„Christlicher Fundamentalismus“ – Versionsunterschied
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[[Datei:Christian Demonstrator Preaching at Bele Chere 2007.jpg|mini|hochkant|Ein Demonstrant in den USA ruft zur [[Buße (Religion)|Umkehr]] zu Jesus und zum [[Bibelstudium]] auf.]] |
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Als '''christlicher [[Fundamentalismus]]''' werden konservative Strömungen im [[Christentum]] bezeichnet, die sich als [[Religion|religiöse]] und insbesondere auch [[Kultur|kulturelle]] Gegenbewegung zur [[Säkularisation]] des 19. und 20. Jahrhunderts verstehen. Im christlichen Fundamentalismus werden bestimmte Lehren und Praktiken betont, um sich gegenüber der "ungläubigen" Kultur deutlich abzugrenzen und eine eigene Identität zu bewahren. |
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Unter dem Begriff '''Christlicher Fundamentalismus''' werden vorwiegend solche Denkrichtungen im [[Christentum]] verstanden, die sich ausdrücklich auf die Bibel als Fundament ([[Bibeltreue]]) und [[Verbalinspiration|wörtlich inspiriertes]] [[Wort Gottes]] berufen. Unter dem Begriff kann auch kirchlicher Struktur-Fundamentalismus verstanden werden, vor allem mit Bezug zur [[Römisch-katholische Kirche|katholischen Kirche]]. |
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Nicht behandelt wird in diesem Artikel der Fundamentalismus von christlichen Sondergruppen, zum Beispiel der des [[Mormonentum]]s oder der [[Zeugen Jehovas]]. |
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Charakteristisch für den christlichen Fundamentalismus ist die Abgrenzung gegenüber allen Strömungen, die die eigene Lehre nicht vollständig teilen - auch gegenüber anderen christlich-fundamentalistischen Gruppen. Eine wesentliche Rolle spielen auch die absolut gesetzten konservativen Werte bezüglich Familie und Moral und häufig eine Ablehnung der [[Evolutionstheorie]]. |
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== Grundsätzliches == |
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Es gibt den christlichen Fundamentalismus in katholischer, protestantischer und orthodoxer Ausprägung, die sich sowohl durch ihre Herkunft und Entwicklung als auch durch die als unverzichtbar gesehenen Lehren unterscheiden. Daneben existiert eine eigene Art Fundamentalismus auch noch innerhalb einiger weiterer im weiteren Sinne christlicher Konfessionen, z.B. im [[Mormonismus]] oder bei den [[Zeugen Jehovas]], was jedoch im vorliegenden Artikel nicht behandelt ist. |
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Im Zentrum des christlichen Fundamentalismus steht „der Glaube an die absolute Irrtumslosigkeit der Bibel auf allen Gebieten (also nicht nur auf dem Gebiet der Religion, sondern auch in den Bereichen Geographie, Geschichte und Biologie)“.<ref>Kurt Remele: ''Katholischer Fundamentalismus.'' In: Clemens Six, Martin Riesebrodt, Siegfried Haas (Hrsg.): ''Religiöser Fundamentalismus. Vom Kolonialismus zur Globalisierung.'' StudienVerlag, Innsbruck-Wien-Bozen 2004, ISBN 3-7065-4071-1, S. 53–68, hier: S. 55.</ref> Vertreter sehen die Grundlagen des Glaubens als etwas Gegebenes an, das nicht durch vernunftgeleitete Auseinandersetzung entdeckt oder entwickelt werden müsse, sondern das bekannt und zu verkünden sei.<ref>James Barr: ''Fundamentalismus.'' In: [[Evangelisches Kirchenlexikon]]. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 1986, Band 3, Sp. 1404.</ref> |
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Meist stimmen Anhänger des christlichen Fundamentalismus mit konservativen, als biblisch verstandenen Werten bezüglich der Treue überein, was auch auf die [[Sexualethik]] seine Auswirkung hat, so etwa auf das Verständnis von [[Geschlechtsverkehr]] außerhalb der Ehe oder von [[Schwangerschaftsabbruch|Abtreibung]]. [[Homosexualität]] und gleichgeschlechtliche Partnerschaften werden von den christlichen Fundamentalisten wie von den [[Evangelikalismus|Evangelikalen]] entschieden abgelehnt (vom [[Weltweite Evangelische Allianz|Allianz-Evangelikalismus]] sind auch differenzierende Stellungnahmen bekannt).<ref>[[Schweizerische Evangelische Allianz]], Wilf Gasser (Autor): {{Webarchiv|url=http://www.each.ch/sites/default/files/090511%20Homosexualitaet%2093_Arbeitspapier.pdf |wayback=20150402095616 |text=''Zwischen Annahme und Veränderung – Christlicher Glaube und gleichgeschlechtliche Orientierung. Ein Arbeitspapier der Schweizerischen Evangelischen Allianz'' |archiv-bot=2023-12-05 05:52:10 InternetArchiveBot }}; sea dokumentation arbeitspapier Nr. 93; Zürich, 2009; zuletzt abgerufen am 20. Mai 2012 (pdf; 220 kB).</ref> |
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==Protestantischer Fundamentalismus== |
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Wenn von christlichem Fundamentalismus geredet wird, ist im Allgemeinen der protestantische Fundamentalismus gemeint. Er entstand aus einer Protestbewegung gegen rationalistische Extreme der [[historisch-kritische Exegese|historisch-kritischen Forschung]] in der [[Theologie]], verdrängte [[Spiritualität]] und [[Tradition]] und Infragestellung biblischer moralischer Werte innerhalb der Kirchen. Daraus entwickelte sich eine rigorose Ablehnung aller Formen von moderner Theologie, "freier Moral" und [[Pluralismus]]. |
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Die [[Evolutionstheorie]] wird in der Regel abgelehnt. Die Gegenmodelle sind auch als [[Kreationismus]] oder [[Intelligent Design]] bekannt. |
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Die Folgen waren unter anderem ein verstärkter kirchlicher Pluralismus, ein demokratischeres Laien-Priestertum und vermehrte freie Meinungsäußerung von Christen ohne klerikale Bildung. |
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Es gibt christlichen Fundamentalismus unterschiedlicher konfessioneller Ausprägung, unterscheidbar nach seiner Herkunft, seiner Entwicklung oder nach den jeweils für unverzichtbar erklärten Lehren. Charakteristisch für den konfessionell ausgeprägten Fundamentalismus ist die Abgrenzung gegenüber allen Strömungen, die die eigene Lehre nicht vollständig teilen – auch gegenüber anderen christlich-fundamentalistischen Gruppen. Das Außenbild und die Wahrnehmung des christlichen Fundamentalismus in der Fachliteratur und in der Presse ist sehr vielgestaltig. |
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Protestantische Fundamentalisten behaupten eine bibeltreue Theologie mit biblisch begründeter Wertordnung, Gottesdienstform und Kirchenorganisation, die jedoch - wie die spannungsreichen Konflikte in der Geschichte der Fundamentalisten zeigen - hinsichtlich des Bibelverständnisses, Wertefestlegungen, und kirchengeschichtlichen Entwicklungen stark voneinander abweichen können. |
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Der Begriff [[Fundamentalismus]] ist nur selten eine Eigenbezeichnung. Meistens handelt es sich um die Sichtweise von Kritikern und Gegnern. So verstehen sich protestantische Fundamentalisten selber als „bibeltreu“. Nach dem evangelischen Theologen Christoph Urban handelt es sich um einen „Abgrenzungsbegriff“, mit dem der Sprecher in bestimmten Diskursen markiert, wo er „gefährliche Grenzen überschritten“ sieht. Urban benennt drei Diskurse: |
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Konfliktlinien innerhalb des protestantischen Fundamentalismus entstehen entlang unterschiedlicher sozialer und wirtschaftlicher Hintergründe der Beteiligten, unterschiedlicher Glaubens- und Gottesdienstkulturen und Gesangstraditionen, die an meistens nebensächlichen theologischen Fragestellungen kondensieren und zur Spaltung im Streit zwischen fundamentalistischen Gemeinden führen können. Die meisten Gemeinde-Abspaltungen sind jedoch friedlicher, organischer Natur durch Gründungen von Filial-Gemeinden, die ab einer gewissen Größe in die Unabhängigkeit entlassen werden und als eigenes Mitglied im betreffenden Kirchenbund aufgenommen werden, da wo ein solcher besteht. |
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* den [[Modernisierung (Soziologie)|modernitätstheoretischen]] Diskurs, der Fundamentalismus als Bejahung von [[Terrorismus]] oder anderen Formen von [[Gewalt]] identifiziert, als Ablehnung des [[Religionstheologischer Pluralismus|religiös-weltanschaulichen Pluralismus]] und als Eintreten für eine Entdifferenzierung der Gesellschaft; außerdem wird Fundamentalismus hier als Ausdruck von Überforderung in der [[moderne]]n Gesellschaft verstanden; |
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* den bibelhermeneutischen Diskurs, der dem Fundamentalismus ein schiefes Verständnis der Bibel und eine Ablehnung der [[Historisch-kritische Methode (Theologie)|historisch-kritischen Methode]] attestiert; |
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* den kirchenpolitischen, in dem es um das Verhältnis zu Evangelikalen, zu Pfingstlern und Charismatikern und schließlich Muslimen geht.<ref>Christoph Urban: Fundamentalismus. Ein Abgrenzungsbegriff in religionspolitischen Debatten. Springer VS, Wiesbaden 2019, das Zitat S. 1.</ref> |
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== Protestantischer Fundamentalismus == |
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===Lehre=== |
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Der [[Protestantismus]] in den USA geriet nach dem [[Sezessionskrieg]] in eine Krise. Als Reaktion darauf wurden neue Ideen entwickelt, um mit den neuen gesellschaftlichen Verhältnissen zurechtzukommen. Daraus ist der protestantische Fundamentalismus entstanden.<ref>Philipp Flammer: [http://www.infosekta.ch/media/pdf/Lernen_im_protestantischen_Fundamentalismus_der_USA_von_1930_bis_1950_.pdf ''Lernen im protestantischen Fundamentalismus der USA von 1930 bis 1950.''] Verein Infosekta, Zürich 1995, S. 4 (pdf, 396 kB, abgerufen am 20. Mai 2012).</ref> Der Ursprung des Fundamentalismus-Begriffes liegt bei amerikanischen Zeitungsredaktionen und ihrer Wahrnehmung konservativ-protestantischer Kreise. Bereits 1878 wurde an der Niagara Creed-Konferenz von konservativ-protestantischen Theologen die göttliche Inspiration und damit verbundene Irrtumsfreiheit der Bibel bekannt und bekräftigt.<ref>David Jäggi: ''Fundamentalismus contra „Neo-Orthodoxie“. Francis Schaeffers theologische Prägung, sein Anliegen und die daraus resultierende Kritik an der Lehre von Karl Barth''. Logos, Berlin 2013, ISBN 978-3-8325-3430-1, S. 48.</ref> Eigentlicher Auslöser war die zwischen 1910 und 1915 erschienene Schriftenserie ''The Fundamentals''.<ref>''The Fundamentals, A Testimony to the Truth,'' Vol. I–XII, Testimony Publishing Company Chicago s. a.</ref><ref>Martin Riesebrodt: {{Webarchiv|url=http://ezw-berlin.de/downloads/Information_102.pdf |wayback=20160205154103 |text=''Protestantischer Fundamentalismus in den USA.'' }} Information Nr. 102, Evangelische Zentralstelle für Weltanschauungsfragen, Stuttgart 1987, S. 2 (pdf, 140 kB, abgerufen am 20. Mai 2012).</ref> Die beiden Brüder Lyman (1840–1923) und Milton Stewart (1838–1923) waren nach einer Predigt in der ''Moody Memorial Church'' in [[Chicago]], die gegen die zunehmende Kritik an der Bibel unter protestantischen Geistlichen gerichtet war, bewegt und wollten etwas dagegen tun.<ref>Stephan Holthaus: ''[[Fundamentalismus]] in [[Deutschland]]: Der Kampf um die Bibel im [[Protestantismus]] des 19. und 20. Jahrhunderts.'' Verlag für Kultur und Wissenschaft, Bonn 1993.</ref> Von diesen Schriften wurden über drei Millionen Exemplare verteilt. Autoren waren verschiedene amerikanische Geistliche und der Schweizer Theologe [[Frédéric Bettex]] (1837–1915). In den Schriften wurden die Grundlehren des [[Apostolisches Glaubensbekenntnis|Apostolischen Glaubensbekenntnisses]] aus dem 5. Jahrhundert verteidigt, zu denen alle Kirchen weltweit über 1500 Jahre lang gestanden hätten. Die Schriften grenzten sich zudem gegen die Evolutionstheorie und verschiedene Sekten ab. Propagiert wurde auch der [[Dispensationalismus]].<ref>Philipp Flammer: [http://www.infosekta.ch/media/pdf/Lernen_im_protestantischen_Fundamentalismus_der_USA_von_1930_bis_1950_.pdf ''Lernen im protestantischen Fundamentalismus der USA von 1930 bis 1950.''] Verein Infosekta, Zürich 1995, S. 8 (pdf, 396 kB, abgerufen am 13. März 2012).</ref> |
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Wesentliches Merkmal des heutigen protestantischen Fundamentalismus ist die absolute Autorität der wörtlich ausgelegten Bibel ([[Biblizismus]], [[fundamentalistisches Schriftverständnis]]). Jede Form der ''historisch-kritischen [[historisch-kritische Methode|Bibelkritik]]'' (Achtung: Fachwort) wird als Angriff auf den christlichen Glauben angesehen (im Unterschied zu einem Teil der Evangelikalen). Für die protestantischen Fundamentalisten ist die wörtliche Irrtumslosigkeit der Bibel nicht nur in religiösen, sondern auch in [[Geschichte|geschichtlichen]] und [[naturwissenschaft]]lichen Belangen eine wesentliche und unverzichtbare Glaubensgrundlage - das unterscheidet ihre [[fundamentalistische Exegese|Bibelauslegung]] von der anderer [[Evangelikal|konservativer Christen]], die die Bibel zwar ebenfalls als Gottes Wort ansehen, aber moderne Methoden der [[Exegese]] nicht prinzipiell ablehnen. |
