel Gin. Er trifft Julia noch ein letztes Mal. Auch sie zeigt Spuren der Folter, eine Narbe verunstaltet ihr Gesicht, und ihr ehedem athletischer Körper ist unförmig geworden. Sie eröffnet Winston, ihn verraten zu haben, und gesteht ihm, dass die Partei es verstanden habe, ihre Gefühle für ihn zu zerstören. Später ertappt sich Winston dabei, wie er gemeinsam mit der Masse beim Betrachten der Kriegsberichte mitfiebert. Er erkennt, dass er von seiner lebenslangen Auflehnung gegen die Gemeinschaft geheilt ist. Er hat eine Vision von seiner Hinrichtung: In einem öffentlichen Prozess bekennt Winston unter Tränen dankbar und demütig seine Liebe zum Großen Bruder, der ihm half, den „Sieg gegen sich selbst“ zu erringen. Der Tagtraum endet damit, dass ihm „die langersehnte Kugel ins Gehirn dringt“. Die Gehirnwäsche war erfolgreich.
Das Buch endet mit Winstons Erkenntnis, dass er den Großen Bruder wahrlich liebt.
Winston Smith, die Hauptfigur des Romans, ist ein 39 Jahre alter, ausgemergelter, gebrechlicher, grüblerischer und resignierter Mann, der an den von der Partei ausgegebenen Parolen und ihrem Führer, dem Großen Bruder, zweifelt. Um den tatsächlichen Verlauf der Dinge festhalten zu können (gegenüber der pausenlosen Geschichtsfälschung der Partei, die er aus seiner Arbeit im Ministerium für Wahrheit kennt), beginnt er, Tagebuch zu schreiben. Er wünscht sich den Umsturz der Regierung und den Niedergang des Großen Bruders und sucht daher nach Gleichgesinnten, die er in Julia und O’Brien zu finden glaubt. Winston ist in seinem Widerstand bemüht zu verstehen, wie die Partei eine solch totale Macht ausüben kann. Seine Überlegungen kreisen häufig um die Möglichkeit, Sprache zur Gedankenkontrolle zu benutzen (siehe unter „Neusprech“). Orwell setzte den Namen des Protagonisten aus dem Vornamen von Winston Churchill und dem einfachen Allerwelts-Nachnamen Smith zusammen.
Während Winston ruhelos, fatalistisch und um die Gesellschaft als Ganzes besorgt ist, ist Julia gefühlsbetont, pragmatisch, darauf bedacht, den Augenblick zu genießen und das Beste aus ihrem Leben herauszuholen. Sie hasst die Partei, weil diese versucht, ihr persönliches Glück zu zerstören, um sie fest für die Gemeinschaft zu verplanen. Julias Rebellion gegen die Partei ist daher viel persönlicher. Während Winston versucht, der Bruderschaft beizutreten und sich mit dem abstrakten Manifest ihres Gründers Emmanuel Goldstein befasst, möchte Julia ein freies Sexualleben führen. Sie will eine Beziehung mit Winston und befasst sich mit zukünftigen Plänen dafür. Sie ist nicht wie Winston überzeugt, dass die Gedankenpolizei sie erwischen wird, und deswegen viel mehr darauf bedacht, ihre Kollegen, Nachbarn und die Gedankenpolizei zu täuschen. Daher engagiert sie sich bei der „Jugendliga gegen Sexualität“ (in neueren deutschen Ausgaben: „Junioren-Anti-Sex-Liga“ genannt), eifert am heftigsten beim Zwei-Minuten-Hass und besucht zusammen mit Winston erstaunlich viele Demonstrationen. Es zahle sich aus, sagt sie, es diene zur Tarnung. Wenn man die Regeln im Kleinen einhalte, könne man sie im Großen übertreten (Teil 2, Kapitel 3). Julia behauptet, sie habe zahlreiche Affären mit Parteimitgliedern gehabt. Obwohl der Leser nicht erfährt, ob sie dies nur auf Winstons Wunsch behauptet oder es wirklich den Tatsachen entspricht, zeigt es doch deutlich, dass sie nicht gewillt ist, sich von der Partei ihre Lust nehmen zu lassen.
Julia besitzt einen natürlichen Lebensgeist und auch einen stärker ausgeprägten Realitätssinn, im Gegensatz zu Winstons Verzweiflung und Todessehnsucht.
Sie verrät am Ende Winston, um sich zu retten, wird aber ähnlich umerzogen wie Winston.
O’Brien ist ein vom Ministerium für Liebe eingesetzter Spion, der Mitglieder der Äußeren Partei auf Gedankenverbrechen überwachen soll. Zu diesem Zweck verstellt er sich gegenüber Winston und Julia und gibt sich als Feind der Partei aus.
Winston lernt O’Brien bei seiner Arbeit im Ministerium für Wahrheit kennen. Während des obligatorischen Zwei-Minuten-Hasses tauschen sie einen Blick aus, der für Winston Grund genug ist anzunehmen, O’Brien sei ein Feind der Partei. O’Brien wird von Winston für seine Eleganz und überragende Klugheit bewundert. Winston träumt oft von O’Brien und einer funktionierenden Widerstandsbewegung. O’Brien ist Mitglied der Inneren Partei und hat daher mehr Privilegien als die Mitglieder der Äußeren Partei. So kann er den Teleschirm in seiner Wohnung abstellen und besitzt einige Luxusgüter wie Wein. Daher vertraut sich Winston ihm an und bekommt von ihm Goldsteins revolutionäres Buch (welches, wie sich am Ende herausstellt, teilweise von O’Brien selbst verfasst worden war). Winston trifft O’Brien im dritten Teil des Buches im Ministerium für Liebe wieder. Dieses Treffen wurde von O’Brien (in einem Traum Winstons) vorhergesagt: Wir treffen uns dort, wo keine Dunkelheit herrscht. O’Brien stellt sich nun als ein überzeugter Anhänger des Großen Bruders heraus. Durch die Folterung im Ministerium für Liebe versucht er, Winston von den parteifeindlichen Gedanken zu „befreien“.
