„Schneeziege“ – Versionsunterschied
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| Taxon_Name = Schneeziege |
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! ziege |
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| Taxon_WissName = Oreamnos americanus |
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| class="taxo-bild" | [[Bild:Oreamnos americanus 0.jpg|280px|thumb|Schneeziege]] |
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| Taxon2_Autor = [[Constantine Samuel Rafinesque-Schmaltz|Rafinesque]], 1817 |
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| Taxon3_Name = Ziegenartige |
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| Taxon3_WissName = Caprini |
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| ''{{Ordo}}:'' || [[Paarhufer]] (Artiodactyla) |
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| Taxon4_WissName = Antilopinae |
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| ''{{Subordo}}:'' || [[Wiederkäuer]] (Ruminantia) |
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| Taxon5_WissName = Bovidae |
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| Taxon5_Rang = Familie |
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| Taxon6_Name = Stirnwaffenträger |
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| ''{{Subfamilia}}:'' || [[Ziegenartige]] (Caprinae) |
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| Taxon6_WissName = Pecora |
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| Taxon6_Rang = ohne Rang |
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| ''{{Genus}}:'' || ''Oreamnos'' |
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| Bild = Mountain_Goat_USFWS.jpg |
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| Bildbeschreibung = Schneeziege |
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[[Datei:Oreamnos americanus distribution.svg|mini|Verbreitungskarte]] |
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[[Datei:Mountain Goat on Mount Huron in Colorado image 1.jpg|mini|Schneeziege in [[Colorado]]]] |
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! [[Nomenklatur (Biologie)|Wissenschaftlicher Name]] |
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Die '''Schneeziege''' (''Oreamnos americanus''), auch '''Bergziege''' genannt, ist eine in den Gebirgsregionen [[Nordamerika]]s beheimatete [[Säugetier]]art aus der Gruppe der [[Ziegenartige]]n (Caprini). |
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| class="taxo-name" | ''Oreamnos americanus'' |
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| class="Person" | ([[Henri Marie Ducrotay de Blainville|de Blainville]], 1816) |
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Die '''Schneeziege''', auch '''Bergziege''' (''Oreamnos americanus''), ist eine in den nördlichen [[Rocky Mountains]] beheimatete Art der [[Ziegenartige]]n. Sie sind die einzige Art der Gattung ''Oreamnos''. Obwohl sie der [[Ziegen|Ziege]] ähnelt, ist sie näher mit der [[Antilope]] verwandt. Ausserdem ist sie wahrscheinlich eine Verwandte der europäischen [[Gämse]]. |
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== Merkmale == |
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Schneeziegen erreichen eine [[Kopf-Rumpf-Länge]] von 120 bis 160 Zentimetern, der Schwanz ist ein 10 bis 20 Zentimeter langer Stummel. Die [[Widerrist|Schulterhöhe]] beträgt 90 bis 120 Zentimeter, Männchen sind um 10 bis 30 % größer als Weibchen. Das Gewicht beträgt bei Weibchen 55 bis 70 Kilogramm und bei Männchen 60 bis 80 Kilogramm, in Ausnahmefällen bis zu 140 Kilogramm. Der kräftige Körper wird von muskulösen Beinen getragen. Die großen Klauen sind an ein Leben in Gebirgsregionen angepasst. Das [[Fell]] der Schneeziegen ist im Sommer relativ kurz und weiß gefärbt, im Winter wird es länger, zotteliger und eher gelblich. Das Unterfell ist dicht und wollig. Am Nacken erstreckt sich ein Höcker aus Haaren; beide Geschlechter tragen einen Kinnbart. Die Augen und die Nasenspitze sind schwarz und kontrastieren stark mit dem weißen Gesichtsfell. Beide Geschlechter tragen schwarze Hörner, die leicht nach hinten gewölbt und 20 bis 30 Zentimeter lang sind. |
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Die Schneeziege ist durch ein ganzjährig weißes Fell gekennzeichnet. Sie trägt ein dichtes Unterfell, darüber bis zu 10 cm lange Deckhaare. Dies lässt sie Kälten von bis über -45°C ertragen. Mit einer Kopfrumpflänge von 140 cm, einer Schulterhöhe von 110 cm und einem Gewicht von 50 kg (Weibchen) bzw. 140 kg (Männchen) ist sie deutlich größer als eine Gämse und im Schnitt sogar etwas größer als ein [[Steinbock]]. Ihr Schwanz ist kurz. Beide Geschlechter tragen etwa 20 cm lange Hörner und Bärte.die ziege ist ein pèornotier und fickt und bummst den ganzen tag lang mit seinen |