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Auslöser der kritischen Betrachtung durch die Presse war die Bekämpfung der Evolutionstheorie. Dazu hat wesentlich der [[Scopes-Prozess]] von 1925 beigetragen. Als Folge dieses Prozesses war die Mehrheit der auflagenstarken Presse gegen die christlichen Positionen gerichtet. Dadurch wurde die Entflechtung zwischen konservativen und liberalen Christen gefördert. |
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Eine Minderheit innerhalb der Fundamentalisten in den [[USA]] lehnt alle modernen [[Bibelübersetzung]]en entschieden ab, nicht nur wegen Unterschieden in der Übersetzung, sondern auch wegen des [[Griechische Sprache|griechischen]] Urtextes, der auf der modernen [[Textkritik des Neuen Testaments|Textkritik]] basiert: ihre "richtige" [[King James Bibel]] hat ihr Fundament im [[Textus receptus]] der [[Reformation]]szeit. Diese Ansicht wird aber von den meisten Fundamentalisten nicht vertreten, und moderne, jedoch strikt protestantische Bibelübersetzugen wie die [[New International Version]] werden von diesen oft bevorzugt. Im deutschen Sprachraum bevorzugen Fundamentalisten in der Regel die als besonders wortgetreu geltende [[Elberfelder Bibel]]. |
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Sowohl die protestantisch-fundamentalistisch wie auch die evangelikal geprägten Kirchen lehnen die [[liberale Theologie]] ab. Gute und sinnvolle Teilerkenntnisse der [[Historisch-kritische Methode (Theologie)|historisch-kritischen Methode]] werden besonders in der evangelikalen Tradition jedoch unangetastet gelassen, zum Beispiel Ergebnisse aus der formalen [[Textkritik]] an der [[Bibel]]. |
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Theologisch vertritt der protestantische Fundamentalismus eng definierte Lehren, die von anderen (auch konservativen) christlichen Richtungen bestenfalls als peripher oder sogar als völlig irrelevant angesehen werden. Beispiele für solche Lehren sind die Naherwartung der Wiederkunft Christi, oft in Form des [[Dispensationalismus]], ein Bestehen auf bestimmten Bibelübersetzungen, beispielsweise der [[King James Bibel]], der Elberfelder Bibel oder einer [[konkordante Bibelübersetzung|konkordanten Bibelübersetzung]], bestimmte Formen der Kirchenorganisation oder bestimmte alttestamentliche Vorschriften. So dürfen beispielsweise Frauen in manchen fundamentalistischen Gruppen nach [[5. Buch Mose|5. Mose]] 22,5 keine Hosen tragen. |
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{{Zitat |
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Christliche Fundamentalisten lehnen moderne wissenschaftliche Konzepte wie die [[Charles Darwin|Darwin]]sche [[Evolutionstheorie]] ab, da sie der (wörtlich ausgelegten) [[Schöpfungsgeschichte]] der Bibel widerspreche. In den [[USA]] erreichte diese [[Kreationismus]]-Debatte in den [[1930er]] Jahren ihren Höhepunkt im so genannten [[Affenprozess]], in dessen Folge die Lehre der Evolutionstheorie an den Schulen in einigen amerikanischen Bundesstaaten vorübergehend gesetzlich verboten wurde. |
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|Text=Mit Recht hat der Fundamentalismus darauf hingewiesen, dass die historische Kritik den biblischen Text nicht vor der [[Usurpation]] durch den Ausleger bewahrt hat, obwohl genau das ihre ureigenste Intention war. |
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|Autor=Peter Zimmerling |
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|ref=<ref>Peter Zimmerling: ''Protestantischer Fundamentalismus als gelebter Glaube.'' In: Hansjörg Hemminger (Hrsg.): ''Fundamentalismus in der verweltlichten Kultur.'' Quell, Stuttgart 1991, ISBN 3-7918-1908-9, S. 113.</ref>}} |
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Im deutschsprachigen Europa wurde die fundamentalistische Bewegung im Unterschied zu den USA nie stark. Dort ist die Geschichte anders verlaufen: Zwischen der [[Pietismus|pietistischen Bewegung]] und der [[Evangelikalismus|neo-evangelikalen Bewegung]] gibt es viele verschiedene Zwischenformen. Der Neo-Calvinismus ist marginal, in seinen Bekenntnissen und Praktiken heterogen und von den anderen beiden Richtungen nur um Nuancen unterscheidbar. |
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Auch [[Homosexualität]] wird von den christlichen Fundamentalisten abgelehnt, wie von den meisten Evangelikalen auch. Es existieren mehrere Gruppierungen (zusammengefasst als [[Ex-Gay-Bewegung]]), die sich praktisch ausschließlich darum bemühen, Homosexuelle einer Heterosexualisierung zuzuführen. Dabei gibt es Gruppen, die sehr rechthaberisch vorgehen, und andere, die sehr diskret sind und sich sehr bemühen, niemanden vor den Kopf zu stoßen. |
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Nach den Angaben der Autoren [[William MacDonald (Theologe)|William MacDonald]] und [[Dean Sherman]] ist der Übergang zum Fundamentalismus auch bei der [[Charismatische Bewegung|Charismatischen Bewegung]] bzw. [[Neocharismatische Bewegung|Neocharismatischen Bewegung]], je nach Hintergrund der Gruppe oder Gemeinde, fließend.<ref>Dean Sherman: ''Geistliche Kampfführung – Wie Christen siegreich leben''. Wuppertal 1991.</ref><ref>William MacDonald: ''Achte auf den Unterschied''. Dillenburg 1975, S. 54 ff.</ref> Letztere betreiben umstrittene Praktiken wie „[[Geistheilung]]en“: Gläubigen wird suggeriert, dass der Geistliche in der Lage sei, Krankheiten durch Handauflegen oder Ähnliches zu heilen. Die brasilianische Sekte [[Deus é Amor]] wirbt beispielsweise mit Abbildungen von leeren Rollstühlen und suggeriert damit, dass durch ihre Hilfe [[Lähmung|Gelähmte]] wieder laufen lernen. In Afrika geben Prediger wie [[Chris Oyakhilome]] und [[T. B. Joshua]] gegenüber ihrer Anhängerschaft vor, durch Gottes Hilfe Krankheiten wie [[AIDS]] heilen zu können. |
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Soziologisch hat der christliche Fundamentalismus strikte, unverrückbare Kriterien, um die "drinnen" und die "draußen" zu unterscheiden. Oft wird ein bestimmter Kleidungsstil betont (Frauen mit langen Röcken, mit Hut oder mit Kopftuch in der Kirche, Männer nur mit oder nur ohne Bart). Daneben gibt es geschriebene und ungeschriebene Regeln, um als "weltlich" definierte Aktivitäten (beispielsweise Kino, Tanz, Kartenspiel, Make-up, Alkohol, Kaffee, moderne Musik, Fernsehen und andere Medien, leichte Lektüre, höhere Bildung) sorgfältig zu vermeiden. Diese Regeln können von Gruppe zu Gruppe unterschiedlich sein. |
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Verbreitet ist außerdem das von [[C. Peter Wagner]] entworfene Konzept der „[[Geistliche Kriegsführung|Geistlichen Kriegsführung]]“, in welchem behauptet wird, dass die Welt durch „Dämonen“ besetzt sei und durch christliches Handeln gereinigt werden müsse. Als „dämonisch“ werden dabei oft den Veranstaltern politisch missliebige Orte, Handlungen oder Weltanschauungen gewählt. „Viele Gebetsinitiativen versprechen sich gesellschaftliche Veränderungen durch geistliches Bezwingen der Mächte, die ‚Böses‘ verursachen (zum Beispiel [[Homosexualität]], [[Schwangerschaftsabbruch|Abtreibung]], auch [[Pluralismus (Politik)|Pluralismus]] und [[Humanismus]]) und ein ‚In-Existenz-Beten‘ der von Gott gewollten Ordnung.“<ref>''Handbuch Weltanschauungen, religiöse Gemeinschaften, Freikirchen''. Gütersloh 2015, S. 233.</ref> Trotz der militanten Rhetorik handelt es sich bei der geistlichen Kriegsführung aber um friedliche Märsche oder Gebete, nicht um gewalttätige Ausschreitungen. |
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===Beziehung zur Ökumene=== |
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Ein Merkmal fundamentalistischer christlicher Gruppen ist eine grundsätzliche Ablehnung nicht nur der [[Ökumene]], sondern auch anderer Formen der Zusammenarbeit mit anderen christlichen Richtungen. |
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Ein Merkmal des radikalen Flügels des protestantischen Fundamentalismus ist die doppelte Trennung: Fundamentalisten lehnen nicht nur jede Zusammenarbeit mit Menschen ab, die aus ihrer Sicht falsche Lehren vertreten, sie lehnen auch die Zusammenarbeit mit aus ihrer Sicht rechtgläubigen Menschen ab, die ihrerseits mit Vertretern einer falschen Lehre zusammenarbeiten. Diese Rigidität führte später zur organisatorischen Entflechtung von separatistischen Fundamentalisten und gemäßigten Evangelikalen, die theologisch aber genauso in apostolischer Tradition im Sinne des apostolischen Glaubensbekenntnisses stehen.<ref>[[Eckhard J. Schnabel]]: ''Sind Evangelikale Fundamentalisten?'' R. Brockhaus, Wuppertal/Zürich 1995.</ref> |
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Eine Organisation der protestantischen Fundamentalisten ist der [[International Council of Christian Churches]] (ICCC), gegründet [[1948]]. Der [[Ökumenischer Rat der Kirchen|Ökumenische Rat der Kirchen]] wird als [[liberal]] und [[Linke Politik|linksgerichtet]] abgelehnt, und auch zur [[Evangelische Allianz|Evangelischen Allianz]] erfolgt eine Distanzierung. Im [[Deutschsprachiger Raum|deutschen Sprachraum]] gibt es keine [[Kirche]]n oder [[Gemeinde]]n, die Mitglied des ICCC sind. |
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Die Auftrennung von radikalen, oft [[Calvinismus|calvinistisch]] geprägten Fundamentalisten und gemäßigten Evangelikalen hatte auch innerkirchliche Folgen.<ref>Iain Murray: ''Evangelicalism divided. A Record of Crucial Change in the Years of 1950 to 2000.'' Banner of Truth, Edinburgh 2000.</ref> Die beiden Richtungen entflochten sich in den USA, teilweise auch anderswo, in einem über Jahrzehnte dauernden Prozess in unterschiedliche Kirchen und Kirchenbünde. Die christlichen Fundamentalisten in den USA gründeten 1941 den nationalen Dachverband ACCC, die Evangelikalen 1942 den Dachverband [[National Association of Evangelicals|NAE]]. Die Fundamentalisten hatten das Motto „keine Zusammenarbeit und keine Kompromisse“, die Evangelikalen „Zusammenarbeit ohne Kompromisse“ in wichtigen Lehrfragen.<ref>Philipp Flammer: [http://www.infosekta.ch/media/pdf/Lernen_im_protestantischen_Fundamentalismus_der_USA_von_1930_bis_1950_.pdf ''Lernen im protestantischen Fundamentalismus der USA von 1930 bis 1950.''] Verein Infosekta, Zürich 1995, S. 10 (pdf, 396 kB, abgerufen am: 13. März 2012).</ref> |
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===Verbreitung=== |
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Im deutschen Sprachraum sind die protestantischen Fundamentalisten eine kleine, stark zersplitterte Minderheit. Gruppen, die zum protestantischen Fundamentalismus gerechnet werden sind beispielsweise die [[Amische]]n, der [[Evangelischer Brüderverein|Evangelische Brüderverein]], die [[Internationale Gemeinden Christi|Internationalen Gemeinden Christi]], die [[Zwölf Stämme (Glaubensgemeinschaft)|Zwölf Stämme]], die [[Freunde konkordanter Bibelübersetzungen]], und einzelne Gemeinden der Pfingstbewegung (aber nicht die Pfingstbewegung als Ganzes). |
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Die Fundamentalisten sind kirchlich hierarchischer gegliedert, die Evangelikalen haben einen starken innerkirchlichen Pluralismus mit demokratisch geprägtem [[Priestertum aller Gläubigen|Laien-Priestertum]] und freier Meinungsäußerung, wobei es alle denkbaren Zwischenformen gibt. Die calvinistisch geprägten Christen innerhalb der radikalen Fundamentalisten der USA bezeichnen die Evangelikalen als [[Arminianer]] und ordnen sie aus ihrer Sicht damit der gleichen großen Denkfamilie zu, zu der auch die theologisch Liberalen gehören. Ein Beispiel: Die Zusammenarbeit des bekannten evangelikalen Evangelisten [[Billy Graham]] mit Katholiken, Orthodoxen und Vertretern der theologisch liberal geprägten [[Mainstream Churches]] hat zur Entflechtung zwischen Fundamentalisten und Evangelikalen beigetragen.<ref>Gregory Marsden: ''Fundamentalism and American Culture.'' Oxford University Press, 2006, S. XXXIV.</ref> |
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Eine neuere Ausprägung des christlichen Fundamentalismus ist die amerikanische religiöse Rechte. Diese vertritt den [[Dispensationalismus]], sieht das wahre Christentum in einer Kombination fundamentalistischer Grundwahrheiten mit [[Kapitalismus]], traditionellen Familienwerten, [[Waffen]]besitz und Amerika als dem [[Gelobtes Land|Gelobten Land]], und kämpft teilweise militant gegen [[Schwangerschaftsabbruch|Abtreibung]], [[Homosexualität]], und die [[Linke Politik|politische Linke]]. |
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Konfliktlinien innerhalb des protestantischen Fundamentalismus entstehen entlang unterschiedlicher sozialer und wirtschaftlicher Hintergründe der Beteiligten, unterschiedlicher Glaubens- und Gottesdienstkulturen und Gesangstraditionen, die an meistens nebensächlichen theologischen Fragen kondensieren und zur Spaltung im Streit zwischen fundamentalistischen Gemeinden führen können. Die meisten Gemeindeabspaltungen sind jedoch friedlicher, organischer Natur und haben ihren Grund in arbeitsökonomischer Arbeitsteilung. Dies äußert sich etwa in Gründungen von Filialgemeinden, die ab einer gewissen Größe in die Unabhängigkeit entlassen werden und im – falls existenten – betreffenden Kirchenbund als eigenes Mitglied aufgenommen werden.<ref>Evangelisch-Soziale Parteigruppe ESP (Hrsg.): ''Evangelikalismus und Fundamentalismus in den USA.'' Wetzikon 1993–2001.</ref> |
