„Bernauer Straße“ – Versionsunterschied
[ungesichtete Version] | [gesichtete Version] |
Keine Bearbeitungszusammenfassung |
Bkm99 (Diskussion | Beiträge) siehe Disk |
||
(308 dazwischenliegende Versionen von mehr als 100 Benutzern, die nicht angezeigt werden) | |||
Zeile 1: | Zeile 1: | ||
{{Infobox Straße |
|||
[[Bild:U-Bahn Berlin Bernauer Strasse.JPG|thumb|U-Bahnhof Bernauer Straße nach der Sanierung]] |
|||
|Name= Bernauer Straße |
|||
Die '''Bernauer Straße ''' ist eine [[Straße]] im [[Berlin]]er [[Bezirk (Berlin)|Bezirk]] [[Bezirk Mitte|Mitte]]. Sie markiert die Grenze zwischen den Ortsteilen [[Berlin-Wedding|Wedding]] und [[Berlin-Mitte|Mitte]]. |
|||
|Alternativnamen= |
|||
|Stadtwappen= DEU Berlin COA.svg |
|||
|Kategorie= Straße in Berlin |
|||
|Bild= Berlin mauergedenkstätte strasse 30.07.2012 16-13-07.jpg |
|||
|Bild zeigt= Bernauer Ecke [[Ackerstraße (Berlin)|Ackerstraße]], 2012 |
|||
|Ort= Berlin |
|||
|Ortsteil= [[Berlin-Gesundbrunnen|Gesundbrunnen]]<br /> [[Berlin-Mitte|Mitte]]<br /> [[Berlin-Prenzlauer Berg|Prenzlauer Berg]] |
|||
|Angelegt= 1862 |
|||
|Neugestaltet= 2006 |
|||
|HistNamen= |
|||
|Straßen= [[Liste der Straßen und Plätze in Berlin-Mitte#Julie-Wolfthorn-Straße*|Julie-Wolfthorn-Straße]]<br /> [[Eberswalder Straße]] |
|||
|Querstraßen= [[Gartenstraße (Berlin-Mitte)|Gartenstraße]]<br /> [[Liste der Straßen und Plätze in Berlin-Mitte#Bergstraße*|Bergstraße]]<br /> [[Ackerstraße (Berlin)|Ackerstraße]]<br /> [[Liste der Straßen und Plätze in Berlin-Gesundbrunnen#Hussitenstraße*|Hussitenstraße]]<br /> [[Strelitzer Straße (Berlin)|Strelitzer Straße]]<br /> [[Brunnenstraße (Berlin)|Brunnenstraße]]<br /> [[Liste der Straßen und Plätze in Berlin-Gesundbrunnen#Wolgaster Straße*|Wolgaster Straße]]<br /> [[Ruppiner Straße (Berlin)|Ruppiner Straße]]<br /> [[Swinemünder Straße]]<br /> [[Wolliner Straße (Berlin)|Wolliner Straße]]<br /> [[Schwedter Straße]] |
|||
|Plätze= [[Mauerpark]] |
|||
|Bauwerke= |
|||
|Nutzergruppen= [[Straßenverkehr]]<br /> [[Straßenbahn Berlin|Straßenbahn]] |
|||
|Straßengestaltung= |
|||
|Straßenlänge= 1420 m |
|||
|Baukosten= |
|||
}} |
|||
Die '''Bernauer Straße''' in den [[Berlin]]er Ortsteilen [[Berlin-Gesundbrunnen|Gesundbrunnen]] und [[Berlin-Mitte|Mitte]] ist eine [[Hauptstraße (allgemein)|Hauptverkehrsstraße]] auf dem nördlichen [[Innenstadtring (Berlin)|Innenstadtring]] und Ort der [[Gedenkstätte Berliner Mauer]]. Auf gut 1,4 Kilometern Länge führt sie vom [[Berlin Nordbahnhof|Nordbahnhof]] in Berlin-Mitte zum [[Mauerpark]] in [[Berlin-Prenzlauer Berg|Prenzlauer Berg]]. Aufgrund ihrer bewegten Vergangenheit direkt an der [[Berliner Mauer]] gilt die Bernauer Straße als ein „Brennpunkt der deutsch-deutschen Nachkriegsgeschichte“.<ref>[https://www.stiftung-berliner-mauer.de/de/gedenkstaette-berliner-mauer/historischer-ort/bernauer-strasse ''Die Bernauer Straße''.] stiftung-berliner-mauer.de</ref> Benannt wurde sie 1862 nach der Stadt [[Bernau bei Berlin|Bernau]]. |
|||
Während der [[Teilung Berlins]] verlief entlang der Straße die [[Berliner Mauer]]. Berühmtheit erlangte die Bernauer Straße durch Fluchtaktionen aus den Fenstern von Häusern im Ostteil Berlins auf die Straße, deren Bürgersteig bereits in [[West-Berlin]] lag. Diese Häuser wurden noch 1961 zwangsgeräumt und in den Jahren nach 1963 abgetragen, um zu militärisch "übersichtlichen" Verhältnissen unmittelbar an der Mauer zu kommen. An zehn namentlich bekannte Personen, die ihren Fluchtversuch im Bereich der Bernauer Straße mit dem Leben bezahlten, erinnert ein Gedenkstein an der Einmündung zur Swinemünder Straße. |
|||
== Lage == |
|||
Bekannt ist auch das Foto des jungen Bereitschaftspolizisten [[Conrad Schumann]], der über Stacheldrahtrollen hinweg in das Gebiet des französischen Sektors springt und dabei seine Maschinenpistole wegwirft. Der Vorfall ereignete sich an der Ecke Bernauer/Ruppiner Straße. Erwähnenswert ist in diesem Zusammenhang, daß es in den ersten Jahren der Mauer gerade in der Bernauer Straße - auf Grund der besonderen örtlichen Gegebenheiten - immer wieder zu Kontakten, "Fraternisation", zwischen den Grenzsoldaten der DDR und der West-Berliner Polizei bzw. des Zolls gekommen ist (Gespräche über die Mauer hinweg, Entgegennahme von Zigaretten). |
|||
=== Straßenverlauf === |
|||
Die Bernauer Straße beginnt rund 1,5 Kilometer nördlich des [[Bahnhof Berlin Friedrichstraße|Bahnhofs Friedrichstraße]] an der Kreuzung mit der [[Gartenstraße (Berlin-Mitte)|Gartenstraße]] und verläuft zunächst nordostwärts durch den Ortsteil Gesundbrunnen. Unmittelbar südlich entlang der Straße verläuft über ihre gesamte Länge die Grenze zum Ortsteil Mitte. Nach knapp sechshundert Metern schwenkt die Straße in einem Knick auf ostnordöstliche Richtung und endet am Südeingang des [[Mauerpark]]s an der [[Schwedter Straße]], wo sie auf fünfzig Metern Länge im Ortsteil Prenzlauer Berg liegt.<ref>[https://fbinter.stadt-berlin.de/fb/index.jsp?loginkey=zoomStart¢er=24970,23740&width=400&height=400&mapId=k5@senstadt Topografische Karte von Berlin 1:5000 (K5)]</ref> |
|||
In ihrem Verlauf steigt die Bernauer Straße in nordöstlicher Richtung um gut zwölf Höhenmeter an.<ref>Kreuzung Gartenstraße: {{Höhe|35.4|DE-NHN|link=1}}; Kreuzung Schwedter Straße: {{Höhe|47.8|DE-NHN|link=1}}. Siehe: [[Senatsverwaltung für Stadtentwicklung, Bauen und Wohnen]]: ''Geoportal Berlin''. Karte: ATKIS® DGM – Digitales Geländemodell [https://fbinter.stadt-berlin.de/fb/index.jsp stadt-berlin.de]</ref> Sie überwindet dabei die geologische Grenze des [[Warschau-Berliner Urstromtal]]s zur Hochfläche des [[Barnim]]. |
|||
Von Kellern in der Bernauer Straße aus wurden Fluchttunnel unter die Mauer getrieben. Einer endete 1962 in der Schönholzer Straße 7; 29 Ostberliner, von der Großmutter bis zum Kleinkind, krochen damals - von den Grenzwachen unbemerkt - in den Westteil der Stadt. Dramatischer ging es 1964 bei einer weiteren Tunnelunternehmung zu - Endpunkt war die Strelitzer Straße 55 im Osten -, die in zwei Nächten 57 Ostberlinern und Ostdeutschen die Flucht ermöglichte, die aber auch einen Schusswechsel mit den Grenzwächtern provozierte, bei dem der Grenzsoldat [[Egon Schultz]] ums Leben kam. |
|||
Die Hausnummern verlaufen in [[Hausnummer#Hufeisennummerierung|Hufeisenform]], beginnend an der [[Ackerstraße (Berlin)|Ackerstraße]] bis zur Nr. 50 an der Schwedter Straße und von dort zurück zum Haus Nr. 119 an der Gartenstraße. Die Bernauer Straße gehört zu den historischen Stadtteilen [[Oranienburger Vorstadt]] und [[Rosenthaler Vorstadt]].<ref>[[:Datei:Neuester Plan von Berlin mit den Königl. Preuss. Standes- und Amtsbezirks-Superintendentur- und Parochie-Grenzen 1874.jpg|Straube-Plan 1874]]</ref> |
|||
Bis Mitte der [[1980er]] Jahre stand auf dem Mauerstreifen an der Bernauer Straße die [[Versöhnungskirche]], die am [[28. Januar]] [[1985]] gesprengt wurde. Heute steht an ihrer Stelle die [[Kapelle der Versöhnung]], die ein Teil des Gedenkstättenensembles in der Bernauer Straße ist. Dazu gehört auch noch das Dokumentationszentrum und die Gedenkstätte "Berliner Mauer" der Architekten [[Kohlhoff & Kohlhoff]]. Bis heute ist eine breite Schneise zwischen den ehemals getrennten Stadtteilen erkennbar. |
|||
=== Ehemalige Sektorengrenze an der Südseite der Straße === |
|||
Es existiert auch ein [[U-Bahnhof]] der [[U-Bahnlinie 8 (Berlin)|U 8]] der [[Berliner U-Bahn]] mit dem Namen Bernauer Straße. Während der Teilung war er ein [[Geisterbahnhof]]. Derzeit wird entlang des Straßenverlaufs vom [[Mauerpark]] im Ortsteil [[Prenzlauer Berg]] bis zum S-Bahnhof [[Nordbahnhof]] die Verlängerung einer Straßenbahnlinie gebaut. |
|||
Zu Beginn des [[Mauerbau]]s 1961 standen an der Bernauer Straße zahlreiche Häuser aus der [[Gründerzeitviertel|Gründerzeit]] in [[Blockrandbebauung]]. Die damalige Grenze zwischen [[Ost-Berlin|Ost-]] und [[West-Berlin]] verlief an der Südseite der Straße direkt entlang der Häuserfront. Die dortigen Häuser standen auf dem Boden der [[Deutsche Demokratische Republik|DDR]], der Gehweg vor der Haustür gehörte bereits zu West-Berlin. |
|||
Heute liegen die südlich an die Straße grenzenden Grundstücke im Ortsteil Berlin-Mitte. Die nördlich an die Straße grenzenden Grundstücke sowie die Fahrbahn und beide Gehwege liegen im Ortsteil Gesundbrunnen beziehungsweise Prenzlauer Berg. |
|||
== Verkehr == |
|||
{{Mehrere Bilder |
|||
|Fußzeile= [[Geschichte der Straßenbahn in Berlin#Streckenstilllegungen von Straßenbahnen und O-Bussen|Linie 2]] vor der Berliner Mauer, 1962 – Linie M10 am Mauerpark, 2023 |
|||
|Bild1= Hkb 017-62 11.tif |
|||
|Breite1= 210 |
|||
|Bild2= Berlin Bernauer Straße M10 2023.jpg |
|||
|Breite2= 207 |
|||
}} |
|||
=== Straßenbahn === |
|||