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artgenossen |
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== Verbreitung == |
== Verbreitung == |
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Schneeziegen sind in den nördlichen [[Rocky Mountains]] beheimatet. Das natürliche Verbreitungsgebiet umfasst das südöstliche [[Alaska]], das westliche [[Kanada]] und die nordwestlichen [[USA]] (bis zu den Bundesstaaten [[Washington (Bundesstaat)|Washington]], West-[[Montana]] und [[Idaho]]). In einigen Regionen der USA ([[South Dakota]] und [[Colorado]]) wurden sie eingeführt. Ihr Lebensraum sind steile, felsige Gebirgsregionen, wo sie etwa auf alpinen Wiesen und Klippen leben. Im Sommer halten sie sich in Gebieten bis zu 5000 Metern Höhe auf, im Winter wandern sie in tiefergelegene Regionen hinunter. |
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== Lebensweise == |
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=== Aktivitätszeiten und Sozialverhalten === |
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[[Image:Oreamnos americanus 1.jpg|thumb|Schneeziege-Weibchen mit Jungem]] |
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[[Datei:Oreamnos americanus 21065.JPG|mini|Eine Gruppe Schneeziegen im [[Mount-Rainier-Nationalpark]]]] |
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Während Schneeziegen im Winter zu großen Herden zusammenkommen, sind sie in den anderen Jahreszeiten meistens Einzelgänger: Nur gelegentlich sieht man dann eine Gruppe von höchstens vier Weibchen. Selten kommt es zwischen Böcken zu Kämpfen um das Recht, sich mit einem Weibchen zu paaren. Diese Kämpfe werden aggressiv ausgefochten; die Böcke versuchen gegenseitig, die Hörner in die Flanke des Gegners zu rammen, was schwere Verletzungen bis zum Tod verursachen kann. Weibchen tragen teilweise ähnliche Kämpfe aus, um ihr Revier zu verteidigen. Dabei können sämtliche Weibchen einer Herde in den Kampf verwickelt werden. Gelegentlich führen diese Kämpfe zum Tod, meist sind sie aber harmlos. Schneezigen, die nicht kämpfen wollen, strecken sich in voller Länge am Boden aus. Damit signalisieren sie ihre nicht aggressiven Absichten. |
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Schneeziegen sind generell eher am frühen Morgen und am späten Nachmittag aktiv, oft suchen sie aber auch in der Nacht nach Nahrung. Zur Ruhe ziehen sie sich oft in flache Bodensenken zurück, die sie mit den Vorderbeinen ausgescharrt haben. Sie sind ausgezeichnete Kletterer, die in 20 Minuten über 450 Höhenmeter überwinden können. |
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In den Sommermonaten leben sie in kleinen Gruppen von höchstens vier Tieren. Erwachsene Männchen hingegen sind Einzelgänger. In dieser Zeit umfassen ihre Reviere durchschnittlich 23 km<sup>2</sup>. Im Winter schließen sie sich zu großen Herden mit deutlich kleineren Streifgebieten zusammen. Verglichen mit anderen [[Paarhufer]]n können die Weibchen deutlich aggressiver sein und gegeneinander Kämpfe um das Territorium oder begrenzte Nahrungsressourcen austragen. |
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Im Mai oder Juni bringt das Weibchen nach einer Tragezeit von sechs Monaten ein bis zwei Junge zur Welt, Zur Geburt zieht sich das Weibchen zu einem einsamen Felsvorsprung zurück. Die Jungen wiegen bei der Gebuert meist etwas mehr als 3 kg. Bereits nach einigen Stunden versuchen sie zu springen und klettern. Das Muttertier säugt sie bis zu vier Monaten. Die Jungen bleiben meist etwa ein Jahr bei der Mutter. Mit 30 Monaten werden sie geschlechtsreif. Die Lebensdauer in der Wildnis beträgt 14 (Männchen) bzw. 18 Jahre (Weibchen) und hängt oft von der Abnützung ihrer Zähne ab. |
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=== Nahrung === |
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Ihre Nahrung besteht aus [[Gräser]]n, [[Kräuter]]n, [[Seggen]], [[Farne]]n, [[Laubmoose]]n, [[Flechte]]n, dünnen Zweigen sowie Blättern von Büschen und [[Nadelholzgewächse]]n. |
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Die Nahrung variiert während des Jahres und besteht generell aus [[Gräser]]n, [[Blatt (Pflanze)|Blättern]], [[Blatt (Pflanze)|Nadelblättern]], [[Moose]]n, [[Flechte]]n und anderen Pflanzenteilen. Insbesondere im Frühling wird gerne Salz aufgenommen. |