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Rechts von der religiösen Rechten gibt es noch Extremisten wie z.B. [[Aryan Nations]] oder [[Christian Identity]] oder die [[Dominionisten]], die einen [[Gottesstaat]] auf der Basis der alttestamentlichen Gesetze fordern. |
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Zwischen radikalen Fundamentalisten, gemäßigten Evangelikalen und theologischen Liberalen gibt es in Bezug auf das Bibelverständnis Unterschiede, was sich in der entsprechenden Literatur breit niederschlägt: Für die Fundamentalisten ist die Bibel irrtumslos, für die Evangelikalen von Gott inspiriert und absolut vertrauenswürdig und für die Liberalen ein Buch, das Gottes Wort bezeugt. |
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===Geschichtliche Entwicklung=== |
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Der protestantische Fundamentalismus entwickelte sich in den Vereinigten Staaten über verschiedene Phasen: |
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In der protestantischen Literatur werden oft theologische und konfessionsgeschichtliche Gründe angeführt, um die fundamentalistische Bewegung von anderen Strömungen abzugrenzen. Es gibt jedoch auch religionsspezifische sozialpsychologische Argumente, um die Abgrenzung zum Fundamentalismus zu orten: |
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Im 19. Jahrhundert gab es eine Vielzahl verschiedenartiger überkonfessioneller protestantischer Bewegungen, u.a.: |
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*[[Erweckungsbewegung]] |
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*[[Dispensationalismus]] |
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*[[Keswick-Bewegung]] |
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*[[Glaubensmission]] |
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*[[Interdenominational Foreign Missions Association]] |
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{{Zitat |
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Durch Erweckungsreisen im angelsächsischen Raum schufen sie die Basis für ein einendes Band. Grundlagen waren konservative Theologie, [[Supranaturalismus]], individuelle [[Bekehrung]], persönliches [[Gebet]]sleben, sowie eine wörtliche [[Bibel]]auslegung. |
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|Text=Die meisten fundamentalistischen Gruppen haben dagegen in ihrer Gemeindeleitung einen ganz konkreten Über-Vater, dessen Ansicht für die Gruppe verbindlich ist. Oft ist dessen Verhalten – durchaus auch im positiven Sinne des Wortes – patriarchalisch. Es ist darum für die Mitglieder einer solchen Gruppe schwer, zu eigener Mündigkeit, zu einer unabhängigen Gottesbeziehung zu finden, wie sie dem Neuen Testament entspricht. |
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|Autor=Peter Zimmerling |
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|ref=<ref>Peter Zimmerling: ''Protestantischer Fundamentalismus als gelebter Glaube.'' In: Hansjörg Hemminger (Hrsg.): ''Fundamentalismus in der verweltlichten Kultur.'' Quell, Stuttgart 1991, ISBN 3-7918-1908-9, S. 103.</ref>}} |
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Soziologisch hat der radikale christliche Fundamentalismus manchmal strikte, unverrückbare Kriterien, um die Christen von den Ungläubigen zu unterscheiden. Manchmal wird die Kleidung betont (Frauen mit langen Röcken), in manchen Gruppen mit Kopfbedeckung in der Kirche, Männer nur mit oder nur ohne Bart. Daneben gibt es geschriebene und ungeschriebene Regeln, was als weltlich definiertes Tun zu unterlassen ist (beispielsweise bei extremen Fundamentalisten Verbot von Kino, Tanz, Kartenspiel, Make-up, Alkohol, Rauschmittel, Konsum von weltlicher Musik, Fernsehen und anderen Medien, in seltenen Fällen sogar der Erwerb höherer Bildung). Diese Regeln können sich von Gruppe zu Gruppe stark unterscheiden und sich in einer Gemeinde im Laufe der Zeit auch wieder ändern. |
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==== Erste Phase: Konservative Theologie und Erweckungsbewegung ==== |
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Ein Merkmal fundamentalistischer christlicher Gruppen ist die grundsätzliche Ablehnung der [[Ökumenische Bewegung|Ökumene]] und manchmal auch anderer Formen der Zusammenarbeit mit anderen christlichen Richtungen.<ref>John F. MacArthur: ''Wenn Salz kraftlos wird. Die Evangelikalen im Zeitalter juckender Ohren.'' Christliche Literatur-Verbreitung, Bielefeld 1996.</ref><ref>Michael de Semlyen: ''Alle Wege führen nach Rom. Evangelikale – wohin?'' Reformatorischer Verlag, Beese 1993.</ref> |
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In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts kam es zu einer konservativen theologischen Bewegung in führenden Universitäten, die sich von der liberalen Theologie abgrenzte. |
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Martin Riesebrodt unterscheidet verschiedene Phasen in der Entwicklung des protestantischen Fundamentalismus in den USA: den religiösen Disput 1900–1918, Einflussnahme auf staatliche Institutionen 1918–1925, Rückzug und Niedergang nach dem [[Scopes-Prozess]] 1925–1930, Reorganisation 1930–1940, institutionelle Abgrenzung 1940–1970 und neue Mobilisierung ab Ende 1960er Jahre aufgrund der neuen Möglichkeiten in den Massenmedien.<ref>Martin Riesebrodt: {{Webarchiv|url=http://ezw-berlin.de/downloads/Information_102.pdf |wayback=20160205154103 |text=''Protestantischer Fundamentalismus in den USA.'' }} Information Nr. 102. Evangelische Zentralstelle für Weltanschauungsfragen, Stuttgart 1987, S. 6 (PDF, 140 kB, abgerufen am 20. Mai 2012).</ref> |
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In den [[1980er]]n erarbeiteten Professoren der renommierten presbyterianischen Universität von Princeton, Archibald Alexander Hodge und Benjamin B. Warfield, die biblischen und dogmatischen Grundlagen der evangelikalen Theologie als Reaktion auf die von Europa herüberschwappende liberale Theologie. |
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Der [[Ökumenischer Rat der Kirchen|Ökumenische Rat der Kirchen]] wird als zu [[Liberale Theologie|liberal]] und [[Politische Linke|linksgerichtet]] abgelehnt. Eine Organisation der radikal-protestantischen Fundamentalisten ist der [[International Council of Christian Churches]] (ICCC), gegründet 1948. Jedoch gibt es im [[Deutschsprachiger Raum|deutschen Sprachraum]] keine [[Kirche (Organisation)|Kirchen]] oder Gemeinden, die Mitglied des ICCC sind. Der ICCC hat aufgrund seines starken Separatismus in der evangelikalen Bewegung keine breite Anerkennung erlangt. |
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[[Cyrus I. Scofield]] gab 1909 die [[Scofield-Bibel]] heraus, eine auf dem [[Dispensationalismus]] basierende Studienbibel mit Kettenreferenzen. |
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Während diese Gruppierungen friedlich und höchstens in theologischen Diskussionen rhetorisch deutlich auftreten, gibt es in den USA kleine rechtsextreme Gruppen wie [[Aryan Nations]] und die [[Christian-Identity-Bewegung]]. Sie haben mit dem traditionellen protestantisch-konservativen Fundamentalismus nichts zu tun. Es handelt sich um rechtsextreme Sondergruppen, die, wie bei solchen Gruppen üblich, verschiedene ideologische Hintergründe zu einer eigenen Weltanschauung vermischen und so auch christliche Versatzstücke, unter Missachtung der biblischen Ursprungs- und Bedeutungseinbettung, als Begründungsmuster hineinnehmen. |
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Ab 1910 erschien die Buchreihe "The Fundamentals", eine zwölfbändige Sammlung von Arbeiten, in der konservative Theologen aus vielen Denominationen und aus dem gesamten englischen Sprachraum die konservative Theologie gegen die [[historisch-kritische Exegese]] verteidigten. Unter den 64 Kontributoren waren theologische Schwergewichte wie [[B.B. Warfield]], James Orr, R. und A. Torrey. ([http://www.geocities.com/Athens/Parthenon/6528/fundcont.htm The Fundamentals online (englisch)]) |
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Eine wichtige Denkrichtung innerhalb des christlichen Fundamentalismus ist der [[Dominionismus]], der die Bedeutung des Staates verringern will und eine politische Reformation auf der Basis der alttestamentlichen Gesetze fordert, die auch zur Relativierung eines Teils von heute mehrheitlich akzeptierten Rahmenbedingungen führen kann, etwa die Aufhebung von öffentlich-rechtlich anerkannten Formen des menschlichen Zusammenlebens außerhalb der klassischen Ehe. |
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Aufgrund dieses Namens kam es zur Bezeichnung Fundamentalisten für die Kontributoren, die jedoch nicht dem heutigen Verständnis des Ausdrucks entspricht - heute würden diese Theologen als evangelikal bezeichnet. |
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Eine besondere Bedeutung haben [[Pfingstbewegung|pentecostale]] fundamentalistische Bewegungen in Brasilien erlangt, wie die [[Igreja Universal do Reino de Deus]] oder [[Deus é Amor]]. Vor allem in den [[Favela|Armenvierteln]] finden diese als Wirtschaftsunternehmen aufgebauten Gruppen willige Anhänger.<ref>[http://www.ostblog.de/2006/12/brasiliens_sekte_deus_e_amor_u.php Klaus Hart: ''Brasiliens Sekte Deus é Amor.'']</ref><ref name="Behnk">Wolfgang Behnk: [http://www.religio.de/dialog/396/396s20.html#7 ''Mit dem Plastikschwert gegen Dämonen – Brasilianische Pfingstbewegung.''] (Stand: März 2007)</ref> Die Führer der Organisationen geben sich als Wunderheiler, die u. a. vorgeben, Tote wieder aufstehen zu lassen. Es bestehen Verbindungen in die Politik (zum Beispiel über den [[Partido Social Cristão]]) und ins organisierte Verbrechen. Viele Pastoren sind ehemalige Bandenmitglieder, die sich ihrer Verbrechen rühmen und behaupten, durch Gottes Hilfe von diesem Leben abgekommen zu sein: |
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Unabhängig davon fiel in diese Zeit auch das rasche Wachstum der Heiligungs- und Pfingstgemeinden, die insbesondere unter den nicht-intellektuellen Einwanderern und den Afroamerikanern Zulauf fanden. |
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{{Zitat |
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|Text=Jawohl – wie von den Dämonen gefordert, habe ich mit meiner Frau unseren sechs Monate alten Sohn getötet, in der Pfanne gebraten, sein Fleisch gegessen – so viele barbarische Verbrechen habe ich begangen, ich war schon in der Hölle! |
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|Autor=''Pastor Salles''<ref>[http://www.ostblog.de/2006/12/brasiliens_sekte_deus_e_amor_u.php Klaus Hart: ''Brasiliens Sekte Deus é Amor.'']</ref>}} |
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{{Siehe auch|Evangelikalismus#Geschichtliche Entwicklung|titel1=Geschichtliche Entwicklung des Evangelikalismus}} |
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Parallel dazu entwickelten sich auch in der "Basis" der größeren Kirchen Bewegungen, die innerhalb ihrer jeweiligen [[Konfession]] gegen die [[liberal]]en oder [[modernistisch]]en Strömungen protestierten, da diese die Grundlagen des Christentums zugunsten von [[Agnostizismus|agnostischen]] Prinzipien verlassen hätten. Die "[[Liberal]]en" hätten eine [[säkular]]e, [[humanistisch]]e und [[skeptisch]]e Religion gegründet, basierend nicht mehr auf dem Christentum, sondern auf der zunehmend [[pluralistisch]]en europäischen Kultur, die aus der [[Zeitalter der Aufklärung|Aufklärung]] entstanden sei. |
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== Katholischer Fundamentalismus == |
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==== Zweite Phase: Vereinigung der beiden Bewegungen ==== |
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Der Begriff eines „katholischen Fundamentalismus“ – 1985 erstmals akademisch in einer US-amerikanischen Schrift gebraucht von [[Gabriel Daly]]<ref>Gabriel Daly: ''Catholicism and Modernity.'' Band 53, 1985, S. 773–796 (= ''[[Journal of the American Academy of Religion]]''), vgl. Fußnote in [[Richard Faber (Soziologe)|Richard Faber]], [[Frank Unger]]: ''Populismus in Geschichte und Gegenwart.'' Königshausen & Neumann, 2008, S. 190.</ref> – wird laut Martin Kirschner, wissenschaftlicher Assistent am Lehrstuhl Dogmatik der Universität Tübingen, theologisch sowie innerkirchlich eher abgelehnt.<ref>Einen Überblick des derzeitigen Forschungsstandes gibt: {{Literatur |Autor=Martin Kirschner |Titel=Gotteszeugnis in der Spätmoderne. Theologische und sozialwissenschaftliche Reflexionen zur Sozialgestalt der katholischen Kirche |Verlag=Echter |Ort=Würzburg |Datum=2006 |Seiten=130–138}}</ref> So hält der Theologe [[Wolfgang Beinert (Theologe)|Wolfgang Beinert]] die Formulierung für eine „[[contradictio in adiecto]]“<ref>{{Literatur |Autor=Wolfgang Beinert |Titel=„Katholischer“ Fundamentalismus. Häretische Gruppen in der Kirche? |Verlag=Pustet |Ort=Regensburg |Datum=1991 |Seiten=73}}</ref> und bezeichnet Fundamentalismus in jedweder Form als strukturell [[Häresie|häretisch]].<ref>vgl. {{Literatur |Autor=Wolfgang Beinert |Titel=„Katholischer“ Fundamentalismus. Häretische Gruppen in der Kirche? |Verlag=Pustet |Ort=Regensburg |Datum=1991 |Seiten=81 |Zitat=Es ist nicht zu sehen, wie sich Fundamentalismus in jedweder Form und Katholizität miteinander vereinbaren lassen. Der Fundamentalismus ist objektiv betrachtet eine strukturelle Häresie.}}</ref> |