Die literarische Figur des Großen Bruders ist für das Volk praktisch unsichtbar, in seinem Bild aber allgegenwärtig. Niemand bekam ihn je zu Gesicht und er scheint nur die fiktive Personifizierung einer Kollektivherrschaft zu sein.[8] Ob es ihn wirklich gibt, ist eine der Fragen, die Winston quälen. Von O’Brien erhält er auf diese Frage nur eine mehrdeutige Antwort im Sinne der Partei: Es gibt den Großen Bruder, und er wird ewig leben, weil die Partei dies so will. Der Große Bruder ist eine Fiktion, eine Massensuggestion, die weder ganz wahr noch ganz falsch ist. Man kann weder wissen, dass es ihn gibt, noch, dass es ihn nicht gibt. Also existiert er in den Köpfen, eben weil er existieren könnte.
Emmanuel Goldstein besitzt wie der Große Bruder ein zeitloses Wesen. Er ist ein ehemaliges Mitglied der Parteiführung, ist aber nun als „Staatsfeind Nummer eins“ verhasst. Er prangert den Verrat an den sozialistischen Ideen der Revolutionszeit an und will eine Konterrevolution mittels der „Bruderschaft“ und der wechselnden Feinde Ozeaniens durchführen. Goldstein und die Bruderschaft sind möglicherweise eine von der Partei geschaffene Illusion, ein Köder, der Abweichler anziehen soll, damit es für die Gedankenpolizei leichter wird, potentielle Gedankenverbrecher zu fassen. Er ist auch als einziger Oppositioneller nicht zur „Unperson“ erklärt worden, da seine Funktion als Feindbild für das System unentbehrlich ist. In diesem Sinne ist er genauso unsterblich wie der Große Bruder. Im Roman bleibt offen, ob Goldstein tatsächlich existiert.
In dem Buch „Die Theorie und Praxis des oligarchischen Kollektivismus“, oft auch einfach nur „Das Buch“, soll Goldstein die Anatomie des Systems erklärt haben.[9] Dieses Buch wurde in Wirklichkeit von Parteifunktionären, unter anderem O’Brien, verfasst. Dieser gibt zu, dass in dem Buch die Wahrheit über die Untaten der Partei stehe, das könne jedoch nicht geändert werden.
Vorbild für diese Figur ist der in der Sowjetunion unter Stalin zur Hassfigur und zum Verräter erklärte Leo Trotzki.
Das Senate House, der ehemalige Sitz des Ministry of Information, entspricht der Beschreibung nach den vier Ministerien im Roman, wobei das Ministry of Love im Buch keine Fenster hat
Orwell, der auch Animal Farm verfasste, erklärt in seinem EssayWhy I Write,[10] dass er seit dem Spanischen Bürgerkrieg in seinen Arbeiten immer wieder vor Totalitarismus warnt. Der Aufbau der Regierung von Ozeanien ist eine Parodie auf eine berühmte Rede von Roosevelt über die Four Freedoms. Wie Orwell später einmal Malcolm Muggeridge erzählte, entstammte viel von Winstons Arbeitsalltag Orwells eigenen Erfahrungen, die er bei der BBC sammelte.[11] Die BBC war damals noch dem Ministerium für Information unterstellt, dessen ehemaliger Sitz den im Roman beschriebenen Ministerien ähnlich sieht.[12]
Orwell hatte sich 1937 in Valencia eine Woche lang täglich in einem Café mit Leopold Kohr getroffen, als beide Berichterstatter für internationale Zeitungen über den Spanischen Bürgerkrieg waren. Sie diskutierten dort über die Tendenz allgegenwärtiger Überwachung in zentralisierten Gesellschaften.[13]
Ein elementares Konzept der Partei zur Kontrolle der Gedanken ist die Kontrolle der Vergangenheit. Deshalb wird im Ministerium für Wahrheit ein gigantischer Aufwand betrieben, alle existierenden Dokumente der gegenwärtigen Parteilinie anzupassen. Von der Partei oder dem Großen Bruder geäußerte Voraussagen z. B. zur Güterproduktion oder dem Kriegsverlauf werden an die tatsächlich eingetretenen Fakten angepasst, damit „die Partei immer recht hat“. Niemand soll in der Lage sein, mittels historischer Dokumente Aussagen der Partei zu widerlegen. Auch Berichte, die sich auf positive Art und Weise über Personen äußern, die inzwischen durch „Verschwindenlassen“ oder „Vaporisieren“ („Verdampfen“) zu Unpersonen geworden sind, werden umgeschrieben. Außerdem wird durch die fortlaufende Änderung von Berichten über die Kriegslage der Bevölkerung stets der Eindruck vermittelt, dass der Staat schon immer mit dem jeweiligen Gegner verfeindet war, so dass der häufige Wechsel der Kriegsgegner aus dem Bewusstsein schwindet. Um dies zu ermöglichen, wird die Parteizeitung, die Times, regelmäßig bis in alle historischen Ausgaben laufend angepasst und alte Ausgaben unter Beibehaltung des Datums neu gedruckt. Die nicht mehr in die Parteilinie passenden alten Exemplare werden aus den Archiven genommen und vernichtet. Das dahinterliegende Rational der Partei lautet: „Wer die Vergangenheit kontrolliert, kontrolliert die Zukunft. Wer die Gegenwart kontrolliert, kontrolliert die Vergangenheit.“
Auch dafür gibt es ein berühmtes historisches Vorbild, das Orwell möglicherweise kannte, eine Fotografie von Lenin. In der Originalversion stehen Trotzki und Kamenjew neben ihm. In der zweiten Version ist Trotzki wegretuschiert, aber Kamenjew steht noch da. In der dritten Version ist auch Kamenjew verschwunden.