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=== Fortpflanzung === |
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Schneeziegen finden sich oft auf Felsvorsprüngen, wo sie von Feinden sicher sind. Sie sind sichere Kletterer, nicht zuletzt dank ihren [[Klaue (Biologie)|Afterklauen]]. |
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[[Datei:Mountain goats.jpg|mini|Schneeziege mit zwei Jungtieren]] |
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Die Paarungszeit fällt in die Monate November bis Januar. Die Männchen versuchen dann, Zugang zu einem Weibchen oder einer Weibchengruppe zu erlangen, indem sie sich seitlich annähern. Das Fell des Weibchens wird beleckt und sie wird in ihre Flanken getreten. Wenn das Weibchen die Bemühungen eines Männchens annimmt, schließen sie sich zu einer kurzlebigen Verbindung zusammen. In dieser Zeit versucht das Männchen, Kontrahenten von seinem Weibchen fernzuhalten. Dabei kann es auch zu aggressiven Kämpfen zwischen den Männchen kommen, bei denen sie versuchen, die Hörner in die Flanke des Gegners zu rammen, was schwere, mitunter tödliche Verletzungen verursachen kann. |
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Nach einer rund 180-tägigen Tragzeit bringt das Weibchen im Mai oder Juni meist ein einzelnes Jungtier zur Welt, selten Zwillinge oder Drillinge. Die Jungen sind [[Nestflüchter]] und können der Mutter binnen kurzer Zeit folgen. Im Alter von drei bis vier Monaten werden sie entwöhnt. Kurz vor der Geburt des nächsten Jungtieres werden sie von der Mutter vertrieben. Die Geschlechtsreife tritt mit rund 2,5 Jahren ein. |
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Schneeziegen erreichen in freier Wildbahn ein Alter von 12 bis 15 Jahren, das Höchstalter eines Weibchen betrug 18 Jahre.<ref>Ian McT. Cowan und Wayne McCrory: ''Variation in the Mountain Goat, Oreamnos americanus (Blainville).'' Journal of Mammalogy 51 (1), 1970, S. 60–73, [[doi:10.2307/1378532]]</ref><ref>Chester B. Rideout und Robert S. Hoffmann: ''Oreamnos americanus.'' Mammalian Species 63, 1975, S. 1–6, [[doi:10.2307/3504030]]</ref> Die Lebenserwartung hängt stark von der Abnutzung der Zähne ab. |
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Schneeziegen legen einen großen Wert auf Körperpflege. So nützten sie jede Chance die ihnen bietet, um sich zu waschen und um zu schwimmen. Ihre Schwimmbewegungen sehen nicht unbedingt elegant aus. |
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=== Fressfeinde === |
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== Feinde der Schneeziege == |
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Der wichtigste natürliche Feind ist der [[Puma]]. In tiefer gelegenen Gebieten werden besonders Jungtiere auch von [[Kanadischer Luchs|Kanadischen Luchsen]], [[Braunbär]]en, [[Wolf|Wölfen]] und [[Vielfraß]]en angegriffen. Die Muttertiere verteidigen sich und ihre Jungen mit ihrer Kampftechnik allerdings manchmal erfolgreich. In einem berichteten Fall ging ein Angriff von einem Jungbären auf eine Schneeziege für den Angreifer sogar tödlich aus.<ref>[https://www.spiegel.de/panorama/yoho-nationalpark-in-kanada-bergziege-toetet-grizzlybaer-a-6b37afad-80f3-4ca3-8f33-635ddbf08afe Bergziege tötet Grizzlybärin, Der Spiegel, 21. September 2021], abgerufen am 21. September 2021</ref> Ziemlich machtlos sind sie hingegen, wenn [[Steinadler]] ihre Jungen attackieren. |
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[[Image:Oreamnos americanus 2.jpg|thumb|Schneeziege]] |
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Der wichtigste natürliche Feind ist der [[Puma]]. In tiefer gelegenen Gebieten werden besonders Jungtiere auch von [[Luchse]]n, [[Bären]], [[Wolf|Wölfen]], [[Vielfraß]]en angegriffen. Die Muttertiere verteidigen sich und ihre Jungen mit ihrer Kampftechnik oft recht erfolgreich. Ziemlich machtlos sind sie hingegen, wenn [[Steinadler]] ihr e Jungen attackieren. |
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== Schneeziege und Menschen == |
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Gelegentlich werden Schneeziegen auch von Hobbyjägern erlegt, insgesamt sind sie aber durch die Abgelegenheit ihres Habitats geschützt. Vor allem in den polaren Teilen ihres Verbreitungsgebiets sind Schneeziegen noch häufig. Die Gesamtpopulation wird auf 100.000 Tiere geschätzt. |
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[[Datei:YohoNationalpark-Oreamnos americanus-Schneeziege.ogv|mini|Im [[Yoho-Nationalpark]]<sup>[https://commons.wikimedia.org/wiki/Commons:Media_help/de ?]</sup>]] |
