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„Jovian“ – Versionsunterschied

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'''Flavius Jovianus''' (* [[331]] in [[Belgrad]]; † [[17. Februar]] [[364]] in [[Dadastana]], [[Türkei]]), kurz '''Jovian''', war Nachfolger [[Julian Apostata]]s als [[Kaiser]] im [[Römisches Reich|römischen Reich]]. Er regierte von [[363]] bis [[364]].
'''Flavius Iovianus''' ({{grcS|Ἰοβιανός}}; * [[331]] in [[Singidunum]]; † [[17. Februar]] [[364]] in [[Dadastana]], heutige [[Türkei]]), kurz '''Jovian''' (auch ''Iovian''), war Nachfolger [[Julian (Kaiser)|Julians]] als [[Kaiser]] des [[Römisches Reich|Römischen Reiches]]. Er regierte nur einen Winter lang, von 363 bis 364. Jovian, der Christ war, brach mit der christenfeindlichen Politik seines Vorgängers und beendete im [[Frieden von 363]] auch dessen Offensive gegen das persische [[Sassanidenreich]].


== Leben ==
== Leben ==

=== Kindheit und Jugend ===

Der im [[Christentum|christlichen]] Glauben erzogene Jovian wurde [[331]] Singidunum, dem heutigen [[Belgrad]], geboren. Schon früh nahm er Kontakte zum Soldatentum auf, da sein Vater Varronianus ''comes demesticorum'' war, also der Kommandant eines Kadettenkorps, aus dem die Offiziere der Eliteeinheiten rekrutiert wurden. Schon früh entschied Jovian sich für eine militärische Laufbahn und diente später auch selbst in diesem Korps.

[[Bild:Julian.jpg|thumb|120px|Jovians Vorgänger Julian Apostata]]
=== Aufstieg zum Kaiser ===
=== Aufstieg zum Kaiser ===
Geboren 331 in Singidunum, dem heutigen [[Belgrad]], wurde Jovian im [[Christentum|christlichen]] Glauben erzogen. Sein Vater [[Varronianus (Comes)|Varronianus]] fungierte als ''comes domesticorum'', war also der Kommandant der kaiserlichen Leibwache (der ''[[Domesticus (Römisches Reich)|protectores domestici]]''). Schon früh schlug auch Jovian eine militärische Laufbahn ein und diente später ebenfalls in diesem Korps. Unter den Kaisern [[Constantius II.]] und Julian erklomm er die Karriereleiter. Im Jahr 363, unter Julian, wurde er sogar Kommandant der ''domestici'', obwohl Julian Heiden innerhalb der Armee bevorzugte.


Auf einem insgesamt schlecht geplanten Feldzug kam Julian am 26. Juni 363 während einer Schlacht gegen die Streitmacht der [[Sassanidenreich|Sassaniden]] ums Leben. Noch am selben Tag einigte sich ein Kollegium aus den [[Magister militum|Heermeistern]] [[Nevitta]], [[Flavius Arinthaeus|Arintheus]], [[Victor (Heermeister)|Victor]] und [[Dagalaifus (Heermeister)|Dagalaifus]] darauf, Jovian zum neuen Kaiser auszurufen, nachdem der amtierende [[Prätorianerpräfekt]] [[Saturninius Secundus Salutius]] aus Altersgründen abgelehnt hatte. Für Jovian sprach der gute Ruf seines Vaters; er selbst war offenbar eine angesehene Persönlichkeit, denn er hatte den Leichnam des Kaisers [[Constantius II.]] nach Konstantinopel überführt. [[Theodoret]] berichtet (wohl übertrieben) in seiner Kirchengeschichte (4,1), dass Jovian ein ausgezeichneter, angesehener und in mehrfacher Hinsicht hervorragender Mann von sehr hoher körperlicher Gestalt und hochherziger Gesinnung gewesen sei, der sich militärisch hervorgetan habe. [[Ammianus Marcellinus]], der Jovian erlebt hatte, äußerte sich hingegen deutlich zurückhaltender.
Unter den Kaisern [[Konstantin II. (Rom)|Konstantin II.]] und [[Julian Apostata]] erklomm er die Karriereleiter, wurde zunächst ''protector domesticus'', Mitglied einer Spezialeinheit, die zusammen mit den Prätorianern für die kaiserliche Sicherheit sorgte, und wurde schließlich im Jahre [[363]] unter Julian II. sogar Kommandant dieser Truppe, was bemerkenswert ist, da unter diesem Kaiser Heiden innerhalb der Armee bevorzugt wurden.

