„Fürstentum Walachei“ – Versionsunterschied
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{{Dieser Artikel|behandelt das Fürstentum auf dem Gebiet des heutigen Rumänien. Zum Fürstentum auf dem Gebiet des heutigen Griechenland siehe [[Megalovlachia]].}} |
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[[Bild:Walachia.png|thumb|right|Gebiet der Walachei]] |
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[[Datei:Coat of arms of Wallachia, 1700.svg|mini|hochkant|Wappen des Fürstentums Walachei]] |
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Die '''Walachei''' (rum.: ''Ţara Românească'', zu Deutsch: Rumänisches Land) ist eine Landschaft [[Rumänien]]s und ein historisches [[Fürstentum]]. Für die Wortherkunft siehe „[[Walachen]]“. |
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Das '''Fürstentum Walachei''' ({{roS|principatul Țării Românești, Țara Românească}}; Rumänisch mit kyrillischem Alphabet: Цѣра Рꙋмѫнѣскъ, Țeara Rumânească; {{elS|Βλαχία}}) war ein [[Staat]] mit dem Zentrum in [[Câmpulung]] und später in [[Curtea de Argeș]],<ref>Gerhard Ernst: ''Romanische Sprachgeschichte.'' S. 736.</ref> der zu Beginn des 14. Jahrhunderts unter dem Fürsten [[Basarab I.]] entstand. Das über Jahrhunderte unter [[Osmanisches Reich|osmanischer]] Lehenshoheit stehende Fürstentum bildet eine der Keimzellen des 1859 entstandenen Staates [[Rumänien]]. |
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{{Hauptartikel|Geschichte der Walachei}} |
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Bis 1330 stand das Fürstentum unter dem [[Supremat]] des [[Königreich Ungarn|Königreichs Ungarn]],<ref>Ebba Hagenberg-Miliu, Ebba-Christina Hagenberg-Miliu: ''Rumänien.'' S. 38</ref> dem Jahr der [[Schlacht bei Posada]], in der König [[Karl I. (Ungarn)|Karl von Ungarn]] den [[Walachen]] militärisch unterlag. Durch die vollständige [[Osmanisches Reich|osmanische]] Eroberung und [[Annexion]] [[Geschichte Bulgariens#Zweites Bulgarisches Reich|Bulgariens]] bis 1396 grenzte die Walachei an den Staat [[Liste der Sultane des Osmanischen Reichs|der osmanischen Sultane]] und geriet trotz eines erbitterten Widerstands des Fürsten [[Mircea cel Bătrân|Mircea des Alten]] gegen Sultan [[Bayezid I.]] nach den [[Schlacht von Rovine|Schlachten bei Rovine]] 1395 und [[Schlacht bei Nikopolis|Nikopolis]] 1396<ref>Laut Brigitta Gabriela Hannover: ''Bukarest.'' S. 28, ab 1396 [[Tribut]]zahlungen und Anerkennung der Oberhoheit, laut Ebba Hagenberg-Miliu, Ebba-Christina Hagenberg-Miliu: ''Rumänien.'' S. 38, erst 1415 Tributpflicht inklusive Vasalleneid; laut Daniel Ursprung: ''Herrschaftslegitimation zwischen Tradition und Innovation.'' S. 41, ab 1415/17 nur ''reguläre Tributzahlungen'' ohne Vasalleneid</ref> in ein Abhängigkeitsverhältnis zum Osmanischen Reich. Ein genauer Zeitpunkt für den Beginn des Abhängigkeitsverhältnisses der Walachen zu den Osmanen ist kaum festzuhalten, da es sich um einen schrittweisen Prozess handelte, der nie verbindlich geregelt wurde. Anfangs standen vereinzelte, später regelmäßige Tributzahlungen zur Aufrechterhaltung des Friedens. Die [[Wojewode]]n betrachteten die Leistung von Tributen als eine Abgabe zum Erkauf des Friedens, während die osmanische Seite dies als Unterwerfung unter die Vorherrschaft des Sultans deutete.