„Horus“ – Versionsunterschied
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{{Begriffsklärungshinweis}} |
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{{Infobox Ägyptische Gottheit |
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| IDEOGRAMM = <hiero>G5</hiero> |
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| [[Bild:Isis_und_Horos_MK_1888.png|Isis und Horos ]]<br /> |
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| IDEOGRAMM2 = <hiero>G6</hiero> |
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<small>Isis und Horos (Berliner Museum)</small><br><br> |
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| IDEOGRAMM3 = <hiero>G7</hiero> |
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| [[Bild:Isis_und_Horos2_MK_1888.png|Isis und Horos]]<br /> |
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| IDEOGRAMM3-ERKLÄRUNG = Horusfalke |
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<small>Isis und Horos (Harpokrates), München</small> |
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| NAME = <hiero>G5</hiero> |
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| NAME-ERWEITERT = [[Frühdynastische Periode (Ägypten)|Frühzeit]] |
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| NAME2 = <hiero>G5</hiero> |
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| NAME2-ERWEITERT = [[Altes Reich]] |
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| NAME3-ERWEITERT = [[Neues Reich]] |
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| NAME3 = <hiero>N31-A40</hiero> |
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| NAME4-ERWEITERT = [[Spätzeit]] |
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| NAME4 = <hiero>D2:D21-R8</hiero> |
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| NAME5-ERWEITERT = [[Ägypten in griechisch-römischer Zeit|Griechisch-römische Zeit]] |
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| NAME5 = <hiero>F18:D21-G7</hiero><br /> Horus<br /> ''Ḥr''<br /> ''Der Ferne'' /<br /> ''Der oberhalb ist'' |
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| GRIECHISCH = Horos |
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| KOPTISCH = {{lang|cop|ϩⲱⲣ}}<br /> (Hôr) |
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| BILD1 = Horus standing.svg |
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| BILD1-BREITE = 100px |
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| BILD1-BESCHREIBUNG = Horus mit [[Was-Zepter]] und [[Anch]] und Doppelkrone ([[Pschent]]) |
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| BILD2 = Horus as falcon.svg |
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| BILD2-BREITE = 150px |
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| BILD2-BESCHREIBUNG = Horus als Falke |
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'''Horus''' (auch als '''Horos''' oder '''Hor''' transkribiert) war ein Hauptgott der [[Ägyptische Mythologie|Mythologie]] des [[Altes Ägypten|Alten Ägyptens]]. Er ist, gemeinsam mit [[Seth (ägyptische Mythologie)|Seth]], [[Bat (ägyptische Mythologie)|Bat]] und [[Neith (ägyptische Mythologie)|Neith]], die älteste Gottheit der ägyptischen Geschichte und bereits auf Artefakten der protodynastischen Epochen um 3.400 v. Chr. zu finden. Er wurde fast durchweg als [[Falken|Falke]] dargestellt und ist deshalb heute gemeinhin als „Falkengott“ bekannt. |
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'''Horus''' (oder '''Horos''') ist der '''Hauptgott''' in der frühen ägyptischen Mythologie. '''Horus''' bedeutet '''"der Ferne"''', was sich auf seine Aufgabe als '''Himmelsgott''' bezieht. Er ist ausserdem ein '''Welten-''' oder '''Lichtgott''' und der '''Beschützer der Kinder'''. '''Horus''' wird als '''[[Falke]]''', als '''Mann mit Falkenkopf''' oder als '''naktes Kind''' mit Jugendlocke und Finger im Mund dargestellt. Er ist der '''einzige [[Gott]]''' der Ägypter, der über einen so langen Zeitraum, wie der von '''3000 Jahren''' den höchsten Stand der Verehrung genoss. Schon auf so frühen Gegenständen wie einer '''Narmertafel''' (Opferstein) wurde ein '''Falke''' gefunden, der als '''Horus''' bezeichnet wird. Die '''Augen''' des Horus sind '''[[Sonne]]''' und '''[[Mond]]''', wobei der '''Mond''' selber das '''"Horus-Auge"''' ist. In der '''Osirismythologie''' ist Horus der '''Sohn''' von '''[[Isis]]''' und '''[[Osiris]]'''. Sein Widersacher ist sein Onkel '''[[Seth]]'''. Als Horus herangewachsen ist heiratet er '''[[Hathor]]''' und besiegt '''Seth''' im Zweikampf, sowie vor dem Gericht, wodurch er die '''Herrschaft über Ägypten''' erlangt. |
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Horus war der Gott des Himmels und des [[Horizont]]s, er galt als Schutzpatron der [[Pharao]]nen und Kinder. Der ägyptischen Mythologie zufolge überspannten seine Flügel den gesamten Himmel und seine wachsamen Augen waren [[Sonne]] und [[Mond]]. Er galt in früher Zeit als gleichberechtigter Zwillingsbruder des Seth, als Sohn der [[Hathor]] (später wahlweise auch der [[Isis]]) und ab dem späten Alten Reich als Beschützer des Sonnengottes [[Re (ägyptische Mythologie)|Ra]]. Ab dem [[Mittleres Reich|Mittleren Reich]] erlangte er durch seine in [[Fabel]]n überlieferte Fehde mit Seth Berühmtheit, der nun als sein neidischer Onkel präsentiert wurde. |
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Aus diesem Grund erhielten die Pharaonen den Titel '''"Horus"''' und wurden als die '''Verkörperung des Horus''' angesehen. Man fand in vielen '''Grabstätten''' Texte und Abbildungen des '''Horus'''. Der '''Horus''' ist der '''meistabgebildete''' Gott der Ägypter. |
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Im Mittleren Reich wird Horus als Gottheit des ersten und elften [[Gau (Ägypten)#Oberägyptische Gaue|oberägyptischen Gaues]] (''Ta-seti'' und [[Seth (ägyptische Mythologie)|Seth]]-Tier-Gau) aufgeführt, in der [[Ägypten in griechisch-römischer Zeit|griechisch-römischen Zeit]] dagegen als Gott des [[Ma-hedj (Gau)|16. oberägyptischen]] und 14. [[Gau (Ägypten)#Unterägyptische Gaue|unterägyptischen Gaues]].<ref>Christian Leitz u. a.: ''LGG.'' Leuven 2002, S. 233.</ref> |
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== Zum Namen == |
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=== Etymologie === |
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Der heute gebräuchliche Name „Horus“ ist die [[Latein|latinisierte]] Form des [[Altägyptische Sprache|altägyptischen]] Wortes ''Ḥr.w'', was sehr wahrscheinlich schlicht „Falke“ bedeutet. Die ursprüngliche und tatsächliche Aussprache ist bis heute nicht vollumfänglich aufgeklärt. Der Grund hierfür ist der Umstand, dass Horus' Name bis in die [[4. Dynastie]] während des Alten Reiches nur mit der Falkenhieroglyphe (Gardiner-Zeichen '''G5''') geschrieben wurde. Da erst ab der [[5. Dynastie]] der Falkenhieroglyphe komplementäre Schriftzeichen beigefügt wurden, ist nur die ungefähre [[Transkription (Schreibung)|Transkribierung]] ab dieser Zeit überliefert, sie lautet gemäß neueren Rekonstruktionen ''ˈħaːɾuw''. Daraus wurde im Koptischen ''ħoːɾ'' und schließlich die [[gräzisiert]]e Form ''Hóros'', lateinisch eben ''Horus''.<ref name="ESM">Edmund S. Meltzer: ''Horus''. New York 2002, S. 164.</ref> |
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=== Bedeutung === |
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Was der Eigenname „Haru“ bedeutet, ist wiederum Gegenstand von divergierenden Auslegungen und Interpretationen. Die komplementären Schriftzeichen erlauben eine Deutung als „fern“, „weit“ und „hoch oben“ zu, sodass sein Name in etwa mit „der in Ferne ist“ oder „der in der Höhe ist“ übersetzt werden kann. Dies geht vermutlich auf die Flugkünste echter Falken zurück, die in luftigen Himmelshöhen sogar verharren (siehe [[Rüttelflug]]) und so scheinbar das ganze Land überblicken können.<ref name="ESM"/> |
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=== Beinamen === |
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* „[[Hor-iabti|Der östliche Horus]]“ |
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* „[[Hor-imi-Schenut|Horus, der in Schenut ist]]“ |
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* „[[Hor-Inpu|Horus-Anubis]]“ |
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* „[[Hor-Nechen|Horus von Hierakonpolis]]“ |
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* „[[Haroeris|Horus, der Große / Horus der Alte]]“ |
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* „[[Horus von Buto]]“ |
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* „[[Hor-mehti|Der nördliche Horus]]“ |
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* „[[Hor-nefer|Der vollkommene Horus]]“ |
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== Darstellung == |
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=== Horus als Vogel === |
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Die Grundgestalt von Horus ist ein [[Falken|Falke]]. Es ist allerdings nicht möglich, sich auf eine bestimmte Art festzulegen, weil bereits die frühdynastischen Ägypter mindestens vier Arten von Falken kannten und verehrten. Möglicherweise betrieben sie sogar die [[Falknerei]]. Zu den vier favorisierten Falkenarten, die als [[Inspiration]] für die Darstellung von Horus in Frage kommen, sind: |
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* '''[[Wanderfalke]] (''Falco peregrinus'')''': wird von [[Ägyptologie|Ägyptologen]] und [[Ornithologie|Ornithologen]] besonders favorisiert. Als Grund wird angegeben, dass diese Falkenart nur saisonweise in Ägypten verkehrt und seine zuverlässige Rückkehr als Zeichen des Glücks gedeutet wurde. |
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* '''[[Eleonorenfalke]] (''Falco eleonorae'')''': steht an zweiter Stelle, weil seine Gesichtsmusterung besonders kontrastreich und damit den Darstellungen des Horusfalken am ähnlichsten ist. |
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* '''[[Baumfalke]] (''Falco subbuteo'')''': von ihm werden bis heute regelmäßig Falkenmumien ausgegraben, er erfuhr demnach kultische Verehrung wie die beiden vorgenannten Arten. |
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* '''[[Lannerfalke]] (''Falco biarmicus'')''': auch von ihm werden regelmäßig Mumien ausgegraben. |
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Allen Falkenarten gemein ist die markante Gesichtsmusterung mit der gebogenen „Tränenspur“ unter den Augen. Erschwert wird eine genaue Zuordnung dadurch, dass der Horusfalke auf frühdynastischen Objekten (wie zum Beispiel [[Elfenbein]]täfelchen, Gefäßinschriften und Grabstelen) nur als Zeichnung, ohne Farben erscheint. Auf vordynastischen Objekten wird er außerdem ohne detaillierte Gesichtsmusterung dargestellt. Auch aus dem Alten Reich ist keine farbige Darstellung überliefert. Die späteren Darstellungen ab der [[Ramessidenzeit]] weichen farblich voneinander ab. Möglicherweise waren mehrere Falkenarten schon früh künstlerisch miteinander verschmolzen, eben weil die Ägypter mehrere Arten gleichzeitig verehrten.<ref>Patrick F. Houlihan, Steven M. Goodman: ''The Birds of Ancient Egypt''. Oxford (UK) 2023, S. 46–48.</ref> |
