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„Zweite Spanische Republik“ – Versionsunterschied

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{{Infobox Staat
Die '''Zweite Republik''' bezeichnet in [[Spanien]] die Epoche von [[1931]] bis [[1936]]/[[1939]], in der eine neue demokratische Staatsform existierte, die aber die scharfen Konflikte des Landes nicht lösen konnte. Diese Situation führte in den [[Spanischer Bürgerkrieg|Spanischen Bürgerkrieg]], in dem die Republik vom [[Franquismus|Franco-Regime]] gewaltsam verdrängt wurde.
|NAME-DEUTSCH = Spanische Republik
[[Image:Flag_of_the_Second_Spanish_Republic.svg|thumb|historische Fahne der Spanischen Republik]]
|NAME-AMTSSPRACHE = República Española
|ZEITRAUM = 1931–1936/1939
|BILD-FLAGGE = Flag of Spain(Second Republic 1931-1939)(3-5) v2.svg
|ARTIKEL-FLAGGE = Flagge Spaniens
|FLAGGE-OPT =
|BILD-WAPPEN = Escudo de España(Segunda República Española 1931-1939).svg
|ARTIKEL-WAPPEN = Wappen Spaniens
|WAPPEN-OPT =
|WAHLSPRUCH = ''[[Plus Ultra]]''<br />([[Lateinische Sprache|lateinisch]] für ''Darüber hinaus'')
|AMTSSPRACHE = [[Spanische Sprache|Spanisch]]
|HAUPTSTADT = [[Madrid]]
|REGIERUNGSSITZ = während des Bürgerkriegs:<br />[[Valencia]] (1936–1937)<br />[[Barcelona]]
|STAATS- UND REGIERUNGSFORM = [[Parlamentarische Republik]],<br />[[Semipräsidentielles Regierungssystem]]
|VERFASSUNG = [[Verfassung der Spanischen Republik von 1931]]
|STAATSOBERHAUPT = [[Liste der Staatsoberhäupter von Spanien|Präsident]]<br />[[Niceto Alcalá-Zamora]] (1931–1936)<br />[[Manuel Azaña]] (1936–1939)
|REGIERUNGSCHEF = [[Liste der Regierungschefs von Spanien|Ministerpräsident]]<br />[[Niceto Alcalá-Zamora]] (1931)<br />[[Juan Negrín López]] (1937–1939)
|STAATSRELIGION =
|FLÄCHE =
|EINWOHNER = 23.677.794 (1930)<ref name="Censeo de 1930">{{Internetquelle |url=http://www.ine.es/inebaseweb/pdfDispacher.do?td=194363&ext=.pdf |titel=Censo de 1930 / Tomo II. Resúmenes generales de la nación / Resúmenes por provincias, generales de la Nación, capitales y posesiones del norte y costa occidental de África / Resumen por provincias |hrsg=Instituto Nacional de Estadística |datum=1930 |format=PDF; 450&nbsp;kB |sprache=es |kommentar=zur Zeit der Zweiten Spanischen Republik gab es keinen Zensus. Der nächste Zensus im Jahr 1940 zeigte eine Bevölkerung des spanischen Festlandes von 25.877.971, Quelle: INE |abruf=2013-04-26}}</ref><br /> (davon in [[Spanisch-Sahara]] und [[Spanisch-Guinea]]: 113.927)
|BEV-DICHTE =
|WÄHRUNG = [[Peseta]] (1 Pts = 100 [[Centimo|Céntimos]])
|GRÜNDUNG = 14. April 1931 <small>(Ausrufung der Republik)</small>
|ENDPUNKT = 1. April 1939 <small> (Exilierung der republikanischen Regierung)</small>
|VORGÄNGER = Königreich Spanien
|NACHFOLGER = [[Franquismus|Franco-Staat]] (nicht kodifiziert)
|NATIONALHYMNE = [[Himno de Riego]]<br />[[Datei:National-Anthem-of-Spain- 1931-1939 -Himno-de-Riego.ogg]]
|NATIONALFEIERTAG =
|ZEITZONE = [[Universal Time|UT]]+1
|KFZ-KENNZEICHEN = [[Kfz-Kennzeichen (Spanien)|E]]
|BILD-LAGE = Spanish Republic (1936).svg
|BILD-LAGE-BESCHREIBUNG =
|BILD1 = Territorios de la Segunda República Española-variante.svg
|BILD1-BESCHREIBUNG = <div style="text-align:left">
{{Farblegende|#FFFFCC|Spanisches Kernland}}
{{Farblegende|#EFBE67|Protektorat [[Spanisch-Marokko]]}}
{{Farblegende|#CCA293|[[Spanisch-Sahara]] und [[Spanisch-Guinea]]}}
{{Farblegende|#E52420|[[Internationale Zone von Tanger]]}}
</div>
}}

Die '''Zweite Spanische Republik''' ({{esS|Segunda República Española}}) bezeichnet die Epoche von 1931 bis 1936 bzw. 1939 in [[Spanien]], in der eine neue demokratische Staatsform ([[Republik]]) existierte und die von scharfen politischen sowie ökonomischen Konflikten des Landes gekennzeichnet war. Ein [[Staatsstreich]] rechtsgerichteter Teile der Armee gegen die gewählte linke Regierung löste 1936 den [[Spanischer Bürgerkrieg|Spanischen Bürgerkrieg]] (1936–1939) aus, in dem die Republik vom [[Franquismus]] gewaltsam verdrängt wurde.

== Vorgeschichte ==
== Vorgeschichte ==
[[Datei:13 d'abril portada.jpg|mini|Hauptseite des ''Heraldo de Madrid'' vom 13. April 1931, auf der der Wahlerfolg der Republikaner begrüßt wird]]
Nach dem Abflauen der [[Konjunktur]] während der [[Weltwirtschaftskrise]] [[1929]] vermochte auch die [[Diktatur]] [[Miguel Primo de Rivera|Primo de Riveras]] die [[Oligarchie|oligarchischen]] Herrschaftsverhältnisse nicht länger aufrecht zu halten. Nach seinem Scheitern [[1930]] und einem kurzen Intermezzo unter General Berenguer war die [[Monarchie]] am Ende. Als die landesweiten Gemeindewahlen sich zu einem deutlichen Votum gegen das [[Ancien Régime]] entwickelten, verließ [[Alfons XIII.]] das Land. Am [[14. April]] [[1931]] proklamierte der Großgrundbesitzer [[Niceto Alcalá Zamora]] die neue [[Republik]]. Sie wurde anfänglich vom Großteil der Bevölkerung überschwänglich begrüßt, da sie an die [[Demokratie]] große Hoffnungen knüpfte. Die Republik wurde als ''la niña bonita'', „das schöne Mädchen“, bezeichnet. Es gab keinen Widerstand gegen den Umsturz; für spanische Verhältnisse verlief alles ungewohnt friedlich. So kam es zu einem Regierungsbündnis zwischen den linksrepublikanischen Parteien und den Sozialisten des [[Partido Socialista Obrero Español|PSOE]], die allerdings auch unter Primo de Rivera in der Verantwortung gestanden hatten. Der Schriftsteller [[Manuel Azaña]] von der [[Acción Republicana|Republikanischen Aktion]] wurde zum ersten Ministerpräsidenten gewählt. Zamora besetzte das Amt des Staatspräsidenten.
[[Datei:Bundesarchiv Bild 102-11543, Madrid, Ausrufung der Zweiten Spanischen Republik.jpg|mini|Feiern zur Ausrufung der Zweiten Spanischen Republik in Barcelona, 1931]]

Nach dem Abflauen der [[Konjunktur]] während der [[Weltwirtschaftskrise]] des Jahres 1929 scheiterte ein Jahr später auch die [[Diktatur]] [[Miguel Primo de Rivera|Primo de Riveras]], die sich zum Ziel gesetzt hatte, das Regime der Restaurationszeit entweder wesentlich zu verbessern oder ganz zu ersetzen. Nach einem kurzen Intermezzo unter General Berenguer war schließlich auch die [[Monarchie]] am Ende. Mit dem [[Pakt von San Sebastián]], der von zwei ehemaligen monarchistischen Politikern – Miguel Maura und dem Großgrundbesitzer [[Niceto Alcalá Zamora]] – vorangetrieben wurde, hatte die republikanische Bewegung an Zugkraft gewonnen, während die alte Ordnung mehr und mehr an Prestige verloren hatte. Nach einem misslungenen republikanischen [[Militärputsch]] im Dezember 1930 kam es im April 1931 zu landesweiten Gemeindewahlen, die allgemein, auch von den Anhängern der Monarchie, als klares Votum gegen das [[Ancien Régime]] interpretiert wurden. Die ersten Teilergebnisse hatten zwar noch eine scheinbar deutliche Mehrheit der Monarchisten erkennen lassen, welche laut den Memoiren des monarchistischen Ministers Hoyos zum Zeitpunkt der Ausrufung der Republik viermal mehr Sitze gewonnen hätten.<ref>Marqués de Hoyos: ''Mi Testimonio.'' Madrid 1962, S. 122 ff.</ref> Dies war allerdings zum Teil einer Regelung (Artikel 29) geschuldet, die in manchen Gemeinden die Mandate ohne Wahl vergab, was zu 90 % den Monarchisten zugutekam.<ref>Durch den Artikel 29 des Wahlgesetzes von 1907 wurden, insbesondere in kleinen Gemeinden, rund 20 % der spanischen Gesamtbevölkerung ihrer Wahlmöglichkeit beraubt. 14.018 solcherart ohne Urnengang vergebenen monarchistischen Mandaten standen nur 1.832 republikanische gegenüber.</ref> Im Gesamtergebnis kamen die Republikaner laut dem Historiker Javier Tussell auf 48,8 % der Kommunalmandate<ref>Javier Tusell beziffert das Endergebnis –&nbsp;welches erst nach der Ausrufung der Republik vorlag&nbsp;– folgendermaßen: Monarchisten: 40.324; Kommunisten 67; Republikaner: 34.688; Sozialisten: 4.813; Sonstige 1.207. Miguel Martínez Cuadrado errechnete im Jahr 1969 (''{{lang|es|Elecciones y partidos políticos en España, 1808–1931}}'') folgende Sitzverteilung: 19.035 Anhänger von Alfonso XIII, 39.568 Republikaner; 15.198 Sonstige, die keinem Lager zuordenbar sind.</ref> und gewannen die Mehrheit in 41 von 50 Provinzhauptstädten (in Madrid übertrafen sie das Ergebnis der Monarchisten um das Dreifache, in Barcelona um das Vierfache). Der monarchistische Politiker Marqués de Hoyos kommentierte den Wahlausgang wie folgt: „Die Nachrichten, die aus den wichtigen Dörfern kamen, waren ebenso katastrophal wie die aus den Provinzhauptstädten.“<ref>Zitiert nach Jorge Hernández Aliques (Hrsg.): ''Historia de España.'' Espasa Calpe, Band 11, ISBN 84-239-8959-3, S. 476.</ref>