<ref>Daniel Ursprung: ''Herrschaftslegitimation zwischen Tradition und Innovation.'' S. 41</ref> Es mussten Tributleistungen an den Sultanshof in [[Edirne]] bzw. ab 1453 in [[Konstantinopel]] geleistet werden, die im Lauf der Jahrhunderte die innere [[Autonomie]] des Staates sicherten,<ref>Klaus Kreiser: ''Der osmanische Staat 1300–1922.'' S. 21</ref> zudem eine gewaltsame Eroberung und [[Islamisierung]] des Fürstentums verhinderten.<!-- http://de.encarta.msn.com/encyclopedia_721528469/Walachei.html --> Nach dem politischen Sturz des Fürsten [[Vlad III. Drăculea]] 1462 verfestigte sich jedoch die politische Abhängigkeit vom Nachbarn im Süden. Das Fürstentum wurde durch die Schwäche der Herrscher und interne Machtkämpfe innerhalb der [[Bojaren]][[oligarchie]] in den folgenden Jahrhunderten de facto ein [[Satellitenstaat|Vasallenstaat]] des Osmanischen Reiches, wodurch die auch mit Wojewode oder [[Hospodar]] betitelten walachischen Fürsten zusätzlich, neben den Tributzahlungen, zur [[Heerfolge]] in der [[Osmanische Armee|Osmanischen Armee]] verpflichtet wurden. |
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An der Wende vom 16. zum 17. Jahrhundert erkämpften sich, begünstigt durch eine Schwächephase des Osmanischen Reiches, die Walachei und andere osmanische Schutzstaaten in der Region kurzzeitig ihre [[Souveränität|Unabhängigkeit]] zurück. Das Fürstentum Walachei wurde 1600 erstmals mit dem [[Fürstentum Siebenbürgen]] und dem [[Fürstentum Moldau]] im Zuge einer knapp einjährigen [[Personalunion]] unter Fürst [[Mihai Viteazul|Michael dem Tapferen]] vereinigt. Bis zum Jahr 1659 war [[Târgoviște]] die Hauptstadt der Walachei, danach [[Bukarest]]. |
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Die Walachei wird im Norden von den Südkarpaten und im Süden von der [[Donau]], die gleichzeitig die Grenze zu [[Bulgarien]] ist, begrenzt. Der Fluss [[Olt (Fluss)|Olt]] teilt sie in die [[Große Walachei]] (Muntenia) im Osten und die [[Kleine Walachei]] (Oltenia) im Westen. |
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Die größte Stadt der Walachei ist die rumänische Hauptstadt [[Bukarest]]. |
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Sieben Prozent der Bevölkerung, die sogenannten [[Zigeuner|tigani]] ([[Roma]]) waren [[Sklaverei|Sklaven]]. Sie wurden seit dem 14. Jahrhundert bis zur endgültigen [[Abolitionismus|Abschaffung der Sklaverei]] 1856 von der Kirche, von Klöstern, als Staatssklaven und von Privatleuten als Bauern und Gesinde gehalten, die Mehrheit wurde als [[Nomaden|nomadische]] [[Goldsucher|Goldwäscher]], Jäger, Handwerker oder Musiker eingesetzt.<ref>[[Michael Zeuske]]: ''Handbuch Geschichte der Sklaverei. Eine Globalgeschichte von den Anfängen bis heute.'' De Gruyter, New York / Berlin 2019, ISBN 978-3-11-055884-5, S. 862 f.</ref> |
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Die Donaustädte [[Giurgiu]] und [[Turnu Măgurele]] (ab 1417)<ref>Viorel Panaite: Ottoman Law of War and Peace: ''The Ottoman Empire and Its Tribute-Payers from the North of the Danube'', S. 110</ref><ref>Birgitta Gabriela Hannover Moser: ''Rumänien: Kunstschätze und Naturschönheiten'', S. 303</ref> sowie [[Brăila]] (ab 1538)<ref>Robert S. Rush und William W. Epley: ''Partnership for Peace. Consortium of Defense: Multinational Operations, Alliances, and International Military Cooperation Past and Future'', Wien, 2005, S. 14; Roumen Dontchev Daskalov and Tchavdar Marinov: ''Entangled Histories of the Balkans - Volume One: National Ideologies and Language Policies'', 2013, S. 84</ref>, standen bis 1829 unter direkter osmanischer Herrschaft. |