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=== Horus als Hieroglyphe === |
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Die Horusfalken-Hieroglyphe ist bereits seit der [[Prädynastik]] überliefert und als [[Gardiner-Liste|Gardiner-Zeichen]] '''G5''' mit der Transkribierung ''Ḥr'' registriert. Wird Horus als Hieroglyphe oder [[Ideogramm]] dargestellt, erscheint er als sitzender Falke in Seitenansicht. Es gibt zahlreiche Variationen dieser Hieroglyphe, zum Beispiel als Falke mit Krone auf dem Kopf, als Falke mit Königsflegel, der aus dem Rücken zu ragen scheint, oder als Falke auf einer [[Standarte]]. Auch als ruhender Falke oder Falkenmumie kann er erscheinen. |
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=== Horus als Gottheit === |
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Als Gottheit ercheint Horus entweder als Falke, oder anthropomorph, das heißt, mit dem Körper eines Menschen und mit dem Kopf eines Falken. Er ist dann als athletisch-schlanker Mann zu sehen, dessen Körper in Frontansicht dargestellt wird, während das Gesicht stets zur Seite blickt. Statuen hingegen zeigen ihn vollständig von vorn. Meist wird er in schreitender Pose gezeigt, aber auch Sitzstatuen sind erhalten. Eher selten sind Statuen, die ihn knieend präsentieren. Ab der Ramessidenzeit wurden aber auch Statuen geschaffen, die Horus als komplett menschengestaltiges Kind mit Jugendlöckchen zeigen, meist stitzt er im Schoß seiner Mutter [[Isis]] oder [[Hathor]]. In der [[Ägypten in griechisch-römischer Zeit|griechisch-römischen]] Zeit erfolgte die Darstellung des Gottes häufig als [[Römische Legion|Legionär]]. Auch das Motiv der den Horusknaben stillenden Isis findet sich gelegentlich auf römischen Münzen mit dem Porträt von [[Kaiser]]innen. Dabei handelt es sich nicht nur um in [[Alexandria]] geprägte Münzen für die römische Provinz Ägypten, sondern auch um reichsrömische Münzen, die in Ägypten nicht umliefen.<ref>Ursula Kampmann: ''Die Münzen der römischen Kaiserzeit.'' 1. Auflage, Battenberg 2004, München / Gietl, Regenstauf 2004, ISBN 3-89441-549-5, S. 215 Nr. 50.38.</ref> |
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== Geschichtliche Entwicklung == |
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=== Überblick === |
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Horus hat in der geschichtlichen Entwicklung der ägyptischen Mythologie zahlreiche Veränderungen erfahren: Es entstanden unterschiedliche Wesensformen in Falkengestalt, die jeweils in einen eigenen [[Mythos]] eingebettet sind und deswegen unterschiedliche Eigenschaften und Kultorte haben. Der gesamte Mythos um Horus ist deshalb sehr vielschichtig und erscheint zuweilen sehr kompliziert. |
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Das älteste Wesen des Gottes Horus war jedoch das eines Himmelsgottes. Die beiden Himmelskörper [[Sonne]] und [[Mond]] galten als die Augen des Gottes, wobei das rechte Auge das sogenannte [[Auge des Re|Sonnenauge]] und das linke das [[Horusauge|Mondauge]] ist. Um beide Augen ranken sich verschiedene Mythen. Die Flügelspitzen des Gottes berührten die Grenzen der Erde. Ein aus der Frühzeit stammendes [[Symbol|Bildsymbol]], das ein Flügelpaar, die von [[Re (ägyptische Mythologie)|Re]] stammende [[Sonnenschiff|Sonnenbarke]] und einen darüber sitzenden Falken zeigt, wird als [[Kontamination (Sprachwissenschaft)|Kontamination]] verschiedener Himmelsbilder angesehen. Diese Darstellung gilt als Vorläufer des später häufig auftauchenden Symbols der ''[[Flügelsonne]]'' ([[Behedeti]]).<ref>W. Helck, E. Otto: ''Kl. Lexikon der Ägyptologie.'' Wiesbaden 1999, S. 127.</ref> |
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In seiner Bedeutung als Emblem eines siegreichen Volkes avancierte Horus zum Kriegsgott und zum kriegsbringenden Führer,<ref>Veronica Ions: ''Die Götter und Mythen Ägyptens.'' Klagenfurt 1988, S. 66.</ref> wodurch der Glaube entstand, der König ([[Pharao]]) sei dessen irdische Verkörperung. Seit dieser Zeit trugen die Könige Ägyptens den Falkengott Horus in ihrer [[Pharao#Namen und Titel|Königs-Titulatur]]. Die Bedeutung von Horus als Himmels- und Königsgott wird als gleich alt beziehungsweise zeitgleich angesehen. |
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Dadurch, dass die Könige zur selben Zeit den Gott [[Re (ägyptische Mythologie)|Re]] verehrten, kam es zu einer Identifizierung des Horus mit der Sonne. Der zur [[Altägyptische Religion|Staatsreligion]] gegensätzlichen Vorstellung des Volkes zufolge war Horus jedoch zwischenzeitlich mit dem Sohn des [[Osiris]] gleichgesetzt worden. Die so entstandenen Wechselbeziehungen beider Identifizierungen eines Gottes führten zu einer verschiedenen Mythenbildung. Trotz der Unterschiede dieser beiden Horus-Götter verschmolzen die Ägypter den Sonnen-Horus in späterer Zeit mit dem gleichnamigen Gott des Osiriskultes zu einem Gott Horus. Allerdings führte dieser Verschmelzungsprozess ([[Synkretismus (Ägyptologie)|Synkretismus]]) in verschiedenen Kultzentren zu unterschiedlichen Ergebnissen, so dass es schließlich fünfzehn verschiedene Horus-Götter gab. |
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Trotz dieser vielen Sonderformen kann durch die Abstammungsgeschichte, die Horus im Mythos zugeschrieben wurde, eine grobe Einteilung vorgenommen werden: |
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* Als Sohn von [[Atum]] oder [[Re (ägyptische Mythologie)|Re]], von [[Geb (ägyptische Mythologie)|Geb]] oder [[Nut (ägyptische Mythologie)|Nut]] gehört Horus zum Sonnenkult. |
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* Als Sohn der Isis und des Osiris gehört er zum [[Osirismythos]].<ref>Veronica Ions: ''Die Götter und Mythen Ägyptens.'' Klagenfurt 1988, S. 67.</ref> |
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=== Weitere Formen des Gottes Horus === |
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{| class="wikitable zebra" style="border:2px solid gray; width:100%;" |
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! {{Ägyptologie TblHighlight}}|Name |
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! {{Ägyptologie TblHighlight}}|Darstellung in Hieroglyphen |
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! {{Ägyptologie TblHighlight}}|Transkription |
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! {{Ägyptologie TblHighlight}}|kurze Beschreibung/Bedeutung |
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! {{Ägyptologie TblHighlight}}|Namensvariante |
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| [[Behdeti]] |
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|class="darkmode-hintergrundfarbe-neutral" style="background:#FFFFDE; color:#202122;"| <hiero>F18:D46-X1:O49</hiero> |
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| ''Bḥdtj'' |
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| „Der von Edfu“. Ursprünglich aus dem 4./5. [[Unterägypten|unterägyptischen]] [[Gau (Ägypten)|Gau]]. |
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| [[Harachte]] |
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|class="darkmode-hintergrundfarbe-neutral" style="background:#FFFFDE; color:#202122;"| <hiero>G5--N27:X1*Z4</hiero> |
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| ''Ḥr-3ḫtj'' |
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| „Der horizontische Horus“, „Horus der beiden Horizonte“. Gott der Morgensonne. Eine Unterform des Gottes Horus. |
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| Hor-Achti |
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| [[Harmachis]] |
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|class="darkmode-hintergrundfarbe-neutral" style="background:#FFFFDE; color:#202122;"| <hiero>G5-Aa15:N27-O1</hiero> |
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| ''Ḥr-m-3ḫt'' |
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| „Horus im Horizont“. Personifikation der aufgehenden Sonne. Berühmteste Darstellung: [[Große Sphinx von Gizeh]]. |
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| Houroun (französisch) |
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| [[Haroeris]] |
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|class="darkmode-hintergrundfarbe-neutral" style="background:#FFFFDE; color:#202122;"| <hiero>G5-G36:D21-A40</hiero> |
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| ''Ḥr-wr'' |
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| „Horus der Große“ oder „Horus der Alte“. |
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| Her-ur |
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| [[Harpare]] |
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|class="darkmode-hintergrundfarbe-neutral" style="background:#FFFFDE; color:#202122;"| <hiero>G5:Z1-p:N6</hiero> |
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| ''Ḥr-Rʿ'' |
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| „Horus, die Sonne“. Der Gott schützt den König vor Krankheit und Unheil. |
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| Hor-Re, Re-Hor |
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| [[Harsiese (ägyptische Mythologie)|Harsiese]] |
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|class="darkmode-hintergrundfarbe-neutral" style="background:#FFFFDE; color:#202122;"| <hiero>G5-G39-Q1-X1:H8</hiero> |
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| ''Ḥr-s3-3st'' |
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| „Horus, Sohn der Isis“. Bezeichnung für den Gott Horus in seiner Eigenschaft als Sohn. |
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| Harsiesis |
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|- |
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| [[Hor-Behdeti]] |
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|class="darkmode-hintergrundfarbe-neutral" style="background:#FFFFDE; color:#202122;"| <hiero>G5-F18:D46-X1:O49</hiero> |
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| ''Ḥr-Bḥdtj'' |
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| „Horus des südlichen Edfu“. |
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|- |
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| [[Horus Iunmutef]] |
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|class="darkmode-hintergrundfarbe-neutral" style="background:#FFFFDE; color:#202122;"| <hiero>G5 O28-G14 X1:I9</hiero> |
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| ''Ḥr-Jwn-mw.t=f'' |
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| „Horus, der Pfeiler seiner Mutter“. Bezeichnung für den Gott Horus in seiner Eigenschaft als familiäre Stütze und Beschützer der Isis. |
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|- |
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| [[Harsomtus]] |
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|class="darkmode-hintergrundfarbe-neutral" style="background:#FFFFDE; color:#202122;"| <hiero>G5-F36-M13-T3</hiero> |
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| ''Ḥr-sm3-t3wj'' |
