„Radionuklid“ – Versionsunterschied
[ungesichtete Version] | [gesichtete Version] |
Keine Bearbeitungszusammenfassung |
Änderung 252404307 von HoTen3816547290 rückgängig gemacht; Das sind zwar Rotlinks, aber was nützt eine Löschung? Markierung: Rückgängigmachung |
||
(238 dazwischenliegende Versionen von mehr als 100 Benutzern, die nicht angezeigt werden) | |||
Zeile 1: | Zeile 1: | ||
Als ''' |
Als '''Radionuklid''' oder '''radioaktives Nuklid''' bezeichnet man ein [[Nuklid]] (eine Atomsorte), wenn es instabil und damit [[Radioaktivität|radioaktiv]] ist. |
||
== Schreibweisen, Bezeichnung == |
|||
==Definitionen und Sprachgebrauch== |
|||
Die formelmäßige Bezeichnung ist gleich wie bei stabilen Nukliden, also z. B. für das Radionuklid [[Cobalt]]-60: |
|||
: <math>{}^{60}_{27}\mathrm{Co}</math> oder <math>{}^{60}\mathrm{Co}</math> |
|||
im Fließtext auch: |
|||
: Co-60, Co60 oder 60Co. |
|||
Eine besondere Bezeichnung für ''radioaktiv'' ist nicht vorgesehen. Ausgenommen sind die fast immer radioaktiven [[Kernisomer]]e. Diese erhalten zur Unterscheidung von ihrem [[Grundzustand]] hinter der Massenzahl ein hochgestelltes m, z. B. <math>{}^{110\mathrm{m}}_{\ 47}\mathrm{Ag}</math>. Bis 1960 war die Schreibweise <math>{}^{110}_{\ 47}\mathrm{Ag}_{}^\mathrm{m}</math> bzw. <math>{}\mathrm{Ag}_{}^\mathrm{110m}</math> üblich. Das m steht hierbei für [[metastabil]] und wird auch dann verwendet, wenn der Isomer um Größenordnungen langlebiger als der Grundzustand ist, oder – wie im Falle [[Tantal#Ta180m|<sup>180m</sup>Ta]] – bisher kein Zerfall beobachtet werden konnte. Hat ein Isotop mehrere Isomere werden diese durchnummeriert, also z. B. <sup>178m2</sup>Hf. |
|||
Ein Atomkern ist durch die Kernladungszahl (Ordnungszahl) Z und die Massenzahl (Nukleonenzahl) A gekennzeichnet |
|||
: ''' ''[[Nukleon]]en = [[Protonen]] (Z) plus [[Neutron]]en (N): A = Z + N'' ''' |
|||
Der früher übliche Begriff '''Radioisotop''' (von „[[Isotop]]“) anstelle von Radionuklid sollte <!-- laut wem? -->nur noch dann verwendet werden, wenn neben der Radioaktivität auch die Zugehörigkeit zu einem bestimmten Element von Bedeutung ist. Allerdings ist die Bezeichnung Isotop anstelle von Nuklid oder speziell Radionuklid als Bestandteil vieler Fachbezeichnungen wie „Isotopenlabor“, „[[Isotopenmethode]]“ oder „[[Radionuklidbatterie|Radioisotopengenerator]]“ nach wie vor anzutreffen. |
|||
Ein Atomkern X wird daher wie folgt gekennzeichnet: |
|||
Eine historische Bezeichnung für Radionuklide ist ''radioaktive Körper''.<ref>{{Literatur |Autor=Siegfried Niese |Titel=Das erste Jahrzehnt der Radiumforschung in Deutschland |Hrsg= |Sammelwerk=Mitteilungen |Band=25 |Nummer= |Verlag=Gesellschaft Deutscher Chemiker / Fachgruppe Geschichte der Chemie |Ort=Frankfurt/Main |Datum=2017 |ISSN=0934-8506 |DOI= |Seiten=228-241 |Online=https://www.gdch.de/fileadmin/downloads/Netzwerk_und_Strukturen/Fachgruppen/Geschichte_der_Chemie/Mitteilungen_Band_25/2017-25-10.pdf |Abruf=2023-05-28}}</ref> |
|||
: <math>{}^A_ZX</math>, z.B.: |
|||
: <math>{}^{60}_{27}Co</math>, vereinfacht |
|||
: <sup>60</sup>'''Co''' oder '''Co-60''' (d.h. die Kernladungszahl kann fortgelassen werden, da sie durch das Symbol gegeben ist). |
|||
== Zerfall == |
|||
* Atomarten, die sich hinsichtlich ihrer Kernladungszahl Z (nicht aber hinsichtlich ihrer Massezahl A) gleichen, und damit ein- und demselben Element zugehören, heißen '''Isotope'''. So haben P-31, P-32, P-33, die Isotope des Phosphors, unterschiedliche Kernmassen (Massezahlen), verhalten sich jedoch chemisch gleich. |
|||
