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„Freilichtmuseum“ – Versionsunterschied

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[[Datei:Sibiu Muzeul in aer liber ASTRA (4).JPG|mini|Freilichtmuseum [[Muzeul Civilizației Populare Tradiționale „ASTRA“ din Sibiu|ASTRA]] in [[Sibiu]] (Hermannstadt) in [[Siebenbürgen]]/[[Rumänien]].]]
Ein '''Freilichtmuseum''' (auch '''Freilandmuseum''', '''Freiluftmuseum''' oder '''Museumsdorf''') ist eine Institution, die eine Sammlung interessanter Bauten bzw. Gegenstände für die Öffentlichkeit begehbar händelbar macht. Meist wird ein Eintrittsgeld erhoben, das dem Erhalt der Anlagen zugute kommt. Ziel eines Freiland[[Museum|museums]] ist es , die Besucher über ein bestimmtes Thema und/oder Epoche zu informieren. Vorzugsweise zeigen Freilandmuseen Häuser und Anlagen vergangener Zeiten und bieten so einen lebendigen Eindruck damaliger Bau- und Lebensweisen.
Ein '''Freilichtmuseum''' (auch '''Freilandmuseum''', '''Freiluftmuseum''', '''Bauernhofmuseum''' oder '''Museumsdorf''') ist eine Institution, in der eine Sammlung von am Originalstandort ''([[in situ]])'' erhaltenen, umgesetzten oder rekonstruierten Baudenkmälern – oft einschließlich deren Ausstattung – der Öffentlichkeit zugänglich gemacht wird. Ziel eines Freilicht[[museum]]s ist es, die Besucher über ein bestimmtes Thema und/oder eine Epoche zu informieren. Vorzugsweise zeigen Freilichtmuseen Gebäude und Anlagen vergangener Zeiten. Sie bieten so einen Eindruck damaliger Bau- und ggf. Lebensweisen. Freilandmuseen stellen an sich selbst den Anspruch, die Museumsgebäude in einer landschaftlich, siedlungsgeographisch und ökonomischen an den jeweiligen Herkunftsort angelehnten Umgebung (Kulturlandschaftsprinzip) auszustellen.


== Definition und Geschichte ==
== Definition und Geschichte ==
=== Volkskundliche Freilichtmuseen ===
[[Datei:Kiev Pirogiv windmills 060927.jpg|mini|Alte [[Windmühle]]n im [[Museum für Volksarchitektur und Brauchtum der Ukraine|Freilichtmuseum Pirogow]] in [[Kiew]], Ukraine]]


Freilichtmuseen sind wissenschaftlich geführte Einrichtungen zum Erhalt, zur Erforschung und Präsentation von Zeugnissen des vorzeitlichen bzw. ländlichen Bauens, Wohnens und Lebens. Auf eigens dazu vorbereitete Gelände werden in der Regel die historischen Gebäude von ihren Originalstandorten umgesetzt und zu neuen, thematisch sinnvollen Ensembles zusammengefügt. Auswahlkriterien sind neben der prinzipiellen Verfügbarkeit das Alter und der Zustand, der Bedeutungsgehalt und die Relevanz der mit dem jeweiligen Gebäude unter muselen Bedingungen zu vermittelnden Inhalte.
Der häufigste Typ des Freilichtmuseums ist das [[Volkskunde|volkskundliche]] (oder ethnologische) Museum. Es sind in der weitaus überwiegenden Zahl der Fälle wissenschaftlich geführte Einrichtungen zum Erhalt, zur Erforschung und Präsentation von Zeugnissen des vor- oder frühindustriellen ländlichen Wohnens, Arbeitens und Lebens. Auf ihrem Gelände werden in der Regel die historischen Gebäude von ihren Originalstandorten umgesetzt und zu neuen, thematischen Ensembles (Mühlenmuseum) zusammengefügt. Auswahlkriterien sind neben der Verfügbarkeit das Alter und der Zustand, der Bedeutungsgehalt und die Relevanz der mit dem jeweiligen Gebäude unter musealen Bedingungen zu vermittelnden Inhalte. Auch die Notwendigkeit, ein Gebäude zu retten da es an seinem Originalstandort nicht erhalten werden konnte (z. B. wegen eines Straßenbaus oder weil keine neue Nutzung gefunden werden kann) führt oftmals zur Übernahme in ein Freilichtmuseum. Idealerweise, aber selten, handelt es sich um ein Ensemble von Gebäuden, die an ihren Originalstandorten ''(in situ)'' stehen, wie zum Beispiel das [[Freilichtmuseum Schwerin-Mueß]] am [[Schweriner See]].


Freilichtmuseen können ein intensiveres Verständnis für die Lebensumstände vergangener Zeiten ermöglichen, als Bücher oder Filme es vermögen. Auch eine ganz detailgenaue textliche Beschreibung kann nicht den gleichen Einblick in Lebensumstände vermitteln, wie die sinnliche Erfahrung eines Aufenthalts in originalen Gebäuden mit authentischer Einrichtung. Dies gilt insbesondere, wenn dieses Freilichtmuseum „lebt“, das heißt zum Beispiel Brot backen genauso möglich ist, wie die Gerüche von Pflanzen oder Tieren wahrzunehmen. Diese direkten emotionalen Erfahrungen können Auslöser für ein daran anschließendes theoretisches Vertiefungsbedürfnis sein. Auf jeden Fall kann die Assoziation mit sinnlichen Erfahrungen die Erkenntnisse aus theoretischer Beschäftigung so vertiefen, dass sie langfristig im Gedächtnis gespeichert bleiben.<ref>''Kleiner Museumsführer – Mecklenburgisches Volkskundemuseum Schwerin-Muess.'' S. 4–6. ISBN 978-3-944033-17-4 </ref>
Entstanden im Zuge der europaweit im Gefolge der Industrialisierung aufkommenden "Heimatschutzbewegung" wurden die ersten konkreten Bemühungen nach "Rettung" von Zeugnissen des "Traditionellen" (=Vorindustriellen) schon gegen Ende des [[19. Jahrhundert]]s in Skandinavien unternommen. Das schwedische Freilichtmuseum '''[[Skansen]]''' in Stockholm, gegründet [[1891]], war der Ausgangspunkt für alle anderen europäischen Freilichtmuseen. Das erste zentrale Freilichtmuseum Dänemarks wurde [[1901]] in Lyngby bei Kopenhagen und das der Niederlande [[1912]] in Arnheim aufgebaut. Der erste deutsche Versuch zur Gründung eines größeren Freilichtmuseums geschah [[1909]] in Königsberg, doch die in diesem Museum erstellten Bauernhäuser waren keine versetzten Originalgebäude, sondern nur Rekonstruktionen aus verschiedenen Landschaften Ostpreußens und Litauens.[[1940]] wurde dieses Museum demontiert und nach Hohenstein gebracht, wo es heute als Teil des dortigen Polnischen Freilichtmuseums besucht werden kann.


Daneben widmen sich viele Freilichtmuseen auch Sammlungen (z.&nbsp;B. [[Tracht (Kleidung)|Trachten]], [[Volkskunst]], [[Waldglas]], [[Keramik]], [[Werkzeug]]e) oder dem Erhalt des [[Genreservoir]]s von vom Aussterben bedrohten Haustieren und Nutzpflanzen.
Die '''[[Thüringer Bauernhäuser]]''' in [[Rudolstadt]] gelten als eines der älteste Freilichtmuseen Deutschlands. Drei aus dem 17. und 18. Jahrhundert stammenden Häuser wurden in den Jahren [[1913]]/14 in umliegenden Dörfern abgetragen und im Rudolstädter Stadtpark wieder aufgebaut. Auch andere kleinere Anlagen wie Diesdorf in der Altmark oder Bad Zwischenahn können mit gewisser Berechtigung das Attribut des "ältesten" deutschen Freilichtmuseums für sich reklamieren. Zur ersten Gründung eines wirklich großen und bedeutenden Freilichtmuseums kam es in Deutschland allerdings erst später.