In Orwells Welt führen die drei Supermächte nur noch begrenzte Kriege an der Peripherie. Es genügt ihnen, um die Bevölkerung dazu zu bewegen, sich mit Armut und Mangel infolge des Kriegszustandes zufriedenzugeben. Da dies im Interesse aller drei Regierungen liegt, verhindert es den großen Krieg zwischen ihnen. Dass sie ständig ihre Bündnispartner wechseln, ändert daran nichts (vgl. Mächtegleichgewicht). Die Situation sichert die Herrschaft aller drei Supermächte, denn sie sind unwillig und/oder unfähig, die Bevölkerung angemessen zu versorgen. Um zu unterstreichen, dass die Bevölkerung sich mit dem Zustand zufriedengeben kann (und muss), verbreitet die Partei den Slogan „Krieg ist Frieden“, wobei Frieden der stets erwünschte und zu erreichende Zustand ist, der regelmäßig in der Propaganda der Partei in greifbare Nähe rückt.
Allerdings vermuten im Zuge des Romans sogar Julia und später Winston, dass möglicherweise die Regierung von Ozeanien selbst Bomben abwirft, um die Gegenwärtigkeit des Kriegs aufrechtzuerhalten. Die Vermutung wird genährt von der Tatsache, dass diese Bombenangriffe niemals auf Wohngebiete der Parteimitglieder gerichtet sind, sondern immer auf Gebiete der Proles niedergehen.
Zwiedenken (in neueren deutschen Ausgaben: Doppeldenk, engl. doublethink) ist eine zentrale These des Buches. Wenn die Partei sagt, dass 2 + 2 = 5 ist, dann ist es so. Es genügt auch nicht, es nur zu sagen und dabei zu lügen, man muss es wirklich glauben. Da die Partei die Gedanken kontrolliert, glauben die Menschen, dass 2 + 2 = 5 ist, wenn die Partei dies sagt, und wenn die Menschen es glauben, dann ist es so. Andererseits wird von O’Brien gegenüber Winston eingeräumt, dass es z. B. für wissenschaftliche Zwecke mitunter schon erforderlich sei, zu wissen, dass 2 + 2 = 4 ist. Hier setzt dann das eigentliche Zwiedenken ein, da vom linientreuen Parteimitglied verlangt wird, zwischen „zwei Wahrheiten hin- und herzuschalten“ (in einem Moment 2 + 2 = 5, im nächsten 2 + 2 = 4), ohne sich dessen bewusst zu sein. Eine objektive Wahrheit außerhalb der Partei gibt es nicht. Unter der Folter sieht Winston tatsächlich einmal die verlangten fünf Finger, obwohl ihm O’Brien nur vier zeigt. O’Brien: „Die Wirklichkeit spielt sich im Kopf ab. … Es gibt nichts, was wir nicht machen könnten. … Sie müssen sich von diesen dem neunzehnten Jahrhundert angehörenden Vorstellungen hinsichtlich der Naturgesetze freimachen. Die Naturgesetze machen wir.“
Die Hasswoche ist eine Propagandaveranstaltung, die dem Hass auf politische und militärische Gegner gewidmet ist. Wie austauschbar diese Gegner für das System sind, zeigt eine Episode, in welcher der Hassredner mitten in seiner Rede einen Zettel zugeschoben bekommt, auf dem steht, dass der Gegner gewechselt hat. Ohne zu stocken oder sich einmal zu versprechen, setzt er seine Rede fort; Hassobjekt ist jetzt der neue Gegner. Die kleine Schwester der Hasswoche ist der tägliche Zwei-Minuten-Hass, an dem jeder teilnehmen muss.
Gegen seinen Willen kann sich auch Winston der dort erzeugten Hassgefühle nicht erwehren, sie nur zum Teil gegen die Partei, anstatt wie eigentlich gewollt, gegen das von der Partei vorgegebene (Ersatz-)Objekt wenden. Innerhalb der kollektiven Situation, die massenpsychologische Auswirkungen hat (Winston wird von dem Hass angesteckt), reagieren die Teilnehmenden ihre aufgestauten negativen Emotionen geleitet von der Partei in ihr genehme Bahnen ab. Zugleich rufen die von der Partei produzierten Inhalte Ängste hervor, vor denen die Menschen, wie versichert wird, nur der Große Bruder beschützen kann.
Historische Vorlage: Um Stalin (2. v. l.) verschwinden Antipow (2. Foto), Schwernik (3. Foto) und schließlich Kirow (4. Foto).
Politische Gegner werden liquidiert („verflüssigt“) – vaporisiert („verdampft“) auf Neusprech, bzw. vor einem Massenpublikum öffentlich erhängt. Damit allein ist die Partei aber nicht zufrieden: Jede Erinnerung an die Ermordeten muss ausgelöscht werden; sie werden zur Unperson – es gibt sie nicht, es hat sie nie gegeben. Dies wird am Beispiel eines Arbeitskollegen von Winston namens Syme verdeutlicht, der begeistert an der Entwicklung von Neusprech mitarbeitete, jedoch eines Tages „verschwand“ und „nie existiert“ hatte. Eine ganze Abteilung in Winstons Ministerium ist unablässig damit beschäftigt, Dokumente, in denen Unpersonen erwähnt werden, zu vernichten und neu zu verfassen. Das Vorbild hierfür ist offensichtlich die Sowjetunion unter Stalin. Dort wurde die Geschichte der Revolution ständig neu geschrieben. Sogar Fotos wurden dafür retuschiert bzw. manipuliert.
Der Ausdruck Neusprech (englisch: Newspeak, in älteren Versionen als Neusprache übersetzt) bezeichnet eine Sprache, die aus politischen Gründen künstlich modifiziert wurde. Neusprech ist die eingeführte Amtssprache in Ozeanien: Die zehnte, und gegen Ende des Buches auch die elfte Auflage des den Neusprech festlegenden Wörterbuchs werden zur Zeit der Handlung erstellt. Neusprech ist in drei Teile gegliedert. Teil A umfasst die Alltagssprache, die von jeder politischen und ideologischen Bedeutung frei sein sollte. Teil B stellt das unabdingbare Minimum des ideologischen und politischen Wortschatzes dar. Teil C ist mit Abstand der umfangreichste und beinhaltet die technischen und wissenschaftlichen Fachausdrücke.
