„Franz Wüllner (Komponist)“ – Versionsunterschied
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'''Franz Wüllner''' (* [[28. Januar]] [[1832]] in [[Münster (Westfalen)|Münster]]; † [[7. September]] [[1902]] in [[Braunfels]]) war ein deutscher [[Komponist]] und [[Dirigent]]. |
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'''Christoph Adolph Franz Maria Wüllner''' (* [[28. Januar]] [[1832]] in [[Münster]]<ref>{{Internetquelle |url=https://data.matricula-online.eu/de/deutschland/muenster/muenster-st-martini/KB004/?pg=63 |titel=Taufen - KB004 {{!}} Münster, St. Martini {{!}} Münster, rk. Bistum {{!}} Deutschland {{!}} Matricula Online |abruf=2020-06-07}}</ref>; † [[7. September]] [[1902]] in [[Braunfels]]<ref>Sterbeurkunde, {{HStAM|911|1490|17}}</ref>) war ein deutscher [[Komponist]], [[Dirigent]] und [[Professur|Professor]]. |
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== Leben == |
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Seine erste Anstellung fand er als Musikschullehrer in [[München]], es folgte die des Städtischen Musikdirektors in [[Aachen]]. 1882 leitete er das niederrheinische Musikfest in Aachen. Später ging er zurück nach München, wo er die Leitung der Königlichen Vokalkapelle übernahm; parallel dazu richtete er Chor- und Orchesterklassen an der dortigen Musikschule ein. Die in diesem Zusammenhang entstandenen “Chorübungen der Münchener Musikschule” wirkten bis weit in das 20. Jahrhundert hinein. |
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⚫ | Sein Vater war der gleichnamige Philologe und Lehrer [[Franz Wüllner (Philologe)|Franz Wüllner]]. Während seiner Kindheit in [[Düsseldorf]] erhielt er bereits früh Violin- und Klavierunterricht. Einer seiner Lehrer in dieser Zeit war [[Anton Schindler|Anton Felix Schindler]], der einen prägenden Einfluss auf ihn hatte. |
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Er leitete die Uraufführungen der Werke “Rheingold” und “Walküre” von [[Richard Wagner|Wagner]] und wurde daraufhin zum Ersten Hofkapellmeister ernannt. |
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⚫ | In der Zeit von 1850 bis 1854 unternahm Wüllner ausgedehnte Konzertreisen als Pianist, gleichzeitig neben Studien in [[Köln]], [[Brüssel]], [[Berlin]] und [[Leipzig]]. Hauptinhalt seiner Vorträge waren hierbei die Klaviersonaten von [[Ludwig van Beethoven]]. Bei dieser Gelegenheit begegnete er [[Johannes Brahms]], mit dem ihn fortan eine lebenslange Freundschaft verband. Wichtige Anregungen verdankte Wüllner auch dem Kontakt zu [[Joseph Joachim]], [[Ignaz Moscheles]], [[Otto Jahn (Archäologe)|Otto Jahn]], [[Ferdinand David]] und [[Moritz Hauptmann]]. |
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Im Jahre 1877 ging er nach [[Dresden]], wo man ihm die Leitung des Konservatoriums sowie Aufgaben des Hofkapellmeisters übertrug. Nicht zuletzt wegen dortiger Intrigen sah sich Wüllner veranlasst, sich wenige Jahre später nach Berlin zu begeben. Dort wirkte er in der Leitung der Berliner Philharmonischen Konzerte mit. |
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1884 kam er nach Köln, wo er für die Umwandlung des Gürzenich-Orchesters in ein Städtisches Orchester verantwortlich zeichnete. In Köln war er fast zwanzig Jahre lang als Leiter, Organisator und Gestalter des Kölner Musiklebens mitverantwortlich. |
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1854 kam er nach München, zuerst als privater Klavierlehrer und als begehrter Pianist (im März spielte er Beethovens Klavierkonzert G-Dur in einem Konzert der Musikalischen Akademie und Ende 1855 drei Triosoireen mit den beiden Konzertmeistern des Hoforchesters). 1856 kam es zu einer ersten kurzen Anstellung als Klavierlehrer am Konservatorium. |
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Für sein kompositorisches Schaffen stehen u.a. Klaviermusik, Kammermusik und hauptsächlich Vokalmusik. Auf diesem Gebiet gilt er als Vertreter der deutschen Hochromantik. |
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1858 ging er als Städtischer [[Musikdirektor]] zum [[Theater Aachen]] und leitete dort bis 1865 das [[Sinfonieorchester Aachen]]. |
