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„Augusta Raurica“ – Versionsunterschied

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[[Bild:Augusta_Raurica_Museum.jpg|thumb|Museum (2003)]]
[[Datei:Augusta Raurica Stadtrekonstruktion Bluetezeit 240 Zeichnung Markus Schaub.jpg|alternativtext=|mini|Rekonstruktionsvorschlag von Augusta Raurica zur Blütezeit 240 n. Chr.]]
[[Bild:Augusta_Raurica_Theater.jpg|thumb|Römisches Theater (2003)]]
[[Bild:Augusta Raurica Mosaik.jpg|thumb|Mosaik]]
[[Bild:Augusta Raurica.jpg|thumb|Römisches Theater]]
'''Augusta Raurica''', auch als Colonia Augusta Rauracorum bekannt, ist eine Siedlung aus [[Römisches Reich|römischer Zeit]] am Südufer des [[Rhein]]s einige Kilometer östlich von [[Basel]]. Heute befindet sich hier die Gemeinde [[Augst]]. Die Ausgrabungen und Rekonstruktionen alter Gebäude sind noch in vollem Gange.


Die römische [[Kolonie]] '''Augusta Raurica''' ({{laS|Colonia Augusta Rauricorum|de=Stadt des Augustus im Land der [[Rauriker]]}}) liegt rund zehn Kilometer östlich von [[Basel]] in der [[Schweiz]] am Südufer des [[Rhein]]s. Offiziell wurde sie im Jahr 44 v. Chr. gegründet und entwickelte sich zur grössten Stadt der Region. Um 200 n. Chr. lebten hier etwa 10'000 Menschen. Die Zivilsiedlung hatte Bestand bis etwa 280 n. Chr. Nachdem die Siedlung kurzzeitig auf eine stark verkleinerte Wohnfläche (''enceinte réduite'') reduziert worden war, entstand im nördlichen Stadtgebiet am Rhein um 300 das Castrum Rauracense, das während etwa 100 Jahren [[Römisches Militär|römische Truppen]] beherbergte. Im 7.&nbsp;Jahrhundert verlor die Stadt ihre Bedeutung an das neue regionale Zentrum Basel. Heute erstreckt sich das antike Siedlungsgebiet über die Gemeinden [[Augst]] (BL) und [[Kaiseraugst]] (AG). Die römische Stadt ist kaum überbaut worden und wird erst nach und nach durch kleinere [[Notgrabung|Not-]] und Forschungsgrabungen erforscht.
==Koloniegründung==
Gegründet wurde eine [[Colonia (Rom)|Kolonie]] im Gebiet der Rauraker zum ersten Mal am [[21. Juni]] wohl des Jahres [[44 v. Chr.]] durch [[Gaius Iulius Caesar|Caesars]] Feldherrn [[Lucius Munatius Plancus]]. Allerdings konnten aus dieser frühen Zeit keine Funde nachgewiesen werden. Es gilt deshalb als sicher, dass die Kolonie entweder als Folge der Bürgerkriege nach Caesars Tod über den formalen Gründungsakt gar nicht hinauskam oder dass Plancus' Kolonie nicht in Augst, sondern in [[Basel]] gegründet wurde.Zu einer dauerhaften Koloniegründung kam es erst im Gefolge der Eroberung der Zentralalpen unter Kaiser [[Augustus]] um [[15 v. Chr.]] Der bislang älteste bekannte Fund konnte durch [[Dendrochronologie]] auf das Jahr [[6 v. Chr.]] datiert werden.


== Lage und Topografie ==
==Name der Kolonie==
[[Datei:Lage von Augusta Raurica.jpg|alternativtext=|mini|Die Lage der antiken Stadt Augusta Raurica in der heutigen Nordwestschweiz bei Basel]]
Die Grabinschrift des Munatius Plancus nennt als Namen nur das lapidare ''Colonia Raurica''. Eine - allerdings verstümmelte - Inschrift aus augusteischer Zeit spricht von der ''Colonia P[aterna] (?) M[unatia] (?) [Felix] (?) [Apolli]naris [Augusta E]merita [Raur]ica'' (Buchstaben zwischen eckigen Klammern ergänzt). Wie das ''emerita'' zeigt, hätte es sich also um eine Veteranenkolonie gehandelt.


Augusta Raurica liegt auf einer Terrasse zwischen Rhein und [[Tafeljura]] im Nordwesten der heutigen Schweiz. Die Colonia wurde als [[Planstadt]] auf der grünen Wiese gegründet, musste also keine Rücksicht auf bereits bestehende Siedlungsstrukturen nehmen. Die Bauherren konnten dadurch die für ihre Zwecke ideale Lage und Topografie auswählen. Der Rhein verband die Stadt auf dem Wasserweg mit grossen Teilen der [[Römische Provinz|nordwestlichen Provinzen]]. Zudem kreuzten sich bei Augusta Raurica die von Oberitalien über den Grossen St. Bernhard via [[Aventicum]] kommende Nord-Süd-Strasse, die hier den Rhein überquert, und die von [[Gallien]] nach [[Raetia|Raetien]] und [[Pannonien]] führende West-Ost-Strasse. Zwei Bäche, die [[Ergolz]] und der [[Violenbach (Ergolz)|Violenbach]], hatten an dieser Stelle ein Plateau mit steil abfallenden Hängen geformt, das der Stadt einen natürlichen Schutz und eine weite Sicht über die Rheinebene gewährte. Sie sorgten – ergänzt durch [[Aquädukt]]e, vor allem die [[Römische Wasserleitung Liestal – Augusta Raurica|Wasserleitung aus Liestal]] – zudem für eine gute Wasserversorgung. Die fruchtbare, klimatisch begünstigte Rheinebene ermöglichte die Versorgung der Stadt mit landwirtschaftlichen Produkten.
Abgesehen von diesem verstümmelten Zeugnis findet man die erste sichere Bezeugung des Beinamens ''Augusta'' erst beim Geographen Ptolemäus um [[150 n. Chr.]] in [[altgriechische Sprache|griech.]] Form als ''Augústa Rauríkon'' (=lat.: Augusta Rauricorum).


Die Colonia wurde auf einem Geländesporn angelegt (sogenannte Oberstadt). Der ''[[cardo|cardo maximus]]'' ist nicht nach Norden ausgerichtet, sondern weicht aufgrund der Topografie um 36 Grad nach Westen ab. Er kreuzt sich auf dem [[Forum (Platz)|Forum]] mit dem ''decumanus maximus''. Das regelmässige [[Insula]]-Raster, das über das ganze Oberstadt-Plateau gelegt wurde, bildet Rechtecke von etwa 56 × 66&nbsp;m. Ein Teil der Siedlung wurde zudem in der Ebene am Rhein angelegt (sogenannte Unterstadt), hier wurde das Insula-Raster jedoch nicht aufgenommen.
Damit fügt sich Augusta Raurica in einen grösseren Zusammenhang von augusteischen Koloniegründungen, denn auch noch zwei andere wichtige Stützpunkte des augusteischen Eroberungsplanes tragen den Beinamen des ersten Kaisers: [[Augusta Praetoria]] am Südfusse des [[Grosser Sankt Bernhard|Grossen St. Bernhard-Passes]], aus dem heute [[Aosta]] geworden ist, und [[Augusta Vindelicum]], das heutige [[Augsburg]] als Vorposten gegen die [[Donau]]. Diese drei Augustae bilden die Ecken eines Dreiecks, das sich über die von Augustus eroberten [[Alpen]] legt und seine breite Basis vom Rheinknie bis zur Donau gegen [[Germanien]] wendet.


==Geographische Lage der Siedlung==
== Name der Kolonie ==
[[Datei:Gaeta 26.07.1981 Fu.tif|alternativtext=|mini|Die Grabinschrift auf dem Grabmonument des Lucius Munatius Plancus auf dem Monte Orlando bei Gaeta. In den letzten zwei Zeilen werden die Colonias Lugudunum (Lyon) und Rauricam genannt]]
Es hat sich während den Ausgrabungen gezeigt, dass die Stadt auf einer Hochfläche ruht, nicht weit vom Rheine weg. Die [[Ergolz]] und der [[Violen]]bach haben aus der Terrasse ein Dreieck herausgefressen, dessen Basis am nördlichsten Rand des Juras liegt und etwa 1 km breit ist. Die "Spitze" des Dreiecks schaut rheinwärts gegen Norden und bildet einen Kopf, der Kastelen heisst, also an eine [[Burg]]
([[Kastell]]) gemahnt. Von der Basis bis zum Scheitel des Dreiecks messen wir ebenfalls rund 1 km.
In diese Hochfläche, die nach Westen, Norden und Osten von steilen Böschungen umgeben ist, wurde die Stadt gebaut. Die [[Geometer]] hatten zunächst nach den Angaben des Stadtplanarchitekten, der den Grundriss und Umfang der neuen Stadt entworfen hatte, auf dem Gelände abgesteckt. Jedes wichtige öffentliche Gebäude erhielt seinen Platz angewiesen, in erster Linie der Tempel des obersten Himmelsgottes Jupiter mit dem Hauptaltar vor dem heiligen Zentralpunkt, von dem aus das Strassennetz einvisiert wurde.
Der Architekt, der den Auftrag erhielt, den Plan zu entwerfen, legte zunächst durch das Dreieck eine Längsachse, die 36° von der Nordrichtung nach Westen abwich und zur Hauptstrasse der Stadt ausgebaut wurde. In Abständen von 55 m legte er parallel dazu weitere Längsstrassen. Dann teilte er die Längsachse in 16 gleiche Teile zu 66 m (225 röm. Fuss) und zog durch die Schnittpunkte Querlinien, von denen er 10 zu Querstrassen machte. So erhielt er ein rechtwinkliges Strassennetz und Stadtquartier von rund 50 auf 60 m. Die Strassen wurden mit einem soliden Bett von Kies und beidseitig mit Wassergräben versehen. Die wichtigeren Strassen säumten gedeckte Fussgängerwege hinter Säulenreihen ein.


In der ersten heute bekannten Nennung, der Grabinschrift des [[Lucius Munatius Plancus]], wird die Colonia schlicht ''Colonia Raurica'' genannt. Bei der [[Augustus|augusteischen]] Neugründung erfolgte dann eine Erweiterung des Namens zu ''Colonia Paterna (?) Munatia (?) Felix (? oder Copia?) Apollinaris Augusta Emerita Raurica.'' Das nachgewiesene ''Emerita'' deutet darauf hin, dass die Stadt als Veteranenkolonie gegründet wurde und wohl ursprünglich einen militärischen Charakter haben sollte. Der erste gesicherte Beleg für den Namensbestandteil ''Augusta'' stammt aus dem Jahre 139 n. Chr., eine solche Benennung bereits ab augusteischer Zeit ist jedoch sehr wahrscheinlich. ''Raurica'' geht auf den in der Region ansässigen keltischen Stamm der [[Rauriker]] zurück.<ref>Ludwig Berger: ''Führer durch Augusta Raurica.'' 7. Auflage, Schwabe Verlag, Basel 2012, S. 19 f.</ref> Neben ''Raurica'' findet sich häufig auch alternativ die Genitivform ''Rauricorum'' oder ''Rauracorum'' in den antiken Zeugnissen.<ref>Ludwig Berger: ''Testimonien für die Namen von Augst und Kaiseraugst von den Anfängen bis zum Ende des ersten Jahrtausends.'' In: [[Peter-Andrew Schwarz]], Ludwig Berger (Hrsg.): ''Tituli Rauracenses 1: Testimonien und Aufsätze. Zu den Namen und ausgewählten Inschriften von Augst und Kaiseraugst'' (= ''Forschungen in Augst.'' Band 29). Römerstadt Augusta Raurica, Augst 2000, ISBN 3-7151-0029-X, S. 13–39.</ref>
==Grenzen der Kolonie==
Die Grenzen der Colonia Raurica sind nicht mehr mit absoluter Sicherheit festzustellen. Man glaubt, sie rückschliessend aus dem Umfang des frühmittelalterlichen Augstgaues ablesen zu können. Demnach hätte die Kolonie von Basel rheinaufwärts bis zur [[Aare]]mündung gereicht, dann aareaufwärts bis zur Mündung der Sigger unterhalb von [[Solothurn]], hinüber an die [[Lüssel]] und dann dem Verlauf des Flüsschens [[Birs]] folgend wieder bis Basel. Das scheint aber nur bedingt richtig zu sein. Nach neuesten Forschungen stehen nämlich Gutshöfe mit Ziegelstempeln der Windischer Legionen auch in verwaltungsrechtlicher Abhängigkeit von [[Vindonissa]]. Solche reichen aber über den [[Bözberg]] hinüber bis nach [[Frick]]. Also wird der [[Thiersteinberg]] unterhalb Frick die Kolonie nach Osten begrenzt haben. Auf der Westseite dürfte, wie oben angeführt, in der Nähe der Birsmündung bei [[Basel]] eine Grenzstation gelegen haben. Frührömische Brandgräber, die [[1937]] bei der Kirche von Neuallschwil gefunden worden sind, deuten darauf hin, dass auch an der nördlichen ins [[Elsass]] (Richtung [[Blotzheim]]) führenden Landstrasse ein solcher Posten lag.