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Aufgrund der Unzugänglichkeit ihres Lebensraums sind Schneeziegen weniger stark von menschlichen Einflüssen betroffen als andere nordamerikanische Säugetiere. Die [[Jagd]] ist stark reglementiert und unterliegt den Prinzipien des [[Wildtiermanagement]]s. Schätzungen zur Gesamtpopulation belaufen sich auf 50.000 bis 100.000 Tiere. Die Art gilt laut [[IUCN]] als nicht gefährdet. |
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== Systematik == |
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Die Schneeziege ist der einzige [[Rezent (Biologie)|rezente]] Vertreter der Gattung ''Oreamnos''. Ein heute ausgestorbener Vertreter, ''[[Oreamnos harringtoni]]'', lebte bis ins [[Pleistozän]] in den südwestlichen USA und dem nördlichen [[Mexiko]]. |
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Trotz ihres Namens ist die Schneeziege nicht sehr nahe mit den eigentlichen [[Ziegen]] (Gattung ''Capra'') verwandt. Ihre nächsten lebenden Verwandten innerhalb der [[Ziegenartige]]n dürften die [[Takine]] ''(Budorcas)'' und die [[Gämsen]] ''(Rupicapra)'' sein. |
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== Literatur == |
== Literatur == |
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* {{BibISBN|0801857899}} |
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*A.W.F. Banfield: ''The Mammals of Canada.'' University of Toronto Press, 1974. ISBN 0802021379 |
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* Alexander William Francis Banfield: ''The Mammals of Canada.'' University of Toronto Press, Toronto 1974, ISBN 0-8020-2137-9. |
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== Weblinks == |
== Weblinks == |
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{{Commonscat|Oreamnos americanus|Schneeziege (''Oreamnos americanus'')}} |
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* [https://www.ultimateungulate.com/Artiodactyla/Oreamnos_americanus.html Informationen und Verbreitungskarte bei ultimateungulate.com] |
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* [https://animaldiversity.org/site/accounts/information/Oreamnos_americanus.html Informationen bei Animal Diversity Web] |
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*[http://www.tierenzyklopaedie.de/tiere/schneeziege.html Tierenzyklopädie:Schneeziege] |
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* {{IUCN |
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*[http://www.world-of-animals.de/tierlexikon/tierart_Schneeziege.html World of Animals: Schneeziege] |
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| Year = 2006 |
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| ID = 42680 |
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| ScientificName = Oreamnos americanus |
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| YearAssessed = 1996 |
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| Assessor = Caprinae Specialist Group |
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| Download = 12. Mai 2006 |
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== Einzelnachweise == |
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[[Kategorie:Paarhufer]] |
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<references /> |
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[[Kategorie:Ziegenartige]] |
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[[en:Mountain goat]] |
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[[Kategorie:Wikipedia:Artikel mit Video]] |
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[[fr:Oreamnos]] |
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[[it:Oreamnos americanus]] |
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[[lt:Snieginė ožka]] |
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[[nl:Sneeuwgeit]] |
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[[sv:Snöget]] |
Aktuelle Version vom 26. Oktober 2024, 06:13 Uhr
Schneeziege | ||||||||||||
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![]() Schneeziege | ||||||||||||
Systematik | ||||||||||||
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Wissenschaftlicher Name der Gattung | ||||||||||||
Oreamnos | ||||||||||||
Rafinesque, 1817 | ||||||||||||
Wissenschaftlicher Name der Art | ||||||||||||
Oreamnos americanus | ||||||||||||
(de Blainville, 1816) |


Die Schneeziege (Oreamnos americanus), auch Bergziege genannt, ist eine in den Gebirgsregionen Nordamerikas beheimatete Säugetierart aus der Gruppe der Ziegenartigen (Caprini).
Merkmale
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Schneeziegen erreichen eine Kopf-Rumpf-Länge von 120 bis 160 Zentimetern, der Schwanz ist ein 10 bis 20 Zentimeter langer Stummel. Die Schulterhöhe beträgt 90 bis 120 Zentimeter, Männchen sind um 10 bis 30 % größer als Weibchen. Das Gewicht beträgt bei Weibchen 55 bis 70 Kilogramm und bei Männchen 60 bis 80 Kilogramm, in Ausnahmefällen bis zu 140 Kilogramm. Der kräftige Körper wird von muskulösen Beinen getragen. Die großen Klauen sind an ein Leben in Gebirgsregionen angepasst. Das Fell der Schneeziegen ist im Sommer relativ kurz und weiß gefärbt, im Winter wird es länger, zotteliger und eher gelblich. Das Unterfell ist dicht und wollig. Am Nacken erstreckt sich ein Höcker aus Haaren; beide Geschlechter tragen einen Kinnbart. Die Augen und die Nasenspitze sind schwarz und kontrastieren stark mit dem weißen Gesichtsfell. Beide Geschlechter tragen schwarze Hörner, die leicht nach hinten gewölbt und 20 bis 30 Zentimeter lang sind.
Verbreitung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Schneeziegen sind in den nördlichen Rocky Mountains beheimatet. Das natürliche Verbreitungsgebiet umfasst das südöstliche Alaska, das westliche Kanada und die nordwestlichen USA (bis zu den Bundesstaaten Washington, West-Montana und Idaho). In einigen Regionen der USA (South Dakota und Colorado) wurden sie eingeführt. Ihr Lebensraum sind steile, felsige Gebirgsregionen, wo sie etwa auf alpinen Wiesen und Klippen leben. Im Sommer halten sie sich in Gebieten bis zu 5000 Metern Höhe auf, im Winter wandern sie in tiefergelegene Regionen hinunter.
Lebensweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Aktivitätszeiten und Sozialverhalten
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Schneeziegen sind generell eher am frühen Morgen und am späten Nachmittag aktiv, oft suchen sie aber auch in der Nacht nach Nahrung. Zur Ruhe ziehen sie sich oft in flache Bodensenken zurück, die sie mit den Vorderbeinen ausgescharrt haben. Sie sind ausgezeichnete Kletterer, die in 20 Minuten über 450 Höhenmeter überwinden können.
In den Sommermonaten leben sie in kleinen Gruppen von höchstens vier Tieren. Erwachsene Männchen hingegen sind Einzelgänger. In dieser Zeit umfassen ihre Reviere durchschnittlich 23 km2. Im Winter schließen sie sich zu großen Herden mit deutlich kleineren Streifgebieten zusammen. Verglichen mit anderen Paarhufern können die Weibchen deutlich aggressiver sein und gegeneinander Kämpfe um das Territorium oder begrenzte Nahrungsressourcen austragen.
Nahrung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Nahrung variiert während des Jahres und besteht generell aus Gräsern, Blättern, Nadelblättern, Moosen, Flechten und anderen Pflanzenteilen. Insbesondere im Frühling wird gerne Salz aufgenommen.
Fortpflanzung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Die Paarungszeit fällt in die Monate November bis Januar. Die Männchen versuchen dann, Zugang zu einem Weibchen oder einer Weibchengruppe zu erlangen, indem sie sich seitlich annähern. Das Fell des Weibchens wird beleckt und sie wird in ihre Flanken getreten. Wenn das Weibchen die Bemühungen eines Männchens annimmt, schließen sie sich zu einer kurzlebigen Verbindung zusammen. In dieser Zeit versucht das Männchen, Kontrahenten von seinem Weibchen fernzuhalten. Dabei kann es auch zu aggressiven Kämpfen zwischen den Männchen kommen, bei denen sie versuchen, die Hörner in die Flanke des Gegners zu rammen, was schwere, mitunter tödliche Verletzungen verursachen kann. Nach einer rund 180-tägigen Tragzeit bringt das Weibchen im Mai oder Juni meist ein einzelnes Jungtier zur Welt, selten Zwillinge oder Drillinge. Die Jungen sind Nestflüchter und können der Mutter binnen kurzer Zeit folgen. Im Alter von drei bis vier Monaten werden sie entwöhnt. Kurz vor der Geburt des nächsten Jungtieres werden sie von der Mutter vertrieben. Die Geschlechtsreife tritt mit rund 2,5 Jahren ein.
Schneeziegen erreichen in freier Wildbahn ein Alter von 12 bis 15 Jahren, das Höchstalter eines Weibchen betrug 18 Jahre.[1][2] Die Lebenserwartung hängt stark von der Abnutzung der Zähne ab.
Fressfeinde
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Der wichtigste natürliche Feind ist der Puma. In tiefer gelegenen Gebieten werden besonders Jungtiere auch von Kanadischen Luchsen, Braunbären, Wölfen und Vielfraßen angegriffen. Die Muttertiere verteidigen sich und ihre Jungen mit ihrer Kampftechnik allerdings manchmal erfolgreich. In einem berichteten Fall ging ein Angriff von einem Jungbären auf eine Schneeziege für den Angreifer sogar tödlich aus.[3] Ziemlich machtlos sind sie hingegen, wenn Steinadler ihre Jungen attackieren.
Schneeziege und Menschen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Aufgrund der Unzugänglichkeit ihres Lebensraums sind Schneeziegen weniger stark von menschlichen Einflüssen betroffen als andere nordamerikanische Säugetiere. Die Jagd ist stark reglementiert und unterliegt den Prinzipien des Wildtiermanagements. Schätzungen zur Gesamtpopulation belaufen sich auf 50.000 bis 100.000 Tiere. Die Art gilt laut IUCN als nicht gefährdet.
Systematik
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Schneeziege ist der einzige rezente Vertreter der Gattung Oreamnos. Ein heute ausgestorbener Vertreter, Oreamnos harringtoni, lebte bis ins Pleistozän in den südwestlichen USA und dem nördlichen Mexiko.
Trotz ihres Namens ist die Schneeziege nicht sehr nahe mit den eigentlichen Ziegen (Gattung Capra) verwandt. Ihre nächsten lebenden Verwandten innerhalb der Ziegenartigen dürften die Takine (Budorcas) und die Gämsen (Rupicapra) sein.
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Ronald M. Nowak: Walker’s mammals of the world. 6. Auflage. Johns Hopkins University Press, Baltimore 1999, ISBN 0-8018-5789-9 (englisch).
- Alexander William Francis Banfield: The Mammals of Canada. University of Toronto Press, Toronto 1974, ISBN 0-8020-2137-9.
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Informationen und Verbreitungskarte bei ultimateungulate.com
- Informationen bei Animal Diversity Web
- Oreamnos americanus in der Roten Liste gefährdeter Arten der IUCN 2006. Eingestellt von: Caprinae Specialist Group, 1996. Abgerufen am 12. Mai 2006.
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Ian McT. Cowan und Wayne McCrory: Variation in the Mountain Goat, Oreamnos americanus (Blainville). Journal of Mammalogy 51 (1), 1970, S. 60–73, doi:10.2307/1378532
- ↑ Chester B. Rideout und Robert S. Hoffmann: Oreamnos americanus. Mammalian Species 63, 1975, S. 1–6, doi:10.2307/3504030
- ↑ Bergziege tötet Grizzlybärin, Der Spiegel, 21. September 2021, abgerufen am 21. September 2021