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„Patt“ – Versionsunterschied

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[[Bild:Patt-4.png|thumb|right|258px|4 Beispiele für Patt-Situationen]]
[[Datei:Four examples of stalemate.png|miniatur|Vier Beispiele für Pattsituationen – Schwarz am Zug ist patt. Für jedes Beispiel wird ein Brettviertel dargestellt, außerhalb dessen sich kein zugfähiger schwarzer Stein und kein Schach bietender weißer Stein befindet.]]


Ein '''Patt''' ist eine Endposition einer [[Schach|Schachpartie]], bei der ein am Zug befindlicher Spieler keinen gültigen Zug machen kann und sein König nicht im [[Schachgebot|Schach]] steht.
Ein '''Patt''' ist eine Endposition einer [[Schach]]partie, bei der ein am Zug befindlicher Spieler keinen gültigen Zug machen kann und sein König nicht [[Schachgebot|im Schach steht]]. Ein Patt wird als [[Remis]], also unentschieden gewertet. Daher kann es als Rettungsanker eines verteidigenden Spielers dienen. Manchmal kann Patt mit einer [[Kombination (Schach)|Kombination]] erzwungen werden, mitunter wird eine Unachtsamkeit des angreifenden Spielers ausgenutzt. In einigen [[Endspiel (Schach)|Endspielen]] ist mögliches Patt eine Ressource, um Remis zu halten.
Patt ist ein ''[[Remis]]'' (Unentschieden).


== Herkunft und Begriffsverwendung ==
Im übertragenen Sinne spricht man zum Beispiel auch in der Politik von einer Patt-Situation, wenn für beide Parteien keine vorteilhaften Aktionen möglich sind. Wie man sieht, passt dieser Ausdruck aber nicht wirklich.
=== Im Schach ===
„Patt“ ist ein [[Lehnwort]] des [[Französische Sprache|französischen]] ''{{lang|fr|pat}}'' ([[Bedeutung]] wie in diesem Artikel hier geschildert), welches selbst wiederum wohl vom [[latein]]ischen ''{{lang|la|pactum}}'' ([[Deutsche Sprache|dt.]] ‚Übereinkunft‘, ‚Vereinbarung‘) [[Entlehnung|entlehnt]] wurde.<ref>[[Otto Borik]], [[Joachim Petzold]]: ''Meyers Schachlexikon.'' Meyers Lexikonverlag, Mannheim 1993, S.&nbsp;200&nbsp;f., ISBN 3-411-08811-7.</ref> Die ursprüngliche Übertragung von „Patt“ in die [[Jargon|Schachsprache]] geht jedoch auf Italien zurück.<ref>[[Klaus Lindörfer]]: ''Großes Schachlexikon. Geschichte, Theorie und Spielpraxis von A bis Z.'' Neuauflage, Orbis Verlag, München 1991, S.&nbsp;188, ISBN 3-572-02734-9.</ref> So steht das [[Italienische Sprache|italienische]] ''patta'' ganz allgemein für ein [[Unentschieden]] oder [[Remis]]; das Patt speziell im [[Schach]] hingegen wird im Italienischen als ''{{lang|it|stallo}}'' bezeichnet (davon auch [[Englische Sprache|engl.]] ''{{lang|en|stalemate}}'').


=== Als Metapher ===
Im Bild sind vier Beispiele für Patt-Situationen zu sehen. Schwarz ist am Zug, das Feld des schwarzen Königs ist nicht bedroht, wohl aber alle Felder, auf die er ziehen könnte. Man beachte, dass links unten der schwarze Bauer wie auf [[Schachdiagramm|Schachdiagrammen]] allgemein üblich, nach unten zieht und nicht nach oben! (sonst könnte er die weiße Dame schlagen)
Auch im [[Metapher|übertragenen Sinne]], z.&nbsp;B. in der [[Politik]],<ref>Bsp.: das sog. ''[[Nukleares Patt|Nukleare Patt]]'' zwischen USA und UdSSR während des [[Kalter Krieg|Kalten Krieges]].</ref> ist oft von einem ''Patt'' oder einer ''Pattsituation'' die Rede, wenn ein (wie auch immer geartetes) Gleichgewicht zwischen zwei Parteien (Gegenübern) herrscht und sich keine der beiden durchsetzen kann. Allerdings entspricht dies nicht der Situation des Patts beim [[Schach]], wie sie dieser Artikel behandelt.