== Geschichte ==
Im grossen Ganzen hat damit die Colonia Raurica den Kanton Basel, das [[Fricktal]] und den östlichen [[Jura (Gebirge)|Jura]]teil des Kantons Solothurns umschlossen. Dies ergibt ein Territorium von rund 700 km².
=== Gründungszeit ===
Im Bereich der späteren Colonia Augusta Raurica wurde bereits im [[Jungsteinzeit|Neolithikum]] und in der [[Bronzezeit]] gesiedelt.<ref>Alex Furger: ''Spuren aus der Urgeschichte.'' In: René Salathé (Hrsg.): ''Augst und Kaiseraugst. Zwei Dörfer – eine Geschichte.'' Verlag des Kantons Basel-Land, Liestal 2007, S. 17–20.</ref> Funde aus der spätkeltischen Zeit ([[Latènezeit|Latène D1]]) zeigen, dass bis etwa 70 v. Chr. eine kleine keltische Siedlung bestand, aus den Jahrzehnten vor der Gründung der Colonia fehlen jedoch Hinweise auf eine Besiedlung.<ref>Verena Vogel Müller, Michael Nick, Markus Peter: ''Spätlatènezeitliche Funde aus Augusta Raurica. Zeugnisse einer vorrömischen Siedlung?'' In: ''Jahresberichte aus Augst und Kaiseraugst.'' Band 33, 2012, S. 145–162 ([[doi:10.5169/seals-395745]]).</ref>


Gemäss der Grabinschrift von Lucius Munatius Plancus in [[Gaeta|Gaëta]] wurde die Colonia im Sommer des Jahres 44 v. Chr. formal gegründet. Aus dieser Zeit konnten bislang jedoch keine [[Befund (Archäologie)|archäologischen Befunde]] nachgewiesen werden. Möglich ist, dass die Colonia entweder als Folge der [[Römische Bürgerkriege|Bürgerkriege]] nach [[Gaius Iulius Caesar|Caesars]] Tod über den formalen Gründungsakt nicht hinauskam oder dass die Colonia Raurica ursprünglich nicht bei Augst, sondern in Basel ''(Basilia)'' gegründet wurde. Zu einer dauerhaften Koloniegründung kam es erst in Folge der Eroberung der Zentralalpen unter Kaiser Augustus um 15 v. Chr. Die ältesten archäologischen Zeugnisse stammen aus den Jahren 20–10 v. Chr. Das älteste öffentliche Bauwerk ist das [[Forum (Platz)|Hauptforum]], das wohl bereits kurz nach der Gründung aus Holz erbaut wurde.
==Weitere Geschichte==
Der Ort entwickelte sich in der Folge zu einer recht ansehnlichen römischen Stadt auf der Nordseite der Alpen mit ca. 20'000 Einwohnern. Zur Zeit der höchsten Blüte während der langen Friedenszeit vom [[1. Jahrhundert|1.]] bis zum [[3. Jahrhundert]] hatte Augusta Raurica alles, was zum römischen Leben gehört. Das Handwerk blühte: So räucherte man Schinken und Speck für den Export in andere Gegenden des Römischen Reiches. Es gab ein Theater, ein [[Amphitheater]], ein [[Forum (Platz)|Hauptforum]], verschiedene kleinere Foren, einen [[Aquädukt]], diverse [[Tempel]] sowie mehrere öffentliche Bäder.


=== Auf- und Ausbau im 1. Jahrhundert n. Chr. ===
Ein starkes Erdbeben zerstörte um das Jahr [[250]] die Stadt in erheblichem Masse. Hinzu kamen später weitere Zerstörungen durch Einfälle der [[Alamannen]] und/oder [[Marodeur|marodierende]] römische Truppen. In der Folge bildeten sich zwei neue Siedlungen, "die beiden Augst": einerseits die erheblich verkleinerte Siedlung auf dem Augster [[Kastell]]enhügel und andererseits der wichtigere Stützpunkt am Rhein (das mit einer Stadtmauer umgebene [[Castrum Rauracense]]). Sie beide bilden gewissermassen den Kern der heutigen Ortschaften [[Augst]] und [[Kaiseraugst]].
Im Verlauf des 1. Jahrhunderts wurden die Insulae mit Wohn- und Handwerkshäusern überbaut und die Stadt wuchs rasch. Am westlichen Rand der Oberstadt befanden sich ausgedehnte Tempelbezirke mit gallorömischen Viereckstempeln. Gegenüber dem Forum wurde in [[Tiberius|tiberischer]] Zeit eine [[Thermen|Therme]] errichtet, die sogenannten Frauenthermen.<ref>Tamara Pfammatter, Hans Sütterlin: ''Die römischen Thermen von Augusta Raurica. Lage und Kleinfunde.'' In: ''Jahresberichte aus Augst und Kaiseraugst.'' Band 36, 2015, S. 123–169 ([[doi:10.5169/seals-760320]]).</ref> In der gleichen Zeit entstand in der Ebene am Rhein ein Militärlager aus Holz, das eine Fläche von etwa 90 × 140&nbsp;m umfasste. Wegen der Lage direkt an der Grenze wurden in der Zivilstadt Truppen stationiert, die zum Heeresverband des 40&nbsp;km entfernten und militärisch viel bedeutenderen [[Vindonissa]] gehörten.<ref>Eckhard Deschler-Erb: ''Ad arma! Römisches Militär des 1. Jahrhunderts n. Chr. in Augusta Raurica'' (= ''Forschungen in Augst.'' Band 28). Römerstadt Augusta Raurica, Augst 1999, passim ([https://www.augustaraurica.ch/assets/content/files/publikationen/Forschungen-in-Augst/FiA28.pdf online]).</ref><ref>Eckhard Deschler-Erb, Sabine Deschler-Erb, Markus Peter: ''Das frühkaiserzeitliche Militärlager in der Kaiseraugster Unterstadt'' (= ''Forschungen in Augst.'' Band 12). Römerstadt Augusta Raurica, Augst 1991 ([https://www.augustaraurica.ch/assets/content/files/publikationen/Forschungen-in-Augst/FiA12.pdf online]).</ref>


Um die Mitte des 1. Jahrhunderts setzte eine rege Bautätigkeit ein und die Gebäude der Colonia wurden innert weniger Jahrzehnte in Stein ausgebaut. Auch grosse Neubauprojekte wurden in Angriff genommen. Im Zentrum der Stadt entstanden in [[Flavier|flavischer]] Zeit ein [[Geschichte des Theaters|szenisches Theater]] und direkt gegenüberliegend ein grosser [[Podiumstempel]] (Schönbühltempel).<ref>Thomas Hufschmid: ''Drei Theater und ein Heiligtum. Aspekte von Kult und Ritus am Beispiel der römischen Theater von Augst.'' In: Thomas Hufschmid (Redaktion): ''Theaterbauten als Teil monumentaler Heiligtümer in den Nordwestlichen Provinzen des Imperium Romanum. Architektur – Organisation – Nutzen'' (= ''Forschungen in Augst.'' Band 50). Augusta Raurica, Augst 2016, S. 175–192 ([https://www.augustaraurica.ch/assets/content/files/publikationen/Forschungen-in-Augst/FiA-50.pdf online]).</ref><ref>Thomas Hufschmid: ''Die Theaterbauten von Augst Neun-Türme.'' In: Ludwig Berger: ''Führer durch Augusta Raurica.'' 7. Auflage, Schwabe Verlag, Basel 2012, S. 79–117.</ref> Daneben wurde ein zweites, kleineres Forum errichtet (Südforum) und inmitten der Wohnquartiere wurde eine Badeanlage gebaut, die eine ganze Insula umfasste (Zentralthermen). Am westlichen Stadtrand entstand eine grosse Tempelanlage, zu der ein Heilbad gehörte (Tempel und Bad in der Grienmatt).
Beide bildeten aber zunächst ''eine'' Ortschaft mit dem Namen Augst.
Im Jahre [[1442]] aber wurde diese Ortschaft entlang der Flüsse [[Ergolz]] und Violenbach geteilt. Westlich der Grenze verblieb das Gebiet im Herrschaftsbereich von Basel, das sich [[1501]] als [[Kanton (Schweiz)|Kanton]] der Schweizerischen Eidgenossenschaft anschloss. Augst wurde [[1833]] schließlich Teil des Kantons [[Basel-Landschaft]].


Bereits um die Mitte des 1. Jahrhunderts wurde das Militärlager in der Unterstadt wieder aufgegeben. Unter [[Vespasian]] wurde dann die bisher am Rhein entlangführende Grenze zu [[Germanen|Germanien]] weiter nach Norden verschoben und Augusta Raurica wurde zu einer reinen Zivilstadt. Etwa ab der gleichen Zeit wurde der ehemalige Standort des Militärlagers mit Wohn- und Handwerksbauten aus Holz überbaut. Zudem begann man mit dem Bau einer [[Stadtmauer]], die aber nie fertiggestellt wurde.
Der östlich von Ergolz und Violenbach liegende Teil kam unter [[Habsburger|habsburgische]] Herrschaft. Zur besseren Unterscheidung wurde dieser Ort nun wegen der Zugehörigkeit zum [[HRR|Heiligen Römischen Reich]] mit dem Namen ''Kaiseraugst'' versehen. Dieser Ort kam erst [[1803]] zur [[Schweiz]], nachdem die habsburgischen Herrschaftsgebiete in den [[Napoléon Bonaparte|napoleonischen]] Kriegen verloren gegangen waren.


=== Blütezeit im 2. Jahrhundert n. Chr. ===
==Stand der Ausgrabungen heute==
Das 2. Jahrhundert brachte der Stadt Jahrzehnte der politischen Stabilität und wirtschaftlichen Blüte. Die Stadt war weitgehend «fertig» gebaut und es lassen sich vorwiegend Um- und Ausbauten an bestehenden Gebäuden feststellen. Der wohl grösste Umbau fand zu Beginn des Jahrhunderts im Zentrum der Colonia statt, wo das szenische Theater in ein Semi-[[Amphitheater]] umgebaut wurde. Ein Brand löste zudem umfangreiche Um- und Neubauarbeiten am Forum aus.
Viele der römischen Bauten sind durch Ausgrabungen erforscht und konserviert worden, so vor allem Zeugen, die öffentlich zugänglich sind:
*das Theater, das mit dem gegenüber liegenden
*Tempel auf dem Schönbühl eine architektonische Einheit bildet
*das Hauptforum mit [[Jupiter (Mythologie)|Jupiter]]tempel, ''Basilica'' und dem Versammlungsort des Stadtrates
*das Amphitheater, von dem allerdings nur bescheidene Reste erhalten geblieben sind.


Etwa um 170 n. Chr. wurde am südlichen Rande der Stadt der Bau eines «echten» Amphitheaters in Angriff genommen. Dazu nutzte man einen natürlich entstandenen Geländeeinschnitt, dies ersparte grössere Aushub- und Aufschüttungsarbeiten. Das Semi-Amphitheater im Stadtzentrum wurde daraufhin wiederum in ein szenisches Theater umgebaut.
Dazu kommen verschiedene private Gewerbebauten (eine [[Taverne]], eine Bäckerei, eine Töpferei und Ziegelbrennöfen) sowie ein Stück der Abwasserkanäle.


Auch in den Privathäusern fanden Um- und Ausbauarbeiten statt; vor allem gegen Ende des 2. Jahrhunderts entstanden reich ausgestattete Stadtvillen, die teilweise ganze Insulae einnahmen. In zwei Fällen erhielten die Besitzer sogar die Erlaubnis, ihre Privathäuser über die öffentlichen Strassen hinweg zu erweitern. Die Gebiete der Unterstadt blieben einfachere Wohn- und Handwerksquartiere, die Gebäude wurden nun jedoch auch hier in Stein ausgebaut.
==Museum und Römerhaus==


=== Krise und Befestigung im 3. Jahrhundert ===
Die wichtigsten Grabungsfunde sind in einem Museum in Augst (neben dem Theater) der Öffentlichkeit zugänglich gemacht.
Das 3. Jahrhundert brachte Augusta Raurica einschneidende Ereignisse und Veränderungen. Das Römische Reich wurde von zahlreichen Kriegen, politischen und wirtschaftlichen Unsicherheiten und Angriffen auf die Grenzen in Atem gehalten. Die Auswirkungen lassen sich in Augusta Raurica bereits in der ersten Hälfte des 3. Jahrhunderts fassen. Einzelne Wohn- und Handwerksgebäude wurden aufgegeben und dem Zerfall überlassen, der Abfall wurde nicht mehr weggeräumt und blieb in den Strassen liegen. Brände häuften sich, wobei in einigen Fällen der Brandschutt an Ort und Stelle liegen blieb und auch wertvolle Gegenstände wie Silberstatuetten und Bronzegefässe nicht daraus geborgen wurden. Mit dem Krieg um das [[Gallisches Sonderreich|Gallische Sonderreich]] und der Aufgabe des [[Obergermanisch-Raetischer Limes|obergermanisch-rätischen Limes]] in den 260er-Jahren häuften sich die Phänomene, bis die Stadt um 280 n. Chr. weitgehend aufgelassen und zerstört war. Waffen- und Skelettfunde in den Strassen der Oberstadt deuten darauf hin, dass auch die Colonia von Kämpfen heimgesucht wurde. Die stark reduzierte Bevölkerung zog sich auf einen natürlichen Geländesporn am Rande der Oberstadt zurück, den sie mit Baumaterial aus den öffentlichen und privaten Bauwerken der Stadt befestigte.


=== Militärpräsenz in der Spätantike ===
Im Anschluss an das Museum konnte in den Jahren [[1954]]/[[1955]] durch die Spende eines Basler [[Mäzen]]s ein römisches Wohnhaus im Maßstab 1:1 errichtet und komplett mit Originalgegenständen bzw. Kopien aus römischer Zeit möbliert werden. Da der Aufbau einer kompletten römischen ''[[Insula]]'' (eines Häusergevierts) aus finanziellen Gründen ausgeschlossen war, beschränkte man sich auf einen repräsentativen Ausschnitt daraus, nämlich ein Haus mit Gewerbeläden gegen die Strasse hin und dahinter liegenden Privaträumen:
Die ''enceinte réduite'' auf dem Kastelenplateau war nur eine vorübergehende Lösung, denn etwa ab 290 wurde mit dem Bau eines [[Römisches Militärlager|Castrums]] am Rhein, im Gebiet der Unterstadt, begonnen. Das Römische Reich war unter Kaiser [[Diokletian|Diocletian]] wieder so weit gefestigt, dass umfangreiche Investitionen in den Grenzschutz möglich waren. Das ''Castrum Rauracense'' (das heutige [[Kaiseraugst]]) sicherte den [[Rheinbrücke Augusta Raurica|Brückenübergang]] über den Rhein und beherbergte Truppen der [[Legio I Martia]].
*Gewerbeteil (gegen die Strasse hin):

** grösserer Gewerberaum (mit Schmiede und Metzgerei)
In der Mitte des 4. Jahrhunderts wurde das römische Reich aufgrund der kriegerischen Auseinandersetzungen zwischen den Söhnen [[Konstantin der Große|Constantins des Grossen]] und dem Gegenkaiser [[Magnentius]] innenpolitisch geschwächt. Germanische Stämme nutzten die Unruhen und fielen vielerorts über die Grenzen ein. Auch das Castrum wurde wohl im Spätsommer des Jahres 352 n. Chr. überrannt und schwer beschädigt. In dieser Zeit wurde auch einer der grössten erhaltenen Silberschätze der Spätantike vergraben: 58&nbsp;kg reines Silber, verarbeitet zu 270 Objekten wie Platten, Schalen, Löffel oder Münzen. Dank diverser Inschriften ist bekannt, dass der [[Silberschatz von Kaiseraugst]] hochrangigen Gefolgsleuten des Kaisers gehört hat.
** [[Thermopolium]] (Schnellimbiss)

** vor dieser Ladenfront befindet sich eine Säulenhalle als Trottoir.
In der zweiten Hälfte des 4. Jahrhunderts wurde das Castrum wiederhergerichtet und war Teil der Grenzbefestigung am Rhein, die Kaiser [[Valentinian I.|Valentinian]] mit 50 Wachtürmen zwischen dem Bodensee und Basel verstärken liess.
*Privaträume:

** u-förmiges [[Peristyl]] (Säulenhalle; Innenteil bepflanzt)
Vor dem Castrum lassen sich zwei Wehrgräben fassen, welche einander teilweise überschneiden. Der ältere Wehrgraben aus der Zeit der Erbauung des Kastells wurde gegen Ende des 4. Jahrhunderts verfüllt. Dies könnte eine Konsequenz des andernorts um 400/401 bezeugten Abzugs der römischen Truppen im Zuge der Bedrohung Italiens durch die [[Goten]] sein. Hingegen weisen Funde wie Keramik und Militaria auf die Präsenz von römischen Truppen bis in die erste Hälfte des 5. Jahrhunderts hin. Es ist also nicht gesichert, wie lange das Castrum noch vom römischen Militär genutzt wurde.
** Küche mit Herd, Backofen und römischer Toilette

** [[Triclinium]] (Esszimmer) mit gemauerter Liege
=== Veränderungen und Kontinuitäten im Frühmittelalter ===
** Bad mit vier Räumen:
Der Übergang von der spätantiken Militärsiedlung zur früh[[mittelalter]]lichen Zivilsiedlung ist bisher nur lückenhaft bekannt. Die Steinbauten im Innern des Castrums wurden im Laufe des 5. Jahrhunderts teilweise umgenutzt, teilweise zugunsten von Holz- und Lehmfachwerkbauten aufgegeben. Bei der Bevölkerung handelte es sich wohl weitgehend um Nachfahren der Kastellbewohner, ab dem 6. Jahrhundert wird jedoch auch eine [[Franken (Volk)|fränkische]] Bevölkerung fassbar, bei der es sich wohl um die Oberschicht handelte. Mit dem Aufschwung der Stadt Basel im 7. und 8. Jahrhundert verlor die Siedlung ihre Bedeutung als regionales Zentrum und wurde zu einem kleinen Bauern- und Fischerdorf.
***[[Apodyterium]] (Umkleideraum)

***[[Frigidarium]] (Kaltwasserraum)
== Öffentliche Bauwerke ==
***[[Tepidarium]] (Warmwasserraum)
=== Fora ===
***[[Caldarium]] (Heisswasserraum mitsamt [[Hypokaustum]]-Heizung)
[[Datei:Augusta Raurica Das Forum.jpg|mini|Blick von Norden auf den mächtigen Unterbau der Curia und die gut erhaltene Stützmauer der Basilika. Dahinter das Forum mit der nachgebauten Fassade des Forumtempels]]
** Arbeitszimmer

** Schlafzimmer
Das Hauptforum von Augusta Raurica gliedert sich in vier Teile: ein weitläufiger Platz, die ''area publica'', war von [[Taberna|Tabernen]] umgeben, ebenso die westlich daran angrenzende ''area sacra'' mit dem Podiumstempel. Der ''Cardo Maximus'' führte über das Forum und trennte diese beiden Forumsbereiche. Östlich an die ''area publica'' anschliessend befand sich die [[Basilika (Bautyp)|Basilica]], an die wiederum eine ¾-kreisrunde [[Römische Kurie|Curia]] angebaut war. Damit ist das Hauptforum von Augusta Raurica ein typischer Vertreter des Typus «Gallisches Forum» und fügte sich blockartig in das Insulasystem der Oberstadt ein.<ref>Ludwig Berger: ''Führer durch Augusta Raurica.'' 7. Auflage, Schwabe Verlag, Basel 2012, S. 63–78.</ref>

Südwestlich des Szenischen Theaters befand sich ein weiterer forumsartiger Gebäudekomplex, das sogenannte Südforum mit Nebenforum. Beim Südforum handelt es sich um zahlreiche kleine, um einen Hof angeordnete Kammern, das angrenzende Nordforum umfasst einen breiten Gang, an den beidseits ebenfalls kleine Kammern anschliessen. Möglicherweise ist in dem Gebäudekomplex ein Handelszentrum mit Warenverkauf, -lagerung und Administration zu sehen.<ref>Ludwig Berger: ''Führer durch Augusta Raurica.'' 7. Auflage, Schwabe Verlag, Basel 2012, S. 139–142.</ref>

=== Tempel ===
[[Datei:Augusta Raurica Grienmatt Ausschnitt.jpg|alternativtext=|mini|Die Ruine des Tempels in der Grienmatt]]

Vorwiegend im Zentrum und im südwestlichen Teil der Oberstadt befanden sich verschiedene Tempelanlagen. Neben dem Podiumstempel auf dem Hauptforum lehnte sich auch der Podiumstempel gegenüber dem Szenischen Theater, der Schönbühltempel, architektonisch an Vorbilder aus dem südalpinen Raum an. Die Tempelanlagen im Süden der Oberstadt hingegen standen in [[Gallorömische Kultur|gallo-römischer]] Tradition, es handelte sich dabei um einen oder mehrere kleine Viereckstempel umfassende, durch eine Mauer abgegrenzte Tempelbezirke. In der durch die Ergolz gebildeten Ebene westlich der Stadt befand sich zudem eine grosse, in ihrer Ausgestaltung bisher einzigartige Anlage, das Heiligtum in der heutigen Grienmatt. Inmitten eines 125 × 132&nbsp;m weiten, von einer Portikus umgebenen Hofes erhob sich ein 32&nbsp;m breiter Doppelfassadenbau, dessen architektonische Ausgestaltung bisher weitgehend unbekannt ist. Ein Weihaltar für den Heilgott [[Asklepios|Aesculapius Augustus]] und ein direkt an die umgebende Portikus angebautes [[Heilbad]] sprechen für einen Zusammenhang mit Heilung und Gesundheit, ebenso ein [[Weihinschrift|Weihaltar]], den eine Maria Paterna für die Genesung ihres Sohnes Nobilianus aufstellen liess.

=== Theater ===
[[Datei:Augusta Raurica - Theater2.jpg|mini|Das szenische Theater]]
[[Datei:Augusta Raurica - Theater1.jpg|mini|Blick von der Tribüne]]

Auf dem Stadtgebiet von Augusta Raurica fanden sich zwei Theaterbauten aus der [[Römische Kaiserzeit|Römischen Kaiserzeit]], nämlich ein szenisches Theater im Zentrum der Stadt und ein [[Amphitheater]] in der südlichen Peripherie.

Bei dem Gebäude, das heute als szenisches Theater rekonstruiert ist, handelt es sich genau genommen um drei aufeinander folgende Bauwerke. Der älteste Bau, der etwa um 70/80 n. Chr. erbaut wurde, war ein sogenanntes «Arena-Theater», das an Stelle einer [[Orchestra (Kunst)|Orchestra]] eine kreisrunde Arena aufwies und dadurch anfangs – allerdings nur bis zum Einbau von Sitzreihen ([[Prohedrie]]n) in das runde Bühnenareal kurze Zeit später – sowohl Theater- als auch Arenaspiele zuliess. Durch umfangreiche Umbauarbeiten entstand aus diesem ersten szenischen Theater um 110 n. Chr. ein «Semi-Amphitheater» mit 7500–8500 Sitzplätzen. In dessen Zentrum befand sich eine ovale, vom Zuschauerraum abgegrenzte Arena, in der [[Tierhetzen im Römischen Reich|Tierhatzen]] und vermutlich auch [[Gladiator]]enkämpfe inszeniert wurden. Nachdem um 170 n. Chr. an der Peripherie der Stadt ein Amphitheater errichtet worden war, erfolgte wiederum ein umfassender Umbau der Anlage. Beim dritten Bauwerk handelte es sich nun um ein klassisches szenisches Theater vom gallo-römischen Typus, das in den Jahren um 180/190 n. Chr. fertiggestellt wurde und 10'000–12'000 Zuschauer gefasst haben dürfte. Mit dem Ende der Stadt Augusta Raurica ab Mitte des 3. Jahrhunderts geriet das Theater ausser Nutzung und diente ab dieser Zeit wiederholt zur Gewinnung von Baumaterial. Bereits ab der frühen Neuzeit fanden Ausgrabungen im Theater statt, die im 20. und 21. Jahrhundert auch mit Restaurierungsarbeiten einhergingen, sodass heute dort Konzerte und Aufführungen möglich sind. Alle drei aufeinander folgenden Theaterbauten waren – wie dies für Augusta Raurica typisch ist – überwiegend aus [[Kalkstein]]mauern errichtet. An statisch besonders belasteten Stellen wurde der lokal abgebaute rote [[Buntsandstein]] eingesetzt, mit dem auch Zierelemente und Sitzstufen gestaltet wurden. Bereits der älteste Theaterbau war gleichzeitig mit dem auf einer Achse direkt gegenüberliegenden monumentalen Podiumstempel auf Schönbühl errichtet worden. Trotz der massiven Umbauten und Umnutzungen des Theaters wurde dieser Bezug immer gewahrt, weshalb von einem Einbezug des Theaterbetriebs in das Kultgeschehen auszugehen ist.<ref>Thomas Hufschmid: ''Die Theaterbauten von Augst Neun-Türme.'' In: Ludwig Berger: ''Führer durch Augusta Raurica.'' 7. Auflage, Schwabe Verlag, Basel 2012, S. 79–117, besonders S. 81–85 (zur Forschungsgeschichte), S. 105–115 (zur Rekonstruktion und Nutzung) und S. 115–117 (zur Datierung der Bauphasen).</ref>

Für den Bau des bereits angesprochenen Amphitheaters am Stadtrand wurde eine natürliche Senke erweitert und ausgebaut, sodass man vom oberen Ende der Sitzstufen ebenerdig nach draussen gelangen konnte. Die 50 × 34&nbsp;m grosse elliptische Arena war von einer etwa 4&nbsp;m hohen Mauer umgeben. Zwei darin eingelassene ''carceres'' an den Längsseiten sowie zwei mit mehreren Durchgängen ausgestattete Toranlagen an den Schmalseiten ermöglichten das Betreten und Verlassen der Arena aus verschiedenen Richtungen.

Im Jahr 2021 wurde am Rheinufer ein weiteres Amphitheater aus späterer Zeit mit Ausmaßen von 50 × 40 Metern entdeckt. Diese Anlage wurde im 4. Jahrhundert direkt westlich des damaligen Siedlungskerns, des ''Castrum Rauracense'' errichtet und ist damit das jüngste bekannte Amphitheater des Römischen Reiches.<ref>Jakob Baerlocher: ''Das neuentdeckte Amphitheater von Kaiseraugst.'' In: ''Augusta Raurica. Das Magazin zur Römerstadt.'' Ausgabe 2022/1, S. 12–15 ([https://www.augustaraurica.ch/assets/content/files/publikationen/Magazin-AR/Augusta_Raurica_2022_1.pdf PDF]).</ref>

=== Thermen ===
[[Datei:1974 12 Rheinthermen Uebersicht G1974012 01300.jpg|alternativtext=|mini|Die Rheinthermen nach den Ausgrabungen im Jahr 1975]]

Bisher sind aus Augusta Raurica zwei öffentliche Thermenanlagen sowie ein Heilbad bekannt. Die Frauenthermen lagen im Zentrum der Stadt direkt neben dem szenischen Theater. Sie umfassten eine ganze Insula und waren zur Strasse hin mit Tabernen versehen. Neben der Abfolge aus kalten, lauwarmen und heissen Räumen und Bädern umfasste die Anlage einen von einer [[Portikus]] umgebenen Aussenbereich mit einem [[Natatio|Schwimmbecken]] und einem Platz für körperliche Übungen. Das Schwimmbecken musste bei einem Umbau einer gedeckten Halle weichen, die wohl ebenfalls der körperlichen Ertüchtigung diente.

Die zweite Thermenanlage, die Zentralthermen, lag inmitten der Wohn- und Handwerksquartiere der Oberstadt am ''cardo maximus''. Sie war grösser als eine Insula und ragte in die nördlich und südlich angrenzenden Insulae hinein. Über die Anlage ist ansonsten wenig bekannt, da sie bisher nur in kleinen [[Grabungsschnitt|Schnitten]] ausgegraben wurde.

Das Heilbad in der Grienmatt liegt ausserhalb der Stadt und grenzt direkt an eine Tempelanlage an. Die Interpretation als Heilbad gründet auf entsprechenden Weihinschriften und zahlreichen kleinen Becken, die andernorts als Heilbäder ausgewiesen werden konnten.

Im Violenried westlich des Kastelenhügels wurden zwischen 1996 und 1998 eine weitere Badeanlage sowie ein Brunnenhaus freigelegt. Aufgrund des Fundmaterials wird die Anlage in die erste Hälfte des 2. Jahrhunderts v. Chr. datiert. Ob es sich dabei um eine kleine öffentliche Therme oder ein grosses Privatbad handelt, ist noch nicht abschliessend geklärt.

Eine weitere Thermenanlage – die sogenannten Rheinthermen – wurde erst nach der Auflassung von Augusta Raurica errichtet und war Teil des ''Castrum Rauracense.''

=== Stadtmauer und Tore ===
[[Datei:Augusta Raurica, Switzerland (9226366912).jpg|mini|Einziger offen sichtbarer Abschnitt des westlichen Teilstücks der Stadtmauer, mit dem Säulen-Logo markiert]]

Die Ost-West-verlaufende Überlandstrasse, die Augusta Raurica im Süden der Oberstadt querte, führte östlich und westlich der Stadt durch mit Türmen versehene Tore. Von diesen Stadttoren ging eine knapp 2&nbsp;m dicke Stadtmauer ab, die jedoch die Stadt nicht vollständig umgab, sondern nach maximal 370&nbsp;m – südlich des Osttores jedoch schon nach 110&nbsp;m – endete. Es ist unklar, ob das Bauprojekt eingestellt wurde, weil es zu teuer wurde, oder ob die Mauer von Anfang an nur als Fassade geplant war. Beim Osttor ist jedoch erkennbar, dass die Tortürme ursprünglich grösser geplant und dann redimensioniert worden waren.