Durch die Bernauer Straße fährt seit 1908 auf voller Länge eine Straßenbahn, es war die erste [[Straßenbahnen der Stadt Berlin|kommunale Straßenbahnlinie]] der Stadt.<ref>{{Literatur |Autor=Hans-Joachim Pohl |Titel=Die Städtischen Straßenbahnen in Berlin. Geschichte eines kommunalen Verkehrsbetriebes |Sammelwerk= [[Verkehrsgeschichtliche Blätter]] |Nummer=5 |Datum=1983 |Seiten=98–106}}</ref> Als Berlin nach dem [[Zweiter Weltkrieg|Zweiten Weltkrieg]] 1945 eine [[Viermächte-Status#Berlin|Viersektorenstadt]] wurde, kreuzte die Trasse an der [[Schwedter Straße]] die Grenze zwischen sowjetischem und französischem Sektor, und das Straßenbahnpersonal von [[Berliner Verkehrsbetriebe|BVG-West]] und BVG-Ost musste an dieser Stelle gewechselt werden. Nach dem Bau der Berliner Mauer 1961 wurde der Straßenbahnverkehr auf der Bernauer Straße 1964 eingestellt und die Oberleitungen und Schienen größtenteils entfernt. Erst 2006, sechzehn Jahre nach der [[Wiedervereinigung#Wiedervereinigte Stadt Berlin|Wiedervereinigung Berlins]], wurde der Straßenbahnverkehr wieder aufgenommen. Seitdem verkehrt hier die [[Straßenbahn Berlin#Linienübersicht|Linie M10]]. |
|||
Historisch wurde die Bernauer Straße von mehreren Straßenbahnlinien gekreuzt. Bereits ab 1888 fuhr durch die Ackerstraße die Gelbe Linie der [[Neue Berliner Pferdebahn|Neuen Berliner Pferdebahn]].<ref>''Straßenbahn Fahrplan 1890.'' [https://www.berliner-linienchronik.de/strassenbahn-1890.html berliner-linienchronik.de]</ref> Ab 1899 rollte auf gleicher Strecke die elektrische Linie 3 auf dem ''Großen Ring'' der [[Große Berliner Straßenbahn|Großen Berliner Straßenbahn]]. Ab 1900 kreuzte die Bernauer Straße auch eine Tram auf der Brunnen- sowie auf der Swinemünder Straße.<ref>''Straßenbahn Fahrplan 1901.'' [https://www.berliner-linienchronik.de/strassenbahn-1901.html berliner-linienchronik.de]</ref> |
|||
=== U-Bahnhof Bernauer Straße === |
|||
Unmittelbar südlich der Kreuzung mit der [[Brunnenstraße (Berlin)|Brunnenstraße]] eröffnete 1930 der [[U-Bahnhof Bernauer Straße]] (bis 1966: ''Linie D'', heute [[U-Bahn-Linie U8 (Berlin)|Linie U8]]). Der Tunnel kreuzt die Bernauer Straße in einfacher Tieflage direkt unterhalb der Straßendecke. Der U-Bahnhof, erbaut im Stil der [[Neue Sachlichkeit (Architektur)|Neuen Sachlichkeit]], steht heute unter Denkmalschutz.<ref>{{LDLBerlin|09011286}}</ref> Durch den Mauerbau war er von 1961 bis 1990 ein reiner Durchfahrtsbahnhof, ein sogenannter „[[Geisterbahnhof]]“. Der nördliche Eingang an der Bernauer Straße war zugemauert, der südliche Eingang versperrt und gesichert. Über diesen Eingang erreichten die Wachposten der [[Grenztruppen der DDR|DDR-Grenztruppen]] den Bahnhof – für den Fahrgastverkehr war er gesperrt. |
|||
=== Fahrbahn und Fahrradwege === |
|||
{{Mehrere Bilder |
|||
|Fußzeile= Bernauer Ecke Ackerstraße, 1966 und 2024 |
|||
|Bild1= Bernauer Straße Berlin Ecke Ackerstraße 1966.jpg |
|||
|Breite1= 116 |
|||
|Bild2= Bernauer Straße Berlin Ecke Ackerstraße 2024.jpg |
|||
|Breite2= 130 |
|||
}} |
|||
2006 wurden im Rahmen des Baus des nördlichen [[Innenstadtring (Berlin)|Innenstadtrings]] das Kopfsteinpflaster gegen eine Asphaltdecke ausgetauscht, die Fahrbahn von 11,2 auf 12 Meter verbreitert und vierspurig ausgebaut sowie auf gesamter Länge neue Fahrradwege angelegt. Die Straßenbahngleise wurden auf zwei Mischspuren in der Straßenmitte verlegt.<ref>''Auferstanden aus Ruinen – Innenstadtring statt nachhaltiger Mobilitätsplanung?'' Kleine Anfrage der Abgeordneten [[Claudia Hämmerling]] vom 5. Juli 2004 und Antwort. Abgeordnetenhaus von Berlin, Drucksache 15/11 675, Berlin, 2004. S. 2.</ref> Für den Ausbau waren 2004 insgesamt 160 Straßenbäume gefällt worden, als Ersatz wurden zu beiden Seiten mehr als einhundert Platanen ''([[Ahornblättrige Platane|Platanus acerifolia]])'' angepflanzt.<ref>[https://fbinter.stadt-berlin.de/fb/index.jsp Geoportal, Karte Baumbestand Berlin.] [[Senatsverwaltung für Stadtentwicklung, Bauen und Wohnen]].</ref><ref>''Baumfällungen in der Bernauer Straße. Kleine Anfrage der Abgeordneten [[Claudia Hämmerling]] vom 22. Juni 2004 und Antwort. Abgeordnetenhaus von Berlin, Drucksache 15/11 652.'' Berlin 2004.</ref> |
|||
Entlang der Bernauer Straße verläuft der [[Berliner Mauerweg]]. An der Schwedter Straße kreuzt der [[Radfernweg Berlin–Usedom]]. |
|||
== Geschichte == |
|||
Eine ''Bernauer Straße'' mit [[Königstor (Berlin)|''Bernauer Thor'']] gab es in Berlin bereits im 18. Jahrhundert, allerdings an anderem Ort: von etwa 1720–1809 war der Name ''Bernauer Straße'' für die heutige [[Otto-Braun-Straße]] / [[Greifswalder Straße]] gebräuchlich.<ref>Abraham Guibert Dusableau: ''[[:Datei:Dusableau Plan von der Königl. Residentz Stadt Berlin 1723.jpg|Plan von der Konigl: Residentz Stadt Berlin]]''. 1723.</ref> |
|||
=== Um 1800: Wüste Gegend im Berliner Norden === |
|||
Das Gebiet um die heutige Bernauer Straße war bis ins 17. Jahrhundert bewaldet, dann abgeholzt und bis in die 1850er Jahre sandiges Brach- und Ackerland. Südlich befand sich das sogenannte ''Vogtland'' vor dem [[Rosenthaler Platz|Rosenthaler Tor]], eine für ihre Armut bekannte Arbeiterkolonie. |
|||
{{Zitat |
|||
|Text= Vom unheimlichen Vogtland, der damaligen Höhle des [[Pauperismus]], zogen sich einsame, endlos scheinende Sandflächen bis nach Tegel hin […]. Da lag der Gesundbrunnen und eine Saharawüste, die man den Wedding nennt. |
|||
|Autor=[[Karl Gutzkow]] (1811–1878): ''Aus der Knabenzeit''.<ref>Karl Gutzkow: ''Aus der Knabenzeit''. In: ''Berliner Erinnerungen und Erlebnisse''. Berlin 1960, S. 96–97 (Erstausgabe: Frankfurt am Main 1852.) [http://www.zeno.org/Literatur/M/Gutzkow,+Karl/Autobiographisches/Aus+der+Knabenzeit zeno.org]</ref>}} |
|||
Westlich befand sich Mitte des 18. Jahrhunderts die ''[[Scharfrichter]]ey'' (heutiger Ort: Nordbahnhof) und nördlich davon später ein Galgenberg mit Galgen- und Gerichtsstätte (heutiger Gartenplatz).<ref>Siehe: Königlich Preussischer grosser Generalstab: ''Grundriss von Berlin mit nächster Umgegend'', Berlin, 1835</ref> Eine der wenigen Straßen in der Gegend war die bereits im 18. Jahrhundert gepflasterte heutige [[Brunnenstraße (Berlin)|Brunnenstraße]], die vom [[Rosenthaler Platz|Rosenthaler Tor]] zum [[Luisenbad (Berlin)|Friedrichs-Gesundbrunnen]] führte. Weiter nordöstlich wurde 1825 ein Exerzierplatz der preußischen Armee angelegt, der heutige [[Friedrich-Ludwig-Jahn-Sportpark]]. |
|||
1827 gründete die [[Sophienkirche (Berlin)|Sophiengemeinde]] nördlich der oberen Bergstraße ihren [[Friedhof II der Sophiengemeinde Berlin|Friedhof II]], und erweiterte ihn 1852 nordwestlich bis an die heutige Bernauer Straße.<ref>{{LDLBerlin|09010184}}</ref> Ein weiterer Friedhof wurde 1844 von der Gemeinde der [[St. Elisabeth (Berlin-Mitte)|Elisabethkirche]] nördlich der Ackerstraße angelegt und bis Ende der 1860er Jahre bis zur Bernauer Straße erweitert.<ref>{{LDLBerlin|09010182}}</ref> Beide Friedhöfe existieren noch heute. Wenige Meter westlich von ihnen hinter der Bergstraße eröffnete 1842 der [[Berlin Nordbahnhof|Stettiner Bahnhof]]. |
|||
=== 1862: Anlage der Straße und folgende Bebauung === |
|||
Die Straße nördlich der Friedhöfe entwarf Stadtplaner [[James Hobrecht]] 1862 in seinem [[Hobrecht-Plan|Plan zum Ausbau von Berlin]] in Teilen zunächst als ''Straße 50'' und ''Straße 80 der Abtheilung IX'', sie führte anfangs von der Bergstraße über die Acker- und Brunnenstraße bis zum ''Verlorenen Weg'' (Schwedter Straße). Der Straßenteil nordöstlich der Brunnenstraße war dank der größeren Gehwege einige Meter breiter.<ref>''Straßen und Baufluchtlinien vom 26.7.1862.'' Verzeichnet in: Der Senator für Bau- und Wohnungswesen V: ''Bebauungsplan III-57.'' Berlin, 1971. Sowie in: ders.: ''Bebauungsplan III-60.'' Berlin, 1979.</ref> Am 29. Mai 1862 wurde die Straße nach der Stadt [[Bernau bei Berlin|Bernau]] benannt. Zu dieser Zeit waren in der ''Bernauerstraße'', so die damalige Schreibweise, gut siebzig Personen in neunzehn Häusern registriert.<ref>{{Berliner Adressbuch|1863|636|Bernauerstraße|Teil=Teil 2 |Seite=15–16}}</ref> Ab 1866 wurde die Straße gepflastert.<ref>''Regulierung und Pflasterung der Bernauer Straße.'' Stadtverordnetenversammlung der Stadt Berlin, 1866–1901. Landesarchiv Berlin, A Rep. 000-02-01</ref> |
|||
[[Datei:Lazarus Kapelle und Krankenhaus Berlin 1870.jpg|mini|Bernauer Straße mit [[Diakoniestiftung Lazarus|Lazarus-Krankenhaus]], 1870]] |
|||
==== Lazarus-Krankenhaus ==== |
|||
Die Industrialisierung in der [[Gründerzeit]] führte auch in der Bernauer Straße zu viel Bautätigkeit und schnellem Bevölkerungswachstum. Gegenüber dem Sophienfriedhof, nördlich an der Bernauer Straße, gründete [[Wilhelm Boegehold]] 1865 die [[Diakoniestiftung Lazarus|Lazarus-Kapelle]] – ein kleiner Krankensaal im selben Gebäude folgte ein Jahr später. Bereits 1867–1870 wurde das Lazarusstift mit Unterstützung des Industriellen [[Louis Schwartzkopff]] um einen großen [[Klassizismus|klassizistischen]] Krankenhausanbau erweitert, der 1914 [[Aufstockung (Architektur)|aufgestockt]] wurde. 1871 wurde am Lazarus-Krankenhaus einer der ersten Berliner Kindergärten gegründet.<ref>{{LDLBerlin|09030286,T}}</ref> Das [[Bauensemble|Ensemble]] aus acht Gebäuden ist heute das einzige aus dem 19. Jahrhundert erhaltene Bauwerk an der Bernauer Straße.<ref>[https://fbinter.stadt-berlin.de/fb/index.jsp ''Karte Gebäudealter 1992/93''.] Senatsverwaltung für Stadtentwicklung, Bauen und Wohnen.</ref> |
