„Gleisdreieck“ – Versionsunterschied
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{{Dieser Artikel|beschreibt den Begriff ''Gleisdreieck'' im Allgemeinen. Zu dem Berliner Bahnhof gleichen Namens siehe [[Gleisdreieck (Berlin)]].}} |
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[[Datei:Gleisdreieck Oshivelo.jpg|mini|260px|Funktionstüchtiges Gleisdreieck (Wendedreieck) im Anschluss an den Bahnhof in [[Oshivelo]], [[Namibia]]<br />(Quer zum Bild verläuft ein [[Veterinärzäune im südlichen Afrika|Veterinärzaun]])]] |
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Ein '''Gleisdreieck''' oder '''Bogendreieck''' ist eine [[Gleis]]anlage, bei der drei [[Eisenbahnstrecke|Strecken]] miteinander verbunden sind. Immer zwei der Strecken sind an jedem der drei Berührungspunkte mit einer [[Eisenbahnweiche|Weiche]] verbunden. Die Anlage kann durch ein- oder [[Mehrgleisigkeit|mehrgleisige]] Strecken gebildet werden. Gleisdreiecke können sich bei [[Eisenbahn]]en ganz oder teilweise in einem [[Bahnhof]] oder auf [[Freie Strecke|freier Strecke]] befinden; sie werden dann in der Regel durch [[Abzweigstelle]]n begrenzt. |
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Ein '''Gleisdreieck''' (bei [[Eisenbahn|Bahnen]]) ist eine aus [[Gleis]]en und genau drei begrenzenden [[Eisenbahnweiche|Weiche]]n bestehende [[Topologie]], bei deren vollständiger Passage ein während derselben ohne Halt verkehrender Zug stets genau zwei der drei Weichen passiert. (Die Definition schließt allerdings nicht aus, dass auf einer Kante eines Gleisdreiecks dennoch Züge halten.) Der Begriff ist synonym auch dann in Gebrauch, wenn an Stelle eines oder mehrerer obiger Gleise jeweils [[Mehrgleisigkeit|zweigleisige]] Strecken treten, obwohl es sich dann physisch um mehr als drei Weichen handelt, so dass die Bezeichnung 'Weichensatz' genauer ist. |
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Eine solche Gleisanlage kann als ''Wendedreieck'', ''Wendegleisdreieck'', ''Kehrdreieck'', ''Dreieckskehre'' oder ''Y-Kehre'' auch als [[Wendeanlage]] benutzt werden, beispielsweise um Fahrzeuge mit nur einem [[Führerstand]] in die andere Richtung zu drehen. Diese Art des [[Fahrtrichtungswechsel]]s kommt vorrangig in [[Straßenbahn]]betrieben zum Einsatz. |
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Bei Weichensätzen mit Beteiligung ausschließlich zweigleisiger Strecken ist je nach angestrebter Leistungsfähigkeit der Infrastruktur zu entscheiden zwischen: |
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== Auslegung bei Überkreuzung == |
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[[Datei:Railway tracks in Ottawa 2014.jpg|mini|Das linke und rechte Gleis bilden mit der kreuzenden Strecke ein Gleisdreieck]] |
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* Nördlich von [[Bruchsal]] liegendes Gleisdreieck Heidelberg / [[Karlsruhe]] / ([[Schnellfahrstrecke]]) [[Stuttgart]] ist nur Richtung Heidelberg niveaufrei und an gegenüberliegender Kante nur eingleisig ausgelegt, wo folglich im Verkehr zwischen Karlsruhe und Stuttgart [[Gleiswechselbetrieb]] stattfindet. |
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Bei der Beteiligung mehrgleisiger Strecken ist zu unterscheiden zwischen |
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Davon hängt die Leistungsfähigkeit der Infrastruktur ab. |
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* Das [[Abzweigstelle Bruchsal Rollenberg|nördlich von Bruchsal]] liegende Gleisdreieck Heidelberg/[[Karlsruhe]]/[[Schnellfahrstrecke Mannheim–Stuttgart|Schnellfahrstrecke Stuttgart]] ist nur Richtung Heidelberg niveaufrei und an der gegenüberliegenden<!-- es gibt immer zwei davon! --> Kante nur eingleisig ausgelegt. |