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| „Horus, der die beiden Länder vereint“. |
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| Hor-Semataui |
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Die '''Griechen''' setzten '''Horus''' ihrem Gott '''[[Apoll]]''' gleich. |
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== Bedeutung für das Königtum == |
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[[Datei:Egypte louvre 290.jpg|mini|hochkant|Horus-Name von [[Wadji]] im [[Serech]]]] |
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Horus war der Königsgott. Der Falke selbst stellte in vorgeschichtlicher Zeit ein [[Totem]] dar, das von den Nomadenstämmen im [[Oberägypten|oberägyptischen]] Bereich als späteres [[Gau (Ägypten)|Gauzeichen]] verehrt wurde. Der König wurde bereits seit Beginn der [[Prädynastik (Ägypten)|Vor-]] und [[Frühdynastische Periode (Ägypten)|Frühdynastischer Zeit]] mit dem Himmelsgott gleichgesetzt:<ref>Manfred Lurker: ''Lexikon der Götter und Symbole der Alten Ägypter.'' Bern u. a. 1998, S. 101.</ref> Horus offenbarte sich in der Person des Königs; der lebende König war Horus. |
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=== Horus im Königstitel === |
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Für alle Könige Ägyptens war die Herrschaft des Horus Vorbild. Sie nahmen den Titel „Lebender Horus“ an, und so ist der [[Horusname]] der älteste ägyptische Königstitel. Er ist z. B. bereits für die Könige [[Hat Hor]] und [[Skorpion I.]] belegt. Der Titel wird durch einen Falken symbolisiert, der auf einem Rechteck, dem [[Serech]], sitzt. Dieses enthält im unteren Teil die sogenannte [[Palastfassade]] und darüber den Namen des Königs. Auf der sogenannten [[Narmer-Palette]], die in die 0. Dynastie datiert, ist ein Falke abgebildet, der als Horus bezeichnet wird. Bis in die [[4. Dynastie]] war der Horusname der einzige Name des Königs ([[Pharao]]s), es kam aber noch in derselben Dynastie der [[Goldname|Goldhorusname]] (auch Goldname) als weiterer Königstitel hinzu. |
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=== Der Horus-Thron === |
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Durch die Krönung zum König Ägyptens wurde der Herrscher zum Horus. Dies drückte sich nicht nur durch den Horusnamen selbst aus. Texte auf Stelen sprechen davon, dass der König auf „den Horusthron der Lebenden“ kam: Der König saß auf dem Thron des Horus. Eine der bekanntesten Stelen, auf der dieser Satz ebenfalls zu finden ist, ist die sogenannte Restaurationsstele [[Tutanchamun]]s, wo es u. a. heißt: „Erschienen auf dem Horusthron der Lebenden“ und „um einen König für immer zu schaffen, einen Horus, der dauert für alle Zeit“.<ref>Hermann A. Schlögl: ''Echnaton, Tutanchamun. Fakten und Texte.'' Harrassowitz, Wiesbaden 1983, ISBN 3-447-02337-6, S. 129.</ref> |
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== Verehrung und Kultorte == |
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[[Datei:Egypt.Edfu.Temple.01.jpg|mini|hochkant|Statue des Horus im [[Tempel von Edfu]]]] |
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[[Datei:Hatshepsut temple9c.jpg|mini|hochkant|Name der [[Hathor]] in Hieroglyphen: ''Ḥwt Ḥr'', übersetzt: „Haus des Horus“]] |
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Vor der [[Reichseinigung (Ägypten)|Reichseinigung]] war Horus im [[Oberägypten|oberägyptischen]] [[Hierakonpolis]] beheimatet. Weitere Kultorte waren Letopolis und Wawat, ein Gebiet, das südlich vom [[Nil#Katarakte und Wasserfälle|1. Katarakt]], im unteren Teil [[Nubien]]s, lag. Erst später kam [[Edfu]] hinzu. Hier wurde er zusammen mit seiner Frau [[Hathor]] und dem gemeinsamen Sohn als Dreiheit verehrt. In [[Kom Ombo]] wurde er als Haroeris und als Sohn des [[Re (ägyptische Mythologie)|Re]] verehrt, in [[Heliopolis]] hingegen als Harachte, dem Gott der Morgensonne. Als Harpokrates wurde er hingegen unter anderem in [[Achmim]], [[Philae (Insel)|Philae]], Edfu, [[Alexandria]], [[Pelusium]] und dem [[Fajum]] verehrt. Als spätere Gottheit [[Unterägypten]]s galt er schließlich als Herr des Fruchtlandes von ganz Ägypten.<ref>Rolf Felde: ''Ägyptische Gottheiten.'' Wiesbaden 1995, S. 26.</ref> |
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== Ägyptische Mythologie == |
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Durch die geschichtliche Entwicklung und seine verschiedenen Wesensformen ist Horus in der ägyptischen Mythologie in unterschiedlichen Mythen vertreten. Sowohl Harsiese („Horus, Sohn der Isis“) als auch [[Hor-pa-chered]] („Horus, das Kind“) zählen zum [[Osirismythos]], wohingegen die Wesensformen des Horus als Haroeris, Horus-Behedeti, Harachte und Harmachis an den Sonnenkult gebunden sind. Daraus ergeben sich die unterschiedlichen Schilderungen über seine Herkunft. |
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Im Osirismythos ist er der Sohn des [[Osiris]] und der [[Isis]]. Aber auch [[Hathor]], deren Name mit „Haus des Horus“ übersetzt wird, wurde als seine Mutter angesehen, wobei die Inschriften des [[Tempel von Edfu|Tempels von Edfu]] sie als seine Gemahlin bezeichnen. Horus gehört nicht zum Kreis der [[Neunheit von Heliopolis]], da der König ([[Pharao]]) als Sohn des Osiris ihn verkörpert. Somit steht er der Neunheit gegenüber. Horus wurde während des Monats von [[Ka-her-ka]] (Oktober/November) geboren. |
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Als „Horus der Ältere“, auch „Horus der Alte“, (Haroeris, auch ''Her-ur'' oder ''Her-wer'') waren er und Isis die Eltern der vier Horussöhne (auch Kanopengötter) [[Amset]], [[Hapi (Horussohn)|Hapi]], [[Duamutef]] und [[Kebechsenuef]]. Den Horussöhnen oblag nicht nur der Schutz der [[Kanope]]n, sondern sie wurden auch von ihrem Vater als Wächter über die vier Himmelsrichtungen bestimmt, in die sie als Krönungsboten entsandt wurden. |
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In der griechischen Mythologie wird Horus per [[Interpretatio Graeca]] dem Gott [[Apollon]] gleichgesetzt.<ref>Siehe beispielsweise: [[Herodot]], ''[[Historien des Herodot|Historien]]'' 2, 144</ref> |
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=== Der Streit zwischen Horus und Seth === |
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==== Der Götterwettstreit nach dem Papyrus Chester Beatty I ==== |
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Dieser wohl bekannteste Mythos um Horus ist die grundlegende Frage um die Thronfolge nach dem Tod seines Vaters Osiris, der zwischen ihm und dessen Bruder [[Seth (ägyptische Mythologie)|Seth]] ausgefochten wird. Eine erzählerische Variante des Streits zwischen Horus und Seth wurde im [[Neues Reich|Neuen Reich]] während der Regierungszeit von [[Ramses V.]] verfasst: |
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Das Kleinkind Horus, Harsiese (Sohn der Isis), wurde von Isis durch die Begattung ihres verstorbenen Gatten Osiris empfangen. Isis zog ihn in den Sümpfen bei [[Buto (Altes Ägypten)|Buto]] auf. Als Horus schließlich zum Mann herangereift war, begann er, Krieg gegen Seth zu führen, um den Thron seines Vaters zurückzugewinnen. Er hatte viele andere Götter als Verbündete und errang im Kampf den Titel ''Harendotes'': Der Beschützer seines Vaters. Obwohl Horus in den Kämpfen gegen Seth und seine Streitmächte sehr erfolgreich war, erholte sich dieser immer wieder von seinen Wunden und Horus konnte ihn nicht besiegen. Der Krieg zog sich hin, und der listenreiche Seth versuchte, für sich Vorteile zu erringen, indem er den Streit um die Thronfolge vor ein Göttergericht brachte. |
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Die Verhandlung dauerte achtzig Jahre, ohne dass die Götter des Tribunals zu einer Entscheidung gelangten. Die Mitglieder des [[Fürstenhaus von Heliopolis|Gerichtshofes von Heliopolis]] waren stets mit dem letzten Sprecher, den sie als Zeugen geladen hatten, einer Meinung und wechselten demzufolge immer wieder ihre Ansicht. Die meisten der Richter sprachen für Horus, während Re-Harachte, der den Vorsitz hatte, Seth begünstigte, da dieser der Sohn der [[Nut (ägyptische Mythologie)|Nut]] war. Schließlich setzten sich [[Schu]] und [[Thot]] für Horus ein, die die Gerechtigkeit vor der Gewalt aufrechterhalten wollten. Isis, die davon ausging, dass der Streit nun beendet sei, verkündete, es sei der Wille des Gerichts, dass das „Auge“, das Symbol der Königsmacht, an Horus gegeben werde. [[Re-Harachte]], der sich so seiner Führung des Gerichts enthoben sah, wurde zornig und hielt die Götter davon ab, Horus das Auge auszuhändigen. Seth hingegen bedauerte inzwischen, den Fall vor Gericht gebracht zu haben, und da er von seinen Argumenten nicht mehr sehr überzeugt war, schlug er einen Zweikampf vor. Thot widersetzte sich, und so war das Gericht erneut an einem toten Punkt angelangt. Es erfolgte die Vorladung weiterer Götter, darunter der [[Widder von Mendes]], der zusammen mit [[Ptah]] erschien, sowie die Göttin [[Neith (ägyptische Mythologie)|Neith]]. Diese sprach sich dafür aus, Horus den Thron zuzuerkennen, und dass Seth eine Entschädigung erhalten müsse, indem sein Besitz verdoppelt würde und er zwei weitere Frauen ([[Astarte]] und [[Anath]]) bekommen sollte. Die göttlichen Richter glaubten jetzt, endlich eine Lösung gefunden zu haben, allerdings war Re-Harachte verärgert. Daraufhin gerieten die übrigen Götter in Zorn, und nur Hathor gelang es, Re-Harachte zu besänftigen und dazu zu bewegen, sich wieder zum Gericht zu begeben. |
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Das Gericht trat abermals zusammen, aber die Diskussion, ob die Thronfolgerechte des direkten Nachkommen wichtiger seien als die besondere Eignung eines anderen Thronanwärters, führte zu keiner Entscheidung. Isis war von Seth von der Verhandlung ausgeschlossen worden und bestach den Fährmann der Götter, Anti, sie zur Insel der Gerichtsverhandlung zu bringen. Hier verwandelte sie sich in ein junges Mädchen. Als Seth das Mädchen sah, verließ er seinen Platz und lauerte ihr auf und Isis erzählte ihm eine Geschichte: Ihr Mann, ein Hirte, sei gestorben und sie sei allein mit ihrem kleinen Jungen zurückgeblieben. Später sei ein Fremder gekommen, der drohte, den Sohn zu schlagen, das Vieh wegzunehmen und sie fortzujagen. Und so bat sie Seth um Beistand gegen den Fremden. Seth, der ihr gefallen wollte, antwortete: „Soll Vieh an Fremde fallen, wenn ein Mann einen Sohn zum Erben hat?“ Nach diesen Worten verwandelte sich Isis in einen [[Milane|Milan]], flog davon und rief Seth zu, dass er sein eigenes Urteil gesprochen habe. Seth ärgerte sich, auf ihre List hereingefallen zu sein, und beklagte sich darüber bei Re-Harachte. Dieser konnte jedoch nichts anderes tun, als das Urteil zu bestätigen, und antwortete Seth, dass dieser sich selbst verurteilt habe. Re-Harachte wurde ungeduldig und befahl den Göttern, Horus sofort zu krönen. |
