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„Hummer“ – Versionsunterschied

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{{Begriffsklärungshinweis}}
{{Dieser Artikel|behandelt die biologische Gattung der Hummer; für andere Begriffe, siehe [[Hummer (Begriffsklärung)]].}}
<!-- Für Informationen zum Umgang mit dieser Tabelle siehe bitte [[Wikipedia:Taxoboxen]]. -->
<!-- Für Informationen zum Umgang mit dieser Vorlage siehe bitte [[Wikipedia:Taxoboxen]]. -->
{{Taxobox
{| class="taxobox"
! Hummer
| Taxon_Name = Hummer
| Taxon_WissName = Homarus
|-
| Taxon_Rang = Gattung
| class="taxo-bild" | [[Bild:lobster.jpg|thumb|300px|[[Amerikanischer Hummer]] (''Homarus americanus'')]]
| Taxon_Autor = [[Friedrich Weber (Mediziner)|Weber]], 1795
|-
| Taxon2_Name = Hummerartige
! '''{{Taxonomy}}'''
| Taxon2_WissName = Nephropidae
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| Taxon4_WissName = Pleocyemata
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| Taxon4_Rang = Unterordnung
| ''{{Ordo}}:'' || [[Zehnfußkrebse]] (Decapoda)
| Taxon5_Name = Zehnfußkrebse
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| ''[[Unterordnung]]:'' || [[Pleocyemata]]
| Taxon5_Rang = Ordnung
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| ''[[Teilordnung]]:'' || [[Flusskrebse und Hummer]] (Astacidea)
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| Bildbeschreibung = [[Europäischer Hummer]] (''Homarus gammarus''), Exemplar mit rechter Schere als K-Schere
| ''{{Genus}}:'' || Hummer
|}
}}
Die '''Hummer''' (''Homarus'') sind eine meeresbewohnende [[Gattung (Biologie)|Gattung]] der [[Zehnfußkrebse]] (Decapoda) aus der Familie der [[Hummerartige]]n (Nephropidae). Sie umfasst heute die zwei Arten [[Amerikanischer Hummer]] und [[Europäischer Hummer]].
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! [[Nomenklatur (Biologie)|Wissenschaftlicher Name]]
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Die '''Hummer''' (''Homarus'') sind eine [[Gattung (Biologie)|Gattung]] aus der Familie der [[Hummerartige]]n (Nephropidae) innerhalb der [[Zehnfußkrebse]] (Decapoda).


== Verbreitung ==
==Vorkommen und Lebensraum==


[[Datei:Bugre europeu.jpg|mini|hochkant=0.6|[[Europäischer Hummer]] (''Homarus gammarus''), hier gut erkennbar mit Z-Schere links]]
Hummer und Hummerartige sind weltweit verbreitet, die bekanntesten Spezies dürften der [[Amerikanischer Hummer|Amerikanische Hummer]] (''Homarus americanus'') und der [[Europäischer Hummer|Europäische Hummer]] (''Homarus gammarus'') sein. Ersterer lebt vor allem in den Gewässern vor der nordamerikanischen Ostküste, letzterer in nahezu allen europäischen Meeren - von der skandinavischen Westküste bis hin zur [[iberische Halbinsel|iberischen Halbinsel]] und auch im [[Mittelmeer]].
[[Datei:Bugre americanu.jpg|mini|hochkant=0.6|[[Amerikanischer Hummer]] (''Homarus americanus''), hier linke Schere als Z-Schere ausgebildet]]
Der Amerikanische Hummer ist in den Gewässern vor der nordamerikanischen Ostküste von der kanadischen Provinz [[Labrador (Kanada)|Labrador]] im Norden bis zum US-Bundesstaat [[North Carolina]] im Süden heimisch.<ref name="FAOHa" /> Als [[Neobiota|Neozoon]] ist diese Art seit 1999 an der Nordseeküste Schwedens, Dänemarks und Norwegens bekannt. Es wird vermutet, dass diese Tiere dort von Menschen eingebürgert wurden.<ref name="Meeren" />


Der Europäische Hummer hat sein Verbreitungsgebiet im [[Schelf]] der europäischen Atlantikküste, in der Nordsee, im Mittelmeer und im westlichen Schwarzen Meer.<ref name="FAOHg" /> Es reicht von den [[Lofoten]] im Norden bis [[Marokko]] im Süden, den [[Azoren]] im Westen und [[Israel]] im Osten, in der Ostsee ist er nicht heimisch.<ref name="IUCNHg" />
Bis 1995 wurde auch der kleinere [[Kaphummer]] (8-10cm) zur Gattung ''Homarus'' gezählt, danach wurde die sehr seltene südafrikanische Hummerart in ''Homarinus capensis'' umbenannt.


== Beschreibung ==
Ebenfalls zu einer anderen Gattung der ''Hummerartigen'' zählen der Norwegische Hummer ([[Kaisergranat]]), der gleichfalls als Delikatesse geschätzt ist, und der [[Japanischer Hummer|Japanische Hummer]].
=== Merkmale ===
Ausgewachsene Hummer haben üblicherweise Körperlängen zwischen 30 und 64 Zentimeter und ein Gewicht von etwa 1 bis 6 Kilogramm.<ref>siehe Holthuis, S.&nbsp;58.</ref> Das Wachstum eines Hummers kulminiert nicht, verlangsamt sich aber mit zunehmendem Alter. Der größte Europäische Hummer, der jemals gefangen wurde, war 1,26 Meter lang und 9,3 Kilogramm schwer, allein die Knackschere wog 1,2 Kilogramm.<ref name="NLH" /> Mit dem Rekordgewicht von 20,1 Kilogramm war ein Amerikanischer Hummer sogar mehr als doppelt so schwer.<ref name="Guinness" />


Die Farbe von Hummern variiert stark von einem kräftigen Blau bis hin zu dunklen Violetttönen und ist abhängig von der Nahrung und der Farbe des Gesteins in ihrem Lebensraum. Sehr selten sind gelbe Färbungen und Albinismus.<ref name="Albino" /> Die Flanken der Tiere sind meist gelblich bis braun mit dunkleren, oft rötlichen Sprenkeln.
Lebensraum der Hummer sind im Sommer flache Küstengewässer mit in der Regel felsigem Boden, im Winter zieht er sich in Gewässer von bis zu 50 m Tiefe zurück.


Die Endglieder am ersten Beinpaar (Pereiopoden I) der Hummer sind rechts und links deutlich verschieden ausgebildete Scheren ([[Chela (Gliederfüßer)|Chelae]]): Man kann eine kräftigere Knackschere (auch Knoten- oder K-Schere genannt) gegenüber einer schlankeren Greifschere mit innen feinen Zähnchen (auch Schneide- oder Z-Schere genannt) unterscheiden. Bei einer größeren Stichprobe kann die Knackschere nahezu im Verhältnis 50 : 50 sowohl die rechte als auch die linke Schere sein. Die Scherenhandfläche ist dabei immer weniger als zweimal so lang wie der Scherenfinger (Dactylus). Auch das zweite und dritte Beinpaar besitzen Scheren, die allerdings sehr viel kleiner und symmetrisch ausgebildet sind. Die Pereiopoden IV und V enden nicht in Scheren. Die Scheren sind stets glatt und unbehaart.<ref>siehe Holthuis, S.&nbsp;17.</ref>
==Aussehen==


Adulte Männchen sind meist größer als adulte Weibchen. Die Scheren der Männchen sind proportional zur Körperlänge größer, beim Weibchen ist das Abdomen breiter.<ref name="Cobb" /> Zusätzlich ist bei Männchen das erste Paar der Schwimmbeine ([[Pleopode]]n) verhärtet, während bei weiblichen Hummern diese weich und biegsam sind.<ref name="Ely" />
Die sehr langlebigen Hummer werden in voll ausgewachsenem Zustand bis zu 70 cm lang und 9 Kilogramm schwer. Dies ist jedoch die Ausnahme; meist sind die Tiere kleiner als 30 cm und wiegen etwa 1 Kilogramm.