Jedes Radionuklid hat seine charakteristischen [[Radioaktivität|Zerfallseigenschaften]] wie [[Halbwertszeit]], [[Zerfallskanal|Zerfallsart(en)]] und Zerfallsenergie. Beim Zerfall entsteht meist [[Alphastrahlung|Alpha-]] oder [[Betastrahlung]] und/oder [[Gammastrahlung]]. Die „Geschwindigkeit“ dieses Zerfalls wird durch die Halbwertszeit ''T''<sub>½</sub> beschrieben: Nach einer Halbwertszeit ist die Hälfte aller anfangs vorhandenen Atome noch nicht zerfallen, nach zwei Halbwertszeiten nur noch ein Viertel usw. Halbwertszeiten reichen dabei von Sekundenbruchteilen zum mehrfachen des Alters des Universums. Einige Nuklide sind ''rechnerisch'' in der Lage zu zerfallen, aber dieser Zerfall ist bisher noch nie beobachtet worden. Ein bekanntes Beispiel für die Entdeckung derartig langlebiger Zerfälle war [[Bismut]]-209, dessen Alphazerfall zu Thallium-205 im Jahr 2003 erstmals nachgewiesen werden konnte.<ref>https://physicsworld.com/a/bismuth-breaks-half-life-record-for-alpha-decay/</ref> Besonders unwahrscheinlich und daher langlebig sind mehrfache Betazerfälle wie der [[Doppelbetazerfall]] und die – bisher nur theoretisch postulierten – dreifachen, vierfachen (usw.) Betazerfälle. |
|||
== Einteilungen == |
|||
* Es hat sich eingebürgert, radioaktive Atomarten als Radionuklide zu bezeichnen; |
|||
Einerseits lassen Radionuklide sich nach ihrer Zerfallsart (Alphastrahler, Betastrahler usw.) oder nach der Größenordnung ihrer Halbwertszeit einteilen. |
|||
der Begriff Radioisotop wird nur noch dann verwendet, wenn neben der Radioaktivität |
|||
auch die Zugehörigkeit zu einem bestimmten Element von Bedeutung ist. Für den Fall der Phosphorisotope handelt es sich bei P-32 und P-33 jeweils um ein Radionuklid, das heißt, ein Atom, für das sowohl A als auch Z festliegen. Siehe [[Nuklid]]. |
|||
Andererseits kann man natürliche und künstliche Radionuklide unterscheiden. Allerdings sind alle auf der heutigen Erde natürlich vorkommenden Radionuklide auch künstlich erzeugbar; deshalb ist das Vorkommen mancher von ihnen seit Beginn des kerntechnischen Zeitalters erhöht. Beispiele sind Kohlenstoff-14 (<sup>14</sup>C) und [[Tritium]] (<sup>3</sup>H), die als Nebenprodukte der Kernenergienutzung sowie durch Kernwaffen entstehen. Nach Einstellung insbesondere der „atmosphärischen“ Kernwaffentests in den 1960er Jahren begannen die Mengen einiger Radionuklide in der Umwelt messbar abzunehmen, da deutlich geringeren Freisetzungen gleichbleibende Zerfallsraten gegenüber standen. |
|||
== Zerfallsereignisse == |
|||
=== Natürliche Radionuklide === |
|||
Beim spontanen Zerfall eines Radionuklids entsteht [[Alphastrahlung|Alpha-]], [[Betastrahlung|Beta-]] und/oder [[Gammastrahlung]]. Die Geschwindigkeit dieses Zerfalls steht als [[Halbwertszeit]] (T1/2) fest: nach einer Halbwertszeit ist die Hälfte aller anfangs vorhandenen Atome noch nicht zerfallen, nach zwei Halbwertszeiten nur noch ein Viertel usw. |
|||
==== Primordiale Radionuklide ==== |
|||
Alle anderen (nicht radioaktiven) Nuklide werden als ''stabil'' bezeichnet.<p> |
|||
Natürliche Radionuklide kommen in der Biosphäre und in der Erde vor. Sie stammen zum Teil aus dem Reservoir der bei der [[Stern|stellaren]] [[Nukleosynthese]] gebildeten Nuklide, insbesondere die schweren mineralischen Radionuklide wie Uran-235. Diese sogenannten [[Primordiales Nuklid|''primordialen'' Radionuklide]] müssen entsprechend lange Halbwertszeiten haben. Da sich der Anteil der bei der Nukleosynthese gebildeten Nuklide rechnerisch modellieren lässt und die Radionuklide unter ihnen gemäß ihren Halbwertszeiten zerfallen, lässt sich aus ihren heute gemessenen Anteilen auf das Alter der die Erde bildenden Materie schließen. |
|||
==== Kosmogene Radionuklide ==== |
|||
Man unterscheidet natürliche und künstliche Radionuklide .<br>Grundsätzlich sind alle Radionuklide auch künstlich erzeugbar. Deshalb ist das Vorkommen mancher natürlicher Radionuklide seit Beginn des kerntechnischen Zeitalters erhöht. Beispiele sind Kohlenstoff-14 (C-14) und das Wasserstoff-Isotop [[Tritium]] (H-3). |
|||
