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„Arbeitslosenversicherung“ – Versionsunterschied

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{{Dieser Artikel|behandelt die gesetzliche Arbeitslosenversicherung als Teil der Sozialversicherung. Für die ähnliche private Versicherung siehe [[Arbeitslosigkeitsversicherung]].}}
Eine '''Arbeitslosenversicherung''' ist eine [[Sozialversicherung]] mit dem Zweck, erwerbslosen Personen während ihrer Arbeitssuche ein [[Einkommen]] zu sichern.


Eine '''Arbeitslosenversicherung''' ('''AV''', in der Schweiz '''ALV''') ist eine der [[Sozialversicherung]]en, die das vorrangige [[Ziel]] hat, [[Arbeitslosigkeit|arbeitssuchenden]] Personen während ihrer Arbeitssuche das [[Einkommen]] zu sichern.
== Arbeitslosenversicherungssysteme ==


=== Arbeitslosenversicherung in Deutschland ===
== Arbeitslosenversicherung in Deutschland ==
Die '''Arbeitslosenversicherung''' gehört im sozialen Sicherungssystem der Bundesrepublik [[Deutschland]] zu den [[Sozialversicherung]]en. Übergreifend wird sie auch als Versicherungszweig der [[Arbeitsförderung]] bezeichnet. Träger der Arbeitslosenversicherung ist die [[Bundesagentur für Arbeit]] in [[Nürnberg]]. Aufsichtführendes Ministerium ist das [[Bundesministerium für Wirtschaft und Arbeit]] ([http://www.bmwi.de BMWA]).
Die '''Arbeitslosenversicherung''' gehört im sozialen Sicherungssystem der Bundesrepublik [[Deutschland]] zu den [[Sozialversicherung]]en. Übergreifend wird sie auch als Versicherungszweig der [[Arbeitsförderung]] bezeichnet. Ihre gesetzliche Grundlage ist das [[Drittes Buch Sozialgesetzbuch|Dritte Buch Sozialgesetzbuch]] (SGB III). Träger der Arbeitslosenversicherung ist die [[Bundesagentur für Arbeit]] in [[Nürnberg]]. Aufsichtführendes Ministerium ist das [[Bundesministerium für Arbeit und Soziales]].
====Versicherte====
Pflichtversichert sind [[Arbeitnehmer]] (außer [[Geringfügig Beschäftigte]]), Auszubildende, seit Februar 2006 aber auch Wehr- und Zivildienstleistende. [[Selbständige]], Pflegepersonen und Arbeitnehmer, die außerhalb der EU beschäftigt sind können sich seit Februar 2006 unter bestimmten Voraussetzungen freiwillig versichern.


Die staatliche Arbeitslosenversicherung in der Bundesrepublik Deutschland zahlte im Monat April 2017 an etwa 750.000 Menschen [[Arbeitslosengeld]].<ref>{{Internetquelle| url=https://statistik.arbeitsagentur.de/Statistikdaten/Detail/201704/arbeitsmarktberichte/monatsbericht-monatsbericht/monatsbericht-d-0-201704-pdf.pdf| titel=Der Monatsbericht zum Arbeits- und Ausbildungsmarkt in Deutschland|zugriff=2017-05-22| hrsg=Bundesagentur für Arbeit| werk=statistik.arbeitsagentur.de| seiten=24| datum=2017-04| format=PDF| zitat=Im April 2017 haben nach vorläufiger Hochrechnung 750.000 Menschen Arbeitslosengeld nach dem SGB III erhalten (ohne Arbeitslosengeld für Weiterbildung).}}</ref>
====Beitragssatz====
Die Arbeitslosenversicherung speist sich zu jeweils gleicher Höhe aus Beiträgen der Arbeitnehmer und [[Arbeitgeber]]. Sie beträgt im Jahr 2006 6,5&nbsp;% des Bruttolohns. Zur [[Finanzierung]] der versicherungsfremden Aufgaben, die der [[Arbeitsagentur|Bundesagentur]] übertragen sind, zahlt der [[Bundesebene (Deutschland)|Bund]] gem. § 363 [[SGB]] III einen Bundeszuschuss. Ab Februar 2006 wird das [[Arbeitslosengeld]], das aus der Arbeitslosenversicherung stammt (Arbeitslosengeld I), maximal 12 Monate gezahlt (vorher: 32 Monate). Ausnahme: Arbeitslose über 55 Jahre erhalten 18 Monate Arbeitslosengeld I. Das sogenannte [[Arbeitslosengeld II]], dass im Rahmen der [[Hartz-Reform]]en die alte [[Arbeitslosenhilfe]] und die [[Sozialhilfe]] ersetzt hat, wird nicht aus der Arbeitslosenversicherung gezahlt, sondern ist steuerfinanziert.


=== Pflichtversicherte ===
Die [[Beitragsbemessungsgrenze]] beträgt 2006 in den alten Bundesländern 5.250 und in den neuen Bundesländern 4.400 Euro. Ab dieser Bruttoeinkommenshöhe steigt der abzuführende Betrag nicht mehr. Bei einem Einkommen von 6.000 Euro werden dementsprechend 341,25 Euro fällig; also 6,5 % von 5.250 Euro.
Der Kreis der Pflichtversicherten bestimmt sich nach {{§|25|sgb_3|juris}} und {{§|26|sgb_3|juris}} SGB&nbsp;III. Versicherungspflichtig sind danach
* [[Beschäftigungsverhältnis|abhängig beschäftigte Personen]] mit Ausnahme der [[geringfügig Beschäftigte]]n. Persönlich abhängig ist, wer in den Betrieb des Arbeitgebers eingegliedert ist und dem [[Direktionsrecht]] des Arbeitgebers unterworfen ist und dadurch seine Arbeit in Hinsicht auf Zeit, Dauer, Ort und Art nicht frei gestalten kann.<ref>Bundessozialgericht, Urteil vom 4. Juli 2007 - B 11a AL 5/06 R</ref> Maßgeblich ist die Rechtsbeziehung so, wie sie praktiziert wird, und die praktizierte Beziehung so, wie sie rechtlich zulässig ist.<ref>Bundessozialgericht, Urteil vom 29. August 2012, B 12 R 14/10 R</ref>
* Jugendliche, die in Einrichtungen der beruflichen Rehabilitation [[Leistungen zur Teilhabe am Arbeitsleben]] erhalten, die ihnen eine Erwerbstätigkeit auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt ermöglichen soll.
* [[Wehrdienst]]leistende, die nach {{§|54|wehrpflg|juris}} Abs.&nbsp;1 des [[Wehrpflichtgesetz]]es einen freiwilligen Wehrdienst leisten.
* Gefangene, die im Rahmen des öffentlich-rechtlichen Gewaltverhältnisses zugewiesene Arbeit ({{§|37|stvollzg|juris}}, {{§|41|stvollzg|juris}} [[Strafvollzugsgesetze in Deutschland|StVollzG]]) verrichten.
* Nicht satzungsmäßige Mitglieder geistlicher Genossenschaften, z.&nbsp;B. [[Postulant]]en und [[Novize]]n.
* Bezieher folgender [[Entgeltersatzleistung]]en, wenn sie unmittelbar vor Beginn der Leistung arbeitslosenversicherungspflichtig waren oder eine laufende Entgeltersatzleistung nach dem SGB III bezogen haben:
**[[Mutterschaftsgeld]],
**[[Krankengeld (Deutschland)|Krankengeld]] der [[Gesetzliche Krankenversicherung|gesetzlichen Krankenversicherung]],
**[[Krankentagegeld]] der [[private Krankenversicherung|privaten Krankenversicherung]],
**[[Versorgungskrankengeld]],
**[[Verletztengeld]] der gesetzlichen Unfallversicherung,
**[[Übergangsgeld]] von einem Träger der medizinischen Rehabilitation,
**[[Rente wegen Erwerbsminderung|Rente wegen voller Erwerbsminderung]].
* Personen, die ein leibliches Kind, Adoptiv-, Pflege- oder Stiefkind unter drei Jahren erziehen, wenn sie unmittelbar vor Beginn der Erziehungszeit '''versicherungspflichtig''' oder freiwillig versichert waren oder ein Entgeltersatzleistung nach dem SGB III bezogen haben.
* Personen, die eine [[Pflegezeit (Arbeitsfreistellung)|Pflegezeit]] nach dem Pflegezeitgesetz in Anspruch nehmen, wenn sie unmittelbar vorher arbeitslosenversicherungspflichtig waren oder eine laufende Entgeltersatzleistung nach dem SGB&nbsp;III bezogen haben.


