Zum Inhalt springen

„Brigata marina “San Marco”“ – Versionsunterschied

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
[ungesichtete Version][gesichtete Version]
Inhalt gelöscht Inhalt hinzugefügt
L. aus W. (Diskussion | Beiträge)
K Kategorie genauer
 
(115 dazwischenliegende Versionen von 57 Benutzern werden nicht angezeigt)
Zeile 1: Zeile 1:
[[Datei:F.d.S.Crest.jpg|mini|Wappen der Brigade]]
Die [[italienische Marine]] verfügt mit dem '''San-Marco-Regiment''' in [[Brindisi]] ([[Apulien]]) über eine eigene [[Marineinfanterie]]. Bis Mitte der 90er Jahre hieß es "San-Marco-[[Bataillon]]", wurde dann aber wegen der neuen geopolitischen Lage nach dem Zusammenbruch des Warschauer Pakts und der zunehmenden Auslandseinsätze verstärkt.
Die '''San-Marco-Brigade''' (''Brigata marina “San Marco”'') in [[Brindisi]] bildet seit März 2013 den neuen organisatorischen Rahmen der [[italien]]ischen [[Marineinfanterie]]. Unter der Bezeichnung ''San Marco'', die sich auf den [[Markus (Evangelist)|Evangelisten Markus]] und auf den [[Markuslöwe]]n [[Venedig]]s bezieht, besteht seit 1919 ein Marineinfanterieverband, der je nach Bedarf als [[Bataillon]], [[Regiment]] oder [[Brigade]] organisiert war, in einem Sonderfall auch als [[Division (Militär)|Division]]. Die derzeitige Brigade entstand durch eine Neuordnung des Landungskräftekommandos (COMFORSBARC) der [[Marina Militare|italienischen Marine]], wobei dessen [[Amphibische Kriegsführung|amphibisches]] San-Marco-Regiment innerhalb der neuen San-Marco-Brigade zusammen zwei weiteren Regimentern und kleineren Einheiten fortbesteht.


== Geschichte ==
== Geschichte ==
=== Vorläufer ===
Die italienische Marine steht in direkter Nachfolge der [[Italienische Marinegeschichte#Königreich Sardinien|Marine]] des [[Königreich Sardinien|Königreiches Sardinien-Piemont]]. Als Vorläufer des San-Marco-Regiments gilt das 1713 aus dem Regiment ''Nizza'' entstandene Marineinfanterie-Regiment ''[[Liste der savoyischen und sardinischen Regimenter der Frühen Neuzeit|La Marina]]'', das an den europäischen [[Erbfolgekrieg]]en des 18. Jahrhunderts teilnahm und im [[Erster Koalitionskrieg|Ersten Koalitionskrieg]] in [[Ligurien]] kämpfte, bis es 1796 den Revolutionstruppen [[Napoleon Bonaparte|Napoleons]] unterlag. Nach der Wiederaufstellung im Jahr 1814 kam es als [[Liste italienischer Regimenter|(7.) Infanterieregiment ''Cuneo'']] zum [[Geschichte des italienischen Heeres|Heer]] und nahm als solches mit Marinepersonal am ersten italienischen [[Italienische Unabhängigkeitskriege|Unabhängigkeitskrieg]] teil. Kurz vor der [[Risorgimento|Einigung Italiens]] entstand das Marineinfanterie-Bataillon ''Real Navi'', das 1861 zu einem Regiment vergrößert wurde und zusammen mit einem [[Bersaglieri]]-Regiment des Heeres bis 1878 die Marineinfanterie-Truppe ''Fanteria Real Marina'' bildete. Auch nach deren Auflösung gab es [[Füsilier|Marine-Füsiliere]] auf Kriegsschiffen und Marinestützpunkten, die aber in wesentlich kleineren Einheiten zusammengefasst waren. In dieser Form nahmen italienische Marineinfanteristen unter anderem an der Niederschlagung des [[Boxeraufstand]]es in [[Qing-Dynastie|China]] teil sowie an der Landung in [[Libyen]] während des [[Italienisch-Türkischer Krieg|italienisch-türkischen Krieges]].


=== Anfänge ===
=== 1915 bis 1945 ===
Im [[Erster Weltkrieg|Ersten Weltkrieg]] wurde mit Marineinfanteristen und anderem Marinepersonal inoffiziell eine „Marinebrigade“ aufgestellt, die aus einem [[Infanterie]]- und aus einem [[Artillerie]]-Regiment bestand. Nach der italienischen Niederlage in der [[Zwölfte Isonzoschlacht|zwölften Isonzoschlacht]] und dem Rückzug zum [[Piave]] wurde die Brigade im November 1917 mit zusätzlichem, von Kriegsschiffen und sonstigen Dienststellen abgezogenem Personal am Unterlauf des Piave und am östlichen Ende der [[Lagune von Venedig]] eingesetzt. Dort zeichneten sich die Bataillone ''Monfalcone'', ''Grado'', ''Caorle'' und ''Golametto'' besonders aus. 1918 wurde das Bataillon ''Monfalcone'' nach dem gefallenen Bataillonskommandeur Andrea Bafile umbenannt und ein fünftes Bataillon ''(Navi)'' für das Infanterieregiment der Brigade aufgestellt.

