Zum Inhalt springen

„Schlampe“ – Versionsunterschied

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
[ungesichtete Version][gesichtete Version]
Inhalt gelöscht Inhalt hinzugefügt
RapP (Diskussion | Beiträge)
 
(290 dazwischenliegende Versionen von mehr als 100 Benutzern, die nicht angezeigt werden)
Zeile 1: Zeile 1:
'''Schlampe''' bezeichnet umgangssprachlich [[Pejorativum|abwertend]] eine „unordentliche, in ihrem Äußeren nachlässige und ungepflegte weibliche Person; schlampige Frau“ sowie eine Frau, „deren Lebensführung als unmoralisch angesehen wird“.<ref name="Duden_Schlampe">[https://www.duden.de/rechtschreibung/Schlampe ''Schlampe''], duden.de, abgerufen am 31. Juli 2013.</ref> Mit '''Schlamper'''<ref>[https://www.duden.de/rechtschreibung/Schlamper ''Schlamper''] in duden.de, abgerufen am 22. September 2014</ref> oder ''[[Schlunz]]'' existieren auch Begriffe mit ähnlicher Bedeutung für eine unordentliche männliche Person, die aber weitaus weniger geläufig sind und ohne sexuellen Kontext verwendet werden.
{{Dieser Artikel|beschäftigt sich mit dem Beleidigungsbegriff "-Schlampe-". In der Bedeutung für das Kartenspiel "Arschloch", siehe [[Arschloch (Kartenspiel)]].}}
'''Schlampe''' ist im heutigen [[Deutsche Sprache|Deutsch]] ein stark abwertendes [[Schimpfwort]] für [[Promiskuität|promiske]] Frauen, seltener auch in ähnlich abwertender Bedeutung für entsprechende Männer. Das Wort „Schlampe“ basiert auf der Wortfamilie „schlampen“ ([[Verb]]), „Schlamperei“, „Schlampigkeit“ ([[Substantiv]]) und „schlampig“ ([[Adjektiv]]). Damit wird im süd- und schweizerdeutschen Sprachraum eine flüchtig, unordentlich geleistete Arbeit, auch eine nachlässig gepflegte Person oder ein unordentliches Umfeld bezeichnet.


== Etymologie ==
Ursprünglich hatte dieses Wort keinerlei sexuelle [[Konnotation]]en, in der männlichen Form „Schlamper“ ist das auch heute häufig nicht der Fall; diese (zusätzlich) in dieser Richtung abwertende Bedeutung ist vor allem der oben genannten Variante zueigen. Diese wird noch verschärft, da noch mehr „von der Norm abweichend“, wenn dieses „weibliche“ Attribut einem Mann nachgesagt wird.
Das Wort „Schlampe“ basiert auf der Wortfamilie „schlampen“ ([[Verb]]), „Schlamperei“, „Schlampigkeit“ ([[Substantiv]]) und „schlampig“ ([[Adjektiv]]). Damit wird eine flüchtig, unordentlich geleistete Arbeit, auch eine nachlässig gepflegte Person oder ein unordentliches Umfeld bezeichnet. Davon abgeleitet wird im 19. Jahrhundert das Wort ''Schlampe'' oder ''Schlumpe'' für ein schlotteriges (und daher aufreizendes, weil leicht zu entledigendes) Kleidungsstück, insbesondere ein Nachthemd für Frauen (''Nachtschlumpe''), worauf das hier behandelte [[Pejorativ]] für Frauen basiert. Im [[Deutsches Wörterbuch|Deutschen Wörterbuch]] von 1899 steht, dass „die schlampe (…) eigentlich der schlotternde, unordentlich herabhängende weiberrock (ist)“ und „dann übertragen auf die personen: nachlässig gekleidet, unordentlich, schmutzig einhergehen, auch faul, nachlässig, müszig, mit schleppendem gange einher gehen, lüderlich sich herum treiben: den ganzen tag im hause, auf der strasze herumschlampen“.<ref>Deutsches Wörterbuch, Band 9 (1899), Sp. 434–439.</ref>


