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„Demokratische Volkspartei“ – Versionsunterschied

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{{Dieser Artikel|behandelt die historische Partei. Für den FDP-Landesverband siehe [[FDP Baden-Württemberg]], zur ghanaischen Oppositionspartei siehe [[Democratic People’s Party]].}}
Die '''Demokratische Volkspartei''' (DVP), nicht zu verwechseln mit der ''[[Deutsche Volkspartei|Deutschen Volkspartei]]'', ist heute unter dem Namen [[Freie Demokratische Partei|FDP]]/DVP der Landesverband [[Baden-Württemberg]] der FDP.


Die '''Demokratische Volkspartei''' (DVP) war eine 1864 begründete demokratisch-liberale [[Politische Partei|Partei]] im Südwesten Deutschlands, deren Tradition vom [[FDP Baden-Württemberg|baden-württembergischen Landesverband der FDP]] fortgeführt wird.
==Geschichte==
===Deutsches Reich===
Die DVP wurde im [[Königreich Württemberg]] in den [[1860er]]-Jahren gegründet und war der Zusammenschluss vieler demokratischer Revolutionäre von [[1848]]. Sie war lange die bestimmende politische Kraft im "Ländle". Bei der Gründung der [[Deutsche Demokratische Partei|Deutschen Demokratischen Partei]] ([[1919]]) schlossen sich die "Demokraten", wie sie von der Bevölkerung nur genannt wurden, dieser [[linksliberal]]en Partei an und wurden deren Württemberger Landesverband. [[1933]] löste sie sich auf Druck der [[Nationalsozialismus|Nationalsozialisten]] auf, um einem Verbot zuvorzukommen.


Ihren ursprünglichen Bezug hatte die DVP in der württembergischen ''Demokratischen Volkspartei'' (''VP''), die sich 1868 der [[Deutsche Volkspartei (Deutsches Kaiserreich)|Deutschen Volkspartei]] (DtVP), 1910 der [[Fortschrittliche Volkspartei|Fortschrittlichen Volkspartei]] (FVP) und Ende 1918 der [[Deutsche Demokratische Partei|Deutschen Demokratischen Partei]] (DDP) anschloss. Am 6. Januar 1946 wurde die DVP in [[Stuttgart]] erneut gegründet und beteiligte sich 1948 an der Gründung der [[Freie Demokratische Partei|FDP]].
===Bundesrepublik Deutschland===
[[1945]] wurde die DVP von liberalen Persönlichkeiten wie [[Theodor Heuss]] und [[Reinhold Maier]] wiedergegründet. Sie beteiligte sich [[1948]] an der Gründung der FDP in [[Heppenheim]] und ist seither deren Landesverband, erst in [[Württemberg-Baden]] und [[Württemberg-Hohenzollern]], nach Gründung des Landes [[Baden-Württemberg]] unter der Bezeichnung FDP/DVP im gesamten Südweststaat. Mit [[Reinhold Maier]] (in Württemberg-Baden und Baden-Württemberg) stellte die DVP den einzigen liberalen [[Ministerpräsident]]en in der [[Bundesrepublik Deutschland]]. Die DVP ist der einzige FDP-Landesverband, der noch nie an der [[Fünf-Prozent-Hürde]] gescheitert ist.