== Militär ==
=== Militärlager des 1. Jahrhunderts ===
[[Datei:Augusta Raurica, Switzerland (9224006329).jpg|mini|Bronzene Schnalle eines Soldatengürtels aus dem Militärlager des 1. Jahrhunderts; dargestellt sind die [[Kapitolinische Wölfin]] mit [[Romulus und Remus]] sowie ein Eber und ein Bär]]

Wohl im 2. Jahrzehnt n. Chr., nur wenige Jahre nach der Gründung des Legionslagers im knapp 40&nbsp;km entfernten Vindonissa, wurde in der Ebene am Rhein, der späteren West-Unterstadt, ein Militärlager errichtet. Ein bis zu 3,2&nbsp;m breiter und 0,9&nbsp;m tiefer [[Wehrgraben (Befestigung)|Wehrgraben]] umgab eine etwa 140 × 90&nbsp;m grosse Fläche. Über die Innenbebauung aus Holz ist bisher kaum etwas bekannt. Das Militärlager diente wohl der Sicherung der Rheingrenze. Es wurde jedoch bereits um die Mitte des 1. Jahrhunderts – lange vor der Verschiebung der Grenze nach Norden – wieder aufgegeben, möglicherweise in jenem Zeitraum, als das Legionslager in Vindonissa vergrössert und in Stein ausgebaut wurde. Über die militärischen Einheiten, die hier stationiert waren, ist bisher kaum etwas bekannt, lediglich eine Inschrift gibt einen Hinweis darauf, dass es sich teilweise um Reiterregimente gehandelt haben könnte (genannt werden die [[Ala Moesica]] und die [[Ala I Hispanorum|Ala Hispana]]<ref>{{AE|1969/70|421}}</ref>). Nach der Aufgabe des Militärlagers in der Rheinebene Mitte des 1. Jahrhunderts war Augusta Raurica während etwa 200 Jahren eine Zivilstadt ohne militärische Einrichtungen. Es gibt jedoch Hinweise darauf, dass militärische Einheiten an den grossen Bauprojekten der 2. Hälfte des 1. Jahrhunderts beteiligt waren.

=== Militärpräsenz im 2. und 3. Jahrhundert ===
Während im 2. Jahrhundert kaum Militärpräsenz nachzuweisen ist, bezeugen Waffen- und Rüstungsteile sowie Skelette mit Hieb- und Stichverletzungen die Anwesenheit von bewaffneten Truppen vor allem im fortgeschrittenen 3. Jahrhundert. Sie standen in Zusammenhang mit der Krise des 3. Jahrhunderts. Naheliegend ist auch eine gewisse militärische Besatzung der ''enceinte réduite'' des späten 3. Jahrhunderts.

=== Castrum des 4. Jahrhunderts ===
Das Castrum Rauracense wurde nach der weitgehenden Zerstörung der Zivilsiedlung von Augusta Raurica errichtet. Die zivile Bevölkerung und die Militärangehörigen lebten gemeinsam hinter den mächtigen Mauern, die zwischen 8 und 10 Meter hoch waren und mehrere Befestigungstürme aufwiesen. Zahlreiche [[Brandschicht]]en bezeugen, dass die Festung um 351/352 von germanischen Stämmen angegriffen wurde. Verschiedene Hinweise deuten aber darauf hin, dass das Kastell danach wieder aufgebaut wurde. Der ältere Wehrgraben, der zusammen mit dem Kastell angelegt wurde, wurde frühestens gegen Ende des 4. Jahrhunderts aufgefüllt. Aus dem 4. Jahrhundert stammen auch die Reste eines weiteren Amphitheaters. Es handelt sich um den bisher jüngsten Bau solch eines Theaters überhaupt.<ref>[https://www.livescience.com/roman-amphitheater-discovered-switzerland Last Roman gladiator arena ever built unearthed in Switzerland, auf LIVE SCIENCE]</ref> Funde wie Keramik und Militaria bezeugen eine Präsenz von römischen Truppen bis in die erste Hälfte des 5. Jahrhunderts.

Der jüngere Wehrgraben wurde irgendwann nach dem 5. Jahrhundert ausgehoben, wobei noch nicht abschliessend geklärt ist, von wem. Die Tatsache, dass ein zweiter Graben angelegt wurde, sowie die kontinuierliche Belegung des Nordwestgräberfelds bis ins 7. Jahrhundert legen jedoch nahe, dass das Kastell bis in diese Zeit eine Zentrumsfunktion innehatte.

== Wohn- und Handwerksquartiere ==
=== Insulabebauung in der Oberstadt ===
Durch [[Prospektion (Archäologie)|Prospektion]] (Georadar, Geophysik, Luftbildprospektion) sind grosse Teile der Stadt in ihrem Grundriss bekannt. Neben den monumentalen öffentlichen Bauwerken sind auch zahlreiche Wohn- und Gewerbebauten ausgegraben und untersucht worden.

Die Insulae in der ersten Hälfte des 1. Jahrhunderts waren noch locker mit Gebäuden aus Holz mit dazwischen liegenden Freiflächen bebaut. In der Folge wurden die Insulae immer mehr mit Steinbauten verdichtet, sodass geschlossene Wohnblöcke entstanden. Dabei waren auch sehr reich ausgestattete Häuser wie jene der Insula 30 mit Handwerksbetrieben kombiniert. Häufig wurden dabei die zur Strasse hin liegenden Räumlichkeiten gewerblich genutzt, während die im Innern der Insula gelegenen Bereiche sowie das Obergeschoss eher dem Wohnen dienten. In hallenartigen Gewerberäumen konnten verschiedene Gewerbe nachgewiesen werden, zum Beispiel Fleischverarbeitung, Textilhandwerk, Metallverarbeitung, Horn- und Beinschnitzereien sowie Möbelschreiner.

Eine klare Trennung zwischen privater und gewerblicher Nutzung ist aus archäologischer Sicht nicht immer möglich, da es sich häufig um Mehrzweckräume gehandelt haben wird.

In der reich ausgestatteten ''[[Römisches Haus|domus]]'' in Insula 30 konnten um einen Innenhof gruppierte Speisezimmer, Wohnräume, Privatbäder und eine Küche freigelegt werden.

=== Streifenhausquartiere in der Unterstadt ===
Die Wohn- und Gewerbebauten der Unterstadt unterscheiden sich stark von jenen der Oberstadt. Die Bauparzellen waren hier nicht an allen vier Seiten von Strassen umgebene Rechtecke, sondern nur mit der Schmalseite an eine Strasse grenzende [[Streifenhaus (römisch)|Streifen]]. Damit entsprach die Bebauung jener einer Kleinstadt ([[vicus]]). Meist war nur der strassenseitige Teil der Parzelle bebaut, sodass der Strasse entlang eine geschlossene Häuserfront entstand, während sich dahinter Freiflächen für Gärten, Schuppen, Werkstätten, Stallungen, Brunnen und Latrinen befanden. Die Gebäude waren Mehrzweckbauten, in denen Handwerk betrieben und gewohnt wurde.

=== Gewerbehaus Schmidmatt ===
Aufgrund einer Hanglage haben sich zwei an der Ost-West verlaufenden Fernstrasse zwischen Ober- und Unterstadt gelegene Gewerbehäuser besonders gut erhalten. Die Gebäude waren aneinander gebaut und mindestens zweistöckig, wobei das obere Stockwerk von der Strasse her ebenerdig zugänglich war, während das untere, in den Hang gebaute Geschoss über eine Rampe zugänglich war. Das Untergeschoss des westlichen Gebäudes beherbergte neben beheizbaren Wohnräumen eine grosse Küche sowie einen grossen Lagerraum für Esswaren und Geschirr, was nahelegt, dass sich darüber eine direkt von der Strasse her zugängliche Gaststube befand.

Im Untergeschoss des östlichen Gebäudes konnte eine grosse Gewerbehalle freigelegt werden, die mit einem gemauerten Becken und Holzfässern ausgestattet war. Denkbar ist hier ein Textil oder Nahrungsmittel verarbeitendes Gewerbe. Funde aus dem Obergeschoss weisen darauf hin, dass jedoch auch hier auf der Strassenebene Gäste bewirtet wurden.

=== Töpfereien ===
Ein wichtiges Gewerbe in Augusta Raurica war die [[Töpferei|Keramikproduktion]]. Der grösste Teil der Gefässe, die zur Aufbewahrung, Zubereitung und Auftragung von Nahrungsmitteln dienten, wurden aus Ton gefertigt. Die Töpfereien der Oberstadt lagen fast ausschliesslich am Siedlungsrand, ein ganzes Töpferquartier befand sich entlang der südöstlichen Fernstrasse und in unmittelbarer Nähe der Tonabbaustätten östlich der Stadtmauer. In der Unterstadt waren die Töpfereien stärker zerstreut in die Wohn- und Gewerbequartiere integriert. Die Töpfereien waren als Familienbetriebe und kleine Manufakturen organisiert und produzierten in vergleichsweise kleinen Chargen, ihr Absatzmarkt war die Koloniestadt selbst sowie die nähere Umgebung.

=== Glasmanufakturen ===
In kleinerem Umfang als Keramik wurden in Augusta Raurica auch Glasgefässe und -gegenstände hergestellt. Die bisher bekannten Glas-Werkstätten befanden sich in der Unterstadt in der Nähe des Rheins, hier konnte das in grossen Mengen benötigte Brennholz auf dem Wasserweg angeliefert werden. In den Werkstätten gab es drei Ofentypen: [[Glasschmelzwanne|Wannenöfen]] zum Einschmelzen von grösseren Mengen Altglas, [[Hafenofen|Hafenöfen]] für die eigentliche Gefässherstellung und [[Kühlofen|Kühlöfen]] für die langsame Auskühlung derselben. Hergestellt wurden wohl vorwiegend sogenannte Vierkantkrüge.

=== Ziegelei ===
Während des etwa 300-jährigen Bestehens von Augusta Raurica wurden riesige Mengen an Baukeramik – vorwiegend [[Dachziegel|Ziegel]] – in der Stadt verbaut. Es liegt nahe, dass diese wichtigen Bauelemente in der Nähe der Stadt hergestellt wurden, bisher wurde jedoch keine Ziegelei aus dieser Zeit gefunden.

Aus dem 4. Jahrhundert (der Zeit des ''Castrum Rauracense'') sind jedoch sechs grosse Ziegelöfen bekannt, die sich östlich der damals weitgehend aufgelassenen Oberstadt befanden. In der Forschung ist umstritten, ob es sich dabei, wie häufig angenommen, um die zentrale Legionsziegelei der im ''Castrum Rauracense'' stationierten ''[[Legio I Martia]]'' handelte. Zahlreiche Ziegel mit dem Stempel dieser Legion wurden im Bereich von Augusta Raurica wie auch in der weiteren Umgebung gefunden, allerdings ist ihre Zugehörigkeit zu den sechs Öfen vor der östlichen Stadtmauer nicht gesichert.<ref>Siehe etwa [[Rudolf Fellmann]]: ''Spätrömische Festungen und Posten im Bereich der Legio I Martia.'' In: Clive Bridger, [[Karl-Josef Gilles]] (Hrsg.): ''Spätrömische Befestigungsanlagen in den Rhein- und Donauprovinzen.'' Beiträge der Arbeitsgemeinschaft ‚Römische Archäologie‘ bei der Tagung des West- und Süddeutschen Verbandes der Altertumsforschung in Kempten 08.06.–09.06.1995 (= ''BAR International Series.'' Band 704). Archaeopress, Oxford 1998, S. 95–103, hier S. 98, der die Identifikation als Legionsziegelei anzweifelt.</ref>

== Gräberfelder ==
[[Datei:ETH-BIB-Augst, Augusta Raurica, Ausgrabungen-LBS H1-026309.tif|mini|Luftbild (1966) der Ausgrabungen vor dem Osttor, im Zentrum das monumentale Rundgrab]]

An bisher drei der vier Fernstrassen der Stadt wurden grosse Gräberfelder gefunden, sie erstreckten sich teils über 1000&nbsp;m entlang der Strassen. Weitere kleinere Grabgruppen wurden rings um und selten innerhalb der Stadt freigelegt. Es handelt sich dabei sehr häufig um [[Brandgrab|Brandgräber]], erst in der Spätantike – zur Zeit des ''Castrum Rauracense'' – wurden [[Körpergrab|Körpergräber]] die Regel.

Herausragend unter den Gräbern ist eine Bestattung in einem monumentalen Rundbau direkt am Stadtrand an der südöstlichen Fernstrasse. Der gemauerte Rundbau mass knapp 15&nbsp;m im Durchmesser und wurde oben durch einen [[Hügelgrab|Erdtumulus]] abgeschlossen. Hier wurde in der zweiten Hälfte des 1. Jahrhunderts zweifellos eine wichtige Persönlichkeit von Augusta Raurica bestattet; da sich keine Inschrift erhalten hat, muss ihre Identität jedoch unbekannt bleiben.

Von den in römischer Zeit oberirdisch sichtbaren Grabkennzeichnungen sind nur wenige erhalten. Bei einigen Gräbern konnten Grabummauerungen oder Grabgärten festgestellt werden, zudem sind uns dank Grabsteinen mit Inschrift einige Einwohner von Augusta Raurica namentlich bekannt.

== Forschung und Vermittlung ==
=== Forschungsgeschichte ===
[[Datei:Fig 5 Plan by Basilius Amerbach from 1590 (2).jpg|mini|alternativtext=|Ältester bekannter Grundrissplan des Theaters Augst von [[Basilius Amerbach]] und [[Hans Bock dem Älteren]] aus dem Jahr 1590]]

Bereits Ende des 16. Jahrhunderts setzte sich der Basler Sammler [[Basilius Amerbach]] erstmals unter wissenschaftlichen Aspekten und mit Methoden der Archäologie mit den Ruinen von Augst und Kaiseraugst auseinander. Er wohnte Grabungen im szenischen Theater bei und dokumentierte diese so genau wie möglich. Er erkannte dabei, dass es sich bei dem Gebäude, das man bis anhin für ein Schloss hielt, um ein römisches Theater handelt.<ref>Thomas Hufschmid, Barbara Pfäffli (Hrsg.): ''Wiederentdeckt! Basilius Amerbach erforscht das Theater von Augusta Raurica'' (= ''Publikationen der Universitätsbibliothek Basel.'' Band 42). Schwabe Verlag, Basel 2015, ISBN 978-3-7965-3506-2.</ref> Bereits um 1528 hatte der Basler Humanist [[Beatus Rhenanus]] den Zusammenhang zwischen Inschriften, die eine Colonia Raurica nannten, und den Ruinen bei Augst hergestellt.

In den folgenden Jahrhunderten wurden die Monumente von Augusta Raurica hauptsächlich als Steinbruch für das nahe gelegene Basel genutzt. Es gab immer wieder historisches Interesse an der römischen Stadt. Schatzsucher, Steinräuber und der in der Romantik aufkommende Handel mit römischen Architekturelementen taten jedoch das Ihrige dazu, die Monumente stark zu beschädigen oder ganz verschwinden zu lassen.