Angesichts dieser Ergebnisse proklamierte Alcalá Zamora am 14. April 1931 die neue [[Republik]]. Die Republik wurde vom Großteil der Bevölkerung überschwänglich begrüßt, da sie an die [[Demokratie]] große Hoffnungen knüpfte. Die Republik wurde als ''{{lang|es|la niña bonita}}'' („das schöne Mädchen“) bezeichnet. Auch [[Alfons XIII.]] erkannte im Wahlresultat ein Votum gegen die Monarchie und verließ – ohne formell auf seinen Thronanspruch zu verzichten – das Land. Am 17. April veröffentlichte die monarchistische Tageszeitung ''[[ABC (Spanien)|ABC]]'' sein Abschiedsmanifest, in dem es hieß:

{{Zitat
|Text=Las elecciones celebradas el domingo me revelan claramente que no tengo hoy el amor de mi pueblo. Mi conciencia me dice que ese desvío no será definitivo&nbsp;[…]
|Sprache=es
|Autor=Alfons&nbsp;XIII. von Spanien
|Quelle=Schreiben vom 17. April 1931 an General Aznar
|Übersetzung=Die abgehaltenen Wahlen führen mir klar und deutlich vor Augen, dass ich heute nicht mehr die Liebe meines Volkes habe. Mein Gewissen sagt mir allerdings, daß diese Verirrung nicht von Dauer sein wird […]
|ref=<ref>{{Internetquelle |url=http://hemeroteca.abc.es/nav/Navigate.exe/hemeroteca/madrid/abc/1931/04/17/003.html |titel=He aquí el texto del documento que el Rey entregó als presidente del último Consejo de minisros, capitán general Aznar |hrsg=Al Pais |datum=2013-04-17 |sprache=es |kommentar=Digitalisat |abruf=2013-04-14}}</ref>}}

Es gab keinen Widerstand gegen den Umsturz, was für die Geschichte Spaniens, in der politische Konflikte zumeist gewaltsam ausgetragen wurden, ungewöhnlich war. So kam es zu einem Regierungsbündnis zwischen den linksrepublikanischen Parteien und den Sozialisten des ''[[Partido Socialista Obrero Español|PSOE]]''. Der Schriftsteller [[Manuel Azaña]] von der ''[[Acción Republicana]]'' wurde zum ersten Ministerpräsidenten gewählt; [[Niceto Alcalá Zamora]] besetzte das Amt des Staatspräsidenten.


Die Geburt der Republik fand in einer Phase statt, in der sich die [[liberal]]e [[repräsentative Demokratie]] in Europa in der Defensive befand. [[1922]] hatten die italienischen Faschisten die Macht ergreifen und [[1925]] das parlamentarische System endgültig ausschalten können. Die Verhältnisse in Frankreich verschlechterten sich, die Spannungen und Übergriffe nahmen zu. Noch schärfer waren die Konflikte in [[Geschichte Österreichs#Republik (1918 – 1938) und Drittes Reich (1938 – 1945)|Österreich]]. Und die deutsche [[Weimarer Republik]], die für Spanien ein verfassungspolitischer Orientierungspunkt war, sollte [[1933]] praktisch schon nicht mehr existieren.
Die Geburt der Republik fand in einer Phase statt, in der sich die [[Liberalismus|liberale]] [[repräsentative Demokratie]] in Europa in der Defensive befand. Bereits im Oktober 1922 hatten die italienischen Faschisten mit dem [[Marsch auf Rom]] die Macht ergriffen und 1925 das parlamentarische System endgültig ausgeschaltet. Die Verhältnisse in Frankreich verschlechterten sich, die Spannungen und Übergriffe nahmen zu. Noch schärfer waren die Konflikte in [[Geschichte Österreichs#Erste Republik Österreich (1919–1934)|Österreich]]. Die deutsche [[Weimarer Republik]], die für Spanien ein verfassungspolitischer Orientierungspunkt war, wurde ab dem Jahr 1933 praktisch ausgeschaltet.


== Sozioökonomische Struktur ==
== Sozioökonomische Struktur ==
[[Datei:Densidades de población en España (1930) de.svg|mini|Bevölkerungsdichte Spaniens im Jahr 1930. Zentren der Urbanisierung und Industrialisierung waren Katalonien und das Baskenland.<ref name="Censeo de 1930" />]]
Spanien blieb auch zu Zeiten der Zweiten Republik eine Zweidrittel-Gesellschaft mit stark agrarischer, semi-[[Feudalismus|feudalistischer]] Struktur. Nur in den nördlichen Randgebieten der [[Iberische Halbinsel|Iberischen Halbinsel]], insbesondere den nach Unabhängigkeit strebenden Landesteilen [[Katalonien]] und [[Baskenland (Region)|Baskenland]], hatte sich eine Industrie entwickelt, die mit westeuropäischen Standards vergleichbar war. Dennoch war in den industriellen Ballungsräumen wie auf dem Lande für große Bevölkerungsteile ein dauerhafter Einkommensausfall existenzbedrohend. Diese Situation barg hohes soziales Konfliktpotential, da die wirtschaftlichen Eliten zu sozialpolitischen Zugeständnisse nicht bereit waren. Die spanische Wirtschaft wurde von der globalen Krise von 1929 nicht unmittelbar berührt, da sie kaum exportfähig und stark binnenorientiert war. Sie war allerdings auf einen ständigen Zufluss ausländischer Investitionen angewiesen, die aufgrund der Krise und einer gewissen Abneigung gegenüber der Republik abnahmen. Ebenso häuften sich die Fälle von Kapitalflucht, was insgesamt zu steigender Arbeitslosigkeit und verschärfter Armut beitrug.
{| class="wikitable float-right"
|+ Die größten Städte in der Zweiten Spanischen Republik (nach dem Zensus von 1930)<ref>{{Internetquelle |url=http://www.ine.es/inebaseweb/pdfDispacher.do?td=194364&ext=.pdf |titel=Censo de 1930 / Tomo II. Resúmenes generales de la nación / Resúmenes por provincias, generales de la Nación, capitales y posesiones del norte y costa occidental de África / Resumen de capitales |hrsg=Instituto Nacional de Estadística |datum=1930 |format=PDF; 2,4&nbsp;MB |sprache=es |abruf=2013-04-26}}</ref>
|-
! Rang
! Stadt
! Einwohner
|-
| 1. || Barcelona ||style="text-align:right"| 1.005.565
|-
| 2. || Madrid ||style="text-align:right"| 952.832
|-
| 3. || Valencia ||style="text-align:right"| 320.195
|-
| 4. || Sevilla ||style="text-align:right"| 228.729
|-
| 5. || Málaga ||style="text-align:right"| 188.010
|-
| 6. || Zaragoza ||style="text-align:right"| 173.987
|-
| 7. || Bilbao ||style="text-align:right"| 161.987
|-
| 8. || Murcia ||style="text-align:right"| 158.724
|-
| 9. || Granada ||style="text-align:right"| 118.179
|-
| 10. || Córdoba ||style="text-align:right"| 103.106
|}
Spanien blieb auch zu Zeiten der Zweiten Republik eine Gesellschaft mit stark agrarischer, semi-[[Feudalismus|feudalistischer]] Struktur. Nur in den nördlichen Randgebieten der [[Iberische Halbinsel|Iberischen Halbinsel]], insbesondere den nach mehr Autonomie strebenden Landesteilen [[Katalonien]] und [[Autonome Gemeinschaft Baskenland|Baskenland]], hatte sich eine Industrie entwickelt, die mit westeuropäischen Standards vergleichbar war. Dennoch war in den industriellen Ballungsräumen wie auf dem Lande für große Bevölkerungsteile ein dauerhafter Einkommensausfall existenzbedrohend. Diese Situation barg hohes soziales Konfliktpotential, da die wirtschaftlichen Eliten nicht zu sozialpolitischen Zugeständnissen bereit waren. Die spanische Wirtschaft wurde von der Weltwirtschaftskrise ab 1929 nicht unmittelbar berührt, da sie stark binnenmarkt-orientiert war; sie exportierte kaum. Sie war allerdings auf einen ständigen Zufluss ausländischer Investitionen angewiesen, die aufgrund der Krise und einer gewissen Abneigung gegenüber der Republik abnahmen. Ebenso häuften sich Fälle von [[Kapitalflucht]], was insgesamt zu steigender Arbeitslosigkeit und verschärfter Armut beitrug.


=== Träger der alten Ordnung===
=== Träger der alten Ordnung ===
Der agrarische Sektor war insbesondere südlichen Regionen [[Andalusien]]s und der [[Extremadura]] durch extreme Eigentumskonzentration in den Händen von Großgrundbesitzern geprägt. Diese Latifundisten trugen zur Wirtschafts- und [[Kaufkraft (Konsum)|Kaufkraft]]entwicklung wenig bei, da sie sich weitgehend darauf beschränkten, ihre ökonomische und politische Machtpositionen gegenüber der großen Masse von Landarbeitern und Tagelöhnern (''yunteros'') zu verteidigen, anstatt eine [[Wirtschaftswachstum|produktive Entwicklung]] und effizientere Wirtschaftweisen zu unterstützen, von denen mehr Menschen hätten profitieren können. Sie handelten gemäß ihrem Ideal der so genannten [[Franquismus#Die Hispanidad|Hispanität]], inspiriert von der imperialen Größe Spaniens während der [[Frühe Neuzeit|Frühen Neuzeit]], in der die ''Granden'' das Leben der Nation uneingeschränkt dominiert hatten. Die Großindustriellen und Bankiers standen dagegen noch im Verdacht, keine „echten Spanier“ zu sein.
Der [[Wirtschaftssektor]] [[Landwirtschaft]] war insbesondere in den südlichen Regionen [[Andalusien]]s und der [[Extremadura]] durch extreme Eigentumskonzentration zugunsten von [[Großgrundbesitzer]]n geprägt. Diese trugen zur Wirtschafts- und [[Kaufkraft (Konsum)|Kaufkraftentwicklung]] wenig bei, da sie sich weitgehend darauf beschränkten, ihre ökonomischen und politischen Machtpositionen gegenüber der großen Masse von Landarbeitern und Tagelöhnern ''(yunteros)'' zu verteidigen, anstatt eine [[Wirtschaftswachstum|produktive Entwicklung]] und effizientere Wirtschaftsweisen zu unterstützen, von denen mehr Menschen hätten profitieren können. Sie handelten gemäß ihrem Ideal der [[Hispanität]], inspiriert von der [[Spanisches Kolonialreich|imperialen Größe Spaniens]] während der [[Frühe Neuzeit|Frühen Neuzeit]], in der die ''Granden'' das Leben der Nation uneingeschränkt dominiert hatten. Die Industriellen und Bankiers standen dagegen noch im Verdacht, keine „echten Spanier“ zu sein.


