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„Laotische Felsenratte“ – Versionsunterschied

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! Laotische Felsenratte
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Die '''Laotische Felsenratte''', [[Laotische Sprache|laot.]] '''Kha-Nyou''' (''Laonastes aenigmamus'' ist eine [[Nagetiere|Nagetierart]], die erst im Jahr 2005 entdeckt wurde. Sie lebt in [[Laos]] und ist mit keiner anderen lebenden Nagerart näher verwandt. Sie ist der einzige [[Rezent (Biologie)|rezente]] Vertreter der [[Familie (Biologie)|Familie]] der Diatomyidae, deren übrige Vertreter seit 11 Millionen Jahren ausgestorben sind.


Die '''Laotische Felsenratte''', [[Laotische Sprache|laot.]] '''Kha-Nyou''' (''Laonastes aenigmamus'') ist eine [[Nagetiere|Nagetierart]], die erst im Jahr 2005 wissenschaftlich beschrieben wurde. Sie lebt in [[Laos]] und [[Vietnam]] und ist mit keiner anderen lebenden Nagerart näher verwandt. Sie ist der einzige [[Rezent (Biologie)|rezente]] Vertreter der [[Familie (Biologie)|Familie]] der [[Diatomyidae]], deren übrige Vertreter seit elf Millionen Jahren ausgestorben sind.
==Beschreibung==
Die Laotische Felsenratte ähnelt äußerlich einem [[Hörnchen]]. Die Beine sind kurz, der Schwanz ist dicht behaart. Auffallend ist der große, abgerundet wirkende Schädel. Das [[Fell]] dieser Tiere ist dunkelgrau oder schwarz gefärbt. Sie erreichen eine Kopfrumpflänge von rund 26 Zentimetern, eine Schwanzlänge von 14 Zentimetern und ein Gewicht von rund 400 Gramm.


== Beschreibung ==
==Verbreitung und Lebensweise==
Die Laotische Felsenratte ähnelt äußerlich einem [[Hörnchen]]. Die Beine sind kurz, der Schwanz ist dicht behaart. Auffallend ist der große, abgerundet wirkende Schädel sowie der charakteristische watschelnde Gang. Das [[Fell]] dieser Tiere ist dunkelgrau oder schwarz gefärbt. Sie erreichen eine Kopfrumpflänge von rund 26 Zentimetern, eine Schwanzlänge von 14 Zentimetern und ein Gewicht von rund 400 Gramm.
Laotische Felsenratten sind bislang nur aus der Provinz [[Khammouan]] im südlichen [[Laos]] bekannt, wo sie in einer Region aus verkarstetem Kalkstein leben. Sie sind vermutlich nachtaktiv und ernähren sich von Blättern, Samen und Gräsern. Möglicherweise verzehren sie in geringem Ausmaß auch [[Insekten]].


== Verbreitung und Lebensweise ==
==Entdeckungsgeschichte==
Laotische Felsenratten waren ursprünglich nur aus der Provinz [[Khammouan]] im südlichen [[Laos]] bekannt, wo sie in einer Region aus verkarstetem Kalkstein leben. 2012 wurden sie auch im vietnamesischen Nationalpark [[Phong Nha-Ke Bang]] nachgewiesen.<ref name="Dang et al. 2012" /> Sie sind vermutlich nachtaktiv und ernähren sich von Blättern, Samen und Gräsern. Möglicherweise verzehren sie in geringem Ausmaß auch [[Insekten]].
Die örtliche Bevölkerung wusste schon länger von der Existenz dieser Tiere, die sie ''Kha-Nyou'' nannte und wegen ihres Fleisches jagte. Auf einem Markt in Khammouan entdeckten westliche Wissenschaftler erstmals Kadaver dieser Tiere. [[Morphologie (Biologie)|morphologische]] und [[Desoxyribonukleinsäure|DNA]]-Untersuchungen zeigten, dass die Tiere mit keiner anderen Nagetierart näher verwandt sind. Im Jahr 2005 erhielten sie den wissenschaftlichen Namen ''Laonastes'' (=„Felsenbewohner“) ''aenigmamus'' (=„rätselhafte Maus“).