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Er gilt als Förderer vieler junger Komponisten, stellvertretend sei hier [[Richard Strauss]] genannt. |
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Danach ging er zurück nach München, um die Leitung der Kirchenmusik der [[Allerheiligen-Hofkirche]] zu übernehmen. Ab 1866 leitete er zudem die Königliche Vokalkapelle und ab 1869 auch die [[Musikalische Akademie des Bayerischen Staatsorchesters|Musikalische Akademie]]. Auf Anordnung [[Ludwig II. (Bayern)|Ludwig II.]] und gegen den Willen [[Richard Wagner]]s dirigierte Wüllner 1869/1870 die Uraufführungen der Werke ''[[Das Rheingold]]'' und ''[[Die Walküre]]'' am [[Nationaltheater München]]. Von 1871 bis 1877 war Wüllner, gemeinsam mit [[Josef Gabriel Rheinberger]], Inspektor der [[Hochschule für Musik und Theater München|Königlich bayerischen Musikschule]]. Dort richtete er Chor- und Orchesterklassen ein und leitete deren Konzerte. Seine „Chorübungen der Münchener Musikschule“ wirkten bis weit in das 20. Jahrhundert hinein. 1871 wurde er zum Ersten Hofkapellmeister ernannt. Als [[Hermann Levi]] 1873 als Erster Hofkapellmeister nach München berufen wurde, wurde Wüllner in mehreren seiner zahlreichen Arbeitsfelder entlastet. Dabei schaukelten sich Kompetenzstreitigkeiten hoch. 1877 gab Wüllner auf und [[Demission|demissionierte]]. |
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Ab 1877 wirkte er in [[Dresden]] als Professor, Leiter des [[Hochschule für Musik Carl Maria von Weber Dresden|Konservatoriums]] und [[Hofkapellmeister]]. |
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Durch Intrigen in seiner Arbeit behindert, wechselte er nach Berlin. Dort dirigierte er die [[Berliner Philharmoniker|Philharmonischen Konzerte]] und war – wie vor ihm schon [[Giacomo Meyerbeer|Meyerbeer]], [[Albert Lortzing|Lortzing]] und andere namhafte Künstler – Chorsänger in der [[Sing-Akademie zu Berlin|Sing-Akademie]]. |
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1884 übernahm er auf Empfehlung von Brahms die Leitung des [[Hochschule für Musik und Tanz Köln|Kölner Konservatoriums]] als Nachfolger von [[Ferdinand Hiller]]. Er zeichnete für die Umwandlung des [[Gürzenich-Orchester]]s in ein Städtisches Orchester verantwortlich und prägte das Musikleben der folgenden zwei Jahrzehnte wesentlich. Zwischen 1864 und 1898 war Wüllner siebenmal verantwortlicher Festspielleiter der [[Niederrheinisches Musikfest|Niederrheinischen Musikfeste]] in Aachen, Düsseldorf und Köln. |
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1900 begründete Franz Wüllner gemeinsam mit dem Musikwissenschaftler [[Hermann Kretzschmar (Musikwissenschaftler)|Hermann Kretzschmar]], dem Inhaber des Verlags Breitkopf & Härtel [[Oskar von Hase]], [[Martin Blumner]], [[Siegfried Ochs]], [[Joseph Joachim]] und dem Thomaskantor Gustav Schreck die [[Neue Bachgesellschaft]]. |
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siehe auch: [[Liste deutscher Komponisten klassischer Musik]] |
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Franz Wüllner war der Vater des Sängers, Schauspielers und Rezitators [[Ludwig Wüllner]] (1858–1938). Er war verheiratet mit Anna Ludorff (1832–1909). Die Grabstätte der Eheleute befindet sich auf dem Kölner [[Melaten-Friedhof|Friedhof Melaten]] (Flur 82).<ref>Josef Abt, Johann Ralf Beines, Celia Körber-Leupold: ''Melaten - Kölner Gräber und Geschichte'', Greven, Köln 1997, ISBN 3-7743-0305-3, S. 102.</ref> |
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== Bedeutung als Komponist == |
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Als Komponist schuf Franz Wüllner Klavier- und Kammermusik sowie viele Vokalwerke. Er gilt als Vertreter der deutschen Hochromantik und als Förderer vieler junger Komponisten, stellvertretend sei hier [[Richard Strauss]] genannt. Strauss widmete Wüllner 1884 eine Vertonung des [[Johann Wolfgang von Goethe|Goethe]]-Gedichts ''Wandrers Sturmlied'' für Chor und Orchester. |
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== Ehrungen == |