Die Hispanität vertraten auch die '''Offiziere''', die sich seit der Niederlage im [[Spanisch-Amerikanischer Krieg |Spanisch-Amerikanischen Krieg 1898]] und den verlustreichen [[Abd el-Krim|Marokko-Feldzügen]] zunehmend den Zuständen im Heimatland widmeten. Dabei sahen sie sich in einer Tradition, in der seit dem frühen [[19. Jahrhundert]] die Armee immer wieder in das politische Leben eingegriffen und amtierende Regierungen durch Staatsstreiche (span. ''pronunciamentos'') gestürzt hatte. Mittlerweile war der Anteil der Offiziere im Gesamtkorps überproportional angestiegen und die Ausrüstung des Heeres in einem Zustand, in dem sie nur noch zur Niederwerfung innerer Unruhen zu gebrauchen war.
Die Hispanität verkörperten vor allem die [[Offizier]]e, die sich seit der Niederlage im [[Spanisch-Amerikanischer Krieg|Spanisch-Amerikanischen Krieg 1898]] und den verlustreichen [[Abd el-Krim|Marokko-Feldzügen]] zunehmend den Zuständen im Heimatland widmeten. Dabei sahen sie sich in einer Tradition, in der seit dem frühen 19. Jahrhundert die [[Spanische Streitkräfte|Armee]] mehrfach in das politische Leben eingegriffen und amtierende Regierungen durch [[Putsch|Staatsstreiche]] (spanisch ''pronunciamentos'') gestürzt hatte. Mittlerweile war der Anteil der Offiziere im Gesamtkorps überproportional angestiegen und die Ausrüstung des Heeres in einem Zustand, der sie lediglich zur Niederwerfung innerer Unruhen befähigte.


Die dritte Säule dieser traditionellen Machtstrukturen bildete die [[Katholische Kirche]] Spaniens. Ihre im Vergleich zum restlichen Europa sehr weitreichenden Vorrechte wollte sie von [[Säkularismus|Säkularisierung]]stendenzen unangetastet wissen. Dabei ging es auch um erhebliche Besitztümer, denn die Mitglieder des ''Hohen [[Klerus]]'' gehörten zu den größten Grundbesitzern des Landes und den einflussreichsten Personen im Bankensektor.
Die dritte Säule dieser traditionellen Machtstrukturen bildete die [[römisch-katholische Kirche|katholische Kirche]] Spaniens. Ihre im Vergleich zum restlichen Europa sehr weitreichenden Vorrechte wollte sie von [[Säkularismus|Säkularisierungstendenzen]] unangetastet wissen. Dabei ging es auch um erhebliche Besitztümer, denn die Mitglieder des [[Klerus|Hohen Klerus]] gehörten zu den größten Grundbesitzern des Landes und den einflussreichsten Personen im Bankensektor.


=== Die Mittelschicht ===
=== Die Mittelschicht ===
Am Rande dieser oligarchischen Trias lebte die [[Mittelschicht]], der gesellschaftliche Träger einer modernen demokratischen [[Republik#Republik: Gegensatz zur Monarchie|Republik]]. In ihr fanden sich eindeutig liberale und laizistische, aber auch katholisch-[[Konservativismus|konservative]] bis [[Nationalismus|nationalistische]] Tendenzen. Sie machte allerdings nicht einmal 20 % der Bevölkerung aus und war gespalten zwischen den autoritären Neigungen der alten Eliten und den teils gewalttätig vorgertragenen Forderungen der organisierten Arbeiterschaft.
Am Rande dieser [[Oligarchie|oligarchischen]] Trias lebte die [[Mittelschicht]], der gesellschaftliche Träger einer modernen [[Republik#Demokratische Republik|demokratischen Republik]]. In ihr fanden sich eindeutig liberale und laizistische, aber auch katholisch-[[Konservativismus|konservative]] bis [[Nationalismus|nationalistische]] Tendenzen. Sie machte allerdings nicht einmal 20 % der Bevölkerung aus und war gespalten zwischen den autoritären Neigungen der alten Eliten und den teils gewalttätig vorgetragenen Forderungen der organisierten Arbeiterschaft.


=== Die organisierte Arbeiterschaft ===
=== Die organisierte Arbeiterschaft ===
Im Jahre [[1869]] waren die Abgesandten der divergierenden Strömungen der [[Erste Internationale|Ersten Internationale]] in kurzem Abstand über die Pyrenäen gereist, um ihre Ideen zu verbreiten. Zunächst war der Erfolg recht unterschiedlich gewesen, denn vor allem die mit den Sozialisten konkurrierenden [[Anarchismus|Anarchisten]] hatten unter den spanischen Bauern rasch Anhänger gewinnen können. Nach dem Scheitern der [[Geschichte Spaniens#Maria Cristina, die Carlistenkriege, Isabella II., Erste Republik, Alfons XII|Ersten Republik]] vertrat der Staat immer noch uneingeschränkt und mit Gewalt die Interessen der „oberen Zehntausend“, während die „soziale Frage“ im übrigen Westeuropa vor dem [[Erster Weltkrieg|Ersten Weltkrieg]] durch sozialpolitische Konzessionen durch gesetzliche [[Reform]]en gemildert worden waren.
Im Jahre 1869 waren Abgesandte der divergierenden Strömungen der [[Internationale Arbeiterassoziation|Ersten Internationale]] in kurzem Abstand über die Pyrenäen gereist, um ihre Ideen zu verbreiten. Zunächst war der Erfolg recht unterschiedlich gewesen, denn vor allem die mit den [[Sozialismus|Sozialisten]] konkurrierenden [[Anarchismus|Anarchisten]] hatten unter den spanischen Bauern rasch Anhänger gewinnen können. Nach dem Scheitern der [[Erste Spanische Republik|Ersten Republik]] im Dezember 1874 vertrat der Staat immer noch uneingeschränkt und mit Gewalt die Interessen der „oberen Zehntausend“, während die „[[soziale Frage]]“ im übrigen Westeuropa vor dem [[Erster Weltkrieg|Ersten Weltkrieg]] durch gesetzliche [[Reform]]en, die sozialpolitische Konzessionen enthielten, gemildert worden war.


Außerdem war die Mitgliedschaft in anarchistischen Organisationen im Gegensatz zu sozialistischen beitragsfrei; es gab dort so gut wie keine bezahlten Funktionäre. Doch im Laufe der Jahre konnte die [[1888]] gegründete sozialistische Gewerkschaft [[Unión General de Trabajadores|UGT]] an Boden gewinnen. Sie blieb ihrem [[Reformismus|reformistischen]] Kurs treu, woran auch die [[Russische Revolution]] nichts ändern konnte. Die Anarchisten, die ihre [[Kommunismus#Marxismus versus Anarchismus|eigenen Vorstellungen]] von Revolution und einer kommunistischen Gesellschaft hatten, entwickelten Anfang des 20. Jahrhunderts eine neue, den industriellen Verhältnissen angepasste Organisationsform. Inspiriert vom französischen [[Syndikalismus]], gründeten sie die Gewerkschaft [[Confederación Nacional del Trabajo|CNT]]. In der Entwicklung der beiden genannten Gewerkschaften hatten sich regionale Schwerpunkte gebildet, die aber während der neuen Republik ein wenig durcheinander gerieten: Die Sozialisten waren vor allem in den [[Kastilien|kastilischen]] Gebieten [[Kastilien-León|León]] und [[Kastilien-La Mancha|La Mancha]], der [[Extremadura]] und [[Asturien]] stark vertreten; die Anarchisten in [[Valencia (Region)|Valencia]], Katalonien, [[Andalusien]] und [[Aragonien]]. Beide Gewerkschaften besaßen eine Mitgliederschaft, die über die Milliongrenze hinausging.
Zudem war die Mitgliedschaft in anarchistischen Organisationen im Gegensatz zu sozialistischen beitragsfrei; dort gab es so gut wie keine bezahlten Funktionäre. Im Laufe der Jahre konnte auch die 1888 gegründete sozialistische Gewerkschaft [[Unión General de Trabajadores|UGT]] einen stetigen Mitgliederzuwachs verzeichnen. Sie behielt ihren [[Reformismus|reformistischen]] Kurs auch nach der [[Russische Revolution|Russischen Revolution]] von 1917 bei. Die Anarchisten, die eigene Vorstellungen von einer Revolution und einer [[Kommunismus#Marxismus im Vergleich mit dem Anarchismus|kommunistischen Gesellschaft]] hatten, entwickelten Anfang des 20. Jahrhunderts eine neue, den industriellen Verhältnissen angepasste Organisationsform. Inspiriert vom französischen [[Syndikalismus]] gründeten sie die Gewerkschaft [[Confederación Nacional del Trabajo|CNT]]. In der Entwicklung der beiden genannten Gewerkschaften bildeten sich regionale Schwerpunkte. Die Sozialisten waren vor allem in den [[Kastilien|kastilischen]] Gebieten [[Kastilien und León|León]] und [[Kastilien-La Mancha|La Mancha]], der [[Extremadura]] und [[Asturien]] stark vertreten; die Anarchisten in [[Valencianische Gemeinschaft|Valencia]], Katalonien, [[Andalusien]] und [[Aragonien]]. Beide Gewerkschaften besaßen eine Mitgliederschaft, die über die Milliongrenze hinausging.

