„Reichswehr“ – Versionsunterschied
[ungesichtete Version] | [gesichtete Version] |
Keine Bearbeitungszusammenfassung |
Gloser (Diskussion | Beiträge) Änderung 254879237 von Bücherschmiede rückgängig gemacht; bitte WP:Lit#Abschnitt „Literatur“ ersten Abschn. zu beachten Markierung: Rückgängigmachung |
||
(516 dazwischenliegende Versionen von mehr als 100 Benutzern, die nicht angezeigt werden) | |||
Zeile 1: | Zeile 1: | ||
{{Infobox Streitkräfte |
|||
'''Reichswehr''' war von [[1921]] bis [[1935]], während der [[Weimarer Republik]] und den ersten Jahren des [[Drittes Reich|Dritten Reichs]], der offizielle Name der deutschen [[Streitkräfte]]. Mit der Einführung der [[Wehrpflicht]] 1935 änderte sich die Struktur und der Name in [[Deutsche Wehrmacht|Wehrmacht]]. Ihr [[Oberbefehlshaber]] war laut [[Weimarer Verfassung]] der [[Reichspräsident]]. |
|||
| Flagge = [[Datei:Flag of Germany (3-2 aspect ratio).svg|40px]] |
|||
| Name = Reichswehr |
|||
| Eigenname = |
|||
| Bild = [[Datei:Flag of Weimar Republic (war).svg|150px|Flagge der Reichswehr (1921–1933)]] |
|||
| Oberbefehlshaber = Der [[Reichspräsident]]<br />Zuletzt: [[Paul von Hindenburg]] bzw. [[Adolf Hitler]] |
|||
| Oberbefehlshaber de facto = |
|||
| Verteidigungsminister = [[Reichswehrministerium#Ressortchefs|Reichswehrminister]]<br />Zuletzt: [[Werner von Blomberg]] |
|||
| Militärischer Befehlshaber = Der Reichswehrminister |
|||
| Militärische Führung = |
|||
| Sitz des Hauptquartiers = [[Wünsdorf]] |
|||
| Auflösung = |
|||
| Ablösung = 16. März 1935 (''[[Wehrmacht]]''),<br />1. Juni 1935 (''[[Kriegsmarine]]'') |
|||
| Aktive Soldaten = 115.000 |
|||
| Reservisten = |
|||
| Wehrpflicht = Keine |
|||
| Wehrtaugliche Bevölkerung = |
|||
| Wehrtauglichkeitsalter = Vollendetes 17. Lebensjahr |
|||
| Anteil der Soldaten an der Gesamtbevölkerung = |
|||
| Budget = |
|||
| Ausgabenanteil vom Steueraufkommen = |
|||
| Anteil am BIP = |
|||
| Gründung = 19. Januar 1919 als „Friedensheer“ |
|||
| Faktische Gründung = |
|||
| Höchste Mannstärke = |
|||
| Höchster Etat = |
|||
}} |
|||
Die '''Reichswehr''' war während der [[Weimarer Republik]] und in den ersten Jahren des [[Deutsches Reich 1933 bis 1945|Nationalsozialismus]] von 1921 bis 1935 „die Wehrmacht der Deutschen Republik“.<ref>{{Literatur |
|||
==Entstehung== |
|||
|Autor=[[Rainer Wohlfeil]] |
|||
|Hrsg=[[Militärgeschichtliches Forschungsamt]] |
|||
|Titel=Heer und Republik |
|||
|Sammelwerk=Deutsche Militärgeschichte in sechs Bänden |
|||
|Band=VI |
|||
|Nummer=''Reichswehr und Republik (1918–1933)'' |
|||
|Verlag=Manfred Pawlak |
|||
|Ort=Herrsching |
|||
|Datum=1983 |
|||
|ISBN=3-88199-112-3 |
|||
}} S. 11–301, hier S. 107, Wohlfeil zitiert das Wehrgesetz vom 23. März 1921.</ref> Die deutschen [[Streitkräfte]] waren in jener Zeit als [[Berufsarmee]] organisiert. Die Reichswehr bestand aus ''[[Heer|Reichsheer]]'' und ''[[Reichsmarine]]''. Nachdem das [[Deutsches Heer (Deutsches Kaiserreich)|Deutsche Heer]] im Januar 1919 aufgelöst worden war und in ein Friedensheer umgeformt werden sollte, beschloss die [[Kabinett Scheidemann|Reichsregierung]] im März 1919 die Bildung einer vorläufigen Reichswehr. Aufgrund der Bedingungen des [[Friedensvertrag von Versailles|Versailler Vertrages]] von 1919 unterlagen Umfang und Bewaffnung der Reichswehr starken Beschränkungen. Nach der von [[Adolf Hitler]] 1935 verkündeten „Wiedererlangung der [[Wehrhoheit]]“ (Wiedereinführung der [[Wehrpflicht]] u. ä.) ging die Reichswehr in der neuen [[Wehrmacht]] auf. |
|||
Die Reichswehr agierte als [[Staat im Staate]], und ihre Führung war ein wichtiger politischer Machtfaktor innerhalb der Weimarer Republik. Teils unterstützte die Reichswehr wie im [[Ebert-Groener-Pakt]] die demokratische Staatsform, teils unterstützte sie mit der [[Schwarze Reichswehr|Schwarzen Reichswehr]] antidemokratische Kräfte. Die Reichswehr sah sich als Kaderarmee, welche die Expertise des alten kaiserlichen Militärs erhalten und somit die Basis für eine Wiederaufrüstung bilden sollte. |
|||
Nach der Niederlage im [[Erster Weltkrieg|Ersten Weltkrieg]], die das Militär nicht akzeptieren wollte (siehe: [[Dolchstoßlegende]]), stellte die bisherige [[Oberste Heeresleitung]] (OHL) [[Wilhelm Groener]] dem [[Rat der Volksbeauftragten]] unter [[Friedrich Ebert]] die Dienste der Armee zur Verfügung (''siehe:'' '''[[Ebert-Groener-Pakt]]'''). Sie sicherte damit der neuen Regierung das Überleben. In den folgenden unruhigen Jahren wurde die Armee vor allem im Kampf gegen linke Kräfte eingesetzt ([[Kapp-Putsch]]). |
|||
== Struktur der Reichswehr == |
|||
Die Kriegsgegner beschränkten [[1919]] mit den Artikeln 159 bis 213 des [[Vertrag von Versailles|Versailler Vertrags]] die Streitkräfte des Deutschen Reiches stark, um einer erneuten Aggression vorzubeugen. |
|||
=== Rüstungsbeschränkung durch Versailler Vertrag === |
|||
Im V. Teil des [[Friedensvertrag von Versailles|Friedensvertrags von Versailles]] hatte sich Deutschland 1919 verpflichtet, „um den Anfang einer allgemeinen Beschränkung der Rüstungen aller Nationen zu ermöglichen“, den Umfang und die Bewaffnung seiner Streitkräfte derart zu beschränken, dass sie ausschließlich zur Aufrechterhaltung der Ordnung innerhalb Deutschlands und als Grenzschutz verwendet werden konnten. |
|||
Die Personalstärke war entsprechend den Bestimmungen der Siegermächte des [[Erster Weltkrieg|Ersten Weltkrieges]] in den Artikeln 159 bis 213 des Vertrages auf ein Berufsheer von 100.000 Mann zuzüglich einer 15.000 Mann starken Marine limitiert. Die Einrichtung eines [[Generalstab]]s blieb untersagt. Schwere Waffen wie [[Artillerie]] oberhalb des [[Kaliber]]s 105 mm (Marinegeschütze oberhalb 203 mm), [[Panzer]]fahrzeuge, [[U-Boot]]e und [[Großkampfschiff]]e waren verboten, ebenso jegliche Art von [[Luftstreitkräfte]]n. Die Bestimmungen wurden bis 1927 von der [[Interalliierte Militär-Kontrollkommission|Interalliierten Militär-Kontrollkommission]] überwacht. |
|||
Die Rüstungsbeschränkungen umging die Reichswehrführung durch eine Reihe geheimer und illegaler Maßnahmen: Dazu zählten der heimliche Aufbau einer sogenannten [[Schwarze Reichswehr|Schwarzen Reichswehr]], Sicherung einer militärischen Luftfahrt-Infrastruktur durch zivile Tarnfirmen (''siehe:'' [[Deutsche Verkehrsfliegerschule]]), unerlaubte Waffentests mit Artillerie, Flugzeugen und Panzern in der [[Sowjetunion]] (''siehe:'' [[Vertrag von Rapallo]]), die Einrichtung einer ''Führergehilfenschulung'', welche bestimmt war, die verbotene Generalstabsausbildung zu kompensieren sowie die Aufrechterhaltung des Generalstabs im neu geschaffenen [[Generalstab#Weimarer Republik|Truppenamt]]. In der [[Stega|Statistischen Gesellschaft]] wurde zusammen mit dem [[Reichsverband der Deutschen Industrie]] Planungen für die [[Rüstungsindustrie]] ausgearbeitet. Mit Hilfe von Offizieren im Ruhestand wurden ''Volkssportschulen'' meist in der Nähe ehemaliger Truppenübungsplätze gegründet, in denen zur Vorbereitung der Ausbildung von Infanteristen Übungsleiter für [[Wehrsport]] ausgebildet wurden.<ref>[[Arnd Krüger]] & Frank von Lojewski: Ausgewählte Aspekte des Wehrsports in Niedersachsen in der Weimarer Zeit, in: [[Hans Langenfeld]] & Stefan Nielsen (Hrsg.): ''Beiträge zur Sportgeschichte Niedersachsens. Teil 2: Weimarer Republik.'' (⇐ Schriftenreihe des [[Niedersächsisches Institut für Sportgeschichte|Niedersächsischen Instituts für Sportgeschichte]], Bd. 12) Niedersächsisches Institut für Sportgeschichte NISH, Hoya 1998, ISBN 3-932423-02-X, S. 124–148.</ref> Dies fand vor allem in Norddeutschland auch mit Unterstützung des [[Stahlhelm, Bund der Frontsoldaten|Stahlhelms]] statt.<ref>Landesverband Niedersachsen (Hrsg.). Fünfzehn Jahre Stahlhelm in Niedersachsen. Zsgest v. O. Lippelt; E. Huckstorf. Lüchow i. H.: Druck- u. Verlagsges. 1936.</ref> Andere Hilfsmittel waren der Einsatz von z. B. [[Panzerattrappe]]n für Übungszwecke. |
|||
Bei der notwendigen Verringerung der Zahl der aktiven [[Offizier]]e wurden mehr bürgerliche Offiziere entlassen, so dass der Adelsanteil [[1925]] bei 24% gegenüber ca. 9% während des Weltkriegs lag. In der Zeit nach der Revolution wurde die Armee gebraucht. Eine Demokratisierung der Truppe war niemals beabsichtigt. Die Armee vertrat ein konservatives, monarchistisches Weltbild. Sie identifizierte sich nicht mit der [[Republik]] oder lehnte diese sogar ab. |
|||
Die Reichswehr sah sich im eigenen Selbstverständnis als „Kaderarmee“ oder „Führerarmee“, das bedeutet, dass jeder Soldat so ausgebildet wurde, dass er die Eignung für höhere Verantwortungsstufen erlangte, was wiederum Grundvoraussetzung für den schnellen Aufwuchs des Heeres nach der Verkündung der ''Wehrhoheit'' durch das [[Zeit des Nationalsozialismus|NS-Regime]] im Jahre 1935 werden sollte. |
|||
Schon bald nach dem Kriegsende [[1918]] vereinigten sich zurückkehrende Soldaten und Verbände zu [[Freikorps]] und bildeten mit der sogenannten [[Schwarze Reichswehr|Schwarzen Reichswehr]] die Vorläufer der Reichswehr. Am [[6. März]] 1919 wurde aus den Verbänden durch [[Gesetz]] der Nationalversammlung die ''[[Vorläufige Reichswehr]]'' gebildet. Sie bestand aus der ''Vorläufigen Reichsmarine'' und dem ''Vorläufigen Reichsheer''. Am [[30. September]] wurde daraus das Übergangsheer. Am 23. März [[1921]] wurde durch das [[Wehrgesetz]] die '''Reichswehr''' geschaffen. Den Oberbefehl über alle Teile der Reichswehr ([[Reichsheer]] und [[Reichsmarine]]) übte der [[Reichswehrminister]] aus. Für die [[Unteroffizier]]e und [[Soldat]]en betrug die Dienstzeit zwölf Jahre, für [[Offizier]]e 25 Jahre; sie wurden auf die [[Weimarer Verfassung]] vereidigt. |
|||
=== Entstehung === |
|||
Die Reichswehr hatte mit rechten Wehrverbänden wie den Freikorps ein gutes Verhältnis. Diese entstanden unter anderem, weil ehemalige Kriegsteilnehmer nach dem Versailler Vertrag nicht mehr in der zahlenmäßig beschränkten Reichswehr dienen konnten. Die Reichswehr bekam so eine Personalreserve für den Ersatz ausgeschiedener Soldaten oder für eventuelle Einsätze. Da die Reichswehr sich nicht in innenpolitische Konflikte einmischen wollte, übernahmen diese Aufgabe die Wehrverbände. Es gab enge Verbindungen beispielsweise zum [[Stahlhelm, Bund der Frontsoldaten|Stahlhelm]] und dem [[Kyffhäuserbund]]. |
|||
Am 9. November 1918 erfolgte während der [[Novemberrevolution]] die [[Ausrufung der Republik in Deutschland|Ausrufung der Republik]] sowie die [[Abdankung Wilhelms II.]], worauf der [[Deutscher Kaiser|Deutsche Kaiser]] in die Niederlande flüchtete. |
|||
Zwei Tage später wurde der [[Waffenstillstand von Compiègne (1918)|Waffenstillstand von Compiègne]] am 11. November 1918 unterzeichnet, womit die – neue – Regierung der zügigen Räumung der besetzten Gebiete zustimmte. Tags darauf begann der Rückzug an der [[Westfront (Erster Weltkrieg)|Westfront]], bis zum 17. Januar 1919 waren auch die [[Linksrheinische Gebiete|linksrheinischen Gebiete]] frei von deutschem Militär. Nun galt es, diese immer noch mehrere Millionen Soldaten zählenden Verbände der „[[Deutsches Heer (Deutsches Kaiserreich)|Alten Armee]]“ schrittweise abzurüsten. Dies geschah üblicherweise in den jeweiligen Heimatgarnisonen; für die Regimenter mit linksrheinischen Garnisonen wurden Demobilisierungsorte im Innern des Reichs bestimmt. |
|||
Das Reichsheer bestand aus sieben [[Division (Militär)|Infanterie]]- und drei [[Kavallerie]]divisionen. Es gab zwei Gruppenkommandos, eines in [[Berlin]] und eines in [[Kassel]]. Die Marine war in ein Kommando für die [[Nordsee]] und eines für die [[Ostsee]] aufgeteilt. |
|||