|||
==== Mietshäuser und ''Meyers Hof'' ==== |
|||
Entlang der Bernauer Straße wurden eine Reihe [[Gründerzeitviertel|gründerzeitlicher Wohnhäuser]] errichtet. Direkt hinter dem Lazarus-Krankenhaus entstand ab den 1870er Jahren eine der bekanntesten Berliner [[Mietskaserne]]n, der sogenannte ''[[Meyers Hof]]'', ein hochverdichteter Wohn- und Arbeitskomplex mit 257 Wohnungen und 13 Gewerbebetrieben mit Eingang an der Ackerstraße. Bis zu zweitausend Menschen lebten in dem fünfgeschossigen Bau mit sechs Hinterhöfen. ''Meyers Hof'' gilt als extremes Beispiel für die damals mitunter sehr engen und einfachen Lebensumstände des [[Proletariat]]s rund um die Bernauer Straße und in ganz Berlin.<ref>Andreas Robert Kuhrt: ''Eine Reise durch die Ackerstraße'', Kapitel: 29–35: ''Meyers Hof''. Berlin, 1997.</ref><ref>[[Jonas Geist|Johann Friedrich Geist]], [[Klaus Kürvers]]: ''Das Berliner Mietshaus. 1862–1945''. Eine dokumentarische Geschichte von ''Meyer’s Hof'' in der Ackerstraße 132–133, der Entstehung der Berliner Mietshausquartiere und der Reichshauptstadt zwischen Gründung und Untergang. Band 2, München, 1984.</ref> |
|||
==== Gemeindeschulen ==== |
|||
1872 eröffneten zwischen Strelitzer- und Brunnenstraße zur gleichen Zeit die ''35. Gemeindeschule'' für Knaben an der Bernauer Straße 89/90 und die dahinter gelegene ''61. Gemeindeschule'' für Mädchen an der Stralsunder Straße. Sie boten Platz für insgesamt 30 Klassen. 1887 kam auf dem Hofgelände die katholische 148. Gemeindeschule mit 20 Räumen für 13 Klassen hinzu. Anstelle der im Zweiten Weltkrieg zerstörten Schulgebäude steht heute die [[Ernst-Reuter-Schule (Berlin)|Ernst-Reuter-Schule]].<ref>Ralf Schmiedecke: [https://brunnenmagazin.wordpress.com/2023/11/13/gestern-und-heute-ernst-reuter-schule/ ''Gestern und heute: Ernst-Reuter-Schule''.] In: ''Brunnenmagazin'', 13. November 2023</ref> Am östlichen Ende der Bernauer Straße ging 1877 der [[Bahnhof Berlin Eberswalder Straße|Güterbahnhof der Berliner Nordbahn]] in Betrieb. |
|||
==== Versöhnungskirche ==== |
|||
{{Mehrere Bilder |
|||
|Fußzeile= Versöhnungskirche, 1899 – Versöhnungs-Privat-Straße |
|||
|Bild1= Versöhnungskirche Berlin 1899.jpg |
|||
|Bild2= 1900 Nürnberger Hof Elisabeth Garten.jpg |
|||
|Breite1= 164 |
|||
|Breite2= 150 |
|||
}} |
|||
Mit der wachsenden Bevölkerung wuchs auch die Elisabeth-Gemeinde und musste sich schließlich aufteilen: Auf dem nördlichen Friedhofsgelände von St. Elisabeth wurde 1894 die in [[Neugotik|neugotischem]] Stil errichtete [[Versöhnungskirche (Berlin-Mitte)|Versöhnungskirche]] in Anwesenheit der Stifterin Kaiserin [[Auguste Viktoria von Schleswig-Holstein-Sonderburg-Augustenburg|Auguste Viktoria]] eingeweiht. Der Architekt war [[Gotthilf Ludwig Möckel]]. Das große Kirchenschiff bot Platz für eintausend Menschen, die Gemeinde wuchs in den kommenden Jahrzehnten auf mehr als zwanzigtausend Mitglieder.<ref>Andreas Robert Kuhrt: ''Eine Reise durch die Ackerstraße'', Kapitel: 16 und 20: ''Die Versöhnungskirche''. Berlin, 1997.</ref> |
|||
==== Versöhnungs-Privat-Straße ==== |
|||
Gegenüber der Versöhnungskirche an den Hinterhöfen der Bernauer Straße 94–100 entstand 1904 mit der ''Versöhnungs-Privat-Straße'' eine Art Gegenstück zu ''Meyers Hof''. Der [[Vaterländischer Bauverein|Vaterländische Bauverein]] baute dort die ''Deutschen Höfe'', die als herausragendes Beispiel genossenschaftlichen [[Reformarchitektur|Reformwohnungsbaus]] gelten. Die sechs umbauten Höfe zwischen Hussitenstraße und Strelitzer Straße erinnerten mit wechselnden Baustilen an die Geschichte Berlins vom Mittelalter bis zur [[Wilhelminischer Stil|wilhelminischen Zeit]].<ref>''Versöhnungs-Privat-Straße.'' {{LDLBerlin|09030384}}</ref> Die Gebäude wurden im Zweiten Weltkrieg und der anschließenden Sanierung zum Großteil zerstört. |
|||
=== Erste Hälfte 20. Jahrhundert === |
|||
{{Mehrere Bilder |
|||
|Fußzeile=Bebauung Ecke Ackerstraße, 1904 – Blick über die Bernauer in die Swinemünder Straße, 1915 |
|||
|Bild1=Bernauer Straße 1904 Ecke Ackerstraße.png |
|||
|Bild2=Swinemünder Ecke Bernauer Str AK 1915.jpg |
|||
|Breite1= 190 |
|||
|Breite2= 232 |
|||
}} |
|||
==== 1904: Verlängerung bis zu Gartenstraße ==== |
|||
Am 4. Juli 1904 wurde die Bernauer Straße südwestlich in Richtung Stettiner Bahnhof verlängert. Am bisherigen Straßenende an der Bergstraße wurde die Bebauung auf etwa fünfzig Metern Länge durchbrochen und die Bernauer Straße bis zur Gartenstraße weitergeführt.<ref>{{LuiseLexStr |art=a |bez=01 |id=B376 |zlb98=229 |kaupert=Bernauer-Strasse-10115-10435-13355-Berlin |name=Bernauer Straße}}</ref> Die Straßenverlauf lag damals etwas weiter südlich und endete direkt gegenüber dem Eingang des S-Bahnhofs. |
|||
==== 1920: Bezirksgrenze in Groß-Berlin ==== |
|||
Mit der Bildung von [[Groß-Berlin]] 1920 wurde die Bernauer Straße zu einer Grenze zweier neugeschaffener Bezirke. Die Grundstücke der Südseite mit den Hausnummern 1–50 lagen nun im [[Berlin-Mitte|Bezirk Mitte]], die der Nordseite mit den Nummern 51–121 im [[Bezirk Wedding]], wobei das Straßenland ganz zu Wedding gehörte. |
|||
==== Nach 1945: Kriegsschäden und erster Wiederaufbau ==== |
|||
{{Mehrere Bilder |
|||
|Fußzeile=Gebäudeschäden, 1945 – Luftbild Versöhnungskirche, 1954 |
|||
|Bild1=Bernauer Straße Berlin - Gebäudeschäden 1945.png |
|||
|Bild2=Bernauer Straße Berlin 1954 Luftbild.png |
|||
|Breite1= 205 |
|||
|Breite2= 220 |
|||
}} |
|||
Im Zweiten Weltkrieg wurden zahlreiche Gebäude entlang der Bernauer Straße beschädigt oder zerstört, besonders viele in Höhe der Wolgaster und Ruppiner Straße. Ab 1945 lag die Straße an der Sektorengrenze zwischen dem sowjetischen und dem französischen Sektor, die direkt entlang der Häuserfront auf der Südseite verlief. Mit der [[Deutsche Teilung|Teilung Deutschlands]] 1949 standen diese Häuser unmittelbar an der deutsch-deutschen Staatsgrenze. |
|||
Der erste große Wiederaufbau auf West-Berliner Seite begann 1953 nördlich des Lazarus-Krankenhauses und des zerstörten Meyers Hof. Dort baute die Stadt bis 1955 die [[Ernst-Reuter-Siedlung]] nach einem Entwurf von Felix Hinssen und Peter Matischiok. Hinter der Bernauer Straße 89 entstanden 1955 die [[Ernst-Reuter-Schule (Berlin)|Ernst-Reuter-Schule]] sowie in den besonders stark beschädigten Straßenblöcken zwischen Wolgaster, Ruppiner und Swinemünder Straße mehrere große neue Mietshäuser.<ref>Der Senator für Bau- und Wohnungswesen: ''Bebauungsplan III-16.'' Berlin, 19. Januar 1956. [http://mitte.gis-broker.de/bplaene/0103016a.gif gis-broker.de]</ref> |
|||
=== Die Mauerzeit: 1961–1989 === |
|||
{{Mehrere Bilder |
|||
|Fußzeile=1961: Flucht über den Stacheldraht (Aug.) – Sprung in den Westen (Okt.) |
|||
|Bild1=A Mother in East Berlin - Flickr - The Central Intelligence Agency.jpg |
|||
|Bild2=Willy Finder - Flickr - The Central Intelligence Agency.jpg |
|||
|Breite1= 243 |
|||
|Breite2= 151 |
|||
}} |
|||
==== 1961: Mauerbau und dramatische Fluchten ==== |
|||
Mit dem Bau der [[Berliner Mauer]] ab dem 13. August 1961 errichteten die DDR-Grenztruppen an der Schwedter Straße und an den südlichen Straßenabzweigen zunächst Barrieren aus Stacheldraht und ersetzten diese einige Tage später durch erste Steinmauern. Die Haustüren der Gebäude auf der Straßen-Südseite wurden versperrt, die Bewohner mussten ihre Wohnungen über die Hinterhöfe verlassen. Es kam zu zahlreichen, spektakuläreren [[Flucht aus der Sowjetischen Besatzungszone und der DDR|Fluchten]], bei denen die Menschen aus ihren Fenstern auf die Bernauer Straße sprangen oder sich abseilten. Vier Menschen verunglückten dabei tödlich: [[Rudolf Urban (Maueropfer)|Rudolf Urban]], [[Ida Siekmann]], [[Olga Segler]] und [[Bernd Lünser]].<ref>[https://www.stiftung-berliner-mauer.de/de/gedenkstaette-berliner-mauer/historischer-ort/bernauer-strasse Todesopfer an der Bernauer Straße.] stiftung-berliner-mauer.de</ref> |
|||
Am 15. August 1961 floh der DDR-Bereitschaftspolizist [[Conrad Schumann]] von der Ruppiner Straße über den Stacheldraht auf die Bernauer Straße. Das dabei entstandene Foto ''[[Sprung in die Freiheit]]'' zählt als [[Medienikone]] zu den weltweit bekanntesten Bildern des [[Kalter Krieg|Kalten Krieges]].<ref>[http://www.chronik-der-mauer.de/index.php/de/Chronical/Detail/day/15/month/August/year/1961 Protokoll und Tonbericht zur Flucht Conrad Schumanns in der Bernauer Straße]</ref> Im Verlauf der ersten zwei Monate wurden 113 Fluchten dokumentiert, insgesamt sollen von 1961 bis 1989 an der Bernauer Straße etwa fünfhundert Menschen geflohen sein.<ref>''Orte des Erinnerns.'' Dokumentationsprojekt Erinnerungsorte an die kommunistischen Diktaturen, [[Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur]]. Auszug: Erinnerungsorte an die Berliner Mauer und innerdeutsche Grenze. Berlin 2011, S. 39. [https://www.bundesstiftung-aufarbeitung.de/sites/default/files/2019-11/Orte%20des%20Erinnerns%20-%20Berliner%20Mauer%20und%20innderdeutsche%20Grenze.pdf bundesstiftung-aufarbeitung.de] (PDF; 5,1 MB).</ref> |
|||