Auf einem insgesamt schlecht geplanten Feldzug kam am [[26. Juni]] [[363]] Julian II. während einer Schlacht gegen die [[Sassanidenreich|Sassaniden]] ums Leben. Noch am selben Tag einigten sich die Soldaten darauf, Jovian trotz seiner vergleichsweise wenig exponierten Stellung zum neuen Kaiser auszurufen, da der amtierende [[Prätorianerpräfekt]] Saturnius Secundus Salutius aus Altersgründen ablehnte.


=== Regierungszeit ===
=== Regierungszeit ===
[[Datei:Jovianus.jpg|mini|Jovian]]


Die Perser nutzten die Situation geschickt aus. Der persische König [[Schapur II.]] gab Befehl, die Intensität der Angriffe auf die sich zurückziehenden [[Römische Legion|Legionen]] noch zu verdoppeln. Jovian handelte, die totale Vernichtung der römischen Ostarmee aufgrund der Fehleinschätzungen Julians vor Augen, noch im Juli mit den Persern einen [[Frieden von 363|Friedensschluss]] aus. Um sich unbehelligt zurückziehen zu können, musste er gewaltige Territorien, fünf [[Römische Provinz|Provinzen]] jenseits des [[Tigris]], den Persern überlassen, darunter [[Armenien]]. Auch die Städte [[Singara]], [[Nisibis]] und [[Bezabde]] wurden aufgegeben und ihre Einwohner umgesiedelt.
==== Frieden mit den Persern ====


Vor allem der Verlust des stark befestigten Nisibis, das erst sechzig Jahre zuvor unter [[Galerius]] von den Römern erobert worden war, stieß allgemein auf Kritik. Jovians Zeitgenosse [[Ammianus Marcellinus]] berichtet, dass die Bewohner der Stadt den Kaiser baten, auf eigene Faust gegen die Perser kämpfen zu dürfen, was dieser jedoch ablehnte.<ref>Ammian 25,8.</ref> Die Christen, darunter der Kirchenlehrer [[Ephräm der Syrer|Ephraem der Syrer]], mussten Nisibis verlassen, das bis in die Zeit des Kaisers [[Maurikios]], der die Stadt für das [[Byzantinisches Reich|Oströmische Reich]] gewann, unter persischer Kontrolle blieb. Die Stadt diente später immer wieder als Ausgangspunkt persischer Offensiven.
Die Perser nutzten die Situation geschickt aus. Der persische König [[Schapur II.]] gab Befehl, die Intensität der Angriffe auf die sich zurückziehenden [[Römische Legion|Legionen]] noch zu verdoppeln. Jovian handelte, die totale Vernichtung der römischen Ostarmeen vor Augen, mit den Persern einen Friedensschluss aus. Um sich unbehelligt zurückziehen zu können, musste Rom gewaltige Territorien, fünf [[Römische Provinz|Provinzen]] jenseits des [[Tigris]], den Persern überlassen. Auch die Städte Singara, [[Nisibis]] und Bezabde wurden aufgegeben, ihre Einwohner jedoch umgesiedelt. Außerdem vereinbarten beide Großmächte, die Kaukasuspässe gegen die [[Hunnen]] zu verteidigen.


[[Datei:Sainta15.jpg|mini|Der von Julian verbannte, von Jovian begnadigte Kirchenvater Athanasius]]
==== Innenpolitik ====
In [[Antiochia am Orontes|Antiochia]], dessen Einwohner sich scherzhaft dafür beglückwünschten, dass ihre Stadt nicht ebenfalls an die Perser abgetreten worden war, nahm Jovian erstmals seine innenpolitischen Geschäfte auf. Er widmete sich zunächst der staatlichen Unterstützung und Förderung des unter Julian bedrängten Christentums. Julians ein Jahr zuvor erlassenes [[Rhetorenedikt]] wurde zurückgenommen, die christlichen Lehrer durften wieder unterrichten. Da Jovian zugleich den Heiden Religionsfreiheit zuerkannte, gab es dagegen keinen Widerstand. Nur Zauberei und Wahrsagerei blieben weiterhin strafbar. Die Tempelgüter wurden allerdings eingezogen.