Von der [[IUCN]] werden sie als nicht gefährdet („Least Concern“) eingestuft.<ref name="IUCN_136474_22199035">{{IUCN|Year=2016|ID=136474|ScientificName=Laonastes aenigmamus|YearAssessed=2016|AssessmentID=22199035|Assessor=Duckworth, J.W.|Download=2022-05-24}}</ref>
==Systematik==
Nach ihrer Entdeckung wurde die Laotische Felsenratte in eine neue Familie, die Laonastidae, eingeordnet. Während neue Säugetierarten regelmäßig entdeckt werden, war eine neue Säugetierfamilie eine Sensation: die letzte neuentdeckte Familie war die [[Schweinsnasen-Fledermaus]] (''Craseonycteris thonglongyai''), die die [[monotypisch]]e Familie der Craseonycteridae bildet und im Jahr 1974 wissenschaftlich beschrieben wurde. Aufgrund morphologischer und genetischer Untersuchungen wurde die Laotische Felsenratte der Unterordnung der [[Stachelschweinverwandte]]n (Hystricognatha) zugeordnet, als deren urtümlichster Vertreter sie galt.


== Entdeckungsgeschichte ==
Im Jahr 2006 wurden von Mary Dawson und anderen die Beziehungen zu fossilen Nagetiertaxa untersucht, dabei wurde entdeckt, dass diese Tiere zu den Diatomyidae gehören, einer ausgestorbenen Nagetiergruppe, deren Vertreter vom frühen [[Oligozän]] (vor 32 Millionen Jahren) bis in das [[Miozän]] (vor 11 Millionen Jahren) in [[Asien]] lebten. Das Auftauchen einer als ausgestorben geglaubten Art oder eines Vertreters einer ausgestorben geglaubten Familie wird als [[Lazarus-Effekt]] bezeichnet.
Die örtliche Bevölkerung wusste schon länger von der Existenz dieser Tiere, die sie ''Kha-Nyou'' nannte und wegen ihres Fleisches jagte. Auf einem Markt in Khammouan entdeckten westliche Wissenschaftler erstmals Kadaver dieser Tiere, die dort gegrillt zum Verzehr angeboten wurden. [[Morphologie (Biologie)|Morphologische]] und [[Desoxyribonukleinsäure|DNA]] -Untersuchungen zeigten, dass die Tiere mit keiner anderen Nagetierart näher verwandt sind. Im Jahr 2005 erhielten sie den wissenschaftlichen Namen ''Laonastes'' (‚Felsenbewohner‘) ''aenigmamus'' (‚rätselhafte Maus‘).<ref name="Jenkins et al. 2005" />


2006 gelang es [[David Redfield]], einem emeritierten Professor der [[Florida State University]], erstmals ein lebendiges Exemplar zu fangen und zu filmen. Es erwies sich als sehr zutraulich.
Die Beziehungen der Diatomyidae zu anderen Nagetiertaxa sind immer noch umstritten. Genetische Untersuchungen sprechen eher für ein Verwandtschaftsverhältnis zu anderen altweltlichen [[Stachelschweinverwandte]]n wie den [[Felsenratte|Afrikanischen Felsenratten]] oder den [[Sandgräber]]n. Im Gegensatz dazu argumentierte Dawson, das [[Unterkiefer]] ähnle dem der [[Hörnchenverwandte]]n. Ein Nahverhältnis zu den [[Kammfinger]]n wurde vorgeschlagen, in anderen Systematiken werden die Diatomyidae in die [[Dornschwanzhörnchenartige]]n eingegliedert.