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Von 1802 bis 1806 herrschte der [[Gospodar]] [[Konstantin Ypsilantis]] unter osmanischem Supremat und auf Betreiben lokaler Herrscher in der Walachei. Er schloss einen Pakt mit [[Osman Pazvantoğlu]], der die Walachei regelmäßig eigenmächtig überfiel, und bewog ihn dazu, diese Angriffe einzustellen. Zudem stellte er eine walachische Armee auf, mit der er das Land sicherte, und leitete institutionelle [[Reform|Reformen]] ein. Im Jahr 1807 vereinte er die Walachei für kurze Zeit unter russischer Oberhoheit mit der Moldau – ein Vorhaben, das zuvor nur [[Mihai Viteazul]] gelungen war. Darüber hinaus plante er die Schaffung eines einheitlichen, unabhängigen „[[Dakien|Daziens]]“, das die [[Donaufürstentümer]] und [[Serbien]] umfassen sollte, doch dieses Vorhaben scheiterte letztlich.<ref>{{Literatur |Autor=L. Maier |Titel=Ipsilanti, Constantin |Hrsg=Mathias Bernath / Felix von Schroeder |Sammelwerk=Biographisches Lexikon zur Geschichte Südosteuropas |Band=2 |Ort=München |Datum=1976 |Seiten=232 f. |Online=https://www.biolex.ios-regensburg.de/BioLexViewview.php?ID=1011}}</ref><ref>{{Internetquelle |autor=Cosmin Pătraşcu Zamfirache |url=https://adevarul.ro/stil-de-viata/magazin/file-necunoscute-din-istoria-romanilor-fanariotul-2357219.html |titel=File necunoscute din istoria românilor. Fanariotul la un pas de a înființa un Regat Dacic la începutul secolului al XIX-lea |titelerg=[Unbekannte Akten aus der Geschichte der Rumänen. Phanariot stand zu Beginn des 19. Jahrhunderts kurz vor der Gründung eines dakischen Königreichs] |werk=Adevarul |datum=2024-04-26 |sprache=Ru |abruf=2025-03-27}}</ref><ref>{{Literatur |Autor=Mihai Olaru |Titel=From Disloyalty to Law-breaking. The Emergence of Administrative and Judicial Malpractice in Eighteenth-Century Wallachia |Sammelwerk=Südost-Forschungen |Band=77 |Nummer=1 |Datum=2018-12-01 |Sprache=en |ISSN=2364-9321 |DOI=10.1515/sofo-2018-770105 |Seiten=10–29 |Online=https://www.degruyter.com/document/doi/10.1515/sofo-2018-770105/html |Abruf=2025-03-27}}</ref> |
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Die Vereinigung mit dem Fürstentum Moldau im Jahr 1859 war der Ursprung des am 24. Dezember 1861 [[Proklamation|proklamierten]] [[Fürstentum Rumänien|Fürstentums Rumänien]], das als [[Rechtsnachfolge|Nachfolger]] beider Staaten gilt. |
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== Wappen == |
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Die Walachei war ab [[1330]] ein selbständiges Fürstentum, bis dahin war sie unter [[Ungarn|ungarischer]] Lehnshoheit. Nach einer Phase unter osmanischer Herrschaft (allerdings war die Walachei zunächst nur tributpflichtig und dann im Vasallenstatus, da den Osmanen die gewaltsame Niederwerfung niemals gelang - die Walachei wurde aber später durch eingesetzte Fürsten, den sogenannten "[[Phanariot]]en" regiert) wurde sie um 1600 erstmals mit [[Siebenbürgen]] und dem [[Fürstentum Moldau]] vereinigt (allerdings nur für ein Jahr, durch den Fürsten Mihai Viteazul, d.h. Michael der Tapfere). Danach verstärkte sich der türkische Einfluss. Die Vereinigung mit dem Fürstentum Moldau im Jahr [[1859]] war der Ursprung des am [[24. Dezember]] [[1861]] proklamierten Rumänien. Rumänien errang aber erst durch seine Siege im russisch-osmanischen Krieg 1877 seine Unabhängigkeit. |
