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„Schenk von Castell“ – Versionsunterschied

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K Herkunft: Ludwig Anton Graf Schenk von Castell (1860-1902)
 
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[[Datei:Siebmacher202-Schenken von Castel.jpg|mini|hochkant|Stammwappen der Schenk von Castel]]
Die Familie '''Schenk von Castelll''' war ein süddeutsches Adelsgeschlecht.
Die '''Schenk von Castell''' waren ein Schweizer Adelsgeschlecht, [[Ministeriale]] der [[Bistum Konstanz|Bischöfe von Konstanz]] und der [[Fürstabtei St. Gallen|Fürstäbte von St. Gallen]] und seit dem 17. Jahrhundert im schwäbischen Raum ansässig. Das seit 1665 freiherrliche, seit 1681 gräfliche Geschlecht starb 2004 aus. Die Namensschreibung „Castell“ wurde erst seit dem späten 17. Jh. verwendet (vorher „Castel“).

Die Familie war nicht verwandt mit den reichsunmittelbaren fränkischen [[Castell (Adelsgeschlecht)|Grafen zu Castell]], die das [[Hofamt]] der [[Schenk (Adelstitel)|Erbschenken]] der [[Hochstift Würzburg|Fürstbischöfe von Würzburg]] innehatten und daher auch gelegentlich als ''Schenken von Castell'' bezeichnet wurden.


== Herkunft ==
== Herkunft ==
[[Datei:Altes Castell in Tägerwilen.jpg|mini|hochkant|Ruine der [[Burgruine Castell|Burg Kastel]] über dem Bodensee, Thurgau/Schweiz]]
Das Stammhaus der Schenk von Castel war die [[Burgruine Castell|Burg Kastel]] im [[Hochstift Konstanz]] (heute in der Gemeinde [[Tägerwilen]], [[Kanton Thurgau]], [[Schweiz]]). In älterer Literatur (Friedrich Cast) wird Bischof [[Ulrich II. von Konstanz]] († 1140) der Familie zugeordnet.<ref>Friedrich Cast, ''Historisches und genealogisches Adelsbuch des Königreichs Württemberg'' (siehe Weblinks)</ref> Albrecht von Castel sei ein Jugendgenosse und Vertrauter des Königs [[Rudolf I. (HRR)|Rudolf von Habsburg]] (1218–1291) gewesen. Seine Söhne hätten an der Seite von Rudolfs Söhnen gekämpft. [[Diethelm von Castell]] amtierte als Abt im [[Kloster Petershausen]] (1292–1321) und [[Liste der Äbte des Klosters Reichenau|Abt von Reichenau]] (1306–1343). Das [[Schenk (Adelstitel)|Schenkenamt]] hätten sie bereits bei den schwäbischen Herzögen aus dem Hause der [[Staufer]] ausgeübt, nach deren Erlöschen bei den Bischöfen von Konstanz, danach bei den [[Fürstabtei St. Gallen|Fürstäbten von St. Gallen]].<ref>Vorstehendes nach Friedrich Cast, ebd.</ref>


Um 1500 war Ulrich Schenk von Castel (um 1450–1520) einziger lebender Spross und Erbe der Familie. Er wurde zum Stammvater aller späteren Generationen. 1473 schloss er die Ehe mit Kunigunde Scherk von Landegg, der letzten Nachfahrin ihrer Familie. Aus ihrem Erbe stammte die Gerichtsherrschaft Oberbüren, wo sich nunmehr der eigentliche Sitz des Geschlechts befand. Im Schwabenkrieg 1499 führte Schenk als Hauptmann fürstäbtische und eidgenössische Truppen. Sie verbrannten Kastel, als schwäbische Gegner die Feste besetzten. Ulrich wirkte so mit, die „Stammburg“ seiner Ahnen zu zerstören. Für die Fürstabtei St. Gallen war er 1490–1500 Obervogt in Schwarzenbach, 1502–19 Landshofmeister (Premierminister). Sein Sohn, der Reformationsgegner Hans Ulrich († 1545) und der Enkel Hans Jakob († 1574) versahen dasselbe Amt; weitere Verwandte dienten der Fürstabtei als Obervögte und Richter.
Das Stammhaus der Schenken von Castell war das „Bergschloss Castel“ im [[Hochstift Konstanz|Fürstentum Konstanz]].


