„Die Brüder Löwenherz“ – Versionsunterschied
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'''Die Brüder Löwenherz''' ist der Titel eines Romans von [[Astrid Lindgren]]. Die Illustrationen |
'''Die Brüder Löwenherz''' ([[Schwedische Sprache|schwedisch]] ''Bröderna Lejonhjärta'') ist der Titel eines erstmals 1973 veröffentlichten Romans von [[Astrid Lindgren]]. Die Illustrationen der Originalausgabe stammen von [[Ilon Wikland]]. |
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== Handlung == |
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Hauptpersonen sind die beiden Brüder Karl und Jonathan Löwe. Die Geschichte wird in der Ich-Form aus der Perspektive Karls erzählt. Karl, der von seinem Bruder Krümel genannt wird, ist schwer krank und weiß, dass er bald sterben muss. Aber Jonathan erzählt ihm, dass er nach dem Tod in ein sagenhaftes Land, genannt Nangijala, komme, wo er völlig gesund sei und den ganzen Tag Abenteuer erleben könne. |
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Hauptpersonen sind die beiden Brüder Karl („Krümel“) und Jonathan Löwe. Die Geschichte wird in der Ich-Form aus der Perspektive Karls erzählt. |
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Kurz darauf kommt Jonathan ums Leben, als er, um seinen Bruder zu retten, mit ihm aus ihrem brennenden Haus springt. Der Gedanke, dass Jonathan nun in dem Abenteuerland lebt, tröstet Karl. Wenig später stirbt auch Karl und kommt zu seinem Bruder nach Nangijala. Die beiden nennen sich jetzt Löwenherz, ein Name, den die Lehrerin Jonathans ihm in einem Zeitungsartikel in Anspielung auf König [[Richard Löwenherz]] gegeben hat. Gemeinsam kämpfen sie gegen den bösen Tengil aus dem Land Karmanjaka, der das Heckenrosental unter Macht genommen hat und das Kirschtal, in dem die Brüder wohnen, erobern will. Dabei müssen sie auch gegen das Drachenweibchen Katla kämpfen, welches von Tengil durch ein besonderes magisches Horn beherrscht und gelenkt wird. Jonathan schafft es, das Horn an sich zu reißen und Katla zu befehlen, Tengil zu töten. Anschließend stößt er sie mithilfe eines Felsens in den Fluß der Uralten Flüsse, wo sie auf den Lindwurm Karm trifft. |
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Karm und Katla sterben und versinken, ineinander verbissen, in den Fluten. |
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Der neunjährige Karl liegt schwer lungenkrank im Bett und weiß, dass er bald sterben wird, obwohl es ihm keiner sagen möchte. Er bewundert seinen 13-jährigen Bruder Jonathan, der klug, mutig, fröhlich und überall beliebt ist. Jonathan versucht, seinem geliebten kleinen „Krümel“ die Angst vor dem Tod zu nehmen, indem er ihm vom Land ''Nangijala'' erzählt, in das man nach dem Tod komme. Da werde er völlig gesund sein und den ganzen Tag Abenteuer erleben. |
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Doch wurde Jonathan von Katlas Feuer berührt, welches zu körperlichen Lähmung und langsamem Tod führt. Jonathan erzählt Karl, dass es auch nach Nangijala ein weiteres Land des Lebens gäbe, Nangilima. Die beiden Brüder springen ein zweites Mal in den Abgrund. Der letzte Satz des Buches lautet: "Ich sehe das Licht!" |
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Kurz darauf kommt jedoch Jonathan ums Leben, als er mit seinem Bruder auf dem Rücken aus dem brennenden Haus springt, um ihn zu retten. Der Gedanke, dass Jonathan nun in Nangijala lebt, tröstet Karl. Wenig später hat Karl beim Einschlafen das Gefühl, dass er in dieser Nacht sterben wird. Tatsächlich findet er sich unmittelbar darauf bei Jonathan in Nangijala wieder und ist dort wieder gesund. Sie heißen nun beide „[[Richard Löwenherz|Löwenherz]]“, wie Jonathan von seiner Lehrerin in ihrem [[Nachruf]] angesichts seiner Tapferkeit genannt worden ist. |
