„Gibson ES-335“ – Versionsunterschied
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{{Infobox Gitarrenmodell |
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[[Bild:Per Gessle.jpg|thumb|Per Gessle ([[Roxette]]) mit Gibson ES-335]] |
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Die '''ES-335''' ist eine [[E-Gitarre]]. Sie wird seit [[1958]] von der [[USA|US-amerikanischen]] [[USA|US-amerikanischen]] Firma [[Gibson Guitar Corporation|Gibson]] hergestellt. |
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|Bild = Gibson ES 335 64 GCS AvR.png |
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|Bildbeschreibung = Gibson ES-335 64 / Dark Cherry Red / Gibson Custom Shop |
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|Typ = [[Halbresonanzgitarre]] |
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|Hersteller = [[Gibson Guitar Corporation|Gibson]] |
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|Herkunft = [[Vereinigte Staaten|USA]] |
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|Produktionszeit = seit 1958 |
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|Mensur = 24,75 [[Zoll (Einheit)|Zoll]] (628 mm) |
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|Korpus = [[Fichtenholz]], [[Ahornholz]] |
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|Hals = Eingeleimter Hals aus [[Mahagoni]] |
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|Griffbrett = [[Palisander]] |
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|Sattel = |
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|Bundanzahl = 22 |
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|Mechaniken = 3× links, 3× rechts; gekapselt |
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|Steg = Zweiteilige ''Tune-O-Matic''/''Stop-Tailpiece''-Metallbrücke mit einzelnen Saitenreitern |
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|Gewicht = |
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|Tonabnehmer = 2 × ''Humbucker'' |
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|Klangregelung = passiv |
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|Preamp = |
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|Bedienelemente = |
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* 2× [[Lautstärkeregler|Lautstärke]] |
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* 2× Ton |
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* 1× 3-Wege-Tonabnehmerwahl |
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|Audiobeispiel = |
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|Audiobeschreibung = |
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|Datenquelle = |
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|Abruf = |
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Die '''ES-335''' ist eine [[Halbresonanzgitarre]], die vom [[Vereinigte Staaten|amerikanischen]] Musikinstrumenten-Hersteller [[Gibson Guitar Corporation]] im Jahr 1958 eingeführt wurde. Durch diese Bauart verbindet sie den warmen Klang von [[Archtop]]-Vollresonanz-Gitarren mit dem sauberen, [[Feedback (Rockmusik)|rückkopplungsarmen]] Ton der [[Solidbody|massiven E-Gitarre]]. Dieser Klang macht die ES-335 besonders bei [[Jazz]]- und [[Blues]]musikern beliebt. Das „ES“ im Namen steht für die „Electric Spanish“ (Englisch für ''elektrisch spanische'') Baureihe. |
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== Geschichte == |
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== Konstruktionsweise == |
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Nach dem Start der "[[Les Paul|Gibson Les Paul]]"-Gitarre versuchte Gibson-Präsident [[Ted McCarty]] die Produktlinie von elektrischen Instrumenten auszuweiten. Während neue Designs wie die "[[Gibson Flying V|Flying V]]" in Form eines Pfeiles und die exotische "[[Gibson Explorer|Explorer]]" eher die modern ausgerichteten [[Rock]]musiker ansprechen sollten, wurde nach Möglichkeiten gesucht, den eher traditionell-konservativ ausgerichteten [[Jazz]]gitarristen die Vorteile einer [[Solidbody]] E-Gitarre nahezubringen. So entschied man sich, eine Gitarre zu konstruieren, die optisch an die traditionellen akustischen Jazzgitarren angelehnt war (gewölbte Decke, Schalllöcher in [[F-Loch|F-Form]], großer hohler Korpus), aber die Merkmale der neu eingeführten Solidbody E-Gitarre besaß (flacher, massiver Korpus zur Unterdrückung von Rückkopplungen, [[Cutaway (Gitarre)|Cutaways]]). |
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Ein besonderes Charakteristikum der ES-335 ist ihr halbhohler Korpus ''(Semi-hollow)''. Die gewölbte [[Decke (Saiteninstrument)|Korpusdecke]] (englisch: ''Archtop''), der ebenfalls gewölbte Boden und die [[Zarge (Musikinstrument)|Zargen]] werden zunächst einzeln angefertigt und im Laufe der Herstellung miteinander verleimt. Für Korpusdecke, -boden und -zargen wird meist [[Sperrholz]] verwendet. In den Korpus ist mittig von Halsansatz bis Korpusfuß ein etwa zehn Zentimeter breiter Holzblock ''(Sustain Block)'' aus massivem [[Ahornholz]] eingefügt, der passgenau mit Korpusdecke und -boden abschließt. Auf diesem Holzblock sind [[Hals (Musikinstrument)|Hals]], Saitenhalter und die Tonabnehmer befestigt. Durch den Holzblock wird das Aufschwingen der Korpusdecke verhindert (was eine geringere Anfälligkeit des Instruments für akustische Rückkopplungen, besonders in höheren Spiellautstärken bewirkt) sowie die Ausschwingdauer ''(Sustain)'' der angeschlagenen Saiten verlängert. Durch die Hohlkammern in den Korpusflügeln (unter den [[Schallloch#F-Loch|F-Löchern]]) hat die Gitarre zudem bessere Resonanzeigenschaften als ''Solidbody''-E-Gitarren. Der eingeleimte Hals, dessen Länge auf die [[Mensur (Musik)|Mensur]] des Instruments von 629 mm ausgerichtet ist, besteht aus [[Mahagoni]] und trägt ein aufgeleimtes Griffbrett aus [[Palisander]] oder [[Ebenholz]] mit 22 [[Bund (Saiteninstrument)|Bünden]]. |