Die beiden Hummerarten haben im Vergleich zu anderen Arten der [[Hummerartige]]n ein sehr glattes [[Exoskelett]]. Auf dem [[Carapax]] befinden sich eher unscheinbare Vertiefungen bzw. Grate, die einzelnen [[Somit]]e des [[Abdomen (Gliederfüßer)|Abdomens]] sind einheitlich glatt und eben. Mit Ausnahme einzelner Spitzen sind auch die Scheren stets glatt und unbehaart.<ref name="Holthuis" />
Die Farbe variiert stark von einem kräftigen blau bis hin zu dunklen Violetttönen und ist abhängig von der Farbe des Gesteins in ihrem Lebensraum. Die Flanken der Tiere sind gelb bis braun mit dunkleren, oft rötlichen Sprenkeln.


=== Ökologie ===
Meist ist die rechte der beiden kräftigen Scheren stärker ausgeprägt, da sie zum Beutefang und als Verteidigungswaffe dient. Die linke Schere dient hingegen nur zur Zerkleinerung der Nahrung und ist entsprechend kleiner.
Hummer leben in den sublitoralen Bereichen der Meeresküsten in Tiefen von bis zu 480 Meter Tiefe, sind aber meist in Tiefen von 4 bis 50 Meter anzutreffen, wo sie als [[Benthos|Benthont]] festen Meeresboden oder Felsen bevorzugen.<ref name="FAOHa" /><ref name="FAOHg" /> Der besiedelte Temperaturbereich des Lebensraums reicht von 5 bis 20&nbsp;°C, wobei Extremtemperaturen von 1&nbsp;°C und 35&nbsp;°C kurzzeitig toleriert werden können.<ref name="Meeren" />


Hummer leben einzeln in Höhlen oder Spalten, die sie nachts zum Fressen verlassen. Die Ernährung besteht aus [[Wirbellose]]n wie kleinen Krebsen, [[Weichtiere|Mollusken]], Seeigeln, Seesternen und [[Vielborster]]n.<ref name="NLH" /> Kannibalismus kann in Aquarien bei dichten Populationen auftreten, ist in der Natur aber selten.<ref name="Ely" />
==Entwicklung==


Adulte Tiere sind ortstreu; Migrationen von Europäischen Hummern erfolgen im kleineren Rahmen, während beim Amerikanischen Hummer auch größere Wanderungen vorkommen können.<ref name="IUCNHa" /><ref name="IUCNHg" />
Die Weibchen laichen nur alle zwei Jahre, die Anzahl der Eier ist jedoch enorm: Bis zu 100.000 Stück tragen die Weibchen sodann unter ihrem Schwanzteil, aus denen sich zunächst die Larven, später dann die Hummer selbst entwickeln. Je niedriger die Wassertemperatur, desto länger dauert der Entwicklungsprozess.


An der Küste von [[Helgoland]], wo durch die felsigen Unterwasserreliefs ideale Lebensbedingungen für Hummer herrschen, wären die ehemals großen Populationen der Krustentiere ohne regelmäßige Auswilderung nachgezogener Jungtiere wegen der Meeresverschmutzung und -erwärmung auf Dauer nicht überlebensfähig. Die verbliebenen fünf lizenzierten Fischer der Insel arbeiten mit den beteiligten Biologen zusammen, indem sie eingefangene eiertragende Hummerweibchen unentgeltlich zuliefern. Um dem Hummer neuen Lebensraum zu schaffen, wurden ab 2014 die Steinaufschüttungen unter den Windkraftanlagen in der Deutschen Bucht mit Hummer-Jungtieren versehen. Die Chancen wurden als vielversprechend angesehen.<ref>{{Webarchiv|url=http://www.ardmediathek.de/tv/Die-Reportage/Hummer-satt-Das-Helgoland-Experiment/NDR-Fernsehen/Video?bcastId=3856484&documentId=46567732 |wayback=20171006062325 |text=Hummer satt? Das Helgoland-Experiment }}, 30-minütiger [[NDR]]-Dokumentarfilm über das Projekt Neuer Hummer-Lebensraum, abgerufen am 5. Oktober 2017.</ref>
Die Tiere wachsen nur sehr langsam und müssen sich dazu in regelmäßigen Abständen häuten, anfangs bis zu neun Mal pro Jahr, später nur noch alle zwei Jahre. Bei Erreichen der Geschlechtsreife im Alter von sechs Jahren sind sie in der Regel um 18 cm lang und nur um die 250 g schwer, Weibchen sind etwas größer.


=== Fortpflanzung und Lebenszyklus ===
==Lebensweise==
[[Datei:Homarus gammarus zoea.jpg|mini|Larve des Europäischen Hummers]]
[[Datei:Lobster x-ray Fusionsbild Hummer 02.jpg|mini|Fusionsbild Hummer]]
[[Datei:Lobster x-ray Fusionsbild Hummer 01.jpg|mini|Fusionsbild Hummer]]
[[Datei:Juvenile-lobster.jpg|mini|Juveniler Europäischer Hummer]]
Männchen werben um Weibchen, indem sie, meist im Herbst, eine Paarungshöhle anlegen. Diese dient vor allem zum Schutz des Weibchens, denn es muss zur sexuellen Vereinigung den Panzer abwerfen, weil er das Geschlechtsorgan versperrt. Ohne das [[Außenskelett]] ist das Weibchen nun völlig schutzlos und auf die Hilfe des Männchens angewiesen. Das Weibchen beginnt nun damit, einen neuen Panzer anzulegen. Nach etwa sieben Tagen trägt die noch dünne Kalkschale wieder so weit, dass es zur eigentlichen Paarung kommen kann. Die Kopulation wird Bauch an Bauch vollzogen und dauert nur ganze fünf Sekunden. Dabei übergibt das Männchen ein Samenpaket, das das Weibchen zu einem späteren Zeitpunkt zum Befruchten der Eier verwendet. Während einer weiteren Woche beschützt das Männchen seine Partnerin, bis deren Panzer wieder vollständig ausgehärtet ist.<ref name="Miersch" /><ref name="Cobb" />


Weibchen verwahren die Samenpakete, die externe Befruchtung der Eier erfolgt meist im folgenden Sommer. Bis zu 60.000 Eier befestigt das Weibchen an der Unterseite ihres [[Abdomen (Gliederfüßer)|Abdomen]] an den Schwimmbeinen (Pleopoden). Dort können sie bis zu 11 Monate verbleiben, sodass man Weibchen fast das ganze Jahr über mit Eiern antrifft.<ref name="FAOHa" /><ref name="FAOHg" /> Frische Eier haben eine dunkelgrüne Färbung, sind anschließend schwarz und bei fast vollständiger Entwicklung der Embryonen rötlich.<ref name="NLH" /> Die Eier der Hummer sind im Vergleich zu anderen Krebstieren relativ groß, aber ihre Zahl ist im Vergleich eher gering.<ref name="Cobb" />
Hummer sind nachtaktiv und verbergen sich tagsüber in Hohlräumen und unter Steinen. Sie sind Einzelgänger und ernähren sich überwiegend von Aas, lebenden Fischen, Muscheln und anderen Meeresbewohnern und in geringem Umfang von Algen und anderen Meerespflanzen.


