„Wladimir Iljitsch Lenin“ – Versionsunterschied
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{{Dieser Artikel|behandelt die Person Lenin. Für das nach ihm benannte Schiff siehe [[Atomeisbrecher Lenin]].''}} |
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[[Datei:Lenin in 1920 (cropped).jpg|mini|Wladimir Iljitsch Lenin (1920)]] |
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[[Datei:Vladimir Lenin signature.svg|rahmenlos|rechts|klasse=skin-invert-image|Lenins Unterschrift]] |
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'''Wladimir Iljitsch Lenin''' ({{ruS|Владимир Ильич Ленин}}, wissenschaftliche [[Transliteration]] ''Vladimir Il’ič Lenin'', eigentlich '''Wladimir Iljitsch Uljanow''' {{ruS|Владимир Ильич Ульянов}}, wissenschaftliche Transliteration ''Ul’janov'', {{Audio|Ru-Lenin.ogg|anhören}}; geboren am {{JULGREGDATUM|22|4|1870|FormatJUL=j.|Link=1}} in [[Uljanowsk|Simbirsk]]; gestorben am [[21. Januar]] [[1924]] in [[Gorki Leninskije|Gorki]] bei [[Moskau]]) war ein [[Russen|russischer]] [[Politiker]] und [[Kommunismus|kommunistischer]] [[Revolution]]är sowie [[Marxismus|marxistischer]] Theoretiker, Vorsitzender der [[Bolschewiki]] (1903–1924), [[Regierungschef]] der [[Russische Sozialistische Föderative Sowjetrepublik|Russischen SFSR]] (1917–1924) und der [[Sowjetunion]] (1922–1924), als deren Begründer er gilt. |
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'''Wladímir Iljítsch Uljánow''' ([[Russische Sprache|russisch]] ''Владимир Ильич Ульянов'', genannt ''Lenin'', russisch ''Ленин'' {{Audio|Ru-Lenin.ogg|anhören}}; * 10. April / [[22. April]] [[1870]] in [[Simbirsk]]; † [[21. Januar]] [[1924]] in Gorki bei Moskau, war führender Kopf der [[Oktoberrevolution]] [[1917]] in [[Russland]], Vorsitzender des [[Räterepublik|Rates]] der [[Volkskommissar]]e, Autor zahlreicher theoretischer und philosophischer Schriften. Er gilt neben [[Karl Marx]] und [[Friedrich Engels]] als einer der Schöpfer des wissenschaftlichen [[Sozialismus]]. <br> Als Marxist war Lenins Ziel die Errichtung der ''[[Diktatur des Proletariats]]''. Wichtig dabei war Lenin der unangefochtene Führungsanspruch einer [[Kommunistische Partei|kommunistischen Partei]], welche die Vorhut des Proletariats (Arbeiterklasse) darstelle und die von ihm ausgearbeitete Organisationsform des [[Demokratischer Zentralismus|Demokratischen Zentralismus]]. Nach ihrer Zustimmung zur Burgfriedenspolitik 1914 lehnte er die Sozialdemokratie als reformistisch und opportunistisch (sozialchauvinistisch) ab. |
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Nachdem sein Bruder [[Alexander Iljitsch Uljanow|Alexander Uljanow]] 1887 wegen eines geplanten Attentats auf den [[Alexander III. (Russland)|Zaren]] hingerichtet worden war, schloss sich Lenin (so sein [[Kampfname]]) den marxistischen [[Sozialdemokratie|Sozialdemokraten]] an und widmete sich der Untergrundarbeit für eine kommunistische [[Revolution]] in [[Russland]]. Mehrmals musste er ins [[Exil]] emigrieren, die meiste Zeit in die [[Schweiz]]. Er gründete 1903 eine eigene Fraktion in der [[Sozialdemokratische Arbeiterpartei Russlands|Sozialdemokratischen Arbeiterpartei Russlands]], die Bolschewiki, die spätere Kommunistische Partei Russlands. |
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[[Bild:Lenin3.jpg|thumb|right|200px|Lenin]] |
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[[Bild:Lenin4.jpg|thumb|right|150px|Eines der bekanntesten Fotos von Lenin]] |
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==Familie== |
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[[bild:Lenin-circa-1887.jpg|thumb|150px|left|Lenin als Kind (1877)]] |
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Lenin stammte aus einer Familie des niederen Adels, die sich sozial und kulturell liberal engagierte. |
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Lenins Mutter, Maria Alexandrowna, geborene Blank, heiratete 1863 als 28-jährige den Mathematik- und Physiklehrer Ilja Nikolajewitsch Uljanov, welcher ein [[Kalmücken|Kalmücke]] aus [[Baku]] und als Inspektor von Volksschuleinrichtungen tätig war. |
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Nachdem Anfang 1917 in Russland die [[Russisches Kaiserreich|Monarchie]] in einer [[Februarrevolution 1917|bürgerlichen Revolution]] gestürzt worden war und die neue Regierung an Russlands Beteiligung am [[Erster Weltkrieg|Ersten Weltkrieg]] festhalten wollte, eroberten die Bolschewiki unter Lenins Führung in der [[Oktoberrevolution]] die Macht. Sie lösten die [[Russische konstituierende Versammlung|verfassungsgebende Versammlung]] gewaltsam auf und schränkten die [[Meinungsfreiheit]] teilweise ein. Es gelang den Bolschewiken im nun folgenden [[Russischer Bürgerkrieg|Bürgerkrieg]], den Großteil der Gebiete des ehemaligen Russischen Reiches unter ihre Kontrolle zu bringen und den Widerstand der [[Weiße Armee|Weißen Armeen]] und auch anderer gegnerischer Bürgerkriegsparteien militärisch und durch Einsatz des [[Roter Terror|roten Terrors]] zu brechen, trotz der materiellen Unterstützung der Weißen Armee durch zahlreiche ausländische Mächte und der zeitweiligen Besetzung russischer Gebiete durch andere Staaten. Gegen Ende des Krieges, 1922, gründeten die Bolschewiki die Union der Sozialistischen Sowjetrepubliken. |
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Der Großvater mütterlicherseits, Dr. Alexander Blank, war jüdischer Herkunft, dessen Ehefrau Anna, geborene Großschopf, war [[Wolgadeutsche]] aus Simbirsk (ab [[1924]]: [[Uljanowsk]]), Tochter eines Gutsbesitzers, welche starb, als Maria 3 Jahre alt war. |
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Zu dieser Zeit war Lenin bereits schwer krank. Nach seinem Tod 1924 wurde sein Leichnam einbalsamiert und in einem [[Lenin-Mausoleum|Mausoleum]] an der [[Nekropole an der Kremlmauer|Mauer des Kremls]] aufgebahrt. In der Folge stellte die [[Kommunistische Partei der Sowjetunion]] Lenins Bedeutung für die Sowjetunion und den Kommunismus Moskauer Prägung immer weiter heraus. Innerhalb der [[Politische Linke|politischen Linken]] ist die Beurteilung der Rolle Lenins bis heute umstritten. Anschauungen, die in den Schriften [[Karl Marx]]’ ein geschlossenes Ideologiegebilde erkennen, betrachten Lenin als herausragenden Theoretiker, der dem [[Marxismus]] mit dem [[Leninismus]] eine maßgebliche Weiterentwicklung gab. Nach Lenins Tod, seit der Zeit des [[Stalinismus]], wurde daraus die Ideologie des [[Marxismus-Leninismus]] konstruiert. Auf der anderen Seite stehen Verweise auf die schweren Menschenrechtsverletzungen, seinen [[Dogma]]tismus und antidemokratische Tendenzen, die mit modernen Sozialismuskonzepten nicht vereinbar seien. Eine große Rolle bei der Beurteilung der leninschen Theorie spielen die Fragen, ob sich der Kommunismus auch in einem industriell rückständigen Land entwickeln könne, und welche Rolle dabei einer ''[[Partei neuen Typus]]'' zukam. |
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1887 wurde Lenins älterer Bruder [[Alexander Iljitsch Uljanow|Alexander]], der damals Student in [[Sankt Petersburg]] war, wegen Verschwörung und versuchten Mordes an [[Zar]] [[Alexander III. (Russland)|Alexander III.]] an der [[Lena (Fluss)|Lena]] hingerichtet. |
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Dies hatte großen Einfluß auf Lenin, der nun stärker politisch engagiert war. |
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== Leben == |
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Im selben Jahr wurde Lenin von der Universität in Kasan verwiesen, nachdem er an einem Studentenprotest teilgenommen und die Polizei die Verbindung zu seinem Bruder aufgedeckt hatte. Nach einem Gnadenerweisen konnte Lenin 1891 sein Jurastudium beenden. Seine Arbeit als Rechtsanwalt beschränkte sich auf einige wenige Fälle. |
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=== Familie === |
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Wladimir Iljitsch Lenin entstammte einer multiethnischen Familie. Mütterlicherseits hatte er deutsch-schwedische Wurzeln. Dieser Familienzweig war im Mannesstamm jüdischer Religion. Sein Großvater Israel Blank gehörte als Landarzt der damals dünnen Schicht des Bürgertums an. Lenins Mutter [[Marija Alexandrowna Blank|Maria Alexandrowna Blank]] (1835–1916) hatte eine häusliche Bildung erhalten und 1863 das Examen als Lehrerin abgelegt, ohne berufstätig zu werden: Nach ihrer Heirat im selben Jahr widmete sie sich fortan der Familie. |
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Väterlicherseits stammte Lenin von Russen und [[Kalmücken]] ab,<ref>Im [[NS-Staat|NS-Deutschland]] wurde Lenins kalmückische Abstammung zur Diffamierung des Revolutionärs genutzt. Vgl. Chiffretelegramm von Molotow an Stalin über den Nürnberger Parteitag der NSDAP und die nationalsozialistische Hetzte gegen die Sowjetunion (20.08.1935). In: Hermann Weber, Jakov Drabkin, Bernhard H. Bayerlein (Hrsg.): Deutschland, Russland, Komintern. II. Dokumente (1918–1943). De Gruyter Berlin/München/Boston, 2015. S. 1130–1131.</ref> die es in zwei Generationen von der [[Leibeigenschaft]] zum erblichen Adelsstand gebracht hatten. Sein Großvater aus diesem Familienzweig war ein befreiter Bauer, der sich als Schneider verdingte. Lenins Vater [[Ilja Nikolajewitsch Uljanow]] (1831–1886) hatte 1854 die [[Staatliche Universität Kasan|Kasaner Universität]] absolviert. Er gab 1869 seine langjährige Tätigkeit als Mathematik- und Physiklehrer an höheren Schulen in [[Pensa]] und [[Nischni Nowgorod]] auf und wurde zunächst Inspektor, später Direktor von Volksschuleinrichtungen in [[Simbirsk]]. Vom [[Zar]]en wurde er 1882 in den erblichen Adelsstand erhoben. |
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==Beginn der politischen Tätigkeit== |
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[[bild:Lenin-1895-mugshot.jpg|thumb|Lenin während seiner Inhaftierung im Jahre 1895]] |
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Lenins politische Überzeugungen sind in der Anfangszeit noch nicht gefestigt. Theoretisch setzte er sich einerseits kritisch mit den russischen |
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Volkstümlern ([[Narodniki]]), welche eine eigene Variante des Sozialismus propagierten, und andererseits mit den Thesen von [[Karl Marx]], die er bereits theoretisch interpretierte, auseinander. 1893 zog er nach Sankt Petersburg. Dort studierte er die Theorien von G. W. [[Plechanow]], dem er später in der Schweiz auch selbst begegnete. Nach einer mehrmonatigen Europareise durch Deutschland, Frankreich und die Schweiz gründete er den [[Bund für die Befreiung der Arbeiterklasse|„Bund für die Befreiung der Arbeiterklasse“]] ("союз борьбы за освобождение рабочего класса"). Nachdem er im Herbst nach Russland zurückgekommen war, nahm er sofort seine agitatorische Tätigkeit wieder auf. |
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=== Jugend === |
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Als er im Begriff war, eine illegale Zeitung ''Die Sache der Arbeiter'' herauszugeben, wurde er im Dezember [[1895]] verhaftet (Anklage: [[Agitation]]). Im Untersuchungsgefängnis richtete er sich eine Bibliothek in seinem „Studierzimmer“ ein und verbrachte dort 14 Monate. [[1897]] wurde er im Februar für drei Jahre nach [[Schuschenskoje]] in [[Ostsibirien]] verbannt, wo er unter Polizeiaufsicht leben musste. In [[Ufa (Stadt)|Ufa]] traf er auch wieder [[Nadjeschda Krupskaja]], die er [[1898]] in der [[Verbannung]] heiratete. |
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[[Datei:Lenin-circa-1887.jpg|mini|hochkant|Lenin als Jugendlicher (ca. 1887)]] |
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Nach zaristischer [[Rangtabelle|Rangordnung]] war Lenin ein ''Dworjanin'', ein [[Russischer Adel|Adliger]], auch wenn erst der Vater in den Adelsstand erhoben worden war und die Familie nicht recht an die höhere Gesellschaft anschließen konnte. Sein Vater starb unerwartet im Januar 1886 an einer Hirnblutung.<ref name="cr16" /> Lenins älterer Bruder [[Alexander Iljitsch Uljanow|Alexander]], Student an der Mathematisch-Physikalischen Fakultät an der [[Staatliche Universität Sankt Petersburg#Geschichte|Universität Sankt Petersburg]], hatte sich einer revolutionären Gruppe angeschlossen, die den Zaren [[Alexander III. (Russland)|Alexander III.]] ermorden wollte.<ref>[[Robert Service (Historiker)|Robert Service]]: ''Lenin: Eine Biographie.'' Beck, München 2000, S. 88–89.</ref> Er wurde am 20. Mai 1887 hingerichtet. Die Familie wurde anschließend fast vollständig gemieden, lebte aber trotz des Todes des Vaters und des Stigmas der Hinrichtung in materiellem Wohlstand. Neben einer stattlichen Rente hatte sie Einkünfte aus dem Besitz eines Landguts, das noch zu Lebzeiten des Vaters aus der Mitgift der Mutter erworben worden war.<ref>Dimitri Wolkogonow: ''Lenin – Utopie und Terror.'' Düsseldorf 1994, S. 30–33, S. 54 f.</ref> |
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Sofort nach der Rückkehr aus der Verbannung im Februar 1900 suchte Lenin nach einer Möglichkeit, eine von der Zensur unabhängige Zeitung herauszugeben. In Russland war das nicht möglich, und so verließ er am 29. Juli 1900 Russland für über fünf Jahre. Nach einem kürzeren Aufenthalt in [[Genf]], wo er sich mit Plechanow über die Herausgabe der Zeitung ''[[Iskra (Zeitung)|Iskra]]'' ("Der Funke") einigte, ließ sich Lenin unter dem Namen Meyer bei dem sozialdemokratischen Gastwirt Rittmeyer in der Kaiserstraße 53 in [[München]] illegal nieder. [[1902]] verfasste er in der bayerischen Landeshauptstadt die programmatische Schrift ''[[Was tun?]]'', in der er die These verwarf, dass die Arbeiter von sich aus Klassenbewußtsein entwickeln würden. Nach Lenins Ansicht bräuchten sie stattdessen die Führung durch eine gut organisierte Partei (Avantgardetheorie). Das entsprechende Organisationsmodell stellte der [[Demokratischer Zentralismus|Demokratische Zentralismus]] dar. |
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Zusammen mit dem frühen Tod des Vaters prägte die Hinrichtung seines Bruders den jungen Lenin entscheidend. Sein Bruder wurde drei Tage nach dem Beginn der Abschlussprüfungen Lenins an der Schule gehängt. Lenin bestand diese trotzdem mit Auszeichnung.<ref name="cr16" /> Er studierte die Bücher, die Alexander hinterlassen hatte, vor allem die des verbannten Revolutionärs [[Nikolai Gawrilowitsch Tschernyschewski]], der für eine klassenlose Gesellschaft eintrat.<ref>Robert Service: ''Lenin: Eine Biographie.'' Beck, München 2000, S. 97–98.</ref> Lenin hatte viele intellektuelle Interessen wie Literatur und Altphilologie und wurde auch ein guter Schachspieler.<ref>Robert Service: ''Lenin: Eine Biographie.'' Beck, München 2000, S. 96, 107.</ref> |
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Siehe auch [[Leninismus]]. |
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Lenin konnte nicht in Sankt Petersburg studieren und ging daher für das Studium der [[Rechtswissenschaft]] an die [[Staatliche Universität Kasan|Universität Kasan]]. Schon in seinem ersten Jahr beteiligte Lenin sich an einem Studentenprotest und wurde am 6. Dezember 1887 zusammen mit 38 anderen Studenten von der Universität verwiesen.<ref>Robert Service: ''Lenin: Eine Biographie.'' Beck, München 2000, S. 102/103, 105.</ref> Lenin nahm bei diesem Treffen keine führende Rolle ein. Seine Bestrafung durch die Behörden beruhte vor allem auf der Geschichte seines Bruders. Der Vater des späteren Ministerpräsidenten der Provisorischen Regierung [[Alexander Fjodorowitsch Kerenski|Alexander Kerenski]], [[Fjodor Michailowitsch Kerenski|Fjodor Kerenski]], der Lenin am Gymnasium unterrichtet hatte und ihn als Musterschüler beschrieb, setzte sich vergeblich für die Aufhebung des Urteils ein.<ref>Dimitri Wolkogonow: ''Lenin – Utopie und Terror.'' Düsseldorf 1994, S. 33, 38 f.</ref> |
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<!-- Nach weiterem Aufenthalt im [[Exil]] bereiste er erneut Europa. --> <!--Satz ist missverständlich! --> |
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Bei [[Samara]] bezog die Familie im Mai 1889 ein [[Gutshof|Gut]], das sie mit ihrem Kapital erworben hatte; bald darauf aber verpachtete sie es. Lenin erwies sich als ungeeignet zum Gutsverwalter und gab sich auch keine Mühe.<ref>Robert Service: ''Lenin: Eine Biographie.'' Beck, München 2000, S. 110–112.</ref> Entgegen einer später weitverbreiteten Behauptung hat er keine Kontakte zu Bauernfamilien gehabt, sein Wissen über das Bauerntum stammte vielmehr aus Büchern wie denen von [[Gleb Iwanowitsch Uspenski|Gleb Uspenski]]. Dieser äußerte sich negativ über die russischen Bauern, denen er [[Trunksucht]], Gewalt und Fremdenfeindlichkeit unterstellte. |
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=== Der Deckname === |
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Lenin lebte vom Vermögen der Familie, unternahm lange Wanderungen, gab den jüngeren Geschwistern Nachhilfe, las politische Literatur und setzte sein Jurastudium als Autodidakt fort.<ref>Robert Service: ''Lenin: Eine Biographie.'' Beck, München 2000, S. 113/114.</ref> Er durfte 1891 die Prüfungen als Externer abschließen, was ihm auch als Bester in allen Fächern gelang. Die spätere Propaganda verschwieg, dass auch Kirchen- und Polizeirecht dazu gehörte. Am 30. Januar 1892 nahm Lenin eine Tätigkeit als Rechtsanwaltsgehilfe auf.<ref>Robert Service: ''Lenin: Eine Biographie.'' Beck, München 2000, S. 121, 123/124.</ref> Er betätigte sich in einigen wenigen Fällen als Strafverteidiger und nahm zwei persönliche Fälle an. Einmal gegen Bauern, die ihr Vieh unberechtigterweise auf dem Anwesen seiner Familie hatten weiden lassen. Ein anderes Mal klagte er gegen einen ehemaligen französischen Adligen, der ihn bei einem Besuch in Paris mit seinem Auto angefahren hatte.<ref>Dimitri Wolkogonow: ''Lenin – Utopie und Terror''; Düsseldorf 1994, S. 40.</ref> |
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Ab Dezember 1900 verwendete er den Decknamen beziehungsweise das [[Pseudonym]] „Lenin“. Eine Erklärung besagt, dass er sich dabei auf den sibirischen Strom [[Lena (Fluss)|Lena]] bezog (Lenin bedeutet russisch: „Der vom Flusse Lena Stammende“) – nach Sibirien verbannt zu werden bedeutete damals praktisch, dass man im zaristischen Russland als anerkannter [[Opposition]]eller galt. Die andere plausible Erklärung besagt, dass er mehr an sein Kindermädchen Lena dachte, und dass er bereits als kleiner Bub auf die Frage, „wessen [Bub] er sei“ zu antworten pflegte: ''„Lenin!“'' (russisch: „Lenas!“). |
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=== Beginn der politischen Tätigkeit === |
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[[Datei:18951200-lenin-karteikarte-ochrana.jpg|mini|Im Dezember 1895 von der Geheimpolizei [[Ochrana]] angelegte Karteikarte über Lenin]] |
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[[Bild:Lenins Unterschrift.png|thumb|left|Lenins Unterschrift: ''IUljanov (Lenin)'']] |
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Lenin beschäftigte sich bereits in jungen Jahren mit verschiedenen politischen Theorien. Einerseits setzte er sich kritisch mit den russischen „Bauernsozialisten“ oder „Volkstümlern“ (den [[Narodniki]]), welche eine eigene Variante des Sozialismus propagierten, und andererseits mit den Thesen von [[Karl Marx]], die er bereits theoretisch interpretierte, auseinander. Lenin hielt Russland zu diesem Zeitpunkt für wirtschaftlich und sozial fortgeschrittener als es tatsächlich war, sodass er an eine baldige proletarische Revolution glaubte. Andere Revolutionäre fanden, Lenins Marxismus setze noch zu sehr auf die terroristischen Aspekte der Narodniki, so wiederholte Lenin den Satz von [[Sergei Gennadijewitsch Netschajew|Sergej Netschajew]], „das ganze [[Haus Romanow-Holstein-Gottorp|Haus Romanow]]“ müsse getötet werden.<ref>Robert Service: ''Lenin: Eine Biographie.'' Beck, München 2000, S. 137–139.</ref> |
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1891 verurteilte Lenin die Hilfsaktionen der gebildeten Schicht anlässlich der Hungersnot in der Provinz Samara, in der er als Anwalt tätig war. Er wertete die Hungersnot als Schritt in Richtung Sozialismus, da sie den Glauben an Gott und den Zaren zerstöre.<ref>Verna Moritz, Hannes Leidinger: ''Lenin: Die Biographie. Eine Neubewertung.'' Wien 2023, S. 112; [[Nicolas Werth]]: ''Ein Staat gegen sein Volk.'' In: Stéphane Courtois u. a.: ''[[Das Schwarzbuch des Kommunismus]].'' 4. Aufl. München 1998, S. 140, 141.</ref> Vom Pächter seines eigenen Landgutes forderte er die volle vereinbarte Summe, der wiederum die Bauern trotz der Hungersnot voll zahlen ließ.<ref>Robert Service: ''Lenin: Eine Biographie.'' Beck, München 2000, S. 126.</ref> |
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1893 zog er nach Sankt Petersburg. Dort studierte er die Theorien von [[Georgi Walentinowitsch Plechanow|Georgi Plechanow]], dem er später in der Schweiz auch selber begegnete. Nach einer mehrmonatigen Europareise durch Deutschland, Frankreich und die Schweiz gründete er den „[[Petersburger Kampfbund zur Befreiung der Arbeiterklasse|Bund für die Befreiung der Arbeiterklasse]]“ („Союз борьбы за освобождение рабочего класса“). In Deutschland weilte Lenin längere Zeit in [[Berlin]], wo er Literaturstudien an der [[Staatsbibliothek zu Berlin#Geschichte|Königlichen Bibliothek]] betrieb. Als Lenin im Herbst 1895 nach Russland zurückgekommen war, nahm er seine agitatorische Tätigkeit wieder auf. |
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Während der Vorbereitung einer illegalen Zeitung ''Die Sache der Arbeiter'' wurde er im Dezember 1895 verhaftet (Anklage: [[Agitation]]).<ref>Robert Service: ''Lenin: Eine Biographie.'' Beck, München 2000, S. 151.</ref> Im Untersuchungsgefängnis richtete er sich eine Bibliothek in seinem „Studierzimmer“ ein und verbrachte dort 14 Monate. 1897 wurde er im Februar für drei Jahre nach [[Schuschenskoje]] in [[Südsibirische Gebirge|Südsibirien]] [[Verbannung|verbannt]], wo er unter Polizeiaufsicht leben musste. In [[Ufa (Stadt)|Ufa]] traf er auch wieder [[Nadeschda Konstantinowna Krupskaja|Nadeschda Krupskaja]], die er 1898 in der [[Verbannung]] heiratete. |
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Sofort nach der Rückkehr aus der Verbannung im Februar 1900 suchte Lenin in [[Pskow]] nach einer Möglichkeit, eine von der Zensur unabhängige Zeitung herauszubringen. In Russland war das nicht möglich, und so ging er am 29. Juli 1900 für über fünf Jahre ins Ausland. Nach einem kürzeren Aufenthalt in [[Genf]], wo er sich mit Plechanow über die Herausgabe der Zeitung ''[[Iskra (russische Zeitung)|Iskra]]'' („Der Funke“) einigte, ließ sich Lenin bei dem sozialdemokratischen Gastwirt Rittmeyer in der Kaiserstraße 53 (heute 46) im Münchner Stadtteil [[Schwabing-West|Schwabing]] illegal nieder. Er meldete sich unter der Adresse nicht offiziell an und nannte sich „Mayer“. 1901 zog Lenin in die nahe gelegene Siegfriedstraße 14 in [[Schwabing]] um. Im Jahr 1901 erschien die von ihm mit herausgegebene Zeitung ''Sarja'' („Morgenröte“). |
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=== Konzeption einer Kaderpartei === |
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1902 veröffentlichte er bei [[Verlag J.H.W. Dietz Nachf. Bonn|J.H.W. Dietz]] in [[Stuttgart]] die programmatische Schrift ''[[Was tun? (Lenin)|Was tun?]]'', unter dem Decknamen „N. Lenin“. Sie machte ihn unter den Revolutionären bekannt, polarisierte aber auch stark. Denn darin entwarf er das Konzept einer geheim agierenden, disziplinierten und zentralisierten Arbeiterpartei, bestehend aus Berufsrevolutionären. Die Partei sollte in ideologischen und strategischen Fragen geeint auftreten und die Masse der Bevölkerung auf dem Weg zur Revolution anführen.<ref name="rs190192" /> Die Notwendigkeit einer solchen konspirativen Organisation begründete Lenin damit, dass im autokratischen Zarenreich keine andere Partei erfolgreich einen Umsturz einleiten könne. Er orientierte sich dabei auch an den Vorbildern der [[Narodniki]] aus dem vorigen Jahrhundert, die ebensolche Methoden der politischen Arbeit angewandt hätten. Lenin wandte sich in seiner Schrift explizit gegen die liberalere Linke, die eine Veränderung durch basisdemokratische Organisation und Gewerkschaften erwirken wollte.<ref>Christopher Read: ''Lenin.'' Abingdon 2005, S. 52–59.</ref> |
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Die Idee der Partei als straff geführte Geheimorganisation war bei den Organisationsbereiten unter Russlands Linken nicht strittig, und Lenin bemühte sich mit Zitaten von Marx und anderen, die Forderungen marxistisch zu begründen. Manch russischen Marxisten empörte es, dass Lenin dabei terroristische Bauernführer und den „Massenterror“ von [[Pjotr Nikititsch Tkatschow|Pjotr Tkatschow]] lobte. Lenins Betonung der ''konspirativnost'' konnte als Aufruf zu Verschwörungen interpretiert werden.<ref name="rs190192" /> Später wurde Lenins Organisationsmodell als „[[Demokratischer Zentralismus]]“ bekannt. |
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{{Siehe auch|Leninismus}} |
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=== Deckname === |
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Ab Dezember 1900 verwendete er den Kampfnamen beziehungsweise das [[Pseudonym]] „Lenin“. So gab er seine Schrift ''[[Was tun? (Lenin)|Was tun?]]'' unter dem Pseudonym „N. Lenin“ heraus. Es gibt keine schlüssige oder gesicherte Erklärung bezüglich der Herkunft des Pseudonyms. Eine Erklärung besagt, dass er sich dabei auf den sibirischen Strom [[Lena (Arktischer Ozean)|Lena]] bezog („Lenin“ bedeutet russisch: „Der vom Fluss Lena Stammende“) – nach Sibirien verbannt zu werden, bedeutete damals praktisch, dass man im [[Russisches Kaiserreich|Russischen Kaiserreich]] als anerkannter [[Opposition (Politik)|Oppositioneller]] galt. Eine andere Erklärung besagt, dass er mehr an sein Kindermädchen Lena dachte und dass er bereits als kleiner Junge auf die Frage, „wessen [Kind] er sei“, zu antworten pflegte: „Lenin!“ (deutsch: „Lenas!“). |
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Lenin hatte mehrere Decknamen, beispielsweise lebte er in Schwabing als „Iordan K. Iordanov“ und andernorts in München unter dem Namen „Mayer“.<ref>[http://www.koinae.de/Lenin.htm "Lenin in Schwabing."]</ref> Vor diesem Hintergrund wirkt die Wahl des Pseudonyms eher zufällig.<ref>Robert Service: „Lenin: Eine Biographie“. Beck, München 2000, S. 189.</ref> |
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=== Parteispaltung und Aufbau der neuen Kaderpartei === |
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[[Datei:Leninhaus Mai 2021.jpeg|mini|hochkant|[[Spiegelgasse (Zürich)|Spiegelgasse]] 14 in Zürich: Eine Gedenktafel am mittleren Haus erinnert an Lenins Aufenthalt.]] |
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Lenin betrieb den Aufbau einer streng organisierten [[Kaderpartei]] aus „Berufsrevolutionären“ und wurde wegen seiner – von der Illegalität erzwungenen, aber auch vom russischen revolutionären Terrorismus inspirierten – Rigorosität und wegen seiner radikalen theoretischen Positionen der am meisten beachtete linke Sozialdemokrat. |
Lenin betrieb den Aufbau einer streng organisierten [[Kaderpartei]] aus „Berufsrevolutionären“ und wurde wegen seiner – von der Illegalität erzwungenen, aber auch vom russischen revolutionären Terrorismus inspirierten – Rigorosität und wegen seiner radikalen theoretischen Positionen der am meisten beachtete linke Sozialdemokrat. |
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Die Ansichten und Absichten Lenins führten 1903 auf dem zweiten [[Parteitag]] (in London) zur faktischen Spaltung der [[Sozialdemokratische Arbeiterpartei Russlands|Sozialdemokratischen Arbeiterpartei Russlands]] (SDAPR). Lenin hatte erfolgreich seine Anhänger in das Organisationskomitee platziert.<ref>Robert Service: ''Lenin: Eine Biographie.'' Beck, München 2000, S. 205/206.</ref> Unterstützt von Plechanow und durch den Auszug der reformorientierten „Ökonomisten“ und der jüdischen Delegierten vom „[[Allgemeiner Jüdischer Arbeiterbund|Bund]]“ gelang es Lenin, seine Hauptforderungen in das Parteiprogramm und das Statut zu bringen, unter anderem die Betonung der „[[Diktatur des Proletariats]]“.<ref>Robert Service: ''Lenin: Eine Biographie.'' Beck, München 2000, S. 208/209.</ref> Seine Forderung, die Parteimitglieder neben materieller Unterstützung auch zu persönlicher Mitarbeit zu verpflichten, wurde jedoch von der Gruppe um [[Julius Martow]] abgelehnt. Lenin nannte aufgrund der Abstimmungsmehrheit seine Gruppe ''Bolschewiki'' (vom russischen Wort für „Mehrheit“) und die Gemäßigten [[Menschewiki]] („Minderheit“). |
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Die Ansichten und Absichten von Lenin führten [[1903]] auf dem zweiten [[Parteitag]] (in London) zur faktischen Spaltung der Sozialdemokratischen Arbeiterpartei Russlands ([[SDAPR]]) in die Fraktionen der eher reformorientierten [[Menschewiki]] einerseits und in der von Lenin angeführten, revolutionsorientierte [[Bolschewiki]] andererseits. |
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1905 brach eine [[Russische Revolution 1905|Russische Revolution]] aus, während das Land sich im Krieg mit Japan befand. Für Lenin stand nicht der innenpolitische Kampf gegen die Regierung, sondern der Kampf gegen die Menschewiki im Vordergrund, während er außenpolitisch für Japan Partei ergriff. So sollte er auch später im Weltkrieg die Feinde des zaristischen Russlands unterstützen. Diese Haltungen Lenins haben bei anderen Parteimitgliedern nicht nur Verständnis gefunden; einige von Lenins engsten Mitarbeitern wollten einen dritten Parteitag vorbereiten und dort die Versöhnung beider Lager bewirken. Einen schroffen Brief an die Bolschewiki, der ihn vollkommen isoliert hätte, schwächte er in einem späteren Entwurf ab. Trotzdem dürften sie sich über Lenins Realitätsferne gewundert haben, schreibt der Historiker [[Robert Service (Historiker)|Robert Service]].<ref>Robert Service: ''Lenin: Eine Biographie.'' Beck, München 2000, S. 228/229.</ref> |
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Im Unterschied zu den theoretischen „legalen [[Marxismus|Marxisten]]“ und den politisch gemäßigten sozialreformistischen [[Menschewiki]] (russisch: „Minderheitler“), die auf eine längere kapitalistische Evolution Russlands setzten, sah Lenin das Land als das rückständigste Land im modernen Kapitalismus und die proletarische Revolution als nahe bevorstehend. Das untersetzte er durch politökonomische, politische und philosophische Studien. |
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In dieser Zeit nahm Lenin auch den Rätegedanken auf, während viele Bolschewiken noch einer Verschwörung im Geheimen den Vorzug gaben.<ref>Robert Service: ''Lenin: Eine Biographie.'' Beck, München 2000, S. 238.</ref> Nach dem Moskauer Aufstandsversuch der Bolschewisten im Dezember 1905 war Lenin skeptisch, was Aufstände anging, die SDAPR solle sich besser in die [[Duma#Entstehungsgeschichte|Duma]] wählen lassen, die neue Volksvertretung. Er befürwortete damals noch die Zusammenarbeit mit den Menschewiki, die ein Gegengewicht zu den Ungeduldigen bei den Bolschewisten bilden sollten.<ref>Robert Service: ''Lenin: Eine Biographie.'' Beck, München 2000, S. 240/241.</ref> |
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In der [[Russische Revolution 1905|bürgerlich-demokratischen Revolution von 1905 bis 1907]] vertraten die [[Bolschewiki]] die Position einer Radikalisierung der Umwälzung, hin zur Machtübernahme durch [[Sowjet]]s (Räte) der Arbeiter und Bauern. Im Januar 1907 floh Lenin aus Sicherheitsgründen nach [[Finnland]], ein Jahr später zog er nach [[Genf]]. |
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Im Januar 1907 floh Lenin vor der russischen Geheimpolizei nach Finnland, im November nach [[Helsinki]],<ref>Robert Service: ''Lenin: Eine Biographie.'' Beck, München 2000, S. 248.</ref> ein Jahr später zog er nach [[Genf]]. Im Sommer 1911 hielten [[Lenin]] und andere [[Bolschewiki]], darunter [[Lew Borissowitsch Kamenew]] und [[Grigori Jewsejewitsch Sinowjew]], in [[Longjumeau]] bei Paris Vorträge zur Theorie und Praxis des Sozialismus.<ref>Helen Rappaport: ''Conspirator. Lenin in exile''. Hutchinson, London 2009, ISBN 978-0-09-193093-6, S. 196–202.</ref> Zu diesen Schulungen entsandte die SDAPR ausgewählte Kader, unter anderem [[Grigori Konstantinowitsch Ordschonikidse]].<ref>Michael David-Fox: ''Revolution of the mind. Higher learning among the Bolsheviks, 1918–1929''. Cornell University Press, Ithaca 1997, ISBN 0-8014-3128-X, S. 27–35.</ref> |
