„Georgien-Türken“ – Versionsunterschied
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Als '''Georgien-Türken''' ([[türkische Sprache|türkisch]]: ''Gürcu Türkler'', [[Aserbaidschan-Türkisch|aseri-türkisch]]: ''Gürcu Türklər'') bezeichnet man heute zusammenfassend die [[Turkvölker|turkstämmigen Völker]] [[Georgien]]s. |
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Die alte türkische Bezeichnung für diese Volksgruppe war zur Zeit des Osmanischen Reiches »Adygen« bzw. »Georgien-Adygen«. |
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== Namensherkunft:== |
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Die Bezeichnung »Georgien-Türke« stammt vom Siedlungsgebiet dieser Volksgruppe. Es ist ein [[Sammelbegriff]] für Angehörige verschiedener Turkvölker Georgiens. |
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== Größe: == |
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Die Georgien-Türken machen heute rund 414.000 Personen in Georgien aus. Sie umfassen folgende Völkerschaften: |
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#[[Aserbaidschaner|Aseri-Türken]] ([[Karapapaken]], [[Terekemenen]] und [[Borcala]], ca. 308.000 Personen) |
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#[[Urum]]er (97.746 Personen) |
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#[[Adscharien-Türken]] (3.102 Personen) |
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#»Tataren« ([[Krimtschaken]]; 3.102 Personen) |
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#[[Mescheten]] (ca. 2.000 Personen) |
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== Religion: == |
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Die Georgien-Türken wurden vom [[Osmanisches Reich|Osmanischen Reich]] aus [[Islam|islamisiert]] und sind nun ebenfalls Anhänger der [[Sunniten|sunnitischen]] [[Hanafiten]], nur die Aseri-Türken sind [[Schiiten|schiitische]] [[Imamiten]] und [[Ismailiten]]. |
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== Sprache: == |
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Die Georgien-Türken sprechen [[Turksprachen|verschiedene Turksprachen]], die jeweils einem anderen Sprachzweig angehören: die Adscharien-Türken und Mescheten verwenden heute in Georgien die [[türkische Sprache|standarttürkische Schriftsprache]], die Aseri-Türken das moderne [[Aserbaidschan-Türkisch|Schriftaserbaidschanisch]]. Diese Sprachen gehören der [[südtürkisch]]en oder [[oghusische Sprachen|Oghus-Gruppe]] an. Die Urumer und Krimtschaken verwenden [[tatarische Sprache|tatarische Sprachen]], die der [[westtürkisch]]en oder [[Kyptschak-Tatarische Sprache|Kyptschak-Gruppe]] angehören. |
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== Alphabete == |
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Seit ihrer Verschriftung verwendeten die Georgien-Türken verschiedene Schriftsysteme, die sich aus dem georgischen oder auch aus dem armenischen herleiten ließen. |
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Seit [[1578]] diente ihnen das [[arabisches Alphabet|Persisch-arabische Alphabet]] und die Georgien-Türken waren im osmanischen »[[Osmanische Sprache|Reichstürkisch]]«, das auf dem anatolischen Bursa-Dialekt basierte, mit den osmanischen Türken sprachlich vereint. |
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Im [[17. Jahrhundert|17.]] und [[18. Jahrhundert]] kamen dann die »[[Tataren]]« und »[[Griechen]]« nach Georgien, unter ihnen die Krimtschaken und Urumer. Diese sprachen nun ihrerseits westtürkische Sprachen. Die Krimtschaken verwendeten – als Juden – neben dem arabischen auch das [[hebräisches Alphabet|hebräische]] und die Urumer – als ethnische Griechen – das [[griechisches Alphabet|griechische Alphabet]]. |
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[[1929]]/[[1940|40]] waren alle Georgien-Türken nun im »[[einheitliches türkisches Alphabet|einheitlichen türkischen Alphabet]]« verschriftet, das [[1940]] jedoch durch ein modifiziertes [[kyrillisches Alphabet|kyrillisches]] abgelöst wurde. Die Ausnahme bildeten hier die Urumer, die als offizielle »Griechen« wieder das griechische Alphabet benutzen mußten. |
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Seit [[1989]]/[[1990|90]] gab es bei den Georgien-Türken verschiedene Versuche mit diversen [[lateinisches Alphabet|Lateinalphabeten]]. |
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Bei den Adscharien-Türken und Mescheten wurde [[2005]] schließlich das [[Türkeitürkisch]]e als »nationale Minderheitensprache« eingeführt, während die Krimtschaken und Aseri-Türken mehrheitlich im Standartaserbaidschanischen verschriftet sind bzw. Lateinalphabete auf aseri-türkischer Grundlage benutzen. |
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== Geschichte == |
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Die wohl ersten türkstämmigen Völkerschaften kamen im Zuge des »[[Hunnensturm]]es« des [[2. Jahrhundert|2.]] und [[3. Jahrhundert]]s in die Regionen Georgiens. Es gehörte zu jener Zeit zum Reiche des [[Az]] und wurde im [[4. Jahrhundert]] durch die [[Hunnen]] unterworfen. |
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Nach dem Ende des Hunnenreiches gehörte [[Georgien]] seit dem [[5. Jahrhundert]] der [[Altyn Oba Horde]] an, einer Stammesföderation verschiedener türkischer Völkerschaften, die die Nachfolge der Hunnen antrat. |
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Im [[6. Jahrhundert]] wurde Georgien dem Reich der [[Chasaren]] angegliedert, wo sie bis zum [[9. Jahrhundert]] auch verblieben. |
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Im [[10. Jahrhundert]] wurde das christliche Königreich Georgien selbständig und es dehnte sich weit ins [[Anatolien|anatolische]] und aseri-türkische Siedlungsgebiet aus, dem auch eine Zeitlang [[Armenien]] angehörte. |
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Im [[11. Jahrhundert]] wurde Georgien durch die [[Seldschuken]] unterworfen und waren verschiedenen türkischen [[Atabeg]]s unterstellt, die nach dem Untergang eigenständige Reiche gründeten. |
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[[1219]]/[[1223|23]] fielen die [[Mongolen]] [[Dschingis Khan]]s in die [[Kaukasus]]region ein und ab [[1237]] gehörte auch Georgien lose zur späteren »[[Goldene Horde|Goldenen Horde]]«. |
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[[1243]] wurde Georgien endgültig in die Goldene Horde eingegeliedert, doch unterstand es seit [[1260]] [[de facto]] den Herrschern der [[Nogaier-Horde]]. |
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Im [[13. Jahrhundert|13.]] und [[14. Jahrhundert]] ließen sich zahlreiche Mongolen und Türken im Kaukasus nieder und sie begannen teilweise, die Vorbevölkerung in sich aufzunehmen. |
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Georgien war stets zwischen dem mongolischen [[Ilchane|Ilchanreich]] [[Persien]]s und der Goldenen Horde umstritten; [[1267]] wurde es der mongolisch-persischen Ilchandyastie formal unterstellt. |
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[[1375]]-[[1405]] war Georgien dem Reich [[Timur Lenk|Timur-i Lenks]] angeschlossen und gehörte nach dessen Tode verschiedenen turkmenischen Stammesföderationen an, die dort die Nachfolge antraten: u. a. die [[Schwarze Hammel|Schwarzen Hammel]]. |
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Im [[15. Jahrhundert|15.]] und [[16. Jahrhundert]] war Georgien zwischen dem Persischen und dem Osmanischen Reich umkämpft und vom Norden her, meldeten die [[Russen]] erste Ansprüche auf den Kaukasus und damit auf die alte persische Provinz Arran an. |
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In der Zeit zwischen [[1510]] und [[1522]] wurde Georgien von den Osmanen unterworfen und »[[osmanische Sprache|Reichstürkisch]]« wurde nun [[Amtssprache]] des Landes. |
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[[1737]] war Georgien vom persischen [[Schah Nadir|Schah Nadir Chan Afshar]] unterworfen und dem Neupersischen Reich angeschlossen; [[Persische Sprache|Persisch]] wurde nun Amtssprache. |
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Zwischen [[1747]] und [[1795]] erfolgten zahlreiche Eroberungsversuche Persien. Darauf hin unterstellte sich Georgien [[1783]] nacheinander der russischen Zarin [[Katharina die Große|Katharina der Großen]]. Als [[1795]] der [[Kadscharen]]herrscher [[Aga Mohammed Khan|Aga-Mohammed]] Ostgeorgien eroberte, befahl die Zarin, die Eroberung Georgiens und bis [[1800]] waren die Perser aus der Region verdrängt. |
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Zwischen [[1801]] und [[1828]] unterstellten sich die übrigen georgischen Fürsten dem russischen Herrscher und Georgien wurde zu de facto zur Provinz Russlands. |
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[[1878]] wurde vom Osmanischen Reich und Persien die russische Vormachtstellung im Kaukasus anerkannt. |
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[[1917]] schlossen sich die Georgien-Türken zur einer »[[Nordkausasische Föderation|Nordkaukasischen Föderation]]« zusammen, die jedoch [[1918]] wieder aufgelöst wurde. Sie forderten nun den Eintritt ihrer geschlossenen Siedlungsgebiete zur »Demokratischen Republik Aserbaidschan«, wobei sie durch die Türkei ermuntert wurden. |
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Dennoch wurden diese Gebiete [[1921]] der SSR Georgien zugeschlagen. Nun fordeten die Georgien-Türken den Beitritt ihrer Gebiete zur kemalistischen Türkei. |
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[[1944]] wurden die Georgien-Türken größtenteils von [[Stalin]] nach Sibirien zwangumgesiedelt, da Teile von ihnen mit der kurzfristigen deutschen Besatzungsmacht sympatierte und nun offen [[Panturkismus|pantürkische]] Ziele, wie den Anschluss an die Türkei betrieben. |
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[[1967]]/[[1968|68]] durfte ein Teil von ihnen, die Aseri-Türken, geschlossen nach Georgien zurückkehren. |
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Mit dem Zusammenbruch der UdSSR wurden sich die Georgien-Türken ihrer nationalen Eigenart wieder bewußt und schlossen sich [[1989]]/[[1990|90]] zu zahlreichen Bürgerbewegungen zusammen. |
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Im Frühjahr [[1989]] kam es im usbekischen Ferganatal zu einem staatlichgesteuerten Progromm an den Georgien-Türken. Bis [[1990]] waren über 20.000 von ihnen durch Russland ausgesiedelt worden. |
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Im Jahre [[2000]] kehrten rund 2.000 georgischsprachige Mes'hi in ihre alte Heimat zurück, wo sie auch rund 3.000 türkische »Adscharen« und 300.000 Aseri-Türken trafen, die alles andere als erfreut über die Rückkehr der Mes'hi waren. |
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Mescheten und Adscharien-Türken gelten nun als »die« Georgien-Türken schlechthin und sie unterstellten sich im Frühjahr [[2005]] der Türkei, die nun die »Schutzmachtfunktion« über die Georgien-Türken übernahm, während sich Aserbaidschan nur für die als »Aserbaidschaner« anerkannte türkische Minderheit als »Schutzmacht« einsetzt. |
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== Literatur == |
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* Politisches Lexikon GUS, 1992 |
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* Eine Weltmacht zerbricht - Nationalitäten und Religionen in der UdSSR, 1990 |
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* Lexikon der Weltbevölkerung, 2000 |
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[[Kategorie:Georgien]] |
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[[Kategorie:Asiatische Ethnie]] |
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[[Kategorie:Türken]] |
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[[Kategorie:Muslimische Volksgruppe in Europa]] |
Aktuelle Version vom 25. Juli 2019, 23:13 Uhr
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