Ein anderer Teil der natürlichen Radionuklide wird kontinuierlich durch die Wechselwirkung hochenergetischer [[Kosmische Strahlung|kosmischer Strahlung]] ([[Höhenstrahlung]]) mit der [[Erdatmosphäre|Atmosphäre]] gebildet. Diese Radionuklide nennt man kosmogen. Das radioaktive [[Kohlenstoff]]isotop <sup>14</sup>C (Halbwertszeit ca. 5730 Jahre) ist der bekannteste Vertreter dieser Gattung. Siehe [[Radiokohlenstoffmethode]]. |
|||
== |
==== Radiogene Radionuklide ==== |
||
Der Rest der natürlichen Radionuklide wird von den wiederum radioaktiven Zerfallsprodukten der ersten Gattung gebildet. Man nennt diese Radionuklide radiogen. Dabei finden sich auf Erden vor allem drei [[Zerfallsreihe]]n. Jene, deren erstes Glied <sup>232</sup>Th ist, jene deren erstes Glied <sup>238</sup>U ist, sowie jene, deren erstes Glied <sup>235</sup>U ist. Endpunkte dieser Zerfallsreihen sind jeweils verschiedene Bleiisotope – <sup>208</sup>Pb für <sup>232</sup>Th, <sup>206</sup>Pb für <sup>238</sup>U und <sup>207</sup>Pb für <sup>235</sup>U. Die vierte Zerfallsreihe galt lange als „ausgestorben“, jedoch ist inzwischen bekannt, dass ihr vermeintliches Endglied <sup>209</sup>Bi ebenfalls radioaktiv ist und zum wahren Endglied <sup>205</sup>Tl zerfällt. Darüber hinaus haben theoretische Erwägungen und bessere Messungen ergeben, dass in Uranerzen aus <sup>238</sup>U durch [[Kernreaktion#Formelschreibweise und Beispiele|(n,2n)]]-Reaktionen winzige Mengen [[Neptunium|<sup>237</sup>Np]] gebildet werden, was daher als Ausgangspunkt der Zerfallsreihe angesehen werden kann. Allerdings haben Menschen seit Beginn des Atomzeitalters Größenordnungen mehr <sup>237</sup>Np produziert als seit Ende des [[Naturreaktor Oklo]] jemals auf Erden vorhanden gewesen ist. |
|||
Historisch hatten radiogene Radionuklide eine gewisse wissenschaftliche Bedeutung, da anhand ihrer wichtige Aspekte der Radioaktivität enträtselt werden konnten. Darüber hinaus waren sie die ersten verfügbaren [[Radiopharmakon|Radiopharmaka]], wenn auch die frühe Nuklearmedizin vielerlei vermeintliche Therapien entwickelte, die eher in den Bereich der [[Quacksalberei]] zu verweisen sind. Bis zur Entwicklung entsprechend leistungsfähiger Teilchenbeschleuniger und Kernreaktoren war die mühsame und teure Extraktion von [[Radium]] aus Uranerz – bei einem Gehalt von weniger als einem Gramm Radium pro Tonne Uran – die einzige Möglichkeit an verhältnismäßig kurzlebige radioaktive Substanzen zu kommen. |
|||
Natürliche Radionuklide kommen in der Biosphäre oder in der Erde vor. Sie stammen z.T., insbesondere die schweren mineralischen Radionuklide wie Uran-235, aus dem Reservoir der bei der [[Stern|stellaren]] [[Nukleosynthese]] gebildeten Nuklide. Da sich die Anteile der bei der Nukleosynthese gebildeten Nuklide modellieren lässt, und die Radionuklide unter diesen gemäß ihren Halbwertszeiten zerfallen, lässt sich aus ihren heute gemessenen Anteilen auf das Alter der die Erde bildenden Materie schließen. |
|||
=== Künstliche Radionuklide === |
|||
Ein anderer Teil der natürlichen Radionuklide wird kontinuierlich durch die Wechselwirkung hochenergetischer [[Kosmische Strahlung|kosmischer Strahlung]] ([[Höhenstrahlung]]) mit der [[Atmosphäre]] gebildet. Das radioaktive [[Kohlenstoff]]isotop C14 (Halbwertszeit ca. 5730 Jahre) ist der bekannteste Vertreter dieser Gattung. Siehe [[Radiokarbonmethode]]. |
|||
Unter künstlichen Radionukliden versteht man solche, die durch vom Menschen herbeigeführte [[Kernreaktion]]en entstehen. Viele künstliche Radionuklide kommen aufgrund ihrer geringen Halbwertszeiten in der Natur nicht in merklichen Mengen vor. |
|||
'''Herstellung:'''<br /> |
|||
Der Rest der natürliche Radionuklide wird von den wiederum radioaktiven Zerfallsprodukten der ersten Gattung gebildet. |
|||
* durch Isolierung aus dem [[Spaltprodukt]]-Gemisch von [[Kernreaktor]]en; |
|||
* durch Neutronenbestrahlung in Kernreaktoren oder mit anderen [[Neutronenquelle]]n, z. B. |
|||
** C-14 durch die Reaktion <sup>14</sup>N (n,p)<sup>14</sup>C; |
|||
** P-32 durch die Reaktion <sup>35</sup>Cl (n,α)<sup>32</sup>P; |
|||