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⚫ | Astrid Lindgren hat sich als |
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Die Brüder Löwenherz haben zunächst mit anderen Leuten zusammen im Kirschtal ein schönes Leben. Bald jedoch muss Jonathan fort, um dem benachbarten Heckenrosental im Widerstand gegen den Tyrannen Tengil aus dem Land Karmanjaka zu helfen, der das Tal mit Hilfe des von ihm beherrschten [[Drache (Mythologie)|Drachenweibchens]] Katla besetzt hält und weitere Teile Nangijalas erobern will. Karl bleibt allein zurück, hört jedoch eines Nachts im Traum Jonathans Ruf und beschließt, ihm allein über die Berge zu folgen. |
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Durch einen glücklichen Zufall findet er Jonathan, der sich im Heckenrosental versteckt hält. In gefährlichen Situationen lernt Karl, mit seiner Angst umzugehen und besonnen zu handeln. Gemeinsam befreien sie Orwar, den Anführer des Widerstandes, aus Tengils Gefangenschaft, und es kommt zum offenen Kampf gegen Tengil und Katla. Der Kampf wird entschieden, als Jonathan die [[Lure (Blasinstrument)|Lure]] erringt, mit deren Hilfe Katla beherrscht wird, und Katla den Befehl gibt, Tengil zu töten. |
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Die Brüder wollen Katla zurück in ihre Höhle führen. Auf dem Weg verliert Jonathan die Lure und damit auch die Kontrolle über den Drachen. Katla jagt die Brüder bis an einen Fluss, in dem der Lindwurm Karm lebt, und wird von Jonathan mit einem Felsbrocken in die Schlucht gestoßen. Es kommt zum Kampf zwischen den beiden Ungeheuern, die einander töten. Allerdings ist Jonathan während der Jagd von Katlas Feuer berührt worden, was zu vollständiger körperlicher Lähmung und zuletzt zum Tod führt. Jonathan erzählt Karl, dass es auch hinter Nangijala noch ein weiteres Land des Lebens gebe, ''Nangilima''. Dort werde auch er wieder gesund sein. Da Jonathan sich schon nicht mehr bewegen kann, ist es nun Karl, der seinen Bruder auf den Rücken nimmt und mit ihm in die Tiefe springt, um ihn zu retten. Das Buch endet mit Karls Ausruf nach dem Absprung: „Ich sehe das Licht!“ |
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Der Roman wurde 1977 unter der Regie von [[Olle Hellbom]] verfilmt und wurde 1979 als Miniserie im [[ZDF]] gezeigt. |
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== Entstehungsgeschichte == |
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Als Astrid Lindgren den Kirchhof in [[Vimmerby]] besuchte, sah sie ein Kreuz mit der Inschrift „Hier ruhen die kleinen Brüder Phalén. Gestorben 1860“. Da wusste Lindgren, dass ihr nächstes Buch (''Die Brüder Löwenherz'') vom Tod und von diesen zwei Brüdern handeln sollte.<ref>Waldemar Bergendahl (Produzent) und Roland Skogfeld & Per Olof Ohlsson (Kamera): [[Astrid Lindgren erzählt aus ihrem Leben]]. (Film) In: 100 Jahre Astrid Lindgren Jubiläumsedition. DVD. Universum Film.</ref> |
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== Kritik und Interpretation == |
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[[en:The Brothers Lionheart]] |
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[[nb:Brødrene Løvehjerte]] |
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⚫ | Astrid Lindgren hat sich als einer der ersten Kinderbuchautoren des Themas [[Tod]] angenommen. Sie hat dafür Kritik von zwei Seiten erhalten. Einerseits gab es Meinungen, dass das Thema zu ernst sei, um in Kinderbüchern beschrieben zu werden, und dass der Tod verharmlost oder gar Suizid gerechtfertigt werde, wenn die Brüder sich ihrem abschließenden Dilemma durch einen Sprung in den Tod entziehen. |
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[[nn:Bröderna Lejonhjärta]] |