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[[Blasonierung]]: „In Blau ein linksgewendeter, auffliegender, rücksehender, silbernbekrallter, schwarzer Adler, einen entwurzelten Laubbaum in natürlichen Farben in den Klauen und ein goldenes Fußspitzenkreuzchen im Schnabel, im Schildhaupt beseitet vorne von einer goldenen Strahlensonne, hinten von einem silberner zunehmenden Mond.“ - „Auf dem Schildrand ein [[Fürstenhut]] aus Hermelinstulp mit oben fünf sichtbaren halbrunden [[Latz|Lätzen]], drei sichtbaren (vier), mittig zusammenlaufenden, mit silbernen Perlen besetzten goldenen Strahlen, mittig besteckt mit einem kleinen blauen [[Reichsapfel]] mit goldenem Beschlag und Kreuz sowie darunter einer purpurfarbenen Mütze.“ |
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Wallachia cca1390.svg|Das Fürstentum Walachei während der Herrschaft von Fürst Mircea cel Bătrân, der um 1390 für die Walachei die [[Dobrudscha]] und damit einen Zugang zum [[Schwarzes Meer|Schwarzen Meer]] erwarb, der 1417 an die Osmanen verloren ging.<ref>Wolfgang Kessler: ''Ost- und südostdeutsche Heimatbücher und Ortsmonographien nach 1945'', S. 285</ref><ref>Arbeitsgemeinschaft Ostdeutscher Familienforscher: ''Wegweiser für Forschungen nach Vorfahren aus den ostdeutschen und sudetendeutschen Gebieten sowie aus den deutschen Siedlungsräumen in Mittel-, Ost- und Südosteuropa'', S. 128</ref> |
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Walachia.png|Die Landschaft Walachei im heutigen Rumänien |
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== Siehe auch == |
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''Siehe auch:'' [[Liste der Herrscher der Walachei]], [[Portal:Südosteuropa/Rumänien]], [[Wallach]] |
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* [[Liste der Herrscher der Walachei]] |
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* [[Geschichte von Bukarest]] |
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== Literatur == |
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* Daniel Ursprung: ''Die Walachei als historische Region – Schnittstelle europäischer Verflechtungen an der Peripherie.'' In: ''Rumänien: Raum und Bevölkerung. Geschichte und Geschichtsbilder. Kultur. Gesellschaft und Politik heute. Wirtschaft. Recht und Verfassung. Historische Regionen.'' Hrsg. von Thede Kahl, Michael Metzeltin, [[Mihai Răzvan Ungureanu]]. Lit Verlag, Wien/Münster 2006. S. 807–824 (zugleich Sonderband der Österreichischen Osthefte – Zeitschrift für Mittel-, Ost- und Südosteuropaforschung, 48/2006), ISBN 3-8258-0069-5 und ISBN 3-7000-0593-8. |
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== Einzelnachweise und Anmerkungen == |
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[[cs:Valašsko (Rumunsko)]] |
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[[Kategorie:Historischer Staat in Europa|Walachei, Fürstentum]] |
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[[en:Wallachia]] |
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[[Kategorie:Lehen der polnischen Krone]] |
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[[eo:Valaĥio (Rumanio)]] |
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[[es:Valaquia]] |
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[[Kategorie:Ehemaliger Binnenstaat|Walachei]] |