[[1360]] gelangte die im [[13. Jahrhundert]] durch das [[Kloster St. Gallen]] errichtete [[Schloss Mammertshofen|Burg Mammerthofen]] in [[Roggwil]] ([[Kanton Thurgau]]) an die Schenken von Castell. [[1612]] wurde Max Joachim Schenk von Castell in [[Freiburg im Breisgau]] ansässig. [[1645]] verkaufte er die Burg Mammertshofen an Georg Joachim Studer von Winkelbach. Die Familie der Schenken von Castell bekleideten längere Zeit das Erbschenkenamt bei den Hohenstauf'schen Fürsten, daher auch der Name [[Schenk (Adelstitel)|Schenk]].
Schon 1363 war die im 13. Jahrhundert vom [[Kloster St. Gallen]] errichtete [[Schloss Mammertshofen|Burg Mammertshofen]] bei [[Roggwil TG|Roggwil]] ([[Kanton Thurgau]]) an die Schenk von Castel gelangt. 1612 wurde Marx Joachim Schenk von Castel in [[Freiburg im Breisgau]] ansässig. 1645 verkaufte er Mammertshofen an Georg Joachim Studer von Winkelbach.


Im 17. Jh. erfolgte der Aufstieg der Schenk (nun „von Castell“) zur wohl erfolgreichsten katholischen Adelsfamilie aus der Schweiz. In geistlichen Territorien Süddeutschlands, in St. Gallen und im Bistum Basel übten sie hohe kirchliche und weltliche Ämter aus. Nahezu 100 Jahre lang regierten drei Schenk von Castell als [[Bistum Eichstätt|Fürstbischofe von Eichstätt]]: Marquard II. (Fürstbischof 1637–1685), Johann Eucharius (1685–1697) und Franz Ludwig (1725–1736). Ihre Residenz wurde zu einer der schönsten Barockstädte Deutschlands. Hohes Ansehen erlangten auch die Äbtissinnen Maria Gertrud Schenk von Castell in Urspring 1666–1707, Maria Cleophea Schenk von Castell in Säckingen 1672–1693 und Maria Eva Schenk von Castell in Schänis (Kanton St. Gallen, Schweiz) 1677–1701.
[[Leopold I. (HRR)|Kaiser Leopold I.]] (1640-1705) bestätigte am 19. Juni [[1665]] den Freiherrenstand, der erbliche Reichsgrafenstand kam am 1. März [[1681]]. Durch den [[Dreißigjähriger Krieg|Dreißigjährigen Krieg]] war die Lehnsherrschaft [[Oberdischingen|Dischingen]], die damals zur Herrschaft [[Stotzingen]] gehörte, so stark verschuldet, dass [[1661]] der [[Liste der Bischöfe von Eichstätt|Fürstbischof von Eichstätt]], Marquard II. Schenk von Castell ([[1605]]-[[1685]]), den Besitz kaufte und an seinen Vetter Johann Willibald Schenk von Castell übertrug.


[[Marquard II. Schenk von Castell|Marquard II. Schenk von Castel]] machte sich um den inneren und äußeren Wiederaufbau der Stadt und des [[Hochstift Eichstätt|Hochstiftes Eichstätt]] nach den Zerstörungen des [[Dreißigjähriger Krieg|Dreißigjährigen Krieges]] verdient. Ab 1669 war er zugleich kaiserlicher [[Prinzipalkommissar]] am [[Immerwährender Reichstag|Immerwährenden Reichstag]] in [[Regensburg]]. Kaiser [[Leopold I. (HRR)|Kaiser Leopold I.]] schätzte sein diplomatisches Geschick und bestätigte ihm am 19. Juni 1665 den Freiherrenstand. Am 1. März 1681 erhob er ihn und sein Geschlecht zu Reichsgrafen. Die Familie verlagerte nun ihren Schwerpunkt in den südwestdeutschen Raum.
[[Franz Ludwig Reichsgraf Schenk von Castell]] (1736-1821) war verheiratet mit Maria Philippina Freiin von Hutten zu Stolzenberg († 1813). Sie hatten drei Söhne, Franz Joseph Erbgraf Schenk von Castell (1767-1845), Philipp Anton Graf Schenk von Castell (1768-1811), der zum Geistlichen bestimmt wurde, und Kasimir Graf Schenk von Castell († 1832), sowie vier Töchter, darunter Maria Ludovika Gräfin Schenk von Castell (1778-1850), die seit 1798 mit Carl Anton Graf Fugger, Herr von Nordendorf (1776-1848) verheiratet war. Die Grafen Philipp Anton und Kasimir blieben kinderlos, Erbgraf Franz Joseph hatte aus seiner Ehe mit Maximiliane von Waldburg-Zeil-Wurzach einen Sohn, Ludwig Anton Graf Schenk von Castell (1802-1876). Dieser war in erster Ehe mit Maria von Polocka ( 1857) kinderlos und in zweiter Ehe mit Josephine von Poth († 1908) verheiratet. Aus der zweiten Ehe stammte der Sohn Ludwig Anton Graf Schenk von Castell (1860-1902); er war der letzte männliche Nachkomme, so dass das Geschlecht der Grafen von Castell ab 1902 im Mannesstamme ausgestorben war.


