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„Politik in Hamburg“ – Versionsunterschied

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[[Datei:Plenarsaal Hamburgische Bürgerschaft IMG 6403 6404 6405 edit.jpg|mini|Plenarsaal der Hamburgischen Bürgerschaft im [[Hamburger Rathaus]]]]
'''Politik in Hamburg''' hat eine Besonderheit darin, dass es sich beim [[Stadtstaat]] [[Hamburg]] sowohl um eine [[Großstadt]] als auch um ein [[Bundesland]] handelt. Hamburger [[Politik]] dreht sich dementsprechend von Details der [[Kommunalpolitik]] bis hin zum bundespolitischen Einfluß des Landes durch den [[Bundesrat (Deutschland)|Bundesrat]]
[[Datei:Hamburger Senat.jpg|mini|Sitzungssaal des Senates: Die Ratsstube im Senatsgehege des Rathauses]]
[[Datei:Hamburg.Oberlandesgericht.wmt.jpg|mini|Sitz des [[Hamburgisches Verfassungsgericht|Hamburgischen Verfassungsgerichts]] und [[Hanseatisches Oberlandesgericht|Hanseatischen Oberlandesgerichts]]]]


'''Politik in Hamburg''' hat eine Besonderheit darin, dass es sich beim [[Stadtstaat]] ''[[Freie Stadt|Freie]] und [[Hansestadt]] [[Hamburg]]'' sowohl um eine [[Gemeinde]] als auch um einen [[Gliedstaat]] handelt. Hamburger [[Politik]] dreht sich dementsprechend von Details der [[Kommunalpolitik]] bis hin zum bundespolitischen Einfluss des Landes durch den [[Bundesrat (Deutschland)|Bundesrat]].
Hamburg wurde von [[1946]] bis [[1953]] sowie von [[1957]] bis [[2001]] von [[SPD]]-geführten Senaten regiert. Zwischenzeitlich gab es von 1953 bis 1957 eine bürgerliche Koalition aus [[CDU]], [[FDP (Deutschland)|FDP]] und [[Deutsche Partei|Deutscher Partei]] unter dem CDU-Politiker [[Kurt Sieveking]]. Seit den Wahlen im Oktober [[2001]] regierte eine Koalition von [[CDU]], der [[Partei Rechtsstaatlicher Offensive]] (PRO) und der [[FDP (Deutschland)|FDP]], die nach dem Auseinanderbrechen der PRO am [[9. Dezember]] [[2003]] durch den Ersten Bürgermeister [[Ole von Beust]] (CDU) aufgekündigt wurde. Die Neuwahlen am [[29. Februar]] [[2004]] endeten mit einer absoluten Mehrheit für die CDU. Die Partei Rechtsstaatlicher Offensive, die noch bei den letzten Wahlen 19,4 % der Stimmen erhielt, und die [[Pro DM|ProDM/Schill]] von Ex-Innensenator [[Ronald Schill]] und Euro-Kritiker [[Bolko Hoffmann]] verpassten ebenso wie die [[FDP (Deutschland)|FDP]] den Einzug in die Bürgerschaft. Die vor 2001 44 Jahre lang regierende [[SPD]] mußte mit 30,5% ihr schlechtestes Ergebnis nach 1945 hinnehmen, während die [[Grün-Alternative Liste|GAL]] deutlich zulegen konnte.


== Politisches System Hamburgs ==
Am [[17. März]] [[2004]] wählte die Bürgerschaft [[Ole von Beust]] erneut zum Ersten Bürgermeister. Dieser ernannte folgende weiteren Senatoren, die dann von der Bürgerschaft bestätigt wurden:
Rechtliche Grundlagen des politischen Systems sind das [[Grundgesetz für die Bundesrepublik Deutschland]] und die [[Verfassung der Freien und Hansestadt Hamburg]].
*[[Birgit Schnieber-Jastram]] ([[CDU]]) Behörde für Soziales und Familie und Zweite Bürgermeisterin
*Dr. [[Michael Freytag]] ([[CDU]]) Behörde für Stadtentwicklung und Umwelt
*Prof. Dr. [[Karin von Welck]] (parteilos) Kulturbehörde
*[[Alexandra Dinges-Dierig]] (parteilos) Behörde für Bildung und Sport
*[[Udo Nagel]] (parteilos), Behörde für Inneres (zuletzt Polizeipräsident Hamburgs)
*[[Jörg Dräger]], PhD (parteilos) Behörde für Wissenschaft und Gesundheit
*Dr. [[Wolfgang Peiner]] ([[CDU]]) Finanzbehörde
*[[Gunnar Uldall]] ([[CDU]]) Behörde für Wirtschaft und Arbeit
*Dr. [[Roger Kusch]] ([[CDU]]) Justizbehörde


Die Freie und Hansestadt Hamburg besitzt als [[Land (Deutschland)|Gliedstaat (''Land'')]] der Bundesrepublik Deutschland eigene Staatlichkeit. Sie ist [[Republik]], [[Demokratie]], [[Sozialstaat]] und [[Rechtsstaat]]. Zugleich ist sie eine einzige Gemeinde (''[[Einheitsgemeinde]]''), eine Trennung zwischen staatlichen und gemeindlichen Aufgaben findet gemäß nach Artikel 4 der Verfassung der Freien und Hansestadt Hamburg nicht statt.
''Siehe auch:'' [[Hamburger Bürgermeister]], [[Hamburgische Bürgerschaft]]

Im Sprachgebrauch der Flächenländer entsprechen:

{| class="wikitable"
|-
! Hamburg
! Flächenland
|-
| Freie und Hansestadt Hamburg
| Bundesland und zugleich Gemeinde
|-
| [[Hamburgische Bürgerschaft|Bürgerschaft]]
| [[Landesparlament|Landtag]] und zugleich [[Gemeinderat (Deutschland)|Gemeinderat]]
|-
| [[Senat der Freien und Hansestadt Hamburg|Senat]]
| [[Landesregierung]] und zugleich kommunale Verwaltungsspitze sowie [[Staatsoberhaupt]]
|-
| [[Erster Bürgermeister]]
| [[Ministerpräsident]] und zugleich [[Bürgermeister]]
|-
| Zweiter Bürgermeister
| Stellvertreter des Ministerpräsidenten und des Bürgermeisters
|-
| Senator, Präses einer Behörde
| [[Landesminister]] und zugleich Beigeordneter
|-
| [[Staatsrat (Amt)|Staatsrat]], [[Senatssyndicus]]
| [[Staatssekretär]]
|-
| Senatskanzlei
| [[Staatskanzlei]]
|-
| [[Deputationen (Hamburg)|Deputation]]
| Besonderes Bürger-Mitwirkungsgremium, dem Senator bei dessen Behörde beigeordnet
|-
| [[Behörde]]
| [[Landesministerium]]
|-
| [[Bezirke in Hamburg|Bezirk]]
| staatlicher und zugleich städtischer Verwaltungsbezirk
|-
| [[Bezirksversammlung]]
| gewählte Volksvertretung auf der Ebene unterhalb der Gemeinde in den 7 Bezirken
|-
| [[Bezirksamtsleiter]]
| Leiter der Verwaltung in den Bezirken
|}

=== Legislative ===
Die gesetzgebende Gewalt ([[Legislative]]) wird ausgeübt durch die Volksvertretung oder unmittelbar durch das Volk.