=== Freiwillig Versicherte ===
====Historie====
[[Selbständige]] und außerhalb der EU beschäftigte Arbeitnehmer sind nicht versicherungspflichtig; sie können sich aber seit Februar 2006 unter bestimmten Voraussetzungen im Rahmen der [[Freiwillige Weiterversicherung gegen Arbeitslosigkeit|Freiwilligen Weiterversicherung gegen Arbeitslosigkeit]] ({{§|28a|sgb_3|juris}} SGB&nbsp;III) versichern. Im Ausland Beschäftigte und Selbständige zahlen dabei einen monatlichen Beitrag, der nach einem fiktiven Einkommen in Höhe der monatlichen [[Bezugsgröße]] bemessen wird, in den ersten zwei Jahren nach einer Existenzgründung sind es für Selbstständige nur 50 % der Bezugsgröße. Bei dem aktuellen Beitragssatz von 3 % liegt der monatliche Beitrag für im Ausland Beschäftigte und für Selbständige nach der für 2015 geltenden Bezugsgröße bei 85,05&nbsp;€, ab 2018 sind es 91,35&nbsp;€, für Selbständige im [[Beitrittsgebiet]] bei 72,45&nbsp;€.<ref>[https://www.finanzen.de/news/16442/lohnt-sich-die-freiwillige-arbeitslosenversicherung-fuer-selbstaendige Kosten der freiwilligen Arbeitslosenversicherung 2015], zuletzt abgerufen am 16. Juli 2015.</ref>
In Deutschland löste 1927 die Arbeitslosenversicherung die 1911 im Rahmen der [[Reichsversicherungsordnung]] eingeführte [[Erwerbslosenfürsorge]] ab und wurde mit dem Gesetz über Arbeitsvermittlung und Arbeitslosenversicherung installiert. Nur wenige Jahre später sollte die zuletzt demokratisch legitimierte Regierung Müller über diese Regelung stürzen.


=== Finanzierung ===
1969 wurde die Arbeitslosenversicherung in das Gesetz über die Arbeitsförderung (AfG) überführt. Seit dem 1. Januar 1998 wird die Arbeitslosenförderung im Dritten Buch Sozialgesetzbuch ([[SGB III]]) geführt. Die Regelungsmaterie (der Arbeitslosenversicherung) sind die [[Arbeitsbeschaffung]], das [[Arbeitslosengeld]] u.a. Beamte sind von der Arbeitslosenversicherung (wegen deren Unkündbarkeit) freigestellt.
Die Arbeitslosenversicherung wird, wie die [[Krankenversicherung in Deutschland|Kranken-]], [[Pflegeversicherung (Deutschland)|Pflege-]] und [[Gesetzliche Rentenversicherung (Deutschland)|Rentenversicherung]] durch Beiträge der Arbeitgeber und Arbeitnehmer finanziert. Die [[Bundesagentur für Arbeit]] (BA) als Träger der Arbeitslosenversicherung finanziert durch die Erhebung der Beiträge, die durch Umlagen, Mittel des Bundes und sonstige Einnahmen ergänzt werden, nicht nur die Versicherungsleistungen im engeren Sinne, sondern auch die ihr im Rahmen der [[Arbeitsmarktpolitik]] zugewiesenen Aufgaben sowie die Mittel für die Verwaltung und für die Selbstverwaltung.
Die Leistungen der Arbeitslosenversicherung werden hauptsächlich aus den Versicherungsbeiträgen finanziert. Bei Arbeitnehmern ist der Beitrag je zur Hälfte vom Arbeitnehmer und vom Arbeitgeber zu tragen. Der Beitrag wird durch die zuständige [[Einzugsstelle]] erhoben und an die Bundesagentur für Arbeit gezahlt.


Zur [[Finanzierung]] der versicherungsfremden Aufgaben, die der [[Arbeitsagentur|Bundesagentur]] übertragen sind, zahlte der [[Bundesebene (Deutschland)|Bund]] nach §&nbsp;363 SGB&nbsp;III a.F. bis 2012 einen Bundeszuschuss, der jedoch durch den [[Eingliederungsbeitrag]] faktisch gemindert wurde. Zum 1.&nbsp;Januar 2013 sind sowohl der Bundeszuschuss als auch der Eingliederungsbeitrag entfallen.
=== Arbeitslosenversicherung in der Schweiz ===
Die '''Arbeitslosenversicherung''' gehört im sozialen Sicherungssystem der [[Schweiz]] zu den [[Sozialversicherung]]en. Verantwortlich für die Arbeitslosenversicherung sind das Staatssekretariat für Wirtschaft seco und die entsprechenden kantonalen Behörden. Die kantonalen Behörden treten unter verschiedenen Namen wie "Kantonales Amt für Industrie, Gewerbe und Arbeit", "Amt für Wirtschaft und Arbeit" oder "Kantonales Arbeitsamt" auf.

[[Selbstständige]] können sich nicht gegen die [[Arbeitslosigkeit]] versichern lassen.


{| class="wikitable float-right" border="1"
|+ Arbeitslosenversicherung in Deutschland
! Zeitraum !! Beitragssatz
|-
| 1992 || 6,2 %
|-
| 1993–2006 || 6,5 %
|-
| 2007 || 4,2 %
|-
| 2008 || 3,3 %
|-
| 2009 und 2010 || 2,8 %
|-
| 2011–2018 || 3,0 %
|-
| 2019<br />laut Gesetz:<br />per Verordnung:|| <br />2,6 %<br />2,5 %
|-
| 2020–2022<br />laut Gesetz:<br />per Verordnung:|| <br />2,6 %<br />2,4 %
|-
| seit 2023 || 2,6 %
|}
==== Beitragssatz ====
==== Beitragssatz ====
Gesetzlich beträgt der Beitragssatz seit dem 1. Januar 2019 2,6 % des beitragspflichtigen Bruttoentgelts ({{§|341|sgb_3|juris}} Abs.&nbsp;2 SGB&nbsp;III). Per Verordnung wurde der Beitrag im Jahr 2019 auf 2,5&nbsp;%<ref>Verordnung
Der Beitragssatz für die Arbeitslosenversicherung beträgt im Jahr 2004 2,0% des [[Bruttolohn]]s. [[Arbeitnehmer]] und [[Arbeitgeber]] müssen je 1,0% des [[Bruttolohn]]es für die Arbeitslosenversicherung bezahlen.
über die Erhebung von Beiträgen zur Arbeitsförderung
Die [[Ausgleichskasse]]n erledigen das Inkasso der Arbeitslosenversicherung, gemeinsam mit den Beiträgen für die [[Alters-_und_Hinterlassenenversicherung|Alters- und Hinterlassenenversicherung AHV]], die [[Invalidenversicherung (Schweiz)|Invalidenversicherung IV]] sowie die [[Erwerbsersatzordnung|Erwerbsersatzordnung EO]].
nach einem niedrigeren Beitragssatz für die Kalenderjahre 2019 bis 2022
(Beitragssatzverordnung 2019 – BeiSaV 2019) ({{BGBl|2018 I S. 2663}})</ref> und für die Jahre 2020 bis 2022 auf 2,4&nbsp;%<ref>Erste Verordnung zur Änderung der Beitragssatzverordnung 2019 ({{BGBl|2019 I S. 1998}})</ref> abgesenkt. Seit dem 1.&nbsp;Januar 2023 beträgt der Beitragssatz wieder '''2,6 %'''.