* durch Bestrahlung mit geladenen Teilchen in Beschleunigern, sogenannte [[Zyklotron]]-Radionuklide, z. B. |
|||
** F-18 durch die Reaktion <sup>18</sup>O (p,n)<sup>18</sup>F; |
|||
** O-15 durch die Reaktion <sup>14</sup>N (d,n)<sup>15</sup>O. |
|||
Manche künstlichen Radionuklide, beispielsweise zum medizinischen Einsatz, kann man wegen ihrer kurzen Halbwertszeit nicht weit transportieren und als Vorrat halten. Sie werden stattdessen in einem [[Radionuklidgenerator]] erst zum Gebrauch von ihrem längerlebigen Mutternuklid abgetrennt. Hierzu dienen geeignete [[Lösungsmittel]] oder [[Bindemittel]] ([[Elution]]). Ein häufig benutzter Generator ist der [[Technetium-99m-Generator|<sup>99</sup>Mo-<sup>99m</sup>Tc-Generator]]. Ist kein hinreichend langlebiges Mutternuklid verfügbar, muss zum Einsatz kurzlebiger Nuklide die Erzeugung vor Ort erfolgen. Dies erklärt warum gewisse therapeutische und diagnostische Verfahren nur an wenigen Orten angeboten werden können und erhebliche Kosten verursachen. |
|||
=== Beispiele === |
|||
=== Übersicht der Einteilung von Radionukliden === |
|||
* [[Kohlenstoff|C]] 14 |
|||
<!-- Alter Tabellen-Titel: "+Einteilung der Radionuklide" --> |
|||
* [[Kalium]] 40 |
|||
{| class="wikitable" |
|||
* [[Radium]] 226, 228 |
|||
|- class="hintergrundfarbe6" |
|||
* [[Radon]] 220, 222 |
|||
! Primordial |
|||
* [[Thorium]] 232, 230 |
|||
! Kosmogen |
|||
* [[Uran]] 235, 238 |
|||
! Radiogen |
|||
* [[Tritium]] (Isotop des Wasserstoffes) |
|||
! Künstlich |
|||
* [[Beryllium]] 7 |
|||
|- style="vertical-align:top" |
|||
| |
|||
* [[Kalium]]-40 |
|||
* [[Rubidium]]-87 |
|||
* [[Samarium]]-147 |
|||
* [[Rhenium]]-187 |
|||
* [[Bismut]]-209 |
|||
* [[Thorium]]-232 |
|||
* {{nowrap|[[Uran]]-235, -238}} |
|||
* [[Plutonium]]-244 |
|||
| |
|||
* [[Tritium]] {{nowrap|(Wasserstoff-Isotop)}} |
|||
* [[Beryllium]]-7, -10 |
|||
* [[Kohlenstoff]]-14 |
|||
* [[Natrium]]-22 |
|||
* [[Aluminium]]-26 |
|||
* {{nowrap|[[Phosphor]]-32, -33}} |
|||
* [[Silicium]]-32 |
|||
* [[Schwefel]]-35 |
|||
* [[Chlor]]-36 |
|||
* [[Argon]]-37, -39 |
|||
* [[Krypton]]-81, -85 |
|||
* [[Iod]]-129 |
|||
| |
|||
* [[Polonium]]-210 |
|||
* {{nowrap|[[Radium]]-224, -226, -228}} |
|||
* [[Radon]]-220, -222 |
|||
* [[Thorium]]-230 |
|||
* [[Uran]]-234 |
|||
| |
|||
Spaltprodukte aus Kernreaktoren: |
|||
* [[Tritium]] (Wasserstoff-Isotop, auch kosmogen) |
|||
* [[Strontium]]-90 |
|||
* [[Technetium]]-99 |
|||
* [[Caesium]]-137 |
|||
* {{nowrap|[[Promethium]], alle Isotope}} |
|||
Neutroneneinfang: |
|||
* [[Plutonium]]-239 (spaltbar: für Kernwaffen und Kernspaltungs-Reaktoren) |
|||
* Plutonium-238 (für Radionuklidbatterien) |
|||
Kernreaktionen mit geladenen Teilchen |
|||
* [[Technetium]], alle Isotope |
|||
|} |
|||
== Anwendung == |
|||
== Künstliche Radionuklide == |
|||
{| class="wikitable float-right sortable" |
|||
|+ Medizinisch angewandte Radionuklide und deren Halbwertszeiten |
|||
|- class="hintergrundfarbe6" |
|||
!Nuklid |
|||
!Halbwertszeit |
|||
|- |
|||
|[[Sauerstoff]]-15 || style="text-align:right" data-sort-value="1" | 2 min |
|||
|- |
|||
|[[Kohlenstoff]]-11 || style="text-align:right" data-sort-value="14" | 20 min |
|||
|- |
|||
|[[Fluor]]-18 || style="text-align:right" data-sort-value="80" | 110 min |
|||
|- |
|||
|[[Technetium]]-99m || style="text-align:right" data-sort-value="250" | 6 h |
|||
|- |
|||
|[[Iod]]-123 || style="text-align:right" data-sort-value="580" | 13 h |
|||
|- |
|||
|Iod-124 || style="text-align:right" data-sort-value="4000" | 4 d |
|||
|- |
|||
|Iod-131 || style="text-align:right" data-sort-value="8000" | 8 d |
|||
|- |
|||
|[[Indium]]-111<ref name="indium">{{cite web | url=http://www.chemistryexplained.com/elements/C-K/Indium.html | title=Chemistry Explained – Indium | accessdate=2011-08-31 | author= | date= | format= | pages= | language=Englisch | archiveurl= | archivedate= | quote=Indium-113 is used to examine the liver, spleen, brain, pulmonary („breathing“) system, and heart and blood system. Indium-111 is used to search for tumors, internal bleeding, abscesses, and infections and to study the gastric (stomach) and blood systems. }}</ref> || style="text-align:right" data-sort-value="2800" | 2,80 d |