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Bis [[1912]] wurden die Unterschiede zwischen den beiden Fraktionen immer größer, weswegen bei der sechsten ''Gesamtrussischen Parteikonferenz'' in [[Prag]] die Menschewiki ausgeschlossen wurden. Sie bildeten daraufhin eine eigene Partei, während die SDAPR nun die Erweiterung ''(Bolschewiki)'' trug. |
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Bis 1912 wurden die Unterschiede zwischen den beiden Lagern immer größer, weswegen bei der sechsten ''Gesamtrussischen Parteikonferenz'' in [[Prag]] die Menschewiki ausgeschlossen wurden. Sie bildeten daraufhin eine eigene Partei, während die SDAPR nun die Erweiterung ''(Bolschewiki)'' trug. Erst 1918 nannten die Bolschewisten ihre Partei in ''Kommunistische Partei Russlands (B)'' um. |
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Im April 1912 veröffentlichte Lenin zum ersten Mal die ''[[Prawda]]''. In der Folgezeit widmete sich Lenin im Schweizer Exil wieder marxistischen Studien, es entstand vor allem seine bekannte Schrift ''Der Imperialismus als höchstes Stadium des Kapitalismus'' (Januar bis Juni 1916), die die Grundlage der [[Marxismus|marxistischen]] Theorie des [[Imperialismus]] sowie der darauf basierenden [[Stamokap|Stamokap-Theorie]] bildete. |
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Die Parteispaltung war von der zaristischen Geheimpolizei gefördert worden; Lenins enger Mitarbeiter [[Roman Wazlawowitsch Malinowski|Roman Malinowski]] spionierte für sie.<ref>Robert Service: ''Lenin: Eine Biographie.'' Beck, München 2000, S. 278.</ref> Mitglieder der Bolschewiki verdächtigten Malinowski als Spion, nachdem einige Parteimitglieder verhaftet worden waren. Lenin tat diese Vorwürfe im Rahmen einer partei-internen Untersuchung mit Verweis auf dessen Herkunft aus einer Arbeiterfamilie ab.<ref>Dimitri Wolkogonow: ''Lenin – Utopie und Terror''; Düsseldorf 1994, S. 354f</ref> |
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[[1914]] brach der Erste Weltkrieg aus. Die Bolschewiki waren international die einzige sozialdemokratische Parteiorganisation, die von Anfang an gegen die Kriegspolitik der eigenen Regierung mobilisierte. Dennoch gelang es der Partei nicht, sich einen nennenswerten Rückhalt in der Bevölkerung zu verschaffen. Ihre Mitgliederzahl, ihre Akzeptanz und ihr Einfluß blieben gering. |
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Im April 1912 gab Lenin zum ersten Mal die ''[[Prawda]]'' heraus. In der Folgezeit widmete er sich im Schweizer Exil<ref>{{HLS|28375|Lenin, Wladimir Iljitsch|Autor= Bernard Degen}}</ref><ref>Helmut Stalder: [https://blog.nationalmuseum.ch/2024/03/lenin/ ''Aus dem Zürcher Hinterhof mitten in die Weltrevolution''] Im Blog des [[Schweizerisches Nationalmuseum|Schweizerischen Nationalmuseums]] vom 28. März 2024</ref> wieder marxistischen Studien, es entstand vor allem seine Schrift ''[[Der Imperialismus als höchstes Stadium des Kapitalismus]]'' (Januar bis Juni 1916), die die Grundlage der [[Marxismus|marxistischen]] Theorie des [[Imperialismus]] sowie der darauf basierenden [[Stamokap]]-Theorie bildete. Dieses Werk vollendete er in der Altstadt von [[Zürich]] an der Spiegelgasse 14<ref>Pascale Meyer: [https://blog.nationalmuseum.ch/2017/03/lenins-schreibtisch/ ''Lenins Schreibtisch''] Im Blog des [[Schweizerisches Nationalmuseum|Schweizerischen Nationalmuseums]] vom 30. März 2017</ref>, wohin er mit [[Nadeschda Konstantinowna Krupskaja]] im Februar 1916 umziehen durfte, nachdem er ein entsprechendes Ersuchen mit dem Wunsch nach Nutzung der dortigen [[Zentralbibliothek Zürich|Zentralbibliothek]] begründet hatte.<ref>[https://static.nzz.ch/files/5/4/6/lenin_kammerer_1.18098546.pdf Neue Zürcher Zeitung, 7. Juni 1951]</ref><ref>Willi Gautschi: ''Lenin als Emigrant in der Schweiz''. Benziger, Zürich/Köln 1973, S. 185.</ref><ref>Adi Kälin: [https://www.nzz.ch/zuerich/wo-lenin-in-zuerich-spuren-hinterlassen-hat-lenin-und-die-friedlichen-spiesser-ld.146969 ''Der russische Revolutionär und die Spiesser.''] In: ''[[Neue Zürcher Zeitung]]'', 22. Februar 2017.</ref> |
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Im weiteren Verlauf der Geschichte nach der Oktoberrevolution benannten sich die Bolschewiki 1918 in ''Kommunistische Partei Russlands (B)'' um. 1922 folgte die Umbenennung in ''Kommunistische Partei der Sowjetunion (B)''. (Später, 1952 fiel der Zusatz (B) weg, [[KPdSU]].) |
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=== Erster Weltkrieg === |
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Der Beginn des [[Erster Weltkrieg|Ersten Weltkrieges]] überraschte Lenin im österreichischen [[Galizien]], wo er die Sommermonate bei [[Poronin]] verbrachte, einem Dorf an der Eisenbahnstrecke von [[Krakau]] nach [[Zakopane]]. Hier traf er regelmäßig mit Bolschewiki, die in Russland tätig waren, und Mitgliedern des Zentralkomitees der Partei zusammen. Mit der prinzipiellen Möglichkeit eines Krieges zwischen den europäischen Großmächten hatte Lenin seit 1907 gerechnet, als er die Antikriegsresolution des [[Internationaler Sozialistenkongress (1907)|Stuttgarter Sozialistenkongresses]] maßgeblich beeinflusste. Einen österreichisch-russischen Krieg hatte er aber noch 1913 in einem Brief an [[Maxim Gorki]] für unwahrscheinlich gehalten:<ref>Robert Service: ''Lenin: Eine Biographie.'' Beck, München 2000, S. 305.</ref> |
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[[Bild:Lenin Zuerich 01.jpg|thumb|150px|Lenins Wohnung an der Spiegelgasse 14 in Zürich]] |
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Nach der [[Februarrevolution 1917|Februarrevolution]] 1917 kehrten Lenin und andere prominente Kommunisten aus der Schweiz über das Gebiet des Kriegsgegners Deutschland, Schweden und Finnland nach Russland zurück. Sie fuhren in einem versiegelten Zug, der zu exterritorialem Gebiet erklärt war. Es gibt Thesen, denen zufolge der Zug in [[Berlin]] gehalten hat, wo er mit 40 Millionen [[Goldmark]] beladen worden sei. Das Geld habe aus der Kasse des Deutschen Reiches gestammt und habe die bolschewistische Revolution vorantreiben sollen. Man habe sich erhofft, nach dem Umsturz in Russland einen Separatfrieden schließen zu können. Unzweifelhaft ist allerdings, dass Lenins Rückkehr ohne die Unterstützung des Deutschen Reichs in dieser Form nicht hätte stattfinden können. Im April 1917 erreichte Lenin mit einigen seiner Genossen [[Sankt Petersburg|Petrograd]] und verkündete die Möglichkeit und Notwendigkeit, die [[Revolution]] zur Machtergreifung der Arbeiter, Bauern und Soldaten zuzuspitzen ([[Aprilthesen]]). |
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{{Zitat |
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Nach weiteren militärischen Fehlschlägen der gemäßigt sozialistisch-liberalen „Provisorischen revolutionären Regierung“ gelang es den Bolschewiki und den neu gegründeten Sowjets im November 1917 (nach dem in Russland noch geltenden julianischen Kalender im Oktober) die bürgerliche Regierung zu stürzen ([[Oktoberrevolution]]). Der sofortige [[Dekret über den Frieden|Friedensschluss]], die Verteilung des Bodens an die Bauern und die Übernahme der Fabriken durch die Arbeiter waren die unmittelbar wirkenden Losungen. Bei der letzten freien Wahl zur Konstituierenden Versammlung im November 1917 erlitten die Bolschewiki eine schwere Niederlage. Als sich die gewählte Versammlung im Januar 1918 konstituieren wollte, ließ Lenin dies mit Gewalt verhindern und zahlreiche Ageordnete verhaften. Die Partei etablierte unter Lenins Vorsitz die bolschewistische Regierung ([[Rat der Volkskommissare]]). Im Februar [[1918]] entstand auf ihre Veranlassung die [[Rote Armee]] unter der Leitung von [[Leo Trotzki]]. Am [[5. März]] 1918 beendete das [[Frieden von Brest-Litowsk|Abkommen von Brest-Litowsk]] den Krieg mit Deutschland. |
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|Text=Ein Krieg zwischen Österreich und Rußland wäre für die Revolution (in ganz Osteuropa) sehr nützlich, aber es ist kaum anzunehmen, daß uns [[Franz Joseph I.|Franz Joseph]] und unser Freund [[Nikolaus II. (Russland)|Nikolaus]] dieses Vergnügen bereiten.}} |
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Als „feindlicher Ausländer“ in unmittelbarer Nähe des Hauptkriegsschauplatzes erregte Lenin den Verdacht der österreichischen Behörden. Am 8. August 1914 wurde er verhaftet und für elf Tage im Gefängnis von [[Nowy Targ]] festgehalten. Nach einer Intervention [[Victor Adler|Viktor Adlers]] kam er frei und konnte mit seiner Frau in die Schweiz ausreisen, wo er Ende August 1914 eintraf. |
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==Attentat== |
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Am 30. August 1918 wurde Lenin bei einem Attentat durch zwei Schüsse verletzt. Die Projektile trafen ihn in der Schulter und im Hals. Die Kugel im Hals konnte nie entfernt werden. Als Attentäterin verhaftete man kurz darauf [[Fanny Kaplan]], eine Anhängerin der linken [[Sozialrevolutionäre]]. Einige westliche Historiker hegen jedoch Zweifel an der Täterschaft Kaplans. Auch in bürgerlichen Kreisen unumstritten dagegen ist der zweite Anschlag auf Lenin Anfang der 1920er Jahre. Entsprechend Lenins politischem Testament wäre dieser, ein längeres Leben Lenins vorausgesetzt, vermutlich niemals in entscheidende Machtposition der UdSSR gekommen. Vom Lungendurchschuss des zweiten Anschlags erholte sich Lenin Zeit seines Lebens nicht mehr. |
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[[Datei:Aufenthaltsbewilligung Lenins in Bern, 1914.png|mini|hochkant|Schreiben der Berner Behörden betreffend Lenins Aufenthaltsbewilligung, Oktober 1914]] |
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==1918 - 1922== |
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Lenin war trotz vieler offen ausgetragener Meinungsunterschiede die unumstrittene Führungspersönlichkeit der Regierung und wurde als die höchste Autorität der [[1919]] entstehenden dritten „Kommunistischen Internationale“ ([[Komintern]]) angesehen. |
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Zu diesem Zeitpunkt hatte Lenin bereits die Grundzüge einer neuen politischen Linie ausgearbeitet, die für ihn bis 1917 maßgebend blieb. Den Übergang beinahe aller sozialistischen Parteien auf die Position der „Vaterlandsverteidigung“ wertete er als irreparablen Zusammenbruch der [[Zweite Internationale|II. Internationale]]. Insbesondere die Bewilligung der [[Kriegskredite]] durch die Reichstagsfraktion der SPD hatte Lenin, der den Respekt vieler europäischer Sozialisten vor der deutschen Sozialdemokratie trotz einiger Vorbehalte geteilt hatte, überrascht und bestürzt. Der „Vaterlandsverteidigung“ setzte er nun die Losung des „revolutionären [[Defätismus]]“ entgegen. Kriterium und Ziel einer sozialistischen Politik sei die Herbeiführung der Niederlage der „eigenen“ Regierung und die – so die berühmte Formulierung aus der Resolution des Zentralkomitees ''Der Krieg und die russische Sozialdemokratie'' vom Oktober 1914 – „Umwandlung des imperialistischen Krieges in den [[Bürgerkrieg]]“. Dieses radikale Programm war auch bei den Vertretern oppositioneller Minderheiten der europäischen sozialistischen Parteien, die sich im September 1915 in [[Zimmerwalder Konferenz|Zimmerwald]] und im April 1916 in [[Kiental BE|Kiental]] trafen, nicht vollständig durchsetzbar. |
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Bereits kurz nach der Oktoberrevolution versuchte Lenin die russische Wirtschaft per Dekret in eine zentrale [[Planwirtschaft]] umzuwandeln. Als erstes wurden bis Anfang 1918 die Banken verstaatlicht. Gemäß des Parteiprogramms der Bolschewiki sollte das Geld als Zahlungsmittel komplett abgeschafft werden. Da das Geld nicht per Dekret abgeschafft werden konnte, ließ die Regierung durch zusätzliches Gelddrucken bis 1922 eine [[Hyperinflation]] herbeiführen, die alle umlaufenden Geldmittel entwertete. Lenin beauftragte 1918 den Journalisten Jurij Larin damit, eine zentrale Planungsinstanz für die [[Verstaatlichung]] der Industrie zu schaffen. Hieraus ging der Oberste Wirtschaftsrat hervor, der die Enteignung der privaten Unternehmen umsetzte, deren Eigentümer in der Regel ihre Betriebe entschädigunglos abtreten mussten. Das Firmenvermögen wurde vom Staat eingezogen. |
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Infolge ihrer wiederholten Aufrufe an die russischen Arbeiter, nicht gegen die Deutschen, sondern gegen die eigene Regierung zu kämpfen, wurden die Bolschewiki in Russland im Herbst 1914 in die Illegalität gedrängt und in den folgenden Jahren von der [[Ochrana]] gnadenlos verfolgt.<ref>Robert Service: ''Lenin. Eine Biographie''. München 2000, S. 311.</ref> Am 8. August 1914 hatte die bolschewistische Duma-Fraktion gegen die Kriegskredite gestimmt und war aus dem Saal ausgezogen. Im November 1914 wurden fünf Abgeordnete verhaftet und bald darauf nach Sibirien [[Deportation|deportiert]].<ref>Hugh Seton-Watson: ''The Russian Empire 1801–1917''. Oxford 1967, S. 699.</ref> Als die Partei nach der [[Februarrevolution 1917|Februarrevolution]] wieder offen auftreten konnte, war sie auf etwa 24.000 Mitglieder zusammengeschmolzen. |
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Gegen die bolschewistische Regierung formierte sich in vielen Landesteilen Widerstand. Um ihre Macht zu sichern und den Widerstand zu brechen, setzte die Regierung die vom [[Volkskommissar]] für Kriegswesen [[Leo Trotzki]] im Jahre 1918 gegründete [[Rote Armee]] ein. So entwickelte sich ein Bürgerkrieg, in den sich die USA, Großbritannien und zahlreiche andere Staaten durch die Unterstützung der weißen Truppen einmischten. Dieser Bürgerkrieg war durch große militärische Härte geprägt und dauerte bis zur Niederlage der weißen Truppen Ende 1921 an. Für die Bolschewiki war es zudem ein Grund, in den eigenen Reihen gegen potentielle Kollaborateure vorzugehen, speziell nach dem Anschlag von Kaplan auf Lenin. |
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=== Rückkehr aus dem Schweizer Exil nach Russland {{Anker|Rückkehr aus dem Schweizer Exil}} === |
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Im Sommer 1920 unternahm Lenin nach innerparteilichen Auseinandersetzungen den Versuch, den Kommunismus im Ausland zu etablieren. Nachdem im April polnische |
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{{Hauptartikel|Reise Lenins im plombierten Wagen}} |
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Einheiten und ukrainische Nationalisten vergeblich versucht hatten die Ukraine zu besetzen und aus dem sowjet. Staatenbund zu lösen, ließ die Partei die Rote Armee in Polen einmarschieren ([[Polnisch-sowjetischer Krieg]]). Die Hoffnung auf eine einsetzende Revolution dort erfüllten sich indes nicht. Die Polen kämpften, unabhängig von ihrer |
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[[Datei:Lenin Sealed Train Map-de.svg|mini|Reiseroute]] |
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Klassenzugehörigkeit, gegen den russischen Einmarsch. Die Rote Armee wurde von polnischen Truppen unter Marschall [[Pilsudski]] vernichtend geschlagen. |
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Die etwa 600 russischen politischen Emigranten in der Schweiz suchten im Frühjahr 1917 nach einer Möglichkeit, nach Russland zurückzukehren. Eine Ausreise über das Territorium der russischen Alliierten Frankreich und Italien erwies sich als unmöglich. Lenin entwickelte abenteuerliche Pläne, um in Verkleidung oder mit einem Flugzeug nach Russland zu gelangen. Der Menschewik [[Julius Martow]] schlug schließlich vor, die deutsche Regierung um eine Transiterlaubnis zu bitten. Nach Verhandlungen [[Robert Grimm]]s und [[Fritz Platten]]s mit dem deutschen Gesandten in Bern, [[Gisbert von Romberg (Diplomat)|Gisbert von Romberg]], lag deren Einwilligung bald vor. Die Federführung auf deutscher Seite hatte in dieser Angelegenheit das [[Auswärtiges Amt|Auswärtige Amt]] und nicht – wie häufig angenommen – die [[Oberste Heeresleitung]]. Unter den 33 Reisenden, die am 9. April 1917 in zwei D-Zug-Wagen am Grenzübergang [[Gottmadingen]] aufbrachen und am Abend des 11. April in [[Sassnitz]] eintrafen, waren 19 Bolschewiki – neben Lenin auch [[Karl Radek]], [[Grigori Jewsejewitsch Sinowjew|Grigori Sinowjew]], Lenins Frau [[Nadeschda Konstantinowna Krupskaja|Nadeschda Krupskaja]] und seine Geliebte [[Inessa Armand]]. Bis zum Juni 1917 fanden noch weitere Transporte dieser Art statt. Insgesamt durchquerten auf diese Weise mehr als 400 russische Emigranten unterschiedlicher politischer Richtungen deutsches Gebiet.<ref>Werner Hahlweg: ''Lenins Reise durch Deutschland im April 1917''. In: Vierteljahrshefte für Zeitgeschichte, Jg. 5 (1957) Nr. 4, S. 333 ([https://www.ifz-muenchen.de/heftarchiv/1957_4.pdf online], Zugriff am 9. August 2014).</ref> |
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Auf dem 8. Gesamtrussischen Sowjetkongress, der vom 22. - 29. Dezember 1920 stattfand, gab Lenin die berühmte Losung aus: ''Kommunismus - das ist Sowjetmacht plus Elektrifizierung des ganzen Landes.'' (Werke, Bd. 31, S. 513). Damit wollte er erreichen, dass Russland von einem kleinbäuerlich geprägten Land zu einer großindustriellen Macht wird. |
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Lenin wusste um die potentiell kompromittierenden Begleitumstände dieser Reise und hatte darauf bestanden, dass ausschließlich Platten – vor und während der Zugfahrt – direkt mit deutschen Vertretern unterhandelte. Auch die Erklärung der von den Emigranten belegten Abteile als „exterritorial“ war seine Idee.<ref>Werner Hahlweg: ''Lenins Reise durch Deutschland im April 1917''. In: Vierteljahrshefte für Zeitgeschichte, Jg. 5 (1957) Nr. 4, S. 320 ([https://www.ifz-muenchen.de/heftarchiv/1957_4.pdf online], Zugriff am 9. August 2014)</ref> Sein Vertrauensmann Platten ging auf die Versuche Rombergs, politische Absprachen über eine zukünftige Friedensregelung anzuregen, nicht ein.<ref>Werner Hahlweg: ''Lenins Reise durch Deutschland im April 1917''. In: Vierteljahrshefte für Zeitgeschichte, Jg. 5 (1957) Nr. 4, S. 323 ([https://www.ifz-muenchen.de/heftarchiv/1957_4.pdf online], Zugriff am 9. August 2014).</ref> Das Zusammentreffen mit einem hohen deutschen Gewerkschaftsfunktionär, der in Stuttgart zugestiegen war, lehnten die Bolschewiki ab. Gegenüber den beiden deutschen Offizieren, die den Transport begleiteten, wahrten die Reisenden eine „verbissene Zurückhaltung“.<ref>Zitiert nach Werner Hahlweg: ''Lenins Reise durch Deutschland im April 1917''. In: Vierteljahrshefte für Zeitgeschichte, Jg. 5 (1957) Nr. 4, S. 325 ([https://www.ifz-muenchen.de/heftarchiv/1957_4.pdf online], Zugriff am 9. August 2014).</ref> |
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Aufgrund des Bürgerkrieges kam es zu einer Versorgungskrise. Einen teilweisen Anteil an dieser Krise hatte auch die Agrarpolitik der Bolschewiki. Für sie als Marxisten gehörten die selbstständigen Bauern zur kleinbürgerlichen Klasse und waren somit ein zu überwindendes Subjekt. Im Zuge der Zentralisierung der Landwirtschaft sollten die Bauern ihre Erträge zu niedrigen [[Festpreis]]en an die staatlichen Behörden abgeben. |
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Als die Bauern dies verweigerten, ließ Lenin die Erträge durch bewaffnete Kommandos aus den Städten einsammeln. |
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Dieser Konflikt wurde ebenfalls mit großer Härte ausgetragen und forderte zahlreiche Menschenleben. Die Bauern |
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reagierten auf die Zwangsmaßnahmen mit der Verkleinerung der Anbauflächen, was wiederum zu noch geringeren Erträgen |
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und vor allem in den Städten zu Hungersnöten führte. Verschärft wurde die Ernährungslage noch durch den andauernden |
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Bürgerkrieg. Aufgrund der schlechten Versorgungslage kam es zum Aufstand der (teilweise anarchistischen) Matrosen von [[Kronstadt (Russland)|Kronstadt]] („Für Sowjets ohne Kommunisten!“). Der politische Zündstoff der Zwangrequirierungen ist vor dem Hintergrund zu betrachten, dass derlei Massnahmen auch durch die antirevolutionären Weissgardisten durchgeführt wurden und die Bevölkerung somit an zwei Seiten abgeben musste. Unter den Bolschewiki kam es zur Einrichtung von Zwangs-[[Arbeitslager]]n für vorgebliche oder echte Regimegegner, die sein Nachfolger [[Stalin]] ausweitete, auch als [[Gulag]] bezeichnet. |
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Trotz dieser Vorsicht provozierte die Art und Weise der Rückkehr Lenins – und mehr noch die von ihm danach verfolgte Politik – bereits 1917 den Verdacht, er handele im Auftrag und mit finanzieller Unterstützung der Deutschen. Schon bei Lenins Eintreffen in Petrograd am 16. April brachte die konservative Presse der russischen Hauptstadt diesen Vorwurf ins Spiel.<ref>Alexander Rabinowitch: ''The Bolsheviks come to Power. The Revolution of 1917 in Petrograd'', New York 1976, S. 14.</ref> Während der [[Juliaufstand|Julikrise]] setzte die [[Provisorische Regierung (Russland)|provisorische Regierung]] in großem Stil Gerüchte in Umlauf, Lenin stünde im Sold der Deutschen.<ref>[[Manfred Hildermeier]]: ''Geschichte der Sowjetunion 1917-1991. Entstehung und Niedergang des ersten sozialistischen Staates''. München 1998, S. 85; Alexander Rabinowitch: ''The Bolsheviks come to Power. The Revolution of 1917 in Petrograd'', New York 1976, S. 15 ff.</ref> Eine amerikanische Regierungsbehörde veröffentlichte 1918 die gefälschten [[Sisson-Dokumente]], um eine „German-Bolshevik Conspiracy“<ref>[[Committee on Public Information]]: ''The German-Bolshevik Conspiracy'', Washington 1918. Deutsch als: ''Die deutsch-bolschewistische Verschwörung. 70 Dokumente über die Beziehungen der Bolschewiki zur deutschen Heeresleitung, Großindustrie und Finanz, nebst einer Anzahl photographischer Reproduktionen'', Bern 1919.</ref> zu belegen. Der deutsche Sozialdemokrat [[Eduard Bernstein]] sprach im Januar 1921 in einer Artikelserie im ''[[Vorwärts (Deutschland)|Vorwärts]]'' als erster von „sicher mehr als 50 Millionen Goldmark“, die 1917 direkt an die Bolschewiki geflossen seien. Als Quelle für diese Behauptung nannte er in einem Privatbrief „unbedingt glaubwürdige Personen von Weltruf“.<ref>Zitiert nach Eva Bettina Görtz (Hrsg.): ''Eduard Bernsteins Briefwechsel mit Karl Kautsky (1912–1932)'', Frankfurt am Main 2011, S. 86 (vergleiche auch die dortigen Fn. 21, 22, 23).</ref> |
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Zudem benutzten die Bolschewiki die durch den Bürgerkrieg und die Agrarpolitik entstandene Hungersnot dazu, gegen die [[russisch-orthodoxe Kirche]] vorzugehen. Unter dem Vorwand die Wertgegenstände zur Linderung der Not einzusetzen, wurde im Februar |
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1922 ein Dekret erlassen, welches die Beschlagnahme des kirchlichen Inventars regelte. Die Erlöse daraus kamen |
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aber nicht den Hungernden zu Gute, sondern allein dem Staatshaushalt. Bereits im Januar 1918 hatten die Bolschewiken per Dekret |
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die [[Trennung von Staat und Kirche]] durchgesetzt und den Religionsunterricht aus der Schule verbannt. |
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Durch Quellen gesichert ist, dass die deutsche Regierung in den Kriegsjahren Mittel für unterschiedlichste revolutionäre und nationalistische Gruppen in Osteuropa zur Verfügung stellte. Bis heute umstritten ist dagegen, in welchem Umfang die Bolschewiki davon profitierten. Während einzelne Forscher von geringen Beträgen ausgehen, die zudem nie Russland erreicht hätten<ref>Semion Lyandres: ''The Bolsheviks' „German Gold“ Revisited. An Inquiry into the 1917 Accusations'', Pittsburgh 1995 (The Carl Beck Papers in Russian & East European Studies, Nr. 1106), S. 102, 104.</ref> oder für die politische Entwicklung im Sommer und Herbst 1917 völlig bedeutungslos gewesen seien,<ref>Siehe Alexander Rabinowitch: ''The Bolsheviks come to Power. The Revolution of 1917 in Petrograd'', New York 1976, S. 14.</ref> sprechen andere von „Millionen von Mark“, mit denen 1917 insbesondere die Presse der Partei massiv ausgebaut worden sei.<ref>Robert Service, Lenin, S. 387 f.</ref> Die weitergehende Behauptung, deutsche Stellen hätten einen direkten Einfluss auf die politische Linie der Bolschewiki gehabt oder Lenin sei gar selbst ein „deutscher Agent“ gewesen, wird in der wissenschaftlichen Publizistik bereits seit Jahrzehnten zurückgewiesen. Der amerikanische Historiker Rex A. Wade nennt diese These einen „Mythos“ und die „langlebigste der vielen [[Verschwörungstheorie]]n des Jahres 1917“.<ref>Rex A. Wade: ''The Russian Revolution 1917'', Cambridge 2005, S. 194.</ref> |
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==NÖP und Gründung der UdSSR== |
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Um die Versorgungslage nach dem gewonnenen Bürgerkrieg zu verbessern, wurde [[1921]] die „[[Neue Ökonomische Politik]]“ eingeführt, welche die Zwangsrequirierungen stoppte und den Bauern kleinkapitalistischen Handel erlaubte - laut Lenin ein „taktischer Schritt zurück“. |
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=== Revolutionsphase 1917 bis 1918 === |
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Im Mai [[1922]] erlitt Lenin seinen ersten [[Schlaganfall]], im Dezember des selben Jahres den zweiten. Daraufhin wurde Lenin vom [[Politbüro]] von der Außenwelt abgeschirmt, um seine Genesung zu begünstigen. Am [[30. Dezember]] 1922 wurde die [[UdSSR]] gegründet. Im März [[1923]] erlitt Lenin seinen dritten Schlaganfall, er verstarb am [[21. Januar]] [[1924]] gegen 4.23 Uhr im Alter von 53 Jahren. Die genaue Todesursache blieb der Öffentlichkeit jahrzehntelang verborgen. Während die von der [[KPdSU]] „kanonisierte“ Biographie sowie das auch im Westen allgemein anerkannte Werk Dmitri Wolkogonows von massiven [[Durchblutungsstörung]]en oder von einem weiteren [[Schlaganfall]] sprechen, vermuten andere Quellen einen letalen [[Status epilepticus]] infolge einer fortschreitenden [[Syphilis]]-Erkrankung ([[Neurolues]]). Nach Lenins Tod entbrannte ein Machtkampf in der KPdSU zwischen Anhängern des Lagers um [[Josef Stalin]] und der [[Linke Opposition|Linken Opposition]] um [[Leo Trotzki]]. |
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==== Agitation gegen die provisorische Regierung ==== |
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[[Datei:Lenin Tauride Palace.jpg|mini|Lenin hält im [[Taurisches Palais|Taurischen Palais]] in Petrograd die Rede vor dem [[Petrograder Sowjet]], die später den Kern der ''[[Aprilthesen]]'' bilden wird. ({{JULGREGDATUM|17|4|1917|Link="false"}})]] |
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In der zweiten Aprilhälfte 1917 erreichte Lenin mit einigen seiner Genossen den [[Finnländischer Bahnhof|Finnischen Bahnhof]] in [[Sankt Petersburg|Petrograd]] und propagierte die [[Revolution]] zur Machtergreifung der Arbeiter, Bauern und Soldaten. In seinen [[Aprilthesen]] forderte er – zur Überraschung seiner Anhängerschaft – den Sturz der als [[Kapitalismus|kapitalistisch]] denunzierten provisorischen Regierung, die die in Russland gebliebenen Sozialisten bislang unterstützt hatten, getreu der marxschen Doktrin, wonach vor der proletarischen erst eine bürgerliche Revolution stattfinden müsse. Lenin verlangte stattdessen, die sozialistische Revolution so rasch wie möglich einzuleiten.<ref>Rolf H. W. Theen: ''Lenin. Genesis and Development of a Revolutionary.'' Princeton University Press, Princeton 1973, ISBN 0-691-05289-1, S. 126 ff.; [[Manfred Hildermeier]]: ''Die russische Revolution 1905–1921.'' Suhrkamp, Frankfurt am Main 1989, S. 159 ff.</ref> |
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==Politisches Testament und die letzten Ideen== |
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[[Bild:Lenin-last-photo.jpg|thumb|right|150px|Das letzte Foto von Lenin]] |
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In einem als politisches Testament angesehenen Brief an den Parteitag der KPdSU, den er zwischen Dezember 1922 und Januar 1923 diktierte, hatte er deutliche Kritik an seinen potentiellen Nachfolgern geübt. Zu Stalin heißt es: |
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Lenin stellte sich damit gegen die provisorische Regierung unter Kerenski, den er öffentlich als „Dummkopf“<ref>Dimitri Wolkogonow: ''Lenin – Utopie und Terror''; Düsseldorf 1994, S. 133.</ref> schmähte. Bereits am 4. Juni verkündete Lenin im Rahmen des [[Erster Allrussischer Sowjetkongress|1. Allrussischen Sowjetkongresses]] die Ambition der Bolschewiki, die Macht im Land zu übernehmen. Seine Forderungen nach einer Verteilung des Landes an die Bauern ohne Entschädigung und nach der Enteignung der reichsten Bevölkerungsschicht wurden rasch populär. Während der [[Kerenski-Offensive]] agitierten die Bolschewiki in der russischen Armee gegen die Weiterführung des Krieges, auch wenn Lenin einen Separatfrieden noch öffentlich ablehnte.<ref>Dimitri Wolkogonow: ''Lenin – Utopie und Terror''; Düsseldorf 1994, S. 133–141.</ref> Als sich das Scheitern der Angriffsoperationen abzeichnete, warf Lenin der Provisorischen Regierung vor, Tausende Menschen in ein blutiges Gemetzel getrieben zu haben.<ref>Dimitri Wolkogonow: ''Lenin – Utopie und Terror'': Düsseldorf 1994, S. 141.</ref> Im Juli versuchte Lenin den Prestigeverlust der Regierung für die Ziele der Bolschewiki auszunutzen. In der Hauptstadt Petrograd forderte die Partei zu Massendemonstrationen auf. Diese führten aber nicht zum Umsturz, sondern schlugen sich nur in chaotischen bewaffneten Auseinandersetzungen und Plünderungen nieder. Lenin stellte fest, dass ein Aufstand besser organisiert werden müsse, um effektiv zu sein<ref name="dw140146" /> – er selbst befand sich zu Beginn der Demonstrationen nicht in der Hauptstadt, sondern zur Erholung in Finnland.<ref>Christopher Read: ''Lenin.'' Abingdon 2005, S. 159.</ref> Die Provisorische Regierung setzte Militär ein und brachte die Stadt so wieder zur Ruhe.<ref name="dw140146" /> Zudem wurde ein Gerichtsverfahren wegen [[Hochverrat]]s anberaumt. Die Partei der Bolschewiki und ihr Hauptpresseorgan, die [[Prawda]], wurden offiziell von der Regierung Kerenski verboten. Der Partei gelang es allerdings durch eine Namensänderung der Partei sowie der Prawda, weitgehend ihre Aktivitäten aufrechtzuerhalten.<ref>Christopher Read: ''Lenin.'' Abingdon 2005, S. 161–163.</ref> Lenin fürchtete nach diesem Scheitern die Todesstrafe, falls er sich der Anklage stellen würde, und begab sich in den Untergrund.<ref name="dw140146" /> Lenin nahm nach den Maßnahmen der Regierung gegen die Bolschewiki einen Strategiewechsel vor, den er selbst wie folgt zusammenfasste: „Alle Hoffnungen auf eine friedliche Entwicklung der russischen Revolution sind nutzlos verschwunden. Dies ist die objektive Situation: Entweder vollständiger Sieg der Militärdiktatur oder der Sieg für den bewaffneten Aufstand der Arbeiter.“<ref>Zitiert nach Christopher Read: ''Lenin.'' Abingdon 2005 S. 163; [https://www.marxists.org/archive/lenin/works/1917/jul/10c.htm Originaltext in englischer Sprache]: „All hopes for a peaceful development of the Russian revolution have vanished for good. This is the objective situation : either complete victory for the military dictatorship or victory for the workers’ armed uprising.“</ref> Er drängte somit auf einen bewaffneten Aufstand. |
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:''Gen. Stalin hat, nachdem er Generalsekretär geworden ist, eine unermessliche Macht in seinen Händen konzentriert, und ich bin nicht überzeugt, dass er es immer verstehen wird, von dieser Macht vorsichtig genug Gebrauch zu machen. [...] Stalin ist zu grob, und dieser Mangel, der in unserer Mitte und im Verkehr zwischen uns Kommunisten durchaus erträglich ist, kann in der Funktion des Generalsekretärs nicht geduldet werden. [...] Deshalb schlage ich den Genossen vor, sich zu überlegen, wie man Stalin ablösen könnte, und jemand anderen an diese Stelle zu setzen, der sich in jeder Hinsicht von Gen. Stalin nur durch einen Vorzug unterscheidet, nämlich dadurch, dass er toleranter, loyaler, höflicher und den Genossen gegenüber aufmerksamer, weniger launenhaft usw. ist.'' |
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==== Übernahme und Konsolidierung der Macht ==== |
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Über Trotzki urteilte Lenin: ''Persönlich ist er wohl der fähigste Mann im gegenwärtigen ZK, aber auch ein Mensch, der ein Übermaß von Selbstbewusstsein und eine übermäßige Vorliebe für rein administrative Maßnahmen hat.'' (Werke, Band 36, S. 579 f.) |
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{{Hauptartikel|Oktoberrevolution}} |
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Nach weiteren militärischen Fehlschlägen der gemäßigt sozialistisch-liberalen „Provisorischen revolutionären Regierung“ unter Ministerpräsident [[Alexander Fjodorowitsch Kerenski|Alexander Kerenski]] gelang es den Bolschewiki und den neu gegründeten [[Sowjet]]s im November 1917 (nach dem in Russland noch geltenden julianischen Kalender im Oktober), die bürgerliche Regierung zu stürzen (Oktoberrevolution). [[Leo Trotzki]], Lenins Vertrauter, organisierte am 25. Oktober den Aufstand, der auf wenig Gegenwehr stieß. Bei diesem Auftakt zur Oktoberrevolution wurden sechs Menschen getötet. Am 8. November 1917 tagte in Petrograd auch der [[Zweiter Allrussischer Sowjetkongress|2. Allrussische Sowjetkongress]]. Die Bolschewiki besaßen in diesem zentralen Arbeiter- und Soldatenrat zunächst keine Mehrheit. Aus Protest gegen das Vorgehen der Bolschewiki verließen jedoch viele Abgeordnete, darunter die Menschewiki, den Sitzungssaal und überließen den Bolschewiki das Feld. Lenin wurde über Nacht als Vorsitzender des [[Rat der Volkskommissare der RSFSR|Rates der Volkskommissare]] der Regierungschef Russlands. „Ein steiler Aufstieg aus dem Keller an die Macht“, sagte er, „mir dreht sich der Kopf“. |
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==Mausoleum in Moskau== |
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[[Bild:Red square kremlin.jpg|thumb|right|Das Lenin-Mausoleum vor der Kreml-Mauer auf dem Roten Platz in Moskau]] |
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Lenin wurde auf Anweisung Stalins nicht beerdigt, sondern liegt bis heute in einem Mausoleum auf dem [[Roter Platz|Roten Platz]] in Moskau. Sein Leichnam ist präpariert worden und im [[Lenin-Mausoleum]] der Öffentlichkeit zugänglich. Heute noch stehen regelmäßig lange Schlangen von Menschen vor dem Mausoleum, um Lenin zu betrachten. Sein Gehirn soll von Forschern untersucht worden sein, da man meinte, dass Lenin ein besonderes Genie war und etwaige Anzeichen dafür sich an oder in seinem Gehirn finden lassen könnten. |
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Auf dem II. Sowjetkongress legte Lenin noch dar, dass seine Regierung die [[Russische konstituierende Versammlung]] respektieren werde und sich lediglich als Provisorium bis zu deren Wahl verstehe. Die Wahl lief demokratisch und ohne Zwischenfälle ab. Sie brachte den Bolschewiki aber eine empfindliche Niederlage ein, da die Mehrheit der Stimmen an die Sozialrevolutionäre ging und Lenins Partei nur rund ein Viertel der Sitze gewann. Legal war eine Machtübernahme damit unmöglich. Daraufhin ließ Lenin, der bereits zuvor die Legitimation der Versammlung kritisiert hatte, sie am Tag nach der Wahl gewaltsam auflösen. In Petrograd kam es daraufhin zu Demonstrationen und gewalttätigen Zusammenstößen, in deren Verlauf mehrere Menschen zu Tode kamen.<ref>Christopher Read: ''Lenin.'' Abingdon 2005, S. 191–192.</ref> |
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Lenin wurde zunächst in Uniform einbalsamiert, später hat man ihm jedoch einen Anzug angezogen. Wegen aggressiver Chemikalien muss der Anzug etwa alle zehn Jahre ausgetauscht werden. |
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Der sofortige [[Dekret über den Frieden|Friedensschluss]], die [[Dekret über Grund und Boden|Verteilung des Bodens]] an die Bauern und die Übernahme der Fabriken durch die Arbeiter waren die unmittelbar wirkenden Losungen. Die Partei etablierte unter Lenins Vorsitz den Rat der Volkskommissare als bolschewistische Regierung. Im Februar 1918 entstanden zu ihrer Unterstützung die [[Rote Armee]] unter der Führung von Leo Trotzki und die Geheimpolizei [[Tscheka]] unter [[Felix Edmundowitsch Dserschinski|Felix Dserschinski]]. |
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==Werke== |
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*''Was sind die "Volksfreunde" und Wie kämpfen sie gegen die [[Sozialdemokraten]]?'' (Antwort auf die gegen die Marxisten gerichteten Artikel des "[[Russkoje Bogatstwo]]"), Frühjahr- Sommer [[1894]] |
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*''Der ökonomische Inhalt der Volkstümlerrichtung und die Kritik an ihr in dem Buch des Herrn [[Struve]]'' (Die Widerspiegelung des Marxismus in der bürgerlichen Literatur) Zu dem Buch von P. [[Struve]]: ''Kritische Bemerkung zur ökonomischen Entwicklung Russlands'' von [[1894]], Ende [[1894]] - Anfang [[1895]] |
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*''Was tun? Brennende Fragen unserer Bewegung'', März [[1902]] (Kaderpartei als Avantgarde der Arbeiterbewegung, [[Demokratischer Zentralismus]]) |
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*''Die Aufgaben der revolutionären Jugend'', veröffentlich in der Zeitung ''Student'' Nr. 2/3, September [[1903]] |
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*''Ein Schritt vorwärts, zwei Schritte zurück'', [[1904]] |
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*''[[Marxismus]] und [[Revisionismus]]'', geschrieben nicht nach dem 3.(16.) April [[1908]] |
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*''Drei Quellen und drei Bestandteile des Marxismus'', März [[1913]] |
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*''Die sozialistische Revolution und das Selbstbestimmungsrecht der Nationen'', Januar- Februar [[1916]] |
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*''Über die Junius-Broschüre'', Oktober [[1916]] |
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*''Der [[Imperialismus]] und die Spaltung des [[Sozialismus]]'', Oktober [[1916]] |
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*''Der Imperialismus als höchstes Stadium des Kapitalismus'', Mitte 1917 |
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*''[[Staat]] und [[Revolution]]'', August- September [[1917]] |
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*''Eine der Kernfragen der [[Revolution]]'', September [[1917]] |
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*''Der "[[Linksradikalismus|Linke Radikalismus]]", die Kinderkrankheit im [[Kommunismus]]'', 27. April [[1920]] |
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Am 3. März 1918 beendete das [[Friedensvertrag von Brest-Litowsk|Abkommen von Brest-Litowsk]] den Krieg mit Deutschland unter massiven Gebietsverlusten für Russland. Innerhalb seiner eigenen Partei hatte Lenin große Schwierigkeiten, die Zustimmung zu diesem deutschen [[Diktatfrieden|Diktat]] durchzusetzen. Seine [[Koalition (Politik)|Regierungskoalition]] mit den [[Linke Sozialrevolutionäre|Linken Sozialrevolutionären]] zerbrach daran. Der Bürgerkrieg wurde durch Brest-Litowsk eher befeuert als gebremst, eine Atempause erhielt das junge Sowjetregime dadurch nicht. Der deutsche Historiker [[Gerd Koenen]] vermutet, dass es Lenin in erster Linie darauf ankam, den Weltkrieg zwischen Deutschland und den [[Entente cordiale|Ententemächten]] zu verlängern, weil er sich davon die Weltrevolution erhoffte. In seiner Schrift ''Über „linke“ Kinderei und Kleinbürgerlichkeit'' erklärte er daher, es komme darauf an „abzuwarten, bis das Ringen der Imperialisten gegeneinander diese noch mehr schwächt“.<ref>Gerd Koenen: ''Die Farbe Rot. Ursprünge und Geschichte des Kommunismus''. Beck, München 2017, S. 792 ff.; derselbe: ''Spiel um Weltmacht. Deutschland und die Russische Revolution''. In: ''[[Aus Politik und Zeitgeschichte]]'' 67, Heft 34–36 (2017), S. 19 ([http://www.bpb.de/apuz/254460/spiel-um-weltmacht-deutschland-und-die-russische-revolution online]), Zugriff am 21. Oktober 2017.</ref> |
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==Literatur== |
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* {{PND|118640402}} |
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* Hermann Weber: ''Lenin mit Selbstzeugnissen und Bilddokumenten''. Reinbek: Rowohlt, 18. Aufl. 2004. ISBN 3-499-50168-6 |
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* [[Anton Pannekoek]] (1938), ''Lenin als Philosoph'' in: Anton Pannekoek, Paul Mattick u.a., ''Marxistischer Antileninismus'', Freiburg: ça ira 1991, ISBN 3-924627-22-3 |
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* [[Slavoj Zizek]]: ''Die Revolution steht bevor. Dreizehn Versuche nach Lenin''. Frankfurt/M.: Suhrkamp 2002. ISBN 3-518-12298-3. |
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* Alexander Jakowlew. ''Die Abgründe meines Jahrhunderts''. Leipzig: Faber und Faber 2003, ISBN 3-936618-12-7. |
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* Ilya Zbarski: ''Lenin und andere Leichen'' Klett-Cotta, Stuttgart 1999 ISBN 3-608-9196-0 |
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* Dmitri Wolkogonow: ''Lenin'' Econ, ISBN: 34301982830 |
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* [[Willi Dickhut]]: ''Lenin, der geniale Führer des Proletariats'', Verlag Neuer Weg Essen |
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* Richard Pipes: ''Die Russische Revolution, Band 2'', dt. Ausgabe Rowohlt Berlin 1992, ISBN: 3 87134 025 1 |
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* [[David Shub]]: Lenin. Die Geburt des Bolschewismus. Lenin-Biographie von 1947 |
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* [[Peter Scheibert]] : Lenin an der Macht, Acta humaniora Weinheim, 1984, ISBN 3527175032 |
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Die seit 1961 im Dietz-Verlag Berlin erschienene Werkausgabe Lenins umfasst 40 Bände plus sieben Ergänzungs- und Registerbände. Daneben veröffentlichte der gleiche Verlag „Ausgewählte Werke“ in 6 Bänden. |
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=== Attentat und Krankheiten === |
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==Verfilmung== |
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Am 30. August 1918 wurde Lenin bei einem Attentat durch zwei Schüsse verletzt. Die Projektile trafen ihn in Schulter und Hals. Als Attentäterin verhaftete man kurz darauf [[Fanny Kaplan]], eine Anhängerin der [[Sozialrevolutionäre]], die Lenin wegen der gewaltsamen Auflösung der konstituierenden Versammlung für einen „Verräter an der Revolution“ hielt. Nach einem Verhör durch die Tscheka wurde sie ohne ein Gerichtsverfahren exekutiert. Von den Folgen des Attentats erholte sich Lenin zeit seines Lebens nicht mehr. Seine sich verschlechternde Gesundheit beeinträchtigte seine Arbeitskraft und zwang ihn schließlich, auf Auftritte in der Öffentlichkeit zu verzichten. Am 20. November 1920 hielt er im [[Bolschoi-Theater]] beim [[Plenum]] des Moskauer Stadtsowjets letztmals eine Rede vor einem größeren Publikum.<ref>Georgi Michailowitsch Drosdow (Hrsg.): ''Lenin-Gedenkstätten in und bei Moskau. Bildreiseführer''. Verlag Planeta, Moskau 1983, S. 101.</ref> |
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*[[Lenin in Paris]] |
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*[[Lenin in Zürich]] |
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Erst 1922 wurde die Kugel im Hals operativ entfernt, nachdem ein deutscher Arzt urteilte, Lenins Kopfschmerzen seien vom Blei verursacht, das das Gehirn vergifte. Bei den Untersuchungen dieser Zeit wurden folgende Leiden festgestellt: Augenprobleme, Magenbeschwerden, Kopfschmerzen, Schlaflosigkeit, [[Erysipel|Wundrose]] und Durchblutungsstörungen im Gehirn. Einem Neuropathologen hatte Lenin zudem berichtet, an – nicht näher erläuterten – Zwangsvorstellungen zu leiden.<ref>Robert Service: ''Lenin: Eine Biographie.'' Beck, München 2000, S. 566, 572.</ref> |
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*[[Lenin - Dokumentarische Einzelbilder]] |
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Einen Monat nach der Operation erlitt Lenin am 25. Mai 1922 einen schweren [[Schlaganfall]], nach mehreren kleineren zuvor; zwei weitere schwere folgten noch. Der Schlaganfall lähmte Lenin rechtsseitig, erschwerte das Sprechen, verwirrte den Geist und machte eine Genesung fraglich. Am 22. Dezember 1922 betrat er letztmals sein Arbeitszimmer im Kreml,<ref>Georgi Michailowitsch Drosdow (Hrsg.): ''Lenin-Gedenkstätten in und bei Moskau. Bildreiseführer''. Verlag Planeta, Moskau 1983, S. 27.</ref> seitdem war er außerstande, geregelt zu arbeiten. Mehrfach wurden [[Georg Klemperer]] und sein Bruder [[Felix Klemperer]] aus Berlin zur [[Konsultation]] nach Moskau gerufen.<ref>[[Victor Klemperer]]: ''„Ich will Zeugnis ablegen bis zum letzten.“ Band 1: Tagebücher 1933–1945''. Aufbau-Verlag Berlin 1995, ISBN 3-351-02340-5. S. 733, Anm. zu S. 266.</ref><ref>Robert Service: ''Lenin. A Biography''. Harvard University Press, Cambridge 2000, ISBN 0-674-00330-6. S. 443.</ref><ref>Nina Tumarkin: ''Lenin Lives!: The Lenin Cult in Soviet Russia'', Harvard University Press 1997, ISBN 978-0-674-52431-6. S. 112.</ref> Die Ärzte diskutierten mehrere Möglichkeiten für die Grundursache von Lenins Beschwerden, ohne Einigkeit zu erzielen: [[Syphilis]], [[Neurasthenie]], [[Arterienverkalkung]] (wie schon bei Lenins Vater) oder auch die Folgen der Operation. Lenin dachte an Selbstmord und bat Stalin um Gift.<ref>Robert Service: ''Lenin: Eine Biographie.'' C.H. Beck, München 2000, S. 573–576.</ref> Nach einer 2004 erschienenen Studie soll Lenin an einer langjährigen [[Neurolues|Neurosyphilis]] gelitten haben.<ref>V. Lerner, Y. Finkelstein und Witztum: ''The enigma of Lenin’s (1870–1924) malady''. In: European Journal of Neurology, 11: 371–376</ref> |
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=== Zeit des Bürgerkrieges von 1918 bis 1922 === |
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[[Datei:19190525-Lenin and bolshevik leaders on Red square.jpg|mini|Lenin inspiziert auf dem Roten Platz in Moskau zusammen mit Kommandeuren allgemeine Truppen der Roten Armee (25. Mai 1919)]] |
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Wie lange der 1918 beginnende Bürgerkrieg dauerte, ist umstritten. Die letzten Kampfhandlungen endeten 1922 im asiatischen Teil Russlands, während sie in Kerngebieten des Reiches bereits 1920 abgeklungen waren. Geprägt war der Bürgerkrieg von den Konfliktparteien der Weißen, der Roten und mit den sogenannten Grünen auch durch Kampfhandlungen der ländlichen Bevölkerung gegen rote und weiße Truppen. Nationale Erhebungen und anarchistische Strömungen spielten gleichfalls eine Rolle. Um den Krieg zu gewinnen, griff die bolschewistische Partei zu Maßnahmen des [[Kriegskommunismus]] und setzte sich militärisch erfolgreich durch. |
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Lenin war in diesen Jahren trotz vieler offen ausgetragener Meinungsunterschiede die unumstrittene Führungspersönlichkeit der Partei und der Regierung und wurde auch als die höchste Autorität der 1919 entstehenden dritten „Kommunistischen Internationale“ ([[Komintern]]) angesehen. |
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==== Wirtschaftspolitische Grundentscheidungen ==== |
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Bereits kurz nach der Oktoberrevolution versuchte Lenin, die russische Wirtschaft per Dekret in eine zentrale [[Planwirtschaft]] umzuwandeln. Als Erstes wurden bis Anfang 1918 die Banken verstaatlicht. Gemäß dem Parteiprogramm der Bolschewiki sollte das Geld als Zahlungsmittel komplett abgeschafft werden. Da das Geld nicht per Dekret abgeschafft werden konnte, ließ die Regierung durch zusätzliches Gelddrucken bis 1922 eine [[Hyperinflation]] herbeiführen, die alle umlaufenden Geldmittel entwertete. Lenin beauftragte 1918 den Journalisten [[Jurij Larin]] damit, eine zentrale Planungsinstanz für die [[Verstaatlichung]] der Industrie zu schaffen. Hieraus ging der [[Oberster Rat für Volkswirtschaft|Oberste Wirtschaftsrat]] hervor, der die Enteignung der privaten Unternehmen umsetzte, deren Eigentümer (wenn sie nicht bereits ins Ausland geflohen waren) in der Regel ihre Betriebe entschädigungslos abtreten mussten. Das Firmenvermögen wurde vom Staat eingezogen. |
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==== Alphabetisierung und Bildungspolitik ==== |
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Neben diesem Umbau in der Wirtschaft führte Lenin auch Reformen im Bildungswesen durch. Die [[Alphabetisierung (Lesefähigkeit)|Alphabetisierung]] des Landes wurde von ihm energisch vorangetrieben. Im Dezember 1919 schuf er per Dekret verpflichtende Unterrichtskurse für Analphabeten. Im Sommer 1920 wurde die Einrichtung eines Netzes von Kleinstbibliotheken geschaffen, das jedem den Zugang zu Büchern sichern sollte. Auf der Ebene der Hochschulbildung öffnete Lenins Regierung den Zugang für ärmere Bevölkerungsschichten und schaffte das mehrgliedrige Schulsystem ab. 1919 wurden auch die [[RabFak|Arbeiterfakultät]]en eingeführt, die auch Erwachsenen, denen ein Studium nicht möglich gewesen war, den Zugang zu universitärer Bildung öffneten.<ref>Manfred Hildermeier: ''Russische Revolution.'' Frankfurt a. M. 2004 S. 81–83.</ref> |
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==== Beginn des Bürgerkrieges ==== |
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Gegen die bolschewistische Regierung formierte sich in vielen Landesteilen Widerstand. Um ihre Macht zu sichern und den Widerstand zu brechen, setzte die Regierung die vom [[Volkskommissar]] für Kriegswesen Leo Trotzki im Jahre 1918 aufgestellte [[Rote Armee]] ein. So entwickelte sich ein [[Russischer Bürgerkrieg|Bürgerkrieg]], in den sich die USA, Großbritannien und zahlreiche andere Staaten durch die massive Unterstützung der [[Weiße Armee|Weißen Truppen]] einmischten. Dieser Bürgerkrieg war durch große militärische Härte (siehe dazu auch [[Roter Terror]], [[Weißer Terror]]) geprägt und dauerte bis zur Niederlage der Weißen Truppen Ende 1921 an. |
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Lenin selbst beschränkte sich während des Bürgerkriegs weitgehend auf die politische Führung des Sowjetstaates. Nach seiner eigenen Aussage war es für ihn zu spät, sich militärische Kenntnisse anzueignen. Er begnügte sich damit, die grobe Strategie zu bestimmen, in die Planung der [[Operation (Militär)|militärischen Operationen]] mischte er sich dagegen kaum ein. Auf Besuche an der Front verzichtete er während des gesamten Krieges.<ref>[[Evan Mawdsley]]: ''The Russian Civil War.'' Edinburgh 2005, S. 277.</ref> |
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==== Beginn von Terror und Gegenterror ==== |
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[[Datei:Flag of the Russian Soviet Federative Socialist Republic (1918–1925).svg|mini|Flagge [[Sowjetrussland]]s (1918–1937)]] |
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[[Datei:Emblem of the Russian SFSR (1978–1991), Emblem of Russia (1991–1992).svg|mini|Wappen Sowjetrusslands (1920–1991)]] |
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Im Rahmen seiner Weisungsbefugnis als Staatschef regte er allerdings an, Geiseln unter Zivilisten und Angehörigen von Offiziersfamilien nehmen zu lassen, da er Hochverrat unter den im alten Regime ausgebildeten Offizieren fürchtete.<ref name="cr251" /> Lenin förderte und verlangte als Staatschef den [[Roter Terror|Roten Terror]] im Bürgerkrieg. So ordnete er am 9. August 1918 in einem Schreiben an die Behörden von [[Nischni Nowgorod]] an: „Organisiert umgehend Massenterror, erschießt und deportiert die Hundertschaften von Prostituierten, die die Soldaten in Trunkenbolde verwandeln, genauso wie frühere Offiziere, etc.“<ref>[[Evan Mawdsley]]: ''The Russian Civil War.'' Edinburgh 2005, S. 81; [http://marxists.org/archive/lenin/works/1918/aug/09gff.htm Originaltext in englischer Sprache]: „organize immediately mass terror, shoot and deport the hundreds of prostitutes who are making drunkards of the soldiers, as well as former officers, etc.“</ref> Am selben Tag ordnete er gegenüber den Behörden von [[Pensa]] die Einrichtung eines [[Konzentrationslager (historischer Begriff)#Sowjetunion und Osteuropa|Konzentrationslagers]] an.<ref>[[Evan Mawdsley]]: ''The Russian Civil War.'' Edinburgh 2005, S. 81–82.</ref> Lenin schrieb 1918: |
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|Text=Die englischen Bourgeois haben ihr 1649, die Franzosen ihr 1793 vergessen. Der Terror war gerecht und berechtigt, als die Bourgeoisie ihn zu ihren Gunsten gegen die Feudalherren anwandte. Der Terror wurde ungeheuerlich und verbrecherisch, als sich die Arbeiter und armen Bauern erdreisteten, ihn gegen die Bourgeoisie anzuwenden. Der Terror war gerecht und berechtigt, als er angewandt wurde, um eine ausbeutende Minderheit durch eine andere ausbeutende Minderheit zu ersetzen. Der Terror wurde ungeheuerlich und verbrecherisch, als man daran ging, ihn dazu anzuwenden, JEDE ausbeutende Minderheit zu stürzen […] Die internationale imperialistische Bourgeoisie hat in „ihrem“ Krieg 10 Millionen Menschen gemordet und 20 Millionen zu Krüppeln gemacht, in einem Krieg, der darum geführt wird, ob die englischen oder die deutschen Räuber die ganze Welt beherrschen sollen. Wenn unser Krieg, der Krieg der Unterdrückten und Ausgebeuteten gegen die Unterdrücker und Ausbeuter, in allen Ländern eine halbe oder eine ganze Million Opfer kostet, so wird die Bourgeoisie sagen, die Opfer ihres Krieges seien berechtigt, die unseres Krieges aber verbrecherisch. […] Die Repräsentanten der Bourgeoisie begreifen wohl, dass … der Sturz der Sklavenhalterherrschaft [Anm.: in den USA] es wert war, dass das ganze Land lange Jahre des Bürgerkriegs, einen Abgrund von Zerstörung, Verwüstung und Terror, diese Begleiterscheinungen eines jeden Krieges, auf sich nahm. Jetzt aber … können und wollen die Repräsentanten und Anwälte der Bourgeoisie ebenso wenig wie die Reformsozialisten, die von der Bourgeoisie eingeschüchtert worden sind und vor der Revolution Angst haben, nicht begreifen, dass der Bürgerkrieg notwendig und gerecht ist. |
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|ref=<ref>W. I. Lenin: ''Brief an die amerikanischen Arbeiter.'' 20. August 1918.</ref>}} |
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Lenin legitimierte den Roten Terror als vorübergehend notwendige Maßnahme im Bürgerkrieg, er diene der Verteidigung gegen den Weißen Terror. So erklärte er bereits 1920: „Der Terror wurde uns durch den Terrorismus der Entente aufgezwungen, als die stärksten Mächte der Welt, vor nichts zurückschreckend, mit ihren Horden über uns herfielen. Wir hätten uns keine zwei Tage halten können, wären wir diesen Versuchen der Offiziere und Weißgardisten nicht ohne Erbarmen begegnet und das bedeutet Terror … Wir erklärten, dass sich die Anwendung von Gewalt aus der Aufgabe ergibt, die Ausbeuter, die Gutsbesitzer und Kapitalisten zu unterdrücken; wenn dies getan ist, verzichten wir auf alle außerordentlichen Maßnahmen.“<ref name="wl115" /> Später präzisierte Lenin, dass er aber keineswegs die Abschaffung des Terrors vorsah: In einem Brief aus dem Jahre 1922 zur Reform der Justiz äußerte er vielmehr die Absicht, den Terror rechtlichen Konventionen zu unterwerfen; die Idee, ihn abzuschaffen, bezeichnete er hingegen als Selbsttäuschung.<ref>Peter Schreibert: ''Lenin an der Macht – Das russische Volk in der Revolution 1918–1922.'' Weinheim, 1984, S. 99. [http://marxists.org/archive/lenin/works/1922/may/17.htm (Englische Übersetzung des Briefes)]</ref> |
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==== Gescheiterte Ausdehnung nach Polen ==== |
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Im Sommer 1920 unternahm Lenin nach innerparteilichen Auseinandersetzungen den Versuch, den Kommunismus im Ausland zu etablieren. Nachdem im April polnische Einheiten und ukrainische Nationalisten vergeblich versucht hatten, die Ukraine zu besetzen und aus dem sowjetischen Staatenbund zu lösen, ließ die Partei die Rote Armee in Polen einmarschieren ([[Polnisch-Sowjetischer Krieg]]). Die Hoffnung auf eine einsetzende Revolution dort erfüllte sich indes nicht. Die Polen kämpften, unabhängig von ihrer Klassenzugehörigkeit, gegen den russischen Einmarsch. Die Rote Armee wurde von polnischen Truppen unter Marschall [[Józef Piłsudski]] mit französischer Unterstützung vernichtend geschlagen ([[Wunder an der Weichsel]]). |
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==== Agrarkrise und Kronstädter Matrosenaufstand ==== |
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Während des Bürgerkrieges kam es zu einer Versorgungskrise. Ursächlich dafür war die Agrarpolitik der Bolschewiki. Gemäß den Lehren des Marxismus betrachteten sie die selbstständigen Bauern als eine kleinbürgerliche Klasse ohne Zukunft. Im Zuge der Zentralisierung der Landwirtschaft sollten die Bauern ihre Erträge zu niedrigen [[Festpreis]]en an die staatlichen Behörden abgeben. Als die Bauern dies verweigerten, ließ Lenin die Erträge durch bewaffnete Kommandos aus den Städten einsammeln. Dieses Vorgehen forderte zahlreiche Menschenleben. Die Bauern reagierten auf die Zwangsmaßnahmen mit militärischem Widerstand und der Verkleinerung der Anbauflächen, was wiederum zu noch geringeren Erträgen und vor allem in den Städten zu Hungersnöten führte. Verschärft wurde die Ernährungslage durch den andauernden Bürgerkrieg. |
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1921 kam es zum [[Kronstädter Matrosenaufstand]] („Für Sowjets ohne Bolschewiki!“), der für die Bolschewiki gefährlich war, weil er von Teilen der eigenen Basis kam. Er wurde jedoch blutig niedergeschlagen. Die Bolschewiki richteten zu ihrer Herrschaftssicherung Lager für Regimegegner ein, die in ihrer Funktion aber noch nicht vergleichbar waren mit den später von [[Josef Stalin|Stalin]] eingerichteten und umfassenden Arbeitslagern, die auch als [[Gulag]] bezeichnet werden. |
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==== Religionspolitik ==== |
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Während des Bürgerkrieges verfolgte Lenin gegenüber der [[Orthodoxe Kirchen|orthodoxen Kirche]] anfangs noch eine zurückhaltende Politik. Auf dem II. Allrussischen Sowjetkongress im November 1918 sprach sich Lenin dafür aus, die Religion nur mit gewaltlosen Mitteln der Agitation zu bekämpfen. Kurz nach seiner Machtübernahme setzte er per Dekret die Trennung von Kirche und Staat durch. Ein Jahr nach dem Bürgerkrieg dirigierte Lenin eine groß angelegte Kampagne des Staates und der Partei gegen die Kirche. Als Vorwand diente die in weiten Teilen des Landes herrschende [[Hungersnot in Sowjetrussland 1921–1922|Hungersnot]], die durch die Zwangsrequirierung von Getreide, auch Saatgetreide, katastrophale Ausmaße erreichte. |
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Führende Kirchenleute hatten als Hilfe für die Hungernden freiwillig Teile des Kirchenbesitzes als Spenden freigegeben. Lenin verschärfte diese Maßnahme dadurch, dass er die notfalls gewaltsame [[Konfiskation]] sämtlicher Kirchengüter, inklusive geweihter Gegenstände, im Februar 1922 anordnete. Diese Maßnahmen trafen bei Teilen der Bevölkerung auf Widerstand.<ref name="dw391401" /> |
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So äußerte sich Lenin in einem Brief an das Politbüro vom 19. März 1922 bezüglich des Vorgehens in der Stadt [[Schuja]], wo es zu gewalttätigen Auseinandersetzungen zwischen Soldaten, die Kirchenbesitz einziehen sollten, und Gläubigen gekommen war, folgendermaßen: |
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{{Zitat |
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|Text=Jetzt, und nur jetzt bei all den ausgehungerten, sich [[Kannibalismus|von Menschenfleisch ernährenden]] Leuten und den mit Hunderten, Tausenden von Leichen übersäten Straßen können (und müssen) wir mit energischem Eifer und ohne Erbarmen den Kirchenbesitz konfiszieren. Genau jetzt und nur jetzt ist der Augenblick, die Priester der [[Schwarze Hundert|Schwarzen Hundert]] niederzumachen, und zwar mit einer solchen Entschiedenheit, Erbarmungslosigkeit und Brutalität, dass sie sich noch jahrzehntelang daran erinnern werden. |
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|ref=<ref>Gerd Koenen: ''Die Farbe Rot. Ursprünge und Geschichte des Kommunismus''. Beck, München 2017, S. 821.</ref>}} |
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„Je mehr Vertreter des reaktionären Priesterstands und der reaktionären Bourgeoisie [[Erschießung|an die Wand gestellt]] werden, desto besser für uns. Wir müssen all diesen Leuten unverzüglich eine solche Lektion erteilen, daß sie auf Jahrzehnte hinaus nicht mehr an irgendwelchen Widerstand denken werden“.<ref>Nicolas Werth: ''Ein Staat gegen sein Volk.'' In: Stéphane Courtois u. a.: ''Das Schwarzbuch des Kommunismus.'' 4. Aufl. München 1998, S. 142 f.; Zitat: S. 143.</ref> Dieses Vorgehen führte im ganzen sowjetischen Staatsgebiet zu staatlich gelenkten Pogromen gegen Gläubige, Priester und religiöse Einrichtungen. Die Zahl der geöffneten orthodoxen Gotteshäuser fiel von rund 80.000 auf 11.525. Über 14.000 orthodoxe Geistliche, Nonnen und Laien wurden dabei von staatlichen Organen erschossen. Auch die [[Katholizismus|katholischen]], [[Judentum|jüdischen]] und [[Islam|muslimischen]] Minderheiten des Staates waren davon betroffen. Auf Lenins Initiative wurde der einflussreiche [[Patriarch]] von Moskau, [[Tichon (Patriarch)|Tichon]], per Politbürobeschluss inhaftiert.<ref name="dw391401" /> |
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Die orthodoxe Kirche war seit Gründung des Russischen Reiches immer eine Stütze des Zarentums gewesen. Auch deswegen richtete sich der Kampf der Bolschewiki gegen sie. In seinem Geheimbrief vom 19. März 1922 legte Lenin seine Befürchtung einer vom Klerus geleiteten Konterrevolution dar und bekräftigte, dass dieser als ehemaliger Teil der herrschenden Klasse im Zarismus bekämpft werden müsse.<ref>Geheimbrief Lenins vom 19. März 1922, zitiert nach Gerd Stricker: ''Religion in Russland.'' Gütersloh 1993, S. 84 f.</ref> |
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==== Kontrolle der Partei und Nutzung bürgerlicher Experten ==== |
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[[Datei:Lenin1921.jpeg|mini|Lenin als Regierungschef Sowjetrusslands (1921)]] |
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Lenin war auch an der Kontrolle des intellektuellen Lebens im Sinne der Partei maßgeblich beteiligt. Im Juni 1922 fasste das Politbüro unter seinem Vorsitz den Beschluss, wissenschaftliche Kongresse nur noch nach Genehmigung der Geheimpolizei zuzulassen. Im selben Jahr dirigierte Lenin eine Repressionswelle gegen führende Wissenschaftler, Künstler und Studenten des Landes. Ein Teil der Opfer wurde ins Ausland oder innerhalb des Sowjetstaates verbannt. Es kam auch zu Gefängnisstrafen und Erschießungen. Lenin redigierte die vom hohen [[Gossudarstwennoje Polititscheskoje Uprawlenije|GPU]]-Offizier [[Josef Unschlicht]] erstellten Listen der Opfer selbst.<ref>Dimitri Wolkogonow: ''Lenin – Utopie und Terror.'' Düsseldorf 1994, S. 374–377, 385–387.</ref> Auf Beschwerden des sozialistischen Schriftstellers [[Maxim Gorki]] rechtfertigte sich der Parteiführer in einem Brief wie folgt: „Die intellektuellen Kräfte der Arbeiter und Bauern wachsen im Kampf gegen die Bourgeoisie und ihre Helfershelfer, die so genannten Intellektuellen, die Lakaien des Kapitals, die sich als Gehirn der Nation wähnen. In Wirklichkeit sind sie doch nur der Unrat der Nation.“<ref>Dimitri Wolkogonow: ''Lenin – Utopie und Terror.'' Düsseldorf 1994, S. 374–377, 379–380.</ref> |
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Lenin ist aber auch bestrebt gewesen, die so genannte „bürgerliche Intelligenz“ für die Revolution zu gewinnen, so meinte er im November 1919: „Die neue Gesellschaft kann nicht aufgebaut werden ohne Wissen, Technik und Kultur, diese aber sind im Besitz der bürgerlichen Spezialisten. Die meisten von ihnen sympathisieren nicht mit der Sowjetmacht, doch ohne sie können wir den Kommunismus nicht aufbauen. Man muss eine kameradschaftliche Atmosphäre um sie schaffen.“ Die Spezialisten müssen also von „Dienern des Kapitalismus, zu Dienern der werktätigen Masse, zu ihren Ratgebern gemacht werden.“ Im Januar 1922 forderte Lenin sogar von der kommunistischen Partei, „dass wir jeden Spezialisten, der gewissenhaft, mit Sachkenntnis und Hingabe arbeitet, auch wenn seine Ideologie dem Kommunismus völlig fremd ist, wie unseren Augapfel hüten.“<ref>Wolfgang Leonhard: ''Die Dreispaltung des Marxismus. Ursprung und Entwicklung des Sowjetmarxismus, Maoismus & Reformkommunismus.'' Düsseldorf/Wien 1979, S. 108.</ref> |
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==== Politik gegenüber Arbeitern und Bauern ==== |
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Dort wo die Arbeiter den Vorstellungen der Bolschewiki nicht folgen wollten, zeigten diese wenig Hemmungen, auch gegen Angehörige der Arbeiterklasse mit Gewalt vorzugehen: Nachdem 1919 in den Petrograder [[Putilow-Werke]]n mehrere tausend Arbeiter in den Streik getreten waren, sich in ihren Forderungen gegen die diktatorische Herrschaft der Bolschewiki gewandt hatten und Lenins Versuch, sie persönlich mit einer Rede zu disziplinieren, in den Protestrufen der Belegschaften untergegangen war, wurden Panzerwagen in die Werke entsandt und Einheiten der Tscheka herbeigeordert, die 200 Streikführer festnahmen und erschossen.<ref>[[Jörg Baberowski]]: ''Der rote Terror.'' Bundeszentrale für politische Bildung, Bonn 2007, S. 45.</ref> |
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Gegenüber der Landbevölkerung verfolgte Lenin eine variable Politik. Im Juni 1918 befahl er die Gründung von ''Komitees der Dorfarmut''. Lenin teilte zur damaligen Zeit das Dorf in ärmere Bauern und Landarbeiter ein, welche mittelständischen Bauern und wohlhabenden „Kulaken“ gegenüberstünden. Mithilfe der Komitees wollte er die beiden Ersteren an die Bolschewiki binden.<ref name="cr217219" /> Ebenso sollten sie der Durchsetzung der Zwangseinziehung von Nahrungsmitteln auf dem Dorf dienen. Um Motivation bei den Mitgliedern der Komitees zu wecken, durften sie einen Anteil des requirierten Getreides ihrer Dorfgenossen selbst behalten. Die Komitees erzielten aber nicht die gewünschte Wirkung, da in den meisten Fällen die Bindung der ärmeren Bauern gegenüber der Dorfgemeinschaft größer war als die Loyalität zum kommunistischen Regime.<ref>Manfred Hildermeier: ''Russische Revolution.'' Frankfurt a. M. 2004, S. 69.</ref> Lenin wertete die Komitees in der Öffentlichkeit als großen Erfolg, schaffte sie aber de facto schon im Dezember 1918 wieder ab. Während des Jahres 1919 änderte Lenin seine Politik und konzentrierte sich darauf, die Mehrheit der Bauernschaft für sich zu gewinnen. Wegen der gleichzeitigen Zwangseinziehung von Getreide blieb es aber trotz dieser Wende bei einer tiefen Spaltung zwischen Lenins Regime und der Bauernschaft.<ref name="cr217219" /> |
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==== Ansätze eines Personenkultes ==== |
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Während der Frühzeit der Sowjetunion kam es bereits zu ersten Ansätzen eines [[Personenkult]]s um Lenin, der nach seinem Tod erheblich ausgeweitet wurde. Lenin selbst jedoch äußerte sich abschätzig über diese Verherrlichung seiner Person und beschwerte sich in privaten Briefen darüber. In diesem Zusammenhang steht beispielhaft auch die von ihm erwirkte Freilassung einer Sowjetbürgerin, die eine seiner Abbildungen verunstaltet hatte.<ref name="cr251" /> |
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=== Neue Ökonomische Politik === |
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Um die schlechte Versorgungslage nach dem gewonnenen Bürgerkrieg zu verbessern, setzten Lenin und Trotzki 1921 die „[[Neue Ökonomische Politik]]“ gegen eigene Bedenken und große Widerstände in der Partei durch. Sie ersetzte die [[Requirierung]]en des [[Kriegskommunismus]] durch eine Naturalsteuer und erlaubte den Bauern mit den Überschüssen im begrenzten Umfang Handel. Für Lenin war das ein zeitweiliger taktischer Schritt zurück aus pragmatischen Gründen des Machterhalts, der ihm nicht leichtfiel.<ref>So [[Leonid Luks]]: ''„Die Utopie an der Macht“. Zum bolschewistischem Terror unter Lenin und Stalin.'' In: ''Historisches Jahrbuch.'' 119 (1999), S. 338–240, hier S. 252.</ref> 1922 hielt er dazu fest: „Es ist ein großer Fehler zu meinen, daß die Neue Ökonomische Politik das Ende des Terrors bedeutet“. Und: Wir „werden zum Terror, auch zum wirtschaftlichen Terror, zurückkehren“.<ref>Zitiert nach Leonid Luks: ''„Die Utopie an der Macht“. Zum bolschewistischem Terror unter Lenin und Stalin.'' In: ''Historisches Jahrbuch.'' 119 (1999), S. 232–264, hier S. 252.</ref> |
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=== Fraktionsverbot und Gründung der UdSSR === |
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[[Datei:Lenin-last-photo.jpg|mini|hochkant|Lenin 1923 in [[Gorki Leninskije|Gorki]], von mehreren [[Schlaganfall|Schlaganfällen]] gezeichnet]] |
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Parallel zur Neuen Ökonomischen Politik wurde auf dem 10. Parteitag jede innerparteiliche Fraktionsbildung verboten – und damit „de facto die freie Meinungsäußerung“<ref name="mh293" /> bei der Willensbildung der Partei. |
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Nach Lenins erstem schweren Schlaganfall vom Mai 1922 schirmte ihn das [[Politbüro]] von der Außenwelt ab, um seine Genesung zu begünstigen. Er weigerte sich jedoch, die Arbeit einzustellen und ließ sich weiterhin über die Politik auf dem Laufenden halten. Er erholte sich etwas und nahm wieder an Diskussionen teil, wie über die Verfassungsfrage und das Außenhandelsmonopol, setzte sich auch gegen Stalin in der Frage einer [[Union der Sozialistischen Sowjetrepubliken]] durch (Stalin wollte, dass die übrigen Republiken sich einfach der [[Sowjetrussland|RSFSR]] anschlossen). Im November und Dezember 1922 hatte Lenin sieben Schlaganfälle.<ref>Robert Service: ''Lenin: Eine Biographie''. Beck, München 2000, S. 584, 592.</ref> Nach einem Schlaganfall im März 1923 verschlechterte sich sein Gesundheitszustand noch einmal erheblich, und er konnte sich kaum noch verständlich machen.<ref>Robert Service: ''Lenin: Eine Biographie''. Beck, München 2000, S. 611–612.</ref> |
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=== Politisches Testament und Tod === |
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Lenin starb am 21. Januar 1924 um 4:23 Uhr im Alter von 53 Jahren. Die genaue Todesursache blieb der Öffentlichkeit jahrzehntelang verborgen. Die von der [[Kommunistische Partei der Sowjetunion|KPdSU]] autorisierte Biographie sowie [[Dmitri Antonowitsch Wolkogonow|Dmitri Wolkogonow]] sprechen von massiven [[Durchblutungsstörung]]en oder einem weiteren [[Schlaganfall]]. |
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Nach Lenins Tod entbrannte ein Machtkampf in der KPdSU zwischen Anhängern des Lagers um [[Josef Stalin]] und der [[Linke Opposition in der Sowjetunion|Linken Opposition]] um [[Leo Trotzki]]. |
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In einem als politisches Testament angesehenen [[Lenins Testament|Brief an den Parteitag der KPdSU]], den er am 25. Dezember 1922 diktiert hatte, schätzte er seine potentiellen Nachfolger so ein:<ref>Werke, Band 36, S. 579 f.; online: [http://www.vulture-bookz.de/marx/archive/quellen/Lenin~Testament.html Brief an den XII. Parteitag. Testament von W. I. Lenin, diktiert am 25. Dezember 1922 und 4. Januar 1923]</ref> |
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{{Zitat |
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|Text=Genosse Stalin hat dadurch, daß er Generalsekretär geworden ist, eine unermeßliche Macht in seinen Händen konzentriert, und ich bin nicht überzeugt, daß er es immer verstehen wird, von dieser Macht vorsichtig genug Gebrauch zu machen. Andererseits zeichnet sich Genosse Trotzki, wie sein Kampf gegen das ZK in der Frage des Volkskommissariats für Verkehrswesen schon bewiesen hat, nicht nur durch hervorragende Fähigkeiten aus. Persönlich ist er wohl der fähigste Mann im gegenwärtigen ZK, aber auch ein Mensch, der ein Übermaß von Selbstbewußtsein und eine übermäßige Leidenschaft für rein administrative Maßnahmen hat.}} |
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In einer Nachschrift vom 4. Januar 1923 wurde er in Bezug auf Stalin deutlicher: |
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{{Zitat |
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|Text=Stalin ist zu grob, und dieser Fehler, der in unserer Mitte und im Verkehr zwischen uns Kommunisten erträglich ist, kann in der Funktion des Generalsekretärs nicht geduldet werden. Deshalb schlage ich den Genossen vor, sich zu überlegen, wie man Stalin ablösen könnte, und jemand anderen an diese Stelle zu setzen, der sich in jeder Hinsicht von dem Genossen Stalin nur durch einen Vorzug unterscheidet, nämlich dadurch, daß er toleranter, loyaler, höflicher und den Genossen gegenüber aufmerksamer, weniger launenhaft usw. ist. Es könnte so scheinen, als sei dieser Umstand eine winzige Kleinigkeit. Ich glaube jedoch, unter dem Gesichtspunkt der Vermeidung einer Spaltung und unter dem Gesichtspunkt der von mir oben geschilderten Beziehungen zwischen Stalin und Trotzki ist das keine Kleinigkeit oder eine solche Kleinigkeit, die entscheidende Bedeutung gewinnen kann.}} |
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Mit der Öffnung der Archive kamen Zweifel an der Authentizität der Dokumente auf, zumal es kein von Lenin unterschriebenes Dokument gab.<ref>[[Stephen Kotkin]] '': Stalin: Paradoxes of Power''. London 2014, S. 498–501</ref> |
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Trotz Lenins Versuch, Stalins Aufstieg zu verhindern, sei {{" |Stalin auch ein legitimer Spross Lenins. Er hat nur skrupelloser und konsequenter als andere die Möglichkeiten ausgeschöpft, die sich einem Machtmenschen im kommunistischen Russland innerhalb des von Lenin selbst geschaffenen allmächtigen Parteiapparates anboten}}, urteilt [[Edgar Hösch]].<ref>Edgar Hösch: ''Geschichte Rußlands. Vom Kiewer Reich bis zum Zerfall des Sowjetimperiums.'' Kohlhammer, Stuttgart/Berlin/Köln 1996, S. 366.</ref> |
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[[Wolfgang Leonhard]] stellt fest, dass Lenin die Entwicklung der Partei zu einem „bürokratischen Machtapparat“ mit Sorge verfolgt habe. Zwischen 1920 und 1922 habe er wiederholte Male die „mangelnde Durchführung des Demokratismus“ und die „bürokratischen Auswüchse“ innerhalb der Partei kritisiert. An die Stelle international gesinnter, vom revolutionären Marxismus und den sozialistischen Zielsetzungen durchdrungener intellektueller Revolutionäre seien mehr und mehr engstirnige Apparatschiks mit provinziellem Horizont, die in der Macht ihre Erfüllung sahen, getreten. Diese scharten sich um das Organisationsbüro und das Sekretariat der Parteiführung, wo Stalin, seit März Generalsekretär der Partei, residierte. Im März 1922 klagte Lenin, dass die sowjetische Entwicklung nur durch die „Autorität jener ganz dünnen Schicht bestimmt wird, die man die alte Parteigarde nennen kann.“ Ein geringfügiger innerer Kampf könnte dazu führen, dass die sowjetische Entwicklung „schon nicht mehr von ihr abhängig wird.“<ref>Wolfgang Leonhard: ''Die Dreispaltung des Marxismus. Ursprung und Entwicklung des Sowjetmarxismus, Maoismus & Reformkommunismus.'' Düsseldorf/Wien 1979, S. 135.</ref><br /> Nach dem Tode Lenins habe man seine Warnungen vor Stalin nicht beachtet, seinen dringenden Vorschlag, Stalin abzulösen, nicht mehr befolgt. Die Entwicklung in der Sowjetunion hing, wie Lenin vorausgesehen habe, nicht mehr von der alten Garde der Bolschewiki, sondern von den neuen bürokratischen Apparatschiks ab, deren Fürsprecher und Führer Stalin gewesen sei.<ref>Wolfgang Leonhard: ''Die Dreispaltung des Marxismus. Ursprung und Entwicklung des Sowjetmarxismus, Maoismus & Reformkommunismus.'' Düsseldorf/Wien 1979, S. 135–136.</ref> |
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== Rezeption == |
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=== Leninkult === |
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[[Datei:Bundesarchiv Bild 102-01169, Moskau, Lenin-Mausoleum.jpg|mini|Menschenschlange vor dem Lenin-Mausoleum auf dem Roten Platz, im Hintergrund [[Basilius-Kathedrale]] und [[Moskauer Kreml|Kreml]]. 1925]] |
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[[Datei:Bundesarchiv Bild 183-J0505-0054-001, Berlin, Denkmal Lenin am Leninplatz.jpg|mini|hochkant|Lenindenkmal auf dem [[Platz der Vereinten Nationen (Berlin)|Leninplatz]] in [[Ost-Berlin]] (1970)]] |
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Mit der Beisetzung Lenins am 27. Januar 1924 auf dem Roten Platz in Moskau begann sich ein anhaltender Leninkult zu entwickeln.<ref>Georgi Michailowitsch Drosdow (Hrsg.): ''Lenin-Gedenkstätten in und bei Moskau. Bildreiseführer''. Verlag Planeta, Moskau 1983, S. 88–89.</ref> Auch wenn seine Ehefrau Nadeschda Krupskaja die Maßnahmen des Leninkultes ablehnte, „propagierte [sie] eifrig das Bild von Lenin, dem vollkommenen Revolutionär, Denker und Ehegatten“ (Robert Service). Auch Stalin und andere trugen dazu bei, Lenin als Marx und Engels ebenbürtig und letztlich maßgeblich darzustellen.<ref>Robert Service: ''Lenin: Eine Biographie''. Beck, München 2000, S. 619–622.</ref> Es wurde unterschlagen, dass Lenin nichtrussische Vorfahren hatte, einst Erbadliger und wohlhabend war und mit dem Terror der Bauernsozialisten sympathisiert hatte; ebenso durfte das Verhältnis zu [[Inessa Armand]] nicht erwähnt werden.<ref>Robert Service: ''Lenin: Eine Biographie''. Beck, München 2000, S. 626.</ref> |
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==== Das Mausoleum, Gedenkorte und Museen ==== |
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Das Politbüro ordnete an, den Leichnam [[Einbalsamierung|einzubalsamieren]] und zur Schau zu stellen. Ein Holzgebäude an der Kremlmauer wurde 1930 durch das jetzige [[Lenin-Mausoleum]] ersetzt.<ref>Georgi Michailowitsch Drosdow (Hrsg.): ''Lenin-Gedenkstätten in und bei Moskau. Bildreiseführer''. Verlag Planeta, Moskau 1983, S. 89.</ref> Im Juni/Juli 1941 wurde wegen des herannahenden [[Zweiter Weltkrieg|Zweiten Weltkriegs]] Lenins Mumie mit einem Sonderzug in einer Geheimaktion nach [[Tjumen]] ausgelagert. Der Wachwechsel an dem leeren Moskauer Mausoleum wurde unverändert weiter durchgeführt, der sogenannte Wachposten Nr. 1 existierte bis zum Frühjahr 1945 doppelt, in Tjumen und in Moskau. Das Mausoleum in Moskau wurde in dieser Zeit für Besucher gesperrt. Lenin wurde zunächst in Uniform einbalsamiert, später erhielt er jedoch einen Anzug. Wegen aggressiver Chemikalien muss dieser etwa alle zehn Jahre ausgetauscht werden. Seit 1945 ist der Leichnam im Lenin-Mausoleum ununterbrochen öffentlich zu besichtigen, und es stehen regelmäßig lange Schlangen von Menschen davor. |
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Insbesondere im Moskau und in Leningrad wurden zahlreiche Lenin-Gedenkstätten eingerichtet und Lenin-Gedenkorte geschaffen, so etwa die Wohnung des Zahnarztes Pauls Dauge, des Bruders von [[Aleksandrs Dauge]], in der Telegrafni-Gasse 7 in Moskau, da Lenin sie im Herbst 1918 einmal betreten hatte, um einen Aufsatz abzuholen.<ref>Georgi Michailowitsch Drosdow (Hrsg.): ''Lenin-Gedenkstätten in und bei Moskau. Bildreiseführer''. Verlag Planeta, Moskau 1983, S. 117.</ref> Das Zentrale Lenin-Museum wurde im Jahr 1924 bereits wenige Monate nach seinem Tod am Platz der Revolution gegründet. Es zeigte 12.500 Exponate zu seinem Leben und galt fortan als eines der ideologisch wichtigsten Museen des Landes.<ref>Georgi Michailowitsch Drosdow (Hrsg.): ''Lenin-Gedenkstätten in und bei Moskau. Bildreiseführer''. Verlag Planeta, Moskau 1983, S. 164–165.</ref> |
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==== Denkmäler und andere Darstellungen in der bildenden Kunst ==== |
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In der Sowjetunion wurden mehr als 6000 Lenindenkmäler aufgestellt. Dazu kamen Lenindenkmäler in den übrigen Staaten des [[Realsozialismus]] und in anderen Ländern. |
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{{Siehe auch|Liste von Lenindenkmälern}} |
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Deutsche bildende Künstler, die Lenin darstellten, waren unter anderem: |
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* [[Fritz Cremer]]: ''Lenin I'' (1970, Porträtbüste, Bronze)<ref>{{Internetquelle |url=https://www.bildindex.de/document/obj30129993/mi10401e09/?part=0 |titel=Lenin I {{!}} Fritz Cremer {{!}} Bildindex der Kunst & Architektur - Bildindex der Kunst & Architektur - Startseite Bildindex |abruf=2023-03-19}}</ref> |
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* [[Ludwig Engelhardt]]: ''Leninporträt'' (1970, Porträtbüste, Bronze)<ref>{{Internetquelle |url=https://www.bildindex.de/document/obj30130001/mi10401f04/?part=0 |titel=Leninporträt {{!}} Ludwig Engelhardt {{!}} Bildindex der Kunst & Architektur - Bildindex der Kunst & Architektur - Startseite Bildindex |abruf=2023-03-19}}</ref> |
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* [[Bernhard Heisig]]: ''Lenin'' (1971, Öl, 160 × 150 cm)<ref>{{Internetquelle |url=https://www.bildindex.de/document/obj30129582/mi10396c04/?part=0 |titel=Lenin {{!}} Bernhard Heisig {{!}} Bildindex der Kunst & Architektur - Bildindex der Kunst & Architektur - Startseite Bildindex |abruf=2023-03-19}}</ref> |
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* [[Willi Sitte]]: ''Hommage à Lenine'' (1969, Tafelbild)<ref>{{Internetquelle |url=https://www.bildindex.de/document/obj20636367/mi11059d14/?part=0 |titel=Hommage à Lénin {{!}} Willi Sitte {{!}} Bildindex der Kunst & Architektur - Bildindex der Kunst & Architektur - Startseite Bildindex |abruf=2023-03-19}}</ref> |
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* [[Johannes Wüsten]]: ''Lenin'' (1933, Kupferstich, 17 × 12,5 cm)<ref>{{Internetquelle |autor=André; Wüsten Rous |url=https://www.deutschefotothek.de/documents/obj/72082763/df_hauptkatalog_0719421 |titel=Lenin |datum=1933 |abruf=2023-03-19}}</ref> |
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==== Namensgeber ==== |
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Nach Lenin wurde die Lehre des [[Leninismus]] benannt; nach seinem Tod 1924 entwickelten die Gesellschaftstheoretiker in der Sowjetunion daraus den sogenannten [[Marxismus-Leninismus]] als neue [[Weltanschauung]]. |
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Namensbildungen wie [[Vilenas]] bzw. [[Wladilena]] für Personen und den [[Asteroid]]en [[(852) Wladilena]] oder [[Leningrad]], [[Leninakan]] bzw. [[Leninabad]] waren während der Sowjetzeit verbreitet. Nach ihm wurden Straßen benannt (z. B. in [[Leninallee|Berlin]] oder [[Lenin-Allee (Jakutsk)|Jakutsk]].) |
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==== Weitere Beispiele des Kultes ==== |
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Da angenommen wurde, Lenin sei ein besonderes Genie gewesen und etwaige Anzeichen dafür sich an oder in seinem Gehirn finden lassen könnten, wurde sein Gehirn von Medizinern wie dem deutschen Hirnforscher [[Oskar Vogt]] untersucht und in 30.983 in Paraffin fixierte Dünnschnitte aufgeschnitten.<ref>[https://www.nzz.ch/feuilleton/wie-ein-deutscher-hirnforscher-lenins-genialitaet-belegte-ld.1330017 Wie ein deutscher Hirnforscher Lenins Genialität belegte], NZZ, 20. November 2017</ref> |
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[[Datei:Stafette der Freundschaft zu Ehren des 100. Geburtstages von W.I. Lenin DDR.jpg|mini|Wimpel zur ''Stafette der Freundschaft'' in der DDR anlässlich des 100. Geburtstages von W. I. Lenin]] |
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Zu Ehren des 100. Geburtstages von Lenin wurden in der DDR 1970 ''Stafetten der Freundschaft'' veranstaltet. Diese standen unter der Losung: „Indem wir die Deutsche Demokratische Republik allseitig stärken, das Kampfbündnis mit der Sowjetunion festigen, ehren wir Lenin, erfüllen wir sein Vermächtnis.“ |
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Der Leninkult war fester Bestandteil der pädagogischen Programme für Kindergärten und Schulen. Doch in der Endzeit der Sowjetunion fanden respektlose „Leninwitze“ weite Verbreitung. In ihnen wurde der Leninkult satirisch überzeichnet, ihr Hauptmotiv war der Spott über den „allwissenden Lenin“.<ref>[[Ben Lewis (Dokumentarfilmer)|Ben Lewis]]: ''Das komische Manifest. Kommunismus und Satire von 1917 bis 1989. Aus dem Englischen von Anne Emmert''. Karl Blessing, München 2010, ISBN 978-3-89667-393-0, S. 300–302.</ref> |
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=== Lenin und der Terror === |
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Lenin hat in knapp sieben Jahren nach der Oktoberrevolution den ersten [[Arbeiter-und-Bauern-Staat]] errichtet und damit den Sozialismus in Russland eingeleitet. Dabei wurde zur Umgestaltung der russischen Gesellschaft im Bürgerkrieg in Anlehnung an die bürgerliche [[französische Revolution]] das Mittel des [[Terror]]s ([[Roter Terror]]) verwendet, das Lenin im Bürgerkrieg uneingeschränkt bejahte und dessen Intensivierung er wiederholt gegenüber auch parteiintern vorgebrachten Einwänden einforderte.<ref>Leonid Luks: ''„Die Utopie an der Macht“. Zum bolschewistischem Terror unter Lenin und Stalin.'' In: ''[[Historisches Jahrbuch]].'' 119 (1999), S. 232–264.</ref><!-- Lenins militärische Überlegungen gingen zu einem guten Teil auf die Auseinandersetzung mit dem General und Militärtheoretiker [[Carl von Clausewitz]] zurück. Besonders beschäftigte ihn Clausewitz bekanntes Theorem, dass der Krieg „eine bloße Fortsetzung der Politik unter Einbeziehung anderer Mittel“ wäre.<ref>Dietmar Schössler (1991/2005): ''Carl von Clausewitz.'' Abschnitt: ''Lenin und Clausewitz: Eine brisante Begegnung.'' 2. Auflage, rororo, S. 124–128.</ref> Zudem galt ihm der revolutionäre Terror der bürgerlichen Revolutionen zur Durchsetzung und Sicherung der neuen Ordnung innerhalb des Zustands eines Bürgerkriegs ebenfalls als Anknüpfungspunkt. --> Vor allem zur Zeit des [[Russischer Bürgerkrieg|Bürgerkriegs]] fielen dem Roten und [[Weißer Terror|Weißen Terror]] Millionen von Menschen zum Opfer. Dies gab verschiedenen Historikern Anlass, die Person Lenins einer umfassenden Kritik zu unterziehen, zumal oft der Hinweis darauf vermisst wird, dass Lenin jemals die Opfer des Roten Terrors bedauerte.<ref>Dmitri Wolkogonow: ''Lenin. Utopie und Terror''. Econ, Düsseldorf u. a. 1994, ISBN 3-430-19828-3; [[Martin Amis]]: ''Koba der Schreckliche. Die zwanzig Millionen und das Gelächter.'' Hanser, München 2007, ISBN 978-3-446-20821-6.</ref> |
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=== Kontinuitätslinien von Lenin zu Stalin === |
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Besonderes Augenmerk liegt auf der Frage nach einer möglichen direkten Kontinuität zwischen Lenin und dem Terror des späteren [[Stalinismus]]. Nach Lenins Tod 1924 und einer gewissen Periode der Ruhe seit Einführung der „NÖP“ griff Stalin verstärkt auf Gewaltmaßnahmen zurück. In den Säuberungswellen der 1930er Jahre ließ Stalin die gesamte revolutionäre Garde von 1917 wie z. B. [[Nikolai Iwanowitsch Bucharin|Bucharin]], [[Karl Radek|Radek]], Kamenew und Sinowjew [[Demütigung|demütigen]] und hinrichten, was – zumindest in der Behandlung der eigenen Partei – als Bruch Stalins mit der Tradition der Oktoberrevolution und Lenins verstanden werden kann. Weitere Aspekte sind der Übergang von Lenins Politik der Selbstbestimmung der Völker zur restriktiven Nationalitätenpolitik des Stalinismus und das teilweise Rückgängigmachen von sozialen Errungenschaften der Oktoberrevolution. Demnach wären Leninismus und Stalinismus nicht gleichzusetzen. |
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In deutlichem Gegensatz dazu steht jedoch die verbreitete Auffassung, dass wichtige Elemente des totalitären Gesellschaftsmodells Stalins bei Lenin bereits vorhanden waren, ohne dass ein fundamentaler Gegensatz zwischen beiden in der Wahl des Terrors als Mittel gesellschaftlicher Umgestaltung feststellbar wäre.<ref>Leonid Luks: ''„Die Utopie an der Macht“. Zum bolschewistischem Terror unter Lenin und Stalin.'' In: ''Historisches Jahrbuch'' 119 (1999). Siehe auch [[Norman Naimark]]: ''Revolution, Stalinismus und Genozid.'' In: ''[[Aus Politik und Zeitgeschichte|APuZ]].'' [http://www.bpb.de/files/NYZRFT.pdf 44-45/2007] (PDF; 2,0 MB), S. 14–20, hier {{Webarchiv|url=http://www1.bpb.de/publikationen/FCP53R,3,0,Revolution_Stalinismus_und_Genozid.html#art3 |wayback=20110211164402 |text=S. 18–20 |archiv-bot=2024-06-16 17:31:09 InternetArchiveBot }}.</ref> „Die Grundlagen des stalinistischen Systems wurden zum großen Teil schon unter Lenin gelegt.“<ref>[[Heinz Brahm]]: ''Der Weltgeist, der nicht in Zentimetern zu fassen war. Über die Langlebigkeit des „Mythos Lenin“.'' In: ''Frankfurter Allgemeine Zeitung.'' 26. April 2000, Nr. 97, S. 10.</ref> Historiker wie [[Michail Sergejewitsch Woslenski|Michael Woslenski]] und [[Gunnar Heinsohn]] werfen Lenin vor, durch die Revolution und den Aufbau der sozialistischen Ordnung zahllose Opfer verschuldet zu haben. Woslenski spricht dabei gar von mindestens 13 Millionen,<ref>Michael Voslensky: ''Sterbliche Götter. Die Lehrmeister der Nomenklatura.'' Straube, Erlangen/Bonn/Wien 1989, ISBN 3-927491-11-X.</ref> Heinsohn von 4 Millionen.<ref>[[Gunnar Heinsohn]]: ''Lexikon der Völkermorde.'' Rowohlt, Reinbek 1998, ISBN 3-499-22338-4.</ref> Zahlreiche Autoren, darunter [[Hannah Arendt]], [[Karl Popper]], [[Friedrich August von Hayek]] und [[Zbigniew Brzeziński]], werfen Lenin vor, durch sein Konzept der elitären Kaderpartei den Weg des sowjetischen Systems in den Totalitarismus bereits vor der Revolution mindestens erleichtert zu haben.<ref>Christopher Read: ''Lenin.'' Abingdon 2005, S. 292 f.</ref> |
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Stalin nutzte dazu den von ihm vorangetriebenen Personenkult um Lenin und den begleitenden Ausbau des Apparates, um seine eigene Position abzusichern: „In Fortentwicklung des Lenin-Kults wurde nun auch Stalin das Objekt kultischer Verehrung“.<ref>{{Internetquelle |autor=Hans-Henning Schröder |url=https://www.bpb.de/themen/europa/russland/47918/revolutionaere-neuordnung-und-stalin-diktatur/ |titel=Revolutionäre Neuordnung und Stalin-Diktatur |hrsg=Bundeszentrale für politische Bildung |datum=2018-06-14 |sprache=de |abruf=2024-04-28}}</ref> |
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Wenngleich Lenin bei seinen Anhängern nach Marx und Engels als einer der wichtigsten marxistischen Theoretiker und kommunistischen Revolutionäre gilt, reihen ihn einige Historiker unter die großen kommunistischen Staatsverbrecher des letzten Jahrhunderts ein, zusammen mit Stalin, [[Mao Zedong]] und [[Pol Pot]]. Diese Einschätzungen treffen bei den Verteidigern Lenins auf Widerspruch, da sich angesichts der Wirren von Revolution und Bürgerkrieg Opferzahlen in dieser Größenordnung nicht zweifelsfrei belegen ließen und die Opfer im Bürgerkrieg nicht allein den Bolschewiki unter Lenin zuzurechnen seien. |
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Demgegenüber wird eingewandt, dass Krieg und Terror für die Bolschewiki nicht lediglich Mittel, sondern von Anfang an geradezu Strukturprinzipien ihrer Regierung gewesen seien, auf die sie weder verzichten konnten noch überhaupt wollten.<ref>Jörg Baberowski: [http://www.bpb.de/publikationen/CPHQDO,0,0,Was_war_die_Oktoberrevolution.html#art3 ''Was war die Oktoberrevolution?'' In: ''Oktoberrevolution. Aus Politik und Zeitgeschichte.'' (APuZ 44–45/2007), S. 11 f.]</ref> Aus der von Lenin maßgeblich verantworteten Umwälzung während und nach der Oktoberrevolution ging – so [[Heinrich August Winkler]] – „das erste der totalitären Regimes des zwanzigsten Jahrhunderts hervor“.<ref>[[Heinrich August Winkler]]: ''Die Revolution als Gegenrevolution. Von Marx zu Lenin oder Warum 1917 kein neues 1789 wurde.'' In: ''Frankfurter Allgemeine Zeitung.'' 7. November 1997, Nr. 259, S. 44.</ref> |
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Wolfgang Leonhard nimmt zur Kernfrage, inwieweit das Verhältnis Lenins zum politischen Terror ohne Einschränkung affirmativ war, eine differenzierte Haltung ein. Einerseits habe Lenin während des Bürgerkrieges den Terror zur Durchsetzung des Machtanspruches der Bolschewiki bejaht und gefördert, und gerade in seiner Verschärfung marxistischer Begrifflichkeiten „stand die Unterdrückung der Gegner, die Anwendung diktatorischer Gewaltmittel nun für ihn im Zentrum seiner Konzeption der ‚Diktatur des Proletariats‘.“<ref>Wolfgang Leonhard: ''Die Dreispaltung des Marxismus. Ursprung und Entwicklung des Sowjetmarxismus, Maoismus & Reformkommunismus.'' Düsseldorf/Wien 1979, S. 104.</ref> In der letzten Phase des Bürgerkrieges – also schon vor seinem Ende – jedoch sei bei Lenin eine „deutliche Wandlung“ erkennbar gewesen, die darauf gerichtet gewesen sei, „den Terror und die Organe der Unterdrückung einzuschränken“,<ref name="wl115" /> und im März 1922 in die Auffassung einmündete, von der „Gesamtrussischen Tscheka“ zu „staatlichen politischen Gerichten“ übergehen zu wollen. Insgesamt habe Lenin 1920 und 1921 begonnen, Tscheka, Terror und Todesstrafe nur als vorübergehende Kampfmaßnahmen und Institutionen während des Bürgerkrieges anzusehen, die nach dessen Beendigung abzuschaffen und einzustellen seien.<ref>Wolfgang Leonhard: ''Die Dreispaltung des Marxismus. Ursprung und Entwicklung des Sowjetmarxismus, Maoismus & Reformkommunismus.'' Düsseldorf/Wien 1979, S. 116.</ref> |
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[[Manfred Hildermeier]] sieht in diesem Zusammenhang die Bolschewiki unter Lenin im Frühjahr 1921 zum Zeitpunkt nach ihrem Sieg im Bürgerkrieg an einem Scheideweg. Zunehmend waren innergesellschaftlich und auch innerparteilich Zweifel am Kurs der politischen Gewalt lautgeworden, im sofort niedergeschlagenen [[Kronstädter Matrosenaufstand|Kronstädter Matrosenaufstand von 1921]] war von Teilen der eigenen Basis die Forderung nach einer „Rückkehr zur Rätedemokratie“ erhoben worden. Diese erfolgte aber nicht: „Lenin und Trotzki dachten nicht daran, alte Versprechen des Oktober einzulösen und mehr Demokratie zu wagen“,<ref>[[Manfred Hildermeier]]: ''Die russische Revolution 1905–1921.'' Frankfurt 1989, S. 292.</ref> stattdessen wurde die Tscheka – nach ihrer nur zeitweiligen Auflösung – unter dem Namen [[Gossudarstwennoje Polititscheskoje Uprawlenije|GPU]] wiedereingeführt und erhielt ihre wichtigsten „Vollmachten, Deportation und Todesstrafe, zurück“,<ref name="mh293" /> sodass die „grundlegenden Deformationen als Erbe des Oktobercoups und des Bürgerkrieges“ beibehalten und dauerhaft in die neue staatliche Ordnung überführt wurden.<ref name="mh293" /> |
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=== Lenin nach dem Untergang der Sowjetunion === |
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Im Zuge der [[Euromaidan|Maidan-Proteste]] in den Jahren 2013 und 2014 wurden in der Ukraine Hunderte Lenin-Denkmäler gestürzt oder abgebaut.<ref>{{Internetquelle |autor=Jürgen Klatzer, ORF.at |url=https://orf.at/stories/3345848/ |titel=Lenins Erbe für den Ukraine-Krieg |werk=[[orf.at]] |datum=2024-01-21 |abruf=2024-01-24}}</ref> |
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Nach dem Zerfall der Sowjetunion verliert der Mythos Lenin in Russland immer mehr an Popularität. Laut einer Umfrage des russischen Meinungsforschungsinstituts [[Lewada-Zentrum]] aus dem Jahr 2017 äußerten sich 32 % der russischen Bevölkerung positiv über Lenins politisches Vermächtnis; somit landete er deutlich hinter [[Josef Stalin|Stalin]] und [[Wladimir Wladimirowitsch Putin|Putin]].<ref>{{Internetquelle |autor=Moritz Wichmann |url=https://www.nd-aktuell.de/artikel/1055487.russen-putin-zweitwichtigste-person-der-geschichte.html |titel=Russen: Putin zweitwichtigste Person der Geschichte |werk=[[nd-aktuell.de]] |datum=2017-06-27 |abruf=2024-01-24}}</ref> 1989 hatten ihn noch 72 % der Befragten als herausragende Persönlichkeit bezeichnet. |
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Auch Wladimir Putin gehört nicht zu den Bewunderern Lenins. Bei einem Treffen mit russischen Wissenschaftlern in Moskau im Januar 2016 zog er eine kritische Bilanz über den kommunistischen Anführer: „Lenin hat eine [[Kernwaffe|Atombombe]] unter das Gebäude gelegt, das Russland heißt, und die ist dann explodiert.“<ref>{{Internetquelle |url=http://derstandard.at/2000029526842/Putin-uebt-heftige-Kritik-an-Lenin |titel=Putin übt heftige Kritik an Lenin |werk=derStandard.at |abruf=2017-11-04}}</ref> Er wirft Lenin vor, die Ukraine durch Anerkennung als Unionsrepublik erst geschaffen zu haben. Dazu habe er das Zarenreich durch seine Revolution zerstört. Das Lenin-Mausoleum und die in Russland nach wie vor verbreiteten Denkmäler Lenins wurden trotz Putins Abneigungen allerdings nie angetastet – im Gegenteil, in den annektierten Gebieten der Ukraine kommen nach Lenin benannte Straßen und Lenin-Büsten noch hinzu.<ref>{{Internetquelle |autor=Marc von Lübke, Interview mit dem Historiker Stefan Creuzberger |url=https://www.t-online.de/-/100321360 |titel=100. Todestag Lenins. Historiker: "Wladimir Putin betreibt ein falsches Spiel" |werk=t-online |datum=2024-01-18 |sprache=de |abruf=2024-04-28}}</ref><ref>{{Literatur |Autor=Markus Ackeret |Titel=Lenin nach 100 Jahren: Putin ist dem Revolutionär stark abgeneigt |Sammelwerk=Neue Zürcher Zeitung |Datum=2024-01-20 |ISSN=0376-6829 |Online=https://www.nzz.ch/international/lenin-der-zerstoerer-russlands-praesident-putin-ist-dem-gruender-der-sowjetunion-in-tiefer-abneigung-verbunden-ld.1774638 |Abruf=2024-04-28}}</ref> |
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Zum 150. Geburtstag Lenins im Jahr 2020 wurde ihm zu Ehren im russischen [[Sajansk]] ein Denkmal enthüllt.<ref>[https://www.zdf.de/nachrichten/panorama/lenin-150-jahre-kommunismus-100.html ''Kommunisten feiern 150 Jahre Lenin ''], ZDF, 22. April 2020</ref> Im selben Jahr wurde in [[Gelsenkirchen-Horst]] eine [[Lenindenkmal (Gelsenkirchen)|Statue vor der Parteizentrale]] der [[Marxistisch-Leninistische Partei Deutschlands|MLPD]] errichtet.<ref>[https://www.welt.de/politik/deutschland/article209975317/MLPD-enthuellt-Lenin-Statue-in-Gelsenkirchen.html ''MLPD enthüllt Lenin-Statue in Gelsenkirchen''] Welt, 20. Juni 2020</ref><ref>[https://www.faz.net/aktuell/politik/inland/gelsenkirchen-partei-mlpd-errichtet-lenin-statue-16824813.html ''MLPD errichtet Lenin-Statue''] FAZ, 20. Juni 2020, abgerufen jeweils am 26. Juni 2020</ref> |
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In [[Finnland]] werden seit dem Beginn des [[Russischer Überfall auf die Ukraine 2022|russischen Überfalls auf die Ukraine]] am 24. Februar 2022 die finnisch-russischen Beziehungen kritischer gesehen als zuvor. In den Städten [[Turku]] und [[Kotka]] wurden 2022 Lenin-Statuen entfernt. Sie waren in den 1970er Jahren als Geschenk russischer Partnerstädte nach Finnland gekommen.<ref>Julian Staib: ''Helsinki benennt Lenin-Park um.'' In: ''Frankfurter Allgemeine Zeitung'', 24. Juni 2023, S. 7 ([https://www.faz.net/aktuell/gesellschaft/menschen/finnland-helsinki-benennt-lenin-park-nach-beschluss-des-stadtrats-um-18986298.html online]).</ref> |
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{{Siehe auch|Lenindenkmale in nicht-sozialistischen Ländern}} |
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=== Filmische Rezeption === |
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* [[Oktober (Film)|Oktober]], 1927/28, zum 10. Jahrestag der [[Oktoberrevolution]] von [[Sergei M. Eisenstein]] produzierter Stummfilm (Original verschollen – [[Rekonstruktion|rekonstruierte]] Fassung 2012; nach [[John Reed]]s Reportage über ''10 Tage'' …) |
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* [[Drei Lieder über Lenin]] ''(Tri pesni o Lenine)''. Regie: [[Dsiga Wertow]], 1934. 59 Min. |
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* [[Lenin im Oktober]] ''(Lenin w oktjabre)''. Regie: [[Michail Romm]], 1937. 95 Min. |
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* [[Lenin 1918]] ''(Lenin w 1918 godu)''. Regie: Michail Romm, 1939. 125 Min. |
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* [[Das unvergeßliche Jahr 1919]] ''(Nesabywajemy 1919 god)''. Regie: [[Micheil Tschiaureli]], 1951. 149 Min. |
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* Erzählungen über Lenin ''(Rasskasy o Lenine)''. Regie: [[Sergei Iossifowitsch Jutkewitsch|Sergei Jutkewitsch]], 1958. 115 Min. |
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* Das blaue Heft ''(Sinjaja tetrad; nach dem gleichnamigen Buch von Emmanuil Kasakewitsch)''. Regie: Lew Kulidshanow, 1963. 90 Min. |
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* Lenin in Polen ''(Lenin w Polsche)''. Regie: Sergei Jutkewitsch, 1966. 96 Min. |
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* [[Bürgerkrieg in Rußland]], Fernsehfünfteiler 1967/68, [[Studio Hamburg]], Regie: [[Wolfgang Schleif]], 450 Min. |
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* Der 6. Juli ''(Schestoje ijulja; nach dem Stück von [[Michail Schatrow]])''. Regie: Juli Karassik, 1968. 105 Min. |
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* [[Unterwegs zu Lenin]]. Regie: [[Günter Reisch]], Koproduktion DEFA/Mosfilm, 1970. 103 Min. |
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* Vertrauen ''(Dowerije)''. Regie: Viktor Tregubowitsch, 1977. 93 Min. |
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* [[Lenin in Paris]] ''(Lenin w Parishe)''. Regie: Sergei Jutkewitsch, 1981. 105 Min. |
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* [[Lenin in Zürich]] ''(nach dem Roman von [[Alexander Solschenizyn]])''. Regie: Rolf Busch (ORF/SRG/NDR), 1984. 88 Min. |
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* [[Der Zug (1988)|Der Zug]]. Regie: [[Damiano Damiani]], Fernsehfilm 1988, italienisch-französisch-deutsch-österreichische Koproduktion. 208 Min. |
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== Werke (Auswahl) == |
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* ''[[Neue wirtschaftliche Vorgänge im bäuerlichen Leben]]'' 1893. |
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* ''Was sind die „Volksfreunde“ und wie kämpfen sie gegen die Sozialdemokraten?'' (Antwort auf die gegen die Marxisten gerichteten Artikel des ''[[Russkoje Bogatstwo]]''), Frühjahr–Sommer 1894. |
|||
* [http://www.kalle-der-rote.de/bros5.pdf ''Der ökonomische Inhalt der Volkstümlerrichtung und die Kritik an ihr in dem Buch des Herrn Struwe (Die Widerspiegelung des Marxismus in der bürgerlichen Literatur)'']. Zum Buch von P. Struwe: ''Kritische Bemerkung zur ökonomischen Entwicklung Russlands'' von 1894, Ende 1894 – Anfang 1895 (PDF; 541 KB) |
|||
* ''[[Was tun? (Lenin)|Was tun?]] Brennende Fragen unserer Bewegung'', März 1902 (Kaderpartei als Avantgarde der Arbeiterbewegung, [[Demokratischer Zentralismus]]) |
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* [http://www.mlwerke.de/le/le07/le07_030.htm ''Die Aufgaben der revolutionären Jugend''], veröffentlicht in der Zeitung ''Student'' Nr. 2/3, September 1903. |
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* ''Ein Schritt vorwärts, zwei Schritte zurück'', 1904. |
|||
* [https://sites.google.com/site/sozialistischeklassiker2punkt0/lenin/1905/wladimir-i-lenin-das-europaeische-kapital-und-der-absolutismus ''Das europäische Kapital und der Absolutismus''], 1905 |
|||
* ''[https://www.marxists.org/deutsch/archiv/lenin/1908/04/revision.html Marxismus und Revisionismus]'', geschrieben nicht nach dem 16. April 1908. |
|||
* ''[[Materialismus und Empiriokritizismus]]. Kritische Bemerkungen über eine reaktionäre Philosophie'', 1909. |
|||
* [http://www.mlwerke.de/le/le19/le19_003.htm ''Drei Quellen und drei Bestandteile des Marxismus''], März 1913. |
|||
* [http://www.mlwerke.de/le/le22/le22_144.htm ''Die sozialistische Revolution und das Selbstbestimmungsrecht der Nationen''], Januar–Februar 1916. |
|||
* [http://www.mlwerke.de/le/le22/le22_310.htm ''Über die Junius-Broschüre''], Oktober 1916. |
|||
* ''[https://www.marxists.org/deutsch/archiv/lenin/1916/10/spaltung.html Der Imperialismus und die Spaltung des Sozialismus]'', Oktober 1916. |
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* [[Aprilthesen]], April 1917 |
|||
* ''[[Der Imperialismus als höchstes Stadium des Kapitalismus]]'', Mitte 1917 ([[Wladislaw Hedeler]], [[Volker Külow]] (Hrsg.): ''Der Imperialismus als höchstes Stadium des Kapitalismus'', Kritische Neuausgabe mit Essays von [[Dietmar Dath]] und [[Christoph Türcke]] herausgegeben und kommentiert von Wladislaw Hedeler und Volker Külow, Berlin Verlag 8. Mai GmbH, Berlin, 2016, ISBN 978-3-931745-15-8.) |
|||
* ''[[Staat und Revolution]]'', August–September 1917. |
|||
* [http://www.mlwerke.de/le/le25/le25_378.htm ''Eine der Kernfragen der Revolution''], September 1917. |
|||
* ''Die proletarische Revolution und der Renegat [[Karl Kautsky|Kautsky]]'', Oktober – November 1918. |
|||
* ''[[Der „Linke Radikalismus“, die Kinderkrankheit im Kommunismus]]'' ([https://www.marxists.org/deutsch/archiv/lenin/1920/linksrad/index.html online]), April–Mai 1920. |
|||
* [http://www.praxisphilosophie.de/lenin_weniger_besser.pdf ''Lieber weniger, aber besser''], 2. März 1923 (PDF; 100 KB). |
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=== Werkausgaben === |
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* W. I. Lenin: ''{{Webarchiv |url=http://politazbuka.ru/biblioteka/marksizm/562-lenin-vladimir-polnoe-sobranie-sochineniy-5-izdanie.html |text=Полное собрание сочинений |wayback=20101230035234}}'' ''Gesammelte Werke'' (55 Bände), 5. Auflage (PDF, russisch). |
|||
* W. I. Lenin. Sämtliche Werke. Einzige vom Lenin-Institut in Moskau autorisierte Ausgabe. Übertragen nach der 2., ergänzten und revidierten russischen Ausgabe Band 3–8. 10. 13. 18–21. 25. Verlag für Literatur und Politik, Wien 1927–1931. |
|||
* W. I. Lenin: ''Werke.'' (40 Bände, 2 Ergänzungsbände, Register, Vergleichendes Inhaltsverzeichnis). Dietz-Verlag, Berlin 1956–1972, ISBN 3-320-00752-1. <small>„ins Deutsche übertragen nach der vierten russischen Ausgabe“</small> |
|||
* W. I. Lenin: ''Briefe.'' (10 Bände). Dietz-Verlag, Berlin 1967–1976, ISBN 3-320-00754-8.<ref>„Ins Deutsche übertragen nach der […] 5. russischen Ausgabe“.</ref> |
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* W. I. Lenin: ''Konspekt zum „Briefwechsel zwischen Karl Marx und Friedrich Engels 1844 – 1883“''. Dietz Verlag, Berlin 1963. |
|||
* W. I. Lenin: ''Ausgewählte Werke in zwei Bänden''. Dietz Verlag, Berlin 1953. |
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** Band 1: ''1884–1917''. |
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** Band 2: ''1917–1923''. |
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* W. I. Lenin: ''Ausgewählte Werke in drei Bänden.'' Achte Auflage. Dietz-Verlag, Berlin 1970. |
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* W. I. Lenin: ''Ausgewählte Werke in sechs Bänden.'' Dietz-Verlag, Berlin 1970–1971, ISBN 3-320-00756-4. |
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== Literatur == |
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* [[Verena Moritz]], [[Hannes Leidinger]]: ''Lenin. Die Biographie. Eine Neubewertung''. Residenz, Salzburg/Wien 2023, ISBN 978-3-7017-3390-3.<ref>''[https://taz.de/Biografie-ueber-Lenin/!5984038/ Biografie über Lenin: Goodbye, Lenin]''. Rezension von [[Robert Misik]] in: [[Die Tageszeitung]] (TAZ) vom 21. Januar 2024.</ref> |
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* [[Victor Sebestyen]]: ''Lenin. Ein Leben.'' Rowohlt Berlin, Berlin 2017, ISBN 978-3-87134-165-6. |
|||
* [[Michael Brie]]: [https://www.rosalux.de/fileadmin/rls_uploads/pdfs/sonst_publikationen/VSA_Brie_Lenin_neu_entdecken.pdf ''Lenin neu entdecken. Das hellblaue Bändchen zur Dialektik der Revolution & Metaphysik der Herrschaft.''] (PDF; 0,9 MB) Hamburg 2017, ISBN 978-3-89965-734-0. |
|||
* [[Wolfgang Ruge]]: ''Lenin: Vorgänger Stalins; eine politische Biografie.'' Hrsg. von [[Wladislaw Hedeler]]. 1. Aufl. Matthes & Seitz, Berlin 2010, ISBN 978-3-88221-541-0. |
|||
* [[Hélène Carrère d’Encausse]]: ''Lenin.'' Piper, München 2000, ISBN 3-492-24046-1. |
|||
* [[Robert Service (Historiker)|Robert Service]]: ''Lenin: Eine Biographie.'' Beck, München 2000, ISBN 3-406-46641-9. |
|||
* [[Dmitri Antonowitsch Wolkogonow|Dmitri Wolkogonow]]: ''Lenin. Utopie und Terror.'' Econ, Düsseldorf u. a. 1994, ISBN 3-430-19828-3. |
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* {{BBKL|archiveurl=https://web.archive.org/web/20070716144737/http://www.bautz.de/bbkl/l/Lenin.shtml |band=4|spalten=1417–1421|autor=Wilhelm Blum|artikel=Lenin}} |
|||
* [[Anton Pannekoek]]: ''Lenin als Philosoph.'' In: Anton Pannekoek, [[Paul Mattick]] u. a.: ''Marxistischer Antileninismus.'' Ça-Ira, Freiburg 1991, ISBN 3-924627-22-3, S. 59–153. |
|||
* [[Hermann Weber (Historiker, 1928)|Hermann Weber]]: ''Lenin in Selbstzeugnissen und Bilddokumenten.'' Rowohlt, Reinbek 1970, ISBN 3-499-50168-6. (18. Auflage: 2004, ISBN 3-499-50168-6). |
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== Dokumentationen == |
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* [https://www.ardmediathek.de/video/ard-history/lenin-weg-in-den-terror-oder-ard-history/das-erste/Y3JpZDovL2Rhc2Vyc3RlLmRlL2dlc2NoaWNodGUtaW0tZXJzdGVuLzIwMjQtMDEtMTVfMjMtMDUtTUVa ARD History ''Lenin - Weg in den Terror.''] TV-Dokumentation von Lutz Rentner und Kai Uwe Kohlschmidt (Buch/Regie), Deutschland 2023, unter Mitwirkung verschiedener Historiker. |
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== Weblinks == |
== Weblinks == |
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{{Commons|Владимир Ильич Ленин|Lenin|audio=1|video=0}} |
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{{Wikiquote|Lenin}} |
{{Wikiquote|Lenin}} |
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{{ |
{{Wikisource|Wladimir Iljitsch Lenin}} |
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* {{DNB-Portal|118640402}} |
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*[http://www.mlwerke.de/le/default.htm Reden, Schriften, Briefe und wissenschaftliche Studien Lenins] |
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* {{DDB|Person|118640402}} |
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*[http://www.marxists.org/deutsch/archiv/lenin/index.htm Deutschsprachiges Archiv mit Texten und Büchern von Lenin] |
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* {{EconBiz|GND=118640402}} |
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*[http://www.marxistische-bibliothek.de/_lenin.html www.marxistische-bibliothek.de] |
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* {{Pressemappe|GND=118640402}} |
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*[http://www.vulture-bookz.de/marx/archive/portraits/Wladimir_I_Lenin.html Lenin-Archiv @ vulture-bookz.de] ''(mit zahlreichen Fotodokumenten)'' |
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* {{DHM-HdG |Bio=wladimir-lenin |Titel=Wladimir I. Lenin |Autor=[[Manfred Wichmann]]}} |
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*[http://members.eunet.at/hans68/ReturnLenin.html Auszug aus: Slavoj Zizek, 2002: Revolution at the Gates. Selected Writings of Lenin from 1917. London/NewYork] |
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* {{HLS|28375|Lenin, Wladimir Iljitsch|Autor= [[Bernard Degen]]}} |
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*[http://mailbox.univie.ac.at/Franz.Martin.Wimmer/phhistvl9.html Franz M. Wimmer, Marxistisch-leninistische Philosophiehistorie] |
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* [http://www.kalle-der-rote.de/bandi.pdf Der erste Band der ''Werke'' Lenins als PDF] (2,80 MB) |
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*[http://lacan.com/replenin.htm Slavoj Zizek, Repeating Lenin] (''Siehe auch:'' [[Slavoj Žižek]], [[Jacques Lacan]]) |
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* [http://www.mlwerke.de/le/default.htm Reden, Schriften, Briefe und wissenschaftliche Studien Lenins] |
|||
*[http://www.blackwell-synergy.com/links/doi/10.1111/j.1468-1331.2004.00839.x/full/ The enigma of Lenin’s malady]. European Journal of Neurology, Vol 11, Issue 6: 371-376 ''(Artikel zur fraglichen [[Syphilis]]-Erkrankung und zu Lenins [[Tod]])'' |
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* [https://www.marxists.org/deutsch/archiv/lenin/index.htm Deutschsprachiges Archiv mit Texten und Büchern von Lenin] im [[Marxists Internet Archive]] |
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<!-- *[http://www.geo.de/GEO/kultur_gesellschaft/geschichte/2004_10_GEO_epoche_lenin/index.html?linkref=geode_teaser_veryshort&SDSID=73121100000021102790838 Lenin: Reise zur Macht] ([[Geo (Zeitschrift)|GEO]]) --> <!-- Link obsolet! --> |
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* [http://www.vulture-bookz.de/marx/archive/portraits/Wladimir_I_Lenin.html Lenin-Archiv @ vulture-bookz.de] mit zahlreichen Fotodokumenten |
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*[http://www.lenintestament.de.vu/ Lenins so genanntes Testament] ''(Brief an den Parteitag, diktiert von Dezember 1922 bis Januar 1923)'' |
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* [https://www.1000dokumente.de/index.html?c=dokument_ru&dokument=0013_tes&l=de Lenin, V.I., Brief an den Parteitag.] In: [[1000dokumente.de]] |
|||
*[http://www.marxists.org/deutsch/archiv/trotzki/1936/junglenin/zeittafel.htm Leo Trotzki: Der junge Lenin (Zeittafel)] |
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== Einzelnachweise == |
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{{Julianischer Kalender}} |
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<references> |
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<ref name="cr16"> |
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Christopher Read: ''Lenin.'' Abingdon 2005, S. 16. |
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</ref> |
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<ref name="cr217219"> |
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Christopher Read: ''Lenin.'' Abingdon 2005, S. 217–219. |
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</ref> |
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<ref name="cr251"> |
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Christopher Read: ''Lenin.'' Abingdon 2005, S. 251. |
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</ref> |
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<ref name="dw140146"> |
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Dimitri Wolkogonow: ''Lenin – Utopie und Terror.'' Düsseldorf 1994, S. 140–146. |
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<ref name="dw391401"> |
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Dimitri Wolkogonow: ''Lenin – Utopie und Terror.'' Düsseldorf 1994, S. 391–401. |
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</ref> |
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<!--ref name="kollektiv"> |
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Kollektiv: ''W. I. Lenin – Biographie.'' Dietz Verlag, Berlin 1964. |
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</ref--> |
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<ref name="mh293"> |
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[[Manfred Hildermeier]]: ''Die russische Revolution 1905–1921.'' Frankfurt 1989, S. 293. |
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</ref> |
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<ref name="rs190192"> |
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Robert Service: ''Lenin: Eine Biographie.'' Beck, München 2000, S. 190–192. |
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</ref> |
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<ref name="wl115"> |
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[[Wolfgang Leonhard]]: ''Die Dreispaltung des Marxismus. Ursprung und Entwicklung des Sowjetmarxismus, Maoismus & Reformkommunismus.'' Düsseldorf/Wien 1979, S. 115. |
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</ref> |
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</references> |
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{{Gesprochene |
{{Gesprochene Version |
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|länge = 10:20 |
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{{Personendaten| |
|||
|größe = 5,3 MB |
|||
NAME=Lenin |
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|sprecher = SaerdnA |
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|ALTERNATIVNAMEN=Uljanow, Wladimir Iljitsch, Владимир Ильич Ульянов (Ленин) (russisch),Vladimir Ilyich Ulyanov (Lenin) (englisch) |
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|geschlecht = männlich |
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|KURZBESCHREIBUNG=Russischer Politiker, Kopf der Oktoberrevolution |
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|dialekt = Hochdeutsch |
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|GEBURTSDATUM=[[22. April]] [[1870]] |
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|version = 11227477 |
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|GEBURTSORT=[[Simbirsk]] |
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|STERBEORT=Gorki bei Moskau |
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}} |
}} |
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{{Normdaten|TYP=p|GND=118640402|LCCN=n80067085|NDL=00447347|VIAF=7393146}} |
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[[Kategorie:Mann]] |
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[[Kategorie:Russe]] |
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{{SORTIERUNG:Lenin, Wladimir Iljitsch}} |
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[[Kategorie:Politiker (20. Jh.)]] |
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[[Kategorie:Wladimir Iljitsch Lenin| ]] |
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[[Kategorie:Parteichef der Sowjetunion]] |
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[[Kategorie:Regierungschef der Sowjetunion]] |
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[[Kategorie:Mitglied im Petersburger Kampfbund zur Befreiung der Arbeiterklasse]] |
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[[Kategorie:Mitglied des Politbüros des Zentralkomitees der KPdSU]] |
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[[Kategorie:Leninismus|!]] |
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[[Kategorie:Kommunismus]] |
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[[Kategorie:EKKI-Mitglied]] |
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[[Kategorie:SP-Mitglied (Schweiz)]] |
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[[Kategorie:Pseudonym]] |
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[[Kategorie:Russischer Emigrant in der Schweiz]] |
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[[Kategorie:Philosoph (20. Jahrhundert)]] |
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[[Kategorie:Marxistischer Philosoph]] |
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[[Kategorie:Marxistischer Theoretiker]] |
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[[Kategorie:Vertreter von Imperialimustheorien]] |
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[[Kategorie:Absolvent der Universität Sankt Petersburg]] |
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[[Kategorie:Opfer eines Attentats]] |
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[[Kategorie:Person (Uljanowsk)]] |
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[[Kategorie:Person als Namensgeber für einen Asteroiden]] |
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[[Kategorie:Russe]] |
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[[Kategorie:Geboren 1870]] |
[[Kategorie:Geboren 1870]] |
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[[Kategorie:Gestorben 1924]] |
[[Kategorie:Gestorben 1924]] |
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[[Kategorie:Mann]] |
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[[Kategorie:Namensgeber für eine Partei]] |
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[[Kategorie:Sowjetbürger]] |
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[[Kategorie:Vertreter des Atheismus]] |
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{{Personendaten |
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[[af:Vladimir Lenin]] |
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|NAME=Lenin, Wladimir Iljitsch |
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[[ar:فلاديمير لينين]] |
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|ALTERNATIVNAMEN=Ленин (russisch); Uljanow, Wladimir Iljitsch (wirklicher Name); Ульянов, Владимир Ильич (wirklicher Name, russisch); Ul'janov, Vladimir Il'ič (wirklicher Name, wissenschaftliche Transliteration); Ulyanov, Vladimir Ilyich (wirklicher Name, englisch) |
|||
[[bg:Владимир Ленин]] |
|||
|KURZBESCHREIBUNG=russischer kommunistischer Politiker, Kopf der Oktoberrevolution und Begründer der Sowjetunion |
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[[bs:Lenjin]] |
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|GEBURTSDATUM=22. April 1870 |
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[[ca:Vladímir Lenin]] |
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|GEBURTSORT=[[Uljanowsk|Simbirsk]], [[Russisches Kaiserreich]] |
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[[cs:Vladimir Iljič Lenin]] |
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|STERBEDATUM=21. Januar 1924 |
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[[cy:Lenin]] |
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|STERBEORT=[[Gorki Leninskije|Gorki]], [[Sowjetunion]] |
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[[da:Vladimir Lenin]] |
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}} |
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[[el:Βλαντιμίρ Λένιν]] |
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[[en:Vladimir Lenin]] |
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[[eo:LENIN]] |
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[[es:Lenin]] |
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[[et:Vladimir Lenin]] |
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[[eu:Vladimir Lenin]] |
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[[fa:ولادیمیر لنین]] |
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[[fi:Lenin]] |
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[[fr:Vladimir Lénine]] |
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[[gl:Lenin]] |
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[[he:ולדימיר איליץ' לנין]] |
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[[hr:Vladimir Lenjin]] |
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[[hu:Vlagyimir Iljics Lenin]] |
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[[id:Lenin]] |
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[[io:Vladimir Lenin]] |
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[[it:Lenin]] |
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[[ja:ウラジーミル・レーニン]] |
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[[jv:Lenin]] |
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[[ko:블라디미르 레닌]] |
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[[la:Vladimirus Lenin]] |
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[[lt:Leninas]] |
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[[lv:Ļeņins]] |
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[[mk:Владимир Илич Ленин]] |
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[[nl:Vladimir Lenin]] |
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[[nn:Vladimir Lenin]] |
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Aktuelle Version vom 7. Juli 2025, 02:57 Uhr


Wladimir Iljitsch Lenin (russisch Владимир Ильич Ленин, wissenschaftliche Transliteration Vladimir Il’ič Lenin, eigentlich Wladimir Iljitsch Uljanow russisch Владимир Ильич Ульянов, wissenschaftliche Transliteration Ul’janov, ; geboren am 10.jul. / 22. April 1870greg. in Simbirsk; gestorben am 21. Januar 1924 in Gorki bei Moskau) war ein russischer Politiker und kommunistischer Revolutionär sowie marxistischer Theoretiker, Vorsitzender der Bolschewiki (1903–1924), Regierungschef der Russischen SFSR (1917–1924) und der Sowjetunion (1922–1924), als deren Begründer er gilt.
Nachdem sein Bruder Alexander Uljanow 1887 wegen eines geplanten Attentats auf den Zaren hingerichtet worden war, schloss sich Lenin (so sein Kampfname) den marxistischen Sozialdemokraten an und widmete sich der Untergrundarbeit für eine kommunistische Revolution in Russland. Mehrmals musste er ins Exil emigrieren, die meiste Zeit in die Schweiz. Er gründete 1903 eine eigene Fraktion in der Sozialdemokratischen Arbeiterpartei Russlands, die Bolschewiki, die spätere Kommunistische Partei Russlands.
Nachdem Anfang 1917 in Russland die Monarchie in einer bürgerlichen Revolution gestürzt worden war und die neue Regierung an Russlands Beteiligung am Ersten Weltkrieg festhalten wollte, eroberten die Bolschewiki unter Lenins Führung in der Oktoberrevolution die Macht. Sie lösten die verfassungsgebende Versammlung gewaltsam auf und schränkten die Meinungsfreiheit teilweise ein. Es gelang den Bolschewiken im nun folgenden Bürgerkrieg, den Großteil der Gebiete des ehemaligen Russischen Reiches unter ihre Kontrolle zu bringen und den Widerstand der Weißen Armeen und auch anderer gegnerischer Bürgerkriegsparteien militärisch und durch Einsatz des roten Terrors zu brechen, trotz der materiellen Unterstützung der Weißen Armee durch zahlreiche ausländische Mächte und der zeitweiligen Besetzung russischer Gebiete durch andere Staaten. Gegen Ende des Krieges, 1922, gründeten die Bolschewiki die Union der Sozialistischen Sowjetrepubliken.
Zu dieser Zeit war Lenin bereits schwer krank. Nach seinem Tod 1924 wurde sein Leichnam einbalsamiert und in einem Mausoleum an der Mauer des Kremls aufgebahrt. In der Folge stellte die Kommunistische Partei der Sowjetunion Lenins Bedeutung für die Sowjetunion und den Kommunismus Moskauer Prägung immer weiter heraus. Innerhalb der politischen Linken ist die Beurteilung der Rolle Lenins bis heute umstritten. Anschauungen, die in den Schriften Karl Marx’ ein geschlossenes Ideologiegebilde erkennen, betrachten Lenin als herausragenden Theoretiker, der dem Marxismus mit dem Leninismus eine maßgebliche Weiterentwicklung gab. Nach Lenins Tod, seit der Zeit des Stalinismus, wurde daraus die Ideologie des Marxismus-Leninismus konstruiert. Auf der anderen Seite stehen Verweise auf die schweren Menschenrechtsverletzungen, seinen Dogmatismus und antidemokratische Tendenzen, die mit modernen Sozialismuskonzepten nicht vereinbar seien. Eine große Rolle bei der Beurteilung der leninschen Theorie spielen die Fragen, ob sich der Kommunismus auch in einem industriell rückständigen Land entwickeln könne, und welche Rolle dabei einer Partei neuen Typus zukam.
Leben
Familie
Wladimir Iljitsch Lenin entstammte einer multiethnischen Familie. Mütterlicherseits hatte er deutsch-schwedische Wurzeln. Dieser Familienzweig war im Mannesstamm jüdischer Religion. Sein Großvater Israel Blank gehörte als Landarzt der damals dünnen Schicht des Bürgertums an. Lenins Mutter Maria Alexandrowna Blank (1835–1916) hatte eine häusliche Bildung erhalten und 1863 das Examen als Lehrerin abgelegt, ohne berufstätig zu werden: Nach ihrer Heirat im selben Jahr widmete sie sich fortan der Familie.