==== Hamburgische Bürgerschaft ====
Die [[Hamburgische Bürgerschaft]] hat als [[Landesparlament]] die Funktionen insbesondere
* der Gesetzgebung,
* der Wahl des Ersten Bürgermeisters,
* der Kontrolle des Senats.

==== Wahl ====
Als [[Volksvertretung]] wird die Bürgerschaft auf die Dauer von regelmäßig fünf Jahren in allgemeiner, unmittelbarer, freier, gleicher und geheimer Wahl gewählt. Mit Änderung des [[Wahlrecht (Hamburg)|Hamburger Wahlrechts]] werden die Abgeordneten seit der [[Bürgerschaftswahl in Hamburg 2008|Wahl 2008]] in den [[Liste der Bürgerschaftswahlkreise in Hamburg|17 Bürgerschaftswahlkreisen]] mit der Möglichkeit von Anhäufung oder Verteilung mehrerer Stimmen zum Teil direkt gewählt. Das auf Grund eines Volksentscheides stark personalisierte [[Verhältniswahl]]recht wurde anschließend nochmals erweitert ([[Bürgerschaftswahl in Hamburg 2011|Wahl 2011]]). Gleiches gilt für die bislang zeitgleich durchgeführten Wahlen zu den Bezirksversammlungen, die ab 2014 parallel zur [[Europawahl]] stattfinden.

==== Volksgesetzgebung ====
Nach der hamburgischen Verfassung ist auch eine Gesetzgebung unmittelbar durch das Volk möglich (siehe Hauptartikel [[Volksgesetzgebung in Hamburg|Volksgesetzgebung (Hamburg)]]).

=== Exekutive ===

==== Senat der Freien und Hansestadt Hamburg ====
Die ausführende Gewalt ([[Exekutive]]) liegt grundsätzlich beim [[Senat der Freien und Hansestadt Hamburg]] als Landesregierung, der die Verwaltung führt und beaufsichtigt und den [[Stadtstaat]] nach außen vertritt und repräsentiert. Der Senat wird geleitet vom [[Erster Bürgermeister|Ersten Bürgermeister]] als Präsidenten des Senats. Jeder [[Senat]]or ist regelmäßig Ressortleiter (''[[Präses]]'') eines [[Ministerium]]s (''Behörde''). Der Senat kann [[Senatssyndicus|Senatssyndici]] zur Unterstützung ernennen, die ihn beraten und vertreten. Diese [[Staatsrat (Amt)|Staatsräte]] (politische Beamte) sind zugleich die höchsten Beamten ihres jeweiligen Ressorts (Senatsbehörden und Ämter).

Bis zur Verfassungsänderung von 2020 durch die [[Rot-grüne Koalition|Rot-grüne]] Regierungskoalition auf Grundlage des Antrags „Für ein moderneres Verständnis von Bürgerbeteiligung an Entscheidungen der Exekutive – Weiterentwicklung von Artikel 56 HV“<ref>{{Internetquelle |url=https://www.buergerschaft-hh.de/parldok/dokument/70624/fuer_ein_moderneres_verstaendnis_von_buergerbeteiligung_an_entscheidungen_der_exekutive_weiterentwicklung_von_artikel_56_hv.pdf |titel=Antrag betr.: Für ein moderneres Verständnis von Bürgerbeteiligung an Entscheidungen der Exekutive – Weiterentwicklung von Artikel 56 HV |werk=Drucksache 22/505 |hrsg=Bürgerschaft der Freien und Hansestadt Hamburg |datum=2020-06-10 |format=PDF; 27 kB |archiv-url= |archiv-datum= |abruf=2025-02-05}}</ref> waren seit Jahrhunderten jedem Senator in seiner Behörde [[Deputationen (Hamburg)|Deputationen]] beigegeben, die als besondere Mitwirkungsgremien des Volkes aus darin ehrenamtlich tätigen Bürgern (''Deputierten'') bestehen. Mit der Abschaffung dieser traditionellen Bürgerbeteiligung scheint sich das modernere Verständnis von Bürgerbeteiligung an Entscheidungen der Exekutive allerdings zunächst erschöpft zu haben.

=== Judikative ===

==== Hamburgisches Verfassungsgericht ====
Die rechtsprechende Gewalt ([[Judikative]]) wird durch das [[Hamburgisches Verfassungsgericht|Hamburgische Verfassungsgericht]] und 17 weitere [[Liste der Gerichte der Freien und Hansestadt Hamburg|Gerichte des Landes]] ausgeübt. Die Berufsrichter der Fachgerichte werden gemäß Art. 63 der Verfassung auf Vorschlag eines [[Richterwahlausschuss]]es vom Senat ernannt.

=== Bezirksebene ===
Die [[Bezirke in Hamburg]] verfügen für dezentrale Verwaltungsaufgaben jeweils über [[Bezirksamt|Bezirksämter]], an deren Spitze der [[Bezirksamtsleiter]] steht. Beschlüsse auf Bezirksebene werden durch die dort gewählten Parlamente, die [[Bezirksversammlung]]en, gefällt. Diese haben rechtlich allerdings die Stellung von Verwaltungsausschüssen mit eingeschränkten Kompetenzen. Sofern dortige Entscheidungen der Politik des Senats zuwiderlaufen oder gesamtstädtische Bedeutung haben, kann der Senat die Entscheidung an sich ziehen ([[Evokationsrecht]]).

