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„Catechine“ – Versionsunterschied

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[[Datei:Flavan-3-ol.svg|mini|Flavan-3-ol]]'''Catechine''' (Flavan-3-ole, Flavanole) sind [[Polyphenol|polyphenolische]] [[Metabolit|Pflanzenmetaboliten]] aus der Gruppe der [[Flavonoide]] und zählen daher allgemeinhin zu den [[Sekundäre Pflanzenstoffe|sekundären Pflanzenstoffen]]. Sie leiten sich vom Flavan-3-ol ab. Besondere Bedeutung haben sie aufgrund eines hohen [[Antioxidans|antioxidativen Potentials]].
[[Bild:Catechin.svg|thumb|200px|Catechin]]
'''Catechin''' (Flavan-3-ol) stellt den Grundbaustein der Catechin[[gerbstoffe]] dar. Diese entstehen durch [[Kondensationsreaktion|Kondensation]] von Catechineinheiten zu [[Oligomer]]en.
Bis zu diesem Kondensationsgrad weisen die Catechingerbstoffe eine Löslichkeit in reinem [[Ethanol]] auf, was besonders für die Arzneimittelherstellung wichtig ist.
Andere Bezeichnungen für Catechingerbstoffe sind auch "nichthydrolisierbare Gerbstoffe", kondensierte Gerbstoffe", oder "kondensierte Antrocyanidine".


== Vertreter ==
Chemische Farbreaktionen:
Catechine sind als hydrierte [[Flavone]] oder [[Anthocyanidine]] und als Derivate des [[Chroman]]s aufzufassen. Die am häufigsten vorkommenden vier Substanzen der Gruppe lassen sich jeweils in zwei Isomerenpaare aufteilen: (+)-Catechin und (−)-[[Epicatechin]] mit der Summenformel C<sub>15</sub>H<sub>14</sub>O<sub>6</sub> und der [[Molare Masse|molaren Masse]] 290&nbsp;g/mol sowie (+)-[[Gallocatechin]] und (−)-Epigallocatechin mit der Summenformel C<sub>15</sub>H<sub>14</sub>O<sub>7</sub> und der molaren Masse 306&nbsp;g/mol finden sich relativ häufig in verschiedenen Pflanzenspezies.<ref name="Römpp" /> Daneben kommen (−)-[[Robinetinidol]], (+)-[[Fisetinidol]], (−)-Fisetinidol, (+)-[[Afzelechin]], (+)-[[Epiafzelechin]] und (−)-Epiafzelechin, meist auf wenige Pflanzenarten begrenzt, vor.<ref>{{Internetquelle |url=https://www.spektrum.de/lexikon/biochemie/catechine/1063 |titel=Catechine |werk=Lexikon der Biochemie |hrsg=Spektrum der Wissenschaft Verlagsgesellschaft |abruf=2024-07-13 }}</ref> Die einzelnen Verbindungen unterscheiden sich durch Zahl und Stellung ihrer Hydroxygruppen.
# Reaktion von Catechinen mit [[Vanillin]] und HCl. Bei dieser sog. Chromotropsäurereaktion entsteht eine charakteristische Rotfärbung durch die Kondensation von Catechin mit Vanillin.
# Nachweis auf Phenole mit Eisenchlorid und entstehung einer Grünfärbung.
# Nachweis mit Wolframphosphorsäure auf [[Phenol]]e: Diese reduzieren Wolframphoshorsäure zu blauem Wolframoxid welches im UV nachgewiesen werden kann.
# Erhitzen mit Mineralsäuren und daraus entstehende Rotfärbung.