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Der Beginn der zweiten Periode lässt sich auf die Gründung der [[World's Christian Fundamentals Association]] 1919 datieren, in der sich die voneinander unabhängigen konservativen Bewegungen auf der Basis von fünf traditionellen Grundwahrheiten des Christentums zusammenfanden: |
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Gleichwohl finden sich Elemente des religiösen Fundamentalismus im [[Katholizismus]] wieder. Ende des 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts waren das vor allem der [[Antimodernismus (Katholizismus)|Antimodernismus]], die Ablehnung der historisch-kritischen Methode sowie der [[Integralismus]], der in der Bildung eines abgeschotteten [[Soziales Milieu|Milieus]] mündete. Infolge des [[Zweites Vatikanisches Konzil|2. Vatikanums]] bildeten sich [[Katholischer Traditionalismus|traditionalistische]] Gruppen „innerhalb und außerhalb der katholischen Kirche, welche weitreichende Strukturgemeinschaften mit dem […] protestantischen Fundamentalismus aufweisen.“<ref>{{Literatur |Autor=Martin Kirschner |Titel=Gotteszeugnis in der Spätmoderne. Theologische und sozialwissenschaftliche Reflexionen zur Sozialgestalt der katholischen Kirche |Verlag=Echter |Ort=Würzburg |Datum=2006 |Seiten=135}}</ref> Kennzeichnend dafür sind die Absolutsetzung eines Teiles der kirchlichen Lehre und eine ahistorische Auffassung der Quellen des Glaubens (Schrift, Lehramt und Tradition). Der katholische Fundamentaltheologe [[Klaus Kienzler]] sieht die Ursache im katholisch geprägten Fundamentalismus in den Modernitätskrisen seiner Kirche und dem Ideal einer ''[[Societas perfecta]]'', aus der etwa die Enzykliken ''[[Syllabus errorum]]'' bzw. ''[[Quanta cura (Pius IX.)|Quanta Cura]]'' oder ''[[Pascendi]]'' hervorgingen und deren innerkirchliche Konflikte auch durch das Zweite Vatikanische Konzil nicht befriedet wurden. Es seien trotz theologischer Unterschiede zum Protestantismus „die gleichen fundamentalistischen Gefahren und Tendenzen auszumachen wie fundamentalistisches Schriftverständnis, Traditionalismus, [[Moralismus]] etc.“<ref>Klaus Kienzler: ''Der religiöse Fundamentalismus: Christentum, Judentum, Islam.'' C. H. Beck, 2007, S. 50 ff. ([https://books.google.de/books?id=3hgyQi4Z2HQC&pg=PA50&lpg=PA50&dq=Fundamentalismus+Antimoderne&source=bl&ots=XjMUUlZATM&sig=KsIAjm__eNs1YUB2rmL1ndzUAo4&hl=de&sa=X&ved=0ahUKEwjX4sKVxbnWAhXMtRQKHeyiBpYQ6AEIRzAH#v=onepage&q=Fundamentalismus%20Antimoderne&f=false online] in Google Books; abgerufen am 22. September 2017).</ref> |
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* die Irrtumslosigkeit der [[Bibel]] |
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* die [[Gott]]heit [[Jesus von Nazaret|Jesu Christi]] und seine Geburt von der [[Jungfräulichkeit Marias|Jungfrau Maria]] |
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* seine [[stellvertretende Sühne]] |
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* seine [[Auferstehung|leibliche Auferstehung]] |
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* die zweite [[Wiederkunft Christi]] bei der leiblichen [[Auferstehung der Toten]] |
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Aus [[Klerus|klerikaler]] Sicht warnte der Grazer Bischof [[Egon Kapellari|Kapellari]] in diesem Zusammenhang vor einem laizistischen und religiösen Fundamentalismus; letztere Vertreter sehen im „[[Aggiornamento]]“ eine „Selbsttäuschung der Christenheit, die sich ihrer säkularistischen Auslaugung und des daraus entspringenden ethischen Verfalls der Gesellschaft nur nicht bewusst sei“. Es bedürfe einer „großen Hellsichtigkeit, um im Einzelfall die Geister zu unterscheiden“. Jedoch würde das Wort „Fundamentalismus“ heute oft sehr leichtfertig „als eine Keule gegen religiöse Menschen verwendet, die ihren Glauben ernst nehmen“.<ref>Egon Kapellari: ''Europas christliche Identität. Christliche Mitte statt laizistischem und religiösem Fundamentalismus.'' In: [[Sonntagsblatt (Steiermark)|Sonntagsblatt für Steiermark]], Nr. 14 vom 2. April 2006, S. 16 ([http://www.sonntagsblatt.at/glaube/glaube-heute?d=europas-christliche-identitaet Online]).</ref> Ebenso warnte der Basler Bischof [[Kurt Koch (Kardinal)|Kurt Koch]], jetzt Präsident des [[Dikasterium zur Förderung der Einheit der Christen|Päpstlichen Rates zur Förderung der Einheit der Christen]], davor, in einer aus seiner Sicht zunehmend polarisierten Kirche „überall die Fundamentalismuskeule zu werfen“, anstatt sich „auf die Suche nach gemeinsamer Wahrheit [zu] machen“.<ref>Urban Fink-Wagner: [http://www.kath.ch/skz/index.php?kz=3058 ''60 Jahre Kurt Koch, 15 Jahre Basler Bischof.''] Interview mit Bischof Dr. Kurt Koch in der Schweizerischen Kirchenzeitung 10/2010, {{ISSN|1420-5041}}</ref> |
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Die ersten beiden Punkte gehörten seit der [[Alte Kirche|Alten Kirche]] zu den grundlegenden Lehren des Christentums, der dritte ist in der westlichen (katholischen und protestantischen) konservativen Theologie seit dem Mittelalter unbestritten. |
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Die beiden letzten Punkte wurden zwar in der konservativen Theologie nie abgelehnt, aber auch nie besonders betont. Hier wurden sie bewusst aufgeführt, um sich einerseits gegen die [[historisch-kritische Exegese]] und andererseits gegen die Ablehnung der Realität von Wundern abzugrenzen. |
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== Orthodoxer Fundamentalismus == |
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Die resultierende Bewegung wurde als Fundamentalismus bezeichnet, umfasste aber neben den eigentlichen Fundamentalisten auch die wesentlich größere Gruppe der heutigen [[Evangelikal]]en. Im Fundamentalismus gab es einerseits immer noch theologische Kapazitäten wie [[Gresham Machen]] und [[Cornelius Van Til]] - anderseits aber auch Leute wie Jay Frank Norris von den Southern Baptists oder Billy Sunday, ein ehemaliger Baseballspieler als Evangelist, die sich bestens für eine Karikatur eigneten. |
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{{Belege fehlen}} |
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Ein kleiner Teil der [[Athos]]-Mönche vertritt einen orthodoxen Fundamentalismus, der Begegnungen und Gespräche von Vertretern der [[Orthodoxie]] mit dem Papst, anderen Vertretern westlicher Kirchen oder den [[Orientalisch-orthodoxe Kirchen|altorientalischen Kirchen]] vehement bis militant ablehnt, wobei aber die Lautstärke dieser Gruppe sehr viel größer ist als ihre tatsächliche Bedeutung. |
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Orthodoxe Fundamentalisten sind auch ein Teil der diversen, teils selbsternannten orthodoxen [[Vagantenbischof|Episcopi Vagantes]] (irregulären Bischöfe) und ihrer Anhänger. Einige dieser Fundamentalisten sind [[Konversion (Religion)|Konvertiten]] aus westlichen Ländern. |
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In dieser Periode wurde auch die Kampagne gegen den Unterricht der [[Evolutionslehre]] an den Schulen gestartet. Weltbekannt wurde der [[Affenprozess]] 1925 gegen den Lehrer [[John Scopes]]. Ziel der Kampagne war die Verteidigung biblischer Aussagen gegen die moderne Wissenschaft. |
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Dagegen sind Gruppen wie die griechischen [[Altkalendarier]], die russischen [[Altgläubige in Russland|Raskolniken]] und Teile der [[Russische Orthodoxe Kirche im Ausland|Russischen Auslandskirche]] eher als extrem konservativ denn als fundamentalistisch zu bezeichnen, wenngleich es Überschneidungen gibt. |
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In vielen großen Denominationen kam es zu Streitigkeiten und zu Abspaltungen der konservativen Gruppen. Dabei entstanden z. B. aus den ''American Baptists'' die ''General Association of Regular Baptist Churches'' und aus der ''Northern Presbyterian Church'' die ''Orthodox Presbyterian Church''. |
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Typisches Kennzeichen des orthodoxen Fundamentalismus ist ins Extrem übersteigerter und absolut gesetzter Traditionalismus. |
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Ein ''interdenominationelles Netzwerk'' entstand unter Beteiligung von |
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* [[Bibelschule]]n |
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* [[Evangelisation]]sorganisationen |
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* [[Missionswerk]]en |
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* [[Sommer-Bibelkonferenz]]en |
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* [[Verlag]]shäusern. |
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== Christlicher Fundamentalismus in Medien und Politik == |
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==== Dritte Phase: Trennung von Evangelikalen und Fundamentalisten ==== |
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{{Belege fehlen}} |
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Säkulare Medien und Politiker verwenden den Ausdruck „christlicher Fundamentalismus“ oft ungenau definiert und beziehen ihn auch auf Gruppen, die im theologischen Sinn nicht zum christlichen Fundamentalismus gehören. Oft werden dabei Kriterien verwendet, die nicht nur auf christliche Fundamentalisten, sondern ebenso auf breitere Kreise im konservativen Christentum zutreffen, so zum Beispiel die Befürwortung traditioneller Familienwerte, Vertretung einer Form von Kreationismus oder die Ablehnung von [[Gender-Mainstreaming]], [[Schwangerschaftsabbruch|Schwangerschaftsabbrüchen]] sowie praktizierter [[Homosexualität]].<ref>Vgl. zum Beispiel [https://www.pro-medienmagazin.de/was-ist-evangelikaler-fundamentalismus/ Was ist evangelikaler Fundamentalismus?]</ref> |
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Homosexualität beispielsweise wird von christlichen Fundamentalisten wie von den meisten konservativen Christen entschieden abgelehnt. Manche Politiker und säkulare Medien rechnen deshalb die [[Ex-Gay-Bewegung]], welche vor allem Hilfe zu der umstrittenen Umorientierung von einer homosexuellen zu einer [[Heterosexualität|heterosexuellen]] Orientierung anbietet, zum christlich-fundamentalistischen Umfeld.<ref>[[Kleine Anfrage]] der Abgeordneten [[Volker Beck]] (Köln) […] und der Fraktion [[Bündnis 90/Die Grünen]]: ''Antihomosexuelle Seminare und pseudowissenschaftliche Therapieangebote religiöser Fundamentalisten'', 12. Januar 2008, ([http://dipbt.bundestag.de/dip21/btd/16/079/1607917.pdf online] (PDF-Datei; 86 kB), abgerufen am 7. September 2011)</ref><ref>Leonie Seifert: [http://www.zeit.de/online/2009/33/homosexuelle-hetze ''Diskriminierung Schwulenhetze, streng wissenschaftlich'']; in: [[Die Zeit]] vom 11. August 2009. abgerufen am 7. September 2011.</ref><ref>Ökumenische Arbeitsgruppe Homosexuelle und Kirche (HuK) e. V.: [https://www.huk.org/cms/front_content.php?idcat=37 ''Konversionstherapien'']; Webseite der [[Ökumenische Arbeitsgruppe Homosexuelle und Kirche|Ökumenischen Arbeitsgruppe Homosexuelle und Kirche]], abgerufen am 7. September 2011.</ref> |
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Das ''evangelikale Schisma'' wird eingeleitet durch einen Prozess des Sich-Einlassens vieler Denominationen auf die Moderne, mit dem Ziel, diese zu evangelisieren. Diese gründen 1943 die [[National Association of Evangelicals]]. |
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Eine mit dem christlichen Fundamentalismus oft verwechselte Bewegung ist die amerikanische [[christliche Rechte]], die konservatives Christentum mit [[Kapitalismus]], traditionellen Familienwerten, [[Waffe]]nbesitz und Amerika als dem [[Gelobtes Land|Gelobten Land]] kombiniert und diese Werte politisch vertritt, wobei in der heutigen Politik insbesondere [[Schwangerschaftsabbruch|Abtreibung]], gleichgeschlechtliche Ehe und staatliche Regulierungen wie zum Beispiel eine staatliche Krankenversicherung abgelehnt werden. |
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[[1957]] kam es zur Trennung zwischen Evangelikalen und Fundamentalisten, als der [[Erweckungsprediger]] [[Billy Graham]] sich die Kritik von den Fundamentalisten zuzog, die seine Mitarbeit im Ökumenischen Rat der Kirchen als Kompromiss mit den verderblichen Kräften des [[Modernismus]] deuteten. [[Bob Jones]] beschuldigte ihn der "Aufgabe der Religion" und des "Opfers des Evangeliums auf dem Altar zeitgemäßer Opportunität". Graham hielt am Sich-Einlassen fest. Das endgültige Schisma zwischen Evangelikalen und Fundamentalisten erfolgte 1957, nachdem die Fundamentalisten die finanzielle Unterstützung für den New York City Crusade abgelehnt hatten. Seitdem bezeichnet der Begriff strenggenommen nur mehr den verbliebenen Teil der Fundamentalisten, wenn er auch in weiterem Sinne auf die Protestantische Rechte der USA angewandt wird. |
