„Francesco Carotta“ – Versionsunterschied
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'''Francesco Carotta''' (* [[1946]] in Ca'Zen, [[Lusia]], [[Veneto]], [[Italien]]) ist ein italienisch-deutscher Gelehrter und [[Publizist]]. Francesco Carotta ist bekannt für die umstrittene These, dass der Mensch [[Jesus von Ravenna]] [[Gaius Iulius Caesar]] gewesen sei. |
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'''Francesco Carotta''' (* [[1946]] in Ca’Zen di Lusia, [[Italien]]) ist ein italienischer Buchautor. Er wurde 1999 durch das Buch ''War Jesus Caesar?'' bekannt, in dem er die These vertritt, [[Jesus von Nazaret]] sei eine [[Jesus-Mythos|fiktive Person]], dessen neutestamentliche Darstellung nach dem Vorbild des Lebens von [[Gaius Iulius Caesar]] und nach dem Kult des vergöttlichten [[Divus Iulius]] gestaltet worden sei. Die [[Historische Jesusforschung]] beachtet die These nicht. |
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== Leben und Überblick == |
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Carotta war als Techniker, Sprachlehrer, Journalist, EDV-Unternehmer und Verleger tätig und studierte u. a. [[Philosophie]] in Dijon, [[Polemologie]] in Straßburg, [[Romanistik]], [[Germanistik]] und [[Linguistik]] in Frankfurt am Main. |
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== Leben == |
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In den 70er Jahren war er in kultur-politischen Bewegungen in Frankfurt, Bologna und Rom unter dem Pseudonym C(h)am aktiv. In den 80ern Mitgründer einer Informatik-Firma in Freiburg im Breisgau, in den 90ern Leitung eines Buchverlages. |
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Francesco Carotta wurde 1946 in Ca’Zen bei [[Lusia]] ([[Provinz Rovigo]]/[[Venetien]], [[Italien]]) geboren. Seine Mutter Margherita war Damenschneiderin aus einer Bauernfamilie. Sein Vater Rodolfo (* 1913; † 1998), ein studierter Kunstmaler, stammte aus einer Unternehmerfamilie und war von 1948 bis 1951 [[Sozialismus|sozialistischer]] [[Bürgermeister]] von Lusia. |
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Carotta trat zunächst in ein [[Priesterseminar]] der [[Redemptoristen]] ein, wurde aber entlassen. Er besuchte dann eine [[Fachoberschule im technologischen Bereich|technologische Fachoberschule]] und qualifizierte sich als ''[[Perito industriale|Perito Industriale Capotecnico]]'' in [[Technische Chemie|Technischer Chemie]]. Er arbeitete zuerst als [[Chemieingenieurwesen|Labortechniker]] und zog dann nach [[Frankreich]], wo er als [[Medizintechnik]]er arbeitete, in [[Dijon]] an der [[Universität von Burgund]] [[Philosophie]] studierte und mit einer [[Lizenziat#Andere Länder|''Licence ès-Lettres'']] abschloss. Nach 1968 studierte er [[Polemologie]] in [[Straßburg]] und lehrte Philosophie in [[Mülhausen]]. Er zog später nach [[Deutschland]], um [[Linguistik]], [[romanische Sprachen]] und [[deutschsprachige Literatur]] an der [[Johann-Wolfgang-Goethe-Universität Frankfurt am Main]] zu studieren, wo er einen Abschluss als staatlich geprüfter [[Dolmetscher]] und [[Übersetzer]] erhielt. |
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Die Jesus-Caesar-Hypothese veröffentlichte Carotta zuerst in seinem Verlag ''Kore'' (1988, 1989) und Zeitungsartikeln in der ''Stadtzeitung'', Freiburg (April 1989) sowie in ''die tageszeitung'' (23. Dezember 1991). Nach mehr als zehn Jahren Forschung publizierte er die Ergebnisse seiner Untersuchung in dem Buch ''War Jesus Caesar?'' mit einem [http://www.carotta.de/esub/postface.html Nachwort] von [[Erika Simon]] (1999); niederländische (2002) und englische (''Jesus was Caesar. On the Julian Origin of Christianity.'' 2005) Übersetzungen folgten, weitere sind in Vorbereitung. |
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Carotta blieb zunächst in Frankfurt, wo er als Sprachlehrer, Übersetzer und [[Tutor]] an der Universität arbeitete. In dieser Zeit gründete oder leitete er Sozialprogramme, Bildungsinitiativen für [[Gastarbeiter]] und italienische Kulturzentren. Er war in der [[Politische Linke|politischen Linken]] und [[68er-Bewegung]] aktiv und arbeitete freiberuflich für alternative Verlagshäuser wie den [[Stroemfeld Verlag]], ein kommunales Kino sowie den [[Informations-Dienst zur Verbreitung unterbliebener Nachrichten|''ID Informationsdienst'']]. In den 1970er Jahren kehrte er zunächst nach Italien zurück, wo er als [[Journalist]] für mehrere Magazine und Zeitungen arbeitete. In [[Bologna]] war er Mitbegründer von ''[[Radio Alice]]''.<ref>Luciano Capelli, Stefano Saviotti (Hrsg.): ''Alice ist der Teufel. Praxis einer subversiven Kommunikation – Radio Alice (Bologna).'' Merve, Berlin 1977, ISBN 3-920986-91-1</ref> |
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[[Gaius Iulius Caesar]] wurde nach seiner Ermordung und Beisetzung als Gott [[Divus Iulius]] kultisch verehrt ([[Kult_(Religion)|Kult]] des [[Divus Iulius]]). Aus diesem Kult um den vergöttlichten Caesar entwickelte sich laut Carotta das [[Christentum]]. Carotta stützt diese Aussage auf einen Vergleich ([[Synopse]]) der Berichte über das Leben Caesars und den [[Römische Bürgerkriege|Römischen Bürgerkrieg]] – vom Rubikon bis zu Caesars Ermordung und [[Apotheose]] – wie sie von den antiken Autoren [[Sueton]], [[Appian]], [[Plutarch]], [[Cassius Dio]] und anderen überliefert sind, mit dem griechischen [[Markusevangelium]]. Das Markusevangelium, das nach allgemeiner Ansicht der Kirchenhistoriker als ältestes der Evangelien gilt, deutet Carotta als eine im Tradierungsprozeß durch Kopier-, Übersetzungs-, Interpretationsfehler