Durch den [[Dreißigjähriger Krieg|Dreißigjährigen Krieg]] war die Lehnsherrschaft [[Oberdischingen|Dischingen]], die damals den [[Westernach (Adelsgeschlecht)|Herren von Westernach]] bzw. [[Stotzingen (Adelsgeschlecht)|von Stotzingen]] gehörte, so stark verschuldet, dass 1661 Fürstbischof Marquard II. Schenk von Castel die Herrschaft [[Dischingen]] und [[Trugenhofen (Dischingen)|Trugenhofen]] erwerben konnte und an seinen Vetter Johann Willibald Schenk von Castell übertrug. Dischingen mit [[Schloss Taxis (Trugenhofen)|Schloss Trugenhofen]] erwarben 1734 die Fürsten von [[Thurn und Taxis]], denen der Besitz bis heute gehört. 1680 brachte der Fürstbischof erneut seine Verdienste für den Kaiser in Erinnerung, der ihm zum Dank die Grafschaft [[Schelklingen]]-Berg verpfändete. 1732 wurde sie der Familie als [[vorderösterreich]]isches [[Mannlehen]] überlassen.
== Bekannte Familienmitglieder ==


In Oberdischingen und Schelklingen trat 1764 Graf [[Franz Ludwig Schenk von Castell (1736–1821)|Franz Ludwig Schenk von Castell]] (1736–1821) die Regierung an. Er besaß auch die Herrschaften [[Gutenstein (Sigmaringen)|Gutenstein]] und [[Waal (Schwaben)|Waal]]. Aus Oberdischingen machte er eine reizvolle, spätbarocke Residenz. In weitem Umkreis sorgte er für Ordnung und Sicherheit und ging besonders gegen die vielen kriminellen Jauner vor. Als „Malefizschenk“ schon zu Lebzeiten legendär, baute und betrieb er 1788–1808 eine Strafanstalt. Dank damals moderner Methoden galt sie als vorbildlich. Auch St. Gallen und die andern Ostschweizer Kantone beteiligten sich daran. Schenks Wirken endete, als Württemberg 1806 Oberdischingen mediatisierte.
* [[Johann Willibald Schenk von Castell]] (1619-1697), 1662 erhält er durch Heirat die Herrschaft (Unter-)Dischingen