Der [[Rat der Volksbeauftragten]] und die [[Oberste Heeresleitung]] beabsichtigten, nach der [[Demobilisierung]] noch bestehende Truppenteile in ein ''Friedensheer'' zu überführen. Am 19. Januar 1919 erließ die [[Reichsregierung]] die „Vorläufigen Bestimmungen über die Bekleidung des Friedensheeres“ im Armeeverordnungsblatt 1919, Nr. 85; die am 6. Februar 1919 zusammengetretene [[Weimarer Nationalversammlung]] beschloss aber am 6. März 1919 das ''Gesetz über die Bildung einer vorläufigen Reichswehr''.<ref>[http://www.documentarchiv.de/wr.html Rechtsakte der Weimarer Republik]</ref> Es ermächtigte den Reichspräsidenten, |
|||
===Die Reichswehr in den Krisenjahren=== |
|||
{{Zitat|das bestehende Heer aufzulösen und eine vorläufige Reichswehr zu bilden, die bis zur Schaffung der neuen reichsgesetzlich zu ordnenden Wehrmacht die Reichsgrenzen schützt, den Anordnungen der Reichsregierung Geltung verschafft und die Ruhe und Ordnung im Innern aufrechterhält.|§ 1 Gesetz über die Bildung einer vorläufigen Reichswehr}} |
|||
Die Reichswehr verhielt sich in den Folgejahren grundsätzlich staatstreu. Allerdings war ein großer Teil des nur noch viertausend Mann umfassenden Offizierskorps [[Adel|adlig]] und einem konservativ-monarchistischen Weltbild verhaftet. In der Regel standen deshalb seine Mitglieder der parlamentarischen Demokratie ablehnend gegenüber. [[1919]] ließ sich [[Adolf Hitler]] von der Münchener Reichswehrverwaltung anwerben, um Veranstaltungen politischer Parteien und Zirkel zu bespitzeln. Gleichzeitig wurde Hitler zu Schulungen für Propaganda-Redner geschickt. |
|||
Die Stärke dieses Heeres sollte 400.000 Mann betragen. |
|||
Im März [[1920]] wurde die Reichswehr von der politischen Führung nicht gegen den [[Kapp-Putsch]] eingesetzt. Der Chef des Truppenamtes - dem getarnten Generalstab der Reichswehr - [[Hans von Seeckt]] hatte sich vorher mit der angeblichen Formulierung ''Truppe schießt nicht auf Truppe'' dagegen ausgesprochen. Seeckt besaß allerdings auch keine Kommandogewalt. Der Chef der Heeresleitung und damit oberste Militär [[Walter Reinhardt]] war für den Einsatz der treuen Reichswehrverbände. Der [[Märzaufstand]], der während des Kapp-Putsches im [[Ruhrgebiet]] und [[Freistaat Sachsen|Sachsen]] begann, wurde dagegen rücksichtslos niedergeschlagen; Teilnehmer des Kapp-Putsches waren beteiligt. Als Folge des Putsches wurde der bisherige [[Reichswehrminister]] [[Gustav Noske]] ([[Sozialdemokratische Partei Deutschlands|SPD]]) durch [[Otto Geßler]] ([[Deutsche Demokratische Partei|DDP]]) ersetzt. |
|||
Das ''Gesetz über die Bildung einer vorläufigen Reichsmarine'' vom 16. April 1919 ermächtigte ihn, |
|||
Die Reichswehr verhielt sich in der Folgezeit unter Seeckt und Geßler "unpolitisch", sie beteiligte sich nicht an den inneren Auseinandersetzungen, und Angehörige der Reichswehr hatten kein [[Wahlrecht]]. |
|||
{{Zitat|die bestehenden Formationen der bisherigen Kriegsmarine aufzulösen und eine vorläufige Reichsmarine zu bilden, die bis zur Schaffung der neuen, reichsgesetzlich zu ordnenden Wehrmacht die deutschen Küsten sichert, durch Minenräumen, Ausübung der Seepolizei und sonstige Unterstützung der Handelsschiffahrt sicheren Seeverkehr ermöglicht, die ungestörte Ausübung der Fischerei gewährleistet, im Verein mit der Reichswehr den Anordnungen der Reichsregierung Geltung verschafft und Ruhe und Ordnung aufrechterhält.}} |
|||
Die Stärke der Marine sollte 20.000 Mann betragen. |
|||
Sie wurde damit vom politischen System losgelöst. Die Autonomie bei der Auswahl des Personals, ihr Wertekodex und die Ansicht, dem Staat und nicht der Staatsform zu dienen, machten die Armee zum schwer kontrollierbaren "Staat im Staate". |
|||
Vom 1. Oktober 1919 bis zum 1. April 1920 wurden die Streitkräfte der sogenannten '''Vorläufigen Reichswehr''' in das 200.000 Mann starke „'''Übergangsheer'''“ transformiert. Gleichzeitig entfielen die bisherigen Verbände und Dienststellen der [[Deutsches Heer (Deutsches Kaiserreich)|alten Armee]]. Über den Zwischenschritt von 150.000 Mann im Oktober 1920 wurde bis 1. Januar 1921 die endgültige Heeresstärke von 100.000 Mann erreicht. Damit wurde zum 1. Januar 1921 die Reichswehr formiert, wobei das Wehrgesetz vom 23. März 1921 die näheren Einzelheiten regelte. |
|||
Seit [[1921]] versuchte die Führung der Reichswehr im Geheimen in Zusammenarbeit mit der [[Rote Armee|Roten Armee]] entgegen dem Versailler Vertrag die Reichswehr zu erweitern, neue [[Waffensystem]]e einzuführen und eine [[Luftwaffe (Wehrmacht)|Luftwaffe]] aufzubauen. Deutschland unterstützte die Entwicklung moderner Technologien und konnte eigene Soldaten in der Sowjetunion ausbilden lassen. |
|||
=== Eid === |
|||
Im Februar 1923 reiste der neue Chef des Truppenamtes, Generalmajor Hasse, zu Geheimverhandlungen nach [[Moskau]]. Deutschland unterstützte den Aufbau der sowjetischen Industrie, Kommandeure der [[Rote Armee|Roten Armee]] erhielten eine Generalstabsausbildung in Deutschland. Dafür erhielt die Reichswehr die Möglichkeit, Artilleriemunition aus der Sowjetunion zu beziehen, Flieger- und Panzerspezialisten auf sowjetischem Boden auszubilden und dort chemische Kampfstoffe herstellen zu lassen. Auf dem Flugplatz [[Lipezk]] wurden etwa dreihundert Militärpiloten, der Stamm für eine Jagdfliegerwaffe, ausgebildet. Bei Kasan wurden Panzerfachleute ausgebildet, allerdings erst ab 1930 und nur ungefähr dreißig. Bei [[Saratow]] wurden [[Kampfstoff|Kampfstoffe]] entwickelt. |
|||
Die Soldaten wurden auf die [[Weimarer Verfassung]] vereidigt: |
|||
{{Zitat|Ich schwöre Treue der Reichsverfassung und gelobe, daß ich als tapferer Soldat das Deutsche Reich und seine gesetzmäßigen Einrichtungen jederzeit schützen, dem Reichspräsidenten und meinen Vorgesetzten Gehorsam leisten will.|Eidesformel der Reichswehr vom 14. September 1919}} |
|||
Die [[Ruhrbesetzung]] [[1923]] zeigte auch die Schwäche der Reichswehr. Als Reaktion auf einen Versuch in [[Bayern]], eine [[Rechtsdiktatur]] zu errichten, übertrug Ebert im November die vollziehende Gewalt auf Reichswehrminister Geßler. Damit lag die Gewalt in der Realität bei Seeckt, dem Chef der Heeresleitung, der eine [[Reichsexekution]] gegen die Regierung unter [[Gustav Ritter von Kahr]] verhinderte. Beteiligt war auch [[Otto von Lossow]], der bayerische [[Wehrkreis|Wehrkreiskommandeur]]. Er wurde von Geßler seines Amtes enthoben. Wie Seeckt in einem Brief, den er nicht abschickte, schrieb, sympathisierte er mit der Regierung in München und betrachtete die [[Weimarer Verfassung]] nicht als ''[[noli me tangere]]'' (dt.: Rühr mich nicht an). Sie widerspreche seinem politischen Denken. Weiterhin führte er in dem Brief aus, dass er auf Grund des fehlenden Vertrauens der Reichswehr zur Regierung von [[Gustav Stresemann]] einen [[Bürgerkrieg]] voraussähe, der nur durch einen Umschwung der Regierung verhindert werden könne. Er äußerte die Überzeugung, dass sich eine Regierung ohne Unterstützung der Reichswehr nicht lange würde halten können. Als Seeckt am 3. November seine Bereitschaft zur Kanzlerschaft andeutete und Ebert dies mit Hinweis auf außenpolitische Gründe und seine Unentbehrlichkeit als Chef der Heeresleitung ablehnte, akzeptierte Seeckt die Ablehnung. Er wollte von einem [[Putsch]], wie ihn einige hohe Offiziere gefordert hatten, nichts mehr wissen. In der Folge der Diktatur kam es in München zum [[Hitlerputsch]] (''siehe auch:'' [[Geschichte Bayerns]]). |
|||
=== Gliederung === |
|||
Im Oktober und November 1923 wurden unter Mithilfe der Reichswehr sogenannte "Reichsexekutionen" gegen linke Regierungen in [[Thüringen]] und [[Freistaat Sachsen|Sachsen]] durchgeführt. |
|||
[[Datei:Kommandostruktur des Reichsheeres.jpg|mini|Kommandostruktur des Reichsheeres]] |
|||
Die Reichswehr war gegliedert in ''Reichsheer'' („100.000-Mann-Heer“) und ''[[Reichsmarine]]''. Das Reichsheer bestand aus sieben [[Division (Reichswehr)|Infanterie]]- und drei [[Kavalleriedivision]]en, wobei alle Verbände neu durchnummeriert wurden. Territorial war das Reichsgebiet in sieben [[Wehrkreis]]e eingeteilt (I–VII). Es gab zwei [[Gruppenkommando]]s, Nr. 1 in [[Berlin]] und Nr. 2 in [[Kassel]]. Die Marine war in [[Marinestation der Ostsee]] und die [[Marinestation der Nordsee]] aufgeteilt. Für die [[Unteroffizier]]e und [[Mannschaften]] betrug die Dienstzeit 12 Jahre, für [[Offizier]]e 25 Jahre. |
|||
Schon im Februar [[1924]] gab Seeckt die diktatorischen Vollmachten, die er von Ebert erhalten hatte, wieder ab. |
|||
Das Wehrgesetz beendete die Militärhoheit der Länder, beließ aber [[Geschichte Sachsens#Freistaat Sachsen (1918 bis 1933)|Sachsen]], [[Volksstaat Württemberg|Württemberg]], [[Republik Baden|Baden]] und [[Geschichte Bayerns#Bayern während der Weimarer Republik|Bayern]] eine beschränkte Selbstständigkeit. Der Freistaat Bayern stellte insofern eine Besonderheit dar, als der Wehrkreis VII das gesamte Landesgebiet mit Ausnahme der [[Pfalz (Bayern)|Pfalz]] umfasste und in der hier stationierten 7. (bayerischen) Division nur Bayern dienten. Dieser Verband genoss als [[Bayerische Reichswehr]] bis 1924 gewisse Autonomierechte gegenüber der Reichsregierung. |
|||
===Die Reichswehr in den Jahren der relativen Stabilität=== |
|||
[[1925]] wurde mit dem [[Vertrag von Locarno]] eine gewaltsame Änderung der Westgrenzen ausgeschlossen, und [[1926]] trat Deutschland dem [[Völkerbund]] bei. Die Position der Reichswehr kann gut durch Gespräche zwischen Ebert und Seeckt dargestellt werden. Auf die Frage, wo die Reichswehr stehe, antwortete Seeckt: ''Die Reichswehr steht hinter mir''. Auf die Frage, ob die Reichswehr zuverlässig sei antwortete er: ''Ob sie zuverlässig ist, weiß ich nicht, aber mir gehorcht sie''. |
|||
''→ [[#Einzelnachweise|Regimenter und Divisionen der Reichswehr]]'' |
|||
Durch die Wahl [[Paul von Hindenburg]]s zum Reichspräsidenten wurde er als Sieger von [[Tannenberg]] statt Seeckt zur Identifikationsfigur der Soldaten. Am [[8. Oktober]] wurde Seeckt wegen der Teilnahmen eines Sohnes des früheren Kaisers an einem [[Manöver (Militär)|Manöver]] entlassen, allerdings gab es wahrscheinlich auch andere Gründe, wie die Kritik an der undemokratischen Führung der Reichswehr. |
|||
=== Befehlshaber der Reichswehr === |
|||
Ein Beispiel für die steigende Kritik war nach der Entlassung Seeckts der Vorschlag von Reichstagspräsident [[Paul Löbe]], die Anstellung von Rekruten nur noch von deren körperlicher Tauglichkeit abhängig zu machen. Er wollte damit erreichen, dass die Zusammensetzung der Reichswehr dem Gesamtbild der Gesellschaft näherkäme. Die Reichswehr war, zumal im Offizierkorps, stark nationalkonservativ-protestantisch geprägt, die Mannschaften kamen zum großen Teil aus Agrar- und Handwerksberufen. Abgesehen davon war der Dienst im Heer für andere Gruppen der Gesellschaft ohnehin weniger attraktiv. Die praktizierte Personalauswahl entsprach aber genau den Vorstellungen der Reichswehrführung ("erwünschte Kreise"). |
|||
[[Datei:Bundesarchiv Bild 183-1989-0718-501, Gustav Noske und Walter Lüttwitz.jpg|mini|Gustav Noske (rechts) mit [[Walther von Lüttwitz]] (1920)]] |
|||
Deshalb erntete Löbe heftigen Widerspruch aus konservativen Kreisen. Sie waren der Meinung, eine Öffnung würde das Niveau der Reichswehr senken. Das Eindringen sozialdemokratischer und anderer unerwünschter "Elemente" und Gedanken in die Armee war schon in der alten Armee perhorresziert und nach Möglichkeit eingeschränkt worden - z.B. durch weit überproportionale Heranziehung ländlicher Rekruten in der Zeit vor dem Ersten Weltkrieg. Während in der Reichswehr der Krieg weiterhin als Mittel zur Durchsetzung politischer Ziele gesehen wurde, war die Politik mit dem [[Vertrag von Locarno]] und dem [[Dawes-Plan]] eher auf die Erhaltung des Friedens und der Völkerverständigung ausgerichtet. Seeckt und seine Offiziere waren gegen den Beitritt zum Völkerbund und sahen durch den Pazifismus der Linken auch ihre Existenz bedroht. |
|||