und logische Umredigierung mutierte und delokalisierte Version der Vita Divi Iulii. Diese wurde von den [[Flavier]]n und ihrem Historiker [[Flavius Josephus]], den Carotta (in höchst umstrittener Weise) mit dem [[Apostel Paulus]] gleichsetzt, sanktioniert. [[Jesus von Nazareth|Jesus]] sei demnach keine eigenständige historische Figur, sondern der wegen seiner Milde, der sprichwörtlichen Clementia Caesaris, gerühmte römische Feldherr, Diktator und [[Pontifex Maximus]] [[Julius Caesar]], der nach seinem Tode als [[Divus Iulius]] der höchste [[Gott]] des [[Römisches Reich|Römischen Reichs]] wurde (der in den orientalischen Veteranenkolonien verfremdet tradiert wurde). Carotta führt hunderte [[#Carottas Untersuchung|Beispiele]] an, durch welche Abschreib- und Übersetzungsfehler das Evangelium entstanden sei. Ferner weist er auf die zuerst von Ethelbert Stauffer entdeckten strukturellen Ähnlichkeiten der römischen Osterliturgie mit dem Beisetzungsritual Caesars hin. |
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Eine scheinbar unabhängig voneinander ähnliche Nachforschung, mit einer gegensätzlichen These, wurde von Gary Courtney in dem Buch „''Et tu Judas? Then fall Jesus''“ (1992) vorgetragen. |
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1980 wirkte Carotta in Frankfurt am Aufbau des ''Gallus-Zentrums für Jugendkultur und Neue Medien'' mit und arbeitete dann als Direktor der ''Casa di Cultura Popolare''.<ref>Horst Gerhard Haberl: ''Auf und davon: eine Nomadologie der Neunziger.'' Droschl, Graz 1990, ISBN 3-85420-193-1, S. 178.</ref> Später zog er nach [[Freiburg im Breisgau]], wo er die Firma ''Legenda Informationssysteme'' für [[Texterkennung]] und [[Elektronische Datenverarbeitung|EDV]] gründete. Weiterhin arbeitete er in [[Paris]] für ''Cora'', eine Firma, die auf Linguistiksoftware und [[künstliche Intelligenz]] spezialisiert war. Als Geschäftsführer und Herausgeber unterstützte er ''Kore'', einen Freiburger Verlag für [[Feminismus|feministische Bücher]] und [[Frauenliteratur]].<ref>Frank Niederländer, Gabriele Schulz (Hrsg.): ''Das Literaturbuch 1993/94. Literarisches Leben in der Bundesrepublik Deutschland.'' Deutscher Kulturrat. Nomos, Berlin 1994, ISBN 3-7890-3106-2, S. 183; R. R. Bowker Publishing: ''International Literary Market Place 1994.'' Reed Reference, New Providence 1993, ISBN 0-8352-3347-2, S. 165.</ref> An der [[Hochschule für Musik Karlsruhe]] lehrte er italienische Sprache und [[Diktion]]. |
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==Carottas Untersuchung== |
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Später studierte Carotta an der [[Albert-Ludwigs-Universität Freiburg]] [[alte Geschichte]], [[Archäologie]] und [[Altphilologie]]. Sein ursprünglicher Fokus auf [[Lorenzo Valla]] verlagerte sich auf den Kult des [[Divus Iulius]] und die möglichen Einflüsse römischer Religion auf das frühe Christentum. In den 1990er Jahren verließ er ''Kore'' und sein Unternehmen, um sich seiner Forschung zu widmen, über die er bereits in den 1980er Jahren Vorstudien veröffentlicht hatte.<ref>U. a. Cam (Francesco Carotta): ''Madonna mia.'' In: Cam (Hrsg.): ''BellaMadonna/Memoria 2089.'' Almanach vom Kore Verlag, Freiburg im Breisgau 1988, ISBN 3-926023-75-9, S. 9–15; Cam: ''Verkündigung: Caesars Kreuzigung – Das Evangelium nach Kleopatra.'' In: Cam (Hrsg.): ''BellaMadonna/Memoria 2090. Kalenden und Iden.'' Almanach vom Kore Verlag, Freiburg im Breisgau 1989, ISBN 3-926023-76-7, S. i–ix.</ref> |
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Ausgangspunkt ist die Annahme, dass auf den von den Archäologen als authentisch angesehenen Portraits (auf Münzen und Statuen), Caesar gar nicht als der derjenige Feldherr erscheint, den man sich üblicherweise darunter vorstellt, sondern als der Gütige, der Leidende, der Gott-König, mitunter mit möglichen Jesuanischen Zügen. |
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Carotta lebt in [[Kirchzarten]] bei Freiburg.<ref>Irina Strohecker: ''[http://www.carotta.de/subseite/echo/bz2.html Für einen Forscher gibt es nichts Ärgerlicheres als die Fiktion].'' In: ''Badische Zeitung'', 15. Oktober 2007, S. 33.</ref> |
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== These zu Jesus von Nazaret == |
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Dies veranlaßte ihn, eine Arbeitshypothese aufzustellen: Könnte vom Kult des Divus Iulius, des nach seinem Tode vergöttlichten Caesar, etwas ins Evangelium eingegangen sein? |
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1999 veröffentlichte Cartotta sein Buch ''War Jesus Caesar?'' Er vertritt darin die These, Jesus von Nazaret sei nicht der Jude aus Galilea, als den ihn die urchristlichen Quellen darstellen, sondern der römische Staatsmann Gaius Iulius Caesar, aus dessen [[Kult]] sich über mehrere Generationen das [[Christentum]] entwickelt habe. |
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Kernstück von Carottas Buch ist ein [[Klassische Philologie|philologischer]] Vergleich des [[Evangelium nach Markus|Markusevangeliums]] mit antiken Quellen über die letzten Jahre Caesars und sein unmittelbares Nachleben, darunter primär mit den [[Geschichtsschreibung|historiographischen]] Werken von [[Appian]], [[Plutarch]] und [[Sueton]], die in verschiedenem Umfang auf die verlorenen ''Historiae'' des [[Gaius Asinius Pollio]] zurückgriffen. Carotta vermutet, das Geschichtswerk Pollios sei ein lateinisches Ur-Evangelium gewesen und der darin beschriebene Lebenslauf und Kult Julius Caesars sei nachträglich ins Griechische übersetzt, auf die fiktive Person Jesus übertragen und nach Galilea und Judäa verlegt worden. 2008 erweiterte Carotta seine These zu Jesus um Genettes Theorie der „diegetischen Transposition“. |