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Seth war damit nicht einverstanden und schlug erneut einen Zweikampf vor. Die Götter stimmten dem Kampf, in dem sich beide in [[Flusspferd]]e verwandeln sollten, zu. Gewinner wäre derjenige, der am längsten unter Wasser bliebe. Isis war sich sicher, dass Seth, dessen natürliche Gestalt die des Flusspferdes war, ihren Sohn Horus töten würde. Sie befestigte eine Harpune an einem langen Seil und warf diese ins Wasser. Ihr erster Wurf jedoch traf Horus, und als sie ihren Fehler bemerkte, warf sie die Harpune erneut und traf dieses Mal Seth. Seth flehte seine Schwester an, er solle sie ihrer beider Mutter wegen wieder befreien, und Isis befreite ihn. Wütend über diese Schwäche seiner Mutter sprang Horus aus dem Wasser und schlug ihr den Kopf ab. Daraufhin beschlossen die Götter, Horus zu bestrafen, konnten ihn aber nicht finden. Seth hingegen fand ihn auf dem Berg, riss ihm die Augen aus und vergrub diese in der Erde. Als Seth zu den Göttern zurückkehrte, erklärte er, er habe Horus nicht finden können. In einer Fassung des Mythos wurde Horus am Hang liegend von Thot, in einer anderen von Hathor gefunden. Hathor wusch ihm die Augenhöhlen mit Gazellenmilch aus, wodurch er sein Augenlicht wieder erlangte. Gemeinsam kehrten sie zum Göttergericht zurück. Doch erneut brach ein Streit aus, und Verleumdung, Betrug und Gewalt wurden beidseitig eingesetzt, um ein Ergebnis herbeizuführen. Isis vereitelte einen Anschlag von Seth gegen Horus, und Horus versuchte Seth in einem Duell zu betrügen, in dem er Seth schwer verwundete. Es konnte immer noch keine Entscheidung getroffen werden, und so rief das Gericht erneut Neith an, die jedoch nicht weiter helfen konnte. |
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Thot schlug schließlich vor, sich wegen eines letzten Urteils an Osiris zu wenden, der zugunsten seines Sohnes sprach. Osiris schimpfte die Götter für die lange Dauer der Urteilssprechung und, dass sie Horus so schlecht behandelt hatten. Osiris trug vor, er sei der Gott der Vegetation und die anderen Götter würden ihm Dank für Korn und Vieh schulden, denn kein anderer Gott außer ihm habe solche Dienste geleistet. Diese Äußerung machte Re-Harachte wütend und er entgegnete Osiris, es gäbe auch ohne ihn Korn. Durch seine Antwort beendete Osiris den Streit und stellte die Machtverhältnisse für den Gott der Lebenden und der Toten fest. Er pries den höchsten Gott der Neunheit und berief sich darauf, dass [[Maat (ägyptische Mythologie)|Maat]] missachtet worden sei. Seine eigentliche Drohung, dass ihm „Boten mit den wilden Gesichtern“ zur Verfügung stünden, sprach er nicht aus: Diese Boten könnten das Herz eines jeden Gottes oder Sterblichen holen, der Böses vollbracht habe. Außerdem sei es Bestimmung, dass jedes Wesen in den Westen, das Land der Toten, kommen würde. Und dort unterstünden alle dem Urteil von Osiris, der letztlich der Herr über alle sei. Diese Drohung blieb nicht wirkungslos: Das Urteil wurde eilends zugunsten von Horus gefällt, und Seth in Ketten vor die Götter gebracht. Re-Harachte nahm ihn nach Fürsprache als „Sohn der Nut und seinen Sohn“ zu sich, damit „Seth fortan mit ihm lebe, im Himmel donnere und man ihn fürchten solle“. Horus trat sein Erbe an, erhielt den Titel „Horus, Herr beider Länder“ und wurde Herrscher über Ober- und Unterägypten.<ref>Der vollständige Mythos in Übersetzung und mit Erläuterungen ist nachzulesen bei: Günther Roeder: ''Ägyptische Mythen und Legenden.'' Zürich 1960; sowie in der vierbändigen Reihe ''Die ägyptische Religion in Texten und Bildern'' (= ''Bibliothek der alten Welt.''). Artemis-Verlag, Zürich 1959–1961; und bei Veronica Ions: ''Die Götter und Mythen Ägyptens.'' Klagenfurt 1988.</ref> |
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==== Die Köpfung der Isis ==== |
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Das [[Tebtynis Manual]]<ref>Das Tebtynis Manual ist bekannt aus fünf verschiedenen [[Hieratische Schrift|hieratischen]] [[Manuskript]]en, die im [[Tempel des Soknebtynis]] im Ortszentrum von [[Tebtynis]] gefunden wurden. Das Tebtunis Manual basiert auf älteren Quellen und einige Passagen haben Ähnlichkeiten mit Inschriften vom [[Tempel von Edfu]] und [[Tempel von Dendera]]. Es enthält Überschneidungen mit dem [[Mythical Manual of the Delta]]<!--? kennt Google nicht-->, wie zum Beispiel die Erwähnung von selten namentlich datierten Gottheiten wie [[Dedwen]] und [[Horit]]. Siehe: Jens Jørgensen, Kristoffer Blach: ''Egyptian Mythological Manuals: Mythological structures and interpretative techniques in the Tebtunis Mythological manual, the manual of the Delta and related texts.'' Det Humanistiske Fakultet, Københavns Universitet, Kopenhagen 2014, S. 43–44. |
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Für eine Übersetzung des Tebtunis Manual, siehe: Jürgen Osing: ''Hieratische Papyri aus Tebtunis'' (= ''Carsten Niebuhr Institute of Near Eastern Studies.''). University of Copenhagen / Museum Tusculanum Press, Kopenhagen 1998.</ref> enthält eine Version des Mythos in dem berichtet wird, wie der Gott Horus vor Seth in die Berge von [[Dedwen]] flieht. Die Mehrdeutigkeit der Übersetzung lässt keine eindeutige [[Interpretation]] zu, ob Horus dort Schutz bei seiner Mutter Isis sucht oder Isis diejenige war, die Seth nach Horus ausgeschickt hat. Nach der Interpretation des Textes vom Ägyptologen [[Dimitri Meeks]] handelt es sich bei der Erzählung um eine lokale Variante des Mythos um die Köpfung der Isis durch ihren Sohn Horus. Nachdem Horus seine Mutter verletzt und in der östlichen Wüste bei der Gottheit Dedwen Schutz sucht, wird ihm der Kopf von Dedwen abgeschnitten zur Bestrafung seiner Tat. Der neugeborene Horus wird anschließend von der lokalen Göttin [[Matit]] vor [[Apophis]] gerettet, wobei es sich um eine mögliche Anspielung der Auffassung von Apophis als Nabelschnur des Sonnengottes handeln könnte.<ref>Jens Jørgensen, Kristoffer Blach: ''Egyptian Mythological Manuals: Mythological structures and interpretative techniques in the Tebtunis Mythological manual, the manual of the Delta and related texts.'' Det Humanistiske Fakultet, Københavns Universitet (Hrsg.). Kopenhagen 2014, S. 50–53. ([https://www.academia.edu/7967605/Egyptian_Mythological_Manuals_Mythological_structures_and_interpretative_techniques_in_the_Tebtunis_Mythological_manual_the_Manual_of_the_Delta_and_related_texts Volltext online]).</ref> |
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In der Erzählung nach dem [[Papyrus Chester Beatty I (Ramessidenzeit)|Papyrus Chester Beatty I]] geschieht die Köpfung der Isis, nachdem Horus und Seth ihren Kampf als Nilpferde in einem See ausgetragen haben und Isis mit ihrer Harpune nach Seth gestochen hat, um diesen davon abzuhalten, ihren Sohn zu verletzen. Nachdem sie ihren Bruder jedoch an Land gezogen hat, lässt sie Gnade walten und lässt ihn entkommen. Horus ist daraufhin erzürnt, schneidet seiner Mutter den Kopf ab und rennt mit ihm in die Wüste. Als Re davon erfährt, lässt er die Götter nach Horus suchen, um ihn zu bestrafen. Währenddessen wird der Kopf der Isis temporär mit einem Kuhschädel ersetzt. Nachdem Seth den schlafenden Horus in der [[Oase]] findet, reißt er ihm die Augen heraus und vergräbt sie im Sand. Bei seiner Rückkehr gibt Seth vor Re an, dass er Horus nicht ausfindig machen konnte. Die Göttin Hathor macht sich anschließend auf die Suche nach Horus und stellt seine Augen wieder her mit der Milch einer gemolkenen [[Gazelle]].<ref>A. Chester Beatty, Alan H. Gardiner: ''The library of A. Chester Beatty; description of a hieratic papyrus with a mythological story, love-songs, and other miscellaneous texts''. London 1931, S. 18–21. ([https://chesterbeatty.ie/assets/uploads/2018/11/The-Library-of-A.-Chestera-Beatty-Description-of-a-Hieratic-Papyrus-with-a-Mythological-Story-Love-Songs-and-Other-Miscellaneous-Texts.pdf Volltext als PDF]).</ref> |
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Die Version des [[Brooklyn Delta Manual]] schildert ein Kampfgeschehen zwischen Horus und den Feinden seines Vaters. Horus kann sich als Sieger durchsetzen und legt Seth in Ketten, doch seine Mutter Isis befreit ihren Bruder aus Mitleid. Diese Aktion erzürnt Horus, woraufhin er seine Mutter köpft. Das Verbrechen gegen Isis wird hier erneut von Dedwen gesühnt, der Horus als Vergeltung selbst den Kopf abschlägt.<ref>J. Jørgensen, K. Blach: ''Egyptian Mythological Manuals: Mythological structures and interpretative techniques in the Tebtunis Mythological manual, the manual of the Delta and related texts.'' Kopenhagen 2014, S. 51.</ref> Im ptolemäischen [[Papyrus Jumilhac]]<ref>Bei dem Papyrus Jumilhac handelt es sich um einen religiösen Papyrus, der sich aktuell im Louvre Museum befindet. Er enthält lokale Mythen des siebzehnten und achtzehnten Gaus von Unterägypten und stammt aus dem Ende der ptolemäischen Zeit. Siehe: T. G. H. James: ''Le Papyrus Jumilhac by Jacques Vandier.'' In: ''The Journal of Egyptian Archaeology.'' Band 48, 1962, S. 176–178.</ref> ist es die Gottheit [[Nemti (ägyptische Mythologie)|Nemti]] hingegen die für die Köpfung der Isis bestraft wird. Nachdem Re von den Verbrechen erfährt, welches im Hathor-Tempel von [[Mefkat]] in [[Prosopitis]] (Aphroditopolis) stattgefunden haben soll, beauftragt er die [[Neunheit von Heliopolis|Enneade]] Nemti im [[Gau (Ägypten)|Gau]] Atfet zu häuten. Nachdem [[Thot]] die Haut von Nemti weggetragen hat, erschafft die Göttin [[Hesat]] aus Mitleid Milch, die sie Nemti zu trinken gibt. Durch die Milch kann die Haut von Nemti vollständig geheilt werden und er wird als Säugling wiedergeboren in Atfet als symbolische Vergebung zwischen Mutter und Sohn.<ref>J. Jørgensen, K. Blach: ''Egyptian Mythological Manuals: Mythological structures and interpretative techniques in the Tebtunis Mythological manual, the manual of the Delta and related texts.'' Kopenhagen 2014, S. 52–53.</ref> |
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Auch der Grieche [[Plutarch]] erwähnt in seiner [[Moralia (Plutarch)|Moralia]] in Kapitel 19 diesen Mythos: Nach der Wiederbelebung des Osiris soll dieser den jugendlichen Horus aufgesucht haben und ihn auf einen Kampf mit Seth vorzubereiten. Osiris fragte Horus, was er für das edelste aller Dinge hielt. Als Horus antwortete: „Seine Eltern für das ihnen angetane Böse zu rächen,“ fragte Osiris ihn, welches Tier er für diejenigen, die in die Schlacht ziehen, für das nützlichste halte; und als Horus sagte: „Ein Pferd,“ war Osiris überrascht und stellte die Frage, warum er nicht eher einen Löwen als ein Pferd gesagt habe. Horus antwortete, dass ein Löwe für einen Mann in Not eine nützliche Sache sei, aber dass ein Pferd am besten diene, um die Flucht des Feindes abzuschneiden und ihn zu vernichten. Mit den Antworten zu Frieden erklärt Osiris Horus bereit gegen Seth zu kämpfen. Die treuen der Götter war im Konflikt zwischen Horus und Seth gespalten. Als Seths [[Konkubine]] [[Taweret]] zu Horus überläuft, sendet Seth eine Schlange als Boten auf Taweret, jedoch wird die Göttin von Horus und seiner Armee gerettet. Nachdem Seth und seine Anhänger besiegt wurden, wird er Isis in Ketten übergeben, die ihn nicht zu töten vermag und ziehen lässt. Horus stößt daraufhin seiner Mutter das [[Diadem]] vom Kopf, welches von Thot durch eine Kopfbedeckung mit Kuhhörnern ersetzt wird.<ref>Plutarch: ''Moralia.'' mit Englischer Übersetzung von Frank Cole Babbitt. Harvard University Press (Hrsg.). London 1936. S. 9. ([https://static1.squarespace.com/static/539af6bee4b0cef061847e36/t/5fb2b67f78707a71da53208d/1605547649111/Plut.+Is..pdf Volltext als PDF]).</ref> |