[[Universal-Lexikon der Gegenwart und Vergangenheit|Pierer’s Universal-Lexikon]] nannte 1859 neben „eine in Kleidung u. Betragen liederliche Weibsperson“ die Bedeutungen in der [[Jägersprache]] ''Geschlampe'' für eine Nahrung aus Brot und Wasser für Jagdhunde sowie eine „unreinlich zubereitete kraftlose Speise“.<ref>Pierer’s Universal-Lexikon, Band 15. Altenburg 1862, S. 214, [http://www.zeno.org/nid/20010849904 online] in [[zeno.org]], abgerufen am 23. Juli 2013.</ref> Ferner handelte es sich um einen Fachbegriff in der [[Ethanol|Spiritusfabrikation]].<ref>Lueger, Otto: Lexikon der gesamten Technik und ihrer Hilfswissenschaften, Bd. 7 Stuttgart, Leipzig 1909., S. 699, [http://www.zeno.org/nid/20006121063 online] in zeno.org, abgerufen am 23. Juli 2013.</ref> Ebenso führt das [[Deutsches Wörterbuch|Deutsche Wörterbuch]] der [[Brüder Grimm]] auf: „schlampe und schlämpe, auch schlempe geschrieben, dünnbreiiges futter für kühe, schweine, hunde, dann verächtlich von einem für menschen bestimmten schlechten breie, einer dünnen, kraftlosen suppe, auch von fadem kaffee und schlechtem biere. […] schlampe, eine dicke hundssuppe von brod und wasser eingerühret. […] schlempe, rückstand beim branntweinbrennen, als viehfutter benutzt.“<ref>[http://woerterbuchnetz.de/DWB/?lemid=GS10312 ''Schlampe''] in Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm, Bd. 15, Sp. 438 bis 439, [http://woerterbuchnetz.de/DWB/?lemid=GS10312 online] im Wörterbuchnetz, abgerufen am 23. Juli 2013.</ref>
Im Alltag wird „Schlampe“ unter [[schwul|homosexuellen Männern]] durchaus anerkennend gebraucht. Gemeint ist hier die Eigenschaft, auf viele potentielle Partner anziehend zu wirken und davon zu profitieren, gleich welcher Art. Diese Umdeutung hat wohl ihren Ursprung darin, dass "[[promisk]]es" Verhalten nicht per se verurteilt wird, sondern als Bereicherung verstanden werden darf.


Das etymologische Wörterbuch nach Pfeiffer stellt fest, dass ''Schlampe'' für eine ‘unordentliche, nachlässige, ungepflegte Frau’ bereits im 17. Jahrhundert gebildet wurde, zu dem Verb ''schlampen'' ‘lose und nachlässig herabhängen, (um den Körper) schlenkern’. Im 15. Jahrhundert bedeutete im Frühneuhochdeutschen ''schlampen'' ‘schlaff herabhängen’. Sowohl Substantiv wie auch Verb „gehören zu einer vor allem in den Mundarten verbreiteten und [[Semantik|semantisch]] weiterentwickelten Wortgruppe“, wie „''schlampen'' ‘nachlässig gehen, sich herumtreiben, gierig und geräuschvoll essen’, ''Schlamp'' ‘Schleppe (am Kleid), Schwelgerei, Gelage, nachlässiger, ungepflegter Mensch’.“ Des Weiteren ist ein Zusammenhang mit ''Schlamm'' und eine „Rückführung auf ie. *(s)lemb(h)-, die nasalierte Form der unter Lappen genannten Wurzel ie. *lē̌b-, *lō̌b-, *lā̌b- ‘schlaff herabhängen(d)’, die hier, wie auch in ''schlafen'', ''schlaff'', ''schlapp'' […], mit anlautendem s- auftritt“ wahrscheinlich.<ref>[http://www.dwds.de/?qu=Schlampe ''Schlampe''], Etymologisches Wörterbuch nach Pfeifer in [[DWDS]], abgerufen am 23. Juli 2013.</ref>
Analog zu Wörtern wie [[Queer]], [[lesbisch]], und [[schwul]] haben sich seit 1999 im deutschprachigen Raum überwiegend lesbische Frauen, welche in nichtmonogame Beziehungen leben ([[Polyamorie]]), den Begriff angeeignet und eine politische Plattform, die [[Schlampagne]] gegründet, welche das Wort selbstbewußt verwendet. Dies entspricht der Verwendung des Wortes "[[:en:The Ethical Slut|Slut]]" in der englischen [[:en:Polyamory|Polyamory]]-Subkultur.