Neusprech soll nach und nach die Alltagssprache („Altsprech“) verdrängen und dient dazu, den Wortschatz zu reduzieren, um so differenziertes bzw. nuanciertes Denken zu erschweren. Das zeigt der Satz „Altdenker unbauchfühl Engsoz“ (Oldthinkers unbellyfeel Ingsoc) im Kommentar der Parteizeitung in Neusprech. Eine annähernde Übersetzung in Altsprech könnte lauten: „Derjenige, dessen Weltanschauung sich vor der Revolution geformt hat, kann die Prinzipien des Englischen Sozialismus niemals in seiner letzten Tiefe erfühlen und verstehen“.
Gab es in Altsprech für jedes Adjektiv noch ein entsprechendes Gegenteil, so wird in Neusprech jedes Gegenteil durch ein vorangestelltes un- gebildet. So lautet zum Beispiel das Gegenteil von gut ungut und von warm unwarm. Steigerungsformen werden durch ein vorangestelltes plus (Komparativ) beziehungsweise doppelplus (Superlativ) gekennzeichnet: So werden beispielsweise besser und am besten durch plusgut bzw. doppelplusgut ersetzt. Außerdem werden fast alle Unregelmäßigkeiten an die Regeln angeglichen. Längere Bezeichnungen wie Ministerium für Wahrheit werden einfach zu Miniwahr verkürzt. Dahinter verblasst auch die ursprüngliche Bedeutung der Worte.
Ein weiteres Mittel sind Euphemismen (Beschönigungen), Neologismen und Umdeutungen. Die Haft- und Folterlager des Systems heißen Lustlager. Das dahinterstehende Ministerium ist das Ministerium für Liebe. Die politischen Gefangenen sind Gedankenverbrecher. In Parolen der Partei, wie zum Beispiel Krieg ist Frieden, Freiheit ist Sklaverei und Unwissenheit ist Stärke, werden den Wörtern einfach neue Bedeutungen zugewiesen, damit sie nicht gegen die Partei verwendet werden können. Auch haben Wörter je nach Bezug(sperson) andere Bedeutungen, so kann „schwarzweiß“, ob benutzt für Parteimitglieder oder -feinde, besondere Parteitreue oder aber Landesverrat bedeuten. Damit unterbindet die Partei von Anfang an, dass ein alternatives System gedacht werden kann. So könne man zwar in Neusprech durchaus sagen: „Der Große Bruder ist ungut“, differenzieren oder begründen aber lasse sich diese Aussage nicht, denn dafür fehle das notwendige Vokabular. Für ein orthodoxes Parteimitglied beinhalte ein solches Verbrechendenk oder Deldenk daher eine völlig unhaltbare, absurde Feststellung und bleibe nur ein grober Fluch und für die Partei ungefährlich.
Ein gutes Beispiel dafür liefert Orwell im Anhang des Romans (je nach Ausgabe), wo er die Prinzipien von Neusprech erklärt:
„Die Worte ‚Kommunistische Internationale‘, zum Beispiel, erinnern an ein Bild von weltweiter Brüderlichkeit, roten Flaggen, Barrikaden, Karl Marx und der Pariser Kommune. Das Wort ‚Komintern‘, andererseits, suggeriert eher einen straff organisierten Körper mit einer wohldefinierten Doktrin. Es verweist auf etwas, das so simpel erkannt wird […] wie ein Stuhl oder ein Tisch. ‚Komintern‘ ist ein Wort, das ohne Aufhebens geäußert werden kann, aber ‚Kommunistische Internationale‘ ist eine Phrase, über die jeder wenigstens eine kurze Zeit lang zögert. Gleichermaßen sind die Assoziationen, die von einem Wort wie ‚Minitrue‘ geweckt werden, seltener und besser kontrollierbar als jene, die von ‚Ministry of Truth‘ erzeugt werden.“
Wegen der umfangreichen Arbeiten, alle Bücher von Altsprech in Neusprech zu übersetzen, wird der Zeitpunkt der endgültigen Einführung von Neusprech auf 2050 festgesetzt.
Im Jahre 1984 werden kritische Gedanken, sogenannte Gedankenverbrechen, die die Doktrin des fiktiven Staates Ozeanien in Frage stellen, als Staatsverbrechen behandelt. Das erklärte Ziel der herrschenden totalitären Partei ist, durch die Einführung einer neuen Sprache (Neusprech genannt), durch ständige Verfälschung der Geschichte und durch totale Kontrolle und Bedrohung den Bürgern die Möglichkeiten zu entziehen, Gedankenverbrechen zu begehen. Beispielsweise liegt Ozeanien abwechselnd mit Eurasien oder aber mit Ostasien im Krieg, während es mit dem jeweils anderen in Frieden lebt. Wenn Ozeanien mit einem Staat Krieg führt, dann führte es schon immer mit diesem Staat Krieg und wird auch in Zukunft immer mit diesem Staat Krieg führen, während man mit dem anderen Staat immer in Frieden lebte und auch in Zukunft immer in Frieden leben wird. Wer das nicht anerkennt, begeht ein Gedankenverbrechen. Es gilt auch als Verbrechen, nicht den je nach Anlass geforderten freudigen, ernsten oder auch hasserfüllten Gesichtsausdruck zu tragen.
Ozeanien ist eine der drei verbleibenden Supermächte der Welt, neben Eurasien und Ostasien. Ozeanien besteht aus den früheren Staaten Amerikas, den Inseln des Atlantiks, einschließlich der Britischen Inseln, Australasien und dem südlichen Teil von Afrika, Eurasien in etwa aus Kontinentaleuropa, der Türkei und der früheren Sowjetunion, sich ausdehnend von der Iberischen Halbinsel bis zur Beringstraße. Ostasien besteht aus China, den südlich davon gelegenen Staaten, Korea, der Mongolei und Japan. Ozeanien befindet sich stets mit mindestens einer der beiden anderen Mächte im Krieg; es geht dabei jedoch ausschließlich um die Ablenkung der Bevölkerung und niemals wirklich um das umkämpfte Territorium oder die Vernichtung der Feinde. Letzteres erscheint durch das absolute Kräftegleichgewicht ohnehin unmöglich. Eurasien ist durch seine riesigen Landflächen geschützt, Ozeanien durch die Ausdehnung des Atlantischen und des Pazifischen Ozeans, Ostasien durch die Gebärfreudigkeit und den Fleiß seiner Bewohner.
