„Memorial (Menschenrechtsorganisation)“ – Versionsunterschied
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{{Dieser Artikel| |
{{Dieser Artikel|behandelt die 1989 gegründete Organisation. Zur 1992 gegründeten Organisation siehe [[Memorial (Zentrum zum Schutz der Menschenrechte)]].}} |
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{{Infobox Organisation |
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| Name = {{lang|ru|Международное историко-просветительское, правозащитное и благотварительное общество «Мемориал»}}<br /> Internationale Gesellschaft für historische Aufklärung, Menschenrechte und soziale Fürsorge „Memorial“ |
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| Abkürzung = |
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| Logo = |
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| Zweck = [[Menschenrechte]], Aufarbeitung der stalinistischen Gewaltherrschaft |
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| Vorsitz = Jan Zbigniewich Raczynski<ref>https://www.memo.ru/en-us/memorial/international-memorial-board/</ref><ref>https://www.memorial.de/index.php/7609-jan-raczynski-ist-neuer-vorsitzender-von-memorial-international</ref> |
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| Geschäftsführung = |
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| Gründungsdatum = 28. Januar 1989<ref>[http://www.memo.ru/hr/index.htm|title=МЕМОРИАЛ: ПРАВОЗАЩИТА] (offline), ''Memo.ru'' vom 5. März 2007, archiviert in der ''{{Webarchiv |url=http://www.memo.ru/hr/index.htm |wayback=20070305235922 |text=WaybackMachine}}'', abgerufen am 30. Dezember 2021.</ref> |
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| Auflösungsdatum = |
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| Mitgliederzahl = |
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| Beschäftigtenzahl = |
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| Sitz = [[Moskau]], {{RUS}} (vor Auflösung) |
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| Website = [https://www.memo.ru/en-us/ www.memo.ru/en-us/] (englisch) |
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Die '''Internationale Gesellschaft für historische Aufklärung, Menschenrechte und soziale Fürsorge „Memorial“''' ({{ruS|Международное историко-просветительское, правозащитное и благотворительное общество «Мемориал»|Meschdunarodnoje istoriko-proswetitelskoje, prawosaschtschitnoje i blagotworitelnoje obschtschestwo „Memorial“}}), kurz '''Memorial International''', ist eine im Januar 1989 in der [[Sowjetunion]] gegründete und im Jahr 2022 in [[Russische Föderation|Russland]] behördlich aufgelöste [[Menschenrechtsorganisation]]. |
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'''Memorial''' ist eine internationale [[Menschenrechtsorganisation|Menschenrechtsorganisation]]. Sie wurde [[1988]] auf Initiative von [[Andrei Dmitrijewitsch Sacharow|Andrei Sacharow]] in [[Russland]] gegründet und widmet sich der der historischen Aufarbeitung politischer [[Gewaltherrschaft]], der Einhaltung der [[Menschenrechte]] und der sozialen Fürsorge für die Überlebenden des [[Sowjetunion|sowjetischen]] [[Arbeitslager|Arbeitslagersystems]] ([[GULAG]]). |
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Schwerpunkte von Memorial waren die historische Aufarbeitung politischer Gewaltherrschaft, das Eintreten für die Einhaltung der [[Menschenrechte]] und die soziale Fürsorge für die Überlebenden des sowjetischen Systems der Arbeitslager ([[Gulag]]). |
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Memorial war in Russland immer wieder repressiven Maßnahmen ausgesetzt. Im November 2021 beantragte die russische Staatsanwaltschaft, Memorial und ihre regional in Russland aktiven Einrichtungen aufzulösen. Das [[Oberstes Gericht der Russischen Föderation|Oberste Gericht]] vollzog die Auflösung schließlich im Dezember 2021. |
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Unabhängige Einrichtungen von Memorial in anderen [[Postsowjetische Staaten|postsowjetischen Staaten]] und anderen Teilen Europas, auch in Deutschland, bestehen weiter. |
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Memorial wurde für ihr Engagement mit zahlreichen Auszeichnungen bedacht, darunter 2004 mit dem alternativen Nobelpreis ([[Right Livelihood Award]]) sowie 2022 mit dem [[Friedensnobelpreis]]. |
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== Geschichte == |
== Geschichte == |
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=== Entstehung === |
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Memorial entstand im Herbst 1987 zur Zeit der von [[Generalsekretär#Sowjetunion|Generalsekretär]] [[Michail Sergejewitsch Gorbatschow|Michail Gorbatschow]] propagierten Politik von ''[[Glasnost]]'' und ''[[Perestroika]]'' als Bewegung zunächst in [[Moskau]], dann auch in anderen Landesteilen. Sie entstand nicht auf Beschluss ''von oben'', sondern als Form politisch-gesellschaftlicher Selbstorganisation ''von unten''. |
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Im Januar 1989 konstituierte sich Memorial während einer Tagung des [[Moskauer Luftfahrtinstitut]]s zunächst als wissenschaftlicher Verein, offiziell registriert wurde Memorial als Menschenrechtsorganisation jedoch erst 1991.<ref>{{Internetquelle |url=http://www.gulag.memorial.de/pdf/scherbakova_gefaengnisse.pdf |titel=Gefängnisse und Lager im sowjetischen Herrschaftssystem |abruf=2022-02-23}}</ref> |
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Während ihres Bestehens in Russland war sie dort die erste und älteste Menschenrechtsorganisation.<ref>{{Literatur |Autor=Andrew Osborn, Mikhail Antonov |Titel=Russia shuts Memorial Human Rights Centre in 'one-two punch' |Sammelwerk=Reuters |Datum=2021-12-29 |Online=https://www.reuters.com/world/europe/moscow-court-shuts-down-russias-memorial-human-rights-centre-2021-12-29/ |Abruf=2021-12-30}}</ref> |
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Ursprünglich entstand Memorial, um in Russland ein Denkmal für die Opfer des [[Stalinismus]] zu errichten. Gründungsvorsitzender war Andrei Sacharow. Die Organisation war die erste regierungsunabhängige auf dem Gebiet der früheren Sowjetunion. Das Denkmal wurde am [[30. Oktober]] [[1990]] vor der früheren [[KGB]]-Zentrale in [[Moskau]], der [[Lubjanka]], eingeweiht. |
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Ein anfängliches Ziel war die Errichtung eines Denkmals für die Opfer des [[Stalinismus]] in der [[Sowjetunion]] und nach [[Zerfall der Sowjetunion|deren Zerfall]] in der [[Gemeinschaft Unabhängiger Staaten|GUS]]. Gründungsvorsitzender war [[Andrei Dmitrijewitsch Sacharow|Andrei Sacharow]]. Sie war die erste [[Nichtregierungsorganisation|regierungsunabhängige Organisation]] auf dem Gebiet der früheren Sowjetunion. Das Denkmal wurde am 30. Oktober 1990 in Moskau vor der [[Lubjanka]], der früheren [[KGB]]-Zentrale, eingeweiht. |
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Die Organisation setzte sich bald weitere Ziele. Die |
Die Organisation setzte sich bald weitere Ziele. Die ehrenamtlichen Mitarbeiter besuchten GULag-Überlebende, schrieben ihre Lebensgeschichten auf und versuchten ihnen in der Öffentlichkeit eine Stimme zu verleihen. Anfang der 1990er Jahre entstanden in Russland rund 70 Memorial-Verbände. Inzwischen gibt es international über 80 Gruppen, darunter in der [[Ukraine]], in [[Lettland]], in [[Deutschland]], [[Italien]] und [[Frankreich]]. |
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=== Konflikte mit den russischen Behörden === |
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Die Arbeit der Organisation wird von der [[Soros-Stiftung]] (USA), der [[Ford Foundation|Ford-Stiftung]] (USA) und der [[Heinrich-Böll-Stiftung]] (Deutschland) regelmäßig finanziell unterstützt. Außerdem erhält die Organisation Gelder des [[UNHCR]] und des [[Europarat]]s für ihr Flüchtlingsberatungs-Programm. |
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Memorial steht seit 2012 unter dem Druck russischer Behörden (z. B. mit Durchsuchungen und Steuerverfahren) und wird seitdem als „[[Gesellschaftliche Organisationen als „ausländische Agenten“ in Russland|ausländischer Agent]]“ eingestuft.<ref name="faz1">{{Literatur |Autor=Markus Wehner |Titel=Debatte über deutsch-russischen Dialog |Sammelwerk=FAZ.NET |Datum=2014-10-12 |ISSN=0174-4909 |Online=https://www.faz.net/aktuell/politik/ausland/europa/debatte-ueber-deutsch-russischen-dialog-13203219.html |Abruf=2024-02-23}}</ref> Die Vereinigung wurde u. a. im März 2013 [[Durchsuchung (Recht)|durchsucht]].<ref>{{Literatur |Titel=NGO-Durchsuchungen in Russland: Behörden legen „Memorial“ lahm |Sammelwerk=Die Tageszeitung: taz |Datum=2013-03-21 |ISSN=0931-9085 |Online=https://taz.de/NGO-Durchsuchungen-in-Russland/!5070868/ |Abruf=2024-02-23}}</ref> „In den letzten Jahren wurde unserem Versuch, der offiziellen Meinung ein Bild entgegenzusetzen, mit einer unglaublichen Hetze begegnet: Wir würden den Feinden Russlands das Wort reden“, sagt [[Irina Scherbakowa]] von Memorial.<ref>{{Internetquelle |url=http://www.geschichte-menschenrechte.de/mediathek/video/russland-und-die-menschenrechte/an-stalin-erinnern-unter-putin-teil-5/show/video/ |titel=Irina Scherbakowa im Gespräch mit Susanne Buckley-Zistel und Norbert Frei über Russland und die Menschenrechte |werk=Quellen zur Geschichte der Menschenrechte |hrsg=Arbeitskreis Menschenrechte im 20. Jahrhundert |datum=2016-06-23 |abruf=2016-12-19 |archiv-url=https://web.archive.org/web/20161222163016/http://www.geschichte-menschenrechte.de/mediathek/video/russland-und-die-menschenrechte/an-stalin-erinnern-unter-putin-teil-5/show/video/ |archiv-datum=2016-12-22 |offline=ja }}</ref> |