Der [[Duden]] nennt als Synonyme „(mitteldeutsch und norddeutsch salopp abwertend) ''Schlunze''; (landschaftlich) ''Schluse'', ''Vettel'', ''Zottel''; (landschaftlich abwertend) ''Lusche'', ''Schlampampe''; (landschaftlich umgangssprachlich abwertend) ''Ruschel''; (landschaftlich, besonders süddeutsch) ''Stranze''; (landschaftlich veraltend) ''Strunze''“.<ref name="Duden_Schlampe" />
Die üblichere Verwendung für „Schlamper“ (auch: Schlampermäppchen) jedoch ist die Bezeichnung eines [[Zylinder (Geometrie)|zylinderförmigen]], ca. 21 cm langen Stiftemäppchens mit einem längsseitigen [[Reißverschluss]], welches (an Stelle einer [[Federtasche]]) zumeist bei Schülern und Studenten in Gebrauch ist.


Literarisch verwendet wurde die Figur ''Frau Schlampampe'' in zwei Satiren von [[Christian Reuter (Schriftsteller)|Christian Reuter]], das daraufhin zu einem geflügelten Wort wurde.<ref> Kluge: Etymologisches Wörterbuch der deutschen Sprache, Walter de Gruyter 1967, S. 653;
Dana Rosa ist eine andere Bezeichnung für Schlampe. Welche von der Jugend häufig verwendet wird.
[https://books.google.de/books?id=IBHnBQAAQBAJ&pg=PA653&dq=Schlampe+Schimpfwort&hl=de&sa=X&ved=0ahUKEwjewLLs8bTMAhWMDSwKHcxjDFU4ZBDoAQgnMAI#v=onepage&q=Schlampe%20Schimpfwort&f=false online] in [[Google Bücher]]</ref>

== Verwendung in sexueller Konnotation ==
Ursprünglich hatte dieses Schimpfwort keine sexuelle [[Konnotation]], sondern bezog sich hauptsächlich auf die Haushaltsführung, das Verhalten oder das äußerliche Erscheinungsbild einer Frau. Abgeleitet davon gab es bezüglich der ungeordneten Lebensweise eine Bedeutungserweiterung Richtung eines ungeordneten Liebeslebens und damit einer vermuteten [[Promiskuität]].<ref>[[Wolfgang Seidel (Autor)|Wolfgang Seidel]]: ''Die alte Schachtel ist nicht aus Pappe: Was hinter unseren Wörtern steckt''; dtv 2012 [https://books.google.de/books?id=KIj1xXhVgzwC&lpg=PT144&dq=Schlampe%20Schimpfwort&hl=de&pg=PT143#v=onepage&q=Schlampe%20Schimpfwort&f=false online] in Google Bücher</ref> So wurde etwa schon in Wörterbüchern Anfang der 1900er Jahre ''Schlampe'' als „nachlässige, [[Indolenz|indolente]] Weibsperson, meist auch sittlich anrüchig“ bezeichnet.<ref>[[Ernst Tappolet]]: ''Die alemannischen Lehnwörter in den Mundarten der französischen Schweiz, Bände 1-2; K.&nbsp;J. Trübner, 1914'', [https://books.google.de/books?id=VtE4AQAAMAAJ&q=Schlampe+Schimpfwort&dq=Schlampe+Schimpfwort&hl=de&sa=X&ved=0ahUKEwjTjIfg6bTMAhVFWiwKHYRNDp84HhDoAQg2MAY online] in [[Google Bücher]]</ref>

In der heutigen [[Umgangssprache]], wie auch in der [[Jugendsprache]], wird es für eine Frau bzw. ein Mädchen mit einem realen oder angenommenen [[Promiskuität|promiskuitiven]] Lebenswandel genutzt und ersetzt damit das im Deutschen inzwischen veraltete Wort '''Flittchen'''. Es hat sich eingebürgert als Übersetzung für das englische „[[bitch]]“ oder „slut“. Während die Wörter ''Schlampe'' und ''Flittchen'' einen eher lustorientierten Lebenswandel mit häufig wechselnden Geschlechtspartnern beschreiben, unterstellen die Wörter [[Nutte]] und [[Hure]] demgegenüber gewerbsmäßige [[Prostitution]], wobei die Grenze je nach moralischem Werteverständnis fließend ist. Insbesondere unter gleichaltrigen Mädchen wird das Wort ''Schlampe'' zur Rufschädigung als starkes Schimpfwort für Mädchen oder Frauen, die nicht den sexuellen Normvorstellungen entsprechen, verwendet. Im feministischen Diskurs wird kritisiert, dass es dazu kein männliches [[Pendant]] gibt. Nach [[Erwin J. Haeberle|Haeberle]] werden auch heute noch häufig wechselnde Sexualpartner bei Frauen und Männern unterschiedlich beurteilt, was als Anzeichen eines [[Patriarchat (Soziologie)|patriarchalischen]] Gesellschaftssystems gilt.<ref>Rahel Heeg: ''Mädchen und Gewalt: Bedeutungen physischer Gewaltausübung für weibliche Jugendliche'', Springer 2009, [https://books.google.de/books?id=kC2th1TnDQYC&lpg=PA202&dq=Schlampe%20Schimpfwort&hl=de&pg=PA202#v=onepage&q=Schlampe%20Schimpfwort&f=false Google Bücher]</ref>