Der Roman selbst erklärt wenig über die Geschichte von Ozeanien. Allerdings erhält Winston im zweiten Teil des Romans von O’Brien eine Kopie von Goldsteins parteikritischem Buch. Auch wenn sich später herausstellt, dass dieses Buch tatsächlich von der Partei selbst verfasst wurde, erklärt es schlüssig das Konzept der Partei und die Geschichte des Engsoz (englischer Sozialismus, im englischen Original Ingsoc, abgeleitet aus English Socialism). Demnach soll es kurz nach dem Sieg der Alliierten im Zweiten Weltkrieg im Vereinigten Königreich zu einer sozialistischen Revolution gekommen sein.
Währenddessen startete die Sowjetunion eine massive Invasion in Europa und übernahm den gesamten Kontinent mit Ausnahme des Vereinigten Königreiches. Ein dritter – diesmal atomarer – Weltkrieg brach zwischen Ozeanien (geführt von den ehemaligen USA), Eurasien (geführt von der ehemaligen Sowjetunion) und Ostasien (geführt vermutlich vom ehemaligen China[15]) aus, Atombomben wurden über Europa, Westrussland und Nordamerika abgeworfen. Im späteren Krieg wurde auf den Einsatz von Nuklearwaffen verzichtet, da die Supermächte fürchteten, dass durch weitere Atombomben die gesellschaftliche Ordnung und damit ihre Macht zusammenbrechen würde.
Im Roman erinnert sich Winston an einen Zeitpunkt, als eine Atombombe über Colchester abgeworfen wurde und eine Massenpanik ausgelöst hatte. Die drei Großmächte erkannten schließlich, dass die Vernichtung des Gegners nicht ohne die eigene Vernichtung möglich sei. Statt aber den Krieg zu beenden, beschlossen sie zunächst, um die Vormachtstellung in Afrika zu kämpfen, um anschließend, durch Ausbeutung der Rohstoffe und Menschen Afrikas, auch ihre Gegner besiegen zu können. Obwohl allen drei Seiten bewusst ist, dass dieser Plan niemals aufgehen kann, da, sobald eine Macht so etwas wie eine Vorherrschaft zu erringen droht, sich die anderen zwei Seiten gegen sie verbünden würden, halten sich alle Seiten an dieses Abkommen. Denn inzwischen haben sie erkannt, dass der ständige Krieg es ihnen erlaubt, die Bevölkerung in einem Zustand der ständigen Angst und Arbeitshetze zu halten, ohne je den Lebensstandard in ihren Ländern heben zu müssen, da die schwer erarbeiteten Güter immer wieder an der Front vernichtet werden könnten. Die Partei glaubt, dass eine Bevölkerung, die ständig damit beschäftigt ist, sich um die notwendigsten Dinge zum Leben zu sorgen, keine Zeit für kritische Gedanken habe und damit leicht zu kontrollieren und zu manipulieren sei. So kann sich die innere Partei dauerhaft an der Spitze der Gesellschaft halten, da nicht mit Revolutionen zu rechnen ist.
Die drei Großmächte kämpfen selten auf ihrem Territorium, nur die einschlagenden Raketenbomben (die vielleicht aber auch nur von der Partei selbst gezündet werden) terrorisieren die Bevölkerung.
In den späten Fünfzigern wurde die Revolution dann vom Großen Bruder verraten, der mit seiner Theorie vom „englischen Sozialismus“ einen Terrorstaat schuf, bis er 1970 alle Funktionäre neben sich in großen Säuberungswellen verschwinden ließ und einen gigantischen Personenkult um seine Person aufbaute. Dabei wurde nicht einmal seine eigene Existenz gesichert, da ihn kaum jemand je zu Gesicht bekommen hat. Im Jahre 1984 ist „Luftstützpunkt Nummer Eins“ (Airstrip One, das frühere Großbritannien, in neueren Ausgaben auch mit „Landefeld Eins“ übersetzt) zur drittreichsten Region in Ozeanien geworden, was aber nicht viel bedeutet.
Die Gesellschaftspyramide in Ozeanien: Big Brother, Partei und Arbeiterklasse (Proles)
Die oligarchische Gesellschaft von Ozeanien ist wie eine Pyramide aufgebaut und an die Verhältnisse in der Sowjetunion angelehnt in drei hierarchische Gruppen unterteilt: Innere Partei, äußere Partei und Arbeiter (Proles)
Die Mitglieder der Inneren Partei machen mit 6 Millionen etwas weniger als zwei Prozent der Bevölkerung Ozeaniens aus. Sie stellen die Oberschicht dar und haben alle führenden Positionen inne. Sie genießen viele Privilegien und sind auf jeden Fall nicht den strengen Rationierungen unterworfen, die für den Rest der Gesellschaft gelten. Die Teleschirme in ihren Arbeitsräumen (evtl. auch Wohnräumen) können sie selber abschalten. Der Funktionär O’Brien konsumiert zu Hause Wein; ein Luxusgut, über das andere Menschen nicht verfügen. Julia stiehlt bei Gelegenheit auch Kaffee, Tee und Zucker – alles Dinge, die in der Regel nur Mitglieder der Inneren Partei konsumieren. Natürlich sind auch diese nicht dagegen gefeit, von heute auf morgen in Ungnade zu fallen und zur Unperson zu werden. Alle Mitglieder der Inneren Partei sind Brillenträger.[16]
Die Mitglieder der Äußeren Partei stellen die Mittelschicht dar und machen etwa 13 % der Bevölkerung aus. Sie üben exekutive Aufgaben im Dienst der Partei aus und dienen lediglich deren Aufrechterhaltung. Manche von ihnen sind in intellektuellen Bereichen beschäftigt (etwa der Geschichtsfälschung oder der Arbeit an der neuen Ausgabe des Newspeak Dictionary) und geraten so in eine Position, in der sie der Partei gefährlich werden können. Viele von ihnen verschwinden früher oder später spurlos (Ausdruck im Roman: „vaporisiert“ („verdampft“)), wie zum Beispiel Syme, ein Bekannter von Winston, der am Neusprech-Wörterbuch arbeitet. Besonders ehrgeizigen Mitgliedern der Äußeren Partei kann der Aufstieg in die innere Partei gestattet werden, jedoch ist auch dies nur eine Variante, um sie unschädlich zu machen.