Die Larven leben [[plankton]]isch und sind Allesfresser. Sie häuten sich in Abhängigkeit von der Wassertemperatur innerhalb von 22 bis 100 Tagen dreimal und sind dann etwa 12 Millimeter groß.<ref name="Meeren" /> Nur etwa 0,005 % der Larven des Europäischen Hummers überleben diesen Lebensabschnitt.<ref name="NLH" /> Anschließend suchen sich die Hummerlarven am Meeresgrund eine geschützte Stelle oder graben sich in den Meeresboden und verbleiben dort zwei bis drei Jahre. Nun als [[Benthos|Benthont]] werden Hummer in einem Alter von meist vier Jahren geschlechtsreif.
Wichtigster Fressfeind, vor allem jüngerer Hummer, ist der [[Kabeljau]], aber auch [[Schellfisch]]e, [[Flunder]]n und andere Hummer stellen ihm nach. Die massive [[Überfischung]] des Kabeljaus im 20. Jahrhundert führte zu einer Zunahme der Hummerpopulation.


Im ersten Lebensjahr häuten sich Hummer bis zu zehnmal, mit zunehmendem Alter sinkt die Häutungsrate auf einmal in mehreren Jahren.<ref name="Ely" /> Je Häutung vergrößert sich die Länge des [[Carapax]] um 10 % bis 20 %.<ref name="Cobb" />
==Hummer als Lebensmittel==


Hummer wachsen durch die Häutung ihres harten Exoskeletts, das sie häufig abwerfen: Der durchschnittliche Hummer kann sich bereits bis zu 44 Mal häuten, bevor er ein Jahr alt ist. Erreichen Hummer ein Alter von sieben Jahren, so häuten sie sich einmal jährlich und danach alle zwei bis drei Jahre. Dabei erfordert jeder Häutungsvorgang mehr Energie als der vorherige, weil der Hummer an Größe zunimmt.<ref>{{Literatur |Autor=T. Wolff |Titel=Maximum size of lobsters (''Homarus'') (Decapoda, Nephropidae) |Sammelwerk=[[Crustaceana]] |Band=Vol.&nbsp;34 |Datum=1978 |Seiten=1–14 |DOI=10.2307/20103244}}</ref>
===Fang===
[[Bild:Lobster_trap.jpg |thumb|Hummerfalle]]
Der Hummer als Lebensmittel ist eine bekannte [[Delikatesse]] und wird daher stark befischt. In der Regel geschieht dies mit Fallen, den sogenannten Hummerkörben, in die die Tiere hinein gelangen können, konstruktionsbedingt jedoch ein Entweichen unmöglich ist. Um die Population zu schützen, dürfen in vielen Ländern keine Hummer unter 21 cm Länge gefangen werden. So soll sichergestellt werden, dass die Tiere die Geschlechtsreife erreichen.
[[Bild:Catching_lobster.jpg|thumb|Hummerfang, Digby, Nova Scotia, Canada]]
Hauptfangsaison sind die Sommermonate, wenn sich die Hummer in den flacheren Küstengewässern befinden. Die Tiere werden nach dem Fang nicht getötet, sondern sollen den Konsumenten lebend erreichen. Um während des ganzen Jahres stets frische Hummer zur Verfügung zu haben, werden die Tiere daher in Kisten im Meer gefangen gehalten, wobei ihnen die Scheren zugebunden werden, damit sie sich nicht gegenseitig verletzen. Die Tiere können daher in dieser Zeit nichts fressen, zehren jedoch problemlos von ihren Vorräten. Allerdings magern sie in dieser Zeit ab, wodurch die Qualität des Fleisches leidet.


===Gefährdung===
== Systematik ==
Die Gattung umfasst heute die zwei Arten ''[[Homarus americanus]]'' {{Person|H. Milne-Edwards}} 1837 und ''[[Homarus gammarus]]'' {{Person|L.}} 1758; fossil sind weitere acht Arten bekannt.<ref name="Grave" />


Als Unterscheidungsmerkmal der zwei rezenten Arten gilt der fehlende Stachel an der Unterseite des [[Carapax#Krebstiere|Rostrums]] am Carapax beim Europäischen Hummer. Jedoch ist eine verlässliche Differenzierung von Amerikanischen und Europäischen Hummer nur über genetische Untersuchungen möglich.<ref name="Jorg" />
Die Hummerpopulationen gehen weltweit rapide zurück, das zeigt ein Blick auf die schwedische Fangstatistik:
* im Jahre 1938: 238,5 Tonnen
* im Jahre 1947: 211,4 Tonnen
* im Jahre 1996: &nbsp;&nbsp;12,0 Tonnen
* im Jahre 2000: &nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;8,0 Tonnen
* im Jahre 2001: &nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;6,0 Tonnen


Von künstlichen Befruchtungen ist bekannt, dass Amerikanischer und Europäischer Hummer Hybride zeugen können. Dass dies auch in der Natur vorkommen kann, war bisher höchst unwahrscheinlich, da sich die Verbreitungsgebiete nicht überschnitten und die Partnerwahl vorwiegend innerhalb der Art stattfindet. Dennoch wurde vor Norwegen im Herbst 2009 ein Weibchen des Amerikanischen Hummers gefangen, das Hybrid-Eier mit sich trug. Ob diese Hybride steril sind oder fruchtbar, ist Gegenstand der Forschung.<ref name="Hauge" />
Vor Helgoland wurden von den Hummerfischern Mitte der 1920er-Jahre noch rund 20.000 Exemplare jährlich gefangen, heute gehen jährlich nur noch zwischen 200 und 300 Exemplare in die Fangkörbe.
Seit dem Jahre 2001 werden von der ''Biologischen Station Helgoland'' des [[Alfred-Wegener-Institut]]es in Bremerhaven rund 1000 nachgezüchtete Jungtiere jährlich ausgesetzt, in Nordamerika gibt es ähnliche Programme. Die Gefährdung der Populationen gehen in erster Linie auf die Überfischung und auf die Wasserverschmutzung zurück, in den verangenen Jahren kam jedoch auch noch die Erwärmung der Nordsee hinzu, die zu einem zu frühen Schlüpfen der Hummer ohne ausreichendes jahreszeitlich bedingtes Nahrungsangebot führt.


Der ehemals zu dieser Gattung zählende [[Kaphummer]] (''Homarinus capensis'') ist auf Grund der Behaarung der Scheren und seiner wesentlich kleineren Körpergröße in die monotypische Gattung ''Homarinus'' gestellt worden.<ref name="Kornfield" />
===Zubereitung===
[[Bild:Lobster_meal.jpg|thumb|Lobster Essen]]
Der "fangfrische" Hummer stammt überwiegend aus dem Atlantik vor der Küste Kanadas, selten kommt die nordeuropäische Hummerart (''Homarus gammarus'') vor der Küste [[Helgoland]]s auf den Tisch. Im Körper toter Hummer bilden sich recht schnell Giftstoffe, die zu [[Lebensmittelvergiftung]]en führen können. Aus diesem Grund werden Hummer bei lebendigem Leibe gekocht, bis sich der vorher dunkelblaue [[Chitin|Chitinpanzer]] gänzlich rot verfärbt. Hummer sollten daher nur lebend beim Fischhändler eingekauft werden. Bei der Entnahme aus dem [[Bassin]] sollte der Hummer noch kräftig die Beine bewegen. Es gibt auch Hummer, der gekocht und in Salzwasser tiefgefroren wird. Solcher Hummer wird zum Schutz vor Transportschäden und Austrocknung in einem Salzwasserblock gefroren und so verkauft.