== Geschichte ==
Derzeitige Vorsitzende ist die Bundestagsabgeordnete [[Birgit Homburger]].
=== Deutscher Bund ===
Im Zuge des [[Deutsch-Dänischer Krieg|Deutsch-Dänischen Kriegs]] spaltete sich die im [[Deutscher Nationalverein|Deutschen Nationalverein]] organisierte Einigungsbewegung in verschiedene Richtungen auf. Daraufhin schlossen sich 1864/65 die Vertreter einer föderalistisch-demokratischen Lösung der [[Deutsche Frage#Deutscher Bund (1815–1866)|deutschen Frage]] aus den Mittel- und Kleinstaaten des [[Drittes Deutschland|Dritten Deutschland]] zur ''Demokratischen Volkspartei'' zusammen. Am besten organisiert war die neue Partei in [[Königreich Württemberg|Württemberg]], sie verzeichnete aber auch in [[Großherzogtum Baden|Baden]], [[Königreich Bayern|Bayern]], [[Königreich Sachsen|Sachsen]] und [[Thüringische Staaten|Thüringen]] einige Organisationserfolge. Die ''Demokratische Volkspartei'' konnte vorübergehend die Anhänger des [[Vereinstag Deutscher Arbeitervereine|Vereinstags Deutscher Arbeitervereine]] an sich binden. Prominente Mitglieder waren unter anderem [[Karl Mayer (Politiker, 1819)|Karl Mayer]], [[Ferdinand Nägele]] und [[Gottlob Tafel]] in Württemberg; [[Jacob Venedey]] in Baden; [[Georg Friedrich Kolb]], [[Franz Tafel]] und [[Nikolaus Titus]] in Bayern; [[Otto Leonhard Heubner]], [[Emil Adolf Roßmäßler]], [[Wilhelm Schaffrath]] und [[Franz Jacob Wigard]] in Sachsen sowie [[Christian Schüler]] in Thüringen. Den größten politischen Erfolg errang die ''Demokratische Volkspartei'' 1866 mit der bundesweiten Mobilisierung gegen den [[Deutscher Krieg|Deutschen Krieg]]. Anschließend verlagerte sich ihr organisatorischer Schwerpunkt zunehmend nach Südwestdeutschland.<ref>[[Christian Jansen]]: ''Einheit, Macht und Freiheit. Die Paulskirchenlinke und die deutsche Politik in der nachrevolutionären Epoche (1849–1867)'' (=&nbsp;''Beiträge zur Geschichte des Parlamentarismus und der politischen Parteien.'' 119). Droste. Düsseldorf 1999, ISBN 3-7700-5222-6, S. 483–490.</ref>