[[Datei:Bernauer Straße Januar 1964 Ecke Wolgaster Straße.jpg|mini|Zugemauerte Häuser an der Ecke Wolgaster Straße, 1964]] |
|||
Wenige Wochen nach dem Mauerbau wurden die letzten Grenzhäuser im Herbst 1961 zwangsgeräumt und die Türen und Fenster zur Bernauer Straße von Innen zugemauert. Am 4. September 1962 versuchte der Zimmermann [[Ernst Mundt]] über die Bergstraße in den Westen zu fliehen. Auf der Friedhofsmauer des Sophienfriedhofs Ecke Bernauer Straße wurde Mundt von einem [[Transportpolizei|DDR-Transportpolizisten]] erschossen.<ref>[https://www.chronik-der-mauer.de/todesopfer/171417/ Todesopfer: Ernst Mundt.] chronik-der-mauer.de, [[Leibniz-Zentrum für Zeithistorische Forschung|Leibniz-Zentrum für Zeithistorische Forschung Potsdam]].</ref> |
|||
Zur Dokumentation der Geschehnisse eröffnete der Menschenrechtsaktivist [[Rainer Hildebrandt]] am 19. Oktober 1962 in einer West-Berliner Wohnung im Haus Bernauer Ecke Wolliner Straße die Ausstellung ''Es geschah an der Mauer'', eine Vorläuferin des heutigen [[Mauermuseum]]s. |
|||
==== Fluchttunnel unter der Bernauer Straße 1962–1971 ==== |
|||
Von Hauskellern auf der West-Berliner Seite der Bernauer Straße wurden Fluchttunnel in den lehmigen Boden getrieben. Der [[Tunnel 29]], gegraben im September 1962, führte von der Bernauer Straße 78/79 zur Schönholzer Straße 7 auf Ost-Berliner Gebiet. Von der Großmutter bis zum Kleinkind krochen damals – von den Grenzwachen unbemerkt – 29 Personen in den Westteil der Stadt.<ref>[https://www.chronik-der-mauer.de/fluchten/180928/ Gelungene Flucht durch den „Tunnel 29".] chronik-der-mauer.de, Leibniz-Zentrum für Zeithistorische Forschung Potsdam u. a.</ref> Dramatischer ging es 1964 bei einer weiteren Tunnelunternehmung zu, dem [[Tunnel 57]], dessen Endpunkt die Strelitzer Straße 55 im Osten war. In zwei Nächten ermöglichte er 57 Menschen die Flucht. Dabei kam es zu einem Schusswechsel, bei dem der Grenzsoldat [[Egon Schultz]] versehentlich von einem Kameraden tödlich getroffen wurde.<ref>[https://www.chronik-der-mauer.de/todesopfer/171403/ Todesopfer: Egon Schultz.] chronik-der-mauer.de, Leibniz-Zentrum für Zeithistorische Forschung Potsdam u. a.</ref> |
|||
Von 1962 bis 1971 gab es unter der Bernauer Straße mindestens zehn Fluchttunnel, doch nur drei konnten erfolgreich genutzt werden. Viele Tunnelprojekte scheiterten an den schwierigen Baubedingungen, durch Verrat sowie an Gegenmaßnahmen des [[Ministerium für Staatssicherheit|Ministeriums für Staatssicherheit]].<ref>[https://berliner-mauer.mobi/tunnel-nachzeichnung.html Tunnel-Nachzeichnung.] berliner-mauer.mobi, Gedenkstätte Berliner Mauer.</ref> Mehrere Tunnelverläufe sind heute an der Geländeoberfläche markiert. |
|||
==== Ab 1965: Flächenabriss für Mauerstreifen und Sanierungsgebiet ==== |
|||
{{Mehrere Bilder |
|||
|Fußzeile= Häusersprengung Ecke Ackerstraße 1965 – Luftbild ca. 1970 |
|||
|Bild1=Ackerstraße Bernauer Straße Sprengung Dezember 1965.jpg |
|||
|Bild2=Bernauer strasse luftbild.JPG |
|||
|Breite1= 217 |
|||
|Breite2= 182 |
|||
}} |
|||
Um für die Grenztruppen ein freies Sicht- und Schussfeld herzustellen, ließ die DDR die Wohnhäuser auf der Südseite 1965–1966 abreißen, nur die Straßenfassaden der Erdgeschosse blieben stehen. Diese Ruinenreste prägten für die folgenden vierzehn Jahre das Straßenbild der Bernauer Straße.<ref>Detlef Hansen: ''Sektorengrenze Bernauer Strasse in West-Berlin, 1975.'' Fotodokumentation, 1975. [https://dhansen.artcogalerie.de/Galerien/SchwarzWeiss/Bernauer-Strasse/ artcogalerie.de]</ref> Sie verdeckten eine wenige Meter dahinter errichtete und mit Stacheldraht bewehrte Betonmauer und das dahinter liegende Freifeld, den Mauerstreifen. Zwischen Garten- und Brunnenstraße ist die breite, häuserlose [[Schneise]] bis heute erhalten. |
|||
Auf der Weddinger Seite der Bernauer Straße entstand Mitte der 1960er Jahre mit dem [[Sanierungsgebiet Wedding Brunnenstraße]] Europas größtes [[Stadterneuerung Berlin#1960er Jahre|Stadterneuerungsgebiet]]. Im Rahmen des Neubauprogramms der West-Berliner Senats wurden riesige Flächen abgerissen, allein an der Nordseite der Bernauer Straße mussten 28 meist gründerzeitliche Wohnhäuser weichen. Zwischen 1970 und 1978 baute der [[Vaterländischer Bauverein|Vaterländische Bauverein]] mehrere große Wohnsiedlungen zwischen Acker- und Strelitzer Straße.<ref>[https://vbveg.de/berlin-wedding.html Wohnungsbestand Berlin-Wedding.] vbveg.de, Vaterländischer Bauverein.</ref> 1977 wurde an der Bernauer Straße 67/68 eine von [[Josef Paul Kleihues]] entworfene Wohnanlage fertiggestellt. |
|||
==== 1980: Bau der ''Grenzmauer 75'' ==== |
|||
{{Mehrere Bilder |
|||
|Fußzeile=Fassadenmauer ca. 1977 – neue Grenzmauer, ca. 1985 |
|||
|Bild1=Bernauer Straße Fassadenmauer 1977.jpg |
|||
|Bild2=Bernauer Straße Grenzmauer 1985.jpg |
|||
|Breite1= 180 |
|||
|Breite2= 211 |
|||
}} |
|||
Auf der gegenüberliegenden Straßenseite bauten DDR-Grenztruppen die Befestigungen weiter aus und ersetzten die Mauer aus Ruinenresten im Sommer 1980 auf ganzer Länge durch eine massive, 3,6 m hohe Betonplattenkonstruktion mit runder Mauerkrone, der sogenannten ''[[Berliner Mauer#Struktur der Berliner Grenzanlagen|Grenzmauer 75]]''. Diese verlief nicht mehr unmittelbar entlang des Gehwegs und der ehemaligen Häuserflucht, sondern einige Meter zurückgesetzt auf DDR-Staatsgebiet.<ref>[https://www.chronik-der-mauer.de/chronik/_year1980/?year=1980&date=01.03.1980#anchornid172949 Chronik 1. März 1980.] chronik-der-mauer.de, Leibniz-Zentrum für Zeithistorische Forschung Potsdam u. a.</ref> |
|||
In dem ausgebauten Grenzstreifen stand als letztes erhaltenes Gebäude die [[Versöhnungskirche (Berlin-Mitte)|Versöhnungskirche]], die am 22. und 28. Januar 1985 gesprengt wurde. Zerstört wurden auch Teile der an die Bernauer Straße grenzenden Friedhöfe der [[St. Elisabeth-Friedhof|St. Elisabeth-Gemeinde]] und der [[Friedhof II der Sophiengemeinde Berlin|Sophiengemeinde (Friedhof II)]]. Zahlreiche Gräber wurden beseitigt, darunter auch das Grab des Berliner Stadtverordneten und Verlagsgründers [[Julius Springer]]. |
|||
=== Nach dem Mauerfall – Neue Bebauung und die ''Gedenkstätte Berliner Mauer'' === |
|||
[[Datei:Bernauer Straße 50, Berlin, 150502, ako.jpg|mini|hochkant|Eckhaus Nr. 50, erbaut 2013]] |
|||
Das Lazarus-Krankenhaus wurde 1990 an der Ecke Gartenstraße um einen Anbau der Architekten [[Gerkan, Marg und Partner]] erweitert.<ref>von Gerkan, Marg und Partner: ''Bauten.'' Herausgegeben von [[Meinhard von Gerkan]] und [[Volkwin Marg]], München, 2007, S. 125.</ref> Ab 2009 wurden auf dem ehemaligen Mauerstreifen zwischen Schwedter- und Brunnenstraße mehrere neue Häuserblocks errichtet. Dabei wurde die [[Überbaubare Grundstücksfläche#Baulinie (Fluchtlinie)|Baulinie]] um drei Meter von der Straße weg nach Süden versetzt: Die neuen Häuserfassaden verlaufen nicht entlang der alten Häuserfront, sondern entlang der ehemaligen ''Grenzmauer 75''.<ref>[https://fbinter.stadt-berlin.de/ScansBPlan/01_mit/0100040ba.pdf Bebauungsplan 1-40ba.] (PDF) Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Wohnen, 2017.</ref> Zwischen Brunnen- und Gartenstraße wurde lediglich ein einziges Wohnhaus gebaut; Es steht bereits seit 1999 als Solitär an der Ecke Strelitzer Straße.<ref>[https://www.deutsches-architekturforum.de/thread/7320-bauprojekte-bernauer-straße-und-umgebung/?pageNo=1 ''Bauprojekte Bernauer Straße und Umgebung''.] deutsches-architekturforum.de (Forum-Thread mit ausführlicher Dokumentation der Bauentwicklung ab 2009)</ref><ref>Thomas Loy: [https://www.tagesspiegel.de/berlin/gebaut-im-niemandsland-4800814.html ''Gebaut im Niemandsland''.] In: ''[[Der Tagesspiegel]]'', 16. November 2010</ref> |
|||
Auf voller Länge der ehemaligen Grenzbefestigungsanlagen an der Bernauer Straße entstand von 1998 bis 2014 die [[Gedenkstätte Berliner Mauer]].<ref>[https://www.berliner-mauer-gedenkstaette.de/de/entstehungsgeschichte-211.html Entstehungsgeschichte der Gedenkstätte.] berliner-mauer-gedenkstaette.de</ref> Sie ist der zentrale Erinnerungsort an die Teilung Berlins. An der Ecke zur Ackerstraße steht das 1998 eingeweihte, in große Stahlwände eingefasste ''Denkmal zur Erinnerung an die geteilte Stadt und die Opfer kommunistischer Gewaltherrschaft'', entworfen von Sven und Claudia Kohlhoff. Gegenüber eröffnete 1999 das Dokumentationszentrum im Gemeindehaus der Versöhnungskirche. Die Gedenkstätte umfasst ferner die im Jahr 2000 an Stelle der gesprengten Versöhnungskirche errichtete [[Kapelle der Versöhnung]], eine ab 2007 angelegte, weitläufige Open-Air-Ausstellung sowie ein Besucherzentrum und eine Ausstellungsfläche am Nordbahnhof.<ref>[https://www.stiftung-berliner-mauer.de/de/gedenkstaette-berliner-mauer/historischer-ort/die-gedenkstaette Die Gedenkstätte.] stiftung-berliner-mauer.de</ref> |
|||
[[Datei:Berlin Wall-2019-msu-7936.jpg|mini|[[Gedenkstätte Berliner Mauer]], 2019]] |
|||