Die beiden Bedeutungen des Wortes „Patt“ sind also [[Analogie (Philosophie)#Begriffsabgrenzung: Analogie, Univozität, Äquivozität|analog, nicht univok]].
<br style="clear:both;" />


== Beispiel für eine Pattstellung ==
== Geschichte der Pattregel ==
Die Bewertung des Patts als Remis war in der [[Geschichte des Schachspiels|Schachgeschichte]] längere Zeit umstritten. Im [[Schatrandsch|arabischen Schachspiel]] wurde das Patt als Gewinn für die stärkere Partei gerechnet, ebenso im Hexagonalschach nach [[Hexagonales_Schach#Glińskis_Sechseck-Schach|Władysław Gliński]].
{{Schachbrett|=
| tleft
|
|=


Im europäischen Schach, speziell in Italien und Frankreich, herrschte die Einstufung als Remis vor. Doch bestand teilweise bis in die neuere Zeit Unklarheit. So wurde im 17. und 18. Jahrhundert in England im Gegensatz zu anderen Ländern die Pattsetzung des Gegners als Partieverlust für die stärkere Partei gewertet. Diese ungewöhnliche Sonderregel hielt sich ungefähr bis 1810, als sich der führende Londoner Meister [[Jacob Henry Sarratt]] mit dem Bemühen um eine Vereinheitlichung der internationalen Regel durchsetzte.
8 | | | | | | | |kl|=
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6 | | | | | | | | |=
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Die Wiedereinführung des Patts als Partiegewinn "zweiter Klasse" ist gelegentlich Diskussionsgegenstand, so seitens des damaligen Schachweltmeisters Emanuel Lasker oder der Schachmeister bzw. Großmeister Aaron Nimzowitsch, Rudolf Spielmann und Richard Réti sowie des Fernschach-Großmeisters Arno Nickel. Dies fand jedoch bis dato keine Zustimmung bei der FIDE.
| '''Pattstellung: Weiß am Zug'''
}}
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In dieser Stellung ist Weiß am Zug. Weiß ist patt. Der Mehrbauer nutzt nichts. Diese Stellung zeigt gleichzeitig ein häufig vorkommendes Motiv in [[Endspiel (Schach)|Endspielen]].
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== Pattsituationen ==
== Herbeiführen einer Pattstellung ==
Das vermutlich bekannteste Patt ist ein Anfängerfehler beim Mattsetzen mit [[Dame (Schach)|Dame]] und [[König (Schach)|König]] gegen den alleinstehenden König (siehe oben das vierte Beispiel rechts unten). Hier und bei anderen [[Elementare Mattführung|elementaren Mattführungen]] muss die stärkere Seite stets darauf achten, dem „nackten“ feindlichen König, der nicht im Schach steht, ein freies Feld zu lassen.
{{Schachbrett|=
| tleft
|
|=


Das Patt ist ein [[Taktik (Schach)|taktisches Motiv]] in vielen Kombinationen und in der [[Schachkomposition]]. Eine Stellung, in der beide Seiten patt stehen, nennt man in der Schachkomposition [[Doppelpatt]].
8 | |kd| | | | | | |=
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6 | | | | | | | | |=
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3 |pd| | | | | | | |=
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In dem ersten Diagramm sind vier Beispiele für mögliche Pattsituationen zu sehen. Schwarz ist am Zug, das Feld des schwarzen Königs ist nicht bedroht, wohl aber alle Felder, auf die er ziehen könnte.
| '''Weiß am Zug'''

=== Beispiel für eine Pattstellung ===
{{Schachbrett
| Titel=
| Ausrichtung= tleft
| Beschreibung= Weiß ist oder wird patt
<!-- a b c d e f g h -->
| Z8=--/--/--/--/--/--/xx/kl/
| Z7=--/--/--/--/--/kd/xx/pl/
| Z6=--/--/--/--/--/--/--/--/
| Z5=--/--/--/--/--/--/--/--/
| Z4=--/--/--/--/--/--/--/--/
| Z3=--/--/--/--/--/--/--/--/
| Z2=--/--/--/--/--/--/--/--/
| Z1=--/--/--/--/--/--/--/--/
<!-- a b c d e f g h -->
}}
}}
Ist in dieser Stellung Weiß am Zug, so ist es patt. Weil der weiße König nicht eines der Schlüsselfelder für seinen Randbauern g7 oder g8 besetzen konnte, kommt der Freibauer nicht zur [[Umwandlung (Schach)|Umwandlung]]. Diese Stellung zeigt gleichzeitig eine häufig vorkommende Technik in [[Bauernendspiel]]en.
<br />
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Materiell steht Weiß auf Verlust. Wäre Schwarz am Zug würde Weiß nach Db2 sofort matt. Andererseits: Könnte Weiß seinen Turm einfach vom Brett nehmen, dann wäre er patt. Daher muss Weiß diese Partie nicht verlieren. Er zieht '''Txb7+'''. Neben dem Schachgebot ist gleichzeitig noch die schwarze Dame angegriffen. Schwarz muss den Turm schlagen. Egal, ob er das mit dem König oder mit der Dame tut: Weiß ist danach patt.