=== Ausgrabungen und moderne Forschung ===
In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts änderte sich die Situation dank der [[Historische und Antiquarische Gesellschaft zu Basel|Historischen und Antiquarischen Gesellschaft zu Basel]], die mit finanzieller Unterstützung des Privatmanns [[Johann Jakob Merian]] das Szenische Theater kaufte und in der Folge mit der wissenschaftlichen Erforschung von Augusta Raurica begann. Ab den 1930er-Jahren war mit der Stiftung Pro Augusta Raurica eine eigenständige Organisation für Ausgrabung und Erforschung der Stadt zuständig. Unter der Leitung von [[Rudolf Laur-Belart]] erfolgte der Bau des Römerhauses.

Durch die intensive Grabungstätigkeit vor allem im 20. Jahrhundert sind heute bereits vergleichsweise grosse Teile der römischen Stadt ausgegraben, trotzdem kommen auch heute noch bei jedem Bodeneingriff auf dem Stadtgebiet neue Funde und Befunde zu Tage. Zwei Grabungsequipen&nbsp;– eine in Augst (BL) und eine der Kantonsarchäologie Aargau angegliederte Equipe in Kaiseraugst (AG)&nbsp;– sind deshalb ganzjährig auf Notgrabungen beschäftigt. Sie sind Teil des staatlichen Archäologiebetriebes Augusta Raurica, der auch zuständig ist für die Sammlung und Verwaltung der Funde, die Archivierung der Dokumentation sowie die Erforschung, Vermittlung und Pflege der römischen Hinterlassenschaften. Die entsprechenden Rahmenbedingungen sind im Römervertrag<ref>[https://www.gesetzessammlung.bs.ch/app/de/texts_of_law/497.800/versions/3700 SG 497.800 – Vertrag über die Römerstadt Augusta Raurica (Römervertrag)] in der Online-Gesetzessammlung des Kantons Basel-Stadt, abgerufen am 6. Oktober 2022.</ref> sowie im Archäologiegesetz des Kantons Basellandschaft<ref>{{Internetquelle |url=https://bl.clex.ch/app/de/texts_of_law/793/versions/1767 |titel=Archäologiegesetz des Kantons Basel-Landschaft |abruf=2020-01-14}}</ref> und dem Kulturgesetz des Kantons Aargau<ref>{{Internetquelle |url=https://gesetzessammlungen.ag.ch/frontend/versions/1751 |titel=Kulturgesetz des Kantons Aargau |abruf=2020-02-04 |sprache=de}}</ref> festgehalten.

=== Augusta Raurica für Besucher ===
Heute ist Augusta Raurica ein frei zugänglicher archäologischer Park und ein Kulturdenkmal von nationaler Bedeutung. Seit der Errichtung des [[Römermuseum Augst|Museums Augusta Raurica]] und dem zugehörigen Römerhaus in den 1950er-Jahren sind zahlreiche Bauwerke der römischen Zeit für Besucher zugänglich gemacht worden. Das Museum zeigt in zwei Ausstellungsräumen den Silberschatz von Kaiseraugst sowie wechselnde Ausstellungen zur römischen Stadt. Das Römerhaus ist eine Rekonstruktion eines römischen Hauses mit südalpinem Vorbild und gibt einen Einblick in römische Alltagswelten wie Wohnen, Nahrungszubereitung und Handwerk. Im Museum und im Freilichtgelände finden Führungen und Workshops zu vielfältigen Themen statt.<ref>{{Internetquelle |url=https://www.augustaraurica.ch/ |titel=Website von Augusta Raurica |abruf=2020-01-13}}</ref> An einem Wochenende im Monat August findet jeweils das [[Römerfest Augusta Raurica]] statt, das grösste Volksfest seiner Art in der Schweiz.
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Augusta Raurica Schriftzug vor dem Museum.jpg|Augusta Raurica ist heute ein Ausflugsziel, das jährlich von über 150'000 Gästen besucht wird
Kaiseraugst AG 2012-09-09 Mattes Batch (11).jpg|Geschichtslehrpfad über die Entwicklung von Augusta Raurica im Rahmen der römischen Geschichte
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=== Sammlungszentrum Augusta Raurica ===
{{Hauptartikel|Sammlungszentrum Augusta Raurica}}

== Literatur ==
'''Zeitschriften und Publikationsreihen der Römerstadt Augusta Raurica'''
* ''Jahresberichte aus Augst und Kaiseraugst.'' Bisher 40 Bände, August 1980ff. (jährlich erscheinende Fachzeitschrift mit Schwerpunkt auf neuen Forschungsergebnissen aus Augusta Raurica; [https://www.e-periodica.ch/digbib/volumes?UID=jak-001 Online-Versionen aller Bände]).
* ''Jahresbericht Römerhaus und Museum Augst.'' Römermuseum, Augst 1962–1972, {{ISSN|0259-8817}} (Vorgängerzeitschrift der „Jahresberichte aus Augst und Kaiseraugst“).
* ''Forschungen in Augst.'' Bisher 52 Bände, Römerstadt Augusta Raurica, Augst 1975ff. (Monographienreihe mit wissenschaftlichen Studien zu den Befunden und Funden aus Augusta Raurica sowie verwandten Themen; [https://www.augustaraurica.ch/archaeologie/forschungen-in-augst Online-Versionen aller Bände mit Ausnahme des jüngsten]).
* ''Ausgrabungen in Augst.'' 4 Bände, Stiftung Pro Augusta Raurica, Basel 1948–1974 (Monographienreihe zu den Grabungsergebnissen aus Augusta Raurica, seit 1975 von den „Forschungen in Augst“ abgelöst).
* ''Augster Museumshefte.'' Bisher 36 Bände Römermuseum, Augst 1.1976ff. (unregelmässig erscheinende laienfreundliche Hefte zu einzelnen Themen der provinzialrömischen Archäologie; [https://www.augustaraurica.ch/archaeologie/augster-museumshefte Online-Versionen aller Bände]).

'''Weitere Literatur'''
* Esaù Dozio (Hrsg.): ''Gladiator. Die wahre Geschichte.'' Katalog zur gleichnamigen Ausstellung im Antikenmuseum Basel und Sammlung Ludwig, 22. September 2019 – 22. März 2020. Basel 2019, ISBN 978-3-905057-39-3.
* [[Ludwig Berger (Archäologe)|Ludwig Berger]]: ''Führer durch Augusta Raurica.'' 7. Auflage des von Rudolf Laur-Belart begründeten «Führers durch Augusta Raurica». Schwabe, Basel 2012 ([https://www.augustaraurica.ch/archaeologie/fuehrer-durch-augusta-raurica online]).
* Barbara Pfäffli: ''Kurzführer Augusta Raurica.'' Augusta Raurica, Augst 2010, ISBN 978-3-7151-4006-3.
* Marion Benz: ''Augusta Raurica. Eine Entdeckungsreise durch die Zeit.'' In: ''[[AS (Zeitschrift)|Archäologie der Schweiz]].'' Band 26, 2003, S. 2–84. {{ISSN|0255-9005}}
* Teodora Tomasevic: ''Augusta Raurica. Probleme, Anregungen und Neufunde.'' Bregenz 2003, ISBN 3-901802-13-4.
* Max Martin: ''Das spätrömisch-frühmittelalterliche Gräberfeld von Kaiseraugst, Kt. Aargau. Teil B: Kataloge und Tafeln.'' Derendingen 1976 (''Basler Beiträge zur Ur- und Frühgeschichte,'' Bd. 5 B); ''Teil A: Text'', Derendingen/Solothurn 1991 (''Basler Beiträge zur Ur- und Frühgeschichte,'' Bd. 5 A).
* Karin Kob (Hrsg.): ''Out of Rome. Augusta Raurica – Aquincum. Das Leben in zwei römischen Provinzstädten.'' Begleitbuch zur gemeinsamen Ausstellung des Aquincum Museums Budapest im Historischen Museum der Stadt Budapest, 25.3.–22.6.1997, und der Römerstadt Augusta Raurica, 28.3.-30.8.1998. Schwabe, Basel 1997
* [[René Salathé]]: ''Zwischen Zerstörung und Erhaltung der römischen Ruinen zu Augst.'' In: ''[[Baselbieter Heimatblätter]].'' Organ der Gesellschaft für Baselbieter Heimatforschung. Bd. 61, 1996, Heft 2, S. 67–77 ([https://www.e-periodica.ch/digbib/view?pid=bbh-001%3A1996%3A61%3A%3A4#95 Digitalisat]).
* [[Karl Stehlin]]: ''Bibliographie von Augusta Raurica und Basilia.'' In: ''[[Basler Zeitschrift für Geschichte und Altertumskunde]]'' 10 (1911), S. 38–180 ([[doi:10.5169/seals-112279]]).

== Weblinks ==
{{Commonscat|Augusta Raurica}}
{{Wikivoyage}}
* [https://www.augustaraurica.ch/ Römerstadt Augusta Raurica]
* {{HLS|12280|Augusta Raurica|Autor=Alex R. Furger}}
* {{ethorama|KTZ3aWXeFwkiicdI6fwX}}
* [https://www.youtube.com/channel/UC3PXvMzvLNs4OwtBJKcJGQg Augusta Raurica Videos]
* [https://www.augustaraurica.ch/fileadmin/user_upload/6_Kontakt/2_Uber_uns/Roemervertrag_Augusta_Raurica.pdf Der Römervertrag von Augusta Raurica]
* [https://bl.clex.ch/app/de/texts_of_law/793/versions/1767 Das Archäologiegesetz des Kantons Basel-Landschaft]

== Einzelnachweise ==
<references />

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[[Kategorie:Ort im Kanton Aargau]]
[[Kategorie:Ort im Kanton Basel-Landschaft]]
[[Kategorie:Archäologischer Fundplatz in der Schweiz]]
[[Kategorie:Archäologischer Fundplatz in Europa]]
[[Kategorie:Römische Stadt in Gallien]]
[[Kategorie:Römische Stadt in Germanien]]
[[Kategorie:Geographie (Kanton Aargau)]]
[[Kategorie:Geographie (Kanton Basel-Landschaft)]]
[[Kategorie:Geschichte (Kanton Aargau)]]
[[Kategorie:Geschichte (Kanton Basel-Landschaft)]]
[[Kategorie:Kulturgut von nationaler Bedeutung im Kanton Basel-Landschaft]]
[[Kategorie:Kulturgut von nationaler Bedeutung im Kanton Aargau]]
[[Kategorie:Augst]]
[[Kategorie:Kaiseraugst]]
[[Kategorie:Germania superior]]
[[Kategorie:Römische Kolonie]]
[[Kategorie:Augustus als Namensgeber]]
[[Kategorie:Legionslager]]

Aktuelle Version vom 9. März 2025, 17:26 Uhr

Rekonstruktionsvorschlag von Augusta Raurica zur Blütezeit 240 n. Chr.

Die römische Kolonie Augusta Raurica (lateinisch Colonia Augusta Rauricorum ‚Stadt des Augustus im Land der Rauriker) liegt rund zehn Kilometer östlich von Basel in der Schweiz am Südufer des Rheins. Offiziell wurde sie im Jahr 44 v. Chr. gegründet und entwickelte sich zur grössten Stadt der Region. Um 200 n. Chr. lebten hier etwa 10'000 Menschen. Die Zivilsiedlung hatte Bestand bis etwa 280 n. Chr. Nachdem die Siedlung kurzzeitig auf eine stark verkleinerte Wohnfläche (enceinte réduite) reduziert worden war, entstand im nördlichen Stadtgebiet am Rhein um 300 das Castrum Rauracense, das während etwa 100 Jahren römische Truppen beherbergte. Im 7. Jahrhundert verlor die Stadt ihre Bedeutung an das neue regionale Zentrum Basel. Heute erstreckt sich das antike Siedlungsgebiet über die Gemeinden Augst (BL) und Kaiseraugst (AG). Die römische Stadt ist kaum überbaut worden und wird erst nach und nach durch kleinere Not- und Forschungsgrabungen erforscht.

Lage und Topografie

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Die Lage der antiken Stadt Augusta Raurica in der heutigen Nordwestschweiz bei Basel

Augusta Raurica liegt auf einer Terrasse zwischen Rhein und Tafeljura im Nordwesten der heutigen Schweiz. Die Colonia wurde als Planstadt auf der grünen Wiese gegründet, musste also keine Rücksicht auf bereits bestehende Siedlungsstrukturen nehmen. Die Bauherren konnten dadurch die für ihre Zwecke ideale Lage und Topografie auswählen. Der Rhein verband die Stadt auf dem Wasserweg mit grossen Teilen der nordwestlichen Provinzen. Zudem kreuzten sich bei Augusta Raurica die von Oberitalien über den Grossen St. Bernhard via Aventicum kommende Nord-Süd-Strasse, die hier den Rhein überquert, und die von Gallien nach Raetien und Pannonien führende West-Ost-Strasse. Zwei Bäche, die Ergolz und der Violenbach, hatten an dieser Stelle ein Plateau mit steil abfallenden Hängen geformt, das der Stadt einen natürlichen Schutz und eine weite Sicht über die Rheinebene gewährte. Sie sorgten – ergänzt durch Aquädukte, vor allem die Wasserleitung aus Liestal – zudem für eine gute Wasserversorgung. Die fruchtbare, klimatisch begünstigte Rheinebene ermöglichte die Versorgung der Stadt mit landwirtschaftlichen Produkten.

Die Colonia wurde auf einem Geländesporn angelegt (sogenannte Oberstadt). Der cardo maximus ist nicht nach Norden ausgerichtet, sondern weicht aufgrund der Topografie um 36 Grad nach Westen ab. Er kreuzt sich auf dem Forum mit dem decumanus maximus. Das regelmässige Insula-Raster, das über das ganze Oberstadt-Plateau gelegt wurde, bildet Rechtecke von etwa 56 × 66 m. Ein Teil der Siedlung wurde zudem in der Ebene am Rhein angelegt (sogenannte Unterstadt), hier wurde das Insula-Raster jedoch nicht aufgenommen.