Laut Artikel 47 der [[Weimarer Verfassung]] hatte der [[Reichspräsident]] „den [[Oberbefehlshaber|Oberbefehl]] über die gesamte Wehrmacht des Reiches“. Dabei galten nach Artikel 50 seine Anordnungen und Verfügungen „auch auf dem Gebiete der Wehrmacht“ nur nach [[Gegenzeichnung]] durch den Reichskanzler oder den zuständigen Minister, der dadurch die Verantwortung übernahm. In Bezug auf die Befehlsgewalt war dies der Reichswehrminister. |
|||
Nachfolger Seeckts wurde [[Wilhelm Heye]], allerdings gewann vor allem der damalige Abteilungsleiter im [[Reichswehrministerium]] [[Kurt von Schleicher]] an Macht. Unter seiner Führung griff die Reichswehr stärker in die Politik ein, um ihre Ziele zu erreichen, und die Republik und die Reichswehr rückten näher zusammen. Die Reichswehr akzeptierte die Demokratie als Staatsform und Groener sah sie als wichtigen Teil des Volkes und ''Machtinstrument der Deutschen Republik''. |
|||
In der Weimarer Republik amtierten zwei Reichspräsidenten: [[Friedrich Ebert]] bis 1925, ihm folgte [[Paul von Hindenburg]]. Erster Reichswehrminister war [[Gustav Noske]], der nach dem [[Kapp-Putsch]] 1920 von [[Otto Geßler]] abgelöst wurde. 1928 übernahm [[Wilhelm Groener]] das Amt, dessen Stellvertreter [[Kurt von Schleicher]] ihn 1932 ablöste. Von Schleicher amtierte auch während seiner zweimonatigen [[Reichskanzler|Kanzlerschaft]] kommissarisch weiter. Vor der Ernennung Hitlers zum Reichskanzler ernannte Hindenburg eigenmächtig – nicht, wie es in der Verfassung vorgeschrieben war, auf Vorschlag des Kanzlers – [[Werner von Blomberg]] zum Reichswehrminister. Er sollte dabei helfen, die Nationalsozialisten zu „zähmen“, unterstützte diese aber später z. B. durch die Vereidigung der Reichswehr auf Hitler. Allerdings opponierte Blomberg im weiteren Verlauf der Geschichte deutlich und offen gegen Hitlers Pläne eines Angriffskriegs und wurde 1938 im Rahmen der [[Blomberg-Fritsch-Krise]] seiner Ämter enthoben. |
|||
Im Dezember [[1926]] legte der Sozialdemokrat [[Philipp Scheidemann]] im [[Reichstag (Weimarer Republik)|Reichstag]] die Machenschaften offen und stürzte damit die Regierung unter [[Wilhelm Marx]]. |
|||
[[1931]] wurde der [[Journalist]] [[Carl von Ossietzky]] wegen eines Berichts über die schon bekannte Zusammenarbeit wegen [[Landesverrat]]s verurteilt. |
|||
Unter dem Reichswehrminister standen die Befehlshaber der beiden Teilstreitkräfte, der ''Chef der Heeresleitung'' und der ''Chef der [[Marineleitung]]''. Chef der Heeresleitung war anfangs [[Walther Reinhardt]]. Nach dem Kapp-Putsch übernahm [[Hans von Seeckt]] diesen Posten. 1926 folgte ihm [[Wilhelm Heye]]. Heye wurde 1930 von [[Kurt von Hammerstein-Equord]] abgelöst, der am 27. Dezember 1933 sein Abschiedsgesuch einreichte. Sein Nachfolger wurde [[Werner von Fritsch]]. Chef der Marineleitung waren nacheinander [[Paul Behncke]] (bis 1924), [[Hans Zenker]] (bis 1928) und [[Erich Raeder]]. |
|||
[[1927]] wurde die [[Interalliierte Militärkontrollkommission]], die bis dahin die Abrüstung überwacht hatte, abgezogen. |
|||
=== Soziale Zusammensetzung === |
|||
Der Beschluss zum Bau des kampfkräftigen [[Panzerkreuzer A]], der den Bestimmungen des Versailler Vertrags entsprach, eine Prestigefrage, brachte [[1928]] [[Hermann Müller]] und seiner Koalition Probleme. Für die Reichswehrführung war die Entscheidung zum Bau eine politische Grundsatzentscheidung. 1929 enthielt der Haushalt schon die erste Rate für das Panzerschiff B. |
|||
Bei dem beschränkten Umfang der Armee war eine sorgfältige Auswahl des Personals möglich. Erfahrene [[Offizier|Führungskräfte]] kamen aus der [[Deutsches Heer (Deutsches Kaiserreich)|„Alten Armee“]] des [[Deutsches Kaiserreich|Kaiserreichs]]. Der Adelsanteil der Offiziere lag 1925 bei 24 % nach 30 % im letzten Friedensjahr 1913 und folgte damit dem langfristigen Trend der Reduzierung des Anteils adliger Offiziere. Große Teile des [[Offizierskorps]] vertraten ein konservatives, monarchistisches Weltbild und lehnten die [[Weimarer Republik]] ab. Insbesondere innerhalb des ehemaligen Adels stand man aber auch dem Nationalsozialismus nicht völlig unkritisch gegenüber (siehe [[Deutscher Adel#Adelige NSDAP-Mitglieder|Adel und Nationalsozialismus]]). |
|||
Unter den 4000 Offizieren der neu gegründeten Reichswehr befanden sich 500 die mindestens zeitweise eine Generalstabsstelle besetzten. Häufig wiesen die Offiziere eine Mischung aus Front- und Stabserfahrung auf. Nur rund zehn Prozent der Offiziere mit [[Pour le Mérite]], dem höchsten Militärorden, wurden übernommen.<ref>[[Sönke Neitzel]]: ''Deutsche Krieger: Vom Kaiserreich zur Berliner Republik – eine Militärgeschichte.'' Propyläen, Berlin 2020, ISBN 978-3-549-07647-7, S. 100–102.</ref> |
|||
Der Gewinner der Annäherung zwischen Republik und Reichswehr war vor allem die Reichswehr. Sie erreichte eine Erhöhung des Wehretats. Eine Kritik am Wehretat wurde als Angriff auf die Reichswehr und damit den Staat betrachtet. |
|||
Einer Demokratisierung der Truppe stemmten sich Reichswehrführung und Offizierskorps erfolgreich entgegen. Bevorzugt wurden Rekruten aus den vornehmlich konservativ geprägten ländlichen Gegenden Deutschlands. Der Reichswehrführung galten sie im Vergleich zu den jungen Männern städtischer Herkunft nicht nur als körperlich überlegen, sondern auch als robust gegenüber den „Versuchungen“ der [[Sozialdemokratie]]. |
|||
===Die Reichswehr und das Ende der [[Weimarer Republik]]=== |
|||
Durch die [[Präsidialkabinett]]e ab [[1930]] wurde die Macht der Reichswehr wieder größer, da nun der frühere Chef der [[OHL]], Hindenburg, an der Macht war. [[Heinrich Brüning]] wurde als ehemaliger Soldat von der Reichswehr akzeptiert und verschonte diese vor seinen unbeliebten [[Deflationspolitik|Sparmaßnahmen]]. [[Franz von Papen]] und General [[Kurt von Schleicher]] erwogen, die Reichswehr zur Abschaffung der Demokratie einzusetzen. Außerdem war eines der Hauptziele eine im Interesse der Reichswehr liegende Revision des Versailler Vertrages. |
|||
=== Offiziere der Reichswehr === |
|||
Als 1930 drei Offiziere (Leutnant [[Richard Scheringer]], Leutnant [[Hanns Ludin]] und Oberleutnant Hans Friedrich Wendt) wegen nationalsozialistischer Betätigung in der Reichswehr vor Gericht standen kam es zum [[Legalitätseid]] Hitlers. |
|||
Das Heer der Reichswehr durfte nach den Bestimmungen des Friedensvertrags von Versailles nur 4.000 Offiziere haben, während die Marine 1.500 Offiziere und [[Deckoffizier]]e umfassen durfte. Das Offizierskorps des Heeres umfasste 3.718 Truppenoffiziere, darunter 3 Generale, 14 Generalleutnante, 24 Generalmajore, 105 Obersten, 189 Oberstleutnante, 373 Majore, 1.098 Hauptleute und Rittmeister, 1.274 Oberleutnante und 637 Leutnante. Dazu kamen noch 80 Offiziere mit Spezialaufgaben und 202 Militärbeamte im Offiziersrang. 1918 umfasste das deutsche Offizierskorps noch 227.081 Offiziere, davon waren 38.118 aktive Offiziere, also Berufsoffiziere. Die in die Reichswehr übernommenen Offiziere waren fast alle Generalstabsoffiziere. Von den rund 15.000 Offizieren, die während des Krieges zu Offizieren befördert worden waren, übernahm die Reichswehr nur wenige, da diese Frontoffiziere dem Offiziersleben in Kasino, Kaserne und Gesellschaft fremd gegenüber waren. Demokratisch gesinnte Offiziere wurden nicht in die Truppe übernommen. Radikal nationale Offiziere wurden bis auf wenige Ausnahmen, insbesondere nach dem Kapp-Putsch, aus der Truppe entfernt. Die politische Einstellung des Offizierskorps war monarchistisch; man gab sich nach außen hin loyal gegenüber der Republik. Während der Adelsanteil an der deutschen Bevölkerung nur 0,14 % betrug, stammten durchschnittlich 23,8 % der Offiziere der Reichswehr aus dem Adel. Dabei war Anteil der adeligen Offiziere bei den einzelnen Waffengattungen extrem unterschiedlich. Bei der Kavallerie waren 1920 50 % der Offiziere Adelige. Hingegen waren bei den Nachrichtentruppen nur 5 % und bei den Pionieren nur 4 % adelige Offiziere. Von den rund 1.000 Unteroffizieren, die 1919 zu Offizieren befördert wurden, blieben bis 1928 nur 117 oder 3,5 % der Offiziere in der Reichswehr. Für die Auswahl der Offizieranwärter war in der Reichswehr wie in der Armee des Kaiserreichs der jeweilige Regimentskommandeur zuständig. Die aufgenommenen Offizieranwärter stammten fast ausschließlich aus traditionell militärnahen Kreisen; 96 % der Offizieranwärter 1926 stammten aus den oberen Gesellschaftsschichten. Ende der 1920er Jahre kamen zudem fast 50 % der Offizieranwärter aus Offiziersfamilien, da es die Reichsregierung versäumte, das Einstellungsverfahren für Offizieranwärter unter staatliche Kontrolle zu bringen. Die [[Homogenität (Soziologie)|Homogenität]] des Offizierskorps der Reichswehr war sogar größer als im Kaiserreich. So stammten die Offiziere 1912/13 zu 24 % aus Familien aktiver oder ehemaliger Offiziere, 1926/27 waren es 48 %, die aus Offiziersfamilien stammten.<ref>[http://archiv.ub.uni-marburg.de/diss/z2005/0100/pdf/ddr.pdf Dirk Richhardt: ''Auswahl und Ausbildung junger Offiziere 1930–1945: Zur sozialen Genese des deutschen Offizierkorps.'' Inaugural-Dissertation, Fachbereich Geschichte und Kulturwissenschaften, Philipps-Universität Marburg 2002]</ref> |
|||
== Das Verhältnis der Reichswehr zur Weimarer Republik == |
|||
Bei der Bildung der [[Harzburger Front]] 1931 waren auch hochrangige Mitglieder der Reichswehr anwesend. |
|||
=== Die Krisenjahre 1919–1923 === |
|||
[[Datei:Bundesarchiv Bild 183-R10386, Wilhelm Groener mit Frau.jpg|mini|Groener 1917 mit seiner Frau]] |
|||
Nach der Niederlage im [[Erster Weltkrieg|Ersten Weltkrieg]] stellte die bisherige [[Oberste Heeresleitung]] (OHL) unter [[Wilhelm Groener]] dem [[Rat der Volksbeauftragten]] unter [[Friedrich Ebert]] die Dienste der Armee zur Verfügung. |
|||
[[1932]] verbot Groener, der inzwischen auch Innenminister geworden war, die [[Sturmabteilung|SA]]. Er verlor damit das Vertrauen der Reichswehr und musste zurücktreten. |
|||
{{Siehe auch|Ebert-Groener-Pakt}} |
|||
Beim [[Preußenschlag]] wurde die vollziehende Gewalt in Berlin und [[Preußen]] vorübergehend an die Reichswehr übertragen. |
|||
==== Zusammenwirken mit rechten Freikorps gegen „rote Reichsfeinde“ ==== |
|||
===Die Reichswehr unter Hitler=== |
|||
Die Reichswehr sicherte damit der neuen Regierung das Überleben. In den krisengeschüttelten frühen 1920er Jahren wurde das Militär vor allem im Kampf gegen aufständische linke Kräfte eingesetzt, wie etwa beim [[Spartakusaufstand]] 1919. |
|||
Nach der [[Machtübernahme]] benötigte [[Adolf Hitler]] die Armee für seine Außenpolitik und entschied sich, der erfahrenen und leistungsfähigen Reichswehr gegenüber der Parteitruppe SA den Vorzug zu geben. Er stellte bereits am 3. Februar den Generälen sein Regierungsprogramm vor und versprach ihnen, dass die Reichswehr der alleinige Waffenträger Deutschlands bleibe. Die Reichswehr hoffte einerseits auf verstärkte Bemühungen zur Revision des Versailler Vertrags und den Aufbau eines starken Militärs und einer straffen Staatsführung. Man befürchtete aber auch, dass die Reichswehr von der 3 Millionen Mitglieder zählenden [[Sturmabteilung|SA]] verdrängt werden könnte. Die Reichswehr unterstützte Hitler bei der Niederschlagung des angeblichen [[Röhm-Putsch]]es im Sommer 1934; die SA wurde als Machtfaktor ausgeschaltet. Zwei Generäle der Reichswehr ([[Kurt von Schleicher|von Schleicher]] und [[Ferdinand von Bredow|von Bredow]]) wurden von der [[Schutzstaffel|SS]] getötet. Das Offizierkorps nahm diese Morde widerspruchslos in Kauf. |
|||
Den 1923 aufgelösten [[Freikorps]] überließ die Reichswehr überall dort die „Landesverteidigung“, wo ihr der Versailler Vertrag die Hände band oder die eigene Personalstärke nicht ausreichte (Grenzkampf gegen polnische und litauische Freischärler, Einsatz gegen die „[[Rote Ruhrarmee]]“ im entmilitarisierten Rheinland). Mit nationalistischen Freikorps kooperierte sie, als sie im Oktober und November 1923 anlässlich der sogenannten „[[Reichsexekution]]en“ gegen linke Regierungen in |
|||