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=== Das Horus-Auge === |
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{{Hauptartikel|Horusauge}} |
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[[Datei:Eye of Horus bw.svg|40px|links]] |
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In einer Version des Mythos ''Der Widerstreit von Horus und Seth'' sticht Seth Horus beide Augen aus (siehe oben), in einer anderen Fassung hingegen verlor Horus im Kampf gegen Seth nur das linke Auge, das sogenannte Mondauge. Dieses wird als „Horus-Auge“, auch „''Udjat-Auge''“, bezeichnet. Es ist das ''heile'' oder ''gesunde Auge''. In beiden Fassungen des Mythos erhält Horus jedoch das Augenlicht zurück, indem Thot das Auge heilt. |
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[[Datei:Egypt Air Logo.svg|mini|hochkant|Signet von EgyptAir mit Horus]] |
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== Moderne == |
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Auch im heutigen Ägypten erfreut sich eine Verbindung zu Horus großer Beliebtheit, wahrscheinlich auch durch die Wertschätzung der muslimischen Araber für [[Falknerei|Jagdfalke]]n. Die nationale Fluggesellschaft [[Egypt Air]] hat Horus als Signet und Logo, die Business-Class wurde früher ''Horus Class'' genannt. Auf dem Nil verkehrende Schiffe haben das Auge des Horus vorne am Bug beidseitig aufgetragen, um Unglück abzuwenden. |
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== Siehe auch == |
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* [[Liste der Horus-Kindgottheiten]] |
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* [[Liste ägyptischer Götter]] |
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* [[Neunheit von Heliopolis]] |
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* [[Falke der Quraisch]] |
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== Literatur == |
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* Mary Barnett: ''Götter und Mythen des alten Ägypten.'' Gondrom, Bindlach 1998, ISBN 3-8112-1646-5. |
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* [[Hans Bonnet (Ägyptologe)|Hans Bonnet]]: ''Lexikon der ägyptischen Religionsgeschichte.'' Nikol, Hamburg 2000, ISBN 3-937872-08-6, S. 307–314. |
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* [[Adolf Erman]]: ''Die Aegyptische Religion.'' Reimer, Berlin 1909. |
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* Rolf Felde: ''Ägyptische Gottheiten.'' 2. erweiterte und verbesserte Auflage, R. Felde Eigenverlag, Wiesbaden 1995. |
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* Lucia Gahlin: ''Ägypten – Götter, Mythen, Religionen.'' Edition XXL, Fränkisch-Crumbach 2005, ISBN 3-89736-312-7. |
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* [[Wolfgang Helck]], [[Eberhard Otto (Ägyptologe)|Eberhard Otto]]: ''Kleines Lexikon der Ägyptologie.'' Harrasowitz, Wiesbaden 1999, ISBN 3-447-04027-0. |
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* [[Erik Hornung]]: ''Der eine und die Vielen, Ägyptische Gottesvorstellungen.'' Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 1971 / 7. Auflage, von Zabern, Darmstadt / Mainz 2011, ISBN 978-3-8053-4364-0. |
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* Patrick F. Houlihan, Steven M. Goodman: ''The Birds of Ancient Egypt'' (= ''Oxbow classics in Egyptology.'' Band 15). Oxbow Books, Oxford (UK) 2023, ISBN 979-8-88857029-6. |
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* Veronica Ions: ''Die Götter und Mythen Ägyptens.'' (= ''Die großen Religionen der Welt – Götter, Mythen und Legenden.'') Neuer Kaiser Verlag – Buch und Welt, Klagenfurt 1988. |
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* Richard W. Larisch: ''Frau auf dem Horusthron. Makarê – Königin von Saba?'' Larisch, Bonn 1980. |
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* [[Christian Leitz]] u. a.: ''[[Lexikon der ägyptischen Götter und Götterbezeichnungen|Lexikon der ägyptischen Götter und Götterbezeichnungen (LGG)]].'' Band 5: ''Ḥ – ḫ'' (= ''Orientalia Lovaniensia analecta.'' Band 114). Peeters, Leuven 2002, ISBN 90-429-1150-6, S. 230–237. |
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* [[Manfred Lurker]]: ''Lexikon der Götter und Symbole der alten Ägypter.'' Scherz, Bern / München / Wien 1998, ISBN 3-502-16430-4. |
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* Edmund S. Meltzer: ''Horus''. In: D. B. Redford: ''The ancient gods speak: A guide to Egyptian religion''. Oxford University Press, New York 2002, ISBN 9780195154016. |
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* [[Günther Roeder]]: ''Ägyptische Mythen und Legenden'' (= ''Die Bibliothek der Alten Welt''). Artemis, Zürich 1960. |
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== Weblinks == |
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{{Commonscat|Horus|audio=0|video=1}} |
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--[[Benutzer:Dvs|Dvs]] 15:18, 11. Jun 2004 (CEST) |
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* [http://www.humboldtgesellschaft.de/inhalt.php?name=aegypt Der altägyptische Königtum-Mythos.] Humboldt-Gesellschaft |
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== Anmerkungen und Einzelnachweise == |
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''Siehe auch:'' |
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<references /> |
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[[Liste ägyptischer Götter]]; [[Neunheit von Heliopolis]] |
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{{Normdaten|TYP=p|GND=118707205|LCCN=no2015152881|VIAF=69724039}} |
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[[Kategorie:Ägyptische Gottheit]] |
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[[ca:Horus]] |
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[[Kategorie:Männliche Gottheit]] |
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[[da:Horus]] |
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[[Kategorie:Falkengottheit]] |
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[[en:Horus]] |
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[[Kategorie:Ägyptische Gottheit als Namensgeber für einen Asteroiden]] |
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[[fr:Horus]] |
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[[Kategorie:Horus| ]] |
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[[pl:Horus]] |
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[[ru:Гор]] |
Aktuelle Version vom 19. April 2025, 11:43 Uhr
Horus in Hieroglyphen | |||||||
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Ideogramme |
Horusfalke | ||||||
Frühzeit |
| ||||||
Altes Reich |
| ||||||
Neues Reich |
| ||||||
Spätzeit |
| ||||||
Griechisch-römische Zeit |
Horus Ḥr Der Ferne / Der oberhalb ist | ||||||
Griechisch | Horos | ||||||
Koptisch | ϩⲱⲣ (Hôr) | ||||||
![]() | |||||||
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Horus (auch als Horos oder Hor transkribiert) war ein Hauptgott der Mythologie des Alten Ägyptens. Er ist, gemeinsam mit Seth, Bat und Neith, die älteste Gottheit der ägyptischen Geschichte und bereits auf Artefakten der protodynastischen Epochen um 3.400 v. Chr. zu finden. Er wurde fast durchweg als Falke dargestellt und ist deshalb heute gemeinhin als „Falkengott“ bekannt.
Horus war der Gott des Himmels und des Horizonts, er galt als Schutzpatron der Pharaonen und Kinder. Der ägyptischen Mythologie zufolge überspannten seine Flügel den gesamten Himmel und seine wachsamen Augen waren Sonne und Mond. Er galt in früher Zeit als gleichberechtigter Zwillingsbruder des Seth, als Sohn der Hathor (später wahlweise auch der Isis) und ab dem späten Alten Reich als Beschützer des Sonnengottes Ra. Ab dem Mittleren Reich erlangte er durch seine in Fabeln überlieferte Fehde mit Seth Berühmtheit, der nun als sein neidischer Onkel präsentiert wurde.
Im Mittleren Reich wird Horus als Gottheit des ersten und elften oberägyptischen Gaues (Ta-seti und Seth-Tier-Gau) aufgeführt, in der griechisch-römischen Zeit dagegen als Gott des 16. oberägyptischen und 14. unterägyptischen Gaues.[1]
Zum Namen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Etymologie
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Der heute gebräuchliche Name „Horus“ ist die latinisierte Form des altägyptischen Wortes Ḥr.w, was sehr wahrscheinlich schlicht „Falke“ bedeutet. Die ursprüngliche und tatsächliche Aussprache ist bis heute nicht vollumfänglich aufgeklärt. Der Grund hierfür ist der Umstand, dass Horus' Name bis in die 4. Dynastie während des Alten Reiches nur mit der Falkenhieroglyphe (Gardiner-Zeichen G5) geschrieben wurde. Da erst ab der 5. Dynastie der Falkenhieroglyphe komplementäre Schriftzeichen beigefügt wurden, ist nur die ungefähre Transkribierung ab dieser Zeit überliefert, sie lautet gemäß neueren Rekonstruktionen ˈħaːɾuw. Daraus wurde im Koptischen ħoːɾ und schließlich die gräzisierte Form Hóros, lateinisch eben Horus.[2]
Bedeutung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Was der Eigenname „Haru“ bedeutet, ist wiederum Gegenstand von divergierenden Auslegungen und Interpretationen. Die komplementären Schriftzeichen erlauben eine Deutung als „fern“, „weit“ und „hoch oben“ zu, sodass sein Name in etwa mit „der in Ferne ist“ oder „der in der Höhe ist“ übersetzt werden kann. Dies geht vermutlich auf die Flugkünste echter Falken zurück, die in luftigen Himmelshöhen sogar verharren (siehe Rüttelflug) und so scheinbar das ganze Land überblicken können.[2]
Beinamen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- „Der östliche Horus“
- „Horus, der in Schenut ist“
- „Horus-Anubis“
- „Horus von Hierakonpolis“
- „Horus, der Große / Horus der Alte“
- „Horus von Buto“
- „Der nördliche Horus“
- „Der vollkommene Horus“
Darstellung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Horus als Vogel
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Grundgestalt von Horus ist ein Falke. Es ist allerdings nicht möglich, sich auf eine bestimmte Art festzulegen, weil bereits die frühdynastischen Ägypter mindestens vier Arten von Falken kannten und verehrten. Möglicherweise betrieben sie sogar die Falknerei. Zu den vier favorisierten Falkenarten, die als Inspiration für die Darstellung von Horus in Frage kommen, sind:
- Wanderfalke (Falco peregrinus): wird von Ägyptologen und Ornithologen besonders favorisiert. Als Grund wird angegeben, dass diese Falkenart nur saisonweise in Ägypten verkehrt und seine zuverlässige Rückkehr als Zeichen des Glücks gedeutet wurde.
- Eleonorenfalke (Falco eleonorae): steht an zweiter Stelle, weil seine Gesichtsmusterung besonders kontrastreich und damit den Darstellungen des Horusfalken am ähnlichsten ist.