|||
|- |
|||
|Indium-113m<ref name="indium" /> || style="text-align:right" data-sort-value="68" | 99,49 min |
|||
|- |
|||
|[[Phosphor]]-32 || style="text-align:right" data-sort-value="14260" | 14,26 d |
|||
|- |
|||
|[[Cobalt]]-60 || style="text-align:right" data-sort-value="1900000" | 5,27 a |
|||
|- |
|||
|[[Chrom]]-51 || style="text-align:right" data-sort-value="28000" | 28 d |
|||
|- |
|||
|[[Kupfer]]-64 || style="text-align:right" data-sort-value="500" | 12 h |
|||
|- |
|||
|[[Quecksilber]]-197 || style="text-align:right" data-sort-value="2700" | 2,7 d |
|||
|- |
|||
|[[Ytterbium]]-169 || style="text-align:right" data-sort-value="30000" | 30 d |
|||
|- |
|||
||[[Selen]]-75 || style="text-align:right" data-sort-value="120000" | 120 d |
|||
|- |
|||
|[[Rhenium|Rhenium-188]] || style="text-align:right" data-sort-value="1000" | 17h |
|||
|- |
|||
|} |
|||
Radionuklide werden in vielen Bereichen der Technik und Naturwissenschaft sowie in der Medizin verwendet. Beim Umgang ist darauf zu achten, dass alle notwendigen Maßnahmen zum Strahlenschutz beachtet und eingehalten werden, hierbei ist geltendes Recht zu berücksichtigen. |
|||
Unter künstlichen Radionukliden versteht man solche, die durch Kernreaktionen (Neutronenbestrahlung), z.B. im Kernreaktor entstehen. Viele künstliche Radionuklide kommen aufgrund ihrer geringen Halbwertszeit nicht in der Natur vor. |
|||
In der [[Chemie]] (genauer [[Radiochemie]]) werden Radionuklide beispielsweise als [[Radioindikator]]en eingesetzt. Dabei werden Verbindungen mit Radionukliden markiert, das heißt, es werden Radionuklide in die Verbindung eingebaut ([[Leit-Isotop]]e), um zeitliche oder örtliche Veränderungen (beispielsweise Mengenbestimmungen) durchzuführen. Ein Vorteil dieser Methode ist, dass die radioaktiv markierten Verbindungen die gleichen chemischen Reaktionen wie ihre nicht radioaktiven Äquivalente erfahren, aber deutlich besser zu unterscheiden und aufzufinden sind (auch bei niedrigen Konzentrationen). |
|||
=== Beispiele === |
|||
Analog dazu nutzen die Biologie und die Medizin ähnliche Verfahren, um Stoffwechselprozesse im lebenden Organismus sichtbar zu machen und zu untersuchen ([[Autoradiographie]], [[Radiochromatographie]]). In der [[Strahlentherapie]] kommen [[Umschlossener Strahler|umschlossene Radionuklide]] zur Anwendung, beispielsweise <sup>60</sup>Co („[[Kobaltkanone]]“); vgl. [[Nuklearmedizin]]. Des Weiteren bietet die [[Radionuklidtherapie]] eine Vielzahl von Behandlungsmöglichkeiten. Die nebenstehende Tabelle zeigt exemplarisch eine Auswahl einiger Radionuklide und ihre [[Halbwertszeit]]en, die u. a. auch in der Strahlentherapie von Krebs angewendet werden. Für Untersuchungen [[in vivo]] sollten die Halbwertszeiten möglichst klein sein, um das Gefährdungspotential für den Körper zu minimieren. |
|||
* [[Tritium]] (auch natürlich vorkommendes Isotop des Wasserstoffes) |
|||
* [[Technetium]] |
|||
* [[Plutonium]] 239 (Neutronenstrahler, f. Kernwaffen und Kernspaltungs-Reaktoren geeignet) |
|||
* Plutonium 238 (alpha-Strahler, Einsatz in [[Isotopenbatterie]]n) |
|||
In der Technik werden Radionuklide beispielsweise als Energiequelle eingesetzt (vgl. [[Kernkraftwerk]], [[Radionuklidbatterie]]). |
|||
== Einige in der Medizin angewandte Radionuklide und ihre [[Halbwertszeit|Halbwertszeiten]]== |
|||
* Technetium-99m (T1/2=6 h) |
|||
* Cobalt60 |
|||
* Phosphor32 |
|||
* Jod131 (T1/2=8 d) |
|||
* Sauerstoff-15 (T1/2=2 min), |
|||
* Kohlenstoff-11 (T1/2=20 min), |
|||
* Fluor-18 (T1/2=110 min), |
|||
* Iod-123 (T1/2=13 h) |
|||
* Iod-124 (T1/2=4 d). |
|||
== Gefahrenklassen == |
== Gefahrenklassen == |
||