Analog zu Wörtern wie ''[[Queer]]'', ''[[lesbisch]]'' und ''[[schwul]]'' haben sich seit 1999 im deutschsprachigen Raum überwiegend homosexuelle Frauen, welche in nicht[[Monogamie|monogamen]] Beziehungen leben ([[Polyamory]]), den Begriff angeeignet und eine politische Plattform, die [[Lebensformenpolitik#Theoretischer Ansatz|Schlampagne]]“, gegründet, welche das Wort selbstbewusst als [[Geusenwort]] verwendet. Dies entspricht der Verwendung des Wortes „slut“ in der angloamerikanischen Polyamory-Subkultur. Aufgrund des durch [[Vergewaltigungsmythos|Vergewaltigungsmythen]] resultierenden [[Täter-Opfer-Umkehr]] entwickelten sich 2011 von Kanada aus international organisierte [[Slutwalk]]s.

In der [[öffentliche Meinung|öffentlichen Wahrnehmung]] trugen zudem Lieder wie ''[[Schlampenfieber]]'' (1992) und ''[[Die Schlampen sind müde]]'' (1997) des Gesangsduos [[Rosenstolz]] oder die Namensgebung von Künstlern wie den ''[[Die Fabulösen Thekenschlampen|Fabulösen Thekenschlampen]]'' zum Prozess einer [[Semantik|semantischen]] Erweiterung und [[Differenzierung (Soziologie)|differenzierteren]] Sichtweise bei. In deren Liedern finden sich in Bezug auf ''Schlampe'' keine eindeutigen Festlegungen zum Geschlecht in Form [[Sexuelle Orientierung|sexueller Orientierung]].

[[File:Etui.jpg|thumb|Ein Schlamper&shy;mäppchen]]
== Weitere Bedeutung ==
Eine besondere Form des [[Federmäppchen]]s, in dem die Schreibutensilien unsortiert aufbewahrt werden, wird umgangssprachlich ebenfalls als ''Schlamper'' oder ''Schlampermäppchen'' bezeichnet.<ref>''[https://www.duden.de/rechtschreibung/Schlampermaeppchen Schlampermäppchen]''. In: duden.de, abgerufen am 30. Juni 2020.</ref><ref>''[http://www.wissen.de/rechtschreibung/schlamper Schlamper]''. In: wissen.de, abgerufen am 30. Juni 2020.</ref>


== Weblinks ==
== Weblinks ==
{{Wiktionary}}


== Einzelnachweise ==
[http://www.graswurzel.net/245/wortlos.shtml Erklärung zur Verwendung des Begriffs durch nichtmonogam lebende Frauen]
<references />


[[Kategorie:Schimpfwort]]
[[Kategorie:Schimpfwort (Frau)]]
[[Kategorie:Sexualität]]
[[Kategorie:Sexualgeschichte]]
[[Kategorie:Matriarchatsforschung]]
[[Kategorie:Personenbezeichnung (Sexualität)]]
[[Kategorie:Homosexualität]]

Aktuelle Version vom 19. Dezember 2023, 18:15 Uhr

Schlampe bezeichnet umgangssprachlich abwertend eine „unordentliche, in ihrem Äußeren nachlässige und ungepflegte weibliche Person; schlampige Frau“ sowie eine Frau, „deren Lebensführung als unmoralisch angesehen wird“.[1] Mit Schlamper[2] oder Schlunz existieren auch Begriffe mit ähnlicher Bedeutung für eine unordentliche männliche Person, die aber weitaus weniger geläufig sind und ohne sexuellen Kontext verwendet werden.