[[Datei:Battaglione San Marco (Tientsin).jpg|mini|San-Marco-Bataillon in der Carlotto-Kaserne im chinesischen Tianjin]]
Im 19. Jahrhundert hatte die italienische Marine kleinere Einheiten von infanteristisch ausgebildeten Marinesoldaten, die permanent auf Kriegsschiffen stationiert waren. Diese Einheiten wurden aber bald wieder aufgelöst. Nach der Schlacht von [[Piaveschlacht|Karfreit]] (Oktober-November 1917), dem Zusammenbruch der [[Isonzo]]-Front und dem Rückzug zum [[Piave]] sah sich der italienische [[Generalstab]] wegen der Bedrohung [[Venedig]]s gezwungen, Matrosen von den Kriegsschiffen zu holen, und sie am unteren Piave gegen die deutsche und österreich-ungarische Armee zum Einsatz zu bringen. Nach Kriegsende verlieh die dankbare Stadt den in einem [[Regiment]] zusammengefassten Soldaten eine Flagge mit dem "Markuslöwen". Das Regiment wurde nach dem [[Patron]] der Lagunenstadt benannt. Zwischen den beiden Weltkriegen existierte nur ein "San-Marco-Bataillon". Im Zweiten Weltkrieg wiederum zum Regiment ausgebaut, kämpfte es besonders in [[Tobruk]] und [[Schlacht um Tunesien|Tunesien]], wo es im Mai [[1943]] bei [[Cap Bon]] die letzten Stellungen der Achse auf afrikanischem Boden verteidigte. Von Herbst 1943 bis 1945 kämpfte das Regiment auf Seiten der Alliierten, während andere Verbände, die ebenfalls diesen Namen trugen, auf Seiten der Deutschen am Krieg teilnahmen.
Nach dem Krieg entstand mit königlichem Dekret vom 17. März 1919 aus der Brigade ein Marineinfanterie-Verband, der kurz darauf vom Bürgermeister Venedigs als Anerkennung für die militärischen Leistungen an der Lagune und am Piave den Namen ''San Marco'' und das Stadtwappen mit dem [[Markuslöwe]]n erhielt. Im weiteren Verlauf verkleinerte man den Verband zu einem Bataillon. Ab 1925 schützte ein Großteil des San-Marco-Bataillons die [[Italienische Konzession von Tientsin|italienische Konzession]] im chinesischen [[Tianjin]]. 1940 wurde es in [[Pula|Pola]] zu einem Regiment mit den Bataillonen ''Grado'' und ''Bafile'' vergrößert, danach stellte man schrittweise die übrigen drei Bataillone des Ersten Weltkriegs und zwei zusätzliche Bataillone auf. Im [[Zweiter Weltkrieg|Zweiten Weltkrieg]] kämpften Teile des Regiments von November 1941 bis Mai 1943 in Nordafrika, insbesondere in [[Tobruk]]. Im Mai 1943 verteidigten Marineinfanteristen des Regiments bei [[Kap Bon|Cap Bon]] die letzten Stellungen der Achse auf afrikanischem Boden. Nach dem [[Waffenstillstand von Cassibile]] und der deutschen [[Fall Achse|Besetzung]] Italiens kämpfte das Regiment bis 1945 auf Seiten der Alliierten, wobei sie italienischen Marineinfanteristen die Einnahme Venedigs überließen. Die faschistische [[italienische Sozialrepublik]] stellte mit deutscher Unterstützung 1944 eine Division auf, die den Namen [[Esercito Nazionale Repubblicano#3. Marineinfanterie-Division „San Marco“|''San Marco'']] trug. Neben ehemaligen Marineinfanteristen des San-Marco-Regiments bestand sie vor allem aus Heeressoldaten, die den Kampf gegen die Alliierten auf deutscher Seite fortsetzen wollten.


=== Nach 1945 ===
=== Nach 1945 ===
Unmittelbar nach Kriegsende wurde das San-Marco-Regiment einige Monate vorwiegend zum Schutz der öffentlichen Ordnung eingesetzt und dann im August 1946 aufgelöst. Spannungen mit [[Sozialistische Föderative Republik Jugoslawien|Jugoslawien]] wegen der ungelösten [[Freies Territorium Triest|Triest-Frage]] führten im März 1948 zur Wiederaufstellung des San-Marco-Bataillons in [[Villa Vicentina]]. 1951 wurde es Teil einer amphibischen Kampfgruppe ''(Settore Forze Lagunari)'', die auch aus den Heeresbataillonen ''Piave'' und ''Marghera'' bestand. Offiziell sicherte die Kampfgruppe im [[Kalter Krieg|Kalten Krieg]] die lagunenreiche Südflanke des Feldheeres im Nordosten Italiens, ''de facto'' richtete sie sich aber auch gegen Jugoslawien. Nachdem man Ende 1954 das Triest-Problem gelöst hatte, zog sich die Marine 1956 aus der Kampfgruppe zurück und löste das ''San-Marco-Bataillon'' in Villa Vicentina auf. Als Ersatz stellte das Heer dort das amphibische Bataillon ''Isonzo'' auf, das zusammen mit den beiden genannten Heeres-Bataillonen die amphibischen Heereskampfgruppe bildete, aus der dann die heutigen [[Reggimento lagunari “Serenissima”|Lagunari]] hervorgingen.