== Reformjahre 1931–1933 ==
Der neue Staat beanspruchte für sich, Spanien moderner und gerechter zu machen. Dabei wollte die Regierung drei Problemkomplexe bewältigen: Die Kompetenzen des Madrider Zentralstaates sollten zugunsten der historischen Regionen neu definiert, die Dominanz der traditionellen Eliten zurückgedrängt und die Eigentumsfrage auf dem Lande neu gestellt werden.

Neben diesen Grundsatzfragen war die Fortsetzung des während der Diktatur begonnenen wirtschaftlichen Aufschwungs von unmittelbarer Bedeutung. In dieser Zeit konnte Spanien erstmals seit den [[Koalitionskriege|Napoleonischen Kriegen]] seinen ökonomischen Rückstand auf die bedeutenden europäischen Länder aufholen, allerdings auf Kosten einer Verdopplung der Staatsschuld, jedoch auf einem – im europäischen Vergleich – niedrigen Niveau von 22 % des [[Bruttoinlandsprodukt|BIP]]. Dem neuen Finanzminister gelang es, bei Beibehaltung des Steuersystems den Schuldenstand um 50 % zu reduzieren.


== Die Reformjahre 1931-33 ==
Der neue Staat beanspruchte für sich, Spanien moderner und gerechter zu machen. Dabei mussten drei Problemkomplexe von der Regierung bewältigt werden: Die Kompetenzen des Madrider Zentralstaates sollten zugunsten der historischen Regionen neu definiert, die Dominanz der traditionellen Eliten zurückgedrängt und die Eigentumsfrage auf dem Lande neu gestellt werden.<br>
Neben diesen Grundsatzfragen war die Konsolidierung des Staatshaushalts von unmittelbarer Bedeutung. Während der vorausgehenden Diktatur hatte sich die Staatsschuld nahezu verdoppelt. Trotz der schwierigen Lage gelang es dem neuen Schatzmeister bei Beibehaltung des Steuersystems den Schuldenstand um 50% zu reduzieren, womit zumindest eine relative Haushaltskonsolidierung erreicht wurde.
=== Soziales ===
=== Soziales ===
Die „soziale Frage“ bedeutete die größte Herausforderung für die Republik. Erst eine Verbesserung der wirtschaftlichen Situation der marginalisierten Land- und Industriearbeiterschaft hätte diese befrieden und so eine verbreiterte Akzeptanz für die Republik schaffen können. Die in dieser Hinsicht zentrale Bodenreform, die zudem eine lange Vorlaufzeit gebraucht hätte, wurde nur sehr zögerlich angegangen, und keine der neuen Maßnahmen wollte man ohne die Auswirkung auf die politische Konkurrenz ins Auge fassen.
Die „soziale Frage“ bedeutete die größte Herausforderung für die Republik. Erst eine Verbesserung der wirtschaftlichen Situation der marginalisierten Land- und Industriearbeiterschaft hätte diese befrieden und so eine verbreiterte Akzeptanz für die Republik schaffen können. Während Primo de Rivera mit Konjunkturprogrammen ausschließlich den industriellen Sektor fördern ließ, sollte mittels einer [[Landreform|Bodenreform]] die prekäre soziale Situation auf dem Land entschärft werden. Diese wurde allerdings nur sehr zögerlich angegangen, und keine der neuen Maßnahmen wollte man ohne die Auswirkung auf die politische Konkurrenz ins Auge fassen.


Das Agrarstatut vom September [[1932]] hatte zum Ziel, vor allem die südlichen Latifundien mit ihren brachliegenden Flächen der Gesellschaft nutzbar zu machen. Obwohl man sich über die Notwendigkeit einer Reform prinzipiell einig war, kam es zwischen Republikanern und Sozialisten zum Zerwürfnis darüber, wie man mit den konfiszierten Großdomänen verfahren sollte: PSOE und UGT forderten eine kollektive Bewirtschaftung, die Liberalen eine Aufteilung des Bodens unter den Bauern. Dahinter standen strategische Überlegungen: Die Liberalen strebten das Entstehen einer kleinbürgerlichen Schicht an, die Linken wollten sie verhindern. Den Linken lieferten die ökologischen Bedingungen ein zusätzliches Argument, da sie eine Einzelbewirtschaftung der Flächen ungemein erschwerten.
Das Agrarstatut vom September 1932 hatte zum Ziel, vor allem die südlichen Latifundien mit ihren brachliegenden Flächen der Gesellschaft nutzbar zu machen. Obwohl man sich über die Notwendigkeit einer Reform prinzipiell einig war, kam es zwischen Republikanern und Sozialisten zum Zerwürfnis darüber, wie man mit den konfiszierten Großdomänen verfahren sollte: PSOE und UGT forderten eine kollektive Bewirtschaftung, die Liberalen eine Aufteilung des Bodens unter den Bauern. Dahinter standen strategische Überlegungen: Die Liberalen strebten das Entstehen einer kleinbürgerlichen Schicht an, die Linken wollten sie verhindern. Ihnen lieferten die ökologischen Bedingungen ein zusätzliches Argument, da sie eine Einzelbewirtschaftung der Flächen ungemein erschwerten.


In der politischen Praxis vermieden es die Republikaner jedoch, die Agrarfrage wirklich zu einem zentralen politischen Thema zu machen und beschäftigten sich mehr mit den politischen Fragen, die ihre eigenen Lebensumstände berührten. In zwei Jahren wurde nur ein geringer Teil der Felder veräussert, und diese zu ungünstigen Bedingungen: Die neuen Eigentümer mussten das Land zum vollen Preis kaufen, da den Vorbesitzern Entschädigungen zugestanden wurden. Zudem weigerten sich die Banken systematisch, Kredite zu vergeben, was an sich bereits zur Stagnation in der Landwirtschaft beitrug. Zwei Drittel der nach 1931 neu hinzugekommenen Arbeitslosen stammten aus dem Agrarsektor, wo auch 40 % der Streiks stattfanden. Die [[Kleinbauer]]n, die verstärkte Konkurrenz durch zusätzliche Anbieter befürchten mussten, gehörten zum Wählerreservoir der Republikaner und machten ihren Einfluss geltend, die Reform zu verschleppen. Auch für das ziemlich harte Schicksal der [[Pacht]]bauern im Norden und in Kastilien suchte man keine greifbare Regelung.
In der politischen Praxis vermieden es die Republikaner jedoch, die Agrarfrage wirklich zu einem zentralen politischen Thema zu machen und beschäftigten sich mehr mit den politischen Fragen, die ihre eigenen Lebensumstände berührten. In zwei Jahren wurde nur ein geringer Teil der Felder zu ungünstigen Bedingungen veräußert: Die neuen Eigentümer mussten das Land zum vollen Preis kaufen, da den Vorbesitzern Entschädigungen zugestanden wurden. Zudem weigerten sich die Banken regelmäßig, Kredite zu vergeben, was die Stagnation in der Landwirtschaft verstärkte. Zwei Drittel der nach 1931 neu hinzugekommenen Arbeitslosen stammten aus dem Agrarsektor, wo auch 40 % der Streiks stattfanden. Die [[Kleinbauer]]n, die verstärkte Konkurrenz durch zusätzliche Anbieter befürchten mussten, gehörten zum Wählerreservoir der Republikaner und machten ihren Einfluss geltend, die Reform zu verschleppen. Auch für die äußerst schwierige Situation der [[Immobiliarmiete|Pachtbauern]] im Norden und in Kastilien suchte man keine greifbare Regelung.


Der sozialistische Arbeitsminister [[Francisco Largo Caballero]], der schon unter Primo de Rivera als Staatssekretär gearbeitet hatte, erließ seit Dezember 1931 zahlreiche Gesetze, um die rechtliche Situation der Lohnabhängigen im industriellen Sektor zu verbessern sowie den Ablauf von Streiks zu regeln. Dies lief wiederum der [[Anarchosyndikalismus|anarchosyndikalistischen]] Strategie völlig zuwider.
Der sozialistische Arbeitsminister [[Francisco Largo Caballero]], der schon unter Primo de Rivera als Staatssekretär gearbeitet hatte, erließ seit Dezember 1931 zahlreiche Gesetze, um die rechtliche Situation der Lohnabhängigen im industriellen Sektor zu verbessern sowie den Ablauf von Streiks zu regeln. Dies lief wiederum der [[Anarchosyndikalismus|anarchosyndikalistischen]] Strategie, die einen sofortigen Umsturz der Verhältnisse anvisierte, völlig zuwider.


=== Bildung und Kultur ===
=== Bildung und Kultur ===
Die Politik der neuen Regierung in Kultus- und Bildungsangelegenheiten erwies sich als besonders streitbar. Die Republikaner waren die ersten Regierenden Spaniens, die sich um die Bildungskompetenz kümmerten. Bei Ausrufung der Republik konnte ein Drittel der Spanier über 10 Jahre nicht lesen und schreiben. Die Regierung strebte an, die Einschulungsrate der Kinder zu erhöhen, richtete Kommissionen zur Förderung der Berufsausbildung ein, installierte Abendkurse für Erwachsene und entsandte Wanderbüchereien in die abgelegeneren Regionen. Ähnliche Anstrengungen hatte es bislang nur von den linken Gewerkschaften gegeben.
Die Politik der neuen Regierung in Kultus- und Bildungsangelegenheiten erwies sich als besonders streitbar. Die Republikaner waren die ersten Regierenden Spaniens, die sich um die Bildungskompetenz kümmerten. Bei Ausrufung der Republik konnte circa ein Drittel der Spanier, die über zehn Jahre alt waren, nicht lesen und schreiben. Die Regierung strebte an, die Einschulungsrate der Kinder zu erhöhen, richtete Kommissionen zur Förderung der Berufsausbildung ein, installierte Abendkurse für Erwachsene und entsandte [[Fahrbibliothek|Wanderbüchereien]] in die abgelegenen Regionen. Ähnliche Anstrengungen hatte es bislang nur von den [[Linke Politik|linken]] Gewerkschaften gegeben.