* [[Franz Ludwig Schenk von Castell]] (1736-1821), der so genannte ''Malefizschenk''
Graf Franz Ludwig und Maria Philippina Freiin von [[Hutten (Adelsgeschlecht)#Linie Hutten-Stolzenberg|Hutten zu Stolzenberg]] († 1813) hatten drei Söhne, Franz Joseph Graf Schenk von Castell (1767–1845), Philipp Anton Graf Schenk von Castell (1768–1811), der zum Geistlichen bestimmt wurde, und Kasimir Graf Schenk von Castell (1781–1831). Von den vier Töchtern war Maria Ludovika Gräfin Schenk von Castell (1778–1850) seit 1798 mit Carl Anton Graf [[Fugger]], Herr von Nordendorf (1776–1848) verheiratet. Die Grafen Philipp Anton und Kasimir blieben kinderlos. Graf Franz Joseph und Maximiliane von [[Waldburg-Zeil-Wurzach]] hatten einen Sohn, Ludwig Anton Graf Schenk von Castell (1802–1876). Dessen erste Ehe mit Maria [[Potocki (Adelsgeschlecht)|Potocka]] (1816–1857) war kinderlos. Aus der zweiten Ehe vom 7. Juni 1859 mit Josephine von Poth († 1908) stammte Ludwig Anton Graf Schenk von Castell (1860–1902), der letzte männliche Nachkomme. Mit seiner einzigen Tochter Maria Blühdorn, geborener Gräfin Schenk von Castell (geb. 1901), starb 2004 die letzte Namensträgerin der Familie.<gallery>
Datei:Roggwil Schloss Mammertshofen.jpg|[[Schloss Mammertshofen|Burg Mammertshofen]], Thurgau
Datei:Oberdischingen - Dreiflügliches Kanzleigebäude 1767.JPG|Kanzleigebäude in [[Oberdischingen]] bei Ulm
Datei:Dischingen Schloss Taxis 150.jpg|Schloss Trugenhofen ([[Schloss Taxis (Trugenhofen)|Schloss Taxis]])
Datei:Schlößle auf dem Windsparren ca. 1900.jpg|Schlößle auf dem Windsparren, [[Schelklingen]]
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== Bekannte Familienmitglieder ==
* [[Diethelm von Castell]] († 1343), Abt der Benediktinerabteien [[Kloster Petershausen|Petershausen]] und [[Kloster Reichenau|Reichenau]]
* [[Adam Schenk von Castell]] verteidigte seine [[Disputatio physica]] 1622 bei Professor Wenk an der [[Universität Dillingen]]
* [[Johann Ulrich Schenk von Castell]], († 1658), Domherr in Eichstätt und Bruder des Fürstbischofs [[Marquard II. Schenk von Castell]]
* [[Johann Willibald Schenk von Castell]] (1619–1697), 1662 erhält er durch Heirat die Herrschaft (Unter-)Dischingen
* [[Maria Cleopha Schenk von Castell]] († 1693), von 1672 bis 1693 Fürstäbtissin im [[Damenstift Säckingen]]
* [[Wolfgang Franz Schenk von Castell]] († 1669), Domherr in Eichstätt
* [[Maria Gertrud Schenk von Castell]] (1636/37–1709), Äbtissin des Klosters Urspring 1664–1707
* [[Franz Xaver Niclas Adam Christoph Graf Schenk von Castell]], († 1761), Eichstätter Domherr
* [[Joseph Ferdinand Maria Schenk von Castell]], ab Dezember 1742 Domherr in [[Trier]]
* [[Franz Ludwig Schenk von Castell (1736–1821)|Franz Ludwig Schenk von Castell]] (1736–1821), der so genannte ''Malefizschenk''
* [[Katharina Schenk von Castell]] († 9. Juli 1648), Mutter des Eichstätter Fürstbischofs [[Marquard II. Schenk von Castell]], große Wohltäterin des Augustinerchorfrauen-[[Kloster Marienstein|Klosters Marienstein]] bei Eichstätt
* [[(Maria) Casimir Schenk von Castell]] (1746–1810), Domkapitular, Dom-Kustos, 1795 Hofkammerpräsident des Hochstifts Eichstätt (Epitaph in der Osten-Friedhofskapelle), Besitzer von [[Schloss Inching]]
* [[Marquard Willibald Schenk von Castell]] († wenige Jahre vor 1755), Geheimrat, Oberstallmeister des Eichstätter Fürstenhofes


'''Fürstbischöfe von Eichstätt'''
'''Fürstbischöfe von Eichstätt'''


* [[Marquard II. Schenk von Castell]] (1605-1686), 60. Fürstbischof von Eichstätt 1636–1685
* [[Marquard II. Schenk von Castell]] (1605–1685), 60. Bischof von Eichstätt 1636–1685
* [[Johann Euchar Schenk von Castell]], 61. Fürstbischof von Eichstätt 1685-1697
* [[Johann Euchar Schenk von Castell]] (1625–1697), 61. Bischof von Eichstätt 1685–1697
* [[Freiherr Franz Ludwig Schenk von Castell]], 64. Fürstbischof von Eichstätt 1725-1736
* [[Franz Ludwig Schenk von Castell (1671–1736)]], 64. Bischof von Eichstätt 1725–1736
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Marquard II. Schenk von Castell Bischof von Eichstätt.jpg|[[Marquard II. Schenk von Castell|Marquard II.]]
Schenk von Castell Johan Euchar1.jpg|[[Johann Euchar Schenk von Castell|Johann Euchar]]
Bischof Franz Ludwig Schenk von Castell.jpg|[[Franz Ludwig Schenk von Castell (1671–1736)|Franz Ludwig]]
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== Wappen ==
== Wappen ==


* '''Stammwappen:''' In Schräglage ein rotes achteckiges Hirschgeweih an der ausgeschnittenen Hirnschale. ''Kleinod:'' Das Hirschgeweih auf Helm. ''Decken:'' Rot und weiß.
* Stammwappen: In weiß ein rotes achtendiges Hirschgeweih an der ausgeschnittenen Hirnschale. ''Kleinod:'' Das Hirschgeweih auf Helm. ''Decken:'' Rot und weiß.