=== Deutsches Reich ===
==Wahlergebnisse==
Als Ableger der ''Demokratischen Volkspartei'' ging die ''Württembergische Volkspartei'' in den Jahren von 1863 bis 1866 unter Führung von [[Karl Mayer (Politiker, 1819)|Karl Mayer]], [[Julius Haußmann]] und [[Ludwig Pfau]] aus der ''Fortschrittspartei'' im [[Königreich Württemberg]] hervor und bildete einen Zusammenschluss vieler [[Demokratische Bewegung (Deutschland)|demokratischer Revolutionäre]] von 1848/49.<ref> {{Webarchiv|text=Darstellung der Parteigeschichte bei der Friedrich-Naumann-Stiftung |url=http://www.freiheit.org/Lib-Stichtage-Wuerttembergische-Volkspartei-gegruendet/618c29441i1p/index.html |wayback=20140813185908}}.</ref> Sie war lange Zeit die bestimmende politische Kraft im „Ländle“. Am 6. Januar 1866 trafen sich die Delegierten in Stuttgart zu ihrer ersten [[Dreikönigstreffen (6. Januar)|„Dreikönigsparade“]], einer Art Landesvertreterversammlung. Die [[Deutsche Volkspartei (Deutsches Kaiserreich)|Deutsche Volkspartei]] (DtVP) konstituierte sich 1868<ref>Zum Teil wird auch 1869 genannt, wie etwa bei: Paul Rothmund, Erhard R. Wiehn (Hrsg.): ''Die FDP/DVP in Baden-Württemberg und ihre Geschichte. Liberalismus als politische Gestaltungskraft im deutschen Südwesten'' (=&nbsp;''Schriften zur politischen Landeskunde Baden-Württembergs.'' 4). Kohlhammer, Stuttgart u.&nbsp;a. 1979, ISBN 3-17-004680-2, S. 77.</ref> in Süddeutschland als überregionale demokratisch-linksliberale Parteiorganisation. Die ''Württembergische Volkspartei'' galt seither als stärkster Landesverband der auf [[Deutsches Kaiserreich|Reichsebene]] organisierten ''Deutschen Volkspartei,'' die ihren Schwerpunkt in Süddeutschland behielt.<ref>Paul Rothmund, Erhard R. Wiehn (Hrsg.): ''Die FDP/DVP in Baden-Württemberg und ihre Geschichte. Liberalismus als politische Gestaltungskraft im deutschen Südwesten'' (=&nbsp;''Schriften zur politischen Landeskunde Baden-Württembergs'' 4). Kohlhammer, Stuttgart u. a. 1979, ISBN 3-17-004680-2, S. 98.</ref> Die DtVP ging 1910 in der [[Fortschrittliche Volkspartei|Fortschrittlichen Volkspartei]] (FVP) auf. Die in Württemberg meist nur ''Volkspartei'' (VP) genannte Partei war somit seit 1910 die württembergische Parteiorganisation der FVP. Die ''Volkspartei'' umfasste das, was man im Königreich Württemberg unter den ''Demokraten'' verstand. Die Anhänger der ''Volkspartei'' nahmen das Wort ''Demokratie'' ganz für sich in Anspruch, ihre Führer waren im Sprachgebrauch ihrer Anhänger die ''Volksmänner''. Bedeutende Vertreter der ''Volkspartei'' in Württemberg bis zum Ende der Monarchie 1918 waren [[Friedrich von Payer|Friedrich Payer]] und die Gebrüder Conrad und Friedrich Haußmann. Bei der württembergischen Landtagswahl 1895 errang die ''Volkspartei'' 31 von 70 Mandaten. Damit konnte sie als stärkste Fraktion den Landtagspräsidenten, Friedrich von Payer, stellen.<ref>[https://www.dhm.de/lemo/kapitel/kaiserreich/innenpolitik/deutschevolkspartei Informationen zur deutschen Volkspartei, ihren Inhalten und ihrer Geschichte auf den Seiten des Deutschen Historischen Museums].</ref>
<!--===Reichstagswahlergebnisse in Württemberg===-->
===Bundestagswahlergebnisse in Baden-Württemberg===
*[[1949]]: Württemberg-Baden: 18,2% - 7 Sitze / Württemberg-Hohenzollern: 15,3% - 1 Sitz
*[[1953]]: 12,7% - 9 Sitze
*[[1957]]: 14,4% - 11 Sitze
*[[1961]]: 16,6% - 12 Sitze
*[[1965]]: 13,1% - 10 Sitze
*[[1969]]: 7,5% - 6 Sitze
*[[1972]]: 10,2% - 8 Sitze
*[[1976]]: 9,1% - 7 Sitze
*[[1980]]: 12,0% - 9 Sitze
*[[1983]]: 9,0% - 7 Sitze
*[[1987]]: 12,0% - 9 Sitze
*[[1990]]: 12,3% - 10 Sitze
*[[1994]]: 9,9% - 8 Sitze
*[[1998]]: 8,8% - 7 Sitze
*[[2002]]: 7,8% - 6 Sitze
*[[2005]]: 11,9% - 9 Sitze