Ist Schwarz am Zug, so kann er mit dem [[Wartezug]] Kf7–f8 beide Schlüsselfelder weiterhin kontrollieren und das Patt erzwingen.
Falls Schwarz den Turm nicht schlägt und etwa Ka8 zieht, dann schlägt der Turm die schwarze Dame und Weiß gewinnt sogar noch.
<div style="clear:both;"></div>


=== Abwicklung zum Patt ===
Auch dies ist ein wichtiges Motiv in Endspielen: In schlechter Stellung kann man nach Möglichkeiten Ausschau halten, eine Pattstellung herbeizuführen.
{{Schachbrett
<br style="clear:both;" />
| Titel=
| Ausrichtung= tleft
| Beschreibung= Weiß am Zug
<!-- a b c d e f g h -->
| Z8=--/kd/--/--/--/--/--/--/
| Z7=--/pd/--/--/--/--/--/rl/
| Z6=--/--/--/--/--/--/--/--/
| Z5=--/--/--/--/--/--/--/--/
| Z4=--/qd/--/--/--/--/--/--/
| Z3=pd/--/--/--/--/--/--/--/
| Z2=pl/--/--/--/--/--/--/--/
| Z1=kl/--/--/--/--/--/--/--/
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}}
[[Kraft (Schach)|Materiell]] steht Weiß auf Verlust. Wäre Schwarz am Zug, käme sofort ''Db4–b2'' oder ''Db4–e1'' [[Schachmatt|matt]]. Andererseits: Könnte Weiß seinen [[Turm (Schach)|Turm]] einfach vom Brett nehmen, dann wäre er patt. Daher braucht Weiß diese Partie nicht zu verlieren. Er zieht ''Th7xb7+'' mit [[Doppelangriff]] auf König und Dame. Schwarz wird deshalb den Turm schlagen. Egal, ob das mit König oder Dame geschieht, Weiß ist danach patt.

Falls Schwarz den König zieht und den Turm doch nicht nimmt, dann schlägt der Turm die Dame und Weiß steht auf Gewinn.

Auch dies ist eine wichtige Technik in [[Endspiel (Schach)|Endspielen]]: In schlechter Stellung sollte man nach einer rettenden [[Abwicklung (Schach)|Abwicklung]] Ausschau halten, zum Beispiel nach einem Patt.
<div style="clear:both;"></div>


== Die kürzesten Patts ==
== Die kürzesten Patts ==
{{Schachbrett
Der bekannte Rätselexperte [[Samuel Loyd]] zeigte bereits im 19. Jahrhundert, daß ein Patt auch mit allen Steinen auf dem Schachbrett möglich ist: '''1.d4 d6 2.Dd2 e5 3.a4 e4 4.Df4 f5 5.h3 Le7 6.Dh2 Le6 7.Ta3 c5 8.Tg3 Da5+ 9.Sd2 Lh4 10.f3 Lb3 11.d5 e3 12.c4 f4''' Patt!
| Titel=
Er zeigte ebenfalls das kürzestmögliche Patt: '''1.e3 a5 2.Dh5 Ta6 3.Dxa5 h5 4.Dxc7 Tah6 5.h4 f6 6.Dxd7+ Kf7 7.Dxb7 Dd3 8.Dxb8 Dh7 9.Dxc8 Kg6 10.De6''' Patt
| Ausrichtung= tright
| Beschreibung= Weiß am Zug. Patt mit allen Steinen.
<!-- a b c d e f g h -->
| Z8=rd/nd/--/--/kd/--/nd/rd/
| Z7=pd/pd/--/--/--/--/pd/pd/
| Z6=--/--/--/pd/--/--/--/--/
| Z5=qd/--/pd/pl/--/--/--/--/
| Z4=pl/--/pl/--/--/pd/--/bd/
| Z3=--/bd/--/--/pd/pl/rl/pl/
| Z2=--/pl/--/nl/pl/--/pl/ql/
| Z1=--/--/bl/--/kl/bl/nl/rl/
<!-- a b c d e f g h -->
}}
Wheeler zeigte bereits im Jahr 1887, dass ein Patt auch mit allen Figuren auf dem [[Schachbrett]] möglich ist: '''1.&nbsp;a2–a4 c7–c5 2.&nbsp;d2–d4 d7–d6 3.&nbsp;Dd1–d2 e7–e5 4.&nbsp;Dd2–f4 e5–e4 5.&nbsp;h2–h3 Lf8–e7 6.&nbsp;Df4–h2 Le7–h4 7.&nbsp;Ta1–a3 Lc8–e6 8.&nbsp;Ta3–g3 Le6–b3 9.&nbsp;Sb1–d2 Dd8–a5 10.&nbsp;d4–d5 e4–e3 11.&nbsp;c2–c4 f7–f5 12.&nbsp;f2–f3 f5–f4''' patt