Von 1993 bis Ende 2006 hatte der Beitragssatz noch 6,5 % betragen, danach war er zunächst auf 4,2&nbsp;Prozent, später bis Ende 2008 auf 3,3 % gesenkt worden. Zum 1.&nbsp;Januar 2009 wurde der Beitrag auf 2,8 % gesenkt.<ref>Verordnung über die Erhebung von Beiträgen zur Arbeitsförderung nach einem niedrigeren Beitragssatz (Beitragssatzverordnung 2009) vom 21.&nbsp;Dezember 2008 ({{BGBl|2008n I S. 2979}})</ref> Zum 1.&nbsp;Juli 2008 wurde die Absenkung auf 2,8 % im Rahmen des [[Konjunkturpaket II|Konjunkturpakets&nbsp;II]] bis zum Jahresende 2010 verlängert. Ab dem 1.&nbsp;Januar 2011 betrug er 3,0 %.
==== Leistungen ====

==== Beitragsbemessungsgrenze ====
{{Hauptartikel| Beitragsbemessungsgrenze}}

Beim Arbeitslosengeld, das nach der Höhe des beitragspflichtigen Arbeitsentgelts bemessen wird ({{§|341|sgb_3|juris}} Abs.&nbsp;1 SGB&nbsp;III), führt die Beitragsbemessungsgrenze dazu, dass die Leistung entsprechend gedeckelt ist.

=== Leistungen ===
[[File:Leistungsbescheid Arbeitsamt .jpg|mini|hochkant|Leistungsbescheid Arbeitsamt 1975]]
{{Hauptartikel|Drittes Buch Sozialgesetzbuch}}
Im Rahmen der Arbeitslosenversicherung erbringt die Agentur für Arbeit Leistungen der aktiven [[Arbeitsförderungsrecht|Arbeitsförderung]] und [[Entgeltersatzleistung]]en. Es handelt sich dabei nicht ausschließlich um Versicherungsleistungen, denn auch Nichtversicherte können bestimmte Leistungen erhalten.

Nach dem Recht der Arbeitsförderung können in Anspruch genommen werden:<ref>{{§|19|sgb_1|juris}} Abs.&nbsp;1 [[Erstes Buch Sozialgesetzbuch|SGB I]]</ref>
* Berufsberatung und [[Arbeitsmarktberatung nach dem dritten Buch des Sozialgesetzbuches|Arbeitsmarktberatung]]
* Ausbildungsvermittlung und Arbeitsvermittlung
* Leistungen zur Aktivierung und beruflichen Eingliederung
** z.&nbsp;B. Förderung aus dem [[Vermittlungsbudget]]
* Leistungen zur Berufswahl und Berufsausbildung
** [[Berufsorientierung]]smaßnahmen
** Berufsvorbereitende Bildungsmaßnahmen
** [[Berufsausbildungsbeihilfe]]
* Leistungen zur beruflichen Weiterbildung
** Übernahme von Weiterbildungskosten
* Leistungen zur Aufnahme einer Erwerbstätigkeit
** [[Eingliederungszuschuss|Eingliederungs-]] und [[Gründungszuschuss]]
* Leistungen zum Verbleib in Beschäftigung
** [[Kurzarbeitergeld]], [[Saison-Kurzarbeitergeld]], [[Transferkurzarbeitergeld]]
* Leistungen der Teilhabe behinderter Menschen am Arbeitsleben
* [[Arbeitslosengeld (Deutschland)|Arbeitslosengeld]], [[Teilarbeitslosengeld]], Arbeitslosengeld bei Weiterbildung und [[Insolvenzgeld]]

=== Geschichte ===
Die Arbeitslosenversicherung in Deutschland wurde am 16. Juli 1927 durch das [[Gesetz über Arbeitsvermittlung und Arbeitslosenversicherung]] eingeführt und der [[Reichsanstalt für Arbeitsvermittlung und Arbeitslosenversicherung]] übertragen. Zuvor konnten Erwerbslose, die bedürftig waren, Unterstützungsleistungen im Rahmen der Erwerbslosenfürsorge erhalten, die ab 1918 eine Pflichtaufgabe der Kommunen gewesen war.<ref>[http://www.documentarchiv.de/wr/1918/erwerbslosenfuersorge_vo.html Verordnung über Erwerbslosenfürsorge vom 13. November 1918]</ref> Ab November 1923 mussten Arbeitgeber und Arbeitnehmer Beiträge zur Finanzierung der Erwerbslosenfürsorge leisten.<ref>Verordnung über die Aufbringung der Mittel für die Erwerbslosenfürsorge vom 15.&nbsp;Oktober 1923, RGBl. I, S. 984</ref> Mit der nationalsozialistischen Machtergreifung im Jahr 1933 wurde die Reichsanstalt „gleichgeschaltet“, Selbstverwaltung und freie Berufswahl wurden abgeschafft und die „Lenkung der Arbeitskräfte“ zum Staatsprogramm erhoben. Nach dem Überfall auf Polen waren die Arbeitsämter auch für die besetzten Gebiete zuständig, die Ausschöpfung aller dort verfügbaren Arbeitskraftreserven für die Kriegswirtschaft in Deutschland war ihre Hauptaufgabe.<ref>http://www.deutsche-sozialversicherung.de/de/arbeitslosenversicherung/geschichte.html</ref>

Nach dem [[Zweiter Weltkrieg|Krieg]] wurde die Arbeitslosenversicherung in der neu gegründeten Bundesrepublik Deutschland 1952 bundesgesetzlich geregelt.<ref>Gesetz über die Errichtung einer Bundesanstalt für Arbeitsvermittlung und Arbeitslosenversicherung vom 10.&nbsp;März 1952 ({{BGBl|1952n I S. 123}})</ref> 1969&nbsp;wurde die Arbeitslosenversicherung in das [[Arbeitsförderungsgesetz]] überführt. Seit dem 1.&nbsp;Januar 1998 ist die Arbeitslosenförderung im [[Drittes Buch Sozialgesetzbuch|SGB&nbsp;III]] geregelt.

=== Siehe auch ===
* [[Gefangenen-Beitragsverordnung]]

== Arbeitslosenversicherung in der Schweiz ==
Die Arbeitslosenversicherung (ALV) gehört im sozialen Sicherungssystem der [[Schweiz]] zu den [[Sozialversicherung (Schweiz)|Sozialversicherungen]]. Verantwortlich für die Arbeitslosenversicherung sind das [[Staatssekretariat für Wirtschaft]] (SECO) und die entsprechenden kantonalen Behörden. Die kantonalen Behörden treten unter verschiedenen Namen wie «Kantonales Amt für Industrie, Gewerbe und Arbeit», «Amt für Wirtschaft und Arbeit» oder «Kantonales Arbeitsamt» auf. Die Arbeitslosenversicherung ist dem Arbeitslosenversicherungsgesetz (AVIG) unterstellt.

[[Selbständige]]rwerbende können sich basierend auf Art. 114 BV freiwillig versichern.<ref>{{Webarchiv|url=http://www.admin.ch/ch/d/sr/101/a114.html |wayback=20120912153637 |text=Art. 114 }} Arbeitslosenversicherung</ref>

=== Beitragssatz ===
Arbeitgeberbeitrag 1,1 % für Jahreseinkommen bis 148.200 CHF; 0,5 % für Jahreseinkommen über 148.200 CHF.

Arbeitnehmerbeitrag 1,1 % für Jahreseinkommen bis 148.200 CHF; 0,5 % für Jahreseinkommen über 148.200 CHF.

=== Leistungen ===
==== Arbeitslosenkassen ====
Die verschiedenen Arbeitslosenkassen zahlen im Auftrag des SECO und mit dessen Geld Leistungen an [[Arbeitslose]] aus. Außerdem prüfen die Arbeitslosenkassen, ob der [[Arbeitnehmer]] Anspruch auf Leistungen hat. Es gibt verschiedene Arbeitslosenkassen, im Wesentlichen die kantonalen Kassen und solche der [[Gewerkschaft]]en. Die Arbeitslosen können frei auswählen, über welche Arbeitslosenkasse die Auszahlung der Leistungen erfolgen soll.