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Die Elektronik der ES-335 besteht meist aus zwei ''[[Humbucker]]''-Tonabnehmern, die über einen Wahlschalter und vier ''[[Potentiometer]]'' (je ein Lautstärke- und ein Ton-Regler pro Tonabnehmer) verwaltet werden. Verschiedene Modelle verfügen zudem über einen ''Varitone''-Schalter (ein Drehschalter, der in mehreren Stufen den Klang ausdünnt) und/oder über einen sogenannten „Stereoausgang“ – getrennte Kabelbuchsen für Hals- und Stegtonabnehmersignal, um das Instrument über zwei separate Verstärker gleichzeitig, und so auch mit unterschiedlichen [[Effektgerät (Musik)|Klangeffekten]] spielen zu können. |
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Bereits in den [[1940er]] Jahren stellte der Musiker [[Lester William Polfus]] (Künstlername "Les Paul") seine Experimentalgitarre "[[The Log]]" (der Klotz) bei Gibson vor. Les Paul hatte bei diesem Instrument eine akustische Jazzgitarre in der Mitte durchgesägt und Hals, Saitenhalter sowie die selbstgebauten Tonabnehmer auf einen Holzklotz aus Kiefernholz montiert. An den Seiten des Klotzes fügte Les Paul die durchgesägten Korpushälften der Jazzgitarre an, damit das Instrument einer traditionellen Gitarre zumindest optisch ähnelte. Von dieser Gitarre ausgehend konstruierte Les Paul später in Zusammenarbeit mit den Technikern von Gibson die E-Gitarre "[[Gibson Les Paul]]". Obwohl bisher nicht belegt, kann davon ausgegangen werden, das Les Pauls "The Log" auch Vorbild für die ES-335 gewesen ist. |
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Auf ES-335-Modellen kommen verschiedene Formen von Saitenhaltern zum Einsatz. Die typischste Variante ist mit einer in Decke und ''Sustain Block'' montierten festen Brücke ''(Stop-Tailpiece)'' ausgestattet; außerdem werden Modelle mit trapezförmigem Saitenhalter (''Trapeze Tailpiece'', an der Zarge am Korpusfuß befestigt) oder mit ''[[Bigsby Guitars|Bigsby]]''-[[Tremolo (Gitarre)|Tremolosystem]] angeboten. |
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Die Buchstabenkombination "ES" steht wie bei allen Halbakustikgitarren von Gibson für "Electric-Spanish", wobei mit "Spanish" nicht die klassisch-spanische [[Akustische Gitarre#Konzertgitarre|Akustikgitarre]] mit Nylonsaiten gemeint ist, sondern lediglich die gegriffene Spielweise in Abgrenzung zur [[Hawaiigitarre|Lapsteel]]. Die Zahl "335" bezeichnet den offiziellen Erstverkaufspreis von 335 US-Dollar. |
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== Konstruktion == |
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Die ES-335 besitzt einen hohlen Korpus, der im mittleren Bereich von einem massiven Holzblock durchzogen wird. Auf diesem Holzblock sind Hals, Saitenhalter und die Tonabnehmer befestigt. Durch den Holzblock wird das Mitschwingen des Korpus ähnlich einer Solidbody-Gitarre größtenteils unterdrückt. Durch die hohlen Bereiche unter den F-Löchern besitzt die Gitarre jedoch nach wie vor grössere Resonanzen als eine reine Solidbody-Gitarre. Als Material wird für den Korpus meist [[Sperrholz]] benutzt, während der massive Mittelteil aus [[Ahorn]] besteht. Der eingeleimte Hals mit einer [[Mensur]] von 625 mm besteht aus [[Mahagoni]]. |
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Die Elektronik der ES-335 besteht meist aus zwei Humbuckern, die über einen Schalter und vier Knöpfen (je einem Volume- und einen Toneregler pro Pickup) verwaltet werden. Verschiedene Modelle besitzen zudem einen "Varitone"-Schalter (Drehschalter, der in mehreren Stufen den Klang ausdünnt) oder einen sogenannten "Stereoausgang" (getrennter Ausgang für Hals und Stegtonabnehmer, um diese über verschiedene Verstärker laufen zu lassen). |
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== Modelle == |
== Modelle == |
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Neben der ES-335 wurden verschiedene weitere Modelle angeboten, die auf der ES-335 basierten. Obwohl die Abweichungen oft nur Details ausmachen, bekamen diese Instrumente zumeist eigene Modellnamen. Die auffälligsten Modelle waren oder sind: |
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* '''ES-330''' – Ist im Gegensatz zur ES-335 keine Halbresonanzgitarre. Sie hat einen hohlen Korpus ohne Massivblock und ist darum wesentlich leichter. Die Saiten müssen daher wie bei „Jazzgitarren“ in einem Saitenhalter verankert werden, der in der Zarge im Korpusfuß montiert ist. Der Hals sitzt weiter im Korpus als bei der ES-335, wodurch die Gitarre insgesamt ca. 5 cm kürzer wird. Die ES-330 ist mit ''[[Single Coil|Single-Coil]]''-Tonabnehmern des Typs ''[[P-90]]'' bestückt. |
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Neben der ES-335 wurden verschiedene weitere Modelle angeboten, die auf der ES-335 basierten. Obwohl die Abweichungen oft nur Details ausmachen, bekamen diese Instrumente zumeist eigene Modellnamen. Die Auffälligsten waren: |
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* '''ES-339''' – Eine erst im Jahr 2007 eingeführte, verkleinerte Ausführung der ES-335, die speziell für die Spieler üblicher [[Solidbody]]-[[E-Gitarre]]n gedacht ist, die den Klang von [[Halbresonanzgitarre]]n haben möchten, ohne jedoch ein entsprechend größeres Instrument spielen zu müssen. Durch die kleine Baugröße hat sie auch eine weiter verringerte Rückkopplungneigung. |
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* '''ES-340''' – Eine kurzlebige Variante der ES-335 mit veränderter Tonabnehmerschaltung, die durch die Gegenschaltung der Tonabnehmer unter anderem ''Out-of-Phase''-Klänge ermöglicht. |
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* '''ES-345''' – Die Stereo-Version mit ''Stop-Tailpiece'' und sechsstufigem Tonwahlschalter. Stereo bedeutet hier, dass Hals- und Stegtonabnehmersignal über getrennte Kabelbuchsen mit zwei Instrumentenkabeln oder mit einem sogenannten „Y-Kabel“ herausgeführt werden. Dadurch kann jeder Tonabnehmer über einen separaten Verstärker gespielt werden. |