=== Vertretung und Politik außerhalb Hamburgs ===
[[Datei:Club von Berlin - Landesvertetung Hamburg - Mutter Erde fec.jpg|mini|[[Vertretung der Freien und Hansestadt Hamburg beim Bund|Hamburgische Landesvertretung in Berlin]]]]

Hamburg ist innerhalb der Bundesrepublik Deutschland mit drei Stimmen im [[Bundesrat (Deutschland)|Bundesrat]] vertreten und unterhält die [[Vertretung der Freien und Hansestadt Hamburg beim Bund]] in [[Berlin]], mit dem Bevollmächtigten beim Bund an deren Spitze. Im [[Deutscher Bundestag|Deutschen Bundestag]] sind Hamburger Abgeordnete über sechs Direktmandate in den Bundestagswahlkreisen [[Bundestagswahlkreis Hamburg-Altona|Hamburg-Altona]], [[Bundestagswahlkreis Hamburg-Bergedorf – Harburg|Hamburg-Bergedorf – Harburg]], [[Bundestagswahlkreis Hamburg-Eimsbüttel|Hamburg-Eimsbüttel]], [[Bundestagswahlkreis Hamburg-Mitte|Hamburg-Mitte]], [[Bundestagswahlkreis Hamburg-Nord|Hamburg-Nord]] und [[Bundestagswahlkreis Hamburg-Wandsbek|Hamburg-Wandsbek]] sowie über die jeweiligen Landeslisten der Parteien vertreten.

Bei der [[Europäische Union|Europäischen Union]] ist Hamburg im [[Europäischer Ausschuss der Regionen|Europäischen Ausschuss der Regionen]] vertreten und unterhält in Brüssel das [[Hanse-Office]].

== Übersicht über die Legislaturperioden ==
=== Vor 1945 ===
Siehe Artikel zur [[Geschichte Hamburgs]] und zur [[Hamburgische Bürgerschaft#Geschichte|Geschichte der Bürgerschaft]]. Des Weiteren [[Hamburger Senat 1861–1919]]; [[Hamburger Senat 1919–1933]]; [[Hamburger Senat im Nationalsozialismus]].

=== 1945 bis 2011 ===
Hamburg wurde von 1946 bis 1953 sowie von 1957 bis 2001 von [[Sozialdemokratische Partei Deutschlands|SPD]]-geführten Senaten regiert. Zwischenzeitlich gab es von 1953 bis 1957 eine bürgerliche Koalition aus [[Christlich Demokratische Union Deutschlands|CDU]], [[Freie Demokratische Partei|FDP]] und [[Deutsche Partei|Deutscher Partei]] unter dem CDU-Politiker [[Kurt Sieveking]]. Nachdem 1993 das [[Hamburgisches Verfassungsgericht|Hamburgische Verfassungsgericht]] die Bürgerschaftswahl von 1991 aufgrund undemokratischer Kandidatenaufstellungen der CDU Hamburgs für ungültig erklärte, konnte erstmals eine Wählervereinigung ([[Statt Partei|STATT Partei]] – Die Unabhängigen) mit dem ehemaligen CDU-Mitglied [[Markus E. Wegner|Markus Wegner]] ins Rathaus einziehen und bis 1997 mit der SPD kooperieren. Anschließend regierte eine Koalition aus SPD und [[Bündnis 90/Die Grünen Hamburg|GAL]]. Nach den Wahlen im Oktober 2001 regierte eine Koalition von CDU, [[Partei Rechtsstaatlicher Offensive]] und FDP, die am 9.&nbsp;Dezember&nbsp;2003 durch den Ersten Bürgermeister [[Ole von Beust]] (CDU) aufgekündigt wurde. Die Neuwahlen am [[29. Februar]] [[2004]] endeten erstmals mit einer absoluten Mehrheit für die CDU. Die Partei Rechtsstaatlicher Offensive, die bei den vorigen Wahlen noch 19,4 % der Stimmen erhielt, und die [[Pro Deutsche Mitte – Initiative Pro D-Mark|ProDM/Schill]] von Ex-Innensenator [[Ronald Schill]] und Euro-Kritiker [[Bolko Hoffmann]] verpassten ebenso wie die FDP den Einzug in die Bürgerschaft. Die vor 2001 44 Jahre lang regierende SPD musste mit 30,5 % ihr schlechtestes Ergebnis nach 1945 hinnehmen, während die GAL deutlich zulegen konnte. Die absolute Mehrheit der CDU endete mit den Wahlen im Februar 2008 und es bildete sich eine Regierungskoalition aus CDU und GAL, die damit die erste [[Schwarz-grüne Koalition|Schwarz-grüne]] Landesregierung in Deutschland stellte. Ein zentrales politisches Projekt der Koalition, die [[Schulreform in Hamburg|Schulreform]], scheiterte bei einem [[Volksgesetzgebung in Hamburg|Volksentscheid]] am 18. Juli 2010. Noch während der Abstimmungszeit kündigte der Erste Bürgermeister Ole von Beust seinen Rücktritt zum 25. August 2010 an,<ref>[http://www.spiegel.de/politik/deutschland/0,1518,707163,00.html Der Spiegel vom 18. Juli 2010: Ole von Beusts Rücktrittsrede im Wortlaut]</ref> Nachfolger wurde der bisherige Innensenator [[Christoph Ahlhaus]].<ref>[https://www.abendblatt.de/hamburg/kommunales/article107842460/Ahlhaus-mit-Stimmen-der-Opposition-zum-Buergermeister-gewaehlt.html Hamburger Abendblatt vom 25. August 2010: Ahlhaus mit Stimmen der Opposition zum Bürgermeister gewählt]</ref> Der neue [[Senat Ahlhaus]] zerbrach schon am 28. November 2010 mit dem Rückzug der GAL aus der Koalition.<ref>{{Internetquelle |url=http://www.ndr.de/regional/hamburg/schwarzgruen137.html |titel=Schwarz-Grün in Hamburg gescheitert |archiv-url=https://web.archive.org/web/20101129213223/http://www.ndr.de/regional/hamburg/schwarzgruen137.html |archiv-datum=2010-11-29 |abruf=2010-11-28}}</ref> Bis zur Wahl eines neuen Ersten Bürgermeisters am 7. März 2011 nach den vorgezogenen Neuwahlen vom 20. Februar 2011 stellten die verbliebenen CDU-Senatoren einen Minderheitensenat.

=== Aktueller Senat ===
{{Hauptartikel|Senat Tschentscher III}}
Peter Tschentscher, SPD: Erster Bürgermeister und Präsident des Senats, seit 28. März 2018

Katharina Fegebank, Bündnis 90/Die Grünen: Zweite Bürgermeisterin, seit 15. April 2015

