„Porzellan“ – Versionsunterschied
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{{Dieser Artikel|behandelt das keramische Erzeugnis. Zum Kurzfilm siehe [[Porzellan (Kurzfilm)]].}} |
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[[Bild:Porzellanbrunnen.jpg|thumb|Porzellanbrunnen in der Fußgängerzone von Selb]] |
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[[Datei:Porzellanbrunnen in Selb 20250713 HOF9293 RAW-Export.png|mini|Porzellanbrunnen in der Fußgängerzone von [[Selb]]]] |
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[[Datei:PorzellanzutatenL1080418 (2).jpg|mini|Zutaten zur Herstellung von Porzellan]] |
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'''Porzellan''' ({{itS|porcellana}}, {{enS|porcelain}} oder {{lang|en|''china''}}) ist ein durch [[Brennen (Verfahren)|Brennen]] hergestelltes feinkeramisches Erzeugnis mit weißen, dichten, porenfreien, in dünnen Schichten [[Transluzenz|transluzenten]] [[Scherben]]. Es wird aus einem Gemisch von [[Kaolin]] (Porzellanerde, Porzellanton), [[Feldspat]] und [[Quarz]] hergestellt, die im Verlauf des keramischen Brandes in [[Glas]]phase und [[Mullit]] umgewandelt werden. Glasiert oder unglasiert findet es Verwendung zur Herstellung von Gebrauchsgegenständen, technischen Erzeugnissen und für künstlerische Zwecke.<ref>''Brockhaus - die Enzyklopädie.'' Band 17: ''PERU - RAG.'' Leipzig/ Mannheim 1998, ISBN 3-7653-3117-1, S. 391.</ref> |
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'''Porzellan''', auch [[Weißes Gold]] genannt, besteht aus drei Bestandteilen |
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#Tonsubstanz (im Volksmund auch [[Kaolin]] genannt), |
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|+ Spezifikation gemäß [[Klassifikation keramischer Massen]] |
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#[[Feldspat]] und |
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#[[Quarz]]. |
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| [[Keramik]] |
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| Klasse: '''[[Sinterzeug]]''' |
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| bgcolor="#EECFA1" | Unterklasse: '''Porzellan''' |
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Gruppe 1: [[Hartporzellan]]<br /> |
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Gruppe 2: [[Weichporzellan]] |
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== Zusammensetzung == |
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Es gibt [[Hartporzellan]] und [[Weichporzellan]], die Anteile der genannten Inhaltsstoffe verhalten sich etwa im Verhältnis 50/25/25 (Hartporzellan) und 40/30/30 (Weichporzellan). |
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Zur Beschreibung der Zusammensetzung von Porzellan im Allgemeinen gibt es mehrere Möglichkeiten. <!-- Die chemische Analyse liefert zwar die einzelnen [[Chemisches Element|chemischen Elemente]] wie Anteile an [[Silizium]], [[Aluminium]] und andere, gibt aber wenig Auskunft über das Ausgangsmaterial und lässt kaum Rückschlüsse auf das Herstellungsverfahren wie beispielsweise Brenndauer und Temperatur zu. Die Angaben der Hersteller wären am zuverlässigsten, unterliegen aber meist dem Betriebsgeheimnis. Anfang des 20. Jahrhunderts begannen erste Versuche zu Vergleichsstudien, wie beispielsweise die von [[Wilhelm Pukall]] (1860-1937)<ref>Wilhelm Pukall: ''Grundzüge der Keramik'', Müller & Schmidt, Coburg 1922</ref>. --> Gegenwärtig gibt es eine Vielzahl von Porzellanvarianten, so dass ein allgemeiner Überblick über deren präzise Zusammensetzung nur schwer möglich ist. |
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<gallery class="center"> |
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Das herausragende Merkmal von Porzellan gegenüber anderen [[Keramik]]-Produkten ist die hohe Brenntemperatur (Hartporzellan 1410°, Weichporzellan 1300°), und dass bei reduzierender Atmosphäre gebrannt wird. |
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KaolinUSGOV.jpg|Kaolin |
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Quartz Brésil.jpg|Quarz |
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Feldspar-Group-291254.jpg|Feldspat |
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</gallery> |
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; Allgemeine Porzellanbestandteile |
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Es wird zweimal gebrannt: Dem Schrühbrand (Glühbrand/Biskuitbrand) bei ca. 850° - 950° folgt der Glattbrand (Glasurbrand/Endbrand) bei oben angegebenen Temperaturen. |
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* [[Kaolin]] (高岭土), eine spezielle, vorwiegend aus [[Kaolinit]] bestehende, eisenarme Tonerde, benannt nach dem chinesischen Berg ''[[Gaoling]]'' (高岭), |
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* [[Petuntse]] ({{zh|kurz=1|p=bái dūnzi|c=白墩子}}), ein [[Feldspat]]- bzw. [[Glimmer]]gestein, sowie |
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* [[Quarz]] |
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{| class="wikitable centered" style="text-align:center; width:60%;" |
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Die Veredelung des Porzellans bedarf eines dritten Brandes: |
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* Aufglasurdekore bei ca. 780° - 900° |
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* Inglasurdekore bei ca. 1200° - 1300° (Spülmaschinenfest) |
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| Tonsubstanzanteile |
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* Unterglasurdekore werden auf den verglühten Scherben aufgebracht, glasiert und bei den jeweiligen Temperaturen (Weichporzellan 1300° - Hartporzellan 1410°) gebrannt. Somit ist sie die beste, aber auch die teuerste Dekorationsart. Sie wird fast nur für hochwertige Kobaltdekore (wie Zwiebelmuster von Meissen und Hutschenreuther) verwendet. |
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| Glasbildende Bestandteile |
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|- style="background:#EFEFEF" |
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| style="width:50px" |''' Porzellan-Art''' |
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| style="width:50px" | [[Kaolin]] % |
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| style="width:250px"| [[Quarz]] % |
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| style="width:80px" | [[Feldspat]] % |
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|- |
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| style="width:50px" | Bayrisches Geschirrporzellan |
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| style="width:50px" | 55 |
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| style="width:250px"| 22,5 |
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| style="width:80px" | 22,5 |
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|- |
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| style="width:50px" | Meißener Hartporzellan |
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| style="width:50px" | 66–67 |
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| style="width:250px"| 8–9 |
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| style="width:80px" | 25–26 |
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|- |
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| style="width:50px" | Ostasiatisches Porzellan |
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| style="width:50px" | 23–35 |
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| style="width:250px"| 41–45 |
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| style="width:80px" | 20–35 |
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|- |
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|} |
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== Porzellanarten == |
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Kennzeichen des Porzellans: |
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In Abhängigkeit von der Höhe der Brenntemperatur und der Beimischungen von Volumenanteilen Kaolin, Feldspat, Quarz und anderen Beimischungen wie beispielsweise Knochenasche unterscheidet man die nachstehenden Porzellanarten. |
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Es hat einen dichten Scherben, muscheligen Bruch und große Härte. Es ist säure- und laugenbeständig, nur [[Fluss-Säure]] kann es angreifen. Es ist bis zu einer gewissen Scherbenstärke mehr oder weniger transparent (durchscheinend) und hat einen hellen Klang. Porzellan besitzt gute Isolierfähigkeit gegen Elektrizität und ist ein schlechter Wärmeleiter. |
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=== Hart- und Weichporzellan === |
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Die neueste Technologie der Porzellanherstellung für Flachgeschirr ist der Monobrand, d.h. Einbrandverfahren einschließlich der Dekoration. |
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[[Hartporzellan]] entsteht durch höhere Brenntemperaturen und ist gegen Temperaturschwankungen weitestgehend unempfindlich. Es besteht aus 50 % Kaolin, 25 % Quarz und 25 % Feldspat. [[Weichporzellan]] hingegen besteht aus 25 % Kaolin, 45 % Quarz und 30 % Feldspat und bedarf niedrigerer Brenntemperaturen. |
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Diese Werte entsprechen den durchschnittlichen Mischverhältnissen. Durch Änderung der Einzelanteile und weitere Beimischungen lassen sich die Eigenschaften des Porzellans in weiten Grenzen variieren. So beeinflussen die Quarzanteile die Festigkeit. Bei 25 % nimmt die Festigkeit ab, höhere Gehalte bewirken einen Festigkeitsanstieg, erfordern aber höhere Brenntemperaturen. |
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Bone China und Hartporzellan sind die edelsten Produkte der keramischen Erzeugnisse. |
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Bone China bezeichnet ein in England entwickeltes Rezept, bei dem man Knochenasche benutzt (bone - Knochen). näheres siehe auf der englischen Seite. |
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Auch haben die verschiedenen Porzellansorten je nach Herkunftsregion ihre ganz besondere Zusammensetzung. Die genauen Mischungsverhältnisse sind vertraulich, und für besondere Verwendungszwecke (Gebrauchsporzellan, Zierporzellan) gelten zum Teil deutlich abweichende Mischungsverhältnisse. Hinzu kommt, dass es sich bei den Grundstoffen um natürliche Mineralvorkommen handelt, deren Zusammensetzung von Region zu Region sehr unterschiedlich sein kann. |
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== Geschichte == |
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=== Spezielle Porzellane und Variationen === |
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Der Herstellungsprozess von Porzellan wurde zunächst im Kaiserreich China im Jahre 620 entwickelt, die Herstellungsmaterialien und -methoden wurden lange Zeit geheimgehalten. |
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[[Knochenporzellan]] bzw. [[Feines Knochenporzellan]] (englisch ''Bone China'' und ''Fine Bone China'') sind in England entwickelte spezielle Porzellanvariationen, bei denen durch Zugabe von [[Knochenasche]] besonders hohe [[Transluzenz]], strahlender Glanz und hohe Festigkeit erreicht werden. |
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Chinesisches Porzellan hat Kaolin (eine spezielle Tonart ohne Eisen) sowie "Petuntse" als Grundmaterialien, sowie feinen Quarz. Beim Brennprozess verbinden diese sich zu einem weißen, harten und glatten Material. |
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Zu den speziellen Porzellansorten zählt auch das [[Veneer|Dentalporzellan]]. Es besteht in der Regel aus 80 % Kaolin, 5 % Feldspat und weiteren Beimischungen. |
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In Europa wurde das Wissen um die Porzellanherstellung durch [[Ehrenfried Walther von Tschirnhaus]] Anfang Oktober 1708 ein zweites Mal entdeckt und nach Tschirnhaus' Tod von [[Johann Friedrich Böttger]] weiterentwickelt. Am 28. März 1709 vermeldete er die Erfindung des europäischen Porzellans. 1710 entstand in Meißen auf der Albrechtsburg die erste europäische Porzellanproduktionsstätte, die Weltgeltung erreichte. Fast ein halbes Jahrhundert lang konnte Meissen das Geheimnis der Porzellanherstellung für sich bewahren. Das Meissener Porzellan aus der Meissener Porzellan-Manufaktur ist noch heute berühmt, alle Porzellane aus dieser Produktion tragen bereits seit 1722 das Markenzeichen für Meissener Porzellan , die "Gekreuzten Schwerter". Durch die kontinuierliche Fertigung bis zum heutigen Tag werden die "Gekreuzten Schwerter" häufig zu recht als die älteste in Gebrauch befindliche Marke bezeichnet. |
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Neben zahlreichen Variationen, Spezifikation und Nuancen der Herstellung des „Weißen Goldes“ stehen beispielhaft [[Lithophanie]], [[Biskuitporzellan]] und [[Pâte sur Pâte]], um nur einige zu nennen. |
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Viele der Manufakturen mussten um die Wende vom 18. zum 19. Jahrhundert ihre Produktion wieder einstellen. Erst um die Mitte des 19. Jahrhunderts kam es zu zahlreichen Neugründungen, die aufgrund von Kaolinvorkommen rings um [[Selb]] (in Nordbayern) entstanden. In diesem Zentrum zwischen Selb und Weiden in der (Oberpfalz), vor allem in Selb, [[Weiden]] und [[Arzberg (Oberfranken)]] wurde zeitweise bis zu 90% des deutschen Porzellans produziert. |