- Baumfalke (Falco subbuteo): von ihm werden bis heute regelmäßig Falkenmumien ausgegraben, er erfuhr demnach kultische Verehrung wie die beiden vorgenannten Arten.
- Lannerfalke (Falco biarmicus): auch von ihm werden regelmäßig Mumien ausgegraben.
Allen Falkenarten gemein ist die markante Gesichtsmusterung mit der gebogenen „Tränenspur“ unter den Augen. Erschwert wird eine genaue Zuordnung dadurch, dass der Horusfalke auf frühdynastischen Objekten (wie zum Beispiel Elfenbeintäfelchen, Gefäßinschriften und Grabstelen) nur als Zeichnung, ohne Farben erscheint. Auf vordynastischen Objekten wird er außerdem ohne detaillierte Gesichtsmusterung dargestellt. Auch aus dem Alten Reich ist keine farbige Darstellung überliefert. Die späteren Darstellungen ab der Ramessidenzeit weichen farblich voneinander ab. Möglicherweise waren mehrere Falkenarten schon früh künstlerisch miteinander verschmolzen, eben weil die Ägypter mehrere Arten gleichzeitig verehrten.[3]
Horus als Hieroglyphe
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Horusfalken-Hieroglyphe ist bereits seit der Prädynastik überliefert und als Gardiner-Zeichen G5 mit der Transkribierung Ḥr registriert. Wird Horus als Hieroglyphe oder Ideogramm dargestellt, erscheint er als sitzender Falke in Seitenansicht. Es gibt zahlreiche Variationen dieser Hieroglyphe, zum Beispiel als Falke mit Krone auf dem Kopf, als Falke mit Königsflegel, der aus dem Rücken zu ragen scheint, oder als Falke auf einer Standarte. Auch als ruhender Falke oder Falkenmumie kann er erscheinen.
Horus als Gottheit
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Als Gottheit ercheint Horus entweder als Falke, oder anthropomorph, das heißt, mit dem Körper eines Menschen und mit dem Kopf eines Falken. Er ist dann als athletisch-schlanker Mann zu sehen, dessen Körper in Frontansicht dargestellt wird, während das Gesicht stets zur Seite blickt. Statuen hingegen zeigen ihn vollständig von vorn. Meist wird er in schreitender Pose gezeigt, aber auch Sitzstatuen sind erhalten. Eher selten sind Statuen, die ihn knieend präsentieren. Ab der Ramessidenzeit wurden aber auch Statuen geschaffen, die Horus als komplett menschengestaltiges Kind mit Jugendlöckchen zeigen, meist stitzt er im Schoß seiner Mutter Isis oder Hathor. In der griechisch-römischen Zeit erfolgte die Darstellung des Gottes häufig als Legionär. Auch das Motiv der den Horusknaben stillenden Isis findet sich gelegentlich auf römischen Münzen mit dem Porträt von Kaiserinnen. Dabei handelt es sich nicht nur um in Alexandria geprägte Münzen für die römische Provinz Ägypten, sondern auch um reichsrömische Münzen, die in Ägypten nicht umliefen.[4]
Geschichtliche Entwicklung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Überblick
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Horus hat in der geschichtlichen Entwicklung der ägyptischen Mythologie zahlreiche Veränderungen erfahren: Es entstanden unterschiedliche Wesensformen in Falkengestalt, die jeweils in einen eigenen Mythos eingebettet sind und deswegen unterschiedliche Eigenschaften und Kultorte haben. Der gesamte Mythos um Horus ist deshalb sehr vielschichtig und erscheint zuweilen sehr kompliziert.
Das älteste Wesen des Gottes Horus war jedoch das eines Himmelsgottes. Die beiden Himmelskörper Sonne und Mond galten als die Augen des Gottes, wobei das rechte Auge das sogenannte Sonnenauge und das linke das Mondauge ist. Um beide Augen ranken sich verschiedene Mythen. Die Flügelspitzen des Gottes berührten die Grenzen der Erde. Ein aus der Frühzeit stammendes Bildsymbol, das ein Flügelpaar, die von Re stammende Sonnenbarke und einen darüber sitzenden Falken zeigt, wird als Kontamination verschiedener Himmelsbilder angesehen. Diese Darstellung gilt als Vorläufer des später häufig auftauchenden Symbols der Flügelsonne (Behedeti).[5]
In seiner Bedeutung als Emblem eines siegreichen Volkes avancierte Horus zum Kriegsgott und zum kriegsbringenden Führer,[6] wodurch der Glaube entstand, der König (Pharao) sei dessen irdische Verkörperung. Seit dieser Zeit trugen die Könige Ägyptens den Falkengott Horus in ihrer Königs-Titulatur. Die Bedeutung von Horus als Himmels- und Königsgott wird als gleich alt beziehungsweise zeitgleich angesehen.
Dadurch, dass die Könige zur selben Zeit den Gott Re verehrten, kam es zu einer Identifizierung des Horus mit der Sonne. Der zur Staatsreligion gegensätzlichen Vorstellung des Volkes zufolge war Horus jedoch zwischenzeitlich mit dem Sohn des Osiris gleichgesetzt worden. Die so entstandenen Wechselbeziehungen beider Identifizierungen eines Gottes führten zu einer verschiedenen Mythenbildung. Trotz der Unterschiede dieser beiden Horus-Götter verschmolzen die Ägypter den Sonnen-Horus in späterer Zeit mit dem gleichnamigen Gott des Osiriskultes zu einem Gott Horus. Allerdings führte dieser Verschmelzungsprozess (Synkretismus) in verschiedenen Kultzentren zu unterschiedlichen Ergebnissen, so dass es schließlich fünfzehn verschiedene Horus-Götter gab.
Trotz dieser vielen Sonderformen kann durch die Abstammungsgeschichte, die Horus im Mythos zugeschrieben wurde, eine grobe Einteilung vorgenommen werden:
- Als Sohn von Atum oder Re, von Geb oder Nut gehört Horus zum Sonnenkult.
- Als Sohn der Isis und des Osiris gehört er zum Osirismythos.[7]
Weitere Formen des Gottes Horus
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Name | Darstellung in Hieroglyphen | Transkription | kurze Beschreibung/Bedeutung | Namensvariante | |||||
---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|
Behdeti |
|
Bḥdtj | „Der von Edfu“. Ursprünglich aus dem 4./5. unterägyptischen Gau. | ||||||
Harachte |
|
Ḥr-3ḫtj | „Der horizontische Horus“, „Horus der beiden Horizonte“. Gott der Morgensonne. Eine Unterform des Gottes Horus. | Hor-Achti | |||||
Harmachis |
|
Ḥr-m-3ḫt | „Horus im Horizont“. Personifikation der aufgehenden Sonne. Berühmteste Darstellung: Große Sphinx von Gizeh. | Houroun (französisch) | |||||
Haroeris |
|
Ḥr-wr | „Horus der Große“ oder „Horus der Alte“. | Her-ur | |||||
Harpare |
|
Ḥr-Rʿ | „Horus, die Sonne“. Der Gott schützt den König vor Krankheit und Unheil. | Hor-Re, Re-Hor | |||||
Harsiese |
|
Ḥr-s3-3st | „Horus, Sohn der Isis“. Bezeichnung für den Gott Horus in seiner Eigenschaft als Sohn. | Harsiesis | |||||
Hor-Behdeti |
|
Ḥr-Bḥdtj | „Horus des südlichen Edfu“. | ||||||
Horus Iunmutef |
|
Ḥr-Jwn-mw.t=f | „Horus, der Pfeiler seiner Mutter“. Bezeichnung für den Gott Horus in seiner Eigenschaft als familiäre Stütze und Beschützer der Isis. | ||||||
Harsomtus |
|
Ḥr-sm3-t3wj | „Horus, der die beiden Länder vereint“. | Hor-Semataui |
Bedeutung für das Königtum
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Horus war der Königsgott. Der Falke selbst stellte in vorgeschichtlicher Zeit ein Totem dar, das von den Nomadenstämmen im oberägyptischen Bereich als späteres Gauzeichen verehrt wurde. Der König wurde bereits seit Beginn der Vor- und Frühdynastischer Zeit mit dem Himmelsgott gleichgesetzt:[8] Horus offenbarte sich in der Person des Königs; der lebende König war Horus.
Horus im Königstitel
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Für alle Könige Ägyptens war die Herrschaft des Horus Vorbild. Sie nahmen den Titel „Lebender Horus“ an, und so ist der Horusname der älteste ägyptische Königstitel. Er ist z. B. bereits für die Könige Hat Hor und Skorpion I. belegt. Der Titel wird durch einen Falken symbolisiert, der auf einem Rechteck, dem Serech, sitzt. Dieses enthält im unteren Teil die sogenannte Palastfassade und darüber den Namen des Königs. Auf der sogenannten Narmer-Palette, die in die 0. Dynastie datiert, ist ein Falke abgebildet, der als Horus bezeichnet wird. Bis in die 4. Dynastie war der Horusname der einzige Name des Königs (Pharaos), es kam aber noch in derselben Dynastie der Goldhorusname (auch Goldname) als weiterer Königstitel hinzu.
Der Horus-Thron
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Durch die Krönung zum König Ägyptens wurde der Herrscher zum Horus. Dies drückte sich nicht nur durch den Horusnamen selbst aus. Texte auf Stelen sprechen davon, dass der König auf „den Horusthron der Lebenden“ kam: Der König saß auf dem Thron des Horus. Eine der bekanntesten Stelen, auf der dieser Satz ebenfalls zu finden ist, ist die sogenannte Restaurationsstele Tutanchamuns, wo es u. a. heißt: „Erschienen auf dem Horusthron der Lebenden“ und „um einen König für immer zu schaffen, einen Horus, der dauert für alle Zeit“.[9]
Verehrung und Kultorte
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Vor der Reichseinigung war Horus im oberägyptischen Hierakonpolis beheimatet. Weitere Kultorte waren Letopolis und Wawat, ein Gebiet, das südlich vom 1. Katarakt, im unteren Teil Nubiens, lag. Erst später kam Edfu hinzu. Hier wurde er zusammen mit seiner Frau Hathor und dem gemeinsamen Sohn als Dreiheit verehrt. In Kom Ombo wurde er als Haroeris und als Sohn des Re verehrt, in Heliopolis hingegen als Harachte, dem Gott der Morgensonne. Als Harpokrates wurde er hingegen unter anderem in Achmim, Philae, Edfu, Alexandria, Pelusium und dem Fajum verehrt. Als spätere Gottheit Unterägyptens galt er schließlich als Herr des Fruchtlandes von ganz Ägypten.[10]
Ägyptische Mythologie
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Durch die geschichtliche Entwicklung und seine verschiedenen Wesensformen ist Horus in der ägyptischen Mythologie in unterschiedlichen Mythen vertreten. Sowohl Harsiese („Horus, Sohn der Isis“) als auch Hor-pa-chered („Horus, das Kind“) zählen zum Osirismythos, wohingegen die Wesensformen des Horus als Haroeris, Horus-Behedeti, Harachte und Harmachis an den Sonnenkult gebunden sind. Daraus ergeben sich die unterschiedlichen Schilderungen über seine Herkunft.
Im Osirismythos ist er der Sohn des Osiris und der Isis. Aber auch Hathor, deren Name mit „Haus des Horus“ übersetzt wird, wurde als seine Mutter angesehen, wobei die Inschriften des Tempels von Edfu sie als seine Gemahlin bezeichnen. Horus gehört nicht zum Kreis der Neunheit von Heliopolis, da der König (Pharao) als Sohn des Osiris ihn verkörpert. Somit steht er der Neunheit gegenüber. Horus wurde während des Monats von Ka-her-ka (Oktober/November) geboren.
Als „Horus der Ältere“, auch „Horus der Alte“, (Haroeris, auch Her-ur oder Her-wer) waren er und Isis die Eltern der vier Horussöhne (auch Kanopengötter) Amset, Hapi, Duamutef und Kebechsenuef. Den Horussöhnen oblag nicht nur der Schutz der Kanopen, sondern sie wurden auch von ihrem Vater als Wächter über die vier Himmelsrichtungen bestimmt, in die sie als Krönungsboten entsandt wurden. In der griechischen Mythologie wird Horus per Interpretatio Graeca dem Gott Apollon gleichgesetzt.[11]
Der Streit zwischen Horus und Seth
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Der Götterwettstreit nach dem Papyrus Chester Beatty I
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Dieser wohl bekannteste Mythos um Horus ist die grundlegende Frage um die Thronfolge nach dem Tod seines Vaters Osiris, der zwischen ihm und dessen Bruder Seth ausgefochten wird. Eine erzählerische Variante des Streits zwischen Horus und Seth wurde im Neuen Reich während der Regierungszeit von Ramses V. verfasst:
Das Kleinkind Horus, Harsiese (Sohn der Isis), wurde von Isis durch die Begattung ihres verstorbenen Gatten Osiris empfangen. Isis zog ihn in den Sümpfen bei Buto auf. Als Horus schließlich zum Mann herangereift war, begann er, Krieg gegen Seth zu führen, um den Thron seines Vaters zurückzugewinnen. Er hatte viele andere Götter als Verbündete und errang im Kampf den Titel Harendotes: Der Beschützer seines Vaters. Obwohl Horus in den Kämpfen gegen Seth und seine Streitmächte sehr erfolgreich war, erholte sich dieser immer wieder von seinen Wunden und Horus konnte ihn nicht besiegen. Der Krieg zog sich hin, und der listenreiche Seth versuchte, für sich Vorteile zu erringen, indem er den Streit um die Thronfolge vor ein Göttergericht brachte.
Die Verhandlung dauerte achtzig Jahre, ohne dass die Götter des Tribunals zu einer Entscheidung gelangten. Die Mitglieder des Gerichtshofes von Heliopolis waren stets mit dem letzten Sprecher, den sie als Zeugen geladen hatten, einer Meinung und wechselten demzufolge immer wieder ihre Ansicht. Die meisten der Richter sprachen für Horus, während Re-Harachte, der den Vorsitz hatte, Seth begünstigte, da dieser der Sohn der Nut war. Schließlich setzten sich Schu und Thot für Horus ein, die die Gerechtigkeit vor der Gewalt aufrechterhalten wollten. Isis, die davon ausging, dass der Streit nun beendet sei, verkündete, es sei der Wille des Gerichts, dass das „Auge“, das Symbol der Königsmacht, an Horus gegeben werde. Re-Harachte, der sich so seiner Führung des Gerichts enthoben sah, wurde zornig und hielt die Götter davon ab, Horus das Auge auszuhändigen. Seth hingegen bedauerte inzwischen, den Fall vor Gericht gebracht zu haben, und da er von seinen Argumenten nicht mehr sehr überzeugt war, schlug er einen Zweikampf vor. Thot widersetzte sich, und so war das Gericht erneut an einem toten Punkt angelangt. Es erfolgte die Vorladung weiterer Götter, darunter der Widder von Mendes, der zusammen mit Ptah erschien, sowie die Göttin Neith. Diese sprach sich dafür aus, Horus den Thron zuzuerkennen, und dass Seth eine Entschädigung erhalten müsse, indem sein Besitz verdoppelt würde und er zwei weitere Frauen (Astarte und Anath) bekommen sollte. Die göttlichen Richter glaubten jetzt, endlich eine Lösung gefunden zu haben, allerdings war Re-Harachte verärgert. Daraufhin gerieten die übrigen Götter in Zorn, und nur Hathor gelang es, Re-Harachte zu besänftigen und dazu zu bewegen, sich wieder zum Gericht zu begeben.
Das Gericht trat abermals zusammen, aber die Diskussion, ob die Thronfolgerechte des direkten Nachkommen wichtiger seien als die besondere Eignung eines anderen Thronanwärters, führte zu keiner Entscheidung. Isis war von Seth von der Verhandlung ausgeschlossen worden und bestach den Fährmann der Götter, Anti, sie zur Insel der Gerichtsverhandlung zu bringen. Hier verwandelte sie sich in ein junges Mädchen. Als Seth das Mädchen sah, verließ er seinen Platz und lauerte ihr auf und Isis erzählte ihm eine Geschichte: Ihr Mann, ein Hirte, sei gestorben und sie sei allein mit ihrem kleinen Jungen zurückgeblieben. Später sei ein Fremder gekommen, der drohte, den Sohn zu schlagen, das Vieh wegzunehmen und sie fortzujagen. Und so bat sie Seth um Beistand gegen den Fremden. Seth, der ihr gefallen wollte, antwortete: „Soll Vieh an Fremde fallen, wenn ein Mann einen Sohn zum Erben hat?“ Nach diesen Worten verwandelte sich Isis in einen Milan, flog davon und rief Seth zu, dass er sein eigenes Urteil gesprochen habe. Seth ärgerte sich, auf ihre List hereingefallen zu sein, und beklagte sich darüber bei Re-Harachte. Dieser konnte jedoch nichts anderes tun, als das Urteil zu bestätigen, und antwortete Seth, dass dieser sich selbst verurteilt habe. Re-Harachte wurde ungeduldig und befahl den Göttern, Horus sofort zu krönen.
Seth war damit nicht einverstanden und schlug erneut einen Zweikampf vor. Die Götter stimmten dem Kampf, in dem sich beide in Flusspferde verwandeln sollten, zu. Gewinner wäre derjenige, der am längsten unter Wasser bliebe. Isis war sich sicher, dass Seth, dessen natürliche Gestalt die des Flusspferdes war, ihren Sohn Horus töten würde. Sie befestigte eine Harpune an einem langen Seil und warf diese ins Wasser. Ihr erster Wurf jedoch traf Horus, und als sie ihren Fehler bemerkte, warf sie die Harpune erneut und traf dieses Mal Seth. Seth flehte seine Schwester an, er solle sie ihrer beider Mutter wegen wieder befreien, und Isis befreite ihn. Wütend über diese Schwäche seiner Mutter sprang Horus aus dem Wasser und schlug ihr den Kopf ab. Daraufhin beschlossen die Götter, Horus zu bestrafen, konnten ihn aber nicht finden. Seth hingegen fand ihn auf dem Berg, riss ihm die Augen aus und vergrub diese in der Erde. Als Seth zu den Göttern zurückkehrte, erklärte er, er habe Horus nicht finden können. In einer Fassung des Mythos wurde Horus am Hang liegend von Thot, in einer anderen von Hathor gefunden. Hathor wusch ihm die Augenhöhlen mit Gazellenmilch aus, wodurch er sein Augenlicht wieder erlangte. Gemeinsam kehrten sie zum Göttergericht zurück. Doch erneut brach ein Streit aus, und Verleumdung, Betrug und Gewalt wurden beidseitig eingesetzt, um ein Ergebnis herbeizuführen. Isis vereitelte einen Anschlag von Seth gegen Horus, und Horus versuchte Seth in einem Duell zu betrügen, in dem er Seth schwer verwundete. Es konnte immer noch keine Entscheidung getroffen werden, und so rief das Gericht erneut Neith an, die jedoch nicht weiter helfen konnte.
Thot schlug schließlich vor, sich wegen eines letzten Urteils an Osiris zu wenden, der zugunsten seines Sohnes sprach. Osiris schimpfte die Götter für die lange Dauer der Urteilssprechung und, dass sie Horus so schlecht behandelt hatten. Osiris trug vor, er sei der Gott der Vegetation und die anderen Götter würden ihm Dank für Korn und Vieh schulden, denn kein anderer Gott außer ihm habe solche Dienste geleistet. Diese Äußerung machte Re-Harachte wütend und er entgegnete Osiris, es gäbe auch ohne ihn Korn. Durch seine Antwort beendete Osiris den Streit und stellte die Machtverhältnisse für den Gott der Lebenden und der Toten fest. Er pries den höchsten Gott der Neunheit und berief sich darauf, dass Maat missachtet worden sei. Seine eigentliche Drohung, dass ihm „Boten mit den wilden Gesichtern“ zur Verfügung stünden, sprach er nicht aus: Diese Boten könnten das Herz eines jeden Gottes oder Sterblichen holen, der Böses vollbracht habe. Außerdem sei es Bestimmung, dass jedes Wesen in den Westen, das Land der Toten, kommen würde. Und dort unterstünden alle dem Urteil von Osiris, der letztlich der Herr über alle sei. Diese Drohung blieb nicht wirkungslos: Das Urteil wurde eilends zugunsten von Horus gefällt, und Seth in Ketten vor die Götter gebracht. Re-Harachte nahm ihn nach Fürsprache als „Sohn der Nut und seinen Sohn“ zu sich, damit „Seth fortan mit ihm lebe, im Himmel donnere und man ihn fürchten solle“. Horus trat sein Erbe an, erhielt den Titel „Horus, Herr beider Länder“ und wurde Herrscher über Ober- und Unterägypten.[12]
Die Köpfung der Isis
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Das Tebtynis Manual[13] enthält eine Version des Mythos in dem berichtet wird, wie der Gott Horus vor Seth in die Berge von Dedwen flieht. Die Mehrdeutigkeit der Übersetzung lässt keine eindeutige Interpretation zu, ob Horus dort Schutz bei seiner Mutter Isis sucht oder Isis diejenige war, die Seth nach Horus ausgeschickt hat. Nach der Interpretation des Textes vom Ägyptologen Dimitri Meeks handelt es sich bei der Erzählung um eine lokale Variante des Mythos um die Köpfung der Isis durch ihren Sohn Horus. Nachdem Horus seine Mutter verletzt und in der östlichen Wüste bei der Gottheit Dedwen Schutz sucht, wird ihm der Kopf von Dedwen abgeschnitten zur Bestrafung seiner Tat. Der neugeborene Horus wird anschließend von der lokalen Göttin Matit vor Apophis gerettet, wobei es sich um eine mögliche Anspielung der Auffassung von Apophis als Nabelschnur des Sonnengottes handeln könnte.[14]
In der Erzählung nach dem Papyrus Chester Beatty I geschieht die Köpfung der Isis, nachdem Horus und Seth ihren Kampf als Nilpferde in einem See ausgetragen haben und Isis mit ihrer Harpune nach Seth gestochen hat, um diesen davon abzuhalten, ihren Sohn zu verletzen. Nachdem sie ihren Bruder jedoch an Land gezogen hat, lässt sie Gnade walten und lässt ihn entkommen. Horus ist daraufhin erzürnt, schneidet seiner Mutter den Kopf ab und rennt mit ihm in die Wüste. Als Re davon erfährt, lässt er die Götter nach Horus suchen, um ihn zu bestrafen. Währenddessen wird der Kopf der Isis temporär mit einem Kuhschädel ersetzt. Nachdem Seth den schlafenden Horus in der Oase findet, reißt er ihm die Augen heraus und vergräbt sie im Sand. Bei seiner Rückkehr gibt Seth vor Re an, dass er Horus nicht ausfindig machen konnte. Die Göttin Hathor macht sich anschließend auf die Suche nach Horus und stellt seine Augen wieder her mit der Milch einer gemolkenen Gazelle.[15]
Die Version des Brooklyn Delta Manual schildert ein Kampfgeschehen zwischen Horus und den Feinden seines Vaters. Horus kann sich als Sieger durchsetzen und legt Seth in Ketten, doch seine Mutter Isis befreit ihren Bruder aus Mitleid. Diese Aktion erzürnt Horus, woraufhin er seine Mutter köpft. Das Verbrechen gegen Isis wird hier erneut von Dedwen gesühnt, der Horus als Vergeltung selbst den Kopf abschlägt.[16] Im ptolemäischen Papyrus Jumilhac[17] ist es die Gottheit Nemti hingegen die für die Köpfung der Isis bestraft wird. Nachdem Re von den Verbrechen erfährt, welches im Hathor-Tempel von Mefkat in Prosopitis (Aphroditopolis) stattgefunden haben soll, beauftragt er die Enneade Nemti im Gau Atfet zu häuten. Nachdem Thot die Haut von Nemti weggetragen hat, erschafft die Göttin Hesat aus Mitleid Milch, die sie Nemti zu trinken gibt. Durch die Milch kann die Haut von Nemti vollständig geheilt werden und er wird als Säugling wiedergeboren in Atfet als symbolische Vergebung zwischen Mutter und Sohn.[18]
Auch der Grieche Plutarch erwähnt in seiner Moralia in Kapitel 19 diesen Mythos: Nach der Wiederbelebung des Osiris soll dieser den jugendlichen Horus aufgesucht haben und ihn auf einen Kampf mit Seth vorzubereiten. Osiris fragte Horus, was er für das edelste aller Dinge hielt. Als Horus antwortete: „Seine Eltern für das ihnen angetane Böse zu rächen,“ fragte Osiris ihn, welches Tier er für diejenigen, die in die Schlacht ziehen, für das nützlichste halte; und als Horus sagte: „Ein Pferd,“ war Osiris überrascht und stellte die Frage, warum er nicht eher einen Löwen als ein Pferd gesagt habe. Horus antwortete, dass ein Löwe für einen Mann in Not eine nützliche Sache sei, aber dass ein Pferd am besten diene, um die Flucht des Feindes abzuschneiden und ihn zu vernichten. Mit den Antworten zu Frieden erklärt Osiris Horus bereit gegen Seth zu kämpfen. Die treuen der Götter war im Konflikt zwischen Horus und Seth gespalten. Als Seths Konkubine Taweret zu Horus überläuft, sendet Seth eine Schlange als Boten auf Taweret, jedoch wird die Göttin von Horus und seiner Armee gerettet. Nachdem Seth und seine Anhänger besiegt wurden, wird er Isis in Ketten übergeben, die ihn nicht zu töten vermag und ziehen lässt. Horus stößt daraufhin seiner Mutter das Diadem vom Kopf, welches von Thot durch eine Kopfbedeckung mit Kuhhörnern ersetzt wird.[19]
Das Horus-Auge
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In einer Version des Mythos Der Widerstreit von Horus und Seth sticht Seth Horus beide Augen aus (siehe oben), in einer anderen Fassung hingegen verlor Horus im Kampf gegen Seth nur das linke Auge, das sogenannte Mondauge. Dieses wird als „Horus-Auge“, auch „Udjat-Auge“, bezeichnet. Es ist das heile oder gesunde Auge. In beiden Fassungen des Mythos erhält Horus jedoch das Augenlicht zurück, indem Thot das Auge heilt.

Moderne
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Auch im heutigen Ägypten erfreut sich eine Verbindung zu Horus großer Beliebtheit, wahrscheinlich auch durch die Wertschätzung der muslimischen Araber für Jagdfalken. Die nationale Fluggesellschaft Egypt Air hat Horus als Signet und Logo, die Business-Class wurde früher Horus Class genannt. Auf dem Nil verkehrende Schiffe haben das Auge des Horus vorne am Bug beidseitig aufgetragen, um Unglück abzuwenden.
Siehe auch
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Mary Barnett: Götter und Mythen des alten Ägypten. Gondrom, Bindlach 1998, ISBN 3-8112-1646-5.
- Hans Bonnet: Lexikon der ägyptischen Religionsgeschichte. Nikol, Hamburg 2000, ISBN 3-937872-08-6, S. 307–314.
- Adolf Erman: Die Aegyptische Religion. Reimer, Berlin 1909.
- Rolf Felde: Ägyptische Gottheiten. 2. erweiterte und verbesserte Auflage, R. Felde Eigenverlag, Wiesbaden 1995.
- Lucia Gahlin: Ägypten – Götter, Mythen, Religionen. Edition XXL, Fränkisch-Crumbach 2005, ISBN 3-89736-312-7.
- Wolfgang Helck, Eberhard Otto: Kleines Lexikon der Ägyptologie. Harrasowitz, Wiesbaden 1999, ISBN 3-447-04027-0.
- Erik Hornung: Der eine und die Vielen, Ägyptische Gottesvorstellungen. Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 1971 / 7. Auflage, von Zabern, Darmstadt / Mainz 2011, ISBN 978-3-8053-4364-0.
- Patrick F. Houlihan, Steven M. Goodman: The Birds of Ancient Egypt (= Oxbow classics in Egyptology. Band 15). Oxbow Books, Oxford (UK) 2023, ISBN 979-8-88857029-6.
- Veronica Ions: Die Götter und Mythen Ägyptens. (= Die großen Religionen der Welt – Götter, Mythen und Legenden.) Neuer Kaiser Verlag – Buch und Welt, Klagenfurt 1988.
- Richard W. Larisch: Frau auf dem Horusthron. Makarê – Königin von Saba? Larisch, Bonn 1980.
- Christian Leitz u. a.: Lexikon der ägyptischen Götter und Götterbezeichnungen (LGG). Band 5: Ḥ – ḫ (= Orientalia Lovaniensia analecta. Band 114). Peeters, Leuven 2002, ISBN 90-429-1150-6, S. 230–237.
- Manfred Lurker: Lexikon der Götter und Symbole der alten Ägypter. Scherz, Bern / München / Wien 1998, ISBN 3-502-16430-4.
- Edmund S. Meltzer: Horus. In: D. B. Redford: The ancient gods speak: A guide to Egyptian religion. Oxford University Press, New York 2002, ISBN 9780195154016.
- Günther Roeder: Ägyptische Mythen und Legenden (= Die Bibliothek der Alten Welt). Artemis, Zürich 1960.
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Der altägyptische Königtum-Mythos. Humboldt-Gesellschaft
Anmerkungen und Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Christian Leitz u. a.: LGG. Leuven 2002, S. 233.
- ↑ a b Edmund S. Meltzer: Horus. New York 2002, S. 164.
- ↑ Patrick F. Houlihan, Steven M. Goodman: The Birds of Ancient Egypt. Oxford (UK) 2023, S. 46–48.
- ↑ Ursula Kampmann: Die Münzen der römischen Kaiserzeit. 1. Auflage, Battenberg 2004, München / Gietl, Regenstauf 2004, ISBN 3-89441-549-5, S. 215 Nr. 50.38.
- ↑ W. Helck, E. Otto: Kl. Lexikon der Ägyptologie. Wiesbaden 1999, S. 127.
- ↑ Veronica Ions: Die Götter und Mythen Ägyptens. Klagenfurt 1988, S. 66.
- ↑ Veronica Ions: Die Götter und Mythen Ägyptens. Klagenfurt 1988, S. 67.
- ↑ Manfred Lurker: Lexikon der Götter und Symbole der Alten Ägypter. Bern u. a. 1998, S. 101.
- ↑ Hermann A. Schlögl: Echnaton, Tutanchamun. Fakten und Texte. Harrassowitz, Wiesbaden 1983, ISBN 3-447-02337-6, S. 129.
- ↑ Rolf Felde: Ägyptische Gottheiten. Wiesbaden 1995, S. 26.
- ↑ Siehe beispielsweise: Herodot, Historien 2, 144
- ↑ Der vollständige Mythos in Übersetzung und mit Erläuterungen ist nachzulesen bei: Günther Roeder: Ägyptische Mythen und Legenden. Zürich 1960; sowie in der vierbändigen Reihe Die ägyptische Religion in Texten und Bildern (= Bibliothek der alten Welt.). Artemis-Verlag, Zürich 1959–1961; und bei Veronica Ions: Die Götter und Mythen Ägyptens. Klagenfurt 1988.
- ↑ Das Tebtynis Manual ist bekannt aus fünf verschiedenen hieratischen Manuskripten, die im Tempel des Soknebtynis im Ortszentrum von Tebtynis gefunden wurden. Das Tebtunis Manual basiert auf älteren Quellen und einige Passagen haben Ähnlichkeiten mit Inschriften vom Tempel von Edfu und Tempel von Dendera. Es enthält Überschneidungen mit dem Mythical Manual of the Delta, wie zum Beispiel die Erwähnung von selten namentlich datierten Gottheiten wie Dedwen und Horit. Siehe: Jens Jørgensen, Kristoffer Blach: Egyptian Mythological Manuals: Mythological structures and interpretative techniques in the Tebtunis Mythological manual, the manual of the Delta and related texts. Det Humanistiske Fakultet, Københavns Universitet, Kopenhagen 2014, S. 43–44. Für eine Übersetzung des Tebtunis Manual, siehe: Jürgen Osing: Hieratische Papyri aus Tebtunis (= Carsten Niebuhr Institute of Near Eastern Studies.). University of Copenhagen / Museum Tusculanum Press, Kopenhagen 1998.
- ↑ Jens Jørgensen, Kristoffer Blach: Egyptian Mythological Manuals: Mythological structures and interpretative techniques in the Tebtunis Mythological manual, the manual of the Delta and related texts. Det Humanistiske Fakultet, Københavns Universitet (Hrsg.). Kopenhagen 2014, S. 50–53. (Volltext online).
- ↑ A. Chester Beatty, Alan H. Gardiner: The library of A. Chester Beatty; description of a hieratic papyrus with a mythological story, love-songs, and other miscellaneous texts. London 1931, S. 18–21. (Volltext als PDF).
- ↑ J. Jørgensen, K. Blach: Egyptian Mythological Manuals: Mythological structures and interpretative techniques in the Tebtunis Mythological manual, the manual of the Delta and related texts. Kopenhagen 2014, S. 51.
- ↑ Bei dem Papyrus Jumilhac handelt es sich um einen religiösen Papyrus, der sich aktuell im Louvre Museum befindet. Er enthält lokale Mythen des siebzehnten und achtzehnten Gaus von Unterägypten und stammt aus dem Ende der ptolemäischen Zeit. Siehe: T. G. H. James: Le Papyrus Jumilhac by Jacques Vandier. In: The Journal of Egyptian Archaeology. Band 48, 1962, S. 176–178.
- ↑ J. Jørgensen, K. Blach: Egyptian Mythological Manuals: Mythological structures and interpretative techniques in the Tebtunis Mythological manual, the manual of the Delta and related texts. Kopenhagen 2014, S. 52–53.
- ↑ Plutarch: Moralia. mit Englischer Übersetzung von Frank Cole Babbitt. Harvard University Press (Hrsg.). London 1936. S. 9. (Volltext als PDF).