Name der Kolonie

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Die Grabinschrift auf dem Grabmonument des Lucius Munatius Plancus auf dem Monte Orlando bei Gaeta. In den letzten zwei Zeilen werden die Colonias Lugudunum (Lyon) und Rauricam genannt

In der ersten heute bekannten Nennung, der Grabinschrift des Lucius Munatius Plancus, wird die Colonia schlicht Colonia Raurica genannt. Bei der augusteischen Neugründung erfolgte dann eine Erweiterung des Namens zu Colonia Paterna (?) Munatia (?) Felix (? oder Copia?) Apollinaris Augusta Emerita Raurica. Das nachgewiesene Emerita deutet darauf hin, dass die Stadt als Veteranenkolonie gegründet wurde und wohl ursprünglich einen militärischen Charakter haben sollte. Der erste gesicherte Beleg für den Namensbestandteil Augusta stammt aus dem Jahre 139 n. Chr., eine solche Benennung bereits ab augusteischer Zeit ist jedoch sehr wahrscheinlich. Raurica geht auf den in der Region ansässigen keltischen Stamm der Rauriker zurück.[1] Neben Raurica findet sich häufig auch alternativ die Genitivform Rauricorum oder Rauracorum in den antiken Zeugnissen.[2]

Im Bereich der späteren Colonia Augusta Raurica wurde bereits im Neolithikum und in der Bronzezeit gesiedelt.[3] Funde aus der spätkeltischen Zeit (Latène D1) zeigen, dass bis etwa 70 v. Chr. eine kleine keltische Siedlung bestand, aus den Jahrzehnten vor der Gründung der Colonia fehlen jedoch Hinweise auf eine Besiedlung.[4]

Gemäss der Grabinschrift von Lucius Munatius Plancus in Gaëta wurde die Colonia im Sommer des Jahres 44 v. Chr. formal gegründet. Aus dieser Zeit konnten bislang jedoch keine archäologischen Befunde nachgewiesen werden. Möglich ist, dass die Colonia entweder als Folge der Bürgerkriege nach Caesars Tod über den formalen Gründungsakt nicht hinauskam oder dass die Colonia Raurica ursprünglich nicht bei Augst, sondern in Basel (Basilia) gegründet wurde. Zu einer dauerhaften Koloniegründung kam es erst in Folge der Eroberung der Zentralalpen unter Kaiser Augustus um 15 v. Chr. Die ältesten archäologischen Zeugnisse stammen aus den Jahren 20–10 v. Chr. Das älteste öffentliche Bauwerk ist das Hauptforum, das wohl bereits kurz nach der Gründung aus Holz erbaut wurde.

Auf- und Ausbau im 1. Jahrhundert n. Chr.

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Im Verlauf des 1. Jahrhunderts wurden die Insulae mit Wohn- und Handwerkshäusern überbaut und die Stadt wuchs rasch. Am westlichen Rand der Oberstadt befanden sich ausgedehnte Tempelbezirke mit gallorömischen Viereckstempeln. Gegenüber dem Forum wurde in tiberischer Zeit eine Therme errichtet, die sogenannten Frauenthermen.[5] In der gleichen Zeit entstand in der Ebene am Rhein ein Militärlager aus Holz, das eine Fläche von etwa 90 × 140 m umfasste. Wegen der Lage direkt an der Grenze wurden in der Zivilstadt Truppen stationiert, die zum Heeresverband des 40 km entfernten und militärisch viel bedeutenderen Vindonissa gehörten.[6][7]

Um die Mitte des 1. Jahrhunderts setzte eine rege Bautätigkeit ein und die Gebäude der Colonia wurden innert weniger Jahrzehnte in Stein ausgebaut. Auch grosse Neubauprojekte wurden in Angriff genommen. Im Zentrum der Stadt entstanden in flavischer Zeit ein szenisches Theater und direkt gegenüberliegend ein grosser Podiumstempel (Schönbühltempel).[8][9] Daneben wurde ein zweites, kleineres Forum errichtet (Südforum) und inmitten der Wohnquartiere wurde eine Badeanlage gebaut, die eine ganze Insula umfasste (Zentralthermen). Am westlichen Stadtrand entstand eine grosse Tempelanlage, zu der ein Heilbad gehörte (Tempel und Bad in der Grienmatt).

Bereits um die Mitte des 1. Jahrhunderts wurde das Militärlager in der Unterstadt wieder aufgegeben. Unter Vespasian wurde dann die bisher am Rhein entlangführende Grenze zu Germanien weiter nach Norden verschoben und Augusta Raurica wurde zu einer reinen Zivilstadt. Etwa ab der gleichen Zeit wurde der ehemalige Standort des Militärlagers mit Wohn- und Handwerksbauten aus Holz überbaut. Zudem begann man mit dem Bau einer Stadtmauer, die aber nie fertiggestellt wurde.

Blütezeit im 2. Jahrhundert n. Chr.

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Das 2. Jahrhundert brachte der Stadt Jahrzehnte der politischen Stabilität und wirtschaftlichen Blüte. Die Stadt war weitgehend «fertig» gebaut und es lassen sich vorwiegend Um- und Ausbauten an bestehenden Gebäuden feststellen. Der wohl grösste Umbau fand zu Beginn des Jahrhunderts im Zentrum der Colonia statt, wo das szenische Theater in ein Semi-Amphitheater umgebaut wurde. Ein Brand löste zudem umfangreiche Um- und Neubauarbeiten am Forum aus.

Etwa um 170 n. Chr. wurde am südlichen Rande der Stadt der Bau eines «echten» Amphitheaters in Angriff genommen. Dazu nutzte man einen natürlich entstandenen Geländeeinschnitt, dies ersparte grössere Aushub- und Aufschüttungsarbeiten. Das Semi-Amphitheater im Stadtzentrum wurde daraufhin wiederum in ein szenisches Theater umgebaut.

Auch in den Privathäusern fanden Um- und Ausbauarbeiten statt; vor allem gegen Ende des 2. Jahrhunderts entstanden reich ausgestattete Stadtvillen, die teilweise ganze Insulae einnahmen. In zwei Fällen erhielten die Besitzer sogar die Erlaubnis, ihre Privathäuser über die öffentlichen Strassen hinweg zu erweitern. Die Gebiete der Unterstadt blieben einfachere Wohn- und Handwerksquartiere, die Gebäude wurden nun jedoch auch hier in Stein ausgebaut.

Krise und Befestigung im 3. Jahrhundert

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Das 3. Jahrhundert brachte Augusta Raurica einschneidende Ereignisse und Veränderungen. Das Römische Reich wurde von zahlreichen Kriegen, politischen und wirtschaftlichen Unsicherheiten und Angriffen auf die Grenzen in Atem gehalten. Die Auswirkungen lassen sich in Augusta Raurica bereits in der ersten Hälfte des 3. Jahrhunderts fassen. Einzelne Wohn- und Handwerksgebäude wurden aufgegeben und dem Zerfall überlassen, der Abfall wurde nicht mehr weggeräumt und blieb in den Strassen liegen. Brände häuften sich, wobei in einigen Fällen der Brandschutt an Ort und Stelle liegen blieb und auch wertvolle Gegenstände wie Silberstatuetten und Bronzegefässe nicht daraus geborgen wurden. Mit dem Krieg um das Gallische Sonderreich und der Aufgabe des obergermanisch-rätischen Limes in den 260er-Jahren häuften sich die Phänomene, bis die Stadt um 280 n. Chr. weitgehend aufgelassen und zerstört war. Waffen- und Skelettfunde in den Strassen der Oberstadt deuten darauf hin, dass auch die Colonia von Kämpfen heimgesucht wurde. Die stark reduzierte Bevölkerung zog sich auf einen natürlichen Geländesporn am Rande der Oberstadt zurück, den sie mit Baumaterial aus den öffentlichen und privaten Bauwerken der Stadt befestigte.

Militärpräsenz in der Spätantike

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Die enceinte réduite auf dem Kastelenplateau war nur eine vorübergehende Lösung, denn etwa ab 290 wurde mit dem Bau eines Castrums am Rhein, im Gebiet der Unterstadt, begonnen. Das Römische Reich war unter Kaiser Diocletian wieder so weit gefestigt, dass umfangreiche Investitionen in den Grenzschutz möglich waren. Das Castrum Rauracense (das heutige Kaiseraugst) sicherte den Brückenübergang über den Rhein und beherbergte Truppen der Legio I Martia.

In der Mitte des 4. Jahrhunderts wurde das römische Reich aufgrund der kriegerischen Auseinandersetzungen zwischen den Söhnen Constantins des Grossen und dem Gegenkaiser Magnentius innenpolitisch geschwächt. Germanische Stämme nutzten die Unruhen und fielen vielerorts über die Grenzen ein. Auch das Castrum wurde wohl im Spätsommer des Jahres 352 n. Chr. überrannt und schwer beschädigt. In dieser Zeit wurde auch einer der grössten erhaltenen Silberschätze der Spätantike vergraben: 58 kg reines Silber, verarbeitet zu 270 Objekten wie Platten, Schalen, Löffel oder Münzen. Dank diverser Inschriften ist bekannt, dass der Silberschatz von Kaiseraugst hochrangigen Gefolgsleuten des Kaisers gehört hat.

In der zweiten Hälfte des 4. Jahrhunderts wurde das Castrum wiederhergerichtet und war Teil der Grenzbefestigung am Rhein, die Kaiser Valentinian mit 50 Wachtürmen zwischen dem Bodensee und Basel verstärken liess.

Vor dem Castrum lassen sich zwei Wehrgräben fassen, welche einander teilweise überschneiden. Der ältere Wehrgraben aus der Zeit der Erbauung des Kastells wurde gegen Ende des 4. Jahrhunderts verfüllt. Dies könnte eine Konsequenz des andernorts um 400/401 bezeugten Abzugs der römischen Truppen im Zuge der Bedrohung Italiens durch die Goten sein. Hingegen weisen Funde wie Keramik und Militaria auf die Präsenz von römischen Truppen bis in die erste Hälfte des 5. Jahrhunderts hin. Es ist also nicht gesichert, wie lange das Castrum noch vom römischen Militär genutzt wurde.

Veränderungen und Kontinuitäten im Frühmittelalter

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Der Übergang von der spätantiken Militärsiedlung zur frühmittelalterlichen Zivilsiedlung ist bisher nur lückenhaft bekannt. Die Steinbauten im Innern des Castrums wurden im Laufe des 5. Jahrhunderts teilweise umgenutzt, teilweise zugunsten von Holz- und Lehmfachwerkbauten aufgegeben. Bei der Bevölkerung handelte es sich wohl weitgehend um Nachfahren der Kastellbewohner, ab dem 6. Jahrhundert wird jedoch auch eine fränkische Bevölkerung fassbar, bei der es sich wohl um die Oberschicht handelte. Mit dem Aufschwung der Stadt Basel im 7. und 8. Jahrhundert verlor die Siedlung ihre Bedeutung als regionales Zentrum und wurde zu einem kleinen Bauern- und Fischerdorf.

Öffentliche Bauwerke

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Blick von Norden auf den mächtigen Unterbau der Curia und die gut erhaltene Stützmauer der Basilika. Dahinter das Forum mit der nachgebauten Fassade des Forumtempels

Das Hauptforum von Augusta Raurica gliedert sich in vier Teile: ein weitläufiger Platz, die area publica, war von Tabernen umgeben, ebenso die westlich daran angrenzende area sacra mit dem Podiumstempel. Der Cardo Maximus führte über das Forum und trennte diese beiden Forumsbereiche. Östlich an die area publica anschliessend befand sich die Basilica, an die wiederum eine ¾-kreisrunde Curia angebaut war. Damit ist das Hauptforum von Augusta Raurica ein typischer Vertreter des Typus «Gallisches Forum» und fügte sich blockartig in das Insulasystem der Oberstadt ein.[10]

Südwestlich des Szenischen Theaters befand sich ein weiterer forumsartiger Gebäudekomplex, das sogenannte Südforum mit Nebenforum. Beim Südforum handelt es sich um zahlreiche kleine, um einen Hof angeordnete Kammern, das angrenzende Nordforum umfasst einen breiten Gang, an den beidseits ebenfalls kleine Kammern anschliessen. Möglicherweise ist in dem Gebäudekomplex ein Handelszentrum mit Warenverkauf, -lagerung und Administration zu sehen.[11]

Die Ruine des Tempels in der Grienmatt

Vorwiegend im Zentrum und im südwestlichen Teil der Oberstadt befanden sich verschiedene Tempelanlagen. Neben dem Podiumstempel auf dem Hauptforum lehnte sich auch der Podiumstempel gegenüber dem Szenischen Theater, der Schönbühltempel, architektonisch an Vorbilder aus dem südalpinen Raum an. Die Tempelanlagen im Süden der Oberstadt hingegen standen in gallo-römischer Tradition, es handelte sich dabei um einen oder mehrere kleine Viereckstempel umfassende, durch eine Mauer abgegrenzte Tempelbezirke. In der durch die Ergolz gebildeten Ebene westlich der Stadt befand sich zudem eine grosse, in ihrer Ausgestaltung bisher einzigartige Anlage, das Heiligtum in der heutigen Grienmatt. Inmitten eines 125 × 132 m weiten, von einer Portikus umgebenen Hofes erhob sich ein 32 m breiter Doppelfassadenbau, dessen architektonische Ausgestaltung bisher weitgehend unbekannt ist. Ein Weihaltar für den Heilgott Aesculapius Augustus und ein direkt an die umgebende Portikus angebautes Heilbad sprechen für einen Zusammenhang mit Heilung und Gesundheit, ebenso ein Weihaltar, den eine Maria Paterna für die Genesung ihres Sohnes Nobilianus aufstellen liess.

Das szenische Theater
Blick von der Tribüne

Auf dem Stadtgebiet von Augusta Raurica fanden sich zwei Theaterbauten aus der Römischen Kaiserzeit, nämlich ein szenisches Theater im Zentrum der Stadt und ein Amphitheater in der südlichen Peripherie.

Bei dem Gebäude, das heute als szenisches Theater rekonstruiert ist, handelt es sich genau genommen um drei aufeinander folgende Bauwerke. Der älteste Bau, der etwa um 70/80 n. Chr. erbaut wurde, war ein sogenanntes «Arena-Theater», das an Stelle einer Orchestra eine kreisrunde Arena aufwies und dadurch anfangs – allerdings nur bis zum Einbau von Sitzreihen (Prohedrien) in das runde Bühnenareal kurze Zeit später – sowohl Theater- als auch Arenaspiele zuliess. Durch umfangreiche Umbauarbeiten entstand aus diesem ersten szenischen Theater um 110 n. Chr. ein «Semi-Amphitheater» mit 7500–8500 Sitzplätzen. In dessen Zentrum befand sich eine ovale, vom Zuschauerraum abgegrenzte Arena, in der Tierhatzen und vermutlich auch Gladiatorenkämpfe inszeniert wurden. Nachdem um 170 n. Chr. an der Peripherie der Stadt ein Amphitheater errichtet worden war, erfolgte wiederum ein umfassender Umbau der Anlage. Beim dritten Bauwerk handelte es sich nun um ein klassisches szenisches Theater vom gallo-römischen Typus, das in den Jahren um 180/190 n. Chr. fertiggestellt wurde und 10'000–12'000 Zuschauer gefasst haben dürfte. Mit dem Ende der Stadt Augusta Raurica ab Mitte des 3. Jahrhunderts geriet das Theater ausser Nutzung und diente ab dieser Zeit wiederholt zur Gewinnung von Baumaterial. Bereits ab der frühen Neuzeit fanden Ausgrabungen im Theater statt, die im 20. und 21. Jahrhundert auch mit Restaurierungsarbeiten einhergingen, sodass heute dort Konzerte und Aufführungen möglich sind. Alle drei aufeinander folgenden Theaterbauten waren – wie dies für Augusta Raurica typisch ist – überwiegend aus Kalksteinmauern errichtet. An statisch besonders belasteten Stellen wurde der lokal abgebaute rote Buntsandstein eingesetzt, mit dem auch Zierelemente und Sitzstufen gestaltet wurden. Bereits der älteste Theaterbau war gleichzeitig mit dem auf einer Achse direkt gegenüberliegenden monumentalen Podiumstempel auf Schönbühl errichtet worden. Trotz der massiven Umbauten und Umnutzungen des Theaters wurde dieser Bezug immer gewahrt, weshalb von einem Einbezug des Theaterbetriebs in das Kultgeschehen auszugehen ist.[12]

Für den Bau des bereits angesprochenen Amphitheaters am Stadtrand wurde eine natürliche Senke erweitert und ausgebaut, sodass man vom oberen Ende der Sitzstufen ebenerdig nach draussen gelangen konnte. Die 50 × 34 m grosse elliptische Arena war von einer etwa 4 m hohen Mauer umgeben. Zwei darin eingelassene carceres an den Längsseiten sowie zwei mit mehreren Durchgängen ausgestattete Toranlagen an den Schmalseiten ermöglichten das Betreten und Verlassen der Arena aus verschiedenen Richtungen.