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=== {{Anker|Halbporzellan}}Besonderheiten === |
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Heute, im Jahr 2005, ist es mit der bayerischen Porzellanindustrie jedoch nicht zum besten gestellt. Der einst so blühende Industriezweig befindet sich schon seit 1970 in einer schwierigen Krise und Umstrukturierung. Zahlreiche Porzellanfabriken mussten schon ihre Tore schließen und tausende von Arbeitsplätze gingen seitdem in der Porzellanindustrie verloren. In den drei Städten des Stiftlandes: [[Tirschenreuth]], [[Waldsassen]] und [[Mitterteich]] ist von sechs Porzellanfabriken – in denen einst Tausende Porzelliner beschäftigt waren – ein einziger Betrieb in Mitterteich übrig geblieben, der sich am Markt behaupten konnte. So sterben auch viele Berufe in der Porzellanindustrie dieser Gegend, wie z.B. der des Porzellanmalers (Kerammaler) langsam aus. |
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Als sogenannte ''unechte'' Porzellane oder ''Halbporzellan'' gelten [[Frittenporzellan]] und [[Fayence]]. |
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== Unterschiede zu anderen Keramiken == |
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Das herausragende Merkmal von Porzellan gegenüber anderen [[Keramik]]-Produkten ist nicht die hohe Brenntemperatur, wie häufig angenommen wird. Der wesentliche Unterschied liegt im [[Sintern|Sinterverhalten]]: Der Feldspatanteil im Porzellan schmilzt während des Brennvorganges, jedoch kristallisiert er beim Abkühlen aufgrund seiner Zähigkeit nicht wieder aus. Porzellan enthält also, ähnlich wie [[Glas]], eine [[unterkühlte Schmelze]]; hingegen bilden andere Keramiken wie [[Steinzeug]] oder [[Steingut]] rein kristalline Sintergefüge aus. Diese Besonderheit führt bei manchen Porzellanen, besonders bei dünnen Wandstärken, zu einer gewissen Lichtdurchlässigkeit (Transluzenz). |
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Porzellan hat einen dichten [[Scherben]], muscheligen Bruch und große Härte. Es ist säure- und laugenbeständig, nur [[Flusssäure]] kann es angreifen. Es hat einen hellen Klang, isoliert gut gegen Elektrizität und ist ein schlechter Wärmeleiter. Zudem weist es keine besonders [[Abrasiver Verschleiß|abrasiven]] Eigenschaften auf, weshalb dieses Material unter anderem bei der Herstellung von [[Mörser (Werkzeug)|Mörsern]] bevorzugt wird.<ref>{{Internetquelle |url=https://www.ankauf-porzellan-nrw.de/ueber-porzellan.htm |titel=Eigenschaften von Porzellan |abruf=2018-09-22}}</ref> |
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== Etymologie == |
== Etymologie == |
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[[Datei:Cypraea nebrites.jpg|mini|Ober- und Unterseite des Gehäuses der Kaurischnecke ''[[Cypraea nebrites]]'']] |
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{{Widerspruch|Abschnitt|[[Venusmuscheln#Mythen und Geschichten]]|Disk=Diskussion:Venusmuscheln#Widerspruch mit Porzellan}} |
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Im Italien des 15. Jahrhunderts nannte man die aus China bekannte feine, weiße Keramik “Porcellan", weil man glaubte, sie werde aus der zermahlenen Substanz einer weißglänzenden Muschelschale namens “Porcellana” hergestellt. Dieser Begriff seinerseits ist von lat. “Porcella”, das bedeutet “kleine Sau”, abgeleitet, weil die klaffenden Muschelschalen mit dem Geschlechtsteil eines weiblichen Schweines verglichen wurden. |
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Die Bezeichnung „Porzellan“ geht zurück auf den [[Italienische Sprache|italienischen]] Namen für die [[Kaurischnecken]] (Cypraeidae), auch Porzellanschnecken genannt. Durch den Reisebericht ''[[Il Milione]]'' des [[Marco Polo]] erfuhren die Europäer wohl erstmals von chinesischem Porzellan, denn er beschreibt Gegenstände aus einem weißen edlen Material, das die Chinesen als Tafelgeschirr nutzten. Darüber hinaus macht er einige Angaben zu seiner Herstellung und soll auch das erste chinesische Porzellan nach Europa mitgebracht haben. Im Italien des 15. Jahrhunderts glaubte man, es sei hergestellt aus den zerstampften gelblichweißen [[Schneckenhaus|Gehäusen]] der Kaurischnecken, die im Italienischen als ''porcellana'' bezeichnet wurden. Dies geht zurück auf ''porcellino'', eigentlich „Schweinchen“ ''(porcellus)'', [[Diminutiv]] zu ''porco'' „Schwein“, für das äußere [[Vulva|Geschlechtsorgan]] der Frau, da die Form des Schneckengehäuses daran erinnert, so wie auch vergleichsweise bei [[Venusmuscheln]] ''(concha Veneris)''.<ref>Friedrich Kluge, Elmar Seebold: ''[[Etymologisches Wörterbuch der deutschen Sprache]].'' 24. Auflage. [[Verlag Walter de Gruyter]], Berlin 2002, S. 713. [http://books.google.de/books?id=cWdyl9Xx-5cC&printsec=frontcover#PPA713,M1 (Google Buchsuche)]</ref> |
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== Produktion == |
== Produktion == |
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Der Produktionsprozess von Gegenständen aus Porzellan lässt sich in mehrere Schritte unterteilen, die jeweils durch einen Brand unterbrochen sind. Je nach gewünschtem Ergebnis ist nicht jeder Schritt unbedingt immer notwendig, die Regel sind jedoch mindestens zwei Brände. Verschiedene Hersteller produzieren in der industriellen Serienfertigung auch im Einbrandverfahren (Monobrand), wo der Rohling mit [[Glasur (Keramik)|Glasur]] versehen wird und, nach Trocknung, in einem Schnellbrandtunnelofen in 5 bis 8 Stunden bei 1100 °C bis 1200 °C gebrannt wird. Dieses Verfahren senkt den Energieverbrauch,<ref>[http://www.dbu.de/OPAC/ab/DBU-Abschlussbericht-AZ-26139.pdf Projektkennblatt der Deutschen Bundesstiftung Umwelt] (PDF; 3,24 MB).</ref> ist allerdings äußerst problemanfällig im Hinblick auf die Glasurqualität. |
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=== Herstellung des Rohlings === |
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Je nachdem, ob in [[Drehautomat]]en [[Teller]] oder im [[Gießverfahren]] [[Kanne]]n, [[Dose]]n usw. hergestellt werden sollen, wird die nach einem bestimmten Mischungsverhältnis vorbereitete Porzellanmasse kompakt und schmiegsam oder flüssig verarbeitet. |
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Je nachdem, ob in [[Drehautomat]]en [[Teller]] oder im [[Gießen (Metall)|Gießverfahren]] [[Grünkörper]] beispielsweise [[Kanne]]n, [[Dose]]n, Figuren hergestellt werden sollen, wird die nach einem bestimmten Mischungsverhältnis vorbereitete Porzellanmasse kompakt und schmiegsam oder flüssig als [[Schlicker]] verarbeitet. Für moderne Trockenpressen wird aus der flüssigen Porzellanmasse ein Granulat mit definierter Korngröße und Feuchte hergestellt. |
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Bei der Verarbeitung der flüssigen Masse wird diese in [[ |
Bei der Verarbeitung der flüssigen Masse wird diese in [[Gussform|Formen]] gegossen, die die Außenform des [[Werkstück]]es bestimmen, aber keinen [[Kern (Gießen)|Kern]] haben – sie sind hohl. Dieses Verfahren wird [[Schlickerguss]] genannt. Die Formen können aus vielen Einzelteilen bestehen und dementsprechend viele Teilungsebenen haben, um komplizierte Stücke zu gestalten. Üblich sind jedoch beispielsweise für Tassen, Vasen und andere achssymmetrische hohle Teile zweiteilige Formen mit einer Teilungsebene. Die Formen bestehen aus [[Gips]], der die Eigenschaft hat, Wasser einziehen zu können. Damit wird der eingefüllten Porzellanmasse im Randbereich das Wasser entzogen und die festen Bestandteile der Masse lagern sich an den Formwänden ab. Je länger die Masse in der Form verbleibt, umso dicker wird die verbleibende Randschicht. Ist die vorgesehene Dicke erreicht, wird die restliche flüssige Masse aus der Form ausgegossen. Nach gewisser Ruhezeit kann dann die Form geöffnet und die Teile zur endgültigen Trocknung herausgenommen werden. Danach werden sie noch vor dem ersten Brennen entgratet und ggf. sonst ausgebessert, [[Henkel (Griff)|Henkel]] können mit [[Schlicker]] angeklebt werden. |
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Seit der zweiten Hälfte der 1990er Jahre wird hauptsächlich mit isostatischen Trockenpressen Flachgeschirr aus Porzellangranulat trocken gepresst. Für Hohlgeschirr wird im so genannten Spritzgießverfahren – ähnlich wie bei der plastischen Kunststoffverformung – flüssige Porzellanmasse unter sehr hohem Druck in Kunststoffformen eingespritzt. Diese Formen sind porös und leiten das Wasser aus dem Schlicker ab. Dadurch „wächst“ an der Formwand nach einigen Minuten ein weicher, aber zur weiteren Verarbeitung ausreichend fester Rohling, der vorsichtig getrocknet werden muss. |
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Nach dem Trocknen erhalten die Gegenstände den so genannten Glühbrand bei ca. 900 Grad, der in etwa 18 bis 20 Stunden vor sich geht. Nach dem Verglühen erhält das [[Geschirr]] die [[Glasur]], die dem Porzellan die zarte, glänzende Schönheit verleiht. Die Glasurflüssigkeit besteht aus den gleichen Bestandteilen wie die Porzellanmasse, nur ist sie viel flüssiger. Daraufhin folgt der Glattbrand bei etwa 1400 Grad. Dabei werden die Geschirrteile wiederum kontinuierlich in etwa 30 Stunden durch einen 80 Meter langen [[Tunnelofen]] gefahren. |
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L-Tonwaren2.png|Traditioneller Schlickerguss in Gipsformen |
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Ebauchage tournassage porcelaine.jpg|Formen der Rohlinge auf der Drehscheibe, 1884 |
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De Porceleyne Fles 0348.JPG|Arbeitsplatz mit Drehscheibe, Gegenwart |
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De Porceleyne Fles 0349.JPG|Produktionsstufen mit Form für eine Vase |
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Bundesarchiv B 145 Bild-F001651-0041, Weiden, Porzellanfabrik Seltmann.jpg|Fließbandfertigung in den 1950er Jahren |
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Porzellan-Gießform.jpg|Arbeitsmodell zur Herstellung einer Gießform, hier einer Sprengform |
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=== Schrühbrand === |
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Anschließend kann das fertige Porzellan dekoriert werden. Dies geschieht entweder mit Buntdruck – das sind bunte Abziehbilder – oder durch [[Porzellanmaler|Handmalerei]]. Danach muss es allerdings noch einmal bei 800 Grad in einem Dekorbrandofen gebrannt werden. Hierbei verbinden sich die Farben oder die Silber- und Goldpräparate mit der Glasur. Soll das Porzellan spülmaschinenfeste Dekore erhalten, werden diese bei 1400 Grad gebrannt, so dass diese speziellen Farben in die noch einmal weich gewordene Glasur eindringen. |
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[[Datei:Porcelain kiln with furnaces á alandier.jpg|mini|hochkant|Zweistöckiger Rundofen, Porzellanfabrik Sèvres, Frankreich um 1880, teilbefüllt]] |
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[[Datei:De Porceleyne Fles 0350.JPG|mini|hochkant|Moderner Brennofen]] |
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Nach der Herstellung des Rohlings erfolgt ein 18- bis 20-stündiger Schrühbrand bei 900 °C bis 1000 °C, bei dem ein poröser, relativ empfindlicher [[Scherben]] entsteht. Dieses Verfahren wird auch Glüh- oder Biskuitbrand genannt. |
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== Hersteller == |
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Typisch für diesen Brand ist ein „Schrumpfen“ der Arbeitsstücke, das eine Eigenart und Schwierigkeit der Porzellanherstellung erklärt. Unterschiedliche Temperaturen beim Brand können dabei zu unterschiedlichem oder sogar ungleichmäßigem Schrumpfen führen und damit die Maßhaltigkeit der Stücke gefährden. Während dies früher je nach Größe und Form der Gegenstände ein enormes Problem darstellte und sehr viel Wissen und Erfahrung bei der Herstellung erforderte, sorgen heute elektronisch geregelte Öfen und neue Gussverfahren für die Rohlinge für eine gewisse, aber längst nicht vollständige, Entschärfung des Problems. Insgesamt schrumpft ein Porzellanteil um 12 bis 15 Prozent gegenüber den Rohmaßen. |
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=== Europäische Porzellanmanufakturen des 17. und 18.Jahrhunderts === |
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=== Glasur === |
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mit Gründungsjahr |
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Die Porosität nach dem ersten Brand sorgt dafür, dass sich die dann folgende [[Glasur (Keramik)|Glasur]] gut mit dem Stück verbinden kann. Nach dem Glasieren erfolgt der Glattbrand (Garbrand/Endbrand), bei dem die Glasur schmilzt und den Scherben mit einer dekorativen und schützenden Außenhaut überzieht. |
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Die Glasurflüssigkeit ist eine sehr komplexe Stoffmischung, die sehr sorgfältig auf das jeweilige Porzellan, die vorgesehene Brenntemperatur und Ofenatmosphäre sowie die später gewünschten Eigenschaften abgestimmt sein muss. Eine Glasur kann ohne weiteres zehn oder fünfzehn verschiedene Grundstoffe enthalten. |
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* [[1653]]: [[Delft]] ([[nur Fayenceherstellung]]) |
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* [[1710]]: [[Meißen]] ([[Meissener Porzellan]]) |
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* [[1718]]: [[Wien]] (Augarten-Porzellan) |