Die Marine schickte ihre Marineinfanteristen, bei denen es sich nunmehr um eine kleine Sicherungstruppe handelte, weiterhin zur Ausbildung nach Villa Vicentina, bis Anfang 1965 das San-Marco-Bataillon in [[La Spezia]], [[Cesano (Rom)|Cesano]] und [[Siena]] wieder aufgebaut wurde. Nachdem man es zwei Jahre auf verschiedenen Schiffen stationiert hatte, kam es 1967 nach Tarent und 1971 nach Brindisi, wo es in einem Vorort 1991 eine neue Kaserne bezog. Einen ersten Auslandseinsatz absolvierte es 1982 unter General [[Franco Angioni]] im [[Libanon]], es folgten Einsätze im [[Persischer Golf|Persischen Golf]], in [[Somalia]], im ehemaligen Jugoslawien, in [[Albanien]], [[Eritrea]], im [[Irak]] und in [[Afghanistan]] sowie an anderen Orten. In den 1990er Jahren wurde es wegen der zunehmenden Auslandseinsätze zu einem Regiment verstärkt und um ein Unterstützungsregiment ergänzt, mit dem es die amphibische Truppe der Marine bildete ''(COMFORSBARC)''. Die Kooperation mit den Lagunari des Heeres wurde 2005 durch die Einrichtung eines gemeinsamen Führungsstabes in Brindisi weiter gefestigt (''Forza di Proiezione dal Mare''). Zum 1. März 2013 entstand aus COMFORSBARC die San-Marco-Brigade mit drei Regimentern, in welche auch die Objektschutz-Einheiten der Marine eingegliedert wurden.<ref>[http://www.marina.difesa.it/il-tuo-futuro-e-il-mare/formazione-in-marina/formazione_specialistica/sbarco/Pagine/storia.aspx Geschichte der Brigade auf marina.difesa.it]</ref>
Nach 1945 wurde es als Bataillon in Venedig mit Personal aus Marine und Heer wieder aufgestellt.
Während der italienisch-jugoslawischen Spannungen wegen der [[Triest]]- und [[Istrien]]frage soll der jugoslawische Staatschef [[Tito]] Mitte der fünfziger Jahre von Italien den Abzug dieser Eliteeinheit aus Venedig gefordert haben, die seiner Ansicht nach nicht zur Verteidigung Italiens gegen den Warschauer Pakt diente, sondern als Aggressionsinstrument gegen Jugoslawien. Das Bataillon wurde dann nach Brindisi in Süditalien verlegt und ganz in die italienische Marine integriert. In Venedig stellte man statt dessen die [[Lagunari]] auf. Von [[1982]] bis [[1984]] war das Bataillon an einer internationalen [[Franco Angioni|Friedensmission]] im [[Libanon]] beteiligt. Sowohl die Lagunari als auch die San-Marco-Marineinfanterie haben den Markuslöwen im Wappen und führen die jahrhundertelangen Traditionen der venezianischen Marineinfanterie weiter, die vor allem in der Adria und im östlichen Mittelmeer ([[Kreta]], [[Zypern]]) gegen die Türken kämpften. Pläne beide Verbände zusammen zu legen haben sich nicht realisiert (Stand 2005)


Sowohl die San-Marco-Brigade als auch die Lagunari haben den Markuslöwen im Wappen und sehen sich in der [[Italienische Marinegeschichte|Tradition]] der [[Republik Venedig|venezianischen]] Marineinfanterie, die anlässlich des [[Vierter Kreuzzug|Vierten Kreuzzugs]] erstmals aufgestellt wurde und von der Mitte des 16. Jahrhunderts bis 1797 permanent bestand.<ref>[https://www.associazionelagunari.it/files/rivista_insider_magazine_2011_02.pdf Vorgeschichte der italienischen Marineinfanterie auf associazionelagunari.it]</ref> Für die in Süditalien stationierte San-Marco-Brigade spielt historisch auch die von [[John Acton]] aufgestellte Marineinfanterie des [[Königreich Neapel|Königreichs Neapel]] eine Rolle.<ref>[http://www.storiain.net/storia/john-acton-ammiraglio-di-ventura/ John Acton, ammiraglio di ventura, auf storiain.net]</ref>
=== Heute ===


== Organisation ==
Das "San-Marco-Regiment" besteht heute aus dem amphibischen Bataillon "Grado" und dem Unterstützungsbataillon "Golametto" und umfasst ungefär 1200 Soldaten. Zusammen mit dem Logistik- und Ausbildungsregiment "Carlotto", einer Seetransporteinheit (Landungsboote) und einer Hubschrauberstaffel bildet es das "[[Italienische Marine#Marineinfanterie|Kommando der amphibischen Kräfte der italienischen Marine]]", welches über vereinigte Führungsstäbe eng mit der spanischen Marineinfanterie verbunden ist. Das Regiment ist heute vor allem mit internationalen Friendenseinsätzen beschäftigt.
[[Datei:Italian Navy-Marine interaction 131219-N-QP351-123.jpg|mini|Soldaten der San-Marco-Brigade bei einer Übung]]
[[Datei:Marò San Marco.png|mini|Übung, 2016]]
=== Stab und Unterstützungskräfte ===
Die San-Marco-Brigade besteht aus rund 3.800 Marinesoldaten. Der Kommandeur der amphibischen Kräfte der Marine (''Comando delle Forze Anfibie'', COMFORANF; bis 2013 COMFORSBARC) ist zugleich Kommandeur der Brigade. Er führt auch den gemeinsamen Stab der amphibischen Truppen von Heer und Marine (''Forza di Proiezione dal Mare''). Das [[Hauptquartier]] befindet sich in der [[Castello Svevo (Brindisi)|Stauferburg]] am inneren Hafen von [[Brindisi]].