Im folgenden Winter zog Jovian weiter nach Westen. Unterwegs erhielt er die Nachricht, dass in [[Reims]] eine Gruppe hochrangiger Offiziere revoltiert hatte. Die gallischen Truppen unter [[Iovinus (Heermeister)|Iovinus]] schlugen den Aufstand jedoch nieder und bekannten sich zu ihrem neuen Kaiser. In [[Ankara|Ankyra]] setzte er sich zusammen mit seinem kleinen Sohn [[Varronian]] am 1. Januar 364 als [[Konsulat (Römisches Reich)|Konsul]] ein.
In [[Antiochia]] nahm Jovian erstmals seine innenpolitischen Geschäfte auf und widmete sich zunächst der staatlichen Unterstützung und Förderung des unter Julian bedrängten [[Christentum]]s. Da er jedoch gleichzeitig den heidnischen Religionen Religionsfreiheit zuerkannte, gab es dagegen keinen Widerstand.


Noch bevor der Tross [[Konstantinopel]] erreichte, starb Jovian, als er am 17. Februar 364 das Provinzdorf [[Dadastana]] erreicht hatte. Man fand ihn morgens tot im Bett, konnte jedoch keine Anzeichen für einen gewaltsamen Tod erkennen. Von den zahlreichen Theorien, die über seinen Tod aufgestellt wurden, erscheint die einer [[Kohlenstoffmonoxidvergiftung]] aufgrund eines defekten Abzuges am wahrscheinlichsten.
Im folgenden Winter zog Jovian weiter nach Westen. Auf seinem Weg ereilte ihn die Nachricht, dass in [[Reims]] eine Gruppe hochrangiger Offiziere revoltiert hätten. Die gallischen Truppen schlugen den Aufstand jedoch nieder und bekannten sich zu ihrem neuen Kaiser. In [[Ankara]] setzte er sich zusammen mit seinem noch ganz jungen Sohn zum [[Consulat|Konsul]] ein.


Jovian wurde im Kaisermausoleum in Konstantinopel bestattet. [[Valentinian I.]], ein bis dahin wenig bekannter Gardeoffizier, folgte ihm auf den Thron, und ernannte einige Wochen später seinen Bruder [[Valens]] zum Mitkaiser. Jovians Witwe [[Charito (Kaiserin)|Charito]] lebte noch zu Beginn der Regierungszeit [[Theodosius I.|Theodosius’ I.]], der junge Varronian wurde laut [[Johannes Chrysostomos]] [[Blendung (Strafe)|teilgeblendet]], um ihn als Thronkandidaten auszuschalten.<ref>Johannes Chrysostomos, ''In Epist. ad Philipp. Hom.'' 15,5.</ref>
=== Tod und Nachfolge ===


== Bewertung und Quellen ==
Noch bevor der Tross überhaupt [[Konstantinopel]] erreichen konnte, verstarb Jovian, als er mitsamt seiner Gefolgschaft am [[17. Februar]] [[364]] das Provinzdorf Dadastana erreicht hatte. Man fand ihn tot im Bett, konnte jedoch keine Anzeichen für einen gewaltsamen Tod erkennen. Von den zahlreichen Theorien, die über seinen Tod aufgestellt wurden, erscheint die einer Rauchvergiftung aufgrund eines defekten Abzuges am wahrscheinlichsten.
Jovians Friedensschluss mit den Persern wurde von seinen Zeitgenossen und auch in der Forschung oft kritisiert; in späteren Quellen wird der Frieden aber teils ausgewogener beurteilt (etwa [[Johannes Zonaras|Zonaras]], [[Sozomenos]], [[Augustinus von Hippo]]). Die militärische Notwendigkeit des Friedens wurde vor allem von mehreren Zeitgenossen bestritten.<ref>Vgl. Alexander Demandt: ''Die Spätantike.'' 2. Auflage. München 2007, S. 137f.</ref> In der neueren Forschung wird jedoch darauf hingewiesen, dass Jovian gar keine andere Wahl gehabt habe, wenn er nicht den Untergang der römischen Armee riskieren wollte. Tatsache ist jedenfalls, dass dank des Vertrags die römischen Truppen sicher die Heimat erreichten und sich die Beziehungen zwischen den beiden Großmächten vorerst normalisierten. In diesem Sinne hatte sich Jovian pragmatisch verhalten und gerettet, was aus dem gescheiterten Persienfeldzug Julians zu retten war.