Die deutsche [[Strahlenschutzverordnung (Deutschland)|Strahlenschutzverordnung]] teilt Radionuklide je nach Gefährdungspotential in vier Klassen ein. |
|||
== Literatur == |
|||
Die deutsche [[Strahlenschutzverordnung]] teilt Radionuklide je nach Gefährdungspotential in vier Klassen ein. |
|||
* {{Literatur |Autor=Hans Götte, Gerhard Kloss |Titel=Nuklearmedizin und Radiochemie |Sammelwerk=Angewandte Chemie |Band=85 |Nummer=18 |Datum=1973 |Seiten=793–802 |DOI=10.1002/ange.19730851803}} |
|||
* [[Cornelius Keller|C. Keller]]: ''Grundlagen der Radiochemie.'' 3. Auflage, Salle & Sauerländer, 1993, ISBN 3-7935-5487-2. |
|||
* C. Keller (Hrsg.): ''Experimente zur Radiochemie.'' Diesterweg & Salle & Sauerländer, 1980, ISBN 3-425-05453-8. |
|||
== Einzelnachweise == |
|||
''siehe auch:'' [[Nuklearmedizin]] |
|||
<references /> |
|||
{{Normdaten|TYP=s|GND=4133541-7}} |
|||
[[Kategorie:Kernphysik]] |
|||
[[Kategorie:Strahlenquelle]] |
|||
[[ca:Radioisòtop]] |
|||
[[Kategorie:Radioaktivität]] |
|||
[[en:Radionuclide]] |
|||
[[Kategorie:Nuklearmedizin]] |
|||
[[es:Isótopo radiactivo]] |
|||
[[Kategorie:Radiochemie]] |
|||
[[et:Radioaktiivne isotoop]] |
|||
[[fr:Radioisotope]] |
|||
[[ja:放射性同位体]] |
|||
[[ko:방사성 동위 원소]] |
|||
[[nl:Radio-isotoop]] |
|||
[[pl:Izotop promieniotwórczy]] |
|||
[[pt:Radioisótopo]] |
|||
[[sv:Radioaktiv isotop]] |
|||
[[uk:Радіоізотоп]] |
Aktuelle Version vom 19. Januar 2025, 13:11 Uhr
Als Radionuklid oder radioaktives Nuklid bezeichnet man ein Nuklid (eine Atomsorte), wenn es instabil und damit radioaktiv ist.
Schreibweisen, Bezeichnung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die formelmäßige Bezeichnung ist gleich wie bei stabilen Nukliden, also z. B. für das Radionuklid Cobalt-60:
- oder
im Fließtext auch:
- Co-60, Co60 oder 60Co.
Eine besondere Bezeichnung für radioaktiv ist nicht vorgesehen. Ausgenommen sind die fast immer radioaktiven Kernisomere. Diese erhalten zur Unterscheidung von ihrem Grundzustand hinter der Massenzahl ein hochgestelltes m, z. B. . Bis 1960 war die Schreibweise bzw. üblich. Das m steht hierbei für metastabil und wird auch dann verwendet, wenn der Isomer um Größenordnungen langlebiger als der Grundzustand ist, oder – wie im Falle 180mTa – bisher kein Zerfall beobachtet werden konnte. Hat ein Isotop mehrere Isomere werden diese durchnummeriert, also z. B. 178m2Hf.
Der früher übliche Begriff Radioisotop (von „Isotop“) anstelle von Radionuklid sollte nur noch dann verwendet werden, wenn neben der Radioaktivität auch die Zugehörigkeit zu einem bestimmten Element von Bedeutung ist. Allerdings ist die Bezeichnung Isotop anstelle von Nuklid oder speziell Radionuklid als Bestandteil vieler Fachbezeichnungen wie „Isotopenlabor“, „Isotopenmethode“ oder „Radioisotopengenerator“ nach wie vor anzutreffen.
Eine historische Bezeichnung für Radionuklide ist radioaktive Körper.[1]
Zerfall
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Jedes Radionuklid hat seine charakteristischen Zerfallseigenschaften wie Halbwertszeit, Zerfallsart(en) und Zerfallsenergie. Beim Zerfall entsteht meist Alpha- oder Betastrahlung und/oder Gammastrahlung. Die „Geschwindigkeit“ dieses Zerfalls wird durch die Halbwertszeit T½ beschrieben: Nach einer Halbwertszeit ist die Hälfte aller anfangs vorhandenen Atome noch nicht zerfallen, nach zwei Halbwertszeiten nur noch ein Viertel usw. Halbwertszeiten reichen dabei von Sekundenbruchteilen zum mehrfachen des Alters des Universums. Einige Nuklide sind rechnerisch in der Lage zu zerfallen, aber dieser Zerfall ist bisher noch nie beobachtet worden. Ein bekanntes Beispiel für die Entdeckung derartig langlebiger Zerfälle war Bismut-209, dessen Alphazerfall zu Thallium-205 im Jahr 2003 erstmals nachgewiesen werden konnte.[2] Besonders unwahrscheinlich und daher langlebig sind mehrfache Betazerfälle wie der Doppelbetazerfall und die – bisher nur theoretisch postulierten – dreifachen, vierfachen (usw.) Betazerfälle.