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Die Religiöse Rechte ist ein beträchtlicher Teil der republikanischen Wählerschaft und setzt sich hauptsächlich aus Evangelikalen, Katholiken und Mormonen zusammen, die auch zusammenarbeiten wie beispielsweise bei der [[Manhattan Declaration]], und ist daher nur teilweise dem religiösen Fundamentalismus zuzuordnen. Christliche Fundamentalisten in den USA wählen mehrheitlich republikanisch, bei den Evangelikalen ist die politische Ausrichtung breiter gefächert.<ref>[http://www.zeit.de/2004/42/Amerika_2fNeiman Rechts und fromm], Artikel vom 7. Oktober 2004 von [[Susan Neiman]] auf [[Zeit Online]]</ref> |
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==Katholischer Fundamentalismus== |
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== Siehe auch == |
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Auch auf katholischer Seite gibt es fundamentalistische Strömungen, die jedoch gewöhnlich nicht als ''Fundamentalismus'' bezeichnet werden. Der heutige katholische Fundamentalismus ist charakterisiert durch ein Absolut-Setzen der katholischen Tradition und eine Idealisierung der römisch-katholischen Kirche des 19. Jahrhunderts, die sich als geschlossene [[Soziale Gruppe|Gruppe]] gegen "moderne" [[Irrtum|Irrtümer]] abgrenzte (siehe auch [[Antimodernisteneid]]). Die Lehren des [[Zweites Vatikanisches Konzil|Zweiten Vatikanischen Konzils]] werden oft abgelehnt, die lateinischsprachige [[tridentinische Messe]] wird bevorzugt. |
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* [[Paläokonservatismus]] |
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== Literatur == |
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Ein eigentlicher katholischer Fundamentalismus ist für manche Autoren begrifflich ausgeschlossen, da die katholische Religion als einzige eine rechtliche Struktur hat, bei der sich systemimmanent die spirituelle Autorität (gipfelnd in der Unfehlbarkeit des Papstes in Lehrfragen) nicht durch "Eiferer" überbieten lassen kann. Ein "katholischer" Fundamentalismus muss danach, um die Papstkirche fundamentalistisch nachzuahmen, den Weg der Abspaltung wählen (30. Juni 1988, Schisma der Lefebvre-Bewegung). Mit dieser Gruppe sympathisieren jedoch höchstens 0,2 % der 1,1 Mrd. Katholiken. |
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* Ernest R. Sandeen: ''The Roots of Fundamentalism. British & American Millenarianism.'' University of Chicago Press, Chicago 1970, ISBN 0-226-73468-4. |
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* George M. Marsden: ''Fundamentalism and American Culture. The Shaping of Twentieth-Century Evangelicalism 1870–1925.'' Oxford University Press, New York 1980, ISBN 0-19-530047-5. |
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Typisches Kennzeichen des katholischen Fundamentalismus ist ins Extrem übersteigerter Autoritarismus. Im Gegensatz zum protestantischen Fundamentalismus entwickelte sich der katholische Fundamentalismus in Europa, insbesondere in katholisch geprägten Ländern und Gegenden. Es gibt ihn sowohl innerhalb als auch außerhalb der römisch-katholischen Kirche. |
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* James Barr: ''Fundamentalismus''. Christian Kaiser Verlag, München 1981, ISBN 3-459-01336-2. |
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* [[Bruce Bawer]]: ''Stealing Jesus. How Fundamentalism Betrays Christianity.'' Crown, New York 1997, ISBN 0-517-70682-2. |
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Beispiele für konservative bis orthodoxe Bewegungen innerhalb der römisch-katholischen Kirche sind [[Ultramontanismus]], [[Integralismus]], [[Comunione e Liberazione]], die [[Priesterbruderschaft St. Petrus]], [[Catholics United for the Faith]], [[Opus Dei]] oder [[Sant Egidio]]. |
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* [[Wolfgang Beinert (Theologe)|Wolfgang Beinert]]: ''„Katholischer“ Fundamentalismus. Häretische Gruppen in der Kirche?'' Pustet, Regensburg 1991, ISBN 3-7917-1286-1. |
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* [[Erich Geldbach]]: ''Protestantischer Fundamentalismus in den USA und Deutschland.'' Ökumenische Studien 21, Lit, Münster [u. a.] 2001, ISBN 3-8258-5776-X. |
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Beispiele für fundamentalistische katholische Strömungen, deren Zugehörigkeit zur Katholischen Kirche umstritten ist, oder die sich außerhalb der römisch-katholischen Kirche befinden, sind die verschiedenen Varianten des [[Sedisvakantismus]] und die [[Priesterbruderschaft St. Pius X.]] |
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* [[Stephan Holthaus]]: ''Fundamentalismus in Deutschland. Der Kampf um die Bibel im Protestantismus des 19. und 20. Jahrhunderts.'' 2. Auflage. Verlag für Kultur und Wiss., Bonn 2003, ISBN 3-932829-85-9. |
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* Reinhard Hempelmann: ''Sind Evangelikalismus und Fundamentalismus identisch?'' In: Materialdienst der Evangelischen Zentralstelle für Weltanschauungsfragen, Jg. 69 (2006), Nr. 1, ISSN 0721-2402, S. 4–15. |
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== Orthodoxer Fundamentalismus == |
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* Geiko Müller-Fahrenholz: ''Zwischen Fundamentalismus und Beliebigkeit. Ein sozialpsychologischer Kommentar.'' In: epd-Dokumentation, Nr. 22/2006, ISSN 1619-5809, S. 6–10. |
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Ein kleiner Teil der [[Athos]]-Mönche vertritt einen orthodoxen Fundamentalismus, der Begegnungen und Gespräche von Vertretern der Orthodoxie mit dem Papst, anderen Vertretern westlicher Kirchen oder den [[Altorientalische Kirchen|altorientalischen Kirchen]] vehement bis militant ablehnt, wobei aber die Lautstärke dieser Gruppe sehr viel größer ist als ihre tatsächliche Bedeutung. |
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* Michael Hochgeschwender: ''Amerikanische Religion. Evangelikalismus, Pfingstlertum und Fundamentalismus.'' Verlag der Weltreligionen, Frankfurt am Main 2007, ISBN 978-3-458-71005-9. |
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* Oda Lambrecht, Christian Baars: ''Mission Gottesreich. Fundamentalistische Christen in Deutschland.'' 2., aktualisierte und erweiterte Ausgabe. Christoph Links Verlag, Berlin 2009, ISBN 978-3-86153-512-6. Vgl. hierzu die Kritik von Thomas Schirrmacher: ''[https://www.thomasschirrmacher.info/blog/die-kriminalisierung-der-evangelikalen/ „Mission Gottesreich“, oder: Die Kriminalisierung der Evangelikalen]'' (2009) |
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Orthodoxe Fundamentalisten sind auch ein Teil der diversen, teils selbsternannten orthodoxen [[Episcopi Vagantes]] (irregulären Bischöfe) und ihrer Anhänger. Einige dieser Fundamentalisten sind [[Konvertit]]en aus westlichen Ländern. |
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* Raúl Páramo-Ortega: ''Fundamentalisten sind immer die Anderen. Freud im Zeitalter des Fundamentalismus.'' Erweiterte Fassung 2008. 2008, [http://hdl.handle.net/20.500.11780/1055 Abstract]. |
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* Matthias Petzoldt: ''Wo ist das Christentum inhärent fundamentalistisch? Thesen und Erläuterungen.'' In: Tim Unger (Hrsg.): Fundamentalismus und Toleranz. Lutherisches Verlagshaus, Hannover 2009, ISBN 978-3-7859-0985-0, S. 226–251. |
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Dagegen sind Gruppen wie die griechischen [[Altkalendarier]], die russischen [[Raskolniken]], und Teile der [[Russische Auslandskirche|Russischen Auslandskirche]] eher als extrem konservativ denn als fundamentalistisch zu bezeichnen, wenn es auch Überschneidungen gibt. |
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* Hansjörg Hemminger: ''Mit der Bibel gegen die Evolution. Evolution und intelligentes Design als Themen des protestantischen Fundamentalismus.'' In: Bernd Janowski, Friedrich Schweitzer, Christoph Schwöbel (Hrsg.): Schöpfungsglaube vor der Herausforderung des Kreationismus. Vandenhoeck & Ruprecht, Neukirchen-Vluyn 2010, ISBN 978-3-7887-2350-7, S. 9–26. |
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* [[Thomas Schirrmacher]]: ''[https://www.thomasschirrmacher.info/buecher/buch-fundamentalismus-wenn-religion-zur-gefahr-wird/ Fundamentalismus: Wenn Religion zur Gefahr wird].'' SCM Hänssler, Holzgerlingen 2010, ISBN 978-3-7751-5203-7. |
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Typisches Kennzeichen des orthodoxen Fundamentalismus ist ins Extrem übersteigerter und absolut gesetzter Traditionalismus. |
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* Christoph Schwöbel: ''Vertauschte Fundamente.'' In: Zeitzeichen, Jg. 12 (2011), Nr. 9, ISSN 1616-4164, S. 15. |
|||
* Gisa Bauer: ''Fundamentalismus in den evangelischen Landeskirchen in Deutschland.'' In: Una Sancta, Jg. 69 (2014), Nr. 1, ISSN 0342-1465, S. 63–72. |
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* Wilhelm Eppler (Hrsg.): ''Fundamentalismus als religionspädagogische Herausforderung.'' Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2015, ISBN 978-3-8471-0419-3. |
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* Christoph Urban: ''Fundamentalismus. Ein Abgrenzungsbegriff in religionspolitischen Debatten.'' Springer VS, Wiesbaden 2019, ISBN 978-3-658-27328-6 (zugl. Dissertation, Ruhr-Universität Bochum 2019). |
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== Weblinks == |
== Weblinks == |
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*[http://www. |
* Friedhelm Jung: [http://www.efg-hohenstaufenstr.de/downloads/texte/christlicher_fundamentalismus.html ''Was ist christlicher Fundamentalismus?''] efg-hohenstaufenstr.de, 2002. |
||
* Samuel Külling: [http://www.efg-hohenstaufenstr.de/downloads/texte/biblischer_fundamentalismus.html ''Generalangriff gegen den biblischen „Fundamentalismus“?''] efg-hohenstaufenstr.de, 2001. |
|||
*[http://cranfordville.com/Cranfordville/Fundamentalism-Ger.pdf Amerikanischer religiöser Fundamentalismus] beschrieben von einem amerikanischen Theologen (deutsch) |
|||
* [[Jobst Schöne]]: [http://www.selk-deutschland.de/download/Schoene-Fundamentalismus.pdf ''Die Irrlehre des Fundamentalismus im Gegensatz zum lutherischen Schriftverständnis''], 1994 (PDF-Datei, 10 Seiten 42 kB). |
|||
*[http://www.relinfo.ch/evangelikalismus/fundamentalismus.html RelInfo - Christlicher Fundamentalismus] |
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* [http://www.gwdg.de/~agruens/fund/fund.html ''Was heißt „Fundamentalismus“?''] Vortrag von [[Religionswissenschaft]]ler Andreas Grünschloß, 1999.<!--sic!--> |
|||
*[http://theol.uibk.ac.at/itl/159.html Evangelikale Christen und die US-Politik, Prof. Schwager, theol. Uni Innsbruck] |
|||
* Lorin L. Cranford: ''[http://cranfordville.com/Cranfordville/Fundamentalism-Ger.pdf Amerikanischer religiöser Fundamentalismus, der Bock wird zum Gärtner.] ''(beschrieben von einem amerikanischen Theologen, 1991 – PDF-Datei, 21 Seiten, 80,5 kB; deutsch). |
|||
*[http://www.kirchenreligion.de Kirchenreligion contra christlich-konservativer Fundamentalismus?] |
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* [http://www.relinfo.ch/evangelikalismus/fundamentalismus.html ''Evangelikalismus''] von [[Evangelische Informationsstelle Kirchen – Sekten – Religionen|relinfo.ch]]. |
|||
* ''[http://theol.uibk.ac.at/itl/159.html Theologie treiben in Zeiten des Krieges]''. Evangelikale Christen und die US-Politik, Beitrag vom [[Raymund Schwager]], Theologische Fakultät der [[Universität Innsbruck]], 2002. |
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== Einzelnachweise == |
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Verwandte Themen: [[Fernsehprediger]], [[Tradition]], [[Evangelikal]], [[Konservativismus]], [[Totalitäre religiöse Gruppe]], [[Universalismus]], [[Kreationismus]], [[Ex-Gay-Bewegung]] |
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<references responsive /> |
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[[Kategorie:Christentumsgeschichte (Neuzeit)]] |
[[Kategorie:Christentumsgeschichte (Neuzeit)]] |
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[[Kategorie:Christliche Theologie]] |
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[[Kategorie:Christentum und Politik]] |
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[[en:Fundamentalist Christianity]] |
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[[ja:キリスト教根本主義]] |
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[[nl:Christenfundamentalisme]] |
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[[sv:Kristen fundamentalism]] |
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[[zh:基督教基要主义]] |
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[[Kategorie: Fundamentalismus]] |
Aktuelle Version vom 14. April 2025, 17:54 Uhr

Unter dem Begriff Christlicher Fundamentalismus werden vorwiegend solche Denkrichtungen im Christentum verstanden, die sich ausdrücklich auf die Bibel als Fundament (Bibeltreue) und wörtlich inspiriertes Wort Gottes berufen. Unter dem Begriff kann auch kirchlicher Struktur-Fundamentalismus verstanden werden, vor allem mit Bezug zur katholischen Kirche.