* '''Gräfliches Wappen (1681):''' Geviert mit geviertem weißen Mittelschild, darin I. und IV. rotes Hirschgeweih des Stammwappens, II. und III. übereinander die beiden Löwen von Landeck. Hauptschild: I. und IV. von weiß und rot fünfmal schräg links geteilt oder auch drei weiße linke Schrägbalken (Schelklingen); II. und III. gespalten, vorne blau und gelb gerautet, hinten rot (Berg). ''Kleinode:'' Vier Helme; 1. offener roter Flug mit drei weißen Schrägbalken (Schelklingen), 2. gekrönt das Stammwappen (rotes Hirschgeweih), 3. gekrönt, rot gekleideter, armloser Mannesrumpf wachsend, mit weißem Kragen (Landeck ?), 4. gekrönter, armloser wachsender Mannesrumpf, rechts blau, links rot gekleidet, die rechte Seite der Kleidung auch blau und gelb gerautet (Berg). ''Decken:'' I., II., III. rot und weiß, IV. blau und gelb.
* [[Wappenmehrung|Gemehrtes]] gräfliches Wappen (1681): Geviert mit geviertem weißen Mittelschild, darin I. und IV. rotes Hirschgeweih des Stammwappens, II. und III. übereinander die beiden Löwen von Landeck. Hauptschild: I. und IV. von weiß und rot fünfmal schräg links geteilt oder auch drei weiße linke Schrägbalken (Schelklingen); II. und III. gespalten, vorne blau und gelb gerautet, hinten rot (Berg). ''Kleinode:'' Vier Helme; 1. offener roter Flug mit drei weißen Schrägbalken (Schelklingen), 2. gekrönt das Stammwappen (rotes Hirschgeweih), 3. gekrönt, rot gekleideter, armloser Mannesrumpf wachsend, mit weißem Kragen (Landeck ?), 4. gekrönter, armloser wachsender Mannesrumpf, rechts blau, links rot gekleidet, die rechte Seite der Kleidung auch blau und gelb gerautet (Berg). ''Decken:'' I., II., III. rot und weiß, IV. blau und gelb.<ref>[http://artroots.com/brigitte/castell/castell21.htm Gemehrtes Wappen der Schenk von Castell]{{Toter Link|url=http://artroots.com/brigitte/castell/castell21.htm |date=2019-05 |archivebot=2019-05-12 10:44:09 InternetArchiveBot }}</ref>

== Archivalien ==

* Im [[Hauptstaatsarchiv Stuttgart]] befindet sich zu den „Grafen Schenk von Castell“ ein Bestand von 10 lfd. m (1310–1859) unter B 82.

== Siehe auch ==
* [[Schenk (Adelstitel)#Liste der den Schenkentitel als Bestandteil des Familiennamens führenden Familien|Liste der den Schenkentitel als Bestandteil des Familiennamens führenden Familien]]


== Literatur ==
== Literatur ==


* Ernst Heinrich Kneschke: ''Grafen zu Castel (Schenken-Grafen zu Castel)''; in: ders.: ''Deutsche Grafen-Haeuser der Gegenwart. In heraldischer, historischer und geneaogischer Beziehung''. Leipzig: T.O. Weigel, 1852; Band 1: A-K, S. 148-150.
* [[Ernst Heinrich Kneschke]]: ''Grafen zu Castel (Schenken-Grafen zu Castel)''; in: ders.: ''Deutsche Grafen-Haeuser der Gegenwart. In heraldischer, historischer und geneaogischer Beziehung''. Leipzig: T.O. Weigel, 1852; Band 1: A–K, S. 148–150.
* Ernst Heinrich Kneschke: ''Castel, Grafen zu Castel, Schenken-Grafen zu Castel''; in: ders. (Hg.): ''Neues allgemeines Deutsches Adels-Lexicon''. Leipzig: Verlag Degener & Co., 1929; Band 2: Boz-Ebe, S. 234-235 (unveränderter Abdruck des im Verlage von Friefrich Voigt zu Leipzig 1859-1870 erschienenen Werkes).
* Ernst Heinrich Kneschke: ''Castel, Grafen zu Castel, Schenken-Grafen zu Castel''; in: ders. (Hg.): ''Neues allgemeines Deutsches Adels-Lexicon''. Leipzig: Verlag Degener & Co., 1929; Band 2: Boz-Ebe, S. 234–235 (unveränderter Abdruck des im Verlage von Friefrich Voigt zu Leipzig 1859–1870 erschienenen Werkes).
* Julius Sax: ''Die Bischöfe und Reichsfürsten von Eichstätt 745-1806''. Landshut: Verlag Krüll, 1884-85 (2 Bde.).
* Julius Sax: ''Die Bischöfe und Reichsfürsten von Eichstätt 745–1806''. Landshut: Verlag Krüll, 1884–85 (2 Bde.).
* Klaus Kreitmeir: ''Die Bischöfe von Eichstätt''. Eichstätt: Verlag der Kirchenzeitung für das Bistum Eichstätt, 1992.
* [[Harald Derschka]]: ''Die Ministerialen des Hochstiftes Konstanz'' (''Konstanzer Arbeitskreis für Mittelalterliche Geschichte: Vorträge und Forschungen''; Sonderband 45). Thorbecke, Stuttgart 1999, ISBN 3-7995-6755-0, S. 135–139.
* Peter Zürcher: ''Die Bischofswahlen im Fürstbistum Eichstätt von 1636 bis 1790. Wahlgeschehen im Spiegel domkapitelscher, dynastischer und kaiserlicher Landes- und Reichskirchenpolitik'' (Dissertation Katholische Universität Eichstätt-Ingolstadt, 2004/2005). München: Verlag C. H. Beck, 2008 (Schriftenreihe zur bayerischen Landesgeschichte; 155). ISBN 978-3-406-10770-2