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* '''ES-347''' – Die ES-347 wurde von 1978 bis etwa 1992 angeboten. Im Gegensatz zur ES-335 besitzt sie wie die ES-355 Einfassungen ''(Bindings)'' an Korpusober- und Unterseite und um die Kopfplatte sowie vergoldete Mechaniken und blockförmige Griffbretteinlagen ''(Block Inlays)''. Zudem verfügt das Modell über einen Feinstimm-Saitenhalter und einen Sattel aus Messing. Als weitere Besonderheit besitzt diese Gitarre einen zusätzlichen ''Coil-Tap''-Schalter, der es ermöglicht, das Ausgangssignal der eingebauten Humbucker-Tonabnehmer aufzutrennen ''(splitting)'' und diese so als Single-Coil-Tonabnehmer zu verwenden. |
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* '''ES-355''' – Die Luxusversion der ES-335. Die ES-355 besitzt mehrfache beige/schwarz gestreifte Einfassungen ''(Bindings)'' an Korpusober- und Unterseite sowie um die Kopfplatte, vergoldete Metallteile ''(Hardware)'' und ein [[Griffbrett]] aus [[Ebenholz]] mit rechteckigen Griffbretteinlagen ''(Block Inlays)'' aus [[Perlmutt]]. |
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* '''Trini Lopez''' – Eine optisch veränderte Version für den [[Popmusik|Popsänger]] [[Trini Lopez]] ''([[If I Had a Hammer]])''. Rautenförmige Schalllöcher und Griffbretteinlagen, [[Fender (Musikinstrumente)|Fender]]-ähnliche Kopfplatte mit allen sechs Stimm-Mechaniken in einer Reihe. Ein Teil der Produktion wurde mit auffälligen Korpuslackierungen verkauft (unter anderem in Grün-Schwarz). |
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* '''Lucille''' – Die ''Lucille'', ein Sondermodell für den Gitarristen [[B.B. King]], ist eine Abwandlung der ES-355, bei der zur weiteren Unterdrückung von Rückkopplungen die F-Löcher weggelassen wurden. Weiter besitzt die Lucille, die ausschließlich in den Farben Schwarz und Rot angeboten wird, aufwendige optische Verzierungen wie mehrschichtiges ''Binding'', Ebenholzgriffbrett mit Perlmutteinlagen (bei einigen Ausführungen in Form von B.B. Kings Autogramm) sowie vergoldete ''Hardware''. Außerdem verfügt das Modell über eine als ''Varitone-Schalter'' bezeichnete erweiterte Klangregelung sowie über Stereo-Klinkenausgänge. |
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* '''Tom DeLonge''' – Der Gitarrist [[Tom DeLonge]] ([[blink-182]], [[Angels & Airwaves]]) erhielt ein an die ES-335 angelehntes ''[[Signature-Modell|Signature]]''-Modell, welches neben der auffälligen Lackierung mit „[[Rallyestreifen]]“ gemäß DeLonges bevorzugt harten, höhenreichen Gitarrenklangs lediglich über einen Tonabnehmer in Stegposition verfügt. |
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== Die Gibson ES-335 in der Musik == |
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* '''ES-355''' - Luxusversion der ES-335. Die ES-335 besitzt mehrfaches beige/schwarz gestreiftes Binding an Korpusober- und Unterseite sowie um die Kopfplatte, goldfarbene Hardware, teilweise [[Griffbrett]] aus [[Ebenholz]], Griffbretteinlagen aus blockförmigen Perlmutt. |
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[[Datei:Volker Kriegel.jpg|mini|hochkant|links|Der [[Fusion (Musik)|Fusion]]-Gitarrist Volker Kriegel mit Gibson ES-345]] |
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[[Datei:Gibson Lucille.jpg|mini|Das B. B. King ''Signature-''Modell ''Gibson Lucille'']] |
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Die ES-335 hat einen warmen, dichten Klang, der sich im Gegensatz zu anderen E-Gitarren durch einen natürlichen, leicht „holzigen“ Ton auszeichnet. Viele Musiker führen diesen Klang auf den teilweise hohlen Korpus zurück, der ein begrenztes Mitschwingen ähnlich dem von akustischen Instrumenten erlaubt. Aus diesem Grund wird die ES-335 meist in Musikstilen eingesetzt, in denen der Gitarrenklang nur wenig verfremdet wird. |
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* '''ES-330''' - Die ES-330 besitzt im Gegensatz zur ES-335 einen hohlem Korpus ohne Massivblock. Die ES-330 ist mit [[Single Coil]]-Tonabnehmern des Typs P90 bestückt. |
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[[Datei:Chuck-berry-2007-07-18.jpg|mini|hochkant|Der [[Rock ’n’ Roll|Rock-’n’-Roll]]-Gitarrist Chuck Berry mit ES-355]] |
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* '''ES-340''' - Kurzlebige Variante der ES-335 mit veränderter Pickup-Schaltung, die durch die Gegenschaltung der Tonabnehmer u.a. Out-of-Phase-Klänge ermöglichte |
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In Jazz und Jazzrock wurde die ES-335 unter anderem von Musikern wie [[Robben Ford]], [[Larry Carlton]] („Mr. 335“), [[Lee Ritenour]] und [[Volker Kriegel]] eingesetzt. |
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* '''Trini Lopez''' - Optisch aufgewertete Version für den [[Pop]]sänger [[Trini Lopez]] (''"If I Had A Hammer"''). Diamantförmige Schalllöcher und Griffbretteinlagen, [[Fender (Musikinstrumente)|Fender]]-ähnliche Kopfplatte mit Mechaniken in einer Reihe, z.T. auffällige Lackierungen (u.a. Grün-Schwarz). |
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Besonders im [[Blues]] wurde durch [[B. B. King]] sein auf der ES-355 basierendes ''Signature-''Modell ''Gibson Lucille'' bekannt. Außerdem benutzen Musiker wie [[Chuck Berry]] ''(ES-355),'' [[John Lee Hooker]] ''(Epiphone Sheraton),'' [[Alvin Lee]] und [[Gary Moore]] unterschiedliche Varianten der ES-335. |
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* '''Lucille''' - Die "Lucille", ein Sondermodell für den Gitarristen [[B. B. King]], stellt eine ES-355 dar, bei der zur weiteren Unterdrückung von Rückkoplungen die F-Löcher weggelassen wurden. Weiter besitzt die Lucille, die ausschließlich in den Farben Schwarz und Rot angeboten wird, aufwendige optische Verziehrungen wie mehrschichtiges Binding, Ebenholzgriffbrett mit Perlmutteinlagen (bei einigen Ausführungen in Form von B. B. Kings Autogramm) sowie vergoldete Hardware. |
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In der [[Countrymusik]] ist [[Jerry Kennedy]] einer der berühmtesten Spieler. |
