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„Al-Buchārī“ – Versionsunterschied

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{{SEITENTITEL:al-Buchārī}}
'''Muhammad Ibn Ismail Ibn Ibrahim Ibn al-Mughirah Ibn Bardizbah al-Buchari''' ({{arS|محمد بن إسماعيل البخاري}}, auch: ''al-Bukhari'', * [[810]] in [[Buchara]]; † [[870]] in [[Chartank]] bei [[Samarkand]] heute [[Usbekistan]]), war ein bedeutender [[Perser|persischer]] Gelehrter aus einer wohlhabenden Familie.
{{Begriffsklärungshinweis|Zum saudi-arabischer Fußballspieler siehe [[Amin al-Bukhari]]. Zum syrischen Militär und Politiker siehe [[Nasuhi al-Buchari]]. Zum Namensgeber des Naqschbandīya-Ordens siehe [[Baha-ud-Din Naqschband]].}}
[[Datei:ImamBukhari1.png|mini|Al-Buchārīs Name in [[Arabische Kalligrafie|arabischer Kalligrafie]]]]
'''Al-Buchārī''', mit vollem Namen '''Muhammad ibn Ismāʿīl ibn Ibrāhīm ibn al-Mughīra al-Buchārī al-Dschuʿfī''', {{arS|محمد بن إسماعيل بن إبراهيم بن المغيرة البخاري|d=Muḥammad b. Ismāʿīl b. Ibrāhīm b. al-Muġīra al-Buḫārī al-Ǧuʿfī}}, auch bekannt als '''Imam al-Buchārī''' (geb. [[21. Juli]] [[810]] in [[Buxoro|Buchara]]; gest. [[870]] in Chartang bei [[Samarkand]], heute [[Usbekistan]]), war ein bedeutender [[Islam|islamischer]] Gelehrter. Er stellte die [[Hadith]]-Sammlung ''[[Sahīh al-Buchārī|Buchārī]]'' zusammen, die [[Sunniten|sunnitische]] Muslime als authentischste aller Hadith-Sammlungen betrachten.


== Leben ==
Er reiste 16 Jahre lang durch Westasien und [[Ägypten]] und sammelte Überlieferungen ''([[Hadith]]e)'' über [[Mohammed]] und aus der islamischen Frühzeit. Aus diesen exzerpierte er insgesamt 7.400 ''Hadithe'', die von ihm als authentisch, wörtlich „gesund“, angesehen wurden, in dem monumentalem arabischen Werk ''As-Sahih'' („Das Gesunde“), das in einer modernen Druckausgabe über 2500 Seiten umfasst. Es enthält 97 Bücher, die thematisch geordnet sind und das traditionelle religiöse Weltbild seiner Zeit reflektieren. Es beinhaltet Traditionen über die hauptsächlichen Rituale und die rechtlichen Beziehungen, aber auch über [[Tafsir|Koranexegese]], gute Sitten und Traumdeutung. Jeder ''Hadith'' stellt vor den eigentlichen Text eine Kette von Überlieferern (''[[isnad]]''), die bis zu Buchari reicht. Diese Personen hat er in einem anderen Werk gesammelt. Der „Sahih“ verbreitete sich von Iran aus rasch unter den Muslimen. Bald galt er den [[Sunniten]] als zweites Grundwerk nach dem [[Koran]] und neben der ähnlichen Sammlung seines Zeitgenossen [[Muslim ibn al-Haddschadsch]].
[[Bild:AlBukhari Mausoleum.jpg|mini|Grab im [[Imam-al-Buchārī-Mausoleum]] bei Samarkand]]


Al-Buchārī entstammte einer wohlhabenden Familie. Sein Ururgroßvater, so [[al-Mizzī]] und [[adh-Dhahabī]] in ihren Gelehrtenbiographien, trug noch den persischen Namen Ibn Badhdizbah, Var. Bardizbah in der arabischen Bedeutung von „zarrāʿ“ (Ackerbauer). Sein Urgroßvater al-Mughīra war noch [[Zoroastrier]] und nahm den Islam unter dem [[Gouverneur]] von Buchārā an.<ref>al-Mizzī: ''Tahḏīb al-kamāl'', Band 24, S. 437–438 (Beirut 1992); adh-Dhahabī: ''Siyar aʿlām an-nubalāʾ''. Band 12, S. 391–392. (2. Auflage. Beirut 1984).</ref>
Spätere Generationen schrieben kommentierende und kritische Werke zu diesem Text. Bis heute ist besonders der vielbändige arabische Kommentar von [[al-Asqalani|Ibn Hadschar al-Asqalani]] (1372-1448), ''Fath al-bari'' („Die Eröffnung des Schöpfers“), verbreitet. Im 20. Jahrhundert ist der ''Sahih'' vollständig und auszugsweise in andere Sprachen übersetzt worden.