=== Wahlergebnisse ===
{| class="wikitable" style="text-align:right"
|-
|+ Wahlen zur [[Hamburgische Bürgerschaft|Hamburgischen Bürgerschaft]] seit 1945
|-
!Wahltermin!!Wahlbet.!![[SPD Hamburg|SPD]]!![[CDU Hamburg|CDU]]!![[Bündnis 90/Die Grünen Hamburg|Grüne]]<sup>1</sup>!![[FDP Hamburg|FDP]]!![[Die Linke]]<sup>2</sup>!![[Alternative für Deutschland|AfD]]!![[Partei Rechtsstaatlicher Offensive|PRO]]!![[STATT Partei|STATT]]!![[Deutsche Partei|DP]]!![[Vaterstädtischer Bund Hamburg|VBH]] (1949)/<br />[[Hamburg-Block|HB]] (1953)!![[Kommunistische Partei Deutschlands|KPD]]!!Übrige
|-
|style="text-align:left"| [[Bürgerschaftswahl in Hamburg 1946|1. Wahl vom 13. Oktober 1946]]||''79,0 %''||'''43,1 %'''||26,7 %||–||18,2 %||–||–||–||–||–||–||10,4 %||1,6 %
|-
|style="text-align:left"| [[Bürgerschaftswahl in Hamburg 1949|2. Wahl vom 16. Oktober 1949]]||''70,5 %''||'''42,8 %'''||s. VBH||–||s. VBH||–||–||–||–||13,3 %||34,5 %||7,4 %||2,0 %
|-
|style="text-align:left"| [[Bürgerschaftswahl in Hamburg 1953|3. Wahl vom 1. November 1953]]||''81,0 %''||45,2 %||s. HB||–||s. HB||–||–||–||–||s. HB||'''50,0 %'''||3,2 %||1,6 %
|-
|style="text-align:left"| [[Bürgerschaftswahl in Hamburg 1957|4. Wahl vom 10. November 1957]]||''77,3 %''||'''53,9 %'''||32,2 %||–||8,6 %||–||–||–||–||4,1 %||–||–||1,2 %
|-
|style="text-align:left"| [[Bürgerschaftswahl in Hamburg 1961|5. Wahl vom 12. November 1961]]||''72,3 %''||'''57,4 %'''||29,1 %||–||9,6 %||–||–||–||–||–||–||–||3,9 %
|-
|style="text-align:left"| [[Bürgerschaftswahl in Hamburg 1966|6. Wahl vom 27. März 1966]]||''69,8 %''||'''59,0 %'''||30,0 %||–||6,8 %||–||–||–||–||–||–||–||4,2 %
|-
|style="text-align:left"| [[Bürgerschaftswahl in Hamburg 1970|7. Wahl vom 22. März 1970]]||''73,4 %''||'''55,3 %'''||32,8 %||–||7,1 %||–||–||–||–||0,1 %||–||–||4,7 %
|-
|style="text-align:left"| [[Bürgerschaftswahl in Hamburg 1974|8. Wahl vom 3. März 1974]]||''80,4 %''||'''45,0 %'''||40,6 %||–||10,9 %||–||–||–||–||–||–||–||3,5 %
|-
|style="text-align:left"| [[Bürgerschaftswahl in Hamburg 1978|9. Wahl vom 4. Juni 1978]]||''76,6 %''||'''51,5 %'''||37,6 %||4,5 %||4,8 %||–||–||–||–||–||–||–||1,7 %
|-
|style="text-align:left"| [[Bürgerschaftswahl in Hamburg 1982 (Juni)|10. Wahl vom 6. Juni 1982]]||''77,8 %''||42,7 %||'''43,2 %'''||7,7 %||4,9 %||–||–||–||–||–||–||–||1,5 %
|-
|style="text-align:left"| [[Bürgerschaftswahl in Hamburg 1982 (Dezember)|11. Wahl vom 19. Dezember 1982]]||''84,0 %''||'''51,3 %'''||38,6 %||6,8 %||2,6 %||–||–||–||–||–||–||–||0,7 %
|-
|style="text-align:left"| [[Bürgerschaftswahl in Hamburg 1986|12. Wahl vom 9. November 1986]]||''77,8 %''||41,7 %||'''41,9 %'''||10,4 %||4,8 %||–||–||–||–||–||–||–||1,2 %
|-
|style="text-align:left"| [[Bürgerschaftswahl in Hamburg 1987|13. Wahl vom 17. Mai 1987]]||''79,5 %''||'''45,0 %'''||40,5 %||7,0 %||6,5 %||–||–||–||–||–||–||–||1,0 %
|-
|style="text-align:left"| [[Bürgerschaftswahl in Hamburg 1991|14. Wahl vom 2. Juni 1991]]||''66,1 %''||'''48,0 %'''||35,1 %||7,2 %||5,4 %||0,5 %||–||–||–||–||–||–|| 3,8 %
|-
|style="text-align:left"| [[Bürgerschaftswahl in Hamburg 1993|15. Wahl vom 19. September 1993]]||''69,6 %''||'''40,4 %'''||25,1 %||13,5 %||4,2 %||0,5 %||–||–||5,6 %||–||–||–|| 10,7 %
|-
|style="text-align:left"| [[Bürgerschaftswahl in Hamburg 1997|16. Wahl vom 21. September 1997]]||''68,7 %''||'''36,2 %'''||30,7 %||13,9 %||3,5 %|||0,7 %||–||–||3,8 %||0,0 %|||–||–|| 11,1 %
|-
|style="text-align:left"| [[Bürgerschaftswahl in Hamburg 2001|17. Wahl vom 23. September 2001]]||''71,0 %''||'''36,5 %'''||26,2 %||8,6 %||5,1 %||0,4 %||–||19,4 %||0,4 %||–|||–||–||3,8 %
|-
|style="text-align:left"| [[Bürgerschaftswahl in Hamburg 2004|18. Wahl vom 29. Februar 2004]]||''68,7 %''||30,5 %||'''47,2 %'''||12,3 %||2,8 %||0,4 %||–||0,4 %||–||–||–||–||6,8 %
|-
|style="text-align:left"| [[Bürgerschaftswahl in Hamburg 2008|19. Wahl vom 24. Februar 2008]]||''63,5 %''||34,1 %||'''42,6 %'''||9,6 %||4,8 %||6,4 %||–||–||–||–||–||–||2,5 %
|-
|style="text-align:left"| [[Bürgerschaftswahl in Hamburg 2011|20. Wahl vom 20. Februar 2011]]||''57,3 %''||'''48,4 %'''||21,9 %||11,2 %||6,7 %||6,4 %||–||–||–||–||–||–||5,4 %
|-
|style="text-align:left"| [[Bürgerschaftswahl in Hamburg 2015|21. Wahl vom 15. Februar 2015]]||''56,5 %''||'''45,6 %'''||15,9 %||12,3 %||7,4 %||8,5 %||6,1 %||–||–||–||–||–||4,2 %
|-
|style="text-align:left"| [[Bürgerschaftswahl in Hamburg 2020|22. Wahl vom 23. Februar 2020]]||''63,2 %''||'''39,2 %'''||11,2 %||24,2 %||4,97 %||9,1 %||5,3 %||–||–||–||–||–||6,0 %
|-
|style="text-align:left"| [[Bürgerschaftswahl in Hamburg 2025|23. Wahl vom 2. März 2025]]||''67,6 %''||'''33,5 %'''||19,8 %||18,5 %||2,3 %||11,2 %||7,5 %||–||–||–||–||–||7,2 %
|}
* <sup>1</sup> 1978 [[Bunte Liste – Wehrt euch|Bunte Liste]] und [[Grüne Liste Umweltschutz|GLU]], bis 2011 Grün-Alternative Liste
* <sup>2</sup> Bis 2007 [[Partei des Demokratischen Sozialismus|PDS]].