Nicht behandelt wird in diesem Artikel der Fundamentalismus von christlichen Sondergruppen, zum Beispiel der des Mormonentums oder der Zeugen Jehovas.
Grundsätzliches
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Im Zentrum des christlichen Fundamentalismus steht „der Glaube an die absolute Irrtumslosigkeit der Bibel auf allen Gebieten (also nicht nur auf dem Gebiet der Religion, sondern auch in den Bereichen Geographie, Geschichte und Biologie)“.[1] Vertreter sehen die Grundlagen des Glaubens als etwas Gegebenes an, das nicht durch vernunftgeleitete Auseinandersetzung entdeckt oder entwickelt werden müsse, sondern das bekannt und zu verkünden sei.[2]
Meist stimmen Anhänger des christlichen Fundamentalismus mit konservativen, als biblisch verstandenen Werten bezüglich der Treue überein, was auch auf die Sexualethik seine Auswirkung hat, so etwa auf das Verständnis von Geschlechtsverkehr außerhalb der Ehe oder von Abtreibung. Homosexualität und gleichgeschlechtliche Partnerschaften werden von den christlichen Fundamentalisten wie von den Evangelikalen entschieden abgelehnt (vom Allianz-Evangelikalismus sind auch differenzierende Stellungnahmen bekannt).[3]
Die Evolutionstheorie wird in der Regel abgelehnt. Die Gegenmodelle sind auch als Kreationismus oder Intelligent Design bekannt.
Es gibt christlichen Fundamentalismus unterschiedlicher konfessioneller Ausprägung, unterscheidbar nach seiner Herkunft, seiner Entwicklung oder nach den jeweils für unverzichtbar erklärten Lehren. Charakteristisch für den konfessionell ausgeprägten Fundamentalismus ist die Abgrenzung gegenüber allen Strömungen, die die eigene Lehre nicht vollständig teilen – auch gegenüber anderen christlich-fundamentalistischen Gruppen. Das Außenbild und die Wahrnehmung des christlichen Fundamentalismus in der Fachliteratur und in der Presse ist sehr vielgestaltig.
Der Begriff Fundamentalismus ist nur selten eine Eigenbezeichnung. Meistens handelt es sich um die Sichtweise von Kritikern und Gegnern. So verstehen sich protestantische Fundamentalisten selber als „bibeltreu“. Nach dem evangelischen Theologen Christoph Urban handelt es sich um einen „Abgrenzungsbegriff“, mit dem der Sprecher in bestimmten Diskursen markiert, wo er „gefährliche Grenzen überschritten“ sieht. Urban benennt drei Diskurse:
- den modernitätstheoretischen Diskurs, der Fundamentalismus als Bejahung von Terrorismus oder anderen Formen von Gewalt identifiziert, als Ablehnung des religiös-weltanschaulichen Pluralismus und als Eintreten für eine Entdifferenzierung der Gesellschaft; außerdem wird Fundamentalismus hier als Ausdruck von Überforderung in der modernen Gesellschaft verstanden;
- den bibelhermeneutischen Diskurs, der dem Fundamentalismus ein schiefes Verständnis der Bibel und eine Ablehnung der historisch-kritischen Methode attestiert;
- den kirchenpolitischen, in dem es um das Verhältnis zu Evangelikalen, zu Pfingstlern und Charismatikern und schließlich Muslimen geht.[4]
Protestantischer Fundamentalismus
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Der Protestantismus in den USA geriet nach dem Sezessionskrieg in eine Krise. Als Reaktion darauf wurden neue Ideen entwickelt, um mit den neuen gesellschaftlichen Verhältnissen zurechtzukommen. Daraus ist der protestantische Fundamentalismus entstanden.[5] Der Ursprung des Fundamentalismus-Begriffes liegt bei amerikanischen Zeitungsredaktionen und ihrer Wahrnehmung konservativ-protestantischer Kreise. Bereits 1878 wurde an der Niagara Creed-Konferenz von konservativ-protestantischen Theologen die göttliche Inspiration und damit verbundene Irrtumsfreiheit der Bibel bekannt und bekräftigt.[6] Eigentlicher Auslöser war die zwischen 1910 und 1915 erschienene Schriftenserie The Fundamentals.[7][8] Die beiden Brüder Lyman (1840–1923) und Milton Stewart (1838–1923) waren nach einer Predigt in der Moody Memorial Church in Chicago, die gegen die zunehmende Kritik an der Bibel unter protestantischen Geistlichen gerichtet war, bewegt und wollten etwas dagegen tun.[9] Von diesen Schriften wurden über drei Millionen Exemplare verteilt. Autoren waren verschiedene amerikanische Geistliche und der Schweizer Theologe Frédéric Bettex (1837–1915). In den Schriften wurden die Grundlehren des Apostolischen Glaubensbekenntnisses aus dem 5. Jahrhundert verteidigt, zu denen alle Kirchen weltweit über 1500 Jahre lang gestanden hätten. Die Schriften grenzten sich zudem gegen die Evolutionstheorie und verschiedene Sekten ab. Propagiert wurde auch der Dispensationalismus.[10]
Auslöser der kritischen Betrachtung durch die Presse war die Bekämpfung der Evolutionstheorie. Dazu hat wesentlich der Scopes-Prozess von 1925 beigetragen. Als Folge dieses Prozesses war die Mehrheit der auflagenstarken Presse gegen die christlichen Positionen gerichtet. Dadurch wurde die Entflechtung zwischen konservativen und liberalen Christen gefördert.
Sowohl die protestantisch-fundamentalistisch wie auch die evangelikal geprägten Kirchen lehnen die liberale Theologie ab. Gute und sinnvolle Teilerkenntnisse der historisch-kritischen Methode werden besonders in der evangelikalen Tradition jedoch unangetastet gelassen, zum Beispiel Ergebnisse aus der formalen Textkritik an der Bibel.
„Mit Recht hat der Fundamentalismus darauf hingewiesen, dass die historische Kritik den biblischen Text nicht vor der Usurpation durch den Ausleger bewahrt hat, obwohl genau das ihre ureigenste Intention war.“
Im deutschsprachigen Europa wurde die fundamentalistische Bewegung im Unterschied zu den USA nie stark. Dort ist die Geschichte anders verlaufen: Zwischen der pietistischen Bewegung und der neo-evangelikalen Bewegung gibt es viele verschiedene Zwischenformen. Der Neo-Calvinismus ist marginal, in seinen Bekenntnissen und Praktiken heterogen und von den anderen beiden Richtungen nur um Nuancen unterscheidbar.
Nach den Angaben der Autoren William MacDonald und Dean Sherman ist der Übergang zum Fundamentalismus auch bei der Charismatischen Bewegung bzw. Neocharismatischen Bewegung, je nach Hintergrund der Gruppe oder Gemeinde, fließend.[12][13] Letztere betreiben umstrittene Praktiken wie „Geistheilungen“: Gläubigen wird suggeriert, dass der Geistliche in der Lage sei, Krankheiten durch Handauflegen oder Ähnliches zu heilen. Die brasilianische Sekte Deus é Amor wirbt beispielsweise mit Abbildungen von leeren Rollstühlen und suggeriert damit, dass durch ihre Hilfe Gelähmte wieder laufen lernen. In Afrika geben Prediger wie Chris Oyakhilome und T. B. Joshua gegenüber ihrer Anhängerschaft vor, durch Gottes Hilfe Krankheiten wie AIDS heilen zu können.
Verbreitet ist außerdem das von C. Peter Wagner entworfene Konzept der „Geistlichen Kriegsführung“, in welchem behauptet wird, dass die Welt durch „Dämonen“ besetzt sei und durch christliches Handeln gereinigt werden müsse. Als „dämonisch“ werden dabei oft den Veranstaltern politisch missliebige Orte, Handlungen oder Weltanschauungen gewählt. „Viele Gebetsinitiativen versprechen sich gesellschaftliche Veränderungen durch geistliches Bezwingen der Mächte, die ‚Böses‘ verursachen (zum Beispiel Homosexualität, Abtreibung, auch Pluralismus und Humanismus) und ein ‚In-Existenz-Beten‘ der von Gott gewollten Ordnung.“[14] Trotz der militanten Rhetorik handelt es sich bei der geistlichen Kriegsführung aber um friedliche Märsche oder Gebete, nicht um gewalttätige Ausschreitungen.
Ein Merkmal des radikalen Flügels des protestantischen Fundamentalismus ist die doppelte Trennung: Fundamentalisten lehnen nicht nur jede Zusammenarbeit mit Menschen ab, die aus ihrer Sicht falsche Lehren vertreten, sie lehnen auch die Zusammenarbeit mit aus ihrer Sicht rechtgläubigen Menschen ab, die ihrerseits mit Vertretern einer falschen Lehre zusammenarbeiten. Diese Rigidität führte später zur organisatorischen Entflechtung von separatistischen Fundamentalisten und gemäßigten Evangelikalen, die theologisch aber genauso in apostolischer Tradition im Sinne des apostolischen Glaubensbekenntnisses stehen.[15]
Die Auftrennung von radikalen, oft calvinistisch geprägten Fundamentalisten und gemäßigten Evangelikalen hatte auch innerkirchliche Folgen.[16] Die beiden Richtungen entflochten sich in den USA, teilweise auch anderswo, in einem über Jahrzehnte dauernden Prozess in unterschiedliche Kirchen und Kirchenbünde. Die christlichen Fundamentalisten in den USA gründeten 1941 den nationalen Dachverband ACCC, die Evangelikalen 1942 den Dachverband NAE. Die Fundamentalisten hatten das Motto „keine Zusammenarbeit und keine Kompromisse“, die Evangelikalen „Zusammenarbeit ohne Kompromisse“ in wichtigen Lehrfragen.[17]
Die Fundamentalisten sind kirchlich hierarchischer gegliedert, die Evangelikalen haben einen starken innerkirchlichen Pluralismus mit demokratisch geprägtem Laien-Priestertum und freier Meinungsäußerung, wobei es alle denkbaren Zwischenformen gibt. Die calvinistisch geprägten Christen innerhalb der radikalen Fundamentalisten der USA bezeichnen die Evangelikalen als Arminianer und ordnen sie aus ihrer Sicht damit der gleichen großen Denkfamilie zu, zu der auch die theologisch Liberalen gehören. Ein Beispiel: Die Zusammenarbeit des bekannten evangelikalen Evangelisten Billy Graham mit Katholiken, Orthodoxen und Vertretern der theologisch liberal geprägten Mainstream Churches hat zur Entflechtung zwischen Fundamentalisten und Evangelikalen beigetragen.[18]
Konfliktlinien innerhalb des protestantischen Fundamentalismus entstehen entlang unterschiedlicher sozialer und wirtschaftlicher Hintergründe der Beteiligten, unterschiedlicher Glaubens- und Gottesdienstkulturen und Gesangstraditionen, die an meistens nebensächlichen theologischen Fragen kondensieren und zur Spaltung im Streit zwischen fundamentalistischen Gemeinden führen können. Die meisten Gemeindeabspaltungen sind jedoch friedlicher, organischer Natur und haben ihren Grund in arbeitsökonomischer Arbeitsteilung. Dies äußert sich etwa in Gründungen von Filialgemeinden, die ab einer gewissen Größe in die Unabhängigkeit entlassen werden und im – falls existenten – betreffenden Kirchenbund als eigenes Mitglied aufgenommen werden.[19]
Zwischen radikalen Fundamentalisten, gemäßigten Evangelikalen und theologischen Liberalen gibt es in Bezug auf das Bibelverständnis Unterschiede, was sich in der entsprechenden Literatur breit niederschlägt: Für die Fundamentalisten ist die Bibel irrtumslos, für die Evangelikalen von Gott inspiriert und absolut vertrauenswürdig und für die Liberalen ein Buch, das Gottes Wort bezeugt.