Väterlicherseits stammte Lenin von Russen und Kalmücken ab,[1] die es in zwei Generationen von der Leibeigenschaft zum erblichen Adelsstand gebracht hatten. Sein Großvater aus diesem Familienzweig war ein befreiter Bauer, der sich als Schneider verdingte. Lenins Vater Ilja Nikolajewitsch Uljanow (1831–1886) hatte 1854 die Kasaner Universität absolviert. Er gab 1869 seine langjährige Tätigkeit als Mathematik- und Physiklehrer an höheren Schulen in Pensa und Nischni Nowgorod auf und wurde zunächst Inspektor, später Direktor von Volksschuleinrichtungen in Simbirsk. Vom Zaren wurde er 1882 in den erblichen Adelsstand erhoben.
Jugend

Nach zaristischer Rangordnung war Lenin ein Dworjanin, ein Adliger, auch wenn erst der Vater in den Adelsstand erhoben worden war und die Familie nicht recht an die höhere Gesellschaft anschließen konnte. Sein Vater starb unerwartet im Januar 1886 an einer Hirnblutung.[2] Lenins älterer Bruder Alexander, Student an der Mathematisch-Physikalischen Fakultät an der Universität Sankt Petersburg, hatte sich einer revolutionären Gruppe angeschlossen, die den Zaren Alexander III. ermorden wollte.[3] Er wurde am 20. Mai 1887 hingerichtet. Die Familie wurde anschließend fast vollständig gemieden, lebte aber trotz des Todes des Vaters und des Stigmas der Hinrichtung in materiellem Wohlstand. Neben einer stattlichen Rente hatte sie Einkünfte aus dem Besitz eines Landguts, das noch zu Lebzeiten des Vaters aus der Mitgift der Mutter erworben worden war.[4]
Zusammen mit dem frühen Tod des Vaters prägte die Hinrichtung seines Bruders den jungen Lenin entscheidend. Sein Bruder wurde drei Tage nach dem Beginn der Abschlussprüfungen Lenins an der Schule gehängt. Lenin bestand diese trotzdem mit Auszeichnung.[2] Er studierte die Bücher, die Alexander hinterlassen hatte, vor allem die des verbannten Revolutionärs Nikolai Gawrilowitsch Tschernyschewski, der für eine klassenlose Gesellschaft eintrat.[5] Lenin hatte viele intellektuelle Interessen wie Literatur und Altphilologie und wurde auch ein guter Schachspieler.[6]
Lenin konnte nicht in Sankt Petersburg studieren und ging daher für das Studium der Rechtswissenschaft an die Universität Kasan. Schon in seinem ersten Jahr beteiligte Lenin sich an einem Studentenprotest und wurde am 6. Dezember 1887 zusammen mit 38 anderen Studenten von der Universität verwiesen.[7] Lenin nahm bei diesem Treffen keine führende Rolle ein. Seine Bestrafung durch die Behörden beruhte vor allem auf der Geschichte seines Bruders. Der Vater des späteren Ministerpräsidenten der Provisorischen Regierung Alexander Kerenski, Fjodor Kerenski, der Lenin am Gymnasium unterrichtet hatte und ihn als Musterschüler beschrieb, setzte sich vergeblich für die Aufhebung des Urteils ein.[8]
Bei Samara bezog die Familie im Mai 1889 ein Gut, das sie mit ihrem Kapital erworben hatte; bald darauf aber verpachtete sie es. Lenin erwies sich als ungeeignet zum Gutsverwalter und gab sich auch keine Mühe.[9] Entgegen einer später weitverbreiteten Behauptung hat er keine Kontakte zu Bauernfamilien gehabt, sein Wissen über das Bauerntum stammte vielmehr aus Büchern wie denen von Gleb Uspenski. Dieser äußerte sich negativ über die russischen Bauern, denen er Trunksucht, Gewalt und Fremdenfeindlichkeit unterstellte.
Lenin lebte vom Vermögen der Familie, unternahm lange Wanderungen, gab den jüngeren Geschwistern Nachhilfe, las politische Literatur und setzte sein Jurastudium als Autodidakt fort.[10] Er durfte 1891 die Prüfungen als Externer abschließen, was ihm auch als Bester in allen Fächern gelang. Die spätere Propaganda verschwieg, dass auch Kirchen- und Polizeirecht dazu gehörte. Am 30. Januar 1892 nahm Lenin eine Tätigkeit als Rechtsanwaltsgehilfe auf.[11] Er betätigte sich in einigen wenigen Fällen als Strafverteidiger und nahm zwei persönliche Fälle an. Einmal gegen Bauern, die ihr Vieh unberechtigterweise auf dem Anwesen seiner Familie hatten weiden lassen. Ein anderes Mal klagte er gegen einen ehemaligen französischen Adligen, der ihn bei einem Besuch in Paris mit seinem Auto angefahren hatte.[12]
Beginn der politischen Tätigkeit

Lenin beschäftigte sich bereits in jungen Jahren mit verschiedenen politischen Theorien. Einerseits setzte er sich kritisch mit den russischen „Bauernsozialisten“ oder „Volkstümlern“ (den Narodniki), welche eine eigene Variante des Sozialismus propagierten, und andererseits mit den Thesen von Karl Marx, die er bereits theoretisch interpretierte, auseinander. Lenin hielt Russland zu diesem Zeitpunkt für wirtschaftlich und sozial fortgeschrittener als es tatsächlich war, sodass er an eine baldige proletarische Revolution glaubte. Andere Revolutionäre fanden, Lenins Marxismus setze noch zu sehr auf die terroristischen Aspekte der Narodniki, so wiederholte Lenin den Satz von Sergej Netschajew, „das ganze Haus Romanow“ müsse getötet werden.[13]
1891 verurteilte Lenin die Hilfsaktionen der gebildeten Schicht anlässlich der Hungersnot in der Provinz Samara, in der er als Anwalt tätig war. Er wertete die Hungersnot als Schritt in Richtung Sozialismus, da sie den Glauben an Gott und den Zaren zerstöre.[14] Vom Pächter seines eigenen Landgutes forderte er die volle vereinbarte Summe, der wiederum die Bauern trotz der Hungersnot voll zahlen ließ.[15]
1893 zog er nach Sankt Petersburg. Dort studierte er die Theorien von Georgi Plechanow, dem er später in der Schweiz auch selber begegnete. Nach einer mehrmonatigen Europareise durch Deutschland, Frankreich und die Schweiz gründete er den „Bund für die Befreiung der Arbeiterklasse“ („Союз борьбы за освобождение рабочего класса“). In Deutschland weilte Lenin längere Zeit in Berlin, wo er Literaturstudien an der Königlichen Bibliothek betrieb. Als Lenin im Herbst 1895 nach Russland zurückgekommen war, nahm er seine agitatorische Tätigkeit wieder auf.
Während der Vorbereitung einer illegalen Zeitung Die Sache der Arbeiter wurde er im Dezember 1895 verhaftet (Anklage: Agitation).[16] Im Untersuchungsgefängnis richtete er sich eine Bibliothek in seinem „Studierzimmer“ ein und verbrachte dort 14 Monate. 1897 wurde er im Februar für drei Jahre nach Schuschenskoje in Südsibirien verbannt, wo er unter Polizeiaufsicht leben musste. In Ufa traf er auch wieder Nadeschda Krupskaja, die er 1898 in der Verbannung heiratete.
Sofort nach der Rückkehr aus der Verbannung im Februar 1900 suchte Lenin in Pskow nach einer Möglichkeit, eine von der Zensur unabhängige Zeitung herauszubringen. In Russland war das nicht möglich, und so ging er am 29. Juli 1900 für über fünf Jahre ins Ausland. Nach einem kürzeren Aufenthalt in Genf, wo er sich mit Plechanow über die Herausgabe der Zeitung Iskra („Der Funke“) einigte, ließ sich Lenin bei dem sozialdemokratischen Gastwirt Rittmeyer in der Kaiserstraße 53 (heute 46) im Münchner Stadtteil Schwabing illegal nieder. Er meldete sich unter der Adresse nicht offiziell an und nannte sich „Mayer“. 1901 zog Lenin in die nahe gelegene Siegfriedstraße 14 in Schwabing um. Im Jahr 1901 erschien die von ihm mit herausgegebene Zeitung Sarja („Morgenröte“).
Konzeption einer Kaderpartei
1902 veröffentlichte er bei J.H.W. Dietz in Stuttgart die programmatische Schrift Was tun?, unter dem Decknamen „N. Lenin“. Sie machte ihn unter den Revolutionären bekannt, polarisierte aber auch stark. Denn darin entwarf er das Konzept einer geheim agierenden, disziplinierten und zentralisierten Arbeiterpartei, bestehend aus Berufsrevolutionären. Die Partei sollte in ideologischen und strategischen Fragen geeint auftreten und die Masse der Bevölkerung auf dem Weg zur Revolution anführen.[17] Die Notwendigkeit einer solchen konspirativen Organisation begründete Lenin damit, dass im autokratischen Zarenreich keine andere Partei erfolgreich einen Umsturz einleiten könne. Er orientierte sich dabei auch an den Vorbildern der Narodniki aus dem vorigen Jahrhundert, die ebensolche Methoden der politischen Arbeit angewandt hätten. Lenin wandte sich in seiner Schrift explizit gegen die liberalere Linke, die eine Veränderung durch basisdemokratische Organisation und Gewerkschaften erwirken wollte.[18]
Die Idee der Partei als straff geführte Geheimorganisation war bei den Organisationsbereiten unter Russlands Linken nicht strittig, und Lenin bemühte sich mit Zitaten von Marx und anderen, die Forderungen marxistisch zu begründen. Manch russischen Marxisten empörte es, dass Lenin dabei terroristische Bauernführer und den „Massenterror“ von Pjotr Tkatschow lobte. Lenins Betonung der konspirativnost konnte als Aufruf zu Verschwörungen interpretiert werden.[17] Später wurde Lenins Organisationsmodell als „Demokratischer Zentralismus“ bekannt.
Deckname
Ab Dezember 1900 verwendete er den Kampfnamen beziehungsweise das Pseudonym „Lenin“. So gab er seine Schrift Was tun? unter dem Pseudonym „N. Lenin“ heraus. Es gibt keine schlüssige oder gesicherte Erklärung bezüglich der Herkunft des Pseudonyms. Eine Erklärung besagt, dass er sich dabei auf den sibirischen Strom Lena bezog („Lenin“ bedeutet russisch: „Der vom Fluss Lena Stammende“) – nach Sibirien verbannt zu werden, bedeutete damals praktisch, dass man im Russischen Kaiserreich als anerkannter Oppositioneller galt. Eine andere Erklärung besagt, dass er mehr an sein Kindermädchen Lena dachte und dass er bereits als kleiner Junge auf die Frage, „wessen [Kind] er sei“, zu antworten pflegte: „Lenin!“ (deutsch: „Lenas!“).
Lenin hatte mehrere Decknamen, beispielsweise lebte er in Schwabing als „Iordan K. Iordanov“ und andernorts in München unter dem Namen „Mayer“.[19] Vor diesem Hintergrund wirkt die Wahl des Pseudonyms eher zufällig.[20]
Parteispaltung und Aufbau der neuen Kaderpartei

Lenin betrieb den Aufbau einer streng organisierten Kaderpartei aus „Berufsrevolutionären“ und wurde wegen seiner – von der Illegalität erzwungenen, aber auch vom russischen revolutionären Terrorismus inspirierten – Rigorosität und wegen seiner radikalen theoretischen Positionen der am meisten beachtete linke Sozialdemokrat.
Die Ansichten und Absichten Lenins führten 1903 auf dem zweiten Parteitag (in London) zur faktischen Spaltung der Sozialdemokratischen Arbeiterpartei Russlands (SDAPR). Lenin hatte erfolgreich seine Anhänger in das Organisationskomitee platziert.[21] Unterstützt von Plechanow und durch den Auszug der reformorientierten „Ökonomisten“ und der jüdischen Delegierten vom „Bund“ gelang es Lenin, seine Hauptforderungen in das Parteiprogramm und das Statut zu bringen, unter anderem die Betonung der „Diktatur des Proletariats“.[22] Seine Forderung, die Parteimitglieder neben materieller Unterstützung auch zu persönlicher Mitarbeit zu verpflichten, wurde jedoch von der Gruppe um Julius Martow abgelehnt. Lenin nannte aufgrund der Abstimmungsmehrheit seine Gruppe Bolschewiki (vom russischen Wort für „Mehrheit“) und die Gemäßigten Menschewiki („Minderheit“).
1905 brach eine Russische Revolution aus, während das Land sich im Krieg mit Japan befand. Für Lenin stand nicht der innenpolitische Kampf gegen die Regierung, sondern der Kampf gegen die Menschewiki im Vordergrund, während er außenpolitisch für Japan Partei ergriff. So sollte er auch später im Weltkrieg die Feinde des zaristischen Russlands unterstützen. Diese Haltungen Lenins haben bei anderen Parteimitgliedern nicht nur Verständnis gefunden; einige von Lenins engsten Mitarbeitern wollten einen dritten Parteitag vorbereiten und dort die Versöhnung beider Lager bewirken. Einen schroffen Brief an die Bolschewiki, der ihn vollkommen isoliert hätte, schwächte er in einem späteren Entwurf ab. Trotzdem dürften sie sich über Lenins Realitätsferne gewundert haben, schreibt der Historiker Robert Service.[23]
In dieser Zeit nahm Lenin auch den Rätegedanken auf, während viele Bolschewiken noch einer Verschwörung im Geheimen den Vorzug gaben.[24] Nach dem Moskauer Aufstandsversuch der Bolschewisten im Dezember 1905 war Lenin skeptisch, was Aufstände anging, die SDAPR solle sich besser in die Duma wählen lassen, die neue Volksvertretung. Er befürwortete damals noch die Zusammenarbeit mit den Menschewiki, die ein Gegengewicht zu den Ungeduldigen bei den Bolschewisten bilden sollten.[25]
Im Januar 1907 floh Lenin vor der russischen Geheimpolizei nach Finnland, im November nach Helsinki,[26] ein Jahr später zog er nach Genf. Im Sommer 1911 hielten Lenin und andere Bolschewiki, darunter Lew Borissowitsch Kamenew und Grigori Jewsejewitsch Sinowjew, in Longjumeau bei Paris Vorträge zur Theorie und Praxis des Sozialismus.[27] Zu diesen Schulungen entsandte die SDAPR ausgewählte Kader, unter anderem Grigori Konstantinowitsch Ordschonikidse.[28]
Bis 1912 wurden die Unterschiede zwischen den beiden Lagern immer größer, weswegen bei der sechsten Gesamtrussischen Parteikonferenz in Prag die Menschewiki ausgeschlossen wurden. Sie bildeten daraufhin eine eigene Partei, während die SDAPR nun die Erweiterung (Bolschewiki) trug. Erst 1918 nannten die Bolschewisten ihre Partei in Kommunistische Partei Russlands (B) um.
Die Parteispaltung war von der zaristischen Geheimpolizei gefördert worden; Lenins enger Mitarbeiter Roman Malinowski spionierte für sie.[29] Mitglieder der Bolschewiki verdächtigten Malinowski als Spion, nachdem einige Parteimitglieder verhaftet worden waren. Lenin tat diese Vorwürfe im Rahmen einer partei-internen Untersuchung mit Verweis auf dessen Herkunft aus einer Arbeiterfamilie ab.[30]
Im April 1912 gab Lenin zum ersten Mal die Prawda heraus. In der Folgezeit widmete er sich im Schweizer Exil[31][32] wieder marxistischen Studien, es entstand vor allem seine Schrift Der Imperialismus als höchstes Stadium des Kapitalismus (Januar bis Juni 1916), die die Grundlage der marxistischen Theorie des Imperialismus sowie der darauf basierenden Stamokap-Theorie bildete. Dieses Werk vollendete er in der Altstadt von Zürich an der Spiegelgasse 14[33], wohin er mit Nadeschda Konstantinowna Krupskaja im Februar 1916 umziehen durfte, nachdem er ein entsprechendes Ersuchen mit dem Wunsch nach Nutzung der dortigen Zentralbibliothek begründet hatte.[34][35][36]
Erster Weltkrieg
Der Beginn des Ersten Weltkrieges überraschte Lenin im österreichischen Galizien, wo er die Sommermonate bei Poronin verbrachte, einem Dorf an der Eisenbahnstrecke von Krakau nach Zakopane. Hier traf er regelmäßig mit Bolschewiki, die in Russland tätig waren, und Mitgliedern des Zentralkomitees der Partei zusammen. Mit der prinzipiellen Möglichkeit eines Krieges zwischen den europäischen Großmächten hatte Lenin seit 1907 gerechnet, als er die Antikriegsresolution des Stuttgarter Sozialistenkongresses maßgeblich beeinflusste. Einen österreichisch-russischen Krieg hatte er aber noch 1913 in einem Brief an Maxim Gorki für unwahrscheinlich gehalten:[37]
„Ein Krieg zwischen Österreich und Rußland wäre für die Revolution (in ganz Osteuropa) sehr nützlich, aber es ist kaum anzunehmen, daß uns Franz Joseph und unser Freund Nikolaus dieses Vergnügen bereiten.“
Als „feindlicher Ausländer“ in unmittelbarer Nähe des Hauptkriegsschauplatzes erregte Lenin den Verdacht der österreichischen Behörden. Am 8. August 1914 wurde er verhaftet und für elf Tage im Gefängnis von Nowy Targ festgehalten. Nach einer Intervention Viktor Adlers kam er frei und konnte mit seiner Frau in die Schweiz ausreisen, wo er Ende August 1914 eintraf.

Zu diesem Zeitpunkt hatte Lenin bereits die Grundzüge einer neuen politischen Linie ausgearbeitet, die für ihn bis 1917 maßgebend blieb. Den Übergang beinahe aller sozialistischen Parteien auf die Position der „Vaterlandsverteidigung“ wertete er als irreparablen Zusammenbruch der II. Internationale. Insbesondere die Bewilligung der Kriegskredite durch die Reichstagsfraktion der SPD hatte Lenin, der den Respekt vieler europäischer Sozialisten vor der deutschen Sozialdemokratie trotz einiger Vorbehalte geteilt hatte, überrascht und bestürzt. Der „Vaterlandsverteidigung“ setzte er nun die Losung des „revolutionären Defätismus“ entgegen. Kriterium und Ziel einer sozialistischen Politik sei die Herbeiführung der Niederlage der „eigenen“ Regierung und die – so die berühmte Formulierung aus der Resolution des Zentralkomitees Der Krieg und die russische Sozialdemokratie vom Oktober 1914 – „Umwandlung des imperialistischen Krieges in den Bürgerkrieg“. Dieses radikale Programm war auch bei den Vertretern oppositioneller Minderheiten der europäischen sozialistischen Parteien, die sich im September 1915 in Zimmerwald und im April 1916 in Kiental trafen, nicht vollständig durchsetzbar.
Infolge ihrer wiederholten Aufrufe an die russischen Arbeiter, nicht gegen die Deutschen, sondern gegen die eigene Regierung zu kämpfen, wurden die Bolschewiki in Russland im Herbst 1914 in die Illegalität gedrängt und in den folgenden Jahren von der Ochrana gnadenlos verfolgt.[38] Am 8. August 1914 hatte die bolschewistische Duma-Fraktion gegen die Kriegskredite gestimmt und war aus dem Saal ausgezogen. Im November 1914 wurden fünf Abgeordnete verhaftet und bald darauf nach Sibirien deportiert.[39] Als die Partei nach der Februarrevolution wieder offen auftreten konnte, war sie auf etwa 24.000 Mitglieder zusammengeschmolzen.
Rückkehr aus dem Schweizer Exil nach Russland

Die etwa 600 russischen politischen Emigranten in der Schweiz suchten im Frühjahr 1917 nach einer Möglichkeit, nach Russland zurückzukehren. Eine Ausreise über das Territorium der russischen Alliierten Frankreich und Italien erwies sich als unmöglich. Lenin entwickelte abenteuerliche Pläne, um in Verkleidung oder mit einem Flugzeug nach Russland zu gelangen. Der Menschewik Julius Martow schlug schließlich vor, die deutsche Regierung um eine Transiterlaubnis zu bitten. Nach Verhandlungen Robert Grimms und Fritz Plattens mit dem deutschen Gesandten in Bern, Gisbert von Romberg, lag deren Einwilligung bald vor. Die Federführung auf deutscher Seite hatte in dieser Angelegenheit das Auswärtige Amt und nicht – wie häufig angenommen – die Oberste Heeresleitung. Unter den 33 Reisenden, die am 9. April 1917 in zwei D-Zug-Wagen am Grenzübergang Gottmadingen aufbrachen und am Abend des 11. April in Sassnitz eintrafen, waren 19 Bolschewiki – neben Lenin auch Karl Radek, Grigori Sinowjew, Lenins Frau Nadeschda Krupskaja und seine Geliebte Inessa Armand. Bis zum Juni 1917 fanden noch weitere Transporte dieser Art statt. Insgesamt durchquerten auf diese Weise mehr als 400 russische Emigranten unterschiedlicher politischer Richtungen deutsches Gebiet.[40]
Lenin wusste um die potentiell kompromittierenden Begleitumstände dieser Reise und hatte darauf bestanden, dass ausschließlich Platten – vor und während der Zugfahrt – direkt mit deutschen Vertretern unterhandelte. Auch die Erklärung der von den Emigranten belegten Abteile als „exterritorial“ war seine Idee.[41] Sein Vertrauensmann Platten ging auf die Versuche Rombergs, politische Absprachen über eine zukünftige Friedensregelung anzuregen, nicht ein.[42] Das Zusammentreffen mit einem hohen deutschen Gewerkschaftsfunktionär, der in Stuttgart zugestiegen war, lehnten die Bolschewiki ab. Gegenüber den beiden deutschen Offizieren, die den Transport begleiteten, wahrten die Reisenden eine „verbissene Zurückhaltung“.[43]
Trotz dieser Vorsicht provozierte die Art und Weise der Rückkehr Lenins – und mehr noch die von ihm danach verfolgte Politik – bereits 1917 den Verdacht, er handele im Auftrag und mit finanzieller Unterstützung der Deutschen. Schon bei Lenins Eintreffen in Petrograd am 16. April brachte die konservative Presse der russischen Hauptstadt diesen Vorwurf ins Spiel.[44] Während der Julikrise setzte die provisorische Regierung in großem Stil Gerüchte in Umlauf, Lenin stünde im Sold der Deutschen.[45] Eine amerikanische Regierungsbehörde veröffentlichte 1918 die gefälschten Sisson-Dokumente, um eine „German-Bolshevik Conspiracy“[46] zu belegen. Der deutsche Sozialdemokrat Eduard Bernstein sprach im Januar 1921 in einer Artikelserie im Vorwärts als erster von „sicher mehr als 50 Millionen Goldmark“, die 1917 direkt an die Bolschewiki geflossen seien. Als Quelle für diese Behauptung nannte er in einem Privatbrief „unbedingt glaubwürdige Personen von Weltruf“.[47]
Durch Quellen gesichert ist, dass die deutsche Regierung in den Kriegsjahren Mittel für unterschiedlichste revolutionäre und nationalistische Gruppen in Osteuropa zur Verfügung stellte. Bis heute umstritten ist dagegen, in welchem Umfang die Bolschewiki davon profitierten. Während einzelne Forscher von geringen Beträgen ausgehen, die zudem nie Russland erreicht hätten[48] oder für die politische Entwicklung im Sommer und Herbst 1917 völlig bedeutungslos gewesen seien,[49] sprechen andere von „Millionen von Mark“, mit denen 1917 insbesondere die Presse der Partei massiv ausgebaut worden sei.[50] Die weitergehende Behauptung, deutsche Stellen hätten einen direkten Einfluss auf die politische Linie der Bolschewiki gehabt oder Lenin sei gar selbst ein „deutscher Agent“ gewesen, wird in der wissenschaftlichen Publizistik bereits seit Jahrzehnten zurückgewiesen. Der amerikanische Historiker Rex A. Wade nennt diese These einen „Mythos“ und die „langlebigste der vielen Verschwörungstheorien des Jahres 1917“.[51]
Revolutionsphase 1917 bis 1918
Agitation gegen die provisorische Regierung

In der zweiten Aprilhälfte 1917 erreichte Lenin mit einigen seiner Genossen den Finnischen Bahnhof in Petrograd und propagierte die Revolution zur Machtergreifung der Arbeiter, Bauern und Soldaten. In seinen Aprilthesen forderte er – zur Überraschung seiner Anhängerschaft – den Sturz der als kapitalistisch denunzierten provisorischen Regierung, die die in Russland gebliebenen Sozialisten bislang unterstützt hatten, getreu der marxschen Doktrin, wonach vor der proletarischen erst eine bürgerliche Revolution stattfinden müsse. Lenin verlangte stattdessen, die sozialistische Revolution so rasch wie möglich einzuleiten.[52]
Lenin stellte sich damit gegen die provisorische Regierung unter Kerenski, den er öffentlich als „Dummkopf“[53] schmähte. Bereits am 4. Juni verkündete Lenin im Rahmen des 1. Allrussischen Sowjetkongresses die Ambition der Bolschewiki, die Macht im Land zu übernehmen. Seine Forderungen nach einer Verteilung des Landes an die Bauern ohne Entschädigung und nach der Enteignung der reichsten Bevölkerungsschicht wurden rasch populär. Während der Kerenski-Offensive agitierten die Bolschewiki in der russischen Armee gegen die Weiterführung des Krieges, auch wenn Lenin einen Separatfrieden noch öffentlich ablehnte.[54] Als sich das Scheitern der Angriffsoperationen abzeichnete, warf Lenin der Provisorischen Regierung vor, Tausende Menschen in ein blutiges Gemetzel getrieben zu haben.[55] Im Juli versuchte Lenin den Prestigeverlust der Regierung für die Ziele der Bolschewiki auszunutzen. In der Hauptstadt Petrograd forderte die Partei zu Massendemonstrationen auf. Diese führten aber nicht zum Umsturz, sondern schlugen sich nur in chaotischen bewaffneten Auseinandersetzungen und Plünderungen nieder. Lenin stellte fest, dass ein Aufstand besser organisiert werden müsse, um effektiv zu sein[56] – er selbst befand sich zu Beginn der Demonstrationen nicht in der Hauptstadt, sondern zur Erholung in Finnland.[57] Die Provisorische Regierung setzte Militär ein und brachte die Stadt so wieder zur Ruhe.[56] Zudem wurde ein Gerichtsverfahren wegen Hochverrats anberaumt. Die Partei der Bolschewiki und ihr Hauptpresseorgan, die Prawda, wurden offiziell von der Regierung Kerenski verboten. Der Partei gelang es allerdings durch eine Namensänderung der Partei sowie der Prawda, weitgehend ihre Aktivitäten aufrechtzuerhalten.[58] Lenin fürchtete nach diesem Scheitern die Todesstrafe, falls er sich der Anklage stellen würde, und begab sich in den Untergrund.[56] Lenin nahm nach den Maßnahmen der Regierung gegen die Bolschewiki einen Strategiewechsel vor, den er selbst wie folgt zusammenfasste: „Alle Hoffnungen auf eine friedliche Entwicklung der russischen Revolution sind nutzlos verschwunden. Dies ist die objektive Situation: Entweder vollständiger Sieg der Militärdiktatur oder der Sieg für den bewaffneten Aufstand der Arbeiter.“[59] Er drängte somit auf einen bewaffneten Aufstand.
Übernahme und Konsolidierung der Macht
Nach weiteren militärischen Fehlschlägen der gemäßigt sozialistisch-liberalen „Provisorischen revolutionären Regierung“ unter Ministerpräsident Alexander Kerenski gelang es den Bolschewiki und den neu gegründeten Sowjets im November 1917 (nach dem in Russland noch geltenden julianischen Kalender im Oktober), die bürgerliche Regierung zu stürzen (Oktoberrevolution). Leo Trotzki, Lenins Vertrauter, organisierte am 25. Oktober den Aufstand, der auf wenig Gegenwehr stieß. Bei diesem Auftakt zur Oktoberrevolution wurden sechs Menschen getötet. Am 8. November 1917 tagte in Petrograd auch der 2. Allrussische Sowjetkongress. Die Bolschewiki besaßen in diesem zentralen Arbeiter- und Soldatenrat zunächst keine Mehrheit. Aus Protest gegen das Vorgehen der Bolschewiki verließen jedoch viele Abgeordnete, darunter die Menschewiki, den Sitzungssaal und überließen den Bolschewiki das Feld. Lenin wurde über Nacht als Vorsitzender des Rates der Volkskommissare der Regierungschef Russlands. „Ein steiler Aufstieg aus dem Keller an die Macht“, sagte er, „mir dreht sich der Kopf“.
Auf dem II. Sowjetkongress legte Lenin noch dar, dass seine Regierung die Russische konstituierende Versammlung respektieren werde und sich lediglich als Provisorium bis zu deren Wahl verstehe. Die Wahl lief demokratisch und ohne Zwischenfälle ab. Sie brachte den Bolschewiki aber eine empfindliche Niederlage ein, da die Mehrheit der Stimmen an die Sozialrevolutionäre ging und Lenins Partei nur rund ein Viertel der Sitze gewann. Legal war eine Machtübernahme damit unmöglich. Daraufhin ließ Lenin, der bereits zuvor die Legitimation der Versammlung kritisiert hatte, sie am Tag nach der Wahl gewaltsam auflösen. In Petrograd kam es daraufhin zu Demonstrationen und gewalttätigen Zusammenstößen, in deren Verlauf mehrere Menschen zu Tode kamen.[60]
Der sofortige Friedensschluss, die Verteilung des Bodens an die Bauern und die Übernahme der Fabriken durch die Arbeiter waren die unmittelbar wirkenden Losungen. Die Partei etablierte unter Lenins Vorsitz den Rat der Volkskommissare als bolschewistische Regierung. Im Februar 1918 entstanden zu ihrer Unterstützung die Rote Armee unter der Führung von Leo Trotzki und die Geheimpolizei Tscheka unter Felix Dserschinski.
Am 3. März 1918 beendete das Abkommen von Brest-Litowsk den Krieg mit Deutschland unter massiven Gebietsverlusten für Russland. Innerhalb seiner eigenen Partei hatte Lenin große Schwierigkeiten, die Zustimmung zu diesem deutschen Diktat durchzusetzen. Seine Regierungskoalition mit den Linken Sozialrevolutionären zerbrach daran. Der Bürgerkrieg wurde durch Brest-Litowsk eher befeuert als gebremst, eine Atempause erhielt das junge Sowjetregime dadurch nicht. Der deutsche Historiker Gerd Koenen vermutet, dass es Lenin in erster Linie darauf ankam, den Weltkrieg zwischen Deutschland und den Ententemächten zu verlängern, weil er sich davon die Weltrevolution erhoffte. In seiner Schrift Über „linke“ Kinderei und Kleinbürgerlichkeit erklärte er daher, es komme darauf an „abzuwarten, bis das Ringen der Imperialisten gegeneinander diese noch mehr schwächt“.[61]
Attentat und Krankheiten
Am 30. August 1918 wurde Lenin bei einem Attentat durch zwei Schüsse verletzt. Die Projektile trafen ihn in Schulter und Hals. Als Attentäterin verhaftete man kurz darauf Fanny Kaplan, eine Anhängerin der Sozialrevolutionäre, die Lenin wegen der gewaltsamen Auflösung der konstituierenden Versammlung für einen „Verräter an der Revolution“ hielt. Nach einem Verhör durch die Tscheka wurde sie ohne ein Gerichtsverfahren exekutiert. Von den Folgen des Attentats erholte sich Lenin zeit seines Lebens nicht mehr. Seine sich verschlechternde Gesundheit beeinträchtigte seine Arbeitskraft und zwang ihn schließlich, auf Auftritte in der Öffentlichkeit zu verzichten. Am 20. November 1920 hielt er im Bolschoi-Theater beim Plenum des Moskauer Stadtsowjets letztmals eine Rede vor einem größeren Publikum.[62]
Erst 1922 wurde die Kugel im Hals operativ entfernt, nachdem ein deutscher Arzt urteilte, Lenins Kopfschmerzen seien vom Blei verursacht, das das Gehirn vergifte. Bei den Untersuchungen dieser Zeit wurden folgende Leiden festgestellt: Augenprobleme, Magenbeschwerden, Kopfschmerzen, Schlaflosigkeit, Wundrose und Durchblutungsstörungen im Gehirn. Einem Neuropathologen hatte Lenin zudem berichtet, an – nicht näher erläuterten – Zwangsvorstellungen zu leiden.[63]
Einen Monat nach der Operation erlitt Lenin am 25. Mai 1922 einen schweren Schlaganfall, nach mehreren kleineren zuvor; zwei weitere schwere folgten noch. Der Schlaganfall lähmte Lenin rechtsseitig, erschwerte das Sprechen, verwirrte den Geist und machte eine Genesung fraglich. Am 22. Dezember 1922 betrat er letztmals sein Arbeitszimmer im Kreml,[64] seitdem war er außerstande, geregelt zu arbeiten. Mehrfach wurden Georg Klemperer und sein Bruder Felix Klemperer aus Berlin zur Konsultation nach Moskau gerufen.[65][66][67] Die Ärzte diskutierten mehrere Möglichkeiten für die Grundursache von Lenins Beschwerden, ohne Einigkeit zu erzielen: Syphilis, Neurasthenie, Arterienverkalkung (wie schon bei Lenins Vater) oder auch die Folgen der Operation. Lenin dachte an Selbstmord und bat Stalin um Gift.[68] Nach einer 2004 erschienenen Studie soll Lenin an einer langjährigen Neurosyphilis gelitten haben.[69]
Zeit des Bürgerkrieges von 1918 bis 1922

Wie lange der 1918 beginnende Bürgerkrieg dauerte, ist umstritten. Die letzten Kampfhandlungen endeten 1922 im asiatischen Teil Russlands, während sie in Kerngebieten des Reiches bereits 1920 abgeklungen waren. Geprägt war der Bürgerkrieg von den Konfliktparteien der Weißen, der Roten und mit den sogenannten Grünen auch durch Kampfhandlungen der ländlichen Bevölkerung gegen rote und weiße Truppen. Nationale Erhebungen und anarchistische Strömungen spielten gleichfalls eine Rolle. Um den Krieg zu gewinnen, griff die bolschewistische Partei zu Maßnahmen des Kriegskommunismus und setzte sich militärisch erfolgreich durch.
Lenin war in diesen Jahren trotz vieler offen ausgetragener Meinungsunterschiede die unumstrittene Führungspersönlichkeit der Partei und der Regierung und wurde auch als die höchste Autorität der 1919 entstehenden dritten „Kommunistischen Internationale“ (Komintern) angesehen.