Bei der Gründung der [[Deutsche Demokratische Partei|Deutschen Demokratischen Partei]] am Ende des Jahres 1918 schlossen sich die ''Demokraten'' dieser neuen [[linksliberal]]en Partei an. Im freien [[Volksstaat Württemberg]] während der [[Weimarer Republik]] wirkende Parteimitglieder der [[Deutsche Demokratische Partei|DDP]] waren zum Beispiel [[Theodor Liesching]], [[Johannes von Hieber]], [[Julius Baumann]], [[Wilhelm Schall (Politiker, 1882)|Wilhelm Schall]] und [[Reinhold Maier]]. Landesvorsitzender der DDP in Württemberg war vom 7. Dezember 1918 bis 6. Januar 1921 [[Conrad Haußmann]], danach bis 1933 [[Peter Bruckmann]].
===Landtagswahlen===
<!--====Württemberg====-->
====Württemberg-Baden====
*[[1946]]: 19,5% - 19 Sitze
*[[1950]]: 21,1% - 22 Sitze
====Württemberg-Hohenzollern====
*[[1947]]: 17,7% - 11 Sitze
====Baden-Württemberg====
*[[1952]]: 18,0% - 23 Sitze
*[[1956]]: 16,6% - 21 Sitze
*[[1960]]: 15,6% - 18 Sitze
*[[1964]]: 13,1% - 14 Sitze
*[[1968]]: 14,4% - 18 Sitze
*[[1972]]: 8,9% - 10 Sitze
*[[1976]]: 7,8% - 9 Sitze
*[[1980]]: 8,3% - 10 Sitze
*[[1984]]: 7,2% - 8 Sitze
*[[1988]]: 5,9% - 7 Sitze
*[[1992]]: 5,9% - 8 Sitze
*[[1996]]: 9,6% - 14 Sitze
*[[2001]]: 8,1% - 10 Sitze


1933 löste sich die Deutsche Staatspartei, die sich 1930 aus dem Zusammenschluss der DDP mit dem [[Jungdeutscher Orden|Jungdeutschen Orden]] gebildet hatte, unter dem Druck der [[Nationalsozialismus|Nationalsozialisten]] auf, um einem Verbot zuvorzukommen.
==Literatur==
*Paul Rothmund, Erhard R. Wiehn, ''Die FDP/DVP in Baden-Württemberg und ihre Geschichte'', Stuttgart 1979.


=== Nachkriegsdeutschland ===
{{Navigationsleiste Politische Parteien in Deutschland}}
Am 6. Januar 1946 wurde die ''Demokratische Volkspartei'', mit der Abkürzung ''DVP'', von liberalen Persönlichkeiten wie [[Theodor Heuss]] und [[Reinhold Maier]] in Stuttgart neu gegründet. Die Partei knüpfte dabei ausdrücklich an die Tradition der DDP und der VP vor 1918 an und nicht an die der [[Deutsche Volkspartei|DVP]] der Weimarer Republik. 1946 wurde Heuss Vorsitzender der DVP in der [[Amerikanische Besatzungszone|amerikanischen Besatzungszone]]. Landesvorsitzender der DVP in [[Württemberg-Baden]] war von 1946 bis 1952 [[Wolfgang Haußmann]]. Am 17. August 1946 konstituierte sich auch in [[Württemberg-Hohenzollern]] ein DVP-Landesverband, dessen Vorsitz am 23. Oktober 1946 [[Wilhelm Wirthle]] übernahm. Nachfolger von 1951 bis 1953 als Landesvorsitzender in Württemberg-Hohenzollern war [[Eduard Leuze]]. 1947 beteiligte sich die DVP an der Gründung der kurzlebigen [[Demokratische Partei Deutschlands (1947/48)|Demokratischen Partei Deutschlands]], deren Co-Vorsitzender Heuss wurde. Nach dem Scheitern dieser gesamtdeutschen liberalen Partei beteiligte sie sich 1948 an der Gründung der FDP in [[Heppenheim (Bergstraße)|Heppenheim]] und ist seither deren Landesverband, erst in Württemberg-Baden und Württemberg-Hohenzollern, nach Gründung des Landes [[Baden-Württemberg]] unter der Bezeichnung [[FDP Baden-Württemberg|FDP/DVP]] im gesamten Südweststaat. Mit Reinhold Maier (in Württemberg-Baden und Baden-Württemberg) stellte die DVP den einzigen liberalen [[Ministerpräsident]]en in der [[Bundesrepublik Deutschland]] bis zur Wahl [[Thomas Kemmerich]]s 2020.