Einteilungen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Einerseits lassen Radionuklide sich nach ihrer Zerfallsart (Alphastrahler, Betastrahler usw.) oder nach der Größenordnung ihrer Halbwertszeit einteilen.
Andererseits kann man natürliche und künstliche Radionuklide unterscheiden. Allerdings sind alle auf der heutigen Erde natürlich vorkommenden Radionuklide auch künstlich erzeugbar; deshalb ist das Vorkommen mancher von ihnen seit Beginn des kerntechnischen Zeitalters erhöht. Beispiele sind Kohlenstoff-14 (14C) und Tritium (3H), die als Nebenprodukte der Kernenergienutzung sowie durch Kernwaffen entstehen. Nach Einstellung insbesondere der „atmosphärischen“ Kernwaffentests in den 1960er Jahren begannen die Mengen einiger Radionuklide in der Umwelt messbar abzunehmen, da deutlich geringeren Freisetzungen gleichbleibende Zerfallsraten gegenüber standen.
Natürliche Radionuklide
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Primordiale Radionuklide
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Natürliche Radionuklide kommen in der Biosphäre und in der Erde vor. Sie stammen zum Teil aus dem Reservoir der bei der stellaren Nukleosynthese gebildeten Nuklide, insbesondere die schweren mineralischen Radionuklide wie Uran-235. Diese sogenannten primordialen Radionuklide müssen entsprechend lange Halbwertszeiten haben. Da sich der Anteil der bei der Nukleosynthese gebildeten Nuklide rechnerisch modellieren lässt und die Radionuklide unter ihnen gemäß ihren Halbwertszeiten zerfallen, lässt sich aus ihren heute gemessenen Anteilen auf das Alter der die Erde bildenden Materie schließen.
Kosmogene Radionuklide
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Ein anderer Teil der natürlichen Radionuklide wird kontinuierlich durch die Wechselwirkung hochenergetischer kosmischer Strahlung (Höhenstrahlung) mit der Atmosphäre gebildet. Diese Radionuklide nennt man kosmogen. Das radioaktive Kohlenstoffisotop 14C (Halbwertszeit ca. 5730 Jahre) ist der bekannteste Vertreter dieser Gattung. Siehe Radiokohlenstoffmethode.
Radiogene Radionuklide
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Der Rest der natürlichen Radionuklide wird von den wiederum radioaktiven Zerfallsprodukten der ersten Gattung gebildet. Man nennt diese Radionuklide radiogen. Dabei finden sich auf Erden vor allem drei Zerfallsreihen. Jene, deren erstes Glied 232Th ist, jene deren erstes Glied 238U ist, sowie jene, deren erstes Glied 235U ist. Endpunkte dieser Zerfallsreihen sind jeweils verschiedene Bleiisotope – 208Pb für 232Th, 206Pb für 238U und 207Pb für 235U. Die vierte Zerfallsreihe galt lange als „ausgestorben“, jedoch ist inzwischen bekannt, dass ihr vermeintliches Endglied 209Bi ebenfalls radioaktiv ist und zum wahren Endglied 205Tl zerfällt. Darüber hinaus haben theoretische Erwägungen und bessere Messungen ergeben, dass in Uranerzen aus 238U durch (n,2n)-Reaktionen winzige Mengen 237Np gebildet werden, was daher als Ausgangspunkt der Zerfallsreihe angesehen werden kann. Allerdings haben Menschen seit Beginn des Atomzeitalters Größenordnungen mehr 237Np produziert als seit Ende des Naturreaktor Oklo jemals auf Erden vorhanden gewesen ist.
Historisch hatten radiogene Radionuklide eine gewisse wissenschaftliche Bedeutung, da anhand ihrer wichtige Aspekte der Radioaktivität enträtselt werden konnten. Darüber hinaus waren sie die ersten verfügbaren Radiopharmaka, wenn auch die frühe Nuklearmedizin vielerlei vermeintliche Therapien entwickelte, die eher in den Bereich der Quacksalberei zu verweisen sind. Bis zur Entwicklung entsprechend leistungsfähiger Teilchenbeschleuniger und Kernreaktoren war die mühsame und teure Extraktion von Radium aus Uranerz – bei einem Gehalt von weniger als einem Gramm Radium pro Tonne Uran – die einzige Möglichkeit an verhältnismäßig kurzlebige radioaktive Substanzen zu kommen.
Künstliche Radionuklide
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Unter künstlichen Radionukliden versteht man solche, die durch vom Menschen herbeigeführte Kernreaktionen entstehen. Viele künstliche Radionuklide kommen aufgrund ihrer geringen Halbwertszeiten in der Natur nicht in merklichen Mengen vor.
Herstellung:
- durch Isolierung aus dem Spaltprodukt-Gemisch von Kernreaktoren;
- durch Neutronenbestrahlung in Kernreaktoren oder mit anderen Neutronenquellen, z. B.
- C-14 durch die Reaktion 14N (n,p)14C;
- P-32 durch die Reaktion 35Cl (n,α)32P;
- durch Bestrahlung mit geladenen Teilchen in Beschleunigern, sogenannte Zyklotron-Radionuklide, z. B.
- F-18 durch die Reaktion 18O (p,n)18F;
- O-15 durch die Reaktion 14N (d,n)15O.