Am Todestag des [[Reichspräsident]]en [[Paul von Hindenburg]], dem [[2. August]] [[1934]] ließ der [[Reichswehrminister]] [[Werner von Blomberg]] die Reichswehr auf die Person Hitlers vereidigen. |
|||
[[Land Thüringen (1920–1952)|Thüringen]] und [[Sachsen]] vorging. Zu den politisch rechts stehenden, republikfeindlichen Wehrverbänden ([[Stahlhelm, Bund der Frontsoldaten|Stahlhelm]], [[Kyffhäuserbund]]) pflegte die Reichswehrgeneralität enge Kontakte, obwohl sie sich offiziell als „unpolitisch“ bezeichnete. |
|||
==== Passivität beim Kapp-Putsch ==== |
|||
Am [[16. März]] [[1935]] führte [[Adolf Hitler]] mit einem klaren Bruch des Versailler Vertrags die [[Wehrpflicht]] in Deutschland ein und benannte im selben Gesetz die Reichswehr in [[Deutsche Wehrmacht|Wehrmacht]] um. |
|||
Im März 1920 wurde die Reichswehr von der politischen Führung nicht gegen den [[Kapp-Putsch]] eingesetzt. Der Chef des Truppenamtes, [[Hans von Seeckt]], hatte sich vorher mit der angeblichen Formulierung „Reichswehr schießt nicht auf Reichswehr“ dagegen ausgesprochen. Seeckt besaß allerdings auch keine Kommandogewalt. Der Chef der Heeresleitung und damit oberste Militär Walther Reinhardt war für den Einsatz der treuen Reichswehrverbände. Jedoch gaben weder Reichswehrminister Gustav Noske noch die Reichsregierung den Befehl zum Einsatz. Der kommunistische [[Ruhraufstand]], der während des Kapp-Putsches im [[Ruhrgebiet]] und [[Sachsen]] begann, wurde dagegen rücksichtslos niedergeschlagen; Teilnehmer des Kapp-Putsches waren daran beteiligt. Als Folge des Putsches wurde der bisherige [[Reichswehrministerium|Reichswehrminister]] [[Gustav Noske]] ([[Sozialdemokratische Partei Deutschlands|SPD]]) durch [[Otto Geßler]] ([[Deutsche Demokratische Partei|DDP]]) ersetzt. |
|||
==== Heimliche Rüstungskooperation mit der Sowjetunion ==== |
|||
==Führung der Reichswehr== |
|||
{{Hauptartikel|Geheime Zusammenarbeit zwischen Roter Armee und Reichswehr}} |
|||
Seit 1921 versuchte die Führung der Reichswehr im Geheimen in Zusammenarbeit mit der [[Rote Armee|Roten Armee]] entgegen dem Versailler Vertrag die Reichswehr zu erweitern, neue [[Waffensystem]]e einzuführen und eine Luftwaffe aufzubauen. Deutschland unterstützte die Entwicklung moderner Technologien und konnte eigene Soldaten in der Sowjetunion ausbilden lassen. |
|||
Im Februar 1923 reiste der neue Chef des Truppenamtes, Generalmajor [[Otto Hasse (General)|Otto Hasse]], zu Geheimverhandlungen nach [[Moskau]]. Deutschland unterstützte den Aufbau der sowjetischen Industrie, Kommandeure der Roten Armee erhielten eine Generalstabsausbildung in Deutschland. Dafür erhielt die Reichswehr die Möglichkeit, Artilleriemunition aus der Sowjetunion zu beziehen, Flieger- und Panzerspezialisten auf sowjetischem Boden auszubilden und dort chemische Kampfstoffe herstellen und erproben zu lassen. In der russischen Stadt [[Lipezk]] wurde eine [[geheime Fliegerschule und Erprobungsstätte der Reichswehr]] gegründet und etwa 120 Militärpiloten, 100 Luftbeobachter und zahlreiches Bodenpersonal als Stamm für eine zukünftige deutsche Fliegerwaffe ausgebildet. Bei Kasan wurden Panzerfachleute ausgebildet, allerdings erst ab 1930 und nur ungefähr dreißig. In [[Tomka]] (bei [[Saratow]]) wurden [[Kampfstoff]]e gemeinsam erprobt und entwickelt. |
|||
Laut Weimarer Verfassung war der [[Reichspräsident]] der [[Oberbefehlshaber]], im Frieden wurde er durch den [[Reichswehrminister]] als Inhaber der Befehlsgewalt vertreten. Die militärische Spitze war der Chef der Heeresleitung. |
|||
Im Dezember 1926 legte der Sozialdemokrat [[Philipp Scheidemann]] im [[Reichstag (Weimarer Republik)|Reichstag]] diese Zusammenarbeit offen und stürzte damit die Regierung unter [[Wilhelm Marx]]. 1931 wurde der [[Journalist]] [[Carl von Ossietzky]] wegen eines Berichts über die schon bekannte Zusammenarbeit wegen [[Landesverrat]]s verurteilt. |
|||
In der Weimarer Republik amtierten zwei Reichspräsidenten: [[Friedrich Ebert]] bis [[1925]], ihm folgte [[Paul von Hindenburg]]. |
|||
==== Kooperation mit dem amerikanischen Militär ==== |
|||
Anfangs war [[Gustav Noske]] Reichswehrminister, er wurde nach dem Kapp-Putsch von [[Otto Geßler]] abgelöst. [[1928]] übernahm [[Wilhelm Groener]] das Amt, [[1932]] und [[1933]] Schleicher. Nach dem Abgang Schleichers ernannte Hindenburg eigenmächtig - nicht wie es in der Verfassung vorgeschrieben war auf Vorschlag des Kanzlers - [[Werner von Blomberg]] zum Reichswehrminister. Er sollte dabei helfen, die Nationalsozialisten zu "zähmen", unterstützte diese aber später z.B. durch die Vereidigung der Reichswehr auf Hitler. |
|||
Neben der Sowjetunion war 1930 die USA das beliebteste Reiseziel für Reichswehroffiziere geworden. Seit 1923 entwickelte die Reichswehr in einer Serie von in- und halboffiziellen Besuchen eine rege Reisediplomatie über den Atlantik hinweg. Die Bedeutung, die man diesen Beziehungen beimaß, wird durch die USA-Besuche des Chefs der Marineleitung [[Hans Zenker]] 1926, des Chefs der Heeresleitung [[Wilhelm Heye]] 1927 und einer zweimonatigen Inspektionsreise des Chef des Truppenamtes [[Werner von Blomberg]] 1929 deutlich. Während die Sowjetunion einen Übungsplatz bot, lieferte die US-Armee neuestes organisatorisches und militärtechnisches Wissen auf dem Gebiet der Panzerwaffe, des Artilleriewesens, chemischen Kriegsführung und vor allem der Luftfahrt und der Kriegswirtschaft für die Zeit „nach Versailles“. Nach [[Wilhelm Deist (Historiker)|Wilhelm Deist]] waren diese freundschaftlichen Beziehungen für die Reichswehr außerordentlich vorteilhaft.<ref>[[Wilhelm Deist (Historiker)|Wilhelm Deist]]: ''Die deutsche Aufrüstung in amerikanischer Sicht''. In: Ders.: ''Militär, Staat und Gesellschaft''. München 1991, S. 339 ff. und [[Kirstin Buchinger|Kirstin A. Schäfer]]: ''Werner von Blomberg. Hitlers erster Feldmarschall''. Paderborn 2006, S. 72 f.</ref> |
|||
==== Seeckt im Jahr 1923 ==== |
|||
Chef der Heeresleitung war anfangs [[Walter Reinhardt]]. Nach dem Kapp-Putsch übernahm Seeckt diesen Posten. [[1926]] folgte [[Wilhelm Heye]]. Großen Einfluss übte General [[Kurt von Schleicher]] aus. Schleicher erhielt in den nächsten Jahren großen Einfluss auf Hindenburg und zog im Hintergrund bei den [[Präsidialkabinett]]en die Fäden. Heye wurde [[1930]] von [[Kurt Freiherr von Hammerstein-Equord]] abgelöst, der bis [[1934]] amtierte. |
|||
[[Datei:Bundesarchiv Bild 146-2005-0163, Thüringen, Reichswehrmanöver, Hans v. Seeckt.jpg|mini|Hans von Seeckt bei einer Reichswehrübung]] |
|||
Die [[Ruhrbesetzung]] 1923 zeigte auch die Schwäche der Reichswehr. Als Reaktion auf einen Versuch in [[Geschichte Bayerns#Bayern während der Weimarer Republik|Bayern]], eine [[Diktatur|Rechtsdiktatur]] zu errichten, übertrug Ebert im November die vollziehende Gewalt auf Reichswehrminister Geßler. Damit lag die Gewalt in der Realität bei Seeckt, dem Chef der Heeresleitung, der eine [[Reichsexekution]] gegen die Regierung unter [[Gustav von Kahr|Gustav Ritter von Kahr]] verhinderte. Beteiligt war auch [[Otto von Lossow]], der bayerische [[Wehrkreis]]kommandeur. Er wurde von Geßler seines Amtes enthoben. Wie Seeckt in einem Brief, den er nicht abschickte, schrieb, sympathisierte er mit der Regierung in München und betrachtete die [[Weimarer Verfassung]] nicht als ''[[Noli me tangere (Lateinische Phrase)|noli me tangere]]'' (dt.: „rühr mich nicht an!“). Sie widerspreche seinem politischen Denken. Weiterhin führte er in dem Brief aus, dass er auf Grund des fehlenden Vertrauens der Reichswehr zur Regierung von [[Gustav Stresemann]] einen [[Bürgerkrieg]] voraussehe, der nur durch einen Umschwung der Regierung verhindert werden könne. Er äußerte die Überzeugung, dass sich eine Regierung ohne Unterstützung der Reichswehr nicht lange würde halten können. Den [[Hitlerputsch]] vom 8./9. November 1923 unterstützte er jedoch nicht. |
|||
==Siehe auch== |
|||
*[[Deutsche Wehrmacht|Wehrmacht]] |
|||
Als Seeckt am 3. November seine Bereitschaft zur Kanzlerschaft andeutete und Ebert dies mit Hinweis auf außenpolitische Gründe und seine Unentbehrlichkeit als Chef der Heeresleitung ablehnte, akzeptierte Seeckt die Ablehnung. Er wollte von einem [[Putsch]], wie ihn einige hohe Offiziere gefordert hatten, nichts mehr wissen. Im Februar 1924 gab Seeckt die diktatorischen Vollmachten, die er von Ebert erhalten hatte, wieder ab. |
|||
*[[Bundeswehr]] |
|||
*[[Landwehr]] |
|||
=== „Unpolitischer“ Waffenträger oder demokratieferner „Staat im Staate“ === |
|||
*[[Nationale Volksarmee]] |
|||
[[Datei:Bundesarchiv Bild 102-12140, Verfassungsfeier, Ehrenkompanie der Reichswehr.jpg|mini|[[Paul von Hindenburg]] schreitet eine Ehrenkompanie der Reichswehr ab (1926)]] |
|||
*[[Zeit des Nationalsozialismus]] |
|||
[[Datei:Bundesarchiv Bild 136-B0228, Kurt von Schleicher.jpg|mini|hochkant|links|Kurt von Schleicher 1932]] |
|||
[[Datei:Bundesarchiv Bild 136-B3513, Süddeutschland, Manöver der 5. und 7. Division.jpg|mini|Gruppenmanöver der 5. und 7. Division in Bayern, Württemberg und Baden 1926. Zweiter von rechts der damalige Hauptmann [[Alfred Jodl]], links daneben sein Bruder Ferdinand Jodl]] |
|||
1925 wurde mit dem [[Vertrag von Locarno]] eine gewaltsame Änderung der Westgrenzen ausgeschlossen, und 1926 trat Deutschland dem [[Völkerbund]] bei. Die Position der Reichswehr kann gut durch Gespräche zwischen Reichspräsident Ebert und Seeckt, dem Chef der Heeresleitung, dargestellt werden. Auf die Frage, wo die Reichswehr stehe, antwortete Seeckt: ''Die Reichswehr steht hinter mir''. Auf die Frage, ob die Reichswehr zuverlässig sei, antwortete er: ''Ob sie zuverlässig ist, weiß ich nicht, aber mir gehorcht sie''. |
|||
Nach der Wahl [[Paul von Hindenburg]]s zum Reichspräsidenten (1925) wurde er als Sieger von [[Schlacht bei Tannenberg (1914)|Tannenberg]] statt Seeckt zur Identifikationsfigur der Soldaten. Am 8. Oktober wurde Seeckt wegen der Teilnahme eines Sohnes des früheren Kaisers an einem [[Manöver (Militär)|Manöver]] entlassen, allerdings gab es wahrscheinlich auch andere Gründe, wie die Kritik an der undemokratischen Führung der Reichswehr. |
|||
Nach dem Kapp-Putsch hatte sich die Reichswehr unter Seeckt und Geßler offiziell „unpolitisch“ verhalten. Angehörige der Reichswehr hatten kein [[Wahlrecht]], unterlagen der reichswehrinternen Jurisdiktion und waren damit losgelöst vom gesellschaftspolitischen Werdegang. Wegen ihrer unmittelbaren Unterstellung unter den Reichspräsidenten und durch den [[Ebert-Groener-Pakt]] konnte sich die Armee eine weitgehende innere Autonomie sichern. Sie nutzte dies, um der Reichsregierung – z. B. während des Kapp-Putschs – den Gehorsam zu verweigern. Die Autonomie auch bei der Auswahl des Personals sowie ihr Wertekodex und die Ansicht, dem Staat und nicht der Staatsform zu dienen, machten die Reichswehr in Verbindung mit der eigenen Jurisdiktion unter dem Reichspräsidenten zum schwer kontrollierbaren „[[Staat im Staate]]“. |
|||
Ein Beispiel für die steigende Kritik war nach der Entlassung Seeckts der Vorschlag von Reichstagspräsident [[Paul Löbe]], die Anstellung von Rekruten nur noch von deren körperlicher Tauglichkeit abhängig zu machen. Er wollte damit erreichen, dass die Zusammensetzung der Reichswehr dem Gesamtbild der Gesellschaft näherkomme. Die Reichswehr war, zumal im Offizierskorps, stark nationalkonservativ-protestantisch geprägt, die Mannschaften kamen zum großen Teil aus Agrar- und Handwerksberufen. Nicht von ungefähr fand denn etwa in diesen Kreisen die republikfeindliche [[Dolchstoßlegende]] zahlreiche Anhänger. Abgesehen davon war der Dienst im Heer für andere Gruppen der Gesellschaft ohnehin weniger attraktiv. Die praktizierte Personalauswahl entsprach aber genau den Vorstellungen der Reichswehrführung („erwünschte Kreise“). |
|||
[[Datei:Reichswehr Uniformen 1926.jpg|mini|Uniformdarstellung der Reichswehr, Stand 1926]] |
|||