Insgesamt wird Jovian in der Überlieferung dennoch recht negativ beurteilt. Oft findet man den Spottnamen ''Winterkaiser'' (analog zum ''Winterkönig'' [[Friedrich V. (Pfalz)|Friedrich von der Pfalz]]). Der römische Zeitzeuge Ammianus Marcellinus zeichnet ein sehr negatives Charakterbild Jovians<ref>Ammian 25,10.</ref> und idealisiert Julian, was freilich auch von seiner Voreingenommenheit zeugt. Auch die [[Suda]], eine byzantinische Enzyklopädie, rückt Jovian in ein sehr negatives Licht.<ref>{{Suda|iota|401|gr=Ἰοβιανός}}</ref> Sein kleiner Sohn verschwindet sogar ganz aus der Überlieferung (möglicherweise wurde er getötet). Andererseits wird in der Forschung auch die Ansicht vertreten, Jovian habe eine neue Ausgleichspolitik betrieben, mit der Persien und Rom zu einer friedlichen Koexistenz zurückfanden.<ref>Siehe [[Gerhard Wirth]]: ''Jovian. Kaiser und Karikatur''. In: [[Ernst Dassmann]], [[Klaus Thraede]] (Hrsg.): ''Vivarium. Festschrift [[Theodor Klauser]] zum 90. Geburtstag'' (= ''[[Jahrbuch für Antike und Christentum]].'' Ergänzungsband 11). Aschendorff Verlag, Münster 1984, S. 353–384.</ref>
Jovian wurde im Kaisermausoleum in Konstantinopel bestattet. [[Valentinian I.]], ein bis dahin recht unbekannter Gardeoffizier, folgte ihm auf den Thron.


Theodoret findet in seiner Kirchengeschichte (4, 5) lobende Worte für die nur achtmonatige Regierungszeit des Kaisers, der die Benachteiligung der Christen beendet und die verbannten Bischöfe wieder eingesetzt hatte. Dieses positive Bild erklärt sich aus dem Kontrast zur vorangegangenen Regierungszeit Julians, der die Kirche massiv unter Druck gesetzt hatte.
== Bewertung und Quellen ==
[[Image:Jovianus.jpg|thumb|Jovian]]
Jovians Friedensschluss mit den Persern wurde von seinen Zeitgenossen und auch in der Forschung oft kritisiert; in spätere Quellen wird der Frieden aber teils ausgewogener beurteilt (etwa [[Zonaras]], [[Sozomenos]], [[Augustinus von Hippo]]). Die militärische Notwendigkeit des Friedens wurde allgemein bestritten. In der neueren Forschung wird jedoch darauf hingewiesen, dass Jovian gar keine andere Wahl hatte, wenn er nicht den Untergang der römischen Armee riskieren wollte. Diese Auffassung stösst noch immer vereinzelt auf Widerstand, vor allem bei Befürwortern Julians {{Lit|siehe etwa Demandt, ''Geschichte der Spätantike'', S. 86}}, wobei jedoch übersehen wird, dass die Truppen damit sicher die Heimat erreichten und sich auch die Beziehungen zwischen den beiden Großmächten aufgrund des Vertrages wenigstens vorerst wieder normalisierten.

Insgesamt wird Jovian in der Überlieferung jedoch recht negativ beurteilt. Oft findet man den Spottnamen ''Winterkaiser'' (vgl. den ''Winterkönig'' [[Friedrich V. (Pfalz)|Friedrich von der Pfalz]]). Der römische Zeitzeuge [[Ammianus Marcellinus]] (25,10) zeichnet ein sehr negatives Charakterbild Jovians. Sein Vorgänger Julian wird dagegen als Idealbild des Kaisers dargestellt, was freilich auch von der Voreingenommenheit Ammianus’ in diesem Punkt zeugt. Auch die [[Suda]] rückt Jovian in Jota 401 in ein sehr negatives Licht. Sein kleiner Sohn verschwindet sogar ganz aus der Überlieferung. Andere Historiker {{Lit|wie Gerhard Wirth}} glauben hingegen, eine neue, von Jovian betriebene Ausgleichspolitik zu entdecken, wobei Persien und Rom zu einer friedlichen Koexistenz zurückfanden.