== Weblinks ==

{{Commonscat|Schenk von Castell}}
* [https://books.google.de/books?id=1_bMZx5Y6J4C&pg=PA165&lpg=PA165&dq=Schenk+von+Castell+Hohenstaufen&source=bl&ots=x6JgFXViA6&sig=ACfU3U0T44PMD--HmgeViIEJs-inpcL5Fw&hl=de&sa=X&ved=2ahUKEwja-JXgvIHnAhW4QkEAHWyeBkUQ6AEwD3oECAcQAQ#v=onepage&q=Schenk%20von%20Castell%20Hohenstaufen&f=false Artikel Castell] bei Friedrich Cast, ''Historisches und genealogisches Adelsbuch des Königreichs Württemberg''
* {{Monasterium |typ=bild |pfad=AT-DOZA/Ahnentafeln/DOZA-Ahnenproben_Ri-0341-Nr.1582_r.jpg |titel=Ahnentafeln (1365-1937) Nr. 1582 |kommentar=Ahnenprobe des Veith Joseph Schenckh von Castel}}

== Einzelnachweise ==
<references/>


[[Kategorie:Deutsches Adelsgeschlecht|Schenk von Castell]]
[[Kategorie:Schwäbisches Adelsgeschlecht|Castell, Schenk von]]
[[Kategorie:Schenk von Castell| ]]

Aktuelle Version vom 23. März 2025, 19:17 Uhr

Stammwappen der Schenk von Castel

Die Schenk von Castell waren ein Schweizer Adelsgeschlecht, Ministeriale der Bischöfe von Konstanz und der Fürstäbte von St. Gallen und seit dem 17. Jahrhundert im schwäbischen Raum ansässig. Das seit 1665 freiherrliche, seit 1681 gräfliche Geschlecht starb 2004 aus. Die Namensschreibung „Castell“ wurde erst seit dem späten 17. Jh. verwendet (vorher „Castel“).

Die Familie war nicht verwandt mit den reichsunmittelbaren fränkischen Grafen zu Castell, die das Hofamt der Erbschenken der Fürstbischöfe von Würzburg innehatten und daher auch gelegentlich als Schenken von Castell bezeichnet wurden.

Ruine der Burg Kastel über dem Bodensee, Thurgau/Schweiz

Das Stammhaus der Schenk von Castel war die Burg Kastel im Hochstift Konstanz (heute in der Gemeinde Tägerwilen, Kanton Thurgau, Schweiz). In älterer Literatur (Friedrich Cast) wird Bischof Ulrich II. von Konstanz († 1140) der Familie zugeordnet.[1] Albrecht von Castel sei ein Jugendgenosse und Vertrauter des Königs Rudolf von Habsburg (1218–1291) gewesen. Seine Söhne hätten an der Seite von Rudolfs Söhnen gekämpft. Diethelm von Castell amtierte als Abt im Kloster Petershausen (1292–1321) und Abt von Reichenau (1306–1343). Das Schenkenamt hätten sie bereits bei den schwäbischen Herzögen aus dem Hause der Staufer ausgeübt, nach deren Erlöschen bei den Bischöfen von Konstanz, danach bei den Fürstäbten von St. Gallen.[2]

Um 1500 war Ulrich Schenk von Castel (um 1450–1520) einziger lebender Spross und Erbe der Familie. Er wurde zum Stammvater aller späteren Generationen. 1473 schloss er die Ehe mit Kunigunde Scherk von Landegg, der letzten Nachfahrin ihrer Familie. Aus ihrem Erbe stammte die Gerichtsherrschaft Oberbüren, wo sich nunmehr der eigentliche Sitz des Geschlechts befand. Im Schwabenkrieg 1499 führte Schenk als Hauptmann fürstäbtische und eidgenössische Truppen. Sie verbrannten Kastel, als schwäbische Gegner die Feste besetzten. Ulrich wirkte so mit, die „Stammburg“ seiner Ahnen zu zerstören. Für die Fürstabtei St. Gallen war er 1490–1500 Obervogt in Schwarzenbach, 1502–19 Landshofmeister (Premierminister). Sein Sohn, der Reformationsgegner Hans Ulrich († 1545) und der Enkel Hans Jakob († 1574) versahen dasselbe Amt; weitere Verwandte dienten der Fürstabtei als Obervögte und Richter.