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Franz Wüllner gehörte zu den Ehrenmitgliedern des Tonkünstler-Vereins zu Dresden.<ref>Bericht über den Tonkünstler-Verein zu Dresden Band [46] 1899/1900 S. 37 Nr. 22; [https://digital.slub-dresden.de/werkansicht/dlf/187535/39/0/ Digitalisat SLUB Dresden]</ref> |
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In Aachen, München, Münster und im Kölner Stadtbezirk [[Lindenthal (Köln)|Lindenthal]] wurde das Wirken von Franz Wüllner mit der Benennung einer Straße geehrt.<ref>Konrad Adenauer und Volker Gröbe: ''Straßen und Plätze in Lindenthal'', J.P. Bachem, Köln 1992, ISBN 3-7616-1018-1, S. 170f.</ref> |
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* ''Trio für Pianoforte, Violin & Violoncell'', op. 9, B. Schott’s Söhne, Mainz 1861 |
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* ''Miserere'' op. 26 für Doppel-Chor und Soli a cappella (1867) |
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* ''Messe Nr. 2'' op. 29 für 4-stimmig gem. Chor und 4 Solo-Stimmen (1868) |
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* ''Deutscher Siegesgesang'' für 4-stimmigen Männerchor und Orchester, op. 32 (1871) |
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* ''Drei Motetten zum Gebrauch in Concert und Kirche'' op. 42 für 4-stimmig gem. Chor (1889/90) |
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* ''Drei Motetten (Gradualien) zum Gebrauche in Kirche und Konzert'' op. 47 für 4-5-stimmig gem. Chor (1887?) |
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* ''Abendgesang'' op. 52 für 6-stimmig gem. Chor oder 6-stimmigen Männerchor (1892) |
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* ''Te Deum'' op. 50 für 4-8 stimmigen gem. Chor und großes Orchester (1888) |
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=== Tonträger === |
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* Violinsonate e-Moll op. 30 (Suyoen Kim, Violine, [[Tobias Bredohl]], Klavier); Variationen über ein altdeutsches Volkslied op. 24 ([[Alina Jurjewna Kabanowa|Alina Kabanova]] und Tobias Bredohl, Klavier); Variationen über ein Thema von Franz Schubert op. 39 (Konstantin Manaev, Violoncello, Ekatherina Titova, Klavier). Dohr DCD020 (Köln 2003) ([[Walter Grimmer (Cellist)|Walter Grimmer]], Violoncello, Stefan Fahrni, Klavier). Accord CD206912 (Zürich 1998) |
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== Schüler (Auswahl) == |
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* [[Ernestine Schumann-Heink]] |
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* [[Karl von Kaskel|Karl Freiherr von Kaskel]] |
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== Literatur == |
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* Dietrich Kämper: ''Franz Wüllner. Leben, Wirken und kompositorisches Schaffen''. Diss., Köln 1963 (enthält ein Werkverzeichnis auf den Seiten 142–159 und ein Literaturverzeichnis auf den Seiten 160–166). |
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== Weblinks == |
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Aktuelle Version vom 1. Februar 2025, 22:08 Uhr


Christoph Adolph Franz Maria Wüllner (* 28. Januar 1832 in Münster[1]; † 7. September 1902 in Braunfels[2]) war ein deutscher Komponist, Dirigent und Professor.
Leben
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Sein Vater war der gleichnamige Philologe und Lehrer Franz Wüllner. Während seiner Kindheit in Düsseldorf erhielt er bereits früh Violin- und Klavierunterricht. Einer seiner Lehrer in dieser Zeit war Anton Felix Schindler, der einen prägenden Einfluss auf ihn hatte.
In der Zeit von 1850 bis 1854 unternahm Wüllner ausgedehnte Konzertreisen als Pianist, gleichzeitig neben Studien in Köln, Brüssel, Berlin und Leipzig. Hauptinhalt seiner Vorträge waren hierbei die Klaviersonaten von Ludwig van Beethoven. Bei dieser Gelegenheit begegnete er Johannes Brahms, mit dem ihn fortan eine lebenslange Freundschaft verband. Wichtige Anregungen verdankte Wüllner auch dem Kontakt zu Joseph Joachim, Ignaz Moscheles, Otto Jahn, Ferdinand David und Moritz Hauptmann.