Das Konzept der Gedenkstätte beinhaltet eine Freihaltung des Mauerstreifens zwischen der Garten- und der Brunnenstraße und darüber hinaus eine Freihaltung des ehemaligen [[Berliner Mauer#Aufbau der Grenzanlagen|Postenweges]] bis zur Schwedter Straße. Entlang der gesamten Bernauer Straße sind zahlreiche Erinnerungs- und Gedenkelemente installiert. Der Verlauf der ehemaligen Grenzmauer ist mit hunderten Stäben aus [[Cortenstahl]] markiert. Auch, wenn zwischen Brunnen- und Schwedter Straße wieder eine straßenseitige Bebauung entstanden ist, kann die häuserlose, breite Schneise im südwestlichen Teil der Bernauer Straße einen Eindruck von der Größe der ehemaligen Grenzanlagen geben. |
|||
An zehn namentlich bekannte Personen, die auf ihrer Flucht an der Grenze zum damaligen Bezirk Wedding ums Leben kamen, erinnert ein 1982 aufgestellter Gedenkstein an der Einmündung der Swinemünder Straße.<ref>[https://www.berlin.de/mauer/orte/gedenkorte/gedenkstein-fuer-opfer-der-berliner-mauer-297909.php ''Gedenkstein für Opfer der Berliner Mauer''.] Presse- und Informationsamt des Landes Berlin.</ref> |
|||
== Persönlichkeiten == |
|||
* [[Ina Seidel]] (1885–1974), Schriftstellerin, lebte 1907–1914 mit ihrem Ehemann [[Heinrich Wolfgang Seidel]] im Larzarusstift |
|||
* [[Herbert Hildebrandt]] (1935–2019), Domkantor, und [[Jörg Hildebrandt]] (* 1939), Publizist, lebten 1950–1961 auf dem Pfarrgrundstück der Versöhnungskirche, Bernauer Straße 4<ref>Jörg Hildebrandt: [https://www.bpb.de/themen/deutschlandarchiv/295325/niemand-hat-die-absicht-die-menschenwuerde-anzutasten/ ''„Niemand hat die Absicht, die Menschenwürde anzutasten.“''] bpb.de, Rede vom 13. August 2019 in der Kapelle der Versöhnung, Berlin.</ref> |
|||
* [[Regine Hildebrandt]] (1941–2001), Politikerin, geboren in der Bernauer Straße 14, lebte bis 1961 im Erdgeschoss der Bernauer Straße 2<ref>Andreas Robert Kuhrt: ''Eine Reise durch die Ackerstraße''. Berlin 1997, Kapitel 42: Regine Hildebrandt.</ref> |
|||
* [[Manfred Fischer (Pfarrer, 1948)|Manfred Fischer]] (1948–2013), Pfarrer der Versöhnungsgemeinde 1977–2013, Bewahrer der Überreste der Berliner Mauer |
|||
== Siehe auch == |
|||
* [[Liste der Straßen und Plätze in Berlin-Tegel#Bernauer Straße*|Bernauer Straße in Berlin-Tegel]] |
|||
* [[Königstor (Berlin)|Bernauer Tor (Königstor)]], ehemaliges Berliner Stadttor an der heutigen Otto-Braun-Straße |
|||
== Literatur == |
|||
* Christian Bahr: ''Mauerstadt Berlin: Brennpunkt Bernauer Straße''. Jaron Verlag, Berlin 2009, ISBN 978-3-89773-605-4. 96 Seiten, 44 Abbildungen. |
|||
* Peter Brock (Hrsg.): ''Berliner Straßen neu entdeckt. 33 Streifzüge durch die Hauptstadt''. Jaron Verlag, Berlin 2003, ISBN 3-89773-114-2, S. 33–38: ''Die Schneise''. |
|||
* {{BibISBN|3-88680-834-3|Seite=134 ff.}} |
|||
* Bettina Effner, [[Helge Heidemeyer]] (Hrsg.): ''Flucht im geteilten Deutschland: Erinnerungsstätte Notaufnahmelager Marienfelde''. Berlin 2005, ISBN 3-89809-065-5 (Ausstellung ''Flucht im Geteilten Deutschland'', Erinnerungsstätte Notaufnahmelager Marienfelde e. V.). |
|||
* Thomas Flemming: ''Die Berliner Mauer. Geschichte eines politischen Bauwerks''. Vollständig überarbeitete und aktualisierte Auflage. Berlin 2019, ISBN 978-3-89809-165-7. |
|||
* Beatrice Härig: ''Erinnerung an die Berliner Mauer: Ein Friedhof mit Todesstreifen''. In: ''Monumente'', 6/2020, S. 24–25. [[Friedhof II der Sophiengemeinde Berlin]]. |
|||
* Gisela Helwig (Hrsg.): ''Die letzten Jahre der DDR. Texte zum Alltagsleben''. Edition Deutschland Archiv, Köln 1990, ISBN 3-8046-8760-1. |
|||
* [[Jörg Hildebrandt]]: ''„Niemand hat die Absicht, die Menschenwürde anzutasten"''. Rede vom 13. August 2019 in der Kapelle der Versöhnung, Berlin. (Zeitzeugenbericht) [https://www.bpb.de/themen/deutschlandarchiv/295325/niemand-hat-die-absicht-die-menschenwuerde-anzutasten/ bpb.de] |
|||
* ''Die Berliner Mauer – Ausstellungskatalog Dokumentationszentrum Berliner Mauer''. Verein Berliner Mauer. Berlin / Dresden, ISBN 3-930382-80-6. |
|||
=== Belletristik === |
|||
* [[Franz Kain]]: ''Romeo und Julia an der Bernauer Straße''. Erzählung. Aufbau Verlag, Berlin 1955. Neuauflage: Verlag Bibliothek der Provinz, Weitra 2001, ISBN 978-3-85252-419-1. 100 Seiten. |
|||
* Marlis Krause: ''Leben in Grenzen: Geschichten aus der Bernauer Straße''. Nora Verlag, Berlin 2018, ISBN 978-3-86557-439-8. 108 Seiten. |
|||
* [[Maja Nielsen]]: ''Der Tunnelbauer''. Gerstenberg Verlag, Hildesheim 2024, ISBN 978-3-8369-6230-8. 192 S. |
|||
* [[Magdalena Parys]]: ''Tunnel''. Aus dem Polnischen von Paulina Schulz. Prospero-Verlag, Münster 2014, ISBN 978-3-941688-60-5. 339 Seiten. |
|||
* Ellen Sesta: ''Der Tunnel in die Freiheit. Berlin, Bernauer Straße''. Ullstein, Berlin 2001, ISBN 3-89834-033-3. 251 S. |
|||
=== Filmische Dokumentation === |
|||
* ''[[Die Aussicht]]''. Dokumentarfilm von [[Kurt Krigar]], Deutschland, 1966, 10 min |
|||
* ''Bernauer Straße 1–50 oder Als uns die Haustür zugenagelt wurde.'' Dokumentarfilm von [[Hans-Dieter Grabe]], Deutschland, 1981, 72 min |
|||
* ''Die Bernauer Straße''. Film von Daniel und Jürgen Ast und [[Hans-Hermann Hertle]], ARD, Belgien, 2021, 45 min, Online in der [https://www.ardmediathek.de/video/geheimnisvolle-orte/die-bernauer-strasse/rbb-fernsehen/Y3JpZDovL3JiYl80NzU1ZGQ3Yi1hNjBiLTRiZDAtYjI1Ny1kMDFjODdiMDc1YmZfcHVibGljYXRpb24 ardmediathek.de] (verfügbar bis 15. August 2024) {{Zukunft|2024|09}} |
|||
* Sammlung von Beiträgen über die Bernauer Straße aus den 1960er Jahren in der [https://www.ardmediathek.de/suche/%22Bernauer%20Straße%22%20%20retro ardmediathek.de] [[rbb24 Abendschau|Berliner Abendschau]]. |
|||
=== Bildende Kunst === |
|||
* [[Johannes Heisig]] (* 1953) |
|||
** ''Bernauer Straße I''. 2008, Öl auf Leinwand, 80 cm × 120 cm |
|||
** ''Bernauer Straße III''. 2008, Öl auf Leinwand, 80 cm × 135 cm |
|||
** ''In der Bernauer''. 2009, Öl auf Leinwand, 50 cm × 80 cm |
|||
* [[Konrad Knebel (Maler)|Konrad Knebel]] (1932–2025) |
|||
** ''Straße mit Mauer''. 1977, Öl-[[Tempera]] auf Leinwand, 60 cm × 75 cm ([[Stiftung Stadtmuseum Berlin|Stadtmuseum Berlin]])<ref>Das Bildmotiv zeigt die Berliner Mauer an der Bernauer Straße, gesehen von Ost-Berlin, Strelitzer Straße. Siehe: ''Die Sprache der Steine. Zur Verleihung des Hannah-Höch-Preises 2009 an Konrad Knebel''. Stiftung Stadtmuseum Berlin, Pressemitteilung, 5. November 2009, S. 14.</ref> |
|||
* [[Will McBride]] (1931–2015) |
|||
** ''Bernauer Straße Berlin 1961''. (Abzug 1992), Silbergelatine-Abzug, [[Barytpapier]], 70 cm × 85 cm ([[Städelsches Kunstinstitut|Städel Museum]]) |
|||
* [[Hans-Otto Schmidt]] (1945–2025) |
|||
** ''An der Bernauer Straße''. 1991, Öl auf Leinwand, 60 cm × 50 cm |
|||
* [[Ludwig Windstosser]] (1921–1983) |
|||
** ''An der Mauer Bernauer Straße''. ca. 1970, Fotografie, 29,5 cm × 23,5 cm ([[Kunstbibliothek – Staatliche Museen zu Berlin]]) |
|||
== Weblinks == |
== Weblinks == |
||
{{Commonscat|Bernauer Straße (Berlin-Gesundbrunnen/Mitte)|Bernauer Straße}} |
|||
* [https://www.berlin.de/mauer/orte/gedenkstaetten/gedenkstaette-berliner-mauer/ ''Gedenkstätte Berliner Mauer.''] Presse- und Informationsamt des Landes Berlin. |
|||
* [https://www.mauer-fotos.de/kartenansicht/?volltextsuche=bernauer Sammlung Online, Bernauer Straße.] Stiftung Berliner Mauer, mauer-fotos.de (umfangreiche Fotosammlung). |
|||
== Einzelnachweise == |
|||
<references responsive/> |
|||
{{Coordinate |NS=52/32/06/N |EW=13/23/23/E |type=landmark |region=DE-BE}} |
|||
{{Normdaten|TYP=g|GND=4566371-3|VIAF=239196005}} |
|||
*[http://www.berliner-mauer-dokumentationszentrum.de/ Dokumentationszentrum Berliner Mauer] |
|||
*[http://www.staff.uni-marburg.de/~nail/mauer.htm Mauer-Impressionen 1962 bis 1989] |
|||
* [http://www.berliner-stadtplan.com/?gps=5345%7C4813&size=500x400&zoom=100&style=&map.x=363&map.y=125 Bernauer Straße auf berliner-stadtplan.com] |
|||
[[Kategorie:Innerdeutsche Grenze]] |
|||
[[Kategorie:Straße in Berlin]] |
[[Kategorie:Straße in Berlin]] |
||
[[Kategorie: |
[[Kategorie:Berlin-Prenzlauer Berg]] |
||
[[Kategorie:Berlin-Mitte]] |
|||
[[Kategorie:Berlin-Gesundbrunnen]] |
|||
[[Kategorie:Straße in Europa]] |
Aktuelle Version vom 19. Juni 2025, 13:21 Uhr
Bernauer Straße | |
---|---|
![]() | |
![]() | |
Bernauer Ecke Ackerstraße, 2012 | |
Basisdaten | |
Ort | Berlin |
Ortsteil | Gesundbrunnen Mitte Prenzlauer Berg |
Angelegt | 1862 |
Neugestaltet | 2006 |
Anschlussstraßen | Julie-Wolfthorn-Straße Eberswalder Straße |
Querstraßen | Gartenstraße Bergstraße Ackerstraße Hussitenstraße Strelitzer Straße Brunnenstraße Wolgaster Straße Ruppiner Straße Swinemünder Straße Wolliner Straße Schwedter Straße |
Plätze | Mauerpark |
Nutzung | |
Nutzergruppen | Straßenverkehr Straßenbahn |
Technische Daten | |
Straßenlänge | 1420 m |
Die Bernauer Straße in den Berliner Ortsteilen Gesundbrunnen und Mitte ist eine Hauptverkehrsstraße auf dem nördlichen Innenstadtring und Ort der Gedenkstätte Berliner Mauer. Auf gut 1,4 Kilometern Länge führt sie vom Nordbahnhof in Berlin-Mitte zum Mauerpark in Prenzlauer Berg. Aufgrund ihrer bewegten Vergangenheit direkt an der Berliner Mauer gilt die Bernauer Straße als ein „Brennpunkt der deutsch-deutschen Nachkriegsgeschichte“.[1] Benannt wurde sie 1862 nach der Stadt Bernau.