Zu detaillierteren Ergebnissen und Sitzverteilungen –&nbsp;auch der Bezirksversammlungen&nbsp;– siehe [[Wahlergebnisse in Hamburg]].

== Themen der Politik ==
Die Themen der Politik, mit denen sich Bürgerschaft und Senat befassen, umfassen ein breites Spektrum. Sie reichen von außenpolitischen Themen über die Gesetzgebung des Bundes bis hin zu kommunalen Angelegenheiten, die gegebenenfalls auch in den Bezirksversammlungen thematisiert werden. Außerhalb der Verfassungsorgane widmen sich zudem die politischen Parteien der Hansestadt, aber auch andere Institutionen, Vereine, Verbände und bürgerlichen Interessengruppen unterschiedlichen Themenbereichen.

Beispiele einiger politischer Themen mit besonderem Bezug zu Hamburg:

=== Bildung und Wissenschaft ===
* Umstrukturierung der [[Bildung und Forschung in Hamburg#Hochschulen|Hamburger Hochschullandschaft]] (ab 2002), wie Schaffung von Fakultäten und Eingliederung der [[Hamburger Universität für Wirtschaft und Politik]] in die [[Universität Hamburg]] (2005)
* Einführung von [[Studiengebühren in Deutschland|Studiengebühren]] an den Hochschulen (2004)
* Reformen im allgemeinen Schulsystem, wie die [[Schulreform in Hamburg]] (mit Volksentscheid 2010)

=== Finanzen und Haushalt ===
* Aktuelle Verschuldung, beziehungsweise die Erreichung eines ausgeglichenen Staatshaushaltes
* Finanzierung beziehungsweise Kostensteigerung bei Großprojekten, wie [[Elbphilharmonie]] (ab 2004) oder [[U-Bahn-Linie 4 (Hamburg)|U-Bahn-Linie 4]] (ab 2007)
* Ein 2010 eingesetzter [[Parlamentarischer Untersuchungsausschuss Elbphilharmonie|Parlamentarischer Untersuchungsausschuss „Elbphilharmonie“]] zur Aufklärung der Bauverzögerungen und Kostensteigerungen
* Die finanzielle Krise der Landesbank [[Hamburg Commercial Bank|HSH Nordbank]] mit daraus resultierenden 2009 in Hamburg und Schleswig-Holstein eingesetzten Untersuchungsausschüssen

=== Stadtentwicklung und Umwelt ===
* Stadtentwicklung unter dem Motto ''Wachsende Stadt'' (seit 2008 ''Wachsen mit Weitsicht'')
* Bau der [[Hamburg-HafenCity|HafenCity]] und weitere Entwicklung von Veddel, Wilhelmsburg bis Harburg unter dem Motto ''Sprung über die Elbe''
* [[Gentrifizierung]] von Stadtteilen
* Zuschüttung des [[Mühlenberger Loch|Mühlenberger Lochs]] für die Erweiterung des [[Airbus]]-Firmengeländes (2001–2003)
* Bau des [[Kohlekraftwerk Moorburg|Kraftwerks Moorburg]] (2007)

=== Inneres und Justiz ===
* Das Thema [[Innere Sicherheit]] war mitentscheidend beim Regierungswechsel im Jahr 2001
* Verschärfung der [[Strafvollzugspolitik#Der CDU-geführte Senat 2001–2006|Strafvollzugspolitik]] auf Initiative des Justizsenators [[Roger Kusch]]

=== Verkehr und Infrastruktur ===
* Bau einer Straßenverbindung zwischen zwei Autobahnen im Hafen (''[[Hafenquerspange]]''/''Hafenpassage'') und Verlegung der Wilhelmsburger Reichsstraße
* Abschaffung der [[Straßenbahn Hamburg|Straßenbahn]] (1978) und zwischenzeitlich geplante Einführung der [[Stadtbahn Hamburg]]
* Privatisierung der Gas-, Strom- und Fernwärmeversorgung (HeinGas Hamburger Gaswerke GmbH zu E.ON Hanse 2003, Hamburgische Electricitäts-Werke zu Vattenfall 2002) und der Gegentrend der „Rekommunalisierung in Hamburg“

=== Volksentscheide und Wahlrecht ===
* Einführung der [[Volksgesetzgebung in Hamburg]] (1996) und spätere Begehren zu dessen Stärkung
* Änderung des [[Wahlrecht (Hamburg)|Wahlrechts]] (ab 2004)

=== Wirtschaft und Hafen ===
* Ausbau und Anpassung des [[Hamburger Hafen|Hamburger Hafens]]
* Seit 1818 betriebene [[Elbvertiefung]], um großen [[Containerschiff|Containerschiffen]] die Durchfahrt von der Elbmündung bis zum Hafen zu ermnöglichen

=== Weitere Themen ===
* Privatisierung des ''Landesbetriebs Krankenhäuser'' zu [[Asklepios Kliniken Hamburg]] (2007)
* [[Bauwagenplatz]]e bzw. deren Räumung ([[Bambule (Wagenplatz)|Bambule]] 2002)
* Seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs diskutierte Fusion der nördlichen Bundesländer zu einem [[Nordstaat]]

=== Historische Themen ===
* [[Hamburger Hafenarbeiterstreik 1896/97|Hamburger Hafenarbeiterstreik]] 1896/1897
* [[Wahlrechtsraub]] (1906)
* [[Hafenstraße]] (Hausbesetzung 1984–1990)

=== Europapolitik ===
Hamburg vertritt seine Interessen in der [[Europäische Union|Europäischen Union]] durch Mitwirkung in verschiedenen Organen und Gremien, z.&nbsp;B. im [[Europäisches Parlament|Europäischen Parlament]], dem [[Europäischer Ausschuss der Regionen|Europäischen Ausschuss der Regionen]] und durch die Vertretung der Länder [[Hamburg]] und [[Schleswig-Holstein]] bei der EU, dem sogenannten [[Hanse-Office]].<ref>{{Webarchiv |url=http://regionalportal.eu-kommission.de/index.php?id=163#c1662 |text=Informationen zur aktuellen Europapolitik Hamburgs im EU-Regionalportal |wayback=20140203234130 |archive-today=}} Abgerufen am 25. Juni 2012</ref><ref>{{Internetquelle |url=https://hanse-office.de/ |titel=Hanse Office - Aktuelles |abruf=2019-12-16}}</ref> Die Europapolitik Hamburgs wird durch die [[Senatskanzlei (Hamburg)|Senatskanzlei]] koordiniert. In der [[Hamburgische Bürgerschaft|Hamburgischen Bürgerschaft]] ist für die europapolitischen Querschnittsthemen der Europaausschuss zuständig.<ref>{{Internetquelle |url=https://www.hamburgische-buergerschaft.de/unsere-arbeit/ausschuesse/europaausschuss-804206 |titel=Europaausschuss |hrsg=Hamburgische Bürgerschaft |sprache= |abruf=2025-02-05}}</ref>

== Siehe auch ==
* [[Liste der Hamburger Bürgermeister]]
* [[Liste der Präsidenten der Hamburgischen Bürgerschaft]]
* [[Liste der Arbeitssenatoren von Hamburg]]
* [[Liste der Finanzsenatoren von Hamburg]]
* [[Liste der Innensenatoren von Hamburg]]
* [[Liste der Justizsenatoren von Hamburg]]
* [[Liste der Wirtschaftssenatoren von Hamburg]]
* [[Liste der Wissenschaftssenatoren von Hamburg]]
* [[Ergebnisse der Landtagswahlen in der Bundesrepublik Deutschland]]

== Einzelnachweise ==
<references />

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[[Kategorie:Politik (Hamburg)|!]]

Aktuelle Version vom 18. Mai 2025, 22:22 Uhr

Plenarsaal der Hamburgischen Bürgerschaft im Hamburger Rathaus
Sitzungssaal des Senates: Die Ratsstube im Senatsgehege des Rathauses
Sitz des Hamburgischen Verfassungsgerichts und Hanseatischen Oberlandesgerichts

Politik in Hamburg hat eine Besonderheit darin, dass es sich beim Stadtstaat Freie und Hansestadt Hamburg sowohl um eine Gemeinde als auch um einen Gliedstaat handelt. Hamburger Politik dreht sich dementsprechend von Details der Kommunalpolitik bis hin zum bundespolitischen Einfluss des Landes durch den Bundesrat.

Politisches System Hamburgs

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Rechtliche Grundlagen des politischen Systems sind das Grundgesetz für die Bundesrepublik Deutschland und die Verfassung der Freien und Hansestadt Hamburg.

Die Freie und Hansestadt Hamburg besitzt als Gliedstaat (Land) der Bundesrepublik Deutschland eigene Staatlichkeit. Sie ist Republik, Demokratie, Sozialstaat und Rechtsstaat. Zugleich ist sie eine einzige Gemeinde (Einheitsgemeinde), eine Trennung zwischen staatlichen und gemeindlichen Aufgaben findet gemäß nach Artikel 4 der Verfassung der Freien und Hansestadt Hamburg nicht statt.

Im Sprachgebrauch der Flächenländer entsprechen:

Hamburg Flächenland
Freie und Hansestadt Hamburg Bundesland und zugleich Gemeinde
Bürgerschaft Landtag und zugleich Gemeinderat
Senat Landesregierung und zugleich kommunale Verwaltungsspitze sowie Staatsoberhaupt
Erster Bürgermeister Ministerpräsident und zugleich Bürgermeister
Zweiter Bürgermeister Stellvertreter des Ministerpräsidenten und des Bürgermeisters
Senator, Präses einer Behörde Landesminister und zugleich Beigeordneter
Staatsrat, Senatssyndicus Staatssekretär
Senatskanzlei Staatskanzlei
Deputation Besonderes Bürger-Mitwirkungsgremium, dem Senator bei dessen Behörde beigeordnet
Behörde Landesministerium
Bezirk staatlicher und zugleich städtischer Verwaltungsbezirk
Bezirksversammlung gewählte Volksvertretung auf der Ebene unterhalb der Gemeinde in den 7 Bezirken
Bezirksamtsleiter Leiter der Verwaltung in den Bezirken

Die gesetzgebende Gewalt (Legislative) wird ausgeübt durch die Volksvertretung oder unmittelbar durch das Volk.

Hamburgische Bürgerschaft

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Die Hamburgische Bürgerschaft hat als Landesparlament die Funktionen insbesondere

  • der Gesetzgebung,
  • der Wahl des Ersten Bürgermeisters,
  • der Kontrolle des Senats.

Als Volksvertretung wird die Bürgerschaft auf die Dauer von regelmäßig fünf Jahren in allgemeiner, unmittelbarer, freier, gleicher und geheimer Wahl gewählt. Mit Änderung des Hamburger Wahlrechts werden die Abgeordneten seit der Wahl 2008 in den 17 Bürgerschaftswahlkreisen mit der Möglichkeit von Anhäufung oder Verteilung mehrerer Stimmen zum Teil direkt gewählt. Das auf Grund eines Volksentscheides stark personalisierte Verhältniswahlrecht wurde anschließend nochmals erweitert (Wahl 2011). Gleiches gilt für die bislang zeitgleich durchgeführten Wahlen zu den Bezirksversammlungen, die ab 2014 parallel zur Europawahl stattfinden.

Volksgesetzgebung

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Nach der hamburgischen Verfassung ist auch eine Gesetzgebung unmittelbar durch das Volk möglich (siehe Hauptartikel Volksgesetzgebung (Hamburg)).

Senat der Freien und Hansestadt Hamburg

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Die ausführende Gewalt (Exekutive) liegt grundsätzlich beim Senat der Freien und Hansestadt Hamburg als Landesregierung, der die Verwaltung führt und beaufsichtigt und den Stadtstaat nach außen vertritt und repräsentiert. Der Senat wird geleitet vom Ersten Bürgermeister als Präsidenten des Senats. Jeder Senator ist regelmäßig Ressortleiter (Präses) eines Ministeriums (Behörde). Der Senat kann Senatssyndici zur Unterstützung ernennen, die ihn beraten und vertreten. Diese Staatsräte (politische Beamte) sind zugleich die höchsten Beamten ihres jeweiligen Ressorts (Senatsbehörden und Ämter).

Bis zur Verfassungsänderung von 2020 durch die Rot-grüne Regierungskoalition auf Grundlage des Antrags „Für ein moderneres Verständnis von Bürgerbeteiligung an Entscheidungen der Exekutive – Weiterentwicklung von Artikel 56 HV“[1] waren seit Jahrhunderten jedem Senator in seiner Behörde Deputationen beigegeben, die als besondere Mitwirkungsgremien des Volkes aus darin ehrenamtlich tätigen Bürgern (Deputierten) bestehen. Mit der Abschaffung dieser traditionellen Bürgerbeteiligung scheint sich das modernere Verständnis von Bürgerbeteiligung an Entscheidungen der Exekutive allerdings zunächst erschöpft zu haben.

Hamburgisches Verfassungsgericht

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Die rechtsprechende Gewalt (Judikative) wird durch das Hamburgische Verfassungsgericht und 17 weitere Gerichte des Landes ausgeübt. Die Berufsrichter der Fachgerichte werden gemäß Art. 63 der Verfassung auf Vorschlag eines Richterwahlausschusses vom Senat ernannt.

Die Bezirke in Hamburg verfügen für dezentrale Verwaltungsaufgaben jeweils über Bezirksämter, an deren Spitze der Bezirksamtsleiter steht. Beschlüsse auf Bezirksebene werden durch die dort gewählten Parlamente, die Bezirksversammlungen, gefällt. Diese haben rechtlich allerdings die Stellung von Verwaltungsausschüssen mit eingeschränkten Kompetenzen. Sofern dortige Entscheidungen der Politik des Senats zuwiderlaufen oder gesamtstädtische Bedeutung haben, kann der Senat die Entscheidung an sich ziehen (Evokationsrecht).

Vertretung und Politik außerhalb Hamburgs

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Hamburgische Landesvertretung in Berlin

Hamburg ist innerhalb der Bundesrepublik Deutschland mit drei Stimmen im Bundesrat vertreten und unterhält die Vertretung der Freien und Hansestadt Hamburg beim Bund in Berlin, mit dem Bevollmächtigten beim Bund an deren Spitze. Im Deutschen Bundestag sind Hamburger Abgeordnete über sechs Direktmandate in den Bundestagswahlkreisen Hamburg-Altona, Hamburg-Bergedorf – Harburg, Hamburg-Eimsbüttel, Hamburg-Mitte, Hamburg-Nord und Hamburg-Wandsbek sowie über die jeweiligen Landeslisten der Parteien vertreten.

Bei der Europäischen Union ist Hamburg im Europäischen Ausschuss der Regionen vertreten und unterhält in Brüssel das Hanse-Office.

Übersicht über die Legislaturperioden

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Siehe Artikel zur Geschichte Hamburgs und zur Geschichte der Bürgerschaft. Des Weiteren Hamburger Senat 1861–1919; Hamburger Senat 1919–1933; Hamburger Senat im Nationalsozialismus.

Hamburg wurde von 1946 bis 1953 sowie von 1957 bis 2001 von SPD-geführten Senaten regiert. Zwischenzeitlich gab es von 1953 bis 1957 eine bürgerliche Koalition aus CDU, FDP und Deutscher Partei unter dem CDU-Politiker Kurt Sieveking. Nachdem 1993 das Hamburgische Verfassungsgericht die Bürgerschaftswahl von 1991 aufgrund undemokratischer Kandidatenaufstellungen der CDU Hamburgs für ungültig erklärte, konnte erstmals eine Wählervereinigung (STATT Partei – Die Unabhängigen) mit dem ehemaligen CDU-Mitglied Markus Wegner ins Rathaus einziehen und bis 1997 mit der SPD kooperieren. Anschließend regierte eine Koalition aus SPD und GAL. Nach den Wahlen im Oktober 2001 regierte eine Koalition von CDU, Partei Rechtsstaatlicher Offensive und FDP, die am 9. Dezember 2003 durch den Ersten Bürgermeister Ole von Beust (CDU) aufgekündigt wurde. Die Neuwahlen am 29. Februar 2004 endeten erstmals mit einer absoluten Mehrheit für die CDU. Die Partei Rechtsstaatlicher Offensive, die bei den vorigen Wahlen noch 19,4 % der Stimmen erhielt, und die ProDM/Schill von Ex-Innensenator Ronald Schill und Euro-Kritiker Bolko Hoffmann verpassten ebenso wie die FDP den Einzug in die Bürgerschaft. Die vor 2001 44 Jahre lang regierende SPD musste mit 30,5 % ihr schlechtestes Ergebnis nach 1945 hinnehmen, während die GAL deutlich zulegen konnte. Die absolute Mehrheit der CDU endete mit den Wahlen im Februar 2008 und es bildete sich eine Regierungskoalition aus CDU und GAL, die damit die erste Schwarz-grüne Landesregierung in Deutschland stellte. Ein zentrales politisches Projekt der Koalition, die Schulreform, scheiterte bei einem Volksentscheid am 18. Juli 2010. Noch während der Abstimmungszeit kündigte der Erste Bürgermeister Ole von Beust seinen Rücktritt zum 25. August 2010 an,[2] Nachfolger wurde der bisherige Innensenator Christoph Ahlhaus.[3] Der neue Senat Ahlhaus zerbrach schon am 28. November 2010 mit dem Rückzug der GAL aus der Koalition.[4] Bis zur Wahl eines neuen Ersten Bürgermeisters am 7. März 2011 nach den vorgezogenen Neuwahlen vom 20. Februar 2011 stellten die verbliebenen CDU-Senatoren einen Minderheitensenat.

Aktueller Senat

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Peter Tschentscher, SPD: Erster Bürgermeister und Präsident des Senats, seit 28. März 2018

Katharina Fegebank, Bündnis 90/Die Grünen: Zweite Bürgermeisterin, seit 15. April 2015

Wahlen zur Hamburgischen Bürgerschaft seit 1945
Wahltermin Wahlbet. SPD CDU Grüne1 FDP Die Linke2 AfD PRO STATT DP VBH (1949)/
HB (1953)
KPD Übrige
1. Wahl vom 13. Oktober 1946 79,0 % 43,1 % 26,7 % 18,2 % 10,4 % 1,6 %
2. Wahl vom 16. Oktober 1949 70,5 % 42,8 % s. VBH s. VBH 13,3 % 34,5 % 7,4 % 2,0 %
3. Wahl vom 1. November 1953 81,0 % 45,2 % s. HB s. HB s. HB 50,0 % 3,2 % 1,6 %
4. Wahl vom 10. November 1957 77,3 % 53,9 % 32,2 % 8,6 % 4,1 % 1,2 %
5. Wahl vom 12. November 1961 72,3 % 57,4 % 29,1 % 9,6 % 3,9 %
6. Wahl vom 27. März 1966 69,8 % 59,0 % 30,0 % 6,8 % 4,2 %
7. Wahl vom 22. März 1970 73,4 % 55,3 % 32,8 % 7,1 % 0,1 % 4,7 %
8. Wahl vom 3. März 1974 80,4 % 45,0 % 40,6 % 10,9 % 3,5 %
9. Wahl vom 4. Juni 1978 76,6 % 51,5 % 37,6 % 4,5 % 4,8 % 1,7 %
10. Wahl vom 6. Juni 1982 77,8 % 42,7 % 43,2 % 7,7 % 4,9 % 1,5 %
11. Wahl vom 19. Dezember 1982 84,0 % 51,3 % 38,6 % 6,8 % 2,6 % 0,7 %
12. Wahl vom 9. November 1986 77,8 % 41,7 % 41,9 % 10,4 % 4,8 % 1,2 %
13. Wahl vom 17. Mai 1987 79,5 % 45,0 % 40,5 % 7,0 % 6,5 % 1,0 %
14. Wahl vom 2. Juni 1991 66,1 % 48,0 % 35,1 % 7,2 % 5,4 % 0,5 % 3,8 %
15. Wahl vom 19. September 1993 69,6 % 40,4 % 25,1 % 13,5 % 4,2 % 0,5 % 5,6 % 10,7 %
16. Wahl vom 21. September 1997 68,7 % 36,2 % 30,7 % 13,9 % 3,5 % 0,7 % 3,8 % 0,0 % 11,1 %
17. Wahl vom 23. September 2001 71,0 % 36,5 % 26,2 % 8,6 % 5,1 % 0,4 % 19,4 % 0,4 % 3,8 %
18. Wahl vom 29. Februar 2004 68,7 % 30,5 % 47,2 % 12,3 % 2,8 % 0,4 % 0,4 % 6,8 %
19. Wahl vom 24. Februar 2008 63,5 % 34,1 % 42,6 % 9,6 % 4,8 % 6,4 % 2,5 %
20. Wahl vom 20. Februar 2011 57,3 % 48,4 % 21,9 % 11,2 % 6,7 % 6,4 % 5,4 %
21. Wahl vom 15. Februar 2015 56,5 % 45,6 % 15,9 % 12,3 % 7,4 % 8,5 % 6,1 % 4,2 %
22. Wahl vom 23. Februar 2020 63,2 % 39,2 % 11,2 % 24,2 % 4,97 % 9,1 % 5,3 % 6,0 %
23. Wahl vom 2. März 2025 67,6 % 33,5 % 19,8 % 18,5 % 2,3 % 11,2 % 7,5 % 7,2 %

Zu detaillierteren Ergebnissen und Sitzverteilungen – auch der Bezirksversammlungen – siehe Wahlergebnisse in Hamburg.

Themen der Politik

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Die Themen der Politik, mit denen sich Bürgerschaft und Senat befassen, umfassen ein breites Spektrum. Sie reichen von außenpolitischen Themen über die Gesetzgebung des Bundes bis hin zu kommunalen Angelegenheiten, die gegebenenfalls auch in den Bezirksversammlungen thematisiert werden. Außerhalb der Verfassungsorgane widmen sich zudem die politischen Parteien der Hansestadt, aber auch andere Institutionen, Vereine, Verbände und bürgerlichen Interessengruppen unterschiedlichen Themenbereichen.

Beispiele einiger politischer Themen mit besonderem Bezug zu Hamburg:

Bildung und Wissenschaft

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Finanzen und Haushalt

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  • Aktuelle Verschuldung, beziehungsweise die Erreichung eines ausgeglichenen Staatshaushaltes
  • Finanzierung beziehungsweise Kostensteigerung bei Großprojekten, wie Elbphilharmonie (ab 2004) oder U-Bahn-Linie 4 (ab 2007)
  • Ein 2010 eingesetzter Parlamentarischer Untersuchungsausschuss „Elbphilharmonie“ zur Aufklärung der Bauverzögerungen und Kostensteigerungen
  • Die finanzielle Krise der Landesbank HSH Nordbank mit daraus resultierenden 2009 in Hamburg und Schleswig-Holstein eingesetzten Untersuchungsausschüssen

Stadtentwicklung und Umwelt

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  • Stadtentwicklung unter dem Motto Wachsende Stadt (seit 2008 Wachsen mit Weitsicht)
  • Bau der HafenCity und weitere Entwicklung von Veddel, Wilhelmsburg bis Harburg unter dem Motto Sprung über die Elbe
  • Gentrifizierung von Stadtteilen
  • Zuschüttung des Mühlenberger Lochs für die Erweiterung des Airbus-Firmengeländes (2001–2003)
  • Bau des Kraftwerks Moorburg (2007)

Inneres und Justiz

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Verkehr und Infrastruktur

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  • Bau einer Straßenverbindung zwischen zwei Autobahnen im Hafen (Hafenquerspange/Hafenpassage) und Verlegung der Wilhelmsburger Reichsstraße
  • Abschaffung der Straßenbahn (1978) und zwischenzeitlich geplante Einführung der Stadtbahn Hamburg
  • Privatisierung der Gas-, Strom- und Fernwärmeversorgung (HeinGas Hamburger Gaswerke GmbH zu E.ON Hanse 2003, Hamburgische Electricitäts-Werke zu Vattenfall 2002) und der Gegentrend der „Rekommunalisierung in Hamburg“

Volksentscheide und Wahlrecht

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Wirtschaft und Hafen

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Historische Themen

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Hamburg vertritt seine Interessen in der Europäischen Union durch Mitwirkung in verschiedenen Organen und Gremien, z. B. im Europäischen Parlament, dem Europäischen Ausschuss der Regionen und durch die Vertretung der Länder Hamburg und Schleswig-Holstein bei der EU, dem sogenannten Hanse-Office.[5][6] Die Europapolitik Hamburgs wird durch die Senatskanzlei koordiniert. In der Hamburgischen Bürgerschaft ist für die europapolitischen Querschnittsthemen der Europaausschuss zuständig.[7]

Einzelnachweise

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  1. Antrag betr.: Für ein moderneres Verständnis von Bürgerbeteiligung an Entscheidungen der Exekutive – Weiterentwicklung von Artikel 56 HV. (PDF; 27 kB) In: Drucksache 22/505. Bürgerschaft der Freien und Hansestadt Hamburg, 10. Juni 2020, abgerufen am 5. Februar 2025.
  2. Der Spiegel vom 18. Juli 2010: Ole von Beusts Rücktrittsrede im Wortlaut
  3. Hamburger Abendblatt vom 25. August 2010: Ahlhaus mit Stimmen der Opposition zum Bürgermeister gewählt
  4. Schwarz-Grün in Hamburg gescheitert. Archiviert vom Original am 29. November 2010; abgerufen am 28. November 2010.
  5. Informationen zur aktuellen Europapolitik Hamburgs im EU-Regionalportal (Memento vom 3. Februar 2014 im Internet Archive) Abgerufen am 25. Juni 2012
  6. Hanse Office - Aktuelles. Abgerufen am 16. Dezember 2019.
  7. Europaausschuss. Hamburgische Bürgerschaft, abgerufen am 5. Februar 2025.