== Landtagswahlergebnisse ==
[[Kategorie:Freie Demokratische Partei]]
=== VP und seit 1910 FVP in Württemberg ===
[[Kategorie:Deutsche Partei]]
* 1906: 23,6 % – 24 Sitze
* 1912: 19,5 % – 19 Sitze


=== DDP in Württemberg ===
[[en:Democratic People's Party (Germany)]]
* 1919: 25,0 % – 38 Sitze
* 1920: 14,7 % – 15 Sitze
* 1924: 10,6 % – 9 Sitze
* 1928: 10,1 % – 8 Sitze
* 1932: 4,8 % – 4 Sitze

=== DVP in Württemberg-Baden ===
* [[Landtagswahl in Württemberg-Baden 1946|1946]]: 19,5 % – 19 Sitze
* [[Landtagswahl in Württemberg-Baden 1950|1950]]: 21,1 % – 22 Sitze

=== DVP in Württemberg-Hohenzollern ===
* [[Landtagswahl in Württemberg-Hohenzollern 1947|1947]]: 17,7 % – 11 Sitze
<!--==Reichstagswahlergebnisse in Württemberg==-->

== Literatur ==
* [[Hans Fenske]]: ''Der liberale Südwesten. Freiheitliche und demokratische Traditionen in Baden und Württemberg 1790–1933'' (=&nbsp;''Schriften zur politischen Landeskunde Baden-Württembergs.'' 5). Kohlhammer, Stuttgart u.&nbsp;a. 1979, ISBN 3-17-007089-4.
* Paul Rothmund, Erhard R. Wiehn (Hrsg.): ''Die FDP/DVP in Baden-Württemberg und ihre Geschichte. Liberalismus als politische Gestaltungskraft im deutschen Südwesten'' (=&nbsp;''Schriften zur politischen Landeskunde Baden-Württembergs.'' 4). Kohlhammer, Stuttgart u.&nbsp;a. 1979, ISBN 3-17-004680-2.

== Weblinks ==
* [https://fdp-dvp-fraktion.de/ FDP/DVP-Fraktion im baden-württembergischen Landtag]

== Einzelnachweise ==
<references />

{{Navigationsleiste Parteien in Deutschland}}

[[Kategorie:Politikgeschichte (Baden-Württemberg)]]
[[Kategorie:Historische Partei (Deutschland)]]
[[Kategorie:Freie Demokratische Partei]]
[[Kategorie:Historische liberale Partei]]
[[Kategorie:Parteigründung 1946]]

Aktuelle Version vom 6. März 2025, 21:12 Uhr

Die Demokratische Volkspartei (DVP) war eine 1864 begründete demokratisch-liberale Partei im Südwesten Deutschlands, deren Tradition vom baden-württembergischen Landesverband der FDP fortgeführt wird.

Ihren ursprünglichen Bezug hatte die DVP in der württembergischen Demokratischen Volkspartei (VP), die sich 1868 der Deutschen Volkspartei (DtVP), 1910 der Fortschrittlichen Volkspartei (FVP) und Ende 1918 der Deutschen Demokratischen Partei (DDP) anschloss. Am 6. Januar 1946 wurde die DVP in Stuttgart erneut gegründet und beteiligte sich 1948 an der Gründung der FDP.

Im Zuge des Deutsch-Dänischen Kriegs spaltete sich die im Deutschen Nationalverein organisierte Einigungsbewegung in verschiedene Richtungen auf. Daraufhin schlossen sich 1864/65 die Vertreter einer föderalistisch-demokratischen Lösung der deutschen Frage aus den Mittel- und Kleinstaaten des Dritten Deutschland zur Demokratischen Volkspartei zusammen. Am besten organisiert war die neue Partei in Württemberg, sie verzeichnete aber auch in Baden, Bayern, Sachsen und Thüringen einige Organisationserfolge. Die Demokratische Volkspartei konnte vorübergehend die Anhänger des Vereinstags Deutscher Arbeitervereine an sich binden. Prominente Mitglieder waren unter anderem Karl Mayer, Ferdinand Nägele und Gottlob Tafel in Württemberg; Jacob Venedey in Baden; Georg Friedrich Kolb, Franz Tafel und Nikolaus Titus in Bayern; Otto Leonhard Heubner, Emil Adolf Roßmäßler, Wilhelm Schaffrath und Franz Jacob Wigard in Sachsen sowie Christian Schüler in Thüringen. Den größten politischen Erfolg errang die Demokratische Volkspartei 1866 mit der bundesweiten Mobilisierung gegen den Deutschen Krieg. Anschließend verlagerte sich ihr organisatorischer Schwerpunkt zunehmend nach Südwestdeutschland.[1]