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* '''Tom DeLonge''' - Der Gitarrist [[Tom DeLonge]] der kalifornischen [[Punk]]band [[Blink 182]] erhielt ein an die ES-335 angelehntes Signaturemodell, welches neben der auffälligen Lackierung mit "Rallystreifen" gemäß DeLonges harten, aggresiven Stil lediglich einen Stegtonabnehmer besitzt. |
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Die ES-335 ist häufig zu hören auf Aufnahmen der Rockmusik in den 1960er-Jahren. [[Eric Clapton]] benutzte unter anderem eine ES-335 während seiner Zeit bei [[Cream]]. [[Justin Hayward]] von [[The Moody Blues]] benutzte für Konzerte und Studioaufnahmen ebenfalls eine ES-335. In den 1970er-Jahren spielte sie [[Andy_Scott_(Musiker,_1949)|Andy Scott]], der Gitarrist der britischen [[Glam-Rock]]-Band [[The_Sweet|Sweet]].<ref>{{Internetquelle |url=https://www.thesweet.com/History/index.html |titel=The Sweet - Official Website |sprache=en |abruf=2024-07-04}}</ref> In den 1990er-Jahren wurden ES-335-Gitarren von [[Britpop]]-Bands wie [[Oasis]] bevorzugt benutzt, um die Klänge der 1960er-Jahre zu reproduzieren. |
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* '''Gothic''' - Die "Gothic" war ein kurzlebiges Sondermodell, das Gibson speziell für die Belange des [[Gothic (Musik)|Gothic Rock]] konzipierte. Um die düstere Aura dieses Musikstils zu unterstreichen, wurden die Instrumente der Gothic-Reihe komplett in matt-schwarz ohne optischen Zierrat ausgeliefert. |
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Wegen ihres druckvollen Klangs ist die ES-335 auch in Bereichen der härteren Rockmusik zu finden. Neben dem Punkmusiker Tom DeLonge ([[Blink-182]]) wird die ES-335 in Deutschland vom [[Crossover (Musik)|Crossover]]-Gitarristen Tim „Tinte“ Humpe ([[H-Blockx]]) eingesetzt. |
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== Die Gibson ES-335 in der Musik == |
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== Modelle weiterer Hersteller == |
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[[Bild:Blink-182.jpg|thumb|Tom Delonge (unten rechts) von Blink 182 mit Signature ES-335]] |
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[[Datei:John-scofield.jpg|mini|links|John Scofield mit dem nach ihm benannten und von der AS200 abgeleiteten Ibanez-''Signature''-Modell]] |
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Die ES-335 hat einen warmen, dichten Klang, der sich im Gegensatz zu anderen E-Gitarren durch einen natürlichen, leicht "holzigen" Ton auszeichnet. Viele Musiker führen diesen Klang auf den teilweise hohlen Korpus zurück, der ein begrenztes Mitschwingen ähnlich akustischen Instrumenten erlaubt. Aus diesem Grund wird die ES-335 meist in Musikstilen eingesetzt, in denen der Gitarrenklang nur wenig verfremdet wird. |
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Neben Gibson selbst bietet die zum Gibson-Konzern gehörende Firma ''[[Epiphone]]'' verschiedene Gitarren an, die auf der ES-335 basieren. Häufig haben diese Gitarren statt einer einfachen Modellnummer einen eigenen Namen bekommen. Wie die ersten Gibson ES-335 besitzt die ''Dot'' ein schlichtes Griffbrett mit einfachen Punkteinlagen („Dots“) als Markierungen und ist auch sonst eine optisch einfach gehaltene Kopie der ES-335. Die ''Sheraton II'' ist ein optisch auffallendes Instrument vergleichbar mit der ES-355 (goldfarbene Hardware, aufwändige Griffbretteinlagen). Die besonders durch die [[Beatles]] populär gewordene ''[[Epiphone Casino|Casino]]'' stellt Epiphones Variante der ES-330 dar. |
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Einen Namen mit ES-335-inspirierten Instrumenten hat sich der japanische Hersteller ''[[Ibanez]]'' gemacht. Die ''[[Ibanez Artstar-Serie|Ibanez AS200]]'' wurde seit ihrem Erscheinen unter anderem vom Jazzgitarristen [[John Scofield]] und die ''Ibanez LR-10'' von [[Lee Ritenour]] genutzt und stellen damit in der Firmengeschichte von Ibanez frühe Instrumente dar, die auch von Profimusikern gespielt wurden. |
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In Jazz und Jazzrock wird die ES-335 vor allem von Musikern wie [[Allan Holdsworth]] und [[Larry Carlton]] eingesetzt. Carlton, der in seinen Werken nahezu ausschließlich dieses Instrument benutzt, wird scherzhaft auch "Mr. 335" genannt. |
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Bekannt wurde auch die ''[[Hagström]] Viking'', besonders durch das NBC-TV-Special von [[Elvis Presley]] im Jahre 1968. |
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Im [[Blues]] ist die ES-335 vor allem durch B. B. Kings "Lucille" bekannt geworden. Weiter benutzen Musiker wie [[Chuck Berry]], [[John Lee Hooker]], [[Alvin Lee]] oder [[Gary Moore]] eine ES-335. |
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{{Siehe auch|Halbresonanzgitarre}} |
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Die ES-335 ist häufig zu hören auf Aufnahmen der beginnenden Rockmusik in den [[1960er]] Jahren. Sowohl die [[Beatles]], als auch die [[Rolling Stones]] spielten verschiedene Modelle der ES-335 (bzw. der äquivalenten Modelle von Epiphone) auf ihren Konzerten und Platten. [[Eric Clapton]] benutzte u.a. eine ES-335 während seiner Zeit bei [[Cream]]. In den [[1990er]] Jahren wurden ES-335 Gitarren von [[Britpop]]-Bands wie [[Oasis]] bevorzugt benutzt, um die Klänge der 1960er Jahre zu reproduzieren. |
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Wegen ihres druckvollen Klangs ist die ES-335 auch in Bereichen des härteren Rock zu finden. Neben dem Punkmusiker Tom Delonge ([[blink-182]]) wird die ES-335 in Deutschland vor allem von dem [[Crossover]]-Gitarristen Tim "Tinte" Humpe ([[H-Blockx]]) eingesetzt. |
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== Modelle weiterer Hersteller == |