Etymologie

Das Wort „Schlampe“ basiert auf der Wortfamilie „schlampen“ (Verb), „Schlamperei“, „Schlampigkeit“ (Substantiv) und „schlampig“ (Adjektiv). Damit wird eine flüchtig, unordentlich geleistete Arbeit, auch eine nachlässig gepflegte Person oder ein unordentliches Umfeld bezeichnet. Davon abgeleitet wird im 19. Jahrhundert das Wort Schlampe oder Schlumpe für ein schlotteriges (und daher aufreizendes, weil leicht zu entledigendes) Kleidungsstück, insbesondere ein Nachthemd für Frauen (Nachtschlumpe), worauf das hier behandelte Pejorativ für Frauen basiert. Im Deutschen Wörterbuch von 1899 steht, dass „die schlampe (…) eigentlich der schlotternde, unordentlich herabhängende weiberrock (ist)“ und „dann übertragen auf die personen: nachlässig gekleidet, unordentlich, schmutzig einhergehen, auch faul, nachlässig, müszig, mit schleppendem gange einher gehen, lüderlich sich herum treiben: den ganzen tag im hause, auf der strasze herumschlampen“.[3]

Pierer’s Universal-Lexikon nannte 1859 neben „eine in Kleidung u. Betragen liederliche Weibsperson“ die Bedeutungen in der Jägersprache Geschlampe für eine Nahrung aus Brot und Wasser für Jagdhunde sowie eine „unreinlich zubereitete kraftlose Speise“.[4] Ferner handelte es sich um einen Fachbegriff in der Spiritusfabrikation.[5] Ebenso führt das Deutsche Wörterbuch der Brüder Grimm auf: „schlampe und schlämpe, auch schlempe geschrieben, dünnbreiiges futter für kühe, schweine, hunde, dann verächtlich von einem für menschen bestimmten schlechten breie, einer dünnen, kraftlosen suppe, auch von fadem kaffee und schlechtem biere. […] schlampe, eine dicke hundssuppe von brod und wasser eingerühret. […] schlempe, rückstand beim branntweinbrennen, als viehfutter benutzt.“[6]

Das etymologische Wörterbuch nach Pfeiffer stellt fest, dass Schlampe für eine ‘unordentliche, nachlässige, ungepflegte Frau’ bereits im 17. Jahrhundert gebildet wurde, zu dem Verb schlampen ‘lose und nachlässig herabhängen, (um den Körper) schlenkern’. Im 15. Jahrhundert bedeutete im Frühneuhochdeutschen schlampen ‘schlaff herabhängen’. Sowohl Substantiv wie auch Verb „gehören zu einer vor allem in den Mundarten verbreiteten und semantisch weiterentwickelten Wortgruppe“, wie „schlampen ‘nachlässig gehen, sich herumtreiben, gierig und geräuschvoll essen’, Schlamp ‘Schleppe (am Kleid), Schwelgerei, Gelage, nachlässiger, ungepflegter Mensch’.“ Des Weiteren ist ein Zusammenhang mit Schlamm und eine „Rückführung auf ie. *(s)lemb(h)-, die nasalierte Form der unter Lappen genannten Wurzel ie. *lē̌b-, *lō̌b-, *lā̌b- ‘schlaff herabhängen(d)’, die hier, wie auch in schlafen, schlaff, schlapp […], mit anlautendem s- auftritt“ wahrscheinlich.[7]

Der Duden nennt als Synonyme „(mitteldeutsch und norddeutsch salopp abwertend) Schlunze; (landschaftlich) Schluse, Vettel, Zottel; (landschaftlich abwertend) Lusche, Schlampampe; (landschaftlich umgangssprachlich abwertend) Ruschel; (landschaftlich, besonders süddeutsch) Stranze; (landschaftlich veraltend) Strunze“.[1]

Literarisch verwendet wurde die Figur Frau Schlampampe in zwei Satiren von Christian Reuter, das daraufhin zu einem geflügelten Wort wurde.[8]

Verwendung in sexueller Konnotation

Ursprünglich hatte dieses Schimpfwort keine sexuelle Konnotation, sondern bezog sich hauptsächlich auf die Haushaltsführung, das Verhalten oder das äußerliche Erscheinungsbild einer Frau. Abgeleitet davon gab es bezüglich der ungeordneten Lebensweise eine Bedeutungserweiterung Richtung eines ungeordneten Liebeslebens und damit einer vermuteten Promiskuität.[9] So wurde etwa schon in Wörterbüchern Anfang der 1900er Jahre Schlampe als „nachlässige, indolente Weibsperson, meist auch sittlich anrüchig“ bezeichnet.[10]