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Zur Überprüfung dieser Hypothese verglich er die Teile von beiden Lebensläufen, die sich strukturell entsprechen sollen. Da das Evangelium nicht das ganze Leben Jesu erzählt, sondern nur vom Jordan bis zur Kreuzigung (eine Kindheitsgeschichte haben nicht alle Evangelien, und die Jugendzeit fehlt bei allen), stellte er synoptisch Caesars Leben vom Rubicon bis zu seiner Ermordung neben das Markus Evangelium (das vermutlich älteste). |
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2009 untersuchte er für die Theologische Akademie der Erzdiözese von [[Sevilla]] das ''Orpheos Bakkikos'', ein angeblich gefälschtes [[Synkretismus|synkretistisch]]-christliches Artefakt, das die [[Kreuzigung]] Christi darstellen soll.<ref>Francesco Carotta, Arne Eickenberg: [http://www.carotta.de/subseite/texte/articula/Orfeo_Baquico.pdf ''Orfeo Báquico: la cruz desaparecida''] (PDF; 5,7 MB). In: ''Isidorianum.'' Bd. 35, Jg. 18, Centro de Estudios Teológicos de Sevilla, Sevilla 2009, {{ISSN|1131-7027}}, S. 179–217. Deutsche Fassung: [http://www.carotta.de/subseite/texte/articula/Orpheos_Bakkikos_de.pdf ''Orpheos Bakkikos: das verschollene Kreuz''] (PDF; 8,8 MB).</ref> |
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Dies förderte eine Reihe von Parallelen zutage, die ihn zum Weiterforschen veranlaßten. Am Ende der Untersuchung stand dann als verblüffendes Ergebnis: Es gibt im Evangelium seiner Meinung nach nichts, was in der Caesargeschichte nicht schon gestanden hätte – mutatis mutandis, d.h. im Tradierungs- und Übersetzungsprozeß verformt und delokalisiert: von Gallia nach Galilaea. |
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Seitdem hat Carotta mehrere Fachartikel und Übersetzungen seines Buches verfasst. Er wirkte an Dokumentarfilmen über Caesar und Jesus mit, hielt universitäre Vorträge und rekonstruierte Caesars Begräbniszeremonie in Spanien anhand der historischen Quellen. |
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Im folgenden, stichprobenartig, einige wenige Beispiele: |
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== Rezeption == |
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=== Auszug aus der Synopse === |
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In Deutschland besprachen im Jahr 2000 einige Rezensenten in Tageszeitungen die deutsche Ausgabe von Carottas Buch. [[Arno Widmann]] sah darin eine „Wissenschaftsparodie“<ref>[http://www.berliner-zeitung.de/archiv/jesus-julius,10810590,9812012.html Arno Widmann (Berliner Zeitung, 28. Juni 2000): ''JESUS-JULIUS'']</ref>, [[Albert Christian Sellner]] eine großangelegte „Geschichtsumwälzung“.<ref>[http://www.carotta.de/subseite/echo/bz.html Albert Sellner (Badische Zeitung, 20. März 2000): ''Ein Stück Welträtsellösung'']</ref> |
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In den [[Niederlande]]n bezeichnete der Historiker [[Anton van Hooff]] Carottas These 2002 als „neue [[Pseudowissenschaft]]“.<ref>[http://www.skepsis.nl/carotta.html Anton van Hooff (Bron: Skepter 15(4), Dezember 2002): ''Atheïstisch bijgeloof: Caesar aan het kruis in Buitenhof'']</ref> Roberto Lobosco stellte 2010 fest, dass Kirchen und Universitätstheologen Carottas These in das „Reich der Fabeln“ verwiesen und den Autor als „Fantasten“ einstuften.<ref>Roberto Lobosco (Quest NL, 14. Juni 2010): {{Webarchiv | url=http://www.quest.nl/braintainment/pijlers/geschiedenis/jezus-caesar-of-julius-christus | wayback=20110704025801 | text=''Jezus Caesar of Julius Christus?''}}</ref> In Italien nannte der Althistoriker [[Luciano Canfora]] Carottas Buch „originell“ und sah in der [[Apotheose]] Caesars und Jesu nach ihrem Tod eine mögliche Parallele.<ref>Luciano Canfora: [http://archiviostorico.corriere.it/2008/novembre/02/Quando_tiranno_finiva_nel_Tevere_co_9_081102040.shtml ''Quando il tiranno finiva nel Tevere'']. In: [[Corriere della Sera]] vom 2. November 2008, S. 15.</ref> In Spanien bezeichnete der Philologe [[Antonio Piñero]] Carottas Lesung des Evangeliums als diegetische Umsetzung als „geniale Übung“, stellte jedoch auch einige methodische Mängel fest, die die Theorie „völlig unplausibel“ machten.<ref>{{Literatur |Autor=[[Antonio Piñero]] |Titel=¿Existió Jesús realmente? | Verlag=Raíces |Ort=Madrid |Datum=2008 |ISBN=978-84-86115-64-7 |Seiten=345 |Kapitel=A modo de síntesis parcial y conclusiones |Sprache=es }}</ref> |
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*Cäsar ist zu Beginn des Bürgerkriegs in '''Gallia'''. Jesus beginnt seine Predigertätigkeit in '''Galiläa'''. |
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== Veröffentlichungen == |
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*Danach überqueren beide, von Norden kommend, einen verhängnisvollen Grenzfluss: Cäsar den ''Rubicon'' - er eröffnet damit den Bürgerkrieg. Jesus schreitet über den ''Jordan''. Beide gelangen in eine Stadt. |
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* ''War Jesus Caesar? 2000 Jahre Anbetung einer Kopie.'' Goldmann, München 1999, ISBN 3-442-15051-5. ([https://www.academia.edu/24664022/War_Jesus_Caesar_2000_Jahre_Anbetung_einer_Kopie]auf academia.edu) |
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* ''War Jesus Caesar? – Artikel und Vorträge. Eine Suche nach dem römischen Ursprung des Christentums.'' Ludwig, Kiel 2012, ISBN 978-3-937719-63-4. |
