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„Immanuel Velikovsky“ – Versionsunterschied

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[[Datei:Immanuel Velikovsky.jpg|miniatur|Immanuel Velikovsky, 1974]]
'''Immanuel Velikovsky''' (ursprünglich [[russische Sprache|russisch]] ''Иммануил Великовский'' bzw. ''Immanuil Welikowski''; * [[10. Juni]] [[1895]] in [[Witebsk]] im heutigen [[Weißrussland]]; † [[17. November]] [[1979]] in [[Princeton (New Jersey)|Princeton]], [[New Jersey]]) war [[Arzt]], [[Psychoanalyse|Psychoanalytiker]] und [[Autor]].
'''Immanuel Velikovsky''' (ursprünglich [[Russische Sprache|russisch]] {{lang|ru|Иммануил Великовский}} bzw. ''Immanuil Welikowski''; * {{JULGREGDATUM|10|6|1895|Link=1}} in [[Wizebsk]]; † [[17. November]] [[1979]] in [[Princeton (New Jersey)|Princeton]]) war ein [[Russisches Kaiserreich|russisch]]-[[Vereinigte Staaten|US-amerikanischer]] Arzt, [[Psychoanalyse|Psychoanalytiker]] und Autor vieler spekulativer Bücher. Seine Folgerungen über den [[Katastrophismus]] werden von den Fachwissenschaftlern als unhaltbar zurückgewiesen.

Er behauptete, dass viele der weltweiten Mythen starke Ähnlichkeiten aufweisen und er führte dies auf eine gemeinsame Ursache zurück. Angeblichen Unstimmigkeiten in der ägyptischen Geschichte versuchte er mit neuen Ansätzen zu begegnen. Er ist der Autor vieler, teils sehr spekulativer Bücher, vor allem zum von ihm geprägten [[Katastrophistisches_Weltbild|katastrophistischen Weltbild]].

Naturwissenschaftlich gesehen gelten seine [[Kosmologie|kosmologischen]] Thesen als hochspekulativ. Von den etablierten Vertretern der Naturwissenschaft wurden und werden seine Forschungen und Thesen abgelehnt. Velikovsky behauptete, auch [[Albert Einstein]] habe sich für seine Forschungen interessiert.


== Biografie ==
== Biografie ==
Velikovsky studierte nach seinem Schulabschluss ab 1914 in [[Montpellier]] und [[Edinburgh]], nahm 1915 sein Medizinstudium in [[Moskau]] wieder auf und erhielt 1921 seine [[Approbationsordnung|Approbation]]. Nach Reisen nach [[Palästina (Region)|Palästina]] ging
er anschließend nach Berlin. Dort heiratete er 1923 die [[Violinist]]in ''Elisheva Kramer'' aus Hamburg. Seine Ausgabe der ''Scripta Universitatis atque Bibliothecae Hierosolymitanarum'' wurde nach wenigen Bänden wieder eingestellt. Von 1924 bis 1933 studierte er [[Psychologie]] in [[Zürich]] und ab 1933 Psycho-Analyse in [[Wien]].


Nach Ausbruch des [[Zweiter Weltkrieg|Zweiten Weltkriegs]] widmete Velikovsky sich in [[New York City]] den Mythen der [[Altes Ägypten|ägyptischen Geschichte]] und begann mit seinem Werk ''Ödipus und Echnaton''. Nach 1949 veröffentlichte er das Buch ''Welten im Zusammenstoß'' zuerst beim Verlag Macmillan, nachdem es von acht anderen Verlagen abgelehnt worden war. Auf Grund seiner zweifelhaften Methodik setzten dort veröffentlichende Wissenschaftler den Verlag unter Druck. Velikovsky fand in ''Doubleday'' einen neuen Verlag, der bereit war, seine Werke zu publizieren. Wenige Jahre später erschien das Buch ''Erde in Aufruhr''. Während der Veröffentlichung seiner Ideen und des Erscheinens seiner Bücher war Velikovsky eine [[Persona non grata]] an Hochschulen und Universitäten.
Velikovsky besuchte das Medwednikow-Gymnasium in [[Moskau]] und war ein begabter Schüler in Sprachen und [[Mathematik]]. Er erhielt 1913 einen Abschluss mit Gold-[[Medaille]] und bereiste in den Folgejahren [[Europa]] und [[Palästina]]. Velikovsky studierte an den Universitäten von [[Montpellier]], [[Edinburgh]] und [[Moskau]]; sein Medizinstudium schloss er [[1921]] in Moskau ab und ging nach [[Berlin]].
In späteren Jahren folgten andere Plattformen und Foren, auf denen seine Arbeit vorgestellt und verbreitet wurde.


In den letzten Lebensjahren, in denen seine Arbeit weiterhin von Wissenschaftlern abgelehnt wurde, litt er an [[Diabetes mellitus|Diabetes]] und [[Depression]]en. Obwohl noch weitere Werke in dieser Zeit erschienen (zum Beispiel ''Die Seevölker''), konnte er seine anderen Werke nicht mehr zu Ende bringen. Am 25. Februar 1974 wurde Velikovsky doch noch ein [[Tagung|Symposiumsauftritt]] bei der [[American Association for the Advancement of Science]] (AAAS) ermöglicht. Velikovsky starb 1979 in Princeton. Seine unveröffentlichten Schriften sollten mehrmals publiziert werden, konnten aber erst spät nach Streitigkeiten zwischen dem Verleger und der Familie Velikovskys erscheinen. Seit 1990 sind umfassende Schriften im Internet zur Verfügung gestellt worden und seit 2005 verwaltet die Princeton University seine nachgelassenen Schriften.
Dort heiratete er [[1923]] die [[Violine|Violinistin]] ''Elisheva Kramer'' aus [[Hamburg]] und arbeitete als [[Herausgeber]] an den ''Scripta Universitatis atque Bibliothecae Hierosolymitanarum'', zu welchen auch [[Albert Einstein]] einen mathematisch-physikalischen Beitrag lieferte; die ''Scripta'' umfassen hauptsächlich eine Sammlung von Werken zu [[Judaica]] sowie [[Orientalismus]] und trugen in der Folge zur Gründung einer [[Hebräisch]]en [[Universität]] in [[Jerusalem]] bei. Die Schriftenreihe wurde nach wenigen Bänden wieder eingestellt. Von [[1924]] bis [[1939]] praktizierte Velikovsky [[Medizin]] in [[Palästina]], wo er auch die ''Scripta Academica Hierosolymitana'' herausgab; von dieser Reihe erschien jedoch nur der erste Band ([[1938]]). Er studierte [[Psychologie]] in [[Zürich]] und ab [[1933]] in [[Wien]] als Schüler von [[Wilhelm Stekel]], der seinerseits Schüler [[Sigmund Freud]]s war. Zu dieser Zeit veröffentlichte er Schriften, unter anderem in Freuds ''Imago'', zur Analyse von [[Epilepsie]], die inzwischen zu Standard-Untertersuchungsmethoden gehören.


== Velikovskys Werke ==
Etwa seit [[1939]] befasste Velikovsky sich mit [[Mythos|Mythen]], [[Altes Ägypten|ägyptischer Geschichte]] und [[Chronologiekritik]]. Nachdem er Freuds ''Moses und Monotheismus'' gelesen hatte, vermutete er, dass Pharao [[Echnaton]] das historische Vorbild für [[Ödipus]] gewesen war. Darauf arbeitete er an seinem Werk ''[[Ödipus und Echnaton]]''. 1939 reiste er während eines [[Sabbatical|Sabbatjahres]] nach [[New York City|New York]], wo er wärend des [[Zweiter Weltkrieg|Kriegsbeginns]] weiterarbeitete.
Velikovskys Werke lassen sich in zwei wesentliche Teile gliedern: Der kontroverser diskutierte Teil befasst sich hauptsächlich mit Geschichten und Mythen, die Velikovsky als Beschreibung von weltweiten Katastrophen liest und interpretiert. Dazu gehören Bibel-Teile wie der [[2. Buch Mose|Exodus]] genauso wie die [[Theogonie]] von [[Hesiod]], die [[Ilias]] von [[Homer]] oder die [[Edda]].