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[[sv:Bröderna Lejonhjärta]] |
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Demgegenüber hebt Dieter Matthias die Verbindung aus Tod und Trost hervor und sieht in dem Text eine nicht verharmlosende, sondern annehmende Sichtweise auf den Tod: Der verängstigte, sterbende Krümel bereite sich auf seinen Tod vor, indem er in der letzten Nacht während seines körperlichen Sterbens die Abenteuergeschichte in Nangijala träume und dadurch den Mut gewinne, sich von seinem Jetzt zu trennen (zu sterben), um in ein anderes Dasein zu wechseln. Mit seinem Ausruf am Schluss des Buches sterbe er dann wirklich (im Bett liegend), bewusst und voller Zuversicht. Der Schluss sei also keinesfalls als Selbstmord zu deuten, sondern als geträumtes positives Akzeptieren und Erleben des natürlichen Entschlafens. Das Buch könne also ein Trostspender und Mutmacher für Kinder sein, es gebe eine mögliche Antwort auf die immerwährende Frage: „Was kommt nach dem Tod?“<ref>Dieter Matthias: „Springe, und du wirst aufgefangen.“ Zur Gestaltung von Trost in der Verfilmung der „Brüder Löwenherz“. In: ''Praxis Deutsch'' 24 (1997), S. 41–47.</ref> |
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== Auszeichnungen == |
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== Verfilmungen == |
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Für den Film ''[[Die Brüder Löwenherz (Film)|Die Brüder Löwenherz]]'' von [[Olle Hellbom]] schrieb Lindgren selbst das Drehbuch. Die beiden Hauptrollen spielten [[Staffan Götestam]] und [[Lars Söderdahl]]. Der Film wurde erstmals im Wettbewerb der [[Internationale Filmfestspiele Berlin 1978|Berlinale 1978]] und dann 1979 als Miniserie im [[ZDF]] gezeigt. Seit dem Januar 2004 ist der mehrfach preisgekrönte Film in einer 102-minütigen Fassung auch als DVD erhältlich. |
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== Theater == |
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Das Buch wurde von Christian Schönfelder zu einem Theaterstück für Kinder umgearbeitet.<ref> {{Webarchiv|text=Schauspielhaus Zürich |url=http://www.schauspielhaus.ch/spielplan/premieren/500-die-bruder-lowenherz |wayback=20141129012755 }}</ref> |
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2015 entstand das Musiktheater ''Die Brüder Löwenherz'' an der „Jungen Szene“ der [[Semperoper]] [[Dresden]]. Komponist ist [[Helmut Oehring]].<ref>{{Internetquelle | url=https://www.semperoper.de/spielplan/stuecke/stid/___/60439.html#a_23318 | titel=Die Brüder Löwenherz' | hrsg=www.semperoper.de | zugriff=2015-03-15 | archiv-url=https://web.archive.org/web/20150315145544/https://www.semperoper.de/spielplan/stuecke/stid/___/60439.html#a_23318 | archiv-datum=2015-03-15 }}</ref> |
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Darüber hinaus entstanden verschiedene Hörspielversionen. |
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== Fortsetzung == |
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Viele junge Leser wandten sich immer wieder an Astrid Lindgren und wollten wissen, wie es mit Karl und Jonathan weiterging. Daher wandte Astrid Lindgren sich im Jahr 1974 in einem offenen Brief an die schwedische Boulevardzeitung ''[[Expressen]]''. Dort berichtete sie wie es mit den beiden Brüdern weitergeht. Karl und Jonathan leben zusammen mit Mattias im Mattisgården in Äppeldalen. Dort bauen die beiden Hütten, reiten durch die Wälder und schlafen am Lagerfeuer. Außerdem zähmt Karl einen wilden Hund, den er später Mecke nennt. Auch Grim und Fjalar sind in Nangilima. Karls und Jonathans Mutter kommt zunächst nach Nangijala. Dort kümmert sich Sophia um sie. Schließlich gelangen beide nach Nangilima. So haben Jonathan und Karl gleich zwei Mütter, die gemeinsam in einem Haus in ihrer Nähe wohnen. Tengil und Jossi sind nicht nach Nangilima gekommen, sondern in ein Land namens Lokrume. Es geht ihnen dort nicht schlecht, aber es ist sichergestellt, dass sie dort niemandem mehr etwas antun können. Katlas und Karms Aufenthaltsort ist unbekannt. Jonathan erwähnte einmal, dass sie sich in Sorokaste befänden, aber sagte nicht viel mehr darüber.