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Gehaltsbestimmung:
Catechin structure.svg|(+)-Catechin
Mit der Wolframphosphorsäure- Hautpulver Methode oder gravimetrisch.
(–)-Epicatechin.svg|(−)-Epicatechin
(+)-Gallocatechin.svg|(+)-Gallocatechin
Epigallocatechin.svg|(−)-Epigallocatechin
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{{Überarbeiten}}
|-
| class="hintergrundfarbe6" colspan="5" | '''Isomere des 2-(3,4-Dihydroxyphenyl)-3,4-dihydro-1-(2''H'')-benzopyran-3,5,7-triols'''
|-
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| (+)-Catechin || (−)-Catechin || (−)-Epicatechin || (+)-Epicatechin
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== Vorkommen, Eigenschaften und Bedeutung ==
[[Kategorie:Chemie]]
[[Datei:Acacia cartechu TSV 1246.JPG|mini|Gerber-Akazie (''Acacia catechu'')]]
Catechine kommen als Zwischenstufen der Biosynthese anderer sekundärer Pflanzenstoffe ([[Flavonoide]]) in vielen pflanzlichen Geweben zusammen mit weiteren Polyphenolen (meist [[Epigallocatechin]]) vor. Sie bilden die monomeren Bausteine der kondensierten [[Proanthocyanidine]], einer Reihe natürlicher Gerbstoffe, z.&nbsp;B. im [[Schwarztee|schwarzen Tee]] oder [[Kakao]], wo sie auch zur Geschmacksbildung beitragen.<ref name="Römpp">{{RömppOnline|ID=RD-03-00674|Name=Catechine|Abruf=2011-10-04}}</ref> Bis zu diesem Kondensationsgrad weisen die Catechingerbstoffe eine Löslichkeit in reinem [[Ethanol]] auf, was besonders für die Arzneimittelherstellung wichtig ist. Die '''Catechingerbstoffe '''gehören zu den ''nichthydrolysierbaren Gerbstoffen''.
Andere Bezeichnungen für Catechingerbstoffe sind „kondensierte Gerbstoffe“ oder „kondensierte Anthocyanidine“. Das [[Brenzcatechin]] (1,2-Dihydroxybenzol) gehört nicht in diese Stoffgruppe, ist jedoch struktureller Bestandteil der Catechine.


Man findet Catechine darüber hinaus in vielen anderen Teesorten, darunter [[Weißer Tee|Weißtee]], [[Grüner Tee|Grüntee]] ([[Epigallocatechingallat]], ein [[Carbonsäureester|Ester]] der [[Gallussäure]] mit [[Epigallocatechin]]) und [[Oolong]]. Hier sind die Gehalte sogar relativ höher, da die Polyphenoloxidase des schwarzen Tees eine gewisse Menge der Catechine zu [[Theaflavine]]n [[Fermentation|fermentiert]]. Catechine kommen auch in Gemüse und Wein sowie im Holz der namensgebenden [[Gerber-Akazie]] ''Acacia catechu''<ref>Wissenschaft-Online-Lexika: ''[http://www.wissenschaft-online.de/abo/lexikon/arznei/96 Eintrag zu „Acacia-Arten“ im Lexikon der Arzneipflanzen und Drogen,]'' abgerufen am 4. Oktober 2011.</ref> vor. Auch sehr viele Obstsorten – wie Äpfel, Aprikosen, Birnen, Brombeeren, Erdbeeren, Himbeeren, schwarze Johannisbeeren, Pfirsiche, Pflaumen, Quitten, Sauerkirschen, Stachelbeeren, Süßkirschen und Weintrauben – enthalten Catechine.<ref name="Römpp" />
[[en:Catechin]]

[[ja:&#12459;&#12486;&#12461;&#12531;]]
== Nachweisreaktionen ==
[[zh:&#20799;&#33590;&#32032;]]
;Qualitativ
* Reaktion von Catechinen mit [[Vanillin]] und [[Salzsäure|HCl]]. Bei dieser Reaktion entsteht eine charakteristische Rotfärbung durch die Kondensation von Catechin mit Vanillin.
* Nachweis auf [[Phenole]] mit Eisen(III)-chlorid: Es kommt zu einer Grünfärbung. Diese Färbung weist auf die [[Brenzcatechin]]-Struktur hin, denn Brenzcatechin ergibt mit Eisen(III)-Ionen selbst eine Grünfärbung.
* Nachweis mit [[Wolframatophosphorsäure]] auf Phenole: Diese reduzieren Wolframatophosphorsäure zu [[Wolframblau|blauem Wolframoxid]], das leicht an seiner intensiven Färbung erkannt werden kann.
* Erhitzen mit Mineralsäuren und daraus entstehende Rotfärbung.
;Quantitativ
* Die Gehaltsbestimmung kann mit der Wolframphosphorsäure-[[Hautpulver-Methode]] oder gravimetrisch erfolgen.