== Hummer und Menschen ==
Nach dem Kochen wird der Hummer - meist abgekühlt - serviert. Der Panzer des Hummers ist auch nach dem Kochen noch relativ hart und nur bedingt zum Verzehr geeignet. In der Regel wird daher nur das darunter verborgene Fleisch verzehrt. Für seine kunstgerechte Zerlegung bedarf es jedoch besonderen Bestecks, wie der Hummerzange (damit werden die Fänge des Hummers gebrochen um an das darunterliegende Fleisch heranzukommen) und der Nadel (damit werden bei Tisch Reste des Hummerfleischs aus dem Chitinpanzer heraus gepuhlt).
=== Bestandserhaltung ===
Das Verspeisen eines Hummers beziehungsweise die korrekte Handhabung des Bestecks erfordert viel Übung. Hummer werden in [[Europa]] meist nur in den teuersten Restaurants angeboten; an der Ostküste [[Nordamerika]]s, wo Hummer in vielen Küstenabschnitten recht häufig sind, zählt der Hummer dagegen fast schon zur Alltagskost.
[[Datei:Lobster trap.jpg|mini|Hummerfalle]]
[[Datei:Lobster meal.jpg|mini|Der Hummer gilt als [[Schwierige Speisen|schwierige Speise]].]]


Um den Bestand zu schützen, dürfen angelandete Hummer bestimmte regional unterschiedliche Mindestlängen nicht unterschreiten. So ist etwa in [[Massachusetts]] eine [[Carapax]]-Länge von mindestens 3¼ [[Zoll (Einheit)|Zoll]] (ca. 8&nbsp;cm) vorgeschrieben;<ref name="Mass" /> in [[Schleswig-Holstein]] beträgt die Mindestlänge inklusive [[Carapax#Krebstiere|Rostrum]] 11&nbsp;cm.<ref name="SHolst" />
Hummer ist heutzutage eine Delikatesse und entsprechend teuer. Das war nicht immer so. Zeitweise waren sie wichtige Grundnahrungsmittel. Es ist überliefert, dass im 18. Jahrhundert Dienstpersonal an der amerikanischen Ostküste in einem der ersten Streiks der Geschichte durchgesetzt haben, dass nicht öfter als drei mal in der Woche Hummer auf dem Speiseplan stehen darf! Dies zeigt auch, wie häufig diese Tiere waren, bevor Überfischung und / oder Verschmutzung von Gewässern die Populationen haben schrumpfen lassen.


Der Fangertrag lag 2009 bei 100.000&nbsp;t des Amerikanischen Hummers und bei etwa 4.500&nbsp;t des Europäischen Hummers.<ref name="FAOHa" /><ref name="FAOHg" /> Trotz dieser Befischung gelten die Populationen beider Arten als stabil bzw. zunehmend.<ref name="IUCNHa" /><ref name="IUCNHg" />
=== Kritik ===


=== Fang und Verarbeitung ===
Manche Menschen und vor allem Tierrechtorganisationen wie [[People_for_the_Ethical_Treatment_of_Animals|PeTA]] bezeichnen die Methode Hummer lebendig zu kochen als grausame [[Tierquälerei]]. Laut PeTA dauert der Todeskampf der Tiere etwa 3-5 Minuten. Die umstrittene Grausamkeit der üblichen Hummerzubereitung wurde von einer norwegischen Studie, die im Februar 2005 veröffentlicht wurde, jedoch angezweifelt. Sie besagte, dass Hummer aufgrund ihres verkleinerten [[Zentralnervensystem]]s nicht in der Lage seien, Schmerz zu empfinden.
Hummer als Lebensmittel sind eine bekannte [[Delikatesse]] und werden reguliert befischt. In der Regel geschieht dies mit Fallen, den sogenannten [[Hummerkorb|Hummerkörben]], in die die Tiere zwar hinein gelangen können, konstruktionsbedingt jedoch nicht wieder hinaus.


Nach dem Fang werden den Hummern die Scheren zusammengebunden, um [[Kannibalismus]] vorzubeugen. Anschließend werden sie in kleinen Styroporbehältern zum Verbraucher transportiert.<ref name="ATD" />
Oft wird erwähnt, dass die Hummer durch den Wurf in siedendes Wasser sofort betäubt würden. Dazu muss das Wasser jedoch Siedetemperatur erreicht haben und darf nicht durch die Zugabe mehrerer Tiere wieder stark abgekühlt werden.

Die Tötung von Hummern wird in Deutschland durch die [[Verordnung]] zum Schutz von Tieren im Zusammenhang mit der Schlachtung oder Tötung (TierSchlV) geregelt: Danach müssen Krebstiere in stark kochendem Wasser, das den Körper vollständig bedeckt und nach seiner Zugabe weiter stark kocht, oder elektrisch oder nach elektrischer Betäubung getötet werden.<ref>[https://www.gesetze-im-internet.de/tierschlv_2013/__12.html §&nbsp;12] Abs.&nbsp;11 Tierschutz-Schlachtverordnung (TierSchlV)</ref> In Deutschland dürfen lebende Krustentiere nur in Wasser oder vorübergehend auf feuchter Unterlage transportiert werden.<ref>[https://www.gesetze-im-internet.de/tierschtrv_2009/__13.html §&nbsp;13] Abs.&nbsp;2 Tierschutztransportverordnung (TierSchTrV) als nationale Sonderregelung gegenüber in der EU ansonsten geltenden VO (EG) Nr.&nbsp;1/2005</ref> Von [[Tierschutz|Tierschützern]] wird diese Praxis sowie Art und Dauer des Transportes kritisiert.<ref>{{Internetquelle |autor= |url=https://www.peta.de/themen/infografik-5-gruende-keine-krebstiere-zu-essen/ |titel=Die Wahrheit über den Verzehr von Krebstieren |werk= |hrsg=[[PETA]] |datum=2014-03 |abruf=2021-01-02 |sprache=de-DE}}</ref><ref>{{Internetquelle |autor= |url=https://albert-schweitzer-stiftung.de/aktuell/norma-hat-ein-herz-fur-hummer |titel=NORMA hat ein Herz für Hummer |werk= |hrsg=[[Albert Schweitzer Stiftung für unsere Mitwelt]] |datum=2012-02-13 |abruf=2021-01-02 |sprache=de-DE}}</ref><ref>{{Internetquelle |autor= |url=https://www.tierschutzbund.de/aktion/mitmachen/verbrauchertipps/fische-und-krustentiere/#c6410 |titel=Fische und Krustentiere |werk= |hrsg=[[Deutscher Tierschutzbund]] |datum= |abruf=2021-01-02 |sprache=de}}</ref>

Laut einer Veröffentlichung der [[Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit|Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA)]] löst das Kochen von lebenden Hummern bei diesen wahrscheinlich [[Schmerzempfinden von Tieren|Schmerz]] und Leid aus, ebenso das Durchbohren der Tiere.<ref name="EFSA" />