Wirtschaftspolitische Grundentscheidungen
Bereits kurz nach der Oktoberrevolution versuchte Lenin, die russische Wirtschaft per Dekret in eine zentrale Planwirtschaft umzuwandeln. Als Erstes wurden bis Anfang 1918 die Banken verstaatlicht. Gemäß dem Parteiprogramm der Bolschewiki sollte das Geld als Zahlungsmittel komplett abgeschafft werden. Da das Geld nicht per Dekret abgeschafft werden konnte, ließ die Regierung durch zusätzliches Gelddrucken bis 1922 eine Hyperinflation herbeiführen, die alle umlaufenden Geldmittel entwertete. Lenin beauftragte 1918 den Journalisten Jurij Larin damit, eine zentrale Planungsinstanz für die Verstaatlichung der Industrie zu schaffen. Hieraus ging der Oberste Wirtschaftsrat hervor, der die Enteignung der privaten Unternehmen umsetzte, deren Eigentümer (wenn sie nicht bereits ins Ausland geflohen waren) in der Regel ihre Betriebe entschädigungslos abtreten mussten. Das Firmenvermögen wurde vom Staat eingezogen.
Alphabetisierung und Bildungspolitik
Neben diesem Umbau in der Wirtschaft führte Lenin auch Reformen im Bildungswesen durch. Die Alphabetisierung des Landes wurde von ihm energisch vorangetrieben. Im Dezember 1919 schuf er per Dekret verpflichtende Unterrichtskurse für Analphabeten. Im Sommer 1920 wurde die Einrichtung eines Netzes von Kleinstbibliotheken geschaffen, das jedem den Zugang zu Büchern sichern sollte. Auf der Ebene der Hochschulbildung öffnete Lenins Regierung den Zugang für ärmere Bevölkerungsschichten und schaffte das mehrgliedrige Schulsystem ab. 1919 wurden auch die Arbeiterfakultäten eingeführt, die auch Erwachsenen, denen ein Studium nicht möglich gewesen war, den Zugang zu universitärer Bildung öffneten.[70]
Beginn des Bürgerkrieges
Gegen die bolschewistische Regierung formierte sich in vielen Landesteilen Widerstand. Um ihre Macht zu sichern und den Widerstand zu brechen, setzte die Regierung die vom Volkskommissar für Kriegswesen Leo Trotzki im Jahre 1918 aufgestellte Rote Armee ein. So entwickelte sich ein Bürgerkrieg, in den sich die USA, Großbritannien und zahlreiche andere Staaten durch die massive Unterstützung der Weißen Truppen einmischten. Dieser Bürgerkrieg war durch große militärische Härte (siehe dazu auch Roter Terror, Weißer Terror) geprägt und dauerte bis zur Niederlage der Weißen Truppen Ende 1921 an.
Lenin selbst beschränkte sich während des Bürgerkriegs weitgehend auf die politische Führung des Sowjetstaates. Nach seiner eigenen Aussage war es für ihn zu spät, sich militärische Kenntnisse anzueignen. Er begnügte sich damit, die grobe Strategie zu bestimmen, in die Planung der militärischen Operationen mischte er sich dagegen kaum ein. Auf Besuche an der Front verzichtete er während des gesamten Krieges.[71]
Beginn von Terror und Gegenterror


Im Rahmen seiner Weisungsbefugnis als Staatschef regte er allerdings an, Geiseln unter Zivilisten und Angehörigen von Offiziersfamilien nehmen zu lassen, da er Hochverrat unter den im alten Regime ausgebildeten Offizieren fürchtete.[72] Lenin förderte und verlangte als Staatschef den Roten Terror im Bürgerkrieg. So ordnete er am 9. August 1918 in einem Schreiben an die Behörden von Nischni Nowgorod an: „Organisiert umgehend Massenterror, erschießt und deportiert die Hundertschaften von Prostituierten, die die Soldaten in Trunkenbolde verwandeln, genauso wie frühere Offiziere, etc.“[73] Am selben Tag ordnete er gegenüber den Behörden von Pensa die Einrichtung eines Konzentrationslagers an.[74] Lenin schrieb 1918:
„Die englischen Bourgeois haben ihr 1649, die Franzosen ihr 1793 vergessen. Der Terror war gerecht und berechtigt, als die Bourgeoisie ihn zu ihren Gunsten gegen die Feudalherren anwandte. Der Terror wurde ungeheuerlich und verbrecherisch, als sich die Arbeiter und armen Bauern erdreisteten, ihn gegen die Bourgeoisie anzuwenden. Der Terror war gerecht und berechtigt, als er angewandt wurde, um eine ausbeutende Minderheit durch eine andere ausbeutende Minderheit zu ersetzen. Der Terror wurde ungeheuerlich und verbrecherisch, als man daran ging, ihn dazu anzuwenden, JEDE ausbeutende Minderheit zu stürzen […] Die internationale imperialistische Bourgeoisie hat in „ihrem“ Krieg 10 Millionen Menschen gemordet und 20 Millionen zu Krüppeln gemacht, in einem Krieg, der darum geführt wird, ob die englischen oder die deutschen Räuber die ganze Welt beherrschen sollen. Wenn unser Krieg, der Krieg der Unterdrückten und Ausgebeuteten gegen die Unterdrücker und Ausbeuter, in allen Ländern eine halbe oder eine ganze Million Opfer kostet, so wird die Bourgeoisie sagen, die Opfer ihres Krieges seien berechtigt, die unseres Krieges aber verbrecherisch. […] Die Repräsentanten der Bourgeoisie begreifen wohl, dass … der Sturz der Sklavenhalterherrschaft [Anm.: in den USA] es wert war, dass das ganze Land lange Jahre des Bürgerkriegs, einen Abgrund von Zerstörung, Verwüstung und Terror, diese Begleiterscheinungen eines jeden Krieges, auf sich nahm. Jetzt aber … können und wollen die Repräsentanten und Anwälte der Bourgeoisie ebenso wenig wie die Reformsozialisten, die von der Bourgeoisie eingeschüchtert worden sind und vor der Revolution Angst haben, nicht begreifen, dass der Bürgerkrieg notwendig und gerecht ist.“[75]
Lenin legitimierte den Roten Terror als vorübergehend notwendige Maßnahme im Bürgerkrieg, er diene der Verteidigung gegen den Weißen Terror. So erklärte er bereits 1920: „Der Terror wurde uns durch den Terrorismus der Entente aufgezwungen, als die stärksten Mächte der Welt, vor nichts zurückschreckend, mit ihren Horden über uns herfielen. Wir hätten uns keine zwei Tage halten können, wären wir diesen Versuchen der Offiziere und Weißgardisten nicht ohne Erbarmen begegnet und das bedeutet Terror … Wir erklärten, dass sich die Anwendung von Gewalt aus der Aufgabe ergibt, die Ausbeuter, die Gutsbesitzer und Kapitalisten zu unterdrücken; wenn dies getan ist, verzichten wir auf alle außerordentlichen Maßnahmen.“[76] Später präzisierte Lenin, dass er aber keineswegs die Abschaffung des Terrors vorsah: In einem Brief aus dem Jahre 1922 zur Reform der Justiz äußerte er vielmehr die Absicht, den Terror rechtlichen Konventionen zu unterwerfen; die Idee, ihn abzuschaffen, bezeichnete er hingegen als Selbsttäuschung.[77]
Gescheiterte Ausdehnung nach Polen
Im Sommer 1920 unternahm Lenin nach innerparteilichen Auseinandersetzungen den Versuch, den Kommunismus im Ausland zu etablieren. Nachdem im April polnische Einheiten und ukrainische Nationalisten vergeblich versucht hatten, die Ukraine zu besetzen und aus dem sowjetischen Staatenbund zu lösen, ließ die Partei die Rote Armee in Polen einmarschieren (Polnisch-Sowjetischer Krieg). Die Hoffnung auf eine einsetzende Revolution dort erfüllte sich indes nicht. Die Polen kämpften, unabhängig von ihrer Klassenzugehörigkeit, gegen den russischen Einmarsch. Die Rote Armee wurde von polnischen Truppen unter Marschall Józef Piłsudski mit französischer Unterstützung vernichtend geschlagen (Wunder an der Weichsel).
Agrarkrise und Kronstädter Matrosenaufstand
Während des Bürgerkrieges kam es zu einer Versorgungskrise. Ursächlich dafür war die Agrarpolitik der Bolschewiki. Gemäß den Lehren des Marxismus betrachteten sie die selbstständigen Bauern als eine kleinbürgerliche Klasse ohne Zukunft. Im Zuge der Zentralisierung der Landwirtschaft sollten die Bauern ihre Erträge zu niedrigen Festpreisen an die staatlichen Behörden abgeben. Als die Bauern dies verweigerten, ließ Lenin die Erträge durch bewaffnete Kommandos aus den Städten einsammeln. Dieses Vorgehen forderte zahlreiche Menschenleben. Die Bauern reagierten auf die Zwangsmaßnahmen mit militärischem Widerstand und der Verkleinerung der Anbauflächen, was wiederum zu noch geringeren Erträgen und vor allem in den Städten zu Hungersnöten führte. Verschärft wurde die Ernährungslage durch den andauernden Bürgerkrieg.
1921 kam es zum Kronstädter Matrosenaufstand („Für Sowjets ohne Bolschewiki!“), der für die Bolschewiki gefährlich war, weil er von Teilen der eigenen Basis kam. Er wurde jedoch blutig niedergeschlagen. Die Bolschewiki richteten zu ihrer Herrschaftssicherung Lager für Regimegegner ein, die in ihrer Funktion aber noch nicht vergleichbar waren mit den später von Stalin eingerichteten und umfassenden Arbeitslagern, die auch als Gulag bezeichnet werden.
Religionspolitik
Während des Bürgerkrieges verfolgte Lenin gegenüber der orthodoxen Kirche anfangs noch eine zurückhaltende Politik. Auf dem II. Allrussischen Sowjetkongress im November 1918 sprach sich Lenin dafür aus, die Religion nur mit gewaltlosen Mitteln der Agitation zu bekämpfen. Kurz nach seiner Machtübernahme setzte er per Dekret die Trennung von Kirche und Staat durch. Ein Jahr nach dem Bürgerkrieg dirigierte Lenin eine groß angelegte Kampagne des Staates und der Partei gegen die Kirche. Als Vorwand diente die in weiten Teilen des Landes herrschende Hungersnot, die durch die Zwangsrequirierung von Getreide, auch Saatgetreide, katastrophale Ausmaße erreichte.
Führende Kirchenleute hatten als Hilfe für die Hungernden freiwillig Teile des Kirchenbesitzes als Spenden freigegeben. Lenin verschärfte diese Maßnahme dadurch, dass er die notfalls gewaltsame Konfiskation sämtlicher Kirchengüter, inklusive geweihter Gegenstände, im Februar 1922 anordnete. Diese Maßnahmen trafen bei Teilen der Bevölkerung auf Widerstand.[78]
So äußerte sich Lenin in einem Brief an das Politbüro vom 19. März 1922 bezüglich des Vorgehens in der Stadt Schuja, wo es zu gewalttätigen Auseinandersetzungen zwischen Soldaten, die Kirchenbesitz einziehen sollten, und Gläubigen gekommen war, folgendermaßen:
„Jetzt, und nur jetzt bei all den ausgehungerten, sich von Menschenfleisch ernährenden Leuten und den mit Hunderten, Tausenden von Leichen übersäten Straßen können (und müssen) wir mit energischem Eifer und ohne Erbarmen den Kirchenbesitz konfiszieren. Genau jetzt und nur jetzt ist der Augenblick, die Priester der Schwarzen Hundert niederzumachen, und zwar mit einer solchen Entschiedenheit, Erbarmungslosigkeit und Brutalität, dass sie sich noch jahrzehntelang daran erinnern werden.“[79]
„Je mehr Vertreter des reaktionären Priesterstands und der reaktionären Bourgeoisie an die Wand gestellt werden, desto besser für uns. Wir müssen all diesen Leuten unverzüglich eine solche Lektion erteilen, daß sie auf Jahrzehnte hinaus nicht mehr an irgendwelchen Widerstand denken werden“.[80] Dieses Vorgehen führte im ganzen sowjetischen Staatsgebiet zu staatlich gelenkten Pogromen gegen Gläubige, Priester und religiöse Einrichtungen. Die Zahl der geöffneten orthodoxen Gotteshäuser fiel von rund 80.000 auf 11.525. Über 14.000 orthodoxe Geistliche, Nonnen und Laien wurden dabei von staatlichen Organen erschossen. Auch die katholischen, jüdischen und muslimischen Minderheiten des Staates waren davon betroffen. Auf Lenins Initiative wurde der einflussreiche Patriarch von Moskau, Tichon, per Politbürobeschluss inhaftiert.[78]
Die orthodoxe Kirche war seit Gründung des Russischen Reiches immer eine Stütze des Zarentums gewesen. Auch deswegen richtete sich der Kampf der Bolschewiki gegen sie. In seinem Geheimbrief vom 19. März 1922 legte Lenin seine Befürchtung einer vom Klerus geleiteten Konterrevolution dar und bekräftigte, dass dieser als ehemaliger Teil der herrschenden Klasse im Zarismus bekämpft werden müsse.[81]
Kontrolle der Partei und Nutzung bürgerlicher Experten

Lenin war auch an der Kontrolle des intellektuellen Lebens im Sinne der Partei maßgeblich beteiligt. Im Juni 1922 fasste das Politbüro unter seinem Vorsitz den Beschluss, wissenschaftliche Kongresse nur noch nach Genehmigung der Geheimpolizei zuzulassen. Im selben Jahr dirigierte Lenin eine Repressionswelle gegen führende Wissenschaftler, Künstler und Studenten des Landes. Ein Teil der Opfer wurde ins Ausland oder innerhalb des Sowjetstaates verbannt. Es kam auch zu Gefängnisstrafen und Erschießungen. Lenin redigierte die vom hohen GPU-Offizier Josef Unschlicht erstellten Listen der Opfer selbst.[82] Auf Beschwerden des sozialistischen Schriftstellers Maxim Gorki rechtfertigte sich der Parteiführer in einem Brief wie folgt: „Die intellektuellen Kräfte der Arbeiter und Bauern wachsen im Kampf gegen die Bourgeoisie und ihre Helfershelfer, die so genannten Intellektuellen, die Lakaien des Kapitals, die sich als Gehirn der Nation wähnen. In Wirklichkeit sind sie doch nur der Unrat der Nation.“[83]
Lenin ist aber auch bestrebt gewesen, die so genannte „bürgerliche Intelligenz“ für die Revolution zu gewinnen, so meinte er im November 1919: „Die neue Gesellschaft kann nicht aufgebaut werden ohne Wissen, Technik und Kultur, diese aber sind im Besitz der bürgerlichen Spezialisten. Die meisten von ihnen sympathisieren nicht mit der Sowjetmacht, doch ohne sie können wir den Kommunismus nicht aufbauen. Man muss eine kameradschaftliche Atmosphäre um sie schaffen.“ Die Spezialisten müssen also von „Dienern des Kapitalismus, zu Dienern der werktätigen Masse, zu ihren Ratgebern gemacht werden.“ Im Januar 1922 forderte Lenin sogar von der kommunistischen Partei, „dass wir jeden Spezialisten, der gewissenhaft, mit Sachkenntnis und Hingabe arbeitet, auch wenn seine Ideologie dem Kommunismus völlig fremd ist, wie unseren Augapfel hüten.“[84]
Politik gegenüber Arbeitern und Bauern
Dort wo die Arbeiter den Vorstellungen der Bolschewiki nicht folgen wollten, zeigten diese wenig Hemmungen, auch gegen Angehörige der Arbeiterklasse mit Gewalt vorzugehen: Nachdem 1919 in den Petrograder Putilow-Werken mehrere tausend Arbeiter in den Streik getreten waren, sich in ihren Forderungen gegen die diktatorische Herrschaft der Bolschewiki gewandt hatten und Lenins Versuch, sie persönlich mit einer Rede zu disziplinieren, in den Protestrufen der Belegschaften untergegangen war, wurden Panzerwagen in die Werke entsandt und Einheiten der Tscheka herbeigeordert, die 200 Streikführer festnahmen und erschossen.[85]
Gegenüber der Landbevölkerung verfolgte Lenin eine variable Politik. Im Juni 1918 befahl er die Gründung von Komitees der Dorfarmut. Lenin teilte zur damaligen Zeit das Dorf in ärmere Bauern und Landarbeiter ein, welche mittelständischen Bauern und wohlhabenden „Kulaken“ gegenüberstünden. Mithilfe der Komitees wollte er die beiden Ersteren an die Bolschewiki binden.[86] Ebenso sollten sie der Durchsetzung der Zwangseinziehung von Nahrungsmitteln auf dem Dorf dienen. Um Motivation bei den Mitgliedern der Komitees zu wecken, durften sie einen Anteil des requirierten Getreides ihrer Dorfgenossen selbst behalten. Die Komitees erzielten aber nicht die gewünschte Wirkung, da in den meisten Fällen die Bindung der ärmeren Bauern gegenüber der Dorfgemeinschaft größer war als die Loyalität zum kommunistischen Regime.[87] Lenin wertete die Komitees in der Öffentlichkeit als großen Erfolg, schaffte sie aber de facto schon im Dezember 1918 wieder ab. Während des Jahres 1919 änderte Lenin seine Politik und konzentrierte sich darauf, die Mehrheit der Bauernschaft für sich zu gewinnen. Wegen der gleichzeitigen Zwangseinziehung von Getreide blieb es aber trotz dieser Wende bei einer tiefen Spaltung zwischen Lenins Regime und der Bauernschaft.[86]
Ansätze eines Personenkultes
Während der Frühzeit der Sowjetunion kam es bereits zu ersten Ansätzen eines Personenkults um Lenin, der nach seinem Tod erheblich ausgeweitet wurde. Lenin selbst jedoch äußerte sich abschätzig über diese Verherrlichung seiner Person und beschwerte sich in privaten Briefen darüber. In diesem Zusammenhang steht beispielhaft auch die von ihm erwirkte Freilassung einer Sowjetbürgerin, die eine seiner Abbildungen verunstaltet hatte.[72]
Neue Ökonomische Politik
Um die schlechte Versorgungslage nach dem gewonnenen Bürgerkrieg zu verbessern, setzten Lenin und Trotzki 1921 die „Neue Ökonomische Politik“ gegen eigene Bedenken und große Widerstände in der Partei durch. Sie ersetzte die Requirierungen des Kriegskommunismus durch eine Naturalsteuer und erlaubte den Bauern mit den Überschüssen im begrenzten Umfang Handel. Für Lenin war das ein zeitweiliger taktischer Schritt zurück aus pragmatischen Gründen des Machterhalts, der ihm nicht leichtfiel.[88] 1922 hielt er dazu fest: „Es ist ein großer Fehler zu meinen, daß die Neue Ökonomische Politik das Ende des Terrors bedeutet“. Und: Wir „werden zum Terror, auch zum wirtschaftlichen Terror, zurückkehren“.[89]
Fraktionsverbot und Gründung der UdSSR

Parallel zur Neuen Ökonomischen Politik wurde auf dem 10. Parteitag jede innerparteiliche Fraktionsbildung verboten – und damit „de facto die freie Meinungsäußerung“[90] bei der Willensbildung der Partei.
Nach Lenins erstem schweren Schlaganfall vom Mai 1922 schirmte ihn das Politbüro von der Außenwelt ab, um seine Genesung zu begünstigen. Er weigerte sich jedoch, die Arbeit einzustellen und ließ sich weiterhin über die Politik auf dem Laufenden halten. Er erholte sich etwas und nahm wieder an Diskussionen teil, wie über die Verfassungsfrage und das Außenhandelsmonopol, setzte sich auch gegen Stalin in der Frage einer Union der Sozialistischen Sowjetrepubliken durch (Stalin wollte, dass die übrigen Republiken sich einfach der RSFSR anschlossen). Im November und Dezember 1922 hatte Lenin sieben Schlaganfälle.[91] Nach einem Schlaganfall im März 1923 verschlechterte sich sein Gesundheitszustand noch einmal erheblich, und er konnte sich kaum noch verständlich machen.[92]
Politisches Testament und Tod
Lenin starb am 21. Januar 1924 um 4:23 Uhr im Alter von 53 Jahren. Die genaue Todesursache blieb der Öffentlichkeit jahrzehntelang verborgen. Die von der KPdSU autorisierte Biographie sowie Dmitri Wolkogonow sprechen von massiven Durchblutungsstörungen oder einem weiteren Schlaganfall.
Nach Lenins Tod entbrannte ein Machtkampf in der KPdSU zwischen Anhängern des Lagers um Josef Stalin und der Linken Opposition um Leo Trotzki.
In einem als politisches Testament angesehenen Brief an den Parteitag der KPdSU, den er am 25. Dezember 1922 diktiert hatte, schätzte er seine potentiellen Nachfolger so ein:[93]
„Genosse Stalin hat dadurch, daß er Generalsekretär geworden ist, eine unermeßliche Macht in seinen Händen konzentriert, und ich bin nicht überzeugt, daß er es immer verstehen wird, von dieser Macht vorsichtig genug Gebrauch zu machen. Andererseits zeichnet sich Genosse Trotzki, wie sein Kampf gegen das ZK in der Frage des Volkskommissariats für Verkehrswesen schon bewiesen hat, nicht nur durch hervorragende Fähigkeiten aus. Persönlich ist er wohl der fähigste Mann im gegenwärtigen ZK, aber auch ein Mensch, der ein Übermaß von Selbstbewußtsein und eine übermäßige Leidenschaft für rein administrative Maßnahmen hat.“
In einer Nachschrift vom 4. Januar 1923 wurde er in Bezug auf Stalin deutlicher:
„Stalin ist zu grob, und dieser Fehler, der in unserer Mitte und im Verkehr zwischen uns Kommunisten erträglich ist, kann in der Funktion des Generalsekretärs nicht geduldet werden. Deshalb schlage ich den Genossen vor, sich zu überlegen, wie man Stalin ablösen könnte, und jemand anderen an diese Stelle zu setzen, der sich in jeder Hinsicht von dem Genossen Stalin nur durch einen Vorzug unterscheidet, nämlich dadurch, daß er toleranter, loyaler, höflicher und den Genossen gegenüber aufmerksamer, weniger launenhaft usw. ist. Es könnte so scheinen, als sei dieser Umstand eine winzige Kleinigkeit. Ich glaube jedoch, unter dem Gesichtspunkt der Vermeidung einer Spaltung und unter dem Gesichtspunkt der von mir oben geschilderten Beziehungen zwischen Stalin und Trotzki ist das keine Kleinigkeit oder eine solche Kleinigkeit, die entscheidende Bedeutung gewinnen kann.“
Mit der Öffnung der Archive kamen Zweifel an der Authentizität der Dokumente auf, zumal es kein von Lenin unterschriebenes Dokument gab.[94]
Trotz Lenins Versuch, Stalins Aufstieg zu verhindern, sei „Stalin auch ein legitimer Spross Lenins. Er hat nur skrupelloser und konsequenter als andere die Möglichkeiten ausgeschöpft, die sich einem Machtmenschen im kommunistischen Russland innerhalb des von Lenin selbst geschaffenen allmächtigen Parteiapparates anboten“, urteilt Edgar Hösch.[95]
Wolfgang Leonhard stellt fest, dass Lenin die Entwicklung der Partei zu einem „bürokratischen Machtapparat“ mit Sorge verfolgt habe. Zwischen 1920 und 1922 habe er wiederholte Male die „mangelnde Durchführung des Demokratismus“ und die „bürokratischen Auswüchse“ innerhalb der Partei kritisiert. An die Stelle international gesinnter, vom revolutionären Marxismus und den sozialistischen Zielsetzungen durchdrungener intellektueller Revolutionäre seien mehr und mehr engstirnige Apparatschiks mit provinziellem Horizont, die in der Macht ihre Erfüllung sahen, getreten. Diese scharten sich um das Organisationsbüro und das Sekretariat der Parteiführung, wo Stalin, seit März Generalsekretär der Partei, residierte. Im März 1922 klagte Lenin, dass die sowjetische Entwicklung nur durch die „Autorität jener ganz dünnen Schicht bestimmt wird, die man die alte Parteigarde nennen kann.“ Ein geringfügiger innerer Kampf könnte dazu führen, dass die sowjetische Entwicklung „schon nicht mehr von ihr abhängig wird.“[96]
Nach dem Tode Lenins habe man seine Warnungen vor Stalin nicht beachtet, seinen dringenden Vorschlag, Stalin abzulösen, nicht mehr befolgt. Die Entwicklung in der Sowjetunion hing, wie Lenin vorausgesehen habe, nicht mehr von der alten Garde der Bolschewiki, sondern von den neuen bürokratischen Apparatschiks ab, deren Fürsprecher und Führer Stalin gewesen sei.[97]
Rezeption
Leninkult


Mit der Beisetzung Lenins am 27. Januar 1924 auf dem Roten Platz in Moskau begann sich ein anhaltender Leninkult zu entwickeln.[98] Auch wenn seine Ehefrau Nadeschda Krupskaja die Maßnahmen des Leninkultes ablehnte, „propagierte [sie] eifrig das Bild von Lenin, dem vollkommenen Revolutionär, Denker und Ehegatten“ (Robert Service). Auch Stalin und andere trugen dazu bei, Lenin als Marx und Engels ebenbürtig und letztlich maßgeblich darzustellen.[99] Es wurde unterschlagen, dass Lenin nichtrussische Vorfahren hatte, einst Erbadliger und wohlhabend war und mit dem Terror der Bauernsozialisten sympathisiert hatte; ebenso durfte das Verhältnis zu Inessa Armand nicht erwähnt werden.[100]
Das Mausoleum, Gedenkorte und Museen
Das Politbüro ordnete an, den Leichnam einzubalsamieren und zur Schau zu stellen. Ein Holzgebäude an der Kremlmauer wurde 1930 durch das jetzige Lenin-Mausoleum ersetzt.[101] Im Juni/Juli 1941 wurde wegen des herannahenden Zweiten Weltkriegs Lenins Mumie mit einem Sonderzug in einer Geheimaktion nach Tjumen ausgelagert. Der Wachwechsel an dem leeren Moskauer Mausoleum wurde unverändert weiter durchgeführt, der sogenannte Wachposten Nr. 1 existierte bis zum Frühjahr 1945 doppelt, in Tjumen und in Moskau. Das Mausoleum in Moskau wurde in dieser Zeit für Besucher gesperrt. Lenin wurde zunächst in Uniform einbalsamiert, später erhielt er jedoch einen Anzug. Wegen aggressiver Chemikalien muss dieser etwa alle zehn Jahre ausgetauscht werden. Seit 1945 ist der Leichnam im Lenin-Mausoleum ununterbrochen öffentlich zu besichtigen, und es stehen regelmäßig lange Schlangen von Menschen davor.
Insbesondere im Moskau und in Leningrad wurden zahlreiche Lenin-Gedenkstätten eingerichtet und Lenin-Gedenkorte geschaffen, so etwa die Wohnung des Zahnarztes Pauls Dauge, des Bruders von Aleksandrs Dauge, in der Telegrafni-Gasse 7 in Moskau, da Lenin sie im Herbst 1918 einmal betreten hatte, um einen Aufsatz abzuholen.[102] Das Zentrale Lenin-Museum wurde im Jahr 1924 bereits wenige Monate nach seinem Tod am Platz der Revolution gegründet. Es zeigte 12.500 Exponate zu seinem Leben und galt fortan als eines der ideologisch wichtigsten Museen des Landes.[103]
Denkmäler und andere Darstellungen in der bildenden Kunst
In der Sowjetunion wurden mehr als 6000 Lenindenkmäler aufgestellt. Dazu kamen Lenindenkmäler in den übrigen Staaten des Realsozialismus und in anderen Ländern.
Deutsche bildende Künstler, die Lenin darstellten, waren unter anderem:
- Fritz Cremer: Lenin I (1970, Porträtbüste, Bronze)[104]
- Ludwig Engelhardt: Leninporträt (1970, Porträtbüste, Bronze)[105]
- Bernhard Heisig: Lenin (1971, Öl, 160 × 150 cm)[106]
- Willi Sitte: Hommage à Lenine (1969, Tafelbild)[107]
- Johannes Wüsten: Lenin (1933, Kupferstich, 17 × 12,5 cm)[108]
Namensgeber
Nach Lenin wurde die Lehre des Leninismus benannt; nach seinem Tod 1924 entwickelten die Gesellschaftstheoretiker in der Sowjetunion daraus den sogenannten Marxismus-Leninismus als neue Weltanschauung.
Namensbildungen wie Vilenas bzw. Wladilena für Personen und den Asteroiden (852) Wladilena oder Leningrad, Leninakan bzw. Leninabad waren während der Sowjetzeit verbreitet. Nach ihm wurden Straßen benannt (z. B. in Berlin oder Jakutsk.)
Weitere Beispiele des Kultes
Da angenommen wurde, Lenin sei ein besonderes Genie gewesen und etwaige Anzeichen dafür sich an oder in seinem Gehirn finden lassen könnten, wurde sein Gehirn von Medizinern wie dem deutschen Hirnforscher Oskar Vogt untersucht und in 30.983 in Paraffin fixierte Dünnschnitte aufgeschnitten.[109]

Zu Ehren des 100. Geburtstages von Lenin wurden in der DDR 1970 Stafetten der Freundschaft veranstaltet. Diese standen unter der Losung: „Indem wir die Deutsche Demokratische Republik allseitig stärken, das Kampfbündnis mit der Sowjetunion festigen, ehren wir Lenin, erfüllen wir sein Vermächtnis.“
Der Leninkult war fester Bestandteil der pädagogischen Programme für Kindergärten und Schulen. Doch in der Endzeit der Sowjetunion fanden respektlose „Leninwitze“ weite Verbreitung. In ihnen wurde der Leninkult satirisch überzeichnet, ihr Hauptmotiv war der Spott über den „allwissenden Lenin“.[110]
Lenin und der Terror
Lenin hat in knapp sieben Jahren nach der Oktoberrevolution den ersten Arbeiter-und-Bauern-Staat errichtet und damit den Sozialismus in Russland eingeleitet. Dabei wurde zur Umgestaltung der russischen Gesellschaft im Bürgerkrieg in Anlehnung an die bürgerliche französische Revolution das Mittel des Terrors (Roter Terror) verwendet, das Lenin im Bürgerkrieg uneingeschränkt bejahte und dessen Intensivierung er wiederholt gegenüber auch parteiintern vorgebrachten Einwänden einforderte.[111] Vor allem zur Zeit des Bürgerkriegs fielen dem Roten und Weißen Terror Millionen von Menschen zum Opfer. Dies gab verschiedenen Historikern Anlass, die Person Lenins einer umfassenden Kritik zu unterziehen, zumal oft der Hinweis darauf vermisst wird, dass Lenin jemals die Opfer des Roten Terrors bedauerte.[112]
Kontinuitätslinien von Lenin zu Stalin
Besonderes Augenmerk liegt auf der Frage nach einer möglichen direkten Kontinuität zwischen Lenin und dem Terror des späteren Stalinismus. Nach Lenins Tod 1924 und einer gewissen Periode der Ruhe seit Einführung der „NÖP“ griff Stalin verstärkt auf Gewaltmaßnahmen zurück. In den Säuberungswellen der 1930er Jahre ließ Stalin die gesamte revolutionäre Garde von 1917 wie z. B. Bucharin, Radek, Kamenew und Sinowjew demütigen und hinrichten, was – zumindest in der Behandlung der eigenen Partei – als Bruch Stalins mit der Tradition der Oktoberrevolution und Lenins verstanden werden kann. Weitere Aspekte sind der Übergang von Lenins Politik der Selbstbestimmung der Völker zur restriktiven Nationalitätenpolitik des Stalinismus und das teilweise Rückgängigmachen von sozialen Errungenschaften der Oktoberrevolution. Demnach wären Leninismus und Stalinismus nicht gleichzusetzen.
In deutlichem Gegensatz dazu steht jedoch die verbreitete Auffassung, dass wichtige Elemente des totalitären Gesellschaftsmodells Stalins bei Lenin bereits vorhanden waren, ohne dass ein fundamentaler Gegensatz zwischen beiden in der Wahl des Terrors als Mittel gesellschaftlicher Umgestaltung feststellbar wäre.[113] „Die Grundlagen des stalinistischen Systems wurden zum großen Teil schon unter Lenin gelegt.“[114] Historiker wie Michael Woslenski und Gunnar Heinsohn werfen Lenin vor, durch die Revolution und den Aufbau der sozialistischen Ordnung zahllose Opfer verschuldet zu haben. Woslenski spricht dabei gar von mindestens 13 Millionen,[115] Heinsohn von 4 Millionen.[116] Zahlreiche Autoren, darunter Hannah Arendt, Karl Popper, Friedrich August von Hayek und Zbigniew Brzeziński, werfen Lenin vor, durch sein Konzept der elitären Kaderpartei den Weg des sowjetischen Systems in den Totalitarismus bereits vor der Revolution mindestens erleichtert zu haben.[117]
Stalin nutzte dazu den von ihm vorangetriebenen Personenkult um Lenin und den begleitenden Ausbau des Apparates, um seine eigene Position abzusichern: „In Fortentwicklung des Lenin-Kults wurde nun auch Stalin das Objekt kultischer Verehrung“.[118]
Wenngleich Lenin bei seinen Anhängern nach Marx und Engels als einer der wichtigsten marxistischen Theoretiker und kommunistischen Revolutionäre gilt, reihen ihn einige Historiker unter die großen kommunistischen Staatsverbrecher des letzten Jahrhunderts ein, zusammen mit Stalin, Mao Zedong und Pol Pot. Diese Einschätzungen treffen bei den Verteidigern Lenins auf Widerspruch, da sich angesichts der Wirren von Revolution und Bürgerkrieg Opferzahlen in dieser Größenordnung nicht zweifelsfrei belegen ließen und die Opfer im Bürgerkrieg nicht allein den Bolschewiki unter Lenin zuzurechnen seien.