===== Arbeitslosenentschädigung =====
===== Arbeitslosenentschädigung =====
Um Leistungen aus der Arbeitslosenkasse zu erhalten, müssen folgende Voraussetzungen erfüllt sein:
Um Leistungen aus der Arbeitslosenkasse zu erhalten, müssen folgende Voraussetzungen erfüllt sein:
* Der Arbeitslose muss sich bei der Wohngemeinde oder dem zuständigen RAV melden.
* Meldung der Erwerbslosigkeit bei der Wohngemeinde oder dem zuständigen RAV
* Mindestausfall von 2 Arbeitstagen oder Lohneinbuße aufweisen
* Mindestausfall von zwei Arbeitstagen oder Lohneinbuße
* [[Alter]]: 18 bis 64 (Frauen), 18 bis 65 (Männer)
* [[Lebensalter|Alter]]: 18 bis 64 (Frauen), 18 bis 65 (Männer)
* Kein AHV-Rentner
* kein [[Alters- und Hinterlassenenversicherung|AHV]]-Rentner
* Innerhalb der letzten 2 Jahre während 12 Monaten Beiträge gezahlt haben. D.h. als Arbeitnehmer in der Schweiz oder im Ausland gearbeitet haben. In der Schweiz geleisteter Militär-, Zivil- und Schutzdienst wird teilweise auch angerechnet.
* innerhalb der letzten zwei Jahre während 12 Monaten Beiträge gezahlt, d.&nbsp;h. als Arbeitnehmer in der Schweiz oder im Ausland gearbeitet haben
* Vermittlungsfähig sein
* sich aktiv um eine neue Stelle bemühen
* sich aktiv um eine neue Stelle bemühen


Für zahlreiche Fälle gibt es Spezialregelungen, auf die in diesem Rahmen nicht eingegangen werden können.
Für zahlreiche Fälle gibt es Spezialregelungen, auf die in diesem Rahmen nicht eingegangen werden kann.


80% des versicherten AHV-pflichtigen Lohns wird als Arbeitslosenentschädigung ausbezahlt, wenn eine der folgenden Bedingungen erfüllt sind:
In der Regel werden 70 % des versicherten AHV-pflichtigen Lohns als Arbeitslosenentschädigung ausgezahlt. 80 % des versicherten AHV-pflichtigen Lohns werden ausgezahlt, wenn eine der folgenden Bedingungen erfüllt ist:
* [[Unterhaltspflicht]]en gegenüber Kindern
* [[Unterhaltspflicht]]en gegenüber Kindern
* versicherter Verdienst liegt unter CHF 3'797/Monat
* versicherter monatlicher Verdienst liegt unter 3797 Franken
* Invalidität
* Invalidität


Maximal werden monatlich 6230 CHF bzw. 7120 CHF bei Anspruch auf 80 % ausgezahlt.
In allen anderen Fällen werden 70% des versicherten AHV-pflichtigen Lohns ausbezahlt.

Maximal werden monatlich [[CHF]] 7120 (bei Anspruch auf 80%) bzw. [[CHF]] 6230 ausbezahlt.


===== Insolvenzentschädigung =====
===== Insolvenzentschädigung =====
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===== Kurzarbeitsentschädigung =====
===== Kurzarbeitsentschädigung =====
Von Kurzarbeit betroffene Arbeitgeber erhalten über einen bestimmten Zeitraum einen Teil der Lohnkosten ausbezahlt. Damit sollen [[Kündigung]]en wegen kurzfristiger und unvermeidbarer Arbeitsausfälle verhindert werden. Die Leistungen werden an den Arbeitgeber ausbezahlt.
Von Kurzarbeit betroffene Arbeitgeber erhalten über einen bestimmten Zeitraum 60 % bzw. 67 % der Lohnkosten ausbezahlt. Damit sollen [[Kündigung]]en wegen kurzfristiger und unvermeidbarer Arbeitsausfälle verhindert werden. Die Leistungen werden an den Arbeitgeber ausbezahlt.


===== Schlechtwetterentschädigung =====
===== Schlechtwetterentschädigung =====
Schlechtwetterentschädigung gibt es für Arbeitsausfälle, die wegen schlechter Witterung entstanden sind. Damit sollen Kündigungen verhindert werden. Die Leistungen werden an den Arbeitgeber ausbezahlt.
Schlechtwetterentschädigung gibt es für Arbeitsausfälle, die wegen schlechter Witterung entstanden sind. Damit sollen Kündigungen verhindert werden. Die Leistungen werden an den Arbeitgeber ausbezahlt.
{{siehe auch|Schlechtwettergeld}}


==== RAV ====
==== Arbeitsvermittlung ====
Die Regionalen Arbeitsvermittlungszentren RAV sind eine wichtige Organisation innerhalb der Arbeitslosenversicherung. Die 121 RAV betreiben die größte Stellenvermittlungsplattform der Schweiz und beschäftigen rund 1'500 Mitarbeitende. Das RAV berät Arbeitslose und unterstützt diese bei der Suche nach einem neuen Job. Das RAV organisiert auch Kurse für Arbeitslose. Außerdem wird kontrolliert, ob sich der Arbeitslose genügend um eine neue Stelle bemüht.
Die [[Regionales Arbeitsvermittlungszentrum|Regionalen Arbeitsvermittlungszentren]] RAV sind eine wichtige Organisation innerhalb der Arbeitslosenversicherung. Die 121 RAV betreiben die größte Stellenvermittlungsplattform der Schweiz und beschäftigen rund 1'500 Mitarbeiter. Das RAV berät Arbeitslose und unterstützt diese bei der Suche nach einem neuen Job. Das RAV organisiert auch Kurse für Arbeitslose. Außerdem wird kontrolliert, ob sich der oder die Arbeitslose genügend um eine neue Stelle bemüht.


Arbeitgeber erhalten Unterstützung bei der Personalsuche.
Arbeitgeber erhalten Unterstützung bei der Personalsuche.


==== Arbeitslosenkassen ====
=== Geschichte ===
* 1884 wurde durch den Typographenbund die erste Arbeitslosen-Unterstützungskasse gegründet. Da die Arbeitslosenkassen zunächst von Gewerkschaften gegründet worden waren, waren auch nur Gewerkschaftsmitglieder versichert. In den folgenden Jahren und Jahrzehnten entstehen weitere Arbeitslosenkassen, so entstanden in den 1930er Jahren die ersten kantonalen Gesetze zur Arbeitslosenversicherung und damit auch die ersten paritätischen Kassen. Zehn Jahre später wurde der Ausgleichsfonds auf eidgenössischer Ebene als Kompromiss von Staat, Arbeitgebern und Gewerkschaften gegründet.<ref>Anne-Sophie Zbinden: „Weltweit anerkanntes Qualitäts-Zertifikat EFQM, 4 Sterne für die Arbeitslosenkasse der Unia“, in: [[work]], Zeitung der Gewerkschaft Unia vom 12. Juni 2025, S. 10</ref> 1951 trat ein [[Gesetz]] in Kraft, das es den Kantonen erlaubte, auf ihrem Gebiet eine obligatorische Arbeitslosenversicherung einzuführen. Im Jahr 1977 wurde eine gesamtschweizerische Arbeitslosenversicherung geschaffen, die für alle Arbeitnehmer obligatorisch ist.
Die Arbeitslosenkassen zahlen Leistungen an [[Arbeitslose]] aus. Außerdem prüfen die Arbeitslosenkassen, ob der [[Arbeitnehmer]] Anspruch auf Leistungen hat. Es gibt zahlreiche verschiedene Arbeitslosenkassen. Getragen werden die Arbeitslosenkassen von den [[Gewerkschaft]]en. Die Arbeitslosen können frei auswählen, über welche Arbeitslosenkasse die Auszahlung der Leistungen erfolgen soll.