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* [[1743]]: Capo di Monte bei Neapel |
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* [[1745]]: [[Chelsea (London)|Chelsea]] London |
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* [[1745]]: [[Vincennes]] 1756 Umzug nach [[Sèvres]], [[Paris]] |
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* [[1746]]: [[Frankfurt-Höchst|Höchst]] ([[Höchster Porzellanmanufaktur]]) |
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* [[1747]]: [[Fürstenberg (Weser)|Fürstenberg]] |
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* [[1747]]: [[Nymphenburg]] ([[Porzellanmanufaktur Nymphenburg]]) |
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* [[1751]]: [[Berlin]] |
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* [[1755]]: [[St.Petersburg]] |
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* [[1755]]: [[Frankenthal (Pfalz)]] |
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* [[1756]]: [[Porcelain de Sèvres]] |
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* [[1758]]: [[Ludwigsburg]] |
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* [[1759]]: [[Weesp]] |
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* [[1760]]: Älteste Volkstedter |
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* [[1760]]: [[Kopenhagen]] |
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* [[1761]]: [[Kelsterbach]] |
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* [[1763]]: [[Zürich]] |
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* [[1765]]: [[Closter Veilsdorf]] |
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* [[1765]]: [[Fulda]] |
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* [[1766]]: [[Kassel]] |
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* [[1774]]: [[Loosdrecht]] |
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* [[1777]]: [[Graf von Henneberg Porzellan Ilmenau]] |
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* [[1783]]: Rauenstein (Thüringen) |
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Je nach gewünschtem Dekor können in verschiedenen Zwischenschritten Farbkörper, [[Engobe]]n oder färbende Metallsalze unter, in oder auf die Glasur aufgebracht werden. Man spricht dabei von [[Aufglasurfarben|Aufglasurdekor]], [[Inglasur]]dekor oder [[Unterglasurfarben|Unterglasurdekor]]. |
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=== Weitere historische Hersteller === |
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*[[Schwarzburger Werkstätten für Porzellankunst]] |
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*[[Unterweißbach]] ([[Thüringen]]) |
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=== Glattbrand === |
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=== Heutige Porzellanhersteller in Deutschland === |
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Der ''Glattbrand'', auch ''Hochbrand'', erfolgt, je nach Art des Porzellans, bei Temperaturen zwischen 1100 °C und 1480 °C während etwa 8 bis 16 Stunden in Kammeröfen. Industriell gefertigtes Porzellan wird heute in 80 bis 120 Minuten durch einen, je nach Kapazität, 40 bis 80 Meter langen Tunnelofen beziehungsweise [[Brennofen]] gefahren. Dabei wird meistens Glatt- und Dekorbrand miteinander verbunden. Dies gilt nicht für „schwierige“ Dekore, wo Farbmischungen sich nicht beeinflussen dürfen, sowie bei metallischen Hochglanzdekoren wie beispielsweise einem Goldrand. Ein wesentliches Merkmal beim Glattbrand des Porzellanes ist das [[Sintern]]. Hierbei erweicht (schmilzt) der hochgebrannte Porzellanscherben. |
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=== Dekor === |
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(Stand: 2005) |
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Je nach Anforderung können die Stücke nach dem Glattbrand direkt als rein weißes oder bereits mit Unterglasurdekor versehenes Porzellan gebraucht werden. |
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Weite Verbreitung erlangte die sogenannte [[Inglasur]], wobei in weiteren Verarbeitungsschritten das Dekor aufgebracht wird. Dies kann entweder durch Aufbringung vorgefertigter, gedruckter Dekorfolien oder durch Handbemalung ([[Porzellanmalerei]]) erfolgen. Üblich ist auch die Verzierung mit Dekoren aus Edelmetallen wie Gold oder Platin. |
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Viele der hier aufgelisteten Porzellanproduktionsstätten liegen an der „Bayerischen [[Porzellanstraße]]“. Kleinere Manufakturen wurden nicht mit in die Liste aufgenommen. |
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Die hochwertigste Form der Dekoraufbringung erfolgt in der Regel durch [[Porzellanmaler]], Manufakturporzellanmaler oder für besonders wertvolle Einzelstücke durch Porzellanplattenmaler. |
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*[[Aelteste Volkstedter Porzellanmanufaktur]] GmbH, [[Rudolstadt]], mit: |
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** Porzellanmanufaktur Plaue, [[Plaue]] |
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** Porzellanmanufaktur Scheibe-Alsbach, [[Scheibe-Alsbach]] |
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** Unterweißbacher Werkstätten für Porzellankunst, [[Unterweißbach]] |
|||
* [[Annaburg-Porzellan GmbH]], [[Annaburg]] |
|||
* [[Arzberg-Porzellan GmbH]], [[Schirnding]] |
|||
* [[BHS tabletop AG]] (ehemals ''Hutschenreuther AG''), [[Selb]], mit: |
|||
** Hutschenreuther Hotelporzellan, [[Selb]] |
|||
** [[Bauscher]], [[Weiden in der Oberpfalz]] |
|||
** Porzellanfabrik Schönwald, [[Schönwald (Bayern)]] |
|||
* [[Porzellanmanufaktur Fürstenberg]], [[Fürstenberg (Weser)]] |
|||
* [[Porzellanfabrik Hermsdorf]], [[Hermsdorf (Thüringen)]] |
|||
* [[Höchster Porzellanmanufaktur]], [[Frankfurt-Höchst]] |
|||
* [[Jung-Porzellan]], [[Berlin]] |
|||
* [[Kahla Thüringen Porzellan GmbH]], [[Kahla]] |
|||
* [[Kaiser Porzellan]], [[Bad Staffelstein]] |
|||
* [[Kenklies Zierporzellan-Stiluhren]], [[Schrobenhausen]] |
|||
* [[Königliche Porzellan-Manufaktur Berlin]] (KPM), [[Berlin]] |
|||
* [[Porzellanmanufaktur Ludwigsburg]], [[Ludwigsburg]] |
|||
* [[Porzellanmanufaktur Meißen]] |
|||
* [[Staatliche Porzellan-Manufaktur Meissen GmbH]], [[Meissen]] |
|||
* [[Porzellanmanufaktur Nymphenburg]], [[München]] |
|||
* [[Retsch Arzberg]] GmbH, [[Arzberg (Oberfranken)]] |
|||
* [[Rosenthal AG]], [[Selb]], mit ''Hutschenreuther'' (Haushaltsporzellan) und ''Thomas'' |
|||
* [[Sächsische Porzellan-Manufaktur Dresden]], [[Dresden]] |
|||
* [[Seltmann]], [[Weiden]] |
|||
* [[Sitzendorfer Porzellanmanufaktur]], [[Sitzendorf (Thüringen)]] |
|||
* [[Porzellanfabrik Tirschenreuth Bavaria]], [[Tirschenreuth]] |
|||
* [[Triptis-Porzellan]], [[Triptis]] (Insolvenz angemeldet) |
|||
* [[Villeroy & Boch Keramische Werke]], [[Mettlach]] |
|||
* [[Walküre Porzellanfabrik]] (Erste Bayreuther Porzellanfabrik Walküre Siegmund Paul Meyer GmbH), [[Bayreuth]] |
|||
* [[Weimar-Porzellan]], [[Blankenhain]] |
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* [[Heinrich Winterling]] GmbH & Co. KG, [[Marktleuthen]], [[Kirchenlamitz]] (Insolvenz angemeldet) |
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* [[Friesland Porzellanfabrik GmbH & Co.KG]], [[Varel]] |
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* [[Lindner Porzellanmanufaktur]], [[Küps]] |
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=== Dekorbrand === |
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Abhängig von der Art des Dekors können ein oder mehrere Dekorbrände bei vergleichsweise niedrigen Temperaturen von ca. 850 °C folgen, denen jeweils ein entsprechender Dekorschritt vorangeht. Bei hochwertig handbemalten Gemäldereproduktionen auf Porzellanplatten können mehr als fünf Zwischenbrände erfolgen, welche die einzelnen Farbschichten fest mit der Glasur verbinden. Bei höheren Dekorbrandtemperaturen kommen sogenannte [[Inglasur#Scharffeuerfarbe|Scharffeuerfarben]] zur Anwendung. |
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Nur wegen Export erstmals seit neun Jahren leichtes Wachstum, so nach Österreich und in die Schweiz, traditionelle Käufer wie in Italien und England, auch Nordamerika rückläufig, Frankreich unverändert. |
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Hier zeigt sich eine weitere typische Eigenart der Porzellanherstellung. Sie besteht darin, dass die echten Farben des Dekors erst nach dem Brand erscheinen und oft keinerlei Ähnlichkeit mit dem Farbton vor dem Dekorbrand aufweisen. Es erfordert vom Maler entsprechend Erfahrung und Antizipationfähigkeiten neben Talent und handwerklichen Fähigkeiten, bereits beim Malen die endgültigen Farben des zukünftigen Bildes vorherzusehen. |
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==Museen== |
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== Gesundheitliche Risiken bei der Porzellanfertigung == |
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Neben den Porzellan-Abteilungen der großen Kunstgewerbemuseen sind eigenständige Porzellan-Museen selten und mehr oder weniger mit Firmen verbunden wie in [[Meißen]] und in [[Selb]] in Bayern. Dabei bietet das Museum der Porzellan-Manufaktur eine der größten Sammlungen Meissener Porzellans weltweit.Gleichzeitig kann der Besucher hier die Entstehung des Meissener Porzellans in den wichtigsten Fertigungsstufen hautnah miterleben.Das Museeum der Manufaktur ist an 360 Tagen im Jahr geöffnet. Die Großherzoglich-Hessische Porzellansammlung in [[Darmstadt]] zeigt neben der höfischen Porzellan- und Fayencekunst die Bestände der Kelsterbacher Manufaktur auch in einem Online-Katalog. Im Schloss-Museum [[Schloss Wolfshagen (Prignitz)|Wolfshagen]] befindet sich mit der Sammlung [[Bernhard von Barsewisch]] die größte Porzellansammlung mitteleuropäischer Blaumalerei. Momentan ist auch im Erkenbert-Museum in [[Frankenthal (Pfalz)]] die Ausstellung ''"Die Kunst Porcelain zu machen"'' zu sehen, die im Rahmen des Porzellanjahres 2005 konzipiert wurde. |
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Die Bemühungen des [[Arbeitsschutz]]es im Bereich der Porzellanherstellung betreffen vornehmlich Maßnahmen gegen die Entstehung von [[Dermatose]]n<ref>M. S. Gabal, G. A. Helmy, R. Faris: ''Occupational dermatoses among workers in a porcelain manufacturing factory.'' In: ''J Egypt Public Health Assoc.'' 69(5-6), 1994, S. 425–438. PMID 17212008</ref> und den Schutz vor [[Kobalt|kobaltinduzierten]] Erkrankungen.<ref>F. Tüchsen, M. V. Jensen, E. Villadsen, E. Lynge: ''Incidence of lung cancer among cobalt-exposed women.'' In: ''Scand J Work Environ Health.'' 22(6), Dez 1996, S. 444–450. PMID 9000312</ref><ref>E. Prescott, B. Netterstrøm, J. Faber, L. Hegedüs, P. Suadicani, J. M. Christensen: ''Effect of occupational exposure to cobalt blue dyes on the thyroid volume and function of female plate painters.'' In: ''Scand J Work Environ Health.'' 18(2), Apr 1992, S. 101–104. PMID 1604269</ref> |
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== Geschichte == |
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''Siehe auch:'' [[Porzellanmarke]], [[Chinesisches Auftragsporzellan]], [[Porzellangeld]], [[Porzellanschnecke]], [[Aalporzellan]] |
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=== Die Erfindung des Porzellans in China === |
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{{Belege fehlen}} |
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Obwohl Frühformen von Keramik schon seit der [[Shang-Zeit]] (1600 v. Chr. ff) existierten, ist die Herstellung des sogenannten Proto-Porzellans, dessen Masse bereits Kaolin enthielt, erst in die Zeit der [[Han-Dynastie]] um die Zeitenwende zu datieren. Aus dieser Zeit sind bauchige Gefäße ohne Hals und Vasen bekannt. Die weitere bedeutende Entwicklung fand in der [[Tang-Zeit]], in der man mit der Zusammensetzung der Masse experimentierte, den Bau von Brennöfen und das Brennmaterial verbesserte – Ende des 8. bzw. Beginn des 9. Jahrhunderts –, statt. Das hat den Brand bei hohen Temperaturen (1350 °C) ermöglicht, wodurch die Tonmasse sehr hart, dicht und durchscheinend war. Die Stücke (kleine Schalen, Kannen und Kummen) hatten Glasur auf der Grundlage von [[Feldspat]]. Berühmt sind [[Ding-Brennofen|Dingyao-Ware]] aus der [[Song-Zeit]] mit cremefarbener Glasur, die mit einem eingeritzten oder später gepressten Reliefdekor verziert waren. Hartes Porzellan mit kobaltblauer Unterglasurbemalung wurde in China seit dem Beginn des 14. Jahrhunderts hergestellt und seit dem 16. Jahrhundert nach Europa exportiert, wo es ein sehr hohes Ansehen genoss und sehr beliebt wurde. Das wichtigste Zentrum für die Porzellanherstellung in China ist seit der [[Ming-Zeit]] [[Jingdezhen]], wo sich kaiserliche (aber auch private) Brennöfen befanden, alle Porzellanobjekte für den Kaiserhof produziert wurden, die seit der [[Xuande]]-Periode mit der sechsstelligen Kaisermarke in [[Regelschrift]] (seit [[Qianlong]] zum Teil auch in [[Siegelschrift]]) versehen waren. |
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Die einzelnen Grundstoffe und Verfahren wurden lange Zeit geheim gehalten. [[Chinesisches Porzellan]] kann die heute bekannten Grundbestandteile Kaolin, Feldspat bzw. Petuntse und Quarz enthalten. Die Herstellungsverfahren und im 18. Jahrhundert die Dekore dienten dem des europäischen Porzellans als Vorlage. Jedoch ist der Porzellanbegriff in China sehr weit gefasst und spiegelt eher die deutschen Begriffe [[Keramik]] und [[Steinzeug]] wider. Nach eigenen Darstellungen wird lediglich nach hart bzw. weich gebranntem Scherben unterschieden. Zudem wird der helle klare glockenreine für Porzellan typische Klang, der bei leichtem Anschlagen entsteht, als Kriterium angesetzt. Farbe, Dicke und Dichte des Scherbens sind eher unerheblich. So ist es durchaus möglich, dass Halbporzellan, wie beispielsweise [[Majolika]] und [[Fayence]], oder weiß-brennendes [[Feinsteinzeug]] als Porzellan gelten können. |
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== Literatur == |
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=== Die Erfindung des europäischen Hartporzellans === |
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*Sven Frotscher: ''dtv-Atlas Keramik und Porzellan''. dtv, [[München]] [[2003]], ISBN 3-423-03258-8 |
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[[Datei:DPAG 2010 32 Porzellanherstellung in Deutschland.jpg|mini|Briefmarke zum dreihundertjährigen Jubiläum der Porzellanherstellung in Deutschland]] |
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*Julius Matusz: ''Porzellan. Betrachtungen aus der Geschichte der ältesten Manufakturen Europas''. Insel, Frankfurt u.a. [[1996]], ISBN 3-458-33460-2 |
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[[Datei:Uhr (Museum Schloss Fürstenberg).jpg|mini|hochkant|Uhrengehäuse der [[Porzellanmanufaktur Fürstenberg]], um 1760]] |
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*Emanuel Poche: ''Porzellan-Marken aus aller Welt''. 13. Auflage. Dausien, [[Hanau]] [[2002]] ISBN 3-7684-1489-2 |
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Am 15. Januar 1708 gelang es dem Apotheker [[Johann Friedrich Böttger]] und [[Ehrenfried Walther von Tschirnhaus]] in der [[Jungfernbastei (Dresden)|Jungfernbastei]] der Festung Dresden, das erste europäische Hartporzellan zu erzeugen.<ref>Robert B. Heimann: ''Ehrenfried Walther von Tschirnhaus und die Erfindung des europäischen Hartporzellans'', in: Neues Lausitzisches Magazin 144, Görlitz 2022, S. 7–38. Zur lang anhaltenden Prioritätskontroverse hinsichtlich des Beitrags von Tschirner und Böttger stellt Heimann fest, dass religiöse Intoleranz wohl dazu beitrug, die Rolle des zum Katholizismus neigenden Tschirnhaus zu schmälern, vgl. S. 25 ff.</ref> Nach Tschirnhaus’ Tod entwickelte Böttger das Verfahren in Meißen und Dresden weiter. Am 28. März 1709 vermeldete er in Dresden die Erfindung des europäischen Porzellans. Ab dem 6. Juni 1710 wurde in Meißen auf der [[Albrechtsburg]] die erste europäische Porzellanproduktionsstätte eingerichtet. Das [[Meißner Porzellan]] aus der Meißner Porzellan-Manufaktur ist noch heute berühmt. Alle Porzellane aus dieser Produktion tragen bereits seit 1722 das [[Markenzeichen]] für Meißner Porzellan, die „Gekreuzten Schwerter“. Durch die kontinuierliche Fertigung bis zum heutigen Tag werden die „Gekreuzten Schwerter“ häufig als die älteste in Gebrauch befindliche [[Herstellermarke]] bezeichnet. |
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*Robert E. Röntgen: ''Deutsche Porzellanmarken von 1710 bis heute''. Battenberg, [[München]] [[2004]] ISBN 3-89441-558-4 |
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*Li Zhiyan 李知宴, Cheng Wen 程雯: ''Keramik und Porzellan in China. Vom Tontopf der Steinzeitmenschen zur Porzellankunst''. 中国陶瓷简史; Verlag für fremdsprachige Literatur, [[Beijing]] [[1996]], ISBN 7-119-01314-9 |
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Die zweitälteste Porzellanmanufaktur Europas entstand ein knappes Jahrzehnt nach Meißen in Wien. Am 27. Mai 1718 verlieh [[Karl VI. (HRR)|Kaiser Karl VI.]] dem Beamten [[Claudius Innocentius du Paquier]] ein „Spezialprivilegium“ für die Herstellung von Porzellan innerhalb der habsburgischen Länder. Die [[Wiener Porzellanmanufaktur]], die Hof und Adel mit äußerst qualitätvollen Servicen und Ziergegenständen belieferte, existierte bis 1864. |
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Ab 1718 wurden überall in Europa Porzellanmanufakturen gegründet. Sehr oft geschah dies unter Mitwirkung von Meißner [[Arkanist]]en, aber auch Nacherfindungen gab es. So hat 1744 [[Dmitri Iwanowitsch Winogradow]] das russische Porzellan erfunden, welches fortan in der [[Kaiserliche Porzellanmanufaktur St. Petersburg|Kaiserlichen Porzellanmanufaktur St. Petersburg]] hergestellt wurde. 1766 eröffnete [[Francis Jacob Gardner]] die erste private Porzellanmanufaktur in [[Russisches Kaiserreich|Russland]]. In Thüringen kam 1755 [[Georg Heinrich Macheleid]] durch eigene Experimente zum Ziel. |
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Viele dieser Manufakturen mussten um die Wende vom 18. zum 19. Jahrhundert ihre Produktion wieder einstellen. |
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=== Ab dem 19. Jahrhundert === |
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{{Quellen}} |
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Um die Mitte des 19. Jahrhunderts kam es zu zahlreichen Neugründungen aufgrund der Erschließung von Kaolinvorkommen in Nordbayern, Oberfranken, der Oberpfalz, Niederschlesien, Sachsen und Thüringen. Dort wurden zeitweise bis zu 90 Prozent des deutschen Porzellans produziert. |
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Die weitere Entwicklung in der Porzellanherstellung ist vor allem geprägt durch die zunehmende Industrialisierung und Änderung der Gebrauchsgewohnheiten. Die Einführung von Tunnelbrandöfen – erstmals 1905 bei [[Carl Tielsch]] – und Maschinen zur Fertigung einfacher Teile rationalisierten den Produktionsprozess und machten Porzellan zum Massenprodukt. Mit 28 Brennöfen war das Porzellanwerk Carl Tielsch im niederschlesischen Altwasser zeitweise das größte Porzellanwerk Deutschlands.<ref>Porzellanland Schlesien, Schlesisches Museum zu Görlitz, Görlitz, 2022</ref> Aufgrund der schwierigen Herstellung komplexer Formen (Kannen, Henkeltassen) und der teilweise aufwändigen Dekorierung ist die Herstellung aber bis heute nicht vollständig automatisierbar. Zudem gab und gibt es bis heute Konkurrenz durch Produkte aus anderen Materialien wie [[Glas]], [[Metall]] und [[Kunststoff]]. |
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In den 1970er Jahren kam es zu einer Krise in der deutschen Industrie, ausgelöst durch Billigimporte aus anderen Ländern und die steigenden Arbeitslöhne in [[Westdeutschland]]. In der Folge gab es zahlreiche Werksschließungen, u. a. die Werke in [[Tirschenreuth]], [[Waldsassen]] und [[Mitterteich]], und Firmenzusammenschlüssen, z. B. die SKV Porzellan Union, später [[Arzberg (Porzellanmarke)|Arzberg]] Porzellan GmbH, oder die [[Rosenthal (Unternehmen)|Rosenthal AG]], die ab 1997 zu 90 % dem britisch-irischen [[Waterford Wedgwood|Waterford-Wedgwood]]-Konzern gehörte und 2009 zum [[Italien|italienischen]] Konzern [[Sambonet Paderno Industrie]] kam. Manche Hersteller versuchten auch, dem Konkurrenzdruck durch eine Verlegung der Produktion in das Ausland zu begegnen. Die verbleibenden Hersteller waren zu einer Konsolidierung und Straffung bzw. Neuausrichtung des Sortiments gezwungen. |
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Stark rationalisierte Arbeitsabläufe, neue Vertriebskonzepte und die konsequente Ausrichtung hauptsächlich auf das gehobene bis luxuriöse Preissegment bescherten den deutschen Herstellern jedoch wieder steigende Umsätze. |
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Ming Dynasty porcelain flask with dragon, Yongle Reign Period.JPG|Ming-Vase aus der [[Yongle]]-Ära (1402–1424) |
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Napoleon Chaudet Louvre OA10410.jpg|[[Napoleon I.]], Biskuitporzellan, [[Manufacture royale de porcelaine de Sèvres|Sèvres]], 1811 |
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DavenportT2.jpg|Englisches Porzellan um 1870, Marke ''[[Davenport]]'', [[Staffordshire]] |
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Blue Onion Pattern.jpg|[[Meißener Porzellan]] um 1900 |
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Insulators-Berlin-Funkturm apel.JPG|Isolatoren |
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Arzberg 2000 Krug.jpg|[[Arzberg (Porzellanmarke)|Arzberg]] „Form 2000“, Krug |
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TiegelmitSchuh.jpg|Porzellan[[Tiegel (Gefäß)|tiegel]] mit Tiegelschuh |
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München-72 Danke-für-Ihre-Mitarbeit.jpg|Porzellantaler als Geschenk an die Mitarbeiter der [[Olympische Sommerspiele 1972|Olympischen Spiele München 1972]] |
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</gallery> |
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== Brauchtum == |
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An einem [[Polterabend]] gilt es als Tradition, das von den Gästen mitgebrachte Porzellan zu zerschmettern, um es daraufhin vom Brautpaar wegfegen zu lassen. Dies gilt als Zeichen der Fähigkeit des Brautpaares, schwere Zeiten und Probleme gemeinsam durchzustehen. Die Scherben sollen außerdem Glück bringen. |
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== Museen == |
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Neben den Porzellan-Abteilungen der großen [[Kunstgewerbemuseum|Kunstgewerbemuseen]] sind eigenständige Porzellan-Museen selten. Einige von ihnen sind mit Firmen verbunden wie in [[Königliche Porzellan-Manufaktur Berlin|Berlin]], [[Meißner Porzellan|Meißen]] oder [[Porzellanikon|Selb]]. |
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=== Hetjens – Deutsches Keramikmuseum Düsseldorf === |
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Die Sammlungsbestände decken fünf Kontinente ab. (Dr. Daniela Antonin) |
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Das [[Hetjens-Museum]] ist „beileibe kein Töpfereiarchiv, sondern Deutschlands einziges Spezialmuseum und eines von vier Instituten weltweit, das die Keramiken aller Zeiten und Kulturen unter kultur- und kunsthistorischen Aspekten sammelt und erforscht.“ |
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(sueddeutsche.de/reisefuehrer/duesseldorf/sehenswertes) |
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"Das Hetjens-Museum ... ist ... weit und breit das einzige Museum, das sich über Spezialaspekte hinweg mit der internationalen Entwicklung der keramischen Kunst seit 8.000 Jahren befasst. |
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(Bertram Müller – Rheinische Post, 20. März 2015) |
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=== Museum of Meissen ART === |
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Das [[Meißner Porzellan#Museen und Sammlungen|Museum of Meissen ART]] der Staatlichen Porzellan-Manufaktur Meissen GmbH bietet heute eine der größten Sammlungen [[Meißener Porzellan]]s weltweit. Gleichzeitig kann der Besucher hier die Entstehung des Meißener Porzellans in den wichtigsten Fertigungsstufen hautnah miterleben. Das Museum der Manufaktur ist an 360 Tagen im Jahr geöffnet. |
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=== Dresdner Porzellansammlung im Zwinger === |
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Die [[Porzellansammlung (Dresden)|Dresdner Porzellansammlung]] im [[Zwinger (Dresden)|Zwinger von Dresden]], eines der Museen der [[Staatliche Kunstsammlungen Dresden|Staatlichen Kunstsammlungen Dresden]], ist eine der bedeutendsten und umfangreichsten keramischen Spezialsammlungen der Welt. Sie umfasst etwa 20.000 Exponate chinesischer, japanischer und sächsischer Porzellankunst. Von besonderer Bedeutung sind die Bestände frühen [[Meißener Porzellan]]s sowie ostasiatischer Erzeugnisse aus dem 17. und frühen 18. Jahrhundert. Seit 2011 werden etwa 2000 Ausstellungsstücke der Porzellansammlung in erweiterten sanierten Räumlichkeiten des Zwingers präsentiert.<ref>Heute befinden sich ungefähr 20.000 Stücke im Besitz der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden, von denen etwa zehn Prozent gezeigt werden können. Jens-Uwe Sommerschuh: ''Vom Schönsten das Beste.'' 1. Auflage. 2010, ISBN 978-3-7757-2458-6, S. 117.</ref> Die Entwürfe für die neue Innenausstattung schuf der New Yorker Architekt Peter Marino in einer Mischung aus Klassik und Moderne. |
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=== Meißener Porzellan-Sammlung Stiftung Ernst Schneider === |
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Die [[Meißener Porzellan-Sammlung Stiftung Ernst Schneider]] ist nach der Porzellansammlung in Dresden die weltweit größte Kollektion Meißener Porzellans des 18. Jahrhunderts. Die Sammlung ist im Besitz des [[Bayerisches Nationalmuseum|Bayerischen Nationalmuseums]], das dafür ein Zweigmuseum in [[Schloss Lustheim]] in der [[Schlossanlage Schleißheim|Schleißheimer Schlossanlage]] einrichtete. |
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=== Porzellanikon === |
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Das größte Porzellanmuseum Europas ist das [[Porzellanikon]] im oberfränkischen Selb und in [[Hohenberg an der Eger]]. Das Porzellanikon ist eigenständig und bietet u. a. einen vollständigen Überblick über alle Porzellane deutschsprachiger Provenienz. Auf insgesamt 11.000 m² Ausstellungsfläche findet man das ''Porzellanikon Hohenberg – Deutsches Porzellan Museum'' und das ''Porzellanikon Selb – Europäisches Industrie Museum für Porzellan'', das ''Europäische Museum der Technischen Keramik'' und das ''Rosenthal Museum''. 2010, im Jubiläumsjahr des Porzellans, zeigte das Porzellanikon mit „Königstraum und Massenware – 300 Jahre europäisches Porzellan“ die größte Porzellanausstellung, die es jemals in Europa gab und die einen Überblick über 300 Jahre europäischer Porzellangeschichte präsentierte. |
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=== Großherzoglich-Hessische Porzellansammlung === |
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Die [[Großherzoglich-Hessische Porzellansammlung]] in [[Darmstadt]] dokumentiert mit über 4.000 Objekten die Geschichte der höfischen Porzellan- und [[Fayence]]kunst – die Bestände der Manufakturen [[Kelsterbach]] und Frankenthal sind in einem Online-Katalog veröffentlicht. |
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=== Schloss Wolfshagen === |
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Im Schloss-Museum des [[Schloss Wolfshagen (Prignitz)|Schlosses Wolfshagen]] in [[Groß Pankow (Prignitz)]] befindet sich mit der Sammlung [[Bernhard von Barsewisch]] die größte Porzellansammlung mitteleuropäischer Blaumalerei. |
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=== Leuchtenburg === |
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Die [[Leuchtenburg (Seitenroda)|Leuchtenburg]] in Thüringen beherbergt die Ausstellung ''[[Porzellanwelten Leuchtenburg]]'', welche die europäische Geschichte des Porzellans mit besonderem Augenmerk auf Thüringer Porzellan thematisiert und diese in künstlerisch inszenierten Welten zeigt. |
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=== Gläserne Manufaktur === |
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Am 28. Juni 2007 wurde in Rudolstadt im Ortsteil Volkstedt (Thüringen) in der [[Aelteste Volkstedter Porzellanmanufaktur|Aeltesten Volkstedter Porzellanmanufaktur]] eine „Gläserne Manufaktur“ mit ca. 800 m² großem Ausstellungsraum eröffnet. Zu sehen ist historisches und neues aus den Porzellanmanufakturen [[Aelteste Volkstedter Porzellanmanufaktur|Volkstedt]], [[Schwarzburger Werkstätten für Porzellankunst|Unterweissbach]], [[Porzellanmanufaktur Scheibe-Alsbach|Scheibe-Alsbach]] und [[Porzellanmanufactur Plaue|Plaue]]. |
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=== Porzellanium Triptis === |
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Das Museum „1891 bis Heute“ dokumentiert die Entwicklung der [[Porzellanfabrik Triptis|Neue Porzellanfabrik Triptis]] seit seiner Gründung im Jahr 1891 und den Wandel des Porzellandesigns von damals bis heute.<ref>{{Internetquelle |url=https://eschenbachporzellan.de/de/porzellanium/museum-galerie.html |titel=Museum "1891 bis Heute" & Galerie |abruf=2020-04-08}}</ref> |
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=== Waldenburg === |
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Das Porzellanmuseum in [[Wałbrzych]] (ehemals Waldenburg), das auf eine Gründung aus dem Jahr 1908 zurückgeht und sich inzwischen im [[Albertihaus]] befindet,<ref>{{Internetquelle |url=https://cit.walbrzych.pl/miejsce/palac-albertich/ |titel=Pałac Albertich / Muzeum Porcelany – Explore Wałbrzych |sprache=pl |abruf=2025-04-10}}</ref> wurde gemäß einer Entscheidung des polnischen Kulturministers aus dem Jahr 2002 in das staatliche Museumsregister eingetragen. |
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== Siehe auch == |
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* [[Chinesisches Porzellan]] |
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* [[Isolator (Elektrotechnik)|Elektrische Porzellanisolatoren]] |
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* [[Technische Keramik]] |
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* [[Klassifikation keramischer Massen]] |
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* [[Liste von Porzellanmanufakturen und -herstellern]] |
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* [[Ofensortierung]] |
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* [[Liste deutscher Porzellanbildner]] |
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* [[Porzellangeld]] |
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* [[Porzellanmarke]] |
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* [[Porzellanfarbe]] |
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* [[Porzellanmalerei]] |
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* [[Porzellanbiennale]] |
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== Literatur == |
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* {{Literatur |
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|Autor=Gustav Weiß |
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|Titel=Keramik-Lexikon: Praktisches Wissen griffbereit |
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|Verlag=Haupt |
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|Ort=Bern/ Stuttgart/ Wien |
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|Datum=1998 |
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|ISBN=3-258-05871-7}} |
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* {{Literatur |
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|Autor=Sven Frotscher |
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|Titel=dtv-Atlas: Keramik und Porzellan |
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|Verlag=Deutscher Taschenbuch-Verlag |
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|Ort=München |
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|Datum=2003 |
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|ISBN=3-423-03258-8}} |
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* {{Literatur |
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|Autor=Julius Matusz |
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|Titel=Porzellan: Betrachtungen aus der Geschichte der ältesten Manufakturen Europas |
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|Verlag=Insel |
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|Ort=Frankfurt am Main/ Leipzig |
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|Datum=1996 |
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|ISBN=3-458-33460-2}} |
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* {{Literatur |
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|Autor=Wilhelm Mrazek, Waltraud Neuwirth |
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|Titel=Wiener Porzellan 1718-1864 |
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|Verlag=Österreichischer Bundesverlag |
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|Ort=Wien |
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|Datum=1970}} |
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* {{Literatur |
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|Autor=Emanuel Poche |
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|Titel=Porzellanmarken: Porzellanmarken aus aller Welt |
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|Auflage=13. |
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|Verlag=Dausien |
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|Ort=Hanau |
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|Datum=2002 |
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|ISBN=3-7684-1489-2 |
|||
|Kommentar=Aus dem Tschechischen übersetzt von Helena Krausová}} |
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* {{Literatur |
|||
|Autor=Robert E. Röntgen |
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|Titel=Deutsche Porzellanmarken von 1710 bis heute |
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|Verlag=Battenberg |
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|Ort=München |
|||
|Datum=2007 |
|||
|ISBN=978-3-86646-013-3}} |
|||
* {{Literatur |
|||
|Autor=Li Zhiyan, Cheng Wen |
|||
|Titel=Keramik und Porzellan in China: Vom Tontopf der Steinzeitmenschen zur Porzellankunst |
|||
|Verlag=Verlag für fremdsprachige Literatur |
|||
|Ort=Beijing |
|||
|Datum=1996 |
|||
|ISBN=7-119-01314-9}} |
|||
* {{Literatur |
|||
|Autor=Georges Le Gars |
|||
|Titel=IMARI, histoire d’un style, faïences et porcelaines du Japon, de Chine et d’Europe |
|||
|Verlag=Massin |
|||
|Ort=Paris |
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|Datum=2004 |
|||
|ISBN=2-7072-0482-X}} |
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* {{Literatur |
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|Autor=Otto Walcha |
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|Titel=Meissner Porzellan. Von den Anfängen bis zur Gegenwart |
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|Verlag=Verlag der Kunst |
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|Ort=Dresden |
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|Datum=1973 |
|||
|ISBN=3-570-01638-2}} |
|||
* {{Literatur |
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|Hrsg=Wolfgang Wüst |
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|Titel=Industrialisierung einer Landschaft – der Traum von Textil und Porzellan. Die Region Hof und das Vogtland |
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|Verlag=WiKomm Verlag |
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|Ort=Erlangen |
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|Datum=2018 |
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|ISBN=978-3-940804-09-9}} |
|||
* {{Literatur |Autor=Gun-Dagmar Helke; Hela Schandelmaier |Titel=Höfische Begleiter – Möpse und andere Hunde in Porzellan und Fayence / Courtly Companions – Pugs and other Dogs in Porcelain and Faience |Verlag=arnoldsche Art Publishers |Ort=Stuttgart |Datum=2020 |Kommentar=in Deutsch und Englisch, 199 Seiten |ISBN=978-3-89790-600-6}} |
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== Weblinks == |
== Weblinks == |
||
{{Wiktionary}} |
|||
*[http://www.porzellanwelten.org/ Die Porzellanwelten Selb] - Porzellanmuseum, größtes Europäisches Museum über die Herstellung von Porzellan/Manufaktur, Technische Keramik - alles Wissenswerte über Porzellan - Restaurator und Expertisen |
|||
{{Commonscat|Porcelain|Porzellan}} |
|||
*[http://www.republika.pl/porcelan/porcelana/ Sämtliche jemals existierende Porzellanfabriken im deutschen Sprachraum] |
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* |
* {{Webarchiv |url=http://www.porzellan-info.net/geschichte_porzellan/ |wayback=20070928231935 |text=Einführung in die geschichtliche Entwicklung}} |
||
* [http://www.sammler.com/porzellanmarken/ Porzellanmarken bestimmen] mit Bildern der Bodenmarke |
|||
*[http://www.lwe.ruhr-uni-bochum.de/fhy/keram-mk.htm Literaturzusammenstellung] über [[Porzellanmarke]]n und [[Keramikmarken]] |
|||
* [https://web.archive.org/web/20031005180232/http://home.arcor.de/fhy/porzellan.htm Porzellan sammeln] |
|||
*[http://www.ceramic-link.de/Seiten/ICD-Historical.htm International Ceramic Directory] - Linksammlung mit vielen Einträgen zu Keramik-Marken |
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* {{DNB-Portal|4046851-3|TEXT=Alles über}} |
|||
*[http://www.porzellanmuseum-darmstadt.de Großherzoglich-Hessische Porzellansammlung] mit umfangreichem Online-Katalog der Kelsterbacher Manufaktur |
|||
* {{DDB-Suche|Porzellan}} |
|||
*[http://www.zeller.de Auktionshaus Michael Zeller] Porzellanauktionen, Recherchemöglichkeit mit zahlreichen Abbildungen im Katalogarchiv |
|||
* {{Spk-digital|Porzellan|SBB=1}} |
|||
*[http://www.porcelainstudio.com Porcelain Art] Porzellanmalerei der Künstlerin Wilma Manhardt |
|||
Vom Jugendstil zum Art Deco - Oberfränkische Porzellanmanufakturen |
|||
*http://www.porzellan-selb.de |
|||
== Einzelnachweise == |
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<references /> |
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{{Normdaten|TYP=s|GND=4046851-3|LCCN=sh85104937}} |
|||
[[Kategorie:Keramischer Werkstoff]] |
|||
[[Kategorie:Porzellan]] |
|||
[[Kategorie:Porzellan| ]] |
|||
[[af:Porselein]] |
|||
[[ |
[[Kategorie:Esskultur]] |
||
[[Kategorie:Keramischer Werkstoff]] |
|||
[[en:Porcelain]] |
|||
[[Kategorie:Isolierstoff]] |
|||
[[eo:Porcelano]] |
|||
[[es:Porcelana]] |
|||
[[fi:Posliini]] |
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[[fr:Porcelaine]] |
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[[he:חרסינה]] |
|||
[[io:Porcelano]] |
|||
[[ja:陶磁器]] |
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[[nl:Porselein]] |
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[[pl:Porcelana]] |
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[[ru:Фарфор]] |
|||
[[sl:Porcelan]] |
|||
[[zh:瓷器]] |
Aktuelle Version vom 16. Juli 2025, 16:28 Uhr


Porzellan (italienisch porcellana, englisch porcelain oder china) ist ein durch Brennen hergestelltes feinkeramisches Erzeugnis mit weißen, dichten, porenfreien, in dünnen Schichten transluzenten Scherben. Es wird aus einem Gemisch von Kaolin (Porzellanerde, Porzellanton), Feldspat und Quarz hergestellt, die im Verlauf des keramischen Brandes in Glasphase und Mullit umgewandelt werden. Glasiert oder unglasiert findet es Verwendung zur Herstellung von Gebrauchsgegenständen, technischen Erzeugnissen und für künstlerische Zwecke.[1]
Keramik | Klasse: Sinterzeug | Unterklasse: Porzellan |
Gruppe 1: Hartporzellan |
Zusammensetzung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Zur Beschreibung der Zusammensetzung von Porzellan im Allgemeinen gibt es mehrere Möglichkeiten. Gegenwärtig gibt es eine Vielzahl von Porzellanvarianten, so dass ein allgemeiner Überblick über deren präzise Zusammensetzung nur schwer möglich ist.
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Kaolin
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Quarz
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Feldspat
- Allgemeine Porzellanbestandteile
- Kaolin (高岭土), eine spezielle, vorwiegend aus Kaolinit bestehende, eisenarme Tonerde, benannt nach dem chinesischen Berg Gaoling (高岭),
- Petuntse (白墩子, bái dūnzi), ein Feldspat- bzw. Glimmergestein, sowie
- Quarz
Tonsubstanzanteile | Glasbildende Bestandteile | ||
Porzellan-Art | Kaolin % | Quarz % | Feldspat % |
Bayrisches Geschirrporzellan | 55 | 22,5 | 22,5 |
Meißener Hartporzellan | 66–67 | 8–9 | 25–26 |
Ostasiatisches Porzellan | 23–35 | 41–45 | 20–35 |
Porzellanarten
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]In Abhängigkeit von der Höhe der Brenntemperatur und der Beimischungen von Volumenanteilen Kaolin, Feldspat, Quarz und anderen Beimischungen wie beispielsweise Knochenasche unterscheidet man die nachstehenden Porzellanarten.
Hart- und Weichporzellan
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Hartporzellan entsteht durch höhere Brenntemperaturen und ist gegen Temperaturschwankungen weitestgehend unempfindlich. Es besteht aus 50 % Kaolin, 25 % Quarz und 25 % Feldspat. Weichporzellan hingegen besteht aus 25 % Kaolin, 45 % Quarz und 30 % Feldspat und bedarf niedrigerer Brenntemperaturen.
Diese Werte entsprechen den durchschnittlichen Mischverhältnissen. Durch Änderung der Einzelanteile und weitere Beimischungen lassen sich die Eigenschaften des Porzellans in weiten Grenzen variieren. So beeinflussen die Quarzanteile die Festigkeit. Bei 25 % nimmt die Festigkeit ab, höhere Gehalte bewirken einen Festigkeitsanstieg, erfordern aber höhere Brenntemperaturen.
Auch haben die verschiedenen Porzellansorten je nach Herkunftsregion ihre ganz besondere Zusammensetzung. Die genauen Mischungsverhältnisse sind vertraulich, und für besondere Verwendungszwecke (Gebrauchsporzellan, Zierporzellan) gelten zum Teil deutlich abweichende Mischungsverhältnisse. Hinzu kommt, dass es sich bei den Grundstoffen um natürliche Mineralvorkommen handelt, deren Zusammensetzung von Region zu Region sehr unterschiedlich sein kann.
Spezielle Porzellane und Variationen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Knochenporzellan bzw. Feines Knochenporzellan (englisch Bone China und Fine Bone China) sind in England entwickelte spezielle Porzellanvariationen, bei denen durch Zugabe von Knochenasche besonders hohe Transluzenz, strahlender Glanz und hohe Festigkeit erreicht werden.
Zu den speziellen Porzellansorten zählt auch das Dentalporzellan. Es besteht in der Regel aus 80 % Kaolin, 5 % Feldspat und weiteren Beimischungen.
Neben zahlreichen Variationen, Spezifikation und Nuancen der Herstellung des „Weißen Goldes“ stehen beispielhaft Lithophanie, Biskuitporzellan und Pâte sur Pâte, um nur einige zu nennen.
Besonderheiten
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Als sogenannte unechte Porzellane oder Halbporzellan gelten Frittenporzellan und Fayence.
Unterschiede zu anderen Keramiken
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Das herausragende Merkmal von Porzellan gegenüber anderen Keramik-Produkten ist nicht die hohe Brenntemperatur, wie häufig angenommen wird. Der wesentliche Unterschied liegt im Sinterverhalten: Der Feldspatanteil im Porzellan schmilzt während des Brennvorganges, jedoch kristallisiert er beim Abkühlen aufgrund seiner Zähigkeit nicht wieder aus. Porzellan enthält also, ähnlich wie Glas, eine unterkühlte Schmelze; hingegen bilden andere Keramiken wie Steinzeug oder Steingut rein kristalline Sintergefüge aus. Diese Besonderheit führt bei manchen Porzellanen, besonders bei dünnen Wandstärken, zu einer gewissen Lichtdurchlässigkeit (Transluzenz).
Porzellan hat einen dichten Scherben, muscheligen Bruch und große Härte. Es ist säure- und laugenbeständig, nur Flusssäure kann es angreifen. Es hat einen hellen Klang, isoliert gut gegen Elektrizität und ist ein schlechter Wärmeleiter. Zudem weist es keine besonders abrasiven Eigenschaften auf, weshalb dieses Material unter anderem bei der Herstellung von Mörsern bevorzugt wird.[2]
Etymologie
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Die Bezeichnung „Porzellan“ geht zurück auf den italienischen Namen für die Kaurischnecken (Cypraeidae), auch Porzellanschnecken genannt. Durch den Reisebericht Il Milione des Marco Polo erfuhren die Europäer wohl erstmals von chinesischem Porzellan, denn er beschreibt Gegenstände aus einem weißen edlen Material, das die Chinesen als Tafelgeschirr nutzten. Darüber hinaus macht er einige Angaben zu seiner Herstellung und soll auch das erste chinesische Porzellan nach Europa mitgebracht haben. Im Italien des 15. Jahrhunderts glaubte man, es sei hergestellt aus den zerstampften gelblichweißen Gehäusen der Kaurischnecken, die im Italienischen als porcellana bezeichnet wurden. Dies geht zurück auf porcellino, eigentlich „Schweinchen“ (porcellus), Diminutiv zu porco „Schwein“, für das äußere Geschlechtsorgan der Frau, da die Form des Schneckengehäuses daran erinnert, so wie auch vergleichsweise bei Venusmuscheln (concha Veneris).[3]
Produktion
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Der Produktionsprozess von Gegenständen aus Porzellan lässt sich in mehrere Schritte unterteilen, die jeweils durch einen Brand unterbrochen sind. Je nach gewünschtem Ergebnis ist nicht jeder Schritt unbedingt immer notwendig, die Regel sind jedoch mindestens zwei Brände. Verschiedene Hersteller produzieren in der industriellen Serienfertigung auch im Einbrandverfahren (Monobrand), wo der Rohling mit Glasur versehen wird und, nach Trocknung, in einem Schnellbrandtunnelofen in 5 bis 8 Stunden bei 1100 °C bis 1200 °C gebrannt wird. Dieses Verfahren senkt den Energieverbrauch,[4] ist allerdings äußerst problemanfällig im Hinblick auf die Glasurqualität.
Herstellung des Rohlings
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Je nachdem, ob in Drehautomaten Teller oder im Gießverfahren Grünkörper beispielsweise Kannen, Dosen, Figuren hergestellt werden sollen, wird die nach einem bestimmten Mischungsverhältnis vorbereitete Porzellanmasse kompakt und schmiegsam oder flüssig als Schlicker verarbeitet. Für moderne Trockenpressen wird aus der flüssigen Porzellanmasse ein Granulat mit definierter Korngröße und Feuchte hergestellt.
Bei der Verarbeitung der flüssigen Masse wird diese in Formen gegossen, die die Außenform des Werkstückes bestimmen, aber keinen Kern haben – sie sind hohl. Dieses Verfahren wird Schlickerguss genannt. Die Formen können aus vielen Einzelteilen bestehen und dementsprechend viele Teilungsebenen haben, um komplizierte Stücke zu gestalten. Üblich sind jedoch beispielsweise für Tassen, Vasen und andere achssymmetrische hohle Teile zweiteilige Formen mit einer Teilungsebene. Die Formen bestehen aus Gips, der die Eigenschaft hat, Wasser einziehen zu können. Damit wird der eingefüllten Porzellanmasse im Randbereich das Wasser entzogen und die festen Bestandteile der Masse lagern sich an den Formwänden ab. Je länger die Masse in der Form verbleibt, umso dicker wird die verbleibende Randschicht. Ist die vorgesehene Dicke erreicht, wird die restliche flüssige Masse aus der Form ausgegossen. Nach gewisser Ruhezeit kann dann die Form geöffnet und die Teile zur endgültigen Trocknung herausgenommen werden. Danach werden sie noch vor dem ersten Brennen entgratet und ggf. sonst ausgebessert, Henkel können mit Schlicker angeklebt werden.
Seit der zweiten Hälfte der 1990er Jahre wird hauptsächlich mit isostatischen Trockenpressen Flachgeschirr aus Porzellangranulat trocken gepresst. Für Hohlgeschirr wird im so genannten Spritzgießverfahren – ähnlich wie bei der plastischen Kunststoffverformung – flüssige Porzellanmasse unter sehr hohem Druck in Kunststoffformen eingespritzt. Diese Formen sind porös und leiten das Wasser aus dem Schlicker ab. Dadurch „wächst“ an der Formwand nach einigen Minuten ein weicher, aber zur weiteren Verarbeitung ausreichend fester Rohling, der vorsichtig getrocknet werden muss.
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Traditioneller Schlickerguss in Gipsformen
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Formen der Rohlinge auf der Drehscheibe, 1884
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Arbeitsplatz mit Drehscheibe, Gegenwart
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Produktionsstufen mit Form für eine Vase
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Fließbandfertigung in den 1950er Jahren
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Arbeitsmodell zur Herstellung einer Gießform, hier einer Sprengform
Schrühbrand
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Nach der Herstellung des Rohlings erfolgt ein 18- bis 20-stündiger Schrühbrand bei 900 °C bis 1000 °C, bei dem ein poröser, relativ empfindlicher Scherben entsteht. Dieses Verfahren wird auch Glüh- oder Biskuitbrand genannt.
Typisch für diesen Brand ist ein „Schrumpfen“ der Arbeitsstücke, das eine Eigenart und Schwierigkeit der Porzellanherstellung erklärt. Unterschiedliche Temperaturen beim Brand können dabei zu unterschiedlichem oder sogar ungleichmäßigem Schrumpfen führen und damit die Maßhaltigkeit der Stücke gefährden. Während dies früher je nach Größe und Form der Gegenstände ein enormes Problem darstellte und sehr viel Wissen und Erfahrung bei der Herstellung erforderte, sorgen heute elektronisch geregelte Öfen und neue Gussverfahren für die Rohlinge für eine gewisse, aber längst nicht vollständige, Entschärfung des Problems. Insgesamt schrumpft ein Porzellanteil um 12 bis 15 Prozent gegenüber den Rohmaßen.
Glasur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Porosität nach dem ersten Brand sorgt dafür, dass sich die dann folgende Glasur gut mit dem Stück verbinden kann. Nach dem Glasieren erfolgt der Glattbrand (Garbrand/Endbrand), bei dem die Glasur schmilzt und den Scherben mit einer dekorativen und schützenden Außenhaut überzieht.
Die Glasurflüssigkeit ist eine sehr komplexe Stoffmischung, die sehr sorgfältig auf das jeweilige Porzellan, die vorgesehene Brenntemperatur und Ofenatmosphäre sowie die später gewünschten Eigenschaften abgestimmt sein muss. Eine Glasur kann ohne weiteres zehn oder fünfzehn verschiedene Grundstoffe enthalten.
Je nach gewünschtem Dekor können in verschiedenen Zwischenschritten Farbkörper, Engoben oder färbende Metallsalze unter, in oder auf die Glasur aufgebracht werden. Man spricht dabei von Aufglasurdekor, Inglasurdekor oder Unterglasurdekor.
Glattbrand
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Der Glattbrand, auch Hochbrand, erfolgt, je nach Art des Porzellans, bei Temperaturen zwischen 1100 °C und 1480 °C während etwa 8 bis 16 Stunden in Kammeröfen. Industriell gefertigtes Porzellan wird heute in 80 bis 120 Minuten durch einen, je nach Kapazität, 40 bis 80 Meter langen Tunnelofen beziehungsweise Brennofen gefahren. Dabei wird meistens Glatt- und Dekorbrand miteinander verbunden. Dies gilt nicht für „schwierige“ Dekore, wo Farbmischungen sich nicht beeinflussen dürfen, sowie bei metallischen Hochglanzdekoren wie beispielsweise einem Goldrand. Ein wesentliches Merkmal beim Glattbrand des Porzellanes ist das Sintern. Hierbei erweicht (schmilzt) der hochgebrannte Porzellanscherben.
Dekor
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Je nach Anforderung können die Stücke nach dem Glattbrand direkt als rein weißes oder bereits mit Unterglasurdekor versehenes Porzellan gebraucht werden.
Weite Verbreitung erlangte die sogenannte Inglasur, wobei in weiteren Verarbeitungsschritten das Dekor aufgebracht wird. Dies kann entweder durch Aufbringung vorgefertigter, gedruckter Dekorfolien oder durch Handbemalung (Porzellanmalerei) erfolgen. Üblich ist auch die Verzierung mit Dekoren aus Edelmetallen wie Gold oder Platin.
Die hochwertigste Form der Dekoraufbringung erfolgt in der Regel durch Porzellanmaler, Manufakturporzellanmaler oder für besonders wertvolle Einzelstücke durch Porzellanplattenmaler.
Dekorbrand
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Abhängig von der Art des Dekors können ein oder mehrere Dekorbrände bei vergleichsweise niedrigen Temperaturen von ca. 850 °C folgen, denen jeweils ein entsprechender Dekorschritt vorangeht. Bei hochwertig handbemalten Gemäldereproduktionen auf Porzellanplatten können mehr als fünf Zwischenbrände erfolgen, welche die einzelnen Farbschichten fest mit der Glasur verbinden. Bei höheren Dekorbrandtemperaturen kommen sogenannte Scharffeuerfarben zur Anwendung.
Hier zeigt sich eine weitere typische Eigenart der Porzellanherstellung. Sie besteht darin, dass die echten Farben des Dekors erst nach dem Brand erscheinen und oft keinerlei Ähnlichkeit mit dem Farbton vor dem Dekorbrand aufweisen. Es erfordert vom Maler entsprechend Erfahrung und Antizipationfähigkeiten neben Talent und handwerklichen Fähigkeiten, bereits beim Malen die endgültigen Farben des zukünftigen Bildes vorherzusehen.
Gesundheitliche Risiken bei der Porzellanfertigung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Bemühungen des Arbeitsschutzes im Bereich der Porzellanherstellung betreffen vornehmlich Maßnahmen gegen die Entstehung von Dermatosen[5] und den Schutz vor kobaltinduzierten Erkrankungen.[6][7]
Geschichte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Erfindung des Porzellans in China
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Obwohl Frühformen von Keramik schon seit der Shang-Zeit (1600 v. Chr. ff) existierten, ist die Herstellung des sogenannten Proto-Porzellans, dessen Masse bereits Kaolin enthielt, erst in die Zeit der Han-Dynastie um die Zeitenwende zu datieren. Aus dieser Zeit sind bauchige Gefäße ohne Hals und Vasen bekannt. Die weitere bedeutende Entwicklung fand in der Tang-Zeit, in der man mit der Zusammensetzung der Masse experimentierte, den Bau von Brennöfen und das Brennmaterial verbesserte – Ende des 8. bzw. Beginn des 9. Jahrhunderts –, statt. Das hat den Brand bei hohen Temperaturen (1350 °C) ermöglicht, wodurch die Tonmasse sehr hart, dicht und durchscheinend war. Die Stücke (kleine Schalen, Kannen und Kummen) hatten Glasur auf der Grundlage von Feldspat. Berühmt sind Dingyao-Ware aus der Song-Zeit mit cremefarbener Glasur, die mit einem eingeritzten oder später gepressten Reliefdekor verziert waren. Hartes Porzellan mit kobaltblauer Unterglasurbemalung wurde in China seit dem Beginn des 14. Jahrhunderts hergestellt und seit dem 16. Jahrhundert nach Europa exportiert, wo es ein sehr hohes Ansehen genoss und sehr beliebt wurde. Das wichtigste Zentrum für die Porzellanherstellung in China ist seit der Ming-Zeit Jingdezhen, wo sich kaiserliche (aber auch private) Brennöfen befanden, alle Porzellanobjekte für den Kaiserhof produziert wurden, die seit der Xuande-Periode mit der sechsstelligen Kaisermarke in Regelschrift (seit Qianlong zum Teil auch in Siegelschrift) versehen waren.
Die einzelnen Grundstoffe und Verfahren wurden lange Zeit geheim gehalten. Chinesisches Porzellan kann die heute bekannten Grundbestandteile Kaolin, Feldspat bzw. Petuntse und Quarz enthalten. Die Herstellungsverfahren und im 18. Jahrhundert die Dekore dienten dem des europäischen Porzellans als Vorlage. Jedoch ist der Porzellanbegriff in China sehr weit gefasst und spiegelt eher die deutschen Begriffe Keramik und Steinzeug wider. Nach eigenen Darstellungen wird lediglich nach hart bzw. weich gebranntem Scherben unterschieden. Zudem wird der helle klare glockenreine für Porzellan typische Klang, der bei leichtem Anschlagen entsteht, als Kriterium angesetzt. Farbe, Dicke und Dichte des Scherbens sind eher unerheblich. So ist es durchaus möglich, dass Halbporzellan, wie beispielsweise Majolika und Fayence, oder weiß-brennendes Feinsteinzeug als Porzellan gelten können.
Die Erfindung des europäischen Hartporzellans
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Am 15. Januar 1708 gelang es dem Apotheker Johann Friedrich Böttger und Ehrenfried Walther von Tschirnhaus in der Jungfernbastei der Festung Dresden, das erste europäische Hartporzellan zu erzeugen.[8] Nach Tschirnhaus’ Tod entwickelte Böttger das Verfahren in Meißen und Dresden weiter. Am 28. März 1709 vermeldete er in Dresden die Erfindung des europäischen Porzellans. Ab dem 6. Juni 1710 wurde in Meißen auf der Albrechtsburg die erste europäische Porzellanproduktionsstätte eingerichtet. Das Meißner Porzellan aus der Meißner Porzellan-Manufaktur ist noch heute berühmt. Alle Porzellane aus dieser Produktion tragen bereits seit 1722 das Markenzeichen für Meißner Porzellan, die „Gekreuzten Schwerter“. Durch die kontinuierliche Fertigung bis zum heutigen Tag werden die „Gekreuzten Schwerter“ häufig als die älteste in Gebrauch befindliche Herstellermarke bezeichnet.
Die zweitälteste Porzellanmanufaktur Europas entstand ein knappes Jahrzehnt nach Meißen in Wien. Am 27. Mai 1718 verlieh Kaiser Karl VI. dem Beamten Claudius Innocentius du Paquier ein „Spezialprivilegium“ für die Herstellung von Porzellan innerhalb der habsburgischen Länder. Die Wiener Porzellanmanufaktur, die Hof und Adel mit äußerst qualitätvollen Servicen und Ziergegenständen belieferte, existierte bis 1864.
Ab 1718 wurden überall in Europa Porzellanmanufakturen gegründet. Sehr oft geschah dies unter Mitwirkung von Meißner Arkanisten, aber auch Nacherfindungen gab es. So hat 1744 Dmitri Iwanowitsch Winogradow das russische Porzellan erfunden, welches fortan in der Kaiserlichen Porzellanmanufaktur St. Petersburg hergestellt wurde. 1766 eröffnete Francis Jacob Gardner die erste private Porzellanmanufaktur in Russland. In Thüringen kam 1755 Georg Heinrich Macheleid durch eigene Experimente zum Ziel.
Viele dieser Manufakturen mussten um die Wende vom 18. zum 19. Jahrhundert ihre Produktion wieder einstellen.
Ab dem 19. Jahrhundert
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Um die Mitte des 19. Jahrhunderts kam es zu zahlreichen Neugründungen aufgrund der Erschließung von Kaolinvorkommen in Nordbayern, Oberfranken, der Oberpfalz, Niederschlesien, Sachsen und Thüringen. Dort wurden zeitweise bis zu 90 Prozent des deutschen Porzellans produziert.
Die weitere Entwicklung in der Porzellanherstellung ist vor allem geprägt durch die zunehmende Industrialisierung und Änderung der Gebrauchsgewohnheiten. Die Einführung von Tunnelbrandöfen – erstmals 1905 bei Carl Tielsch – und Maschinen zur Fertigung einfacher Teile rationalisierten den Produktionsprozess und machten Porzellan zum Massenprodukt. Mit 28 Brennöfen war das Porzellanwerk Carl Tielsch im niederschlesischen Altwasser zeitweise das größte Porzellanwerk Deutschlands.[9] Aufgrund der schwierigen Herstellung komplexer Formen (Kannen, Henkeltassen) und der teilweise aufwändigen Dekorierung ist die Herstellung aber bis heute nicht vollständig automatisierbar. Zudem gab und gibt es bis heute Konkurrenz durch Produkte aus anderen Materialien wie Glas, Metall und Kunststoff.
In den 1970er Jahren kam es zu einer Krise in der deutschen Industrie, ausgelöst durch Billigimporte aus anderen Ländern und die steigenden Arbeitslöhne in Westdeutschland. In der Folge gab es zahlreiche Werksschließungen, u. a. die Werke in Tirschenreuth, Waldsassen und Mitterteich, und Firmenzusammenschlüssen, z. B. die SKV Porzellan Union, später Arzberg Porzellan GmbH, oder die Rosenthal AG, die ab 1997 zu 90 % dem britisch-irischen Waterford-Wedgwood-Konzern gehörte und 2009 zum italienischen Konzern Sambonet Paderno Industrie kam. Manche Hersteller versuchten auch, dem Konkurrenzdruck durch eine Verlegung der Produktion in das Ausland zu begegnen. Die verbleibenden Hersteller waren zu einer Konsolidierung und Straffung bzw. Neuausrichtung des Sortiments gezwungen.
Stark rationalisierte Arbeitsabläufe, neue Vertriebskonzepte und die konsequente Ausrichtung hauptsächlich auf das gehobene bis luxuriöse Preissegment bescherten den deutschen Herstellern jedoch wieder steigende Umsätze.
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Ming-Vase aus der Yongle-Ära (1402–1424)
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Napoleon I., Biskuitporzellan, Sèvres, 1811
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Englisches Porzellan um 1870, Marke Davenport, Staffordshire
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Meißener Porzellan um 1900
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Isolatoren
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Arzberg „Form 2000“, Krug
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Porzellantiegel mit Tiegelschuh
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Porzellantaler als Geschenk an die Mitarbeiter der Olympischen Spiele München 1972
Brauchtum
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]An einem Polterabend gilt es als Tradition, das von den Gästen mitgebrachte Porzellan zu zerschmettern, um es daraufhin vom Brautpaar wegfegen zu lassen. Dies gilt als Zeichen der Fähigkeit des Brautpaares, schwere Zeiten und Probleme gemeinsam durchzustehen. Die Scherben sollen außerdem Glück bringen.
Museen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Neben den Porzellan-Abteilungen der großen Kunstgewerbemuseen sind eigenständige Porzellan-Museen selten. Einige von ihnen sind mit Firmen verbunden wie in Berlin, Meißen oder Selb.
Hetjens – Deutsches Keramikmuseum Düsseldorf
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Sammlungsbestände decken fünf Kontinente ab. (Dr. Daniela Antonin)
Das Hetjens-Museum ist „beileibe kein Töpfereiarchiv, sondern Deutschlands einziges Spezialmuseum und eines von vier Instituten weltweit, das die Keramiken aller Zeiten und Kulturen unter kultur- und kunsthistorischen Aspekten sammelt und erforscht.“ (sueddeutsche.de/reisefuehrer/duesseldorf/sehenswertes)
"Das Hetjens-Museum ... ist ... weit und breit das einzige Museum, das sich über Spezialaspekte hinweg mit der internationalen Entwicklung der keramischen Kunst seit 8.000 Jahren befasst. (Bertram Müller – Rheinische Post, 20. März 2015)
Museum of Meissen ART
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Das Museum of Meissen ART der Staatlichen Porzellan-Manufaktur Meissen GmbH bietet heute eine der größten Sammlungen Meißener Porzellans weltweit. Gleichzeitig kann der Besucher hier die Entstehung des Meißener Porzellans in den wichtigsten Fertigungsstufen hautnah miterleben. Das Museum der Manufaktur ist an 360 Tagen im Jahr geöffnet.
Dresdner Porzellansammlung im Zwinger
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Dresdner Porzellansammlung im Zwinger von Dresden, eines der Museen der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden, ist eine der bedeutendsten und umfangreichsten keramischen Spezialsammlungen der Welt. Sie umfasst etwa 20.000 Exponate chinesischer, japanischer und sächsischer Porzellankunst. Von besonderer Bedeutung sind die Bestände frühen Meißener Porzellans sowie ostasiatischer Erzeugnisse aus dem 17. und frühen 18. Jahrhundert. Seit 2011 werden etwa 2000 Ausstellungsstücke der Porzellansammlung in erweiterten sanierten Räumlichkeiten des Zwingers präsentiert.[10] Die Entwürfe für die neue Innenausstattung schuf der New Yorker Architekt Peter Marino in einer Mischung aus Klassik und Moderne.
Meißener Porzellan-Sammlung Stiftung Ernst Schneider
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Meißener Porzellan-Sammlung Stiftung Ernst Schneider ist nach der Porzellansammlung in Dresden die weltweit größte Kollektion Meißener Porzellans des 18. Jahrhunderts. Die Sammlung ist im Besitz des Bayerischen Nationalmuseums, das dafür ein Zweigmuseum in Schloss Lustheim in der Schleißheimer Schlossanlage einrichtete.
Porzellanikon
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Das größte Porzellanmuseum Europas ist das Porzellanikon im oberfränkischen Selb und in Hohenberg an der Eger. Das Porzellanikon ist eigenständig und bietet u. a. einen vollständigen Überblick über alle Porzellane deutschsprachiger Provenienz. Auf insgesamt 11.000 m² Ausstellungsfläche findet man das Porzellanikon Hohenberg – Deutsches Porzellan Museum und das Porzellanikon Selb – Europäisches Industrie Museum für Porzellan, das Europäische Museum der Technischen Keramik und das Rosenthal Museum. 2010, im Jubiläumsjahr des Porzellans, zeigte das Porzellanikon mit „Königstraum und Massenware – 300 Jahre europäisches Porzellan“ die größte Porzellanausstellung, die es jemals in Europa gab und die einen Überblick über 300 Jahre europäischer Porzellangeschichte präsentierte.
Großherzoglich-Hessische Porzellansammlung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Großherzoglich-Hessische Porzellansammlung in Darmstadt dokumentiert mit über 4.000 Objekten die Geschichte der höfischen Porzellan- und Fayencekunst – die Bestände der Manufakturen Kelsterbach und Frankenthal sind in einem Online-Katalog veröffentlicht.
Schloss Wolfshagen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Im Schloss-Museum des Schlosses Wolfshagen in Groß Pankow (Prignitz) befindet sich mit der Sammlung Bernhard von Barsewisch die größte Porzellansammlung mitteleuropäischer Blaumalerei.
Leuchtenburg
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Leuchtenburg in Thüringen beherbergt die Ausstellung Porzellanwelten Leuchtenburg, welche die europäische Geschichte des Porzellans mit besonderem Augenmerk auf Thüringer Porzellan thematisiert und diese in künstlerisch inszenierten Welten zeigt.
Gläserne Manufaktur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Am 28. Juni 2007 wurde in Rudolstadt im Ortsteil Volkstedt (Thüringen) in der Aeltesten Volkstedter Porzellanmanufaktur eine „Gläserne Manufaktur“ mit ca. 800 m² großem Ausstellungsraum eröffnet. Zu sehen ist historisches und neues aus den Porzellanmanufakturen Volkstedt, Unterweissbach, Scheibe-Alsbach und Plaue.
Porzellanium Triptis
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Das Museum „1891 bis Heute“ dokumentiert die Entwicklung der Neue Porzellanfabrik Triptis seit seiner Gründung im Jahr 1891 und den Wandel des Porzellandesigns von damals bis heute.[11]
Waldenburg
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Das Porzellanmuseum in Wałbrzych (ehemals Waldenburg), das auf eine Gründung aus dem Jahr 1908 zurückgeht und sich inzwischen im Albertihaus befindet,[12] wurde gemäß einer Entscheidung des polnischen Kulturministers aus dem Jahr 2002 in das staatliche Museumsregister eingetragen.
Siehe auch
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Chinesisches Porzellan
- Elektrische Porzellanisolatoren
- Technische Keramik
- Klassifikation keramischer Massen
- Liste von Porzellanmanufakturen und -herstellern
- Ofensortierung
- Liste deutscher Porzellanbildner
- Porzellangeld
- Porzellanmarke
- Porzellanfarbe
- Porzellanmalerei
- Porzellanbiennale
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Gustav Weiß: Keramik-Lexikon: Praktisches Wissen griffbereit. Haupt, Bern/ Stuttgart/ Wien 1998, ISBN 3-258-05871-7.
- Sven Frotscher: dtv-Atlas: Keramik und Porzellan. Deutscher Taschenbuch-Verlag, München 2003, ISBN 3-423-03258-8.
- Julius Matusz: Porzellan: Betrachtungen aus der Geschichte der ältesten Manufakturen Europas. Insel, Frankfurt am Main/ Leipzig 1996, ISBN 3-458-33460-2.
- Wilhelm Mrazek, Waltraud Neuwirth: Wiener Porzellan 1718-1864. Österreichischer Bundesverlag, Wien 1970.
- Emanuel Poche: Porzellanmarken: Porzellanmarken aus aller Welt. 13. Auflage. Dausien, Hanau 2002, ISBN 3-7684-1489-2 (Aus dem Tschechischen übersetzt von Helena Krausová).
- Robert E. Röntgen: Deutsche Porzellanmarken von 1710 bis heute. Battenberg, München 2007, ISBN 978-3-86646-013-3.
- Li Zhiyan, Cheng Wen: Keramik und Porzellan in China: Vom Tontopf der Steinzeitmenschen zur Porzellankunst. Verlag für fremdsprachige Literatur, Beijing 1996, ISBN 7-119-01314-9.
- Georges Le Gars: IMARI, histoire d’un style, faïences et porcelaines du Japon, de Chine et d’Europe. Massin, Paris 2004, ISBN 2-7072-0482-X.
- Otto Walcha: Meissner Porzellan. Von den Anfängen bis zur Gegenwart. Verlag der Kunst, Dresden 1973, ISBN 3-570-01638-2.
- Wolfgang Wüst (Hrsg.): Industrialisierung einer Landschaft – der Traum von Textil und Porzellan. Die Region Hof und das Vogtland. WiKomm Verlag, Erlangen 2018, ISBN 978-3-940804-09-9.
- Gun-Dagmar Helke; Hela Schandelmaier: Höfische Begleiter – Möpse und andere Hunde in Porzellan und Fayence / Courtly Companions – Pugs and other Dogs in Porcelain and Faience. arnoldsche Art Publishers, Stuttgart 2020, ISBN 978-3-89790-600-6 (in Deutsch und Englisch, 199 Seiten).
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Einführung in die geschichtliche Entwicklung ( vom 28. September 2007 im Internet Archive)
- Porzellanmarken bestimmen mit Bildern der Bodenmarke
- Porzellan sammeln
- Alles über Porzellan im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Suche nach Porzellan. In: Deutsche Digitale Bibliothek
- Suche nach Porzellan im Online-Katalog der Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Brockhaus - die Enzyklopädie. Band 17: PERU - RAG. Leipzig/ Mannheim 1998, ISBN 3-7653-3117-1, S. 391.
- ↑ Eigenschaften von Porzellan. Abgerufen am 22. September 2018.
- ↑ Friedrich Kluge, Elmar Seebold: Etymologisches Wörterbuch der deutschen Sprache. 24. Auflage. Verlag Walter de Gruyter, Berlin 2002, S. 713. (Google Buchsuche)
- ↑ Projektkennblatt der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (PDF; 3,24 MB).
- ↑ M. S. Gabal, G. A. Helmy, R. Faris: Occupational dermatoses among workers in a porcelain manufacturing factory. In: J Egypt Public Health Assoc. 69(5-6), 1994, S. 425–438. PMID 17212008
- ↑ F. Tüchsen, M. V. Jensen, E. Villadsen, E. Lynge: Incidence of lung cancer among cobalt-exposed women. In: Scand J Work Environ Health. 22(6), Dez 1996, S. 444–450. PMID 9000312
- ↑ E. Prescott, B. Netterstrøm, J. Faber, L. Hegedüs, P. Suadicani, J. M. Christensen: Effect of occupational exposure to cobalt blue dyes on the thyroid volume and function of female plate painters. In: Scand J Work Environ Health. 18(2), Apr 1992, S. 101–104. PMID 1604269
- ↑ Robert B. Heimann: Ehrenfried Walther von Tschirnhaus und die Erfindung des europäischen Hartporzellans, in: Neues Lausitzisches Magazin 144, Görlitz 2022, S. 7–38. Zur lang anhaltenden Prioritätskontroverse hinsichtlich des Beitrags von Tschirner und Böttger stellt Heimann fest, dass religiöse Intoleranz wohl dazu beitrug, die Rolle des zum Katholizismus neigenden Tschirnhaus zu schmälern, vgl. S. 25 ff.
- ↑ Porzellanland Schlesien, Schlesisches Museum zu Görlitz, Görlitz, 2022
- ↑ Heute befinden sich ungefähr 20.000 Stücke im Besitz der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden, von denen etwa zehn Prozent gezeigt werden können. Jens-Uwe Sommerschuh: Vom Schönsten das Beste. 1. Auflage. 2010, ISBN 978-3-7757-2458-6, S. 117.
- ↑ Museum "1891 bis Heute" & Galerie. Abgerufen am 8. April 2020.
- ↑ Pałac Albertich / Muzeum Porcelany – Explore Wałbrzych. Abgerufen am 10. April 2025 (polnisch).