[[Samuel Loyd]] zeigte das kürzestmögliche Patt: '''1.&nbsp;e2–e3 a7–a5 2.&nbsp;Dd1–h5 Ta8–a6 3.&nbsp;Dh5xa5 h7–h5 4.&nbsp;Da5xc7 Ta6–h6 5.&nbsp;h2–h4 f7–f6 6.&nbsp;Dc7xd7+ Ke8–f7 7.&nbsp;Dd7xb7 Dd8–d3 8.&nbsp;Db7xb8 Dd3–h7 9.&nbsp;Db8xc8 Kf7–g6 10.&nbsp;Dc8–e6''' patt

Das kürzeste Patt in einer regulären Partie ist in 27 Zügen erreicht worden zwischen Mario Sibilio und [[Sergio Mariotti]] 1982 bei der italienischen Mannschaftsmeisterschaft in Ravenna.<ref>{{Internetquelle
| autor=[[Tim Krabbé]]
| url=https://timkr.home.xs4all.nl/records/records.htm
| sprache=en
| titel=CHESS RECORDS
| datum=2021-03-28
| abruf=2023-03-18
}}</ref><ref>{{YouTube
| id=wee_Rw96Wcg
| uploader=The Big Greek
| titel=Das schnellste Patt der Schachgeschichte
| upload=2023-03-17
| abruf=2023-03-17
}}</ref>

== Patt-Beispiele in Schachstudien ==
In einer Vielzahl von [[Studie (Schach)|Studien]] wird das Thema Patt aufgegriffen. In folgenden Artikeln finden sich weitere Beispiele:
* [[Ercole del Rio]]
* [[Hermann von Gottschall#Schachkomposition|Hermann von Gottschall]]
* [[Genrich Gasparjan#Schachkomposition|Genrich Gasparjan]] mit beiderseitigem Patt
* [[Hermanis Matisons#Schachkomposition|Hermanis Matisons]]
* [[Ossip Bernstein#Schachkomposition|Ossip Bernstein]] und [[Gia Nadareischwili#Schachkomposition|Gia Nadareischwili]] mit Spiel auf Selbstpatt
* [[Ernest Pogosjanz]]
* [[Saavedra-Studie]]
* [[Andrei Wladimirowitsch Seliwanow]]


== Historisches ==
== Xiangqi ==
Bei der chinesischen [[Schachvariante]] [[Xiangqi]] führt das Patt zum Sieg des pattsetzenden Spielers.
Im 17. und 18. Jahrhundert wurde in England, im Gegensatz zu anderen Ländern, die Pattsetzung des Gegners als Partieverlust gewertet. Diese Sonderregel hielt sich bis 1807.


== Weblinks ==
== Weitere Patt-Beispiele in Schachstudien ==
{{Wiktionary|}}
* [[Hermann von Gottschall]]
{{Wiktionary|patt}}
* [[Hermanis Matisons]]


== Siehe auch ==
== Einzelnachweise ==
<references />
[[Doppelpatt]]


{{Normdaten|TYP=s|LCCN=sh97007579}}
[[Kategorie:Schach]]


[[Kategorie:Schachregel]]
[[cs:Pat]]
[[Kategorie:Schachendspiel]]
[[da:Pat]]
[[Kategorie:Schachmotiv]]
[[el:Πατ]]
[[Kategorie:Ergebnis (Sport)]]
[[en:Stalemate]]
[[fi:Patti]]
[[fr:Pat]]
[[ja:ステイルメイト]]
[[nl:Patstelling]]
[[no:Patt]]
[[pl:Pat]]
[[ru:Пат]]
[[sk:Pat]]
[[sl:Pat (šah)]]
[[sv:Patt]]

Aktuelle Version vom 21. Februar 2025, 08:32 Uhr

Vier Beispiele für Pattsituationen – Schwarz am Zug ist patt. Für jedes Beispiel wird ein Brettviertel dargestellt, außerhalb dessen sich kein zugfähiger schwarzer Stein und kein Schach bietender weißer Stein befindet.