[[Datei:Gol stavkyrkje B.jpeg|mini|Die als weltweit erstes Freilichtmuseum geltende Sammlung von König Oskar&nbsp;II. mit der Stabkirche von Gol (um 1900, bevor sie vom [[Norsk Folkemuseum]] übernommen wurde).]]
Das '''[[Museumsdorf Cloppenburg]]''' ([[Cloppenburg]] in [[Niedersachsen]]), gegründet 1934, gilt als das erste größere "zentrale" Freilichtmuseums Deutschlands. In den 1960er Jahren kam es zu einer Gründungswelle von Freilichtmuseen. Bedeutende Anlagen wie das '''[[Rheinisches Freilichtmuseum|Rheinische Freilichtmuseum]]''' in Kommern oder das mit derzeit über 100 ha Geländegröße und über 110 Museumsgebäuden größte deutsche Freilichtmuseum, das '''[[Westfälisches Freilichtmuseum Detmold|Westfälische Freilichtmuseum Detmold]]''' entstanden zu dieser Zeit. Eine weitere Gründungswelle erfasste ab den 1970er Jahren auch den bis dahin unterrepräsentierten deutschen Süden. Neben bedeutenden Anlagen wie dem '''[[Fränkisches Freilandmuseum Bad Windsheim|Fränkischen Freilandmuseum Bad Windsheim]]''' entstanden hier vor allem kleinere, regionale Museen, die im Gegensatz zu "zentralen" Freilichtmuseen die Gegebenheit und Kontinuität des Ortsbezuges und der regionaltypischen Authentizität (Zusammenhang von Haus- und Landschaftsform) für sich beanspruchen können.
[[Datei:Rebacko checz.jpg|mini|Fischerkate im Kaschubischen Freilichtmuseum ([[Wdzydze Kiszewskie]], [[Polen]])]]
[[Datei:Staroceska chalupa.JPG|mini|Altböhmische Chaluppe im Museum von Přerov nad Labem (Alt Prerau an der Elbe) in [[Tschechien]]]]
[[Datei:Bielefeld Bauernhausmuseum 1995(2).jpg|mini|Bauernhausmuseum Bielefeld Mai 1995: Meierhof (kurze Zeit später durch Brand vollständig zerstört) und Bockwindmühle]]
[[Datei:EtnoSeloStanisic.jpg|mini|Das Etno-Dorf Selo Stanišić]]


==== Ornamental Farms als Vorläufer ====
Für die benachbarten Länder sind von herausragender Bedeutung fernerhin das Schweizerische Freilichtmuseum Ballenberg, das Salzburger Freilichtmuseum Großgmain, das Openluchtmuseum Bookrijk in Belgien oder das [[Ecomusee d'Alsace]] (Freilichtmuseum des Elsass) in Ungersheim bei [[Mulhouse]], letzteres mit einem wiederum eigenen, weiterführenden konzeptionellen Ansatz, nämlich dem des Einbeziehens naturräumlicher Strukturen.
{{Hauptartikel|Ornamental Farm}}
Die Idee, einzelne landwirtschaftliche Gebäude oder ganze Dörfer als Schauobjekte auszustellen, wurde schon im 18.&nbsp;Jahrhundert in der Form der sogenannten [[Ornamental Farm]] von der Aristokratie gepflegt. Die Anfangsidee war, vorhandene landwirtschaftliche Bereiche in einen Schlosspark zu integrieren. Diese Idee entwickelte sich dann zur Mitte des 18.&nbsp;Jahrhunderts dahingehend weiter, dass die landwirtschaftlichen Objekte (Bauernhäuser, Mühlen, Molkereien etc.) ohne praktischen Zweck in den Park gestellt wurden. Sie wurden so zu einer reinen, romantischen Staffage, in der die hochgestellten Damen und Herren für ein paar Stunden romantisches Landleben – oder das was sie dafür hielten – spielen konnten.


==== Frühe Gründungen ====
Die Arbeit der Freilichtmuseen ist in allen Bereichen den Kriterien des internationalen Museumsrates ICOM verpflichtet. Es gibt sowohl auf regionaler, wie auch auf nationaler und Europäischer Ebene verschieden Zusammenschlüsse un Kooperarationsforen, etwa die "Sieben im Süden" oder die "Arbeitsgemeinschaft Freilichtmuseen in Deutschlands Mitte" oder aif europäischer Ebene den "Europäischen Verband der Freilichtmuseen".
Im Zuge der europaweit im Gefolge der Industrialisierung aufkommenden „[[Heimatschutzbewegung]]“ wurden die ersten Bemühungen zur Rettung von Zeugnissen des „Traditionellen“ (= Vorindustriellen) gegen Ende des 19. Jahrhunderts in Skandinavien unternommen. Vorgänger, wie etwa das von [[Marie-Antoinette]] in [[Versailles]] erbaute idealisierte Dorf [[Hameau de la Reine]] dienten keinen wissenschaftlichen Zielen.
* Das schwedische Freilichtmuseum ''[[Skansen (Stockholm)|Skansen]]'' in [[Stockholm]], gegründet 1891, war der Ausgangspunkt für alle anderen europäischen Freilichtmuseen.
* Die von [[Oskar II. (Schweden)|König Oskar II]] zusammengestellte Häusersammlung, gegründet 1881, seit 1907 Teil des Norwegischen Freilichtmuseums [[Norsk Folkemuseum]] im heutigen [[Oslo]], war ein Vorbild für Skansen in Stockholm.<ref>Hegard, Tonte: ''Romantikk og fortidsvern : historien om de første friluftsmuseer i Norge''. Oslo, Universitetsforlaget 1984, S. 201–212.</ref>
* Das Freilichtmuseum [[Polabské národopisné muzeum|Skanzen Přerov nad Labem]] in Alt Prerau an der Elbe, heute [[Přerov nad Labem]] (Tschechien) wurde 1895 das erste Freilichtmuseum in Ost- und Mitteleuropa und mit Unterstützung des Erzherzogs [[Ludwig Salvator von Österreich-Toskana]] gegründet.
* Das aus dem etwa 15 km östlich von [[Husum]] gelegenen Ort [[Ostenfeld (Husum)|Ostenfeld]] stammende niederdeutsche [[Fachhallenhaus]] ist das wohl älteste deutsche Freilichtmuseum – es wurde 1899 nach Husum gebracht.
* Das erste zentrale [[Freilichtmuseum des Dänischen Nationalmuseums|Freilichtmuseum Dänemarks]] wurde 1901 in Lyngby bei [[Kopenhagen]] eingerichtet. 1912 folgte in [[Jütland]] das [[Glud Museum]].
* Der [[Kaschubischer Ethnografischer Park|Kaschubische Ethnografische Park]] ''(Kaszubski Park Etnograficzny)'' ist das älteste Freilichtmuseum Polens. 1906 wurde das von seinen Einwohnern auf der Suche nach Arbeit verlassene Dorf auf Initiative des Ehepaars Theodora und Isidor Gulgowski zum Freilichtmuseum.
* Das Heidemuseum ''[[Dat ole Huus]]'' in [[Wilsede]] wurde 1907 gegründet.
* Das Freilichtmuseum in Bremerhaven-Speckenbüttel wurde 1908 gegründet.
* Ebenfalls 1908 begann der Aufbau des [[Bunge (Museum)|Freilichtmuseums Bunge]] auf [[Gotland]], Schweden
* Der erste deutsche Versuch zur Gründung eines größeren Freilichtmuseums geschah 1909 in [[Königsberg (Preußen)]], doch die gezeigten Bauernhäuser waren keine versetzten Originalgebäude, sondern Rekonstruktionen von Häusern aus verschiedenen Landschaften Ostpreußens und Litauens. 1940 wurde dieses Museum demontiert und nach [[Olsztynek|Hohenstein]] gebracht, wo es heute als Teil des [[Freilichtmuseum der Volksbauweise|Polnischen Freilichtmuseums]] besucht werden kann.
* Im Juni 1910 war die Fertigstellung und somit die Eröffnung des [[Freilichtmuseum Ammerländer Bauernhaus|Freilichtmuseums Ammerländer Bauernhaus]] in [[Bad Zwischenahn]]
* Das [[Freilichtmuseum Diesdorf]] in der [[Altmark]] wurde 1911 gegründet.
* Das [[Nederlands Openluchtmuseum|zentrale Freilichtmuseum der Niederlande]] wurde ab 1912 in [[Arnheim]] aufgebaut.
* Das [[Freilichtmuseum auf der Insel]] in [[Stade]] wurde 1913 aufgebaut und 1914 der Öffentlichkeit übergeben.
* Die ''[[Thüringer Bauernhäuser]]'' in [[Rudolstadt]] bestehen aus drei aus dem 17. und 18. Jahrhundert stammenden Häusern. Sie wurden in den Jahren 1913/14 in umliegenden Dörfern abgetragen und im Rudolstädter Stadtpark wieder aufgebaut.
* Das erste Freilichtmuseum Westfalens ist das [[Bauernhausmuseum Bielefeld]]. Als Haupthaus diente der 1915/17 dorthin umgesetzte „Haus Meier zu [[Ummeln (Bielefeld)|Ummeln]]“ von 1606. Dieses Gebäude wurde 1995 durch einen Brand vernichtet.
* Das [[Weindorf Koblenz]] wurde für die „Reichsausstellung Deutscher Wein“ vom 8. August bis 13. September 1925 errichtet. Es war nie ein Museum im engeren Sinne. Es bestand aus vier neu errichteten Fachwerkhäusern, die die verschiedenen deutschen Anbaugebiete repräsentierten. Im Zweiten Weltkrieg zerstört, wurde das Weindorf bis 1951 vereinfacht wieder aufgebaut. Es wird heute von Gastronomiebetrieben genutzt.
* Als erstes Freilichtmuseum in Rumänien wurde der 1929 der [[Parcul Etnografic „Romulus Vuia“]] gegründet.