Deshalb erntete Löbe heftigen Widerspruch aus konservativen Kreisen. Sie waren der Meinung, eine Öffnung würde das Niveau der Reichswehr senken. Während in der Reichswehr der Krieg weiterhin als Mittel zur Durchsetzung politischer Ziele gesehen wurde, war die Politik mit dem [[Vertrag von Locarno]] und dem [[Dawes-Plan]] eher auf die Erhaltung des Friedens und der Völkerverständigung ausgerichtet. Seeckt und seine Offiziere waren gegen den Beitritt zum Völkerbund und sahen durch den Pazifismus der Linken auch ihre Existenz bedroht. |
|||
Nachfolger Seeckts wurde [[Wilhelm Heye]], allerdings gewann vor allem der damalige Abteilungsleiter im [[Reichswehrministerium]] [[Kurt von Schleicher]] an Macht. Unter seiner Führung griff die Reichswehr stärker in die Politik ein, um ihre Ziele zu erreichen, und die [[Republik]] und die Reichswehr rückten näher zusammen. Die Reichswehr akzeptierte die Demokratie als [[Staatsform]] und Groener sah sie als wichtigen Teil des Volkes und ''Machtinstrument der Deutschen Republik''. |
|||
Im Februar 1927 wurde die [[Interalliierte Militär-Kontrollkommission]], die bis dahin die Abrüstung überwacht hatte, abgezogen. |
|||
Der Beschluss zum Bau des kampfkräftigen [[Deutschland (Schiff, 1933)|Panzerschiffs A]], das den Bestimmungen des Versailler Vertrags entsprach, eine Prestigefrage, brachte 1928 [[Hermann Müller (Reichskanzler)|Hermann Müller]] und [[Kabinett Müller II|seiner Koalition]] (28. Juni 1928 bis 27. März 1930) Probleme. Für die Reichswehrführung war die Entscheidung zum Bau eine politische Grundsatzentscheidung. Schon der Haushalt 1929 enthielt die erste Rate für das [[Admiral Scheer|Panzerschiff B]]. |
|||
Der Gewinner der Annäherung zwischen Republik und Reichswehr war vor allem die Reichswehr. Sie erreichte eine Erhöhung des Wehretats. Eine Kritik am [[Rüstung (Militär)|Wehretat]] wurde als Angriff auf die Reichswehr und damit den Staat betrachtet. |
|||
=== Das Ende der Weimarer Republik === |
|||
[[Datei:Bundesarchiv Bild 102-10046, Reichswehr-Manöver.jpg|mini|Soldaten der Reichswehr während eines Manövers, 1930]] |
|||
[[Datei:Bundesarchiv Bild 102-10351, Kreis Frankfurt a-O, Herbstmanöver der Reichswehr.jpg|mini|Soldaten während des Reichswehrherbstmanövers im Raum Frankfurt an der Oder, 1930]] |
|||
Durch die [[Präsidialkabinett]]e ab 1930 wurde die Macht der Reichswehr wieder größer, da nun der frühere Chef der [[Oberste Heeresleitung|OHL]], Hindenburg, an der Macht war. [[Heinrich Brüning]] wurde als ehemaliger Soldat von der Reichswehr akzeptiert und verschonte diese von seinen unbeliebten [[Deflationspolitik|Sparmaßnahmen]]. [[Franz von Papen]] und General Kurt von Schleicher erwogen, die Reichswehr zur Abschaffung der Demokratie einzusetzen. Außerdem war eines der Hauptziele eine im Interesse der Reichswehr liegende Revision des Versailler Vertrages. |
|||
Als 1930 drei Offiziere (Leutnant [[Richard Scheringer]], Leutnant [[Hanns Ludin]] und Oberleutnant [[Hans Friedrich Wendt]]) wegen nationalsozialistischer Betätigung in der Reichswehr vor Gericht standen, kam es zum [[Legalitätseid]] Hitlers. |
|||
Bei der Bildung der [[Harzburger Front]] 1931 waren auch hochrangige Mitglieder der Reichswehr anwesend. |
|||
1932 verbot Groener, der inzwischen auch Innenminister geworden war, die [[Sturmabteilung|SA]]. Er verlor damit das Vertrauen der Reichswehr und musste zurücktreten. |
|||
Am 13. September 1932 wurde auf Initiative der Generäle [[Wilhelm Groener]] und [[Kurt von Schleicher]] das [[Reichskuratorium für Jugendertüchtigung]] zur Wehrerziehung der deutschen Jugend gegründet. |
|||
Beim [[Preußenschlag]] wurde die vollziehende Gewalt in Berlin und [[Preußen]] vorübergehend an die Reichswehr übertragen. |
|||
=== Verhältnis zur NSDAP === |
|||
Nach [[Klaus-Jürgen Müller]] strebten die deutschen Militärs nach einer {{"|Weltmachtstellung}} Deutschlands. Dabei macht er zwei Richtungen aus, die sich in diesem Fernziel einig waren, aber unterschiedliche Methoden verfochten. Die eine {{"|abenteuerliche}} Richtung, deren Repräsentant [[Hans von Seeckt]] war verfocht einen deutsch-sowjetischen Revanchekrieg gegen [[Polen]] und [[Frankreich]]. Die andere {{"|modernere}} Richtung die [[Kurt von Schleicher]] repräsentierte und sich Ende der Zwanziger Jahre durchsetzte, setzte auf eine Kombination aus politischen, militärischen und ökonomischen Faktoren. Wobei zu aller erst Deutschlands ökonomische Position gestärkt werden sollte und Frankreich in die Rolle eines Juniorpartners gebracht werden sollte. Die so errungene Vormachtstellung in Europa sollte die Basis für eine Weltmachtstellung bilden. In diesem Streben sieht Müller eine der {{"|Kontinuitätslinien}} der deutschen Entwicklung vom [[Deutsches Kaiserreich|Kaiserreich]] bis in den [[Nationalsozialismus]] und die Ursache für eine {{"|Entente}} von Gruppen der traditionellen Eliten und der Hitlerbewegung im Jahre 1933. Hitler war bei der [[Machtergreifung]] auf deren Unterstützung angewiesen, während diese wiederum Hitlers Anhängerschaft als {{"|Massenbasis}} benötigten.<ref>[[Klaus-Jürgen Müller]]: ''Deutsche Militär-Elite in der Vorgeschichte des Zweiten Weltkrieges''. In: [[Martin Broszat]], [[Klaus Schwabe (Historiker)|Klaus Schwabe]]: ''Die deutschen Eliten und der Weg in den Zweiten Weltkrieg''. München 1989, S. 226 ff.</ref> |
|||
=== Die Reichswehr unter Hitler === |
|||
[[Datei:Bundesarchiv Bild 102-16108, Vereidigung von Reichswehr-Soldaten auf Hitler.jpg|mini|Vereidigung von Reichswehr-Soldaten auf Hitler (August 1934)]] |
|||
Nach der [[Machtergreifung]] im [[Deutsches Reich 1933 bis 1945|Reich]] benötigte [[Adolf Hitler]] die Armee für die [[NS-Außenpolitik]] und entschied sich, der erfahrenen und leistungsfähigen Reichswehr gegenüber der Parteitruppe SA den Vorzug zu geben. Er stellte bereits am 3. Februar 1933 den Generälen sein Regierungsprogramm vor. Unter anderem versprach er ihnen, dass die Reichswehr der alleinige Waffenträger Deutschlands bleibe, und kündigte die Wiedereinführung der [[Wehrpflicht in Deutschland#Kaiserreich, Weimarer Republik und NS-Zeit|Wehrpflicht]] an ([[Liebmann-Aufzeichnung]]). Die Reichswehr hoffte einerseits auf verstärkte Bemühungen zur Revision des Versailler Vertrags und den Aufbau eines starken Militärs und einer straffen Staatsführung. Man befürchtete aber auch, dass die Reichswehr von der 3 Millionen Mitglieder zählenden [[Sturmabteilung|SA]] verdrängt werden könnte. Die Reichswehr unterstützte Hitler bei der ''Entmachtung der SA'' im Sommer 1934, als das Gerücht verbreitet worden war, Röhm hätte [[Putsch]]pläne und ein „[[Röhm-Putsch]]“ stehe bevor, den es zu vereiteln gelte. |
|||
Die [[Schutzstaffel|SS]] ermordete zwei Generäle der Reichswehr (Kurt von Schleicher und [[Ferdinand von Bredow]]) – das [[Offizierskorps#Deutschland|Offizierkorps]] nahm dies widerspruchslos zur Kenntnis. |
|||
Am Todestag des Reichspräsidenten [[Paul von Hindenburg]], dem 2. August 1934, ließ der [[Reichswehrministerium|Reichswehrminister]] [[Werner von Blomberg]] die Reichswehr auf Hitler vereidigen (siehe [[Führereid]]). |
|||
Am 1. März 1935 wurde die [[Luftwaffe (Wehrmacht)|Luftwaffe]] gegründet und am 16. März die Wiedererlangung der [[Wehrhoheit]] verkündet und die allgemeine [[Wehrpflicht]] gesetzlich wieder eingeführt; dies verstieß gegen den Versailler Vertrag. Im selben Gesetz wurde die Reichswehr in „[[Wehrmacht]]“ umbenannt. Am 1. Juni 1935 wurde das Reichsheer in „[[Heer (Wehrmacht)|Heer]]“ und die [[Reichsmarine]] in „[[Kriegsmarine]]“ umbenannt. |
|||
== Literatur == |
== Literatur == |
||
<!--chronologisch--> |
|||
* Rainer Wohlfeil/Hans Dollinger: ''Die deutsche Reichswehr: Bilder, Dokumente, Texte; zur Geschichte des Hunderttausend-Mann-Heeres 1919-1933'', Frankfurt am Main, 1972 |
|||
* Otto Lippelt, Ernst Huckstorf: ''Fünfzehn Jahre Stahlhelm in Niedersachsen''. Druck- und Verlagsgesellschaft [[Lüchow (Lauenburg)|Lüchow in Holstein]] 1936 {{DNB|576503185}}. |
|||
* Möllers, Heiner: "Reichswehr schießt nicht auf Reichswehr!" Legenden um den Kapp-Lüttwitz-Putsch vom März 1920. In: Militärgeschichte. Heft 3, 2001. Herausgegeben vom Militärgeschichtlichen Forschungsamt der Bundeswehr. |
|||
* [[Harold J. Gordon Jr.]]: ''Die Reichswehr und die Weimarer Republik 1919–1926.'' Übers. [[Siegfried Maruhn]], Verlag für Wehrwesen Bernard & Graefe, Frankfurt am Main 1959. |
|||
* Voß,Heinfried: "Das neue Haus der Reichswehr". Militärische Sozialisation im politischen und militärischen Übergang. Beiträge zur südwestdeutschen Wirtschafts- und Sozialgeschichte, Bd.15, St. Katharinen 1992 |
|||
* [[Francis L. Carsten]]: ''Reichswehr und Politik, 1918–1933''. Kiepenheuer & Witsch, Köln u. a. 1964. |
|||
* [[Rainer Wohlfeil]], [[Hans Dollinger]]: ''Die deutsche Reichswehr. Bilder, Dokumente, Texte. Zur Geschichte des Hunderttausend-Mann-Heeres 1919–1933.'' Bernard und Graefe, Frankfurt am Main 1972, ISBN 3-7637-5109-2. |
|||
* Adolf Reinicke: ''Das Reichsheer 1921–1934. Ziele, Methoden der Ausbildung und Erziehung sowie der Dienstgestaltung'' (= ''Studien zur Militärgeschichte, Militärwissenschaft und Konfliktforschung.'' Band 32). Biblio, Osnabrück 1986, ISBN 3-7648-1457-8. |
|||
* Adolf Schicht, [[Jürgen Kraus (Historiker)|Jürgen Kraus]]: ''Die Uniformierung und Ausrüstung des deutschen Reichsheeres 1919–1932'' (= ''Veröffentlichungen des Bayerischen Armeemuseums''. Bd. 4). Bayerisches Armeemuseum, Ingolstadt 1987. |
|||
* [[Manfred Zeidler (Historiker)|Manfred Zeidler]]: ''Reichswehr und Rote Armee 1920–1933. Wege und Stationen einer ungewöhnlichen Zusammenarbeit'' (= ''Beiträge zur Militärgeschichte'', Band 36). Oldenbourg, München 1993/1994, ISBN 3-486-55966-4 (Dissertation, Universität Frankfurt am Main 1990, 374 [16] Seiten, Illustrationen). |
|||
* Heinfried Voß: ''„Das neue Haus der Reichswehr“. Militärische Sozialisation im politischen und militärischen Übergang. Der Aufbau der vorläufigen Reichswehr 1919–1920 und ihre politische Funktion in der Republik, dargestellt an ihren badischen Truppenteilen'' (= ''Beiträge zur südwestdeutschen Wirtschafts- und Sozialgeschichte.'' Band 15). Scripta-Mercaturae, St. Katharinen 1992, ISBN 3-922661-99-8 (Dissertation Universität Duisburg 1990). |
|||
* Friedrich P. Kahlenberg, Kai von Jena: ''Reichswehr und Rote Armee, Dokumente aus den Militärarchiven Deutschlands und Russlands 1925–1931.'' (= ''Materialien aus dem Bundesarchiv'', 2) Bearbeitung von Kai von Jena und Natalja E. Elisseeva unter Mitarbeit von Hannsjörg F. Buck und Ivan V. Uspenskij. Bundesarchiv, Koblenz 1995, ISBN 3-89192-050-4 |
|||
* Heiner Möllers: ''„Reichswehr schießt nicht auf Reichswehr!“ Legenden um den Kapp-Lüttwitz-Putsch vom März 1920.'' In: ''Militärgeschichte.'' Jg. 11, Heft 3, 2001 {{ISSN|0940-4163}} S. 53–61. |
|||
* Dirk Richhardt: ''Auswahl und Ausbildung junger Offiziere 1930–1945: zur sozialen Genese des deutschen Offizierkorps.'' [2005], {{DNB|975984101}} (Dissertation Universität Marburg 2003 [http://archiv.ub.uni-marburg.de/diss/z2005/0100/ Volltext] PDF, kostenfrei 2,1 MB) |
|||
* [[Christian Saehrendt]]: ''Der Stellungskrieg der Denkmäler. Kriegerdenkmäler im Berlin der Zwischenkriegszeit.'' (= ''Politik- und Gesellschaftsgeschichte,'' 64) Dietz, Bonn 2004, ISBN 3-8012-4150-5. |
|||
* Peter Keller: ''»Die Wehrmacht der Deutschen Republik ist die Reichswehr«. Die deutsche Armee 1918–1921.'' (= ''Krieg in der Geschichte'', 82) Schöningh, Paderborn 2014, ISBN 978-3-506-77969-4 (leicht veränderte Fassung der Dissertation Universität Augsburg 2013) |
|||
* Patrick Oliver Heinemann: ''Rechtsgeschichte der Reichswehr 1918–1933.'' (= ''Krieg in der Geschichte'', 105) Schöningh, Paderborn 2018, ISBN 978-3-506-78785-9. |
|||
== Weblinks == |
== Weblinks == |
||
{{Commonscat}} |
|||
*[http://www.documentarchiv.de/wr/1921/wehrgesetz.html Wehrgesetz] |
|||
{{Wiktionary}} |
|||