== Physiologische Wirkung beim Menschen ==
Catechin-haltige Pflanzen, zum Beispiel die [[Gerber-Akazie]] wurden ursprünglich wegen ihrer [[Adstringenz|adstringierenden]] Wirkung verwendet<ref>{{Literatur |Autor=Johann Schroeder |Hrsg=Johannis Gerlini |Titel=Pharmacopoeia medico-chymica: sive thesaurus pharmacologeus |Ort=Ulmae Suevorum |Datum=1655 |ISBN=}}</ref>. Heute gibt es Hinweise, dass catechin-haltige Pflanzen und Pflanzenextrakte, wie zum Beispiel [[Kakao]] oder [[grüner Tee]], durch [[Vasodilatation]] die Durchblutung fördern können.<ref>{{Literatur |Autor=Lee Hooper, Colin Kay, Asmaa Abdelhamid, Paul A. Kroon, Jeffrey S. Cohn |Titel=Effects of chocolate, cocoa, and flavan-3-ols on cardiovascular health: a systematic review and meta-analysis of randomized trials |Sammelwerk=The American Journal of Clinical Nutrition |Band=95 |Nummer=3 |Datum=2012-03-01 |Seiten=740–751 |Online=http://ajcn.nutrition.org/content/95/3/740 |Abruf=2017-09-12 |DOI=10.3945/ajcn.111.023457 |PMID=22301923}}</ref><ref>{{Literatur |Autor=Sabine Ellinger, Andreas Reusch, Peter Stehle, Hans-Peter Helfrich |Titel=Epicatechin ingested via cocoa products reduces blood pressure in humans: a nonlinear regression model with a Bayesian approach |Sammelwerk=The American Journal of Clinical Nutrition |Band=95 |Nummer=6 |Datum=2012-06-01 |Seiten=1365–1377 |Online=http://ajcn.nutrition.org/content/95/6/1365 |Abruf=2017-09-12 |DOI=10.3945/ajcn.111.029330 |PMID=22552030}}</ref> Diese Aussagen beruhen jedoch hauptsächlich auf kurzen Interventionsstudien und es gibt derzeit (2017) keine Daten zur Langzeitwirkung.
[[Datei:Inter-species differences in (-)-epicatechin metabolism.pdf|mini|Unterschiede im Metabolismus von (−)-Epicatechin zwischen Menschen, Mäusen und Ratten.<ref>{{Literatur |Autor=Gina Borges, Justin J.J. van der Hooft, Alan Crozier |Titel=A comprehensive evaluation of the [2-14C](−)-epicatechin metabolome in rats |Sammelwerk=Free Radical Biology and Medicine |Band=99 |Datum= |Seiten=128–138 |Online=http://linkinghub.elsevier.com/retrieve/pii/S0891584916303756 |Abruf=2017-09-12 |DOI=10.1016/j.freeradbiomed.2016.08.001}}</ref><ref>{{Literatur |Autor=Javier I. Ottaviani, Gina Borges, Tony Y. Momma, Jeremy P. E. Spencer, Carl L. Keen |Titel=The metabolome of [2-14C](−)-epicatechin in humans: implications for the assessment of efficacy, safety and mechanisms of action of polyphenolic bioactives |Sammelwerk=Scientific Reports |Band=6 |Nummer=1 |Datum=2016-07-01 |Online=http://www.nature.com/articles/srep29034 |Abruf=2017-09-12 |DOI=10.1038/srep29034}}</ref> ]]
Catechine werden bereits bei der Aufnahme im [[Jejunum]],<ref>{{Literatur |Autor=Lucas Actis-Goretta, Antoine Lévèques, Maarit Rein, Alexander Teml, Christian Schäfer |Titel=Intestinal absorption, metabolism, and excretion of (−)-epicatechin in healthy humans assessed by using an intestinal perfusion technique |Sammelwerk=The American Journal of Clinical Nutrition |Band=98 |Nummer=4 |Datum=2013-10-01 |Seiten=924–933 |Online=http://ajcn.nutrition.org/content/98/4/924 |Abruf=2017-09-12 |DOI=10.3945/ajcn.113.065789 |PMID=23864538}}</ref> und ebenso in der Leber [[Biotransformation|metabolisiert]], hauptsächlich durch Glucuronidierung, Sulphatierung und Methylierung.<ref>{{Literatur |Autor=Javier I. Ottaviani, Tony Y. Momma, Gunter K. Kuhnle, Carl L. Keen, Hagen Schroeter |Titel=Structurally related (−)-epicatechin metabolites in humans: Assessment using de novo chemically synthesized authentic standards |Sammelwerk=Free Radical Biology and Medicine |Band=52 |Nummer=8 |Datum= |Seiten=1403–1412 |Online=http://linkinghub.elsevier.com/retrieve/pii/S0891584911012548 |Abruf=2017-09-12 |DOI=10.1016/j.freeradbiomed.2011.12.010}}</ref> Weiterhin werden Catechine durch die Darmflora [[Biotransformation|metabolisiert]], wobei eines der spezifischen Hauptprodukte<ref>{{Literatur |Autor=N. P. Das |Titel=Studies on flavonoid metabolism. Absorption and metabolism of (+)-catechin in man |Sammelwerk=Biochemical Pharmacology |Band=20 |Nummer=12 |Datum=1971-12 |ISBN= |Seiten=3435–3445 |PMID=5132890}}</ref> 5-(3′,4′-Dihydroxyphenyl)-γ-valerolacton ist. 5-(3′,4′-Dihydroxyphenyl)-γ-valerolacton wird ebenfalls in der Leber [[Biotransformation|metabolisiert]]. Beim Metabolismus gibt es große speziesspezifische Unterschiede zwischen Mensch, [[Mäuse|Maus]] und [[Ratten|Ratte]].<ref>{{Literatur |Autor=Javier I. Ottaviani, Gina Borges, Tony Y. Momma, Jeremy P. E. Spencer, Carl L. Keen |Titel=The metabolome of [2-14C](−)-epicatechin in humans: implications for the assessment of efficacy, safety and mechanisms of action of polyphenolic bioactives |Sammelwerk=Scientific Reports |Band=6 |Nummer=1 |Datum=2016-07-01 |Online=http://www.nature.com/articles/srep29034 |Abruf=2017-09-12 |DOI=10.1038/srep29034}}</ref>