Lage
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Straßenverlauf
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Bernauer Straße beginnt rund 1,5 Kilometer nördlich des Bahnhofs Friedrichstraße an der Kreuzung mit der Gartenstraße und verläuft zunächst nordostwärts durch den Ortsteil Gesundbrunnen. Unmittelbar südlich entlang der Straße verläuft über ihre gesamte Länge die Grenze zum Ortsteil Mitte. Nach knapp sechshundert Metern schwenkt die Straße in einem Knick auf ostnordöstliche Richtung und endet am Südeingang des Mauerparks an der Schwedter Straße, wo sie auf fünfzig Metern Länge im Ortsteil Prenzlauer Berg liegt.[2]
In ihrem Verlauf steigt die Bernauer Straße in nordöstlicher Richtung um gut zwölf Höhenmeter an.[3] Sie überwindet dabei die geologische Grenze des Warschau-Berliner Urstromtals zur Hochfläche des Barnim.
Die Hausnummern verlaufen in Hufeisenform, beginnend an der Ackerstraße bis zur Nr. 50 an der Schwedter Straße und von dort zurück zum Haus Nr. 119 an der Gartenstraße. Die Bernauer Straße gehört zu den historischen Stadtteilen Oranienburger Vorstadt und Rosenthaler Vorstadt.[4]
Ehemalige Sektorengrenze an der Südseite der Straße
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Zu Beginn des Mauerbaus 1961 standen an der Bernauer Straße zahlreiche Häuser aus der Gründerzeit in Blockrandbebauung. Die damalige Grenze zwischen Ost- und West-Berlin verlief an der Südseite der Straße direkt entlang der Häuserfront. Die dortigen Häuser standen auf dem Boden der DDR, der Gehweg vor der Haustür gehörte bereits zu West-Berlin.
Heute liegen die südlich an die Straße grenzenden Grundstücke im Ortsteil Berlin-Mitte. Die nördlich an die Straße grenzenden Grundstücke sowie die Fahrbahn und beide Gehwege liegen im Ortsteil Gesundbrunnen beziehungsweise Prenzlauer Berg.
Verkehr
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Straßenbahn
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Durch die Bernauer Straße fährt seit 1908 auf voller Länge eine Straßenbahn, es war die erste kommunale Straßenbahnlinie der Stadt.[5] Als Berlin nach dem Zweiten Weltkrieg 1945 eine Viersektorenstadt wurde, kreuzte die Trasse an der Schwedter Straße die Grenze zwischen sowjetischem und französischem Sektor, und das Straßenbahnpersonal von BVG-West und BVG-Ost musste an dieser Stelle gewechselt werden. Nach dem Bau der Berliner Mauer 1961 wurde der Straßenbahnverkehr auf der Bernauer Straße 1964 eingestellt und die Oberleitungen und Schienen größtenteils entfernt. Erst 2006, sechzehn Jahre nach der Wiedervereinigung Berlins, wurde der Straßenbahnverkehr wieder aufgenommen. Seitdem verkehrt hier die Linie M10.
Historisch wurde die Bernauer Straße von mehreren Straßenbahnlinien gekreuzt. Bereits ab 1888 fuhr durch die Ackerstraße die Gelbe Linie der Neuen Berliner Pferdebahn.[6] Ab 1899 rollte auf gleicher Strecke die elektrische Linie 3 auf dem Großen Ring der Großen Berliner Straßenbahn. Ab 1900 kreuzte die Bernauer Straße auch eine Tram auf der Brunnen- sowie auf der Swinemünder Straße.[7]
U-Bahnhof Bernauer Straße
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Unmittelbar südlich der Kreuzung mit der Brunnenstraße eröffnete 1930 der U-Bahnhof Bernauer Straße (bis 1966: Linie D, heute Linie U8). Der Tunnel kreuzt die Bernauer Straße in einfacher Tieflage direkt unterhalb der Straßendecke. Der U-Bahnhof, erbaut im Stil der Neuen Sachlichkeit, steht heute unter Denkmalschutz.[8] Durch den Mauerbau war er von 1961 bis 1990 ein reiner Durchfahrtsbahnhof, ein sogenannter „Geisterbahnhof“. Der nördliche Eingang an der Bernauer Straße war zugemauert, der südliche Eingang versperrt und gesichert. Über diesen Eingang erreichten die Wachposten der DDR-Grenztruppen den Bahnhof – für den Fahrgastverkehr war er gesperrt.
Fahrbahn und Fahrradwege
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]2006 wurden im Rahmen des Baus des nördlichen Innenstadtrings das Kopfsteinpflaster gegen eine Asphaltdecke ausgetauscht, die Fahrbahn von 11,2 auf 12 Meter verbreitert und vierspurig ausgebaut sowie auf gesamter Länge neue Fahrradwege angelegt. Die Straßenbahngleise wurden auf zwei Mischspuren in der Straßenmitte verlegt.[9] Für den Ausbau waren 2004 insgesamt 160 Straßenbäume gefällt worden, als Ersatz wurden zu beiden Seiten mehr als einhundert Platanen (Platanus acerifolia) angepflanzt.[10][11] Entlang der Bernauer Straße verläuft der Berliner Mauerweg. An der Schwedter Straße kreuzt der Radfernweg Berlin–Usedom.
Geschichte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Eine Bernauer Straße mit Bernauer Thor gab es in Berlin bereits im 18. Jahrhundert, allerdings an anderem Ort: von etwa 1720–1809 war der Name Bernauer Straße für die heutige Otto-Braun-Straße / Greifswalder Straße gebräuchlich.[12]
Um 1800: Wüste Gegend im Berliner Norden
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Das Gebiet um die heutige Bernauer Straße war bis ins 17. Jahrhundert bewaldet, dann abgeholzt und bis in die 1850er Jahre sandiges Brach- und Ackerland. Südlich befand sich das sogenannte Vogtland vor dem Rosenthaler Tor, eine für ihre Armut bekannte Arbeiterkolonie.
„Vom unheimlichen Vogtland, der damaligen Höhle des Pauperismus, zogen sich einsame, endlos scheinende Sandflächen bis nach Tegel hin […]. Da lag der Gesundbrunnen und eine Saharawüste, die man den Wedding nennt.“
Westlich befand sich Mitte des 18. Jahrhunderts die Scharfrichterey (heutiger Ort: Nordbahnhof) und nördlich davon später ein Galgenberg mit Galgen- und Gerichtsstätte (heutiger Gartenplatz).[14] Eine der wenigen Straßen in der Gegend war die bereits im 18. Jahrhundert gepflasterte heutige Brunnenstraße, die vom Rosenthaler Tor zum Friedrichs-Gesundbrunnen führte. Weiter nordöstlich wurde 1825 ein Exerzierplatz der preußischen Armee angelegt, der heutige Friedrich-Ludwig-Jahn-Sportpark.
1827 gründete die Sophiengemeinde nördlich der oberen Bergstraße ihren Friedhof II, und erweiterte ihn 1852 nordwestlich bis an die heutige Bernauer Straße.[15] Ein weiterer Friedhof wurde 1844 von der Gemeinde der Elisabethkirche nördlich der Ackerstraße angelegt und bis Ende der 1860er Jahre bis zur Bernauer Straße erweitert.[16] Beide Friedhöfe existieren noch heute. Wenige Meter westlich von ihnen hinter der Bergstraße eröffnete 1842 der Stettiner Bahnhof.
1862: Anlage der Straße und folgende Bebauung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Straße nördlich der Friedhöfe entwarf Stadtplaner James Hobrecht 1862 in seinem Plan zum Ausbau von Berlin in Teilen zunächst als Straße 50 und Straße 80 der Abtheilung IX, sie führte anfangs von der Bergstraße über die Acker- und Brunnenstraße bis zum Verlorenen Weg (Schwedter Straße). Der Straßenteil nordöstlich der Brunnenstraße war dank der größeren Gehwege einige Meter breiter.[17] Am 29. Mai 1862 wurde die Straße nach der Stadt Bernau benannt. Zu dieser Zeit waren in der Bernauerstraße, so die damalige Schreibweise, gut siebzig Personen in neunzehn Häusern registriert.[18] Ab 1866 wurde die Straße gepflastert.[19]

Lazarus-Krankenhaus
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Industrialisierung in der Gründerzeit führte auch in der Bernauer Straße zu viel Bautätigkeit und schnellem Bevölkerungswachstum. Gegenüber dem Sophienfriedhof, nördlich an der Bernauer Straße, gründete Wilhelm Boegehold 1865 die Lazarus-Kapelle – ein kleiner Krankensaal im selben Gebäude folgte ein Jahr später. Bereits 1867–1870 wurde das Lazarusstift mit Unterstützung des Industriellen Louis Schwartzkopff um einen großen klassizistischen Krankenhausanbau erweitert, der 1914 aufgestockt wurde. 1871 wurde am Lazarus-Krankenhaus einer der ersten Berliner Kindergärten gegründet.[20] Das Ensemble aus acht Gebäuden ist heute das einzige aus dem 19. Jahrhundert erhaltene Bauwerk an der Bernauer Straße.[21]
Mietshäuser und Meyers Hof
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Entlang der Bernauer Straße wurden eine Reihe gründerzeitlicher Wohnhäuser errichtet. Direkt hinter dem Lazarus-Krankenhaus entstand ab den 1870er Jahren eine der bekanntesten Berliner Mietskasernen, der sogenannte Meyers Hof, ein hochverdichteter Wohn- und Arbeitskomplex mit 257 Wohnungen und 13 Gewerbebetrieben mit Eingang an der Ackerstraße. Bis zu zweitausend Menschen lebten in dem fünfgeschossigen Bau mit sechs Hinterhöfen. Meyers Hof gilt als extremes Beispiel für die damals mitunter sehr engen und einfachen Lebensumstände des Proletariats rund um die Bernauer Straße und in ganz Berlin.[22][23]
Gemeindeschulen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]1872 eröffneten zwischen Strelitzer- und Brunnenstraße zur gleichen Zeit die 35. Gemeindeschule für Knaben an der Bernauer Straße 89/90 und die dahinter gelegene 61. Gemeindeschule für Mädchen an der Stralsunder Straße. Sie boten Platz für insgesamt 30 Klassen. 1887 kam auf dem Hofgelände die katholische 148. Gemeindeschule mit 20 Räumen für 13 Klassen hinzu. Anstelle der im Zweiten Weltkrieg zerstörten Schulgebäude steht heute die Ernst-Reuter-Schule.[24] Am östlichen Ende der Bernauer Straße ging 1877 der Güterbahnhof der Berliner Nordbahn in Betrieb.
Versöhnungskirche
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Mit der wachsenden Bevölkerung wuchs auch die Elisabeth-Gemeinde und musste sich schließlich aufteilen: Auf dem nördlichen Friedhofsgelände von St. Elisabeth wurde 1894 die in neugotischem Stil errichtete Versöhnungskirche in Anwesenheit der Stifterin Kaiserin Auguste Viktoria eingeweiht. Der Architekt war Gotthilf Ludwig Möckel. Das große Kirchenschiff bot Platz für eintausend Menschen, die Gemeinde wuchs in den kommenden Jahrzehnten auf mehr als zwanzigtausend Mitglieder.[25]
Versöhnungs-Privat-Straße
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Gegenüber der Versöhnungskirche an den Hinterhöfen der Bernauer Straße 94–100 entstand 1904 mit der Versöhnungs-Privat-Straße eine Art Gegenstück zu Meyers Hof. Der Vaterländische Bauverein baute dort die Deutschen Höfe, die als herausragendes Beispiel genossenschaftlichen Reformwohnungsbaus gelten. Die sechs umbauten Höfe zwischen Hussitenstraße und Strelitzer Straße erinnerten mit wechselnden Baustilen an die Geschichte Berlins vom Mittelalter bis zur wilhelminischen Zeit.[26] Die Gebäude wurden im Zweiten Weltkrieg und der anschließenden Sanierung zum Großteil zerstört.