*[http://www.documentarchiv.de/wr/vorl-reichswehr_ges.html Gesetz über die Bildung einer vorläufigen Reichswehr (Quelle)] |
|||
{{Wikisource|Wehrgesetz. Vom 23. März 1921}} |
|||
* [http://www.dhm.de/lemo/html/weimar/innenpolitik/reichswehr/ Deutsches Historisches Museum - Stichwort Reichswehr] |
|||
* [http://www. |
* [http://www.documentarchiv.de/wr/vorl-reichswehr_ges.html Gesetz über die Bildung einer vorläufigen Reichswehr (Quelle)] |
||
* [http://www.dhm.de/lemo/html/weimar/innenpolitik/reichswehr/ Deutsches Historisches Museum – Stichwort Reichswehr] |
|||
* [http://www.superborg.de/ Das Archiv für technische Dokumente 1900-1945 (enthält das Verzeichnis der Reichswehr-Vorschriften)] |
|||
* {{HistLexBay||iquelle|[[Kai Uwe Tapken]]|Demobilmachung, 1918/1919 (militärisch)|2017-04-05|2018-03-10}} |
|||
* {{HistLexBay||iquelle|Kai Uwe Tapken|Reichswehr in Bayern|2017-07-20|2018-03-10}} |
|||
== Einzelnachweise == |
|||
[[Kategorie:Reichswehr| ]] |
|||
<references /> |
|||
{{Navigationsleiste Divisionen der Reichswehr}} |
|||
[[bg:Райхсвер]] |
|||
{{Navigationsleiste Regimenter der Reichswehr}} |
|||
[[en:Reichswehr]] |
|||
{{Normdaten|TYP=k|GND=5031652-7|LCCN=no/2010/13602|VIAF=144652634}} |
|||
[[es:Reichswerh]] |
|||
[[fi:Reichswehr]] |
|||
[[ |
[[Kategorie:Reichswehr| ]] |
||
[[Kategorie:Historisches Heer]] |
|||
[[it:Reichswehr]] |
|||
[[Kategorie:Gegründet 1919]] |
|||
[[nl:Reichswehr]] |
|||
[[Kategorie:Aufgelöst 1935]] |
|||
[[no:Reichswehr]] |
|||
[[ru:Рейхсвер]] |
|||
[[sv:Riksvärnet]] |
Aktuelle Version vom 5. April 2025, 21:00 Uhr
| |||
![]() | |||
Führung | |||
---|---|---|---|
Oberbefehlshaber: | Der Reichspräsident Zuletzt: Paul von Hindenburg bzw. Adolf Hitler | ||
Verteidigungsminister: | Reichswehrminister Zuletzt: Werner von Blomberg | ||
Militärischer Befehlshaber: | Der Reichswehrminister | ||
Sitz des Hauptquartiers: | Wünsdorf | ||
Militärische Stärke | |||
Aktive Soldaten: | 115.000 | ||
Wehrpflicht: | Keine | ||
Wehrtauglichkeitsalter: | Vollendetes 17. Lebensjahr | ||
Geschichte | |||
Gründung: | 19. Januar 1919 als „Friedensheer“ | ||
Ablösung: | 16. März 1935 (Wehrmacht), 1. Juni 1935 (Kriegsmarine) |
Die Reichswehr war während der Weimarer Republik und in den ersten Jahren des Nationalsozialismus von 1921 bis 1935 „die Wehrmacht der Deutschen Republik“.[1] Die deutschen Streitkräfte waren in jener Zeit als Berufsarmee organisiert. Die Reichswehr bestand aus Reichsheer und Reichsmarine. Nachdem das Deutsche Heer im Januar 1919 aufgelöst worden war und in ein Friedensheer umgeformt werden sollte, beschloss die Reichsregierung im März 1919 die Bildung einer vorläufigen Reichswehr. Aufgrund der Bedingungen des Versailler Vertrages von 1919 unterlagen Umfang und Bewaffnung der Reichswehr starken Beschränkungen. Nach der von Adolf Hitler 1935 verkündeten „Wiedererlangung der Wehrhoheit“ (Wiedereinführung der Wehrpflicht u. ä.) ging die Reichswehr in der neuen Wehrmacht auf.
Die Reichswehr agierte als Staat im Staate, und ihre Führung war ein wichtiger politischer Machtfaktor innerhalb der Weimarer Republik. Teils unterstützte die Reichswehr wie im Ebert-Groener-Pakt die demokratische Staatsform, teils unterstützte sie mit der Schwarzen Reichswehr antidemokratische Kräfte. Die Reichswehr sah sich als Kaderarmee, welche die Expertise des alten kaiserlichen Militärs erhalten und somit die Basis für eine Wiederaufrüstung bilden sollte.
Struktur der Reichswehr
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Rüstungsbeschränkung durch Versailler Vertrag
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Im V. Teil des Friedensvertrags von Versailles hatte sich Deutschland 1919 verpflichtet, „um den Anfang einer allgemeinen Beschränkung der Rüstungen aller Nationen zu ermöglichen“, den Umfang und die Bewaffnung seiner Streitkräfte derart zu beschränken, dass sie ausschließlich zur Aufrechterhaltung der Ordnung innerhalb Deutschlands und als Grenzschutz verwendet werden konnten.
Die Personalstärke war entsprechend den Bestimmungen der Siegermächte des Ersten Weltkrieges in den Artikeln 159 bis 213 des Vertrages auf ein Berufsheer von 100.000 Mann zuzüglich einer 15.000 Mann starken Marine limitiert. Die Einrichtung eines Generalstabs blieb untersagt. Schwere Waffen wie Artillerie oberhalb des Kalibers 105 mm (Marinegeschütze oberhalb 203 mm), Panzerfahrzeuge, U-Boote und Großkampfschiffe waren verboten, ebenso jegliche Art von Luftstreitkräften. Die Bestimmungen wurden bis 1927 von der Interalliierten Militär-Kontrollkommission überwacht.
Die Rüstungsbeschränkungen umging die Reichswehrführung durch eine Reihe geheimer und illegaler Maßnahmen: Dazu zählten der heimliche Aufbau einer sogenannten Schwarzen Reichswehr, Sicherung einer militärischen Luftfahrt-Infrastruktur durch zivile Tarnfirmen (siehe: Deutsche Verkehrsfliegerschule), unerlaubte Waffentests mit Artillerie, Flugzeugen und Panzern in der Sowjetunion (siehe: Vertrag von Rapallo), die Einrichtung einer Führergehilfenschulung, welche bestimmt war, die verbotene Generalstabsausbildung zu kompensieren sowie die Aufrechterhaltung des Generalstabs im neu geschaffenen Truppenamt. In der Statistischen Gesellschaft wurde zusammen mit dem Reichsverband der Deutschen Industrie Planungen für die Rüstungsindustrie ausgearbeitet. Mit Hilfe von Offizieren im Ruhestand wurden Volkssportschulen meist in der Nähe ehemaliger Truppenübungsplätze gegründet, in denen zur Vorbereitung der Ausbildung von Infanteristen Übungsleiter für Wehrsport ausgebildet wurden.[2] Dies fand vor allem in Norddeutschland auch mit Unterstützung des Stahlhelms statt.[3] Andere Hilfsmittel waren der Einsatz von z. B. Panzerattrappen für Übungszwecke.
Die Reichswehr sah sich im eigenen Selbstverständnis als „Kaderarmee“ oder „Führerarmee“, das bedeutet, dass jeder Soldat so ausgebildet wurde, dass er die Eignung für höhere Verantwortungsstufen erlangte, was wiederum Grundvoraussetzung für den schnellen Aufwuchs des Heeres nach der Verkündung der Wehrhoheit durch das NS-Regime im Jahre 1935 werden sollte.
Entstehung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Am 9. November 1918 erfolgte während der Novemberrevolution die Ausrufung der Republik sowie die Abdankung Wilhelms II., worauf der Deutsche Kaiser in die Niederlande flüchtete.
Zwei Tage später wurde der Waffenstillstand von Compiègne am 11. November 1918 unterzeichnet, womit die – neue – Regierung der zügigen Räumung der besetzten Gebiete zustimmte. Tags darauf begann der Rückzug an der Westfront, bis zum 17. Januar 1919 waren auch die linksrheinischen Gebiete frei von deutschem Militär. Nun galt es, diese immer noch mehrere Millionen Soldaten zählenden Verbände der „Alten Armee“ schrittweise abzurüsten. Dies geschah üblicherweise in den jeweiligen Heimatgarnisonen; für die Regimenter mit linksrheinischen Garnisonen wurden Demobilisierungsorte im Innern des Reichs bestimmt.
Der Rat der Volksbeauftragten und die Oberste Heeresleitung beabsichtigten, nach der Demobilisierung noch bestehende Truppenteile in ein Friedensheer zu überführen. Am 19. Januar 1919 erließ die Reichsregierung die „Vorläufigen Bestimmungen über die Bekleidung des Friedensheeres“ im Armeeverordnungsblatt 1919, Nr. 85; die am 6. Februar 1919 zusammengetretene Weimarer Nationalversammlung beschloss aber am 6. März 1919 das Gesetz über die Bildung einer vorläufigen Reichswehr.[4] Es ermächtigte den Reichspräsidenten,
„das bestehende Heer aufzulösen und eine vorläufige Reichswehr zu bilden, die bis zur Schaffung der neuen reichsgesetzlich zu ordnenden Wehrmacht die Reichsgrenzen schützt, den Anordnungen der Reichsregierung Geltung verschafft und die Ruhe und Ordnung im Innern aufrechterhält.“
Die Stärke dieses Heeres sollte 400.000 Mann betragen.
Das Gesetz über die Bildung einer vorläufigen Reichsmarine vom 16. April 1919 ermächtigte ihn,
„die bestehenden Formationen der bisherigen Kriegsmarine aufzulösen und eine vorläufige Reichsmarine zu bilden, die bis zur Schaffung der neuen, reichsgesetzlich zu ordnenden Wehrmacht die deutschen Küsten sichert, durch Minenräumen, Ausübung der Seepolizei und sonstige Unterstützung der Handelsschiffahrt sicheren Seeverkehr ermöglicht, die ungestörte Ausübung der Fischerei gewährleistet, im Verein mit der Reichswehr den Anordnungen der Reichsregierung Geltung verschafft und Ruhe und Ordnung aufrechterhält.“
Die Stärke der Marine sollte 20.000 Mann betragen.
Vom 1. Oktober 1919 bis zum 1. April 1920 wurden die Streitkräfte der sogenannten Vorläufigen Reichswehr in das 200.000 Mann starke „Übergangsheer“ transformiert. Gleichzeitig entfielen die bisherigen Verbände und Dienststellen der alten Armee. Über den Zwischenschritt von 150.000 Mann im Oktober 1920 wurde bis 1. Januar 1921 die endgültige Heeresstärke von 100.000 Mann erreicht. Damit wurde zum 1. Januar 1921 die Reichswehr formiert, wobei das Wehrgesetz vom 23. März 1921 die näheren Einzelheiten regelte.
Eid
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Soldaten wurden auf die Weimarer Verfassung vereidigt:
„Ich schwöre Treue der Reichsverfassung und gelobe, daß ich als tapferer Soldat das Deutsche Reich und seine gesetzmäßigen Einrichtungen jederzeit schützen, dem Reichspräsidenten und meinen Vorgesetzten Gehorsam leisten will.“
Gliederung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Die Reichswehr war gegliedert in Reichsheer („100.000-Mann-Heer“) und Reichsmarine. Das Reichsheer bestand aus sieben Infanterie- und drei Kavalleriedivisionen, wobei alle Verbände neu durchnummeriert wurden. Territorial war das Reichsgebiet in sieben Wehrkreise eingeteilt (I–VII). Es gab zwei Gruppenkommandos, Nr. 1 in Berlin und Nr. 2 in Kassel. Die Marine war in Marinestation der Ostsee und die Marinestation der Nordsee aufgeteilt. Für die Unteroffiziere und Mannschaften betrug die Dienstzeit 12 Jahre, für Offiziere 25 Jahre.
Das Wehrgesetz beendete die Militärhoheit der Länder, beließ aber Sachsen, Württemberg, Baden und Bayern eine beschränkte Selbstständigkeit. Der Freistaat Bayern stellte insofern eine Besonderheit dar, als der Wehrkreis VII das gesamte Landesgebiet mit Ausnahme der Pfalz umfasste und in der hier stationierten 7. (bayerischen) Division nur Bayern dienten. Dieser Verband genoss als Bayerische Reichswehr bis 1924 gewisse Autonomierechte gegenüber der Reichsregierung.
→ Regimenter und Divisionen der Reichswehr
Befehlshaber der Reichswehr
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Laut Artikel 47 der Weimarer Verfassung hatte der Reichspräsident „den Oberbefehl über die gesamte Wehrmacht des Reiches“. Dabei galten nach Artikel 50 seine Anordnungen und Verfügungen „auch auf dem Gebiete der Wehrmacht“ nur nach Gegenzeichnung durch den Reichskanzler oder den zuständigen Minister, der dadurch die Verantwortung übernahm. In Bezug auf die Befehlsgewalt war dies der Reichswehrminister.
In der Weimarer Republik amtierten zwei Reichspräsidenten: Friedrich Ebert bis 1925, ihm folgte Paul von Hindenburg. Erster Reichswehrminister war Gustav Noske, der nach dem Kapp-Putsch 1920 von Otto Geßler abgelöst wurde. 1928 übernahm Wilhelm Groener das Amt, dessen Stellvertreter Kurt von Schleicher ihn 1932 ablöste. Von Schleicher amtierte auch während seiner zweimonatigen Kanzlerschaft kommissarisch weiter. Vor der Ernennung Hitlers zum Reichskanzler ernannte Hindenburg eigenmächtig – nicht, wie es in der Verfassung vorgeschrieben war, auf Vorschlag des Kanzlers – Werner von Blomberg zum Reichswehrminister. Er sollte dabei helfen, die Nationalsozialisten zu „zähmen“, unterstützte diese aber später z. B. durch die Vereidigung der Reichswehr auf Hitler. Allerdings opponierte Blomberg im weiteren Verlauf der Geschichte deutlich und offen gegen Hitlers Pläne eines Angriffskriegs und wurde 1938 im Rahmen der Blomberg-Fritsch-Krise seiner Ämter enthoben.