== Einzelnachweise ==
<references />

[[Kategorie:Stoffgruppe]]
[[Kategorie:Natürliches Polyphenol| Catechine]]
[[Kategorie:Sekundärer Pflanzenstoff| Catechine]]
[[Kategorie:Dihydrobenzopyran| Catechine]]
[[Kategorie:Polyhydroxybenzol| Catechinere]]
[[Kategorie:Alkohol| Catechine]]

Aktuelle Version vom 29. März 2025, 11:58 Uhr

Flavan-3-ol

Catechine (Flavan-3-ole, Flavanole) sind polyphenolische Pflanzenmetaboliten aus der Gruppe der Flavonoide und zählen daher allgemeinhin zu den sekundären Pflanzenstoffen. Sie leiten sich vom Flavan-3-ol ab. Besondere Bedeutung haben sie aufgrund eines hohen antioxidativen Potentials.

Catechine sind als hydrierte Flavone oder Anthocyanidine und als Derivate des Chromans aufzufassen. Die am häufigsten vorkommenden vier Substanzen der Gruppe lassen sich jeweils in zwei Isomerenpaare aufteilen: (+)-Catechin und (−)-Epicatechin mit der Summenformel C15H14O6 und der molaren Masse 290 g/mol sowie (+)-Gallocatechin und (−)-Epigallocatechin mit der Summenformel C15H14O7 und der molaren Masse 306 g/mol finden sich relativ häufig in verschiedenen Pflanzenspezies.[1] Daneben kommen (−)-Robinetinidol, (+)-Fisetinidol, (−)-Fisetinidol, (+)-Afzelechin, (+)-Epiafzelechin und (−)-Epiafzelechin, meist auf wenige Pflanzenarten begrenzt, vor.[2] Die einzelnen Verbindungen unterscheiden sich durch Zahl und Stellung ihrer Hydroxygruppen.

Isomere des 2-(3,4-Dihydroxyphenyl)-3,4-dihydro-1-(2H)-benzopyran-3,5,7-triols
Name (+)-Catechin (−)-Catechin (−)-Epicatechin (+)-Epicatechin
Konfiguration 2R,3S 2S,3R 2R,3R 2S,3S
trans cis
Andere Namen Cianidanol (INN) l-Acacatechin
Strukturformel
CAS-Nummer 490-46-0 35323-91-2
PubChem 9064 73160 72276 182232
Summenformel C15H14O6
Molare Masse 290,27 g·mol−1
Aggregatzustand fest
Schmelzpunkt 240 °C (Zersetzung)[3]
GHS-
Kennzeichnung
Achtung[4]
keine GHS-Piktogramme
[5]
Achtung[3]
H- und P-Sätze 315​‐​319 keine H-Sätze 315​‐​319​‐​335
keine EUH-Sätze keine EUH-Sätze keine EUH-Sätze
264​‐​280​‐​302+352​‐​332​‐​313
362​‐​364​‐​305+351+338​‐​337+313
keine P-Sätze 261​‐​305+351+338

Vorkommen, Eigenschaften und Bedeutung

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Gerber-Akazie (Acacia catechu)