Deutsches Reich

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Als Ableger der Demokratischen Volkspartei ging die Württembergische Volkspartei in den Jahren von 1863 bis 1866 unter Führung von Karl Mayer, Julius Haußmann und Ludwig Pfau aus der Fortschrittspartei im Königreich Württemberg hervor und bildete einen Zusammenschluss vieler demokratischer Revolutionäre von 1848/49.[2] Sie war lange Zeit die bestimmende politische Kraft im „Ländle“. Am 6. Januar 1866 trafen sich die Delegierten in Stuttgart zu ihrer ersten „Dreikönigsparade“, einer Art Landesvertreterversammlung. Die Deutsche Volkspartei (DtVP) konstituierte sich 1868[3] in Süddeutschland als überregionale demokratisch-linksliberale Parteiorganisation. Die Württembergische Volkspartei galt seither als stärkster Landesverband der auf Reichsebene organisierten Deutschen Volkspartei, die ihren Schwerpunkt in Süddeutschland behielt.[4] Die DtVP ging 1910 in der Fortschrittlichen Volkspartei (FVP) auf. Die in Württemberg meist nur Volkspartei (VP) genannte Partei war somit seit 1910 die württembergische Parteiorganisation der FVP. Die Volkspartei umfasste das, was man im Königreich Württemberg unter den Demokraten verstand. Die Anhänger der Volkspartei nahmen das Wort Demokratie ganz für sich in Anspruch, ihre Führer waren im Sprachgebrauch ihrer Anhänger die Volksmänner. Bedeutende Vertreter der Volkspartei in Württemberg bis zum Ende der Monarchie 1918 waren Friedrich Payer und die Gebrüder Conrad und Friedrich Haußmann. Bei der württembergischen Landtagswahl 1895 errang die Volkspartei 31 von 70 Mandaten. Damit konnte sie als stärkste Fraktion den Landtagspräsidenten, Friedrich von Payer, stellen.[5]

Bei der Gründung der Deutschen Demokratischen Partei am Ende des Jahres 1918 schlossen sich die Demokraten dieser neuen linksliberalen Partei an. Im freien Volksstaat Württemberg während der Weimarer Republik wirkende Parteimitglieder der DDP waren zum Beispiel Theodor Liesching, Johannes von Hieber, Julius Baumann, Wilhelm Schall und Reinhold Maier. Landesvorsitzender der DDP in Württemberg war vom 7. Dezember 1918 bis 6. Januar 1921 Conrad Haußmann, danach bis 1933 Peter Bruckmann.

1933 löste sich die Deutsche Staatspartei, die sich 1930 aus dem Zusammenschluss der DDP mit dem Jungdeutschen Orden gebildet hatte, unter dem Druck der Nationalsozialisten auf, um einem Verbot zuvorzukommen.