Unter dem Reichswehrminister standen die Befehlshaber der beiden Teilstreitkräfte, der Chef der Heeresleitung und der Chef der Marineleitung. Chef der Heeresleitung war anfangs Walther Reinhardt. Nach dem Kapp-Putsch übernahm Hans von Seeckt diesen Posten. 1926 folgte ihm Wilhelm Heye. Heye wurde 1930 von Kurt von Hammerstein-Equord abgelöst, der am 27. Dezember 1933 sein Abschiedsgesuch einreichte. Sein Nachfolger wurde Werner von Fritsch. Chef der Marineleitung waren nacheinander Paul Behncke (bis 1924), Hans Zenker (bis 1928) und Erich Raeder.
Soziale Zusammensetzung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Bei dem beschränkten Umfang der Armee war eine sorgfältige Auswahl des Personals möglich. Erfahrene Führungskräfte kamen aus der „Alten Armee“ des Kaiserreichs. Der Adelsanteil der Offiziere lag 1925 bei 24 % nach 30 % im letzten Friedensjahr 1913 und folgte damit dem langfristigen Trend der Reduzierung des Anteils adliger Offiziere. Große Teile des Offizierskorps vertraten ein konservatives, monarchistisches Weltbild und lehnten die Weimarer Republik ab. Insbesondere innerhalb des ehemaligen Adels stand man aber auch dem Nationalsozialismus nicht völlig unkritisch gegenüber (siehe Adel und Nationalsozialismus).
Unter den 4000 Offizieren der neu gegründeten Reichswehr befanden sich 500 die mindestens zeitweise eine Generalstabsstelle besetzten. Häufig wiesen die Offiziere eine Mischung aus Front- und Stabserfahrung auf. Nur rund zehn Prozent der Offiziere mit Pour le Mérite, dem höchsten Militärorden, wurden übernommen.[5]
Einer Demokratisierung der Truppe stemmten sich Reichswehrführung und Offizierskorps erfolgreich entgegen. Bevorzugt wurden Rekruten aus den vornehmlich konservativ geprägten ländlichen Gegenden Deutschlands. Der Reichswehrführung galten sie im Vergleich zu den jungen Männern städtischer Herkunft nicht nur als körperlich überlegen, sondern auch als robust gegenüber den „Versuchungen“ der Sozialdemokratie.
Offiziere der Reichswehr
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Das Heer der Reichswehr durfte nach den Bestimmungen des Friedensvertrags von Versailles nur 4.000 Offiziere haben, während die Marine 1.500 Offiziere und Deckoffiziere umfassen durfte. Das Offizierskorps des Heeres umfasste 3.718 Truppenoffiziere, darunter 3 Generale, 14 Generalleutnante, 24 Generalmajore, 105 Obersten, 189 Oberstleutnante, 373 Majore, 1.098 Hauptleute und Rittmeister, 1.274 Oberleutnante und 637 Leutnante. Dazu kamen noch 80 Offiziere mit Spezialaufgaben und 202 Militärbeamte im Offiziersrang. 1918 umfasste das deutsche Offizierskorps noch 227.081 Offiziere, davon waren 38.118 aktive Offiziere, also Berufsoffiziere. Die in die Reichswehr übernommenen Offiziere waren fast alle Generalstabsoffiziere. Von den rund 15.000 Offizieren, die während des Krieges zu Offizieren befördert worden waren, übernahm die Reichswehr nur wenige, da diese Frontoffiziere dem Offiziersleben in Kasino, Kaserne und Gesellschaft fremd gegenüber waren. Demokratisch gesinnte Offiziere wurden nicht in die Truppe übernommen. Radikal nationale Offiziere wurden bis auf wenige Ausnahmen, insbesondere nach dem Kapp-Putsch, aus der Truppe entfernt. Die politische Einstellung des Offizierskorps war monarchistisch; man gab sich nach außen hin loyal gegenüber der Republik. Während der Adelsanteil an der deutschen Bevölkerung nur 0,14 % betrug, stammten durchschnittlich 23,8 % der Offiziere der Reichswehr aus dem Adel. Dabei war Anteil der adeligen Offiziere bei den einzelnen Waffengattungen extrem unterschiedlich. Bei der Kavallerie waren 1920 50 % der Offiziere Adelige. Hingegen waren bei den Nachrichtentruppen nur 5 % und bei den Pionieren nur 4 % adelige Offiziere. Von den rund 1.000 Unteroffizieren, die 1919 zu Offizieren befördert wurden, blieben bis 1928 nur 117 oder 3,5 % der Offiziere in der Reichswehr. Für die Auswahl der Offizieranwärter war in der Reichswehr wie in der Armee des Kaiserreichs der jeweilige Regimentskommandeur zuständig. Die aufgenommenen Offizieranwärter stammten fast ausschließlich aus traditionell militärnahen Kreisen; 96 % der Offizieranwärter 1926 stammten aus den oberen Gesellschaftsschichten. Ende der 1920er Jahre kamen zudem fast 50 % der Offizieranwärter aus Offiziersfamilien, da es die Reichsregierung versäumte, das Einstellungsverfahren für Offizieranwärter unter staatliche Kontrolle zu bringen. Die Homogenität des Offizierskorps der Reichswehr war sogar größer als im Kaiserreich. So stammten die Offiziere 1912/13 zu 24 % aus Familien aktiver oder ehemaliger Offiziere, 1926/27 waren es 48 %, die aus Offiziersfamilien stammten.[6]
Das Verhältnis der Reichswehr zur Weimarer Republik
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Krisenjahre 1919–1923
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Nach der Niederlage im Ersten Weltkrieg stellte die bisherige Oberste Heeresleitung (OHL) unter Wilhelm Groener dem Rat der Volksbeauftragten unter Friedrich Ebert die Dienste der Armee zur Verfügung.
Zusammenwirken mit rechten Freikorps gegen „rote Reichsfeinde“
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Reichswehr sicherte damit der neuen Regierung das Überleben. In den krisengeschüttelten frühen 1920er Jahren wurde das Militär vor allem im Kampf gegen aufständische linke Kräfte eingesetzt, wie etwa beim Spartakusaufstand 1919.
Den 1923 aufgelösten Freikorps überließ die Reichswehr überall dort die „Landesverteidigung“, wo ihr der Versailler Vertrag die Hände band oder die eigene Personalstärke nicht ausreichte (Grenzkampf gegen polnische und litauische Freischärler, Einsatz gegen die „Rote Ruhrarmee“ im entmilitarisierten Rheinland). Mit nationalistischen Freikorps kooperierte sie, als sie im Oktober und November 1923 anlässlich der sogenannten „Reichsexekutionen“ gegen linke Regierungen in Thüringen und Sachsen vorging. Zu den politisch rechts stehenden, republikfeindlichen Wehrverbänden (Stahlhelm, Kyffhäuserbund) pflegte die Reichswehrgeneralität enge Kontakte, obwohl sie sich offiziell als „unpolitisch“ bezeichnete.
Passivität beim Kapp-Putsch
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Im März 1920 wurde die Reichswehr von der politischen Führung nicht gegen den Kapp-Putsch eingesetzt. Der Chef des Truppenamtes, Hans von Seeckt, hatte sich vorher mit der angeblichen Formulierung „Reichswehr schießt nicht auf Reichswehr“ dagegen ausgesprochen. Seeckt besaß allerdings auch keine Kommandogewalt. Der Chef der Heeresleitung und damit oberste Militär Walther Reinhardt war für den Einsatz der treuen Reichswehrverbände. Jedoch gaben weder Reichswehrminister Gustav Noske noch die Reichsregierung den Befehl zum Einsatz. Der kommunistische Ruhraufstand, der während des Kapp-Putsches im Ruhrgebiet und Sachsen begann, wurde dagegen rücksichtslos niedergeschlagen; Teilnehmer des Kapp-Putsches waren daran beteiligt. Als Folge des Putsches wurde der bisherige Reichswehrminister Gustav Noske (SPD) durch Otto Geßler (DDP) ersetzt.
Heimliche Rüstungskooperation mit der Sowjetunion
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Seit 1921 versuchte die Führung der Reichswehr im Geheimen in Zusammenarbeit mit der Roten Armee entgegen dem Versailler Vertrag die Reichswehr zu erweitern, neue Waffensysteme einzuführen und eine Luftwaffe aufzubauen. Deutschland unterstützte die Entwicklung moderner Technologien und konnte eigene Soldaten in der Sowjetunion ausbilden lassen.
Im Februar 1923 reiste der neue Chef des Truppenamtes, Generalmajor Otto Hasse, zu Geheimverhandlungen nach Moskau. Deutschland unterstützte den Aufbau der sowjetischen Industrie, Kommandeure der Roten Armee erhielten eine Generalstabsausbildung in Deutschland. Dafür erhielt die Reichswehr die Möglichkeit, Artilleriemunition aus der Sowjetunion zu beziehen, Flieger- und Panzerspezialisten auf sowjetischem Boden auszubilden und dort chemische Kampfstoffe herstellen und erproben zu lassen. In der russischen Stadt Lipezk wurde eine geheime Fliegerschule und Erprobungsstätte der Reichswehr gegründet und etwa 120 Militärpiloten, 100 Luftbeobachter und zahlreiches Bodenpersonal als Stamm für eine zukünftige deutsche Fliegerwaffe ausgebildet. Bei Kasan wurden Panzerfachleute ausgebildet, allerdings erst ab 1930 und nur ungefähr dreißig. In Tomka (bei Saratow) wurden Kampfstoffe gemeinsam erprobt und entwickelt.
Im Dezember 1926 legte der Sozialdemokrat Philipp Scheidemann im Reichstag diese Zusammenarbeit offen und stürzte damit die Regierung unter Wilhelm Marx. 1931 wurde der Journalist Carl von Ossietzky wegen eines Berichts über die schon bekannte Zusammenarbeit wegen Landesverrats verurteilt.
Kooperation mit dem amerikanischen Militär
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Neben der Sowjetunion war 1930 die USA das beliebteste Reiseziel für Reichswehroffiziere geworden. Seit 1923 entwickelte die Reichswehr in einer Serie von in- und halboffiziellen Besuchen eine rege Reisediplomatie über den Atlantik hinweg. Die Bedeutung, die man diesen Beziehungen beimaß, wird durch die USA-Besuche des Chefs der Marineleitung Hans Zenker 1926, des Chefs der Heeresleitung Wilhelm Heye 1927 und einer zweimonatigen Inspektionsreise des Chef des Truppenamtes Werner von Blomberg 1929 deutlich. Während die Sowjetunion einen Übungsplatz bot, lieferte die US-Armee neuestes organisatorisches und militärtechnisches Wissen auf dem Gebiet der Panzerwaffe, des Artilleriewesens, chemischen Kriegsführung und vor allem der Luftfahrt und der Kriegswirtschaft für die Zeit „nach Versailles“. Nach Wilhelm Deist waren diese freundschaftlichen Beziehungen für die Reichswehr außerordentlich vorteilhaft.[7]
Seeckt im Jahr 1923
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Die Ruhrbesetzung 1923 zeigte auch die Schwäche der Reichswehr. Als Reaktion auf einen Versuch in Bayern, eine Rechtsdiktatur zu errichten, übertrug Ebert im November die vollziehende Gewalt auf Reichswehrminister Geßler. Damit lag die Gewalt in der Realität bei Seeckt, dem Chef der Heeresleitung, der eine Reichsexekution gegen die Regierung unter Gustav Ritter von Kahr verhinderte. Beteiligt war auch Otto von Lossow, der bayerische Wehrkreiskommandeur. Er wurde von Geßler seines Amtes enthoben. Wie Seeckt in einem Brief, den er nicht abschickte, schrieb, sympathisierte er mit der Regierung in München und betrachtete die Weimarer Verfassung nicht als noli me tangere (dt.: „rühr mich nicht an!“). Sie widerspreche seinem politischen Denken. Weiterhin führte er in dem Brief aus, dass er auf Grund des fehlenden Vertrauens der Reichswehr zur Regierung von Gustav Stresemann einen Bürgerkrieg voraussehe, der nur durch einen Umschwung der Regierung verhindert werden könne. Er äußerte die Überzeugung, dass sich eine Regierung ohne Unterstützung der Reichswehr nicht lange würde halten können. Den Hitlerputsch vom 8./9. November 1923 unterstützte er jedoch nicht.
Als Seeckt am 3. November seine Bereitschaft zur Kanzlerschaft andeutete und Ebert dies mit Hinweis auf außenpolitische Gründe und seine Unentbehrlichkeit als Chef der Heeresleitung ablehnte, akzeptierte Seeckt die Ablehnung. Er wollte von einem Putsch, wie ihn einige hohe Offiziere gefordert hatten, nichts mehr wissen. Im Februar 1924 gab Seeckt die diktatorischen Vollmachten, die er von Ebert erhalten hatte, wieder ab.
„Unpolitischer“ Waffenträger oder demokratieferner „Staat im Staate“
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]


1925 wurde mit dem Vertrag von Locarno eine gewaltsame Änderung der Westgrenzen ausgeschlossen, und 1926 trat Deutschland dem Völkerbund bei. Die Position der Reichswehr kann gut durch Gespräche zwischen Reichspräsident Ebert und Seeckt, dem Chef der Heeresleitung, dargestellt werden. Auf die Frage, wo die Reichswehr stehe, antwortete Seeckt: Die Reichswehr steht hinter mir. Auf die Frage, ob die Reichswehr zuverlässig sei, antwortete er: Ob sie zuverlässig ist, weiß ich nicht, aber mir gehorcht sie.
Nach der Wahl Paul von Hindenburgs zum Reichspräsidenten (1925) wurde er als Sieger von Tannenberg statt Seeckt zur Identifikationsfigur der Soldaten. Am 8. Oktober wurde Seeckt wegen der Teilnahme eines Sohnes des früheren Kaisers an einem Manöver entlassen, allerdings gab es wahrscheinlich auch andere Gründe, wie die Kritik an der undemokratischen Führung der Reichswehr.
Nach dem Kapp-Putsch hatte sich die Reichswehr unter Seeckt und Geßler offiziell „unpolitisch“ verhalten. Angehörige der Reichswehr hatten kein Wahlrecht, unterlagen der reichswehrinternen Jurisdiktion und waren damit losgelöst vom gesellschaftspolitischen Werdegang. Wegen ihrer unmittelbaren Unterstellung unter den Reichspräsidenten und durch den Ebert-Groener-Pakt konnte sich die Armee eine weitgehende innere Autonomie sichern. Sie nutzte dies, um der Reichsregierung – z. B. während des Kapp-Putschs – den Gehorsam zu verweigern. Die Autonomie auch bei der Auswahl des Personals sowie ihr Wertekodex und die Ansicht, dem Staat und nicht der Staatsform zu dienen, machten die Reichswehr in Verbindung mit der eigenen Jurisdiktion unter dem Reichspräsidenten zum schwer kontrollierbaren „Staat im Staate“.