Erste Hälfte 20. Jahrhundert
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]1904: Verlängerung bis zu Gartenstraße
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Am 4. Juli 1904 wurde die Bernauer Straße südwestlich in Richtung Stettiner Bahnhof verlängert. Am bisherigen Straßenende an der Bergstraße wurde die Bebauung auf etwa fünfzig Metern Länge durchbrochen und die Bernauer Straße bis zur Gartenstraße weitergeführt.[27] Die Straßenverlauf lag damals etwas weiter südlich und endete direkt gegenüber dem Eingang des S-Bahnhofs.
1920: Bezirksgrenze in Groß-Berlin
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Mit der Bildung von Groß-Berlin 1920 wurde die Bernauer Straße zu einer Grenze zweier neugeschaffener Bezirke. Die Grundstücke der Südseite mit den Hausnummern 1–50 lagen nun im Bezirk Mitte, die der Nordseite mit den Nummern 51–121 im Bezirk Wedding, wobei das Straßenland ganz zu Wedding gehörte.
Nach 1945: Kriegsschäden und erster Wiederaufbau
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Im Zweiten Weltkrieg wurden zahlreiche Gebäude entlang der Bernauer Straße beschädigt oder zerstört, besonders viele in Höhe der Wolgaster und Ruppiner Straße. Ab 1945 lag die Straße an der Sektorengrenze zwischen dem sowjetischen und dem französischen Sektor, die direkt entlang der Häuserfront auf der Südseite verlief. Mit der Teilung Deutschlands 1949 standen diese Häuser unmittelbar an der deutsch-deutschen Staatsgrenze.
Der erste große Wiederaufbau auf West-Berliner Seite begann 1953 nördlich des Lazarus-Krankenhauses und des zerstörten Meyers Hof. Dort baute die Stadt bis 1955 die Ernst-Reuter-Siedlung nach einem Entwurf von Felix Hinssen und Peter Matischiok. Hinter der Bernauer Straße 89 entstanden 1955 die Ernst-Reuter-Schule sowie in den besonders stark beschädigten Straßenblöcken zwischen Wolgaster, Ruppiner und Swinemünder Straße mehrere große neue Mietshäuser.[28]
Die Mauerzeit: 1961–1989
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]1961: Mauerbau und dramatische Fluchten
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Mit dem Bau der Berliner Mauer ab dem 13. August 1961 errichteten die DDR-Grenztruppen an der Schwedter Straße und an den südlichen Straßenabzweigen zunächst Barrieren aus Stacheldraht und ersetzten diese einige Tage später durch erste Steinmauern. Die Haustüren der Gebäude auf der Straßen-Südseite wurden versperrt, die Bewohner mussten ihre Wohnungen über die Hinterhöfe verlassen. Es kam zu zahlreichen, spektakuläreren Fluchten, bei denen die Menschen aus ihren Fenstern auf die Bernauer Straße sprangen oder sich abseilten. Vier Menschen verunglückten dabei tödlich: Rudolf Urban, Ida Siekmann, Olga Segler und Bernd Lünser.[29]
Am 15. August 1961 floh der DDR-Bereitschaftspolizist Conrad Schumann von der Ruppiner Straße über den Stacheldraht auf die Bernauer Straße. Das dabei entstandene Foto Sprung in die Freiheit zählt als Medienikone zu den weltweit bekanntesten Bildern des Kalten Krieges.[30] Im Verlauf der ersten zwei Monate wurden 113 Fluchten dokumentiert, insgesamt sollen von 1961 bis 1989 an der Bernauer Straße etwa fünfhundert Menschen geflohen sein.[31]

Wenige Wochen nach dem Mauerbau wurden die letzten Grenzhäuser im Herbst 1961 zwangsgeräumt und die Türen und Fenster zur Bernauer Straße von Innen zugemauert. Am 4. September 1962 versuchte der Zimmermann Ernst Mundt über die Bergstraße in den Westen zu fliehen. Auf der Friedhofsmauer des Sophienfriedhofs Ecke Bernauer Straße wurde Mundt von einem DDR-Transportpolizisten erschossen.[32]
Zur Dokumentation der Geschehnisse eröffnete der Menschenrechtsaktivist Rainer Hildebrandt am 19. Oktober 1962 in einer West-Berliner Wohnung im Haus Bernauer Ecke Wolliner Straße die Ausstellung Es geschah an der Mauer, eine Vorläuferin des heutigen Mauermuseums.
Fluchttunnel unter der Bernauer Straße 1962–1971
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Von Hauskellern auf der West-Berliner Seite der Bernauer Straße wurden Fluchttunnel in den lehmigen Boden getrieben. Der Tunnel 29, gegraben im September 1962, führte von der Bernauer Straße 78/79 zur Schönholzer Straße 7 auf Ost-Berliner Gebiet. Von der Großmutter bis zum Kleinkind krochen damals – von den Grenzwachen unbemerkt – 29 Personen in den Westteil der Stadt.[33] Dramatischer ging es 1964 bei einer weiteren Tunnelunternehmung zu, dem Tunnel 57, dessen Endpunkt die Strelitzer Straße 55 im Osten war. In zwei Nächten ermöglichte er 57 Menschen die Flucht. Dabei kam es zu einem Schusswechsel, bei dem der Grenzsoldat Egon Schultz versehentlich von einem Kameraden tödlich getroffen wurde.[34]
Von 1962 bis 1971 gab es unter der Bernauer Straße mindestens zehn Fluchttunnel, doch nur drei konnten erfolgreich genutzt werden. Viele Tunnelprojekte scheiterten an den schwierigen Baubedingungen, durch Verrat sowie an Gegenmaßnahmen des Ministeriums für Staatssicherheit.[35] Mehrere Tunnelverläufe sind heute an der Geländeoberfläche markiert.
Ab 1965: Flächenabriss für Mauerstreifen und Sanierungsgebiet
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Um für die Grenztruppen ein freies Sicht- und Schussfeld herzustellen, ließ die DDR die Wohnhäuser auf der Südseite 1965–1966 abreißen, nur die Straßenfassaden der Erdgeschosse blieben stehen. Diese Ruinenreste prägten für die folgenden vierzehn Jahre das Straßenbild der Bernauer Straße.[36] Sie verdeckten eine wenige Meter dahinter errichtete und mit Stacheldraht bewehrte Betonmauer und das dahinter liegende Freifeld, den Mauerstreifen. Zwischen Garten- und Brunnenstraße ist die breite, häuserlose Schneise bis heute erhalten.
Auf der Weddinger Seite der Bernauer Straße entstand Mitte der 1960er Jahre mit dem Sanierungsgebiet Wedding Brunnenstraße Europas größtes Stadterneuerungsgebiet. Im Rahmen des Neubauprogramms der West-Berliner Senats wurden riesige Flächen abgerissen, allein an der Nordseite der Bernauer Straße mussten 28 meist gründerzeitliche Wohnhäuser weichen. Zwischen 1970 und 1978 baute der Vaterländische Bauverein mehrere große Wohnsiedlungen zwischen Acker- und Strelitzer Straße.[37] 1977 wurde an der Bernauer Straße 67/68 eine von Josef Paul Kleihues entworfene Wohnanlage fertiggestellt.
1980: Bau der Grenzmauer 75
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Auf der gegenüberliegenden Straßenseite bauten DDR-Grenztruppen die Befestigungen weiter aus und ersetzten die Mauer aus Ruinenresten im Sommer 1980 auf ganzer Länge durch eine massive, 3,6 m hohe Betonplattenkonstruktion mit runder Mauerkrone, der sogenannten Grenzmauer 75. Diese verlief nicht mehr unmittelbar entlang des Gehwegs und der ehemaligen Häuserflucht, sondern einige Meter zurückgesetzt auf DDR-Staatsgebiet.[38]
In dem ausgebauten Grenzstreifen stand als letztes erhaltenes Gebäude die Versöhnungskirche, die am 22. und 28. Januar 1985 gesprengt wurde. Zerstört wurden auch Teile der an die Bernauer Straße grenzenden Friedhöfe der St. Elisabeth-Gemeinde und der Sophiengemeinde (Friedhof II). Zahlreiche Gräber wurden beseitigt, darunter auch das Grab des Berliner Stadtverordneten und Verlagsgründers Julius Springer.
Nach dem Mauerfall – Neue Bebauung und die Gedenkstätte Berliner Mauer
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Das Lazarus-Krankenhaus wurde 1990 an der Ecke Gartenstraße um einen Anbau der Architekten Gerkan, Marg und Partner erweitert.[39] Ab 2009 wurden auf dem ehemaligen Mauerstreifen zwischen Schwedter- und Brunnenstraße mehrere neue Häuserblocks errichtet. Dabei wurde die Baulinie um drei Meter von der Straße weg nach Süden versetzt: Die neuen Häuserfassaden verlaufen nicht entlang der alten Häuserfront, sondern entlang der ehemaligen Grenzmauer 75.[40] Zwischen Brunnen- und Gartenstraße wurde lediglich ein einziges Wohnhaus gebaut; Es steht bereits seit 1999 als Solitär an der Ecke Strelitzer Straße.[41][42]
Auf voller Länge der ehemaligen Grenzbefestigungsanlagen an der Bernauer Straße entstand von 1998 bis 2014 die Gedenkstätte Berliner Mauer.[43] Sie ist der zentrale Erinnerungsort an die Teilung Berlins. An der Ecke zur Ackerstraße steht das 1998 eingeweihte, in große Stahlwände eingefasste Denkmal zur Erinnerung an die geteilte Stadt und die Opfer kommunistischer Gewaltherrschaft, entworfen von Sven und Claudia Kohlhoff. Gegenüber eröffnete 1999 das Dokumentationszentrum im Gemeindehaus der Versöhnungskirche. Die Gedenkstätte umfasst ferner die im Jahr 2000 an Stelle der gesprengten Versöhnungskirche errichtete Kapelle der Versöhnung, eine ab 2007 angelegte, weitläufige Open-Air-Ausstellung sowie ein Besucherzentrum und eine Ausstellungsfläche am Nordbahnhof.[44]

Das Konzept der Gedenkstätte beinhaltet eine Freihaltung des Mauerstreifens zwischen der Garten- und der Brunnenstraße und darüber hinaus eine Freihaltung des ehemaligen Postenweges bis zur Schwedter Straße. Entlang der gesamten Bernauer Straße sind zahlreiche Erinnerungs- und Gedenkelemente installiert. Der Verlauf der ehemaligen Grenzmauer ist mit hunderten Stäben aus Cortenstahl markiert. Auch, wenn zwischen Brunnen- und Schwedter Straße wieder eine straßenseitige Bebauung entstanden ist, kann die häuserlose, breite Schneise im südwestlichen Teil der Bernauer Straße einen Eindruck von der Größe der ehemaligen Grenzanlagen geben.
An zehn namentlich bekannte Personen, die auf ihrer Flucht an der Grenze zum damaligen Bezirk Wedding ums Leben kamen, erinnert ein 1982 aufgestellter Gedenkstein an der Einmündung der Swinemünder Straße.[45]
Persönlichkeiten
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Ina Seidel (1885–1974), Schriftstellerin, lebte 1907–1914 mit ihrem Ehemann Heinrich Wolfgang Seidel im Larzarusstift
- Herbert Hildebrandt (1935–2019), Domkantor, und Jörg Hildebrandt (* 1939), Publizist, lebten 1950–1961 auf dem Pfarrgrundstück der Versöhnungskirche, Bernauer Straße 4[46]
- Regine Hildebrandt (1941–2001), Politikerin, geboren in der Bernauer Straße 14, lebte bis 1961 im Erdgeschoss der Bernauer Straße 2[47]
- Manfred Fischer (1948–2013), Pfarrer der Versöhnungsgemeinde 1977–2013, Bewahrer der Überreste der Berliner Mauer
Siehe auch
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Bernauer Straße in Berlin-Tegel
- Bernauer Tor (Königstor), ehemaliges Berliner Stadttor an der heutigen Otto-Braun-Straße
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Christian Bahr: Mauerstadt Berlin: Brennpunkt Bernauer Straße. Jaron Verlag, Berlin 2009, ISBN 978-3-89773-605-4. 96 Seiten, 44 Abbildungen.
- Peter Brock (Hrsg.): Berliner Straßen neu entdeckt. 33 Streifzüge durch die Hauptstadt. Jaron Verlag, Berlin 2003, ISBN 3-89773-114-2, S. 33–38: Die Schneise.
- Marion Detjen: Ein Loch in der Mauer. Die Geschichte der Fluchthilfe im geteilten Deutschland 1961–1989. Siedler, München 2005, ISBN 3-88680-834-3, S. 134 ff.