In der heutigen Umgangssprache, wie auch in der Jugendsprache, wird es für eine Frau bzw. ein Mädchen mit einem realen oder angenommenen promiskuitiven Lebenswandel genutzt und ersetzt damit das im Deutschen inzwischen veraltete Wort Flittchen. Es hat sich eingebürgert als Übersetzung für das englische „bitch“ oder „slut“. Während die Wörter Schlampe und Flittchen einen eher lustorientierten Lebenswandel mit häufig wechselnden Geschlechtspartnern beschreiben, unterstellen die Wörter Nutte und Hure demgegenüber gewerbsmäßige Prostitution, wobei die Grenze je nach moralischem Werteverständnis fließend ist. Insbesondere unter gleichaltrigen Mädchen wird das Wort Schlampe zur Rufschädigung als starkes Schimpfwort für Mädchen oder Frauen, die nicht den sexuellen Normvorstellungen entsprechen, verwendet. Im feministischen Diskurs wird kritisiert, dass es dazu kein männliches Pendant gibt. Nach Haeberle werden auch heute noch häufig wechselnde Sexualpartner bei Frauen und Männern unterschiedlich beurteilt, was als Anzeichen eines patriarchalischen Gesellschaftssystems gilt.[11]

Analog zu Wörtern wie Queer, lesbisch und schwul haben sich seit 1999 im deutschsprachigen Raum überwiegend homosexuelle Frauen, welche in nichtmonogamen Beziehungen leben (Polyamory), den Begriff angeeignet und eine politische Plattform, die „Schlampagne“, gegründet, welche das Wort selbstbewusst als Geusenwort verwendet. Dies entspricht der Verwendung des Wortes „slut“ in der angloamerikanischen Polyamory-Subkultur. Aufgrund des durch Vergewaltigungsmythen resultierenden Täter-Opfer-Umkehr entwickelten sich 2011 von Kanada aus international organisierte Slutwalks.

In der öffentlichen Wahrnehmung trugen zudem Lieder wie Schlampenfieber (1992) und Die Schlampen sind müde (1997) des Gesangsduos Rosenstolz oder die Namensgebung von Künstlern wie den Fabulösen Thekenschlampen zum Prozess einer semantischen Erweiterung und differenzierteren Sichtweise bei. In deren Liedern finden sich in Bezug auf Schlampe keine eindeutigen Festlegungen zum Geschlecht in Form sexueller Orientierung.

Ein Schlamper­mäppchen

Weitere Bedeutung

Eine besondere Form des Federmäppchens, in dem die Schreibutensilien unsortiert aufbewahrt werden, wird umgangssprachlich ebenfalls als Schlamper oder Schlampermäppchen bezeichnet.[12][13]

Wiktionary: Schlampe – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelnachweise

  1. a b Schlampe, duden.de, abgerufen am 31. Juli 2013.
  2. Schlamper in duden.de, abgerufen am 22. September 2014
  3. Deutsches Wörterbuch, Band 9 (1899), Sp. 434–439.
  4. Pierer’s Universal-Lexikon, Band 15. Altenburg 1862, S. 214, online in zeno.org, abgerufen am 23. Juli 2013.
  5. Lueger, Otto: Lexikon der gesamten Technik und ihrer Hilfswissenschaften, Bd. 7 Stuttgart, Leipzig 1909., S. 699, online in zeno.org, abgerufen am 23. Juli 2013.
  6. Schlampe in Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm, Bd. 15, Sp. 438 bis 439, online im Wörterbuchnetz, abgerufen am 23. Juli 2013.
  7. Schlampe, Etymologisches Wörterbuch nach Pfeifer in DWDS, abgerufen am 23. Juli 2013.
  8. Kluge: Etymologisches Wörterbuch der deutschen Sprache, Walter de Gruyter 1967, S. 653; online in Google Bücher
  9. Wolfgang Seidel: Die alte Schachtel ist nicht aus Pappe: Was hinter unseren Wörtern steckt; dtv 2012 online in Google Bücher
  10. Ernst Tappolet: Die alemannischen Lehnwörter in den Mundarten der französischen Schweiz, Bände 1-2; K. J. Trübner, 1914, online in Google Bücher
  11. Rahel Heeg: Mädchen und Gewalt: Bedeutungen physischer Gewaltausübung für weibliche Jugendliche, Springer 2009, Google Bücher
  12. Schlampermäppchen. In: duden.de, abgerufen am 30. Juni 2020.
  13. Schlamper. In: wissen.de, abgerufen am 30. Juni 2020.