=== Welten im Zusammenstoß ===
Im April [[1940]] entstand in der Folge die Theorie, dass eine große [[Naturkatastrophe]] mit hereinbrechenden [[Plagen]], sich teilendem [[Rotes Meer|Roten Meer]] und explodierendem Berg [[Sinai (Berg)|Sinai]] stattgefunden habe, wärend derer die [[Israeliten]] [[Ägypten]] verließen (vgl. [[Auszug aus Ägypten|Exodus]] der [[Bibel]]). Als Beleg dieser Geschichte suchte Velikovsky eine zweite, unabhängige Quelle und behauptete diese in dem ägyptischen [[Papyrus]] ''[[Ipuwer-Papyrus|Ipuwer]]'' gefunden zu haben. Da beide Quellen aber unterschiedlich datiert wurden, rekonstruierte Velikovsky unter Annahme des gleichen Ursprungs die [[Antike|antike]] Geschichte des [[Vorderer Orient|vorderen Orients]]. Aus diesen Arbeiten entstand die ''[[Zeitalter im Chaos]]'' -Reihe.
Im Jahr 1950 erschien Velikovskys Buch ''Welten im Zusammenstoß'', welches eine katastrophistische Sichtweise auf Ereignisse der letzten 5000 Jahre vorstellt. Er kommt darin zu der Überzeugung, dass durch eine kosmische Katastrophe [[Masse (Physik)|Masse]] von [[Jupiter (Planet)|Jupiter]] „abgesprengt“ wurde und sich in einer Proto-[[Venus (Planet)|Venus]] sammelte; diese kreiste als „[[Komet]]“ auf einer unregelmäßigen Bahn durch das innere [[Sonnensystem]]. Die Venus sollte sowohl mit ihrem „Kometenschweif“ als auch durch ihre [[Gravitation]] und ihre [[Elektromagnetismus|elektromagnetische]] Wirkung die Erde mehrfach verwüstet haben. Das Jahr hatte zuvor weniger als 360 Tage und änderte sich durch diese Umbrüche im 2. Jahrtausend v. Chr. zu einem Jahr mit 360 Tagen.


Ebenfalls wurde die Bahn des [[Mars (Planet)|Mars]] in seiner [[Umlaufbahn]] von der Venus gestört, was als „Kampf der Götter“ in die Mythen, wie zum Beispiel die [[Ilias]], einging. Mars kam danach der Erde mindestens zweimal im 7. Jahrhundert v. Chr. nahe und richtete globale Verwüstungen an. Durch diese [[Interaktion]] soll sich das Jahr nochmals zu einer Länge von 365<math>\tfrac{1}{4}</math> Tagen geändert haben, während sich die Bahnen von Mars und Venus in der nachfolgenden Zeit stabilisierten.
Darin behauptet Velikovsky, dass der Exodus nicht wärend des Neuen Reiches stattfand, wie die Wissenschaft damals annahm, sondern während des Falls des Mittleren Reiches. Er identifiziert die Hyksos mit den biblischen Amalekitern, die biblische Königin von Saba mit der ägyptischen Pharaonin Hatschepsut und den biblischen Schischak-König Ägyptens mit Pharao Thutmosis III. Weiter vermutet er, die Amarna-Briefe aus der späten 18. Dynastie würden eigentlich Ereignisse aus den Königreichen Israel und Juda, etwa aus der Zeit König Ahabs beschreiben. Diese [[Chronologiekritik|chronologiekritischen]] Thesen werden von etablierten Historikern abgelehnt.


==== Ergänzungswerke ====
Ab dem Jahr 1940 beschäftigte sich Velikovsky auch mit der [[Katastrophe]] selbst. Das [[Buch Josua]] beschreibt, dass Gott Hagelsteine fallen und Sonne und Mond stillstehen liess. Velikovsky interpretierte den Steinehagel als [[Meteorit]]en-Schauer; ansonsten nahm er die Beschreibung des Geschehenen weitestgehend wörtlich. Er kam dabei zu dem Schluss, dass ein [[global|weltweiter]] [[Kataklysmus]] etwa 50 Jahre vorher, zur Zeit des Exodus der Israeliten eingetreten sein musste. Durch Vergleich mit anderen Quellen, vor allem [[Sagen]] rund um den [[Erde|Globus]], vermutete er die [[Venus (Planet)|Venus]] als Ursache dieses Kataklysmus und fasste seine Arbeiten in ''[[Welten im Zusammenstoß]]'' zusammen. Während seinen Recherchen verlegte er auch seinen ständigen Wohnsitz in die [[USA]].
Ergänzungen zu ''Welten im Zusammenstoß'' bilden Velikovskys Bücher ''Erde in Aufruhr'' (1955), worin er aus seiner Sicht geologische Zeugnisse vorstellt, und ''Menschheit im Gedächtnisschwund'' (1982, post mortem), das sich mit den von ihm angenommenen psychologisch-sozialen Auswirkungen beschäftigt. Auch deren Folgerungen werden von der Wissenschaft abgelehnt.


===== Erde im Aufruhr =====
Velikovskys Theorie wurde schon vor Erscheinen des Buches heftig diskutiert. [[1950]] veröffentlichte Velikovsky ''Welten im Zusammenstoß'' beim [[Verlag]] Macmillan, nachdem es von acht anderen Verlagen vorher abgelehnt wurde. Druck durch verschiedene Personen, unter anderem Wissenschaftler, die ebenso bei Macmillan veröffentlichten, zwang den Verlag, das Buch schon nach 2 Monaten wieder aus dem Programm zu nehmen, und es erschien folgend beim Verlag Doubleday. [[1952]] erreichte ''Welten im Zusammenstoß'' danach Platz 1 der [[Bestseller]]-Liste der [[USA]]. Wenige Jahre später veröffentlichte Velikovsky ''[[Erde in Aufruhr]]'', das den Fokus auf die geologischen Ereignisse und Zeugnisse der Katastrophe legt.
In ''Erde im Aufruhr'' versucht Velikovsky, Beweise hauptsächlich aus [[Geologie]], [[Biologie]] und anderen [[Naturwissenschaft]]en vorzulegen, die eine andere Chronologie beweisen sollen.


[[Mammuts]], Nashörner, Flusspferde, Büffel und Hyänen, die alle zusammen in 440 Meter Höhe über dem Meer unter vier Meter starken Lehmablagerungen gefunden wurden, wie auch Funde von Walknochen mitten im [[Vereinigte Staaten|US-Bundesstaat]] [[Michigan]], werden von Velikovsky in nacheiszeitlichen Schichten datiert. Auch gekippte Seen, mehrere hundert Meter dicke Lavaschichten, eine über den gesamten Südosten der USA verstreute Meteoritenzone und kilometerweit zurückgedrängte Strände führt Velikovsky für seine Hypothese ins Feld.
Während der Veröffentlichung seiner Theorie und des Erscheinens seiner Bücher war Velikovsky eine [[Persona non grata]] an [[Hochschule]]n und [[Universität]]en. Die frühen [[Raumsonde]]n bestätigten einige seiner Vorhersagen, insbesondere dass die Venus eine heiße Oberfläche hat, und er erhielt nachfolgend mehr und mehr Einladungen, Vorträge zu geben. [[1972]] und [[1973]] wurden [[Interview]]s und [[Dokumentation]]en über ihn und seine Werke von [[Radio]]- und [[Fernsehstation]]en ausgestrahlt.


===== Menschheit im Gedächtnisschwund =====
In späteren Jahren folgten weitere Plattformen und [[Forum|Foren]], auf denen seine Arbeit vorgestellt und verbreitet wurde.
Im Buch ''Menschheit im Gedächtnisschwund'' untersucht Velikovsky die möglichen individuellen wie gesellschaftlichen Auswirkungen, die das Miterleben der von ihm postulierten Katastrophen auf die Psyche hatte und noch hat. Ähnlich wie [[Sigmund Freud]] sieht er einen [[Verdrängung (Psychoanalyse)|Verdrängungsmechanismus]] wirken, allerdings im Gegensatz zu Freud eher gesamtgesellschaftlich und in Bezug auf soziale Aspekte.