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Neben Gibson selbst bietet die zum Gibson-Konzern gehörende Firma '''"[[Epiphone]]"''' verschiedene Gitarren an, die auf der ES-335 basieren. In Anlehnung an alte Modelle von Epiphone haben diese Gitarren eigene Namen bekommen. Während die '''"Dot"''' eine optisch einfach gehaltene Kopie der ES-335 darstellt ("Dot" bezieht sich auf das schlichte Griffbrett mit einfachen Punkten als Markierungen), ist die '''"Sheraton II"''' eine optisch auffallendes Instrument vergleichbar mit der ES-355 (goldfarbene Hardware, aufwändige Griffbretteinlagen). Die '''"Casino"''' stellt Epiphones Variante der ES-330 dar. |
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Einen Namen mit ES-335-inspirierten Instrumenten hat sich der japanische Hersteller '''[[Ibanez]]''' gemacht. Die '''"Ibanez AS200"''' wird seit ihrem Erscheinen von dem Jazzgitarristen [[John Scofield]] genutzt und stellt damit in der Firmengeschichte von Ibanez eines der ersten Instrumente dar, das auch von Profimusikern gespielt wurde. |
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== Trivia == |
== Trivia == |
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* Eine ES-335-Variante taucht im ersten Teil der Filmreihe ''[[Zurück in die Zukunft]]'' auf. Auf einem Abschlussball im Jahre 1955 spielt der Zeitreisende Marty McFly in der Tanzband auf einer ES-345 die Lieder ''Earth Angel'' und ''[[Johnny B. Goode]]''. Die ES-335 kam allerdings erst 1958, also drei Jahre später, auf den Markt. |
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* Das Sondermodell von [[B. B. King]] trägt auf Wunsch des Künstlers den Namen ''Lucille''. Nach eigenen Angaben spielte King in den 1940er Jahren ein Konzert in einem Lokal, welches nach einer Schlägerei in Flammen aufging. Nachdem King sich mit den anderen Gästen ins Freie gerettet hatte, rannte er in den Laden zurück und holte seine Gitarre, die er auf der Bühne vergessen hatte. Kurz nachdem King mit der Gitarre das Lokal verlassen hatte, brach das Gebäude zusammen. King, der nur leichte Verbrennungen erlitt, erfuhr später, dass der Grund für die Schlägerei eine Frau namens Lucille gewesen sei. Um sich daran zu erinnern, dass er nie wieder leichtsinnig sein Leben für etwas riskieren wolle, gab King dieser und allen folgenden Gitarren den Namen ''Lucille''. |
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* Die ES-335 stellt im ersten Teil der Filmreihe "[[Zurück in die Zukunft]]" einen der seltenen Regiefehler dar: Auf dem Abschlussball des Jahres [[1955]] spielt der Zeitreisende Marty McFly in der Tanzband auf einer ES-335 die Lieder ''"Earth Angel"'' und ''"Johnny B.Goode"''. Die ES-335 kam jedoch erst 1958, also 3 Jahre nach dieser Szene, auf den Markt. |
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* [[Joe Perry (Musiker)|Joe Perry]] von [[Aerosmith]] verwendet unter anderem ein Sondermodell der ''Lucille,'' jedoch wurde die Elektronik leicht verändert. Diese Gitarre ziert ein [[Airbrush]]-Porträt seiner Frau Billie, nach der sie auch benannt ist. |
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* Es existiert eine Gibson ES-335, die speziell für Linkshänder gebaut ist und ein [[Tremolo (Gitarre)|Bigsby-Vibrato]] besitzt. Es wird berichtet, dass diese Gitarre eine Sonderanfertigung von Gibson für [[Jimi Hendrix]] gewesen sein soll, um den Musiker von den Möglichkeiten bei Gibson zu überzeugen. Hendrix, der vor seinem plötzlichen Tod oft eine [[Gibson Flying V]] spielte, soll mit Gibson in Verhandlungen über eine eigene ''Signature''-Gitarre gestanden haben. |
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* Das Sondermodell von [[B. B. King]] trägt auf Wunsch des Künstlers den Namen ''"Lucille"''. Nach eigenen Angaben spielte King in den 1940er Jahren ein Konzert in einem Lokal, welches nach einer Schlägerei in Flammen aufging. Nachdem King sich mit den anderen Gästen ins Freie gerettet hatte, rannte er in den Laden zurück und holte seine Gitarre, die er auf der Bühne vergessen hatte. Kurz nachdem King mit der Gitarre das Lokal verließ, brach das Gebäude zusammen. King, der nur leichte Verbrennungen erlitt, erfuhr später, das der Grund für die Schlägererei eine Frau namens "Lucille" gewesen sei. Um sich daran zu erinnern, daß er nie wieder leichtsinnig sein Leben für etwas riskieren wolle, gab King dieser und allen folgenden Gitarren den Namen "Lucille". |
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* Der Gitarrist [[Larry Carlton]] spielt seit dem Zeitpunkt seines internationalen Durchbruchs hauptsächlich eine ES-335 und wird darum auch „Mr. 335“ genannt. Er selbst nennt sein eigenes Tonstudio „Room 335“.<ref>Roland Kalus: ''Mr. 335 Larry Carlton Live!'' In: ''[[Gitarre & Bass]]'', Heft 7/Juli 2011, S. 48 ff.</ref> Ihm wurde 2005 von Gibson das Modell ES-335LC gewidmet. |
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*[[Dave Grohl]] von den [[Foo Fighters]] spielt ein ihm gewidmetes Sondermodell der Gibson ES-335. Die Dave-Grohl-ES-335 ist visuell der Trini Lopez nachempfunden. Sie wurde in einer limitierten Zahl von 200 Stück in Pelham Blue und 400 Stück in Gold Metallic hergestellt.<ref>{{Internetquelle |url=http://www2.gibson.com/Products/Electric-Guitars/ES/Gibson-Memphis/Dave-Grohl-ES-335.aspx |titel=Gibson.com: Gibson Memphis Dave Grohl ES-335 |datum=2015-02-02 |offline= |archiv-url=https://web.archive.org/web/20150202234651/http://www2.gibson.com/Products/Electric-Guitars/ES/Gibson-Memphis/Dave-Grohl-ES-335.aspx |archiv-datum=2015-02-02 |abruf=2022-01-19}}</ref> |
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* Es existiert eine Gibson ES-335, die speziell für Linkshänder gebaut ist und ein Bigsby-Vibrato besitzt. Es wird berichtet, das diese Gitarre eine Sonderanfertigung von Gibson für [[Jimi Hendrix]] gewesen sein soll, um den Musiker von den Möglichkeiten bei Gibson zu überzeugen. Hendrix, der vor seinem plötzlichen Tod oft eine Gibson Flying V spielte, soll mit Gibson in Verhandlungen über eine eigene Signature-Gitarre gestanden haben. |