== Arbeitslosenversicherung in Österreich ==
==== Geschichte ====
Die Arbeitslosenversicherung gehört auch in [[Österreich]] zum Sicherungssystem der staatlichen Sozialversicherungen. Verantwortlich für die Arbeitslosenversicherung ist das [[Arbeitsmarktservice]] (AMS), ein Dienstleistungsunternehmen des öffentlichen Rechts mit eigenem (politisch besetzten) Verwaltungsrat und unter Aufsicht des [[Bundesministerium für Arbeit, Familie und Jugend|Bundesministeriums für Arbeit, Familie und Jugend]]. Die praktische Abwicklung erfolgt in 100 regionalen Stellen und 9 Landesgeschäftsstellen des AMS. Die Bestimmungen sind im Arbeitslosenversicherungsgesetz 1977 (AlVG) geregelt.
* 1884 wurde durch den Typographenbund die erste Arbeitslosen-Unterstützungskasse gegründet. In den folgenden Jahren und Jahrzehnten entstehen weitere Arbeitslosenkassen. 1951 tritt ein [[Gesetz]] in Kraft, das es den Kantonen erlaubt, auf ihrem Gebiet eine obligatorische Arbeitslosenversicherung einführen zu dürfen. Im Jahre 1977 wurde eine gesamtschweizerische Arbeitslosenversicherung geschaffen, die für alle Arbeitnehmer obligatorisch ist.


==Kritik==
=== Versicherte ===
Pflichtversichert sind [[Arbeitnehmer]] (außer [[Geringfügige Beschäftigung#Österreich|geringfügig Beschäftigte]]), Lehrlinge, Heimarbeiter, sowie eine Reihe weiterer Personengruppen nach Spezialbestimmungen. [[Freier Dienstvertrag|Freie Dienstnehmer]] sind seit dem 1.&nbsp;Jänner 2008 pflichtversichert, [[Selbständige]] können sich seit Jänner 2009 wahlweise gegen Arbeitslosigkeit versichern.


=== Beitragssatz ===
Kritiker der gesetzlichen Arbeitslosenversicherung weisen darauf hin, dass es sich bei ihr wie auch bei den anderen [[Sozialversicherung]]en um keine [[Versicherung]] im engeren Sinn handele. Im Gegensatz zu einem freiwilligen Versicherungsvertrag zwinge der Gesetzgeber jeden abhängig Beschäftigten zur Einzahlung und gewähre Leistungen nur nach Kassenlage und politischer Entscheidung. So wurde zum 1. Januar 2005 die Zahlung eines Arbeitslosengeldes für jeden Beitragszahler auf ein Jahr begrenzt.
Der Beitragssatz für die Arbeitslosenversicherung beträgt für den Arbeitgeber 3 % (bei Lehrverhältnissen: 1,2 %), für den Arbeitnehmer ist der Beitrag je nach Einkommen gestaffelt. Werte (Stand 2022):<ref>{{Internetquelle |url=https://www.oesterreich.gv.at/themen/arbeit_und_pension/aeltere_arbeitnehmer/1/Seite.2010300.html |titel=Sozialversicherungsbeiträge für ältere Arbeitnehmer |werk=oesterreich.gv.at |sprache=de |abruf=2022-08-11}}</ref> bis 1.828&nbsp;€: 0 %, über 1.828&nbsp;€ bis 1.994&nbsp;€: 1 %, über 1.994&nbsp;€ bis 2.161&nbsp;€: 2 %. Über einem Einkommen von 2.161&nbsp;€ brutto wird der „normale“ Beitragssatz von 3 % einbehalten.


=== Leistungen ===
Einige Ökonomen, wie beispielsweise [[Peter Bofinger]], begründen die schwierige finanzielle Situation der Sozialversicherungssysteme mit der fehlenden Äquivalenz von Beiträgen zu Leistungen. Demzufolge ist beispielsweise die Arbeitslosenversicherung durch versicherungsfremde Leistungen wie Umschulungs- und Arbeitsförderungsmaßnahmen belastet, während die eigentliche Aufgabe dieser Versicherung nur die Zahlung eines Einkommensersatzes im Falle der Arbeitslosigkeit sein sollte (Verringerung des Nachfragerückganges). Gleichzeitig führe der stetige Rückgang der sozialversicherungspflichtig (also abhängig) Beschäftigten zu einer Verschärfung der finanziellen Misere, ausgelöst durch die ursprünglich zur Arbeitsförderung gedachten Maßnahmen wie die [[geringfügige Beschäftigung]] und [[Ich-AG]].
==== Arbeitslosengeld ====
Der Anspruch auf Arbeitslosengeld beträgt ca. 55–60 % vom Nettoeinkommen plus Zuschläge für Familienmitglieder (2012: 97 Cent pro Tag und Person). Die Bezugsdauer reicht von 20 bis 52 Wochen, je nach Länge der bisherigen Versicherungszeiten und Alter.


==== Notstandshilfe ====
Hans H. Glismann und Klaus Schrader vom Kieler Institut für Weltwirtschaft [http://www.uni-kiel.de/IfW/pub/kkb/2005/kkb07_05.pdf stellen fest], dass die staatliche Arbeitslosenversicherung nicht der erfolgreichen Bekämpfung der Arbeitslosigkeit dient und den Arbeitnehmer nicht zum Erhalt seines Arbeitsplatzes motiviert.
Nach dem Aufbrauch des Arbeitslosengeldes kann [[Notstandshilfe]] beantragt werden, die zeitlich unbegrenzt ist und zwischen 92 % und 95 % des Arbeitslosengeld beträgt. Allerdings wurde bei dieser Leistung das Einkommen von Ehepartnern und Lebensgefährten bis zum 30.&nbsp;Juni 2018 abgezogen, unter Berücksichtigung verschiedener Freigrenzen.

==== Sanktionen ====
Bei Beendigung von Dienstverhältnissen aus Eigenverschulden (z.&nbsp;B. [[Kündigung (deutsches Arbeitsrecht)#Kündigung durch den Arbeitnehmer|Kündigung durch den Dienstnehmer]], Entlassung) werden für die ersten vier Wochen keine Leistungen ausbezahlt, die Bezugsdauer verschiebt sich nach hinten. Wird eine mögliche Arbeitsaufnahme verweigert oder vereitelt, werden die Leistungen für einen Zeitraum von sechs Wochen, im Wiederholungsfall für acht Wochen ersatzlos gestrichen.

== Arbeitslosenversicherung in der EU ==
Eine Arbeitslosenversicherung auf EU-Ebene gibt es nicht. Vorangetrieben vom EU-Sozialkommissar [[László Andor]] wird im Zusammenhang mit der Errichtung einer vertieften [[Europäische Wirtschafts- und Währungsunion|Europäischen Wirtschafts- und Währungsunion]] die Einführung einer europäischen Basis-Arbeitslosenversicherung diskutiert. Im Sinne eines makroökonomischen Instruments soll damit aus Ländern mit einem Boom und geringer Arbeitslosigkeit Kaufkraft abgezogen und die Kaufkraft in Krisenländern mit hoher Arbeitslosigkeit gestützt werden. Nationale Arbeitslosenversicherungen sollen die Leistungen der europäischen Basis-Arbeitslosenversicherung aufstocken können.<ref>{{Internetquelle |url=http://ec.europa.eu/commission_2010-2014/andor/headlines/news/2014/09/20140903_en.htm |titel=Q and A on the concept of "basic European unemployment insurance" |sprache=en |datum=2014-09-03 |werk=Europäische Kommission |abruf=2019-09-22}}</ref><ref>{{Internetquelle |url=http://www.focus.de/finanzen/videos/europaeische-arbeitslosenversicherung-deutsche-sollen-fuer-arbeitslose-in-anderen-laendern-zahlen_id_4082787.html |werk=Focus.de |titel=Europäische Arbeitslosenversicherung. Deutsche sollen für Arbeitslose in anderen Ländern zahlen |datum=2014-08-25 |abruf=2019-09-22}}</ref><ref name="welt-2914-08-25">{{Internetquelle |url=https://www.welt.de/wirtschaft/article131550994/Bruessel-plant-europaeische-Arbeitslosenversicherung.html |werk=welt.de |titel=Brüssel plant europäische Arbeitslosenversicherung |datum=2014-08-25 |abruf=2019-09-22}}</ref>

Eine solche einheitliche Arbeitslosenversicherung ist nur durch eine Änderung des [[Vertrag über die Europäische Union|EU-Vertrag]]s mit der Zustimmung aller Mitglieder möglich.<ref name="welt-2914-08-25"/>