Diese Politik musste unweigerlich die Stellung der katholischen Kirche berühren, die auch in anderen zivilen Angelegenheiten immer noch ein gewichtiges Wort mitredete. Die Liberalen verachteten den [[Katholizismus]] nicht weniger als die Linken. Ein Verfassungsentwurf, welcher der Kirche einen besonderen Status eingeräumt, aber weite Teile ihrer Privilegien reduziert hätte, wurde von der Mehrheit in den [[Cortes Generales|Cortes]] als unzureichend angesehen und abgelehnt. Der Ausspruch Azañas, Spanien habe „aufgehört, katholisch zu sein“, und die von ihm tolerierte „Nacht der brennenden Konvente“, in der dutzende religiöse Einrichtungen in Brand gesteckt wurden, lösten eine Welle der Empörung und eine Regierungskrise aus. Der vermögende Hohe Klerus, der die Republik als eine Agentur Moskaus diffamierte und stets treu zu Diktatur und Monarchie gestanden hatte, gab sich ebenso unversöhnlich. Ein Lehrverbot für religiöse Orden wurde erlassen. Dies riss eine große Lücke, da weder die geistlichen Bildungsträger schnell und gleichwertig ersetzt werden konnten noch die finanziellen Mittel dazu verfügbar waren. Der einflussreiche [[Jesuiten|Jesuitenorden]] wurde für illegal erklärt; seine umfangreichen Besitztümer konnten aber durch Überschreibungen dem Zugriff des Staates entzogen werden.


Diese Politik musste unweigerlich die Stellung der Katholischen Kirche berühren, die auch in anderen zivilen Angelegenheiten großen Einfluss besaß. Die [[Liberalismus|Liberalen]] verachteten den [[Katholizismus]] nicht weniger als die Linken. Ein Verfassungsentwurf, welcher der Kirche einen besonderen Status eingeräumt, aber weite Teile ihrer Privilegien reduziert hätte, wurde von der Mehrheit im Parlament, den [[Cortes Generales|Cortes]], als unzureichend angesehen und abgelehnt. Ein Lehrverbot für [[Ordensgemeinschaft|religiöse Orden]] wurde erlassen. Dies verursachte große Probleme, da die geistlichen Bildungsträger nicht schnell ersetzt werden konnten, zumal die finanziellen Mittel hierfür kaum verfügbar waren. Der einflussreiche [[Jesuiten]]orden wurde für illegal erklärt; seine umfangreichen Besitztümer konnten aber durch Überschreibungen dem Zugriff des Staates entzogen werden. Begleitet wurden die Gesetzesänderungen mit Gewaltaktionen gegen kirchlichen Besitz. Am 11. Mai, nicht einmal einen Monat nach Ausrufung der Republik, gingen kirchenfeindliche Kreise dazu über, nach einer angeblichen monarchistischen Provokation (in einem Viertel der Oberschicht wurde der ''Marcha Real'' gespielt) die Kirchen anzuzünden, nachdem sie zunächst erfolglos versucht hatten, die monarchistische Tageszeitung ''[[ABC (Spanien)|A.B.C.]]'' zu stürmen. Den Einsatz der Guardia Civil gegen die Aufrührer lehnte Azaña mit den Worten ''„Lieber sollen alle Kirchen brennen als ein Republikaner zu schaden kommen“'' ab. Erst nach der Zerstörung von mehr als 100 Kirchen, Bibliotheken und Ausstellungsräumen einigte sich die Regierung schließlich auf den Einsatz bewaffneter Kräfte. Damit hatte die Regierung neue Gegner in der Katholischen Kirche und unter den gemäßigten Konservativen gefunden.
Die ziemlich armen Ortspfarrer hatten überwiegend für die Republik gestimmt, schreckten aber wegen der harten Haltung der parlamentarischen Linken vor einer weiteren Unterstützung zurück, zumal die Arbeiterschaft sich nicht scheute, die gegenseitige Feindschaft weiter zu pflegen und bei nächster Gelegenheit Kirchen und Klöster im ganzen Land in Brand zu setzen.


=== Militär ===
=== Militär ===
Die republikanisch Regierung verfolgte das Ziel, auch die Armee der zivilen Autorität zu unterstellen. Sie versuchte, die in den Offiziersrängen aufgeblähten Struktur zu straffen, indem viele Offiziere gegen ihren Willen in die Reserve versetzt wurden, während die im aktiven Dienst Verbliebenen die Kürzungen im Personalbestand mit wachsendem Unmut verfolgten. Die Regierung bot den Befehlshabern, die den Eid auf die Republik nicht ablegen wollten, die Möglichkeit an, in Pension zu gehen. Die Abneigung der Verbliebenen gegen die von Intellektuellen, Juristen und Gewerkschaftlern regierte Republik wuchs. Die Abschaffung der privilegierten Militärrechtssprechung und der ''Academia General Militar'' betrachtete man als Affront. Im August 1932 brach in Sevilla eine Revolte los. Angeführt wurde sie von General [[José Sanjurjo]], der sich im Vorjahr noch geweigert hatte, dem König Gefolgschaft zu leisten. Mittlerweile war er aber wegen seiner Attacken gegen die Arbeiterbewegung als Kommandant der [[Guardia Civil]] abgelöst worden. Somit wusste die CNT, mit wem sie es zu tun hatte, als sie allein den relativ schwachen Aufstand mit dem von ihr ausgerufenen [[Generalstreik]] abwürgte. Eine ihrer katalanischen Sektionen hatte im Januar desselben Jahres die Niederwerfung einer eigenen Revolte im [[Llobregat]] erleben müssen.
Die republikanische Regierung verfolgte das Ziel, auch die [[Spanische Streitkräfte|Armee]] der zivilen Autorität zu unterstellen. Sie versuchte, die in den [[Offizierskorps|Offiziersrängen]] aufgeblähten Strukturen zu straffen, indem viele [[Offizier]]e gegen ihren Willen in die [[Reserve (Militärwesen)|Reserve]] versetzt wurden, während die im aktiven Dienst Verbliebenen die Kürzungen im Personalbestand mit wachsendem Unmut verfolgten. Die Regierung bot den Befehlshabern, die den [[Fahneneid|Eid]] auf die Republik nicht ablegen wollten, die Möglichkeit an, unter Beibehaltung ihrer Bezüge in [[Pension (Altersversorgung)|Pension]] zu gehen. Die Abneigung der Verbliebenen gegen die Republik wuchs. Die Abschaffung der privilegierten [[Militärgericht|Militärrechtsprechung]] und der ''[[Militärakademie|Academia General Militar]]'' betrachtete man als Affront. Im August 1932 kam es in Sevilla zu einem versuchten Staatsstreich unter der Führung von General [[José Sanjurjo]], der sich im Vorjahr noch geweigert hatte, dem König Gefolgschaft zu leisten. Wegen seiner exzessiven Repressalien gegen die Arbeiterbewegung war er als Kommandeur der [[Guardia Civil]] abgelöst worden. Der CNT gelang es, den relativ isolierten Aufstand der Militärs mit dem von ihr ausgerufenen [[Generalstreik]] zu beenden. Eine ihrer katalanischen Sektionen hatte dagegen im Januar desselben Jahres die Niederwerfung einer eigenen Revolte von Bergarbeitern im [[Llobregat]] erleben müssen.


=== Autonomieprojekte für Katalonien, Baskenland und Galicien ===
=== Autonomie ===
Trotz dieser kritischen Ereignisse konnte der Staat im Jahre 1932 eine gewisse Stabilität gewinnen. Im September war Katalonien die [[Autonomie]] zugesprochen worden. (1931 war in [[Barcelona]] die Republik eher ausgerufen worden als in [[Madrid]]). Es bekam eine eigene Regierung, die ''Generalitat'', und ein eigenes Parlament. Die stärkste katalanische Partei war die linksliberale [[Esquerra Republicana de Catalunya|Esquerra (ERC)]], die mit dem Juristen [[Lluís Companys i Jover|Lluís Companys]] den Präsidenten Kataloniens stellte. Der Esquerra stand die Gewerkschaft der katalanischen Weinbauern, die ''Union de Rabassaires'' (UdR), nahe. Der Autonomiestatus der katholischen Basken scheiterte zunächst am Laizismus der Regierung und den Konflikten mit der Nachbarprovinz [[Navarra]].
Trotz dieser kritischen Ereignisse konnte der Staat im Jahre 1932 eine gewisse Stabilität gewinnen. Im September war Katalonien die [[Autonomie]] zugesprochen worden (1931 war in [[Barcelona]] die Republik früher ausgerufen worden als in [[Madrid]]). Es bekam eine eigene Regierung, die ''Generalitat'', und ein eigenes Parlament. Die stärkste katalanische Partei war die [[Linksliberalismus|linksliberale]] Partei ''[[Esquerra Republicana de Catalunya|Esquerra]]'' (ERC), die mit dem Juristen [[Lluís Companys i Jover|Lluís Companys]] den Präsidenten Kataloniens stellte. Der Esquerra stand die Gewerkschaft der katalanischen Weinbauern, die ''Unió de Rabassaires'' (UdR), nahe. Der Autonomiestatus des Baskenlandes, das von katholischen Parteien dominiert wurde, scheiterte zunächst am Laizismus der Regierung und den Konflikten mit der Nachbarprovinz [[Navarra]]. Ein entsprechendes Autonomiestatut für das Baskenland trat nach längeren Verhandlungen erst am 6. Oktober 1936 in Kraft. Auch für [[Galicien]] war ein entsprechendes Autonomiestatut geplant. In einer Volksabstimmung am 28. Juni 1936 befürwortete die große Mehrheit der Bewohner Galiciens das Projekt. Es kam jedoch wegen des ausgebrochenen Bürgerkrieges nicht mehr zur Realisierung.


=== Das Ende der Hoffnungen ===
=== Ende der Regierung Azaña ===
Im Januar [[1933]] versuchte in dem andalusischen Dorf ''Casas Viejas'' eine Gruppe anarchistischer Bauern ihre gesellschaftlichen Vorstellungen durchzusetzen. Dies wurde von einem massiven Aufgebot an Militärs und [[Guardia Civil|Zivilgarden]] rasch und brutal niedergeschlagen. Zwölf Zivilisten wurden getötet. Im ganzen Land kam es zu Protesten, die selbst von den antirepublikanischen Rechten getragen wurden. Ein Untersuchungsausschuss bestätigte die Mitschuld der Regierung und die Verantwortung der Behörden vor Ort. Regierungschef Azaña hatte den Zivilgardisten die Anweisung gegeben, den Aufrührern auf den Bauch zu schießen. Die Republik war prompt diskreditiert, denn die alten repressiven Reflexe waren wieder zum Leben erweckt worden. Die Anarchisten sahen sich in ihrer ablehnenden Haltung der neuen Staatsform gegenüber bestätigt, während die Sozialisten, die an dem Vorfall mitbeteiligt waren, in einige Verlegenheit gerieten.
Im Januar 1933 wurde in dem andalusischen Dorf ''Casas Viejas'' ein Aufstand einer Gruppe anarchistischer Bauern von einem massiven Aufgebot an Militärs und [[Guardia Civil]] brutal niedergeschlagen. Zwölf Zivilisten wurden getötet. Im ganzen Land kam es zu Protesten, die auch von den antirepublikanischen Rechten getragen wurden. Ein Untersuchungsausschuss bestätigte die Mitschuld der Regierung und die Verantwortung der Behörden vor Ort. Regierungschef Azaña hatte den Zivilgardisten die Anweisung gegeben, den Aufrührern ''„auf den Bauch“'' zu schießen. Die Anarchisten sahen sich in ihrer grundsätzlich ablehnenden Haltung der neuen Staatsform gegenüber bestätigt, während die Sozialisten, die an dem Vorfall mitbeteiligt waren, sich dem Vorwurf einer Kollaboration mit den Eliten ausgesetzt sahen.