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== Literatur == |
== Literatur == |
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* Adrian Ingram: ''The Gibson 335: Its History and Its Players''. 2006, ISBN 1-57424-145-1 |
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* Tony Bacon |
* Tony Bacon, Paul Day: ''Das Gibson Les Paul Buch''. Köln 1994, ISBN 3-931082-00-8 |
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* Tony Bacon/ |
* Tony Bacon/Dave Hunter: ''Totally Guitar – The definitive guide''. London 2004, ISBN 3-86150-732-3 |
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* Tony Bacon: ''Gitarren |
* Tony Bacon: ''Gitarren – Alle Modelle und Hersteller''. London/Wien 1991, ISBN 3-552-05073-6 |
||
* George Gruhn |
* George Gruhn, Walter Carter: ''Elektrische Gitarren & Bässe – Die Geschichte von Elektro-Gitarren und Bässen''. ISBN 3-932275-04-7 |
||
* Hannes Fricke: ''Mythos Gitarre: Geschichte, Interpreten, Sternstunden.'' Reclam, Stuttgart 2013, ISBN 978-3-15-020279-1, S. 24 und 62–66 (''Die Electric Spanish Guitar: Gibsons ES-330er-Reihe''). |
|||
* Diverse Autoren in: ''Gitarre & Bass, Sonderausgabe Gibson'', Musik Media Verlag, Köln 2002 |
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* Diverse Autoren in: ''Gitarre & Bass, Sonderausgabe Gibson''. Köln 2002. |
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== Weblinks == |
== Weblinks == |
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* [http://www.gibson.com/ Offizielle Gibson-Website] (englisch) |
|||
* [http://www.epiphone.com/ Offizielle Epiphone-Website] (englisch) |
|||
* [http://www.gibson.com/en-us/Lifestyle/Features/gibson-es-335-0311-2011/ ''Gibson ES-335: 26 Essential Facts''] auf gibson.com (englisch) |
|||
* [http://bbkingfan.de/Lucille/lucille.html B. B. King und seine „Lucille“] |
|||
* [http://www.larrycarlton.com/ Offizielle Website von „Mr. 335“ – Larry Carlton] (englisch) |
|||
* [https://guitar.com/features/andy-scotts-es-335/ Andy Scott’s ES-335 – Blockbuster] (englisch) |
|||
== Einzelnachweise == |
|||
* http://www.gibson.com - offizielle Website von Gibson (eng.) |
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<references /> |
|||
* http://www.epiphone.com - offizielle Website von Epiphone (engl.) |
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* http://invention.smithsonian.org/centerpieces/guitars/noframes/eg08.htm - "The Log", Les Pauls Experimentalgitarre |
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* http://player.gibson.com/sept02/trini.html - Trini Lopez und seine Gitarre |
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Aktuelle Version vom 4. Juli 2024, 14:58 Uhr
Gibson ES-335 | |
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![]() Gibson ES-335 64 / Dark Cherry Red / Gibson Custom Shop | |
Allgemeines | |
Typ | Halbresonanzgitarre |
Hersteller | Gibson; USA |
Produktion | seit 1958 |
Konstruktion und Materialien | |
Mensur | 24,75 Zoll (628 mm) |
Korpus | Fichtenholz, Ahornholz |
Hals | Eingeleimter Hals aus Mahagoni |
Griffbrett | Palisander, 22 Bünde |
Mechaniken | 3× links, 3× rechts; gekapselt |
Steg / Brücke | Zweiteilige Tune-O-Matic/Stop-Tailpiece-Metallbrücke mit einzelnen Saitenreitern |
Tonabnehmer und Elektronik | |
Tonabnehmer |
2 × Humbucker |
Klangregelung | passiv
|
Die ES-335 ist eine Halbresonanzgitarre, die vom amerikanischen Musikinstrumenten-Hersteller Gibson Guitar Corporation im Jahr 1958 eingeführt wurde. Durch diese Bauart verbindet sie den warmen Klang von Archtop-Vollresonanz-Gitarren mit dem sauberen, rückkopplungsarmen Ton der massiven E-Gitarre. Dieser Klang macht die ES-335 besonders bei Jazz- und Bluesmusikern beliebt. Das „ES“ im Namen steht für die „Electric Spanish“ (Englisch für elektrisch spanische) Baureihe.
Konstruktionsweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Ein besonderes Charakteristikum der ES-335 ist ihr halbhohler Korpus (Semi-hollow). Die gewölbte Korpusdecke (englisch: Archtop), der ebenfalls gewölbte Boden und die Zargen werden zunächst einzeln angefertigt und im Laufe der Herstellung miteinander verleimt. Für Korpusdecke, -boden und -zargen wird meist Sperrholz verwendet. In den Korpus ist mittig von Halsansatz bis Korpusfuß ein etwa zehn Zentimeter breiter Holzblock (Sustain Block) aus massivem Ahornholz eingefügt, der passgenau mit Korpusdecke und -boden abschließt. Auf diesem Holzblock sind Hals, Saitenhalter und die Tonabnehmer befestigt. Durch den Holzblock wird das Aufschwingen der Korpusdecke verhindert (was eine geringere Anfälligkeit des Instruments für akustische Rückkopplungen, besonders in höheren Spiellautstärken bewirkt) sowie die Ausschwingdauer (Sustain) der angeschlagenen Saiten verlängert. Durch die Hohlkammern in den Korpusflügeln (unter den F-Löchern) hat die Gitarre zudem bessere Resonanzeigenschaften als Solidbody-E-Gitarren. Der eingeleimte Hals, dessen Länge auf die Mensur des Instruments von 629 mm ausgerichtet ist, besteht aus Mahagoni und trägt ein aufgeleimtes Griffbrett aus Palisander oder Ebenholz mit 22 Bünden.
Die Elektronik der ES-335 besteht meist aus zwei Humbucker-Tonabnehmern, die über einen Wahlschalter und vier Potentiometer (je ein Lautstärke- und ein Ton-Regler pro Tonabnehmer) verwaltet werden. Verschiedene Modelle verfügen zudem über einen Varitone-Schalter (ein Drehschalter, der in mehreren Stufen den Klang ausdünnt) und/oder über einen sogenannten „Stereoausgang“ – getrennte Kabelbuchsen für Hals- und Stegtonabnehmersignal, um das Instrument über zwei separate Verstärker gleichzeitig, und so auch mit unterschiedlichen Klangeffekten spielen zu können.
Auf ES-335-Modellen kommen verschiedene Formen von Saitenhaltern zum Einsatz. Die typischste Variante ist mit einer in Decke und Sustain Block montierten festen Brücke (Stop-Tailpiece) ausgestattet; außerdem werden Modelle mit trapezförmigem Saitenhalter (Trapeze Tailpiece, an der Zarge am Korpusfuß befestigt) oder mit Bigsby-Tremolosystem angeboten.