==Weblinks==
== Systematik ==
Nach ihrer Entdeckung wurde die Laotische Felsenratte in eine neue Familie, die Laonastidae, eingeordnet.<ref name="Jenkins et al. 2005" /> Während neue Säugetierarten regelmäßig entdeckt werden, war eine neue Säugetierfamilie eine Sensation: die letzte neuentdeckte Familie war die [[Schweinsnasen-Fledermaus]] (''Craseonycteris thonglongyai''), die die [[monotypisch]]e Familie der Craseonycteridae bildet und im Jahr 1974 wissenschaftlich beschrieben wurde. Aufgrund morphologischer und genetischer Untersuchungen wurde die Laotische Felsenratte der Unterordnung der [[Stachelschweinverwandte]]n (Hystricomorpha) zugeordnet, als deren urtümlichster Vertreter sie galt.<ref name="Jenkins et al. 2005" />
* [http://www.spiegel.de/wissenschaft/erde/0,1518,405195,00.html Nagetier erweist sich als lebendes Fossil im „''Spiegel''“]
* [http://www.nhm.ac.uk/about-us/news/2005/may/news_4213.html Bilder und weitere Informationen zu Entdeckung (Englisch)]


Im Jahr 2006 untersuchten [[Mary R. Dawson]] und andere die Beziehungen zu fossilen Nagetiertaxa; dabei wurde entdeckt, dass diese Tiere zu den Diatomyidae gehören, einer bis dahin als ausgestorbenen angesehenen Nagetiergruppe, deren zuvor bekannte Vertreter vom frühen [[Oligozän]] (vor 32 Millionen Jahren) bis in das [[Miozän]] (vor 11 Millionen Jahren) in [[Asien]] lebten. Das Auftauchen einer als ausgestorben geglaubten Art oder eines Vertreters einer ausgestorben geglaubten Familie wird als [[Lazarus-Effekt]] bezeichnet.<ref name="Dawson et al. 2006" />
==Literatur==
* Jenkins, P. D., C. W. Kilpatrick, M. F. Robinson, and R. J. Timmins. 2005. Morphological and molecular investigations of a new family, genus and species of rodent (Mammalia: Rodentia: Hystricognatha) from Lao PDR. Systematics and Biodiversity, 2:419-454.
* Dawson, M. R., L. Marivaux, C.-k. Li, K. C. Beard, and G. Métais. 2006. Laonastes and the "Lazarus effect" in Recent mammals. Science, 311:1456-1458.


Die Beziehungen der Diatomyidae zu anderen Nagetiertaxa sind immer noch umstritten. Genetische Untersuchungen sprechen eher für ein Verwandtschaftsverhältnis zu anderen altweltlichen [[Stachelschweinverwandte]]n wie den [[Felsenratte|Afrikanischen Felsenratten]] oder den [[Sandgräber]]n. Im Gegensatz dazu argumentierte Dawson, der [[Unterkiefer]] ähnle dem der [[Hörnchenverwandte]]n. Ein Nahverhältnis zu den [[Kammfinger]]n wurde vorgeschlagen, in anderen Systematiken werden die Diatomyidae in die [[Dornschwanzhörnchenverwandte]]n eingegliedert. 2007 wurde erneut das Naheverhältnis zu den Kammfingern anhand einer breiteren molekularbiologischen Analyse bestätigt und die Laotische Felsenratte wurde als [[Schwesterart]] der Kammfinger identifiziert, wobei die Trennung beider Taxa auf etwa 44 Millionen Jahre geschätzt wurde.<ref name="Huchon et al 2007" />
[[Kategorie:Nagetiere]]