Manche künstlichen Radionuklide, beispielsweise zum medizinischen Einsatz, kann man wegen ihrer kurzen Halbwertszeit nicht weit transportieren und als Vorrat halten. Sie werden stattdessen in einem Radionuklidgenerator erst zum Gebrauch von ihrem längerlebigen Mutternuklid abgetrennt. Hierzu dienen geeignete Lösungsmittel oder Bindemittel (Elution). Ein häufig benutzter Generator ist der 99Mo-99mTc-Generator. Ist kein hinreichend langlebiges Mutternuklid verfügbar, muss zum Einsatz kurzlebiger Nuklide die Erzeugung vor Ort erfolgen. Dies erklärt warum gewisse therapeutische und diagnostische Verfahren nur an wenigen Orten angeboten werden können und erhebliche Kosten verursachen.
Übersicht der Einteilung von Radionukliden
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Primordial | Kosmogen | Radiogen | Künstlich |
---|---|---|---|
Spaltprodukte aus Kernreaktoren:
Neutroneneinfang:
Kernreaktionen mit geladenen Teilchen
|
Anwendung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Nuklid | Halbwertszeit |
---|---|
Sauerstoff-15 | 2 min |
Kohlenstoff-11 | 20 min |
Fluor-18 | 110 min |
Technetium-99m | 6 h |
Iod-123 | 13 h |
Iod-124 | 4 d |
Iod-131 | 8 d |
Indium-111[3] | 2,80 d |
Indium-113m[3] | 99,49 min |
Phosphor-32 | 14,26 d |
Cobalt-60 | 5,27 a |
Chrom-51 | 28 d |
Kupfer-64 | 12 h |
Quecksilber-197 | 2,7 d |
Ytterbium-169 | 30 d |
Selen-75 | 120 d |
Rhenium-188 | 17h |
Radionuklide werden in vielen Bereichen der Technik und Naturwissenschaft sowie in der Medizin verwendet. Beim Umgang ist darauf zu achten, dass alle notwendigen Maßnahmen zum Strahlenschutz beachtet und eingehalten werden, hierbei ist geltendes Recht zu berücksichtigen.
In der Chemie (genauer Radiochemie) werden Radionuklide beispielsweise als Radioindikatoren eingesetzt. Dabei werden Verbindungen mit Radionukliden markiert, das heißt, es werden Radionuklide in die Verbindung eingebaut (Leit-Isotope), um zeitliche oder örtliche Veränderungen (beispielsweise Mengenbestimmungen) durchzuführen. Ein Vorteil dieser Methode ist, dass die radioaktiv markierten Verbindungen die gleichen chemischen Reaktionen wie ihre nicht radioaktiven Äquivalente erfahren, aber deutlich besser zu unterscheiden und aufzufinden sind (auch bei niedrigen Konzentrationen).
Analog dazu nutzen die Biologie und die Medizin ähnliche Verfahren, um Stoffwechselprozesse im lebenden Organismus sichtbar zu machen und zu untersuchen (Autoradiographie, Radiochromatographie). In der Strahlentherapie kommen umschlossene Radionuklide zur Anwendung, beispielsweise 60Co („Kobaltkanone“); vgl. Nuklearmedizin. Des Weiteren bietet die Radionuklidtherapie eine Vielzahl von Behandlungsmöglichkeiten. Die nebenstehende Tabelle zeigt exemplarisch eine Auswahl einiger Radionuklide und ihre Halbwertszeiten, die u. a. auch in der Strahlentherapie von Krebs angewendet werden. Für Untersuchungen in vivo sollten die Halbwertszeiten möglichst klein sein, um das Gefährdungspotential für den Körper zu minimieren.
In der Technik werden Radionuklide beispielsweise als Energiequelle eingesetzt (vgl. Kernkraftwerk, Radionuklidbatterie).
Gefahrenklassen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die deutsche Strahlenschutzverordnung teilt Radionuklide je nach Gefährdungspotential in vier Klassen ein.
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Hans Götte, Gerhard Kloss: Nuklearmedizin und Radiochemie. In: Angewandte Chemie. Band 85, Nr. 18, 1973, S. 793–802, doi:10.1002/ange.19730851803.
- C. Keller: Grundlagen der Radiochemie. 3. Auflage, Salle & Sauerländer, 1993, ISBN 3-7935-5487-2.
- C. Keller (Hrsg.): Experimente zur Radiochemie. Diesterweg & Salle & Sauerländer, 1980, ISBN 3-425-05453-8.
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Siegfried Niese: Das erste Jahrzehnt der Radiumforschung in Deutschland. In: Mitteilungen. Band 25. Gesellschaft Deutscher Chemiker / Fachgruppe Geschichte der Chemie, 2017, ISSN 0934-8506, S. 228–241 (gdch.de [PDF; abgerufen am 28. Mai 2023]).
- ↑ https://physicsworld.com/a/bismuth-breaks-half-life-record-for-alpha-decay/
- ↑ a b Chemistry Explained – Indium. Abgerufen am 31. August 2011 (englisch): „Indium-113 is used to examine the liver, spleen, brain, pulmonary („breathing“) system, and heart and blood system. Indium-111 is used to search for tumors, internal bleeding, abscesses, and infections and to study the gastric (stomach) and blood systems.“