Im Jahr 2021 wurde am Rheinufer ein weiteres Amphitheater aus späterer Zeit mit Ausmaßen von 50 × 40 Metern entdeckt. Diese Anlage wurde im 4. Jahrhundert direkt westlich des damaligen Siedlungskerns, des Castrum Rauracense errichtet und ist damit das jüngste bekannte Amphitheater des Römischen Reiches.[13]

Die Rheinthermen nach den Ausgrabungen im Jahr 1975

Bisher sind aus Augusta Raurica zwei öffentliche Thermenanlagen sowie ein Heilbad bekannt. Die Frauenthermen lagen im Zentrum der Stadt direkt neben dem szenischen Theater. Sie umfassten eine ganze Insula und waren zur Strasse hin mit Tabernen versehen. Neben der Abfolge aus kalten, lauwarmen und heissen Räumen und Bädern umfasste die Anlage einen von einer Portikus umgebenen Aussenbereich mit einem Schwimmbecken und einem Platz für körperliche Übungen. Das Schwimmbecken musste bei einem Umbau einer gedeckten Halle weichen, die wohl ebenfalls der körperlichen Ertüchtigung diente.

Die zweite Thermenanlage, die Zentralthermen, lag inmitten der Wohn- und Handwerksquartiere der Oberstadt am cardo maximus. Sie war grösser als eine Insula und ragte in die nördlich und südlich angrenzenden Insulae hinein. Über die Anlage ist ansonsten wenig bekannt, da sie bisher nur in kleinen Schnitten ausgegraben wurde.

Das Heilbad in der Grienmatt liegt ausserhalb der Stadt und grenzt direkt an eine Tempelanlage an. Die Interpretation als Heilbad gründet auf entsprechenden Weihinschriften und zahlreichen kleinen Becken, die andernorts als Heilbäder ausgewiesen werden konnten.

Im Violenried westlich des Kastelenhügels wurden zwischen 1996 und 1998 eine weitere Badeanlage sowie ein Brunnenhaus freigelegt. Aufgrund des Fundmaterials wird die Anlage in die erste Hälfte des 2. Jahrhunderts v. Chr. datiert. Ob es sich dabei um eine kleine öffentliche Therme oder ein grosses Privatbad handelt, ist noch nicht abschliessend geklärt.

Eine weitere Thermenanlage – die sogenannten Rheinthermen – wurde erst nach der Auflassung von Augusta Raurica errichtet und war Teil des Castrum Rauracense.

Stadtmauer und Tore

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Einziger offen sichtbarer Abschnitt des westlichen Teilstücks der Stadtmauer, mit dem Säulen-Logo markiert

Die Ost-West-verlaufende Überlandstrasse, die Augusta Raurica im Süden der Oberstadt querte, führte östlich und westlich der Stadt durch mit Türmen versehene Tore. Von diesen Stadttoren ging eine knapp 2 m dicke Stadtmauer ab, die jedoch die Stadt nicht vollständig umgab, sondern nach maximal 370 m – südlich des Osttores jedoch schon nach 110 m – endete. Es ist unklar, ob das Bauprojekt eingestellt wurde, weil es zu teuer wurde, oder ob die Mauer von Anfang an nur als Fassade geplant war. Beim Osttor ist jedoch erkennbar, dass die Tortürme ursprünglich grösser geplant und dann redimensioniert worden waren.

Militärlager des 1. Jahrhunderts

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Bronzene Schnalle eines Soldatengürtels aus dem Militärlager des 1. Jahrhunderts; dargestellt sind die Kapitolinische Wölfin mit Romulus und Remus sowie ein Eber und ein Bär

Wohl im 2. Jahrzehnt n. Chr., nur wenige Jahre nach der Gründung des Legionslagers im knapp 40 km entfernten Vindonissa, wurde in der Ebene am Rhein, der späteren West-Unterstadt, ein Militärlager errichtet. Ein bis zu 3,2 m breiter und 0,9 m tiefer Wehrgraben umgab eine etwa 140 × 90 m grosse Fläche. Über die Innenbebauung aus Holz ist bisher kaum etwas bekannt. Das Militärlager diente wohl der Sicherung der Rheingrenze. Es wurde jedoch bereits um die Mitte des 1. Jahrhunderts – lange vor der Verschiebung der Grenze nach Norden – wieder aufgegeben, möglicherweise in jenem Zeitraum, als das Legionslager in Vindonissa vergrössert und in Stein ausgebaut wurde. Über die militärischen Einheiten, die hier stationiert waren, ist bisher kaum etwas bekannt, lediglich eine Inschrift gibt einen Hinweis darauf, dass es sich teilweise um Reiterregimente gehandelt haben könnte (genannt werden die Ala Moesica und die Ala Hispana[14]). Nach der Aufgabe des Militärlagers in der Rheinebene Mitte des 1. Jahrhunderts war Augusta Raurica während etwa 200 Jahren eine Zivilstadt ohne militärische Einrichtungen. Es gibt jedoch Hinweise darauf, dass militärische Einheiten an den grossen Bauprojekten der 2. Hälfte des 1. Jahrhunderts beteiligt waren.

Militärpräsenz im 2. und 3. Jahrhundert

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Während im 2. Jahrhundert kaum Militärpräsenz nachzuweisen ist, bezeugen Waffen- und Rüstungsteile sowie Skelette mit Hieb- und Stichverletzungen die Anwesenheit von bewaffneten Truppen vor allem im fortgeschrittenen 3. Jahrhundert. Sie standen in Zusammenhang mit der Krise des 3. Jahrhunderts. Naheliegend ist auch eine gewisse militärische Besatzung der enceinte réduite des späten 3. Jahrhunderts.

Castrum des 4. Jahrhunderts

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Das Castrum Rauracense wurde nach der weitgehenden Zerstörung der Zivilsiedlung von Augusta Raurica errichtet. Die zivile Bevölkerung und die Militärangehörigen lebten gemeinsam hinter den mächtigen Mauern, die zwischen 8 und 10 Meter hoch waren und mehrere Befestigungstürme aufwiesen. Zahlreiche Brandschichten bezeugen, dass die Festung um 351/352 von germanischen Stämmen angegriffen wurde. Verschiedene Hinweise deuten aber darauf hin, dass das Kastell danach wieder aufgebaut wurde. Der ältere Wehrgraben, der zusammen mit dem Kastell angelegt wurde, wurde frühestens gegen Ende des 4. Jahrhunderts aufgefüllt. Aus dem 4. Jahrhundert stammen auch die Reste eines weiteren Amphitheaters. Es handelt sich um den bisher jüngsten Bau solch eines Theaters überhaupt.[15] Funde wie Keramik und Militaria bezeugen eine Präsenz von römischen Truppen bis in die erste Hälfte des 5. Jahrhunderts.

Der jüngere Wehrgraben wurde irgendwann nach dem 5. Jahrhundert ausgehoben, wobei noch nicht abschliessend geklärt ist, von wem. Die Tatsache, dass ein zweiter Graben angelegt wurde, sowie die kontinuierliche Belegung des Nordwestgräberfelds bis ins 7. Jahrhundert legen jedoch nahe, dass das Kastell bis in diese Zeit eine Zentrumsfunktion innehatte.

Wohn- und Handwerksquartiere

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Insulabebauung in der Oberstadt

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Durch Prospektion (Georadar, Geophysik, Luftbildprospektion) sind grosse Teile der Stadt in ihrem Grundriss bekannt. Neben den monumentalen öffentlichen Bauwerken sind auch zahlreiche Wohn- und Gewerbebauten ausgegraben und untersucht worden.

Die Insulae in der ersten Hälfte des 1. Jahrhunderts waren noch locker mit Gebäuden aus Holz mit dazwischen liegenden Freiflächen bebaut. In der Folge wurden die Insulae immer mehr mit Steinbauten verdichtet, sodass geschlossene Wohnblöcke entstanden. Dabei waren auch sehr reich ausgestattete Häuser wie jene der Insula 30 mit Handwerksbetrieben kombiniert. Häufig wurden dabei die zur Strasse hin liegenden Räumlichkeiten gewerblich genutzt, während die im Innern der Insula gelegenen Bereiche sowie das Obergeschoss eher dem Wohnen dienten. In hallenartigen Gewerberäumen konnten verschiedene Gewerbe nachgewiesen werden, zum Beispiel Fleischverarbeitung, Textilhandwerk, Metallverarbeitung, Horn- und Beinschnitzereien sowie Möbelschreiner.

Eine klare Trennung zwischen privater und gewerblicher Nutzung ist aus archäologischer Sicht nicht immer möglich, da es sich häufig um Mehrzweckräume gehandelt haben wird.

In der reich ausgestatteten domus in Insula 30 konnten um einen Innenhof gruppierte Speisezimmer, Wohnräume, Privatbäder und eine Küche freigelegt werden.

Streifenhausquartiere in der Unterstadt

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Die Wohn- und Gewerbebauten der Unterstadt unterscheiden sich stark von jenen der Oberstadt. Die Bauparzellen waren hier nicht an allen vier Seiten von Strassen umgebene Rechtecke, sondern nur mit der Schmalseite an eine Strasse grenzende Streifen. Damit entsprach die Bebauung jener einer Kleinstadt (vicus). Meist war nur der strassenseitige Teil der Parzelle bebaut, sodass der Strasse entlang eine geschlossene Häuserfront entstand, während sich dahinter Freiflächen für Gärten, Schuppen, Werkstätten, Stallungen, Brunnen und Latrinen befanden. Die Gebäude waren Mehrzweckbauten, in denen Handwerk betrieben und gewohnt wurde.

Gewerbehaus Schmidmatt

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Aufgrund einer Hanglage haben sich zwei an der Ost-West verlaufenden Fernstrasse zwischen Ober- und Unterstadt gelegene Gewerbehäuser besonders gut erhalten. Die Gebäude waren aneinander gebaut und mindestens zweistöckig, wobei das obere Stockwerk von der Strasse her ebenerdig zugänglich war, während das untere, in den Hang gebaute Geschoss über eine Rampe zugänglich war. Das Untergeschoss des westlichen Gebäudes beherbergte neben beheizbaren Wohnräumen eine grosse Küche sowie einen grossen Lagerraum für Esswaren und Geschirr, was nahelegt, dass sich darüber eine direkt von der Strasse her zugängliche Gaststube befand.

Im Untergeschoss des östlichen Gebäudes konnte eine grosse Gewerbehalle freigelegt werden, die mit einem gemauerten Becken und Holzfässern ausgestattet war. Denkbar ist hier ein Textil oder Nahrungsmittel verarbeitendes Gewerbe. Funde aus dem Obergeschoss weisen darauf hin, dass jedoch auch hier auf der Strassenebene Gäste bewirtet wurden.

Ein wichtiges Gewerbe in Augusta Raurica war die Keramikproduktion. Der grösste Teil der Gefässe, die zur Aufbewahrung, Zubereitung und Auftragung von Nahrungsmitteln dienten, wurden aus Ton gefertigt. Die Töpfereien der Oberstadt lagen fast ausschliesslich am Siedlungsrand, ein ganzes Töpferquartier befand sich entlang der südöstlichen Fernstrasse und in unmittelbarer Nähe der Tonabbaustätten östlich der Stadtmauer. In der Unterstadt waren die Töpfereien stärker zerstreut in die Wohn- und Gewerbequartiere integriert. Die Töpfereien waren als Familienbetriebe und kleine Manufakturen organisiert und produzierten in vergleichsweise kleinen Chargen, ihr Absatzmarkt war die Koloniestadt selbst sowie die nähere Umgebung.

Glasmanufakturen

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In kleinerem Umfang als Keramik wurden in Augusta Raurica auch Glasgefässe und -gegenstände hergestellt. Die bisher bekannten Glas-Werkstätten befanden sich in der Unterstadt in der Nähe des Rheins, hier konnte das in grossen Mengen benötigte Brennholz auf dem Wasserweg angeliefert werden. In den Werkstätten gab es drei Ofentypen: Wannenöfen zum Einschmelzen von grösseren Mengen Altglas, Hafenöfen für die eigentliche Gefässherstellung und Kühlöfen für die langsame Auskühlung derselben. Hergestellt wurden wohl vorwiegend sogenannte Vierkantkrüge.

Während des etwa 300-jährigen Bestehens von Augusta Raurica wurden riesige Mengen an Baukeramik – vorwiegend Ziegel – in der Stadt verbaut. Es liegt nahe, dass diese wichtigen Bauelemente in der Nähe der Stadt hergestellt wurden, bisher wurde jedoch keine Ziegelei aus dieser Zeit gefunden.

Aus dem 4. Jahrhundert (der Zeit des Castrum Rauracense) sind jedoch sechs grosse Ziegelöfen bekannt, die sich östlich der damals weitgehend aufgelassenen Oberstadt befanden. In der Forschung ist umstritten, ob es sich dabei, wie häufig angenommen, um die zentrale Legionsziegelei der im Castrum Rauracense stationierten Legio I Martia handelte. Zahlreiche Ziegel mit dem Stempel dieser Legion wurden im Bereich von Augusta Raurica wie auch in der weiteren Umgebung gefunden, allerdings ist ihre Zugehörigkeit zu den sechs Öfen vor der östlichen Stadtmauer nicht gesichert.[16]

Luftbild (1966) der Ausgrabungen vor dem Osttor, im Zentrum das monumentale Rundgrab

An bisher drei der vier Fernstrassen der Stadt wurden grosse Gräberfelder gefunden, sie erstreckten sich teils über 1000 m entlang der Strassen. Weitere kleinere Grabgruppen wurden rings um und selten innerhalb der Stadt freigelegt. Es handelt sich dabei sehr häufig um Brandgräber, erst in der Spätantike – zur Zeit des Castrum Rauracense – wurden Körpergräber die Regel.

Herausragend unter den Gräbern ist eine Bestattung in einem monumentalen Rundbau direkt am Stadtrand an der südöstlichen Fernstrasse. Der gemauerte Rundbau mass knapp 15 m im Durchmesser und wurde oben durch einen Erdtumulus abgeschlossen. Hier wurde in der zweiten Hälfte des 1. Jahrhunderts zweifellos eine wichtige Persönlichkeit von Augusta Raurica bestattet; da sich keine Inschrift erhalten hat, muss ihre Identität jedoch unbekannt bleiben.

Von den in römischer Zeit oberirdisch sichtbaren Grabkennzeichnungen sind nur wenige erhalten. Bei einigen Gräbern konnten Grabummauerungen oder Grabgärten festgestellt werden, zudem sind uns dank Grabsteinen mit Inschrift einige Einwohner von Augusta Raurica namentlich bekannt.

Forschung und Vermittlung

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Forschungsgeschichte

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Ältester bekannter Grundrissplan des Theaters Augst von Basilius Amerbach und Hans Bock dem Älteren aus dem Jahr 1590

Bereits Ende des 16. Jahrhunderts setzte sich der Basler Sammler Basilius Amerbach erstmals unter wissenschaftlichen Aspekten und mit Methoden der Archäologie mit den Ruinen von Augst und Kaiseraugst auseinander. Er wohnte Grabungen im szenischen Theater bei und dokumentierte diese so genau wie möglich. Er erkannte dabei, dass es sich bei dem Gebäude, das man bis anhin für ein Schloss hielt, um ein römisches Theater handelt.[17] Bereits um 1528 hatte der Basler Humanist Beatus Rhenanus den Zusammenhang zwischen Inschriften, die eine Colonia Raurica nannten, und den Ruinen bei Augst hergestellt.

In den folgenden Jahrhunderten wurden die Monumente von Augusta Raurica hauptsächlich als Steinbruch für das nahe gelegene Basel genutzt. Es gab immer wieder historisches Interesse an der römischen Stadt. Schatzsucher, Steinräuber und der in der Romantik aufkommende Handel mit römischen Architekturelementen taten jedoch das Ihrige dazu, die Monumente stark zu beschädigen oder ganz verschwinden zu lassen.

Ausgrabungen und moderne Forschung

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In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts änderte sich die Situation dank der Historischen und Antiquarischen Gesellschaft zu Basel, die mit finanzieller Unterstützung des Privatmanns Johann Jakob Merian das Szenische Theater kaufte und in der Folge mit der wissenschaftlichen Erforschung von Augusta Raurica begann. Ab den 1930er-Jahren war mit der Stiftung Pro Augusta Raurica eine eigenständige Organisation für Ausgrabung und Erforschung der Stadt zuständig. Unter der Leitung von Rudolf Laur-Belart erfolgte der Bau des Römerhauses.

Durch die intensive Grabungstätigkeit vor allem im 20. Jahrhundert sind heute bereits vergleichsweise grosse Teile der römischen Stadt ausgegraben, trotzdem kommen auch heute noch bei jedem Bodeneingriff auf dem Stadtgebiet neue Funde und Befunde zu Tage. Zwei Grabungsequipen – eine in Augst (BL) und eine der Kantonsarchäologie Aargau angegliederte Equipe in Kaiseraugst (AG) – sind deshalb ganzjährig auf Notgrabungen beschäftigt. Sie sind Teil des staatlichen Archäologiebetriebes Augusta Raurica, der auch zuständig ist für die Sammlung und Verwaltung der Funde, die Archivierung der Dokumentation sowie die Erforschung, Vermittlung und Pflege der römischen Hinterlassenschaften. Die entsprechenden Rahmenbedingungen sind im Römervertrag[18] sowie im Archäologiegesetz des Kantons Basellandschaft[19] und dem Kulturgesetz des Kantons Aargau[20] festgehalten.

Augusta Raurica für Besucher

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Heute ist Augusta Raurica ein frei zugänglicher archäologischer Park und ein Kulturdenkmal von nationaler Bedeutung. Seit der Errichtung des Museums Augusta Raurica und dem zugehörigen Römerhaus in den 1950er-Jahren sind zahlreiche Bauwerke der römischen Zeit für Besucher zugänglich gemacht worden. Das Museum zeigt in zwei Ausstellungsräumen den Silberschatz von Kaiseraugst sowie wechselnde Ausstellungen zur römischen Stadt. Das Römerhaus ist eine Rekonstruktion eines römischen Hauses mit südalpinem Vorbild und gibt einen Einblick in römische Alltagswelten wie Wohnen, Nahrungszubereitung und Handwerk. Im Museum und im Freilichtgelände finden Führungen und Workshops zu vielfältigen Themen statt.[21] An einem Wochenende im Monat August findet jeweils das Römerfest Augusta Raurica statt, das grösste Volksfest seiner Art in der Schweiz.

Sammlungszentrum Augusta Raurica

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Zeitschriften und Publikationsreihen der Römerstadt Augusta Raurica

  • Jahresberichte aus Augst und Kaiseraugst. Bisher 40 Bände, August 1980ff. (jährlich erscheinende Fachzeitschrift mit Schwerpunkt auf neuen Forschungsergebnissen aus Augusta Raurica; Online-Versionen aller Bände).
  • Jahresbericht Römerhaus und Museum Augst. Römermuseum, Augst 1962–1972, ISSN 0259-8817 (Vorgängerzeitschrift der „Jahresberichte aus Augst und Kaiseraugst“).
  • Forschungen in Augst. Bisher 52 Bände, Römerstadt Augusta Raurica, Augst 1975ff. (Monographienreihe mit wissenschaftlichen Studien zu den Befunden und Funden aus Augusta Raurica sowie verwandten Themen; Online-Versionen aller Bände mit Ausnahme des jüngsten).
  • Ausgrabungen in Augst. 4 Bände, Stiftung Pro Augusta Raurica, Basel 1948–1974 (Monographienreihe zu den Grabungsergebnissen aus Augusta Raurica, seit 1975 von den „Forschungen in Augst“ abgelöst).
  • Augster Museumshefte. Bisher 36 Bände Römermuseum, Augst 1.1976ff. (unregelmässig erscheinende laienfreundliche Hefte zu einzelnen Themen der provinzialrömischen Archäologie; Online-Versionen aller Bände).

Weitere Literatur

  • Esaù Dozio (Hrsg.): Gladiator. Die wahre Geschichte. Katalog zur gleichnamigen Ausstellung im Antikenmuseum Basel und Sammlung Ludwig, 22. September 2019 – 22. März 2020. Basel 2019, ISBN 978-3-905057-39-3.
  • Ludwig Berger: Führer durch Augusta Raurica. 7. Auflage des von Rudolf Laur-Belart begründeten «Führers durch Augusta Raurica». Schwabe, Basel 2012 (online).
  • Barbara Pfäffli: Kurzführer Augusta Raurica. Augusta Raurica, Augst 2010, ISBN 978-3-7151-4006-3.
  • Marion Benz: Augusta Raurica. Eine Entdeckungsreise durch die Zeit. In: Archäologie der Schweiz. Band 26, 2003, S. 2–84. ISSN 0255-9005
  • Teodora Tomasevic: Augusta Raurica. Probleme, Anregungen und Neufunde. Bregenz 2003, ISBN 3-901802-13-4.
  • Max Martin: Das spätrömisch-frühmittelalterliche Gräberfeld von Kaiseraugst, Kt. Aargau. Teil B: Kataloge und Tafeln. Derendingen 1976 (Basler Beiträge zur Ur- und Frühgeschichte, Bd. 5 B); Teil A: Text, Derendingen/Solothurn 1991 (Basler Beiträge zur Ur- und Frühgeschichte, Bd. 5 A).
  • Karin Kob (Hrsg.): Out of Rome. Augusta Raurica – Aquincum. Das Leben in zwei römischen Provinzstädten. Begleitbuch zur gemeinsamen Ausstellung des Aquincum Museums Budapest im Historischen Museum der Stadt Budapest, 25.3.–22.6.1997, und der Römerstadt Augusta Raurica, 28.3.-30.8.1998. Schwabe, Basel 1997
  • René Salathé: Zwischen Zerstörung und Erhaltung der römischen Ruinen zu Augst. In: Baselbieter Heimatblätter. Organ der Gesellschaft für Baselbieter Heimatforschung. Bd. 61, 1996, Heft 2, S. 67–77 (Digitalisat).
  • Karl Stehlin: Bibliographie von Augusta Raurica und Basilia. In: Basler Zeitschrift für Geschichte und Altertumskunde 10 (1911), S. 38–180 (doi:10.5169/seals-112279).
Commons: Augusta Raurica – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wikivoyage: Augusta Raurica – Reiseführer

Einzelnachweise

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  1. Ludwig Berger: Führer durch Augusta Raurica. 7. Auflage, Schwabe Verlag, Basel 2012, S. 19 f.
  2. Ludwig Berger: Testimonien für die Namen von Augst und Kaiseraugst von den Anfängen bis zum Ende des ersten Jahrtausends. In: Peter-Andrew Schwarz, Ludwig Berger (Hrsg.): Tituli Rauracenses 1: Testimonien und Aufsätze. Zu den Namen und ausgewählten Inschriften von Augst und Kaiseraugst (= Forschungen in Augst. Band 29). Römerstadt Augusta Raurica, Augst 2000, ISBN 3-7151-0029-X, S. 13–39.
  3. Alex Furger: Spuren aus der Urgeschichte. In: René Salathé (Hrsg.): Augst und Kaiseraugst. Zwei Dörfer – eine Geschichte. Verlag des Kantons Basel-Land, Liestal 2007, S. 17–20.
  4. Verena Vogel Müller, Michael Nick, Markus Peter: Spätlatènezeitliche Funde aus Augusta Raurica. Zeugnisse einer vorrömischen Siedlung? In: Jahresberichte aus Augst und Kaiseraugst. Band 33, 2012, S. 145–162 (doi:10.5169/seals-395745).
  5. Tamara Pfammatter, Hans Sütterlin: Die römischen Thermen von Augusta Raurica. Lage und Kleinfunde. In: Jahresberichte aus Augst und Kaiseraugst. Band 36, 2015, S. 123–169 (doi:10.5169/seals-760320).
  6. Eckhard Deschler-Erb: Ad arma! Römisches Militär des 1. Jahrhunderts n. Chr. in Augusta Raurica (= Forschungen in Augst. Band 28). Römerstadt Augusta Raurica, Augst 1999, passim (online).
  7. Eckhard Deschler-Erb, Sabine Deschler-Erb, Markus Peter: Das frühkaiserzeitliche Militärlager in der Kaiseraugster Unterstadt (= Forschungen in Augst. Band 12). Römerstadt Augusta Raurica, Augst 1991 (online).
  8. Thomas Hufschmid: Drei Theater und ein Heiligtum. Aspekte von Kult und Ritus am Beispiel der römischen Theater von Augst. In: Thomas Hufschmid (Redaktion): Theaterbauten als Teil monumentaler Heiligtümer in den Nordwestlichen Provinzen des Imperium Romanum. Architektur – Organisation – Nutzen (= Forschungen in Augst. Band 50). Augusta Raurica, Augst 2016, S. 175–192 (online).
  9. Thomas Hufschmid: Die Theaterbauten von Augst Neun-Türme. In: Ludwig Berger: Führer durch Augusta Raurica. 7. Auflage, Schwabe Verlag, Basel 2012, S. 79–117.
  10. Ludwig Berger: Führer durch Augusta Raurica. 7. Auflage, Schwabe Verlag, Basel 2012, S. 63–78.
  11. Ludwig Berger: Führer durch Augusta Raurica. 7. Auflage, Schwabe Verlag, Basel 2012, S. 139–142.
  12. Thomas Hufschmid: Die Theaterbauten von Augst Neun-Türme. In: Ludwig Berger: Führer durch Augusta Raurica. 7. Auflage, Schwabe Verlag, Basel 2012, S. 79–117, besonders S. 81–85 (zur Forschungsgeschichte), S. 105–115 (zur Rekonstruktion und Nutzung) und S. 115–117 (zur Datierung der Bauphasen).
  13. Jakob Baerlocher: Das neuentdeckte Amphitheater von Kaiseraugst. In: Augusta Raurica. Das Magazin zur Römerstadt. Ausgabe 2022/1, S. 12–15 (PDF).
  14. AE 1969/70, 421
  15. Last Roman gladiator arena ever built unearthed in Switzerland, auf LIVE SCIENCE
  16. Siehe etwa Rudolf Fellmann: Spätrömische Festungen und Posten im Bereich der Legio I Martia. In: Clive Bridger, Karl-Josef Gilles (Hrsg.): Spätrömische Befestigungsanlagen in den Rhein- und Donauprovinzen. Beiträge der Arbeitsgemeinschaft ‚Römische Archäologie‘ bei der Tagung des West- und Süddeutschen Verbandes der Altertumsforschung in Kempten 08.06.–09.06.1995 (= BAR International Series. Band 704). Archaeopress, Oxford 1998, S. 95–103, hier S. 98, der die Identifikation als Legionsziegelei anzweifelt.
  17. Thomas Hufschmid, Barbara Pfäffli (Hrsg.): Wiederentdeckt! Basilius Amerbach erforscht das Theater von Augusta Raurica (= Publikationen der Universitätsbibliothek Basel. Band 42). Schwabe Verlag, Basel 2015, ISBN 978-3-7965-3506-2.
  18. SG 497.800 – Vertrag über die Römerstadt Augusta Raurica (Römervertrag) in der Online-Gesetzessammlung des Kantons Basel-Stadt, abgerufen am 6. Oktober 2022.
  19. Archäologiegesetz des Kantons Basel-Landschaft. Abgerufen am 14. Januar 2020.
  20. Kulturgesetz des Kantons Aargau. Abgerufen am 4. Februar 2020.
  21. Website von Augusta Raurica. Abgerufen am 13. Januar 2020.

Koordinaten: 47° 32′ 1,9″ N, 7° 43′ 17″ O; CH1903: 621293 / 264830