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[[fi:Valakia]] |
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[[Kategorie:Staat (Mittelalter)|Walachei]] |
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[[fr:Valachie]] |
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[[Kategorie:Historischer Staat (Neuzeit)|Walachei]] |
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[[he:ואלכיה]] |
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[[hr:Vla%C5%A1ka]] |
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[[ja:ワラキア]] |
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[[hu:Havasalföld]] |
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[[nl:Walachije]] |
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[[pl:Wołoszczyzna]] |
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[[ro:Ţara Românească]] |
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[[ro:Valahia]] |
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[[ru:Валахия]] |
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[[zh:瓦拉奇公國]] |
Aktuelle Version vom 16. Mai 2025, 08:12 Uhr

Das Fürstentum Walachei (rumänisch principatul Țării Românești, Țara Românească; Rumänisch mit kyrillischem Alphabet: Цѣра Рꙋмѫнѣскъ, Țeara Rumânească; griechisch Βλαχία) war ein Staat mit dem Zentrum in Câmpulung und später in Curtea de Argeș,[1] der zu Beginn des 14. Jahrhunderts unter dem Fürsten Basarab I. entstand. Das über Jahrhunderte unter osmanischer Lehenshoheit stehende Fürstentum bildet eine der Keimzellen des 1859 entstandenen Staates Rumänien.
Geschichte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Bis 1330 stand das Fürstentum unter dem Supremat des Königreichs Ungarn,[2] dem Jahr der Schlacht bei Posada, in der König Karl von Ungarn den Walachen militärisch unterlag. Durch die vollständige osmanische Eroberung und Annexion Bulgariens bis 1396 grenzte die Walachei an den Staat der osmanischen Sultane und geriet trotz eines erbitterten Widerstands des Fürsten Mircea des Alten gegen Sultan Bayezid I. nach den Schlachten bei Rovine 1395 und Nikopolis 1396[3] in ein Abhängigkeitsverhältnis zum Osmanischen Reich. Ein genauer Zeitpunkt für den Beginn des Abhängigkeitsverhältnisses der Walachen zu den Osmanen ist kaum festzuhalten, da es sich um einen schrittweisen Prozess handelte, der nie verbindlich geregelt wurde. Anfangs standen vereinzelte, später regelmäßige Tributzahlungen zur Aufrechterhaltung des Friedens. Die Wojewoden betrachteten die Leistung von Tributen als eine Abgabe zum Erkauf des Friedens, während die osmanische Seite dies als Unterwerfung unter die Vorherrschaft des Sultans deutete.[4] Es mussten Tributleistungen an den Sultanshof in Edirne bzw. ab 1453 in Konstantinopel geleistet werden, die im Lauf der Jahrhunderte die innere Autonomie des Staates sicherten,[5] zudem eine gewaltsame Eroberung und Islamisierung des Fürstentums verhinderten. Nach dem politischen Sturz des Fürsten Vlad III. Drăculea 1462 verfestigte sich jedoch die politische Abhängigkeit vom Nachbarn im Süden. Das Fürstentum wurde durch die Schwäche der Herrscher und interne Machtkämpfe innerhalb der Bojarenoligarchie in den folgenden Jahrhunderten de facto ein Vasallenstaat des Osmanischen Reiches, wodurch die auch mit Wojewode oder Hospodar betitelten walachischen Fürsten zusätzlich, neben den Tributzahlungen, zur Heerfolge in der Osmanischen Armee verpflichtet wurden.