1854 kam er nach München, zuerst als privater Klavierlehrer und als begehrter Pianist (im März spielte er Beethovens Klavierkonzert G-Dur in einem Konzert der Musikalischen Akademie und Ende 1855 drei Triosoireen mit den beiden Konzertmeistern des Hoforchesters). 1856 kam es zu einer ersten kurzen Anstellung als Klavierlehrer am Konservatorium.
1858 ging er als Städtischer Musikdirektor zum Theater Aachen und leitete dort bis 1865 das Sinfonieorchester Aachen.
Danach ging er zurück nach München, um die Leitung der Kirchenmusik der Allerheiligen-Hofkirche zu übernehmen. Ab 1866 leitete er zudem die Königliche Vokalkapelle und ab 1869 auch die Musikalische Akademie. Auf Anordnung Ludwig II. und gegen den Willen Richard Wagners dirigierte Wüllner 1869/1870 die Uraufführungen der Werke Das Rheingold und Die Walküre am Nationaltheater München. Von 1871 bis 1877 war Wüllner, gemeinsam mit Josef Gabriel Rheinberger, Inspektor der Königlich bayerischen Musikschule. Dort richtete er Chor- und Orchesterklassen ein und leitete deren Konzerte. Seine „Chorübungen der Münchener Musikschule“ wirkten bis weit in das 20. Jahrhundert hinein. 1871 wurde er zum Ersten Hofkapellmeister ernannt. Als Hermann Levi 1873 als Erster Hofkapellmeister nach München berufen wurde, wurde Wüllner in mehreren seiner zahlreichen Arbeitsfelder entlastet. Dabei schaukelten sich Kompetenzstreitigkeiten hoch. 1877 gab Wüllner auf und demissionierte.
Ab 1877 wirkte er in Dresden als Professor, Leiter des Konservatoriums und Hofkapellmeister.
Durch Intrigen in seiner Arbeit behindert, wechselte er nach Berlin. Dort dirigierte er die Philharmonischen Konzerte und war – wie vor ihm schon Meyerbeer, Lortzing und andere namhafte Künstler – Chorsänger in der Sing-Akademie.
1884 übernahm er auf Empfehlung von Brahms die Leitung des Kölner Konservatoriums als Nachfolger von Ferdinand Hiller. Er zeichnete für die Umwandlung des Gürzenich-Orchesters in ein Städtisches Orchester verantwortlich und prägte das Musikleben der folgenden zwei Jahrzehnte wesentlich. Zwischen 1864 und 1898 war Wüllner siebenmal verantwortlicher Festspielleiter der Niederrheinischen Musikfeste in Aachen, Düsseldorf und Köln.
1900 begründete Franz Wüllner gemeinsam mit dem Musikwissenschaftler Hermann Kretzschmar, dem Inhaber des Verlags Breitkopf & Härtel Oskar von Hase, Martin Blumner, Siegfried Ochs, Joseph Joachim und dem Thomaskantor Gustav Schreck die Neue Bachgesellschaft.
Franz Wüllner war der Vater des Sängers, Schauspielers und Rezitators Ludwig Wüllner (1858–1938). Er war verheiratet mit Anna Ludorff (1832–1909). Die Grabstätte der Eheleute befindet sich auf dem Kölner Friedhof Melaten (Flur 82).[3]
Bedeutung als Komponist
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Als Komponist schuf Franz Wüllner Klavier- und Kammermusik sowie viele Vokalwerke. Er gilt als Vertreter der deutschen Hochromantik und als Förderer vieler junger Komponisten, stellvertretend sei hier Richard Strauss genannt. Strauss widmete Wüllner 1884 eine Vertonung des Goethe-Gedichts Wandrers Sturmlied für Chor und Orchester.
