„Dar Pomorza“ – Versionsunterschied
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{{Infobox Schiff |
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'''Segelschulschiff „Dar Pomorza“''' (Polen) / ex '''„Prinzess Eitel Friedrich“''' (Deutsches Reich) - ex '''„Colbert“''' (Frankreich) |
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| Schiffskategorie = Segelschiff |
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| Name = ''Dar Pomorza'' |
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| Bild = Dar Pomorza pod zaglami s.jpg |
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| Bildtext = Die ''Dar Pomorza'' um 1978 |
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|{{Infobox Schiff/Basis |
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| Land = {{DEU-1871}}<br />{{FRA-H}}<br />{{POL-H}} |
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| andere Schiffsnamen = ''Prinzeß Eitel Friederich''<br/>''Colbert'' |
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| Schiffstyp = [[Segelschulschiff]] |
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| Schiffsklasse = |
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| Rufzeichen = |
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| Heimathafen = [[Gdingen]] |
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| Eigner = Polnisches Schifffahrtsmuseum |
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| Bauwerft = [[Blohm & Voss]], [[Hamburg]] |
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| Stapellauf = 12. Oktober 1909<br/> Bau-Nr. 199 |
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| Verbleib = Museumsschiff |
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|{{Infobox Schiff/Daten |
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| Länge = 81,5 |
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| Lpp = 71,0 |
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| Breite = 12,6 |
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| Tiefgang = 5,0 |
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| Verdrängung = 2150 |
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| Vermessung = 1566 [[Registertonne#Bruttoregistertonne|BRT]] |
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| Besatzung = 40 Mann Stammbesatzung<br/>150 Schüler |
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}} |
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|{{Infobox Schiff/Antrieb |
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| Antrieb = 1 Dieselmotor |
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| Maschinenleistung = 430 |
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| Geschwindigkeit_M = |
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| Propeller = 1 |
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}} |
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|{{Infobox Schiff/Rigg |
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| Takelung = Vollschiff |
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| Masten = 3 |
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| Segelanzahl = 25 |
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| Segelfläche = 2.115 |
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| Geschwindigkeit_S = 17 |
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}} |
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}} |
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Die '''''Dar Pomorza''''' ist ein dreimastiges [[Vollschiff]], das jahrelang in Polen als [[Segelschulschiff]] eingesetzt wurde und jetzt als [[Museumsschiff]] in [[Gdynia|Gdingen]] liegt. |
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Das Dreimast-[[Vollschiff]] wurde [[1909]] bei [[Blohm & Voß]] in [[Hamburg ]] fertiggestellt und [[1910]] als zweiter Neubau des [[Deutscher Schulschiff-Verein|Deutschen Schulschiff-Vereins]] als “Prinzess Eitel Friedrich” als [[Segelschulschiff]] für die seemännische Grundausbildung in Dienst gestellt. Nach dem [[1. Weltkrieg]] wurde das Schiff [[1920]] als [[Reparationsleistung]] zunächst nach [[Großbritannien und Nordirland|Großbritannien]] und dann nach [[Frankreich]] gebracht. Umbenannt in “Colbert” stand es der [[Seefahrtsschule]] in [[St-Nazaire]] zur Verfügung. Anschließend wurde es unter Wert als Ersatz für eine im Krieg verlorengegangene [[Yacht]] Eigentum des [[Baron|Barons]] [[de Forrest]]. Doch angesichts der hohen Kosten für Umbau und Unterhalt bot dieser das Schiff [[1929]] zum Verkauf an. Das [[Komitee der Nationalen Flotte zu Pomorze]] aus [[Polen]] kaufte das Schiff. Die Regierung Polens ließ das Schiff in [[Nakskov]] ([[Dänemark]]) generalüberholen und mit einem Hilfsantrieb ausstatten. Am [[30. Juni]] [[1930]] erhielt das Schiff in [[Gdingen]] seinen neuen Namen “Dar Pomorza” (Spende von Pomorze). 