== Literatur ==
[[da:Laonastes aenigmamus]]
* Paulina D. Jenkins, C. William Kilpatrick, Mark F. Robinson, Robert J. Timmins: ''Morphological and molecular investigations of a new family, genus and species of rodent (Mammalia: Rodentia: Hystricognatha) from Lao PDR.'' In: ''Systematics and Biodiversity.'' Bd. 2, Nr. 4, 2005, {{ISSN|1477-2000}}, S.&nbsp;419–454, {{doi|10.1017/S1477200004001549}}.
[[en:Laotian rock rat]]
* Mary R. Dawson, Laurent Marivaux, Chuan-kui Li, K. Christopher Beard, Grégoire Métais: ''Laonastes and the „Lazarus effect“ in Recent mammals.'' In: ''[[Science]].'' Bd. 311, Nr. 5766, 10 March 2006, S.&nbsp;1456–1458, {{doi|10.1126/science.1124187}}.
[[es:Laonastes aenigmamus]]

[[fr:Kha-nyou]]
== Einzelnachweise ==
[[la:Laonastes]]
<references>
[[nl:Laotiaanse rotsrat]]
<ref name="Jenkins et al. 2005">Paulina D. Jenkins, C. William Kilpatrick, Mark F. Robinson, Robert J. Timmins: ''Morphological and molecular investigations of a new family, genus and species of rodent (Mammalia: Rodentia: Hystricognatha) from Lao PDR.'' In: ''Systematics and Biodiversity.'' Bd. 2, Nr. 4, 2005, {{ISSN|1477-2000}}, S.&nbsp;419–454, {{doi|10.1017/S1477200004001549}}.</ref>
[[nn:Laonastes aenigmamus]]
<ref name="Dawson et al. 2006">Mary R. Dawson, Laurent Marivaux, Chuan-kui Li, K. Christopher Beard, Grégoire Métais: ''Laonastes and the „Lazarus effect“ in Recent mammals.'' In: ''[[Science]].'' Bd. 311, Nr. 5766, 10 March 2006, S.&nbsp;1456–1458, {{doi|10.1126/science.1124187}}.</ref>
[[pt:Rato-da-pedra-laociano]]
<ref name="Huchon et al 2007">Dorothée Huchon, Pascale Chevret, Ursula Jordan, C. William Kilpatrick, Vincent Ranwez, Paulina D. Jenkins, Jürgen Brosius, Jürgen Schmitz: ''Multiple molecular evidences for a living mammalian fossil.'' [[Proceedings of the National Academy of Sciences]] (PNAS) 104 (18), 2007; S. 7495–7499. {{doi|10.1073/pnas.0701289104}}.</ref>
[[vi:Chuột núi Lào]]
<ref name="Dang et al. 2012">Nguyen Xuan Dang, Nguyen Xuan Nghia, Nguyen Manh Ha, Le Duc Minh, Nguyen Duy Luong, Dinh Huy Tri: ''The first record of living „Fossil“ species (Laonestes aenigmanus) in Phong Nha – Ke Bang, Quang Binh province, Vietnam.'' In: ''Vietnam Journal of Biology'' 34 (1), 2012; S. 40–47.</ref>
</references>

== Weblinks ==
{{Commonscat|Laonastes aenigmamus|Laotische Felsenratte (''Laonastes aenigmamus'')}}
* {{IUCN|Year=2008|ID=136474|ScientificName=Laonastes aenigmamus|YearAssessed=2008|Assessor=K. Aplin, D. Lunde|Download=6. Januar 2009}}
* [http://www.nhm.ac.uk/about-us/news/2005/may/news_4213.html Bilder und weitere Informationen zur Entdeckung] (englisch)
* [http://www.rinr.fsu.edu/rockrat/ Bilder und Videomaterial eines lebenden Exemplars] (englisch)

[[Kategorie:Stachelschweinverwandte]]

Aktuelle Version vom 1. Juli 2024, 22:27 Uhr

Laotische Felsenratte

Laotische Felsenratte (Laonastes aenigmamus)