An der Wende vom 16. zum 17. Jahrhundert erkämpften sich, begünstigt durch eine Schwächephase des Osmanischen Reiches, die Walachei und andere osmanische Schutzstaaten in der Region kurzzeitig ihre Unabhängigkeit zurück. Das Fürstentum Walachei wurde 1600 erstmals mit dem Fürstentum Siebenbürgen und dem Fürstentum Moldau im Zuge einer knapp einjährigen Personalunion unter Fürst Michael dem Tapferen vereinigt. Bis zum Jahr 1659 war Târgoviște die Hauptstadt der Walachei, danach Bukarest.
Sieben Prozent der Bevölkerung, die sogenannten tigani (Roma) waren Sklaven. Sie wurden seit dem 14. Jahrhundert bis zur endgültigen Abschaffung der Sklaverei 1856 von der Kirche, von Klöstern, als Staatssklaven und von Privatleuten als Bauern und Gesinde gehalten, die Mehrheit wurde als nomadische Goldwäscher, Jäger, Handwerker oder Musiker eingesetzt.[6]
Die Donaustädte Giurgiu und Turnu Măgurele (ab 1417)[7][8] sowie Brăila (ab 1538)[9], standen bis 1829 unter direkter osmanischer Herrschaft.
Von 1802 bis 1806 herrschte der Gospodar Konstantin Ypsilantis unter osmanischem Supremat und auf Betreiben lokaler Herrscher in der Walachei. Er schloss einen Pakt mit Osman Pazvantoğlu, der die Walachei regelmäßig eigenmächtig überfiel, und bewog ihn dazu, diese Angriffe einzustellen. Zudem stellte er eine walachische Armee auf, mit der er das Land sicherte, und leitete institutionelle Reformen ein. Im Jahr 1807 vereinte er die Walachei für kurze Zeit unter russischer Oberhoheit mit der Moldau – ein Vorhaben, das zuvor nur Mihai Viteazul gelungen war. Darüber hinaus plante er die Schaffung eines einheitlichen, unabhängigen „Daziens“, das die Donaufürstentümer und Serbien umfassen sollte, doch dieses Vorhaben scheiterte letztlich.[10][11][12]
Die Vereinigung mit dem Fürstentum Moldau im Jahr 1859 war der Ursprung des am 24. Dezember 1861 proklamierten Fürstentums Rumänien, das als Nachfolger beider Staaten gilt.
Wappen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Blasonierung: „In Blau ein linksgewendeter, auffliegender, rücksehender, silbernbekrallter, schwarzer Adler, einen entwurzelten Laubbaum in natürlichen Farben in den Klauen und ein goldenes Fußspitzenkreuzchen im Schnabel, im Schildhaupt beseitet vorne von einer goldenen Strahlensonne, hinten von einem silberner zunehmenden Mond.“ - „Auf dem Schildrand ein Fürstenhut aus Hermelinstulp mit oben fünf sichtbaren halbrunden Lätzen, drei sichtbaren (vier), mittig zusammenlaufenden, mit silbernen Perlen besetzten goldenen Strahlen, mittig besteckt mit einem kleinen blauen Reichsapfel mit goldenem Beschlag und Kreuz sowie darunter einer purpurfarbenen Mütze.“
Galerie
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]-
Das Fürstentum Walachei während der Herrschaft von Fürst Mircea cel Bătrân, der um 1390 für die Walachei die Dobrudscha und damit einen Zugang zum Schwarzen Meer erwarb, der 1417 an die Osmanen verloren ging.[13][14]
-
Die Landschaft Walachei im heutigen Rumänien
Siehe auch
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Steven W. Sowards: Moderne Geschichte des Balkans. Der Balkan im Zeitalter des Nationalismus. BoD 2004, ISBN 3-8334-0977-0.