1934/35 unternahm die “Dar Pomorza” via [[Panamakanal]] eine Weltreise über 352 Tage und 39.000 [[Seemeile|Seemeilen]] (ca. 72.300 km). 1936/37 erfolgte eine weitere Weltreise, diesmal mit Umrundung von [[Kap Hoorn]]. Während einer [[Ostsee]]-Reise verließ das Schiff am [[24. August]] [[1939]] den Hafen von [[Libau]] mit Ziel Gdingen. Wegen des Überfalls des [[Deutsches Reich|Deutschen Reiches]] auf Polen verlegte die Schiffsführung die “Dar Pomorza” nach [[Stockholm]] ins neutrale [[Schweden]], wo das Schiff für die Dauer des [[Zweiter Weltkrieg|2. Weltkrieges]] verblieb. An Bord blieb nur ein Teil der Stammbesatzung. Der Rest der Stammbesatzung und die 149 Schüler gingen nach Großbritannien, um sich dort dem Widerstand gegen das Dritte Reich anzuschließen. Nach Kriegsende traf die “Dar Pomorza” am [[25. Oktober]] [[1945]] wieder in ihrem polnischen Heimathafen Gdingen ein. [[1946]] unternahm das Schiff seine erste Ausbildungsfahrt nach dem Krieg. In den Folgejahren unternahm das Schiff zahlreiche Ausbildungsfahrten als Schulschiff der Höheren Seefahrtsschule “Helden der [[Westerplatte]]”. Bei der [[Operation Sail|”Operation Sail 1972”]] belegte die “Dar Pomorza” Platz 1, bei der “Operation Sail 1974” den Platz 3. Wegen Überalterung wurde die “Dar Pomorza” [[1979]] außer Dienst gestellt und durch den Neubau [[Dar Mlodziezy|”Dar Mlodziezy”]] ersetzt. |
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== Geschichte == |
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==Technische Daten== |
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Das Schiff lief am 12. Oktober 1909 als ''Prinzeß Eitel Friedrich'', benannt nach [[Sophie Charlotte von Oldenburg]], der Frau des Prinzen [[Eitel Friedrich von Preußen]], bei [[Blohm & Voss]] in [[Hamburg]] vom Stapel und wurde 1910 als zweiter Neubau des [[Deutscher Schulschiffverein|Deutschen Schulschiff-Vereins]] als Segelschulschiff für die seemännische Grundausbildung in Dienst gestellt. Heimathafen war [[Oldenburg (Oldenburg)|Oldenburg]]. Sowohl die Bauaufsicht als auch die anschließende Jungfernfahrt erfolgte unter der Leitung von [[Richard Dressler]]. Er blieb bis 1914 [[Kapitän]] des Schiffes. |
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*Länge über alles: 91,00 m / Länge Rumpf: 72,60 m |
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* Breite: 12,60 m |
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*Tiefgang: 5,70 m |
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*Segelfläche: 2115 m² an 3 Masten mit 25 Segeln |
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*Antrieb: 1 Dieselmotor mit 430 [[Pferdestärke|PS]] (316 [[Kilowatt|kW]]) |
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*Geschwindigkeit: unter Segel max. 17 [[Knoten (Geschwindigkeit)|Knoten]] (ca. 32 km/h) |
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*Besatzung: 190 Mann (40 Mann Stammbesatzung und 150 Schüler) |
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[[Datei:Schiff Prinzeß Eitel Friedrich 00.jpg|mini|links|Als ''Prinzeß Eitel Friedrich'' um 1915]] |
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[[Kategorie:Schulschiff]] |
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Nach dem [[Erster Weltkrieg|Ersten Weltkrieg]] wurde das Schiff 1920 als [[Reparationen|Reparationsleistung]] zunächst nach [[Vereinigtes Königreich von Großbritannien und Irland|Großbritannien]] und dann nach [[Frankreich]] gebracht. Umbenannt in ''Colbert'' sollte es der [[Seefahrtschule]] in [[Saint-Nazaire]] zur Verfügung stehen, die es jedoch nicht nutzte. Anschließend wurde es als Ersatz für eine im Krieg verlorengegangene Yacht Eigentum des Barons de Foreste. Angesichts der hohen Kosten für den Umbau zu einer [[Segelyacht]] und deren Unterhalt bot dieser das Schiff jedoch 1929 zum Verkauf an. |