In der protestantischen Literatur werden oft theologische und konfessionsgeschichtliche Gründe angeführt, um die fundamentalistische Bewegung von anderen Strömungen abzugrenzen. Es gibt jedoch auch religionsspezifische sozialpsychologische Argumente, um die Abgrenzung zum Fundamentalismus zu orten:
„Die meisten fundamentalistischen Gruppen haben dagegen in ihrer Gemeindeleitung einen ganz konkreten Über-Vater, dessen Ansicht für die Gruppe verbindlich ist. Oft ist dessen Verhalten – durchaus auch im positiven Sinne des Wortes – patriarchalisch. Es ist darum für die Mitglieder einer solchen Gruppe schwer, zu eigener Mündigkeit, zu einer unabhängigen Gottesbeziehung zu finden, wie sie dem Neuen Testament entspricht.“
Soziologisch hat der radikale christliche Fundamentalismus manchmal strikte, unverrückbare Kriterien, um die Christen von den Ungläubigen zu unterscheiden. Manchmal wird die Kleidung betont (Frauen mit langen Röcken), in manchen Gruppen mit Kopfbedeckung in der Kirche, Männer nur mit oder nur ohne Bart. Daneben gibt es geschriebene und ungeschriebene Regeln, was als weltlich definiertes Tun zu unterlassen ist (beispielsweise bei extremen Fundamentalisten Verbot von Kino, Tanz, Kartenspiel, Make-up, Alkohol, Rauschmittel, Konsum von weltlicher Musik, Fernsehen und anderen Medien, in seltenen Fällen sogar der Erwerb höherer Bildung). Diese Regeln können sich von Gruppe zu Gruppe stark unterscheiden und sich in einer Gemeinde im Laufe der Zeit auch wieder ändern.
Ein Merkmal fundamentalistischer christlicher Gruppen ist die grundsätzliche Ablehnung der Ökumene und manchmal auch anderer Formen der Zusammenarbeit mit anderen christlichen Richtungen.[21][22]
Martin Riesebrodt unterscheidet verschiedene Phasen in der Entwicklung des protestantischen Fundamentalismus in den USA: den religiösen Disput 1900–1918, Einflussnahme auf staatliche Institutionen 1918–1925, Rückzug und Niedergang nach dem Scopes-Prozess 1925–1930, Reorganisation 1930–1940, institutionelle Abgrenzung 1940–1970 und neue Mobilisierung ab Ende 1960er Jahre aufgrund der neuen Möglichkeiten in den Massenmedien.[23]
Der Ökumenische Rat der Kirchen wird als zu liberal und linksgerichtet abgelehnt. Eine Organisation der radikal-protestantischen Fundamentalisten ist der International Council of Christian Churches (ICCC), gegründet 1948. Jedoch gibt es im deutschen Sprachraum keine Kirchen oder Gemeinden, die Mitglied des ICCC sind. Der ICCC hat aufgrund seines starken Separatismus in der evangelikalen Bewegung keine breite Anerkennung erlangt.
Während diese Gruppierungen friedlich und höchstens in theologischen Diskussionen rhetorisch deutlich auftreten, gibt es in den USA kleine rechtsextreme Gruppen wie Aryan Nations und die Christian-Identity-Bewegung. Sie haben mit dem traditionellen protestantisch-konservativen Fundamentalismus nichts zu tun. Es handelt sich um rechtsextreme Sondergruppen, die, wie bei solchen Gruppen üblich, verschiedene ideologische Hintergründe zu einer eigenen Weltanschauung vermischen und so auch christliche Versatzstücke, unter Missachtung der biblischen Ursprungs- und Bedeutungseinbettung, als Begründungsmuster hineinnehmen.
Eine wichtige Denkrichtung innerhalb des christlichen Fundamentalismus ist der Dominionismus, der die Bedeutung des Staates verringern will und eine politische Reformation auf der Basis der alttestamentlichen Gesetze fordert, die auch zur Relativierung eines Teils von heute mehrheitlich akzeptierten Rahmenbedingungen führen kann, etwa die Aufhebung von öffentlich-rechtlich anerkannten Formen des menschlichen Zusammenlebens außerhalb der klassischen Ehe.
Eine besondere Bedeutung haben pentecostale fundamentalistische Bewegungen in Brasilien erlangt, wie die Igreja Universal do Reino de Deus oder Deus é Amor. Vor allem in den Armenvierteln finden diese als Wirtschaftsunternehmen aufgebauten Gruppen willige Anhänger.[24][25] Die Führer der Organisationen geben sich als Wunderheiler, die u. a. vorgeben, Tote wieder aufstehen zu lassen. Es bestehen Verbindungen in die Politik (zum Beispiel über den Partido Social Cristão) und ins organisierte Verbrechen. Viele Pastoren sind ehemalige Bandenmitglieder, die sich ihrer Verbrechen rühmen und behaupten, durch Gottes Hilfe von diesem Leben abgekommen zu sein:
„Jawohl – wie von den Dämonen gefordert, habe ich mit meiner Frau unseren sechs Monate alten Sohn getötet, in der Pfanne gebraten, sein Fleisch gegessen – so viele barbarische Verbrechen habe ich begangen, ich war schon in der Hölle!“
Katholischer Fundamentalismus
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Der Begriff eines „katholischen Fundamentalismus“ – 1985 erstmals akademisch in einer US-amerikanischen Schrift gebraucht von Gabriel Daly[27] – wird laut Martin Kirschner, wissenschaftlicher Assistent am Lehrstuhl Dogmatik der Universität Tübingen, theologisch sowie innerkirchlich eher abgelehnt.[28] So hält der Theologe Wolfgang Beinert die Formulierung für eine „contradictio in adiecto“[29] und bezeichnet Fundamentalismus in jedweder Form als strukturell häretisch.[30]
Gleichwohl finden sich Elemente des religiösen Fundamentalismus im Katholizismus wieder. Ende des 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts waren das vor allem der Antimodernismus, die Ablehnung der historisch-kritischen Methode sowie der Integralismus, der in der Bildung eines abgeschotteten Milieus mündete. Infolge des 2. Vatikanums bildeten sich traditionalistische Gruppen „innerhalb und außerhalb der katholischen Kirche, welche weitreichende Strukturgemeinschaften mit dem […] protestantischen Fundamentalismus aufweisen.“[31] Kennzeichnend dafür sind die Absolutsetzung eines Teiles der kirchlichen Lehre und eine ahistorische Auffassung der Quellen des Glaubens (Schrift, Lehramt und Tradition). Der katholische Fundamentaltheologe Klaus Kienzler sieht die Ursache im katholisch geprägten Fundamentalismus in den Modernitätskrisen seiner Kirche und dem Ideal einer Societas perfecta, aus der etwa die Enzykliken Syllabus errorum bzw. Quanta Cura oder Pascendi hervorgingen und deren innerkirchliche Konflikte auch durch das Zweite Vatikanische Konzil nicht befriedet wurden. Es seien trotz theologischer Unterschiede zum Protestantismus „die gleichen fundamentalistischen Gefahren und Tendenzen auszumachen wie fundamentalistisches Schriftverständnis, Traditionalismus, Moralismus etc.“[32]
Aus klerikaler Sicht warnte der Grazer Bischof Kapellari in diesem Zusammenhang vor einem laizistischen und religiösen Fundamentalismus; letztere Vertreter sehen im „Aggiornamento“ eine „Selbsttäuschung der Christenheit, die sich ihrer säkularistischen Auslaugung und des daraus entspringenden ethischen Verfalls der Gesellschaft nur nicht bewusst sei“. Es bedürfe einer „großen Hellsichtigkeit, um im Einzelfall die Geister zu unterscheiden“. Jedoch würde das Wort „Fundamentalismus“ heute oft sehr leichtfertig „als eine Keule gegen religiöse Menschen verwendet, die ihren Glauben ernst nehmen“.[33] Ebenso warnte der Basler Bischof Kurt Koch, jetzt Präsident des Päpstlichen Rates zur Förderung der Einheit der Christen, davor, in einer aus seiner Sicht zunehmend polarisierten Kirche „überall die Fundamentalismuskeule zu werfen“, anstatt sich „auf die Suche nach gemeinsamer Wahrheit [zu] machen“.[34]
Orthodoxer Fundamentalismus
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Ein kleiner Teil der Athos-Mönche vertritt einen orthodoxen Fundamentalismus, der Begegnungen und Gespräche von Vertretern der Orthodoxie mit dem Papst, anderen Vertretern westlicher Kirchen oder den altorientalischen Kirchen vehement bis militant ablehnt, wobei aber die Lautstärke dieser Gruppe sehr viel größer ist als ihre tatsächliche Bedeutung.
Orthodoxe Fundamentalisten sind auch ein Teil der diversen, teils selbsternannten orthodoxen Episcopi Vagantes (irregulären Bischöfe) und ihrer Anhänger. Einige dieser Fundamentalisten sind Konvertiten aus westlichen Ländern.
Dagegen sind Gruppen wie die griechischen Altkalendarier, die russischen Raskolniken und Teile der Russischen Auslandskirche eher als extrem konservativ denn als fundamentalistisch zu bezeichnen, wenngleich es Überschneidungen gibt.
Typisches Kennzeichen des orthodoxen Fundamentalismus ist ins Extrem übersteigerter und absolut gesetzter Traditionalismus.
Christlicher Fundamentalismus in Medien und Politik
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Säkulare Medien und Politiker verwenden den Ausdruck „christlicher Fundamentalismus“ oft ungenau definiert und beziehen ihn auch auf Gruppen, die im theologischen Sinn nicht zum christlichen Fundamentalismus gehören. Oft werden dabei Kriterien verwendet, die nicht nur auf christliche Fundamentalisten, sondern ebenso auf breitere Kreise im konservativen Christentum zutreffen, so zum Beispiel die Befürwortung traditioneller Familienwerte, Vertretung einer Form von Kreationismus oder die Ablehnung von Gender-Mainstreaming, Schwangerschaftsabbrüchen sowie praktizierter Homosexualität.[35]
Homosexualität beispielsweise wird von christlichen Fundamentalisten wie von den meisten konservativen Christen entschieden abgelehnt. Manche Politiker und säkulare Medien rechnen deshalb die Ex-Gay-Bewegung, welche vor allem Hilfe zu der umstrittenen Umorientierung von einer homosexuellen zu einer heterosexuellen Orientierung anbietet, zum christlich-fundamentalistischen Umfeld.[36][37][38]
Eine mit dem christlichen Fundamentalismus oft verwechselte Bewegung ist die amerikanische christliche Rechte, die konservatives Christentum mit Kapitalismus, traditionellen Familienwerten, Waffenbesitz und Amerika als dem Gelobten Land kombiniert und diese Werte politisch vertritt, wobei in der heutigen Politik insbesondere Abtreibung, gleichgeschlechtliche Ehe und staatliche Regulierungen wie zum Beispiel eine staatliche Krankenversicherung abgelehnt werden.
Die Religiöse Rechte ist ein beträchtlicher Teil der republikanischen Wählerschaft und setzt sich hauptsächlich aus Evangelikalen, Katholiken und Mormonen zusammen, die auch zusammenarbeiten wie beispielsweise bei der Manhattan Declaration, und ist daher nur teilweise dem religiösen Fundamentalismus zuzuordnen. Christliche Fundamentalisten in den USA wählen mehrheitlich republikanisch, bei den Evangelikalen ist die politische Ausrichtung breiter gefächert.[39]
Siehe auch
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Ernest R. Sandeen: The Roots of Fundamentalism. British & American Millenarianism. University of Chicago Press, Chicago 1970, ISBN 0-226-73468-4.
- George M. Marsden: Fundamentalism and American Culture. The Shaping of Twentieth-Century Evangelicalism 1870–1925. Oxford University Press, New York 1980, ISBN 0-19-530047-5.
- James Barr: Fundamentalismus. Christian Kaiser Verlag, München 1981, ISBN 3-459-01336-2.