- Bettina Effner, Helge Heidemeyer (Hrsg.): Flucht im geteilten Deutschland: Erinnerungsstätte Notaufnahmelager Marienfelde. Berlin 2005, ISBN 3-89809-065-5 (Ausstellung Flucht im Geteilten Deutschland, Erinnerungsstätte Notaufnahmelager Marienfelde e. V.).
- Thomas Flemming: Die Berliner Mauer. Geschichte eines politischen Bauwerks. Vollständig überarbeitete und aktualisierte Auflage. Berlin 2019, ISBN 978-3-89809-165-7.
- Beatrice Härig: Erinnerung an die Berliner Mauer: Ein Friedhof mit Todesstreifen. In: Monumente, 6/2020, S. 24–25. Friedhof II der Sophiengemeinde Berlin.
- Gisela Helwig (Hrsg.): Die letzten Jahre der DDR. Texte zum Alltagsleben. Edition Deutschland Archiv, Köln 1990, ISBN 3-8046-8760-1.
- Jörg Hildebrandt: „Niemand hat die Absicht, die Menschenwürde anzutasten". Rede vom 13. August 2019 in der Kapelle der Versöhnung, Berlin. (Zeitzeugenbericht) bpb.de
- Die Berliner Mauer – Ausstellungskatalog Dokumentationszentrum Berliner Mauer. Verein Berliner Mauer. Berlin / Dresden, ISBN 3-930382-80-6.
Belletristik
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Franz Kain: Romeo und Julia an der Bernauer Straße. Erzählung. Aufbau Verlag, Berlin 1955. Neuauflage: Verlag Bibliothek der Provinz, Weitra 2001, ISBN 978-3-85252-419-1. 100 Seiten.
- Marlis Krause: Leben in Grenzen: Geschichten aus der Bernauer Straße. Nora Verlag, Berlin 2018, ISBN 978-3-86557-439-8. 108 Seiten.
- Maja Nielsen: Der Tunnelbauer. Gerstenberg Verlag, Hildesheim 2024, ISBN 978-3-8369-6230-8. 192 S.
- Magdalena Parys: Tunnel. Aus dem Polnischen von Paulina Schulz. Prospero-Verlag, Münster 2014, ISBN 978-3-941688-60-5. 339 Seiten.
- Ellen Sesta: Der Tunnel in die Freiheit. Berlin, Bernauer Straße. Ullstein, Berlin 2001, ISBN 3-89834-033-3. 251 S.
Filmische Dokumentation
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Die Aussicht. Dokumentarfilm von Kurt Krigar, Deutschland, 1966, 10 min
- Bernauer Straße 1–50 oder Als uns die Haustür zugenagelt wurde. Dokumentarfilm von Hans-Dieter Grabe, Deutschland, 1981, 72 min
- Die Bernauer Straße. Film von Daniel und Jürgen Ast und Hans-Hermann Hertle, ARD, Belgien, 2021, 45 min, Online in der ardmediathek.de (verfügbar bis 15. August 2024) [veraltet]
- Sammlung von Beiträgen über die Bernauer Straße aus den 1960er Jahren in der ardmediathek.de Berliner Abendschau.
Bildende Kunst
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Johannes Heisig (* 1953)
- Bernauer Straße I. 2008, Öl auf Leinwand, 80 cm × 120 cm
- Bernauer Straße III. 2008, Öl auf Leinwand, 80 cm × 135 cm
- In der Bernauer. 2009, Öl auf Leinwand, 50 cm × 80 cm
- Konrad Knebel (1932–2025)
- Straße mit Mauer. 1977, Öl-Tempera auf Leinwand, 60 cm × 75 cm (Stadtmuseum Berlin)[48]
- Will McBride (1931–2015)
- Bernauer Straße Berlin 1961. (Abzug 1992), Silbergelatine-Abzug, Barytpapier, 70 cm × 85 cm (Städel Museum)
- Hans-Otto Schmidt (1945–2025)
- An der Bernauer Straße. 1991, Öl auf Leinwand, 60 cm × 50 cm
- Ludwig Windstosser (1921–1983)
- An der Mauer Bernauer Straße. ca. 1970, Fotografie, 29,5 cm × 23,5 cm (Kunstbibliothek – Staatliche Museen zu Berlin)
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Gedenkstätte Berliner Mauer. Presse- und Informationsamt des Landes Berlin.
- Sammlung Online, Bernauer Straße. Stiftung Berliner Mauer, mauer-fotos.de (umfangreiche Fotosammlung).
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Die Bernauer Straße. stiftung-berliner-mauer.de
- ↑ Topografische Karte von Berlin 1:5000 (K5)
- ↑ Kreuzung Gartenstraße: 35,4 m ü. NHN; Kreuzung Schwedter Straße: 47,8 m ü. NHN. Siehe: Senatsverwaltung für Stadtentwicklung, Bauen und Wohnen: Geoportal Berlin. Karte: ATKIS® DGM – Digitales Geländemodell stadt-berlin.de
- ↑ Straube-Plan 1874
- ↑ Hans-Joachim Pohl: Die Städtischen Straßenbahnen in Berlin. Geschichte eines kommunalen Verkehrsbetriebes. In: Verkehrsgeschichtliche Blätter. Nr. 5, 1983, S. 98–106.
- ↑ Straßenbahn Fahrplan 1890. berliner-linienchronik.de
- ↑ Straßenbahn Fahrplan 1901. berliner-linienchronik.de
- ↑ Eintrag 09011286 in der Berliner Landesdenkmalliste
- ↑ Auferstanden aus Ruinen – Innenstadtring statt nachhaltiger Mobilitätsplanung? Kleine Anfrage der Abgeordneten Claudia Hämmerling vom 5. Juli 2004 und Antwort. Abgeordnetenhaus von Berlin, Drucksache 15/11 675, Berlin, 2004. S. 2.
- ↑ Geoportal, Karte Baumbestand Berlin. Senatsverwaltung für Stadtentwicklung, Bauen und Wohnen.
- ↑ Baumfällungen in der Bernauer Straße. Kleine Anfrage der Abgeordneten Claudia Hämmerling vom 22. Juni 2004 und Antwort. Abgeordnetenhaus von Berlin, Drucksache 15/11 652. Berlin 2004.
- ↑ Abraham Guibert Dusableau: Plan von der Konigl: Residentz Stadt Berlin. 1723.
- ↑ Karl Gutzkow: Aus der Knabenzeit. In: Berliner Erinnerungen und Erlebnisse. Berlin 1960, S. 96–97 (Erstausgabe: Frankfurt am Main 1852.) zeno.org
- ↑ Siehe: Königlich Preussischer grosser Generalstab: Grundriss von Berlin mit nächster Umgegend, Berlin, 1835
- ↑ Eintrag 09010184 in der Berliner Landesdenkmalliste
- ↑ Eintrag 09010182 in der Berliner Landesdenkmalliste
- ↑ Straßen und Baufluchtlinien vom 26.7.1862. Verzeichnet in: Der Senator für Bau- und Wohnungswesen V: Bebauungsplan III-57. Berlin, 1971. Sowie in: ders.: Bebauungsplan III-60. Berlin, 1979.
- ↑ Bernauerstraße. In: Allgemeiner Wohnungs-Anzeiger nebst Adreß- und Geschäftshandbuch für Berlin, 1863, Teil 2, S. 15–16.
- ↑ Regulierung und Pflasterung der Bernauer Straße. Stadtverordnetenversammlung der Stadt Berlin, 1866–1901. Landesarchiv Berlin, A Rep. 000-02-01
- ↑ Eintrag 09030286,T in der Berliner Landesdenkmalliste
- ↑ Karte Gebäudealter 1992/93. Senatsverwaltung für Stadtentwicklung, Bauen und Wohnen.
- ↑ Andreas Robert Kuhrt: Eine Reise durch die Ackerstraße, Kapitel: 29–35: Meyers Hof. Berlin, 1997.
- ↑ Johann Friedrich Geist, Klaus Kürvers: Das Berliner Mietshaus. 1862–1945. Eine dokumentarische Geschichte von Meyer’s Hof in der Ackerstraße 132–133, der Entstehung der Berliner Mietshausquartiere und der Reichshauptstadt zwischen Gründung und Untergang. Band 2, München, 1984.
- ↑ Ralf Schmiedecke: Gestern und heute: Ernst-Reuter-Schule. In: Brunnenmagazin, 13. November 2023
- ↑ Andreas Robert Kuhrt: Eine Reise durch die Ackerstraße, Kapitel: 16 und 20: Die Versöhnungskirche. Berlin, 1997.
- ↑ Versöhnungs-Privat-Straße. Eintrag 09030384 in der Berliner Landesdenkmalliste
- ↑ Bernauer Straße. In: Straßennamenlexikon des Luisenstädtischen Bildungsvereins (beim Kaupert)
- ↑ Der Senator für Bau- und Wohnungswesen: Bebauungsplan III-16. Berlin, 19. Januar 1956. gis-broker.de
- ↑ Todesopfer an der Bernauer Straße. stiftung-berliner-mauer.de
- ↑ Protokoll und Tonbericht zur Flucht Conrad Schumanns in der Bernauer Straße
- ↑ Orte des Erinnerns. Dokumentationsprojekt Erinnerungsorte an die kommunistischen Diktaturen, Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur. Auszug: Erinnerungsorte an die Berliner Mauer und innerdeutsche Grenze. Berlin 2011, S. 39. bundesstiftung-aufarbeitung.de (PDF; 5,1 MB).
- ↑ Todesopfer: Ernst Mundt. chronik-der-mauer.de, Leibniz-Zentrum für Zeithistorische Forschung Potsdam.
- ↑ Gelungene Flucht durch den „Tunnel 29". chronik-der-mauer.de, Leibniz-Zentrum für Zeithistorische Forschung Potsdam u. a.
- ↑ Todesopfer: Egon Schultz. chronik-der-mauer.de, Leibniz-Zentrum für Zeithistorische Forschung Potsdam u. a.
- ↑ Tunnel-Nachzeichnung. berliner-mauer.mobi, Gedenkstätte Berliner Mauer.
- ↑ Detlef Hansen: Sektorengrenze Bernauer Strasse in West-Berlin, 1975. Fotodokumentation, 1975. artcogalerie.de
- ↑ Wohnungsbestand Berlin-Wedding. vbveg.de, Vaterländischer Bauverein.
- ↑ Chronik 1. März 1980. chronik-der-mauer.de, Leibniz-Zentrum für Zeithistorische Forschung Potsdam u. a.
- ↑ von Gerkan, Marg und Partner: Bauten. Herausgegeben von Meinhard von Gerkan und Volkwin Marg, München, 2007, S. 125.
- ↑ Bebauungsplan 1-40ba. (PDF) Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Wohnen, 2017.
- ↑ Bauprojekte Bernauer Straße und Umgebung. deutsches-architekturforum.de (Forum-Thread mit ausführlicher Dokumentation der Bauentwicklung ab 2009)
- ↑ Thomas Loy: Gebaut im Niemandsland. In: Der Tagesspiegel, 16. November 2010
- ↑ Entstehungsgeschichte der Gedenkstätte. berliner-mauer-gedenkstaette.de
- ↑ Die Gedenkstätte. stiftung-berliner-mauer.de
- ↑ Gedenkstein für Opfer der Berliner Mauer. Presse- und Informationsamt des Landes Berlin.
- ↑ Jörg Hildebrandt: „Niemand hat die Absicht, die Menschenwürde anzutasten.“ bpb.de, Rede vom 13. August 2019 in der Kapelle der Versöhnung, Berlin.
- ↑ Andreas Robert Kuhrt: Eine Reise durch die Ackerstraße. Berlin 1997, Kapitel 42: Regine Hildebrandt.
- ↑ Das Bildmotiv zeigt die Berliner Mauer an der Bernauer Straße, gesehen von Ost-Berlin, Strelitzer Straße. Siehe: Die Sprache der Steine. Zur Verleihung des Hannah-Höch-Preises 2009 an Konrad Knebel. Stiftung Stadtmuseum Berlin, Pressemitteilung, 5. November 2009, S. 14.
Koordinaten: 52° 32′ 6″ N, 13° 23′ 23″ O