Die Proles, die Arbeiter, machen zwar 85 % der Bevölkerung aus, werden aber durch Armut und Medien bewusst dumm und passiv gehalten und stellen selbst beim offensichtlichen Charakter der Diktatur der Partei kein Risiko für deren Position dar. Sie haben den niedrigsten Lebensstandard innerhalb der Gesellschaft. Dies wird erreicht, indem gewaltige wirtschaftliche Mittel nicht den Armen zugutekommen, sondern in einem permanenten Krieg vernichtet werden (z. B. Bau von „Schwimmenden Festungen“, engl. Floating Fortresses). Auch dient dieser Krieg als Begründung dafür, dass sich das Land ständig in einer Notlage befindet und sich gar keinen „Luxus“ wie Demokratie, Freiheit oder Armutsbekämpfung leisten kann. Dazu produziert der Staat ständig billige Schnulzenlieder, Groschenromane, Pornofilme und andere Dinge, die ausschließlich von den Proles konsumiert werden dürfen. Ebenfalls organisiert der Staat eine Lotterie, bei der die Großgewinner fiktiv sind – aber doch sind die Proles, mangels anderer Beschäftigung, von diesen einfältigen Tätigkeiten hingerissen. Sie haben keine Zeit oder keine Ambition, den Staat zu kritisieren, aber dennoch ist diese Kaste die einzige, die aufgrund ihrer Anzahl in der Lage wäre, einen Umsturz herbeizuführen. Wenn es nach dem Scheitern des Protagonisten noch Hoffnung auf Veränderung gibt, so geht diese von den Proles aus. Während Mitglieder der Inneren und Äußeren Partei einander mehr oder weniger akzeptieren, sehen sie in den Proles nichts anderes als Tiere. Faktisch kann niemand aus der Schicht der Proles aufsteigen, mögliche Unruhestifter werden von der Gedankenpolizei vorgemerkt und liquidiert.
Das Buch des Oppositionellen Emmanuel Goldstein beschreibt die Entstehung dieser drei Klassen so, dass die sozialistischen Revolutionäre, die aus der früheren Mittelschicht stammen und aus denen sich die Funktionäre der Partei rekrutieren, die ursprüngliche Idee des Marxismus, die die Befreiung der Arbeiterklasse vorsah, soweit pervertiert haben, dass sie ihnen ihren Machterhalt ermöglicht. Trotzdem geht es nach der offiziellen Darstellung der Partei allen Bürgern – auch den Proles – besser als vor der Revolution, obwohl sie in heruntergekommenen einförmigen Mietskasernen leben und nur das Lebensnotwendige an Kleidung und Nahrungsmitteln besitzen. Das Bild der Gesellschaft vor der Revolution, das in den Geschichtsbüchern vermittelt wird, beschreibt die Unterdrückung durch ausbeuterische Kapitalisten, Geistliche und Aristokraten, Armut, Obdachlosigkeit, Kinderarbeit und das ius primae noctis. Dies ist ein Zerrbild der englischen Klassengesellschaft vor dem Zweiten Weltkrieg, aber auch eine Anlehnung an das in sozialistischen Staaten tatsächlich vermittelte Geschichtsbild, das zur Ablenkung von gegenwärtigen Problemen und zur Bestätigung der Parteiparole von der „Befreiung der Menschheit“ dienen sollte.
Orwell beschreibt in 1984 eine totale Überwachung, hauptsächlich mit Hilfe von Teleschirmen (telescreens[17]) ausgeübt, der sich kein Mitglied der Äußeren Partei entziehen kann (bei der Inneren Partei ist es nicht klar – O’Brien kann sich anscheinend für kurze Zeit entziehen, da er den Teleschirm abschalten kann). Der Teleschirm ist sowohl Sende- als auch Empfangsgerät, das in jedem Haus der inneren und äußeren Partei, an öffentlichen Plätzen und bei der Arbeit die Bürger Ozeaniens überwacht. Niemand weiß, ob man gerade beobachtet wird oder nicht, und man kann nur darüber spekulieren, wie oft oder nach welchem System sich die Gedankenpolizei in die Privatsphäre einschaltet. Darum ist es sogar denkbar, dass sie ständig alle (Parteimitglieder) beobachtet. Siehe auch Panopticon, das Konzept totaler Überwachung.
Ein weiteres Mittel zur Überwachung sind Mikrofone, die überwiegend in ländlichen Gegenden eingesetzt werden. Diese sind besonders deswegen gefürchtet, weil sie, im Gegensatz zu den Teleschirmen, versteckt sind und man so noch weniger weiß, ob man überwacht wird oder nicht.
Auch patrouillieren in unregelmäßigen Abständen Hubschrauber der Gedankenpolizei durch die Wohngegenden und spähen direkt in die Fenster, was aber weniger der tatsächlichen Überwachung dient, sondern eher ein Gefühl der Ohnmacht und ständigen Beobachtung hervorrufen soll.