Schon 1363 war die im 13. Jahrhundert vom Kloster St. Gallen errichtete Burg Mammertshofen bei Roggwil (Kanton Thurgau) an die Schenk von Castel gelangt. 1612 wurde Marx Joachim Schenk von Castel in Freiburg im Breisgau ansässig. 1645 verkaufte er Mammertshofen an Georg Joachim Studer von Winkelbach.

Im 17. Jh. erfolgte der Aufstieg der Schenk (nun „von Castell“) zur wohl erfolgreichsten katholischen Adelsfamilie aus der Schweiz. In geistlichen Territorien Süddeutschlands, in St. Gallen und im Bistum Basel übten sie hohe kirchliche und weltliche Ämter aus. Nahezu 100 Jahre lang regierten drei Schenk von Castell als Fürstbischofe von Eichstätt: Marquard II. (Fürstbischof 1637–1685), Johann Eucharius (1685–1697) und Franz Ludwig (1725–1736). Ihre Residenz wurde zu einer der schönsten Barockstädte Deutschlands. Hohes Ansehen erlangten auch die Äbtissinnen Maria Gertrud Schenk von Castell in Urspring 1666–1707, Maria Cleophea Schenk von Castell in Säckingen 1672–1693 und Maria Eva Schenk von Castell in Schänis (Kanton St. Gallen, Schweiz) 1677–1701.

Marquard II. Schenk von Castel machte sich um den inneren und äußeren Wiederaufbau der Stadt und des Hochstiftes Eichstätt nach den Zerstörungen des Dreißigjährigen Krieges verdient. Ab 1669 war er zugleich kaiserlicher Prinzipalkommissar am Immerwährenden Reichstag in Regensburg. Kaiser Kaiser Leopold I. schätzte sein diplomatisches Geschick und bestätigte ihm am 19. Juni 1665 den Freiherrenstand. Am 1. März 1681 erhob er ihn und sein Geschlecht zu Reichsgrafen. Die Familie verlagerte nun ihren Schwerpunkt in den südwestdeutschen Raum.

Durch den Dreißigjährigen Krieg war die Lehnsherrschaft Dischingen, die damals den Herren von Westernach bzw. von Stotzingen gehörte, so stark verschuldet, dass 1661 Fürstbischof Marquard II. Schenk von Castel die Herrschaft Dischingen und Trugenhofen erwerben konnte und an seinen Vetter Johann Willibald Schenk von Castell übertrug. Dischingen mit Schloss Trugenhofen erwarben 1734 die Fürsten von Thurn und Taxis, denen der Besitz bis heute gehört. 1680 brachte der Fürstbischof erneut seine Verdienste für den Kaiser in Erinnerung, der ihm zum Dank die Grafschaft Schelklingen-Berg verpfändete. 1732 wurde sie der Familie als vorderösterreichisches Mannlehen überlassen.

In Oberdischingen und Schelklingen trat 1764 Graf Franz Ludwig Schenk von Castell (1736–1821) die Regierung an. Er besaß auch die Herrschaften Gutenstein und Waal. Aus Oberdischingen machte er eine reizvolle, spätbarocke Residenz. In weitem Umkreis sorgte er für Ordnung und Sicherheit und ging besonders gegen die vielen kriminellen Jauner vor. Als „Malefizschenk“ schon zu Lebzeiten legendär, baute und betrieb er 1788–1808 eine Strafanstalt. Dank damals moderner Methoden galt sie als vorbildlich. Auch St. Gallen und die andern Ostschweizer Kantone beteiligten sich daran. Schenks Wirken endete, als Württemberg 1806 Oberdischingen mediatisierte.

Graf Franz Ludwig und Maria Philippina Freiin von Hutten zu Stolzenberg († 1813) hatten drei Söhne, Franz Joseph Graf Schenk von Castell (1767–1845), Philipp Anton Graf Schenk von Castell (1768–1811), der zum Geistlichen bestimmt wurde, und Kasimir Graf Schenk von Castell (1781–1831). Von den vier Töchtern war Maria Ludovika Gräfin Schenk von Castell (1778–1850) seit 1798 mit Carl Anton Graf Fugger, Herr von Nordendorf (1776–1848) verheiratet. Die Grafen Philipp Anton und Kasimir blieben kinderlos. Graf Franz Joseph und Maximiliane von Waldburg-Zeil-Wurzach hatten einen Sohn, Ludwig Anton Graf Schenk von Castell (1802–1876). Dessen erste Ehe mit Maria Potocka (1816–1857) war kinderlos. Aus der zweiten Ehe vom 7. Juni 1859 mit Josephine von Poth († 1908) stammte Ludwig Anton Graf Schenk von Castell (1860–1902), der letzte männliche Nachkomme. Mit seiner einzigen Tochter Maria Blühdorn, geborener Gräfin Schenk von Castell (geb. 1901), starb 2004 die letzte Namensträgerin der Familie.