== Literatur ==
== Literatur ==
* {{RE|IX,2|2006|2011|Iovianus 1|[[Otto Seeck]]|RE:Iovianus 1}}

* [[Hubert Cancik]], Hildegard Cancik-Lindemaier: ''Religionsfreiheit und Individualisierung von Religion. Themistios’ Rede zum Konsulatsantritt Jovians (364 n. Chr.)''. In: [[Martin Wallraff]] (Hrsg.): ''Religiöse Toleranz. 1700 Jahre nach dem Edikt von Mailand'', Berlin/Boston 2016, S. 193–223.
* Evangelos Chrysos: ''Räumung und Aufgabe von Reichsterritorien. Der Vertrag von 363'', in: Bonner Jahrbücher 193 (1993), S. 165–202.
* Evangelos Chrysos: ''Räumung und Aufgabe von Reichsterritorien. Der Vertrag von 363''. In: ''[[Bonner Jahrbücher]].'' Band 193, 1993, S. 165–202.
* [[Alexander Demandt]]: ''Geschichte der Spätantike'', München 1998, S. 86f.
* [[Alexander Demandt]]: ''Die Spätantike. Römische Geschichte von Diocletian bis Justinian 284–565 n. Chr.'' 2. Auflage. C. H. Beck, München 2007, S. 137–139.
* [[Geoffrey B. Greatrex]] und Samuel N.C. Lieu: ''The Roman Eastern Frontier and the Persian Wars. Part II AD 363–630. A narrative sourcebook'', London und New York 2002, S. 1ff. (Quellenauszüge in englischer Übersetzung und mit einem knappen Kommentar versehen.)
* Jan Willem Drijvers: ''The Forgotten Reign of the Emperor Jovian (363–364).'' Oxford University Press, Oxford 2022.
* Gerhard Wirth: ''Jovian, Kaiser und Karikatur'', in: ''Vivarium, Festschrift Theodor Klauser zum 90. Geburtstag'' ([[Jahrbuch für Antike und Christentum]], Ergänzungsband 11, 1984), S. 353–384.
* [[Geoffrey B. Greatrex]], Samuel N.C. Lieu: ''The Roman Eastern Frontier and the Persian Wars. Part II AD 363–630. A narrative sourcebook''. London und New York 2002, S. 1ff. (Quellenauszüge in englischer Übersetzung und mit einem knappen Kommentar versehen.)
* Noel Lenski: ''The Election of Jovian and the Role of the Late Imperial Guards''. In: ''[[Klio (Zeitschrift)|Klio]].'' Band 82/2, 2000, S. 492–515 ([https://www.academia.edu/5870281/The_Election_of_Jovian_and_the_Role_of_the_Late_Imperial_Guards Digitalisat]).
* {{BBKL|archiveurl=https://web.archive.org/web/20070629085857/http://www.bautz.de/bbkl/j/Jovian.shtml |band=3|spalten=735–740|autor=Hans-Udo Rosenbaum|artikel=Jovian}}
* [[Gerhard Wirth]]: ''Jovian. Kaiser und Karikatur''. In: [[Ernst Dassmann]], [[Klaus Thraede]] (Hrsg.): ''Vivarium. Festschrift [[Theodor Klauser]] zum 90. Geburtstag'' (= ''[[Jahrbuch für Antike und Christentum]].'' Ergänzungsband 11). Aschendorff Verlag, Münster 1984, S. 353–384.


== Weblinks ==
== Weblinks ==
{{Commonscat|Iovianus|Jovian}}
* {{DIR|jovian|Thomas Banchich}}


== Anmerkungen ==
{{Commons|Jovian}}
<references />
* {{DIR|http://www.roman-emperors.org/jovian.htm}}
* {{BBKL|http://www.bautz.de/bbkl/j/Jovian.shtml}}


{{Navigationsleiste Römische Kaiser|VG=[[Julian Apostata]]|NF=[[Valentinian I.]]}}
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Aktuelle Version vom 5. Mai 2025, 23:06 Uhr

Siliqua des Jovian, um 363

Flavius Iovianus (altgriechisch Ἰοβιανός; * 331 in Singidunum; † 17. Februar 364 in Dadastana, heutige Türkei), kurz Jovian (auch Iovian), war Nachfolger Julians als Kaiser des Römischen Reiches. Er regierte nur einen Winter lang, von 363 bis 364. Jovian, der Christ war, brach mit der christenfeindlichen Politik seines Vorgängers und beendete im Frieden von 363 auch dessen Offensive gegen das persische Sassanidenreich.