Al-Buchārī erfuhr arabisch-islamische Erziehung und begann sehr früh mit dem Studium der Hadith-Wissenschaften und anderer Wissenschaftsdisziplinen. Im Alter von 16 Jahren begab er sich mit seiner Mutter und seinem Bruder auf die [[Haddsch|Pilgerfahrt]] und studierte anschließend bei Gelehrten von [[Mekka]] und [[Medina]]. Nach 16-jähriger Studienreise, unter anderem in [[Basra]], [[Kufa]], [[Syrien]] und [[Ägypten]], kehrte er nach [[Nischapur]] zurück. Er soll, eigenen Angaben zufolge, bei über tausend Gelehrten seiner Zeit studiert haben.<ref> Fuat Sezgin: ''Geschichte des arabischen Schrifttums.'' Bd. 1, S. 115 </ref>
==Literatur==
* Dieter Ferchl (Hrsg.): ''Sahih al-Buhari. Nachrichten von Taten und Aussprüchen des Propheten Muhammad.'' Reclam, Stuttgart 1991, ISBN 3-15-024208-8 (Auszugsweise deutsche Übertragung)


Zwar vertrat al-Buchārī die offizielle Lehrmeinung über die Unerschaffenheit des Korans, übertrug diesen theologischen Grundsatz aber nicht auf die Rezitation desselben durch den Menschen. Die Rezitation, das ''Aussprechen'' von Gottes Wort durch den Menschen ist al-Buchārīs Ansicht nach erschaffen, d.&nbsp;h. ein Produkt des Menschen.<ref>Ignaz Goldziher: ''Zur Geschichte der ḥanbalitischen Bewegungen.'' In: Zeitschrift der Deutschen Morgenländischen Gesellschaft (ZDMG), [http://menadoc.bibliothek.uni-halle.de/dmg/periodical/pageview/54435 Band 62 (1908). S. 7.]</ref> Aus diesem Grunde musste er die Stadt verlassen und nach Buchārā zurückkehren, um dort seinen Lehrbetrieb in der Hauptmoschee aufzunehmen. Nachdem er dem Wunsch des Stadtgouverneurs nicht nachgekommen war, dessen Kindern in seinem Haus Privatunterricht zu erteilen, wurde er nach Chartank verbannt, wo er im Kreis von Verwandten seinen Lebensabend verbrachte.
[[Kategorie:Mann|Al-Buchari]]
[[Kategorie:Person des Islam|Al-Buchari]]
[[Kategorie:Geboren 810|Al-Buchari]]
[[Kategorie:Gestorben 870|Al-Buchari]]
[[Kategorie:Perser]]


An der Stelle seines Grabes in Chartang bei [[Samarqand|Samarkand]] wurde im 16. Jahrhundert das [[Imam-al-Buchārī-Mausoleum]] erbaut. Nach der Unabhängigkeit errichtete [[Usbekistan]] dort eine große Gedenkstätte zu Ehren des islamischen Gelehrten, die 1998 fertiggestellt wurde.
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== Werke ==
===Links zu Sahih Al-Buchari===
* {{arF|الجامع الصحيح|w=al-Dschāmiʿ as-sahīh |d=al-Ǧāmiʿu ʾṣ-ṣaḥīḥ |b= Sammlung authentischer Traditionen}}; Der „Sahīh“ ist das Hauptwerk al-Buchārīs, an dem er über sechzehn Jahre gearbeitet haben soll und das seinen Ruhm in der gesamten islamischen Welt begründete. Angeblich soll er aus 600.000 [[Hadith]]en rund 2.800 – ohne Wiederholungen im Werk – nach den strengsten Kriterien der Traditionskritik ausgesucht haben, um sie als „Sahīh“ in seine Sammlung aufzunehmen. Das Werk steht an erster Stelle der [[Al-Kutub as-sitta|sechs sunnitischen kanonischen Hadith-Sammlungen]]. Bis heute genießt seine Hadith-Sammlung im sunnitischen Islam höchste Autorität. Sie enthält 97 Bücher, die vom vierten Kapitel an entsprechend dem Aufbau der [[Fiqh]]-Bücher thematisch geordnet sind ([[musannaf]]) und das traditionelle religiöse Weltbild seiner Zeit reflektieren. In den ersten drei Kapiteln werden andere Themenbereiche abgehandelt: Beginn der Offenbarung, Fragen des Glaubens und die Vorzüge der Wissenschaften. Sie beinhalten auch Traditionen über die [[Koranexegese]], über gute Sitten und Traumdeutung, über die Bürgerkriege, über die Vorzüge von [[Sahaba|Mohammeds Gefährten]] und über die Lehre vom [[Tauhīd]].{{Hauptartikel|Sahīh al-Buchārī}}
* {{arF|التأريخ الكبير , التأريخ الأوسط , التأريخ الصغير |w=at-taʾrīch al-kabīr / al-awsat / as-saghīr |d=at-taʾrīḫu ʾl-kabīr / al-awsaṭ / aṣ-saġīr}}. d.&nbsp;h. die „große“ / „mittlere“ / und „kleine“ Geschichte sind drei Bücher, in denen al-Buchārī die „Geschichte“ d.&nbsp;h. die Vita von [[Ashab al-hadith|Traditionariern]] zusammengefasst und dabei seine eigene Meinung über ihre Glaubwürdigkeit als Vermittler von Aussagen des Propheten [[Mohammed]] (siehe: [[Hadith]]) hinzugefügt und seine eigene, später maßgebliche Terminologie der Hadithkritik definiert hat.
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:Diese Hadith-Sammlung von insgesamt 1322 Hadithen beschränkt sich inhaltlich nur auf Traditionen mit moralisch-ethischen Ermahnungen. Der Verfasser greift dabei oft auf nicht glaubwürdige und „schwache“ [[Ashab al-hadith|Traditionarier]] zurück.
* {{arF|كتاب الضعفاء |w=kitāb ad-duʿafāʾ |d=kitāb aḍ-ḍuʿafāʾ |b= Das Buch über die schwachen Traditionarier }} auch Kitāb aḍ-ḍuʿafāʾ aṣ-ṣaġīr („Das kleine Buch über schwache Traditionarier“) genannt.
:In dieser Sammlung von insgesamt 422 Namen in alphabetischer Reihenfolge werden diejenigen [[Ashab al-hadith|Traditionarier]] genannt, die nach den Kriterien von al-Buchārī als „schwache“, das heißt unglaubwürdige Überlieferer von Hadithen zu betrachten sind. In diesem Buch führt der Verfasser eine neue, von ihm geprägte neue Terminologie ein: „Man schwieg sich über ihn aus“ {{arF|سكتوا عنه |w= sakatū ʿan-hu}}.<ref>[[Rüdiger Lohlker]] (Hrsg.):Ḥadīṯstudien - Die Überlieferungen des Propheten im Gespräch. Festschrift für Prof. Dr. [[Tilman Nagel]]. Hamburg 2009. S. 153–162 </ref>
Es ist mit dem Buch gleichen Inhalts von [[an-Nasāʾī]] in [[Indien]] und in [[Aleppo]] erschienen.


== Literatur ==
* [http://www.khutba.net/modules.php?name=Hadith-Bukhari Auszug aus Sahih Bukhari auf deutsch mit Suchfunktion]
* [[Ignaz Goldziher]]: ''Muhammedanische Studien.'' Bd. II, Halle 1890, S. 234ff, ISBN 3-487-12606-0.
* [http://www.khutba.net/modules.php?name=Hadith Komplett Sahih Bukhari auf englisch mit Suchfunktion]
* J. Robson: ''al-Bu<u>kh</u>ārī, Muḥammad b. Ismāʿīl'', in: ''The [[Encyclopaedia of Islam]]'', New Edition, Bd. 1, Brill, Leiden 1986, S. 1296f.
* [[Fuat Sezgin]]: ''Geschichte des arabischen Schrifttums''. Bd. I.115–134. Brill, Leiden 1967.


== Siehe auch ==
[[ar:محمد بن إسماعيل البخاري]]
[[en:Bukhari]]
* [[Sahih Muslim]]

[[id:Imam Bukhari]]
== Weblinks ==
[[ku:Buxarî]]
* {{DNB-Portal|118858122}}
[[tr:İsmail Buhari]]
* [https://islamische-datenbank.de/sahih-al-buchari Auszüge aus Ṣaḥīḥ al-Buḫārī] (in deutscher Sprache)
* [http://www.hadithcollection.com/sahihbukhari.html Sammlung der Bukhari-Hadithe] (englisch)

== Einzelnachweise ==
<references/>

{{Normdaten|TYP=p|GND=118858122|LCCN=n81055666|VIAF=154679127}}

{{SORTIERUNG:Buchari}}
[[Kategorie:Hadithwissenschaftler]]
[[Kategorie:Geboren 810]]
[[Kategorie:Gestorben 870]]
[[Kategorie:Mann]]

{{Personendaten
|NAME=Buchārī, al-
|ALTERNATIVNAMEN=Buchārī, Muhammad ibn Ismāʿīl ibn Ibrāhīm ibn al-Mughīra al-Dschuʿfī al-; Buchārī, Muhammad ibn Ismāʿīl al-; Al-Bukhari; محمد بن إسماعيل بن ابراهيم بن المغيرة البخاري (arabisch)
|KURZBESCHREIBUNG=islamischer Gelehrter
|GEBURTSDATUM=21. Juli 810
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|STERBEDATUM=870
|STERBEORT=[[Chartank]] bei [[Samarkand]]
}}

Aktuelle Version vom 15. März 2025, 21:37 Uhr

Al-Buchārīs Name in arabischer Kalligrafie

Al-Buchārī, mit vollem Namen Muhammad ibn Ismāʿīl ibn Ibrāhīm ibn al-Mughīra al-Buchārī al-Dschuʿfī, arabisch محمد بن إسماعيل بن إبراهيم بن المغيرة البخاري, DMG Muḥammad b. Ismāʿīl b. Ibrāhīm b. al-Muġīra al-Buḫārī al-Ǧuʿfī, auch bekannt als Imam al-Buchārī (geb. 21. Juli 810 in Buchara; gest. 870 in Chartang bei Samarkand, heute Usbekistan), war ein bedeutender islamischer Gelehrter. Er stellte die Hadith-Sammlung Buchārī zusammen, die sunnitische Muslime als authentischste aller Hadith-Sammlungen betrachten.

Grab im Imam-al-Buchārī-Mausoleum bei Samarkand

Al-Buchārī entstammte einer wohlhabenden Familie. Sein Ururgroßvater, so al-Mizzī und adh-Dhahabī in ihren Gelehrtenbiographien, trug noch den persischen Namen Ibn Badhdizbah, Var. Bardizbah in der arabischen Bedeutung von „zarrāʿ“ (Ackerbauer). Sein Urgroßvater al-Mughīra war noch Zoroastrier und nahm den Islam unter dem Gouverneur von Buchārā an.[1]

Al-Buchārī erfuhr arabisch-islamische Erziehung und begann sehr früh mit dem Studium der Hadith-Wissenschaften und anderer Wissenschaftsdisziplinen. Im Alter von 16 Jahren begab er sich mit seiner Mutter und seinem Bruder auf die Pilgerfahrt und studierte anschließend bei Gelehrten von Mekka und Medina. Nach 16-jähriger Studienreise, unter anderem in Basra, Kufa, Syrien und Ägypten, kehrte er nach Nischapur zurück. Er soll, eigenen Angaben zufolge, bei über tausend Gelehrten seiner Zeit studiert haben.[2]

Zwar vertrat al-Buchārī die offizielle Lehrmeinung über die Unerschaffenheit des Korans, übertrug diesen theologischen Grundsatz aber nicht auf die Rezitation desselben durch den Menschen. Die Rezitation, das Aussprechen von Gottes Wort durch den Menschen ist al-Buchārīs Ansicht nach erschaffen, d. h. ein Produkt des Menschen.[3] Aus diesem Grunde musste er die Stadt verlassen und nach Buchārā zurückkehren, um dort seinen Lehrbetrieb in der Hauptmoschee aufzunehmen. Nachdem er dem Wunsch des Stadtgouverneurs nicht nachgekommen war, dessen Kindern in seinem Haus Privatunterricht zu erteilen, wurde er nach Chartank verbannt, wo er im Kreis von Verwandten seinen Lebensabend verbrachte.

An der Stelle seines Grabes in Chartang bei Samarkand wurde im 16. Jahrhundert das Imam-al-Buchārī-Mausoleum erbaut. Nach der Unabhängigkeit errichtete Usbekistan dort eine große Gedenkstätte zu Ehren des islamischen Gelehrten, die 1998 fertiggestellt wurde.

  • al-Dschāmiʿ as-sahīh / الجامع الصحيح / al-Ǧāmiʿu ʾṣ-ṣaḥīḥ / ‚Sammlung authentischer Traditionen‘; Der „Sahīh“ ist das Hauptwerk al-Buchārīs, an dem er über sechzehn Jahre gearbeitet haben soll und das seinen Ruhm in der gesamten islamischen Welt begründete. Angeblich soll er aus 600.000 Hadithen rund 2.800 – ohne Wiederholungen im Werk – nach den strengsten Kriterien der Traditionskritik ausgesucht haben, um sie als „Sahīh“ in seine Sammlung aufzunehmen. Das Werk steht an erster Stelle der sechs sunnitischen kanonischen Hadith-Sammlungen. Bis heute genießt seine Hadith-Sammlung im sunnitischen Islam höchste Autorität. Sie enthält 97 Bücher, die vom vierten Kapitel an entsprechend dem Aufbau der Fiqh-Bücher thematisch geordnet sind (musannaf) und das traditionelle religiöse Weltbild seiner Zeit reflektieren. In den ersten drei Kapiteln werden andere Themenbereiche abgehandelt: Beginn der Offenbarung, Fragen des Glaubens und die Vorzüge der Wissenschaften. Sie beinhalten auch Traditionen über die Koranexegese, über gute Sitten und Traumdeutung, über die Bürgerkriege, über die Vorzüge von Mohammeds Gefährten und über die Lehre vom Tauhīd.
  • at-taʾrīch al-kabīr / al-awsat / as-saghīr / التأريخ الكبير , التأريخ الأوسط , التأريخ الصغير / at-taʾrīḫu ʾl-kabīr / al-awsaṭ / aṣ-saġīr. d. h. die „große“ / „mittlere“ / und „kleine“ Geschichte sind drei Bücher, in denen al-Buchārī die „Geschichte“ d. h. die Vita von Traditionariern zusammengefasst und dabei seine eigene Meinung über ihre Glaubwürdigkeit als Vermittler von Aussagen des Propheten Mohammed (siehe: Hadith) hinzugefügt und seine eigene, später maßgebliche Terminologie der Hadithkritik definiert hat.
  • al-adab al-mufrad / الأدب المفرد / al-adabu ʾl-mufrad / ‚Die einzigartigen, guten Sitten‘;
Diese Hadith-Sammlung von insgesamt 1322 Hadithen beschränkt sich inhaltlich nur auf Traditionen mit moralisch-ethischen Ermahnungen. Der Verfasser greift dabei oft auf nicht glaubwürdige und „schwache“ Traditionarier zurück.
  • kitāb ad-duʿafāʾ / كتاب الضعفاء / kitāb aḍ-ḍuʿafāʾ / ‚Das Buch über die schwachen Traditionarier‘ auch Kitāb aḍ-ḍuʿafāʾ aṣ-ṣaġīr („Das kleine Buch über schwache Traditionarier“) genannt.
In dieser Sammlung von insgesamt 422 Namen in alphabetischer Reihenfolge werden diejenigen Traditionarier genannt, die nach den Kriterien von al-Buchārī als „schwache“, das heißt unglaubwürdige Überlieferer von Hadithen zu betrachten sind. In diesem Buch führt der Verfasser eine neue, von ihm geprägte neue Terminologie ein: „Man schwieg sich über ihn aus“ sakatū ʿan-hu / سكتوا عنه.[4]

Es ist mit dem Buch gleichen Inhalts von an-Nasāʾī in Indien und in Aleppo erschienen.

Einzelnachweise

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  1. al-Mizzī: Tahḏīb al-kamāl, Band 24, S. 437–438 (Beirut 1992); adh-Dhahabī: Siyar aʿlām an-nubalāʾ. Band 12, S. 391–392. (2. Auflage. Beirut 1984).
  2. Fuat Sezgin: Geschichte des arabischen Schrifttums. Bd. 1, S. 115
  3. Ignaz Goldziher: Zur Geschichte der ḥanbalitischen Bewegungen. In: Zeitschrift der Deutschen Morgenländischen Gesellschaft (ZDMG), Band 62 (1908). S. 7.
  4. Rüdiger Lohlker (Hrsg.):Ḥadīṯstudien - Die Überlieferungen des Propheten im Gespräch. Festschrift für Prof. Dr. Tilman Nagel. Hamburg 2009. S. 153–162