Bekannte Familienmitglieder

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Fürstbischöfe von Eichstätt

  • Stammwappen: In weiß ein rotes achtendiges Hirschgeweih an der ausgeschnittenen Hirnschale. Kleinod: Das Hirschgeweih auf Helm. Decken: Rot und weiß.
  • Gemehrtes gräfliches Wappen (1681): Geviert mit geviertem weißen Mittelschild, darin I. und IV. rotes Hirschgeweih des Stammwappens, II. und III. übereinander die beiden Löwen von Landeck. Hauptschild: I. und IV. von weiß und rot fünfmal schräg links geteilt oder auch drei weiße linke Schrägbalken (Schelklingen); II. und III. gespalten, vorne blau und gelb gerautet, hinten rot (Berg). Kleinode: Vier Helme; 1. offener roter Flug mit drei weißen Schrägbalken (Schelklingen), 2. gekrönt das Stammwappen (rotes Hirschgeweih), 3. gekrönt, rot gekleideter, armloser Mannesrumpf wachsend, mit weißem Kragen (Landeck ?), 4. gekrönter, armloser wachsender Mannesrumpf, rechts blau, links rot gekleidet, die rechte Seite der Kleidung auch blau und gelb gerautet (Berg). Decken: I., II., III. rot und weiß, IV. blau und gelb.[3]
  • Im Hauptstaatsarchiv Stuttgart befindet sich zu den „Grafen Schenk von Castell“ ein Bestand von 10 lfd. m (1310–1859) unter B 82.
  • Ernst Heinrich Kneschke: Grafen zu Castel (Schenken-Grafen zu Castel); in: ders.: Deutsche Grafen-Haeuser der Gegenwart. In heraldischer, historischer und geneaogischer Beziehung. Leipzig: T.O. Weigel, 1852; Band 1: A–K, S. 148–150.
  • Ernst Heinrich Kneschke: Castel, Grafen zu Castel, Schenken-Grafen zu Castel; in: ders. (Hg.): Neues allgemeines Deutsches Adels-Lexicon. Leipzig: Verlag Degener & Co., 1929; Band 2: Boz-Ebe, S. 234–235 (unveränderter Abdruck des im Verlage von Friefrich Voigt zu Leipzig 1859–1870 erschienenen Werkes).
  • Julius Sax: Die Bischöfe und Reichsfürsten von Eichstätt 745–1806. Landshut: Verlag Krüll, 1884–85 (2 Bde.).
  • Klaus Kreitmeir: Die Bischöfe von Eichstätt. Eichstätt: Verlag der Kirchenzeitung für das Bistum Eichstätt, 1992.
  • Harald Derschka: Die Ministerialen des Hochstiftes Konstanz (Konstanzer Arbeitskreis für Mittelalterliche Geschichte: Vorträge und Forschungen; Sonderband 45). Thorbecke, Stuttgart 1999, ISBN 3-7995-6755-0, S. 135–139.
  • Peter Zürcher: Die Bischofswahlen im Fürstbistum Eichstätt von 1636 bis 1790. Wahlgeschehen im Spiegel domkapitelscher, dynastischer und kaiserlicher Landes- und Reichskirchenpolitik (Dissertation Katholische Universität Eichstätt-Ingolstadt, 2004/2005). München: Verlag C. H. Beck, 2008 (Schriftenreihe zur bayerischen Landesgeschichte; 155). ISBN 978-3-406-10770-2
Commons: Schenk von Castell – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
  • Artikel Castell bei Friedrich Cast, Historisches und genealogisches Adelsbuch des Königreichs Württemberg
  • Ahnentafeln (1365-1937) Nr. 1582. (JPG) In: Monasterium.net. ICARUS – International Centre for Archival Research; (Ahnenprobe des Veith Joseph Schenckh von Castel).

Einzelnachweise

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  1. Friedrich Cast, Historisches und genealogisches Adelsbuch des Königreichs Württemberg (siehe Weblinks)
  2. Vorstehendes nach Friedrich Cast, ebd.
  3. Gemehrtes Wappen der Schenk von Castell@1@2Vorlage:Toter Link/artroots.com (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im Mai 2019. Suche in Webarchiven)  Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.