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Am 28. Januar 2015 wies das [[Verfassungsgericht der Russischen Föderation|Verfassungsgericht Russlands]] eine Klage des [[Justizministerium der Russischen Föderation|russischen Justizministeriums]] ab. Das Justizministerium hatte ein Verbot der Organisation mit der Begründung erwirken wollen, dass die Organisationsstruktur nicht den gesetzlichen Vorschriften entspreche.<ref>{{Internetquelle |url=https://www.woz.ch/!D4C1N0X7AHXS |titel=Russland: Repression und Integration |datum=2014-11-12 |sprache=de |abruf=2024-02-23}}</ref><ref>{{Internetquelle |url=http://www.zeit.de/politik/ausland/2015-01/russland-verfassungsgericht-menschenrechte-memorial-verbot |titel=Menschenrechtsorganisation Memorial bleibt erhalten |hrsg=Zeit Online |datum=2015-01-28 |abruf=2016-10-05}}</ref> Am 4. Oktober 2016 setzte das Justizministerium die Vereinigung auf die Liste für „[[Gesellschaftliche Organisationen als „ausländische Agenten“ in Russland|ausländische Agenten]]“.<ref>{{Internetquelle |url=http://unro.minjust.ru/NKOForeignAgent.aspx |titel=Портал государственных услуг |datum=2012-12-23 |archiv-url=https://web.archive.org/web/0/http://unro.minjust.ru/NKOForeignAgent.aspx |abruf=2024-02-23}}</ref> Begründet wurde dies damit, dass Memorial vom Ausland finanziert sei und dass Vertreter von Memorial russische Gesetze kritisiert und von einer russischen „Aggression“ im Ukraine-Konflikt gesprochen haben.<ref>{{Internetquelle |url=http://dw.com/p/2QsJz |titel=Russland stuft Menschenrechtsgruppe Memorial als „Agent“ ein |hrsg=Deutsche Welle |datum=2016-10-05 |abruf=2016-10-05}}</ref> Beim ersten Arbeitsbesuch eines deutschen Bundespräsidenten in Moskau seit 2010 besuchte [[Frank-Walter Steinmeier]] im Jahr 2017 Memorial, würdigte dessen Arbeit und äußerte sich besorgt um das NGO-Gesetz.<ref>{{Internetquelle |url=https://www.dw.com/de/steinmeier-w%C3%BCrdigt-in-moskau-arbeit-von-menschenrechtsgruppe-memorial/a-41104969 |titel=Steinmeier würdigt Moskauer Menschenrechtler – DW – 25.10.2017 |sprache=de |abruf=2024-02-23}}</ref> |
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== Schwerpunkte == |
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Memorial untersucht auch Entführungs-, Folter- und Todesfälle in der russischen Autonomen Republik [[Tschetschenien]] unter der Regierung [[Ramsan Kadyrow]]s. Eine Leiterin des dortigen Büros, [[Natalja Chussainowna Estemirowa|Natalja Estemirowa]], war 2009 entführt und ermordet worden. Ihr Nachfolger als Leiter der dortigen Niederlassung, [[Ojub Salmanowitsch Titijew|Ojub Titijew]] wurde im Januar 2018 mithilfe konstruierter Vorwürfe verhaftet.<ref>{{Literatur |Autor=Benjamin Triebe |Titel=Offensive gegen Bürgerrechtler in Tschetschenien |Sammelwerk=Neue Zürcher Zeitung |Datum=2018-01-21 |ISSN=0376-6829 |Online=https://www.nzz.ch/international/offensive-gegen-menschenrechtler-in-tschetschenien-ld.1349616 |Abruf=2024-02-23}}</ref><ref>{{Internetquelle |url=https://novayagazeta.ru/articles/2018/01/10/75101-bez-vesti-zaderzhan |titel=Без вести задержан. Чеченская полиция скрывает местонахождение руководителя грозненского представительства Правозащитного центра «Мемориал» Оюба Титиева |datum=2018-01-10 |sprache=ru |abruf=2024-02-23}}</ref> Ihm wurden Drogen derart stümperhaft untergeschoben, dass die Polizei das Deponieren „seiner“ Drogen in seinem Auto wiederholen musste, um den untergeschobenen Drogen eine Geltung als gerichtlich verwertbares Beweismittel zu verschaffen.<ref>{{Internetquelle |url=https://novayagazeta.ru/articles/2018/02/01/75354-byut-svoih |titel=Опознались! Дело Оюба Титиева: чтобы посадить врага Кадырова, следователю пришлось оговорить себя |datum=2018-02-01 |sprache=ru |abruf=2024-02-23}}</ref> Auch seine Familie wurde drangsaliert.<ref>{{Internetquelle |url=https://www.novayagazeta.ru/news/2018/01/11/138526-memorial-rodstvennikov-zaderzhannogo-chechenskogo-pravozaschitnika-vygnali-na-ulitsu-otobrav-klyuchi-ot-doma |titel=«Мемориал»: родственников задержанного чеченского правозащитника выгнали на улицу, отобрав ключи от дома |datum=2018-01-11 |abruf=2024-02-23 |archiv-url=https://web.archive.org/web/20180111111350/https://www.novayagazeta.ru/news/2018/01/11/138526-memorial-rodstvennikov-zaderzhannogo-chechenskogo-pravozaschitnika-vygnali-na-ulitsu-otobrav-klyuchi-ot-doma |archiv-datum=2018-01-11 }}</ref> Am 17. Januar 2018 kündigte Kadyrow in einer Rede an, dass „Menschenrechtsverteidiger keinen Platz in der Republik Tschetschenien“ hätten und er „das Rückgrat der [[Volksfeind|Feinde des Volkes]] brechen“ werde.<ref>{{Internetquelle |url=https://novayagazeta.ru/articles/2018/04/25/76308-nezavisimomu-sledovatelyu-v-chechne-nado-byt-kruglym-sirotoy |titel=«Независимому следователю в Чечне надо быть круглым сиротой». Адвокаты и коллеги Оюба Титиева рассказали о технологиях фабрикации его уголовного дела |datum=2018-04-25 |sprache=ru |abruf=2024-02-23}}</ref> Nach Ansicht von Kritikern strotzte der Prozess von [[Absurdität]]en.<ref>{{Internetquelle |url=https://novayagazeta.ru/articles/2018/07/27/77299-chechenskiy-styd |titel=Чеченский стыд. Чтобы посадить правозащитника Оюба Титиева, полицейских заставляют притворяться умалишенными |datum=2018-07-27 |sprache=ru |abruf=2024-02-23}}</ref> |
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=== Historische Aufarbeitung === |
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Am 25. November 2021 begann in Moskau der Prozess zum Verbot des Dachverbands Memorial International. Die russische Staatsanwaltschaft beantragte, Memorial und ihre regional in Russland aktiven Einrichtungen aufzulösen.<ref>{{Internetquelle |url=https://www.dw.com/de/solidarit%C3%A4t-mit-russischer-nichtregierungsorganisation-memorial/a-60111230 |titel=Solidarität mit russischer Nichtregierungsorganisation Memorial |werk=DW.com (Deutsche Welle) |datum=2021-12-14 |abruf=2021-12-16}}</ref><ref>{{Internetquelle |autor=Reinhard Veser |url=https://www.faz.net/aktuell/politik/ausland/russland-ende-der-menschenrechtsorganisation-memorial-17632166.html |titel=Ein Verbot mit großer Symbolwirkung |werk=[[Frankfurter Allgemeine Zeitung#FAZ.NET|FAZ.net]] |datum=2021-11-12 |abruf=2021-12-28}}</ref> Die Mitbegründerin Irina Scherbakowa bezeichnete die Anklagepunkte als „absurd, lächerlich und rein politisch motiviert.“ Russische Beobachter und Aktivisten werten den Prozess als Zeichen, dass die Registrierung als „ausländische Agenten“ nur eine Vorstufe zur kompletten Ausschaltung regierungsunabhängiger, kritischer Organisationen (besonders Menschenrechtsorganisationen), Medien und Aktivisten der Zivilgesellschaft bilde.<ref>{{Internetquelle |autor=tagesschau.de |url=https://www.tagesschau.de/ausland/europa |titel=Aktuelle Nachrichten aus Europa |sprache=de |abruf=2024-02-23}}</ref> |
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In eigenen Bibliotheken und Archiven sammelt Memorial Dokumente aus den Arbeitslagern der Sowjetunion. Dazu gehören: Opferkarteien, Häftlingserinnerungen, Prozeßunterlagen, Bilder und [[Samisdat]]-Veröffentlichungen. Den Bibliotheken sind wissenschaftliche Informationszentren angegliedert, in denen das Repressionssystem erforscht wird. Die Ergebnisse werden in einem verbandseigenen Verlag veröffentlicht. |
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=== Auflösung in Russland === |
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Die Organisation bemüht sich, an den Stellen früherer Lager und Massengräber Gedenksteine oder -tafeln zu errichten. Einmal im Jahr richtet Memorial eine Expedition zu den im Norden Russlands gelegenen [[Solowezki-Inseln]] aus, auf denen bereits [[1920]] das erste Straflager für politische Gefangene gebaut wurde. |
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Am 28. Dezember 2021 fällte das [[Oberstes Gericht der Russischen Föderation|Oberste Gericht Russlands]] ein Urteil, mit dem die in Moskau ansässige Dachorganisation Memorial International samt ihren regionalen Niederlassungen wie z. B. in Perm in Russland verboten wurde, die regionalen Mitgliedsorganisationen (St. Petersburg, Krasnojarsk, Jekaterinburg, Rjasan u. a.) ließ man hingegen zunächst unangetastet. Als Begründung wurde angeführt, dass Memorial International gegen das Gesetz über „Ausländische Agenten“ verstoße. Die Staatsanwaltschaft hatte Memorial unter anderem vorgeworfen, in ihren Publikationen nicht ausreichend deutlich gemacht zu haben, dass sie eine „vom Ausland mitfinanzierte Organisation“ sei. Memorial wies die Vorwürfe zurück und nannte das Gerichtsurteil eine „rein politische Entscheidung“.