„Eunus“ – Versionsunterschied
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'''Eunus'''; syrischer Sklave auf Sizilien, der zum bedeutendsten Anführer des ersten sizilischen Sklavenaufstandes wurde (138-132 v. Chr.). Er errichtete einen Sklavenstaat und gab sich den Königsnamen "Antiochos". Sein Heer wurde von dem römischen Konsul Publius Rupilius vernichtend geschlagen. Eunus kam als Gefangener nach Rom, wo er kurz darauf starb. |
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'''Eunus''' ({{grcS|Εὔνους|Eunous}}; † [[132 v. Chr.]]) war ein syrischer [[Sklaverei im Römischen Reich|Sklave]] auf [[Sizilien]], der zum bedeutendsten Anführer des [[Sklavenaufstände im Römischen Reich#Erster Sklavenkrieg|ersten sizilischen Sklavenaufstandes]] (136–132 v. Chr.) wurde. |
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Eine wichtige Quelle stellt das Geschichtswerk des [[Poseidonios]] dar, der wie Eunus aus [[Apameia am Orontes|Apameia]] in [[Syrien]] stammte und diesem deshalb besondere Aufmerksamkeit widmete. Zwar ist es nicht direkt erhalten, aber [[Diodor]] und andere Autoren wie [[Athenaios]] zogen es für ihre Berichte heran.<ref>Diodor [https://www.attalus.org/translate/diodorus34.html#2 34,2]; Athenaios 12,542 B.</ref> Auch [[Titus Livius|Livius]] berichtete über Eunus, die entsprechenden Passagen sind aber nur sehr unvollständig erhalten, unter anderem durch eine Livius-[[Epitome (Auszug)|Epitome]] auf einem [[Oxyrhynchus-Papyri|Papyrus aus Oxyrhynchos]] oder über Zitate bei [[Florus]].<ref>Florus 2, 7.</ref> |
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Eunus stammte aus Apameia in Syrien. Er war Sklave eines gewissen Antigenes in [[Enna|Henna]]; bereits als Sklave verschaffte er sich durch [[Prophezeiung|Weissagungen]] und [[Gaukler]]tätigkeiten (insbesondere das [[Feuerspucken]]) eine Gefolgschaft unter den Sklaven sowie Einfluss bei seinem Besitzer, an dessen Tisch er als humorvolle Belustigung auftrat.<ref>Diodor 34,2,5–8; 34,2,11; Florus 2,7,4f.</ref> Als die Sklaven des brutalen Sklavenbesitzers [[Damophilos von Enna|Damophilos aus Henna]] ihn befragten, ob ein Aufstand erfolgreich wäre, weissagte er ihnen einen günstigen Ausgang und stellte sich selbst an ihre Spitze.<ref>Diodor 34,2,10; 34,2,24.</ref> Vierhundert Sklaven verschworen sich, überfielen unter seiner Führung mitten in der Nacht Henna, bemächtigten sich der Stadt und nahmen grausame Rache an ihren Peinigern; sowohl Damophilos als auch Antigenes wurden getötet.<ref>Diodor 34,2,11–16; 34,2,24 b.</ref> Sie wählten, durch zahlreiche Genossen verstärkt, Eunus zu ihrem Oberhaupt, angeblich vor allem wegen seiner Fähigkeiten als Weissager und [[Zauberer|Magier]], zu dem die Götter, insbesondere die von ihm verehrte syrische Göttin [[Atargatis (Gottheit)|Atargatis]] (''[[Dea Syria]]''), direkt sprachen.<ref>Diodor 34,2,5 und 7; 34,2,14 E.</ref> |
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Eunus errichtete in der auf einem Felsen gelegenen und nahezu uneinnehmbaren Festungsstadt Henna ein Staatswesen, das sich am Vorbild der [[Seleukidenreich|seleukidischen Könige]] orientierte und in dem ehemalige Sklaven die Führung bildeten. Er erhielt Verstärkung von weiteren sizilischen Sklaven und [[Proletariat|Proletariern]] sowie den 5000 Hirtensklaven, die sich im Westen bei [[Agrigent]] unter der Führung des Kilikiers [[Kleon (Sizilien)|Kleon]] vereinigt hatten. Nach Diodor soll die Zahl seiner Anhänger auf 6000, dann auf über 10000 und 20000, schließlich auf 200.000 gestiegen sein;<ref>Diodor 34,2,16–18.</ref> nach Livius stieg sie bis auf 70000.<ref>Dies als die Gesamtstärke [[Orosius]] 5,6,4, ungenau als die Stärke des Heeres Kleons Livius, epitome LVI.</ref> Eunus selbst gab sich den (ebenfalls seleukidischen) Königsnamen „Antiochos“, trug ein [[Diadem]] und andere königliche [[Insigne|Insignien]] und ließ sogar Münzen mit seinem Namen und Titel prägen. |
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Es ging Eunus und seinen Anhängern nicht um die Abschaffung der Sklaverei überhaupt und überall. Vielmehr suchten die Teilnehmer des Aufstands sich aus ihrer bedrückenden Situation zu befreien und sich für die üble Behandlung durch die Sklavenhalter zu rächen. Er konnte sich vier Jahre halten, wobei er Streitkräfte unter einigen römischen [[Praetur|Prätoren]] zurückschlug.<ref>Diodor 34,2,18.</ref> Auch die Angriffe der Konsuln [[Gaius Fulvius Flaccus (Konsul 134 v. Chr.)|Gaius Fulvius Flaccus]] (134 v. Chr.) und [[Lucius Calpurnius Piso Frugi]] (133 v. Chr.) konnten den Aufstand nicht entscheidend zurückdrängen, auch wenn Piso die Einnahme [[Murgentium]]s gelang. Schließlich wurden die Aufständischen 132 v. Chr. von dem römischen [[Konsulat (Römisches Reich)|Konsul]] [[Publius Rupilius]] angegriffen, der zunächst [[Taormina|Tauromenion]] belagerte und einnahm und dann auch Henna so lange belagerte, bis er es durch Verrat einnehmen konnte.<ref>Diodor 34,2,21; Livius, epitome LVI; LIX; Orosius 5,9,6f.</ref> Eunus wurde gefangen genommen und starb kurz darauf an einer Krankheit, [[Plutarch]] zufolge in Rom,<ref>Plutarch, ''Sulla'' 36,6.</ref> nach Diodor in [[Morgantina]].<ref>Diodor, Auszüge des [[Photios I.|Photios]] 34.</ref> |
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== Literatur == |
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* [[David Engels]]: ''Ein syrisches Sizilien? Seleukidische Aspekte des Ersten Sizilischen Sklavenkriegs und der Herrschaft des Eunus-Antiochos''. In: ''Polifemo.'' Band 11, 2011, S. 233–251. |
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* Peter Morton: ''Eunus: The Cowardly King.'' In: ''[[The Classical Quarterly]].'' Band 63, Nr. 1, 2013, S. 237–252 ([[doi:10.1017/S0009838812000778]]). |
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* Peter Morton: ''The Geography of Rebellion: Strategy and Supply in the Two ‘Sicilian Slave Wars’.'' In: ''Bulletin of the Institute of Classical Studies.'' Band 57, Nr. 1, 2014, S. 20–38 ([[doi:10.1111/j.2041-5370.2014.00063.x]]). |
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* {{RE|VI,1|1143|1145|Eunus 1|[[Friedrich Münzer]]|RE:Eunus 1}} |
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* Wolfgang Zeev Rubensohn: ''Die großen Sklavenaufstände in der Antike''. Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 1993, ISBN 3-534-08807-7. |
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* Iris Samotta: ''Eunus.'' In: [[Heinz Heinen]] (Hrsg.): ''Handwörterbuch der antiken Sklaverei.'' Franz Steiner, Stuttgart 2017. |
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* {{DNP|4|258|259|Eunus|[[Meret Strothmann]]}} |
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== Weblinks == |
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* {{LiviusNeu|person|eunus|||Eunus|}} |
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* [https://www.attalus.org/translate/diodorus34.html#2 englische Übersetzung] von Livius 34,2 |
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* [[Mike Dash]]: ''[https://mikedashhistory.com/2016/07/16/king-magician-general-slave-eunus-and-the-first-servile-war-against-rome/ King, magician, general … slave: Eunus and the First Servile War against Rome]''. Beitrag vom 16. Juli 2016 auf ''A Blast From the Past'' (englisch) |
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== Anmerkungen == |
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|STERBEDATUM=132 v. Chr. |
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Aktuelle Version vom 6. Februar 2025, 17:11 Uhr

Eunus (altgriechisch Εὔνους Eunous; † 132 v. Chr.) war ein syrischer Sklave auf Sizilien, der zum bedeutendsten Anführer des ersten sizilischen Sklavenaufstandes (136–132 v. Chr.) wurde.
Eine wichtige Quelle stellt das Geschichtswerk des Poseidonios dar, der wie Eunus aus Apameia in Syrien stammte und diesem deshalb besondere Aufmerksamkeit widmete. Zwar ist es nicht direkt erhalten, aber Diodor und andere Autoren wie Athenaios zogen es für ihre Berichte heran.[1] Auch Livius berichtete über Eunus, die entsprechenden Passagen sind aber nur sehr unvollständig erhalten, unter anderem durch eine Livius-Epitome auf einem Papyrus aus Oxyrhynchos oder über Zitate bei Florus.[2]
Eunus stammte aus Apameia in Syrien. Er war Sklave eines gewissen Antigenes in Henna; bereits als Sklave verschaffte er sich durch Weissagungen und Gauklertätigkeiten (insbesondere das Feuerspucken) eine Gefolgschaft unter den Sklaven sowie Einfluss bei seinem Besitzer, an dessen Tisch er als humorvolle Belustigung auftrat.[3] Als die Sklaven des brutalen Sklavenbesitzers Damophilos aus Henna ihn befragten, ob ein Aufstand erfolgreich wäre, weissagte er ihnen einen günstigen Ausgang und stellte sich selbst an ihre Spitze.[4] Vierhundert Sklaven verschworen sich, überfielen unter seiner Führung mitten in der Nacht Henna, bemächtigten sich der Stadt und nahmen grausame Rache an ihren Peinigern; sowohl Damophilos als auch Antigenes wurden getötet.[5] Sie wählten, durch zahlreiche Genossen verstärkt, Eunus zu ihrem Oberhaupt, angeblich vor allem wegen seiner Fähigkeiten als Weissager und Magier, zu dem die Götter, insbesondere die von ihm verehrte syrische Göttin Atargatis (Dea Syria), direkt sprachen.[6]

Eunus errichtete in der auf einem Felsen gelegenen und nahezu uneinnehmbaren Festungsstadt Henna ein Staatswesen, das sich am Vorbild der seleukidischen Könige orientierte und in dem ehemalige Sklaven die Führung bildeten. Er erhielt Verstärkung von weiteren sizilischen Sklaven und Proletariern sowie den 5000 Hirtensklaven, die sich im Westen bei Agrigent unter der Führung des Kilikiers Kleon vereinigt hatten. Nach Diodor soll die Zahl seiner Anhänger auf 6000, dann auf über 10000 und 20000, schließlich auf 200.000 gestiegen sein;[7] nach Livius stieg sie bis auf 70000.[8] Eunus selbst gab sich den (ebenfalls seleukidischen) Königsnamen „Antiochos“, trug ein Diadem und andere königliche Insignien und ließ sogar Münzen mit seinem Namen und Titel prägen.
Es ging Eunus und seinen Anhängern nicht um die Abschaffung der Sklaverei überhaupt und überall. Vielmehr suchten die Teilnehmer des Aufstands sich aus ihrer bedrückenden Situation zu befreien und sich für die üble Behandlung durch die Sklavenhalter zu rächen. Er konnte sich vier Jahre halten, wobei er Streitkräfte unter einigen römischen Prätoren zurückschlug.[9] Auch die Angriffe der Konsuln Gaius Fulvius Flaccus (134 v. Chr.) und Lucius Calpurnius Piso Frugi (133 v. Chr.) konnten den Aufstand nicht entscheidend zurückdrängen, auch wenn Piso die Einnahme Murgentiums gelang. Schließlich wurden die Aufständischen 132 v. Chr. von dem römischen Konsul Publius Rupilius angegriffen, der zunächst Tauromenion belagerte und einnahm und dann auch Henna so lange belagerte, bis er es durch Verrat einnehmen konnte.[10] Eunus wurde gefangen genommen und starb kurz darauf an einer Krankheit, Plutarch zufolge in Rom,[11] nach Diodor in Morgantina.[12]
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- David Engels: Ein syrisches Sizilien? Seleukidische Aspekte des Ersten Sizilischen Sklavenkriegs und der Herrschaft des Eunus-Antiochos. In: Polifemo. Band 11, 2011, S. 233–251.
- Peter Morton: Eunus: The Cowardly King. In: The Classical Quarterly. Band 63, Nr. 1, 2013, S. 237–252 (doi:10.1017/S0009838812000778).
- Peter Morton: The Geography of Rebellion: Strategy and Supply in the Two ‘Sicilian Slave Wars’. In: Bulletin of the Institute of Classical Studies. Band 57, Nr. 1, 2014, S. 20–38 (doi:10.1111/j.2041-5370.2014.00063.x).
- Friedrich Münzer: Eunus 1. In: Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft (RE). Band VI,1, Stuttgart 1907, Sp. 1143–1145.
- Wolfgang Zeev Rubensohn: Die großen Sklavenaufstände in der Antike. Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 1993, ISBN 3-534-08807-7.
- Iris Samotta: Eunus. In: Heinz Heinen (Hrsg.): Handwörterbuch der antiken Sklaverei. Franz Steiner, Stuttgart 2017.
- Meret Strothmann: Eunus. In: Der Neue Pauly (DNP). Band 4, Metzler, Stuttgart 1998, ISBN 3-476-01474-6, Sp. 258–259.
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Jona Lendering: Eunus. In: Livius.org (englisch)
- englische Übersetzung von Livius 34,2
- Mike Dash: King, magician, general … slave: Eunus and the First Servile War against Rome. Beitrag vom 16. Juli 2016 auf A Blast From the Past (englisch)
Anmerkungen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Diodor 34,2; Athenaios 12,542 B.
- ↑ Florus 2, 7.
- ↑ Diodor 34,2,5–8; 34,2,11; Florus 2,7,4f.
- ↑ Diodor 34,2,10; 34,2,24.
- ↑ Diodor 34,2,11–16; 34,2,24 b.
- ↑ Diodor 34,2,5 und 7; 34,2,14 E.
- ↑ Diodor 34,2,16–18.
- ↑ Dies als die Gesamtstärke Orosius 5,6,4, ungenau als die Stärke des Heeres Kleons Livius, epitome LVI.
- ↑ Diodor 34,2,18.
- ↑ Diodor 34,2,21; Livius, epitome LVI; LIX; Orosius 5,9,6f.
- ↑ Plutarch, Sulla 36,6.
- ↑ Diodor, Auszüge des Photios 34.
Personendaten | |
---|---|
NAME | Eunus |
KURZBESCHREIBUNG | Anführer des ersten sizilischen Sklavenaufstandes |
GEBURTSDATUM | 2. Jahrhundert v. Chr. |
GEBURTSORT | Syrien |
STERBEDATUM | 132 v. Chr. |