Ein Patt ist eine Endposition einer Schachpartie, bei der ein am Zug befindlicher Spieler keinen gültigen Zug machen kann und sein König nicht im Schach steht. Ein Patt wird als Remis, also unentschieden gewertet. Daher kann es als Rettungsanker eines verteidigenden Spielers dienen. Manchmal kann Patt mit einer Kombination erzwungen werden, mitunter wird eine Unachtsamkeit des angreifenden Spielers ausgenutzt. In einigen Endspielen ist mögliches Patt eine Ressource, um Remis zu halten.

Herkunft und Begriffsverwendung

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„Patt“ ist ein Lehnwort des französischen pat (Bedeutung wie in diesem Artikel hier geschildert), welches selbst wiederum wohl vom lateinischen pactum (dt. ‚Übereinkunft‘, ‚Vereinbarung‘) entlehnt wurde.[1] Die ursprüngliche Übertragung von „Patt“ in die Schachsprache geht jedoch auf Italien zurück.[2] So steht das italienische patta ganz allgemein für ein Unentschieden oder Remis; das Patt speziell im Schach hingegen wird im Italienischen als stallo bezeichnet (davon auch engl. stalemate).

Auch im übertragenen Sinne, z. B. in der Politik,[3] ist oft von einem Patt oder einer Pattsituation die Rede, wenn ein (wie auch immer geartetes) Gleichgewicht zwischen zwei Parteien (Gegenübern) herrscht und sich keine der beiden durchsetzen kann. Allerdings entspricht dies nicht der Situation des Patts beim Schach, wie sie dieser Artikel behandelt.

Die beiden Bedeutungen des Wortes „Patt“ sind also analog, nicht univok.

Geschichte der Pattregel

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Die Bewertung des Patts als Remis war in der Schachgeschichte längere Zeit umstritten. Im arabischen Schachspiel wurde das Patt als Gewinn für die stärkere Partei gerechnet, ebenso im Hexagonalschach nach Władysław Gliński.

Im europäischen Schach, speziell in Italien und Frankreich, herrschte die Einstufung als Remis vor. Doch bestand teilweise bis in die neuere Zeit Unklarheit. So wurde im 17. und 18. Jahrhundert in England im Gegensatz zu anderen Ländern die Pattsetzung des Gegners als Partieverlust für die stärkere Partei gewertet. Diese ungewöhnliche Sonderregel hielt sich ungefähr bis 1810, als sich der führende Londoner Meister Jacob Henry Sarratt mit dem Bemühen um eine Vereinheitlichung der internationalen Regel durchsetzte.

Die Wiedereinführung des Patts als Partiegewinn "zweiter Klasse" ist gelegentlich Diskussionsgegenstand, so seitens des damaligen Schachweltmeisters Emanuel Lasker oder der Schachmeister bzw. Großmeister Aaron Nimzowitsch, Rudolf Spielmann und Richard Réti sowie des Fernschach-Großmeisters Arno Nickel. Dies fand jedoch bis dato keine Zustimmung bei der FIDE.

Pattsituationen

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Das vermutlich bekannteste Patt ist ein Anfängerfehler beim Mattsetzen mit Dame und König gegen den alleinstehenden König (siehe oben das vierte Beispiel rechts unten). Hier und bei anderen elementaren Mattführungen muss die stärkere Seite stets darauf achten, dem „nackten“ feindlichen König, der nicht im Schach steht, ein freies Feld zu lassen.

Das Patt ist ein taktisches Motiv in vielen Kombinationen und in der Schachkomposition. Eine Stellung, in der beide Seiten patt stehen, nennt man in der Schachkomposition Doppelpatt.

In dem ersten Diagramm sind vier Beispiele für mögliche Pattsituationen zu sehen. Schwarz ist am Zug, das Feld des schwarzen Königs ist nicht bedroht, wohl aber alle Felder, auf die er ziehen könnte.