== Länder mit Arbeitslosenversicherung (Auswahl) ==
Arbeitslosenversicherungen bestehen heute in vielen Ländern (geordnet nach dem Jahr der Einführung)<ref>Manfred G. Schmidt: ''[http://books.google.de/books?id=lB9WCWt21h4C&pg=PP1&dq=manfred+g.+schmidt#v=onepage&q=&f=false Der Wohlfahrtsstaat: Eine Einführung in den historischen und internationalen Vergleich]'', 2007, S. 125</ref>:
* [[Frankreich]]: 1905
* [[Norwegen]]: 1906
* [[Dänemark]]: 1907
* [[Vereinigtes Königreich|Großbritannien]]: 1911
* [[Irland]]: 1911
* [[Niederlande]]: 1916
* [[Finnland]]: 1917
* [[Italien]]: 1919
* [[Spanien]]: 1919
* [[Belgien]]: 1920
* [[Österreich]]: 1920
* [[Luxemburg]]: 1921
* [[Weimarer Republik|Deutschland]]: 1927
* [[Neuseeland]]: 1930
* [[Schweden]]: 1934
* [[USA]]: 1935
* [[Island]]: 1936
* [[Kanada]]: 1940
* [[Australien]]: 1944
* [[Griechenland]]: 1945
* [[Japan]]: 1947
* [[Portugal]]: 1975
* [[Schweiz]]: 1982

== Siehe auch ==
* [[Arbeitnehmerkonto]]


== Weblinks ==
== Weblinks ==
* {{DNB-Portal|4137265-7}}
* [http://www.seco-admin.ch/themen/arbeit/index.html Staatssekretariat für Wirtschaft/Schweiz]

* [http://www.arbeitsagentur.de Homepage (Serviceportal) der Bundesagentur für Arbeit/Deutschland]
;Deutschland
* [http://bundesrecht.juris.de/bundesrecht/sgb_3/index.html SGB III]
{{Wikisource|Arbeitslosenversicherung|''Arbeitslosenversicherung.'' In: ''Handbuch der Politik'' (1914)}}
* [http://www.arbeitsagentur.de/ Serviceportal der Bundesagentur für Arbeit]
* {{§§|sgb_3|juris|text=Text des Dritten Buches Sozialgesetzbuch}}
* [http://www.nettoeinkommen.de/rente.htm Entwicklung der Beitragssätze in der Arbeitslosenversicherung seit 1980], bei nettoeinkommen.de
* {{DNB-Portal|4137265-7}}

;Österreich
* [http://www.ams.at/ Arbeitsmarktservice Österreich]

;Schweiz
* [https://www.seco.admin.ch/seco/de/home.html Staatssekretariat für Wirtschaft SECO]
* [https://www.seco.admin.ch/seco/de/home/seco/Staatssekretariat_fuer_Wirtschaft_SECO/direktion-fuer-arbeit.html Direktion für Arbeit, Staatssekretariat für Wirtschaft SECO]
*[https://swissvotes.ch/vote/551.00 Volksabstimmung 2010 zur Revision des Arbeitslosenversicherungsgesetzes] in der Datenbank Swissvotes
* [http://www.treffpunkt-arbeit.ch/ Treffpunkt Arbeit]
* Amstat, Arbeitsmarktstatistik Staatssekretariat für Wirtschaft SECO
* [http://www.geschichtedersozialensicherheit.ch/risikogeschichte/arbeitslosigkeit/ Arbeitslosigkeit] und [https://www.geschichtedersozialensicherheit.ch/institutionen/verwaltung-der-sozialen-sicherheit/die-verwaltung-der-arbeitslosenversicherung/ Verwaltung] der [https://www.geschichtedersozialensicherheit.ch/institutionen/kassenwesen/arbeitslosenkassen/ Arbeitslosenkassen] in [http://www.geschichtedersozialensicherheit.ch/home/ Geschichte der Sozialen Sicherheit in der Schweiz]

== Einzelnachweise ==
<references />


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[[Kategorie:Arbeitslosigkeit]]
[[Kategorie:Sozialstaat]]

Aktuelle Version vom 15. Juni 2025, 20:34 Uhr

Eine Arbeitslosenversicherung (AV, in der Schweiz ALV) ist eine der Sozialversicherungen, die das vorrangige Ziel hat, arbeitssuchenden Personen während ihrer Arbeitssuche das Einkommen zu sichern.

Arbeitslosenversicherung in Deutschland

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Die Arbeitslosenversicherung gehört im sozialen Sicherungssystem der Bundesrepublik Deutschland zu den Sozialversicherungen. Übergreifend wird sie auch als Versicherungszweig der Arbeitsförderung bezeichnet. Ihre gesetzliche Grundlage ist das Dritte Buch Sozialgesetzbuch (SGB III). Träger der Arbeitslosenversicherung ist die Bundesagentur für Arbeit in Nürnberg. Aufsichtführendes Ministerium ist das Bundesministerium für Arbeit und Soziales.

Die staatliche Arbeitslosenversicherung in der Bundesrepublik Deutschland zahlte im Monat April 2017 an etwa 750.000 Menschen Arbeitslosengeld.[1]

Pflichtversicherte

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Der Kreis der Pflichtversicherten bestimmt sich nach § 25 und § 26 SGB III. Versicherungspflichtig sind danach

Freiwillig Versicherte

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Selbständige und außerhalb der EU beschäftigte Arbeitnehmer sind nicht versicherungspflichtig; sie können sich aber seit Februar 2006 unter bestimmten Voraussetzungen im Rahmen der Freiwilligen Weiterversicherung gegen Arbeitslosigkeit (§ 28a SGB III) versichern. Im Ausland Beschäftigte und Selbständige zahlen dabei einen monatlichen Beitrag, der nach einem fiktiven Einkommen in Höhe der monatlichen Bezugsgröße bemessen wird, in den ersten zwei Jahren nach einer Existenzgründung sind es für Selbstständige nur 50 % der Bezugsgröße. Bei dem aktuellen Beitragssatz von 3 % liegt der monatliche Beitrag für im Ausland Beschäftigte und für Selbständige nach der für 2015 geltenden Bezugsgröße bei 85,05 €, ab 2018 sind es 91,35 €, für Selbständige im Beitrittsgebiet bei 72,45 €.[4]

Die Arbeitslosenversicherung wird, wie die Kranken-, Pflege- und Rentenversicherung durch Beiträge der Arbeitgeber und Arbeitnehmer finanziert. Die Bundesagentur für Arbeit (BA) als Träger der Arbeitslosenversicherung finanziert durch die Erhebung der Beiträge, die durch Umlagen, Mittel des Bundes und sonstige Einnahmen ergänzt werden, nicht nur die Versicherungsleistungen im engeren Sinne, sondern auch die ihr im Rahmen der Arbeitsmarktpolitik zugewiesenen Aufgaben sowie die Mittel für die Verwaltung und für die Selbstverwaltung. Die Leistungen der Arbeitslosenversicherung werden hauptsächlich aus den Versicherungsbeiträgen finanziert. Bei Arbeitnehmern ist der Beitrag je zur Hälfte vom Arbeitnehmer und vom Arbeitgeber zu tragen. Der Beitrag wird durch die zuständige Einzugsstelle erhoben und an die Bundesagentur für Arbeit gezahlt.

Zur Finanzierung der versicherungsfremden Aufgaben, die der Bundesagentur übertragen sind, zahlte der Bund nach § 363 SGB III a.F. bis 2012 einen Bundeszuschuss, der jedoch durch den Eingliederungsbeitrag faktisch gemindert wurde. Zum 1. Januar 2013 sind sowohl der Bundeszuschuss als auch der Eingliederungsbeitrag entfallen.

Arbeitslosenversicherung in Deutschland
Zeitraum Beitragssatz
1992 6,2 %
1993–2006 6,5 %
2007 4,2 %
2008 3,3 %
2009 und 2010 2,8 %
2011–2018 3,0 %
2019
laut Gesetz:
per Verordnung:

2,6 %
2,5 %
2020–2022
laut Gesetz:
per Verordnung:

2,6 %
2,4 %
seit 2023 2,6 %

Gesetzlich beträgt der Beitragssatz seit dem 1. Januar 2019 2,6 % des beitragspflichtigen Bruttoentgelts (§ 341 Abs. 2 SGB III). Per Verordnung wurde der Beitrag im Jahr 2019 auf 2,5 %[5] und für die Jahre 2020 bis 2022 auf 2,4 %[6] abgesenkt. Seit dem 1. Januar 2023 beträgt der Beitragssatz wieder 2,6 %.

Von 1993 bis Ende 2006 hatte der Beitragssatz noch 6,5 % betragen, danach war er zunächst auf 4,2 Prozent, später bis Ende 2008 auf 3,3 % gesenkt worden. Zum 1. Januar 2009 wurde der Beitrag auf 2,8 % gesenkt.[7] Zum 1. Juli 2008 wurde die Absenkung auf 2,8 % im Rahmen des Konjunkturpakets II bis zum Jahresende 2010 verlängert. Ab dem 1. Januar 2011 betrug er 3,0 %.

Beitragsbemessungsgrenze

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Beim Arbeitslosengeld, das nach der Höhe des beitragspflichtigen Arbeitsentgelts bemessen wird (§ 341 Abs. 1 SGB III), führt die Beitragsbemessungsgrenze dazu, dass die Leistung entsprechend gedeckelt ist.

Leistungsbescheid Arbeitsamt 1975

Im Rahmen der Arbeitslosenversicherung erbringt die Agentur für Arbeit Leistungen der aktiven Arbeitsförderung und Entgeltersatzleistungen. Es handelt sich dabei nicht ausschließlich um Versicherungsleistungen, denn auch Nichtversicherte können bestimmte Leistungen erhalten.

Nach dem Recht der Arbeitsförderung können in Anspruch genommen werden:[8]

Die Arbeitslosenversicherung in Deutschland wurde am 16. Juli 1927 durch das Gesetz über Arbeitsvermittlung und Arbeitslosenversicherung eingeführt und der Reichsanstalt für Arbeitsvermittlung und Arbeitslosenversicherung übertragen. Zuvor konnten Erwerbslose, die bedürftig waren, Unterstützungsleistungen im Rahmen der Erwerbslosenfürsorge erhalten, die ab 1918 eine Pflichtaufgabe der Kommunen gewesen war.[9] Ab November 1923 mussten Arbeitgeber und Arbeitnehmer Beiträge zur Finanzierung der Erwerbslosenfürsorge leisten.[10] Mit der nationalsozialistischen Machtergreifung im Jahr 1933 wurde die Reichsanstalt „gleichgeschaltet“, Selbstverwaltung und freie Berufswahl wurden abgeschafft und die „Lenkung der Arbeitskräfte“ zum Staatsprogramm erhoben. Nach dem Überfall auf Polen waren die Arbeitsämter auch für die besetzten Gebiete zuständig, die Ausschöpfung aller dort verfügbaren Arbeitskraftreserven für die Kriegswirtschaft in Deutschland war ihre Hauptaufgabe.[11]

Nach dem Krieg wurde die Arbeitslosenversicherung in der neu gegründeten Bundesrepublik Deutschland 1952 bundesgesetzlich geregelt.[12] 1969 wurde die Arbeitslosenversicherung in das Arbeitsförderungsgesetz überführt. Seit dem 1. Januar 1998 ist die Arbeitslosenförderung im SGB III geregelt.

Arbeitslosenversicherung in der Schweiz

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Die Arbeitslosenversicherung (ALV) gehört im sozialen Sicherungssystem der Schweiz zu den Sozialversicherungen. Verantwortlich für die Arbeitslosenversicherung sind das Staatssekretariat für Wirtschaft (SECO) und die entsprechenden kantonalen Behörden. Die kantonalen Behörden treten unter verschiedenen Namen wie «Kantonales Amt für Industrie, Gewerbe und Arbeit», «Amt für Wirtschaft und Arbeit» oder «Kantonales Arbeitsamt» auf. Die Arbeitslosenversicherung ist dem Arbeitslosenversicherungsgesetz (AVIG) unterstellt.

Selbständigerwerbende können sich basierend auf Art. 114 BV freiwillig versichern.[13]

Arbeitgeberbeitrag 1,1 % für Jahreseinkommen bis 148.200 CHF; 0,5 % für Jahreseinkommen über 148.200 CHF.

Arbeitnehmerbeitrag 1,1 % für Jahreseinkommen bis 148.200 CHF; 0,5 % für Jahreseinkommen über 148.200 CHF.

Arbeitslosenkassen

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Die verschiedenen Arbeitslosenkassen zahlen im Auftrag des SECO und mit dessen Geld Leistungen an Arbeitslose aus. Außerdem prüfen die Arbeitslosenkassen, ob der Arbeitnehmer Anspruch auf Leistungen hat. Es gibt verschiedene Arbeitslosenkassen, im Wesentlichen die kantonalen Kassen und solche der Gewerkschaften. Die Arbeitslosen können frei auswählen, über welche Arbeitslosenkasse die Auszahlung der Leistungen erfolgen soll.

Arbeitslosenentschädigung
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Um Leistungen aus der Arbeitslosenkasse zu erhalten, müssen folgende Voraussetzungen erfüllt sein:

  • Meldung der Erwerbslosigkeit bei der Wohngemeinde oder dem zuständigen RAV
  • Mindestausfall von zwei Arbeitstagen oder Lohneinbuße
  • Alter: 18 bis 64 (Frauen), 18 bis 65 (Männer)
  • kein AHV-Rentner
  • innerhalb der letzten zwei Jahre während 12 Monaten Beiträge gezahlt, d. h. als Arbeitnehmer in der Schweiz oder im Ausland gearbeitet haben
  • sich aktiv um eine neue Stelle bemühen

Für zahlreiche Fälle gibt es Spezialregelungen, auf die in diesem Rahmen nicht eingegangen werden kann.

In der Regel werden 70 % des versicherten AHV-pflichtigen Lohns als Arbeitslosenentschädigung ausgezahlt. 80 % des versicherten AHV-pflichtigen Lohns werden ausgezahlt, wenn eine der folgenden Bedingungen erfüllt ist:

  • Unterhaltspflichten gegenüber Kindern
  • versicherter monatlicher Verdienst liegt unter 3797 Franken
  • Invalidität

Maximal werden monatlich 6230 CHF bzw. 7120 CHF bei Anspruch auf 80 % ausgezahlt.

Insolvenzentschädigung
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Bei Zahlungsunfähigkeit des Arbeitgebers deckt die Insolvenzentschädigung den Verdienstausfall für bereits geleistete Arbeit für maximal 3 Monate. Die Insolvenzentschädigung wird direkt dem Arbeitnehmer ausbezahlt.

Kurzarbeitsentschädigung
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Von Kurzarbeit betroffene Arbeitgeber erhalten über einen bestimmten Zeitraum 60 % bzw. 67 % der Lohnkosten ausbezahlt. Damit sollen Kündigungen wegen kurzfristiger und unvermeidbarer Arbeitsausfälle verhindert werden. Die Leistungen werden an den Arbeitgeber ausbezahlt.

Schlechtwetterentschädigung
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Schlechtwetterentschädigung gibt es für Arbeitsausfälle, die wegen schlechter Witterung entstanden sind. Damit sollen Kündigungen verhindert werden. Die Leistungen werden an den Arbeitgeber ausbezahlt.

Arbeitsvermittlung

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Die Regionalen Arbeitsvermittlungszentren RAV sind eine wichtige Organisation innerhalb der Arbeitslosenversicherung. Die 121 RAV betreiben die größte Stellenvermittlungsplattform der Schweiz und beschäftigen rund 1'500 Mitarbeiter. Das RAV berät Arbeitslose und unterstützt diese bei der Suche nach einem neuen Job. Das RAV organisiert auch Kurse für Arbeitslose. Außerdem wird kontrolliert, ob sich der oder die Arbeitslose genügend um eine neue Stelle bemüht.

Arbeitgeber erhalten Unterstützung bei der Personalsuche.

  • 1884 wurde durch den Typographenbund die erste Arbeitslosen-Unterstützungskasse gegründet. Da die Arbeitslosenkassen zunächst von Gewerkschaften gegründet worden waren, waren auch nur Gewerkschaftsmitglieder versichert. In den folgenden Jahren und Jahrzehnten entstehen weitere Arbeitslosenkassen, so entstanden in den 1930er Jahren die ersten kantonalen Gesetze zur Arbeitslosenversicherung und damit auch die ersten paritätischen Kassen. Zehn Jahre später wurde der Ausgleichsfonds auf eidgenössischer Ebene als Kompromiss von Staat, Arbeitgebern und Gewerkschaften gegründet.[14] 1951 trat ein Gesetz in Kraft, das es den Kantonen erlaubte, auf ihrem Gebiet eine obligatorische Arbeitslosenversicherung einzuführen. Im Jahr 1977 wurde eine gesamtschweizerische Arbeitslosenversicherung geschaffen, die für alle Arbeitnehmer obligatorisch ist.

Arbeitslosenversicherung in Österreich

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Die Arbeitslosenversicherung gehört auch in Österreich zum Sicherungssystem der staatlichen Sozialversicherungen. Verantwortlich für die Arbeitslosenversicherung ist das Arbeitsmarktservice (AMS), ein Dienstleistungsunternehmen des öffentlichen Rechts mit eigenem (politisch besetzten) Verwaltungsrat und unter Aufsicht des Bundesministeriums für Arbeit, Familie und Jugend. Die praktische Abwicklung erfolgt in 100 regionalen Stellen und 9 Landesgeschäftsstellen des AMS. Die Bestimmungen sind im Arbeitslosenversicherungsgesetz 1977 (AlVG) geregelt.

Pflichtversichert sind Arbeitnehmer (außer geringfügig Beschäftigte), Lehrlinge, Heimarbeiter, sowie eine Reihe weiterer Personengruppen nach Spezialbestimmungen. Freie Dienstnehmer sind seit dem 1. Jänner 2008 pflichtversichert, Selbständige können sich seit Jänner 2009 wahlweise gegen Arbeitslosigkeit versichern.

Der Beitragssatz für die Arbeitslosenversicherung beträgt für den Arbeitgeber 3 % (bei Lehrverhältnissen: 1,2 %), für den Arbeitnehmer ist der Beitrag je nach Einkommen gestaffelt. Werte (Stand 2022):[15] bis 1.828 €: 0 %, über 1.828 € bis 1.994 €: 1 %, über 1.994 € bis 2.161 €: 2 %. Über einem Einkommen von 2.161 € brutto wird der „normale“ Beitragssatz von 3 % einbehalten.

Arbeitslosengeld

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Der Anspruch auf Arbeitslosengeld beträgt ca. 55–60 % vom Nettoeinkommen plus Zuschläge für Familienmitglieder (2012: 97 Cent pro Tag und Person). Die Bezugsdauer reicht von 20 bis 52 Wochen, je nach Länge der bisherigen Versicherungszeiten und Alter.

Nach dem Aufbrauch des Arbeitslosengeldes kann Notstandshilfe beantragt werden, die zeitlich unbegrenzt ist und zwischen 92 % und 95 % des Arbeitslosengeld beträgt. Allerdings wurde bei dieser Leistung das Einkommen von Ehepartnern und Lebensgefährten bis zum 30. Juni 2018 abgezogen, unter Berücksichtigung verschiedener Freigrenzen.

Bei Beendigung von Dienstverhältnissen aus Eigenverschulden (z. B. Kündigung durch den Dienstnehmer, Entlassung) werden für die ersten vier Wochen keine Leistungen ausbezahlt, die Bezugsdauer verschiebt sich nach hinten. Wird eine mögliche Arbeitsaufnahme verweigert oder vereitelt, werden die Leistungen für einen Zeitraum von sechs Wochen, im Wiederholungsfall für acht Wochen ersatzlos gestrichen.

Arbeitslosenversicherung in der EU

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Eine Arbeitslosenversicherung auf EU-Ebene gibt es nicht. Vorangetrieben vom EU-Sozialkommissar László Andor wird im Zusammenhang mit der Errichtung einer vertieften Europäischen Wirtschafts- und Währungsunion die Einführung einer europäischen Basis-Arbeitslosenversicherung diskutiert. Im Sinne eines makroökonomischen Instruments soll damit aus Ländern mit einem Boom und geringer Arbeitslosigkeit Kaufkraft abgezogen und die Kaufkraft in Krisenländern mit hoher Arbeitslosigkeit gestützt werden. Nationale Arbeitslosenversicherungen sollen die Leistungen der europäischen Basis-Arbeitslosenversicherung aufstocken können.[16][17][18]

Eine solche einheitliche Arbeitslosenversicherung ist nur durch eine Änderung des EU-Vertrags mit der Zustimmung aller Mitglieder möglich.[18]

Länder mit Arbeitslosenversicherung (Auswahl)

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Arbeitslosenversicherungen bestehen heute in vielen Ländern (geordnet nach dem Jahr der Einführung)[19]:

Deutschland
Österreich
Schweiz

Einzelnachweise

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  1. Der Monatsbericht zum Arbeits- und Ausbildungsmarkt in Deutschland. (PDF) In: statistik.arbeitsagentur.de. Bundesagentur für Arbeit, April 2017, S. 24, abgerufen am 22. Mai 2017: „Im April 2017 haben nach vorläufiger Hochrechnung 750.000 Menschen Arbeitslosengeld nach dem SGB III erhalten (ohne Arbeitslosengeld für Weiterbildung).“
  2. Bundessozialgericht, Urteil vom 4. Juli 2007 - B 11a AL 5/06 R
  3. Bundessozialgericht, Urteil vom 29. August 2012, B 12 R 14/10 R
  4. Kosten der freiwilligen Arbeitslosenversicherung 2015, zuletzt abgerufen am 16. Juli 2015.
  5. Verordnung über die Erhebung von Beiträgen zur Arbeitsförderung nach einem niedrigeren Beitragssatz für die Kalenderjahre 2019 bis 2022 (Beitragssatzverordnung 2019 – BeiSaV 2019) (BGBl. 2018 I S. 2663)
  6. Erste Verordnung zur Änderung der Beitragssatzverordnung 2019 (BGBl. 2019 I S. 1998)
  7. Verordnung über die Erhebung von Beiträgen zur Arbeitsförderung nach einem niedrigeren Beitragssatz (Beitragssatzverordnung 2009) vom 21. Dezember 2008 (BGBl. I S. 2979)
  8. § 19 Abs. 1 SGB I
  9. Verordnung über Erwerbslosenfürsorge vom 13. November 1918
  10. Verordnung über die Aufbringung der Mittel für die Erwerbslosenfürsorge vom 15. Oktober 1923, RGBl. I, S. 984
  11. http://www.deutsche-sozialversicherung.de/de/arbeitslosenversicherung/geschichte.html
  12. Gesetz über die Errichtung einer Bundesanstalt für Arbeitsvermittlung und Arbeitslosenversicherung vom 10. März 1952 (BGBl. I S. 123)
  13. Art. 114 (Memento vom 12. September 2012 im Internet Archive) Arbeitslosenversicherung
  14. Anne-Sophie Zbinden: „Weltweit anerkanntes Qualitäts-Zertifikat EFQM, 4 Sterne für die Arbeitslosenkasse der Unia“, in: work, Zeitung der Gewerkschaft Unia vom 12. Juni 2025, S. 10
  15. Sozialversicherungsbeiträge für ältere Arbeitnehmer. In: oesterreich.gv.at. Abgerufen am 11. August 2022.
  16. Q and A on the concept of "basic European unemployment insurance". In: Europäische Kommission. 3. September 2014, abgerufen am 22. September 2019 (englisch).
  17. Europäische Arbeitslosenversicherung. Deutsche sollen für Arbeitslose in anderen Ländern zahlen. In: Focus.de. 25. August 2014, abgerufen am 22. September 2019.
  18. a b Brüssel plant europäische Arbeitslosenversicherung. In: welt.de. 25. August 2014, abgerufen am 22. September 2019.
  19. Manfred G. Schmidt: Der Wohlfahrtsstaat: Eine Einführung in den historischen und internationalen Vergleich, 2007, S. 125