Catechine kommen als Zwischenstufen der Biosynthese anderer sekundärer Pflanzenstoffe (Flavonoide) in vielen pflanzlichen Geweben zusammen mit weiteren Polyphenolen (meist Epigallocatechin) vor. Sie bilden die monomeren Bausteine der kondensierten Proanthocyanidine, einer Reihe natürlicher Gerbstoffe, z. B. im schwarzen Tee oder Kakao, wo sie auch zur Geschmacksbildung beitragen.[1] Bis zu diesem Kondensationsgrad weisen die Catechingerbstoffe eine Löslichkeit in reinem Ethanol auf, was besonders für die Arzneimittelherstellung wichtig ist. Die Catechingerbstoffe gehören zu den nichthydrolysierbaren Gerbstoffen. Andere Bezeichnungen für Catechingerbstoffe sind „kondensierte Gerbstoffe“ oder „kondensierte Anthocyanidine“. Das Brenzcatechin (1,2-Dihydroxybenzol) gehört nicht in diese Stoffgruppe, ist jedoch struktureller Bestandteil der Catechine.

Man findet Catechine darüber hinaus in vielen anderen Teesorten, darunter Weißtee, Grüntee (Epigallocatechingallat, ein Ester der Gallussäure mit Epigallocatechin) und Oolong. Hier sind die Gehalte sogar relativ höher, da die Polyphenoloxidase des schwarzen Tees eine gewisse Menge der Catechine zu Theaflavinen fermentiert. Catechine kommen auch in Gemüse und Wein sowie im Holz der namensgebenden Gerber-Akazie Acacia catechu[6] vor. Auch sehr viele Obstsorten – wie Äpfel, Aprikosen, Birnen, Brombeeren, Erdbeeren, Himbeeren, schwarze Johannisbeeren, Pfirsiche, Pflaumen, Quitten, Sauerkirschen, Stachelbeeren, Süßkirschen und Weintrauben – enthalten Catechine.[1]

Nachweisreaktionen

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Qualitativ
  • Reaktion von Catechinen mit Vanillin und HCl. Bei dieser Reaktion entsteht eine charakteristische Rotfärbung durch die Kondensation von Catechin mit Vanillin.
  • Nachweis auf Phenole mit Eisen(III)-chlorid: Es kommt zu einer Grünfärbung. Diese Färbung weist auf die Brenzcatechin-Struktur hin, denn Brenzcatechin ergibt mit Eisen(III)-Ionen selbst eine Grünfärbung.
  • Nachweis mit Wolframatophosphorsäure auf Phenole: Diese reduzieren Wolframatophosphorsäure zu blauem Wolframoxid, das leicht an seiner intensiven Färbung erkannt werden kann.
  • Erhitzen mit Mineralsäuren und daraus entstehende Rotfärbung.
Quantitativ
  • Die Gehaltsbestimmung kann mit der Wolframphosphorsäure-Hautpulver-Methode oder gravimetrisch erfolgen.

Physiologische Wirkung beim Menschen

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Catechin-haltige Pflanzen, zum Beispiel die Gerber-Akazie wurden ursprünglich wegen ihrer adstringierenden Wirkung verwendet[7]. Heute gibt es Hinweise, dass catechin-haltige Pflanzen und Pflanzenextrakte, wie zum Beispiel Kakao oder grüner Tee, durch Vasodilatation die Durchblutung fördern können.[8][9] Diese Aussagen beruhen jedoch hauptsächlich auf kurzen Interventionsstudien und es gibt derzeit (2017) keine Daten zur Langzeitwirkung.

Unterschiede im Metabolismus von (−)-Epicatechin zwischen Menschen, Mäusen und Ratten.[10][11]

Catechine werden bereits bei der Aufnahme im Jejunum,[12] und ebenso in der Leber metabolisiert, hauptsächlich durch Glucuronidierung, Sulphatierung und Methylierung.[13] Weiterhin werden Catechine durch die Darmflora metabolisiert, wobei eines der spezifischen Hauptprodukte[14] 5-(3′,4′-Dihydroxyphenyl)-γ-valerolacton ist. 5-(3′,4′-Dihydroxyphenyl)-γ-valerolacton wird ebenfalls in der Leber metabolisiert. Beim Metabolismus gibt es große speziesspezifische Unterschiede zwischen Mensch, Maus und Ratte.[15]