* Zur [[Exposició Internacional de Barcelona|Weltausstellung 1929]] in [[Barcelona]] wurde das ''[[Poble Espanyol]]'' als ein „typisches“ spanisches Dorf errichtet. Es sollte nach der Weltausstellung wieder abgebaut werden, existiert aber bis heute. Bauerndörfer als Teil großer Ausstellungen waren damals jedoch keine Neuigkeit. Der attraktivste und bemerkenswertester Teil der Ethnographische Ausstellung 1895 in Prag war das Ausstellungsdorf. Bei der Budapester Millenialausstellung 1896 waren volkstümliche Gebäude aus dem ganzen damaligen Ungarn ausgestellt. Beides ist nicht erhalten.<ref>{{Webarchiv|url=http://www.vmp.cz/de/gaste-besichtigung-des-museum/entstehung-und-entwicklung/ |wayback=20150919025853 |text=vmp.cz |archiv-bot=2025-02-14 19:22:50 InternetArchiveBot }} abgerufen am 13. April 2015</ref>
Freilichtmuseen gehören zu den an häufigsten besuchten Museen, die deutschen FLM haben nach den laufenden Erhebeungen des Berliner Instituts für Museumskunde jährlich etwa 6 Mio Besucher.
* Weiter neugebaute „typische“ Dörfer entstehen seit etwa dem Jahr 2000 im [[Serbische Sprache|serbischen Sprachraum]]: [[Etno Selo Stanišić]] im serbischen Teil von Bosnien & Herzegowina ab 2003 und nicht weit davon entfernt das [[Küstendorf]] (Drvengrad) in [[Serbien]].


Als das erste größere „zentrale“ Freilichtmuseum Deutschlands gilt das ''[[Museumsdorf Cloppenburg]]'' ([[Cloppenburg]] in [[Niedersachsen]]), gegründet 1934. Das älteste Freilichtmuseum in Süddeutschland ist das 1922 eröffnete [[Pfahlbaumuseum Unteruhldingen]].
== Freilichtmuseen nach Ländern (Auswahl)==


==== Gründungen der Nachkriegszeit ====
=== Deutschland ===
Einen großen Aufschwung erlebten Freilichtmuseen in der [[Nachkriegszeit in Deutschland|Nachkriegszeit]], da Modernisierungen, Straßenbau sowie die Gewinnung von Bodenschätzen zu einem raschen Verlust historischer Substanz führten. Gleichzeitig war es möglich, entsprechende Ausstellungsobjekte zu erwerben.
* [[Archäologischer Park Xanten]]
* [[Archäologisches Freilichtmuseum Groß Raden]]
* [[Archäologisches Freilichtmuseum Oerlinghausen]]
* [[Bergisches Freilichtmuseum Lindlar]] für [[Ökologie]] und bäuerlich-handwerkliche [[Kultur]]
* [[Fränkisches Freilandmuseum Bad Windsheim]]
* [[Fränkisches Freilandmuseum Fladungen]]
* [[Freilandmuseum Grassemann]]
* [[Freilandmuseum Lehde]]
* [[Freilichtmuseum am Kiekeberg]]
* [[Freilichtmuseum Finsterau]] ([[Bayerischer Wald]])
* [[Freilichtmuseum Glentleiten]] bei [[Murnau]]
* [[Freilichtmuseum Hessenpark]] bei [[Neu-Anspach]], [[Hochtaunuskreis]] ([[Hessen]])
* [[Freilichtmuseum Massing]] ([[Niederbayern]])
* [[Freilichtmuseum Neuhausen ob Eck]] ([[Baden-Württemberg]])
* [[Freilichtmuseum Schwerin Mueß]]
* [[Freilichtmuseum Tittling]] ([[Bayerischer Wald]] bei [[Passau]])
* [[Hohenloher Freilandmuseum Schwäbisch Hall-Wackershofen]]
* [[Internationales Wind- und Wasser-Mühlenmuseum]] [[Gifhorn]]
* [[Kreisfreilichtmuseum Kürnbach]] - Oberschwäbisches Museumsdorf
* [[Mühlenhof-Freilichtmuseum Münster]]
* [[Museumsdorf Cloppenburg]]
* [[Museumsdorf Düppel]], [[Berlin]]
* [[Niederbayerische Freilichtmuseen Massing und Finsterau]]
* [[Oberpfälzer Freilandmuseum Neusath-Perschen]]
* [[Odenwälder Freilandmuseum Walldürn-Gottersdorf]]
* [[Pfahlbau]]museum in [[Unteruhldingen]] ([[Bodensee]])
* [[Pfalz Tilleda]] in [[Sachsen-Anhalt]]
* [[Rheinisches Freilichtmuseum]] in [[Kommern]], [[Kreis Euskirchen]]
* [[Rheinland-Pfälzisches Freilichtmuseum]] bei [[Bad Sobernheim]]
* [[Roscheider Hof|Freilichtmuseum Roscheider Hof]] in Konz etwa 8 km moselaufwaerts von Trier
* [[Schleswig-Holsteinisches Freilichtmuseum]] in [[Molfsee]] bei [[Kiel]]
* [[Schwäbisches Bauernhofmuseum]] in [[Illerbeuren]]
* [[Thüringer Freilichtmuseum Hohenfelden]]
* [[Vogtsbauernhof|Schwarzwälder Freilichtmuseum Vogtsbauernhof]]
* [[Westfälisches Freilichtmuseum Hagen]]
* [[Westfälisches Freilichtmuseum Detmold]]


Das älteste landwirtschaftliche Freilichtmuseum Süddeutschlands ist das 1955 ursprünglich als Museumsbauernhof eröffnete ''[[Schwäbisches Bauernhofmuseum|Schwäbische Bauernhofmuseum]]'' ([[Illerbeuren]] in [[Bayern]]). In den 1960er Jahren kam es zu einer Gründungswelle von Freilichtmuseen, etwa 1961 dem Bauernhofmuseum Perschen. Anlagen wie das ''[[Rheinisches Freilichtmuseum|LVR-Freilichtmuseum]]'' in [[Kommern]] oder das ''[[LWL-Freilichtmuseum Detmold]]'' mit derzeit über 100 Hektar Gelände und über 110 Gebäuden entstanden. 1965 wurde das ''[[Schleswig-Holsteinisches Freilichtmuseum|Schleswig-Holsteinische Freilichtmuseum]]'' gegründet. Eine weitere Gründungswelle erfasste ab den 1970er Jahren auch den deutschen Süden. Neben Anlagen wie dem 1976 eröffneten und 38 Hektar großen oberbayerischen [[Freilichtmuseum Glentleiten]], dem 1977 gegründeten [[Freilandmuseum Oberpfalz]] und dem seit 1979 errichteten ''[[Fränkisches Freilandmuseum Bad Windsheim|Fränkischen Freilandmuseum Bad Windsheim]]'' entstanden vor allem kleinere regionale Museen, die im Gegensatz zu „zentralen“ Freilichtmuseen die Gegebenheit und Kontinuität des Ortsbezuges und der regionaltypischen Authentizität (Zusammenhang von Haus- und Landschaftsform) für sich beanspruchen.
=== Österreich ===


Für die Schweiz ist von herausragender Bedeutung das Schweizerische [[Freilichtmuseum Ballenberg]]. Neben dem [[Österreichisches Freilichtmuseum|Österreichischen Freilichtmuseum]] in [[Kleinstübing|Stübing]] in der Steiermark sind das [[Salzburger Freilichtmuseum]] in [[Großgmain]] sowie das [[Museumsdorf Niedersulz]] in Niederösterreich die bekanntesten. Eines der jüngsten Freilichtmuseen ist der [[Geschichtspark Bärnau-Tachov]] an der bayrisch-tschechischen Grenze mit mehr als 30 Rekonstruktionen von früh- bis spätmittelalterlichen Gebäuden. In [[Südtirol]] wurde 1976 das [[Freilichtmuseum Dietenheim]] begründet, das eine Reihe alpiner Bauernhöfe umfasst.
* [[Österreichisches Freilichtmuseum]], Stübing, Steiermark
* [[Urgeschichtliches Freilichtmuseum der Steiermark ]], Kulm bei [[Weiz]]
* [[Museum für Urgeschichte Asparn|Museum für Urgeschichte]], [[Asparn an der Zaya]], Niederösterreich
* [[Freilichtmuseum Maria Saal]], [[Maria Saal]], Kärnten
* [[Salzburger Freilichtmuseum]], [[Großgmain]]
* [[Museumsdorf Niedersulz]], [[Niedersulz]], Niederösterreich
* [[Ötztaler Heimat- und Freilichtmuseum]], [[Längenfeld]], Tirol
* [[Museum Tiroler Bauernhöfe]], [[Kramsach]], Tirol
* [[Freilichtmuseum Stehrerhof]], [[Neukirchen an der Vöckla]], Oberösterreich
* [[Freilichtmuseum Sumerauerhof]] bei [[Sankt Florian (Linz-Land)|St. Florian]] in Oberösterreich
* [[Freilichtmuseum Gerersdorf]], Güssing