Eine weitere Methode, einen Hummer zu töten, ist das Zerteilen des lebenden Tieres. Zunächst wird die Kopfpartie mit einem gezielten Schnitt längs zerteilt und der Hummer anschließend zerlegt. Diese in Deutschland verbotene Methode wird vor allem in der klassischen französischen Küche, in den skandinavischen Ländern, aber auch in Asien eingesetzt. In den skandinavischen Ländern wird die Methode auch angewandt, da das Kochen des lebenden Tieres verboten ist, so seit 2022 in Dänemark.<ref>[https://madensverden.dk/hummeren-aflives-foer-kogning/ Madens verden, abgerufen am 15.Mai 2023]</ref><ref>[https://www.dyrenesbeskyttelse.dk/artikler/klar-besked-det-er-strafbart-koge-hummer-levende Dyrenes beskyttelse, abgerufen am 25. Mai 2023]</ref> Das so gewonnene rohe Hummerfleisch kann nun auch mit anderen Garmethoden als dem Kochen zubereitet werden.<ref>{{Literatur |Hrsg=[[The Culinary Institute of America]] |Titel=The Professional Chef |Auflage=9 |Verlag=[[John Wiley & Sons]] |Ort=Hoboken, New Jersey |Datum=2011 |ISBN=978-0-470-42135-2 |Seiten=413&nbsp;f.}}</ref>

In der [[Schweiz]] wurde 2018 durch einen [[Bundesrat (Schweiz)|Bundesratsbeschluss]] die bis dahin nur für [[Wirbeltier]]e geltende [[Schlachtung#Betäubung|Betäubungspflicht]] auf Panzerkrebse ausgeweitet. Das in der [[Gastronomie]] übliche Eintauchen nicht betäubter Hummer in siedendes Wasser ist seither [[Gesetzliches Verbot|verboten]]. Zudem dürfen sie nicht mehr direkt auf [[Eis]] oder in Eiswasser transportiert werden und im [[Wasser]] lebende [[Art (Biologie)|Arten]] müssen neu immer in ihrem [[Natürliches Milieu|natürlichen Milieu]] gehalten werden.<ref>[https://www.news.admin.ch/de/nsb?id=69446 ''Änderungen von Verordnungen im Veterinärbereich''] In: admin.ch, 10. Januar 2018, abgerufen am 10. Januar 2018.</ref> Ein Importverbot wurde indes vom [[Nationalrat (Schweiz)|Nationalrat]] abgelehnt.<ref>[https://www.srf.ch/news/schweiz/bundesrat-entscheidet-hummer-duerfen-nur-noch-betaeubt-gekocht-werden ''Hummer dürfen nur noch betäubt gekocht werden''] In: srf.ch, 10. Januar 2018, abgerufen am 10. Januar 2018.</ref>

==== Arten der Zubereitung ====
Von den vielen möglichen Zubereitungsarten seien zwei erwähnt, die bei französischsprachigen Speisekarten Anlass zur Verwechslung geben können. Bei beiden Arten erfolgt die Tötung wie oben beschrieben durch Eintauchen in sprudelnd kochendes Wasser.
* Homard à l’armoricaine (Hummer auf bretonische Art)

Der Hummer wird nach dem Kochen zerteilt, angebraten, flambiert, mit Tomatenstücken und Gewürzen gedünstet und verzehrfertig serviert.

* Homard à l’américaine (Hummer nach amerikanischer Art)

Nach dem Zerteilen in Längsrichtung wird der Hummer nicht ausgelöst und mit wenig Tomatenmark und Gewürzen gekocht. Die Alkoholika dienen zum Ablöschen.

== Vernachlässigbare Seneszenz ==

Hummer werden fruchtbarer und stärker, je älter sie werden, nicht umgekehrt. Der Schlüssel hierzu ist vermutlich [[Telomerase]], die in der Lage ist, ihre [[Zelle (Biologie)|Zellen]] auf unbestimmte Zeit zu verjüngen: Hummer produzieren ausreichende Mengen dieser Substanz, um ihre [[Telomer]]e zu erneuern und zu verhindern, dass Zellen sterben. Dieser Mechanismus ist so effektiv, dass jene Tiere, die 60 oder 70 Jahre alt sind, ebenso fruchtbar sind wie solche, die einige Jahrzehnte jünger sind.<ref>{{Internetquelle |url=http://www.msnbc.msn.com/id/28589278/ |titel=140-year-old lobster’s tale has a happy ending. |hrsg=Associated Press |datum=2009-01-10 |abruf=2010-01-01}}</ref>

== Quellen ==
=== Literatur ===
* {{Literatur
|Autor=[[Lipke B. Holthuis]]
|Hrsg=Food and Agriculture Organization
|Titel=Marine Lobsters of the World
|TitelErg=An Annotated and Illustrated Catalogue of Species of Interest to Fisheries Known to Date
|Reihe=FAO Fisheries Synopsis
|BandReihe=125
|Ort=Rom
|Datum=1991
|ISBN=978-92-5-103027-1}}

=== Einzelnachweise ===
<references>
<ref name="Albino">
{{Internetquelle |url=http://www.thebostonchannel.com/news/24428786/detail.html |titel=Albino Lobster Pulled From Sea |hrsg=Thebostonchannel.com |datum=2010-07-28 |archiv-url=https://web.archive.org/web/20111222064638/http://www.thebostonchannel.com/news/24428786/detail.html |archiv-datum=2011-12-22 |abruf=2011-11-20 |sprache=en |offline=1 }}
</ref>
<ref name="ATD">
{{Literatur |Autor=Thomas Fröhlich |Hrsg=Bundesverband der beamteten Tierärzte e.&nbsp;V. |Titel=Tierschutzgerechte Hälterung von Hummern und Langusten |Sammelwerk=Amtstierärztlicher Dienst und Lebensmittelkontrolle |Band=4 |Datum=1997 |ISBN= |Seiten=254}}
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<ref name="Cobb">
{{Literatur |Autor=J. Stanley Cobb, Kathleen M. Castro |Hrsg=Bruce Phillips |Titel=Homarus Species |Sammelwerk=Lobsters: Biology, Management, Aquaculture and Fisheries |Verlag=Wiley-Blackwell |Ort=Oxford, UK; Ames, Iowa |Datum=2006 |ISBN=1-4051-2657-4}}
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<ref name="Miersch">
{{Internetquelle |autor=Michael Miersch |url=https://www.welt.de/lifestyle/artcle6845906/Hummer-lassen-alle-Huellen-fallen.html |titel=Hummer lassen alle Hüllen fallen |hrsg=welt.de |datum=2010-03-22 |abruf=2017-08-22}}
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{{Literatur |Autor=EFSA Journal |Titel=Aspects of the biology and welfare of animals used for experimental and other scientific purposes |Nummer=292 |Datum=2005 |Seiten=105 |Sprache=en-US |Online=http://ec.europa.eu/environment/chemicals/lab_animals/pdf/efsa_scientificreport.pdf |Format=PDF |KBytes=1400 |Abruf=2014-01-17}}
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== Weblinks ==
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* [http://www.wissenschaft.de/wissen/news/249304.html Warum Hummer beim Kochen erröten]
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Aktuelle Version vom 24. April 2025, 18:52 Uhr

Hummer

Europäischer Hummer (Homarus gammarus), Exemplar mit rechter Schere als K-Schere

Systematik
Klasse: Höhere Krebse (Malacostraca)
Ordnung: Zehnfußkrebse (Decapoda)
Unterordnung: Pleocyemata
Teilordnung: Großkrebse (Astacidea)
Familie: Hummerartige (Nephropidae)
Gattung: Hummer
Wissenschaftlicher Name
Homarus
Weber, 1795

Die Hummer (Homarus) sind eine meeresbewohnende Gattung der Zehnfußkrebse (Decapoda) aus der Familie der Hummerartigen (Nephropidae). Sie umfasst heute die zwei Arten Amerikanischer Hummer und Europäischer Hummer.