Ehrungen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Franz Wüllner gehörte zu den Ehrenmitgliedern des Tonkünstler-Vereins zu Dresden.[4]
In Aachen, München, Münster und im Kölner Stadtbezirk Lindenthal wurde das Wirken von Franz Wüllner mit der Benennung einer Straße geehrt.[5]
Werke
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Instrumentalwerke
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Trio für Pianoforte, Violin & Violoncell, op. 9, B. Schott’s Söhne, Mainz 1861
- Variationen über ein altdeutsches Volkslied op. 24 (1862) für Klavier zu vier Händen
- Violinsonate e-Moll op. 30 (1871)
- Variationen über ein Thema von Franz Schubert op. 39 für Violoncello und Klavier (1875)
Chorwerke
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Messe Nr.1 op. 20 für 4-stimmig gem. Chor und 4 Solo-Stimmen (1865)
- Miserere op. 26 für Doppel-Chor und Soli a cappella (1867)
- Messe Nr. 2 op. 29 für 4-stimmig gem. Chor und 4 Solo-Stimmen (1868)
- Deutscher Siegesgesang für 4-stimmigen Männerchor und Orchester, op. 32 (1871)
- Drei Motetten zum Gebrauch in Concert und Kirche op. 42 für 4-stimmig gem. Chor (1889/90)
- Stabat Mater op. 45 für 8-stimmig gem. Chor (1886)
- Drei Motetten (Gradualien) zum Gebrauche in Kirche und Konzert op. 47 für 4-5-stimmig gem. Chor (1887?)
- Abendgesang op. 52 für 6-stimmig gem. Chor oder 6-stimmigen Männerchor (1892)
- Te Deum op. 50 für 4-8 stimmigen gem. Chor und großes Orchester (1888)
Tonträger
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Violinsonate e-Moll op. 30 (Suyoen Kim, Violine, Tobias Bredohl, Klavier); Variationen über ein altdeutsches Volkslied op. 24 (Alina Kabanova und Tobias Bredohl, Klavier); Variationen über ein Thema von Franz Schubert op. 39 (Konstantin Manaev, Violoncello, Ekatherina Titova, Klavier). Dohr DCD020 (Köln 2003) (Walter Grimmer, Violoncello, Stefan Fahrni, Klavier). Accord CD206912 (Zürich 1998)
Schüler (Auswahl)
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Dietrich Kämper: Franz Wüllner. Leben, Wirken und kompositorisches Schaffen. Diss., Köln 1963 (enthält ein Werkverzeichnis auf den Seiten 142–159 und ein Literaturverzeichnis auf den Seiten 160–166).
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Werke von und über Franz Wüllner im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Werke von und über Franz Wüllner in der Deutschen Digitalen Bibliothek
- Edierte Briefe von und an Franz Wüllner im Webservice correspSearch der BBAW
- Eintrag und Werkeverzeichnis zu Franz Wüllner (Komponist) auf Klassika – die deutschsprachigen Klassikseiten
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Taufen - KB004 | Münster, St. Martini | Münster, rk. Bistum | Deutschland | Matricula Online. Abgerufen am 7. Juni 2020.
- ↑ Sterbeurkunde, Hessisches Staatsarchiv Marburg (HStAMR), Best. 911 Nr. 1490, S. 17 (Digitalisat).
- ↑ Josef Abt, Johann Ralf Beines, Celia Körber-Leupold: Melaten - Kölner Gräber und Geschichte, Greven, Köln 1997, ISBN 3-7743-0305-3, S. 102.
- ↑ Bericht über den Tonkünstler-Verein zu Dresden Band [46] 1899/1900 S. 37 Nr. 22; Digitalisat SLUB Dresden
- ↑ Konrad Adenauer und Volker Gröbe: Straßen und Plätze in Lindenthal, J.P. Bachem, Köln 1992, ISBN 3-7616-1018-1, S. 170f.
Personendaten | |
---|---|
NAME | Wüllner, Franz |
ALTERNATIVNAMEN | Wüllner, Christoph Adolph Franz Maria (vollständiger Name) |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Komponist und Dirigent |
GEBURTSDATUM | 28. Januar 1832 |
GEBURTSORT | Münster |
STERBEDATUM | 7. September 1902 |
STERBEORT | Braunfels |
- Komponist (Deutschland)
- Komponist (Romantik)
- Hofkapellmeister (München)
- Gürzenich-Kapellmeister
- Klassischer Pianist
- Hochschullehrer (Hochschule für Musik und Theater München)
- Hochschullehrer (HfM Dresden)
- Kapellmeister (Sächsische Staatskapelle Dresden)
- Musikdirektor (Aachen)
- Deutscher
- Geboren 1832
- Gestorben 1902
- Mann