Modelle
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Neben der ES-335 wurden verschiedene weitere Modelle angeboten, die auf der ES-335 basierten. Obwohl die Abweichungen oft nur Details ausmachen, bekamen diese Instrumente zumeist eigene Modellnamen. Die auffälligsten Modelle waren oder sind:
- ES-330 – Ist im Gegensatz zur ES-335 keine Halbresonanzgitarre. Sie hat einen hohlen Korpus ohne Massivblock und ist darum wesentlich leichter. Die Saiten müssen daher wie bei „Jazzgitarren“ in einem Saitenhalter verankert werden, der in der Zarge im Korpusfuß montiert ist. Der Hals sitzt weiter im Korpus als bei der ES-335, wodurch die Gitarre insgesamt ca. 5 cm kürzer wird. Die ES-330 ist mit Single-Coil-Tonabnehmern des Typs P-90 bestückt.
- ES-339 – Eine erst im Jahr 2007 eingeführte, verkleinerte Ausführung der ES-335, die speziell für die Spieler üblicher Solidbody-E-Gitarren gedacht ist, die den Klang von Halbresonanzgitarren haben möchten, ohne jedoch ein entsprechend größeres Instrument spielen zu müssen. Durch die kleine Baugröße hat sie auch eine weiter verringerte Rückkopplungneigung.
- ES-340 – Eine kurzlebige Variante der ES-335 mit veränderter Tonabnehmerschaltung, die durch die Gegenschaltung der Tonabnehmer unter anderem Out-of-Phase-Klänge ermöglicht.
- ES-345 – Die Stereo-Version mit Stop-Tailpiece und sechsstufigem Tonwahlschalter. Stereo bedeutet hier, dass Hals- und Stegtonabnehmersignal über getrennte Kabelbuchsen mit zwei Instrumentenkabeln oder mit einem sogenannten „Y-Kabel“ herausgeführt werden. Dadurch kann jeder Tonabnehmer über einen separaten Verstärker gespielt werden.
- ES-347 – Die ES-347 wurde von 1978 bis etwa 1992 angeboten. Im Gegensatz zur ES-335 besitzt sie wie die ES-355 Einfassungen (Bindings) an Korpusober- und Unterseite und um die Kopfplatte sowie vergoldete Mechaniken und blockförmige Griffbretteinlagen (Block Inlays). Zudem verfügt das Modell über einen Feinstimm-Saitenhalter und einen Sattel aus Messing. Als weitere Besonderheit besitzt diese Gitarre einen zusätzlichen Coil-Tap-Schalter, der es ermöglicht, das Ausgangssignal der eingebauten Humbucker-Tonabnehmer aufzutrennen (splitting) und diese so als Single-Coil-Tonabnehmer zu verwenden.
- ES-355 – Die Luxusversion der ES-335. Die ES-355 besitzt mehrfache beige/schwarz gestreifte Einfassungen (Bindings) an Korpusober- und Unterseite sowie um die Kopfplatte, vergoldete Metallteile (Hardware) und ein Griffbrett aus Ebenholz mit rechteckigen Griffbretteinlagen (Block Inlays) aus Perlmutt.
- Trini Lopez – Eine optisch veränderte Version für den Popsänger Trini Lopez (If I Had a Hammer). Rautenförmige Schalllöcher und Griffbretteinlagen, Fender-ähnliche Kopfplatte mit allen sechs Stimm-Mechaniken in einer Reihe. Ein Teil der Produktion wurde mit auffälligen Korpuslackierungen verkauft (unter anderem in Grün-Schwarz).
- Lucille – Die Lucille, ein Sondermodell für den Gitarristen B.B. King, ist eine Abwandlung der ES-355, bei der zur weiteren Unterdrückung von Rückkopplungen die F-Löcher weggelassen wurden. Weiter besitzt die Lucille, die ausschließlich in den Farben Schwarz und Rot angeboten wird, aufwendige optische Verzierungen wie mehrschichtiges Binding, Ebenholzgriffbrett mit Perlmutteinlagen (bei einigen Ausführungen in Form von B.B. Kings Autogramm) sowie vergoldete Hardware. Außerdem verfügt das Modell über eine als Varitone-Schalter bezeichnete erweiterte Klangregelung sowie über Stereo-Klinkenausgänge.
- Tom DeLonge – Der Gitarrist Tom DeLonge (blink-182, Angels & Airwaves) erhielt ein an die ES-335 angelehntes Signature-Modell, welches neben der auffälligen Lackierung mit „Rallyestreifen“ gemäß DeLonges bevorzugt harten, höhenreichen Gitarrenklangs lediglich über einen Tonabnehmer in Stegposition verfügt.
Die Gibson ES-335 in der Musik
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Die ES-335 hat einen warmen, dichten Klang, der sich im Gegensatz zu anderen E-Gitarren durch einen natürlichen, leicht „holzigen“ Ton auszeichnet. Viele Musiker führen diesen Klang auf den teilweise hohlen Korpus zurück, der ein begrenztes Mitschwingen ähnlich dem von akustischen Instrumenten erlaubt. Aus diesem Grund wird die ES-335 meist in Musikstilen eingesetzt, in denen der Gitarrenklang nur wenig verfremdet wird.

In Jazz und Jazzrock wurde die ES-335 unter anderem von Musikern wie Robben Ford, Larry Carlton („Mr. 335“), Lee Ritenour und Volker Kriegel eingesetzt.
Besonders im Blues wurde durch B. B. King sein auf der ES-355 basierendes Signature-Modell Gibson Lucille bekannt. Außerdem benutzen Musiker wie Chuck Berry (ES-355), John Lee Hooker (Epiphone Sheraton), Alvin Lee und Gary Moore unterschiedliche Varianten der ES-335.
In der Countrymusik ist Jerry Kennedy einer der berühmtesten Spieler.
Die ES-335 ist häufig zu hören auf Aufnahmen der Rockmusik in den 1960er-Jahren. Eric Clapton benutzte unter anderem eine ES-335 während seiner Zeit bei Cream. Justin Hayward von The Moody Blues benutzte für Konzerte und Studioaufnahmen ebenfalls eine ES-335. In den 1970er-Jahren spielte sie Andy Scott, der Gitarrist der britischen Glam-Rock-Band Sweet.[1] In den 1990er-Jahren wurden ES-335-Gitarren von Britpop-Bands wie Oasis bevorzugt benutzt, um die Klänge der 1960er-Jahre zu reproduzieren.