=== Zeitalter im Chaos ===
In den letzten Lebensjahren, in denen seine Arbeit weiterhin vom [[akademisch]]en [[Establishment]] abgelehnt wurde, litt er auch an [[Diabetes]] und [[Depression]]en. Obwohl noch weitere Werke in dieser Zeit, wie ''[[Die Seevölker]]'', erschienen, konnte er andere Werke nicht mehr zu Ende bringen. [[1974]] ermöglichte ihm die Fürsprache [[Carl Sagan]]s noch einen [[Symposium]]sauftritt bei der [[AAAS]] (siehe Literaturhinweise). Velikovsky starb [[1979]] in [[Princeton (New Jersey)|Princeton]].
Velikovsky rekonstruierte die [[Altes Ägypten|altägyptische]] Geschichte unter der Annahme, dass eine zeitliche Übereinstimmung vom [[Auszug aus Ägypten]] der [[Israeliten]] mit der [[Katastrophe]] am Ende des [[Mittleres Reich (Ägypten)|Mittleren Reiches]] besteht, die im [[Ipuwer-Papyrus]] beschrieben wird. In der Folge erstellte er in mehreren Bänden eine Chronologie über einen Zeitraum von insgesamt 1200 Jahren. Weitere Belege zum gleichzeitigen Auszug am Ende des Mittleren Reiches werden von Velikovsky unter anderem im Papyrus der [[Eremitage (Sankt Petersburg)|Eremitage]] in [[Sankt Petersburg]] und den Inschriften auf einem Schrein von [[al-Arisch]] gesehen.<ref name="el-Arisch">ein schwarzer Granit-Stein mit Hieroglyphen, entdeckt in den 60er Jahren, heute im Museum von [[Ismailia]] (Ägypten)</ref>


Die [[Hyksos]] werden von ihm mit den [[Bibel|biblischen]] [[Amalekiter]]n, die [[Königin von Saba]] mit der ägyptischen [[Pharao|Königin]] [[Hatschepsut]] und der biblische [[Schischak]] mit [[Thutmosis III.]] identifiziert. Für die Synchronisation dienten ihm auch die Ergebnisse der Ausgrabungsstätte [[Ugarit|Ras Schamra]], die Zeittafeln [[Kreta]]s in der [[Minoische Kultur|minoischen Periode]] und der [[Antikes Griechenland|Griechenlands]] in der [[Mykenische Kultur|mykenischen Periode]], die Fehler beinhalten sollen. Durch diese Vorgehensweise löste er ihm erscheinende Schwierigkeiten der bisherigen Bibelinterpretation auf und setzte zugleich die [[Hurritische Sprache]] der [[Karische Sprache|karischen]] gleich.
Seine unveröffentlichten Schriften sollten mehrere Male publiziert werden, konnten aber erst spät nach Streitigkeiten zwischen dem Verleger und der Familie Velikovskys erscheinen. Seit [[1990]] sind umfassende Schriften im Internet zur Verfügung gestellt worden und seit [[2005]] verwaltet die [[Princeton University]] seinen wissenschaftlichen Nachlass.


Die [[Amarna-Briefe]] aus der späten [[18. Dynastie]] werden von ihm in die Zeit [[Ahab (König)|Ahabs]], basierend auf Ereignissen aus den Königreichen [[Nordreich Israel|Israel]] und [[Juda (Reich)|Juda]], datiert.
== Velikovskys Theorien ==
Velikovskys Werke lassen sich in zwei wesentliche Teile gliedern:
# Der kontroverser diskutierte Teil befasst sich hauptsächlich mit Geschichten und Mythen, die Velikovsky als Beschreibung von weltweiten Katastrophen liest und interpretiert. Dazu gehören Bibel-Teile, wie der Exodus, genauso wie die [[Ilias]] von [[Homer]] oder die [[Edda]]. Das von Velikovsky beschriebene [[Katastrophistisches Weltbild|katastrophistische Weltbild]] ist in ''Welten im Zusammenstoß'' beschrieben und wurde in ''Erde in Aufruhr'' von Velikovsky später hauptsächlich um [[Geologie|geologische]] Zeugnisse ergänzt.
# Der zweite Teil ist eine reine [[Chronologiekritik]], die sich mit der [[Altes Ägypten|altägyptischen]] Geschichte und deren Beziehung zu der in der [[Bibel]] berichteten jüdischen Geschichte befasst. Diese Chronologiekritik ist in der Reihe ''[[Zeitalter im Chaos]]'' zusammengefasst.


Die Berichte von der [[Schlacht bei Kadesch]] verarbeitet Velikovsky zu der Vermutung, dass mit der Stadt [[Kadesch]] der Ort [[Karkemisch]] am westlichen Euphrat-Ufer gemeint ist. Auf Grund von Textvergleichen vermutet er, dass [[Nabu-kudurri-usur I.|Nebukadnezar]] und [[Ramses II.]] Zeitgenossen gewesen sein sollen. Das Reich der [[Hethiter]] sah Velikovsky nur als Doppelung des Reiches der [[Chaldäer]], womit er auch die zeitliche Einordnung des [[Babylonisches Exil|babylonischen Exils]] in Verbindung mit dem Exodus begründete.
=== ''Welten im Zusammenstoß'' und ''Erde in Aufruhr'' ===
siehe Hauptartikel: ''[[Welten im Zusammenstoß]]''


Velikovsky setzt sich mit der früheren Forschung in der [[Ägyptologie]], den Kacheln von Tell el-Jehudijeh<ref name="Tell_el-Jehudijeh">E. Naville fand in den Trümmern eines Palastes von Ramses III. Fayence-Kacheln mit griechischen Buchstaben</ref> und der nahegelegenen Nekropolis auseinander. Weitere schriftliche Zeugnisse, so z.&nbsp;B. der [[Großer Papyrus Harris|Große Papyrus Harris]] und [[Diodor]]s Berichte, werden von ihm zeitlich neu bewertet. [[Ramses III.]] wird von Velikovsky als [[Nektanebos I.]] identifiziert, die [[Seevölker]] sind [[Altes Griechenland|griechische]] [[Söldner]] und die [[Philister]] eigentlich [[Perserreich|Perser]]; auch hier beruft er sich auf eigene Forschungen, die auf Grund archäologischer Befunde und Textvergleichen von ihm vorgenommen wurden.
''Welten im Zusammenstoß'' stellt eine [[Katastrophismus|katastrophistische]] Sichtweise auf [[Geschichte|geschichtliche]] Ereignisse der letzten 5000 Jahre vor. Velikovsky behandelt dabei besonders [[Astronomie|astronomische]] Ereignisse und stützt sich auf [[Bibel|biblische]], [[Ägypten|altägyptische]] und [[Antikes_Griechenland|altgriechische]] Erzählungen sowie Ähnlichkeiten verschiedener [[Sagen]] alter Völker rund um den Globus. Eine Fortsetzung bzw. Ergänzung zu ''Welten im Zusammenstoß'' bildet sein Buch ''Erde in Aufruhr''.


Die Könige der 20. Dynastie sollen Königsdopplungen der 29. und 30. Dynastie sein und die Könige der 21. Dynastie werden mit Priesterfürsten und [[Statthalter]]n von [[Dareios II.]] verglichen.
==== Kritik ====
Wissenschaftliche Erkenntnisse, mit denen Velikovsky seine [[Hypothese]]n stützt, entstammen sehr vielen Feldern (von der Physik über die [[Psychoanalyse|Tiefenpsychologie]] bis zur [[Mythos|Mythenanalyse]]) und sind in ihrer Beweiskombination und Beweiskraft umstritten. Die meisten der in ''Welten in Zusammenstoß'' angesprochenen Herleitungen und Hypothesen werden von etablierten Wissenschaftlern daher abgelehnt und gelten als [[Pseudowissenschaft|pseudowissenschaftlich]].