Im Gegensatz zu dieser offenen Überwachung gibt es noch die Bespitzelung der Menschen untereinander. Besonders Kinder werden schon in der Jugendorganisation der Spitzel/Späher (spies) dazu erzogen und animiert, ihre Eltern auszuspionieren und zu verraten. Manche Eltern sind sogar stolz darauf, wenn ihre Kinder andere oder sogar die eigenen Eltern verraten, so zum Beispiel im Falle Parsons, Winstons Nachbarn, eines angepassten, im Sinne des Systems funktionierenden Mitglieds der Äußeren Partei. Parsons wird von seiner siebenjährigen Tochter denunziert, als er sich im Schlaf negativ über den Großen Bruder äußert. Außerdem werden alle Parteimitglieder in Vereinen organisiert und sind dazu aufgerufen, möglichst viel Zeit in Gemeinschaftshäusern zu verbringen, damit jeder jeden im Blick hat.
Die Proles werden nur vereinzelt überwacht, da sie nicht als Menschen und ihre Ansichten als bedeutungslos angesehen werden.
Der Aufbau der Regierung in 1984 ist eine Parodie auf eine bekannte Rede des US-Präsidenten Roosevelt vor dem Kongress 1941 über die „vier Freiheiten“ („freedom of speech and religion, from want and fear“): die Redefreiheit, die Religionsfreiheit, die Freiheit von Mangelzuständen und von Furcht. George Orwell verwendete diese Rede zusammen mit seinen Erfahrungen bei der British Broadcasting Corporation (BBC) dazu, um die vier Ministerien von Ozeanien zu erschaffen:
Ministerium für Frieden (Minipax): Dieses Ministerium befasst sich damit, den immerwährenden Krieg in Gang zu halten. Eventuell ist es auch für die Angriffe auf eigene Städte verantwortlich, um die Kriegsstimmung aufrechtzuerhalten.
Ministerium für Überfluss/Überfülle (Miniflu(ss)/Minifülle): Dieses Ministerium ist für Wirtschaft und die Ausarbeitung der Drei-Jahres-Pläne zuständig, die laut offiziellen Meldungen ständig erreicht bzw. übertroffen werden, während die tatsächliche Produktion wahrscheinlich absichtlich gering gehalten wird. So werden angeblich 145 Millionen Stiefel pro Jahr produziert, während „die Hälfte der Bevölkerung Ozeaniens barfuß“ geht. Das Ministerium sorgt also auch dafür, dass nie genug Konsumgüter vorhanden sind beziehungsweise die Qualität extrem schlecht bleibt (man vergleiche Winstons Bemerkungen über die schlechte und sogar abnehmende Qualität von Schokolade, Victory-Zigaretten und Victory-Gin).
Ministerium für Liebe (Minilieb): Dieses mysteriöse und gefürchtete Ministerium unterhält die Gedankenpolizei, die Abweichler aufspürt und dorthin bringt. Dort werden sie solange gefoltert, bis sie „umgedreht“, also wieder voll und ganz auf Parteilinie sind. Einige werden danach freigelassen, um noch einige Zeit in Ozeanien zu leben, bevor sie erschossen werden. Andere werden sofort erschossen.
Ministerium für Wahrheit (Miniwahr): Dieses Ministerium befasst sich mit der Vergangenheit beziehungsweise mit deren ständiger Manipulation. Sämtliche Bücher, Filme, Schriften, Zeitungen, Tonaufnahmen etc. aus vergangener Zeit werden hier ständig revidiert und an die aktuelle Linie der Partei angepasst, sodass laut allen Aufzeichnungen, die existieren, die Partei immer recht hat und immer recht gehabt hat.
„Und wenn alle anderen die von der Partei verbreitete Lüge glaubten – wenn alle Aufzeichnungen gleich lauteten – dann ging die Lüge in die Geschichte ein und wurde Wahrheit.“ (Vgl. Teil 1 aus 1984.)
„Wer die Macht über die Geschichte hat, hat auch Macht über Gegenwart und Zukunft.“
Orwell beschreibt einen dystopischen Staat, der aus reiner Machtgier Individuen und Individualität, z. B. bei Julia und dem Protagonisten Winston, zerstört. Winstons Krampfadergeschwür ist ein körperliches Symptom für die unter dem Regime leidende Psyche.[18]
„Golden Country“ steht im Kontrast zu der entseelten Wirklichkeit und symbolisiert Winstons Sehnsucht nach einer besseren Vergangenheit sowie einer besseren Zukunft. Solange Winston diesen Traum behielt, war er nicht vollständig umerzogen. Erst als in Room 101 die letzte Folterung, der letzte Umerziehungsschritt vollzogen ist, erinnert er sich an kein „Golden Country“ mehr.
Der Briefbeschwerer dient Winston zunächst als Sinnbild einer Vergangenheit, in der es u. a. Schönheit gab. Dieser Gegenstand symbolisiert seine Missachtung der Gegenwart, womit er sich als Gedankenverbrecher schuldig macht. The paperweight was the room he was in, and the coral was Julia’s life and his own, fixed in a sort of eternity at the heart of the crystal. (S. 154). Doch der gläserne Briefbeschwerer weist auch auf die Zerbrechlichkeit ihrer gläsernen Welt hin; im Zuge der Gefangennahme wird diese auf brutale Weise zerstört und zeigt sich somit als eine Illusion.[19]
Der Staub in London entstand im dort herrschenden permanenten Kriegszustand. Gleichzeitig kann es als Symbolik betrachtet werden: „Bis ins kleinste Staubkörnchen“ werden die Bürger durchdrungen. Bis zum Ende bleibt der Staub, als Winston nach seiner Umerziehung im Cafe Kastanienbaum die Gleichung „2+2=5“ mit Staub auf den Tisch schreibt.[20]
1984 ist in der Europäischen Union und dem Vereinigten Königreich[21] seit dem 1. Januar 2021 gemeinfrei. In der Folge erschienen zu Beginn dieses Jahres gleich acht Neuübersetzungen ins Deutsche.[22] In den USA wird das Werk erst nach 2044 den Status Public Domain erhalten, den es zum Beispiel in Kanada,[23] Russland und Australien bereits hat.[24]
Die Enthüllungen von Edward Snowden führten 2013 zur höheren Platzierung von Orwells Roman in Verkaufsranglisten.