Demgegenüber wird eingewandt, dass Krieg und Terror für die Bolschewiki nicht lediglich Mittel, sondern von Anfang an geradezu Strukturprinzipien ihrer Regierung gewesen seien, auf die sie weder verzichten konnten noch überhaupt wollten.[119] Aus der von Lenin maßgeblich verantworteten Umwälzung während und nach der Oktoberrevolution ging – so Heinrich August Winkler – „das erste der totalitären Regimes des zwanzigsten Jahrhunderts hervor“.[120]
Wolfgang Leonhard nimmt zur Kernfrage, inwieweit das Verhältnis Lenins zum politischen Terror ohne Einschränkung affirmativ war, eine differenzierte Haltung ein. Einerseits habe Lenin während des Bürgerkrieges den Terror zur Durchsetzung des Machtanspruches der Bolschewiki bejaht und gefördert, und gerade in seiner Verschärfung marxistischer Begrifflichkeiten „stand die Unterdrückung der Gegner, die Anwendung diktatorischer Gewaltmittel nun für ihn im Zentrum seiner Konzeption der ‚Diktatur des Proletariats‘.“[121] In der letzten Phase des Bürgerkrieges – also schon vor seinem Ende – jedoch sei bei Lenin eine „deutliche Wandlung“ erkennbar gewesen, die darauf gerichtet gewesen sei, „den Terror und die Organe der Unterdrückung einzuschränken“,[76] und im März 1922 in die Auffassung einmündete, von der „Gesamtrussischen Tscheka“ zu „staatlichen politischen Gerichten“ übergehen zu wollen. Insgesamt habe Lenin 1920 und 1921 begonnen, Tscheka, Terror und Todesstrafe nur als vorübergehende Kampfmaßnahmen und Institutionen während des Bürgerkrieges anzusehen, die nach dessen Beendigung abzuschaffen und einzustellen seien.[122]
Manfred Hildermeier sieht in diesem Zusammenhang die Bolschewiki unter Lenin im Frühjahr 1921 zum Zeitpunkt nach ihrem Sieg im Bürgerkrieg an einem Scheideweg. Zunehmend waren innergesellschaftlich und auch innerparteilich Zweifel am Kurs der politischen Gewalt lautgeworden, im sofort niedergeschlagenen Kronstädter Matrosenaufstand von 1921 war von Teilen der eigenen Basis die Forderung nach einer „Rückkehr zur Rätedemokratie“ erhoben worden. Diese erfolgte aber nicht: „Lenin und Trotzki dachten nicht daran, alte Versprechen des Oktober einzulösen und mehr Demokratie zu wagen“,[123] stattdessen wurde die Tscheka – nach ihrer nur zeitweiligen Auflösung – unter dem Namen GPU wiedereingeführt und erhielt ihre wichtigsten „Vollmachten, Deportation und Todesstrafe, zurück“,[90] sodass die „grundlegenden Deformationen als Erbe des Oktobercoups und des Bürgerkrieges“ beibehalten und dauerhaft in die neue staatliche Ordnung überführt wurden.[90]
Lenin nach dem Untergang der Sowjetunion
Im Zuge der Maidan-Proteste in den Jahren 2013 und 2014 wurden in der Ukraine Hunderte Lenin-Denkmäler gestürzt oder abgebaut.[124]
Nach dem Zerfall der Sowjetunion verliert der Mythos Lenin in Russland immer mehr an Popularität. Laut einer Umfrage des russischen Meinungsforschungsinstituts Lewada-Zentrum aus dem Jahr 2017 äußerten sich 32 % der russischen Bevölkerung positiv über Lenins politisches Vermächtnis; somit landete er deutlich hinter Stalin und Putin.[125] 1989 hatten ihn noch 72 % der Befragten als herausragende Persönlichkeit bezeichnet.
Auch Wladimir Putin gehört nicht zu den Bewunderern Lenins. Bei einem Treffen mit russischen Wissenschaftlern in Moskau im Januar 2016 zog er eine kritische Bilanz über den kommunistischen Anführer: „Lenin hat eine Atombombe unter das Gebäude gelegt, das Russland heißt, und die ist dann explodiert.“[126] Er wirft Lenin vor, die Ukraine durch Anerkennung als Unionsrepublik erst geschaffen zu haben. Dazu habe er das Zarenreich durch seine Revolution zerstört. Das Lenin-Mausoleum und die in Russland nach wie vor verbreiteten Denkmäler Lenins wurden trotz Putins Abneigungen allerdings nie angetastet – im Gegenteil, in den annektierten Gebieten der Ukraine kommen nach Lenin benannte Straßen und Lenin-Büsten noch hinzu.[127][128]
Zum 150. Geburtstag Lenins im Jahr 2020 wurde ihm zu Ehren im russischen Sajansk ein Denkmal enthüllt.[129] Im selben Jahr wurde in Gelsenkirchen-Horst eine Statue vor der Parteizentrale der MLPD errichtet.[130][131]
In Finnland werden seit dem Beginn des russischen Überfalls auf die Ukraine am 24. Februar 2022 die finnisch-russischen Beziehungen kritischer gesehen als zuvor. In den Städten Turku und Kotka wurden 2022 Lenin-Statuen entfernt. Sie waren in den 1970er Jahren als Geschenk russischer Partnerstädte nach Finnland gekommen.[132]
Filmische Rezeption
- Oktober, 1927/28, zum 10. Jahrestag der Oktoberrevolution von Sergei M. Eisenstein produzierter Stummfilm (Original verschollen – rekonstruierte Fassung 2012; nach John Reeds Reportage über 10 Tage …)
- Drei Lieder über Lenin (Tri pesni o Lenine). Regie: Dsiga Wertow, 1934. 59 Min.
- Lenin im Oktober (Lenin w oktjabre). Regie: Michail Romm, 1937. 95 Min.
- Lenin 1918 (Lenin w 1918 godu). Regie: Michail Romm, 1939. 125 Min.
- Das unvergeßliche Jahr 1919 (Nesabywajemy 1919 god). Regie: Micheil Tschiaureli, 1951. 149 Min.
- Erzählungen über Lenin (Rasskasy o Lenine). Regie: Sergei Jutkewitsch, 1958. 115 Min.
- Das blaue Heft (Sinjaja tetrad; nach dem gleichnamigen Buch von Emmanuil Kasakewitsch). Regie: Lew Kulidshanow, 1963. 90 Min.
- Lenin in Polen (Lenin w Polsche). Regie: Sergei Jutkewitsch, 1966. 96 Min.
- Bürgerkrieg in Rußland, Fernsehfünfteiler 1967/68, Studio Hamburg, Regie: Wolfgang Schleif, 450 Min.
- Der 6. Juli (Schestoje ijulja; nach dem Stück von Michail Schatrow). Regie: Juli Karassik, 1968. 105 Min.
- Unterwegs zu Lenin. Regie: Günter Reisch, Koproduktion DEFA/Mosfilm, 1970. 103 Min.
- Vertrauen (Dowerije). Regie: Viktor Tregubowitsch, 1977. 93 Min.
- Lenin in Paris (Lenin w Parishe). Regie: Sergei Jutkewitsch, 1981. 105 Min.
- Lenin in Zürich (nach dem Roman von Alexander Solschenizyn). Regie: Rolf Busch (ORF/SRG/NDR), 1984. 88 Min.
- Der Zug. Regie: Damiano Damiani, Fernsehfilm 1988, italienisch-französisch-deutsch-österreichische Koproduktion. 208 Min.
Werke (Auswahl)
- Neue wirtschaftliche Vorgänge im bäuerlichen Leben 1893.
- Was sind die „Volksfreunde“ und wie kämpfen sie gegen die Sozialdemokraten? (Antwort auf die gegen die Marxisten gerichteten Artikel des Russkoje Bogatstwo), Frühjahr–Sommer 1894.
- Der ökonomische Inhalt der Volkstümlerrichtung und die Kritik an ihr in dem Buch des Herrn Struwe (Die Widerspiegelung des Marxismus in der bürgerlichen Literatur). Zum Buch von P. Struwe: Kritische Bemerkung zur ökonomischen Entwicklung Russlands von 1894, Ende 1894 – Anfang 1895 (PDF; 541 KB)
- Was tun? Brennende Fragen unserer Bewegung, März 1902 (Kaderpartei als Avantgarde der Arbeiterbewegung, Demokratischer Zentralismus)
- Die Aufgaben der revolutionären Jugend, veröffentlicht in der Zeitung Student Nr. 2/3, September 1903.
- Ein Schritt vorwärts, zwei Schritte zurück, 1904.
- Das europäische Kapital und der Absolutismus, 1905
- Marxismus und Revisionismus, geschrieben nicht nach dem 16. April 1908.
- Materialismus und Empiriokritizismus. Kritische Bemerkungen über eine reaktionäre Philosophie, 1909.
- Drei Quellen und drei Bestandteile des Marxismus, März 1913.
- Die sozialistische Revolution und das Selbstbestimmungsrecht der Nationen, Januar–Februar 1916.
- Über die Junius-Broschüre, Oktober 1916.
- Der Imperialismus und die Spaltung des Sozialismus, Oktober 1916.
- Aprilthesen, April 1917
- Der Imperialismus als höchstes Stadium des Kapitalismus, Mitte 1917 (Wladislaw Hedeler, Volker Külow (Hrsg.): Der Imperialismus als höchstes Stadium des Kapitalismus, Kritische Neuausgabe mit Essays von Dietmar Dath und Christoph Türcke herausgegeben und kommentiert von Wladislaw Hedeler und Volker Külow, Berlin Verlag 8. Mai GmbH, Berlin, 2016, ISBN 978-3-931745-15-8.)
- Staat und Revolution, August–September 1917.
- Eine der Kernfragen der Revolution, September 1917.
- Die proletarische Revolution und der Renegat Kautsky, Oktober – November 1918.
- Der „Linke Radikalismus“, die Kinderkrankheit im Kommunismus (online), April–Mai 1920.
- Lieber weniger, aber besser, 2. März 1923 (PDF; 100 KB).
Werkausgaben
- W. I. Lenin: Полное собрание сочинений ( vom 30. Dezember 2010 im Internet Archive) Gesammelte Werke (55 Bände), 5. Auflage (PDF, russisch).
- W. I. Lenin. Sämtliche Werke. Einzige vom Lenin-Institut in Moskau autorisierte Ausgabe. Übertragen nach der 2., ergänzten und revidierten russischen Ausgabe Band 3–8. 10. 13. 18–21. 25. Verlag für Literatur und Politik, Wien 1927–1931.
- W. I. Lenin: Werke. (40 Bände, 2 Ergänzungsbände, Register, Vergleichendes Inhaltsverzeichnis). Dietz-Verlag, Berlin 1956–1972, ISBN 3-320-00752-1. „ins Deutsche übertragen nach der vierten russischen Ausgabe“
- W. I. Lenin: Briefe. (10 Bände). Dietz-Verlag, Berlin 1967–1976, ISBN 3-320-00754-8.[133]
- W. I. Lenin: Konspekt zum „Briefwechsel zwischen Karl Marx und Friedrich Engels 1844 – 1883“. Dietz Verlag, Berlin 1963.
- W. I. Lenin: Ausgewählte Werke in zwei Bänden. Dietz Verlag, Berlin 1953.
- Band 1: 1884–1917.
- Band 2: 1917–1923.
- W. I. Lenin: Ausgewählte Werke in drei Bänden. Achte Auflage. Dietz-Verlag, Berlin 1970.
- W. I. Lenin: Ausgewählte Werke in sechs Bänden. Dietz-Verlag, Berlin 1970–1971, ISBN 3-320-00756-4.
Literatur
- Verena Moritz, Hannes Leidinger: Lenin. Die Biographie. Eine Neubewertung. Residenz, Salzburg/Wien 2023, ISBN 978-3-7017-3390-3.[134]
- Victor Sebestyen: Lenin. Ein Leben. Rowohlt Berlin, Berlin 2017, ISBN 978-3-87134-165-6.
- Michael Brie: Lenin neu entdecken. Das hellblaue Bändchen zur Dialektik der Revolution & Metaphysik der Herrschaft. (PDF; 0,9 MB) Hamburg 2017, ISBN 978-3-89965-734-0.
- Wolfgang Ruge: Lenin: Vorgänger Stalins; eine politische Biografie. Hrsg. von Wladislaw Hedeler. 1. Aufl. Matthes & Seitz, Berlin 2010, ISBN 978-3-88221-541-0.
- Hélène Carrère d’Encausse: Lenin. Piper, München 2000, ISBN 3-492-24046-1.
- Robert Service: Lenin: Eine Biographie. Beck, München 2000, ISBN 3-406-46641-9.
- Dmitri Wolkogonow: Lenin. Utopie und Terror. Econ, Düsseldorf u. a. 1994, ISBN 3-430-19828-3.
- Wilhelm Blum: Lenin. In: Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon (BBKL). Band 4, Bautz, Herzberg 1992, ISBN 3-88309-038-7, Sp. 1417–1421 .
- Anton Pannekoek: Lenin als Philosoph. In: Anton Pannekoek, Paul Mattick u. a.: Marxistischer Antileninismus. Ça-Ira, Freiburg 1991, ISBN 3-924627-22-3, S. 59–153.
- Hermann Weber: Lenin in Selbstzeugnissen und Bilddokumenten. Rowohlt, Reinbek 1970, ISBN 3-499-50168-6. (18. Auflage: 2004, ISBN 3-499-50168-6).
Dokumentationen
- ARD History Lenin - Weg in den Terror. TV-Dokumentation von Lutz Rentner und Kai Uwe Kohlschmidt (Buch/Regie), Deutschland 2023, unter Mitwirkung verschiedener Historiker.
Weblinks
- Literatur von und über Wladimir Iljitsch Lenin im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Werke von und über Wladimir Iljitsch Lenin in der Deutschen Digitalen Bibliothek
- Wladimir Iljitsch Lenin im Katalog der ZBW – Leibniz-Informationszentrum Wirtschaft (ZBW)
- Zeitungsartikel über Wladimir Iljitsch Lenin in den Historischen Pressearchiven der ZBW
- Manfred Wichmann: Wladimir I. Lenin. Tabellarischer Lebenslauf im LeMO (DHM und HdG)
- Bernard Degen: Lenin, Wladimir Iljitsch. In: Historisches Lexikon der Schweiz.
- Der erste Band der Werke Lenins als PDF (2,80 MB)
- Reden, Schriften, Briefe und wissenschaftliche Studien Lenins
- Deutschsprachiges Archiv mit Texten und Büchern von Lenin im Marxists Internet Archive
- Lenin-Archiv @ vulture-bookz.de mit zahlreichen Fotodokumenten
- Lenin, V.I., Brief an den Parteitag. In: 1000dokumente.de
Einzelnachweise
- ↑ Im NS-Deutschland wurde Lenins kalmückische Abstammung zur Diffamierung des Revolutionärs genutzt. Vgl. Chiffretelegramm von Molotow an Stalin über den Nürnberger Parteitag der NSDAP und die nationalsozialistische Hetzte gegen die Sowjetunion (20.08.1935). In: Hermann Weber, Jakov Drabkin, Bernhard H. Bayerlein (Hrsg.): Deutschland, Russland, Komintern. II. Dokumente (1918–1943). De Gruyter Berlin/München/Boston, 2015. S. 1130–1131.
- ↑ a b Christopher Read: Lenin. Abingdon 2005, S. 16.
- ↑ Robert Service: Lenin: Eine Biographie. Beck, München 2000, S. 88–89.
- ↑ Dimitri Wolkogonow: Lenin – Utopie und Terror. Düsseldorf 1994, S. 30–33, S. 54 f.
- ↑ Robert Service: Lenin: Eine Biographie. Beck, München 2000, S. 97–98.
- ↑ Robert Service: Lenin: Eine Biographie. Beck, München 2000, S. 96, 107.
- ↑ Robert Service: Lenin: Eine Biographie. Beck, München 2000, S. 102/103, 105.
- ↑ Dimitri Wolkogonow: Lenin – Utopie und Terror. Düsseldorf 1994, S. 33, 38 f.
- ↑ Robert Service: Lenin: Eine Biographie. Beck, München 2000, S. 110–112.
- ↑ Robert Service: Lenin: Eine Biographie. Beck, München 2000, S. 113/114.
- ↑ Robert Service: Lenin: Eine Biographie. Beck, München 2000, S. 121, 123/124.
- ↑ Dimitri Wolkogonow: Lenin – Utopie und Terror; Düsseldorf 1994, S. 40.
- ↑ Robert Service: Lenin: Eine Biographie. Beck, München 2000, S. 137–139.
- ↑ Verna Moritz, Hannes Leidinger: Lenin: Die Biographie. Eine Neubewertung. Wien 2023, S. 112; Nicolas Werth: Ein Staat gegen sein Volk. In: Stéphane Courtois u. a.: Das Schwarzbuch des Kommunismus. 4. Aufl. München 1998, S. 140, 141.
- ↑ Robert Service: Lenin: Eine Biographie. Beck, München 2000, S. 126.
- ↑ Robert Service: Lenin: Eine Biographie. Beck, München 2000, S. 151.
- ↑ a b Robert Service: Lenin: Eine Biographie. Beck, München 2000, S. 190–192.
- ↑ Christopher Read: Lenin. Abingdon 2005, S. 52–59.
- ↑ "Lenin in Schwabing."
- ↑ Robert Service: „Lenin: Eine Biographie“. Beck, München 2000, S. 189.
- ↑ Robert Service: Lenin: Eine Biographie. Beck, München 2000, S. 205/206.
- ↑ Robert Service: Lenin: Eine Biographie. Beck, München 2000, S. 208/209.
- ↑ Robert Service: Lenin: Eine Biographie. Beck, München 2000, S. 228/229.
- ↑ Robert Service: Lenin: Eine Biographie. Beck, München 2000, S. 238.
- ↑ Robert Service: Lenin: Eine Biographie. Beck, München 2000, S. 240/241.
- ↑ Robert Service: Lenin: Eine Biographie. Beck, München 2000, S. 248.
- ↑ Helen Rappaport: Conspirator. Lenin in exile. Hutchinson, London 2009, ISBN 978-0-09-193093-6, S. 196–202.
- ↑ Michael David-Fox: Revolution of the mind. Higher learning among the Bolsheviks, 1918–1929. Cornell University Press, Ithaca 1997, ISBN 0-8014-3128-X, S. 27–35.
- ↑ Robert Service: Lenin: Eine Biographie. Beck, München 2000, S. 278.
- ↑ Dimitri Wolkogonow: Lenin – Utopie und Terror; Düsseldorf 1994, S. 354f
- ↑ Bernard Degen: Lenin, Wladimir Iljitsch. In: Historisches Lexikon der Schweiz.
- ↑ Helmut Stalder: Aus dem Zürcher Hinterhof mitten in die Weltrevolution Im Blog des Schweizerischen Nationalmuseums vom 28. März 2024
- ↑ Pascale Meyer: Lenins Schreibtisch Im Blog des Schweizerischen Nationalmuseums vom 30. März 2017
- ↑ Neue Zürcher Zeitung, 7. Juni 1951
- ↑ Willi Gautschi: Lenin als Emigrant in der Schweiz. Benziger, Zürich/Köln 1973, S. 185.
- ↑ Adi Kälin: Der russische Revolutionär und die Spiesser. In: Neue Zürcher Zeitung, 22. Februar 2017.
- ↑ Robert Service: Lenin: Eine Biographie. Beck, München 2000, S. 305.
- ↑ Robert Service: Lenin. Eine Biographie. München 2000, S. 311.
- ↑ Hugh Seton-Watson: The Russian Empire 1801–1917. Oxford 1967, S. 699.
- ↑ Werner Hahlweg: Lenins Reise durch Deutschland im April 1917. In: Vierteljahrshefte für Zeitgeschichte, Jg. 5 (1957) Nr. 4, S. 333 (online, Zugriff am 9. August 2014).
- ↑ Werner Hahlweg: Lenins Reise durch Deutschland im April 1917. In: Vierteljahrshefte für Zeitgeschichte, Jg. 5 (1957) Nr. 4, S. 320 (online, Zugriff am 9. August 2014)
- ↑ Werner Hahlweg: Lenins Reise durch Deutschland im April 1917. In: Vierteljahrshefte für Zeitgeschichte, Jg. 5 (1957) Nr. 4, S. 323 (online, Zugriff am 9. August 2014).
- ↑ Zitiert nach Werner Hahlweg: Lenins Reise durch Deutschland im April 1917. In: Vierteljahrshefte für Zeitgeschichte, Jg. 5 (1957) Nr. 4, S. 325 (online, Zugriff am 9. August 2014).
- ↑ Alexander Rabinowitch: The Bolsheviks come to Power. The Revolution of 1917 in Petrograd, New York 1976, S. 14.
- ↑ Manfred Hildermeier: Geschichte der Sowjetunion 1917-1991. Entstehung und Niedergang des ersten sozialistischen Staates. München 1998, S. 85; Alexander Rabinowitch: The Bolsheviks come to Power. The Revolution of 1917 in Petrograd, New York 1976, S. 15 ff.
- ↑ Committee on Public Information: The German-Bolshevik Conspiracy, Washington 1918. Deutsch als: Die deutsch-bolschewistische Verschwörung. 70 Dokumente über die Beziehungen der Bolschewiki zur deutschen Heeresleitung, Großindustrie und Finanz, nebst einer Anzahl photographischer Reproduktionen, Bern 1919.
- ↑ Zitiert nach Eva Bettina Görtz (Hrsg.): Eduard Bernsteins Briefwechsel mit Karl Kautsky (1912–1932), Frankfurt am Main 2011, S. 86 (vergleiche auch die dortigen Fn. 21, 22, 23).
- ↑ Semion Lyandres: The Bolsheviks' „German Gold“ Revisited. An Inquiry into the 1917 Accusations, Pittsburgh 1995 (The Carl Beck Papers in Russian & East European Studies, Nr. 1106), S. 102, 104.
- ↑ Siehe Alexander Rabinowitch: The Bolsheviks come to Power. The Revolution of 1917 in Petrograd, New York 1976, S. 14.
- ↑ Robert Service, Lenin, S. 387 f.
- ↑ Rex A. Wade: The Russian Revolution 1917, Cambridge 2005, S. 194.
- ↑ Rolf H. W. Theen: Lenin. Genesis and Development of a Revolutionary. Princeton University Press, Princeton 1973, ISBN 0-691-05289-1, S. 126 ff.; Manfred Hildermeier: Die russische Revolution 1905–1921. Suhrkamp, Frankfurt am Main 1989, S. 159 ff.
- ↑ Dimitri Wolkogonow: Lenin – Utopie und Terror; Düsseldorf 1994, S. 133.
- ↑ Dimitri Wolkogonow: Lenin – Utopie und Terror; Düsseldorf 1994, S. 133–141.
- ↑ Dimitri Wolkogonow: Lenin – Utopie und Terror: Düsseldorf 1994, S. 141.
- ↑ a b c Dimitri Wolkogonow: Lenin – Utopie und Terror. Düsseldorf 1994, S. 140–146.
- ↑ Christopher Read: Lenin. Abingdon 2005, S. 159.
- ↑ Christopher Read: Lenin. Abingdon 2005, S. 161–163.
- ↑ Zitiert nach Christopher Read: Lenin. Abingdon 2005 S. 163; Originaltext in englischer Sprache: „All hopes for a peaceful development of the Russian revolution have vanished for good. This is the objective situation : either complete victory for the military dictatorship or victory for the workers’ armed uprising.“
- ↑ Christopher Read: Lenin. Abingdon 2005, S. 191–192.
- ↑ Gerd Koenen: Die Farbe Rot. Ursprünge und Geschichte des Kommunismus. Beck, München 2017, S. 792 ff.; derselbe: Spiel um Weltmacht. Deutschland und die Russische Revolution. In: Aus Politik und Zeitgeschichte 67, Heft 34–36 (2017), S. 19 (online), Zugriff am 21. Oktober 2017.
- ↑ Georgi Michailowitsch Drosdow (Hrsg.): Lenin-Gedenkstätten in und bei Moskau. Bildreiseführer. Verlag Planeta, Moskau 1983, S. 101.
- ↑ Robert Service: Lenin: Eine Biographie. Beck, München 2000, S. 566, 572.
- ↑ Georgi Michailowitsch Drosdow (Hrsg.): Lenin-Gedenkstätten in und bei Moskau. Bildreiseführer. Verlag Planeta, Moskau 1983, S. 27.
- ↑ Victor Klemperer: „Ich will Zeugnis ablegen bis zum letzten.“ Band 1: Tagebücher 1933–1945. Aufbau-Verlag Berlin 1995, ISBN 3-351-02340-5. S. 733, Anm. zu S. 266.
- ↑ Robert Service: Lenin. A Biography. Harvard University Press, Cambridge 2000, ISBN 0-674-00330-6. S. 443.
- ↑ Nina Tumarkin: Lenin Lives!: The Lenin Cult in Soviet Russia, Harvard University Press 1997, ISBN 978-0-674-52431-6. S. 112.
- ↑ Robert Service: Lenin: Eine Biographie. C.H. Beck, München 2000, S. 573–576.
- ↑ V. Lerner, Y. Finkelstein und Witztum: The enigma of Lenin’s (1870–1924) malady. In: European Journal of Neurology, 11: 371–376
- ↑ Manfred Hildermeier: Russische Revolution. Frankfurt a. M. 2004 S. 81–83.
- ↑ Evan Mawdsley: The Russian Civil War. Edinburgh 2005, S. 277.
- ↑ a b Christopher Read: Lenin. Abingdon 2005, S. 251.
- ↑ Evan Mawdsley: The Russian Civil War. Edinburgh 2005, S. 81; Originaltext in englischer Sprache: „organize immediately mass terror, shoot and deport the hundreds of prostitutes who are making drunkards of the soldiers, as well as former officers, etc.“
- ↑ Evan Mawdsley: The Russian Civil War. Edinburgh 2005, S. 81–82.
- ↑ W. I. Lenin: Brief an die amerikanischen Arbeiter. 20. August 1918.
- ↑ a b Wolfgang Leonhard: Die Dreispaltung des Marxismus. Ursprung und Entwicklung des Sowjetmarxismus, Maoismus & Reformkommunismus. Düsseldorf/Wien 1979, S. 115.
- ↑ Peter Schreibert: Lenin an der Macht – Das russische Volk in der Revolution 1918–1922. Weinheim, 1984, S. 99. (Englische Übersetzung des Briefes)
- ↑ a b Dimitri Wolkogonow: Lenin – Utopie und Terror. Düsseldorf 1994, S. 391–401.
- ↑ Gerd Koenen: Die Farbe Rot. Ursprünge und Geschichte des Kommunismus. Beck, München 2017, S. 821.
- ↑ Nicolas Werth: Ein Staat gegen sein Volk. In: Stéphane Courtois u. a.: Das Schwarzbuch des Kommunismus. 4. Aufl. München 1998, S. 142 f.; Zitat: S. 143.
- ↑ Geheimbrief Lenins vom 19. März 1922, zitiert nach Gerd Stricker: Religion in Russland. Gütersloh 1993, S. 84 f.
- ↑ Dimitri Wolkogonow: Lenin – Utopie und Terror. Düsseldorf 1994, S. 374–377, 385–387.
- ↑ Dimitri Wolkogonow: Lenin – Utopie und Terror. Düsseldorf 1994, S. 374–377, 379–380.
- ↑ Wolfgang Leonhard: Die Dreispaltung des Marxismus. Ursprung und Entwicklung des Sowjetmarxismus, Maoismus & Reformkommunismus. Düsseldorf/Wien 1979, S. 108.
- ↑ Jörg Baberowski: Der rote Terror. Bundeszentrale für politische Bildung, Bonn 2007, S. 45.
- ↑ a b Christopher Read: Lenin. Abingdon 2005, S. 217–219.
- ↑ Manfred Hildermeier: Russische Revolution. Frankfurt a. M. 2004, S. 69.
- ↑ So Leonid Luks: „Die Utopie an der Macht“. Zum bolschewistischem Terror unter Lenin und Stalin. In: Historisches Jahrbuch. 119 (1999), S. 338–240, hier S. 252.
- ↑ Zitiert nach Leonid Luks: „Die Utopie an der Macht“. Zum bolschewistischem Terror unter Lenin und Stalin. In: Historisches Jahrbuch. 119 (1999), S. 232–264, hier S. 252.
- ↑ a b c Manfred Hildermeier: Die russische Revolution 1905–1921. Frankfurt 1989, S. 293.
- ↑ Robert Service: Lenin: Eine Biographie. Beck, München 2000, S. 584, 592.
- ↑ Robert Service: Lenin: Eine Biographie. Beck, München 2000, S. 611–612.
- ↑ Werke, Band 36, S. 579 f.; online: Brief an den XII. Parteitag. Testament von W. I. Lenin, diktiert am 25. Dezember 1922 und 4. Januar 1923
- ↑ Stephen Kotkin : Stalin: Paradoxes of Power. London 2014, S. 498–501
- ↑ Edgar Hösch: Geschichte Rußlands. Vom Kiewer Reich bis zum Zerfall des Sowjetimperiums. Kohlhammer, Stuttgart/Berlin/Köln 1996, S. 366.
- ↑ Wolfgang Leonhard: Die Dreispaltung des Marxismus. Ursprung und Entwicklung des Sowjetmarxismus, Maoismus & Reformkommunismus. Düsseldorf/Wien 1979, S. 135.
- ↑ Wolfgang Leonhard: Die Dreispaltung des Marxismus. Ursprung und Entwicklung des Sowjetmarxismus, Maoismus & Reformkommunismus. Düsseldorf/Wien 1979, S. 135–136.
- ↑ Georgi Michailowitsch Drosdow (Hrsg.): Lenin-Gedenkstätten in und bei Moskau. Bildreiseführer. Verlag Planeta, Moskau 1983, S. 88–89.
- ↑ Robert Service: Lenin: Eine Biographie. Beck, München 2000, S. 619–622.
- ↑ Robert Service: Lenin: Eine Biographie. Beck, München 2000, S. 626.
- ↑ Georgi Michailowitsch Drosdow (Hrsg.): Lenin-Gedenkstätten in und bei Moskau. Bildreiseführer. Verlag Planeta, Moskau 1983, S. 89.
- ↑ Georgi Michailowitsch Drosdow (Hrsg.): Lenin-Gedenkstätten in und bei Moskau. Bildreiseführer. Verlag Planeta, Moskau 1983, S. 117.
- ↑ Georgi Michailowitsch Drosdow (Hrsg.): Lenin-Gedenkstätten in und bei Moskau. Bildreiseführer. Verlag Planeta, Moskau 1983, S. 164–165.
- ↑ Lenin I | Fritz Cremer | Bildindex der Kunst & Architektur - Bildindex der Kunst & Architektur - Startseite Bildindex. Abgerufen am 19. März 2023.
- ↑ Leninporträt | Ludwig Engelhardt | Bildindex der Kunst & Architektur - Bildindex der Kunst & Architektur - Startseite Bildindex. Abgerufen am 19. März 2023.
- ↑ Lenin | Bernhard Heisig | Bildindex der Kunst & Architektur - Bildindex der Kunst & Architektur - Startseite Bildindex. Abgerufen am 19. März 2023.
- ↑ Hommage à Lénin | Willi Sitte | Bildindex der Kunst & Architektur - Bildindex der Kunst & Architektur - Startseite Bildindex. Abgerufen am 19. März 2023.
- ↑ André; Wüsten Rous: Lenin. 1933, abgerufen am 19. März 2023.
- ↑ Wie ein deutscher Hirnforscher Lenins Genialität belegte, NZZ, 20. November 2017
- ↑ Ben Lewis: Das komische Manifest. Kommunismus und Satire von 1917 bis 1989. Aus dem Englischen von Anne Emmert. Karl Blessing, München 2010, ISBN 978-3-89667-393-0, S. 300–302.
- ↑ Leonid Luks: „Die Utopie an der Macht“. Zum bolschewistischem Terror unter Lenin und Stalin. In: Historisches Jahrbuch. 119 (1999), S. 232–264.
- ↑ Dmitri Wolkogonow: Lenin. Utopie und Terror. Econ, Düsseldorf u. a. 1994, ISBN 3-430-19828-3; Martin Amis: Koba der Schreckliche. Die zwanzig Millionen und das Gelächter. Hanser, München 2007, ISBN 978-3-446-20821-6.
- ↑ Leonid Luks: „Die Utopie an der Macht“. Zum bolschewistischem Terror unter Lenin und Stalin. In: Historisches Jahrbuch 119 (1999). Siehe auch Norman Naimark: Revolution, Stalinismus und Genozid. In: APuZ. 44-45/2007 (PDF; 2,0 MB), S. 14–20, hier S. 18–20 ( des vom 11. Februar 2011 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. .
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- ↑ Michael Voslensky: Sterbliche Götter. Die Lehrmeister der Nomenklatura. Straube, Erlangen/Bonn/Wien 1989, ISBN 3-927491-11-X.
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- ↑ Wolfgang Leonhard: Die Dreispaltung des Marxismus. Ursprung und Entwicklung des Sowjetmarxismus, Maoismus & Reformkommunismus. Düsseldorf/Wien 1979, S. 104.
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- ↑ Manfred Hildermeier: Die russische Revolution 1905–1921. Frankfurt 1989, S. 292.
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- ↑ MLPD enthüllt Lenin-Statue in Gelsenkirchen Welt, 20. Juni 2020
- ↑ MLPD errichtet Lenin-Statue FAZ, 20. Juni 2020, abgerufen jeweils am 26. Juni 2020
- ↑ Julian Staib: Helsinki benennt Lenin-Park um. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung, 24. Juni 2023, S. 7 (online).
- ↑ „Ins Deutsche übertragen nach der […] 5. russischen Ausgabe“.
- ↑ Biografie über Lenin: Goodbye, Lenin. Rezension von Robert Misik in: Die Tageszeitung (TAZ) vom 21. Januar 2024.
Personendaten | |
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NAME | Lenin, Wladimir Iljitsch |
ALTERNATIVNAMEN | Ленин (russisch); Uljanow, Wladimir Iljitsch (wirklicher Name); Ульянов, Владимир Ильич (wirklicher Name, russisch); Ul'janov, Vladimir Il'ič (wirklicher Name, wissenschaftliche Transliteration); Ulyanov, Vladimir Ilyich (wirklicher Name, englisch) |
KURZBESCHREIBUNG | russischer kommunistischer Politiker, Kopf der Oktoberrevolution und Begründer der Sowjetunion |
GEBURTSDATUM | 22. April 1870 |
GEBURTSORT | Simbirsk, Russisches Kaiserreich |
STERBEDATUM | 21. Januar 1924 |
STERBEORT | Gorki, Sowjetunion |
- Wikipedia:Gesprochener Artikel
- Wladimir Iljitsch Lenin
- Person der Russischen Revolution 1917
- Person im Russischen Bürgerkrieg
- Parteichef der Sowjetunion
- Regierungschef der Sowjetunion
- Mitglied im Petersburger Kampfbund zur Befreiung der Arbeiterklasse
- Mitglied des Politbüros des Zentralkomitees der KPdSU
- Mitglied der Bolschewiki
- Leninismus
- Kommunismus
- EKKI-Mitglied
- SP-Mitglied (Schweiz)
- Pseudonym
- Russischer Emigrant in der Schweiz
- Philosoph (20. Jahrhundert)
- Marxistischer Philosoph
- Marxistischer Theoretiker
- Vertreter von Imperialimustheorien
- Absolvent der Universität Sankt Petersburg
- Opfer eines Attentats
- Person (Uljanowsk)
- Person als Namensgeber für einen Asteroiden
- Russe
- Geboren 1870
- Gestorben 1924
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- Sowjetbürger
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