Systematik
Überordnung: Euarchontoglires
Ordnung: Nagetiere (Rodentia)
Unterordnung: Stachelschweinverwandte (Hystricomorpha)
Familie: Diatomyidae
Gattung: Laonastes
Art: Laotische Felsenratte
Wissenschaftlicher Name der Familie
Diatomyidae
Mein & Ginsburg, 1997
Wissenschaftlicher Name der Gattung
Laonastes
Jenkins, Kilpatrick, Robinson & Timmins, 2005
Wissenschaftlicher Name der Art
Laonastes aenigmamus
Jenkins, Kilpatrick, Robinson & Timmins, 2005

Die Laotische Felsenratte, laot. Kha-Nyou (Laonastes aenigmamus) ist eine Nagetierart, die erst im Jahr 2005 wissenschaftlich beschrieben wurde. Sie lebt in Laos und Vietnam und ist mit keiner anderen lebenden Nagerart näher verwandt. Sie ist der einzige rezente Vertreter der Familie der Diatomyidae, deren übrige Vertreter seit elf Millionen Jahren ausgestorben sind.

Die Laotische Felsenratte ähnelt äußerlich einem Hörnchen. Die Beine sind kurz, der Schwanz ist dicht behaart. Auffallend ist der große, abgerundet wirkende Schädel sowie der charakteristische watschelnde Gang. Das Fell dieser Tiere ist dunkelgrau oder schwarz gefärbt. Sie erreichen eine Kopfrumpflänge von rund 26 Zentimetern, eine Schwanzlänge von 14 Zentimetern und ein Gewicht von rund 400 Gramm.

Verbreitung und Lebensweise

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Laotische Felsenratten waren ursprünglich nur aus der Provinz Khammouan im südlichen Laos bekannt, wo sie in einer Region aus verkarstetem Kalkstein leben. 2012 wurden sie auch im vietnamesischen Nationalpark Phong Nha-Ke Bang nachgewiesen.[1] Sie sind vermutlich nachtaktiv und ernähren sich von Blättern, Samen und Gräsern. Möglicherweise verzehren sie in geringem Ausmaß auch Insekten.

Von der IUCN werden sie als nicht gefährdet („Least Concern“) eingestuft.[2]

Entdeckungsgeschichte

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Die örtliche Bevölkerung wusste schon länger von der Existenz dieser Tiere, die sie Kha-Nyou nannte und wegen ihres Fleisches jagte. Auf einem Markt in Khammouan entdeckten westliche Wissenschaftler erstmals Kadaver dieser Tiere, die dort gegrillt zum Verzehr angeboten wurden. Morphologische und DNA -Untersuchungen zeigten, dass die Tiere mit keiner anderen Nagetierart näher verwandt sind. Im Jahr 2005 erhielten sie den wissenschaftlichen Namen Laonastes (‚Felsenbewohner‘) aenigmamus (‚rätselhafte Maus‘).[3]

2006 gelang es David Redfield, einem emeritierten Professor der Florida State University, erstmals ein lebendiges Exemplar zu fangen und zu filmen. Es erwies sich als sehr zutraulich.

Nach ihrer Entdeckung wurde die Laotische Felsenratte in eine neue Familie, die Laonastidae, eingeordnet.[3] Während neue Säugetierarten regelmäßig entdeckt werden, war eine neue Säugetierfamilie eine Sensation: die letzte neuentdeckte Familie war die Schweinsnasen-Fledermaus (Craseonycteris thonglongyai), die die monotypische Familie der Craseonycteridae bildet und im Jahr 1974 wissenschaftlich beschrieben wurde. Aufgrund morphologischer und genetischer Untersuchungen wurde die Laotische Felsenratte der Unterordnung der Stachelschweinverwandten (Hystricomorpha) zugeordnet, als deren urtümlichster Vertreter sie galt.[3]