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* Im [[Bogendreieck Werdau]] laufen drei zweigleisige Hauptbahnen niveaugleich zusammen. |
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== Eisenbahn == |
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[[Datei:Zufahrten Fischbahnhof Bremerhaven.jpg|mini|Gleisdreieck in Bremerhaven]] |
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An Stellen, wo eine wichtige Bahnstrecke in eine andere einmündet und es erforderlich ist, dass Züge ohne einen zeitraubenden Fahrtrichtungswechsel im [[Abzweigbahnhof]] auf die einmündende Strecke übergehen können, wurden häufig Bogendreiecke angelegt. Züge können darüber noch vor Erreichen der Streckenzusammenführung auf eine [[Verbindungskurve]] abzweigen und so auf die andere Bahnstrecke gelangen. Wenn an allen drei Enden des Bogendreiecks Bahnhöfe liegen, können diese Anlagen zum Drehen von Zügen genutzt werden („[[Fahrtrichtungswechsel#Andere Begriffe|Drehfahrt]]“). |
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<!-- Ein Gleisdreieck befand sich früher beim DB Grenzbahnhof Kaldenkirchen (Übergang zur Niederländischen Staatsbahn). Im GoogleEarth kann man nördlich des Bahnhofes noch die Reste im neuen Industriegebiet erkennen. 51°19'53.51"N 6°12'6.06"E --> |
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Gelegentlich verkehren Reisezüge in „umgekehrter [[Wagenreihung|Reihung]]“, weil sie z. B. bei einer vorangegangenen Umleitung „[[Fahrtrichtungswechsel#Andere Begriffe|Kopf machen]]“ mussten. Diese müssen dann in einem großräumigen Gleisdreieck gewendet werden, um für die folgende Leistung wieder richtig zu stehen, z. B. die [[ICE 1]] auf den deutschen Nord-Süd-Linien, bei denen die erste Klasse auf der Südseite laufen soll. Wegen der erforderlichen Behandlungen und der verfügbaren Zeit zwischen zwei Leistungen sind Drehfahrten jedoch meist erst in der nächtlichen Betriebspause möglich. |
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[[Datei:Feather River 129xRP - Flickr - drewj1946.jpg|mini|Das [[Keddie Wye]] in [[Kalifornien]]]] |
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In [[Südwestsachsen|Westsachsen]] ist das auf freier Strecke liegende [[Bogendreieck Werdau]] von überregionaler Bedeutung für die Bahnhöfe [[Bahnhof Plauen (Vogtl) ob Bf|Plauen (Vogtl) ob Bf]] und [[Zwickau (Sachs) Hauptbahnhof|Zwickau (Sachs) Hbf]]. Auch die [[Bahnstrecke Jüterbog–Röderau]] besitzt ein Bogendreieck für Fahrten in Richtung [[Dresden]] und [[Riesa]], das durch den Bahnhof [[Röderau]] sowie die Abzweigstellen Röderau Bogendreieck und [[Zeithain]] Bogendreieck begrenzt wird. Das [[Keddie Wye]] in [[Kalifornien]] ist ein Bogendreieck aus zwei Brücken und einem Tunnel, das in der [[Sierra Nevada (Vereinigte Staaten)|Sierra Nevada]] auf etwa 1000 Meter Höhe die ''Gateway Subdivision'' der [[BNSF Railway]] mit der ''Feather River Route'' der [[Union Pacific Railroad]] verbindet. |
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Im 19. Jahrhundert wurden die [[Gleis]]e der [[West London Line]] mit jenen der [[District Line]] verbunden, so entstand zwischen ihnen ein 6 [[acre]] großes Dreieck. Dieses Gleisdreieck wurde durch das [[Earls Court Exhibition Centre]] überbaut.<ref name="Survey">{{Literatur |Titel=Kensington Square to Earl's Court, Survey of London |Band=Volume 42 |Datum=1986 |Kapitel=The Kensington Canal, Railways and Related Developments |Seiten=322–338 |Online=[http://www.british-history.ac.uk/report.aspx?compid=50329#s10 Online][http://www.british-history.ac.uk/report.aspx?compid=50474#s1 +], [[University of London]] |Abruf=2014-10-07}}</ref> |