Aufstieg zum Kaiser

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Geboren 331 in Singidunum, dem heutigen Belgrad, wurde Jovian im christlichen Glauben erzogen. Sein Vater Varronianus fungierte als comes domesticorum, war also der Kommandant der kaiserlichen Leibwache (der protectores domestici). Schon früh schlug auch Jovian eine militärische Laufbahn ein und diente später ebenfalls in diesem Korps. Unter den Kaisern Constantius II. und Julian erklomm er die Karriereleiter. Im Jahr 363, unter Julian, wurde er sogar Kommandant der domestici, obwohl Julian Heiden innerhalb der Armee bevorzugte.

Auf einem insgesamt schlecht geplanten Feldzug kam Julian am 26. Juni 363 während einer Schlacht gegen die Streitmacht der Sassaniden ums Leben. Noch am selben Tag einigte sich ein Kollegium aus den Heermeistern Nevitta, Arintheus, Victor und Dagalaifus darauf, Jovian zum neuen Kaiser auszurufen, nachdem der amtierende Prätorianerpräfekt Saturninius Secundus Salutius aus Altersgründen abgelehnt hatte. Für Jovian sprach der gute Ruf seines Vaters; er selbst war offenbar eine angesehene Persönlichkeit, denn er hatte den Leichnam des Kaisers Constantius II. nach Konstantinopel überführt. Theodoret berichtet (wohl übertrieben) in seiner Kirchengeschichte (4,1), dass Jovian ein ausgezeichneter, angesehener und in mehrfacher Hinsicht hervorragender Mann von sehr hoher körperlicher Gestalt und hochherziger Gesinnung gewesen sei, der sich militärisch hervorgetan habe. Ammianus Marcellinus, der Jovian erlebt hatte, äußerte sich hingegen deutlich zurückhaltender.

Jovian

Die Perser nutzten die Situation geschickt aus. Der persische König Schapur II. gab Befehl, die Intensität der Angriffe auf die sich zurückziehenden Legionen noch zu verdoppeln. Jovian handelte, die totale Vernichtung der römischen Ostarmee aufgrund der Fehleinschätzungen Julians vor Augen, noch im Juli mit den Persern einen Friedensschluss aus. Um sich unbehelligt zurückziehen zu können, musste er gewaltige Territorien, fünf Provinzen jenseits des Tigris, den Persern überlassen, darunter Armenien. Auch die Städte Singara, Nisibis und Bezabde wurden aufgegeben und ihre Einwohner umgesiedelt.

Vor allem der Verlust des stark befestigten Nisibis, das erst sechzig Jahre zuvor unter Galerius von den Römern erobert worden war, stieß allgemein auf Kritik. Jovians Zeitgenosse Ammianus Marcellinus berichtet, dass die Bewohner der Stadt den Kaiser baten, auf eigene Faust gegen die Perser kämpfen zu dürfen, was dieser jedoch ablehnte.[1] Die Christen, darunter der Kirchenlehrer Ephraem der Syrer, mussten Nisibis verlassen, das bis in die Zeit des Kaisers Maurikios, der die Stadt für das Oströmische Reich gewann, unter persischer Kontrolle blieb. Die Stadt diente später immer wieder als Ausgangspunkt persischer Offensiven.

Der von Julian verbannte, von Jovian begnadigte Kirchenvater Athanasius

In Antiochia, dessen Einwohner sich scherzhaft dafür beglückwünschten, dass ihre Stadt nicht ebenfalls an die Perser abgetreten worden war, nahm Jovian erstmals seine innenpolitischen Geschäfte auf. Er widmete sich zunächst der staatlichen Unterstützung und Förderung des unter Julian bedrängten Christentums. Julians ein Jahr zuvor erlassenes Rhetorenedikt wurde zurückgenommen, die christlichen Lehrer durften wieder unterrichten. Da Jovian zugleich den Heiden Religionsfreiheit zuerkannte, gab es dagegen keinen Widerstand. Nur Zauberei und Wahrsagerei blieben weiterhin strafbar. Die Tempelgüter wurden allerdings eingezogen.