Im Jahr 2006 untersuchten Mary R. Dawson und andere die Beziehungen zu fossilen Nagetiertaxa; dabei wurde entdeckt, dass diese Tiere zu den Diatomyidae gehören, einer bis dahin als ausgestorbenen angesehenen Nagetiergruppe, deren zuvor bekannte Vertreter vom frühen Oligozän (vor 32 Millionen Jahren) bis in das Miozän (vor 11 Millionen Jahren) in Asien lebten. Das Auftauchen einer als ausgestorben geglaubten Art oder eines Vertreters einer ausgestorben geglaubten Familie wird als Lazarus-Effekt bezeichnet.[4]

Die Beziehungen der Diatomyidae zu anderen Nagetiertaxa sind immer noch umstritten. Genetische Untersuchungen sprechen eher für ein Verwandtschaftsverhältnis zu anderen altweltlichen Stachelschweinverwandten wie den Afrikanischen Felsenratten oder den Sandgräbern. Im Gegensatz dazu argumentierte Dawson, der Unterkiefer ähnle dem der Hörnchenverwandten. Ein Nahverhältnis zu den Kammfingern wurde vorgeschlagen, in anderen Systematiken werden die Diatomyidae in die Dornschwanzhörnchenverwandten eingegliedert. 2007 wurde erneut das Naheverhältnis zu den Kammfingern anhand einer breiteren molekularbiologischen Analyse bestätigt und die Laotische Felsenratte wurde als Schwesterart der Kammfinger identifiziert, wobei die Trennung beider Taxa auf etwa 44 Millionen Jahre geschätzt wurde.[5]

  • Paulina D. Jenkins, C. William Kilpatrick, Mark F. Robinson, Robert J. Timmins: Morphological and molecular investigations of a new family, genus and species of rodent (Mammalia: Rodentia: Hystricognatha) from Lao PDR. In: Systematics and Biodiversity. Bd. 2, Nr. 4, 2005, ISSN 1477-2000, S. 419–454, doi:10.1017/S1477200004001549.
  • Mary R. Dawson, Laurent Marivaux, Chuan-kui Li, K. Christopher Beard, Grégoire Métais: Laonastes and the „Lazarus effect“ in Recent mammals. In: Science. Bd. 311, Nr. 5766, 10 March 2006, S. 1456–1458, doi:10.1126/science.1124187.

Einzelnachweise

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  1. Nguyen Xuan Dang, Nguyen Xuan Nghia, Nguyen Manh Ha, Le Duc Minh, Nguyen Duy Luong, Dinh Huy Tri: The first record of living „Fossil“ species (Laonestes aenigmanus) in Phong Nha – Ke Bang, Quang Binh province, Vietnam. In: Vietnam Journal of Biology 34 (1), 2012; S. 40–47.
  2. Laonastes aenigmamus in der Roten Liste gefährdeter Arten der IUCN 2016. Eingestellt von: Duckworth, J.W., 2016. Abgerufen am 24. Mai 2022.
  3. a b c Paulina D. Jenkins, C. William Kilpatrick, Mark F. Robinson, Robert J. Timmins: Morphological and molecular investigations of a new family, genus and species of rodent (Mammalia: Rodentia: Hystricognatha) from Lao PDR. In: Systematics and Biodiversity. Bd. 2, Nr. 4, 2005, ISSN 1477-2000, S. 419–454, doi:10.1017/S1477200004001549.
  4. Mary R. Dawson, Laurent Marivaux, Chuan-kui Li, K. Christopher Beard, Grégoire Métais: Laonastes and the „Lazarus effect“ in Recent mammals. In: Science. Bd. 311, Nr. 5766, 10 March 2006, S. 1456–1458, doi:10.1126/science.1124187.
  5. Dorothée Huchon, Pascale Chevret, Ursula Jordan, C. William Kilpatrick, Vincent Ranwez, Paulina D. Jenkins, Jürgen Brosius, Jürgen Schmitz: Multiple molecular evidences for a living mammalian fossil. Proceedings of the National Academy of Sciences (PNAS) 104 (18), 2007; S. 7495–7499. doi:10.1073/pnas.0701289104.
Commons: Laotische Felsenratte (Laonastes aenigmamus) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien