„Einen Vogel haben“ – Versionsunterschied
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Die [[Redensart]] '''einen Vogel haben''' bedeutet so viel wie „verrückt, [[Wahnsinn|wahnsinnig]], nicht ganz bei Verstand sein“. Regional ist auch die Form „eine Meise haben“ verbreitet.<ref>Olga Ejikhine: ''Beim Wort genommen.'' Digitalis Books, 2006, ISBN 978-90-77713-05-1.</ref> [[Jemandem einen Vogel zeigen]] ist die [[Gestik|gestische]] Entsprechung dieser Redewendung. |
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Der abwertende [[Umgangssprache|umgangssprachliche]] Ausdruck '''einen Vogel haben''' bezieht sich wahrscheinlich auf einen alten [[Volksglaube]]n, nach dem sich in den Köpfen von [[Geisteskrankheit|Geisteskranken]] kleine Tiere, wie [[Vögel]], eingenistet haben. |
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== Herleitung == |
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Im heutigen [[Sprachgebrauch]] wird jemand, der einen Vogel hat, nicht ernst genommen. Die Verwendung im Sinne von echter Geisteskrankheit ist hingegen unüblich. |
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Der Ausdruck wird im Allgemeinen auf einen alten [[Volksglaube]]n zurückgeführt, nach dem sich in den Köpfen von [[Geisteskrankheit|Geisteskranken]] kleine Tiere, wie [[Vögel]], eingenistet haben; die gleiche Vorstellung liegt auch bei der Wendung „Bei dir piept's wohl!“ vor<ref>[[Lutz Röhrich]]: ''Lexikon der sprichwörtlichen Redensarten'', 5 Bände, Freiburg i. Br. 1991, Band 5, Sp. 1680; Lemma „Vogel“.</ref>. Der Wiener Medizinhistoriker [[Johann Werfring]] hingegen erklärt den Ursprung dieser Redensart mit der einstmaligen Bezeichnung „Vogelköpfe“ für mikrocephale Menschen (= Menschen mit kleinen Köpfen).<ref>[[Johann Werfring]]: [https://www.tagblatt-wienerzeitung.at/nachrichten/chronik/wien-chronik/54399-Vogelkoepfe-im-Wiener-Narrenturm.html „Vogelköpfe“ im Wiener „Narrenturm“] In: [[Wiener Zeitung]] vom 28. Oktober 2010, Beilage „ProgrammPunkte“, S. 7. Abgerufen am 12. März 2023</ref> Bei der [[Mikrozephalie|Mikrocephalie]] handelt es sich um eine Entwicklungsbesonderheit beim Menschen (geistige Behinderung), bei welcher der Kopf (wie auch das Gehirn) eine vergleichsweise geringe Größe aufweist. |
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Die Variante „eine Meise haben“ wird bisweilen auch als Verballhornung von [[Jiddisch]] ''mases'', „Untaten“, gedeutet, das in der deutschen Umgangssprache wohl auch den Ausdruck „Mätzchen“ ergab („mach keine Mätzchen“, also „mach keinen Unfug“).<ref>Alfred Klepsch: ''Westjiddisches Wörterbuch: Auf der Basis dialektologischer Erhebungen in Mittelfranken''. Walter De Gruyter, Berlin 2004, S. 1000.</ref><ref>Heidi Stern: ''Wörterbuch zum jiddischen Lehnwortschatz in den deutschen Dialekten''. De Gruyter, Berlin 2000, S. 138.</ref> |
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== Einen Vogel zeigen == |
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== Synonyme == |
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Um einem Individuum zu zeigen, dass man es nicht ernst nimmt, wird oft die [[Beleidigung|beleidigende]] Geste '''einen Vogel zeigen''' verwendet. Dabei tippt man sich mit dem [[Zeigefinger]] gegen die eigene [[Schläfe]]. |
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Synonym gebrauchte Redensarten sind unter anderem „[[nicht alle Tassen im Schrank haben]]“, „nicht (mehr) alle Latten am Zaun haben“, „eine Schraube locker haben“ und „einen Sprung in der Schüssel haben“ sowie<ref>[https://www.duden.de/rechtschreibung/Schuss Duden: Schuss (e)].</ref> „einen Schuss haben“. |
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== Siehe auch == |
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Vermutlich rührt diese Geste daher, dass man auf den vermeintlichen Vogel zeigt, wobei jedoch nicht der eigene Vogel gemeint ist, sondern im Übertragenen der Vogel im Kopf des Anderen. Auch hier spielt der Glaube, dass Tiere und insbesondere Vögel eine Geisteskrankheit verursachen können, die entscheidende Rolle. Strafrechtlich gilt die [[Geste]] als Beleidigung. |
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{{Wiktionary|einen Vogel haben}} |
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== Einzelnachweise == |
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==Einen toten Vogel in der Tasche haben== |
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<references /> |
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Dies ist eine etwas derbe Umschreibung für die Beschreibung des Geruchs nach einer abgelassenen [[Blähung]]. Ein fauler, weil toter Vogel stinkt und der Nutzer dieser Wendung möchte dies damit andeuten. |
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==Literatur== |
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{{SORTIERUNG:Vogel haben#Einen}} |
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*Quelle für die Redewendungen: [[Duden]] 11, 1992, 769 |
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[[Kategorie:Redewendung]] |
[[Kategorie:Redewendung]] |
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[[Kategorie:Geste]] |
Aktuelle Version vom 20. Juli 2023, 23:34 Uhr
Die Redensart einen Vogel haben bedeutet so viel wie „verrückt, wahnsinnig, nicht ganz bei Verstand sein“. Regional ist auch die Form „eine Meise haben“ verbreitet.[1] Jemandem einen Vogel zeigen ist die gestische Entsprechung dieser Redewendung.
Herleitung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Der Ausdruck wird im Allgemeinen auf einen alten Volksglauben zurückgeführt, nach dem sich in den Köpfen von Geisteskranken kleine Tiere, wie Vögel, eingenistet haben; die gleiche Vorstellung liegt auch bei der Wendung „Bei dir piept's wohl!“ vor[2]. Der Wiener Medizinhistoriker Johann Werfring hingegen erklärt den Ursprung dieser Redensart mit der einstmaligen Bezeichnung „Vogelköpfe“ für mikrocephale Menschen (= Menschen mit kleinen Köpfen).[3] Bei der Mikrocephalie handelt es sich um eine Entwicklungsbesonderheit beim Menschen (geistige Behinderung), bei welcher der Kopf (wie auch das Gehirn) eine vergleichsweise geringe Größe aufweist.
Die Variante „eine Meise haben“ wird bisweilen auch als Verballhornung von Jiddisch mases, „Untaten“, gedeutet, das in der deutschen Umgangssprache wohl auch den Ausdruck „Mätzchen“ ergab („mach keine Mätzchen“, also „mach keinen Unfug“).[4][5]
Synonyme
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Synonym gebrauchte Redensarten sind unter anderem „nicht alle Tassen im Schrank haben“, „nicht (mehr) alle Latten am Zaun haben“, „eine Schraube locker haben“ und „einen Sprung in der Schüssel haben“ sowie[6] „einen Schuss haben“.
Siehe auch
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Olga Ejikhine: Beim Wort genommen. Digitalis Books, 2006, ISBN 978-90-77713-05-1.
- ↑ Lutz Röhrich: Lexikon der sprichwörtlichen Redensarten, 5 Bände, Freiburg i. Br. 1991, Band 5, Sp. 1680; Lemma „Vogel“.
- ↑ Johann Werfring: „Vogelköpfe“ im Wiener „Narrenturm“ In: Wiener Zeitung vom 28. Oktober 2010, Beilage „ProgrammPunkte“, S. 7. Abgerufen am 12. März 2023
- ↑ Alfred Klepsch: Westjiddisches Wörterbuch: Auf der Basis dialektologischer Erhebungen in Mittelfranken. Walter De Gruyter, Berlin 2004, S. 1000.
- ↑ Heidi Stern: Wörterbuch zum jiddischen Lehnwortschatz in den deutschen Dialekten. De Gruyter, Berlin 2000, S. 138.
- ↑ Duden: Schuss (e).