== Rezeption ==
=== ''Zeitalter im Chaos'' ===
''Zeitalter im Chaos'' ist eine [[Chronologiekritik|chronologiekritische]] [[Buchreihe]] von Immanuel Velikovsky. Er beschreibt darin eine rekonstruierte [[Altes Ägypten|altägyptische]] Geschichte, welche er unter der Annahme einer zeitlichen Übereinstimmung des [[Auszug aus Ägypten|Exodus]] der [[Israeliten]] mit der im [[Ipuwer-Papyrus|Ipuwer]]-[[Papyrus]] beschriebenen [[Katastrophe]] erstellte. Als Konsequenz fand der Exodus danach nicht wärend des [[Neues Reich (Ägypten)|Neuen Reiches]] stattfand, wie allgemein angenommen, sondern während des Falls des [[Mittleres Reich (Ägypten)|Mittleren Reiches]].


Velikovsky versuchte wiederholt, Wissenschaftler zur Unterstützung von Experimenten zu gewinnen. So wandte er sich z.&nbsp;B. im April 1946 mit einem Brief an [[Harlow Shapley]], ebenso an den Philosophen [[Horace M. Kallen]]. Im Sommer 1946 richtete er auch Anfragen an die Astronomen [[Rupert Wildt]] und [[Walter Sydney Adams|Walter S. Adams]]. Vor allem auch im Rahmen des aufkommenden [[Raumfahrt]]programms meinte er Möglichkeiten zu erhalten, die ihm jedoch meist verwehrt wurden.
In der Folge erstellt Velikovsky eine revidierte Chronolgie über einen Zeitraum von insgesamt 1200 Jahren. Jeder einzelne Band befasst sich aber nur mit einem relativ geschlossenem Zeitabschnitt.


Wissenschaftler betrachten Velikovskys Arbeitsweise, Sagen zu deuten und daraus astronomische Modelle ohne mathematische Grundlage zu erstellen, als unwissenschaftlich. [[Astronom]]en und [[Physiker]] halten seine Spekulationen über das Sonnensystem für unhaltbar. Messungen elektromagnetischer Effekte im Sonnensystem liegen nicht in der Größenordnung, wie das Modell Velikovskys sie verlangt. Auch ist die Venus schon seit mindestens Millionen oder Milliarden Jahren im Zustand des [[Thermodynamisches Gleichgewicht|thermodynamischen Gleichgewichts]]. [[Kohlenwasserstoff]]e sind in der [[Atmosphäre (Astronomie)|Atmosphäre]] der Venus nur in winzigen Spuren vorhanden, Hauptbestandteil ist [[Kohlendioxid]]. [[Wasserstoff]] ist im Gegensatz zur Zusammensetzung von Kometen nur in geringen Mengen vorhanden, vor allem als Wasser, [[Schwefelsäure]] oder auch [[Schweflige Säure]].
Velikovskys Thesen werden von etablierten Historikern allerdings mehrheitlich abgelehnt.


Auch Biologen und Geologen sehen keinen Grund, die bisherigen wissenschaftlichen Grundlagen hinsichtlich Velikovskys Thesen zu ändern. Ebenso lehnen die Historiker die historischen Spekulationen Velikovskys ab und erklärten, dass er aus seinen Quellen selektiv das zitiere, was zu seinen Hypothesen passe, und die Widersprüche verschweige. Die Argumente, mit denen Velikovsky seine Hypothesen stützte, entstammten sehr vielen Feldern und seien in ihrer Kombination und Beweiskraft nicht nachvollziehbar.
Im englischen Orginal ist es auch der [[Titel]] des ersten [[Buch]]es dieser Reihe.


== Einfluss Velikovskys ==
====''Vom Exodus zu König Echnaton''====
{{Hauptartikel|Gesellschaft zur Rekonstruktion der Menschheits- und Naturgeschichte}}
''Vom Exodus zu König Echnaton'' teilt sich in acht Kapitel. Im ersten Kapitel beschreibt Velikovsky die Grundlage seiner [[Chronologiekritik]], in der er ägyptische und israelitische Geschichte zu synchronisieren versucht. Dabei unterstellt er eine historische Gleichzeitigkeit des [[Auszug aus Ägypten|Exodus']] mit den im [[Ipuwer-Papyrus]] beschriebenen Plagen. Weitere Belege liefern ihm unter anderm ein Papyrus der [[Eremitage (St. Petersburg)|Eremitage]] in [[St. Petersburg]] und die Inschriften auf einem Schrein von el-Arisch{{ref|el-Arisch}}.


Nach der Wiederveröffentlichung von Velikovskys Hauptwerk „Welten im Zusammenstoß“ (Umschau Verlag, Frankfurt a.&nbsp;M.) und der Veröffentlichung eines Artikels über die Thesen Velikovskys durch den Soziologen [[Gunnar Heinsohn]] in der Zeitschrift „Freibeuter“ im Jahr 1978 begann auch in Deutschland eine eingehendere Debatte unter Amateurforschern. 1982 gründeten Christoph Marx und Heinsohn die ''Gesellschaft zur Rekonstruktion der Menschheits- und Naturgeschichte (GRMNG)''. Der Verein löste sich 1988 jedoch wieder auf.
In den folgenden Kapiteln identifiziert Velikovsky die [[Hyksos]] mit den [[Bibel|biblischen]] [[Amalekiter]]n, die biblische [[Königin von Saba]] mit der ägyptischen [[Pharao|Pharaonin]] [[Hatschepsut]] und den biblischen [[Schischak]]-König Ägyptens mit Pharao [[Thutmosis III]]. Um diese Aussagen zu untermauern zeigt er zahlreiche Parallelen zwischen den Zuordnungen auf.


== Literatur ==
In Kapitel fünf beschreibt Velikovsky die Ausgrabungsstätte Ras Schamra{{ref|Ras_Schamra}} und Untersuchungen dieser. In Folge seiner Synchronisation der ägyptische und israelitische Geschichte zeigt er, dass auch die Zeittafeln [[Kreta]]s der [[Minoische Kultur|minoischen Periode]] und [[Antikes Griechenland|Griechenland]]s der [[mykenisch|mykenischen Periode]] Fehler aufweisen. Damit lösen sich Schwierigkeiten der bisherigen Bibelinterpretation auf und die [[Hurriter|(c)hurrische]] Sprache entspricht nach Velikovsky einfach der [[Karer|karisch]]en.
* [[Michael Gordin]]: ''The Pseudoscience Wars: Immanuel Velikovsky and the Birth of the Modern Fringe''. Chicago: University of Chicago Press, 2012, englisch.
* C. J. Ransom: ''The Age of Velikovsky.'' Doubleday, 1978, englisch, ISBN 0-385-28036-X.
* [[Stephen Jay Gould]]: ''Velikovsky in Collision.'' In: ''Ever since Darwin: Relations in Natural History - Reflections in Natural History.'' W.W. Norton & Co Ltd Reissue, 1992, englisch, ISBN 0-393-30818-9.
* Pensee: ''Velikovsky Reconsidered.'' Buccaneer Books, 1994, englisch, ISBN 1-56849-530-7.


=== Literatur zur Methodik des Immanuel Velikovsky ===
In den letzten drei Kapiteln vermutet Velikovsky weiter, die [[Amarna-Briefe]] aus der späten [[18. Dynastie]] würden eigentlich Ereignisse aus den Königreichen [[Königreich Israel|Israel]] und [[Juda (Reich)|Juda]], etwa aus der Zeit König [[Ahab (König)|Ahab]]s beschreiben.
* Gerald Bakker, Len Clark: ''Explanation - An introduction to the Philosophy of Science - .'' Mountain View, Mayfield 1988, ISBN 0-87484-838-5.
* Donald W. Goldsmith: ''Scientists Confront Velikovsky.'' Cornell University Press, 1978, ISBN 0-8014-0961-6.
* [[Horst Friedrich (Philosoph, 1931)|Horst Friedrich]]: ''Velikovsky, Spanuth und die Seevölker-Diskussion.'' 2. Auflage. Mediengruppe König, 2007, ISBN 3-939856-06-1.