Ein Beispiel für die steigende Kritik war nach der Entlassung Seeckts der Vorschlag von Reichstagspräsident Paul Löbe, die Anstellung von Rekruten nur noch von deren körperlicher Tauglichkeit abhängig zu machen. Er wollte damit erreichen, dass die Zusammensetzung der Reichswehr dem Gesamtbild der Gesellschaft näherkomme. Die Reichswehr war, zumal im Offizierskorps, stark nationalkonservativ-protestantisch geprägt, die Mannschaften kamen zum großen Teil aus Agrar- und Handwerksberufen. Nicht von ungefähr fand denn etwa in diesen Kreisen die republikfeindliche Dolchstoßlegende zahlreiche Anhänger. Abgesehen davon war der Dienst im Heer für andere Gruppen der Gesellschaft ohnehin weniger attraktiv. Die praktizierte Personalauswahl entsprach aber genau den Vorstellungen der Reichswehrführung („erwünschte Kreise“).

Deshalb erntete Löbe heftigen Widerspruch aus konservativen Kreisen. Sie waren der Meinung, eine Öffnung würde das Niveau der Reichswehr senken. Während in der Reichswehr der Krieg weiterhin als Mittel zur Durchsetzung politischer Ziele gesehen wurde, war die Politik mit dem Vertrag von Locarno und dem Dawes-Plan eher auf die Erhaltung des Friedens und der Völkerverständigung ausgerichtet. Seeckt und seine Offiziere waren gegen den Beitritt zum Völkerbund und sahen durch den Pazifismus der Linken auch ihre Existenz bedroht.
Nachfolger Seeckts wurde Wilhelm Heye, allerdings gewann vor allem der damalige Abteilungsleiter im Reichswehrministerium Kurt von Schleicher an Macht. Unter seiner Führung griff die Reichswehr stärker in die Politik ein, um ihre Ziele zu erreichen, und die Republik und die Reichswehr rückten näher zusammen. Die Reichswehr akzeptierte die Demokratie als Staatsform und Groener sah sie als wichtigen Teil des Volkes und Machtinstrument der Deutschen Republik.
Im Februar 1927 wurde die Interalliierte Militär-Kontrollkommission, die bis dahin die Abrüstung überwacht hatte, abgezogen.
Der Beschluss zum Bau des kampfkräftigen Panzerschiffs A, das den Bestimmungen des Versailler Vertrags entsprach, eine Prestigefrage, brachte 1928 Hermann Müller und seiner Koalition (28. Juni 1928 bis 27. März 1930) Probleme. Für die Reichswehrführung war die Entscheidung zum Bau eine politische Grundsatzentscheidung. Schon der Haushalt 1929 enthielt die erste Rate für das Panzerschiff B.
Der Gewinner der Annäherung zwischen Republik und Reichswehr war vor allem die Reichswehr. Sie erreichte eine Erhöhung des Wehretats. Eine Kritik am Wehretat wurde als Angriff auf die Reichswehr und damit den Staat betrachtet.
Das Ende der Weimarer Republik
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Durch die Präsidialkabinette ab 1930 wurde die Macht der Reichswehr wieder größer, da nun der frühere Chef der OHL, Hindenburg, an der Macht war. Heinrich Brüning wurde als ehemaliger Soldat von der Reichswehr akzeptiert und verschonte diese von seinen unbeliebten Sparmaßnahmen. Franz von Papen und General Kurt von Schleicher erwogen, die Reichswehr zur Abschaffung der Demokratie einzusetzen. Außerdem war eines der Hauptziele eine im Interesse der Reichswehr liegende Revision des Versailler Vertrages.
Als 1930 drei Offiziere (Leutnant Richard Scheringer, Leutnant Hanns Ludin und Oberleutnant Hans Friedrich Wendt) wegen nationalsozialistischer Betätigung in der Reichswehr vor Gericht standen, kam es zum Legalitätseid Hitlers.
Bei der Bildung der Harzburger Front 1931 waren auch hochrangige Mitglieder der Reichswehr anwesend.
1932 verbot Groener, der inzwischen auch Innenminister geworden war, die SA. Er verlor damit das Vertrauen der Reichswehr und musste zurücktreten.
Am 13. September 1932 wurde auf Initiative der Generäle Wilhelm Groener und Kurt von Schleicher das Reichskuratorium für Jugendertüchtigung zur Wehrerziehung der deutschen Jugend gegründet.
Beim Preußenschlag wurde die vollziehende Gewalt in Berlin und Preußen vorübergehend an die Reichswehr übertragen.
Verhältnis zur NSDAP
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Nach Klaus-Jürgen Müller strebten die deutschen Militärs nach einer „Weltmachtstellung“ Deutschlands. Dabei macht er zwei Richtungen aus, die sich in diesem Fernziel einig waren, aber unterschiedliche Methoden verfochten. Die eine „abenteuerliche“ Richtung, deren Repräsentant Hans von Seeckt war verfocht einen deutsch-sowjetischen Revanchekrieg gegen Polen und Frankreich. Die andere „modernere“ Richtung die Kurt von Schleicher repräsentierte und sich Ende der Zwanziger Jahre durchsetzte, setzte auf eine Kombination aus politischen, militärischen und ökonomischen Faktoren. Wobei zu aller erst Deutschlands ökonomische Position gestärkt werden sollte und Frankreich in die Rolle eines Juniorpartners gebracht werden sollte. Die so errungene Vormachtstellung in Europa sollte die Basis für eine Weltmachtstellung bilden. In diesem Streben sieht Müller eine der „Kontinuitätslinien“ der deutschen Entwicklung vom Kaiserreich bis in den Nationalsozialismus und die Ursache für eine „Entente“ von Gruppen der traditionellen Eliten und der Hitlerbewegung im Jahre 1933. Hitler war bei der Machtergreifung auf deren Unterstützung angewiesen, während diese wiederum Hitlers Anhängerschaft als „Massenbasis“ benötigten.[8]
Die Reichswehr unter Hitler
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Nach der Machtergreifung im Reich benötigte Adolf Hitler die Armee für die NS-Außenpolitik und entschied sich, der erfahrenen und leistungsfähigen Reichswehr gegenüber der Parteitruppe SA den Vorzug zu geben. Er stellte bereits am 3. Februar 1933 den Generälen sein Regierungsprogramm vor. Unter anderem versprach er ihnen, dass die Reichswehr der alleinige Waffenträger Deutschlands bleibe, und kündigte die Wiedereinführung der Wehrpflicht an (Liebmann-Aufzeichnung). Die Reichswehr hoffte einerseits auf verstärkte Bemühungen zur Revision des Versailler Vertrags und den Aufbau eines starken Militärs und einer straffen Staatsführung. Man befürchtete aber auch, dass die Reichswehr von der 3 Millionen Mitglieder zählenden SA verdrängt werden könnte. Die Reichswehr unterstützte Hitler bei der Entmachtung der SA im Sommer 1934, als das Gerücht verbreitet worden war, Röhm hätte Putschpläne und ein „Röhm-Putsch“ stehe bevor, den es zu vereiteln gelte. Die SS ermordete zwei Generäle der Reichswehr (Kurt von Schleicher und Ferdinand von Bredow) – das Offizierkorps nahm dies widerspruchslos zur Kenntnis.
Am Todestag des Reichspräsidenten Paul von Hindenburg, dem 2. August 1934, ließ der Reichswehrminister Werner von Blomberg die Reichswehr auf Hitler vereidigen (siehe Führereid).
Am 1. März 1935 wurde die Luftwaffe gegründet und am 16. März die Wiedererlangung der Wehrhoheit verkündet und die allgemeine Wehrpflicht gesetzlich wieder eingeführt; dies verstieß gegen den Versailler Vertrag. Im selben Gesetz wurde die Reichswehr in „Wehrmacht“ umbenannt. Am 1. Juni 1935 wurde das Reichsheer in „Heer“ und die Reichsmarine in „Kriegsmarine“ umbenannt.
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Otto Lippelt, Ernst Huckstorf: Fünfzehn Jahre Stahlhelm in Niedersachsen. Druck- und Verlagsgesellschaft Lüchow in Holstein 1936 DNB 576503185.
- Harold J. Gordon Jr.: Die Reichswehr und die Weimarer Republik 1919–1926. Übers. Siegfried Maruhn, Verlag für Wehrwesen Bernard & Graefe, Frankfurt am Main 1959.
- Francis L. Carsten: Reichswehr und Politik, 1918–1933. Kiepenheuer & Witsch, Köln u. a. 1964.
- Rainer Wohlfeil, Hans Dollinger: Die deutsche Reichswehr. Bilder, Dokumente, Texte. Zur Geschichte des Hunderttausend-Mann-Heeres 1919–1933. Bernard und Graefe, Frankfurt am Main 1972, ISBN 3-7637-5109-2.
- Adolf Reinicke: Das Reichsheer 1921–1934. Ziele, Methoden der Ausbildung und Erziehung sowie der Dienstgestaltung (= Studien zur Militärgeschichte, Militärwissenschaft und Konfliktforschung. Band 32). Biblio, Osnabrück 1986, ISBN 3-7648-1457-8.
- Adolf Schicht, Jürgen Kraus: Die Uniformierung und Ausrüstung des deutschen Reichsheeres 1919–1932 (= Veröffentlichungen des Bayerischen Armeemuseums. Bd. 4). Bayerisches Armeemuseum, Ingolstadt 1987.
- Manfred Zeidler: Reichswehr und Rote Armee 1920–1933. Wege und Stationen einer ungewöhnlichen Zusammenarbeit (= Beiträge zur Militärgeschichte, Band 36). Oldenbourg, München 1993/1994, ISBN 3-486-55966-4 (Dissertation, Universität Frankfurt am Main 1990, 374 [16] Seiten, Illustrationen).
- Heinfried Voß: „Das neue Haus der Reichswehr“. Militärische Sozialisation im politischen und militärischen Übergang. Der Aufbau der vorläufigen Reichswehr 1919–1920 und ihre politische Funktion in der Republik, dargestellt an ihren badischen Truppenteilen (= Beiträge zur südwestdeutschen Wirtschafts- und Sozialgeschichte. Band 15). Scripta-Mercaturae, St. Katharinen 1992, ISBN 3-922661-99-8 (Dissertation Universität Duisburg 1990).
- Friedrich P. Kahlenberg, Kai von Jena: Reichswehr und Rote Armee, Dokumente aus den Militärarchiven Deutschlands und Russlands 1925–1931. (= Materialien aus dem Bundesarchiv, 2) Bearbeitung von Kai von Jena und Natalja E. Elisseeva unter Mitarbeit von Hannsjörg F. Buck und Ivan V. Uspenskij. Bundesarchiv, Koblenz 1995, ISBN 3-89192-050-4
- Heiner Möllers: „Reichswehr schießt nicht auf Reichswehr!“ Legenden um den Kapp-Lüttwitz-Putsch vom März 1920. In: Militärgeschichte. Jg. 11, Heft 3, 2001 ISSN 0940-4163 S. 53–61.
- Dirk Richhardt: Auswahl und Ausbildung junger Offiziere 1930–1945: zur sozialen Genese des deutschen Offizierkorps. [2005], DNB 975984101 (Dissertation Universität Marburg 2003 Volltext PDF, kostenfrei 2,1 MB)
- Christian Saehrendt: Der Stellungskrieg der Denkmäler. Kriegerdenkmäler im Berlin der Zwischenkriegszeit. (= Politik- und Gesellschaftsgeschichte, 64) Dietz, Bonn 2004, ISBN 3-8012-4150-5.
- Peter Keller: »Die Wehrmacht der Deutschen Republik ist die Reichswehr«. Die deutsche Armee 1918–1921. (= Krieg in der Geschichte, 82) Schöningh, Paderborn 2014, ISBN 978-3-506-77969-4 (leicht veränderte Fassung der Dissertation Universität Augsburg 2013)
- Patrick Oliver Heinemann: Rechtsgeschichte der Reichswehr 1918–1933. (= Krieg in der Geschichte, 105) Schöningh, Paderborn 2018, ISBN 978-3-506-78785-9.
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Gesetz über die Bildung einer vorläufigen Reichswehr (Quelle)
- Deutsches Historisches Museum – Stichwort Reichswehr
- Kai Uwe Tapken: Demobilmachung, 1918/1919 (militärisch). In: Historisches Lexikon Bayerns. 5. April 2017, abgerufen am 10. März 2018.
- Kai Uwe Tapken: Reichswehr in Bayern. In: Historisches Lexikon Bayerns. 20. Juli 2017, abgerufen am 10. März 2018.
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Rainer Wohlfeil: Heer und Republik. In: Militärgeschichtliches Forschungsamt (Hrsg.): Deutsche Militärgeschichte in sechs Bänden. Band VI, Reichswehr und Republik (1918–1933). Manfred Pawlak, Herrsching 1983, ISBN 3-88199-112-3. S. 11–301, hier S. 107, Wohlfeil zitiert das Wehrgesetz vom 23. März 1921.
- ↑ Arnd Krüger & Frank von Lojewski: Ausgewählte Aspekte des Wehrsports in Niedersachsen in der Weimarer Zeit, in: Hans Langenfeld & Stefan Nielsen (Hrsg.): Beiträge zur Sportgeschichte Niedersachsens. Teil 2: Weimarer Republik. (⇐ Schriftenreihe des Niedersächsischen Instituts für Sportgeschichte, Bd. 12) Niedersächsisches Institut für Sportgeschichte NISH, Hoya 1998, ISBN 3-932423-02-X, S. 124–148.
- ↑ Landesverband Niedersachsen (Hrsg.). Fünfzehn Jahre Stahlhelm in Niedersachsen. Zsgest v. O. Lippelt; E. Huckstorf. Lüchow i. H.: Druck- u. Verlagsges. 1936.
- ↑ Rechtsakte der Weimarer Republik
- ↑ Sönke Neitzel: Deutsche Krieger: Vom Kaiserreich zur Berliner Republik – eine Militärgeschichte. Propyläen, Berlin 2020, ISBN 978-3-549-07647-7, S. 100–102.
- ↑ Dirk Richhardt: Auswahl und Ausbildung junger Offiziere 1930–1945: Zur sozialen Genese des deutschen Offizierkorps. Inaugural-Dissertation, Fachbereich Geschichte und Kulturwissenschaften, Philipps-Universität Marburg 2002
- ↑ Wilhelm Deist: Die deutsche Aufrüstung in amerikanischer Sicht. In: Ders.: Militär, Staat und Gesellschaft. München 1991, S. 339 ff. und Kirstin A. Schäfer: Werner von Blomberg. Hitlers erster Feldmarschall. Paderborn 2006, S. 72 f.
- ↑ Klaus-Jürgen Müller: Deutsche Militär-Elite in der Vorgeschichte des Zweiten Weltkrieges. In: Martin Broszat, Klaus Schwabe: Die deutschen Eliten und der Weg in den Zweiten Weltkrieg. München 1989, S. 226 ff.