Das Klima im Land verschlechterte sich rapide, eine Streikwelle erfasste das Land, die parlamentarische Rechte wandte sich nun gegen weitere Reformvorhaben der Regierung. Unter dem Einfluss der Ereignisse von Casas Viejas und den kaum spürbaren Ergebnissen der bisherigen Reformen gewannen diejenigen Flügel der linken Gewerkschaften an Zulauf, die in der Republik keine Lösung der sozialen Probleme mehr sahen. Im Jahr 1933 fanden fast doppelt so viel Streiks wie 1932 und 1934 zusammen statt. Angeführt von der [[FAI]], forcierten die Anarchisten ihren Konfrontationskurs gegen die Republik, der von den Ordnungshütern mit skrupelloser Härte beantwortet wurde. Die FAI war [[1927]] gegründet worden, um die [[Subversion|subversiven Strömungen]] des spanischen Anarchismus zu stärken. Mittlerweile hatte sie sehr großen Einfluss in der anarchosyndikalistischen Bewegung erlangt. Die Opposition gegen ihre militanten Aktionen führte zu einer Kontroverse innerhalb der CNT. Eine kleine Gruppe, die ''Treinistas'', spaltete sich von der Gewerkschaft ab.
Das Klima im Land verschlechterte sich rapide, eine Streikwelle erfasste das Land und die parlamentarische Rechte wandte sich nun gegen weitere Reformvorhaben der Regierung. Unter dem Einfluss der Ereignisse von ''Casas Viejas'' und den kaum spürbaren Ergebnissen der bisherigen Reformen gewannen diejenigen Flügel der linken Gewerkschaften an Zulauf, die in der Republik keine Lösung der sozialen Probleme mehr sahen. Im Jahr 1933 fanden fast doppelt so viel Streiks wie 1932 und 1934 zusammen statt. Angeführt von der [[Federación Anarquista Ibérica]] (FAI), forcierten die Anarchisten ihren Konfrontationskurs gegen die Republik, der von den Ordnungshütern mit bewaffneter Gewalt beantwortet wurde. Die FAI war 1927 gegründet worden, um die [[Subversion|subversiven]] Strömungen des spanischen Anarchismus zu stärken. Mittlerweile hatte sie sehr großen Einfluss in der anarchosyndikalistischen Bewegung erlangt. Die Opposition gegen ihre militanten Aktionen führte zu einer Kontroverse innerhalb der CNT. Eine kleine Gruppe, die ''Treinistas'', spaltete sich von der Gewerkschaft ab.


Die Regierung setzte nicht auf Überzeugung, sondern auf Macht. Der liberale Regierungschef Azaña gründete eine neue paramilitärische Polizeitruppe, die ''Guardia de Asalto'' (Sturmgarde), aus treuen Anhängern der Republik, um sie gegen ihre Feinde verteidigen zu können. Ihr Oberbefehlshaber wurde General [[Emilio Mola]]. Im Oktober trat das ungemein weitreichende neue ''Gesetz zur Verteidigung der Republik'' in Kraft sowie eine neue Zensurrichtlinie, die Monarchisten und Anarchisten gleichermaßen in Rage brachte.
Der liberale Regierungschef Azaña gründete eine neue paramilitärische Polizeitruppe, die ''[[Guardia de Asalto]]'' (Sturmgarde), um sie gegen ihre Feinde verteidigen zu können. Ihr Chef wurde [[Agustín Muñoz Grandes]]. Im Oktober trat das weitreichende neue ''Gesetz zur Verteidigung der Republik'' in Kraft sowie eine neue Zensurrichtlinie, die Monarchisten und Anarchisten gleichermaßen als Provokation verstanden.


Im September war die amtierende Regierung schließlich am Ende. Zwischen den Liberalen und den Sozialisten war es zum Bruch gekommen. Die Lage erinnerte wieder an die Zustände zur Zeiten der Diktatur. Die Unruhen verprellten die Mittelschicht, und die Arbeiterschaft sah nicht ein, warum dieser neue bürgerliche Staat so viel besser sein sollte als der vorherige.
Im September war die amtierende Regierung schließlich am Ende. Zwischen den Liberalen und den Sozialisten war es zum Bruch gekommen. Die Lage erinnerte wieder an die Zustände zu Zeiten der Diktatur. Die Unruhen irritierten die Mittelschicht und für die Arbeiterschaft schien dieser neue bürgerliche Staat keine besseren Perspektiven zu bieten als der vorherige.


== „Schwarzes Doppeljahr“ 1934–1935 ==
== Die „zwei schwarzen Jahre“ 1934 und 1935 ==
Der Begriff ''bienio negro'' („schwarzes Doppeljahr“) bezieht sich auf die Folgen der Politik der bürgerlichen Regierung, die von ihren politischen Gegnern so bezeichnet und von der Historiographie auch übernommen wurde.
Der Begriff ''{{lang|es|bienio negro}}'' „schwarzes Doppeljahr“ bezieht sich auf die Folgen der Politik der bürgerlichen Regierung, die von ihren politischen Gegnern so bezeichnet und von der Historiographie auch übernommen wurde.


=== Triumph der Rechten ===
=== Triumph der Rechten ===
[[Datei:01 eibar.jpg|mini|Bei den Wahlen 1933 waren erstmals auch Frauen wahlberechtigt]]
Die Neuwahlen im November endeten für die linksrepublikanischen Parteien mit einem Debakel. Ironischerweise kam diese Niederlage auch dadurch zustande, dass die anarchistische Arbeiterschaft, die 1931 ihre Zustimmung für die neue Demokratie mit der Stimmabgabe an die Republikaner verknüpft hatte, sich nun der Stimmabgabe enthielt, nachdem die CNT-FAI eine gegen die Sozialisten gerichtete Antiwahl-Kampagne geführt hatte. Die Wahlbeteiligung sank auf gerade einmal 60 %. Im Gegensatz zur zerstrittenen Linken war es dem rechten Lager gelungen, ein Wahlbündnis zu schließen. Es nutzte geschickt das von Großbritannien übernommene [[Mehrheitswahlrecht]] und profitierte auch von der Einführung des Wahlrechtes für Frauen, welche mehrheitlich eher konservativ wählten. Das Mehrheitswahlrecht führte zur paradoxen Situation, dass die rechten Parteien doppelt so viele Sitze erhielten wie die linken, die mehr Wählerstimmen hatten gewinnen können. Obwohl der PSOE sein Stimmenvolumen gehalten hatte, verlor er die Hälfte seiner Sitze in den Cortes.
Die Neuwahlen im November 1933 endeten für die linksrepublikanischen Parteien mit einer einschneidenden Niederlage. Das Wahlbündnis ''[[Confederación Española de Derechas Autónomas]]'' (CEDA) und die anderen rechten Parteien erhielten fünf Millionen Stimmen, die Monarchisten 800.000, während die linken Regierungsparteien und die Kommunisten auf 3,2 Millionen kamen. Diese Niederlage kam auch dadurch zustande, dass die anarchistische Arbeiterschaft, die 1931 ihre Zustimmung für die neue Demokratie mit der Stimmabgabe an die Republikaner verknüpft hatte, sich nun der Stimme enthielt, nachdem die CNT-FAI eine gegen die Sozialisten gerichtete Anti-Wahl-Kampagne geführt hatte. Die Wahlbeteiligung betrug 67,5 Prozent;<ref>Enrique González: {{Webarchiv|url=http://revolucionespanola.elmilitante.org/articulos/a_2.htm |wayback=20190518153901 |text=''A 75 años de la Revolución española (II).'' |archiv-bot=2023-02-20 15:28:56 InternetArchiveBot }}</ref> erstmals durften Frauen wählen. Im Gegensatz zur zerstrittenen Linken war es dem rechten Lager gelungen, ein Wahlbündnis zu schließen. Es profitierte auch von der Einführung des Wahlrechtes für Frauen, welche mehrheitlich eher konservativ wählten, sowie vom Mehrheitswahlrecht, welches dazu führte, dass die rechten Parteien doppelt so viele Sitze erhielten wie die linken, obwohl dies nicht dem Stimmenproporz entsprach.