- Daniel Ursprung: Die Walachei als historische Region – Schnittstelle europäischer Verflechtungen an der Peripherie. In: Rumänien: Raum und Bevölkerung. Geschichte und Geschichtsbilder. Kultur. Gesellschaft und Politik heute. Wirtschaft. Recht und Verfassung. Historische Regionen. Hrsg. von Thede Kahl, Michael Metzeltin, Mihai Răzvan Ungureanu. Lit Verlag, Wien/Münster 2006. S. 807–824 (zugleich Sonderband der Österreichischen Osthefte – Zeitschrift für Mittel-, Ost- und Südosteuropaforschung, 48/2006), ISBN 3-8258-0069-5 und ISBN 3-7000-0593-8.
Einzelnachweise und Anmerkungen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Gerhard Ernst: Romanische Sprachgeschichte. S. 736.
- ↑ Ebba Hagenberg-Miliu, Ebba-Christina Hagenberg-Miliu: Rumänien. S. 38
- ↑ Laut Brigitta Gabriela Hannover: Bukarest. S. 28, ab 1396 Tributzahlungen und Anerkennung der Oberhoheit, laut Ebba Hagenberg-Miliu, Ebba-Christina Hagenberg-Miliu: Rumänien. S. 38, erst 1415 Tributpflicht inklusive Vasalleneid; laut Daniel Ursprung: Herrschaftslegitimation zwischen Tradition und Innovation. S. 41, ab 1415/17 nur reguläre Tributzahlungen ohne Vasalleneid
- ↑ Daniel Ursprung: Herrschaftslegitimation zwischen Tradition und Innovation. S. 41
- ↑ Klaus Kreiser: Der osmanische Staat 1300–1922. S. 21
- ↑ Michael Zeuske: Handbuch Geschichte der Sklaverei. Eine Globalgeschichte von den Anfängen bis heute. De Gruyter, New York / Berlin 2019, ISBN 978-3-11-055884-5, S. 862 f.
- ↑ Viorel Panaite: Ottoman Law of War and Peace: The Ottoman Empire and Its Tribute-Payers from the North of the Danube, S. 110
- ↑ Birgitta Gabriela Hannover Moser: Rumänien: Kunstschätze und Naturschönheiten, S. 303
- ↑ Robert S. Rush und William W. Epley: Partnership for Peace. Consortium of Defense: Multinational Operations, Alliances, and International Military Cooperation Past and Future, Wien, 2005, S. 14; Roumen Dontchev Daskalov and Tchavdar Marinov: Entangled Histories of the Balkans - Volume One: National Ideologies and Language Policies, 2013, S. 84
- ↑ L. Maier: Ipsilanti, Constantin. In: Mathias Bernath / Felix von Schroeder (Hrsg.): Biographisches Lexikon zur Geschichte Südosteuropas. Band 2. München 1976, S. 232 f. (ios-regensburg.de).
- ↑ Cosmin Pătraşcu Zamfirache: File necunoscute din istoria românilor. Fanariotul la un pas de a înființa un Regat Dacic la începutul secolului al XIX-lea. [Unbekannte Akten aus der Geschichte der Rumänen. Phanariot stand zu Beginn des 19. Jahrhunderts kurz vor der Gründung eines dakischen Königreichs]. In: Adevarul. 26. April 2024, abgerufen am 27. März 2025 (russisch).
- ↑ Mihai Olaru: From Disloyalty to Law-breaking. The Emergence of Administrative and Judicial Malpractice in Eighteenth-Century Wallachia. In: Südost-Forschungen. Band 77, Nr. 1, 1. Dezember 2018, ISSN 2364-9321, S. 10–29, doi:10.1515/sofo-2018-770105 (englisch, degruyter.com [abgerufen am 27. März 2025]).
- ↑ Wolfgang Kessler: Ost- und südostdeutsche Heimatbücher und Ortsmonographien nach 1945, S. 285
- ↑ Arbeitsgemeinschaft Ostdeutscher Familienforscher: Wegweiser für Forschungen nach Vorfahren aus den ostdeutschen und sudetendeutschen Gebieten sowie aus den deutschen Siedlungsräumen in Mittel-, Ost- und Südosteuropa, S. 128