<ref>{{cite web|url=http://www.litteraturmagazinet.se/kristina-hard/boklogg/lokrume-och-sarokaste-3983382|title=Lokrume och Sorokaste|author=Kristina Hård}}</ref><ref>{{cite web|url=https://www.astridlindgren.com/sv/karaktarerna/broderna-lejonhjarta/lejonhjarta-hur-gick-det-sen|title=Hur gick det sedan för Bröderna Lejonhjärta?}}</ref> Auf Deutsch wurde der Brief 1975 erstmals im Oetinger Almanach, Nummer 13 mit dem Titel ''Antwort auf Kinderbriefe von Astrid Lindgren'' veröffentlicht. |
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== Literatur == |
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* Dieter Matthias: ''Springe, und du wirst aufgefangen! Zur Gestaltung von Trost in der Verfilmung der „Brüder Löwenherz“.'' Ein Unterrichtsmodell für die Sekundarstufe 1, 1997. |
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* Eva-Maria Metcalf: ''Leap of Faith in Astrid Lindgren’s Brothers Lionheart.'' Children’s Literature 23, 1995, S. 165–178. |
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* Elke Liebs: Die Sehnsucht zum Tode. Selbstmord in der Jugendliteratur. Der Deutschunterricht 2, 2002. |
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== Weblinks == |
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* [https://www.kinderundjugendmedien.de/werke/226-die-brueder-loewenherz?highlight=WyJsXHUwMGY2d2VuaGVyeiJd Informationen zu Die Brüder Löwenherz] auf KinderundJugendmedien.de |
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== Einzelnachweise == |
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<references /> |
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{{SORTIERUNG:Bruder Lowenherz #Die}} |
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[[Kategorie:Literarisches Werk]] |
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[[Kategorie:Werk von Astrid Lindgren]] |
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[[Kategorie:Kinderliteratur]] |
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Aktuelle Version vom 8. Mai 2024, 09:05 Uhr
Die Brüder Löwenherz (schwedisch Bröderna Lejonhjärta) ist der Titel eines erstmals 1973 veröffentlichten Romans von Astrid Lindgren. Die Illustrationen der Originalausgabe stammen von Ilon Wikland.
Handlung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Hauptpersonen sind die beiden Brüder Karl („Krümel“) und Jonathan Löwe. Die Geschichte wird in der Ich-Form aus der Perspektive Karls erzählt.
Der neunjährige Karl liegt schwer lungenkrank im Bett und weiß, dass er bald sterben wird, obwohl es ihm keiner sagen möchte. Er bewundert seinen 13-jährigen Bruder Jonathan, der klug, mutig, fröhlich und überall beliebt ist. Jonathan versucht, seinem geliebten kleinen „Krümel“ die Angst vor dem Tod zu nehmen, indem er ihm vom Land Nangijala erzählt, in das man nach dem Tod komme. Da werde er völlig gesund sein und den ganzen Tag Abenteuer erleben.
Kurz darauf kommt jedoch Jonathan ums Leben, als er mit seinem Bruder auf dem Rücken aus dem brennenden Haus springt, um ihn zu retten. Der Gedanke, dass Jonathan nun in Nangijala lebt, tröstet Karl. Wenig später hat Karl beim Einschlafen das Gefühl, dass er in dieser Nacht sterben wird. Tatsächlich findet er sich unmittelbar darauf bei Jonathan in Nangijala wieder und ist dort wieder gesund. Sie heißen nun beide „Löwenherz“, wie Jonathan von seiner Lehrerin in ihrem Nachruf angesichts seiner Tapferkeit genannt worden ist.
Die Brüder Löwenherz haben zunächst mit anderen Leuten zusammen im Kirschtal ein schönes Leben. Bald jedoch muss Jonathan fort, um dem benachbarten Heckenrosental im Widerstand gegen den Tyrannen Tengil aus dem Land Karmanjaka zu helfen, der das Tal mit Hilfe des von ihm beherrschten Drachenweibchens Katla besetzt hält und weitere Teile Nangijalas erobern will. Karl bleibt allein zurück, hört jedoch eines Nachts im Traum Jonathans Ruf und beschließt, ihm allein über die Berge zu folgen.
Durch einen glücklichen Zufall findet er Jonathan, der sich im Heckenrosental versteckt hält. In gefährlichen Situationen lernt Karl, mit seiner Angst umzugehen und besonnen zu handeln. Gemeinsam befreien sie Orwar, den Anführer des Widerstandes, aus Tengils Gefangenschaft, und es kommt zum offenen Kampf gegen Tengil und Katla. Der Kampf wird entschieden, als Jonathan die Lure erringt, mit deren Hilfe Katla beherrscht wird, und Katla den Befehl gibt, Tengil zu töten.
Die Brüder wollen Katla zurück in ihre Höhle führen. Auf dem Weg verliert Jonathan die Lure und damit auch die Kontrolle über den Drachen. Katla jagt die Brüder bis an einen Fluss, in dem der Lindwurm Karm lebt, und wird von Jonathan mit einem Felsbrocken in die Schlucht gestoßen. Es kommt zum Kampf zwischen den beiden Ungeheuern, die einander töten. Allerdings ist Jonathan während der Jagd von Katlas Feuer berührt worden, was zu vollständiger körperlicher Lähmung und zuletzt zum Tod führt. Jonathan erzählt Karl, dass es auch hinter Nangijala noch ein weiteres Land des Lebens gebe, Nangilima. Dort werde auch er wieder gesund sein. Da Jonathan sich schon nicht mehr bewegen kann, ist es nun Karl, der seinen Bruder auf den Rücken nimmt und mit ihm in die Tiefe springt, um ihn zu retten. Das Buch endet mit Karls Ausruf nach dem Absprung: „Ich sehe das Licht!“
Entstehungsgeschichte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Als Astrid Lindgren den Kirchhof in Vimmerby besuchte, sah sie ein Kreuz mit der Inschrift „Hier ruhen die kleinen Brüder Phalén. Gestorben 1860“. Da wusste Lindgren, dass ihr nächstes Buch (Die Brüder Löwenherz) vom Tod und von diesen zwei Brüdern handeln sollte.[1]
Kritik und Interpretation
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Astrid Lindgren hat sich als einer der ersten Kinderbuchautoren des Themas Tod angenommen. Sie hat dafür Kritik von zwei Seiten erhalten. Einerseits gab es Meinungen, dass das Thema zu ernst sei, um in Kinderbüchern beschrieben zu werden, und dass der Tod verharmlost oder gar Suizid gerechtfertigt werde, wenn die Brüder sich ihrem abschließenden Dilemma durch einen Sprung in den Tod entziehen.
Demgegenüber hebt Dieter Matthias die Verbindung aus Tod und Trost hervor und sieht in dem Text eine nicht verharmlosende, sondern annehmende Sichtweise auf den Tod: Der verängstigte, sterbende Krümel bereite sich auf seinen Tod vor, indem er in der letzten Nacht während seines körperlichen Sterbens die Abenteuergeschichte in Nangijala träume und dadurch den Mut gewinne, sich von seinem Jetzt zu trennen (zu sterben), um in ein anderes Dasein zu wechseln. Mit seinem Ausruf am Schluss des Buches sterbe er dann wirklich (im Bett liegend), bewusst und voller Zuversicht. Der Schluss sei also keinesfalls als Selbstmord zu deuten, sondern als geträumtes positives Akzeptieren und Erleben des natürlichen Entschlafens. Das Buch könne also ein Trostspender und Mutmacher für Kinder sein, es gebe eine mögliche Antwort auf die immerwährende Frage: „Was kommt nach dem Tod?“[2]
Auszeichnungen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]1979 wurde Astrid Lindgren für dieses Buch mit dem Internationalen Janusz-Korczak-Literaturpreis und dem Wilhelm-Hauff-Preis ausgezeichnet.
Verfilmungen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Für den Film Die Brüder Löwenherz von Olle Hellbom schrieb Lindgren selbst das Drehbuch. Die beiden Hauptrollen spielten Staffan Götestam und Lars Söderdahl. Der Film wurde erstmals im Wettbewerb der Berlinale 1978 und dann 1979 als Miniserie im ZDF gezeigt. Seit dem Januar 2004 ist der mehrfach preisgekrönte Film in einer 102-minütigen Fassung auch als DVD erhältlich.
Theater
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Das Buch wurde von Christian Schönfelder zu einem Theaterstück für Kinder umgearbeitet.[3]
2015 entstand das Musiktheater Die Brüder Löwenherz an der „Jungen Szene“ der Semperoper Dresden. Komponist ist Helmut Oehring.[4]
Darüber hinaus entstanden verschiedene Hörspielversionen.
Fortsetzung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Viele junge Leser wandten sich immer wieder an Astrid Lindgren und wollten wissen, wie es mit Karl und Jonathan weiterging. Daher wandte Astrid Lindgren sich im Jahr 1974 in einem offenen Brief an die schwedische Boulevardzeitung Expressen. Dort berichtete sie wie es mit den beiden Brüdern weitergeht. Karl und Jonathan leben zusammen mit Mattias im Mattisgården in Äppeldalen. Dort bauen die beiden Hütten, reiten durch die Wälder und schlafen am Lagerfeuer. Außerdem zähmt Karl einen wilden Hund, den er später Mecke nennt. Auch Grim und Fjalar sind in Nangilima. Karls und Jonathans Mutter kommt zunächst nach Nangijala. Dort kümmert sich Sophia um sie. Schließlich gelangen beide nach Nangilima. So haben Jonathan und Karl gleich zwei Mütter, die gemeinsam in einem Haus in ihrer Nähe wohnen. Tengil und Jossi sind nicht nach Nangilima gekommen, sondern in ein Land namens Lokrume. Es geht ihnen dort nicht schlecht, aber es ist sichergestellt, dass sie dort niemandem mehr etwas antun können. Katlas und Karms Aufenthaltsort ist unbekannt. Jonathan erwähnte einmal, dass sie sich in Sorokaste befänden, aber sagte nicht viel mehr darüber.[5][6] Auf Deutsch wurde der Brief 1975 erstmals im Oetinger Almanach, Nummer 13 mit dem Titel Antwort auf Kinderbriefe von Astrid Lindgren veröffentlicht.
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Dieter Matthias: Springe, und du wirst aufgefangen! Zur Gestaltung von Trost in der Verfilmung der „Brüder Löwenherz“. Ein Unterrichtsmodell für die Sekundarstufe 1, 1997.
- Eva-Maria Metcalf: Leap of Faith in Astrid Lindgren’s Brothers Lionheart. Children’s Literature 23, 1995, S. 165–178.
- Elke Liebs: Die Sehnsucht zum Tode. Selbstmord in der Jugendliteratur. Der Deutschunterricht 2, 2002.
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Informationen zu Die Brüder Löwenherz auf KinderundJugendmedien.de
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Waldemar Bergendahl (Produzent) und Roland Skogfeld & Per Olof Ohlsson (Kamera): Astrid Lindgren erzählt aus ihrem Leben. (Film) In: 100 Jahre Astrid Lindgren Jubiläumsedition. DVD. Universum Film.
- ↑ Dieter Matthias: „Springe, und du wirst aufgefangen.“ Zur Gestaltung von Trost in der Verfilmung der „Brüder Löwenherz“. In: Praxis Deutsch 24 (1997), S. 41–47.
- ↑ Schauspielhaus Zürich ( vom 29. November 2014 im Internet Archive)
- ↑ Die Brüder Löwenherz'. www.semperoper.de, archiviert vom am 15. März 2015; abgerufen am 15. März 2015.
- ↑ Kristina Hård: Lokrume och Sorokaste.
- ↑ Hur gick det sedan för Bröderna Lejonhjärta?