Nachkriegsdeutschland

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Am 6. Januar 1946 wurde die Demokratische Volkspartei, mit der Abkürzung DVP, von liberalen Persönlichkeiten wie Theodor Heuss und Reinhold Maier in Stuttgart neu gegründet. Die Partei knüpfte dabei ausdrücklich an die Tradition der DDP und der VP vor 1918 an und nicht an die der DVP der Weimarer Republik. 1946 wurde Heuss Vorsitzender der DVP in der amerikanischen Besatzungszone. Landesvorsitzender der DVP in Württemberg-Baden war von 1946 bis 1952 Wolfgang Haußmann. Am 17. August 1946 konstituierte sich auch in Württemberg-Hohenzollern ein DVP-Landesverband, dessen Vorsitz am 23. Oktober 1946 Wilhelm Wirthle übernahm. Nachfolger von 1951 bis 1953 als Landesvorsitzender in Württemberg-Hohenzollern war Eduard Leuze. 1947 beteiligte sich die DVP an der Gründung der kurzlebigen Demokratischen Partei Deutschlands, deren Co-Vorsitzender Heuss wurde. Nach dem Scheitern dieser gesamtdeutschen liberalen Partei beteiligte sie sich 1948 an der Gründung der FDP in Heppenheim und ist seither deren Landesverband, erst in Württemberg-Baden und Württemberg-Hohenzollern, nach Gründung des Landes Baden-Württemberg unter der Bezeichnung FDP/DVP im gesamten Südweststaat. Mit Reinhold Maier (in Württemberg-Baden und Baden-Württemberg) stellte die DVP den einzigen liberalen Ministerpräsidenten in der Bundesrepublik Deutschland bis zur Wahl Thomas Kemmerichs 2020.

Landtagswahlergebnisse

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VP und seit 1910 FVP in Württemberg

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  • 1906: 23,6 % – 24 Sitze
  • 1912: 19,5 % – 19 Sitze

DDP in Württemberg

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  • 1919: 25,0 % – 38 Sitze
  • 1920: 14,7 % – 15 Sitze
  • 1924: 10,6 % – 9 Sitze
  • 1928: 10,1 % – 8 Sitze
  • 1932: 4,8 % – 4 Sitze

DVP in Württemberg-Baden

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  • 1946: 19,5 % – 19 Sitze
  • 1950: 21,1 % – 22 Sitze

DVP in Württemberg-Hohenzollern

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  • 1947: 17,7 % – 11 Sitze
  • Hans Fenske: Der liberale Südwesten. Freiheitliche und demokratische Traditionen in Baden und Württemberg 1790–1933 (= Schriften zur politischen Landeskunde Baden-Württembergs. 5). Kohlhammer, Stuttgart u. a. 1979, ISBN 3-17-007089-4.
  • Paul Rothmund, Erhard R. Wiehn (Hrsg.): Die FDP/DVP in Baden-Württemberg und ihre Geschichte. Liberalismus als politische Gestaltungskraft im deutschen Südwesten (= Schriften zur politischen Landeskunde Baden-Württembergs. 4). Kohlhammer, Stuttgart u. a. 1979, ISBN 3-17-004680-2.

Einzelnachweise

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  1. Christian Jansen: Einheit, Macht und Freiheit. Die Paulskirchenlinke und die deutsche Politik in der nachrevolutionären Epoche (1849–1867) (= Beiträge zur Geschichte des Parlamentarismus und der politischen Parteien. 119). Droste. Düsseldorf 1999, ISBN 3-7700-5222-6, S. 483–490.
  2. Darstellung der Parteigeschichte bei der Friedrich-Naumann-Stiftung (Memento vom 13. August 2014 im Internet Archive).
  3. Zum Teil wird auch 1869 genannt, wie etwa bei: Paul Rothmund, Erhard R. Wiehn (Hrsg.): Die FDP/DVP in Baden-Württemberg und ihre Geschichte. Liberalismus als politische Gestaltungskraft im deutschen Südwesten (= Schriften zur politischen Landeskunde Baden-Württembergs. 4). Kohlhammer, Stuttgart u. a. 1979, ISBN 3-17-004680-2, S. 77.
  4. Paul Rothmund, Erhard R. Wiehn (Hrsg.): Die FDP/DVP in Baden-Württemberg und ihre Geschichte. Liberalismus als politische Gestaltungskraft im deutschen Südwesten (= Schriften zur politischen Landeskunde Baden-Württembergs 4). Kohlhammer, Stuttgart u. a. 1979, ISBN 3-17-004680-2, S. 98.
  5. Informationen zur deutschen Volkspartei, ihren Inhalten und ihrer Geschichte auf den Seiten des Deutschen Historischen Museums.