Wahlsieger war das heterogene rechte Wahlbündnis bestehend aus der [[Confederación Española de Derechas Autónomas|CEDA]] – einer Vereinigung katholizistischer Parteien –, den Monarchisten der ''[[Renovación Española]]'', den baskischen Nationalisten, einer [[Carlismus|karlistischen]] Partei, und einer Fraktion der Großgrundbesitzer. Anführer der CEDA war [[José María Gil-Robles]], ein bürgerlicher Katholik, der eine Adlige geheiratet hatte. Während seiner Flitterwochen in Deutschland hatte er angefangen, [[Adolf Hitler|Hitler]] zu bewundern, wandte sich aber aufgrund der Haltung der Nationalsozialisten zur katholischen Kirche stärker [[Österreich]] zu, dessen [[Bundeskanzler]] [[Engelbert Dollfuß]] einen rechtsautoritären [[Ständestaat]] anstrebte. Die politischen Ziele Gil-Robles' waren, die CEDA zur katholischen Massenpartei heranreifen zu lassen und nach der gelungenen Machtübernahme zuerst die [[Laizismus|laizistischen]] Verfassungsartikel abzuschaffen.
Wahlsieger war das heterogene rechte Wahlbündnis bestehend aus der CEDA – einer Vereinigung katholischer Parteien –, den Monarchisten der ''[[Renovación Española]]'' („spanische Erneuerung“), der [[Eusko Alderdi Jeltzalea-Partido Nacionalista Vasco|PNV]] (baskische Nationalisten), einer [[Carlismus|karlistischen]] Partei, und einer Fraktion der Großgrundbesitzer. Anführer der CEDA war [[José María Gil-Robles y Quiñones]], ein bürgerlicher Katholik, der eine Adlige geheiratet hatte. Während seiner Flitterwochen in Deutschland hatte er angefangen, [[Adolf Hitler|Hitler]] zu bewundern, wandte sich aber angesichts dessen [[Zeit des Nationalsozialismus#Religionspolitik|Agierens]] gegen die [[Römisch-katholische Kirche in Deutschland#Zeit des Nationalsozialismus|katholische Kirche]] stärker [[Österreich]] zu, wo [[Bundeskanzler (Österreich)|Bundeskanzler]] [[Engelbert Dollfuß]] einen rechtsautoritären [[Ständestaat (Österreich)|Ständestaat]] anstrebte. Die politischen Ziele Gil-Robles’ gingen dahin, die CEDA zur katholischen Massenpartei aufzubauen und nach der gelungenen Machtübernahme zuerst die [[Laizismus|laizistischen]] Verfassungsartikel abzuschaffen. Er verfolgte die Strategie, mit Wahlen die Macht zu erringen und danach die Demokratie abzuschaffen:
Über die Demokratie wollte man zwar die Macht erringen, mit der gewonnen Macht aber auch die Demokratie abschaffen'': „Wir müssen vorwärts gehen zu einem Neuen Staat. Wen interessiert es schon, wenn dabei Blut vergossen wird? Wir müssen endlich Nägel mit Köpfen machen, darauf kommt es an. Um dieses Ideal zu erreichen, werden wir uns nicht von überlieferten Vorstellungen zurückhalten lassen. Die Demokratie ist für uns nicht das Ziel, sondern ein Mittel zur Eroberung eines neuen Staates. Wenn die Zeit kommt, werden sich die Cortes fügen - oder wir werden sie verschwinden lassen.“''
Hier waren ihm die Ereignisse in [[Geschichte Italiens#Faschistische Diktatur unter Benito Mussolini|Italien]] und dem [[Gleichschaltung|Deutschen Reich]] ein Vorbild.


{{Zitat
Die CEDA hatte im Wahlkampf einen für rechte Parteien in Spanien ungewohnt großen propagandistischen Aufwand betrieben, der zu ihrem Sieg beitrug. Finanziert wurde der Wahlkampf von Großgrundbesitzern; ihr Geld half auch dabei, Daten über die Wähler zu sammeln.
|Text=Wir müssen vorwärts gehen zu einem Neuen Staat. Wen interessiert es schon, wenn dabei Blut vergossen wird? Wir müssen endlich Nägel mit Köpfen machen, darauf kommt es an. Um dieses Ideal zu erreichen, werden wir uns nicht von überlieferten Vorstellungen zurückhalten lassen. Die Demokratie ist für uns nicht das Ziel, sondern ein Mittel zur Eroberung eines neuen Staates. Wenn die Zeit kommt, werden sich die Cortes fügen – oder wir werden sie verschwinden lassen.}}


Hier waren ihm die Ereignisse [[Geschichte Italiens#Faschistische Diktatur unter Benito Mussolini|in Italien]] und [[Gleichschaltung|im Deutschen Reich]] ein Vorbild.
Allerdings reichte der Anteil der CEDA an den Parlamamentsitzen nicht zur alleinigen Regierungsbildung aus. Staatspräsident Zamora weigerte sich, Gil-Robles den Auftrag zur Regierungsbildung zu erteilen, aber auch, entsprechend Azañas und Largo Caballeros Vorstoß die Cortes gleich wieder aufzulösen. So wurde der bürgerliche ''Partido Radical'' zur regierungsbildenden Partei, die darüber entscheiden konnte, von wem sie toleriert werden wollte. Sie entschied sich für die CEDA, worauf sich ein kleiner Teil der Radikalenfraktion unter [[Diego Martínez Barrio|Martínez Barrio]] abspaltete. Die katalanische Rechte (''Lliga'') und die Großgrundbesitzer-Partei traten ebenfalls der Regierung bei. Premierminister wurde [[Alejandro Lerroux]]. Die neue Regierung hatte seine komfortable Mehrheit und konnte frei agieren.


Die CEDA hatte im Wahlkampf einen für rechte Parteien in Spanien ungewohnt großen propagandistischen Aufwand betrieben, was wohl zu ihrem Sieg beitrug. Der Wahlkampf wurde von Großgrundbesitzern bezahlt.
=== Maßnahmen der Regierung und Gegenreaktionen ===
Die neue Regierung nahm zunächst die Sozialgesetzgebung und die Kirchengesetze ihrer Vorgängerin zurück. Auch der Etat für das Bildungswesen wurde gekürzt. (Dies vor dem Hintergrund, dass die Radikale Partei sich als laizistsich ausgegeben hatte). Die Latifundisten wurden nochmals entschädigt und konnten wieder uneingeschränkt ihre Territorien beherrschen. Genauso konsequent verfuhr man mit den Löhnen, die alsbald gesenkt wurden. Entlassungen häuften sich. Trotz Widerständen im Parlament und von Seiten des Staatspräsidenten wurde ein Gesetz erlassen, das die putschenden Offiziere von 1932 amnestierte und in ihre alten Kommandostellen zurückbeorderte.


Der Anteil der CEDA an den Parlamentssitzen reichte aber nicht für eine [[Alleinregierung]]. Staatspräsident Zamora weigerte sich, Gil-Robles den Auftrag zur Regierungsbildung zu erteilen, aber auch, Azañas und Largo Caballeros Vorstoß zu entsprechen und die ''Cortes'' gleich wieder aufzulösen. Deswegen wurde die bürgerliche ''Partido Radical'' zur regierungsbildenden Partei, die sich aussuchen konnte, von welcher Fraktion sie toleriert werden wollte. Sie entschied sich für die CEDA, worauf sich ein kleiner Teil der Radikalenfraktion unter [[Diego Martínez Barrio|Martínez Barrio]] abspaltete. Die katalanische Rechte ''(Lliga)'' und die Großgrundbesitzer-Partei traten ebenfalls der Regierung bei. Premierminister wurde [[Alejandro Lerroux]]. Die neue Koalition besaß eine komfortable Mehrheit und konnte frei agieren.
Die Reaktionen im Land waren heftig. Die Unruheherde wuchsen. Die Wirtschaft stagnierte. In Aragonien mit der anarchistischen Hochburg [[Saragossa]] kam es schon am 8. Dezember 1933 zum Aufstand einer CNT-Sektion. In Andalusien und [[Land Valencia|Valencia]] (nicht aber in Katalonien) demonstrierte man seine Solidarität mit Streiks und dem obligatorischen Abbrennen der Kirchen. Zu einer landesweiten Aktion waren die Anarchisten allerdings zu schwach. Nach vier Tagen war alles vorbei. Rechte Militärs und republikanische Polizei gingen geschlossen gegen die Anarchisten vor, die die [[Soziale Revolution]] probten. Aber im März 1934 erlebte Saragossa wieder einen Generalstreik.


=== Maßnahmen der Regierung und Widerstand ===
Wichtig war, dass nun auch die UGT, zuvor republiktreu und seit ihrem Bestehen reformistisch orientiert, einen deutlichen Schwenk nach links machte. Seit ihrem Regierungsantritt hatte sich die Zahl ihrer Mitglieder fast vervierfacht. Personifiziert wurde das neue Selbstvertrauen von Largo Caballero, dem populären Ex-Minister, der sich von den Republikanern betrogen fühlte. Aufgrund seiner Erfahrungen im Amt gab er an, dass es schier ''unmöglich'' sei, ''„im Rahmen der bürgerlichen Demokatie auch nur ein Quentchen Sozialismus zu verwirklichen“''. Seine Mitarbeiter im Ministerium hatten all seine Anweisungen sabotiert. Das Gros der Gewerkschaftsmitglieder empfand in gleicher Weise eine Abneigung gegen die bürgerlichen Liberalen. Den Sieg der Rechten interpretierte man als Aufstieg des [[Faschismus]], was nicht zuletzt mit Blick auf das europäische Ausland geschah. Der 65jährige Largo Caballero orientierte sich um: ''„Die einzige Hoffnung der Massen ist jetzt noch die soziale Revolution.“'' Für die Anarchisten war dieser Kurswechsel allerdings nicht nachvollziehbar; sie lehnten ein Bündnis mit der UGT vorläufig ab.
Die neue Regierung nahm zunächst die Sozialgesetzgebung und die Kirchengesetze ihrer Vorgängerin zurück. Auch der Etat für das Bildungswesen wurde gekürzt. (Dies vor dem Hintergrund, dass die Radikale Partei sich als laizistisch ausgegeben hatte.) Die Latifundisten wurden nochmals entschädigt und konnten wieder uneingeschränkt ihre Territorien beherrschen. Genauso konsequent verfuhr man mit den Löhnen, die alsbald gesenkt wurden. Entlassungen häuften sich. Trotz Widerständen im Parlament und von Seiten des Staatspräsidenten wurde ein Gesetz erlassen, das die putschenden Offiziere von 1932 amnestierte und in ihre alten Kommandostellen zurückbeorderte.


Es kam zu wiederholten gewaltsamen Reaktionen in der Bevölkerung. Die Wirtschaft stagnierte. In Aragonien mit der anarchistischen Hochburg [[Saragossa]] rief bereits am 8. Dezember 1933 eine CNT-Sektion zum Aufstand auf. In Andalusien und [[Valencianische Gemeinschaft|Valencia]] (nicht aber in Katalonien) demonstrierte man seine Solidarität mit Streiks und dem Abbrennen der Kirchen. Für eine landesweite Aktion waren die Anarchisten allerdings zu schwach. Nach vier Tagen war der Aufstand vorüber. Rechte Militärs und republikanische Polizei gingen geschlossen gegen die Anarchisten vor, die die [[Soziale Revolution]] probten. Doch schon im März 1934 erlebte Saragossa wieder einen Generalstreik.
Die Radikalisierung der sozialistischen Gewerkschaft stieß bei Teilen der mit ihr verbundenen Partei, dem PSOE, auf Widerstand. Starker Mann des PSOE war der Verleger und Bankier [[Indalecio Prieto]], der schon zu Zeiten der Diktatur einen konträren Kurs zu seinem Intimfeind Largo Caballero vertreten hatte. Prieto war immer gut mit den Republikanern ausgekommen und sah in ihnen den natürlichen Bündnispartner für die Sozialisten. (Bei den Wahlen hatte er Manuel Azaña einen Parlamentssitz verschafft, obschon die offiziellen Beziehungen mit den Liberalen beendet waren.) Prieto war prinzipiell gegen eine Revolution und verstand den PSOE als Interessenvertreter der Arbeiter im friedlichen Konsens mit dem Bürgertum.