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Aber auch ''Wendedreiecke'' wurden bei der Eisenbahn in [[Bahnbetriebswerk]]en oder [[Güterbahnhof|Güterbahnhöfen]] angelegt. Dabei wurde in der Regel von einem durchgehenden geraden Gleis unter Einsatz von drei Weichen ein rechtwinklig zum geraden Gleis errichtetes [[Stumpfgleis]] über zwei möglichst symmetrische Gleisbögen angebunden. Diese Gleisdreiecke dienten dem „[[Fahrtrichtungswechsel#Andere Begriffe|Wenden]]“ speziell von [[Schlepptender]]lokomotiven, die nicht regulär in Rückwärtsfahrt im Zugdienst eingesetzt werden konnten, und wurden daher in der Nähe von [[Betriebsstelle]]n benötigt, an denen Züge enden oder beginnen. Aufgrund des relativ großen Platzbedarfes sind als Wendeanlage angelegte Gleisdreiecke in Deutschland selten. Mit Einführung von [[Drehscheibe]]n in den Bahnbetriebswerken wurden sie weitgehend entbehrlich. Eine noch seltenere (und erheblich aufwändigere) Variante mit gleicher Funktion sind [[Gleisfünfeck]]e, deren Platzbedarf zwischen dem von Gleisdreieck und Drehscheibe liegt. |
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== U-Bahn == |
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[[Datei:Gleisdreieck, 1901.jpg|mini|[[U-Bahnhof Gleisdreieck]] in Berlin (1901)]] |
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Auch bei U-Bahnen können Gleisdreiecke vorkommen. Am bekanntesten ist bis heute der [[U-Bahnhof Gleisdreieck]] in Berlin, obwohl es das namensgebende Gleisdreieck schon seit dem Umbau des Bahnhofs im Jahre 1912 nicht mehr gibt. |
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== Straßenbahn == |
== Straßenbahn == |
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Wie bei der Eisenbahn werden durch ein Gleis[[dreieck]] drei Strecken so miteinander verbunden, dass alle Fahrbeziehungen möglich sind. Neben komplett zweigleisig ausgebauten Gleisdreiecken sind auch verschiedene Varianten gebaut worden (teilweise oder komplett eingleisig; sowohl mit als auch ohne Ausweichen in den [[Winkel|Schenkeln]]). |
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Ein '''Gleisdreieck''' dient bei den [[Straßenbahn]]en zum Wenden von [[Einrichtungsfahrzeug]]en. |
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Die Gleisdreiecke wurden meist in Straßenzügen angelegt, wo aus Platzgründen keine [[Wendeschleife]]n möglich waren. Ein Beispiel ist das mit dem Betriebshof gekoppelte Gleisdreieck der Linie 4 in [[Krefeld-Hüls]]. |
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Auch beim Abzweig einer (Neben-) Strecke, welche aus beiden Richtungen der (Haupt-) Strecke befahren werden kann, ergibt sich ein Gleisdreieck. Beispiel hierfür ist das Gleisdreieck Waltershausen der [[Thüringerwaldbahn]]. |
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== Wendedreieck == |
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[[Datei:Turn wye.svg|mini|Funktionsweise eines Wendedreiecks]] |
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⚫ | Im [[Modelleisenbahn|Modellbahn]]-Betrieb im Zweischienen-Zweileiter-System ( |
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Eine Sonderform ist das meist eingleisige Wendedreieck, das hauptsächlich zum [[Fahrtrichtungswechsel|Wenden]] von [[Einrichtungsfahrzeug]]en dient und entweder als Zwischenendstelle dient oder den Streckenabschluss darstellt. Wendedreiecke wurden meist in Straßenzügen angelegt, wo aus Platzgründen keine [[Wendeschleife]] möglich war (z. B. Magdeburg-Diesdorf, 2001 durch Wendeschleife ersetzt) oder entstanden durch Rückbau eines Gleisdreiecks nach Stilllegung einer dort angeschlossenen Strecke (z. B. in Leuna), bzw. von betrieblich nicht mehr benötigten Wendeschleifen, um so in Ausnahmefällen (Unfall etc.) zu wenden (München, Wettersteinplatz und Zirkus Krone). Es gibt aber auch Wendedreiecke außerhalb des Straßenraumes ([[Straßenbahn Görlitz|Görlitz]] [[Landeskrone]]). Wendedreiecke sind meist so angelegt, dass die Züge erst an ihnen ''vorbeifahren (1)'', dann ''rückwärts (2)'' in das Stumpfgleis hinein- und anschließend ''vorwärts (3)'' wieder herausfahren. Bei der Rückwärtsfahrt steuert der Fahrer meist von einem [[Führerstand|Hilfsführerstand]] am hinteren Ende des Wagens bzw. Zuges oder es wird ein [[Rangierer]] benötigt. |
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Bei Baumaßnahmen mit Streckenunterbrechung werden Gleisdreiecke und provisorisch errichtete Wendedreiecke auch als Wendemöglichkeiten für [[Einrichtungswagen]] eingesetzt. |
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Nachdem früher Wendedreiecke zunehmend abgebaut oder außer Betrieb genommen wurden (z. B. in Augsburg), sind in den letzten Jahren z. B. in Rotterdam und München neue gebaut worden; letztere werden jedoch nur bei Umleitungen u. ä. benutzt. |
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[[en:Wye (railroad)]] |
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[[fi:Kolmioraide]] |
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Beispiele für Wendedreiecke: |
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[[ja:デルタ線]] |
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* [[Straßenbahn Potsdam]]: Linie 93 – Glienicker Brücke |
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[[ru:Поворотный треугольник]] |
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* [[Straßenbahn Szeged]]: Linie 3F – Fonógyári ut, Linie 3V – Vadaspark und Linie 4 – Kecskés |
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* [[Straßenbahn Leipzig]]: Am Stannebeinplatz und in der Waldbaurstraße in [[Schönefeld (Leipzig)|Schönefeld]], gebaut 2001 für den Neubau einer Brücke und danach dauerhaft für Umleitungen und Bauzustände belassen |
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Ehemalige Wendedreiecke: |
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* [[Straßenbahn Augsburg]]: Linie 2 – Kriegshaber ''(im Zuge der Verlängerung bis P+R Augsburg-West wurde dieses aufgelassen)'' |
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* [[Straßenbahn Frankfurt am Main]]: Linie 16 – Offenbach Stadtgrenze |
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* Straßenbahn Frankfurt am Main: Linie 13 – Röderbergweg ''(im Zuge der Bauarbeiten an der Verlängerung [[U-Bahn-Strecke C (Frankfurt am Main)|C-Strecke]] der [[U-Bahn Frankfurt]] nach [[Enkheim (Bergen-Enkheim)|Enkheim]] wurde dieses aufgelassen)'' |
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* Straßenbahn Frankfurt am Main: Linie 11 – Schießhüttenstraße |
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* Straßenbahn Leipzig: die letzten im Planbetrieb genutzten Gleisdreiecke waren die Endstellen Knautkleeberg und Wiederitzsch, deshalb verkehrten die Wagen der Bauarten [[Tatra T6A2|T6A2 und B6A2]], LVB-Typen 35 und 67, mit Hilfsfahrschaltern an den hinteren Enden auf den betroffenen Linien 3 und 16. |
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== Modellbahn == |
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⚫ | Im [[Modelleisenbahn|Modellbahn]]-Betrieb im Zweischienen-Zweileiter-System (siehe auch [[Antriebssysteme der Modelleisenbahn]]) kann bei eingleisigen Strecken ein Gleisdreieck, wie auch bei den Wendeschleifen, nur mit zusätzlicher Schaltungstechnik realisiert werden. Andernfalls werden die beiden Leiter, also die beiden Schienen, über kreuz zusammengeführt, und es entsteht ein [[Elektrischer Kurzschluss|Kurzschluss]]. Bei analoger Steuerung wird dieses Problem am einfachsten gelöst, indem ein Gleisabschnitt elektrisch von den anderen Gleisen getrennt und über einen [[Wechselschalter|Polwendeschalter]] mit Strom versorgt wird. Polwendeschalter bedingen einen kurzen Halt des Zuges. Der getrennte Gleisabschnitt kann auch über Dioden mit Strom versorgt werden. Ein Halt kann vermieden werden, wenn die Dioden als Gleichrichter (in [[Graetz-Schaltung]]) geschaltet werden und beim Durchfahren des Gleisabschnittes am Transformator die Fahrtrichtung gewechselt wird. Wenn das Wechseln der Fahrtrichtung am Transformator vergessen wird, kommt es zu einem Kurzschluss. Komplexere Lösungen verwenden [[Relais]] oder elektronische Schaltungen. Bei digitaler Steuerung bieten die Hersteller so genannte „Kehrschleifenmodule“ an. Solch ein Kehrschleifenmodul versorgt einen elektrisch von den anderen Gleisen getrennten Abschnitt. |
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== Weblinks == |
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{{Commonscat|Wyes|Gleisdreieck}} |
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== Einzelnachweise == |
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Aktuelle Version vom 4. März 2025, 11:42 Uhr

(Quer zum Bild verläuft ein Veterinärzaun)
Ein Gleisdreieck oder Bogendreieck ist eine Gleisanlage, bei der drei Strecken miteinander verbunden sind. Immer zwei der Strecken sind an jedem der drei Berührungspunkte mit einer Weiche verbunden. Die Anlage kann durch ein- oder mehrgleisige Strecken gebildet werden. Gleisdreiecke können sich bei Eisenbahnen ganz oder teilweise in einem Bahnhof oder auf freier Strecke befinden; sie werden dann in der Regel durch Abzweigstellen begrenzt.
Eine solche Gleisanlage kann als Wendedreieck, Wendegleisdreieck, Kehrdreieck, Dreieckskehre oder Y-Kehre auch als Wendeanlage benutzt werden, beispielsweise um Fahrzeuge mit nur einem Führerstand in die andere Richtung zu drehen. Diese Art des Fahrtrichtungswechsels kommt vorrangig in Straßenbahnbetrieben zum Einsatz.
Auslegung bei Überkreuzung
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Bei der Beteiligung mehrgleisiger Strecken ist zu unterscheiden zwischen
- niveaugleicher Auslegung (mit Fahrten-Ausschlüssen, aber platz- und kostengünstig) oder
- niveaufreier Auslegung (ohne Fahrten-Ausschlüsse, aber platz- und kostenintensiv, mit Überwerfung).
Davon hängt die Leistungsfähigkeit der Infrastruktur ab.
Beispiele:
- Das in Mannheim-Friedrichsfeld liegende Gleisdreieck Darmstadt/Mannheim/Heidelberg ist überall zweigleisig und außer in Richtung Heidelberg niveaugleich ausgelegt. Mannheim Friedrichsfeld-Süd ist ein Halt auf einer Kante des Gleisdreiecks.
- Das nördlich von Bruchsal liegende Gleisdreieck Heidelberg/Karlsruhe/Schnellfahrstrecke Stuttgart ist nur Richtung Heidelberg niveaufrei und an der gegenüberliegenden Kante nur eingleisig ausgelegt.
- Im Bogendreieck Werdau laufen drei zweigleisige Hauptbahnen niveaugleich zusammen.
Eisenbahn
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An Stellen, wo eine wichtige Bahnstrecke in eine andere einmündet und es erforderlich ist, dass Züge ohne einen zeitraubenden Fahrtrichtungswechsel im Abzweigbahnhof auf die einmündende Strecke übergehen können, wurden häufig Bogendreiecke angelegt. Züge können darüber noch vor Erreichen der Streckenzusammenführung auf eine Verbindungskurve abzweigen und so auf die andere Bahnstrecke gelangen. Wenn an allen drei Enden des Bogendreiecks Bahnhöfe liegen, können diese Anlagen zum Drehen von Zügen genutzt werden („Drehfahrt“).
Gelegentlich verkehren Reisezüge in „umgekehrter Reihung“, weil sie z. B. bei einer vorangegangenen Umleitung „Kopf machen“ mussten. Diese müssen dann in einem großräumigen Gleisdreieck gewendet werden, um für die folgende Leistung wieder richtig zu stehen, z. B. die ICE 1 auf den deutschen Nord-Süd-Linien, bei denen die erste Klasse auf der Südseite laufen soll. Wegen der erforderlichen Behandlungen und der verfügbaren Zeit zwischen zwei Leistungen sind Drehfahrten jedoch meist erst in der nächtlichen Betriebspause möglich.

In Westsachsen ist das auf freier Strecke liegende Bogendreieck Werdau von überregionaler Bedeutung für die Bahnhöfe Plauen (Vogtl) ob Bf und Zwickau (Sachs) Hbf. Auch die Bahnstrecke Jüterbog–Röderau besitzt ein Bogendreieck für Fahrten in Richtung Dresden und Riesa, das durch den Bahnhof Röderau sowie die Abzweigstellen Röderau Bogendreieck und Zeithain Bogendreieck begrenzt wird. Das Keddie Wye in Kalifornien ist ein Bogendreieck aus zwei Brücken und einem Tunnel, das in der Sierra Nevada auf etwa 1000 Meter Höhe die Gateway Subdivision der BNSF Railway mit der Feather River Route der Union Pacific Railroad verbindet.
Im 19. Jahrhundert wurden die Gleise der West London Line mit jenen der District Line verbunden, so entstand zwischen ihnen ein 6 acre großes Dreieck. Dieses Gleisdreieck wurde durch das Earls Court Exhibition Centre überbaut.[1]
Aber auch Wendedreiecke wurden bei der Eisenbahn in Bahnbetriebswerken oder Güterbahnhöfen angelegt. Dabei wurde in der Regel von einem durchgehenden geraden Gleis unter Einsatz von drei Weichen ein rechtwinklig zum geraden Gleis errichtetes Stumpfgleis über zwei möglichst symmetrische Gleisbögen angebunden. Diese Gleisdreiecke dienten dem „Wenden“ speziell von Schlepptenderlokomotiven, die nicht regulär in Rückwärtsfahrt im Zugdienst eingesetzt werden konnten, und wurden daher in der Nähe von Betriebsstellen benötigt, an denen Züge enden oder beginnen. Aufgrund des relativ großen Platzbedarfes sind als Wendeanlage angelegte Gleisdreiecke in Deutschland selten. Mit Einführung von Drehscheiben in den Bahnbetriebswerken wurden sie weitgehend entbehrlich. Eine noch seltenere (und erheblich aufwändigere) Variante mit gleicher Funktion sind Gleisfünfecke, deren Platzbedarf zwischen dem von Gleisdreieck und Drehscheibe liegt.
U-Bahn
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Auch bei U-Bahnen können Gleisdreiecke vorkommen. Am bekanntesten ist bis heute der U-Bahnhof Gleisdreieck in Berlin, obwohl es das namensgebende Gleisdreieck schon seit dem Umbau des Bahnhofs im Jahre 1912 nicht mehr gibt.
Straßenbahn
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Wie bei der Eisenbahn werden durch ein Gleisdreieck drei Strecken so miteinander verbunden, dass alle Fahrbeziehungen möglich sind. Neben komplett zweigleisig ausgebauten Gleisdreiecken sind auch verschiedene Varianten gebaut worden (teilweise oder komplett eingleisig; sowohl mit als auch ohne Ausweichen in den Schenkeln).
Wendedreieck
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Eine Sonderform ist das meist eingleisige Wendedreieck, das hauptsächlich zum Wenden von Einrichtungsfahrzeugen dient und entweder als Zwischenendstelle dient oder den Streckenabschluss darstellt. Wendedreiecke wurden meist in Straßenzügen angelegt, wo aus Platzgründen keine Wendeschleife möglich war (z. B. Magdeburg-Diesdorf, 2001 durch Wendeschleife ersetzt) oder entstanden durch Rückbau eines Gleisdreiecks nach Stilllegung einer dort angeschlossenen Strecke (z. B. in Leuna), bzw. von betrieblich nicht mehr benötigten Wendeschleifen, um so in Ausnahmefällen (Unfall etc.) zu wenden (München, Wettersteinplatz und Zirkus Krone). Es gibt aber auch Wendedreiecke außerhalb des Straßenraumes (Görlitz Landeskrone). Wendedreiecke sind meist so angelegt, dass die Züge erst an ihnen vorbeifahren (1), dann rückwärts (2) in das Stumpfgleis hinein- und anschließend vorwärts (3) wieder herausfahren. Bei der Rückwärtsfahrt steuert der Fahrer meist von einem Hilfsführerstand am hinteren Ende des Wagens bzw. Zuges oder es wird ein Rangierer benötigt.
Bei Baumaßnahmen mit Streckenunterbrechung werden Gleisdreiecke und provisorisch errichtete Wendedreiecke auch als Wendemöglichkeiten für Einrichtungswagen eingesetzt.
Nachdem früher Wendedreiecke zunehmend abgebaut oder außer Betrieb genommen wurden (z. B. in Augsburg), sind in den letzten Jahren z. B. in Rotterdam und München neue gebaut worden; letztere werden jedoch nur bei Umleitungen u. ä. benutzt.
Beispiele für Wendedreiecke:
- Straßenbahn Potsdam: Linie 93 – Glienicker Brücke
- Straßenbahn Szeged: Linie 3F – Fonógyári ut, Linie 3V – Vadaspark und Linie 4 – Kecskés
- Straßenbahn Leipzig: Am Stannebeinplatz und in der Waldbaurstraße in Schönefeld, gebaut 2001 für den Neubau einer Brücke und danach dauerhaft für Umleitungen und Bauzustände belassen
Ehemalige Wendedreiecke:
- Straßenbahn Augsburg: Linie 2 – Kriegshaber (im Zuge der Verlängerung bis P+R Augsburg-West wurde dieses aufgelassen)
- Straßenbahn Frankfurt am Main: Linie 16 – Offenbach Stadtgrenze
- Straßenbahn Frankfurt am Main: Linie 13 – Röderbergweg (im Zuge der Bauarbeiten an der Verlängerung C-Strecke der U-Bahn Frankfurt nach Enkheim wurde dieses aufgelassen)
- Straßenbahn Frankfurt am Main: Linie 11 – Schießhüttenstraße
- Straßenbahn Leipzig: die letzten im Planbetrieb genutzten Gleisdreiecke waren die Endstellen Knautkleeberg und Wiederitzsch, deshalb verkehrten die Wagen der Bauarten T6A2 und B6A2, LVB-Typen 35 und 67, mit Hilfsfahrschaltern an den hinteren Enden auf den betroffenen Linien 3 und 16.
Modellbahn
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Im Modellbahn-Betrieb im Zweischienen-Zweileiter-System (siehe auch Antriebssysteme der Modelleisenbahn) kann bei eingleisigen Strecken ein Gleisdreieck, wie auch bei den Wendeschleifen, nur mit zusätzlicher Schaltungstechnik realisiert werden. Andernfalls werden die beiden Leiter, also die beiden Schienen, über kreuz zusammengeführt, und es entsteht ein Kurzschluss. Bei analoger Steuerung wird dieses Problem am einfachsten gelöst, indem ein Gleisabschnitt elektrisch von den anderen Gleisen getrennt und über einen Polwendeschalter mit Strom versorgt wird. Polwendeschalter bedingen einen kurzen Halt des Zuges. Der getrennte Gleisabschnitt kann auch über Dioden mit Strom versorgt werden. Ein Halt kann vermieden werden, wenn die Dioden als Gleichrichter (in Graetz-Schaltung) geschaltet werden und beim Durchfahren des Gleisabschnittes am Transformator die Fahrtrichtung gewechselt wird. Wenn das Wechseln der Fahrtrichtung am Transformator vergessen wird, kommt es zu einem Kurzschluss. Komplexere Lösungen verwenden Relais oder elektronische Schaltungen. Bei digitaler Steuerung bieten die Hersteller so genannte „Kehrschleifenmodule“ an. Solch ein Kehrschleifenmodul versorgt einen elektrisch von den anderen Gleisen getrennten Abschnitt.
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Kensington Square to Earl's Court, Survey of London. Volume 42, 1986, The Kensington Canal, Railways and Related Developments, S. 322–338 (Online+, University of London [abgerufen am 7. Oktober 2014]).