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„Solaris (Roman)“ – Versionsunterschied

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[[Datei:Solaris, various editions 02.jpg|mini|Ein Teil der zahlreichen Ausgaben des Buches (von unten): Polnisch, Russisch, Englisch, Deutsch, Italienisch, Spanisch, Ungarisch, Türkisch, Bulgarisch, Finnisch, Tschechisch.]]
'''Solaris''' ist ein [[Entwicklungsroman]] in Gestalt einer [[Science Fiction|Science-Fiction]] von [[Stanislaw Lem]] aus dem Jahr [[1961]].
'''Solaris''' ist ein [[Science-Fiction]]-Roman des [[Polen|polnischen]] Autors [[Stanisław Lem]] aus dem Jahr 1961. Er gilt als ein Meisterwerk des [[Genre]]s, wurde dreimal [[Literaturverfilmung|verfilmt]] und oft für die [[Theater|Bühne]] [[Adaption (Literatur)|adaptiert]].


== Handlung ==
Er wurde [[1972]] von [[Andrei Tarkowski]] und [[2002]] durch [[Steven Soderbergh]] verfilmt (''siehe'' [[Solaris (1972)]] und [[Solaris (2002)]]).
=== Kurzzusammenfassung ===
Der Planet ''Solaris'' ist fast vollständig von einer Art [[Extraterrestrischer Ozean|Ozean]] bedeckt, der ständig bizarre und vielfarbige Ausformungen an seiner Oberfläche hervorbringt. Indizien deuten darauf hin, dass der Ozean ein intelligentes Wesen ist, doch auch nach rund hundert Jahren intensiver Forschung ist die Menschheit dessen Verständnis kaum nähergekommen. In dieser Situation trifft der Psychologe Kris Kelvin auf der Solaris-Forschungsstation ein und findet eine psychisch labile Mannschaft vor, zudem hat einer der drei Forscher vor kurzem [[Suizid]] begangen. Anscheinend sind zudem weitere, fremde Personen auf der Station anwesend. Nach anfänglicher Verwirrung findet Kelvin heraus, dass der Ozean begonnen hat, aus Erinnerungsspuren der Forscher scheinbar lebende, täuschend echte Kopien von Menschen zu konstruieren und auf der Station erscheinen zu lassen. Dabei wählt er anscheinend Erinnerungen aus, die mit tiefen [[Schuld (Ethik)|Schuldgefühlen]] verknüpft sind. Kelvin sieht sich bald seiner vor vielen Jahren verstorbenen Freundin Harey gegenüber, an deren Suizid er sich mitschuldig fühlt. Diese erkennt bald, dass sie nicht die originale Harey ist, und beginnt, gegen Kelvins Willen, mit den beiden anderen Forschern an einer Methode zum Verschwindenlassen der Nachbildungen zu arbeiten, was schließlich gelingt.


=== Detaillierte Beschreibung ===
== Inhalt ==
Auf der Suche nach [[Außerirdisches Leben|extraterrestrischem Leben]] ist die Menschheit bislang nur auf einen sonderbaren Planeten gestoßen, der eigenen physikalischen Gesetzen zu gehorchen scheint. Die internationalen Weltraumforscher errichten eine Forschungsstation und beginnen den „Solaris“ getauften Planeten, insbesondere seinen eigentümlichen „Ozean“, zu erforschen, der offenbar ein den Planeten fast zur Gänze bedeckendes Wesen ist.
===Vorgeschichte===
Aufmerksam wurde die Menschheit auf jenes „Wesen“, weil es anscheinend in der Lage ist, die Bahn des Planeten im [[Doppelstern]]system zu stabilisieren.<ref>Die Planetenbahnen hypothetischer Planeten in Mehrsonnensystemen galten bis 2012 als instabil. {{Literatur |Autor=Jerome Orosz et al. |Titel=Kepler-47: A Transiting Circumbinary Multiplanet System |Sammelwerk=Science |Band=337 |Datum=2012 |Seiten=1511-1514 |arXiv=1208.5489 |DOI=10.1126/science.1228380}}</ref>
Auf der Suche nach [[Alien|extraterrestischem Leben]] stieß die Menschheit bislang nur auf einen sonderbaren Planeten, der eigene physikalischen Gesetzen zu gehorchen scheint. Die internationalen Weltraumforscher errichten eine Forschungsstation im [[Orbit]] und beginnen den "Solaris"-getauften Planeten zu erforschen. Seine Oberfläche ist eine kalte Flüssigmetallverbindung, gemeinhin "Ozean" genannt. Schnell stellt man fest, das dieser Ozean auf Reize reagieren kann und somit eine Lebensform zu sein scheint. Schon die frühen Versuche, die Intelligenz des Ozeans abzuschätzen oder gar auf gehobenem Niveau zu kommunizieren scheitern. Es lässt sich weder ein Handlungsmuster in Solaris' Reaktionen erkennen, noch unternimmt der Ozean eigene Versuche zu kommunizieren. Eines Tages verschwindet der Forscher Heppner bei einem Erkundungsflug und man nimmt an er sei in den Ozean gestürzt. Die Suche nach ihm bleibt vergeblich, doch hat der Hubschrauberpilot Bertran macht eine seltsame Erfahrung: Er sieht die überdimensionale Gestalt eines Kindes an der Oberfläche treiben. Nervlich schockiert verlässt Bertran die Expedition, sein Bericht löst eine generelle Hinterfragung des Solarisprojektes aus. Von den Ursprünglich 83 Forschern befinden sich schließlich bei Einsetzen der Haupthandlung nur noch 3 an Bord der Station.
Der Kybernetiker Snaut, der Phsiologe Giberian und der Kernforscher(?) Sartorius.


Zur Zeit der eigentlichen Handlungsebene ist die „Solarisforschung“ bereits seit über 100 Jahren in Gang und hat ihren Höhepunkt längst überschritten. Ganze Bibliotheken wurden mit Büchern über Messungen und Theorien über den Ozean gefüllt, der selbständig bizarre vielfarbige Formationen an seiner Oberfläche ausbildet – ohne dass die Menschheit auch nur entfernt das Wesen dieses Phänomens verstanden hätte oder gar mit ihm in Kontakt hätte treten können.
===Haupthandlung===
Da die Forschungsstation seit einigen Monaten nur noch unzusammenhängende Daten sendet, hat man sich entschlossen, den erfahrenen Psychologen Kelvin zu entsenden. Er soll das noch verbliebene Personal besichtigen, seinen Geisteszustand beurteilen und mit seinem Abschlussbericht den weiteren Verlauf der Solarismission besiegeln. Kurz vor seiner Abfahrt begegnet er dem mittlerweile psychisch geheilten aber um Jahre gealterten Bertran (6 Jahre sind vergangen) der ihm Informationen über seine damalige Reise geben will. Im Glauben, Bertran (ein enthusiastischer Solarist) wolle ihn manipulieren, fängt er einen Streit mit ihm an, worauf Bertan eine alte Freundschaft kündigt und Kelvin verlässt.


Auf Solaris angekommen stellt Kelvin fest, dass Giberian sich das Leben genommen hat. Snaut ist zwar freundlich doch wirkt nervlich zerrüttet, im Gegensatz zu Sartorius, welcher unfreundlich aber dafür entschlossen und geistig voll gegenwärtig auftritt.
Die Handlung des Buches beginnt mit der Ankunft des erfahrenen [[Psychologie|Psychologen]] Kris Kelvin auf Solaris. Er wurde als Verstärkung zu der dortigen Forschungsstation von der Erde entsandt. Kelvin stellt schnell fest, dass Gibarian, der einzige der drei auf Solaris entsandten Forscher, der ihm persönlich bekannt war, sich am Tag seiner Ankunft das Leben genommen hat. Die meisten technischen Geräte auf der Station sind abgeschaltet, die beiden verbliebenen Forscher legen ein merkwürdiges Verhalten an den Tag. Der [[Kybernetik]]er Snaut ist zwar freundlich, doch wirkt er nervlich zerrüttet, im Gegensatz zu Sartorius, der unfreundlich, aber dafür entschlossen und geistig voll gegenwärtig auftritt.
Außer dass die Station in einem sehr schlechten Wartungszustand ist, scheinen noch andere Personen an Bord zu sein, mal sieht er ein spielendes Kind, mal eine junge Frau und mal einmal erhascht er einen Blick auf ein missgebildetes minderwüchsiges Kind, das im Labor des Kernforschers lebt.
Nichts ergibt für ihn einen Sinn, die anderen beiden Forscher weisen seine Fragen nach Erklärung zurück. Kelvin soll vorsichtig sein und seine eigenen Erfahrungen machen.


Außerdem scheinen noch andere Personen an Bord zu sein. Die anderen beiden Forscher weisen seine Fragen nach einer Erklärung zurück. Kelvin solle vorsichtig sein und seine eigenen Erfahrungen machen. Kelvin hört Stimmen aus den Laboren seiner beiden Kollegen und begegnet bald in einem der Gänge einer barfüßigen, fettleibigen, dunkelhäutigen Frau, die halbnackt an ihm vorbeischlurft. Nichts auf der Station ergibt für ihn einen Sinn. Er wähnt sich [[wahnsinn]]ig und versucht, sich das Funktionieren seines Verstandes zu beweisen, indem er Berechnungen anstellt und mit den Ergebnissen des Computers vergleicht. Doch es beschleicht ihn der Verdacht, dass er eine Abweichung nicht erkennen würde, sodass der Test keine Aussagequalität hätte, falls er wirklich verrückt wäre.
Nach kurzem Schlaf sieht sich Kelvin seiner verstorbenen Frau gegenüber.
Nach anfänglicher Gefühlsverwirrung findet Kelvin heraus, dass es sich dabei lediglich um ein sehr realistisches dreidimensionales Abbild handelt. Zusammengestellt aus Erfahrungen und Gefühlen, diese Frau betreffend, und empfindungs und weiterentwicklungsfähig. Er wähnt sich wahnsinnig und beweist sich das Funktionieren seines Verstandes, indem er Berechnungen anstellt und dann mit Ergebnissen des Computers vergleicht. Doch schon dabei beschleicht ihn der Verdacht, dass er eine Abweichung auch so nicht erkennen würde, dass der Test keine Aussagequalität hätte, wäre er wirklich verrückt. Mehrmals befreit er sich von der peinlichen Anwesenheit dieser Person, indem er seine Freundin in eine Raumkapsel sperrt und in die Umlaufbahn befördert, doch nach einer Nacht ist sie wieder zurückgekehrt.
Schnell findet Kelvin heraus, dass jeder der anderen beiden eine eigene Technik gefunden hat, die so genannten Gäste zu beseitigen oder zu ignorieren: Snaut bedient sich der Raumkapseln, aber zieht sich öfters Brandblasen zu, weil sein Gast wohl sehr robusten Widerstand leistet, außerdem scheint er nie zu schlafen.
Sartorius hat sich derart mit seinem Gast arrangiert, dass er ihn vor den anderen beiden geheimhält und bestmöglich ignoriert.
Kelvins Gast ist ja seine verstorbene Frau. In suizidaler Handlung nahm sie sich das Leben, als sie erfuhr, dass Kelvin sich für eine Solaris-Mission vorbereitete. Sie glaubte nicht geliebt zu werden und tötete sich mit einem Nervengift aus Kelvins Laborkühlschrank. Diese Spannung zwischen den beiden lebt im Klon weiter fort: mehrmals nimmt sie sich das Leben, all ihr Handeln ist bestimmt von der Angst verlassen zu werden. Aber sie ist sehr entwicklungsfähig: Sowohl ihr Seelenschmerz von damals kann aufgearbeitet werden (sehr zur Pein Kelvins, der dadruch ja seine eigene Schuld an ihrem Tod präsentiert bekommt: er hätte es mit etwas mehr Hingabe verhindern können) nein, sie ist auch zur Selbsterkenntnis fähig. Als einzige erkennt sie bei der improvisierten Geburtstagsfeier von Snaut ihre wahre Natur und ihre Aufgabe: Solaris zu zeigen, das das Begreifen des Anderen, in Form des "Anlegens eines Bildes vom Fremden in einem selbst" für Solaris den Grundstein zur Kommunikation bedeutet. Sie ist es, die sich schließlich Sartorius anschließt, mit ihm erarbeitet sie (sie ist keine Wissenschaftlerin) während Kelvin im Fieberdelir liegt einen Plan: Sie wird "annihiliert" und Kelvins Gehirnströme werden per harter Strahlung auf Solaris abgeschossen. Nach der Selbsterkenntnis (man beweist ihr, dass ihr Körper aus Neutrinos konstruiert wurde) ihrer wahren Natur hat sie keine Angst mehr vor dem Tod, aber auch keine Selbstmordlust mehr. Sie weiß, dass sie nur geschaffen wurde um zu kommunizieren, und dass sie in Kelvins Erinnerung zur Gänze weiterexistiert. Als Kelvin nach dem Experiment erwacht, sind die Gäste fort und Solaris schweigt: keine neuen Gäste. Nun weiß man nicht, wie lange Solaris brauchen wird, um die Informationen zu verarbeiten, oder ob Solaris sich in Schweigen hüllen wird. Auch weiß man nicht, ob Solaris durch das Senden der Informationen nicht zerstört wurde (es ist jedoch reichlich unwahrscheinlich) Möglich wäre auch, dass Solaris nun wo es Teil a und Teil b eines Kommunikationssystems in sich hat, eine Persönlichkeitsstruktur entwickeln muss, aber das ist alles sehr spekulativ.


Nach kurzem Schlaf sieht sich Kelvin plötzlich seiner vor zehn Jahren verstorbenen Freundin Harey gegenüber, mit der er scheinbar völlig normal reden und interagieren kann. Einmal befreit er sich von der für ihn schwer erträglichen Anwesenheit der Frau, indem er sie in eine [[Raumschiff|Raumkapsel]] sperrt und in die [[Umlaufbahn]] des Planeten befördert, doch nach einer Nacht ist sie wieder zurückgekehrt – obwohl die Raumkapsel an Ort und Stelle im All geblieben ist. Daher erscheint es ihm möglich, dass die Erschienene eine Art von Kopie darstellt, die nun erneut erstellt wurde.
==Intentionen und Deutungen==
Rückblickend sieht man, dass alle Herangehensweisen der einzelnen Forscher, so skurril sie auch schienen ihren Platz hatten, dass aber nur Harey als "Botschafterin von Solaris" die einzige war die das Recht hatte, dem letzten großen Experiment zuzustimmen. Ein großes Problem der Forscher war, dass sie einander nie richtig begriffen haben: Bertran vertrat den Standpunkt, um jeden Preis weiterzuforschen, Sartorius war dafür das Experiment der harten Strahlung einzusetzen, weil es das einzige noch unerforschte war, Kelvin war auf der Erde noch der Ansicht von Sartorius, auf Solaris angekommen sah er die Pein der einzelnen Forscher mit ihren Gästen und unterstellte natürlich (als Psychologe) dass diese Pein der Grund für die "harte Tour" mit Solaris wäre. Nur Snaut -der Logiker, hatte schon früh die totale Gleichwertigkeit aller denkbaren Intentionen begriffen. Mit seinem Ausruf "Und Du? Wer bist Du eigentlich?" mit dem er Kelvins Aktionismus durchbricht zeigt er was sein Problem mit der Situation ist: er kann seine eigene Exitenz kaum schlüssig beweisen. Ist er selbst überhaupt real? Würde er es merken, wenn er eine Kreation von Solaris wäre? Es war nun an einem Psychologen, indirekt das wahre Problem zu finden und zu lösen. So trug jede Teildisziplin zum Endergebnis bei.
Lem greift hier eines seiner [[Philosophie|philosophischen]] Lieblingsthemen auf, die grundsätzliche Unmöglichkeit einer Kommunikation zwischen Lebewesen verschiedener Bewusstseinsstrukturen. So wie [[Ameise]]n einen Menschen zwar durch Erkundung erforschen und ihn mittels [[Ameisensäure]] zu einer Reaktion zwingen können, kann der Mensch seinerseits einen Ameisenhaufen durch Duftstoffe verwirren und bestimmte Reaktionen des [[Ameisenstaat]]es erzwingen. Trotz des Verständnisses, das beide Seiten über den anderen gewinnen, ist eine wirkliche Kommunikation, ein Gedankenaustausch unmöglich und wird es immer bleiben, denn Wahrnehmen und Verstehen setzt vorraus, dass man Realität und Fiktion voneinander unterscheiden kann. Der Name des Planeten lautet Solaris. Das bedeutet u.a. "einziges": Solaris war immer alleine. Dass es außer ihm noch Leben und Intelligenz gibt ist ihm a priori nicht begreiflich. Es muß erst eine Fremdwahrnehmung entwickeln, ein eigenes handelndes Subjekt und das "Kopieren des anderen" in die eigene Vorstellungswelt: Erst als Solaris die Menschen "in sich abbilden" konnte, nachdem man Kelvins Reaktionen '''auf''' Harey ihm lesbar gemacht hat, trat ein Fortschritt im gegenseitigen Erforschen ein. Bewusstsein ist Erinnerung einer Wahrnehmung.
Daraus leitet sich das Problem der Identität der Kopie ab: Kann man die Realität eines Objektes hinterfragen, wenn es ein perfektes Abbild der eigenen Sicht desselben ist? (Kant)
Wenn es möglich ist, eine in allen relevanten Details getreue Kopie eines Menschen zu erstellen, inwieweit ''ist'' diese Kopie dann ein (der) Mensch? (Descartes) Oder mit anderen Worten: Gibt es eine Realität jenseits der Wahrnehmung? Bin ich nur weil ich denke?


Nach anfänglicher Gefühlsverwirrung findet Kelvin heraus, was seine beiden Forscherkollegen bereits wissen: Es handelt sich bei der Person der Frau um ein sehr realistisches, dreidimensionales Abbild, das aus seinen Erfahrungen und Gefühlen zusammengestellt wurde und offensichtlich künstlich von dem Ozean auf Solaris erschaffen wurde. Jeder, der auf der Station lebt, hat seinen eigenen „Gast“, mit dem er leben muss: dies erklärt die gedrückte Stimmung und die nervliche Situation seiner Kollegen.
Enge Verwandschaft kann man zwischen Solaris und [[Also sprach Golem]] sehen: Während Golem als Produkt der Menschen seine eigene Weiterentwicklung dadurch begeht, dass er sein Ego aufgibt um sich weiter zu entwickel und als völlig neues Konzept wiedergeboren zu werden, ist es bei Solaris genau andersherum: Solaris muss erst lernen, was Individualität bedeutet, es war "Sol": alleine. Die Kommunikation und das Denken in Individualismen kann für Solaris ein Entwicklungsrückschritt bedeuten, aber das ist reine Spekulation, lediglich in der Verfilmung von '71 kann man erahnen wie es weiter geht.

Schnell findet Kelvin heraus, dass jeder der anderen beiden eine eigene Technik gefunden hat, mit seinen „Gästen“ umzugehen. Die genauen Methoden werden dabei allerdings nicht beschrieben; in einer Szene wird lediglich angedeutet, dass Snaut mit Hilfe einer Raumkapsel eine sehr ähnliche „Abschiebeaktion“ unternommen hat: Als Kelvin die Verbrennungen, die er sich beim Start der Kapsel zugezogen hat, mit Salbe behandelt, kommt Snaut hinzu und macht einige spöttische Bemerkungen, die Kelvin erkennen lassen, dass die älteren Brandmale, die Snaut in seinem eigenen Gesicht trägt, von einer gleichgelagerten Erfahrung herrühren. Auch bei Sartorius gibt es Anzeichen, dass dieser hin und wieder mit seinem Gast (es handelt sich anscheinend um ein Kind) kämpft, um ihn in Schach zu halten. Im Gegensatz zu Kelvin legen Snaut und Sartorius jedenfalls bis zum Schluss großen Wert darauf, ihren jeweiligen Gast vor den Kollegen geheim zu halten.

Bei seinen Nachforschungen zu den seltsamen Vorgängen stößt Kelvin in der wissenschaftlichen Bibliothek der Station auf die Aufzeichnungen des Piloten Berton, welcher an dem Suchtrupp nach dem auf einem Erkundungsflug verschwundenen [[Physiker]] Fechner beteiligt war. Berton erlebte bei der Suche Dinge, für die ihm nahezu die Beschreibungsmöglichkeiten fehlten. Er wurde, nachdem er dazu vor einem Gutachterausschuss gehört worden war, für psychisch gestört erklärt. Lediglich ein [[Neurologie|Neurologe]] erkannte Zusammenhänge zwischen dem Verschwinden des Forschers Fechner im Solarisozean und den Visionen des Piloten Berton. Dies ist eine [[Schlüsselszene]] im Roman.

Harey hat sich auf der Erde [[Suizid|das Leben genommen]], wofür sich Kelvin verantwortlich fühlt, weil er auf entsprechende Drohungen nicht verständnisvoll, sondern abweisend reagiert hatte. Ihr Abbild, das auf der Solaris-Station erscheint, erinnert sich zwar vage an diese Vorgänge, kann sich aber nicht erklären, wie sie auf die Station kam. Sie wirkt verwirrt. Kelvin und die Frau versuchen, sich gegenseitig Normalität vorzugaukeln. Nur selten und schleppend beginnen sie Gespräche über die [[Absurdität|absurde]] Situation, in der sie sich befinden.

Doch ist Kelvins „Gast“ zur [[Selbsterkenntnis]] fähig. Sie denkt und handelt also wie ein wirklicher Mensch. Während Kelvin in der Bibliothek der Station nach Informationen über die Vorgänge auf Solaris forscht, beginnt auch sie zu begreifen, dass sie kein Original, sondern ein aus Kelvins Erinnerungen geformtes Wesen ist. Diese Erkenntnis deprimiert sie und sie versucht, sich durch Trinken von [[Flüssigsauerstoff|flüssigem Sauerstoff]] das Leben zu nehmen. Der Versuch scheitert: sie ist so konzipiert, dass all ihre Wunden und selbstzugefügten Verletzungen binnen Sekunden heilen. Kelvin und die Frau leben nebeneinanderher, ohne sich wirklich mit der Situation zu beschäftigen: stattdessen planen sie, die Station gemeinsam zu verlassen und auf der Erde ein neues Leben zu beginnen. Beiden ist jedoch klar, dass dieser Traum sich nie erfüllen wird.

Kelvin stellt bald fest, dass die Wesen, welche der Ozean erschaffen hat, künstlich aus [[Neutrino]]ansammlungen aufgebaut sind, einer Form exotischer [[Materie (Physik)|Materie]], die bis auf die [[Atom]]ebene hinab echter Materie völlig gleicht. Die anderen beiden Forscher, Snaut und Sartorius, entwickeln daher bald einen Plan, wie die vom Ozean geschaffenen „Gäste“ beseitigt werden können. Mithilfe einer [[physik]]alischen Reaktion hoffen die beiden, die Struktur der „Gäste“ zerstören zu können. Als Kelvin davon erfährt, versucht er, den Plan zu [[Sabotage|sabotieren]]. Anfangs gelingt ihm das auch. Stattdessen führen die drei Forscher andere Experimente durch: so werden etwa Kelvins [[Elektroenzephalografie|Gehirnströme]] unter Einsatz harter [[Röntgenstrahlung]] in den Ozean auf Solaris gesandt – jedoch vorerst ohne erkennbare Reaktion.

Eines Nachts trifft sich die Frau heimlich mit Snaut und bittet ihn, gegen Kelvins Willen das Experiment, das alle „Gäste“ zerstören würde, durchzuführen. In der folgenden Nacht verabreicht sie Kelvin ein Schlafmittel und hilft Sartorius und Snaut bei dem Experiment, das erfolgreich ist. Kelvin erkennt am nächsten Morgen, dass alle „Gäste“ zerstört wurden und – aufgrund einer nicht genauer geklärten Reaktion des Ozeans auf die vorangegangenen Strahlenexperimente – nicht mehr wiederkehren werden.

Am Ende des Buches unternimmt Kelvin seine erste Reise auf solarischem „Boden“. Er verlässt die Raumstation mit einem kleinen Hubschrauber und besucht den Ozean. Er verbringt Stunden an seiner Brandung, beobachtet ihn und versucht ihn zu berühren. Dieses Erlebnis beeindruckt ihn sehr.

== Interpretation und Kritiken ==
=== Lems eigene Haltung zur Interpretation seines Buchs ===
Lem selbst wurde häufig nach Interpretationen und Erklärungen zu seinem Roman befragt. Er verweigerte eigene tiefgründige Erklärungen und schrieb dazu einmal in einem Statement auf seiner Webseite:
{{Zitat
|Text=Es fällt mir schwer, diesem Buch einen Kommentar hinzuzufügen. Ich glaube, ich habe es geschafft das zu sagen, was ich ausdrücken wollte.}}
Im gleichen Text schilderte er die Spontaneität seiner Herangehensweise beim Schreiben des Buches anhand des Anfangs. Als er den Neuankömmling Kelvin in die Solarisstation geführt habe und diesen auf den verängstigten und betrunkenen Snaut treffen ließ, habe er als Autor noch nicht gewusst, was Snaut so erschreckte. Er habe keine Ahnung gehabt, warum Snaut Angst vor einem gewöhnlichen Fremden hatte. Aber er hätte es „bald herausgefunden“, weil er ja weiter schrieb.<ref name="Lem Kommentar">Stanislaw Lem: [https://solaris.lem.pl/ksiazki/beletrystyka/solaris/29-komentarz-solaris Kommentar zu Solaris.] solaris.lem.pl, abgerufen am 21. Dezember 2020</ref>
=== Lems Haltung zur Kritik des Buches ===
Im Einklang mit seiner oben beschriebenen Einstellung äußerte sich Lem eher negativ bzw. teils auch ironisch über Texte von Kritikern, die sich an dem Buch mit Deutungen versucht hatten. Der Roman sei ein „gefundenes Fressen für Kritiker“ gewesen und er habe viele dieser Aufsätze intensiv studiert, aber „kaum einen von ihnen verstanden“. Dazu zitierte er als Negativbeispiel einen US-amerikanischen [[Anglistik|Anglisten]], der einen „ziemlich schlimmen Fehler“ gemacht habe: Die von dem Sprachwissenschaftler angeführte Interpretation auf Basis der [[Psychoanalyse]] von [[Sigmund Freud]] sei rein auf Grundlage von bestimmten Redewendungen in der englischen Übersetzung des Romans vorgenommen worden – laut Lem habe der Autor dabei aber nicht gewusst, dass dieselben Textpassagen im polnischen Originaltext die getroffenen Diagnosen gar nicht zuließen.<ref name="Lem Kommentar" />

== Weiteres ==
* Das Buch wurde zwischen Juni 1959 und Juni 1960 in [[Zakopane]] verfasst.<ref>[[Stanisław Lem]]: ''Solaris'', Verlag Volk und Welt, Berlin 1983, S. 218.</ref>
* ''Solaris'' wurde in 31 Sprachen übersetzt.<ref>{{Webarchiv |url=http://english.lem.pl/works/novels/solaris/48-bibliography |text=Offizielle Website zu Stanisław Lem |wayback=20100622060632}}, abgerufen am 25. November 2012.</ref>
* Die Veröffentlichung von Solaris in der [[Deutsche Demokratische Republik|DDR]] wurde 1962 im Rahmen des Druckgenehmigungsverfahrens durch die [[Hauptverwaltung Verlage und Buchhandel|Hauptverwaltung Verlagswesen]] abgelehnt. Die Begründung lautete, alle Lesarten des Romans mündeten in „Pessimismus und Negation“. Eine spätere Ablehnung verwies auf eine „auf wackligen Füßen stehende“ Logik.<ref>Simone Barck, Siegried Lokatis: ''Zensurspiele. Heimliche Literaturgeschichten aus der DDR.'' Mitteldeutscher Verlag, 2008, ISBN 978-3-89812-539-0, S. 210.</ref> Erst 1983 erschien eine DDR-Ausgabe.

== Ausgaben ==
=== Polnisch ===
* Stanisław Lem: ''Solaris''. Wydawnictwo Ministerstwa Obrony Narodowej (MON), Warschau 1961 (Erstausgabe).

=== Deutsch ===
* Stanisław Lem: ''Solaris''. Übersetzung von Irmtraud Zimmermann-Göllheim. Marion-von-Schröder-Verlag, Hamburg & Düsseldorf 1972, ISBN 3-547-75868-8.
* Stanisław Lem: ''Solaris''. Übersetzung von [[Kurt Kelm]]. Verlag Volk und Welt, Berlin (Ost) 1983, ISBN 3-7464-0149-6.
* Stanisław Lem: ''Solaris''. Roman. Deutsch von Irmtraud Zimmermann-Göllheim. [[dtv Verlagsgesellschaft|Deutscher Taschenbuch Verlag]] (dtv), München 1983, ISBN 3-423-10177-6.
* Stanisław Lem: ''Solaris''. Roman. Deutsch von Irmtraud Zimmermann-Göllheim. [[Ullstein Verlag]] (List), Berlin 2006, ISBN 978-3-548-60611-8.
* Stanisław Lem: ''Solaris''. Roman. Deutsch von Irmtraud Zimmermann-Göllheim. Mit einem Nachwort von [[Harald Lesch]] und [[Harald Zaun]], Ullstein Verlag, Berlin 2021, ISBN 978-3-5480-6529-8.

== Adaptionen ==
* 1968: [[Solaris (1968)|Solaris]], sowjetischer Fernsehfilm von [[Lidija Ischimbajewa]] und [[Boris Nirenburg]]
* 1972: [[Solaris (1972)|Solaris]], sowjetischer Kinofilm von [[Andrei Arsenjewitsch Tarkowski|Andrei Tarkowski]]
* 1996: Solaris, [[Kammeroper]] von [[Michael Obst]] (1995/96), Uraufführung [[Münchener Biennale]] 1996
* 2002: [[Solaris (2002)|Solaris]], US-amerikanischer Kinofilm von [[Steven Soderbergh]]
* 2004: Solaris, Bühnenfassung von [[Martin Wuttke]], Stiftung Schloss Neuhardenberg/La Ferme de Buisson, Paris
* 2005: Solaris, Bühnenstück von Aron Kitzig (erste deutsche Theaterfassung) und [[Jonas Zipf]] (Regie) mit Musik von Paul Friedrich Frick, Uraufführung in der Berliner [[Brotfabrik (Berlin)|Brotfabrik]] am 31. August 2005<ref>[http://www.taz.de/1/archiv/print-archiv/printressorts/digi-artikel/?ressort=ku&dig=2005%2F09%2F14%2Fa0228&cHash=65941ff29a Rezension von Philipp Loehle in der taz]</ref><ref>{{Literatur |Titel=Rezension von Tobias Schwartz |Datum=2005-09-02 |Sammelwerk=[[Tagesspiegel]] |Online=https://web.archive.org/web/20170120114030/http://www.tagesspiegel.de/kultur/kurz-und-kritisch/638776.html}}</ref>
* 2006: Solaris, [[Hörspiel]], aus dem Polnischen von Irmtraud Zimmermann-Göllheim, Komposition: Mario Schneider, Bearbeitung und Regie: Peter Rothin, Produktion: [[Mitteldeutscher Rundfunk|MDR]] 2006, 2 × 54 Minuten
* 2011: Solaris, Bühnenstück von [[Bettina Bruinier]] und Katja Friedrich, [[Münchner Volkstheater]]
* 2011: Solaris, Bühnenfassung von [[Alexander Wiegold]], Vestibül im [[Burgtheater]]<ref>{{Webarchiv |url=http://www.burgtheater.at/Content.Node2/home/spielplan/event_detailansicht.at.php?eventid=1323831 |text=Werkbeschreibung des Burgtheaters, Besetzung, Pressestimmen |wayback=20160525151442 |archiv-bot=2018-08-27 15:05:53 InternetArchiveBot}}</ref>
* 2012: [[Solaris (Glanert)|Solaris]], Oper von [[Detlev Glanert]], Libretto von [[Reinhard Palm]], [[Bregenzer Festspiele]]
* 2012: Solaris, Bühnenstück von [[Antú Romero Nunes]], [[Schauspielhaus Zürich]]<ref>{{Webarchiv |url=http://www.schauspielhaus.ch/spielplan/stucke-a-z/253-solaris |text=Werkbeschreibung des Schauspielhauses, Besetzung, Pressestimmen |wayback=20120515120911 |archiv-bot=2018-08-27 15:05:53 InternetArchiveBot}}</ref>
* 2015: [[Solaris (Fujikura)|Solaris]], Oper von [[Dai Fujikura]], Libretto von [[Saburo Teshigawara]], Uraufführung 5. März 2015, [[Théâtre des Champs-Elysées]], Paris, deutsche Erstaufführung (in englischer Sprache) 18. Mai 2018, [[Theater Augsburg]] (Spielstätte Martini-Park)
* 2015: Solaris, Live-Hörspiel von Milan Pešl, dramatisiert von Tim Staffel, [[Stadttheater Gießen]]<ref>{{Internetquelle |url=http://www.stadttheater-giessen.de/spielzeit/stueckansicht.html?tx_theatre_plays%255Bplay%255D=133&tx_theatre_plays%255Bevent%255D=958&tx_theatre_plays%255Baction%255D=show&tx_theatre_plays%255Bcontroller%255D=Play&cHash=549e5647cf17d60eae883e5e60a86fc9 |titel=SOLARIS |werk=www.stadttheater-giessen.de |archiv-url=https://web.archive.org/web/20160422120602/http://www.stadttheater-giessen.de/spielzeit/stueckansicht.html?tx_theatre_plays%255Bplay%255D=133&tx_theatre_plays%255Bevent%255D=958&tx_theatre_plays%255Baction%255D=show&tx_theatre_plays%255Bcontroller%255D=Play&cHash=549e5647cf17d60eae883e5e60a86fc9 |archiv-datum=2016-04-22 |abruf=2016-04-22 |offline=1 |archiv-bot=2018-08-27 15:05:53 InternetArchiveBot}}</ref>
* 2022: Solaris, Bühnenfassung von Blanka Rádóczy und Natalie Baudy, Regie: Blanka Rádóczy, [[Staatstheater Cottbus]], Premiere am 9. April 2022<ref>[https://www.staatstheater-cottbus.de/programm/solaris/ Spielplan Staatstheater Cottbus], abgerufen am 13. April 2022</ref>
* 2025: Solaris, Bühnenfassung und Regie: [[Christian Friedel]], [[Schauspiel Frankfurt]], Premiere: 26. April 2025<ref>{{Internetquelle |autor=Schauspiel Frankfurt |url=https://www.schauspielfrankfurt.de/spielplan/kalender/solaris/2388/ |titel=SOLARIS, nach Stanisław Lem aus dem Polnischen von Irmtraud Zimmermann-Göllheim - 26.04.2025, 19.30 {{!}} Schauspiel Frankfurt |sprache=de |abruf=2025-04-28}}</ref>

== Literatur ==
* Jacek Rzeszotnik: ''Nicht sehen, nicht hören, nicht sprechen – nicht verstehen. Die epistemologische Impotenz des Menschen nach Stanisław Lem.'' In: Walter Delabar, Frauke Schlieckau (Hrsg.): ''Bluescreen. Visionen, Träume, Albträume und Reflexionen des Phantastischen und Utopischen.'' Aisthesis, Bielefeld 2010, ISBN 978-3-89528-769-5, S. 145–168.
* [[Franz Rottensteiner]]: ''„Solaris“. Ein Roman und seine Verfilmungen.'' In: Franz Rottensteiner: ''Im Labor der Visionen. Anmerkungen zur phantastischen Literatur. 19 Aufsätze und Vorträge aus den Jahren 2000–2012.'' Verlag Dieter van Reeken, Lüneburg 2013, ISBN 978-3-940679-72-7, S. 174–188.
* [[Manfred Geier]]: ''Stanisław Lems Phantastischer Ozean. Ein Beitrag zur semantischen Interpretation des Science-Fiction-Romans „Solaris“.'' In: Werner Berthel (Hrsg.): ''Über Stanisław Lem.'' Suhrkamp, Frankfurt am Main 1981, ISBN 3-518-37086-3, S. 96–163.

== Weblinks ==
{{Commonscat|Solaris (novel)|Solaris (Roman)}}

== Einzelnachweise und Anmerkungen ==
<references />

{{Navigationsleiste Werke von Stanisław Lem}}

{{Normdaten|TYP=w|GND=4380213-8|VIAF=311573672}}


[[Kategorie:Literarisches Werk]]
[[Kategorie:Literarisches Werk]]
[[Kategorie:Literatur (20. Jh.)]]
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[[Kategorie:Roman, Epik]]

[[Kategorie:Werk von Stanisław Lem]]
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[[fr:Solaris]]
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[[pt:Solaris (livro)]]

Aktuelle Version vom 14. Mai 2025, 22:31 Uhr

Ein Teil der zahlreichen Ausgaben des Buches (von unten): Polnisch, Russisch, Englisch, Deutsch, Italienisch, Spanisch, Ungarisch, Türkisch, Bulgarisch, Finnisch, Tschechisch.

Solaris ist ein Science-Fiction-Roman des polnischen Autors Stanisław Lem aus dem Jahr 1961. Er gilt als ein Meisterwerk des Genres, wurde dreimal verfilmt und oft für die Bühne adaptiert.

Kurzzusammenfassung

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Der Planet Solaris ist fast vollständig von einer Art Ozean bedeckt, der ständig bizarre und vielfarbige Ausformungen an seiner Oberfläche hervorbringt. Indizien deuten darauf hin, dass der Ozean ein intelligentes Wesen ist, doch auch nach rund hundert Jahren intensiver Forschung ist die Menschheit dessen Verständnis kaum nähergekommen. In dieser Situation trifft der Psychologe Kris Kelvin auf der Solaris-Forschungsstation ein und findet eine psychisch labile Mannschaft vor, zudem hat einer der drei Forscher vor kurzem Suizid begangen. Anscheinend sind zudem weitere, fremde Personen auf der Station anwesend. Nach anfänglicher Verwirrung findet Kelvin heraus, dass der Ozean begonnen hat, aus Erinnerungsspuren der Forscher scheinbar lebende, täuschend echte Kopien von Menschen zu konstruieren und auf der Station erscheinen zu lassen. Dabei wählt er anscheinend Erinnerungen aus, die mit tiefen Schuldgefühlen verknüpft sind. Kelvin sieht sich bald seiner vor vielen Jahren verstorbenen Freundin Harey gegenüber, an deren Suizid er sich mitschuldig fühlt. Diese erkennt bald, dass sie nicht die originale Harey ist, und beginnt, gegen Kelvins Willen, mit den beiden anderen Forschern an einer Methode zum Verschwindenlassen der Nachbildungen zu arbeiten, was schließlich gelingt.

Detaillierte Beschreibung

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Auf der Suche nach extraterrestrischem Leben ist die Menschheit bislang nur auf einen sonderbaren Planeten gestoßen, der eigenen physikalischen Gesetzen zu gehorchen scheint. Die internationalen Weltraumforscher errichten eine Forschungsstation und beginnen den „Solaris“ getauften Planeten, insbesondere seinen eigentümlichen „Ozean“, zu erforschen, der offenbar ein den Planeten fast zur Gänze bedeckendes Wesen ist. Aufmerksam wurde die Menschheit auf jenes „Wesen“, weil es anscheinend in der Lage ist, die Bahn des Planeten im Doppelsternsystem zu stabilisieren.[1]

Zur Zeit der eigentlichen Handlungsebene ist die „Solarisforschung“ bereits seit über 100 Jahren in Gang und hat ihren Höhepunkt längst überschritten. Ganze Bibliotheken wurden mit Büchern über Messungen und Theorien über den Ozean gefüllt, der selbständig bizarre vielfarbige Formationen an seiner Oberfläche ausbildet – ohne dass die Menschheit auch nur entfernt das Wesen dieses Phänomens verstanden hätte oder gar mit ihm in Kontakt hätte treten können.

Die Handlung des Buches beginnt mit der Ankunft des erfahrenen Psychologen Kris Kelvin auf Solaris. Er wurde als Verstärkung zu der dortigen Forschungsstation von der Erde entsandt. Kelvin stellt schnell fest, dass Gibarian, der einzige der drei auf Solaris entsandten Forscher, der ihm persönlich bekannt war, sich am Tag seiner Ankunft das Leben genommen hat. Die meisten technischen Geräte auf der Station sind abgeschaltet, die beiden verbliebenen Forscher legen ein merkwürdiges Verhalten an den Tag. Der Kybernetiker Snaut ist zwar freundlich, doch wirkt er nervlich zerrüttet, im Gegensatz zu Sartorius, der unfreundlich, aber dafür entschlossen und geistig voll gegenwärtig auftritt.

Außerdem scheinen noch andere Personen an Bord zu sein. Die anderen beiden Forscher weisen seine Fragen nach einer Erklärung zurück. Kelvin solle vorsichtig sein und seine eigenen Erfahrungen machen. Kelvin hört Stimmen aus den Laboren seiner beiden Kollegen und begegnet bald in einem der Gänge einer barfüßigen, fettleibigen, dunkelhäutigen Frau, die halbnackt an ihm vorbeischlurft. Nichts auf der Station ergibt für ihn einen Sinn. Er wähnt sich wahnsinnig und versucht, sich das Funktionieren seines Verstandes zu beweisen, indem er Berechnungen anstellt und mit den Ergebnissen des Computers vergleicht. Doch es beschleicht ihn der Verdacht, dass er eine Abweichung nicht erkennen würde, sodass der Test keine Aussagequalität hätte, falls er wirklich verrückt wäre.

Nach kurzem Schlaf sieht sich Kelvin plötzlich seiner vor zehn Jahren verstorbenen Freundin Harey gegenüber, mit der er scheinbar völlig normal reden und interagieren kann. Einmal befreit er sich von der für ihn schwer erträglichen Anwesenheit der Frau, indem er sie in eine Raumkapsel sperrt und in die Umlaufbahn des Planeten befördert, doch nach einer Nacht ist sie wieder zurückgekehrt – obwohl die Raumkapsel an Ort und Stelle im All geblieben ist. Daher erscheint es ihm möglich, dass die Erschienene eine Art von Kopie darstellt, die nun erneut erstellt wurde.

Nach anfänglicher Gefühlsverwirrung findet Kelvin heraus, was seine beiden Forscherkollegen bereits wissen: Es handelt sich bei der Person der Frau um ein sehr realistisches, dreidimensionales Abbild, das aus seinen Erfahrungen und Gefühlen zusammengestellt wurde und offensichtlich künstlich von dem Ozean auf Solaris erschaffen wurde. Jeder, der auf der Station lebt, hat seinen eigenen „Gast“, mit dem er leben muss: dies erklärt die gedrückte Stimmung und die nervliche Situation seiner Kollegen.

Schnell findet Kelvin heraus, dass jeder der anderen beiden eine eigene Technik gefunden hat, mit seinen „Gästen“ umzugehen. Die genauen Methoden werden dabei allerdings nicht beschrieben; in einer Szene wird lediglich angedeutet, dass Snaut mit Hilfe einer Raumkapsel eine sehr ähnliche „Abschiebeaktion“ unternommen hat: Als Kelvin die Verbrennungen, die er sich beim Start der Kapsel zugezogen hat, mit Salbe behandelt, kommt Snaut hinzu und macht einige spöttische Bemerkungen, die Kelvin erkennen lassen, dass die älteren Brandmale, die Snaut in seinem eigenen Gesicht trägt, von einer gleichgelagerten Erfahrung herrühren. Auch bei Sartorius gibt es Anzeichen, dass dieser hin und wieder mit seinem Gast (es handelt sich anscheinend um ein Kind) kämpft, um ihn in Schach zu halten. Im Gegensatz zu Kelvin legen Snaut und Sartorius jedenfalls bis zum Schluss großen Wert darauf, ihren jeweiligen Gast vor den Kollegen geheim zu halten.

Bei seinen Nachforschungen zu den seltsamen Vorgängen stößt Kelvin in der wissenschaftlichen Bibliothek der Station auf die Aufzeichnungen des Piloten Berton, welcher an dem Suchtrupp nach dem auf einem Erkundungsflug verschwundenen Physiker Fechner beteiligt war. Berton erlebte bei der Suche Dinge, für die ihm nahezu die Beschreibungsmöglichkeiten fehlten. Er wurde, nachdem er dazu vor einem Gutachterausschuss gehört worden war, für psychisch gestört erklärt. Lediglich ein Neurologe erkannte Zusammenhänge zwischen dem Verschwinden des Forschers Fechner im Solarisozean und den Visionen des Piloten Berton. Dies ist eine Schlüsselszene im Roman.

Harey hat sich auf der Erde das Leben genommen, wofür sich Kelvin verantwortlich fühlt, weil er auf entsprechende Drohungen nicht verständnisvoll, sondern abweisend reagiert hatte. Ihr Abbild, das auf der Solaris-Station erscheint, erinnert sich zwar vage an diese Vorgänge, kann sich aber nicht erklären, wie sie auf die Station kam. Sie wirkt verwirrt. Kelvin und die Frau versuchen, sich gegenseitig Normalität vorzugaukeln. Nur selten und schleppend beginnen sie Gespräche über die absurde Situation, in der sie sich befinden.

Doch ist Kelvins „Gast“ zur Selbsterkenntnis fähig. Sie denkt und handelt also wie ein wirklicher Mensch. Während Kelvin in der Bibliothek der Station nach Informationen über die Vorgänge auf Solaris forscht, beginnt auch sie zu begreifen, dass sie kein Original, sondern ein aus Kelvins Erinnerungen geformtes Wesen ist. Diese Erkenntnis deprimiert sie und sie versucht, sich durch Trinken von flüssigem Sauerstoff das Leben zu nehmen. Der Versuch scheitert: sie ist so konzipiert, dass all ihre Wunden und selbstzugefügten Verletzungen binnen Sekunden heilen. Kelvin und die Frau leben nebeneinanderher, ohne sich wirklich mit der Situation zu beschäftigen: stattdessen planen sie, die Station gemeinsam zu verlassen und auf der Erde ein neues Leben zu beginnen. Beiden ist jedoch klar, dass dieser Traum sich nie erfüllen wird.

Kelvin stellt bald fest, dass die Wesen, welche der Ozean erschaffen hat, künstlich aus Neutrinoansammlungen aufgebaut sind, einer Form exotischer Materie, die bis auf die Atomebene hinab echter Materie völlig gleicht. Die anderen beiden Forscher, Snaut und Sartorius, entwickeln daher bald einen Plan, wie die vom Ozean geschaffenen „Gäste“ beseitigt werden können. Mithilfe einer physikalischen Reaktion hoffen die beiden, die Struktur der „Gäste“ zerstören zu können. Als Kelvin davon erfährt, versucht er, den Plan zu sabotieren. Anfangs gelingt ihm das auch. Stattdessen führen die drei Forscher andere Experimente durch: so werden etwa Kelvins Gehirnströme unter Einsatz harter Röntgenstrahlung in den Ozean auf Solaris gesandt – jedoch vorerst ohne erkennbare Reaktion.

Eines Nachts trifft sich die Frau heimlich mit Snaut und bittet ihn, gegen Kelvins Willen das Experiment, das alle „Gäste“ zerstören würde, durchzuführen. In der folgenden Nacht verabreicht sie Kelvin ein Schlafmittel und hilft Sartorius und Snaut bei dem Experiment, das erfolgreich ist. Kelvin erkennt am nächsten Morgen, dass alle „Gäste“ zerstört wurden und – aufgrund einer nicht genauer geklärten Reaktion des Ozeans auf die vorangegangenen Strahlenexperimente – nicht mehr wiederkehren werden.

Am Ende des Buches unternimmt Kelvin seine erste Reise auf solarischem „Boden“. Er verlässt die Raumstation mit einem kleinen Hubschrauber und besucht den Ozean. Er verbringt Stunden an seiner Brandung, beobachtet ihn und versucht ihn zu berühren. Dieses Erlebnis beeindruckt ihn sehr.

Interpretation und Kritiken

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Lems eigene Haltung zur Interpretation seines Buchs

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Lem selbst wurde häufig nach Interpretationen und Erklärungen zu seinem Roman befragt. Er verweigerte eigene tiefgründige Erklärungen und schrieb dazu einmal in einem Statement auf seiner Webseite:

„Es fällt mir schwer, diesem Buch einen Kommentar hinzuzufügen. Ich glaube, ich habe es geschafft das zu sagen, was ich ausdrücken wollte.“

Im gleichen Text schilderte er die Spontaneität seiner Herangehensweise beim Schreiben des Buches anhand des Anfangs. Als er den Neuankömmling Kelvin in die Solarisstation geführt habe und diesen auf den verängstigten und betrunkenen Snaut treffen ließ, habe er als Autor noch nicht gewusst, was Snaut so erschreckte. Er habe keine Ahnung gehabt, warum Snaut Angst vor einem gewöhnlichen Fremden hatte. Aber er hätte es „bald herausgefunden“, weil er ja weiter schrieb.[2]

Lems Haltung zur Kritik des Buches

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Im Einklang mit seiner oben beschriebenen Einstellung äußerte sich Lem eher negativ bzw. teils auch ironisch über Texte von Kritikern, die sich an dem Buch mit Deutungen versucht hatten. Der Roman sei ein „gefundenes Fressen für Kritiker“ gewesen und er habe viele dieser Aufsätze intensiv studiert, aber „kaum einen von ihnen verstanden“. Dazu zitierte er als Negativbeispiel einen US-amerikanischen Anglisten, der einen „ziemlich schlimmen Fehler“ gemacht habe: Die von dem Sprachwissenschaftler angeführte Interpretation auf Basis der Psychoanalyse von Sigmund Freud sei rein auf Grundlage von bestimmten Redewendungen in der englischen Übersetzung des Romans vorgenommen worden – laut Lem habe der Autor dabei aber nicht gewusst, dass dieselben Textpassagen im polnischen Originaltext die getroffenen Diagnosen gar nicht zuließen.[2]

  • Das Buch wurde zwischen Juni 1959 und Juni 1960 in Zakopane verfasst.[3]
  • Solaris wurde in 31 Sprachen übersetzt.[4]
  • Die Veröffentlichung von Solaris in der DDR wurde 1962 im Rahmen des Druckgenehmigungsverfahrens durch die Hauptverwaltung Verlagswesen abgelehnt. Die Begründung lautete, alle Lesarten des Romans mündeten in „Pessimismus und Negation“. Eine spätere Ablehnung verwies auf eine „auf wackligen Füßen stehende“ Logik.[5] Erst 1983 erschien eine DDR-Ausgabe.
  • Stanisław Lem: Solaris. Wydawnictwo Ministerstwa Obrony Narodowej (MON), Warschau 1961 (Erstausgabe).
  • Jacek Rzeszotnik: Nicht sehen, nicht hören, nicht sprechen – nicht verstehen. Die epistemologische Impotenz des Menschen nach Stanisław Lem. In: Walter Delabar, Frauke Schlieckau (Hrsg.): Bluescreen. Visionen, Träume, Albträume und Reflexionen des Phantastischen und Utopischen. Aisthesis, Bielefeld 2010, ISBN 978-3-89528-769-5, S. 145–168.
  • Franz Rottensteiner: „Solaris“. Ein Roman und seine Verfilmungen. In: Franz Rottensteiner: Im Labor der Visionen. Anmerkungen zur phantastischen Literatur. 19 Aufsätze und Vorträge aus den Jahren 2000–2012. Verlag Dieter van Reeken, Lüneburg 2013, ISBN 978-3-940679-72-7, S. 174–188.
  • Manfred Geier: Stanisław Lems Phantastischer Ozean. Ein Beitrag zur semantischen Interpretation des Science-Fiction-Romans „Solaris“. In: Werner Berthel (Hrsg.): Über Stanisław Lem. Suhrkamp, Frankfurt am Main 1981, ISBN 3-518-37086-3, S. 96–163.
Commons: Solaris (Roman) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise und Anmerkungen

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  1. Die Planetenbahnen hypothetischer Planeten in Mehrsonnensystemen galten bis 2012 als instabil. Jerome Orosz et al.: Kepler-47: A Transiting Circumbinary Multiplanet System. In: Science. Band 337, 2012, S. 1511–1514, doi:10.1126/science.1228380, arxiv:1208.5489.
  2. a b Stanislaw Lem: Kommentar zu Solaris. solaris.lem.pl, abgerufen am 21. Dezember 2020
  3. Stanisław Lem: Solaris, Verlag Volk und Welt, Berlin 1983, S. 218.
  4. Offizielle Website zu Stanisław Lem (Memento vom 22. Juni 2010 im Internet Archive), abgerufen am 25. November 2012.
  5. Simone Barck, Siegried Lokatis: Zensurspiele. Heimliche Literaturgeschichten aus der DDR. Mitteldeutscher Verlag, 2008, ISBN 978-3-89812-539-0, S. 210.
  6. Rezension von Philipp Loehle in der taz
  7. Rezension von Tobias Schwartz. In: Tagesspiegel. 2. September 2005 (archive.org).
  8. Werkbeschreibung des Burgtheaters, Besetzung, Pressestimmen (Memento des Originals vom 25. Mai 2016 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.burgtheater.at
  9. Werkbeschreibung des Schauspielhauses, Besetzung, Pressestimmen (Memento des Originals vom 15. Mai 2012 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.schauspielhaus.ch
  10. SOLARIS. In: www.stadttheater-giessen.de. Archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 22. April 2016; abgerufen am 22. April 2016.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.stadttheater-giessen.de
  11. Spielplan Staatstheater Cottbus, abgerufen am 13. April 2022
  12. Schauspiel Frankfurt: SOLARIS, nach Stanisław Lem aus dem Polnischen von Irmtraud Zimmermann-Göllheim - 26.04.2025, 19.30 | Schauspiel Frankfurt. Abgerufen am 28. April 2025.