Dem Brigadestab untersteht eine Führungsunterstützungseinheit, das Ausbildungsbataillon ''Caorle'' und eine Einheit mit kleineren [[Landungsfahrzeug|Landungsbooten]] unmittelbar. Zugeordnet, aber nicht dauerhaft unterstellt sind der Brigade drei Landungsschiffe der [[San-Giorgio-Klasse]] sowie eine [[Aviazione Navale|Hubschrauberstaffel]] in [[Flughafen Tarent-Grottaglie|Grottaglie]]. Seit Ende 2012 wird der leichte Flugzeugträger ''[[Giuseppe Garibaldi (Schiff, 1985)|Giuseppe Garibaldi]]'' primär in einer neuen Rolle als Hubschrauberträger für amphibische Operationen genutzt. Dieser wird voraussichtlich 2022 von dem [[Amphibisches Angriffsschiff|amphibischen Angriffsschiff]] ''[[Trieste (Schiff, 2024)|Trieste]]'' abgelöst. Darüber hinaus ist der Träger ''[[Cavour (Schiff)|Cavour]]'' für die Aufnahme von rund 400 Marineinfanteristen ausgelegt.<ref>[http://www.marina.difesa.it/il-tuo-futuro-e-il-mare/formazione-in-marina/formazione_specialistica/sbarco/Pagine/ForzaSbarcooggi.aspx Organisation der Brigade auf marina.difesa.it]</ref>
== Gliederung ==


=== Unterstützungselemente ===
=== 1. Regiment ===
Das 1. San-Marco-Regiment ist in der Carlotto-Kaserne rund fünf Kilometer westlich von Brindisi untergebracht ({{Coordinate|text=ICON0/|NS=40.6469547 |EW=17.8692989 |type=landmark |region=IT-BR|name=Caserma Ermanno Carlotto}}). In diesem Regiment sind die amphibischen Kräfte der Marine zusammengefasst. Dabei handelt es sich um die beiden amphibischen Infanteriebataillone ''Grado'' und ''Venezia'', das logistische Unterstützungsbataillon ''Golametto'' und eine Führungseinheit in Bataillonsstärke, welche sich aus einer Führungskompanie, einer Fernmeldekompanie, einem Pionierzug, einem [[HUMINT]]-Zug und der Fallschirmjäger-Schwimmer-Kompanie zusammensetzt. Letztere Kompanie stellt die Aufklärungskomponente des Regiments. Bei Bedarf kann das 1. Regiment durch das [[Reggimento lagunari “Serenissima”|Lagunari-Regiment]] und weitere Einheiten der [[Brigata di cavalleria “Pozzuolo del Friuli”|Kavalleriebrigade „Pozzuolo del Friuli“]] des Heeres unterstützt werden, insbesondere durch Aufklärungs-, Artillerie-, Pionier-, Fernmelde- und Logistikeinheiten.


=== 2. Regiment ===
Zu den Unterstützungselementen des Regimentes gehört neben dem Stab eine Fernmeldeeinrichtung, ein Koordinierungszentrum für Feuerunterstützung, Luftraumbeobachter und Küstenverteidigungskräfte.
Das ebenfalls in Brindisi stationierte 2. Regiment ist mit seinen vier Einsatzkompanien vorwiegend mit ''[[Maritime Interdiction Mission|Maritime Interdiction Operations]]'' beauftragt, also beispielsweise mit der Durchführung von [[Embargo]]kontrollen auf Handelsschiffen oder mit der Bekämpfung der [[Piraterie]] durch [[Enterung|Boarding]]- oder Sicherungskräfte auf See. Soldaten des Regiments übernehmen an Bord von [[Marina Militare#Flotte|italienischen Kriegsschiffen]] Sicherheitsaufgaben.


=== Spezialkräfte ===
=== 3. Regiment ===
Im 3. Regiment mit Stab in [[Rom]] ist der [[Objektschutz]]dienst der Marine (''Servizio Difesa Installazioni'', SDI) aufgegangen. Es übernimmt den Schutz von Stützpunkten und sonstigen Einrichtungen der Marine an Land. Hierfür bestehen die drei kleinen SDI-Bataillone „Nord“ in [[La Spezia]], „Mitte“ in Rom und „Süd“ in [[Tarent]] als Bereichskommandos mit nachgeordneten [[Kompanie (Militär)|SDI-Kompanien]] in [[Marinebasis La Spezia|La Spezia]], [[La Maddalena]],<ref>[https://www.difesa.it/Protocollo/AOO_Difesa/Marina/Pagine/MCOSDISA.aspx Compagnia SDI Sardegna auf difesa.it]</ref> Rom, [[Marinebasis Tarent|Tarent]], [[Brindisi]]<ref>[https://www.difesa.it/Protocollo/AOO_Difesa/Marina/Pagine/MCOSDIBR.aspx Compagnia SDI Brindisi auf difesa.it]</ref> und [[Hafen Augusta|Augusta]],<ref>[https://www.difesa.it/Protocollo/AOO_Difesa/Marina/Pagine/MCOSDIAU.aspx Compagnia SDI Sicilia auf difesa.it]</ref> wobei abgesetzte Züge unter anderem bei [[Marina Militare#Marineflieger|Marinefliegerstützpunkten]], Munitionsdepots, Fernmeldeanlagen, Stäben, Schulen usw. stationiert sind. Darüber hinaus unterhält das Bataillon in Rom eine [[Ehrenformation|Ehrenkompanie]] und das in Tarent eine Kompanie zur Unterstützung von Sicherheits- und Zivilschutzkräften.


=== Sonstiges ===
Spezialkräfte bestehen in Form einer separaten Kompanie ("''Demolitori di Ostacoli Antisbarco-DOA''"). Zu ihren Aufgaben zählt in erster Linie die Aufklärung von Landungszonen und die Beseitigung von Sperren, Hindernissen und Kampfmitteln. Die Soldaten können per Hubschrauber und Speadboot angelandet oder von U-Booten abgesetzt werden. In verschiedener Hinsicht ähneln die Einsatzmodalitäten dieser Einheit denen der [[Kampfschwimmer]]. Die Ausbildung erfolgt u.a. beim italienischen Kampfschwimmerkommando [[Comando Subacquei e Incursori|COMSUBIN]].
Das Kampfschwimmerkommando [[Comando Subacquei ed Incursori|COMSUBIN]] gehört der Brigade nicht an. Es übernimmt jedoch die Ausbildung von Marineinfanteristen mit besonderen Aufgaben. Dabei handelt es sich zum Beispiel um die Aufklärung von Landungszonen und die Beseitigung von Sperren, Hindernissen und Kampfmitteln durch Soldaten, die per Hubschrauber oder Speedboot angelandet oder von U-Booten abgesetzt werden. Auch Boarding- und Sicherungskräfte erhalten bei Bedarf eine besondere Unterweisung durch COMSUBIN.