<ref>{{Internetquelle |autor=Roman Goncharenko |url=https://p.dw.com/p/42wKC |titel=Russlands Oberstes Gericht löst Menschenrechtsorganisation Memorial International auf |werk=Deutsche Welle |datum=2021-12-28 |sprache=en |abruf=2021-12-28}}</ref><ref>{{Internetquelle |url=https://www.spiegel.de/ausland/memorial-moskau-loest-russlands-bekannteste-menschenrechtsorganisation-auf-a-7b8ee540-8aac-43b9-b6e0-e2bab4ebe7fb |titel=Memorial: Moskau löst Russlands bekannteste Menschenrechtsorganisation auf |werk=[[Der Spiegel (online)|Der Spiegel]] |datum=2021-12-28 |abruf=2021-12-28}}</ref> Formaljuristischer Hauptpunkt des Verbotsantrages der russischen Staatsanwaltschaft waren acht Fälle, in denen regionale Memorial-Ableger, zumeist „Memorial [[Inguschetien]]“ und „Memorial [[Dagestan]]“, in ihren Online-Auftritten auf [[Facebook]], [[Twitter]] und [[VKontakte]] und einem weiteren Online-Auftritt versäumt hatten, ihrer Kennzeichnungspflicht als „ausländische Agentenorganisation“ nachzukommen. Dafür waren allerdings bereits zuvor hohe Geldstrafen verhängt worden, womit das Oberste Gericht gegen das juristische Prinzip des [[Verbot der Doppelbestrafung|Verbots der Doppelbestrafung]] verstieß. Zudem hätte Memorial seine jährlichen Tätigkeitsberichte zwar an das Justizministerium gesandt, aber nicht auf dessen Online-Informationsportal selbst gestellt und hochgeladen; nach einem von der Staatsanwaltschaft in Auftrag gegebenen psycholinguistischen Gutachten ''könnten'' zudem einzelne Memorial-Mitarbeiter ''möglicherweise'' und ''potenziell'' Mitarbeiter „extremistischer Organisationen“ (darunter der [[Zeugen Jehovas]]) sein. Schließlich wurde die Website „Unterstützung für politische Gefangene“, auf der Repressionsfälle und Gerichtsakten zu Opfern politischer Unterdrückung veröffentlicht werden,<ref>{{Internetquelle |url=https://memohrc.org/ru/content/programma-podderzhka-politzaklyuchyonnyh-i-drugih-zhertv-politicheskih-repressiy |titel=Программа «Поддержка политзаключённых и других жертв политических репрессий» |datum=2017-09-27 |abruf=2024-02-23}}</ref> sowie die Beschreibungen der früheren Tätigkeit der politischen Gefangenen von der Staatsanwaltschaft als Extremismus-Legitimation hingestellt.<ref>{{Internetquelle |autor=Zeitschrift OSTEUROPA |url=https://zeitschrift-osteuropa.de/blog/staatsanwaltschaft-moskau-fordert-aufloesung-des-menschenrechtszentrums-memorial/ |titel=Zeitschrift OSTEUROPA |sprache=Deutsch |abruf=2024-02-23}}</ref> Das Oberste Gericht der Russischen Föderation kam diesen Anklagepunkten als ausreichend nach und verfügte die Auflösung aller Memorial-Organisationen in Russland. |
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International stieß das Urteil auf scharfe Kritik und löste Bestürzung aus. [[Amnesty International]] Deutschland, das [[Zentrum Liberale Moderne]], die [[Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur]], die [[Heinrich-Böll-Stiftung]] und das [[PEN-Zentrum Deutschland|deutsche PEN-Zentrum]] veröffentlichten eine gemeinsame Erklärung, in der Memorial als das „moralische Rückgrat der russischen Zivilgesellschaft“ und als eine Organisation, die „Versöhnung innerhalb der eigenen Gesellschaft und mit seinen Nachbarn sucht“, bezeichnet wurde. Mit dem Verbot unterbinde der russische Staat „die Auseinandersetzung mit der eigenen Unrechtsgeschichte“.<ref>{{Internetquelle |url=https://p.dw.com/p/44v56 |titel=Entsetzen nach Verbot der Menschenrechtsorganisation Memorial |werk=Deutsche Welle |datum=2021-12-28 |sprache=en |abruf=2021-12-28}}</ref> |
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Einen Antrag, unter Berufung auf ein Urteil des Europäischen Gerichtshofs für Menschenrechte die Auflösung der Organisation aufzuschieben, wies das Oberste Gericht im März 2022 ebenfalls ab. Das Urteil des EGMR sei auf diesen Fall nicht anzuwenden, sondern üblicherweise in Situationen, wo es um die Bedrohung von Leben und Gesundheit gehe. Memorial setzt ihre Aktivitäten nach eigenen Angaben fort, da sie teilweise keine formelle Organisation sind.<ref>{{Internetquelle |autor= |url=https://www.rferl.org/a/memorial-appeal-denied/31765088.html |titel=Memorial Says Russian Supreme Court Rejects Appeal Of Closure Order |werk=rferl.org |sprache=en |datum=2022-03-22 |abruf=2024-02-17}}</ref> Trotz Verbot und Auflösung betrieb Memorial den Hauptsitz in Moskau weiter. Am 7. Oktober 2022, Stunden nachdem Memorial zum Friedensnobelpreisträger erklärt wurde, ordnete ein russisches Gericht an, dass die Moskauer Büros, in der die Zentrale von Memorial sitzt, in „öffentliches Eigentum“ umgewandelt wurden.<ref>{{Literatur |Titel=Russland: Justiz entzieht Memorial seine Büros in Moskau |Sammelwerk=Der Spiegel |Datum=2022-10-07 |ISSN=2195-1349 |Online=https://www.spiegel.de/ausland/russland-justiz-ordnet-beschlagnahmung-von-memorial-bueros-in-moskau-an-a-e65f479d-fe08-47ef-b40f-f3409054d287 |Abruf=2022-10-07}}</ref> |
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Am Tag der Zuerkennung des Friedensnobelpreises im Oktober 2022 ordnete ein Moskauer Gericht die Beschlagnahmung von Memorial-Büros an.<ref>{{Internetquelle |autor= |url=https://www.tagesschau.de/ausland/europa/friedensnobelpreis-memorial-ukraine-103.html |titel=Russlands Justiz ordnet Beschlagnahmung von Memorial-Büros an |werk=tagesschau.de |datum=2022-10-07 |abruf=2024-02-17}}</ref><ref>{{Internetquelle |url=https://www.faz.net/aktuell/politik/ausland/nach-friedensnobelpreis-gericht-entreisst-memorial-gebaeude-18372144.html|titel=Russisches Gericht entzieht Memorial Gebäude |werk=FAZ|datum=2022-10-08 |abruf=2022-10-08}}</ref> In seiner Dankrede nach der Verleihung des Nobelpreises am 11. Dezember 2022 in Oslo erklärte der Memorial-Vorsitzende Jan Raczynski, dass die russischen Behörden Druck auf die Organisation ausgeübt hätten, die Auszeichnung abzulehnen. Als Begründung sei angeführt worden, die beiden Co-Preisträger seien „nicht passend“.<ref>{{Internetquelle |autor=|url=https://www.spiegel.de/ausland/friedensnobelpreis-memorial-chef-berichtet-von-druck-russischer-behoerden-a-2fff25e3-91be-4cac-a585-8cd49b3df1f0 |titel=Verleihung des Friedensnobelpreises: Memorial-Chef berichtet von Druck russischer Behörden |werk=[[Spiegel Online]] |datum=2022-12-11 |abruf=2024-02-17}}</ref> |
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== Schwerpunkte == |
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=== Historische Aufarbeitung === |
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In eigenen Bibliotheken und Archiven sammelt Memorial Dokumente aus den Arbeitslagern der Sowjetunion. Dazu gehören: Opferkarteien, Häftlingserinnerungen, Prozessunterlagen, Bilder und [[Samisdat]]-Veröffentlichungen. Den Bibliotheken sind wissenschaftliche Informationszentren angegliedert, in denen das Repressionssystem erforscht wird. Die Ergebnisse werden in einem verbandseigenen Verlag veröffentlicht. |
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Die Organisation bemüht sich, an den Stellen früherer Lager und Massengräber [[Denkmal (Gedenken)|Gedenksteine]] oder -tafeln zu errichten. Einmal im Jahr richtet Memorial eine Expedition zu den im Norden Russlands gelegenen [[Solowezki-Inseln]] aus, auf denen bereits 1920 das erste Straflager für politische Gefangene gebaut wurde. |
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=== Menschenrechte === |
=== Menschenrechte === |
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[[Datei:Meeting in St.-Pet. on 12Jun2012, photo 53.jpg|mini|Meeting auf dem Konjuschennaja-Platz in St. Petersburg im Juni 2012]] |
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Im Moskauer Menschenrechtszentrum von Memorial werden Informationen zur Menschenrechtslage in Russland aufbereitet und Initiativen für Konfliktlösungen vorbereitet. Es gibt Programme gegen ethnische [[Diskriminierung]]en, den Schutz von [[Flüchtling]]en und zur Entsendung von Beobachtern in Kriegsgebiete. Die Organisation veröffentlicht ihre Analysen in Broschüren, in einer eigenen Radiosendung sowie im Internet. |
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Nachdem im Juli 2009 die Memorial-Mitarbeiterin [[Natalja Chussainowna Estemirowa|Natalja Estemirowa]] in [[Grosny]] entführt und ermordet worden war, stellte die Organisation ihre Arbeit in [[Tschetschenien]] vorübergehend ein.<ref>{{Webarchiv|url=http://www.greenpeace-magazin.de/index.php?id=55&tx_ttnews%5Btt_news%5D=68981&tx_ttnews%5BbackPid%5D=23&cHash=0472b69dd7 |wayback=20141019012128 |text=''Menschenrechtler wieder in Tschetschenien.'' }} Greenpeace-Magazin Online, 16. Dezember 2009.</ref> |
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Eine Memorial-Jugendgruppe setzt sich gegen den [[Rechtsextremismus#Russland|Rechtsextremismus in Russland]] ein. Sie beschäftigt sich mit der Geschichte des europäischen Faschismus, organisiert Demonstrationen und Pressearbeit, veröffentlicht die Zeitschrift ''Tumbalalajka''. Wegen ihrer Beschäftigung mit dem Rechtsextremismus wurde die [[Sankt Petersburg]]er Memorial-Gruppe seit 2003 verschiedentlich Opfer von Überfällen. 2004 wurde das Memorial-Mitglied Nikolai Girenko erschossen, nachdem er als Gutachter in Neonazi-Prozessen aufgetreten war. |
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Im Moskauer Menschenrechtszentrum von Memorial werden Informationen zur Menschenrechtslage in Russland aufbereitet und Initiativen für Konfliktlösungen vorbereitet. Es gibt Programme gegen ethnische [[Diskriminierung]]en, dem Schutz von [[Flüchtling]]en und zur Entsendung von Beobachtern in Kriegsgebiete, darunter auch [[Tschetschenien]]. Die Organisation veröffentlicht ihre Analysen in Broschüren, in einer eigenen Radiosendung sowie im Internet. |
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Im Jahr 2013 veröffentlichte die Organisation erstmals ihre Liste der [[Politischer Gefangener|politischen Gefangenen]] in der Russischen Föderation.<ref>{{Internetquelle |url=https://imrussia.org/en/projects/political-prisoners/649-the-list-of-persons-recognized-as-political-prisoners-by-russias-memorial-human-rights-center |titel=The List of Persons Recognized as Political Prisoners by Russia’s Memorial Human Rights Center |datum=2014-01-22 |sprache=en-us |abruf=2024-02-23}}</ref> Mit der Sichtweise, dass es politische Gefangene im heutigen Russland gebe, steht sie nicht allein; im Frühjahr 2018 wurden allein die Fälle von 64 Ukrainern als politisch bezeichnet.<ref>''Symbolkräftiger Hungerstreik in Russland.'' NZZ, 29. Mai 2018, S. 3.</ref> |
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Eine Memorial-Jugendgruppe setzt sich gegen den [[Rechtsextremismus]] in Russland ein. Sie beschäftigt sich mit der Geschichte des europäischen Faschismus, organisiert Demonstrationen und Pressearbeit. Sie veröffentlicht die Zeitschrift ''Tumbalalajka''. Wegen ihrer Beschäftigung mit dem Rechtsextremismus wurde die [[Sankt Petersburg]]er Memorial-Gruppe seit 2003 verschiedentlich Opfer von Überfällen. 2004 wurde das Memorial-Mitglied Nikolai Girenko erschossen, nachdem er als Gutachter in Neonazi-Prozessen aufgetreten war. |
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Mit ''Gefangen in Russland'' entstand eine deutschsprachige Informationsplattform über politische Gefangene in Russland. Das Projekt entstand aus einer Kooperation von Memorial mit der [[Deutsche Gesellschaft für Osteuropakunde|deutschen Gesellschaft für Osteuropakunde]] und der [[Evangelische Kirche in Deutschland|Ev. Kirche in Deutschland]].<ref>{{Internetquelle |autor=Gefangen in Russland |url=https://gefangen-in-russland.de/ |titel=Solidarität mit den politischen Gefangenen in Russland |sprache=Deutsch |abruf=2024-08-01}}</ref> |
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=== Soziale Hilfen === |
=== Soziale Hilfen === |
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Überlebende des GULag-Systems leben im Alter oft in großer Armut. Die Jahre während der Haft in einem Zwangsarbeitslager werden ihnen nicht auf die Rente angerechnet. Die ehemaligen Häftlinge können wegen des mit der Lagerhaft verbundenen sozialen Stigmas nur gering qualifizierte und schlecht bezahlte Arbeiten ausüben. Memorial unterstützte diese Personengruppe deshalb in Härtefällen. |
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Gesunde Mitglieder kümmerten sich um pflegebedürftige frühere Lagerinsassen. Eine eigene Apotheke in Sankt Petersburg versuchte, ihnen die nötigen Medikamente zur Verfügung zu stellen. Es gab Finanzhilfen für Reparaturen und zur Grundversorgung, wenn ein Überleben anders nicht möglich war. Für mittellos verstorbene frühere Häftlinge trug die Organisation teilweise die Beerdigungskosten. |
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Überlebende des GULAG-Systems leben im Alter oft in sozial verheerenden Umständen. Die Lagerjahre werden den Häftlingen nicht auf die Rente angerechnet. Weil sie sozial geächtet waren, erhielten sie nur unqualifizierte und schlecht bezahlte Arbeiten. Memorial unterstützt diese Personengruppe deshalb in Härtefällen. |
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=== Letzte Adresse === |
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Gesunde Mitglieder kümmern sich um pflegebedürftige frühere Lagerinsassen. Eine eigene Apotheke in Sankt Petersburg versucht, ihnen die nötigen Medikamente zur Verfügung zu stellen. Es gibt Finanzhilfen für Reparaturen und zur Grundversorgung, wenn ein Überleben anders nicht möglich ist. Für mittellos verstorbene frühere Häftlinge trägt die Organisation teilweise die Beerdigungskosten. |
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Die Bürgeraktion [[Letzte Adresse]] greift beim Erstellen von Gedenktafeln für Opfer des Stalinismus auf die Archive von Memorial zurück. Das Projekt lehnt sich an die Idee der [[Stolpersteine]] an.<ref>{{Literatur |Titel=Dernière adresse connue... au temps de la terreur stalinienne |Sammelwerk=Le Monde.fr |Datum=2015-02-16 |Online=https://www.lemonde.fr/europe/article/2015/02/16/derniere-adresse-connue_4577426_3214.html |Abruf=2024-02-23}}</ref> |
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== Strukturen == |
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[[Datei:Nie damy zgasic Memorialu - Adam Michnik.jpg|mini|Protestveranstaltung mit [[Adam Michnik]] in Warschau im November 2021 wegen Gerichtsverfahren zur Auflösung in Russland]] |
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Der Vereinigung ist dezentral organisiert. Neben ''Memorial International'' existieren rechtlich eigenständige regionale Memorial-Organisationen in vielen Städten Russlands.<ref>{{Internetquelle |url=https://echo.msk.ru/programs/sut/2114998-echo/ |titel=Сергей Пархоменко – Суть событий – Эхо Москвы, 22.12.2017 |datum=2017-12-24 |abruf=2024-02-23 |archiv-url=https://web.archive.org/web/20171224215447/https://echo.msk.ru/programs/sut/2114998-echo/ |archiv-datum=2017-12-24 }}</ref> Außerdem gibt es ein selbstständiges Rechtszentrum Memorial ''(Правозащитный центр)'' und ein Forschungs- und Informationszentrum »Memorial«. Dazu kommen Gruppen in der [[Ukraine]], [[Kasachstan]], [[Lettland]], [[Polen]], [[Deutschland]], [[Italien]], [[Frankreich]] und seit 2016 in [[Tschechien]].<ref>{{Internetquelle |url=https://www.memorial.de/ |titel=Home |abruf=2022-04-05}}</ref><ref>{{Internetquelle |url=https://deutsch.radio.cz/russische-ngo-memorial-zieht-nicht-nach-prag-um-8211798 |titel=Russische NGO Memorial zieht nicht nach Prag um |datum=2016-10-11 |sprache=de |abruf=2024-02-23}}</ref> |
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''Memorial Deutschland'' bezeichnet sich als Mitglied des internationalen ''Memorial-Netzwerkes (Moskau)'' und ist ein eingetragener Verein mit Sitz in Berlin. Der deutsche ''Memorial-Verein'' wurde 1993 in Berlin zunächst als [[Förderverein]] für ''Memorial St. Petersburg'' gegründet und in den internationalen ''Memorial-Verband'' aufgenommen. 2001 wurde der Verein auf Grund seines erweiterten Aufgabenspektrums in ''Memorial Deutschland'' umbenannt. Im Jahr 2008 wurde auch in [[München]] eine ''Memorial-Gruppe'' gegründet.<ref>{{Internetquelle |url=https://www.memorial.de/ |titel=Home |abruf=2024-02-23}}</ref> |
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Memorial wurde vor 2012 von der US-amerikanischen Behörde [[United States Agency for International Development]] (USAID) gefördert, die 2012 ihr Büro in Moskau schließen musste.<ref>{{Internetquelle |autor=als/dpa |url=https://www.spiegel.de/politik/ausland/usaid-rueckzug-russland-wettert-gegen-us-behoerde-a-856696.html |titel=USAID-Rückzug: Russland wettert gegen US-Behörde |werk=[[Spiegel Online]] |datum=2012-09-19 |abruf=2024-01-27}}</ref> |
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== Bekannte Mitglieder == |
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* [[Natalja Chussainowna Estemirowa|Natalja Estemirowa]] (1958–2009), russische Historikerin, Journalistin und Menschenrechtsaktivistin (Tschetschenien) |
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* [[Swetlana Alexejewna Gannuschkina|Swetlana Gannuschkina]] (* 1942), russische Mathematikerin und Menschenrechtlerin |
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* [[Sergei Adamowitsch Kowaljow|Sergei Kowaljow]] (1930–2021), russischer Biologe, Dissident und Politiker |
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* [[Lida Jusupowa]] (* 1961), russische Anwältin und Menschenrechtlerin (Tschetschenien) |
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* [[Elisa Mussajewa]], tschetschenische Psychologin (Inguschetien) |
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* [[Oleg Petrowitsch Orlow|Oleg Orlow]] (* 1953), russischer Biologe |
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* [[Lew Alexandrowitsch Ponomarjow|Lew Ponomarjow]] (* 1941), russischer Politiker |
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* [[Juri Alexejewitsch Dmitrijew|Juri Dmitrijew]] (* 1956), russischer Historiker und Menschenrechtler |
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* [[Ojub Titijew]] (* 1957), russischer Menschenrechtler (Tschetschenien) |
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* [[Ljudmila Michailowna Alexejewa]] (1927–2018), russische Historikerin und Menschenrechtsaktivistin und sowjetische Dissidentin. |
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* [[Arseni Borissowitsch Roginski|Arseni Roginski]] (1946–2017), Historiker, Gründungsmitglied und ehemaliger Vorstandsvorsitzender von Memorial International |
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* [[Irina Anatoljewna Flige|Irina Flige]] (* 1960), sowjetische bzw. russische Menschenrechtsaktivistin und Direktorin der St. Petersburger Geschäftsstelle |
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== Auszeichnungen == |
== Auszeichnungen == |
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* 2001: [[Erich-Maria-Remarque-Friedenspreis]] der Stadt Osnabrück |
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* 2002: [[Lew-Kopelew-Preis]] |
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* 2004: [[Right Livelihood Award]] (Alternativer Nobelpreis) für ihren Einsatz zur geschichtlichen Aufarbeitung und Respektierung der Menschenrechte<ref>{{Webarchiv |url=http://www.rightlivelihood.org/recip/2004/memorial.htm |text=Memorial |wayback=20050310080828}} Right Livelihood Award 2004</ref> |
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* 2004: [[Nansen-Flüchtlingspreis]] des UN-Hochkommissars für Flüchtlingsfragen |
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* 2005: [[Max van der Stoel|Max-van-der-Stoel]]-Preis des niederländischen Außenministeriums<ref>{{Webarchiv |url=http://www.memorial.de/index.php?id=42&tx_ttnews%5Bswords%5D=krim&tx_ttnews%5Bpointer%5D=6&tx_ttnews%5Btt_news%5D=168&tx_ttnews%5BbackPid%5D=3&cHash=45af928cebe0050e60755dc23dbd525a |text=Max van der Stoel-Preis an Memorial verliehen |wayback=20161017095136}} Memorial.de</ref> |
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* 2008: [[Hermann-Kesten-Preis]] des deutschen PEN-Zentrums |
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* 2008: Preis der polnischen Katyń-Stiftung<ref>{{Internetquelle |url=http://www.ipn.gov.pl/download.php?s=1&id=22403 |titel=Bild |abruf=2024-02-23}}</ref> |
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* 2009: [[Sacharow-Preis]] für geistige Freiheit des [[Europäisches Parlament|Europäischen Parlaments]]. Der Preis gehe stellvertretend an alle Menschenrechtsaktivisten in Russland, so Laudator [[Jerzy Buzek]]<ref>{{Internetquelle |url=http://www.europarl.europa.eu/news/public/story_page/015-66350-025-01-05-902-20091211STO66323-2010-25-01-2010/default_de.htm |titel=Sacharow-Preis ehrt russische Menschenrechtler |datum=2009-12-19 |archiv-url=https://web.archive.org/web/20091219075501/http://www.europarl.europa.eu/news/public/story_page/015-66350-025-01-05-902-20091211STO66323-2010-25-01-2010/default_de.htm |abruf=2024-02-23}}</ref><ref>{{Internetquelle |url=http://www.nzz.ch/russische-menschenrechtsorganisation-erhaelt-sacharow-preis-1.4218960 |titel=Sacharow-Preis: Sacharow-Preis für russische Menschenrechtsorganisation – NZZ |werk=www.nzz.ch |datum=2015-11-27 |abruf=2024-02-23 |archiv-url=https://web.archive.org/web/20151127045511/http://www.nzz.ch/russische-menschenrechtsorganisation-erhaelt-sacharow-preis-1.4218960 |archiv-datum=2015-11-27 }}</ref> |
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* 2009: [[Victor-Gollancz-Preis]] der [[Gesellschaft für bedrohte Völker]] |
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* 2010: „Für Verdienste beim Schutz der Menschenrechte“ des polnischen [[Beauftragter für Bürgerrechte|Beauftragten für Bürgerrechte]]<ref>{{Webarchiv |url=http://www.rebis.com.pl/rebis/public/news/news.html?co=print&id=1525&instance=1000&lang=pl&parent=0 |text=''Honorowa Odznaka „Za Zasługi dla Ochrony Praw Człowieka”<!-- polnische Anführungszeichen --> dla Olega Zakirowowa'' |wayback=20160407171920}}. Dom Wydawniczy Rebis, 10. März 2010.</ref><ref>{{Internetquelle |url=https://bip.brpo.gov.pl/pl?md=7949 |titel=Biuletyn Informacji Publicznej RPO {{!}} Rzecznik Praw Obywatelskich |abruf=2024-02-23}}</ref> |
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* 2012: „Bewahrer des nationalen Gedächtnisses“ des polnischen [[Instytut Pamięci Narodowej|Instituts für Nationales Gedenken]]<ref>{{Webarchiv |url=http://www.memorial.de/index.php?id=42&tx_ttnews%5Btt_news%5D=317&tx_ttnews%5BbackPid%5D=3&cHash=6ade6d841c |text=„Hohe polnische Auszeichnung für Memorial International in Warschau“ |wayback=20161017150437}}</ref> |
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* 2022: Theodor-Heuss-Preis der [[Theodor-Heuss-Stiftung]]<ref>{{Internetquelle |autor=Stuttgarter Zeitung, Stuttgart Germany |url=https://www.stuttgarter-zeitung.de/inhalt.russische-menschenrechtsorganisation-memorial-erhaelt-heuss-preis.a57b0d9b-c0f4-4ed5-af11-ff957352a95e.html |titel=Russische Menschenrechtsorganisation: Memorial erhält Heuss-Preis |sprache=de |abruf=2024-02-23}}</ref> |
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* 2022: [[Karl-Wilhelm-Fricke-Preis]]<ref>{{Internetquelle |url=https://www1.wdr.de/kultur/kulturnachrichten/memorial-karl-wilhelm-fricke-preis-100.html |titel=Karl-Wilhelm-Fricke-Preis für Memorial - Kulturnachrichten - Kultur - WDR |datum=2022-06-17 |archiv-url=https://web.archive.org/web/20220617061737/https://www1.wdr.de/kultur/kulturnachrichten/memorial-karl-wilhelm-fricke-preis-100.html |abruf=2024-02-23}}</ref> |
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* 2022: Sonderpreis des [[Bundesverband Deutscher Stiftungen|Bundesverbandes Deutscher Stiftungen]] für besonderen Einsatz für die Zivilgesellschaft<ref>{{Internetquelle |url=https://www.stiftungen.org/aktuelles/pressemitteilungen/mitteilung/memorial-international-erhaelt-sonderpreis-des-bundesverbandes-deutscher-stiftungen-9767.html |titel=Pressemitteilungen {{!}} MEMORIAL International erhält Sonderpreis des Bundesverbandes Deutscher Stiftungen |sprache=de |abruf=2024-02-23}}</ref> |
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* 2022: Friedensnobelpreis |
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== Literatur == |
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Memorial erhielt [[2001]] den [[Erich-Maria-Remarque-Friedenspreis]], [[2004]] den [[Alternativer Nobelpreis|Alternativen Nobelpreis]] für ihren Einsatz zur geschichtlichen Aufarbeitung und die Respektierung der Menschenrechte. |
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* Evgenija Lezina: ''Memorial und seine Geschichte. Russlands historisches Gedächtnis.'' In: ''[[Osteuropa (Zeitschrift)|Osteuropa]]'', 11-12/2014, ISBN 978-3-8305-3351-1, S. 165–176 ([https://www.zeitschrift-osteuropa.de/site/assets/files/3469/oe141111.pdf pdf]). |
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* [[Irina Ščerbakova]]: ''Memorial unter Druck. Techniken des repressiven Staates in Russland.'' In: ''[[Osteuropa (Zeitschrift)|Osteuropa]]'', 3–4/2020, S. 215–228. |
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* [https://www.laender-analysen.de/russland-analysen/411/ ''Memorial. Dokumentationen, Interviews, Kommentareinschätzungen und Umfragen zur erwarteten Auflösung, Rolle und Geschichte in Russland.''] Russland-Analysen Nr. 411, 16. Dezember 2021. |
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== Dokumentarfilm == |
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* [https://www.arte.tv/de/videos/088461-000-A/im-fadenkreuz-der-machthaber/ ''Im Fadenkreuz der Machthaber: Angriff auf die Zivilgesellschaft.''] [[Arte.tv]], 5. März 2022. |
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== Weblinks == |
== Weblinks == |
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* [https://www.memo.ru/en-us/ Memorial International] Website (englisch, russisch) |
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* [http://www.memorial.de/ Memorial Deutschland] Website (deutsch) |
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* Manuela Putz: [https://www.dekoder.org/de/gnose/memorial Memorial], in: [[dekoder.org]], vom 24. November 2021, abgerufen am 29. Dezember 2021. |
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== Einzelnachweise == |
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* [http://www.memo.ru/deutsch/ Memorial International (de, en, ru)] |
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<references responsive/> |
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* [http://www.memorial.de/index.php Memorial Deutschland (de)] |
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* [http://www.rightlivelihood.org/recip/2004/memorial.htm Auszeichnung mit dem Alternativen Nobelpreis (en)] |
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[[Kategorie:Gegründet 1989]] |
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[[Kategorie:Andrei Dmitrijewitsch Sacharow]] |
Aktuelle Version vom 1. Januar 2025, 15:10 Uhr
Международное историко-просветительское, правозащитное и благотварительное общество «Мемориал» Internationale Gesellschaft für historische Aufklärung, Menschenrechte und soziale Fürsorge „Memorial“ | |
---|---|
Rechtsform | Non-Profit-Organisation |
Gründung | 28. Januar 1989[1] |
Gründer | Andrei Dmitrijewitsch Sacharow |
Sitz | Moskau, ![]() |
Zweck | Menschenrechte, Aufarbeitung der stalinistischen Gewaltherrschaft |
Vorsitz | Jan Zbigniewich Raczynski[2][3] |
Website | www.memo.ru/en-us/ (englisch) |
Die Internationale Gesellschaft für historische Aufklärung, Menschenrechte und soziale Fürsorge „Memorial“ (russisch Международное историко-просветительское, правозащитное и благотворительное общество «Мемориал» Meschdunarodnoje istoriko-proswetitelskoje, prawosaschtschitnoje i blagotworitelnoje obschtschestwo „Memorial“), kurz Memorial International, ist eine im Januar 1989 in der Sowjetunion gegründete und im Jahr 2022 in Russland behördlich aufgelöste Menschenrechtsorganisation. Schwerpunkte von Memorial waren die historische Aufarbeitung politischer Gewaltherrschaft, das Eintreten für die Einhaltung der Menschenrechte und die soziale Fürsorge für die Überlebenden des sowjetischen Systems der Arbeitslager (Gulag). Memorial war in Russland immer wieder repressiven Maßnahmen ausgesetzt. Im November 2021 beantragte die russische Staatsanwaltschaft, Memorial und ihre regional in Russland aktiven Einrichtungen aufzulösen. Das Oberste Gericht vollzog die Auflösung schließlich im Dezember 2021. Unabhängige Einrichtungen von Memorial in anderen postsowjetischen Staaten und anderen Teilen Europas, auch in Deutschland, bestehen weiter. Memorial wurde für ihr Engagement mit zahlreichen Auszeichnungen bedacht, darunter 2004 mit dem alternativen Nobelpreis (Right Livelihood Award) sowie 2022 mit dem Friedensnobelpreis.
Geschichte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Entstehung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Memorial entstand im Herbst 1987 zur Zeit der von Generalsekretär Michail Gorbatschow propagierten Politik von Glasnost und Perestroika als Bewegung zunächst in Moskau, dann auch in anderen Landesteilen. Sie entstand nicht auf Beschluss von oben, sondern als Form politisch-gesellschaftlicher Selbstorganisation von unten. Im Januar 1989 konstituierte sich Memorial während einer Tagung des Moskauer Luftfahrtinstituts zunächst als wissenschaftlicher Verein, offiziell registriert wurde Memorial als Menschenrechtsorganisation jedoch erst 1991.[4]
Während ihres Bestehens in Russland war sie dort die erste und älteste Menschenrechtsorganisation.[5] Ein anfängliches Ziel war die Errichtung eines Denkmals für die Opfer des Stalinismus in der Sowjetunion und nach deren Zerfall in der GUS. Gründungsvorsitzender war Andrei Sacharow. Sie war die erste regierungsunabhängige Organisation auf dem Gebiet der früheren Sowjetunion. Das Denkmal wurde am 30. Oktober 1990 in Moskau vor der Lubjanka, der früheren KGB-Zentrale, eingeweiht.
Die Organisation setzte sich bald weitere Ziele. Die ehrenamtlichen Mitarbeiter besuchten GULag-Überlebende, schrieben ihre Lebensgeschichten auf und versuchten ihnen in der Öffentlichkeit eine Stimme zu verleihen. Anfang der 1990er Jahre entstanden in Russland rund 70 Memorial-Verbände. Inzwischen gibt es international über 80 Gruppen, darunter in der Ukraine, in Lettland, in Deutschland, Italien und Frankreich.
Konflikte mit den russischen Behörden
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Memorial steht seit 2012 unter dem Druck russischer Behörden (z. B. mit Durchsuchungen und Steuerverfahren) und wird seitdem als „ausländischer Agent“ eingestuft.[6] Die Vereinigung wurde u. a. im März 2013 durchsucht.[7] „In den letzten Jahren wurde unserem Versuch, der offiziellen Meinung ein Bild entgegenzusetzen, mit einer unglaublichen Hetze begegnet: Wir würden den Feinden Russlands das Wort reden“, sagt Irina Scherbakowa von Memorial.[8]
Am 28. Januar 2015 wies das Verfassungsgericht Russlands eine Klage des russischen Justizministeriums ab. Das Justizministerium hatte ein Verbot der Organisation mit der Begründung erwirken wollen, dass die Organisationsstruktur nicht den gesetzlichen Vorschriften entspreche.[9][10] Am 4. Oktober 2016 setzte das Justizministerium die Vereinigung auf die Liste für „ausländische Agenten“.[11] Begründet wurde dies damit, dass Memorial vom Ausland finanziert sei und dass Vertreter von Memorial russische Gesetze kritisiert und von einer russischen „Aggression“ im Ukraine-Konflikt gesprochen haben.[12] Beim ersten Arbeitsbesuch eines deutschen Bundespräsidenten in Moskau seit 2010 besuchte Frank-Walter Steinmeier im Jahr 2017 Memorial, würdigte dessen Arbeit und äußerte sich besorgt um das NGO-Gesetz.[13]
Memorial untersucht auch Entführungs-, Folter- und Todesfälle in der russischen Autonomen Republik Tschetschenien unter der Regierung Ramsan Kadyrows. Eine Leiterin des dortigen Büros, Natalja Estemirowa, war 2009 entführt und ermordet worden. Ihr Nachfolger als Leiter der dortigen Niederlassung, Ojub Titijew wurde im Januar 2018 mithilfe konstruierter Vorwürfe verhaftet.[14][15] Ihm wurden Drogen derart stümperhaft untergeschoben, dass die Polizei das Deponieren „seiner“ Drogen in seinem Auto wiederholen musste, um den untergeschobenen Drogen eine Geltung als gerichtlich verwertbares Beweismittel zu verschaffen.[16] Auch seine Familie wurde drangsaliert.[17] Am 17. Januar 2018 kündigte Kadyrow in einer Rede an, dass „Menschenrechtsverteidiger keinen Platz in der Republik Tschetschenien“ hätten und er „das Rückgrat der Feinde des Volkes brechen“ werde.[18] Nach Ansicht von Kritikern strotzte der Prozess von Absurditäten.[19]
Am 25. November 2021 begann in Moskau der Prozess zum Verbot des Dachverbands Memorial International. Die russische Staatsanwaltschaft beantragte, Memorial und ihre regional in Russland aktiven Einrichtungen aufzulösen.[20][21] Die Mitbegründerin Irina Scherbakowa bezeichnete die Anklagepunkte als „absurd, lächerlich und rein politisch motiviert.“ Russische Beobachter und Aktivisten werten den Prozess als Zeichen, dass die Registrierung als „ausländische Agenten“ nur eine Vorstufe zur kompletten Ausschaltung regierungsunabhängiger, kritischer Organisationen (besonders Menschenrechtsorganisationen), Medien und Aktivisten der Zivilgesellschaft bilde.[22]
Auflösung in Russland
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Am 28. Dezember 2021 fällte das Oberste Gericht Russlands ein Urteil, mit dem die in Moskau ansässige Dachorganisation Memorial International samt ihren regionalen Niederlassungen wie z. B. in Perm in Russland verboten wurde, die regionalen Mitgliedsorganisationen (St. Petersburg, Krasnojarsk, Jekaterinburg, Rjasan u. a.) ließ man hingegen zunächst unangetastet. Als Begründung wurde angeführt, dass Memorial International gegen das Gesetz über „Ausländische Agenten“ verstoße. Die Staatsanwaltschaft hatte Memorial unter anderem vorgeworfen, in ihren Publikationen nicht ausreichend deutlich gemacht zu haben, dass sie eine „vom Ausland mitfinanzierte Organisation“ sei. Memorial wies die Vorwürfe zurück und nannte das Gerichtsurteil eine „rein politische Entscheidung“.[23][24] Formaljuristischer Hauptpunkt des Verbotsantrages der russischen Staatsanwaltschaft waren acht Fälle, in denen regionale Memorial-Ableger, zumeist „Memorial Inguschetien“ und „Memorial Dagestan“, in ihren Online-Auftritten auf Facebook, Twitter und VKontakte und einem weiteren Online-Auftritt versäumt hatten, ihrer Kennzeichnungspflicht als „ausländische Agentenorganisation“ nachzukommen. Dafür waren allerdings bereits zuvor hohe Geldstrafen verhängt worden, womit das Oberste Gericht gegen das juristische Prinzip des Verbots der Doppelbestrafung verstieß. Zudem hätte Memorial seine jährlichen Tätigkeitsberichte zwar an das Justizministerium gesandt, aber nicht auf dessen Online-Informationsportal selbst gestellt und hochgeladen; nach einem von der Staatsanwaltschaft in Auftrag gegebenen psycholinguistischen Gutachten könnten zudem einzelne Memorial-Mitarbeiter möglicherweise und potenziell Mitarbeiter „extremistischer Organisationen“ (darunter der Zeugen Jehovas) sein. Schließlich wurde die Website „Unterstützung für politische Gefangene“, auf der Repressionsfälle und Gerichtsakten zu Opfern politischer Unterdrückung veröffentlicht werden,[25] sowie die Beschreibungen der früheren Tätigkeit der politischen Gefangenen von der Staatsanwaltschaft als Extremismus-Legitimation hingestellt.[26] Das Oberste Gericht der Russischen Föderation kam diesen Anklagepunkten als ausreichend nach und verfügte die Auflösung aller Memorial-Organisationen in Russland.
International stieß das Urteil auf scharfe Kritik und löste Bestürzung aus. Amnesty International Deutschland, das Zentrum Liberale Moderne, die Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur, die Heinrich-Böll-Stiftung und das deutsche PEN-Zentrum veröffentlichten eine gemeinsame Erklärung, in der Memorial als das „moralische Rückgrat der russischen Zivilgesellschaft“ und als eine Organisation, die „Versöhnung innerhalb der eigenen Gesellschaft und mit seinen Nachbarn sucht“, bezeichnet wurde. Mit dem Verbot unterbinde der russische Staat „die Auseinandersetzung mit der eigenen Unrechtsgeschichte“.[27]
Einen Antrag, unter Berufung auf ein Urteil des Europäischen Gerichtshofs für Menschenrechte die Auflösung der Organisation aufzuschieben, wies das Oberste Gericht im März 2022 ebenfalls ab. Das Urteil des EGMR sei auf diesen Fall nicht anzuwenden, sondern üblicherweise in Situationen, wo es um die Bedrohung von Leben und Gesundheit gehe. Memorial setzt ihre Aktivitäten nach eigenen Angaben fort, da sie teilweise keine formelle Organisation sind.[28] Trotz Verbot und Auflösung betrieb Memorial den Hauptsitz in Moskau weiter. Am 7. Oktober 2022, Stunden nachdem Memorial zum Friedensnobelpreisträger erklärt wurde, ordnete ein russisches Gericht an, dass die Moskauer Büros, in der die Zentrale von Memorial sitzt, in „öffentliches Eigentum“ umgewandelt wurden.[29]
Am Tag der Zuerkennung des Friedensnobelpreises im Oktober 2022 ordnete ein Moskauer Gericht die Beschlagnahmung von Memorial-Büros an.[30][31] In seiner Dankrede nach der Verleihung des Nobelpreises am 11. Dezember 2022 in Oslo erklärte der Memorial-Vorsitzende Jan Raczynski, dass die russischen Behörden Druck auf die Organisation ausgeübt hätten, die Auszeichnung abzulehnen. Als Begründung sei angeführt worden, die beiden Co-Preisträger seien „nicht passend“.[32]
Schwerpunkte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Historische Aufarbeitung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]In eigenen Bibliotheken und Archiven sammelt Memorial Dokumente aus den Arbeitslagern der Sowjetunion. Dazu gehören: Opferkarteien, Häftlingserinnerungen, Prozessunterlagen, Bilder und Samisdat-Veröffentlichungen. Den Bibliotheken sind wissenschaftliche Informationszentren angegliedert, in denen das Repressionssystem erforscht wird. Die Ergebnisse werden in einem verbandseigenen Verlag veröffentlicht.
Die Organisation bemüht sich, an den Stellen früherer Lager und Massengräber Gedenksteine oder -tafeln zu errichten. Einmal im Jahr richtet Memorial eine Expedition zu den im Norden Russlands gelegenen Solowezki-Inseln aus, auf denen bereits 1920 das erste Straflager für politische Gefangene gebaut wurde.
Menschenrechte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Im Moskauer Menschenrechtszentrum von Memorial werden Informationen zur Menschenrechtslage in Russland aufbereitet und Initiativen für Konfliktlösungen vorbereitet. Es gibt Programme gegen ethnische Diskriminierungen, den Schutz von Flüchtlingen und zur Entsendung von Beobachtern in Kriegsgebiete. Die Organisation veröffentlicht ihre Analysen in Broschüren, in einer eigenen Radiosendung sowie im Internet. Nachdem im Juli 2009 die Memorial-Mitarbeiterin Natalja Estemirowa in Grosny entführt und ermordet worden war, stellte die Organisation ihre Arbeit in Tschetschenien vorübergehend ein.[33]
Eine Memorial-Jugendgruppe setzt sich gegen den Rechtsextremismus in Russland ein. Sie beschäftigt sich mit der Geschichte des europäischen Faschismus, organisiert Demonstrationen und Pressearbeit, veröffentlicht die Zeitschrift Tumbalalajka. Wegen ihrer Beschäftigung mit dem Rechtsextremismus wurde die Sankt Petersburger Memorial-Gruppe seit 2003 verschiedentlich Opfer von Überfällen. 2004 wurde das Memorial-Mitglied Nikolai Girenko erschossen, nachdem er als Gutachter in Neonazi-Prozessen aufgetreten war.
Im Jahr 2013 veröffentlichte die Organisation erstmals ihre Liste der politischen Gefangenen in der Russischen Föderation.[34] Mit der Sichtweise, dass es politische Gefangene im heutigen Russland gebe, steht sie nicht allein; im Frühjahr 2018 wurden allein die Fälle von 64 Ukrainern als politisch bezeichnet.[35]
Mit Gefangen in Russland entstand eine deutschsprachige Informationsplattform über politische Gefangene in Russland. Das Projekt entstand aus einer Kooperation von Memorial mit der deutschen Gesellschaft für Osteuropakunde und der Ev. Kirche in Deutschland.[36]
Soziale Hilfen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Überlebende des GULag-Systems leben im Alter oft in großer Armut. Die Jahre während der Haft in einem Zwangsarbeitslager werden ihnen nicht auf die Rente angerechnet. Die ehemaligen Häftlinge können wegen des mit der Lagerhaft verbundenen sozialen Stigmas nur gering qualifizierte und schlecht bezahlte Arbeiten ausüben. Memorial unterstützte diese Personengruppe deshalb in Härtefällen.
Gesunde Mitglieder kümmerten sich um pflegebedürftige frühere Lagerinsassen. Eine eigene Apotheke in Sankt Petersburg versuchte, ihnen die nötigen Medikamente zur Verfügung zu stellen. Es gab Finanzhilfen für Reparaturen und zur Grundversorgung, wenn ein Überleben anders nicht möglich war. Für mittellos verstorbene frühere Häftlinge trug die Organisation teilweise die Beerdigungskosten.
Letzte Adresse
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Bürgeraktion Letzte Adresse greift beim Erstellen von Gedenktafeln für Opfer des Stalinismus auf die Archive von Memorial zurück. Das Projekt lehnt sich an die Idee der Stolpersteine an.[37]
Strukturen
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Der Vereinigung ist dezentral organisiert. Neben Memorial International existieren rechtlich eigenständige regionale Memorial-Organisationen in vielen Städten Russlands.[38] Außerdem gibt es ein selbstständiges Rechtszentrum Memorial (Правозащитный центр) und ein Forschungs- und Informationszentrum »Memorial«. Dazu kommen Gruppen in der Ukraine, Kasachstan, Lettland, Polen, Deutschland, Italien, Frankreich und seit 2016 in Tschechien.[39][40]
Memorial Deutschland bezeichnet sich als Mitglied des internationalen Memorial-Netzwerkes (Moskau) und ist ein eingetragener Verein mit Sitz in Berlin. Der deutsche Memorial-Verein wurde 1993 in Berlin zunächst als Förderverein für Memorial St. Petersburg gegründet und in den internationalen Memorial-Verband aufgenommen. 2001 wurde der Verein auf Grund seines erweiterten Aufgabenspektrums in Memorial Deutschland umbenannt. Im Jahr 2008 wurde auch in München eine Memorial-Gruppe gegründet.[41]
Memorial wurde vor 2012 von der US-amerikanischen Behörde United States Agency for International Development (USAID) gefördert, die 2012 ihr Büro in Moskau schließen musste.[42]
Bekannte Mitglieder
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Natalja Estemirowa (1958–2009), russische Historikerin, Journalistin und Menschenrechtsaktivistin (Tschetschenien)
- Swetlana Gannuschkina (* 1942), russische Mathematikerin und Menschenrechtlerin
- Sergei Kowaljow (1930–2021), russischer Biologe, Dissident und Politiker
- Lida Jusupowa (* 1961), russische Anwältin und Menschenrechtlerin (Tschetschenien)
- Elisa Mussajewa, tschetschenische Psychologin (Inguschetien)
- Oleg Orlow (* 1953), russischer Biologe
- Lew Ponomarjow (* 1941), russischer Politiker
- Juri Dmitrijew (* 1956), russischer Historiker und Menschenrechtler
- Ojub Titijew (* 1957), russischer Menschenrechtler (Tschetschenien)
- Ljudmila Michailowna Alexejewa (1927–2018), russische Historikerin und Menschenrechtsaktivistin und sowjetische Dissidentin.
- Arseni Roginski (1946–2017), Historiker, Gründungsmitglied und ehemaliger Vorstandsvorsitzender von Memorial International
- Irina Flige (* 1960), sowjetische bzw. russische Menschenrechtsaktivistin und Direktorin der St. Petersburger Geschäftsstelle
Auszeichnungen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- 2001: Erich-Maria-Remarque-Friedenspreis der Stadt Osnabrück
- 2002: Lew-Kopelew-Preis
- 2004: Right Livelihood Award (Alternativer Nobelpreis) für ihren Einsatz zur geschichtlichen Aufarbeitung und Respektierung der Menschenrechte[43]
- 2004: Nansen-Flüchtlingspreis des UN-Hochkommissars für Flüchtlingsfragen
- 2005: Max-van-der-Stoel-Preis des niederländischen Außenministeriums[44]
- 2008: Hermann-Kesten-Preis des deutschen PEN-Zentrums
- 2008: Preis der polnischen Katyń-Stiftung[45]
- 2009: Sacharow-Preis für geistige Freiheit des Europäischen Parlaments. Der Preis gehe stellvertretend an alle Menschenrechtsaktivisten in Russland, so Laudator Jerzy Buzek[46][47]
- 2009: Victor-Gollancz-Preis der Gesellschaft für bedrohte Völker
- 2010: „Für Verdienste beim Schutz der Menschenrechte“ des polnischen Beauftragten für Bürgerrechte[48][49]
- 2012: „Bewahrer des nationalen Gedächtnisses“ des polnischen Instituts für Nationales Gedenken[50]
- 2022: Theodor-Heuss-Preis der Theodor-Heuss-Stiftung[51]
- 2022: Karl-Wilhelm-Fricke-Preis[52]
- 2022: Sonderpreis des Bundesverbandes Deutscher Stiftungen für besonderen Einsatz für die Zivilgesellschaft[53]
- 2022: Friedensnobelpreis
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Evgenija Lezina: Memorial und seine Geschichte. Russlands historisches Gedächtnis. In: Osteuropa, 11-12/2014, ISBN 978-3-8305-3351-1, S. 165–176 (pdf).
- Irina Ščerbakova: Memorial unter Druck. Techniken des repressiven Staates in Russland. In: Osteuropa, 3–4/2020, S. 215–228.
- Memorial. Dokumentationen, Interviews, Kommentareinschätzungen und Umfragen zur erwarteten Auflösung, Rolle und Geschichte in Russland. Russland-Analysen Nr. 411, 16. Dezember 2021.
Dokumentarfilm
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Memorial International Website (englisch, russisch)
- Memorial Deutschland Website (deutsch)
- Manuela Putz: Memorial, in: dekoder.org, vom 24. November 2021, abgerufen am 29. Dezember 2021.
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ ПРАВОЗАЩИТА (offline), Memo.ru vom 5. März 2007, archiviert in der WaybackMachine ( vom 5. März 2007 im Internet Archive), abgerufen am 30. Dezember 2021.
- ↑ https://www.memo.ru/en-us/memorial/international-memorial-board/
- ↑ https://www.memorial.de/index.php/7609-jan-raczynski-ist-neuer-vorsitzender-von-memorial-international
- ↑ Gefängnisse und Lager im sowjetischen Herrschaftssystem. Abgerufen am 23. Februar 2022.
- ↑ Andrew Osborn, Mikhail Antonov: Russia shuts Memorial Human Rights Centre in 'one-two punch'. In: Reuters. 29. Dezember 2021 (reuters.com [abgerufen am 30. Dezember 2021]).
- ↑ Markus Wehner: Debatte über deutsch-russischen Dialog. In: FAZ.NET. 12. Oktober 2014, ISSN 0174-4909 (faz.net [abgerufen am 23. Februar 2024]).
- ↑ NGO-Durchsuchungen in Russland: Behörden legen „Memorial“ lahm. In: Die Tageszeitung: taz. 21. März 2013, ISSN 0931-9085 (taz.de [abgerufen am 23. Februar 2024]).
- ↑ Irina Scherbakowa im Gespräch mit Susanne Buckley-Zistel und Norbert Frei über Russland und die Menschenrechte. In: Quellen zur Geschichte der Menschenrechte. Arbeitskreis Menschenrechte im 20. Jahrhundert, 23. Juni 2016, archiviert vom (nicht mehr online verfügbar) am 22. Dezember 2016; abgerufen am 19. Dezember 2016.
- ↑ Russland: Repression und Integration. 12. November 2014, abgerufen am 23. Februar 2024.
- ↑ Menschenrechtsorganisation Memorial bleibt erhalten. Zeit Online, 28. Januar 2015, abgerufen am 5. Oktober 2016.
- ↑ Портал государственных услуг. 23. Dezember 2012, archiviert vom ; abgerufen am 23. Februar 2024.
- ↑ Russland stuft Menschenrechtsgruppe Memorial als „Agent“ ein. Deutsche Welle, 5. Oktober 2016, abgerufen am 5. Oktober 2016.
- ↑ Steinmeier würdigt Moskauer Menschenrechtler – DW – 25.10.2017. Abgerufen am 23. Februar 2024.
- ↑ Benjamin Triebe: Offensive gegen Bürgerrechtler in Tschetschenien. In: Neue Zürcher Zeitung. 21. Januar 2018, ISSN 0376-6829 (nzz.ch [abgerufen am 23. Februar 2024]).
- ↑ Без вести задержан. Чеченская полиция скрывает местонахождение руководителя грозненского представительства Правозащитного центра «Мемориал» Оюба Титиева. 10. Januar 2018, abgerufen am 23. Februar 2024 (russisch).
- ↑ Опознались! Дело Оюба Титиева: чтобы посадить врага Кадырова, следователю пришлось оговорить себя. 1. Februar 2018, abgerufen am 23. Februar 2024 (russisch).
- ↑ «Мемориал»: родственников задержанного чеченского правозащитника выгнали на улицу, отобрав ключи от дома. 11. Januar 2018, archiviert vom am 11. Januar 2018; abgerufen am 23. Februar 2024.
- ↑ «Независимому следователю в Чечне надо быть круглым сиротой». Адвокаты и коллеги Оюба Титиева рассказали о технологиях фабрикации его уголовного дела. 25. April 2018, abgerufen am 23. Februar 2024 (russisch).
- ↑ Чеченский стыд. Чтобы посадить правозащитника Оюба Титиева, полицейских заставляют притворяться умалишенными. 27. Juli 2018, abgerufen am 23. Februar 2024 (russisch).
- ↑ Solidarität mit russischer Nichtregierungsorganisation Memorial. In: DW.com (Deutsche Welle). 14. Dezember 2021, abgerufen am 16. Dezember 2021.
- ↑ Reinhard Veser: Ein Verbot mit großer Symbolwirkung. In: FAZ.net. 12. November 2021, abgerufen am 28. Dezember 2021.
- ↑ tagesschau.de: Aktuelle Nachrichten aus Europa. Abgerufen am 23. Februar 2024.
- ↑ Roman Goncharenko: Russlands Oberstes Gericht löst Menschenrechtsorganisation Memorial International auf. In: Deutsche Welle. 28. Dezember 2021, abgerufen am 28. Dezember 2021 (englisch).
- ↑ Memorial: Moskau löst Russlands bekannteste Menschenrechtsorganisation auf. In: Der Spiegel. 28. Dezember 2021, abgerufen am 28. Dezember 2021.
- ↑ Программа «Поддержка политзаключённых и других жертв политических репрессий». 27. September 2017, abgerufen am 23. Februar 2024.
- ↑ Zeitschrift OSTEUROPA: Zeitschrift OSTEUROPA. Abgerufen am 23. Februar 2024 (deutsch).
- ↑ Entsetzen nach Verbot der Menschenrechtsorganisation Memorial. In: Deutsche Welle. 28. Dezember 2021, abgerufen am 28. Dezember 2021 (englisch).
- ↑ Memorial Says Russian Supreme Court Rejects Appeal Of Closure Order. In: rferl.org. 22. März 2022, abgerufen am 17. Februar 2024 (englisch).
- ↑ Russland: Justiz entzieht Memorial seine Büros in Moskau. In: Der Spiegel. 7. Oktober 2022, ISSN 2195-1349 (spiegel.de [abgerufen am 7. Oktober 2022]).
- ↑ Russlands Justiz ordnet Beschlagnahmung von Memorial-Büros an. In: tagesschau.de. 7. Oktober 2022, abgerufen am 17. Februar 2024.
- ↑ Russisches Gericht entzieht Memorial Gebäude. In: FAZ. 8. Oktober 2022, abgerufen am 8. Oktober 2022.
- ↑ Verleihung des Friedensnobelpreises: Memorial-Chef berichtet von Druck russischer Behörden. In: Spiegel Online. 11. Dezember 2022, abgerufen am 17. Februar 2024.
- ↑ Menschenrechtler wieder in Tschetschenien. ( vom 19. Oktober 2014 im Internet Archive) Greenpeace-Magazin Online, 16. Dezember 2009.
- ↑ The List of Persons Recognized as Political Prisoners by Russia’s Memorial Human Rights Center. 22. Januar 2014, abgerufen am 23. Februar 2024 (amerikanisches Englisch).
- ↑ Symbolkräftiger Hungerstreik in Russland. NZZ, 29. Mai 2018, S. 3.
- ↑ Gefangen in Russland: Solidarität mit den politischen Gefangenen in Russland. Abgerufen am 1. August 2024 (deutsch).
- ↑ Dernière adresse connue... au temps de la terreur stalinienne. In: Le Monde.fr. 16. Februar 2015 (lemonde.fr [abgerufen am 23. Februar 2024]).
- ↑ Сергей Пархоменко – Суть событий – Эхо Москвы, 22.12.2017. 24. Dezember 2017, archiviert vom am 24. Dezember 2017; abgerufen am 23. Februar 2024.
- ↑ Home. Abgerufen am 5. April 2022.
- ↑ Russische NGO Memorial zieht nicht nach Prag um. 11. Oktober 2016, abgerufen am 23. Februar 2024.
- ↑ Home. Abgerufen am 23. Februar 2024.
- ↑ als/dpa: USAID-Rückzug: Russland wettert gegen US-Behörde. In: Spiegel Online. 19. September 2012, abgerufen am 27. Januar 2024.
- ↑ Memorial ( vom 10. März 2005 im Internet Archive) Right Livelihood Award 2004
- ↑ Max van der Stoel-Preis an Memorial verliehen ( vom 17. Oktober 2016 im Internet Archive) Memorial.de
- ↑ Bild. Abgerufen am 23. Februar 2024.
- ↑ Sacharow-Preis ehrt russische Menschenrechtler. 19. Dezember 2009, archiviert vom ; abgerufen am 23. Februar 2024.
- ↑ Sacharow-Preis: Sacharow-Preis für russische Menschenrechtsorganisation – NZZ. In: www.nzz.ch. 27. November 2015, archiviert vom am 27. November 2015; abgerufen am 23. Februar 2024.
- ↑ Honorowa Odznaka „Za Zasługi dla Ochrony Praw Człowieka” dla Olega Zakirowowa ( vom 7. April 2016 im Internet Archive). Dom Wydawniczy Rebis, 10. März 2010.
- ↑ Biuletyn Informacji Publicznej RPO | Rzecznik Praw Obywatelskich. Abgerufen am 23. Februar 2024.
- ↑ „Hohe polnische Auszeichnung für Memorial International in Warschau“ ( vom 17. Oktober 2016 im Internet Archive)
- ↑ Stuttgarter Zeitung, Stuttgart Germany: Russische Menschenrechtsorganisation: Memorial erhält Heuss-Preis. Abgerufen am 23. Februar 2024.
- ↑ Karl-Wilhelm-Fricke-Preis für Memorial - Kulturnachrichten - Kultur - WDR. 17. Juni 2022, archiviert vom ; abgerufen am 23. Februar 2024.
- ↑ Pressemitteilungen | MEMORIAL International erhält Sonderpreis des Bundesverbandes Deutscher Stiftungen. Abgerufen am 23. Februar 2024.
- Memorial (Menschenrechtsorganisation)
- Menschenrechtsorganisation
- Opferhilfeverband
- Wohlfahrtsorganisation
- Organisation (Moskau)
- In Russland verbotene Organisation
- Friedensnobelpreisträger
- Aufarbeitung der kommunistischen Gewaltherrschaft
- Träger des Right Livelihood Award
- Träger des Sacharow-Preises
- Träger des Bruno-Kreisky-Preises für Verdienste um die Menschenrechte
- Gegründet 1989
- Andrei Dmitrijewitsch Sacharow