Beispiel für eine Pattstellung

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  a b c d e f g h  
8 8
7 7
6 6
5 5
4 4
3 3
2 2
1 1
  a b c d e f g h  

Weiß ist oder wird patt

Ist in dieser Stellung Weiß am Zug, so ist es patt. Weil der weiße König nicht eines der Schlüsselfelder für seinen Randbauern g7 oder g8 besetzen konnte, kommt der Freibauer nicht zur Umwandlung. Diese Stellung zeigt gleichzeitig eine häufig vorkommende Technik in Bauernendspielen.

Ist Schwarz am Zug, so kann er mit dem Wartezug Kf7–f8 beide Schlüsselfelder weiterhin kontrollieren und das Patt erzwingen.

Abwicklung zum Patt

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  a b c d e f g h  
8 8
7 7
6 6
5 5
4 4
3 3
2 2
1 1
  a b c d e f g h  

Weiß am Zug

Materiell steht Weiß auf Verlust. Wäre Schwarz am Zug, käme sofort Db4–b2 oder Db4–e1 matt. Andererseits: Könnte Weiß seinen Turm einfach vom Brett nehmen, dann wäre er patt. Daher braucht Weiß diese Partie nicht zu verlieren. Er zieht Th7xb7+ mit Doppelangriff auf König und Dame. Schwarz wird deshalb den Turm schlagen. Egal, ob das mit König oder Dame geschieht, Weiß ist danach patt.

Falls Schwarz den König zieht und den Turm doch nicht nimmt, dann schlägt der Turm die Dame und Weiß steht auf Gewinn.

Auch dies ist eine wichtige Technik in Endspielen: In schlechter Stellung sollte man nach einer rettenden Abwicklung Ausschau halten, zum Beispiel nach einem Patt.

Die kürzesten Patts

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  a b c d e f g h  
8 8
7 7
6 6
5 5
4 4
3 3
2 2
1 1
  a b c d e f g h  

Weiß am Zug. Patt mit allen Steinen.

Wheeler zeigte bereits im Jahr 1887, dass ein Patt auch mit allen Figuren auf dem Schachbrett möglich ist: 1. a2–a4 c7–c5 2. d2–d4 d7–d6 3. Dd1–d2 e7–e5 4. Dd2–f4 e5–e4 5. h2–h3 Lf8–e7 6. Df4–h2 Le7–h4 7. Ta1–a3 Lc8–e6 8. Ta3–g3 Le6–b3 9. Sb1–d2 Dd8–a5 10. d4–d5 e4–e3 11. c2–c4 f7–f5 12. f2–f3 f5–f4 patt

Samuel Loyd zeigte das kürzestmögliche Patt: 1. e2–e3 a7–a5 2. Dd1–h5 Ta8–a6 3. Dh5xa5 h7–h5 4. Da5xc7 Ta6–h6 5. h2–h4 f7–f6 6. Dc7xd7+ Ke8–f7 7. Dd7xb7 Dd8–d3 8. Db7xb8 Dd3–h7 9. Db8xc8 Kf7–g6 10. Dc8–e6 patt

Das kürzeste Patt in einer regulären Partie ist in 27 Zügen erreicht worden zwischen Mario Sibilio und Sergio Mariotti 1982 bei der italienischen Mannschaftsmeisterschaft in Ravenna.[4][5]

Patt-Beispiele in Schachstudien

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In einer Vielzahl von Studien wird das Thema Patt aufgegriffen. In folgenden Artikeln finden sich weitere Beispiele:

Bei der chinesischen Schachvariante Xiangqi führt das Patt zum Sieg des pattsetzenden Spielers.

Wiktionary: Patt – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
Wiktionary: patt – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelnachweise

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  1. Otto Borik, Joachim Petzold: Meyers Schachlexikon. Meyers Lexikonverlag, Mannheim 1993, S. 200 f., ISBN 3-411-08811-7.
  2. Klaus Lindörfer: Großes Schachlexikon. Geschichte, Theorie und Spielpraxis von A bis Z. Neuauflage, Orbis Verlag, München 1991, S. 188, ISBN 3-572-02734-9.
  3. Bsp.: das sog. Nukleare Patt zwischen USA und UdSSR während des Kalten Krieges.
  4. Tim Krabbé: CHESS RECORDS. 28. März 2021, abgerufen am 18. März 2023 (englisch).
  5. The Big Greek: Das schnellste Patt der Schachgeschichte auf YouTube, 17. März 2023, abgerufen am 17. März 2023.