Die Soldaten der San-Marco-Brigade werden in der italienischen Marine nicht als „Marineinfanteristen“, sondern als „[[Füsilier|Marinefüsiliere]]“ bezeichnet. Eine weitere geläufige Bezeichnung ist ''marò'', was in etwa dem englischen Begriff ''marines'' entspricht. ''Marò'' war ursprünglich eine marineinterne Abkürzung ''(mar.o)'' für ''marinaio'' oder Seemann ohne besondere Qualifikationen. Die informelle Bezeichnung „Löwen“ bezieht sich auf den Markuslöwen im Wappen der Brigade. Die San-Marco-Soldaten, die die amphibische Grundausbildung bewältigt haben, tragen seit 2023 graugrüne [[Barett (Uniform)|Barette]].<ref>[https://www.difesaonline.it/news-forze-armate/mare/38-leoni-entrano-far-parte-della-brigata-marina-san-marco Artikel vom 1. August 2023 auf difesaonline.it]</ref>
=== Boardingkräfte ===


In der Stauferburg am Hafen von Brindisi befindet sich neben dem Stab der Brigade und sonstigen militärischen Dienststellen auch ein kleines Museum, das die Geschichte der italienischen Marineinfanterie darstellt. Das Museum ist für Zivilisten in der Regel nicht zugänglich, Führungen gibt es aber auf Anfrage.
Eine weitere separate Kompanie führt die sogenannten Boarding-Teams. Diese circa 8 bis 10 Mann großen Einheiten dienen in erster Linie der Inspektion von Schiffen, z.B. bei [[Embargo]]maßnahmen.

=== Grado-Bataillon ===

Das Grado-Bataillon umfasst die eigentliche [[Marineinfanterie]] der italienischen Marine. Das Bataillon setzt sich neben der Stabs- und Versorgungskompanie aus drei Kompanien, sowie aus einer schweren Kompanie zusammen.

Jede der drei Kampfkompanien besteht aus einem Führungszug, drei 37 Mann starken Zügen und aus einem 21 Mann starken Zug, der der Feuerunterstützung dient. Diese Kompanien können mit amphibischen Fahrzeugen und Booten oder mit Hubschraubern an Land gebracht werden. In anderen Fällen operieren sie als mechanisierte Infanterie mit einer modifizierten Version des [[M113]] ("VCC-1").

Die schwere Kompanie bildet mit ihren Flugabwehr- und Panzerabwehrwaffen sowie mit ihren 120mm-Mörsern die Kampfunterstützungskomponente des Bataillons.

=== Golametto-Bataillon ===

Zur Gefechtsunterstützung steht das Golametto-Bataillon bereit. Es setzt sich aus einer Logistik-, einer Transport und einer Sanitätskompanie zusammen. Auftrag und Gliederung ähneln dem [[Korps Mariniers|niederl. Gefechtsunterstützungsbataillon]].


== Ausrüstung ==
== Ausrüstung ==
=== Leichte Waffen ===

* [[Beretta 92|Beretta 92FS]] (Pistole, 9&nbsp;mm)
=== leichte Waffen ===
* [[Heckler & Koch|Heckler&Koch]] [[HK MP5|MP5A3]] (Maschinenpistole)

* [[Beretta AR70|Beretta SC70/90]] (Sturmkarabiner, 5,56&nbsp;mm), in den Kampfeinheiten durch das Nachfolgemodell [[Beretta ARX-160]] ersetzt
* [[Beretta 92FS]] (Pistole, 9mm)
* M203 (Granatwerfer für AR70/90, 40&nbsp;mm)
* [[Heckler&Koch]] [[MP5]] (Maschinenpistole)
* GLX-160 (Granatwerfer für ARX-160, 40&nbsp;mm)
* [[Beretta]] AR 70/90 (Sturmgewehr, 5.56mm)
* [[FN Minimi]] (leichtes Maschinengewehr, 5,56&nbsp;mm)
* M203 (Granatwerfer für Sturmgewehr, 40mm)
* [[FN Minimi]] (leichtes Maschinengewehr, 5.56mm)
* [[MG3]] (Maschinengewehr, 7,62 × 51&nbsp;mm)
* [[MG3]] (Maschinengewehr, 7.62x51mm)
* [[John Moses Browning|Browning]] M2 (schweres Maschinengewehr, 12,7&nbsp;mm)
* [[Browning]] M2 (schweres Maschinengewehr, 12.7mm)
* [[Panzerfaust 3]]
* [[Panzerfaust 3]]
* Instalaza C90 (Panzerfaust)
* [[Instalaza]] C90 (Panzerfaust)
* [[TOW (Waffe)|TOW]] (Panzerabwehrlenkwaffe)
* [[MILAN]] (Panzerabwehrlenkwaffe)
* [[MILAN]] (Panzerabwehrlenkwaffe)
* [[BGM-71 TOW|TOW]] (Panzerabwehrlenkwaffe)
* [[Spike (Panzerabwehrlenkwaffe)|Spike]] (Panzerabwehrlenkwaffe, ersetzt in der Version MR und LR die Panzerabwehrlenkwaffen MILAN respektive TOW)
* [[FIM-92 Stinger|Stinger]] (Flugabwehrlenkwaffe)
* [[FIM-92 Stinger|Stinger]] (Flugabwehrlenkwaffe)
* [[Mörser]] (81mm)
* [[Mörser (Geschütz)|Mörser]] (81&nbsp;mm)
* [[Thomson-Brandt 120-mm-Mörser|Thomson-Brandt Mörser]] (120&nbsp;mm)
* Mörser (120mm)

=== gepanzerte Fahrzeuge ===

* VCC-1 APC (''[[M113]]'')
*LVTP-7 (''[[Amtrack|AAV7-A1]]'')


=== ungepanzerte Fahrzeuge ===
=== Gepanzerte Fahrzeuge ===
[[Datei:Bozen 1 (271).JPG|mini|Iveco SuperAV 2011 in Bozen]]
* [[Assault Amphibious Vehicle|AAV7-A1]]
* [[Iveco SuperAV|Iveco SuperAV (VBA)]]


=== Leicht gepanzerte Fahrzeuge ===
* VM-90
* [[Iveco LMV|VTLM Lince]]
* [[GFF 4|VTMM Orso]] ersetzt den ungepanzerten VM 90


== Weblinks ==
== Verweise ==
=== Literatur ===
* Sören Sünkler: ''Elite- und Spezialeinheiten Europas.'' Motorbuch-Verlag, Stuttgart 2008, ISBN 978-3-613-02853-1.


=== Weblinks ===
*[http://www.btgsanmarco.it/englishversion/englishversion1.htm Beschreibung (auf Englisch)]
* [http://www.marina.difesa.it/il-tuo-futuro-e-il-mare/formazione-in-marina/formazione_specialistica/sbarco/Pagine/default.aspx Offizielle Webseiten (italienisch)]
* [http://btgsanmarco.it/ Beschreibung auf btgsanmarco.it] (italienisch)


=== Einzelnachweise ===
<references />


{{DEFAULTSORT:San Marco Regiment}}
[[Kategorie: Militärischer Verband (Italien)]]
[[Kategorie:Infanterieverband (Italien)]]
[[Kategorie:Marineverband (Italien)]]
[[Kategorie:Militärischer Verband im Ersten Weltkrieg (Italien)|Sanmarco]]
[[Kategorie:Marineinfanterie]]
[[Kategorie:Brindisi]]
[[Kategorie:Militärverbandsgründung 2013|Brigata marina “San Marco”]]


[[fr:San Marco]]
[[en:San Marco Marine Brigade]]
[[it:Brigata marina "San Marco"]]
[[no:Brigata marina «San Marco»]]

Aktuelle Version vom 4. April 2025, 15:07 Uhr

Wappen der Brigade

Die San-Marco-Brigade (Brigata marina “San Marco”) in Brindisi bildet seit März 2013 den neuen organisatorischen Rahmen der italienischen Marineinfanterie. Unter der Bezeichnung San Marco, die sich auf den Evangelisten Markus und auf den Markuslöwen Venedigs bezieht, besteht seit 1919 ein Marineinfanterieverband, der je nach Bedarf als Bataillon, Regiment oder Brigade organisiert war, in einem Sonderfall auch als Division. Die derzeitige Brigade entstand durch eine Neuordnung des Landungskräftekommandos (COMFORSBARC) der italienischen Marine, wobei dessen amphibisches San-Marco-Regiment innerhalb der neuen San-Marco-Brigade zusammen zwei weiteren Regimentern und kleineren Einheiten fortbesteht.

Die italienische Marine steht in direkter Nachfolge der Marine des Königreiches Sardinien-Piemont. Als Vorläufer des San-Marco-Regiments gilt das 1713 aus dem Regiment Nizza entstandene Marineinfanterie-Regiment La Marina, das an den europäischen Erbfolgekriegen des 18. Jahrhunderts teilnahm und im Ersten Koalitionskrieg in Ligurien kämpfte, bis es 1796 den Revolutionstruppen Napoleons unterlag. Nach der Wiederaufstellung im Jahr 1814 kam es als (7.) Infanterieregiment Cuneo zum Heer und nahm als solches mit Marinepersonal am ersten italienischen Unabhängigkeitskrieg teil. Kurz vor der Einigung Italiens entstand das Marineinfanterie-Bataillon Real Navi, das 1861 zu einem Regiment vergrößert wurde und zusammen mit einem Bersaglieri-Regiment des Heeres bis 1878 die Marineinfanterie-Truppe Fanteria Real Marina bildete. Auch nach deren Auflösung gab es Marine-Füsiliere auf Kriegsschiffen und Marinestützpunkten, die aber in wesentlich kleineren Einheiten zusammengefasst waren. In dieser Form nahmen italienische Marineinfanteristen unter anderem an der Niederschlagung des Boxeraufstandes in China teil sowie an der Landung in Libyen während des italienisch-türkischen Krieges.

Im Ersten Weltkrieg wurde mit Marineinfanteristen und anderem Marinepersonal inoffiziell eine „Marinebrigade“ aufgestellt, die aus einem Infanterie- und aus einem Artillerie-Regiment bestand. Nach der italienischen Niederlage in der zwölften Isonzoschlacht und dem Rückzug zum Piave wurde die Brigade im November 1917 mit zusätzlichem, von Kriegsschiffen und sonstigen Dienststellen abgezogenem Personal am Unterlauf des Piave und am östlichen Ende der Lagune von Venedig eingesetzt. Dort zeichneten sich die Bataillone Monfalcone, Grado, Caorle und Golametto besonders aus. 1918 wurde das Bataillon Monfalcone nach dem gefallenen Bataillonskommandeur Andrea Bafile umbenannt und ein fünftes Bataillon (Navi) für das Infanterieregiment der Brigade aufgestellt.

San-Marco-Bataillon in der Carlotto-Kaserne im chinesischen Tianjin

Nach dem Krieg entstand mit königlichem Dekret vom 17. März 1919 aus der Brigade ein Marineinfanterie-Verband, der kurz darauf vom Bürgermeister Venedigs als Anerkennung für die militärischen Leistungen an der Lagune und am Piave den Namen San Marco und das Stadtwappen mit dem Markuslöwen erhielt. Im weiteren Verlauf verkleinerte man den Verband zu einem Bataillon. Ab 1925 schützte ein Großteil des San-Marco-Bataillons die italienische Konzession im chinesischen Tianjin. 1940 wurde es in Pola zu einem Regiment mit den Bataillonen Grado und Bafile vergrößert, danach stellte man schrittweise die übrigen drei Bataillone des Ersten Weltkriegs und zwei zusätzliche Bataillone auf. Im Zweiten Weltkrieg kämpften Teile des Regiments von November 1941 bis Mai 1943 in Nordafrika, insbesondere in Tobruk. Im Mai 1943 verteidigten Marineinfanteristen des Regiments bei Cap Bon die letzten Stellungen der Achse auf afrikanischem Boden. Nach dem Waffenstillstand von Cassibile und der deutschen Besetzung Italiens kämpfte das Regiment bis 1945 auf Seiten der Alliierten, wobei sie italienischen Marineinfanteristen die Einnahme Venedigs überließen. Die faschistische italienische Sozialrepublik stellte mit deutscher Unterstützung 1944 eine Division auf, die den Namen San Marco trug. Neben ehemaligen Marineinfanteristen des San-Marco-Regiments bestand sie vor allem aus Heeressoldaten, die den Kampf gegen die Alliierten auf deutscher Seite fortsetzen wollten.

Unmittelbar nach Kriegsende wurde das San-Marco-Regiment einige Monate vorwiegend zum Schutz der öffentlichen Ordnung eingesetzt und dann im August 1946 aufgelöst. Spannungen mit Jugoslawien wegen der ungelösten Triest-Frage führten im März 1948 zur Wiederaufstellung des San-Marco-Bataillons in Villa Vicentina. 1951 wurde es Teil einer amphibischen Kampfgruppe (Settore Forze Lagunari), die auch aus den Heeresbataillonen Piave und Marghera bestand. Offiziell sicherte die Kampfgruppe im Kalten Krieg die lagunenreiche Südflanke des Feldheeres im Nordosten Italiens, de facto richtete sie sich aber auch gegen Jugoslawien. Nachdem man Ende 1954 das Triest-Problem gelöst hatte, zog sich die Marine 1956 aus der Kampfgruppe zurück und löste das San-Marco-Bataillon in Villa Vicentina auf. Als Ersatz stellte das Heer dort das amphibische Bataillon Isonzo auf, das zusammen mit den beiden genannten Heeres-Bataillonen die amphibischen Heereskampfgruppe bildete, aus der dann die heutigen Lagunari hervorgingen.

Die Marine schickte ihre Marineinfanteristen, bei denen es sich nunmehr um eine kleine Sicherungstruppe handelte, weiterhin zur Ausbildung nach Villa Vicentina, bis Anfang 1965 das San-Marco-Bataillon in La Spezia, Cesano und Siena wieder aufgebaut wurde. Nachdem man es zwei Jahre auf verschiedenen Schiffen stationiert hatte, kam es 1967 nach Tarent und 1971 nach Brindisi, wo es in einem Vorort 1991 eine neue Kaserne bezog. Einen ersten Auslandseinsatz absolvierte es 1982 unter General Franco Angioni im Libanon, es folgten Einsätze im Persischen Golf, in Somalia, im ehemaligen Jugoslawien, in Albanien, Eritrea, im Irak und in Afghanistan sowie an anderen Orten. In den 1990er Jahren wurde es wegen der zunehmenden Auslandseinsätze zu einem Regiment verstärkt und um ein Unterstützungsregiment ergänzt, mit dem es die amphibische Truppe der Marine bildete (COMFORSBARC). Die Kooperation mit den Lagunari des Heeres wurde 2005 durch die Einrichtung eines gemeinsamen Führungsstabes in Brindisi weiter gefestigt (Forza di Proiezione dal Mare). Zum 1. März 2013 entstand aus COMFORSBARC die San-Marco-Brigade mit drei Regimentern, in welche auch die Objektschutz-Einheiten der Marine eingegliedert wurden.[1]

Sowohl die San-Marco-Brigade als auch die Lagunari haben den Markuslöwen im Wappen und sehen sich in der Tradition der venezianischen Marineinfanterie, die anlässlich des Vierten Kreuzzugs erstmals aufgestellt wurde und von der Mitte des 16. Jahrhunderts bis 1797 permanent bestand.[2] Für die in Süditalien stationierte San-Marco-Brigade spielt historisch auch die von John Acton aufgestellte Marineinfanterie des Königreichs Neapel eine Rolle.[3]

Soldaten der San-Marco-Brigade bei einer Übung
Übung, 2016

Stab und Unterstützungskräfte

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die San-Marco-Brigade besteht aus rund 3.800 Marinesoldaten. Der Kommandeur der amphibischen Kräfte der Marine (Comando delle Forze Anfibie, COMFORANF; bis 2013 COMFORSBARC) ist zugleich Kommandeur der Brigade. Er führt auch den gemeinsamen Stab der amphibischen Truppen von Heer und Marine (Forza di Proiezione dal Mare). Das Hauptquartier befindet sich in der Stauferburg am inneren Hafen von Brindisi.

Dem Brigadestab untersteht eine Führungsunterstützungseinheit, das Ausbildungsbataillon Caorle und eine Einheit mit kleineren Landungsbooten unmittelbar. Zugeordnet, aber nicht dauerhaft unterstellt sind der Brigade drei Landungsschiffe der San-Giorgio-Klasse sowie eine Hubschrauberstaffel in Grottaglie. Seit Ende 2012 wird der leichte Flugzeugträger Giuseppe Garibaldi primär in einer neuen Rolle als Hubschrauberträger für amphibische Operationen genutzt. Dieser wird voraussichtlich 2022 von dem amphibischen Angriffsschiff Trieste abgelöst. Darüber hinaus ist der Träger Cavour für die Aufnahme von rund 400 Marineinfanteristen ausgelegt.[4]

Das 1. San-Marco-Regiment ist in der Carlotto-Kaserne rund fünf Kilometer westlich von Brindisi untergebracht (). In diesem Regiment sind die amphibischen Kräfte der Marine zusammengefasst. Dabei handelt es sich um die beiden amphibischen Infanteriebataillone Grado und Venezia, das logistische Unterstützungsbataillon Golametto und eine Führungseinheit in Bataillonsstärke, welche sich aus einer Führungskompanie, einer Fernmeldekompanie, einem Pionierzug, einem HUMINT-Zug und der Fallschirmjäger-Schwimmer-Kompanie zusammensetzt. Letztere Kompanie stellt die Aufklärungskomponente des Regiments. Bei Bedarf kann das 1. Regiment durch das Lagunari-Regiment und weitere Einheiten der Kavalleriebrigade „Pozzuolo del Friuli“ des Heeres unterstützt werden, insbesondere durch Aufklärungs-, Artillerie-, Pionier-, Fernmelde- und Logistikeinheiten.

Das ebenfalls in Brindisi stationierte 2. Regiment ist mit seinen vier Einsatzkompanien vorwiegend mit Maritime Interdiction Operations beauftragt, also beispielsweise mit der Durchführung von Embargokontrollen auf Handelsschiffen oder mit der Bekämpfung der Piraterie durch Boarding- oder Sicherungskräfte auf See. Soldaten des Regiments übernehmen an Bord von italienischen Kriegsschiffen Sicherheitsaufgaben.

Im 3. Regiment mit Stab in Rom ist der Objektschutzdienst der Marine (Servizio Difesa Installazioni, SDI) aufgegangen. Es übernimmt den Schutz von Stützpunkten und sonstigen Einrichtungen der Marine an Land. Hierfür bestehen die drei kleinen SDI-Bataillone „Nord“ in La Spezia, „Mitte“ in Rom und „Süd“ in Tarent als Bereichskommandos mit nachgeordneten SDI-Kompanien in La Spezia, La Maddalena,[5] Rom, Tarent, Brindisi[6] und Augusta,[7] wobei abgesetzte Züge unter anderem bei Marinefliegerstützpunkten, Munitionsdepots, Fernmeldeanlagen, Stäben, Schulen usw. stationiert sind. Darüber hinaus unterhält das Bataillon in Rom eine Ehrenkompanie und das in Tarent eine Kompanie zur Unterstützung von Sicherheits- und Zivilschutzkräften.

Das Kampfschwimmerkommando COMSUBIN gehört der Brigade nicht an. Es übernimmt jedoch die Ausbildung von Marineinfanteristen mit besonderen Aufgaben. Dabei handelt es sich zum Beispiel um die Aufklärung von Landungszonen und die Beseitigung von Sperren, Hindernissen und Kampfmitteln durch Soldaten, die per Hubschrauber oder Speedboot angelandet oder von U-Booten abgesetzt werden. Auch Boarding- und Sicherungskräfte erhalten bei Bedarf eine besondere Unterweisung durch COMSUBIN.

Die Soldaten der San-Marco-Brigade werden in der italienischen Marine nicht als „Marineinfanteristen“, sondern als „Marinefüsiliere“ bezeichnet. Eine weitere geläufige Bezeichnung ist marò, was in etwa dem englischen Begriff marines entspricht. Marò war ursprünglich eine marineinterne Abkürzung (mar.o) für marinaio oder Seemann ohne besondere Qualifikationen. Die informelle Bezeichnung „Löwen“ bezieht sich auf den Markuslöwen im Wappen der Brigade. Die San-Marco-Soldaten, die die amphibische Grundausbildung bewältigt haben, tragen seit 2023 graugrüne Barette.[8]

In der Stauferburg am Hafen von Brindisi befindet sich neben dem Stab der Brigade und sonstigen militärischen Dienststellen auch ein kleines Museum, das die Geschichte der italienischen Marineinfanterie darstellt. Das Museum ist für Zivilisten in der Regel nicht zugänglich, Führungen gibt es aber auf Anfrage.

Gepanzerte Fahrzeuge

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Iveco SuperAV 2011 in Bozen

Leicht gepanzerte Fahrzeuge

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  • Sören Sünkler: Elite- und Spezialeinheiten Europas. Motorbuch-Verlag, Stuttgart 2008, ISBN 978-3-613-02853-1.

Einzelnachweise

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  1. Geschichte der Brigade auf marina.difesa.it
  2. Vorgeschichte der italienischen Marineinfanterie auf associazionelagunari.it
  3. John Acton, ammiraglio di ventura, auf storiain.net
  4. Organisation der Brigade auf marina.difesa.it
  5. Compagnia SDI Sardegna auf difesa.it
  6. Compagnia SDI Brindisi auf difesa.it
  7. Compagnia SDI Sicilia auf difesa.it
  8. Artikel vom 1. August 2023 auf difesaonline.it