==== Freilichtmuseen außerhalb des deutschsprachigen Raums ====
=== Schweiz ===
[[Datei:Bokrijk kelderhut.jpg|mini|[[Domein Bokrijk]]]]
* Augst BL (Augusta Raurica) Basel-Land
Das älteste Freilichtmuseum Norwegens ist das 1894 gegründete heutige Norsk Folkemuseum. Sein ältester Teil ist die 1881 von König [[Oskar II. (Schweden)|Oskar II.]] zusammengestellte Häusersammlung. Kurz danach setzte – unterstützt vom wachsenden Nationalbewusstsein und der Unabhängigkeit Norwegens von Schweden – ein Gründerboom für regionale Freilichtmuseen ein. Die meisten auch heute noch existierenden norwegischen Freilichtmuseen wurden zwischen 1894 und 1915 gegründet. In der Nachkriegszeit wurden einige gewachsene Siedlungen wie [[Agatunet]] oder historische Handelsplätze wie [[Kjerringøy gamle handelssted]] mit in situ erhaltenen Gebäuden musealisiert. Um die Jahrtausendwende wurden viele kleine kulturhistorische Museen, Industriemuseen wie auch Freilichtmuseen zu größeren organisatorischen Einheiten zusammengefasst und diese mit einer professionellen Museumsleitung ausgestattet. In der Regel geschah dies auf der Ebene der jeweiligen Provinz.
* Brienz/Interlaken BE [[Freilichtmuseum Ballenberg]]
* Gletterens FE (Pré de Riva) [[Feuchtbodensiedlung|Pfahlbaudorf]]
* Hauterive NE (Champpréveyres) La Tene-Zeit


Das Nederlandse Openluchtmuseum [[Arnhem]], das [[Openluchtmuseum Bokrijk]] in Belgien oder das [[Écomusée d’Alsace]] (Freilichtmuseum des Elsass) in [[Ungersheim]] bei [[Mülhausen]], letzteres ursprünglich mit einem eigenen, weiterführenden konzeptionellen Ansatz, nämlich der Einbeziehung der Umwelt. Das Écomuséee d’Alsace wurde 2006 an einen Betreiber kommerzieller Freizeitparks verkauft.<ref>Näheres siehe beim Wikipedia-Artikel zu diesem Museum.</ref> Auf 60 Hektar wurde seit 1967 das größte Freilichtmuseum in Ungarn, das ''[[Skanzen (Szentendre)|Skanzen]]'' (Szabadtéri Néprajzi Múzeum) errichtet. Es befindet sich in [[Szentendre]] und besitzt ein wissenschaftliches Forschungsinstitut.<ref name="Cseri_1997_12">Miklós Cseri, Endre Füzes (Red.): ''Ungarisches Freilichtmuseum Szentendre.'' Szabadtéri Néprajzi Múzeum, Szentendre 1997, {{Falsche ISBN|963-7376-34-0}}, S.&nbsp;12.</ref> Zu den Besonderheiten gehört außerdem seit 2009 eine historische Dieseltriebwagengarnitur, die das Gelände auf Normalspurweite erschließt.
=== Frankreich ===
* [[Ecomusee d'Alsace]]


Manche Freilichtmuseen werden, vor allem in den Sommermonaten je nach Museumsgröße mit Personen, die in den jeweiligen Trachten, von der Steinzeit bis zum Anfang des 20. Jahrhunderts, „belebt“.
=== Großbritannien und Irland ===


Das 1965 eröffnete Freilichtmuseum [[Meiji Mura]] in [[Inuyama]] in der [[Präfektur Aichi]] (Japan), das mehr als 60 restaurierte und wieder aufgebaute Gebäude umfasst, stellt eine Mischung aus archäologischem Freilichtmuseum und städtischer Anlage dar.
* Aberfeldy am Loch Tay, Schottland.
* Carrickfergus (Castle, Gasworks, Church, Knight Ride) Nordirland
* Craggaunowen, IRL
* Dunluce, Nordirland
* Deer Park Farms, Nordirland
* Ferrycarring IRL
* Ulster History Park Nordirland
* [[North of England Open Air Museum]]


==== Grundsätze der Arbeit von Freilichtmuseen ====
=== Skandinavien ===
Die Arbeit der Freilichtmuseen ist in allen Bereichen den Kriterien des internationalen Museumsrates [[International Council of Museums|ICOM (Museum)]] verpflichtet. Am 15. Juni 2007 wurde die Fachgruppe Freilichtmuseen innerhalb des [[Deutscher Museumsbund|Deutschen Museumsbundes]] gegründet. Sie ist darüber hinaus gibt es auf regionaler wie auch auf nationaler und europäischer Ebene verschiedene Zusammenschlüsse und Kooperationsforen, etwa die „[[Die Sieben im Süden]]“, die ARGE Süddeutscher Freilichtmuseen oder die ''Arbeitsgemeinschaft Freilichtmuseen in Deutschlands Mitte'', auf europäischer Ebene den ''Verband Europäischer Freilichtmuseen'' oder ''EXARC''. Der Dachverband nordamerikanischer Freilichtmuseen ist die ''Association for Living History, Farm and Agricultural Museums''. Innerhalb der [[International Council of Museums|ICOM]] gibt es die ''International Association of Agricultural Museums''.


Freilichtmuseen gehören zu den am häufigsten besuchten Museen, die deutschen Freilichtmuseen haben nach den laufenden Erhebungen des [[Institut für Museumsforschung|Berliner Instituts für Museumsforschung]] jährlich etwa 6&nbsp;Millionen Besucher.
* [[Eketorp]] (Öland)
* [[Fyrkat]] (Jütland)
* [[Hvolris]] Jernalderlandsby (jütländische Eisenzeit)
* [[Lejre]] (Seeland)
* [[Moesgård]] (Jütland)
* [[Trelleborg]] (Seeland)
* [[Alta Museum]] (bronzezeitliche Steinritzungen, Alta, Norwegen)
* [[Felsenzeichnungen von Tanum]] (bronzezeitliche Steinritzungen, Tanum, Schweden)
* [[Freilichtmuseum des Dänischen Nationalmuseums]] (Kongens Lyngby, Dänemark)
* [[Freilichtmuseum "Den gamle By"]] (die alte Stadt) (Aarhus, Dänemark)
* [[Skansen (Stockholm)|Freilichtmuseum Skansen]] (Stockholm, Schweden)


=== Benelux-Länder ===
=== Städtische Anlagen ===
[[Datei:Hessenpark, Marktplatz.jpg|mini|Marktplatz im [[Hessenpark]]]]
* Die Mühlen von Kinderdijk, [[Kinderdijk]], Niederlande.
* Nederlands Openluchtmuseum, [[Arnheim]], Niederlande.
* Domein Bokrijk zwischen [[Genk]] und [[Hasselt (Belgien)|Hasselt]], Belgien.
* Zuiderzeemuseum, [[Enkhuizen]], Niederlande.
* Zaanse Schans, [[Zaanstad]], Niederlande.
* Veenpark nahe [[Emmen (Niederlande)|Emmen]], Niederlande.
* [[Bourtange]] in der [[Groningen (Provinz)|Provinz Groningen]].


[[Datei:Mueang Boran HAH 0674.jpg|mini|Statue des Kuan Yin im Freilichtmuseum Mueang Boran]]
[[Kategorie:Museum]]

[[Kategorie:Freilandmuseum|!]]
Eine Variante der Freilichtmuseen sind Museen, die kein Dorf, sondern eine Stadt darstellen.
[[Kategorie:Liste (Bildung)|Museum, Freilandmuseum]]

Die größten und bekanntesten sind [[Mueang Boran]] wörtlich ''Alte Stadt'' bei [[Samut Prakan]] in [[Thailand]], [[Den Gamle By]] im dänischen [[Aarhus]], das Freilichtmuseum [[Gamle Bergen]] in Norwegen und die Altstadt von Hlinsko im [[Freilichtmuseum Vysočina]] in Tschechien. Die Museen liegen in (Aarhus) oder am Rande (Bergen, Vysočina) der jeweiligen Stadt. Im Museum Mueang Boran befinden sich 116 Monumente, Kopien, aber auch Originale berühmter Bauwerke aus allen Teilen Thailands. Das [[Fränkisches Freilandmuseum Bad Windsheim|Fränkische Freilandmuseum Bad Windsheim]] hat einen Bauteil ''Altstadt'' mit in situ erhaltenen Gebäuden. Dieser liegt nicht im eigentlichen Museumsgelände, sondern etwa 500&nbsp;m vom Museumseingang entfernt in der Stadt [[Bad Windsheim]]. Historische Städte im Rahmen eines sonst eher ländlich ausgerichteten Freilichtmuseums gibt es im [[Freilichtmuseum Hessenpark]] (städtischer Marktplatz vor dem Museumseingang) und in der Domein Bokrijk (Flandern/Belgien). Bei letzterem wurde nach einem Wechsel in der Museumsleitung der Bau der ''Alten Stadt'' eingestellt, da es aus deren Sicht nicht sinnvoll war, städtische Gebäude auf dem platten Land wieder aufzubauen. Zeitweise wurden die Informationen über diesen Museumsteil auch aus den offiziellen Führern (nahezu) getilgt. Auch auf der derzeitigen (2006) Internetseite des Museums finden sich über die ''Alte Stadt'' nur wenige Informationen.
Neben den volkskundlichen Freilichtmuseen nennen sich manche Museen mit anderer fachlicher Ausrichtung ''Freilichtmuseum''. Gemeinsam ist ihnen, dass ihre Sammlung nicht nur in einem einzigen Gebäude gezeigt wird.

=== Montanhistorische Freilichtmuseen ===
[[Datei:Klenshyttan 2013 02.jpg|mini|Klenshyttan im Ecomuseum Bergslagen ]]

Montanhistorische Freilichtmuseen bestehen aus begehbaren [[Tagebau]]en, Stollenpfaden (Wanderwegen von [[Stollen (Bergbau)|Stollen]] zu Stollen) und/oder Bergwerksanlagen und Bergwerkssiedlungen. Oft existieren derartige Anlagen in Zusammenhang mit einem [[Schaubergwerk|Besucherbergwerk]]. Fließend ist hier der Übergang zum ''Ecomuseum'' – wie z.&nbsp;B. dem [[Ekomuseum Bergslagen]].

=== Militärhistorische Freilichtmuseen ===
[[Datei:Ossario Pasubio.jpg|mini|links|[[Ossario del Pasubio]]]]
[[Militärgeschichte|Militärhistorische]] Freilichtmuseen – insbesondere solche zur Geschichte des [[Gebirgskrieg]]s im [[Erster Weltkrieg|Ersten Weltkrieg]] finden sich in beträchtlicher Zahl in den [[Julische Alpen|Julischen Alpen]], den [[Dolomiten]], den [[Lienzer Dolomiten]], in den [[Karnische Alpen|Karnischen Alpen]], der [[Adamello]]-[[Presanella]]-Gruppe und dem [[Monte Pasubio]].

=== Archäologische Freilichtmuseen ===
[[Datei:140913 Sannai-Maruyama site Aomori Japan01bs6bs6.jpg|mini|[[Sannai-Maruyama]] Dorf (Japan)]][[Archäologisches Freilichtmuseum|Archäologische Freilichtmuseen]] sind entweder für die Öffentlichkeit zugängliche [[Ausgrabung|Grabungsstätten]] oder lebensgroße Modelle prähistorischer Anlagen (Häuser, Herde etc.). Das Spektrum reicht in Europa von altsteinzeitlichen Siedlungen über Bronze- und Eisenzeitdörfern wie beispielsweise [[Keltendorf|Keltendörfer]] ([[Keltendorf Mitterkirchen]]) und [[Villa rustica|römischen Villen]] bis zu mittelalterlichen Siedlungen. Einige Archäologische Freilichtmuseen versuchen die Geschichte des jeweiligen Zeitraums lebendig werden zu lassen ([[Gammel Lejre]]). Das Freilichtmuseum [[Ukranenland]] und der [[Geschichtspark Bärnau-Tachov]] lassen unter anderem das Frühmittelalter der Slawen lebendig werden. Analoges gilt für eine Anzahl an Museen zur römischen Zeit, der Wikingerzeit und zum Mittelalter.

=== Weitere Typen von Freilichtmuseen ===
Das Freilichtmuseum [[Het Verscholen Dorp]] zeigt eine Rekonstruktion eines Geländes mit unterirdischen Häusern bei Vierhouten, in denen während der deutschen Besatzung der Niederlande im Zweiten Weltkrieg bis zu 120 untergetauchte Personen versteckt wurden.
In [[Freilichtmuseum Mödlareuth|Mödlareuth]] und in [[Deutsch-deutsches Freilandmuseum|Behrungen]] gibt es Freilichtmuseen mit Resten der [[Innerdeutsche Grenze|innerdeutschen Grenze]].
Freilichtmuseen mit meist moderner Kunst sind [[Skulpturengarten|Skulpturengärten]], in denen meist großformatige Plastiken aufgestellt sind. Ein typischer Vertreter ist das [[Hakone-Open-Air-Museum]] (Japan).

== Lebendige Museen ==
[[Datei:Keltertag2006.ogg|Video vom Keltertag im Freilichtmuseum [[Roscheider Hof]]|mini|right |thumbtime=2 ]]
[[Datei:Ukranenland15.jpg|mini|Schmieden im Freilichtmuseum [[Ukranenland]], [[Torgelow]]]]
Waren die ersten Gründungen von volkskundlichen Freilichtmuseen wie beispielsweise das [[Museumsdorf Cloppenburg]] in ihrer ursprünglichen Konzeption darauf ausgerichtet, prachtvolle und möglichst original erhaltene Bauernhäuser in einem Park auszustellen, so steht spätestens seit der Zeit nach dem [[Zweiter Weltkrieg|Zweiten Weltkrieg]] auch die Darstellung der Lebensumwelt im Mittelpunkt der musealen Bemühungen. In einer der letzten Neugründungen, dem [[Bergisches Freilichtmuseum Lindlar|Bergischen Freilichtmuseum Lindlar]], sind die Gebäude fast nur noch Mittel zum Zweck. Hauptinteresse ist die Darstellung der Landwirtschaft in der Zeit um 1900. Der [[Geschichtspark Bärnau-Tachov]] beschäftigt sich in mehreren sogenannten „Zeitfenstern“ vom 8. bis zum 14. Jahrhundert sowohl mit Bautechnik als auch mit Alltagsgeschichte der Oberpfalz bzw. der fränkisch-slawischen Grenzregion. Hier sind die Gebäude nicht Mittel zum Zweck, sondern langfristige archäologische Experimente, bei denen es von zentraler Bedeutung ist, dass sie regelmäßig bewohnt und instand gehalten werden.

Um dies zu erreichen, bevölkern in vielen Freilichtmuseen zumindest während der Saison Tiere, im Idealfall historische Haustierrassen der jeweils dargestellten Region, das Museum. In einigen Museen wie z.&nbsp;B. dem [[Freilichtmuseum am Kiekeberg]] wohnen sie in den historischen Ställen. Gärten und Felder geben einen Eindruck von den Nutzpflanzen der dargestellten Region des dargestellten Zeitschnitts. Idealerweise dient ein Freilichtmuseum auch als „Genreservoir“, indem es bedrohte Haustier- und Nutzpflanzenarten vermehrt und zum Beispiel Pflanzenmärkte durchführt.<ref>Kleiner Museumsführer – Mecklenburgisches Volkskundemuseum Schwerin-Muess, S. 6. ISBN 978-3-944033-17-4 </ref> Zudem widmen sich Freilandmuseen verstärkt der Umwelt- und Nachhaltigkeitsbildung. So ist etwa das [[Freilandmuseum Oberpfalz]] aufgrund der Artenvielfalt auf dem 33ha großen Museumsgelände zur staatlich anerkannten Umweltstation.<ref>{{Internetquelle |url=https://www.umweltbildung.bayern.de/akteure/qualitaetssiegeltraeger/ust_freilandmuseum_oberpfalz/index.htm |titel=Ausgezeichneter Partner: Freilandmuseum Oberpfalz |sprache=de |abruf=2022-07-07}}</ref>

Die Grenzen der szenischen Darstellungen liegen eher bei den Menschen. Dies sind Museumsmitarbeiter, die abends aus ihrem Kostüm schlüpfen. Den versoffenen Tagelöhner wird man also ebenso wenig finden wie den verlausten fahrenden Händler.

Neben dem Bemühen, eine Landwirtschaft prinzipiell am Laufen zu halten, steht das Bemühen, Techniken aus der Landwirtschaft und dem Handwerk den Besuchern durch Vorführungen zu vermitteln. Einige große Museen haben die Möglichkeit, nahezu tägliche Vorführungen durch Museumspersonal anzubieten. Auch kleinere Museen veranstalten Aktionstage zu verschiedenen Themen wie „Bauerntag“, „Handwerkertag“, „Keltertag“, „Kaltblutfest“, „Traktorenfest“ etc. Derartigen Vorführungen sind Grenzen gesetzt, da nicht alle historischen Techniken heute rechtlich akzeptabel sind (etwa [[Gerben|Gerber]] aufgrund giftiger Chemikalien oder [[Flößerei|Flößer]] aufgrund Lebensgefahr beim Triften im Wildwasser).

Neuerdings widmen sich Freilichtmuseen auch zunehmend jüngeren Epochen, wie etwa den 1950er Jahren und der damit einhergehenden Veränderung der ländlichen Lebensweise. Dies hat auch Auswirkungen auf die Sammlungstätigkeit, indem nun auch aus dieser Zeit stammende Objekte gesammelt werden. Während es früher üblich war, alte Bauernhäuser und ihr Inventar möglichst originalgetreu im ursprünglichen Zustand wiederherzustellen, bewahrt man heute auch spätere Veränderungen und macht sie für die Besucher anschaulich.

Eine Reihe von Freilichtmuseen besitzen eine Eisenbahn (Straßenbahn, Feldbahn, Industriebahn, Torfbahn), die meist (nur) an speziellen Fahrtagen in Betrieb genommen wird.

== Siehe auch ==
* [[Liste von Freilichtmuseen]]
* [[Dorfmuseum]]

== Literatur ==
* Alfred Bedal (Hrsg.): ''Freilichtmuseum und Hausforschung. Welches Gewicht haben die Freilichtmuseen für die Haus- und Bauforschung?'' (= Berichte der Tagung der Arbeitsgemeinschaft der regionalen ländlichen Freilichtmuseen Baden-Württemberg in Zusammenarbeit mit der Landesstelle für Museumsbetreuung Baden-Württemberg in Schwäbisch Hall vom 9. bis 11. November 2011 / ''Museumsmagazin,'' Band 10). Konrad Theiss, Stuttgart 2012, ISBN 978-3-8062-2728-4.
* Alessia Pelillo (Hrsg.): ''Führer der archäologischen Freilichtmuseen in Europa.'' Aus dem Italienischen von Maurizio Boni. Pfahlbauten Unteruhldingen, Uhldingen-Mühlhofen 2009, {{DNB|1010806165}}.
* Georg Waldemer: ''Freilichtmuseen in Bayern. Geschichte – Konzepte – Positionen.'' (= ''MuseumsBausteine.'' Band 11). Deutscher Kunstverlag, Berlin/München 2006, ISBN 978-3-422-06645-8.


== Weblinks ==
== Weblinks ==
{{Wiktionary}}
* [http://www.vl-freilichtmuseen.de Linkliste (nahzu) aller Freilichtmuseen mit deutschsprachigen Seiten]
{{Commonscat|Open air museums|Freilichtmuseen}}
* [https://www.museumsbund.de/fachgruppen-und-arbeitskreise/fachgruppe-freilichtmuseen/ AK Freilichtmuseen im Deutschen Museumsbund]
* [http://www.exarc.eu/ EXARC (Verband Europäischer Archäologischer Freilichtmuseen)]
* [http://www.vl-freilichtmuseen.de/ Linkliste (nahezu) aller Freilichtmuseen mit deutschsprachigen Seiten]
* [http://www.alhfam.org/ The Association for Living History, Farm and Agricultural Museums] – Fast nur Mitglieder aus Nordamerika.
* [https://www.archaeocentrum.eu/ ArchaeoCentrum Bayern-Böhmen] – Kompetenzzentrum zu Archäologie und Geschichte der Region Bayern-Böhmen

* {{DNB-Portal|4132486-9|TYP=Literatur zum Thema}}
* Georg Waldemer: ''[https://www.historisches-lexikon-bayerns.de/Lexikon/Freilichtmuseen Freilichtmuseen (2012)]'', auf historisches-lexikon-bayerns.de

== Einzelnachweise ==
<references />

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[[Kategorie:Freilichtmuseum| ]]
[[cs:Skanzen]]
[[Kategorie:Wikipedia:Artikel mit Video]]
[[en:Open air museum]]
[[pl:Skansen]]
[[nl:Openluchtmuseum]]
[[sv:Friluftsmuseum]]

Aktuelle Version vom 3. April 2025, 19:11 Uhr

Freilichtmuseum ASTRA in Sibiu (Hermannstadt) in Siebenbürgen/Rumänien.

Ein Freilichtmuseum (auch Freilandmuseum, Freiluftmuseum, Bauernhofmuseum oder Museumsdorf) ist eine Institution, in der eine Sammlung von am Originalstandort (in situ) erhaltenen, umgesetzten oder rekonstruierten Baudenkmälern – oft einschließlich deren Ausstattung – der Öffentlichkeit zugänglich gemacht wird. Ziel eines Freilichtmuseums ist es, die Besucher über ein bestimmtes Thema und/oder eine Epoche zu informieren. Vorzugsweise zeigen Freilichtmuseen Gebäude und Anlagen vergangener Zeiten. Sie bieten so einen Eindruck damaliger Bau- und ggf. Lebensweisen. Freilandmuseen stellen an sich selbst den Anspruch, die Museumsgebäude in einer landschaftlich, siedlungsgeographisch und ökonomischen an den jeweiligen Herkunftsort angelehnten Umgebung (Kulturlandschaftsprinzip) auszustellen.

Definition und Geschichte

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Volkskundliche Freilichtmuseen

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Alte Windmühlen im Freilichtmuseum Pirogow in Kiew, Ukraine

Der häufigste Typ des Freilichtmuseums ist das volkskundliche (oder ethnologische) Museum. Es sind in der weitaus überwiegenden Zahl der Fälle wissenschaftlich geführte Einrichtungen zum Erhalt, zur Erforschung und Präsentation von Zeugnissen des vor- oder frühindustriellen ländlichen Wohnens, Arbeitens und Lebens. Auf ihrem Gelände werden in der Regel die historischen Gebäude von ihren Originalstandorten umgesetzt und zu neuen, thematischen Ensembles (Mühlenmuseum) zusammengefügt. Auswahlkriterien sind neben der Verfügbarkeit das Alter und der Zustand, der Bedeutungsgehalt und die Relevanz der mit dem jeweiligen Gebäude unter musealen Bedingungen zu vermittelnden Inhalte. Auch die Notwendigkeit, ein Gebäude zu retten da es an seinem Originalstandort nicht erhalten werden konnte (z. B. wegen eines Straßenbaus oder weil keine neue Nutzung gefunden werden kann) führt oftmals zur Übernahme in ein Freilichtmuseum. Idealerweise, aber selten, handelt es sich um ein Ensemble von Gebäuden, die an ihren Originalstandorten (in situ) stehen, wie zum Beispiel das Freilichtmuseum Schwerin-Mueß am Schweriner See.

Freilichtmuseen können ein intensiveres Verständnis für die Lebensumstände vergangener Zeiten ermöglichen, als Bücher oder Filme es vermögen. Auch eine ganz detailgenaue textliche Beschreibung kann nicht den gleichen Einblick in Lebensumstände vermitteln, wie die sinnliche Erfahrung eines Aufenthalts in originalen Gebäuden mit authentischer Einrichtung. Dies gilt insbesondere, wenn dieses Freilichtmuseum „lebt“, das heißt zum Beispiel Brot backen genauso möglich ist, wie die Gerüche von Pflanzen oder Tieren wahrzunehmen. Diese direkten emotionalen Erfahrungen können Auslöser für ein daran anschließendes theoretisches Vertiefungsbedürfnis sein. Auf jeden Fall kann die Assoziation mit sinnlichen Erfahrungen die Erkenntnisse aus theoretischer Beschäftigung so vertiefen, dass sie langfristig im Gedächtnis gespeichert bleiben.[1]

Daneben widmen sich viele Freilichtmuseen auch Sammlungen (z. B. Trachten, Volkskunst, Waldglas, Keramik, Werkzeuge) oder dem Erhalt des Genreservoirs von vom Aussterben bedrohten Haustieren und Nutzpflanzen.

Die als weltweit erstes Freilichtmuseum geltende Sammlung von König Oskar II. mit der Stabkirche von Gol (um 1900, bevor sie vom Norsk Folkemuseum übernommen wurde).
Fischerkate im Kaschubischen Freilichtmuseum (Wdzydze Kiszewskie, Polen)
Altböhmische Chaluppe im Museum von Přerov nad Labem (Alt Prerau an der Elbe) in Tschechien
Bauernhausmuseum Bielefeld Mai 1995: Meierhof (kurze Zeit später durch Brand vollständig zerstört) und Bockwindmühle
Das Etno-Dorf Selo Stanišić

Ornamental Farms als Vorläufer

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Die Idee, einzelne landwirtschaftliche Gebäude oder ganze Dörfer als Schauobjekte auszustellen, wurde schon im 18. Jahrhundert in der Form der sogenannten Ornamental Farm von der Aristokratie gepflegt. Die Anfangsidee war, vorhandene landwirtschaftliche Bereiche in einen Schlosspark zu integrieren. Diese Idee entwickelte sich dann zur Mitte des 18. Jahrhunderts dahingehend weiter, dass die landwirtschaftlichen Objekte (Bauernhäuser, Mühlen, Molkereien etc.) ohne praktischen Zweck in den Park gestellt wurden. Sie wurden so zu einer reinen, romantischen Staffage, in der die hochgestellten Damen und Herren für ein paar Stunden romantisches Landleben – oder das was sie dafür hielten – spielen konnten.

Frühe Gründungen

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Im Zuge der europaweit im Gefolge der Industrialisierung aufkommenden „Heimatschutzbewegung“ wurden die ersten Bemühungen zur Rettung von Zeugnissen des „Traditionellen“ (= Vorindustriellen) gegen Ende des 19. Jahrhunderts in Skandinavien unternommen. Vorgänger, wie etwa das von Marie-Antoinette in Versailles erbaute idealisierte Dorf Hameau de la Reine dienten keinen wissenschaftlichen Zielen.

  • Zur Weltausstellung 1929 in Barcelona wurde das Poble Espanyol als ein „typisches“ spanisches Dorf errichtet. Es sollte nach der Weltausstellung wieder abgebaut werden, existiert aber bis heute. Bauerndörfer als Teil großer Ausstellungen waren damals jedoch keine Neuigkeit. Der attraktivste und bemerkenswertester Teil der Ethnographische Ausstellung 1895 in Prag war das Ausstellungsdorf. Bei der Budapester Millenialausstellung 1896 waren volkstümliche Gebäude aus dem ganzen damaligen Ungarn ausgestellt. Beides ist nicht erhalten.[3]
  • Weiter neugebaute „typische“ Dörfer entstehen seit etwa dem Jahr 2000 im serbischen Sprachraum: Etno Selo Stanišić im serbischen Teil von Bosnien & Herzegowina ab 2003 und nicht weit davon entfernt das Küstendorf (Drvengrad) in Serbien.

Als das erste größere „zentrale“ Freilichtmuseum Deutschlands gilt das Museumsdorf Cloppenburg (Cloppenburg in Niedersachsen), gegründet 1934. Das älteste Freilichtmuseum in Süddeutschland ist das 1922 eröffnete Pfahlbaumuseum Unteruhldingen.

Gründungen der Nachkriegszeit

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Einen großen Aufschwung erlebten Freilichtmuseen in der Nachkriegszeit, da Modernisierungen, Straßenbau sowie die Gewinnung von Bodenschätzen zu einem raschen Verlust historischer Substanz führten. Gleichzeitig war es möglich, entsprechende Ausstellungsobjekte zu erwerben.

Das älteste landwirtschaftliche Freilichtmuseum Süddeutschlands ist das 1955 ursprünglich als Museumsbauernhof eröffnete Schwäbische Bauernhofmuseum (Illerbeuren in Bayern). In den 1960er Jahren kam es zu einer Gründungswelle von Freilichtmuseen, etwa 1961 dem Bauernhofmuseum Perschen. Anlagen wie das LVR-Freilichtmuseum in Kommern oder das LWL-Freilichtmuseum Detmold mit derzeit über 100 Hektar Gelände und über 110 Gebäuden entstanden. 1965 wurde das Schleswig-Holsteinische Freilichtmuseum gegründet. Eine weitere Gründungswelle erfasste ab den 1970er Jahren auch den deutschen Süden. Neben Anlagen wie dem 1976 eröffneten und 38 Hektar großen oberbayerischen Freilichtmuseum Glentleiten, dem 1977 gegründeten Freilandmuseum Oberpfalz und dem seit 1979 errichteten Fränkischen Freilandmuseum Bad Windsheim entstanden vor allem kleinere regionale Museen, die im Gegensatz zu „zentralen“ Freilichtmuseen die Gegebenheit und Kontinuität des Ortsbezuges und der regionaltypischen Authentizität (Zusammenhang von Haus- und Landschaftsform) für sich beanspruchen.

Für die Schweiz ist von herausragender Bedeutung das Schweizerische Freilichtmuseum Ballenberg. Neben dem Österreichischen Freilichtmuseum in Stübing in der Steiermark sind das Salzburger Freilichtmuseum in Großgmain sowie das Museumsdorf Niedersulz in Niederösterreich die bekanntesten. Eines der jüngsten Freilichtmuseen ist der Geschichtspark Bärnau-Tachov an der bayrisch-tschechischen Grenze mit mehr als 30 Rekonstruktionen von früh- bis spätmittelalterlichen Gebäuden. In Südtirol wurde 1976 das Freilichtmuseum Dietenheim begründet, das eine Reihe alpiner Bauernhöfe umfasst.

Freilichtmuseen außerhalb des deutschsprachigen Raums

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Domein Bokrijk

Das älteste Freilichtmuseum Norwegens ist das 1894 gegründete heutige Norsk Folkemuseum. Sein ältester Teil ist die 1881 von König Oskar II. zusammengestellte Häusersammlung. Kurz danach setzte – unterstützt vom wachsenden Nationalbewusstsein und der Unabhängigkeit Norwegens von Schweden – ein Gründerboom für regionale Freilichtmuseen ein. Die meisten auch heute noch existierenden norwegischen Freilichtmuseen wurden zwischen 1894 und 1915 gegründet. In der Nachkriegszeit wurden einige gewachsene Siedlungen wie Agatunet oder historische Handelsplätze wie Kjerringøy gamle handelssted mit in situ erhaltenen Gebäuden musealisiert. Um die Jahrtausendwende wurden viele kleine kulturhistorische Museen, Industriemuseen wie auch Freilichtmuseen zu größeren organisatorischen Einheiten zusammengefasst und diese mit einer professionellen Museumsleitung ausgestattet. In der Regel geschah dies auf der Ebene der jeweiligen Provinz.

Das Nederlandse Openluchtmuseum Arnhem, das Openluchtmuseum Bokrijk in Belgien oder das Écomusée d’Alsace (Freilichtmuseum des Elsass) in Ungersheim bei Mülhausen, letzteres ursprünglich mit einem eigenen, weiterführenden konzeptionellen Ansatz, nämlich der Einbeziehung der Umwelt. Das Écomuséee d’Alsace wurde 2006 an einen Betreiber kommerzieller Freizeitparks verkauft.[4] Auf 60 Hektar wurde seit 1967 das größte Freilichtmuseum in Ungarn, das Skanzen (Szabadtéri Néprajzi Múzeum) errichtet. Es befindet sich in Szentendre und besitzt ein wissenschaftliches Forschungsinstitut.[5] Zu den Besonderheiten gehört außerdem seit 2009 eine historische Dieseltriebwagengarnitur, die das Gelände auf Normalspurweite erschließt.

Manche Freilichtmuseen werden, vor allem in den Sommermonaten je nach Museumsgröße mit Personen, die in den jeweiligen Trachten, von der Steinzeit bis zum Anfang des 20. Jahrhunderts, „belebt“.

Das 1965 eröffnete Freilichtmuseum Meiji Mura in Inuyama in der Präfektur Aichi (Japan), das mehr als 60 restaurierte und wieder aufgebaute Gebäude umfasst, stellt eine Mischung aus archäologischem Freilichtmuseum und städtischer Anlage dar.

Grundsätze der Arbeit von Freilichtmuseen

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Die Arbeit der Freilichtmuseen ist in allen Bereichen den Kriterien des internationalen Museumsrates ICOM (Museum) verpflichtet. Am 15. Juni 2007 wurde die Fachgruppe Freilichtmuseen innerhalb des Deutschen Museumsbundes gegründet. Sie ist darüber hinaus gibt es auf regionaler wie auch auf nationaler und europäischer Ebene verschiedene Zusammenschlüsse und Kooperationsforen, etwa die „Die Sieben im Süden“, die ARGE Süddeutscher Freilichtmuseen oder die Arbeitsgemeinschaft Freilichtmuseen in Deutschlands Mitte, auf europäischer Ebene den Verband Europäischer Freilichtmuseen oder EXARC. Der Dachverband nordamerikanischer Freilichtmuseen ist die Association for Living History, Farm and Agricultural Museums. Innerhalb der ICOM gibt es die International Association of Agricultural Museums.

Freilichtmuseen gehören zu den am häufigsten besuchten Museen, die deutschen Freilichtmuseen haben nach den laufenden Erhebungen des Berliner Instituts für Museumsforschung jährlich etwa 6 Millionen Besucher.

Städtische Anlagen

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Marktplatz im Hessenpark
Statue des Kuan Yin im Freilichtmuseum Mueang Boran

Eine Variante der Freilichtmuseen sind Museen, die kein Dorf, sondern eine Stadt darstellen.

Die größten und bekanntesten sind Mueang Boran wörtlich Alte Stadt bei Samut Prakan in Thailand, Den Gamle By im dänischen Aarhus, das Freilichtmuseum Gamle Bergen in Norwegen und die Altstadt von Hlinsko im Freilichtmuseum Vysočina in Tschechien. Die Museen liegen in (Aarhus) oder am Rande (Bergen, Vysočina) der jeweiligen Stadt. Im Museum Mueang Boran befinden sich 116 Monumente, Kopien, aber auch Originale berühmter Bauwerke aus allen Teilen Thailands. Das Fränkische Freilandmuseum Bad Windsheim hat einen Bauteil Altstadt mit in situ erhaltenen Gebäuden. Dieser liegt nicht im eigentlichen Museumsgelände, sondern etwa 500 m vom Museumseingang entfernt in der Stadt Bad Windsheim. Historische Städte im Rahmen eines sonst eher ländlich ausgerichteten Freilichtmuseums gibt es im Freilichtmuseum Hessenpark (städtischer Marktplatz vor dem Museumseingang) und in der Domein Bokrijk (Flandern/Belgien). Bei letzterem wurde nach einem Wechsel in der Museumsleitung der Bau der Alten Stadt eingestellt, da es aus deren Sicht nicht sinnvoll war, städtische Gebäude auf dem platten Land wieder aufzubauen. Zeitweise wurden die Informationen über diesen Museumsteil auch aus den offiziellen Führern (nahezu) getilgt. Auch auf der derzeitigen (2006) Internetseite des Museums finden sich über die Alte Stadt nur wenige Informationen. Neben den volkskundlichen Freilichtmuseen nennen sich manche Museen mit anderer fachlicher Ausrichtung Freilichtmuseum. Gemeinsam ist ihnen, dass ihre Sammlung nicht nur in einem einzigen Gebäude gezeigt wird.

Montanhistorische Freilichtmuseen

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Klenshyttan im Ecomuseum Bergslagen

Montanhistorische Freilichtmuseen bestehen aus begehbaren Tagebauen, Stollenpfaden (Wanderwegen von Stollen zu Stollen) und/oder Bergwerksanlagen und Bergwerkssiedlungen. Oft existieren derartige Anlagen in Zusammenhang mit einem Besucherbergwerk. Fließend ist hier der Übergang zum Ecomuseum – wie z. B. dem Ekomuseum Bergslagen.

Militärhistorische Freilichtmuseen

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Ossario del Pasubio

Militärhistorische Freilichtmuseen – insbesondere solche zur Geschichte des Gebirgskriegs im Ersten Weltkrieg finden sich in beträchtlicher Zahl in den Julischen Alpen, den Dolomiten, den Lienzer Dolomiten, in den Karnischen Alpen, der Adamello-Presanella-Gruppe und dem Monte Pasubio.

Archäologische Freilichtmuseen

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Sannai-Maruyama Dorf (Japan)

Archäologische Freilichtmuseen sind entweder für die Öffentlichkeit zugängliche Grabungsstätten oder lebensgroße Modelle prähistorischer Anlagen (Häuser, Herde etc.). Das Spektrum reicht in Europa von altsteinzeitlichen Siedlungen über Bronze- und Eisenzeitdörfern wie beispielsweise Keltendörfer (Keltendorf Mitterkirchen) und römischen Villen bis zu mittelalterlichen Siedlungen. Einige Archäologische Freilichtmuseen versuchen die Geschichte des jeweiligen Zeitraums lebendig werden zu lassen (Gammel Lejre). Das Freilichtmuseum Ukranenland und der Geschichtspark Bärnau-Tachov lassen unter anderem das Frühmittelalter der Slawen lebendig werden. Analoges gilt für eine Anzahl an Museen zur römischen Zeit, der Wikingerzeit und zum Mittelalter.

Weitere Typen von Freilichtmuseen

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Das Freilichtmuseum Het Verscholen Dorp zeigt eine Rekonstruktion eines Geländes mit unterirdischen Häusern bei Vierhouten, in denen während der deutschen Besatzung der Niederlande im Zweiten Weltkrieg bis zu 120 untergetauchte Personen versteckt wurden. In Mödlareuth und in Behrungen gibt es Freilichtmuseen mit Resten der innerdeutschen Grenze. Freilichtmuseen mit meist moderner Kunst sind Skulpturengärten, in denen meist großformatige Plastiken aufgestellt sind. Ein typischer Vertreter ist das Hakone-Open-Air-Museum (Japan).

Lebendige Museen

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Video vom Keltertag im Freilichtmuseum Roscheider Hof
Schmieden im Freilichtmuseum Ukranenland, Torgelow

Waren die ersten Gründungen von volkskundlichen Freilichtmuseen wie beispielsweise das Museumsdorf Cloppenburg in ihrer ursprünglichen Konzeption darauf ausgerichtet, prachtvolle und möglichst original erhaltene Bauernhäuser in einem Park auszustellen, so steht spätestens seit der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg auch die Darstellung der Lebensumwelt im Mittelpunkt der musealen Bemühungen. In einer der letzten Neugründungen, dem Bergischen Freilichtmuseum Lindlar, sind die Gebäude fast nur noch Mittel zum Zweck. Hauptinteresse ist die Darstellung der Landwirtschaft in der Zeit um 1900. Der Geschichtspark Bärnau-Tachov beschäftigt sich in mehreren sogenannten „Zeitfenstern“ vom 8. bis zum 14. Jahrhundert sowohl mit Bautechnik als auch mit Alltagsgeschichte der Oberpfalz bzw. der fränkisch-slawischen Grenzregion. Hier sind die Gebäude nicht Mittel zum Zweck, sondern langfristige archäologische Experimente, bei denen es von zentraler Bedeutung ist, dass sie regelmäßig bewohnt und instand gehalten werden.

Um dies zu erreichen, bevölkern in vielen Freilichtmuseen zumindest während der Saison Tiere, im Idealfall historische Haustierrassen der jeweils dargestellten Region, das Museum. In einigen Museen wie z. B. dem Freilichtmuseum am Kiekeberg wohnen sie in den historischen Ställen. Gärten und Felder geben einen Eindruck von den Nutzpflanzen der dargestellten Region des dargestellten Zeitschnitts. Idealerweise dient ein Freilichtmuseum auch als „Genreservoir“, indem es bedrohte Haustier- und Nutzpflanzenarten vermehrt und zum Beispiel Pflanzenmärkte durchführt.[6] Zudem widmen sich Freilandmuseen verstärkt der Umwelt- und Nachhaltigkeitsbildung. So ist etwa das Freilandmuseum Oberpfalz aufgrund der Artenvielfalt auf dem 33ha großen Museumsgelände zur staatlich anerkannten Umweltstation.[7]

Die Grenzen der szenischen Darstellungen liegen eher bei den Menschen. Dies sind Museumsmitarbeiter, die abends aus ihrem Kostüm schlüpfen. Den versoffenen Tagelöhner wird man also ebenso wenig finden wie den verlausten fahrenden Händler.

Neben dem Bemühen, eine Landwirtschaft prinzipiell am Laufen zu halten, steht das Bemühen, Techniken aus der Landwirtschaft und dem Handwerk den Besuchern durch Vorführungen zu vermitteln. Einige große Museen haben die Möglichkeit, nahezu tägliche Vorführungen durch Museumspersonal anzubieten. Auch kleinere Museen veranstalten Aktionstage zu verschiedenen Themen wie „Bauerntag“, „Handwerkertag“, „Keltertag“, „Kaltblutfest“, „Traktorenfest“ etc. Derartigen Vorführungen sind Grenzen gesetzt, da nicht alle historischen Techniken heute rechtlich akzeptabel sind (etwa Gerber aufgrund giftiger Chemikalien oder Flößer aufgrund Lebensgefahr beim Triften im Wildwasser).

Neuerdings widmen sich Freilichtmuseen auch zunehmend jüngeren Epochen, wie etwa den 1950er Jahren und der damit einhergehenden Veränderung der ländlichen Lebensweise. Dies hat auch Auswirkungen auf die Sammlungstätigkeit, indem nun auch aus dieser Zeit stammende Objekte gesammelt werden. Während es früher üblich war, alte Bauernhäuser und ihr Inventar möglichst originalgetreu im ursprünglichen Zustand wiederherzustellen, bewahrt man heute auch spätere Veränderungen und macht sie für die Besucher anschaulich.

Eine Reihe von Freilichtmuseen besitzen eine Eisenbahn (Straßenbahn, Feldbahn, Industriebahn, Torfbahn), die meist (nur) an speziellen Fahrtagen in Betrieb genommen wird.

  • Alfred Bedal (Hrsg.): Freilichtmuseum und Hausforschung. Welches Gewicht haben die Freilichtmuseen für die Haus- und Bauforschung? (= Berichte der Tagung der Arbeitsgemeinschaft der regionalen ländlichen Freilichtmuseen Baden-Württemberg in Zusammenarbeit mit der Landesstelle für Museumsbetreuung Baden-Württemberg in Schwäbisch Hall vom 9. bis 11. November 2011 / Museumsmagazin, Band 10). Konrad Theiss, Stuttgart 2012, ISBN 978-3-8062-2728-4.
  • Alessia Pelillo (Hrsg.): Führer der archäologischen Freilichtmuseen in Europa. Aus dem Italienischen von Maurizio Boni. Pfahlbauten Unteruhldingen, Uhldingen-Mühlhofen 2009, DNB 1010806165.
  • Georg Waldemer: Freilichtmuseen in Bayern. Geschichte – Konzepte – Positionen. (= MuseumsBausteine. Band 11). Deutscher Kunstverlag, Berlin/München 2006, ISBN 978-3-422-06645-8.
Wiktionary: Freilichtmuseum – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
Commons: Freilichtmuseen – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. Kleiner Museumsführer – Mecklenburgisches Volkskundemuseum Schwerin-Muess. S. 4–6. ISBN 978-3-944033-17-4
  2. Hegard, Tonte: Romantikk og fortidsvern : historien om de første friluftsmuseer i Norge. Oslo, Universitetsforlaget 1984, S. 201–212.
  3. vmp.cz (Memento des Originals vom 19. September 2015 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.vmp.cz abgerufen am 13. April 2015
  4. Näheres siehe beim Wikipedia-Artikel zu diesem Museum.
  5. Miklós Cseri, Endre Füzes (Red.): Ungarisches Freilichtmuseum Szentendre. Szabadtéri Néprajzi Múzeum, Szentendre 1997, ISBN 963-7376-34-0, S. 12.
  6. Kleiner Museumsführer – Mecklenburgisches Volkskundemuseum Schwerin-Muess, S. 6. ISBN 978-3-944033-17-4
  7. Ausgezeichneter Partner: Freilandmuseum Oberpfalz. Abgerufen am 7. Juli 2022.