„Tyndareos“ – Versionsunterschied
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Tyndareos’ Frau Leda wurde von [[Zeus]] verführt, der sich selbst als [[Schwäne|Schwan]] tarnte. Sie legte zwei Eier, aus jedem krochen zwei Kinder: aus einem Ei Pollux und Helena, sie waren die Kinder des Zeus, aus dem anderen Kastor und Klytaimnestra, die Kinder des Tyndareos. |
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== Flucht aus Sparta == |
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Tyndareos hatte einen Bruder, [[Hippokoon]], der die Macht ergriff und Tyndareos ins Exil zwang. Er wurde wieder eingesetzt durch [[Herakles]], der Hippokoon und dessen Sohn [[Lykon]] tötete. |
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Tyndareos war der Sohn des [[Oibalos (König von Sparta)|Oibalos]], des Königs von Sparta, und der [[Gorgophone (Tochter des Perseus)|Gorgophone]] oder der [[Nymphe]] [[Bateia (Najade)|Bateia]]. Nach anderer Überlieferung wird er als Sohn des [[Perieres (König von Sparta)|Perieres]] bezeichnet. Als Oibalos starb, folgte Tyndareos ihm auf den Thron. Kurze Zeit später wurden er und sein Bruder [[Ikarios]] von ihrem Halbbruder [[Hippokoon (König von Sparta)|Hippokoon]] aus Sparta vertrieben, der anschließend die Regierung übernahm. |
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== Im Exil == |
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Als [[Thyestes]] die Macht in [[Mykene]] ergriff, kamen die zwei abgesetzten Fürsten, [[Agamemnon]] und [[Menelaos]] nach Sparta. Tyndareos empfing sie und gab Agamemnon Klytaimnestra zur Frau. |
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Wohin Tyndareos und Ikarios flohen, wird verschieden angegeben: Entweder nach [[Pellana]] in [[Lakonien]] oder zu seinem Halbbruder [[Aphareus (Sohn des Perieres)|Aphareus]] nach Thalanae in [[Messenien]]. Die verbreitetste Version lässt sie zu [[Thestios]], dem König von [[Pleuron (Aitolien)|Pleuron]], gelangen. Sie standen ihm im Kampf gegen seinen Nachbarn bei und halfen ihm, [[Akarnanien]] zu erobern. Für die treuen Dienste erhielt Tyndareos Leda, des Königs Tochter, zur Frau. |
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Leda wurde von [[Zeus]] verführt, der sich die Gestalt eines Schwans gegeben hatte. Sie gebar eine Tochter und zwei Eier. Aus dem ersten Ei schlüpften Zwillinge – die [[Dioskuren]] Kastor und Polydeukes. Aus dem anderen [[Helena (Mythologie)|Helena]]. Diese drei Kinder waren von Zeus. Die Tochter, die zusammen mit den Eiern geboren wurde, war Klytaimnestra, die Tochter von Tyndareos. Weitere Kinder des Tyndareos und der Leda waren [[Phylonoe]] und [[Timandra (Tochter des Tyndareos)|Timandra]]. |
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⚫ | Als für Helena, die als schönste Frau der Welt galt, die Zeit gekommen war, zu heiraten, hielten viele griechische Könige und Fürsten persönlich oder durch Gesandte um ihre Hand an, darunter [[Odysseus]], [[Menestheus]], [[Ajax der Große]] |
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== Rückkehr nach Sparta == |
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⚫ | Tyndareos wollte keines der Geschenke akzeptieren, aber auch keinen der Freier wegschicken aus Angst, sie zu beleidigen und ihnen Gründe für einen Streit zu liefern. Odysseus versprach, das Problem in zufriedenstellender Weise zu lösen, falls Tyndareos ihn bei [[Penelope]] |
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Nachdem [[Herakles]] Hippokoon und dessen Söhne getötet hatte, wurde Tyndareos wieder als König eingesetzt. Seine Tochter Phylonoe wurde von [[Artemis]] unsterblich gemacht. Timandra verheiratete er mit [[Echemos]] und Klytaimnestra zunächst mit [[Tantalos (Sohn des Thyestes)|Tantalos]], dem Sohn des [[Thyestes]]. Als Thyestes die Macht in [[Mykene]] ergriff, kamen die zwei abgesetzten Fürsten, [[Agamemnon]] und [[Menelaos]] nach Sparta. Tyndareos empfing sie und half ihnen, Thyestes zu vertreiben. Agamemnon tötete Tantalos und dessen neugeborenen Sohn und heiratete Klytaimnestra. |
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⚫ | Tyndareos wollte keines der Geschenke akzeptieren, aber auch keinen der Freier wegschicken aus Angst, sie zu beleidigen und ihnen Gründe für einen Streit zu liefern. Odysseus versprach, das Problem in zufriedenstellender Weise zu lösen, falls Tyndareos ihn bei [[Penelope (Mythologie)|Penelope]], der Tochter des [[Ikarios]], unterstützen würde. Tyndareos stimmte bereitwillig zu und Odysseus schlug vor, dass alle Freier vor der Entscheidung einen feierlichen Eid schwören sollten, den ausgewählten Ehemann gegen jeden zu verteidigen, der mit ihm Streit anfange. Diese List hatte Erfolg, Helena und Menelaos wurden verheiratet. Aufgrund dieses Schwurs waren alle, die den Eid leisteten, verpflichtet, Menelaos zu unterstützen und sich am [[Trojanischer Krieg|Trojanischen Krieg]] zu beteiligen, nachdem Helena von [[Paris (Mythologie)|Paris]] entführt worden war. |
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Einige Jahre später kam [[Paris (Mythologie)|Paris]], ein [[Troja|trojanischer]] Prinz nach Sparta, um Helena zu heiraten, die ihm von [[Aphrodite]] versprochen worden war. Helena verliebte sich in ihn und folgte ihm freiwillig, ließ Menelaos und [[Hermione]], ihr neunjährige Tochter, zurück. |
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Menelaos’ Versuche, Helene zurückzubekommen, führten zum [[Trojanischer Krieg|Trojanischen Krieg]]. |
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== Quellen == |
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(Der [[Ilias]] folgend war Helena noch im zehnten Jahr des Trojanischen Kriegs in Unkenntnis über den Tod ihrer Brüder, da sie im Buch III nach ihnen unter den Griechen sucht und überrascht ist, sie nicht zu sehen. Dies legt nahe, dass Kastor und Pollux erst nach Helenas Abreise nach Troja, aber vor dem Krieg selbst, starben.) |
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* ''[[Bibliotheke des Apollodor]]'', 1, 87; 2, 145; 3, 117; 3, 121 - 126; 3, 131 - 132; 3, 137; 5, 15 - 16; 9, 25. |
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* [[Apollonios von Rhodos]], ''Argonautica'', 1, 146. |
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* [[Dictys Cretensis]], ''Ephemeris belli Troiani'', 1, 9. |
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* [[Herodot]], ''Historien'', 2, 112. |
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* [[Hesiod]], ''Eoien'', 23a, 7; 196, 7; 198, 1; 199, 8; 204, 21. |
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* [[Hyginus Mythographus]], ''[[Genealogiae|Fabulae]]'', 77 - 80; 92; 117; 119. |
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* [[Pausanias]], ''Reisen in Griechenland'', 1, 33, 7 - 8; 2, 18, 2 - 7; 3, 1, 4 - 5; 3, 12, 5; 3, 13, 1; 3, 13, 8; 3, 17, 4; 8, 5, 1; 8, 34, 4. |
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* [[Plutarch]], ''Theseus'', 31, 1. |
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* [[Strabon]], ''Geographica'', 461. |
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== Literatur == |
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'''Siehe auch:''' [[Portal:Mythologie]] |
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* {{Roscher|5|1406|1424|Tyndareos|[[Johannes Schmidt (Philologe, 1861)|Johannes Schmidt]]|}} |
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== Weblinks == |
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[[Kategorie:Griechische Mythologie]] |
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* {{Mythoskop|ID=w408}} |
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[[Kategorie:Mythologischer König (Sparta)]] |
Aktuelle Version vom 9. Februar 2025, 15:12 Uhr
Tyndareos (altgriechisch Τυνδάρεος Tyndáreos, attisch Τυνδάρεως Tyndáreōs; lateinisch Tyndareus) ist in der griechischen Mythologie ein König von Sparta, der Ehemann Ledas, Vater der Dioskuren Kastor und Polydeukes (lateinisch Castor und Pollux) sowie der Klytaimnestra, der Helena und der Phoibe.
Flucht aus Sparta
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Tyndareos war der Sohn des Oibalos, des Königs von Sparta, und der Gorgophone oder der Nymphe Bateia. Nach anderer Überlieferung wird er als Sohn des Perieres bezeichnet. Als Oibalos starb, folgte Tyndareos ihm auf den Thron. Kurze Zeit später wurden er und sein Bruder Ikarios von ihrem Halbbruder Hippokoon aus Sparta vertrieben, der anschließend die Regierung übernahm.
Im Exil
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Wohin Tyndareos und Ikarios flohen, wird verschieden angegeben: Entweder nach Pellana in Lakonien oder zu seinem Halbbruder Aphareus nach Thalanae in Messenien. Die verbreitetste Version lässt sie zu Thestios, dem König von Pleuron, gelangen. Sie standen ihm im Kampf gegen seinen Nachbarn bei und halfen ihm, Akarnanien zu erobern. Für die treuen Dienste erhielt Tyndareos Leda, des Königs Tochter, zur Frau.
Leda wurde von Zeus verführt, der sich die Gestalt eines Schwans gegeben hatte. Sie gebar eine Tochter und zwei Eier. Aus dem ersten Ei schlüpften Zwillinge – die Dioskuren Kastor und Polydeukes. Aus dem anderen Helena. Diese drei Kinder waren von Zeus. Die Tochter, die zusammen mit den Eiern geboren wurde, war Klytaimnestra, die Tochter von Tyndareos. Weitere Kinder des Tyndareos und der Leda waren Phylonoe und Timandra.
Rückkehr nach Sparta
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Nachdem Herakles Hippokoon und dessen Söhne getötet hatte, wurde Tyndareos wieder als König eingesetzt. Seine Tochter Phylonoe wurde von Artemis unsterblich gemacht. Timandra verheiratete er mit Echemos und Klytaimnestra zunächst mit Tantalos, dem Sohn des Thyestes. Als Thyestes die Macht in Mykene ergriff, kamen die zwei abgesetzten Fürsten, Agamemnon und Menelaos nach Sparta. Tyndareos empfing sie und half ihnen, Thyestes zu vertreiben. Agamemnon tötete Tantalos und dessen neugeborenen Sohn und heiratete Klytaimnestra.
Als für Helena, die als schönste Frau der Welt galt, die Zeit gekommen war, zu heiraten, hielten viele griechische Könige und Fürsten persönlich oder durch Gesandte um ihre Hand an, darunter Odysseus, Menestheus, Ajax der Große, Patroklos und Idomeneus, ihr Favorit aber war Menelaos, der, einigen Quellen zufolge, nicht selbst gekommen war, sondern durch seinen Bruder Agamemnon vertreten wurde. Alle brachten viele, reiche Geschenke mit sich – außer Odysseus.
Tyndareos wollte keines der Geschenke akzeptieren, aber auch keinen der Freier wegschicken aus Angst, sie zu beleidigen und ihnen Gründe für einen Streit zu liefern. Odysseus versprach, das Problem in zufriedenstellender Weise zu lösen, falls Tyndareos ihn bei Penelope, der Tochter des Ikarios, unterstützen würde. Tyndareos stimmte bereitwillig zu und Odysseus schlug vor, dass alle Freier vor der Entscheidung einen feierlichen Eid schwören sollten, den ausgewählten Ehemann gegen jeden zu verteidigen, der mit ihm Streit anfange. Diese List hatte Erfolg, Helena und Menelaos wurden verheiratet. Aufgrund dieses Schwurs waren alle, die den Eid leisteten, verpflichtet, Menelaos zu unterstützen und sich am Trojanischen Krieg zu beteiligen, nachdem Helena von Paris entführt worden war.
Nach Tyndareos Tod wurde Menelaos König von Sparta, da die einzigen männlichen Erben, Kastor und Pollux gestorben und in den Olymp aufgestiegen waren. Tyndareos Grabmal befand sich auf der Akropolis von Sparta.
Quellen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Bibliotheke des Apollodor, 1, 87; 2, 145; 3, 117; 3, 121 - 126; 3, 131 - 132; 3, 137; 5, 15 - 16; 9, 25.
- Apollonios von Rhodos, Argonautica, 1, 146.
- Dictys Cretensis, Ephemeris belli Troiani, 1, 9.
- Herodot, Historien, 2, 112.
- Hesiod, Eoien, 23a, 7; 196, 7; 198, 1; 199, 8; 204, 21.
- Hyginus Mythographus, Fabulae, 77 - 80; 92; 117; 119.
- Pausanias, Reisen in Griechenland, 1, 33, 7 - 8; 2, 18, 2 - 7; 3, 1, 4 - 5; 3, 12, 5; 3, 13, 1; 3, 13, 8; 3, 17, 4; 8, 5, 1; 8, 34, 4.
- Plutarch, Theseus, 31, 1.
- Strabon, Geographica, 461.
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Johannes Schmidt: Tyndareos. In: Wilhelm Heinrich Roscher (Hrsg.): Ausführliches Lexikon der griechischen und römischen Mythologie. Band 5, Leipzig 1924, Sp. 1406–1424 (Digitalisat).
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Vorgänger | Amt | Nachfolger |
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Oibalos | König von Sparta 13. Jahrh. v. Chr. 1. Regierungsperiode (fiktive Chronologie) | Hippokoon |
Hippokoon | König von Sparta 13. Jahrh. v. Chr. 2. Regierungsperiode (fiktive Chronologie) | Menelaos |