Im folgenden Winter zog Jovian weiter nach Westen. Unterwegs erhielt er die Nachricht, dass in Reims eine Gruppe hochrangiger Offiziere revoltiert hatte. Die gallischen Truppen unter Iovinus schlugen den Aufstand jedoch nieder und bekannten sich zu ihrem neuen Kaiser. In Ankyra setzte er sich zusammen mit seinem kleinen Sohn Varronian am 1. Januar 364 als Konsul ein.

Noch bevor der Tross Konstantinopel erreichte, starb Jovian, als er am 17. Februar 364 das Provinzdorf Dadastana erreicht hatte. Man fand ihn morgens tot im Bett, konnte jedoch keine Anzeichen für einen gewaltsamen Tod erkennen. Von den zahlreichen Theorien, die über seinen Tod aufgestellt wurden, erscheint die einer Kohlenstoffmonoxidvergiftung aufgrund eines defekten Abzuges am wahrscheinlichsten.

Jovian wurde im Kaisermausoleum in Konstantinopel bestattet. Valentinian I., ein bis dahin wenig bekannter Gardeoffizier, folgte ihm auf den Thron, und ernannte einige Wochen später seinen Bruder Valens zum Mitkaiser. Jovians Witwe Charito lebte noch zu Beginn der Regierungszeit Theodosius’ I., der junge Varronian wurde laut Johannes Chrysostomos teilgeblendet, um ihn als Thronkandidaten auszuschalten.[2]

Bewertung und Quellen

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Jovians Friedensschluss mit den Persern wurde von seinen Zeitgenossen und auch in der Forschung oft kritisiert; in späteren Quellen wird der Frieden aber teils ausgewogener beurteilt (etwa Zonaras, Sozomenos, Augustinus von Hippo). Die militärische Notwendigkeit des Friedens wurde vor allem von mehreren Zeitgenossen bestritten.[3] In der neueren Forschung wird jedoch darauf hingewiesen, dass Jovian gar keine andere Wahl gehabt habe, wenn er nicht den Untergang der römischen Armee riskieren wollte. Tatsache ist jedenfalls, dass dank des Vertrags die römischen Truppen sicher die Heimat erreichten und sich die Beziehungen zwischen den beiden Großmächten vorerst normalisierten. In diesem Sinne hatte sich Jovian pragmatisch verhalten und gerettet, was aus dem gescheiterten Persienfeldzug Julians zu retten war.

Insgesamt wird Jovian in der Überlieferung dennoch recht negativ beurteilt. Oft findet man den Spottnamen Winterkaiser (analog zum Winterkönig Friedrich von der Pfalz). Der römische Zeitzeuge Ammianus Marcellinus zeichnet ein sehr negatives Charakterbild Jovians[4] und idealisiert Julian, was freilich auch von seiner Voreingenommenheit zeugt. Auch die Suda, eine byzantinische Enzyklopädie, rückt Jovian in ein sehr negatives Licht.[5] Sein kleiner Sohn verschwindet sogar ganz aus der Überlieferung (möglicherweise wurde er getötet). Andererseits wird in der Forschung auch die Ansicht vertreten, Jovian habe eine neue Ausgleichspolitik betrieben, mit der Persien und Rom zu einer friedlichen Koexistenz zurückfanden.[6]

Theodoret findet in seiner Kirchengeschichte (4, 5) lobende Worte für die nur achtmonatige Regierungszeit des Kaisers, der die Benachteiligung der Christen beendet und die verbannten Bischöfe wieder eingesetzt hatte. Dieses positive Bild erklärt sich aus dem Kontrast zur vorangegangenen Regierungszeit Julians, der die Kirche massiv unter Druck gesetzt hatte.

Commons: Jovian – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
  1. Ammian 25,8.
  2. Johannes Chrysostomos, In Epist. ad Philipp. Hom. 15,5.
  3. Vgl. Alexander Demandt: Die Spätantike. 2. Auflage. München 2007, S. 137f.
  4. Ammian 25,10.
  5. Suda, Stichwort Ἰοβιανός, Adler-Nummer: iota 401, Suda-Online
  6. Siehe Gerhard Wirth: Jovian. Kaiser und Karikatur. In: Ernst Dassmann, Klaus Thraede (Hrsg.): Vivarium. Festschrift Theodor Klauser zum 90. Geburtstag (= Jahrbuch für Antike und Christentum. Ergänzungsband 11). Aschendorff Verlag, Münster 1984, S. 353–384.
VorgängerAmtNachfolger
JulianRömischer Kaiser
363–364
Valentinian I.