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„Cortenstahl“ – Versionsunterschied

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[[Datei:Corten Stahl Cor-Ten Steel Museum history town Essen Germany.JPG|Cortenstahl-Projekt, [[Haus der Essener Geschichte]] (Scheidt Kasprusch Architekten)|mini|hochkant]]
[[Bild:Bochum Terminal(Kunst).jpg|thumb|200px|[[Richard Serra]]: ''Terminal'' (1977, Bochum) aus dem Werkstoff COR-TEN]]


'''Cortenstahl''' (Handelsbezeichnung ''COR-TEN-Stahl'', auch ''Kortenstahl'') ist ein [[wetterfester Baustahl]].
'''COR-TEN-Stahl''' (auch: '''Cortenstahl''' oder '''Kortenstahl''') ist eine [[Stahl|Stahllegierung]], die sich durch eine hohe Witterungsbeständigkeit auszeichnet. Die Oberfläche von COR-TEN-Stählen ist mit einer besonders dichten [[Eisenoxid]]schicht überzogen, die für die hohe [[Rost (Korrosion)|Rostbeständigkeit]] verantwortlich ist: Sie fungiert als Sperrschicht, die einen weiteren Zutritt feuchter Umgebungsluft verhindert und damit einen weiteren Rostangriff vermindert.


== Eigenschaften und Verwendung ==
== Entwicklung ==
Cortenstahl bildet auf der Oberfläche durch Bewitterung unter der eigentlichen [[Rost]]schicht eine besonders dichte Sperrschicht aus festhaftenden [[Sulfate]]n oder [[Phosphate]]n aus, die das Stahlteil vor weiterer [[Korrosion]] schützt.


Man unterscheidet:
Der Amerikaner Byramji D. Saklatwalla meldete die Stahllegierung mit den [[Legierung]]szusätzen [[Kupfer]], [[Phosphor]], [[Silizium]], [[Nickel]] und [[Chrom]] [[1932]] zum [[Patent]] an. Die United States Steel Corporation entwickelte den Stahl, der sich durch bis dahin nicht gekannte Witterungsbeständigkeit auszeichnete und gab dem neuen Werkstoff den Namen COR-TEN-Stahl. Die Bezeichnung kommt dadurch zustande, dass die erste Silbe COR auf den Rostwiderstand (''COR''rosion resistance) und die zweite Silbe auf die Zugfestigkeit (''TEN''sile strength) verweist. Als erstes deutsches Unternehmen nahm die [[Hüttenwerke Oberhausen AG]] Anfang [[1959]] die Herstellung von COR-TEN-Stahl auf.
* Corten A (gemäß [[ASTM]] A 242, [[Werkstoffnummer|Werkstoff-Nr.]] 1.8946, [[Europäische Norm|EN]] 10027-1: S355J2WP) entspricht einem wetterfesten, phosphorlegierten Baustahl. Die Dicke ist wegen schlechter Schweißeignung und schlechter Umformbarkeit auf unter 100 mm begrenzt.
* Corten&nbsp;B (ASTM&nbsp;A&nbsp;588, Werkstoff-Nr.&nbsp;1.8965, EN&nbsp;10027-1: S355J2W) ist nicht phosphorlegiert, hat gute [[Schweißeignung]] und eine gute Kalt- und Warm[[umformbarkeit]]. Der Stahl wird für geschweißte, [[Befestigungsschraube|geschraubte]] Konstruktionen eingesetzt, z.&nbsp;B. im [[Stahlbau|Stahlhoch-]] und [[Brücke]]nbau, im [[Druckbehälter|Behälterbau]], für [[ISO-Container]] sowie im [[Anlagenbau]].<ref>{{Webarchiv |url=http://www.prodema.de/index.php?mnu=29&lan=de |text=''Cortenstahl: Die Edelrost – Fassade von Limeparts '' |wayback=20160506172448 }} bei prodema.de, abgerufen am 6. Mai 2016.</ref>


Aufgrund seiner Unempfindlichkeit gegenüber Witterungseinflüssen und seiner charakteristischen [[Patina]] wird Cortenstahl auch für Akzente in der [[Architektur]] eingesetzt, etwa für Fassadenverkleidungen. Viele [[Bildhauer]], so bspw. [[Werner Pokorny]] oder [[Richard Serra]], verwenden das Material für [[Skulptur]]en im Außenbereich.<ref>{{Webarchiv|url=http://novastahl.ch/pdf/1316589183785.pdf |wayback=20160506172450 |text=''Beispiele'' }} bei novastahl.ch, Seite 9, abgerufen am 6. Mai 2016.</ref>
Auch das historische Verfahren zur Herstellung von [[Stahl#Historische_Verfahren|Puddelstahl]] erzeugte einen [[Werkstoff]], der ähnliche Eigenschaften aufwies. Ein prominentes Beispiel ist in Deutschland die [[Griethauser Brücke]] bei [[Kleve]], die trotz fehlendem Schutzanstrich kaum Korrosionsschäden aufweist.


== Verwendung ==
== Zusammensetzung ==
{| class="wikitable"
|+ Zusammensetzung von Cortenstahl, ohne Eisen, in (Gewichts–%)
|-
! Element !! [[Kohlenstoff|C]] !! [[Silizium|Si]] !! [[Mangan|Mn]] !! [[Phosphor|P]] !! [[Schwefel|S]] !! [[Chrom|Cr]] !! [[Kupfer|Cu]] !! [[Vanadium|V]] !! [[Nickel|Ni]]
|-
| Corten A<ref>{{internetquelle |url=https://www.gneesteel.com/de/products/steel-plate/weather-resistant-steel/astm-a242-steel.html |titel=ASTM A242-Stahl |abruf=27. März 2024 }}</ref> || ≤0,12 || 0,25–0,75 || 0,20–0,50 || 0,01–0,20 || ≤0,030 || 0,50–1,25 || 0,25–0,55 || – || 0,65
|-
| Corten B<ref>{{internetquelle |url=https://www.horstmann-freise.de/app/download/5783914612/COR-TEN_B |titel=Werkstoffblatt Corten B|abruf=27. März 2024 }}</ref> || ≤0,16 || 0,30–0,50 || 0,80–1,25 || ≤0,030 || ≤0,030 || 0,40–0,65 || 0,25–0,40 || 0,02–0,10 || ≤0,40
|}


== Geschichte ==
COR-TEN-Stahl ist gut schweiss- und schmiedbar. Man unterscheidet zwischen Corten A Werkstoff-Nr 1.8962 und Corten B Werkstoff-Nr 1.8963.
Der Amerikaner Byramji D. Saklatwalla meldete eine Stahllegierung mit den [[Legierung]]szusätzen [[Kupfer]], [[Phosphor]], [[Silizium]], [[Nickel]] und [[Chrom]] 1932 zum [[Patent]] an. Die [[United States Steel Corporation]] entwickelte den Stahl, der sich durch hohe Witterungsbeständigkeit auszeichnet, weiter und gab dem neuen Werkstoff mit den ungefähren zusätzlichen Legierungsanteilen 0,8 % Cr, 0,5 % Ni, 0,5 % Cu, 0,1 % P den Namen Cortenstahl.<ref>{{Webarchiv|url=http://www.fft-bohner.de/inc/img/referenzen/dokumente/18.pdf |wayback=20160506172445 |text=''aus Biologie, der freien Wissensdatenbank'' }} bei fft-bohner.de, abgerufen am 6. Mai 2016.</ref> Die Bezeichnung ''Cor-Ten'' entstand aus den englischen Ausdrücken ''corrosion resistance'' für „Korrosionswiderstand“ und ''tensile strength'' für „Zugfestigkeit“. Als erstes deutsches Unternehmen nahm die [[Hüttenwerke Oberhausen AG]] Anfang 1959 die Herstellung von Cortenstahl auf.


Auch das historische, im 19. Jahrhundert verbreitete [[Puddelverfahren]] zur Herstellung von Schmiedeeisen erzeugte einen [[Werkstoff]], der ähnliche Eigenschaften aufwies. Ein prominentes Beispiel ist in Deutschland die [[Griethausener Eisenbahnbrücke]] bei [[Kleve]], die trotz fehlenden Schutzanstrichs kaum Korrosionsschäden aufweist.<ref>[https://www.mecondo.de/corten-edelstahl-ral/cortenstahl.html ''Geschichte''] bei mecondo.de, abgerufen am 6. Mai 2016.</ref>
Der Stahl wird für unterschiedlich [[Schweißen|geschweißte]], [[Befestigungsschraube|geschraubte]] und [[Niet|genietete]] [[Konstruktion]]en eingesetzt, z.&nbsp;B. im [[Stahlbau|Stahlhoch]]- und [[Brücke (Bauwerk)|Brückenbau]], im [[Druckbehälter|Behälterbau]], bei [[Abgas|Abgasanlagen]] sowie im [[Fahrzeug|Fahrzeug-]] und [[Gerät|Gerätebau]]. Aufgrund seiner Unempfindlichkeit gegenüber Witterungseinflüssen und seiner charakteristischen Oberfläche/[[Patina]] wird COR-TEN-Stahl auch für Akzente in der [[Architektur]] eingesetzt. Viele [[Bildhauer]] verwenden das Material für [[Skulptur]]en im Innen- und Außenbereich, da es witterungsbeständig ist und durch den Rost schnell eine individuelle Oberflächenstruktur auch erhält.


== Beispiele ==
[[Kategorie:Stahl]]
<gallery>
Wien - WU Campus, D1 & TC.JPG|Fassade der Gebäude „Department 1“ und „Teaching Center“ der [[Wirtschaftsuniversität Wien|WU Wien]]
Guardrails Leitplanke Brennerautobahn Italien Suedtirol.jpg|Leitplanken der [[Autostrada_A22|Brennerautobahn]] in Italien
Skulptur LKA Hannover.jpg|Skulptur ''Der Schild'' von [[Hannes Meinhard]] am [[Landeskriminalamt Niedersachsen]]
LDS NRW MainBuilding.jpg|Westfassade des Hauptgebäudes des [[Landesbetrieb Information und Technik Nordrhein-Westfalen|Landesbetriebs Information und Technik NRW]] (Düsseldorf)
Cortenstahlskulptur vor der Deutschen Rentenversicherung in Speyer.jpg|[[Christoph Mancke]]: ''Das Dach'' (2003, Speyer) vor der [[Deutsche Rentenversicherung Rheinland-Pfalz|Deutschen Rentenversicherung Rheinland-Pfalz]]
Georg Elser Denkmal Koenigsbronn.jpg|[[Georg Elser|Georg-Elser]]-Denkmal von [[Friedrich Frankowitsch]] (2010, Königsbronn)
Rostigernagel.JPG|[[Rostiger Nagel (Aussichtsturm)|Aussichtsturm „Rostiger Nagel“]] aus wetterfestem Baustahl am [[Sornoer Kanal]]
Corten-Stahl-Mauerverkleidung.jpg|Cortenstahl-Verkleidung (2010, [[Deutschnofen]] I)
Buchholz-Stele (Rückseite).JPG|Gedenkplatte aus Cortenstahl auf der [[Forschermeile]] in Bremerhaven<ref>[https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Buchholz-Stele.JPG Obere Vorderseite der Gedenkplatte].</ref>
Abspannmast Zhorec.JPG|Freileitungsmast der Hochspannungsleitung Etzenricht-Hradec bei Zhorec in Tschechien
Belgique - Louvain-la-Neuve - IBA - Mauro Staccioli - Anneau - 02.jpg|''Anneau'', [[Mauro Staccioli]], [[Louvain-la-Neuve]], [[Belgien]]
Serra Terminal Bochum 26Apr2014 0136.JPG|[[Terminal (Skulptur)|''Terminal'']], Skulptur von [[Richard Serra]], Bochum
Trier BW 2012-08-05 17-36-51.jpg|[[Turm Luxemburg]] in Trier
Jahr100Haus_im_November_2022.jpg|Jahr100Haus im [[Freilichtmuseum Molfsee]]
Dahlem Habelschwerdter Allee Rostlaube-1.JPG|„[[Gebäudekomplex Rost- und Silberlaube|Rostlaube]]“ der [[Freie Universität Berlin|Freien Universität]] in Berlin
</gallery>


== Siehe auch ==
[[en:Cor-ten]]
* [[Rostfreier Stahl]]

== Weblinks ==
{{Commonscat|COR-TEN-Steel|Cortenstahl}}
* [https://web.archive.org/web/20090731001311/http://www.beratung-hallenbau.de/fileadmin/werthyp/Fassade/Wetterfester_Baustahl.pdf Info-Broschüre des „Stahl-Informations-Zentrums“] (Webarchiv)
* [https://www.dezeen.com/2025/01/14/corten-steel-clad-homes-rusty-facade "Ten Corten-steel homes with eye-catching rusty facades" (Dezeen)] Beispiele für Wohnhäuser aus Cortenstahl

== Einzelnachweise ==
<references />

{{SORTIERUNG:Cortenstahl}}
[[Kategorie:Baustahl]]

Aktuelle Version vom 7. April 2025, 04:38 Uhr

Cortenstahl-Projekt, Haus der Essener Geschichte (Scheidt Kasprusch Architekten)

Cortenstahl (Handelsbezeichnung COR-TEN-Stahl, auch Kortenstahl) ist ein wetterfester Baustahl.

Eigenschaften und Verwendung

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Cortenstahl bildet auf der Oberfläche durch Bewitterung unter der eigentlichen Rostschicht eine besonders dichte Sperrschicht aus festhaftenden Sulfaten oder Phosphaten aus, die das Stahlteil vor weiterer Korrosion schützt.

Man unterscheidet:

Aufgrund seiner Unempfindlichkeit gegenüber Witterungseinflüssen und seiner charakteristischen Patina wird Cortenstahl auch für Akzente in der Architektur eingesetzt, etwa für Fassadenverkleidungen. Viele Bildhauer, so bspw. Werner Pokorny oder Richard Serra, verwenden das Material für Skulpturen im Außenbereich.[2]

Zusammensetzung

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Zusammensetzung von Cortenstahl, ohne Eisen, in (Gewichts–%)
Element C Si Mn P S Cr Cu V Ni
Corten A[3] ≤0,12 0,25–0,75 0,20–0,50 0,01–0,20 ≤0,030 0,50–1,25 0,25–0,55 0,65
Corten B[4] ≤0,16 0,30–0,50 0,80–1,25 ≤0,030 ≤0,030 0,40–0,65 0,25–0,40 0,02–0,10 ≤0,40

Der Amerikaner Byramji D. Saklatwalla meldete eine Stahllegierung mit den Legierungszusätzen Kupfer, Phosphor, Silizium, Nickel und Chrom 1932 zum Patent an. Die United States Steel Corporation entwickelte den Stahl, der sich durch hohe Witterungsbeständigkeit auszeichnet, weiter und gab dem neuen Werkstoff mit den ungefähren zusätzlichen Legierungsanteilen 0,8 % Cr, 0,5 % Ni, 0,5 % Cu, 0,1 % P den Namen Cortenstahl.[5] Die Bezeichnung Cor-Ten entstand aus den englischen Ausdrücken corrosion resistance für „Korrosionswiderstand“ und tensile strength für „Zugfestigkeit“. Als erstes deutsches Unternehmen nahm die Hüttenwerke Oberhausen AG Anfang 1959 die Herstellung von Cortenstahl auf.

Auch das historische, im 19. Jahrhundert verbreitete Puddelverfahren zur Herstellung von Schmiedeeisen erzeugte einen Werkstoff, der ähnliche Eigenschaften aufwies. Ein prominentes Beispiel ist in Deutschland die Griethausener Eisenbahnbrücke bei Kleve, die trotz fehlenden Schutzanstrichs kaum Korrosionsschäden aufweist.[6]

Commons: Cortenstahl – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. Cortenstahl: Die Edelrost – Fassade von Limeparts (Memento vom 6. Mai 2016 im Internet Archive) bei prodema.de, abgerufen am 6. Mai 2016.
  2. Beispiele (Memento vom 6. Mai 2016 im Internet Archive) bei novastahl.ch, Seite 9, abgerufen am 6. Mai 2016.
  3. ASTM A242-Stahl. Abgerufen am 27. März 2024.
  4. Werkstoffblatt Corten B. Abgerufen am 27. März 2024.
  5. aus Biologie, der freien Wissensdatenbank (Memento vom 6. Mai 2016 im Internet Archive) bei fft-bohner.de, abgerufen am 6. Mai 2016.
  6. Geschichte bei mecondo.de, abgerufen am 6. Mai 2016.
  7. Obere Vorderseite der Gedenkplatte.