Einzelnachweise

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  1. a b c Eintrag zu Catechine. In: Römpp Online. Georg Thieme Verlag, abgerufen am 4. Oktober 2011.
  2. Catechine. In: Lexikon der Biochemie. Spektrum der Wissenschaft Verlagsgesellschaft, abgerufen am 13. Juli 2024.
  3. a b Datenblatt (−)-Epicatechin, ≥98% (HPLC), from green tea bei Sigma-Aldrich, abgerufen am 27. Juli 2017 (PDF).
  4. Eintrag zu (+)-Catechin Hydrate bei TCI Europe, abgerufen am 27. Juli 2017.
  5. Datenblatt (−)-Catechin, ≥97% (HPLC), from green tea bei Sigma-Aldrich, abgerufen am 27. Juli 2017 (PDF).
  6. Wissenschaft-Online-Lexika: Eintrag zu „Acacia-Arten“ im Lexikon der Arzneipflanzen und Drogen, abgerufen am 4. Oktober 2011.
  7. Johann Schroeder: Pharmacopoeia medico-chymica: sive thesaurus pharmacologeus. Hrsg.: Johannis Gerlini. Ulmae Suevorum 1655.
  8. Lee Hooper, Colin Kay, Asmaa Abdelhamid, Paul A. Kroon, Jeffrey S. Cohn: Effects of chocolate, cocoa, and flavan-3-ols on cardiovascular health: a systematic review and meta-analysis of randomized trials. In: The American Journal of Clinical Nutrition. Band 95, Nr. 3, 1. März 2012, S. 740–751, doi:10.3945/ajcn.111.023457, PMID 22301923 (nutrition.org [abgerufen am 12. September 2017]).
  9. Sabine Ellinger, Andreas Reusch, Peter Stehle, Hans-Peter Helfrich: Epicatechin ingested via cocoa products reduces blood pressure in humans: a nonlinear regression model with a Bayesian approach. In: The American Journal of Clinical Nutrition. Band 95, Nr. 6, 1. Juni 2012, S. 1365–1377, doi:10.3945/ajcn.111.029330, PMID 22552030 (nutrition.org [abgerufen am 12. September 2017]).
  10. Gina Borges, Justin J.J. van der Hooft, Alan Crozier: A comprehensive evaluation of the [2-14C](−)-epicatechin metabolome in rats. In: Free Radical Biology and Medicine. Band 99, S. 128–138, doi:10.1016/j.freeradbiomed.2016.08.001 (elsevier.com [abgerufen am 12. September 2017]).
  11. Javier I. Ottaviani, Gina Borges, Tony Y. Momma, Jeremy P. E. Spencer, Carl L. Keen: The metabolome of [2-14C](−)-epicatechin in humans: implications for the assessment of efficacy, safety and mechanisms of action of polyphenolic bioactives. In: Scientific Reports. Band 6, Nr. 1, 1. Juli 2016, doi:10.1038/srep29034 (nature.com [abgerufen am 12. September 2017]).
  12. Lucas Actis-Goretta, Antoine Lévèques, Maarit Rein, Alexander Teml, Christian Schäfer: Intestinal absorption, metabolism, and excretion of (−)-epicatechin in healthy humans assessed by using an intestinal perfusion technique. In: The American Journal of Clinical Nutrition. Band 98, Nr. 4, 1. Oktober 2013, S. 924–933, doi:10.3945/ajcn.113.065789, PMID 23864538 (nutrition.org [abgerufen am 12. September 2017]).
  13. Javier I. Ottaviani, Tony Y. Momma, Gunter K. Kuhnle, Carl L. Keen, Hagen Schroeter: Structurally related (−)-epicatechin metabolites in humans: Assessment using de novo chemically synthesized authentic standards. In: Free Radical Biology and Medicine. Band 52, Nr. 8, S. 1403–1412, doi:10.1016/j.freeradbiomed.2011.12.010 (elsevier.com [abgerufen am 12. September 2017]).
  14. N. P. Das: Studies on flavonoid metabolism. Absorption and metabolism of (+)-catechin in man. In: Biochemical Pharmacology. Band 20, Nr. 12, Dezember 1971, S. 3435–3445, PMID 5132890.
  15. Javier I. Ottaviani, Gina Borges, Tony Y. Momma, Jeremy P. E. Spencer, Carl L. Keen: The metabolome of [2-14C](−)-epicatechin in humans: implications for the assessment of efficacy, safety and mechanisms of action of polyphenolic bioactives. In: Scientific Reports. Band 6, Nr. 1, 1. Juli 2016, doi:10.1038/srep29034 (nature.com [abgerufen am 12. September 2017]).