Wegen ihres druckvollen Klangs ist die ES-335 auch in Bereichen der härteren Rockmusik zu finden. Neben dem Punkmusiker Tom DeLonge (Blink-182) wird die ES-335 in Deutschland vom Crossover-Gitarristen Tim „Tinte“ Humpe (H-Blockx) eingesetzt.
Modelle weiterer Hersteller
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Neben Gibson selbst bietet die zum Gibson-Konzern gehörende Firma Epiphone verschiedene Gitarren an, die auf der ES-335 basieren. Häufig haben diese Gitarren statt einer einfachen Modellnummer einen eigenen Namen bekommen. Wie die ersten Gibson ES-335 besitzt die Dot ein schlichtes Griffbrett mit einfachen Punkteinlagen („Dots“) als Markierungen und ist auch sonst eine optisch einfach gehaltene Kopie der ES-335. Die Sheraton II ist ein optisch auffallendes Instrument vergleichbar mit der ES-355 (goldfarbene Hardware, aufwändige Griffbretteinlagen). Die besonders durch die Beatles populär gewordene Casino stellt Epiphones Variante der ES-330 dar.
Einen Namen mit ES-335-inspirierten Instrumenten hat sich der japanische Hersteller Ibanez gemacht. Die Ibanez AS200 wurde seit ihrem Erscheinen unter anderem vom Jazzgitarristen John Scofield und die Ibanez LR-10 von Lee Ritenour genutzt und stellen damit in der Firmengeschichte von Ibanez frühe Instrumente dar, die auch von Profimusikern gespielt wurden.
Bekannt wurde auch die Hagström Viking, besonders durch das NBC-TV-Special von Elvis Presley im Jahre 1968.
Trivia
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Eine ES-335-Variante taucht im ersten Teil der Filmreihe Zurück in die Zukunft auf. Auf einem Abschlussball im Jahre 1955 spielt der Zeitreisende Marty McFly in der Tanzband auf einer ES-345 die Lieder Earth Angel und Johnny B. Goode. Die ES-335 kam allerdings erst 1958, also drei Jahre später, auf den Markt.
- Das Sondermodell von B. B. King trägt auf Wunsch des Künstlers den Namen Lucille. Nach eigenen Angaben spielte King in den 1940er Jahren ein Konzert in einem Lokal, welches nach einer Schlägerei in Flammen aufging. Nachdem King sich mit den anderen Gästen ins Freie gerettet hatte, rannte er in den Laden zurück und holte seine Gitarre, die er auf der Bühne vergessen hatte. Kurz nachdem King mit der Gitarre das Lokal verlassen hatte, brach das Gebäude zusammen. King, der nur leichte Verbrennungen erlitt, erfuhr später, dass der Grund für die Schlägerei eine Frau namens Lucille gewesen sei. Um sich daran zu erinnern, dass er nie wieder leichtsinnig sein Leben für etwas riskieren wolle, gab King dieser und allen folgenden Gitarren den Namen Lucille.
- Joe Perry von Aerosmith verwendet unter anderem ein Sondermodell der Lucille, jedoch wurde die Elektronik leicht verändert. Diese Gitarre ziert ein Airbrush-Porträt seiner Frau Billie, nach der sie auch benannt ist.
- Es existiert eine Gibson ES-335, die speziell für Linkshänder gebaut ist und ein Bigsby-Vibrato besitzt. Es wird berichtet, dass diese Gitarre eine Sonderanfertigung von Gibson für Jimi Hendrix gewesen sein soll, um den Musiker von den Möglichkeiten bei Gibson zu überzeugen. Hendrix, der vor seinem plötzlichen Tod oft eine Gibson Flying V spielte, soll mit Gibson in Verhandlungen über eine eigene Signature-Gitarre gestanden haben.
- Der Gitarrist Larry Carlton spielt seit dem Zeitpunkt seines internationalen Durchbruchs hauptsächlich eine ES-335 und wird darum auch „Mr. 335“ genannt. Er selbst nennt sein eigenes Tonstudio „Room 335“.[2] Ihm wurde 2005 von Gibson das Modell ES-335LC gewidmet.
- Dave Grohl von den Foo Fighters spielt ein ihm gewidmetes Sondermodell der Gibson ES-335. Die Dave-Grohl-ES-335 ist visuell der Trini Lopez nachempfunden. Sie wurde in einer limitierten Zahl von 200 Stück in Pelham Blue und 400 Stück in Gold Metallic hergestellt.[3]
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Adrian Ingram: The Gibson 335: Its History and Its Players. 2006, ISBN 1-57424-145-1
- Tony Bacon, Paul Day: Das Gibson Les Paul Buch. Köln 1994, ISBN 3-931082-00-8
- Tony Bacon/Dave Hunter: Totally Guitar – The definitive guide. London 2004, ISBN 3-86150-732-3
- Tony Bacon: Gitarren – Alle Modelle und Hersteller. London/Wien 1991, ISBN 3-552-05073-6
- George Gruhn, Walter Carter: Elektrische Gitarren & Bässe – Die Geschichte von Elektro-Gitarren und Bässen. ISBN 3-932275-04-7
- Hannes Fricke: Mythos Gitarre: Geschichte, Interpreten, Sternstunden. Reclam, Stuttgart 2013, ISBN 978-3-15-020279-1, S. 24 und 62–66 (Die Electric Spanish Guitar: Gibsons ES-330er-Reihe).
- Diverse Autoren in: Gitarre & Bass, Sonderausgabe Gibson. Köln 2002.
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Offizielle Gibson-Website (englisch)
- Offizielle Epiphone-Website (englisch)
- Gibson ES-335: 26 Essential Facts auf gibson.com (englisch)
- B. B. King und seine „Lucille“
- Offizielle Website von „Mr. 335“ – Larry Carlton (englisch)
- Andy Scott’s ES-335 – Blockbuster (englisch)
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ The Sweet - Official Website. Abgerufen am 4. Juli 2024 (englisch).
- ↑ Roland Kalus: Mr. 335 Larry Carlton Live! In: Gitarre & Bass, Heft 7/Juli 2011, S. 48 ff.
- ↑ Gibson.com: Gibson Memphis Dave Grohl ES-335. 2. Februar 2015, archiviert vom am 2. Februar 2015; abgerufen am 19. Januar 2022.