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Das [[Komitee der nationalen Flotte in Pommern|Komitee der Nationalen Flotte in Pommern]] (Pomorski Komitet Floty Narodowej) kaufte das Schiff als Ersatz der [[Bark (Schiffstyp)|Bark]] ''Lwów'' für den Betrag von 7.000 [[Pfund Sterling]]. Dieses Geld stammte aus einer öffentlichen Sammlung in der [[Woiwodschaft Pommerellen (1919–1939)|Woiwodschaft Pommerellen]]. 1929/30 verlegt im Schlepp als „Pomorze“ nach [[Nakskov]] ([[Dänemark]]). Die Regierung Polens ließ das Schiff dort generalüberholen und mit einem Hilfsantrieb ausstatten. Am 30. Juni 1930 erhielt das Schiff in [[Gdingen]] seinen neuen Namen ''Dar Pomorza'' („Gabe Pommerns“), um auf Dauer daran zu erinnern, wer die Indienststellung des Schiffes ermöglichte. Am 13. Juli 1930 wurde das Schiff an die [[Seefahrt-Akademie Gdynia|Staatliche Schifffahrtsschule]] in Gdingen übergeben, nicht ohne dass das Schiff und seine Flagge zuvor kirchlich geweiht wurden.<ref name="Antoszkiewicz 2009 14">Wojciech Antoszkiewicz, Mariusz Jablonski, Bogdan Kwiatkowski u. a.: ''Gdynia: vademecum turysty.'' Gdynia Turystyczna, Gdingen 2009, ISBN 978-83-929211-0-3, S. 14.</ref> |
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[[en:Dar Pomorza]] |
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[[pl:Dar Pomorza]] |
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[[Datei:Bundesarchiv Bild 183-14899-0009, Polnisches Segelschulschiff "Dar Pomorza".jpg|mini|links|Die ''Dar Pomorza'' in [[Warnemünde]], 1952]] |
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[[sv:Dar Pomorza]] |
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1934/35 unternahm die ''Dar Pomorza'' via [[Panamakanal]] eine Weltreise über 352 Tage und 39.000 [[Seemeile]]n. 1936 ließ die [[Zweite Polnische Republik]] aus Anlass des 15. Jahrestags der Gründung des Seehafens Gdingen zwei Gedenkmünzen zu zwei bzw. fünf Złoty mit einer Abbildung der ''Dar Pomorza'' prägen.<ref>Günter Schön, Gerhard Schön: ''Weltmünzkatalog 20. & 21. Jahrhundert: 1900–2011.'' Battenberg Verlag, Regenstauf 2012, S. 1866.</ref> 1936/37 erfolgte eine besondere Reise zwecks Umrundung von [[Kap Hoorn]]. Während einer [[Ostsee]]-Reise verließ das Schiff am 24. August 1939 den Hafen von [[Liepāja|Libau]] mit Ziel Gdingen. Wegen des deutschen [[Überfall auf Polen|Überfalls auf Polen]] verlegte die Schiffsführung die ''Dar Pomorza'' nach [[Stockholm]] ins neutrale [[Schweden]], wo das Schiff für die Dauer des [[Zweiter Weltkrieg|Zweiten Weltkrieges]] verblieb. An Bord blieb nur ein Teil der Stammbesatzung. Der Rest der Stammbesatzung und die 149 Schüler gingen nach Großbritannien, um sich dort dem [[Polnische Streitkräfte im Westen|Widerstand gegen das Dritte Reich]] anzuschließen. Nach Kriegsende traf die ''Dar Pomorza'' am 25. Oktober 1945 wieder in ihrem polnischen Heimathafen Gdingen ein. 1946 unternahm das Schiff seine erste Ausbildungsfahrt nach dem Krieg. In den Folgejahren unternahm das Schiff zahlreiche Ausbildungsfahrten als Schulschiff der Höheren Marineschule für Offiziere „Helden der [[Westerplatte]]“. Die Dar Pomorza siegte bei der [[Operation Sail|Operation Sail 1972]] und belegte bei der gleichen Veranstaltung 1974 den dritten Platz. |
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[[Datei:3 zaglowce.jpg|mini|Die ''Dar Pomorza'' (rechts) bei der Operation Sail 2003 in Gdynia]] |
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Wegen Überalterung wurde das Schiff, das am 28. September 1981 von ihrer letzten Reise nach Kotka in Finnland zurückgekehrt war,<ref name="Historia Gdyni Dynia Wspolczesna">"Gdynia Współczesna", in: [http://www.gdynia.info.pl/historia/historia.htm ''Historia Gdyni.''] Abgerufen am 27. September 2011.</ref> am 4. Juli 1982 außer Dienst gestellt und festlich durch den Neubau ''[[Dar Młodzieży]]'' ersetzt. |
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In ihrer Zeit bei der polnischen Handelsflotte führte die ''Dar Pomorza'' 102 Fahrten mit insgesamt ca. einer halben Million Seemeilen durch; dabei wurden 13.384 Schüler der Schifffahrtsschule ausgebildet. |
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Seit dem 16. November 1982 ist das Schiff als [[Museumsschiff]] unter der Verwaltung des [[Polnisches Schifffahrtsmuseum|Polnischen Schifffahrtsmuseums]] in [[Danzig]] zu besichtigen. Nach ihrer Überholung eröffnete die ''Dar Pomorza'' am 28. Mai 1983 im Präsidentenbassin an der Südmole in Gdingen ihre Pforten für die Besucher.<ref name="Historia Gdyni Dynia Wspolczesna" /> Im Oktober 2009 feierte das Schiff festlich seinen 100. Geburtstag, wobei u. a. eine „zweite Taufe“ durch Barbara Szczurek (Ehefrau des Oberbürgermeisters von Gdingen) als Taufpatin vollzogen wurde. |
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== Siehe auch == |
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* ''[[Statsraad Lehmkuhl]]'' (ex ''Großherzog Friedrich August'') |
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* ''[[Duchesse Anne (Schiff, 1901)|Duchesse Anne]]'' (ex ''Großherzogin Elisabeth'') |
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== Literatur == |
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* {{Internetquelle|url=http://www.de.nmm.pl/dar-pomorza/geschichte-des-gebaudes-dar|titel=Geschichte des Schiffs (Webseite des polnischen Schifffahrtsmuseums)|zugriff=2018-02-12}} |
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* Gerhard Eckhardt: ''Die Segelschiffe des Deutschen Schulschiff-Vereins. Eine Dokumentation'', Bremen (Hauschild) 1981, ISBN 3-920699-37-8. |
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* Henryk Kabat: Dar Pomorza. Wielka przygoda mlodosci, Warszawa (Ksiazka i Wiedza) 1985 [Text polnisch-englisch]. |
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* [[Carl Busley]]: ''Geschichte der Segelschiffe'', Berlin (Julius Springer Verlag), 1920, S. 209–234, Reprint (Reprint-Verlag Leipzig), ISBN 978-3-8262-0238-4. |
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== Weblinks == |
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{{Commonscat|Dar Pomorza (ship, 1909)|''Dar Pomorza''}} |
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== Einzelnachweise == |
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<references/> |
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[[Kategorie:Segelschiff (Polen)]] |
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[[Kategorie:Segelschiff (Frankreich)]] |
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[[Kategorie:Segelschulschiff]] |
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[[Kategorie:Auxiliarsegler]] |
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[[Kategorie:Dreimaster]] |
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[[Kategorie:Vollschiff]] |
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[[Kategorie:Großsegler aus Deutschland]] |
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[[Kategorie:Museumsschiff]] |
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[[Kategorie:Gdynia]] |
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[[Kategorie:Blohm + Voss]] |
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[[Kategorie:Verkehrsmuseum in Polen]] |
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[[Kategorie:Oldenburgische Geschichte]] |
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[[Kategorie:Schifffahrtsgeschichte (Polen)]] |
Aktuelle Version vom 27. März 2025, 17:36 Uhr
![]() Die Dar Pomorza um 1978
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Die Dar Pomorza ist ein dreimastiges Vollschiff, das jahrelang in Polen als Segelschulschiff eingesetzt wurde und jetzt als Museumsschiff in Gdingen liegt.
Geschichte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Das Schiff lief am 12. Oktober 1909 als Prinzeß Eitel Friedrich, benannt nach Sophie Charlotte von Oldenburg, der Frau des Prinzen Eitel Friedrich von Preußen, bei Blohm & Voss in Hamburg vom Stapel und wurde 1910 als zweiter Neubau des Deutschen Schulschiff-Vereins als Segelschulschiff für die seemännische Grundausbildung in Dienst gestellt. Heimathafen war Oldenburg. Sowohl die Bauaufsicht als auch die anschließende Jungfernfahrt erfolgte unter der Leitung von Richard Dressler. Er blieb bis 1914 Kapitän des Schiffes.

Nach dem Ersten Weltkrieg wurde das Schiff 1920 als Reparationsleistung zunächst nach Großbritannien und dann nach Frankreich gebracht. Umbenannt in Colbert sollte es der Seefahrtschule in Saint-Nazaire zur Verfügung stehen, die es jedoch nicht nutzte. Anschließend wurde es als Ersatz für eine im Krieg verlorengegangene Yacht Eigentum des Barons de Foreste. Angesichts der hohen Kosten für den Umbau zu einer Segelyacht und deren Unterhalt bot dieser das Schiff jedoch 1929 zum Verkauf an.