=== Bücher und Schriften von Velikovsky ===
====''Das zweite Leben der Pharaonen''====
* ''Worlds in Collision.'' Doubleday & Co., New York 1950
Ebenso wie ''Vom Exodus zu König Echnaton'' ist auch ''Das zweite Leben der Pharaonen'' in 8 Kapitel unterteilt. In den ersten Kapiteln geht Velikovsky der Frage nach, wer in der Schlacht von Kadesch-Karkemisch{{ref|Kadesch}} gegeneinander gekämpft hat und kommt zu dem Schluss, das [[Nebukadnezar]] und [[Ramses II.]] Zeitgenossen gewesen sein müssen. Diese Gleichsetzung belegt er mit einer grossen Anzahl an Textvergleichen. Probleme der unklaren Zuordnung in der bisherigen Chronologie kann er damit lösen.
** Deutsche Übersetzung von Fritz W. Gutbrod: ''Welten im Zusammenstoß. Als die Sonne still stand.'' Stuttgart: Kohlhammer, 1951. Zahlreiche Neuauflagen, Julia White Publishing, 2005, ISBN 3-934402-91-7
* ''Oedipus and Akhnaton''.
** Deutsche Übersetzung von Ilse Fuhr und Albert Fuhr: ''Ödipus und Echnaton. Mythos und Geschichte''. Zürich: Europa-Verlag, 1966. Neuauflage: Julia White Publishing, 2018, ISBN 3-934402-95-X.
* ''From the Exodus to King Akhnaton''
** Deutsche Übersetzung von Ilse Fuhr: ''Vom Exodus bis König Echnaton'' (''Zeitalter im Chaos'', Bd.&nbsp;1). Frankfurt am Main: Umschau-Verlag, 1981. Neuauflage: Julia White Publishing, 2008, ISBN 3-934402-92-5.
* ''Ramses II and His Time.''
** Deutsche Übersetzung von Christoph Marx: ''Ramses II. und seine Zeit'' (''Zeitalter im Chaos'', Bd.&nbsp;2). Frankfurt am Main: Umschau-Verlag, 1979. Neuauflagen: ''Das zweite Leben der Pharaonen. Ramses II. und die Geheimnisse des Alten Ägypten''. Frankfurt am Main / Berlin: Ullstein, 1995; ISBN 978-3-548-35504-7. ''Ramses II. und seine Zeit''. Julia White Publishing, 2010, ISBN 3-934402-93-3.
* ''Peoples of the Sea''
** Deutsche Übersetzung von Wolfram Wagmuth und Christoph Marx: ''Die Seevölker'' (''Zeitalter im Chaos'', Bd.&nbsp;3). Frankfurt am Main: Umschau-Verlag, 1978. Neuauflagen: ''Dynastien im Chaos. Die Enträtselung antiker Geheimnisse''. Frankfurt am Main / Berlin: Ullstein, 1995; ISBN 978-3-548-35517-7. ''Die Seevölker''. Julia White Publishing, 2010, ISBN 3-934402-94-1.
* ''Earth in Upheaval''
** Deutsche Übersetzung von Christoph Marx: ''Erde im Aufruhr.'' Frankfurt am Main: Umschau-Verlag, 1980; ISBN 978-3-524-69019-3. Neuauflage: Julia White Publishing, 2005, ISBN 3-934402-90-9.
* ''Mankind in Amnesia''
** Deutsche Übersetzung von Friedrich W. Gutbrod: ''Das kollektive Vergessen. Verdrängte Katastrophen der Menschheit''. Frankfurt am Main: Umschau-Verlag, 1985; ISBN 978-3-524-69045-2. Neuauflage: ''Menschheit im Gedächtnisschwund.'' Julia White Publishing, 2008, ISBN 3-934402-96-8.
* ''Stargazers and Gravediggers''.
** Deutsche Übersetzung von Trisha Byrne und Thomas Hoffmann: ''Sterngucker und Totengräber: Memoiren zu Welten im Zusammenstoss.'' Julia White Publishing, 2012, ISBN 978-3-934402-97-3.
* ''The Dark Age of Greece.'' Paradigma, 2023, ISBN 978-1-906833-59-6
* In the Beginning. Paradigma, 2020, ISBN 978-1-906833-50-3


== Künstlerische Rezeption ==
Ab Kapitel 4 behauptet Velikovsky so, das dass "vergessene"{{ref|vergessenes_Reich}} Reich der [[Hethiter]] nur als Doppelung des Reiches der [[Chaldäer]] existiert. Auch Schwierigkeit das [[Babylonisches Exil|babylonische Exil]] und den Exodus zeitlich einzuordnen, kann V. so umgehen bzw. besser lösen.


* [[Alexander Kluge]] / [[dctp]]: ''Katastrophentheorie und Evolution. Velikowskys verdampfende Ozeane und Kometen'', Gespräch von Alexander Kluge mit [[Peter Berling]] als Velikovsky, [[Kulturmagazine von dctp#Prime-Time/Spätausgabe|Prime-Time]], [[RTL Television|RTL]], 7. März 1999, 15 Minuten, [https://www.dctp.tv/filme/berling_einstein-katastrophentheorie-und-evolution?thema=peter-berling Online]
====''Die Seevölker''====
Das Buch teilt sich in 2 Teile mit je 5 bzw. 4 Kapiteln und einem umfangreichen Anhang. Eingangs zeigt Velikovsky Probleme (damaligen) Forschungen in der [[Ägyptologie]], wie mit den Kacheln von Tell el-Jehudijeh{{ref|Tell_el-Jehudijeh}} und der nahegelegenen Nekropolis mit ihren Tumuli. Er analysiert und vergleicht anschließend die schriftlichen Zeugnisse, so zum Beispiel den [[Große Papyrus Harris|Großen Papyrus Harris]]{{ref|Papyrus_Harris}} und [[Diodor]]s Berichte, in welchen er Aussagen bzw. Zuordnungen aufzeigt, die von der tradierten Geschichtsschreibung nicht gedeckt werden können. Velikovsky rekonstruiert die Geschichte, wobei er [[Ramses III.]], bisher als [[Pharao]] des [[12. Jahrhundert v. Chr.|12. Jahrhunderts]], als ein „[[alter Ego]]“ von [[Nektanebos I.]], aus dem [[4. Jahrhundert v. Chr.|4. Jahrhundert]] identifiziert. Die [[Seevölker]] sieht Velikovsky als [[Altes Griechenland|griechische]] [[Söldner]] und die Pereset (auch Peleset) als [[Perserreich|Perser]] anstatt wie herkömmlich als [[Philister]]. Diese Zuordnung belegt er mit archäologischen und reichlich Textvergleichen. Im zweiten Teil führt Velikovsky so den Beweis, dass die Könige der 20. Dynastie Doppelungen von Königen der 29. und 30. Dynastie des [[4. Jahrhundert v. Chr.|4. Jahrhundert]] sind. Die Könige der 21. Dynastie sind keine und werden als Pristerfürsten und [[Statthalter]] [[Dareios II.]] „entlarvet“.


== Weblinks ==
Die gesamt Neuordnung ist im Bild unten schematisch dargestellt:
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* {{DNB-Portal|118626450}}
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* [http://www.varchive.org/ Velikovsky Archive] (englisch)
[[Bild:Velikovsky_Dynastienfolge.gif|left]]
* [[Alfred de Grazia]], „[http://quantavolution.net/Velikovsky_DE/Titelseite.html Die Velikovsky Affäre]“ (deutschsprachige Version von „[http://www.velikovsky.info/The_Velikovsky_Affair_(book) The Velikovsky Affair: Scientism vs Science!]“)
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== Anmerkungen und Einzelnachweise ==
=== Quellen ===
<references />
# {{note|el-Arisch}} ein schwarzer Granit-Stein mit Hieroglyphen, in den 60er Jahren in el-Arisch an der ägyptisch-palästinensichen Grenze entdeckt, befindet sich heute im Museum von Ismailia (Ägypten)
# {{note|Ras_Schamra}} 1928 entdeckte, verschüttete Stadt an der syrischen Küste
# {{note|Kadesch}} Kadesch ("heilige Stadt") wurden mehrere Städte mit großen Tempelanlagen genannt. V. vermutet, dass Karkemisch (Dscherablus) am westlichen Euphrat-Ufer gemeint ist
# {{note|vergessenes_Reich}} Das Reich der Hethiter wurde "vergessenes Reich" genannt, weil es erst Ende des 19. Jahrhunderts (wieder) entdeckt wurde
# {{note|Tell_el-Jehudijeh}} E. Naville fand in den Trümmern eines Palastes von Ramses III. Fayence-Kacheln
# {{note|Papyrus_Harris}} Der Papyrus ist über 40m lang und befindet sich im Britischen Museum in London


{{Normdaten|TYP=p|GND=118626450|LCCN=n50020314|NDL=00459633|VIAF=73974190}}
== Werke ==
<!-- nachfolgend die Werke, die zur Reihe "Zeitalter im Chaos gehören" -->
* Buchreihe ''Zeitalter im Chaos'':
:* ''Vom Exodus zu König Echnaton'', Ullstein Verlag, Frankfurt/Main, März 1995, ISBN 3-548-35477-7
:* ''Die Seevölker'', 1978, ISBN 3524690068
:* ''Dynastien im Chaos'', Ullstein Verlag, Frankfurt/Main, 1995, ISBN 3-548-35517
:* ''Das zweite Leben der Pharaonen'', Ullstein Verlag, Frankfurt/Main, 1995, ISBN 3-548-35504-8
<!-- ab hier alle Werke... -->
* ''[[Welten im Zusammenstoß]]'', 1950
<!-- * ''[[Vom Exodus zu König Echnaton]]'', 1953 in der Buchreihe ''[[Zeitalter im Chaos]]'' -->
* ''[[Erde in Aufruhr]]'', 1955
* ''[[Ödipus und Echnaton]]'', 1960
<!-- * ''[[Die Seevölker]]'', 1977 in der Buchreihe ''Zeitalter im Chaos'' -->
<!-- * ''[[Ramses II und seine Zeit]]'', 1978 in der Buchreihe ''Zeitalter im Chaos'' -->
* ''[[Das kollektive Vergessen]]'', 1982


== über Velikovsky ==
{{SORTIERUNG:Velikovsky, Immanuel}}
[[Kategorie:Autor]]
Die Meinungen zu Velikovsky, sowie insbesondere zu seinen katastrophistischen Theorien, gehen weit auseinander und wurden zum Teil mit erheblicher Schärfe und auch auf wenig wissenschaftliche Weise geführt. Nachfolgende Kommentare zeigen einen kleinen Ausschnitt, können dies dennoch nur im Ansatz wiedergeben.
[[Kategorie:Chronologiekritik]]
=== Kommentare ===
[[Kategorie:Fellow der American Association for the Advancement of Science]]
* [[Martin Gardner]] schreibt: "Obwohl Velikovskys Werk ein Gespinst von Absurditäten darstellt, und auch von jedem Geologen und Astronomen Amerikas als solches erkannt wurde, ist es erstaunlich, wie viele von denen, die dieses Buch besprochen haben, von der überzeugenden Rhetorik des Autors überrumpelt wurden."
[[Kategorie:Geboren 1895]]
[[Kategorie:Gestorben 1979]]
[[Kategorie:Mann]]


{{Personendaten
* Leroy Ellenberger, ein ehemaliger Anhänger Velikovskys, meinte: "Je weniger man über Wissenschaft weiß, desto plausibler erscheint Velikovskys Szenario".
|NAME=Velikovsky, Immanuel

* A. M. Paterson meinte in ''Velikovsky versus Academic Lag'', 1977: "Eigentlich ist die Schlacht geschlagen. Dr. Velikovsky ging als Sieger aus ihr hervor, weil sich seine wissenschaftliche Hypothese, wonach sich in historischer Zeit im planetarischen Raum Naturkatastrophen ereignet haben, als ungeheuer prophetisch erwiesen hat."

* [[Carl Sagan]] sah New Yorker Literaten als damalige Hauptunterstützer, die Velikovsky als "gleichwertig mit Einstein, Newton, Darwin und Freud" betrachteten. Sagan selbst teilte diese Beurteilung nicht.

* [[Robert Jastrow|Dr. Robert Jastrow]], der Begründer des [[NASA|NASA-Instituts für Weltraumforschung]] sagte kurz nach Velikovskys Tod, das er die Theorie nicht akzeptiere, aber " &hellip;, dass Mr. Velikovsky fähig war, die Wahrheit zu erraten, muss man wohl genial nennen."

=== Literatur ===
* [[Alfred de Grazia]]: "Die Velikovsky Affäre", München 1979, ISBN 3-442-11715-1
* [[Martin Gardner]]: "Eremiten der Wissenschaft", in "Kabarett der Täuschungen", Berlin 1983
* [[Isaac Asimov]] et al.: "Scientists Confront Velikovsky", Ithaka, N. Y.: Cornell University Press, 1977, ISBN 0-8014-0961-6 (englisch, siehe auch Weblinks)
* [[Stephen Jay Gould]], "Velikovsky in Collision," in "Ever since Darwin", N.Y. 1977 (englisch)
* [[Carl Sagan]]: "Broca's Brain", New York 1979 (englisch)
* [[Phil Plait]]: "Worlds in Derision: Velikovsky vs. Modern Science", in "Bad Astronomy: Misconceptions and Misuses Revealed, from Astrology to the Moon Landing 'Hoax'", 2002 (englisch)

== siehe auch ==
* [[Welten im Zusammenstoß]]
<!-- * [[Zeitalter im Chaos]] -->
* [[Katastrophismus]]
* [[Chronologiekritik]]
* [[Antike]] und '''[[Portal:Antike]]'''
* [[Altes Griechenland]]
* [[Altes Ägypten]] bzw. [[Ägyptische Chronologie]] und [[Liste der Pharaonen]]
* [[Perserreich]]

== Weblinks ==
* {{PND|118626450}}
* [http://www.varchive.org/lec/aaas/transcripts.htm Transscript des Symposiumsauftritts bei der AAAS]
* [http://diglib.princeton.edu/ead/html/mss/C0968/index.html Immanuel Velikovsky Papers] an der Princeton University Library (engl.)
* [http://www.grazian-archive.com/quantavolution/Velikovsky_DE/INHALT.html Grazian-Archive zu Velikovsky] - seine Theorien und ihr Widerhall in der Wissenschaft
* [http://www.grazian-archive.com/index.htm Grazian-Archive (englisch)] - s.o. (etwas umfangreicher, als in deutsch)
* [http://www.varchive.org/ Das Velikovsky Archiv - seine unpublizierten Dokumente (engl.)]
* [http://www.varchive.org/dy/biocont.htm ''Days and Years'' by Immanuel Velikovsky (engl.)]
* [http://ag.geschichte.hu-berlin.de/site/lang__de/3853/Default.aspx Sehr umfangreiche Linkliste der HU Berlin zur antiken Geschichte]
* [http://www.specialtyinterests.net/german.html Das Kalifornische Institut für Altertumsstudien (in deutsch &amp; englisch)]

[[Kategorie:Mann|Velikovsky, Immanuel]]
[[Kategorie:Mediziner|Velikovsky, Immanuel]]
[[Kategorie:Psychoanalytiker|Velikovsky, Immanuel]]
[[Kategorie:Wissenschaftler|Velikovsky, Immanuel]]
[[Kategorie:Autor|Velikovsky, Immanuel]]
[[Kategorie:Jüdische Kultur|Velikovsky, Immanuel]]
[[Kategorie:Chronologiekritik|Velikovsky, Immanuel]]
[[Kategorie:Geboren 1895|Velikovsky, Immanuel]]
[[Kategorie:Gestorben 1979|Velikovsky, Immanuel]]

{{Personendaten|
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}}

[[en:Immanuel Velikovsky]]
[[he:עמנואל וליקובסקי]]

Aktuelle Version vom 23. Oktober 2024, 21:25 Uhr

Immanuel Velikovsky, 1974

Immanuel Velikovsky (ursprünglich russisch Иммануил Великовский bzw. Immanuil Welikowski; * 29. Maijul. / 10. Juni 1895greg. in Wizebsk; † 17. November 1979 in Princeton) war ein russisch-US-amerikanischer Arzt, Psychoanalytiker und Autor vieler spekulativer Bücher. Seine Folgerungen über den Katastrophismus werden von den Fachwissenschaftlern als unhaltbar zurückgewiesen.

Velikovsky studierte nach seinem Schulabschluss ab 1914 in Montpellier und Edinburgh, nahm 1915 sein Medizinstudium in Moskau wieder auf und erhielt 1921 seine Approbation. Nach Reisen nach Palästina ging er anschließend nach Berlin. Dort heiratete er 1923 die Violinistin Elisheva Kramer aus Hamburg. Seine Ausgabe der Scripta Universitatis atque Bibliothecae Hierosolymitanarum wurde nach wenigen Bänden wieder eingestellt. Von 1924 bis 1933 studierte er Psychologie in Zürich und ab 1933 Psycho-Analyse in Wien.

Nach Ausbruch des Zweiten Weltkriegs widmete Velikovsky sich in New York City den Mythen der ägyptischen Geschichte und begann mit seinem Werk Ödipus und Echnaton. Nach 1949 veröffentlichte er das Buch Welten im Zusammenstoß zuerst beim Verlag Macmillan, nachdem es von acht anderen Verlagen abgelehnt worden war. Auf Grund seiner zweifelhaften Methodik setzten dort veröffentlichende Wissenschaftler den Verlag unter Druck. Velikovsky fand in Doubleday einen neuen Verlag, der bereit war, seine Werke zu publizieren. Wenige Jahre später erschien das Buch Erde in Aufruhr. Während der Veröffentlichung seiner Ideen und des Erscheinens seiner Bücher war Velikovsky eine Persona non grata an Hochschulen und Universitäten. In späteren Jahren folgten andere Plattformen und Foren, auf denen seine Arbeit vorgestellt und verbreitet wurde.

In den letzten Lebensjahren, in denen seine Arbeit weiterhin von Wissenschaftlern abgelehnt wurde, litt er an Diabetes und Depressionen. Obwohl noch weitere Werke in dieser Zeit erschienen (zum Beispiel Die Seevölker), konnte er seine anderen Werke nicht mehr zu Ende bringen. Am 25. Februar 1974 wurde Velikovsky doch noch ein Symposiumsauftritt bei der American Association for the Advancement of Science (AAAS) ermöglicht. Velikovsky starb 1979 in Princeton. Seine unveröffentlichten Schriften sollten mehrmals publiziert werden, konnten aber erst spät nach Streitigkeiten zwischen dem Verleger und der Familie Velikovskys erscheinen. Seit 1990 sind umfassende Schriften im Internet zur Verfügung gestellt worden und seit 2005 verwaltet die Princeton University seine nachgelassenen Schriften.

Velikovskys Werke

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Velikovskys Werke lassen sich in zwei wesentliche Teile gliedern: Der kontroverser diskutierte Teil befasst sich hauptsächlich mit Geschichten und Mythen, die Velikovsky als Beschreibung von weltweiten Katastrophen liest und interpretiert. Dazu gehören Bibel-Teile wie der Exodus genauso wie die Theogonie von Hesiod, die Ilias von Homer oder die Edda.

Welten im Zusammenstoß

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Im Jahr 1950 erschien Velikovskys Buch Welten im Zusammenstoß, welches eine katastrophistische Sichtweise auf Ereignisse der letzten 5000 Jahre vorstellt. Er kommt darin zu der Überzeugung, dass durch eine kosmische Katastrophe Masse von Jupiter „abgesprengt“ wurde und sich in einer Proto-Venus sammelte; diese kreiste als „Komet“ auf einer unregelmäßigen Bahn durch das innere Sonnensystem. Die Venus sollte sowohl mit ihrem „Kometenschweif“ als auch durch ihre Gravitation und ihre elektromagnetische Wirkung die Erde mehrfach verwüstet haben. Das Jahr hatte zuvor weniger als 360 Tage und änderte sich durch diese Umbrüche im 2. Jahrtausend v. Chr. zu einem Jahr mit 360 Tagen.

Ebenfalls wurde die Bahn des Mars in seiner Umlaufbahn von der Venus gestört, was als „Kampf der Götter“ in die Mythen, wie zum Beispiel die Ilias, einging. Mars kam danach der Erde mindestens zweimal im 7. Jahrhundert v. Chr. nahe und richtete globale Verwüstungen an. Durch diese Interaktion soll sich das Jahr nochmals zu einer Länge von 365 Tagen geändert haben, während sich die Bahnen von Mars und Venus in der nachfolgenden Zeit stabilisierten.

Ergänzungswerke

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Ergänzungen zu Welten im Zusammenstoß bilden Velikovskys Bücher Erde in Aufruhr (1955), worin er aus seiner Sicht geologische Zeugnisse vorstellt, und Menschheit im Gedächtnisschwund (1982, post mortem), das sich mit den von ihm angenommenen psychologisch-sozialen Auswirkungen beschäftigt. Auch deren Folgerungen werden von der Wissenschaft abgelehnt.

Erde im Aufruhr
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In Erde im Aufruhr versucht Velikovsky, Beweise hauptsächlich aus Geologie, Biologie und anderen Naturwissenschaften vorzulegen, die eine andere Chronologie beweisen sollen.

Mammuts, Nashörner, Flusspferde, Büffel und Hyänen, die alle zusammen in 440 Meter Höhe über dem Meer unter vier Meter starken Lehmablagerungen gefunden wurden, wie auch Funde von Walknochen mitten im US-Bundesstaat Michigan, werden von Velikovsky in nacheiszeitlichen Schichten datiert. Auch gekippte Seen, mehrere hundert Meter dicke Lavaschichten, eine über den gesamten Südosten der USA verstreute Meteoritenzone und kilometerweit zurückgedrängte Strände führt Velikovsky für seine Hypothese ins Feld.

Menschheit im Gedächtnisschwund
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Im Buch Menschheit im Gedächtnisschwund untersucht Velikovsky die möglichen individuellen wie gesellschaftlichen Auswirkungen, die das Miterleben der von ihm postulierten Katastrophen auf die Psyche hatte und noch hat. Ähnlich wie Sigmund Freud sieht er einen Verdrängungsmechanismus wirken, allerdings im Gegensatz zu Freud eher gesamtgesellschaftlich und in Bezug auf soziale Aspekte.

Zeitalter im Chaos

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Velikovsky rekonstruierte die altägyptische Geschichte unter der Annahme, dass eine zeitliche Übereinstimmung vom Auszug aus Ägypten der Israeliten mit der Katastrophe am Ende des Mittleren Reiches besteht, die im Ipuwer-Papyrus beschrieben wird. In der Folge erstellte er in mehreren Bänden eine Chronologie über einen Zeitraum von insgesamt 1200 Jahren. Weitere Belege zum gleichzeitigen Auszug am Ende des Mittleren Reiches werden von Velikovsky unter anderem im Papyrus der Eremitage in Sankt Petersburg und den Inschriften auf einem Schrein von al-Arisch gesehen.[1]

Die Hyksos werden von ihm mit den biblischen Amalekitern, die Königin von Saba mit der ägyptischen Königin Hatschepsut und der biblische Schischak mit Thutmosis III. identifiziert. Für die Synchronisation dienten ihm auch die Ergebnisse der Ausgrabungsstätte Ras Schamra, die Zeittafeln Kretas in der minoischen Periode und der Griechenlands in der mykenischen Periode, die Fehler beinhalten sollen. Durch diese Vorgehensweise löste er ihm erscheinende Schwierigkeiten der bisherigen Bibelinterpretation auf und setzte zugleich die Hurritische Sprache der karischen gleich.

Die Amarna-Briefe aus der späten 18. Dynastie werden von ihm in die Zeit Ahabs, basierend auf Ereignissen aus den Königreichen Israel und Juda, datiert.

Die Berichte von der Schlacht bei Kadesch verarbeitet Velikovsky zu der Vermutung, dass mit der Stadt Kadesch der Ort Karkemisch am westlichen Euphrat-Ufer gemeint ist. Auf Grund von Textvergleichen vermutet er, dass Nebukadnezar und Ramses II. Zeitgenossen gewesen sein sollen. Das Reich der Hethiter sah Velikovsky nur als Doppelung des Reiches der Chaldäer, womit er auch die zeitliche Einordnung des babylonischen Exils in Verbindung mit dem Exodus begründete.

Velikovsky setzt sich mit der früheren Forschung in der Ägyptologie, den Kacheln von Tell el-Jehudijeh[2] und der nahegelegenen Nekropolis auseinander. Weitere schriftliche Zeugnisse, so z. B. der Große Papyrus Harris und Diodors Berichte, werden von ihm zeitlich neu bewertet. Ramses III. wird von Velikovsky als Nektanebos I. identifiziert, die Seevölker sind griechische Söldner und die Philister eigentlich Perser; auch hier beruft er sich auf eigene Forschungen, die auf Grund archäologischer Befunde und Textvergleichen von ihm vorgenommen wurden.

Die Könige der 20. Dynastie sollen Königsdopplungen der 29. und 30. Dynastie sein und die Könige der 21. Dynastie werden mit Priesterfürsten und Statthaltern von Dareios II. verglichen.

Velikovsky versuchte wiederholt, Wissenschaftler zur Unterstützung von Experimenten zu gewinnen. So wandte er sich z. B. im April 1946 mit einem Brief an Harlow Shapley, ebenso an den Philosophen Horace M. Kallen. Im Sommer 1946 richtete er auch Anfragen an die Astronomen Rupert Wildt und Walter S. Adams. Vor allem auch im Rahmen des aufkommenden Raumfahrtprogramms meinte er Möglichkeiten zu erhalten, die ihm jedoch meist verwehrt wurden.

Wissenschaftler betrachten Velikovskys Arbeitsweise, Sagen zu deuten und daraus astronomische Modelle ohne mathematische Grundlage zu erstellen, als unwissenschaftlich. Astronomen und Physiker halten seine Spekulationen über das Sonnensystem für unhaltbar. Messungen elektromagnetischer Effekte im Sonnensystem liegen nicht in der Größenordnung, wie das Modell Velikovskys sie verlangt. Auch ist die Venus schon seit mindestens Millionen oder Milliarden Jahren im Zustand des thermodynamischen Gleichgewichts. Kohlenwasserstoffe sind in der Atmosphäre der Venus nur in winzigen Spuren vorhanden, Hauptbestandteil ist Kohlendioxid. Wasserstoff ist im Gegensatz zur Zusammensetzung von Kometen nur in geringen Mengen vorhanden, vor allem als Wasser, Schwefelsäure oder auch Schweflige Säure.

Auch Biologen und Geologen sehen keinen Grund, die bisherigen wissenschaftlichen Grundlagen hinsichtlich Velikovskys Thesen zu ändern. Ebenso lehnen die Historiker die historischen Spekulationen Velikovskys ab und erklärten, dass er aus seinen Quellen selektiv das zitiere, was zu seinen Hypothesen passe, und die Widersprüche verschweige. Die Argumente, mit denen Velikovsky seine Hypothesen stützte, entstammten sehr vielen Feldern und seien in ihrer Kombination und Beweiskraft nicht nachvollziehbar.

Einfluss Velikovskys

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Nach der Wiederveröffentlichung von Velikovskys Hauptwerk „Welten im Zusammenstoß“ (Umschau Verlag, Frankfurt a. M.) und der Veröffentlichung eines Artikels über die Thesen Velikovskys durch den Soziologen Gunnar Heinsohn in der Zeitschrift „Freibeuter“ im Jahr 1978 begann auch in Deutschland eine eingehendere Debatte unter Amateurforschern. 1982 gründeten Christoph Marx und Heinsohn die Gesellschaft zur Rekonstruktion der Menschheits- und Naturgeschichte (GRMNG). Der Verein löste sich 1988 jedoch wieder auf.

  • Michael Gordin: The Pseudoscience Wars: Immanuel Velikovsky and the Birth of the Modern Fringe. Chicago: University of Chicago Press, 2012, englisch.
  • C. J. Ransom: The Age of Velikovsky. Doubleday, 1978, englisch, ISBN 0-385-28036-X.
  • Stephen Jay Gould: Velikovsky in Collision. In: Ever since Darwin: Relations in Natural History - Reflections in Natural History. W.W. Norton & Co Ltd Reissue, 1992, englisch, ISBN 0-393-30818-9.
  • Pensee: Velikovsky Reconsidered. Buccaneer Books, 1994, englisch, ISBN 1-56849-530-7.

Literatur zur Methodik des Immanuel Velikovsky

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  • Gerald Bakker, Len Clark: Explanation - An introduction to the Philosophy of Science - . Mountain View, Mayfield 1988, ISBN 0-87484-838-5.
  • Donald W. Goldsmith: Scientists Confront Velikovsky. Cornell University Press, 1978, ISBN 0-8014-0961-6.
  • Horst Friedrich: Velikovsky, Spanuth und die Seevölker-Diskussion. 2. Auflage. Mediengruppe König, 2007, ISBN 3-939856-06-1.

Bücher und Schriften von Velikovsky

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  • Worlds in Collision. Doubleday & Co., New York 1950
    • Deutsche Übersetzung von Fritz W. Gutbrod: Welten im Zusammenstoß. Als die Sonne still stand. Stuttgart: Kohlhammer, 1951. Zahlreiche Neuauflagen, Julia White Publishing, 2005, ISBN 3-934402-91-7
  • Oedipus and Akhnaton.
    • Deutsche Übersetzung von Ilse Fuhr und Albert Fuhr: Ödipus und Echnaton. Mythos und Geschichte. Zürich: Europa-Verlag, 1966. Neuauflage: Julia White Publishing, 2018, ISBN 3-934402-95-X.
  • From the Exodus to King Akhnaton
    • Deutsche Übersetzung von Ilse Fuhr: Vom Exodus bis König Echnaton (Zeitalter im Chaos, Bd. 1). Frankfurt am Main: Umschau-Verlag, 1981. Neuauflage: Julia White Publishing, 2008, ISBN 3-934402-92-5.
  • Ramses II and His Time.
    • Deutsche Übersetzung von Christoph Marx: Ramses II. und seine Zeit (Zeitalter im Chaos, Bd. 2). Frankfurt am Main: Umschau-Verlag, 1979. Neuauflagen: Das zweite Leben der Pharaonen. Ramses II. und die Geheimnisse des Alten Ägypten. Frankfurt am Main / Berlin: Ullstein, 1995; ISBN 978-3-548-35504-7. Ramses II. und seine Zeit. Julia White Publishing, 2010, ISBN 3-934402-93-3.
  • Peoples of the Sea
    • Deutsche Übersetzung von Wolfram Wagmuth und Christoph Marx: Die Seevölker (Zeitalter im Chaos, Bd. 3). Frankfurt am Main: Umschau-Verlag, 1978. Neuauflagen: Dynastien im Chaos. Die Enträtselung antiker Geheimnisse. Frankfurt am Main / Berlin: Ullstein, 1995; ISBN 978-3-548-35517-7. Die Seevölker. Julia White Publishing, 2010, ISBN 3-934402-94-1.
  • Earth in Upheaval
  • Mankind in Amnesia
    • Deutsche Übersetzung von Friedrich W. Gutbrod: Das kollektive Vergessen. Verdrängte Katastrophen der Menschheit. Frankfurt am Main: Umschau-Verlag, 1985; ISBN 978-3-524-69045-2. Neuauflage: Menschheit im Gedächtnisschwund. Julia White Publishing, 2008, ISBN 3-934402-96-8.
  • Stargazers and Gravediggers.
    • Deutsche Übersetzung von Trisha Byrne und Thomas Hoffmann: Sterngucker und Totengräber: Memoiren zu Welten im Zusammenstoss. Julia White Publishing, 2012, ISBN 978-3-934402-97-3.
  • The Dark Age of Greece. Paradigma, 2023, ISBN 978-1-906833-59-6
  • In the Beginning. Paradigma, 2020, ISBN 978-1-906833-50-3

Künstlerische Rezeption

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Commons: Immanuel Velikovsky – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Anmerkungen und Einzelnachweise

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  1. ein schwarzer Granit-Stein mit Hieroglyphen, entdeckt in den 60er Jahren, heute im Museum von Ismailia (Ägypten)
  2. E. Naville fand in den Trümmern eines Palastes von Ramses III. Fayence-Kacheln mit griechischen Buchstaben