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* mit [[Holger Heide]]: ''Bologna. Anmerkungen zu einem Modell reformierter Herrschaft.'' In: Barbara Herzbruch (Hrsg.): ''Jahrbuch Politik 8 – Die Rote Armee Fraktion und die Linke.'' Bd. 8, Klaus Wagenbach, Berlin 1978, ISBN 3-8031-1082-3. |
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*''Revista de arqueología.'' Nr. 348, Jg. 31, Zugarto (MC Ediciones), Madrid 2010, {{ISSN|0212-0062}}, S. 40–49. |
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== Weblinks == |
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*Bei Cäsar ist '''Corfinium''' vom Gegner besetzt. Jesus trifft in '''Cafarnaum''' auf einen Besessenen. ''"Besetzt"'' und ''"besessen"'' sind mögliche Übersetzungsvarianten des lateinischen Wortes ''Obsessus''. Bei der nächsten ''Besetzung'' hier gibt es wieder einen ''Besessenen'' dort. |
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* [http://www.carotta.de/ Homepage Carottas] (dort weitere Veröffentlichungen) |
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* {{DNB-Portal|122053532}} |
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* {{IMDb|nm3027305}} |
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== Einzelnachweise == |
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* Bei Cäsar scheitert die nächste Belagerung, weil der eingekesselte Pompeius den Belagerungsring sprengen kann. Bei Jesus lässt sich der Besessene nicht fesseln. |
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<references /> |
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{{Normdaten|TYP=p|GND=122053532|LCCN=no/2005/29212|VIAF=71680781}} |
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* Der belagerte Pompeius hält sich mit seinen '''Legionen''' in den Verschanzungen auf (lat. '''Munimenta'''). <br />Der Besessene bei Jesus nennt sich '''Legion''' und hält sich in den Gräbern (lat. '''Monumenta''') auf. |
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{{SORTIERUNG:Carotta, Francesco}} |
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*Jesus zieht auf einem Esel nach Jerusalem ein, Cäsar wird an entsprechender Stelle von [[Gaius Asinius Pollio|Asinius Pollio]] (lat. ''Asinus'': Esel) nach Rom begleitet. |
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[[Kategorie:Publizist]] |
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[[Kategorie:Sachbuchautor (Theologie)]] |
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[[Kategorie:Geboren 1946]] |
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[[Kategorie:Italiener]] |
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[[Kategorie:Mann]] |
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{{Personendaten |
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*Ein wichtiges Leitmotiv Cäsars lautete: ''„Diejenigen, die neutral sind, werde ich als Freunde betrachten“''<small> (siehe [[Clementia Caesaris]])</small>. Im Evangelium steht an entsprechender Stelle: ''„Wer nicht wider uns ist, ist für uns“''<small> (Mk 9, 38-40)</small>. |
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|NAME=Carotta, Francesco |
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|ALTERNATIVNAMEN=Cham; Cam |
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Dies setzt sich in gleicher Weise fort. Laut Carotta kommen alle Sprüche in beiden Werken vor, alle Personen finden ihre Entsprechung, teilweise durch den Tradierungsprozess verzerrt. Carotta sagte hierzu: |
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|KURZBESCHREIBUNG=italienischer Althistoriker und Religionshistoriker |
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:„Jede einzelne Übereinstimmung kann man natürlich auch anders erklären. Das Problem besteht jedoch darin, dass alle Sprüche in beiden Werken vorkommen, und zwar nicht wahllos, wie man es erwarten würde, sondern in struktureller Übereinstimmung. Man könnte also bei jeder einzelnen Entsprechung sagen: „Das ist Zufall!“. Aber was für ein Zufall wäre es, wenn alle Zufälle in der gleichen Reihenfolge auftreten würden?“ |
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|GEBURTSDATUM=1946 |
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|GEBURTSORT=Ca’Zen bei Lusia, [[Badia Polesine]], Provinz Rovigo, Venetien, Italien |
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[[Image:Sychrist.jpg|thumb|140px|Christen|thumb|[[Christusmonogramm]] mit den [[Griechische Sprache|griechischen]] Buchstaben [[Alpha und Omega]]]] |
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An manchen Stellen gibt es auch scheinbare Unterschiede: |
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*Wo bei Cäsar '''Capitol''' vorkommt, schreibt ein Evangelist [[Golgotha]] oder ''Schädelstätte'', ein anderer aber ''Ölgarten'' und ein dritter [[Gethsemane]], die ''Ölkelter''. Diese unterschiedlichen Namen sind drei mögliche Übersetzungen des lateinischen Wortes '''Capitolium'''. Wenn man ''Capitolium'' von '''Caput Oli''' (Schädel des Olus) ableitet, dann ist Schädelstätte korrekt. Wenn man aber aus ''Capitolium'' '''Campi''' für Felder heraushört und '''Olium''' (lat.; Öl) , wie im Italienischen ''Campidoglio'', kann es als Ölgarten verstanden werden. Hört man aber in ''Capitolium'' '''Capit''' (Verbform von ''capere'', das Fassen) und wiederum '''Olium''', dann ist es als Ölkelter zu verstehen. |
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*Jesus kommt im Johannes-Evangelium fünfmal nach Jerusalem (gr.; hie'''ro'''soly'''ma'''), Cäsar nach der Überschreitung des Rubikons fünfmal nach '''Rom'''. |
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*Bei Markus, Matthäus und Lukas, den anderen Evangelisten hingegen, kommt er nur einmal nach Jerusalem, ansonsten ist er entweder in der Wüste oder er geht ''in die Dörfer''. Aber in der Wüste heißt auf griechisch '''Eremo''', das ist '''Romae''' sehr ähnlich. Es sind dieselben Buchstaben enthalten: Eremo/Romae. Und wenn er ''in die Dörfer'' geht, griechisch '''Komen''', ist dies sehr nahe an '''Romam''' (Rom) – Komem/Romam. |
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*Jesus starb am 15.[[Nissan (Monat)|Nissan]], Cäsar an den [[Iden]] des März; beide starben am gleichen Tag. |
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*Die Gründe für die Ermordung waren dieselben: Cäsar wurde unterstellt, er wolle sich zum König oder gar zum Gottkönig machen, Jesus wurde dasselbe unterstellt. |
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*Cäsar trug den Eichenkranz als Zeichen dafür, dass er die Römer vor den Barbaren errettete. Auch Jesus wird als Retter bezeichnet und trägt die Dornenkrone. |
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*Cäsar starb durch den Dolchstoß des [[Gaius Cassius Longinus|Cassius]] '''Longinus''' in die Brust. Jesus wurde von dem Hauptmann '''Longinus''' in die Seite gestochen.<small> (siehe [[Longinus]])</small> |
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*Jesus starb am Kreuz. An der Trauerfeier ließ [[Marcus Antonius]] ein Abbild des Cäsar aus Wachs auf eine Holzkonstruktion montieren, und zwar so wie er gefunden wurde: Die Toga herabgerutscht, aus dreiundzwanzig Stichwunden blutend. An dramatischer Stelle, nach dem Verlesen des Testamentes, in welchem Cäsar als Wohltäter des Volkes offenbar wurde, ließ Antonius diese Konstruktion in Form eines Kreuzes aufrichten; somit hing der Retter der Römer ebenfalls wie Jesus an einem Kreuz. |
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[[Appian]] (Bürgerkriege II 147, S.612) berichtet: |
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:„Jemand hob über der Totenbahre ein aus Wachs gefertigtes Abbild von Cäsar selbst empor; flach auf der Bahre liegend, konnte ja die Leiche nicht gesehen werden. Nun konnte man aber mit Hilfe einer Vorrichtung das Abbild nach allen Seiten hin drehen, und es zeigte am ganzen Körper sowie im Gesicht dreiundzwanzig grausam beigebrachte Wunden. Diesen jammervollen Anblick, wie er sich allen darbot, konnten die Menschen nicht mehr ertragen.“ |
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[[Ethelbert Stauffer]] beschreibt in "Jerusalem und Rom im Zeitalter Jesu Christi" die Parallelen der Osterliturgie mit der Trauerfeierlichkeit Cäsars<small> ([http://www.carotta.de/subseite/texte/summa/osterlit.html hier nachzulesen])</small>. Stauffer sagt hierzu: |
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:„Man muß die Details dieser Passionsliturgie (...) aus Appian, Sueton und anderen antiken Autoren mühsam zusammensuchen und nach kritischer Sichtung zusammenfügen. So mag es sich erklären, dass das Beisetzungsritual für den Divus Julius bisher weder in der Caesarliteratur noch in der religionsgeschichtlichen Forschung rechte Beachtung gefunden hat. Hier ist noch viel nachzuholen. Wir geben daher versuchsweise eine skizzenhafte Rekonstruktion der ganzen Passionsfeier. Denn diese Feier ist eines der wesentlichsten Ereignisse der neutestamentlichen Zeitgeschichte. Klageritualien für leidende und sterbende Götter hat es im antiken Orient seit jeher gegeben. Hier aber sind jene Passionsgedanken verknüpft mit dem gewaltsamen Tod eines Menschen von Fleisch und Blut, und dieser Mensch ist der kühnste Politiker, den die Antike hervorgebracht hat. Hier wird das politische Evangelium von der ''Clementia Caesaris'' zur Passionsklage, diese Passionsklage aber wird zur Anklage und zur Gerichtsbotschaft. Nicht genug, hier sind – fünfundsiebzig Jahre vor dem Tode Jesu – gewisse Motive vorweggenommen, die später eine große Geschichte haben in der Karfreitagsliturgie der Römischen Messe.“ |
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=== Caesar, der Sohn Gottes === |
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''Sohn Gottes'' wurde Caesar genannt, weil die Iulii, über [[Iulus]] und [[Aeneas]], die Göttin [[Venus_(Mythologie)|Venus]] als ihre Stammmutter ansahen. ''Sohn Gottes'' und nicht ''Sohn der Göttin'', nicht nur weil Venus ihrerseits Tochter des [[Jupiter_(Mythologie)|Jupiter]]s ist, sondern auch wegen der bekannten sprachlichen Besonderheit des griechischen Wortes ''theos'', das in klassischer Zeit zugleich ''Gott'' und ''Göttin'' bedeutet (wie etwa im Deutschen auch eine Tigerin ein Tiger ist, u. umgekehrt auch ein Kater eine Katze, ist im Griechischen auch eine Göttin ein Gott; die feminine Form ''thea'' ist nachklassisch). |
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Als dann auch Caesar selbst unter dem Namen ''[[Divus Iulius]]'' zu den Göttern erhoben wurde, ging der verwaiste Name ''Divi filius'', Gottessohn, auf seinen Adoptivsohn über, der sich lange Zeit so nannte, bevor er schließlich selbst als ''Divus Augustus'' gleichfalls vergöttlicht wurde. |
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Es stellt sich heraus, daß die Kindheitsgeschichte Jesu wie eine mutierte Form jener des Divi filius, i.e. Caesar [[Augustus]], aussieht, sowie die Geschichte des Auferstandenen als jene seines Kampfes um die Anerkennung als politischer Erbe Caesars – gegen Antonius (im [[Evangelium]]: gegen den ungläubigen Thomas). Um nur ein Beispiel der aufgespürten Parallelen zu geben: |
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Octavian wird in einem plebejischen Geschlecht geboren an einem Ort '''am Fuße des Palatins''', genannt '''ad capita bubula''' (an den Ochsenköpfen) – Jesus in einer Krippe, die '''vor dem Kopf eines Ochsen steht''', in einem Stall '''am Fuße des Palastes'''. |
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[[Augustus|Octavian]], der Großneffe des Cäsar, nahm nach der testamentarischen Adoption den Namen ''Gaius Iulius Caesar'' an; er verzichtete auf den Zusatz ''Octavianus''. |
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Von 42 v. Chr. bis 38 v. Chr. nennt sich ''Octavian'' ''Gaius Iulius divi filius Caesar'' (also "Sohn des vergöttlichten ''Gaius Iulius Caesar''"), dann bis 27 v. Chr. Imperator ''Caesar divi filius'' mit dem Beinamen ''Octavian''. Auf Münzen wird hauptsächlich mit ''Divi filius'', '''Sohn Gottes''' abgekürzt |
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Auch sein Biograph, [[Nikolaos von Damaskus]], sorgt in seinem ''Bios Kaisaros'' (Leben Cäsars) für Verwirrung, da er ''Cäsar, den Vater'' und ''Cäsar, den Sohn'' gleich benennt. So bekommen die Worte Jesu: ''Vater, warum hast Du mich verlassen?'' eine andere, tragische Bedeutung, versetzt man sich in den 19jährigen Octavian. |
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An den Trauerspielen für Cäsar erschien zudem ein Komet, das [[sidus Iulium]], welches vom Volk als die in den Himmel aufgefahrene Seele Cäsars interpretiert wurde. |
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[http://www.carotta.de/subseite/echo/tumult/21.jpg Hier] sieht man einen Denar des Augustus (BMC Gaul 140, 138, 4584 und Giard 555) mit dem ''sidus Iulium'' und rechts eine Münze des [[Magnentius]] (RIC 34), römischer Kaiser 350-353 n.Chr., mit dem Christusmonogram. |
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Die Münzen mit dem ''sidus Iulium'' ähneln dem Christusmonogram, beides sind die Zeichen des Herrn, und in gewisser Weise war mit ''Octavian'' als ''Gaius Julius Caesar'' der Herr auferstanden, denn er setzte das Friedenswerk Cäsars fort und auf ihn folgte das goldene, das augusteische Zeitalter.<small> (siehe [[Pax Augusta]])</small> |
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Jesus stand am dritten Tage von den Toten auf; die Darstellung des Auferstandenen gleicht von der Haltung und Bedeutung der Augustusstatue von Prima Porta, wo er als Sohn Gottes dargestellt wird. Lediglich der Bart fehlt; doch dieser taucht auf den Münzen des ''Octavian'' als Trauerbart mit Schleier auf. |
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=== Kritik === |
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Eine Auseinandersetzung mit Carottas Werk durch die Fachwissenschaften ist, mit wenigen Ausnahmen, bisher nicht erfolgt. Die Thesen Carottas werden von den wissenschaftlichen Historikern und Theologen ignoriert oder nicht ernst genommen. Für zu ausschlaggebend werden von ihnen die Quellen beispielsweise der [[Außerchristliche Notizen zu Jesus von Nazaret|außerchristlichen Notizen zu Jesus von Nazaret]] gehalten. |
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=== Quellen die Carotta nutzt === |
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*Caesars "commentarii de bello civili" und Parallelüberlieferung |
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*Markus-Evangelium 5,9, cf. die Lutherbibel |
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*Appian, Bürgerkriege II 147 |
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*Ethelbert Stauffer, Jerusalem und Rom im Zeitalter Jesu Christi |
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*Nikolaos von Damaskus, Das Leben des Augustus: oft kritisierte Biografie, die nicht immer zuverlässig ist und nur in byzantinischen Exzerpten erhalten ist. Zweisprachige Übersetzung von Jürgen Malitz, Nikolaos von Damaskus. Das Leben des Kaisers Augustus, Darmstadt 2003. [http://www.csun.edu/~hcfll004/nicolaus.html Text englisch] und [http://www.gnomon.ku-eichstaett.de/LAG/nikolaos.pdf deutsch] |
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==Werk== |
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* ''War Jesus Caesar? 2000 Jahre Anbetung einer Kopie'', Goldmann Verlag München 1999, ISBN 3-442-15051-5 |
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== Literatur == |
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* Stauffer, Ethelbert (1952). ''Christus und die Caesaren'', Hamburg. |
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* Stauffer, Ethelbert (1957). ''Jersualem und Rom im Zeitalter Jesu Christi'', Bern. |
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== Weblinks == |
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* [http://www.carotta.de Carottas website] |
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* {{PND|122053532}} |
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* [http://www.ruhr-uni-bochum.de/php-bin/advkalcontent-2004.php?tag=7 Sidus Iulium und Kaiser Augustus, der Sohn Gottes] |
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NAME=Carotta, Francesco |
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[[en:Francesco Carotta]] |
Aktuelle Version vom 19. April 2024, 10:14 Uhr

Francesco Carotta (* 1946 in Ca’Zen di Lusia, Italien) ist ein italienischer Buchautor. Er wurde 1999 durch das Buch War Jesus Caesar? bekannt, in dem er die These vertritt, Jesus von Nazaret sei eine fiktive Person, dessen neutestamentliche Darstellung nach dem Vorbild des Lebens von Gaius Iulius Caesar und nach dem Kult des vergöttlichten Divus Iulius gestaltet worden sei. Die Historische Jesusforschung beachtet die These nicht.
Leben
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Francesco Carotta wurde 1946 in Ca’Zen bei Lusia (Provinz Rovigo/Venetien, Italien) geboren. Seine Mutter Margherita war Damenschneiderin aus einer Bauernfamilie. Sein Vater Rodolfo (* 1913; † 1998), ein studierter Kunstmaler, stammte aus einer Unternehmerfamilie und war von 1948 bis 1951 sozialistischer Bürgermeister von Lusia.
Carotta trat zunächst in ein Priesterseminar der Redemptoristen ein, wurde aber entlassen. Er besuchte dann eine technologische Fachoberschule und qualifizierte sich als Perito Industriale Capotecnico in Technischer Chemie. Er arbeitete zuerst als Labortechniker und zog dann nach Frankreich, wo er als Medizintechniker arbeitete, in Dijon an der Universität von Burgund Philosophie studierte und mit einer Licence ès-Lettres abschloss. Nach 1968 studierte er Polemologie in Straßburg und lehrte Philosophie in Mülhausen. Er zog später nach Deutschland, um Linguistik, romanische Sprachen und deutschsprachige Literatur an der Johann-Wolfgang-Goethe-Universität Frankfurt am Main zu studieren, wo er einen Abschluss als staatlich geprüfter Dolmetscher und Übersetzer erhielt.
Carotta blieb zunächst in Frankfurt, wo er als Sprachlehrer, Übersetzer und Tutor an der Universität arbeitete. In dieser Zeit gründete oder leitete er Sozialprogramme, Bildungsinitiativen für Gastarbeiter und italienische Kulturzentren. Er war in der politischen Linken und 68er-Bewegung aktiv und arbeitete freiberuflich für alternative Verlagshäuser wie den Stroemfeld Verlag, ein kommunales Kino sowie den ID Informationsdienst. In den 1970er Jahren kehrte er zunächst nach Italien zurück, wo er als Journalist für mehrere Magazine und Zeitungen arbeitete. In Bologna war er Mitbegründer von Radio Alice.[1]
1980 wirkte Carotta in Frankfurt am Aufbau des Gallus-Zentrums für Jugendkultur und Neue Medien mit und arbeitete dann als Direktor der Casa di Cultura Popolare.[2] Später zog er nach Freiburg im Breisgau, wo er die Firma Legenda Informationssysteme für Texterkennung und EDV gründete. Weiterhin arbeitete er in Paris für Cora, eine Firma, die auf Linguistiksoftware und künstliche Intelligenz spezialisiert war. Als Geschäftsführer und Herausgeber unterstützte er Kore, einen Freiburger Verlag für feministische Bücher und Frauenliteratur.[3] An der Hochschule für Musik Karlsruhe lehrte er italienische Sprache und Diktion.
Später studierte Carotta an der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg alte Geschichte, Archäologie und Altphilologie. Sein ursprünglicher Fokus auf Lorenzo Valla verlagerte sich auf den Kult des Divus Iulius und die möglichen Einflüsse römischer Religion auf das frühe Christentum. In den 1990er Jahren verließ er Kore und sein Unternehmen, um sich seiner Forschung zu widmen, über die er bereits in den 1980er Jahren Vorstudien veröffentlicht hatte.[4] Carotta lebt in Kirchzarten bei Freiburg.[5]
These zu Jesus von Nazaret
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]1999 veröffentlichte Cartotta sein Buch War Jesus Caesar? Er vertritt darin die These, Jesus von Nazaret sei nicht der Jude aus Galilea, als den ihn die urchristlichen Quellen darstellen, sondern der römische Staatsmann Gaius Iulius Caesar, aus dessen Kult sich über mehrere Generationen das Christentum entwickelt habe.
Kernstück von Carottas Buch ist ein philologischer Vergleich des Markusevangeliums mit antiken Quellen über die letzten Jahre Caesars und sein unmittelbares Nachleben, darunter primär mit den historiographischen Werken von Appian, Plutarch und Sueton, die in verschiedenem Umfang auf die verlorenen Historiae des Gaius Asinius Pollio zurückgriffen. Carotta vermutet, das Geschichtswerk Pollios sei ein lateinisches Ur-Evangelium gewesen und der darin beschriebene Lebenslauf und Kult Julius Caesars sei nachträglich ins Griechische übersetzt, auf die fiktive Person Jesus übertragen und nach Galilea und Judäa verlegt worden. 2008 erweiterte Carotta seine These zu Jesus um Genettes Theorie der „diegetischen Transposition“.
2009 untersuchte er für die Theologische Akademie der Erzdiözese von Sevilla das Orpheos Bakkikos, ein angeblich gefälschtes synkretistisch-christliches Artefakt, das die Kreuzigung Christi darstellen soll.[6]
Seitdem hat Carotta mehrere Fachartikel und Übersetzungen seines Buches verfasst. Er wirkte an Dokumentarfilmen über Caesar und Jesus mit, hielt universitäre Vorträge und rekonstruierte Caesars Begräbniszeremonie in Spanien anhand der historischen Quellen.
Rezeption
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]In Deutschland besprachen im Jahr 2000 einige Rezensenten in Tageszeitungen die deutsche Ausgabe von Carottas Buch. Arno Widmann sah darin eine „Wissenschaftsparodie“[7], Albert Christian Sellner eine großangelegte „Geschichtsumwälzung“.[8]
In den Niederlanden bezeichnete der Historiker Anton van Hooff Carottas These 2002 als „neue Pseudowissenschaft“.[9] Roberto Lobosco stellte 2010 fest, dass Kirchen und Universitätstheologen Carottas These in das „Reich der Fabeln“ verwiesen und den Autor als „Fantasten“ einstuften.[10] In Italien nannte der Althistoriker Luciano Canfora Carottas Buch „originell“ und sah in der Apotheose Caesars und Jesu nach ihrem Tod eine mögliche Parallele.[11] In Spanien bezeichnete der Philologe Antonio Piñero Carottas Lesung des Evangeliums als diegetische Umsetzung als „geniale Übung“, stellte jedoch auch einige methodische Mängel fest, die die Theorie „völlig unplausibel“ machten.[12]
Veröffentlichungen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- War Jesus Caesar? 2000 Jahre Anbetung einer Kopie. Goldmann, München 1999, ISBN 3-442-15051-5. ([1]auf academia.edu)
- War Jesus Caesar? – Artikel und Vorträge. Eine Suche nach dem römischen Ursprung des Christentums. Ludwig, Kiel 2012, ISBN 978-3-937719-63-4.
- mit Holger Heide: Bologna. Anmerkungen zu einem Modell reformierter Herrschaft. In: Barbara Herzbruch (Hrsg.): Jahrbuch Politik 8 – Die Rote Armee Fraktion und die Linke. Bd. 8, Klaus Wagenbach, Berlin 1978, ISBN 3-8031-1082-3.
- Revista de arqueología. Nr. 348, Jg. 31, Zugarto (MC Ediciones), Madrid 2010, ISSN 0212-0062, S. 40–49.
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Homepage Carottas (dort weitere Veröffentlichungen)
- Literatur von und über Francesco Carotta im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Francesco Carotta bei IMDb
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Luciano Capelli, Stefano Saviotti (Hrsg.): Alice ist der Teufel. Praxis einer subversiven Kommunikation – Radio Alice (Bologna). Merve, Berlin 1977, ISBN 3-920986-91-1
- ↑ Horst Gerhard Haberl: Auf und davon: eine Nomadologie der Neunziger. Droschl, Graz 1990, ISBN 3-85420-193-1, S. 178.
- ↑ Frank Niederländer, Gabriele Schulz (Hrsg.): Das Literaturbuch 1993/94. Literarisches Leben in der Bundesrepublik Deutschland. Deutscher Kulturrat. Nomos, Berlin 1994, ISBN 3-7890-3106-2, S. 183; R. R. Bowker Publishing: International Literary Market Place 1994. Reed Reference, New Providence 1993, ISBN 0-8352-3347-2, S. 165.
- ↑ U. a. Cam (Francesco Carotta): Madonna mia. In: Cam (Hrsg.): BellaMadonna/Memoria 2089. Almanach vom Kore Verlag, Freiburg im Breisgau 1988, ISBN 3-926023-75-9, S. 9–15; Cam: Verkündigung: Caesars Kreuzigung – Das Evangelium nach Kleopatra. In: Cam (Hrsg.): BellaMadonna/Memoria 2090. Kalenden und Iden. Almanach vom Kore Verlag, Freiburg im Breisgau 1989, ISBN 3-926023-76-7, S. i–ix.
- ↑ Irina Strohecker: Für einen Forscher gibt es nichts Ärgerlicheres als die Fiktion. In: Badische Zeitung, 15. Oktober 2007, S. 33.
- ↑ Francesco Carotta, Arne Eickenberg: Orfeo Báquico: la cruz desaparecida (PDF; 5,7 MB). In: Isidorianum. Bd. 35, Jg. 18, Centro de Estudios Teológicos de Sevilla, Sevilla 2009, ISSN 1131-7027, S. 179–217. Deutsche Fassung: Orpheos Bakkikos: das verschollene Kreuz (PDF; 8,8 MB).
- ↑ Arno Widmann (Berliner Zeitung, 28. Juni 2000): JESUS-JULIUS
- ↑ Albert Sellner (Badische Zeitung, 20. März 2000): Ein Stück Welträtsellösung
- ↑ Anton van Hooff (Bron: Skepter 15(4), Dezember 2002): Atheïstisch bijgeloof: Caesar aan het kruis in Buitenhof
- ↑ Roberto Lobosco (Quest NL, 14. Juni 2010): Jezus Caesar of Julius Christus? ( vom 4. Juli 2011 im Internet Archive)
- ↑ Luciano Canfora: Quando il tiranno finiva nel Tevere. In: Corriere della Sera vom 2. November 2008, S. 15.
- ↑ Antonio Piñero: ¿Existió Jesús realmente? Raíces, Madrid 2008, ISBN 978-84-86115-64-7, A modo de síntesis parcial y conclusiones, S. 345 (spanisch).
Personendaten | |
---|---|
NAME | Carotta, Francesco |
ALTERNATIVNAMEN | Cham; Cam |
KURZBESCHREIBUNG | italienischer Althistoriker und Religionshistoriker |
GEBURTSDATUM | 1946 |
GEBURTSORT | Ca’Zen bei Lusia, Badia Polesine, Provinz Rovigo, Venetien, Italien |