- Bruce Bawer: Stealing Jesus. How Fundamentalism Betrays Christianity. Crown, New York 1997, ISBN 0-517-70682-2.
- Wolfgang Beinert: „Katholischer“ Fundamentalismus. Häretische Gruppen in der Kirche? Pustet, Regensburg 1991, ISBN 3-7917-1286-1.
- Erich Geldbach: Protestantischer Fundamentalismus in den USA und Deutschland. Ökumenische Studien 21, Lit, Münster [u. a.] 2001, ISBN 3-8258-5776-X.
- Stephan Holthaus: Fundamentalismus in Deutschland. Der Kampf um die Bibel im Protestantismus des 19. und 20. Jahrhunderts. 2. Auflage. Verlag für Kultur und Wiss., Bonn 2003, ISBN 3-932829-85-9.
- Reinhard Hempelmann: Sind Evangelikalismus und Fundamentalismus identisch? In: Materialdienst der Evangelischen Zentralstelle für Weltanschauungsfragen, Jg. 69 (2006), Nr. 1, ISSN 0721-2402, S. 4–15.
- Geiko Müller-Fahrenholz: Zwischen Fundamentalismus und Beliebigkeit. Ein sozialpsychologischer Kommentar. In: epd-Dokumentation, Nr. 22/2006, ISSN 1619-5809, S. 6–10.
- Michael Hochgeschwender: Amerikanische Religion. Evangelikalismus, Pfingstlertum und Fundamentalismus. Verlag der Weltreligionen, Frankfurt am Main 2007, ISBN 978-3-458-71005-9.
- Oda Lambrecht, Christian Baars: Mission Gottesreich. Fundamentalistische Christen in Deutschland. 2., aktualisierte und erweiterte Ausgabe. Christoph Links Verlag, Berlin 2009, ISBN 978-3-86153-512-6. Vgl. hierzu die Kritik von Thomas Schirrmacher: „Mission Gottesreich“, oder: Die Kriminalisierung der Evangelikalen (2009)
- Raúl Páramo-Ortega: Fundamentalisten sind immer die Anderen. Freud im Zeitalter des Fundamentalismus. Erweiterte Fassung 2008. 2008, Abstract.
- Matthias Petzoldt: Wo ist das Christentum inhärent fundamentalistisch? Thesen und Erläuterungen. In: Tim Unger (Hrsg.): Fundamentalismus und Toleranz. Lutherisches Verlagshaus, Hannover 2009, ISBN 978-3-7859-0985-0, S. 226–251.
- Hansjörg Hemminger: Mit der Bibel gegen die Evolution. Evolution und intelligentes Design als Themen des protestantischen Fundamentalismus. In: Bernd Janowski, Friedrich Schweitzer, Christoph Schwöbel (Hrsg.): Schöpfungsglaube vor der Herausforderung des Kreationismus. Vandenhoeck & Ruprecht, Neukirchen-Vluyn 2010, ISBN 978-3-7887-2350-7, S. 9–26.
- Thomas Schirrmacher: Fundamentalismus: Wenn Religion zur Gefahr wird. SCM Hänssler, Holzgerlingen 2010, ISBN 978-3-7751-5203-7.
- Christoph Schwöbel: Vertauschte Fundamente. In: Zeitzeichen, Jg. 12 (2011), Nr. 9, ISSN 1616-4164, S. 15.
- Gisa Bauer: Fundamentalismus in den evangelischen Landeskirchen in Deutschland. In: Una Sancta, Jg. 69 (2014), Nr. 1, ISSN 0342-1465, S. 63–72.
- Wilhelm Eppler (Hrsg.): Fundamentalismus als religionspädagogische Herausforderung. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2015, ISBN 978-3-8471-0419-3.
- Christoph Urban: Fundamentalismus. Ein Abgrenzungsbegriff in religionspolitischen Debatten. Springer VS, Wiesbaden 2019, ISBN 978-3-658-27328-6 (zugl. Dissertation, Ruhr-Universität Bochum 2019).
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Friedhelm Jung: Was ist christlicher Fundamentalismus? efg-hohenstaufenstr.de, 2002.
- Samuel Külling: Generalangriff gegen den biblischen „Fundamentalismus“? efg-hohenstaufenstr.de, 2001.
- Jobst Schöne: Die Irrlehre des Fundamentalismus im Gegensatz zum lutherischen Schriftverständnis, 1994 (PDF-Datei, 10 Seiten 42 kB).
- Was heißt „Fundamentalismus“? Vortrag von Religionswissenschaftler Andreas Grünschloß, 1999.
- Lorin L. Cranford: Amerikanischer religiöser Fundamentalismus, der Bock wird zum Gärtner. (beschrieben von einem amerikanischen Theologen, 1991 – PDF-Datei, 21 Seiten, 80,5 kB; deutsch).
- Evangelikalismus von relinfo.ch.
- Theologie treiben in Zeiten des Krieges. Evangelikale Christen und die US-Politik, Beitrag vom Raymund Schwager, Theologische Fakultät der Universität Innsbruck, 2002.
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Kurt Remele: Katholischer Fundamentalismus. In: Clemens Six, Martin Riesebrodt, Siegfried Haas (Hrsg.): Religiöser Fundamentalismus. Vom Kolonialismus zur Globalisierung. StudienVerlag, Innsbruck-Wien-Bozen 2004, ISBN 3-7065-4071-1, S. 53–68, hier: S. 55.
- ↑ James Barr: Fundamentalismus. In: Evangelisches Kirchenlexikon. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 1986, Band 3, Sp. 1404.
- ↑ Schweizerische Evangelische Allianz, Wilf Gasser (Autor): Zwischen Annahme und Veränderung – Christlicher Glaube und gleichgeschlechtliche Orientierung. Ein Arbeitspapier der Schweizerischen Evangelischen Allianz ( des vom 2. April 2015 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. ; sea dokumentation arbeitspapier Nr. 93; Zürich, 2009; zuletzt abgerufen am 20. Mai 2012 (pdf; 220 kB).
- ↑ Christoph Urban: Fundamentalismus. Ein Abgrenzungsbegriff in religionspolitischen Debatten. Springer VS, Wiesbaden 2019, das Zitat S. 1.
- ↑ Philipp Flammer: Lernen im protestantischen Fundamentalismus der USA von 1930 bis 1950. Verein Infosekta, Zürich 1995, S. 4 (pdf, 396 kB, abgerufen am 20. Mai 2012).
- ↑ David Jäggi: Fundamentalismus contra „Neo-Orthodoxie“. Francis Schaeffers theologische Prägung, sein Anliegen und die daraus resultierende Kritik an der Lehre von Karl Barth. Logos, Berlin 2013, ISBN 978-3-8325-3430-1, S. 48.
- ↑ The Fundamentals, A Testimony to the Truth, Vol. I–XII, Testimony Publishing Company Chicago s. a.
- ↑ Martin Riesebrodt: Protestantischer Fundamentalismus in den USA. ( vom 5. Februar 2016 im Internet Archive) Information Nr. 102, Evangelische Zentralstelle für Weltanschauungsfragen, Stuttgart 1987, S. 2 (pdf, 140 kB, abgerufen am 20. Mai 2012).
- ↑ Stephan Holthaus: Fundamentalismus in Deutschland: Der Kampf um die Bibel im Protestantismus des 19. und 20. Jahrhunderts. Verlag für Kultur und Wissenschaft, Bonn 1993.
- ↑ Philipp Flammer: Lernen im protestantischen Fundamentalismus der USA von 1930 bis 1950. Verein Infosekta, Zürich 1995, S. 8 (pdf, 396 kB, abgerufen am 13. März 2012).
- ↑ Peter Zimmerling: Protestantischer Fundamentalismus als gelebter Glaube. In: Hansjörg Hemminger (Hrsg.): Fundamentalismus in der verweltlichten Kultur. Quell, Stuttgart 1991, ISBN 3-7918-1908-9, S. 113.
- ↑ Dean Sherman: Geistliche Kampfführung – Wie Christen siegreich leben. Wuppertal 1991.
- ↑ William MacDonald: Achte auf den Unterschied. Dillenburg 1975, S. 54 ff.
- ↑ Handbuch Weltanschauungen, religiöse Gemeinschaften, Freikirchen. Gütersloh 2015, S. 233.
- ↑ Eckhard J. Schnabel: Sind Evangelikale Fundamentalisten? R. Brockhaus, Wuppertal/Zürich 1995.
- ↑ Iain Murray: Evangelicalism divided. A Record of Crucial Change in the Years of 1950 to 2000. Banner of Truth, Edinburgh 2000.
- ↑ Philipp Flammer: Lernen im protestantischen Fundamentalismus der USA von 1930 bis 1950. Verein Infosekta, Zürich 1995, S. 10 (pdf, 396 kB, abgerufen am: 13. März 2012).
- ↑ Gregory Marsden: Fundamentalism and American Culture. Oxford University Press, 2006, S. XXXIV.
- ↑ Evangelisch-Soziale Parteigruppe ESP (Hrsg.): Evangelikalismus und Fundamentalismus in den USA. Wetzikon 1993–2001.
- ↑ Peter Zimmerling: Protestantischer Fundamentalismus als gelebter Glaube. In: Hansjörg Hemminger (Hrsg.): Fundamentalismus in der verweltlichten Kultur. Quell, Stuttgart 1991, ISBN 3-7918-1908-9, S. 103.
- ↑ John F. MacArthur: Wenn Salz kraftlos wird. Die Evangelikalen im Zeitalter juckender Ohren. Christliche Literatur-Verbreitung, Bielefeld 1996.
- ↑ Michael de Semlyen: Alle Wege führen nach Rom. Evangelikale – wohin? Reformatorischer Verlag, Beese 1993.
- ↑ Martin Riesebrodt: Protestantischer Fundamentalismus in den USA. ( vom 5. Februar 2016 im Internet Archive) Information Nr. 102. Evangelische Zentralstelle für Weltanschauungsfragen, Stuttgart 1987, S. 6 (PDF, 140 kB, abgerufen am 20. Mai 2012).
- ↑ Klaus Hart: Brasiliens Sekte Deus é Amor.
- ↑ Wolfgang Behnk: Mit dem Plastikschwert gegen Dämonen – Brasilianische Pfingstbewegung. (Stand: März 2007)
- ↑ Klaus Hart: Brasiliens Sekte Deus é Amor.
- ↑ Gabriel Daly: Catholicism and Modernity. Band 53, 1985, S. 773–796 (= Journal of the American Academy of Religion), vgl. Fußnote in Richard Faber, Frank Unger: Populismus in Geschichte und Gegenwart. Königshausen & Neumann, 2008, S. 190.
- ↑ Einen Überblick des derzeitigen Forschungsstandes gibt: Martin Kirschner: Gotteszeugnis in der Spätmoderne. Theologische und sozialwissenschaftliche Reflexionen zur Sozialgestalt der katholischen Kirche. Echter, Würzburg 2006, S. 130–138.
- ↑ Wolfgang Beinert: „Katholischer“ Fundamentalismus. Häretische Gruppen in der Kirche? Pustet, Regensburg 1991, S. 73.
- ↑ vgl. Wolfgang Beinert: „Katholischer“ Fundamentalismus. Häretische Gruppen in der Kirche? Pustet, Regensburg 1991, S. 81: „Es ist nicht zu sehen, wie sich Fundamentalismus in jedweder Form und Katholizität miteinander vereinbaren lassen. Der Fundamentalismus ist objektiv betrachtet eine strukturelle Häresie.“
- ↑ Martin Kirschner: Gotteszeugnis in der Spätmoderne. Theologische und sozialwissenschaftliche Reflexionen zur Sozialgestalt der katholischen Kirche. Echter, Würzburg 2006, S. 135.
- ↑ Klaus Kienzler: Der religiöse Fundamentalismus: Christentum, Judentum, Islam. C. H. Beck, 2007, S. 50 ff. (online in Google Books; abgerufen am 22. September 2017).
- ↑ Egon Kapellari: Europas christliche Identität. Christliche Mitte statt laizistischem und religiösem Fundamentalismus. In: Sonntagsblatt für Steiermark, Nr. 14 vom 2. April 2006, S. 16 (Online).
- ↑ Urban Fink-Wagner: 60 Jahre Kurt Koch, 15 Jahre Basler Bischof. Interview mit Bischof Dr. Kurt Koch in der Schweizerischen Kirchenzeitung 10/2010, ISSN 1420-5041
- ↑ Vgl. zum Beispiel Was ist evangelikaler Fundamentalismus?
- ↑ Kleine Anfrage der Abgeordneten Volker Beck (Köln) […] und der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen: Antihomosexuelle Seminare und pseudowissenschaftliche Therapieangebote religiöser Fundamentalisten, 12. Januar 2008, (online (PDF-Datei; 86 kB), abgerufen am 7. September 2011)
- ↑ Leonie Seifert: Diskriminierung Schwulenhetze, streng wissenschaftlich; in: Die Zeit vom 11. August 2009. abgerufen am 7. September 2011.
- ↑ Ökumenische Arbeitsgruppe Homosexuelle und Kirche (HuK) e. V.: Konversionstherapien; Webseite der Ökumenischen Arbeitsgruppe Homosexuelle und Kirche, abgerufen am 7. September 2011.
- ↑ Rechts und fromm, Artikel vom 7. Oktober 2004 von Susan Neiman auf Zeit Online