Europäischer Hummer (Homarus gammarus), hier gut erkennbar mit Z-Schere links
Amerikanischer Hummer (Homarus americanus), hier linke Schere als Z-Schere ausgebildet

Der Amerikanische Hummer ist in den Gewässern vor der nordamerikanischen Ostküste von der kanadischen Provinz Labrador im Norden bis zum US-Bundesstaat North Carolina im Süden heimisch.[1] Als Neozoon ist diese Art seit 1999 an der Nordseeküste Schwedens, Dänemarks und Norwegens bekannt. Es wird vermutet, dass diese Tiere dort von Menschen eingebürgert wurden.[2]

Der Europäische Hummer hat sein Verbreitungsgebiet im Schelf der europäischen Atlantikküste, in der Nordsee, im Mittelmeer und im westlichen Schwarzen Meer.[3] Es reicht von den Lofoten im Norden bis Marokko im Süden, den Azoren im Westen und Israel im Osten, in der Ostsee ist er nicht heimisch.[4]

Ausgewachsene Hummer haben üblicherweise Körperlängen zwischen 30 und 64 Zentimeter und ein Gewicht von etwa 1 bis 6 Kilogramm.[5] Das Wachstum eines Hummers kulminiert nicht, verlangsamt sich aber mit zunehmendem Alter. Der größte Europäische Hummer, der jemals gefangen wurde, war 1,26 Meter lang und 9,3 Kilogramm schwer, allein die Knackschere wog 1,2 Kilogramm.[6] Mit dem Rekordgewicht von 20,1 Kilogramm war ein Amerikanischer Hummer sogar mehr als doppelt so schwer.[7]

Die Farbe von Hummern variiert stark von einem kräftigen Blau bis hin zu dunklen Violetttönen und ist abhängig von der Nahrung und der Farbe des Gesteins in ihrem Lebensraum. Sehr selten sind gelbe Färbungen und Albinismus.[8] Die Flanken der Tiere sind meist gelblich bis braun mit dunkleren, oft rötlichen Sprenkeln.

Die Endglieder am ersten Beinpaar (Pereiopoden I) der Hummer sind rechts und links deutlich verschieden ausgebildete Scheren (Chelae): Man kann eine kräftigere Knackschere (auch Knoten- oder K-Schere genannt) gegenüber einer schlankeren Greifschere mit innen feinen Zähnchen (auch Schneide- oder Z-Schere genannt) unterscheiden. Bei einer größeren Stichprobe kann die Knackschere nahezu im Verhältnis 50 : 50 sowohl die rechte als auch die linke Schere sein. Die Scherenhandfläche ist dabei immer weniger als zweimal so lang wie der Scherenfinger (Dactylus). Auch das zweite und dritte Beinpaar besitzen Scheren, die allerdings sehr viel kleiner und symmetrisch ausgebildet sind. Die Pereiopoden IV und V enden nicht in Scheren. Die Scheren sind stets glatt und unbehaart.[9]

Adulte Männchen sind meist größer als adulte Weibchen. Die Scheren der Männchen sind proportional zur Körperlänge größer, beim Weibchen ist das Abdomen breiter.[10] Zusätzlich ist bei Männchen das erste Paar der Schwimmbeine (Pleopoden) verhärtet, während bei weiblichen Hummern diese weich und biegsam sind.[11]

Die beiden Hummerarten haben im Vergleich zu anderen Arten der Hummerartigen ein sehr glattes Exoskelett. Auf dem Carapax befinden sich eher unscheinbare Vertiefungen bzw. Grate, die einzelnen Somite des Abdomens sind einheitlich glatt und eben. Mit Ausnahme einzelner Spitzen sind auch die Scheren stets glatt und unbehaart.[12]

Hummer leben in den sublitoralen Bereichen der Meeresküsten in Tiefen von bis zu 480 Meter Tiefe, sind aber meist in Tiefen von 4 bis 50 Meter anzutreffen, wo sie als Benthont festen Meeresboden oder Felsen bevorzugen.[1][3] Der besiedelte Temperaturbereich des Lebensraums reicht von 5 bis 20 °C, wobei Extremtemperaturen von 1 °C und 35 °C kurzzeitig toleriert werden können.[2]

Hummer leben einzeln in Höhlen oder Spalten, die sie nachts zum Fressen verlassen. Die Ernährung besteht aus Wirbellosen wie kleinen Krebsen, Mollusken, Seeigeln, Seesternen und Vielborstern.[6] Kannibalismus kann in Aquarien bei dichten Populationen auftreten, ist in der Natur aber selten.[11]

Adulte Tiere sind ortstreu; Migrationen von Europäischen Hummern erfolgen im kleineren Rahmen, während beim Amerikanischen Hummer auch größere Wanderungen vorkommen können.[13][4]

An der Küste von Helgoland, wo durch die felsigen Unterwasserreliefs ideale Lebensbedingungen für Hummer herrschen, wären die ehemals großen Populationen der Krustentiere ohne regelmäßige Auswilderung nachgezogener Jungtiere wegen der Meeresverschmutzung und -erwärmung auf Dauer nicht überlebensfähig. Die verbliebenen fünf lizenzierten Fischer der Insel arbeiten mit den beteiligten Biologen zusammen, indem sie eingefangene eiertragende Hummerweibchen unentgeltlich zuliefern. Um dem Hummer neuen Lebensraum zu schaffen, wurden ab 2014 die Steinaufschüttungen unter den Windkraftanlagen in der Deutschen Bucht mit Hummer-Jungtieren versehen. Die Chancen wurden als vielversprechend angesehen.[14]

Fortpflanzung und Lebenszyklus

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Larve des Europäischen Hummers
Fusionsbild Hummer
Fusionsbild Hummer
Juveniler Europäischer Hummer

Männchen werben um Weibchen, indem sie, meist im Herbst, eine Paarungshöhle anlegen. Diese dient vor allem zum Schutz des Weibchens, denn es muss zur sexuellen Vereinigung den Panzer abwerfen, weil er das Geschlechtsorgan versperrt. Ohne das Außenskelett ist das Weibchen nun völlig schutzlos und auf die Hilfe des Männchens angewiesen. Das Weibchen beginnt nun damit, einen neuen Panzer anzulegen. Nach etwa sieben Tagen trägt die noch dünne Kalkschale wieder so weit, dass es zur eigentlichen Paarung kommen kann. Die Kopulation wird Bauch an Bauch vollzogen und dauert nur ganze fünf Sekunden. Dabei übergibt das Männchen ein Samenpaket, das das Weibchen zu einem späteren Zeitpunkt zum Befruchten der Eier verwendet. Während einer weiteren Woche beschützt das Männchen seine Partnerin, bis deren Panzer wieder vollständig ausgehärtet ist.[15][10]

Weibchen verwahren die Samenpakete, die externe Befruchtung der Eier erfolgt meist im folgenden Sommer. Bis zu 60.000 Eier befestigt das Weibchen an der Unterseite ihres Abdomen an den Schwimmbeinen (Pleopoden). Dort können sie bis zu 11 Monate verbleiben, sodass man Weibchen fast das ganze Jahr über mit Eiern antrifft.[1][3] Frische Eier haben eine dunkelgrüne Färbung, sind anschließend schwarz und bei fast vollständiger Entwicklung der Embryonen rötlich.[6] Die Eier der Hummer sind im Vergleich zu anderen Krebstieren relativ groß, aber ihre Zahl ist im Vergleich eher gering.[10]

Die Larven leben planktonisch und sind Allesfresser. Sie häuten sich in Abhängigkeit von der Wassertemperatur innerhalb von 22 bis 100 Tagen dreimal und sind dann etwa 12 Millimeter groß.[2] Nur etwa 0,005 % der Larven des Europäischen Hummers überleben diesen Lebensabschnitt.[6] Anschließend suchen sich die Hummerlarven am Meeresgrund eine geschützte Stelle oder graben sich in den Meeresboden und verbleiben dort zwei bis drei Jahre. Nun als Benthont werden Hummer in einem Alter von meist vier Jahren geschlechtsreif.

Im ersten Lebensjahr häuten sich Hummer bis zu zehnmal, mit zunehmendem Alter sinkt die Häutungsrate auf einmal in mehreren Jahren.[11] Je Häutung vergrößert sich die Länge des Carapax um 10 % bis 20 %.[10]

Hummer wachsen durch die Häutung ihres harten Exoskeletts, das sie häufig abwerfen: Der durchschnittliche Hummer kann sich bereits bis zu 44 Mal häuten, bevor er ein Jahr alt ist. Erreichen Hummer ein Alter von sieben Jahren, so häuten sie sich einmal jährlich und danach alle zwei bis drei Jahre. Dabei erfordert jeder Häutungsvorgang mehr Energie als der vorherige, weil der Hummer an Größe zunimmt.[16]

Die Gattung umfasst heute die zwei Arten Homarus americanus H. Milne-Edwards 1837 und Homarus gammarus L. 1758; fossil sind weitere acht Arten bekannt.[17]

Als Unterscheidungsmerkmal der zwei rezenten Arten gilt der fehlende Stachel an der Unterseite des Rostrums am Carapax beim Europäischen Hummer. Jedoch ist eine verlässliche Differenzierung von Amerikanischen und Europäischen Hummer nur über genetische Untersuchungen möglich.[18]

Von künstlichen Befruchtungen ist bekannt, dass Amerikanischer und Europäischer Hummer Hybride zeugen können. Dass dies auch in der Natur vorkommen kann, war bisher höchst unwahrscheinlich, da sich die Verbreitungsgebiete nicht überschnitten und die Partnerwahl vorwiegend innerhalb der Art stattfindet. Dennoch wurde vor Norwegen im Herbst 2009 ein Weibchen des Amerikanischen Hummers gefangen, das Hybrid-Eier mit sich trug. Ob diese Hybride steril sind oder fruchtbar, ist Gegenstand der Forschung.[19]

Der ehemals zu dieser Gattung zählende Kaphummer (Homarinus capensis) ist auf Grund der Behaarung der Scheren und seiner wesentlich kleineren Körpergröße in die monotypische Gattung Homarinus gestellt worden.[20]

Hummer und Menschen

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Bestandserhaltung

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Hummerfalle
Der Hummer gilt als schwierige Speise.

Um den Bestand zu schützen, dürfen angelandete Hummer bestimmte regional unterschiedliche Mindestlängen nicht unterschreiten. So ist etwa in Massachusetts eine Carapax-Länge von mindestens 3¼ Zoll (ca. 8 cm) vorgeschrieben;[21] in Schleswig-Holstein beträgt die Mindestlänge inklusive Rostrum 11 cm.[22]

Der Fangertrag lag 2009 bei 100.000 t des Amerikanischen Hummers und bei etwa 4.500 t des Europäischen Hummers.[1][3] Trotz dieser Befischung gelten die Populationen beider Arten als stabil bzw. zunehmend.[13][4]

Fang und Verarbeitung

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Hummer als Lebensmittel sind eine bekannte Delikatesse und werden reguliert befischt. In der Regel geschieht dies mit Fallen, den sogenannten Hummerkörben, in die die Tiere zwar hinein gelangen können, konstruktionsbedingt jedoch nicht wieder hinaus.

Nach dem Fang werden den Hummern die Scheren zusammengebunden, um Kannibalismus vorzubeugen. Anschließend werden sie in kleinen Styroporbehältern zum Verbraucher transportiert.[23]

Die Tötung von Hummern wird in Deutschland durch die Verordnung zum Schutz von Tieren im Zusammenhang mit der Schlachtung oder Tötung (TierSchlV) geregelt: Danach müssen Krebstiere in stark kochendem Wasser, das den Körper vollständig bedeckt und nach seiner Zugabe weiter stark kocht, oder elektrisch oder nach elektrischer Betäubung getötet werden.[24] In Deutschland dürfen lebende Krustentiere nur in Wasser oder vorübergehend auf feuchter Unterlage transportiert werden.[25] Von Tierschützern wird diese Praxis sowie Art und Dauer des Transportes kritisiert.[26][27][28]

Laut einer Veröffentlichung der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) löst das Kochen von lebenden Hummern bei diesen wahrscheinlich Schmerz und Leid aus, ebenso das Durchbohren der Tiere.[29]

Eine weitere Methode, einen Hummer zu töten, ist das Zerteilen des lebenden Tieres. Zunächst wird die Kopfpartie mit einem gezielten Schnitt längs zerteilt und der Hummer anschließend zerlegt. Diese in Deutschland verbotene Methode wird vor allem in der klassischen französischen Küche, in den skandinavischen Ländern, aber auch in Asien eingesetzt. In den skandinavischen Ländern wird die Methode auch angewandt, da das Kochen des lebenden Tieres verboten ist, so seit 2022 in Dänemark.[30][31] Das so gewonnene rohe Hummerfleisch kann nun auch mit anderen Garmethoden als dem Kochen zubereitet werden.[32]

In der Schweiz wurde 2018 durch einen Bundesratsbeschluss die bis dahin nur für Wirbeltiere geltende Betäubungspflicht auf Panzerkrebse ausgeweitet. Das in der Gastronomie übliche Eintauchen nicht betäubter Hummer in siedendes Wasser ist seither verboten. Zudem dürfen sie nicht mehr direkt auf Eis oder in Eiswasser transportiert werden und im Wasser lebende Arten müssen neu immer in ihrem natürlichen Milieu gehalten werden.[33] Ein Importverbot wurde indes vom Nationalrat abgelehnt.[34]

Arten der Zubereitung

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Von den vielen möglichen Zubereitungsarten seien zwei erwähnt, die bei französischsprachigen Speisekarten Anlass zur Verwechslung geben können. Bei beiden Arten erfolgt die Tötung wie oben beschrieben durch Eintauchen in sprudelnd kochendes Wasser.

  • Homard à l’armoricaine (Hummer auf bretonische Art)

Der Hummer wird nach dem Kochen zerteilt, angebraten, flambiert, mit Tomatenstücken und Gewürzen gedünstet und verzehrfertig serviert.

  • Homard à l’américaine (Hummer nach amerikanischer Art)

Nach dem Zerteilen in Längsrichtung wird der Hummer nicht ausgelöst und mit wenig Tomatenmark und Gewürzen gekocht. Die Alkoholika dienen zum Ablöschen.

Vernachlässigbare Seneszenz

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Hummer werden fruchtbarer und stärker, je älter sie werden, nicht umgekehrt. Der Schlüssel hierzu ist vermutlich Telomerase, die in der Lage ist, ihre Zellen auf unbestimmte Zeit zu verjüngen: Hummer produzieren ausreichende Mengen dieser Substanz, um ihre Telomere zu erneuern und zu verhindern, dass Zellen sterben. Dieser Mechanismus ist so effektiv, dass jene Tiere, die 60 oder 70 Jahre alt sind, ebenso fruchtbar sind wie solche, die einige Jahrzehnte jünger sind.[35]

  • Lipke B. Holthuis: Marine Lobsters of the World. An Annotated and Illustrated Catalogue of Species of Interest to Fisheries Known to Date. Hrsg.: Food and Agriculture Organization (= FAO Fisheries Synopsis. Band 125). Rom 1991, ISBN 978-92-5103027-1.

Einzelnachweise

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  1. a b c d Species Fact Sheets Homarus gammarus. Food and Agriculture Organization of the United Nations, abgerufen am 19. November 2011 (englisch).
  2. a b c Gro I. van der Meeren, Josianne Støttrup, Mats Ulmestrand, Jan Atle Knutsen: Invasive Alien Species Fact Sheet: Homarus americanus. Hrsg.: Online Database of the North European and Baltic Network on Invasive Alien Species. NOBANIS. 2006 (nobanis.org [PDF; 138 kB]).
  3. a b c d Species Fact Sheets Homarus americanus. Food and Agriculture Organization of the United Nations, abgerufen am 19. November 2011 (englisch).
  4. a b c Homarus gammarus in der Roten Liste gefährdeter Arten der IUCN 2011. Eingestellt von: M. Butler, A. Cockcroft, A. MacDiarmid, R. Wahle, 2011. Abgerufen am 19. November 2011.
  5. siehe Holthuis, S. 58.
  6. a b c d Biology of the European lobster, Homarus gammarus. The National Lobster Hatchery, abgerufen am 5. November 2015 (englisch).
  7. Heaviest Marine Crustacean. Guinness World Records, archiviert vom Original am 28. Mai 2006; abgerufen am 19. November 2011 (englisch).
  8. Albino Lobster Pulled From Sea. Thebostonchannel.com, 28. Juli 2010, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 22. Dezember 2011; abgerufen am 20. November 2011 (englisch).
  9. siehe Holthuis, S. 17.
  10. a b c d J. Stanley Cobb, Kathleen M. Castro: Homarus Species. In: Bruce Phillips (Hrsg.): Lobsters: Biology, Management, Aquaculture and Fisheries. Wiley-Blackwell, Oxford, UK; Ames, Iowa 2006, ISBN 1-4051-2657-4.
  11. a b c Eleanor Ely: The American Lobster. In: Rhode Island Sea Grant. University of Rhode Island, 3. Juni 1998, archiviert vom Original am 23. Juni 2012; abgerufen am 29. November 2015.
  12. Lipke B. Holthuis: The lobsters of the Superfamily Nephropidea of the Atlantic Ocean (Crustacea: Decapoda). In: Bulletin of Marine Science. Band 24, Nr. 4, 1974, S. 723–884 (nhm.org [PDF; 16,0 MB; abgerufen am 4. Juli 2012]).
  13. a b Homarus americanus in der Roten Liste gefährdeter Arten der IUCN 2011. Eingestellt von: M. Butler, A. Cockcroft, A. MacDiarmid, R. Wahle, 2011. Abgerufen am 19. November 2011.
  14. Hummer satt? Das Helgoland-Experiment (Memento vom 6. Oktober 2017 im Internet Archive), 30-minütiger NDR-Dokumentarfilm über das Projekt Neuer Hummer-Lebensraum, abgerufen am 5. Oktober 2017.
  15. Michael Miersch: Hummer lassen alle Hüllen fallen. welt.de, 22. März 2010, abgerufen am 22. August 2017.
  16. T. Wolff: Maximum size of lobsters (Homarus) (Decapoda, Nephropidae). In: Crustaceana. Vol. 34, 1978, S. 1–14, doi:10.2307/20103244.
  17. Sammy De Grave, N. Dean Pentcheff, Shane T. Ahyong et al.: A classification of living and fossil genera of decapod crustaceans. In: Raffles Bulletin of Zoology Suppl. Band 21, 2009, S. 1–109 (edu.sg [PDF; 7,8 MB; abgerufen am 20. November 2011]).
  18. Knut E. Jørstad, P. A. Prodohl, A.-L. Agnalt, M. Hughes, E. Farestveit, A. F. Ferguson: Comparison of genetic and morphological methods to detect the presence of American lobsters, Homarus americanus H. Milne Edwards, 1837 (Astacidea: Nephropidae) in Norwegian waters. In: Hydrobiologia. Band 590, 2007, S. 103–114, doi:10.1007/s10750-007-0762-y.
  19. Marie Hauge: Unique lobster hybrid. Institute of Marine Research Norway, Mai 2010, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 18. Oktober 2019; abgerufen am 21. November 2011 (englisch).  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.imr.no
  20. Irv Kornfield, Austin Williams, Robert S. Steneck: Assignment of Homarus capensis (Herbst, 1792), the Cape lobster of South Africa, to Homarius new genus (Decapoda: Nephropidae). In: Fishery Bulletin. Band 93, Nr. 1, 1995, ISSN 0090-0656, S. 97–102 (noaa.gov [PDF; 810 kB; abgerufen am 19. November 2011]).
  21. Commercial regulations summary tables for finfish, shellfish & seaworms, and lobster & crabs. Massachusetts Department of Fish and Game, abgerufen am 29. November 2015.
  22. Schleswig-Holsteinische Küstenfischereiordnung. (PDF) 17. Februar 2005, abgerufen am 20. November 2011 (PDF-Datei, 110 kB).
  23. Thomas Fröhlich: Tierschutzgerechte Hälterung von Hummern und Langusten. In: Bundesverband der beamteten Tierärzte e. V. (Hrsg.): Amtstierärztlicher Dienst und Lebensmittelkontrolle. Band 4, 1997, S. 254.
  24. § 12 Abs. 11 Tierschutz-Schlachtverordnung (TierSchlV)
  25. § 13 Abs. 2 Tierschutztransportverordnung (TierSchTrV) als nationale Sonderregelung gegenüber in der EU ansonsten geltenden VO (EG) Nr. 1/2005
  26. Die Wahrheit über den Verzehr von Krebstieren. PETA, März 2014, abgerufen am 2. Januar 2021 (deutsch).
  27. NORMA hat ein Herz für Hummer. Albert Schweitzer Stiftung für unsere Mitwelt, 13. Februar 2012, abgerufen am 2. Januar 2021 (deutsch).
  28. Fische und Krustentiere. Deutscher Tierschutzbund, abgerufen am 2. Januar 2021.
  29. EFSA Journal: Aspects of the biology and welfare of animals used for experimental and other scientific purposes. Nr. 292, 2005, S. 105 (amerikanisches Englisch, europa.eu [PDF; 1,4 MB; abgerufen am 17. Januar 2014]).
  30. Madens verden, abgerufen am 15.Mai 2023
  31. Dyrenes beskyttelse, abgerufen am 25. Mai 2023
  32. The Culinary Institute of America (Hrsg.): The Professional Chef. 9. Auflage. John Wiley & Sons, Hoboken, New Jersey 2011, ISBN 978-0-470-42135-2, S. 413 f.
  33. Änderungen von Verordnungen im Veterinärbereich In: admin.ch, 10. Januar 2018, abgerufen am 10. Januar 2018.
  34. Hummer dürfen nur noch betäubt gekocht werden In: srf.ch, 10. Januar 2018, abgerufen am 10. Januar 2018.
  35. 140-year-old lobster’s tale has a happy ending. Associated Press, 10. Januar 2009, abgerufen am 1. Januar 2010.
Wiktionary: Hummer – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
Commons: Hummer – Album mit Bildern