Orwells Roman wird regelmäßig zitiert, bzw. häufig nur der Titel 1984 oder auch nur der Name Orwell genannt, um kritisch auf Tendenzen hin zu einem Überwachungsstaat hinzuweisen. Ähnlich wird auch der Begriff des Großen Bruders eingesetzt, etwa bei den Big Brother Awards.
Seit etwa 2009 geschah dies zum Beispiel öfter mit Bezug auf das Forschungsprojekt INDECT der EU zur „präventiven Verbrechensbekämpfung“ mittels automatischer Auswertung von Überwachungskamerabildern des öffentlichen Raums. So bezeichnete der britische Daily Telegraph das Projekt 2009 als Orwellschen Plan.[4]Der Freitag fragte mit Bezug auf das Projekt rhetorisch, ob Orwell wohl ein „naiver Optimist“ war.[5]
Nach Bekanntwerden des PRISM-Überwachungsprogramms des US-Geheimdiensts NSA durch den WhistleblowerEdward Snowden im Juni 2013 erlebte das Buch in den USA und Großbritannien ein Revival. Es stieg in der Liste der meistverkauften Bücher des Internet-Buchhändlers Amazon.com in den USA auf Rang 66 und in Großbritannien auf Platz 42.[27] Durch die Aussage der Beraterin des US-Präsidenten Donald Trump, Kellyanne Conway bezüglich „alternative Fakten“, einer Phrase, die für Orwells „Doppeldenk“ charakteristisch sei, rangierte es 2017 in den USA sogar auf Platz 1.[28]
Das Album Diamond Dogs von 1974, das David Bowie auch in den USA zum Durchbruch verhalf, war ursprünglich als Musical des Romans angelegt. Nachdem bereits vier Songs geschrieben waren, erfuhr Bowie, dass Orwells Witwe ihm nicht die Rechte einräumen würde, das Projekt als solches zu verwirklichen. Auf dem fertigen Album finden sich bereits in den Titeln 1984 und Big Brother direkte Referenzen auf das Buch. Auch bestimmte Textzeilen weisen auf die ständige Überwachung und die damit einhergehenden Konsequenzen hin, so in We are the dead.[29]
Bezüge zur Gegenwart werden verschiedentlich ebenfalls in der Debatte um Politische Korrektheit gezogen, welche durch Sprachtabus und Euphemismen an Orwells „Neusprech“ und „Gutdenk“ erinnere.[30][31]
Der in Prag lebende Journalist Siarhei Šupa übersetzte 1984 ins Belarussische. Der Verleger Andrej Januschkiewitsch legte diese Übersetzung 2020 neu auf. Sie war einige Monate lang ein Bestseller – wohl, weil er von vielen als dichte Beschreibung der belarussischen Wirklichkeit gelesen wurde. Um den 19. Mai 2022, elf Wochen nach dem Beginn des russischen Überfalls auf die Ukraine, wurde der Roman verboten und der Verleger verhaftet.[35]
Im Herbst 2023 erschien der Roman Julia der Autorin Sandra Newman. Er erzählt die Geschichte von 1984 aus der Sichtweise der Julia.[36]
Michael Rademacher: George Orwell, Japan und die BBC. Die Rolle des totalitären Japan bei der Entstehung von „Nineteen Eighty-Four“. In: Archiv für das Studium der neueren Sprachen und Literaturen. 149. Jahrgang, 1997, Nr. 1, ISSN0003-8970, S. 33–54.
Michael Rademacher: Orwell and Hitler: “Mein Kampf” as a Source for “Nineteen Eighty-Four”. In: Zeitschrift für Anglistik und Amerikanistik, 47. Jahrgang, 1999, Nr. 1, ISSN0044-2305, S. 38–53.
William R. Steinhoff: George Orwell and the Origins of 1984. University of Michigan Press, Ann Arbor 1975, ISBN 978-0-472-87400-2.
Maria-Felicitas Herforth: George Orwell: 1984 (Nineteen Eighty-Four) (= Königs Erläuterungen und Materialien. 108). Bange, Hollfeld 2002, ISBN 3-8044-1769-8.
↑Vgl. die Schlussbemerkung zu Leopold Kohrs Rede Am Vorabend von 1984 anlässlich der Verleihung des Alternativen Nobelpreises (Right Livelihood Award) 1983: Am Vorabend von 1984 · The Eve of 1984 (Memento vom 18. März 2014 im Internet Archive). Auf: Leopold-Kohr-Akademie. Abgerufen am 18. März 2014.
↑Principles of Newspeak. In: newspeakdictionary.com. Archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 17. Februar 2013; abgerufen am 3. Februar 2016.
↑Dies wird im Buch zwar nicht direkt erwähnt, liegt jedoch nahe, da die Selbstbezeichnung der ostasiatischen Ideologie ein chinesisches Wort ist: „in Ostasien wird sie [die herrschende Weltanschauung] durch ein chinesisches Wort ausgedrückt, das man gewöhnlich mit ‚Todeskult‘ übersetzt“; zitiert aus Goldsteins Buch, Kapitel 3.
↑Hans-Christoph Schröder: George Orwell. Eine intellektuelle Biographie. Beck, München 1988, S. 255.
↑In älteren deutschen Fassungen des Romans wird telescreen mit Televisor übersetzt.
↑Maria Felicias Herforth: Königs Erläuterungen George Orwell 1984. Bange Verlag, S. 197–198.
↑Maria Felicias Herforth: Königs Erläuterungen George Orwell 1984. Bange Verlag, S. 101.
↑Maria Felicias Herforth: Königs Erläuterungen George Orwell 1984. Bange Verlag, S. 99.
↑Natasha Walter: Julia by Sandra Newman review – a new Nineteen Eighty-Four. In: The Guardian. 18. Oktober 2023, ISSN0261-3077 (theguardian.com [abgerufen am 14. Juli 2024]).