Das Komitee der Nationalen Flotte in Pommern (Pomorski Komitet Floty Narodowej) kaufte das Schiff als Ersatz der Bark Lwów für den Betrag von 7.000 Pfund Sterling. Dieses Geld stammte aus einer öffentlichen Sammlung in der Woiwodschaft Pommerellen. 1929/30 verlegt im Schlepp als „Pomorze“ nach Nakskov (Dänemark). Die Regierung Polens ließ das Schiff dort generalüberholen und mit einem Hilfsantrieb ausstatten. Am 30. Juni 1930 erhielt das Schiff in Gdingen seinen neuen Namen Dar Pomorza („Gabe Pommerns“), um auf Dauer daran zu erinnern, wer die Indienststellung des Schiffes ermöglichte. Am 13. Juli 1930 wurde das Schiff an die Staatliche Schifffahrtsschule in Gdingen übergeben, nicht ohne dass das Schiff und seine Flagge zuvor kirchlich geweiht wurden.[1]

1934/35 unternahm die Dar Pomorza via Panamakanal eine Weltreise über 352 Tage und 39.000 Seemeilen. 1936 ließ die Zweite Polnische Republik aus Anlass des 15. Jahrestags der Gründung des Seehafens Gdingen zwei Gedenkmünzen zu zwei bzw. fünf Złoty mit einer Abbildung der Dar Pomorza prägen.[2] 1936/37 erfolgte eine besondere Reise zwecks Umrundung von Kap Hoorn. Während einer Ostsee-Reise verließ das Schiff am 24. August 1939 den Hafen von Libau mit Ziel Gdingen. Wegen des deutschen Überfalls auf Polen verlegte die Schiffsführung die Dar Pomorza nach Stockholm ins neutrale Schweden, wo das Schiff für die Dauer des Zweiten Weltkrieges verblieb. An Bord blieb nur ein Teil der Stammbesatzung. Der Rest der Stammbesatzung und die 149 Schüler gingen nach Großbritannien, um sich dort dem Widerstand gegen das Dritte Reich anzuschließen. Nach Kriegsende traf die Dar Pomorza am 25. Oktober 1945 wieder in ihrem polnischen Heimathafen Gdingen ein. 1946 unternahm das Schiff seine erste Ausbildungsfahrt nach dem Krieg. In den Folgejahren unternahm das Schiff zahlreiche Ausbildungsfahrten als Schulschiff der Höheren Marineschule für Offiziere „Helden der Westerplatte“. Die Dar Pomorza siegte bei der Operation Sail 1972 und belegte bei der gleichen Veranstaltung 1974 den dritten Platz.

Wegen Überalterung wurde das Schiff, das am 28. September 1981 von ihrer letzten Reise nach Kotka in Finnland zurückgekehrt war,[3] am 4. Juli 1982 außer Dienst gestellt und festlich durch den Neubau Dar Młodzieży ersetzt.
In ihrer Zeit bei der polnischen Handelsflotte führte die Dar Pomorza 102 Fahrten mit insgesamt ca. einer halben Million Seemeilen durch; dabei wurden 13.384 Schüler der Schifffahrtsschule ausgebildet.
Seit dem 16. November 1982 ist das Schiff als Museumsschiff unter der Verwaltung des Polnischen Schifffahrtsmuseums in Danzig zu besichtigen. Nach ihrer Überholung eröffnete die Dar Pomorza am 28. Mai 1983 im Präsidentenbassin an der Südmole in Gdingen ihre Pforten für die Besucher.[3] Im Oktober 2009 feierte das Schiff festlich seinen 100. Geburtstag, wobei u. a. eine „zweite Taufe“ durch Barbara Szczurek (Ehefrau des Oberbürgermeisters von Gdingen) als Taufpatin vollzogen wurde.
Siehe auch
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Statsraad Lehmkuhl (ex Großherzog Friedrich August)
- Duchesse Anne (ex Großherzogin Elisabeth)
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Geschichte des Schiffs (Webseite des polnischen Schifffahrtsmuseums). Abgerufen am 12. Februar 2018.
- Gerhard Eckhardt: Die Segelschiffe des Deutschen Schulschiff-Vereins. Eine Dokumentation, Bremen (Hauschild) 1981, ISBN 3-920699-37-8.
- Henryk Kabat: Dar Pomorza. Wielka przygoda mlodosci, Warszawa (Ksiazka i Wiedza) 1985 [Text polnisch-englisch].
- Carl Busley: Geschichte der Segelschiffe, Berlin (Julius Springer Verlag), 1920, S. 209–234, Reprint (Reprint-Verlag Leipzig), ISBN 978-3-8262-0238-4.
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Wojciech Antoszkiewicz, Mariusz Jablonski, Bogdan Kwiatkowski u. a.: Gdynia: vademecum turysty. Gdynia Turystyczna, Gdingen 2009, ISBN 978-83-929211-0-3, S. 14.
- ↑ Günter Schön, Gerhard Schön: Weltmünzkatalog 20. & 21. Jahrhundert: 1900–2011. Battenberg Verlag, Regenstauf 2012, S. 1866.
- ↑ a b "Gdynia Współczesna", in: Historia Gdyni. Abgerufen am 27. September 2011.
Koordinaten: 54° 31′ 10,2″ N, 18° 33′ 10″ O