Die UGT, zuvor republiktreu und seit ihrem Bestehen reformistisch orientiert, änderte grundlegend ihre politische Position. Seit dem Regierungsantritt hatte sich die Zahl ihrer Mitglieder fast vervierfacht. Personifiziert wurde das neue Selbstvertrauen von Largo Caballero, dem populären Ex-Minister, der sich von den Republikanern betrogen fühlte. Aufgrund seiner Erfahrungen im Amt gab er an, dass es schier ''unmöglich'' sei, ''„im Rahmen der bürgerlichen Demokratie auch nur ein Quentchen Sozialismus zu verwirklichen“''. Er behauptete, dass seine Mitarbeiter im Ministerium all seine Anweisungen sabotiert hatten. Das [[Gros (Mehrheit)|Gros]] der Gewerkschaftsmitglieder empfand in gleicher Weise seine Abneigung gegen die bürgerlichen Liberalen. Den Sieg der Rechten interpretierte man als Aufstieg des [[Faschismus]], was nicht zuletzt mit Blick auf das europäische Ausland geschah. Der 65-jährige Largo Caballero orientierte sich um: ''„Die einzige Hoffnung der Massen ist jetzt noch die soziale Revolution.“'' Für die Anarchisten war dieser Kurswechsel allerdings nicht nachvollziehbar; sie lehnten ein Bündnis mit der UGT vorläufig ab.
Währenddessen versuchte die neue Regierung, die Lage mit wirtschaftsliberalen Methoden wieder zu beleben. Zumindest auf dem Land war aber eher eine Verschlechterung der Situation zu beobachten. Manche Kollektivierungen wurden hingenommen (z. B. in den Provinzen [[Toledo (Provinz)|Toledo]] oder [[Jaén (Provinz)|Jaén]]), um das Fass nicht zum Überlaufen zu bringen. Ein Generalstreik im Juni 1934, an dem sich CNT und UGT beteiligt und der in 15 Provinzen stattgefunden hatte, wurde nach neun Tagen mit Hilfe durch Kompromisses beendet.


Die Radikalisierung der sozialistischen Gewerkschaft stieß bei Teilen der mit ihr verbundenen Partei, dem PSOE, auf Widerstand. Starker Mann des PSOE war der Verleger und Bankier [[Indalecio Prieto]], der schon zu Zeiten der Diktatur einen konträren Kurs zu seinem Intimfeind Largo Caballero vertreten hatte. Prieto verband ein Vertrauensverhältnis zu den liberalen Republikanern und sah in ihnen den natürlichen Bündnispartner für die Sozialisten. (Bei den Wahlen hatte er Manuel Azaña einen Parlamentssitz verschafft, obschon die offiziellen Beziehungen mit den Liberalen beendet waren.) Prieto war prinzipiell gegen eine Revolution und verstand den PSOE als Interessenvertreter der Arbeiter im friedlichen Konsens mit dem Bürgertum.
Im April erließ die neue linksliberale, mit anarchistischer Hilfe gewählte ''Generalitat'' von Katalonien neue Gesetze, mit denen sie die Kleinbauern zu schützen versuchten. Das brachte sie in Konflikt mit der Zentralregierung in Madrid, da das katalanische Gesetz ausdrücklich gegen jenes aus Madrid verstieß, das die Interessen der Verpächter in den Vordergrund rückte. Es kam zum Eklat. Lluís Companys kündigte an, in dieser Sache einen eigenen Weg einzuschlagen. Die katalanische Rechte, die an der Zentralregierung beteiligt war, zog aus dem katalanischen Parlament aus. Im Gegenzug verließ die Fraktion der in Katalonien regierenden ''Esquerra'' die Cortes.


Währenddessen versuchte die neue Regierung, die Lage mit [[Wirtschaftsliberalismus|wirtschaftsliberalen]] Methoden wiederzubeleben. Zumindest auf dem Land war aber eher eine Verschlechterung der Situation zu beobachten. Manche spontan ausgeführten Kollektivierungen von Landarbeitern wurden hingenommen (z.&nbsp;B. in den Provinzen [[Provinz Toledo|Toledo]] oder [[Provinz Jaén|Jaén]]), um nicht noch stärkere Reaktionen auszulösen. Ein Generalstreik in 15 Provinzen im Juni 1934, an dem sich CNT und UGT beteiligt hatten, wurde nach neun Tagen mit Hilfe eines Kompromisses beendet.
Auch im Baskenland schuf sich die Zentralregierung Feinde. Das Baskenkand hatte mehrheitlich die CEDA gewählt. Aber die Zentralregierung wollte der Region eine neue Steuer auferlegen, die ihre historischen Sonderrechte weiter beschnitten hätte. Die von gemäßigten baskischen Nationalisten geführte Regierung im Baskenland rief baskische Sonderwahlen aus, die von Madrid verboten wurden. In der monarchistischen Zeitung [[ABC (Spanien)|A.B.C.]] hieß es: ''„Lieber Kommunisten als Basken!“''. Im September 1934 verließen auch die baskischen Abgeordneten das Madrider Parlament. Spanien steckte damit erneut in einer innenpolitischen Krise.


Im April erließ die neue linksliberale, mit anarchistischer Hilfe gewählte ''Generalitat'' von Katalonien neue Gesetze, mit denen sie die Kleinbauern zu schützen versuchte. Das brachte sie in Konflikt mit der Zentralregierung in Madrid, da das katalanische Gesetz ausdrücklich gegen die Verfassung und das entsprechende Gesetz aus Madrid verstieß, das die Interessen der Verpächter in den Vordergrund rückte. Der katalanische Verhandlungsführer gab später an, dass er den Auftrag hatte, in dieser Sache einen Eklat herbeizuführen. Lluís Companys kündigte an, einen eigenen Weg einzuschlagen. Die katalanische Rechte, die an der Zentralregierung beteiligt war, zog aus dem katalanischen Parlament aus. Im Gegenzug verließ die Fraktion der in Katalonien regierenden ''Esquerra'' die ''Cortes''.
=== Der „spanische Oktober“ ===
Die CEDA gab sich nun immer offensiver. Sie kündigte Veränderungen an; Liberale und Sozialisten waren alarmiert. Sie befürchteten, Gil-Robles könne die Verfassung revidieren, wenn er an die Macht gelangte. Das [[Austrofaschismus|Beispiel Österreich]] stand allen vor Augen. In einer internen Abstimmung sprachen sich die Sozialisten für einen Aufstand aus. Vor der Neukonstituierung der Cortes warnten die parlamentarischen Linken den Staatspräsidenten davor, auch nur ein Mitglied der CEDA in die Regierung zu lassen. Zamora entschied sich dafür, zumindest drei nachrangige Mitglieder der Sammlungsbewegung Kabinettsposten zuzugestehen. Die Sozialisten reagierten mit der Ausrufung eines Generalstreiks. Die Partei Azañas verließ das Parlament und erklärte den Staatspräsidenten zur Unperson.


Auch im Baskenland schuf sich die Zentralregierung Feinde, obwohl dort mehrheitlich die CEDA gewählt worden war. Doch die Zentralregierung wollte der Region eine neue Steuer auferlegen, die ihre historischen Sonderrechte weiter beschnitten hätte. Die von gemäßigten Nationalisten geführte Provinzregierung rief Sonderwahlen aus, die von Madrid verboten wurden. In der ''A.B.C.'' hieß es: „Lieber Kommunisten als Basken!“ Im September 1934 verließen nun auch die baskischen Abgeordneten das Madrider Parlament. Spanien befand sich damit erneut in einer innenpolitischen Krise.
Die Insurrektion hatte verschiedene Ausgangspunkte. In Barcelona proklamierte die ''Generalitat'' ihre Unabhängigkeit. Dabei kam alles auf die Unterstützung der Anarchisten an. Aber CNT-FAI hielten sich aus allen Aufstandsplänen raus. Die Erhebung scheiterte. In Madrid, wo Largo Caballero den Aufstand koordinierte, war die UGT chancenlos. Die Stadt hatte starke Garnisonen und die Arbeiter verfügten über keinerlei Waffen. Diese waren stattdessen über Umwege in Asturien angekommen.


=== „Spanischer Oktober“ ===
Die Eisenbahner und Bergarbeiter aus [[Gijón]], [[Oviedo]] und Umgebung lieferten der Staatsmacht erbitterten Widerstand. Hier wurde die ''Allianza Obrera'' aus der Taufe gehoben, die Arbeiterallianz aus UGT, den anarchosyndikalistsichen ''Treinistas'' und den wenigen Kommunisten des [[Partido Comunista de España|PCE]], die sich in letzter Minute dem Aufstand anschlossen. Es war ein Vorläufer der späteren Volksfront. In manchen Städten wurde die Soziale Revolution ausgerufen. Aber letztendlich waren die Arbeiter den Armeeeinheiten völlig unterlegen.
{{Hauptartikel|Asturischer Bergarbeiterstreik von 1934}}
Die CEDA kündigte Veränderungen an; Liberale und Sozialisten waren alarmiert. Sie befürchteten, Gil-Robles könne die Verfassung revidieren, wenn er an die Macht gelangte, so wie es auch in Österreich geschehen war (siehe [[Austrofaschismus]]). In einer internen Abstimmung sprachen sich die Sozialisten für einen Aufstand aus. Vor der Neukonstituierung der Cortes warnten die parlamentarischen Linken den Staatspräsidenten davor, auch nur ein Mitglied der CEDA in die Regierung zu berufen. Zamora entschied sich dafür, zumindest drei nachrangigen Mitgliedern der Sammlungsbewegung Kabinettsposten zuzugestehen. Die Sozialisten reagierten mit der Ausrufung eines [[Generalstreik]]s. Die Partei Azañas verließ das Parlament und erklärte den Staatspräsidenten zur Unperson.


Die Insurrektion hatte verschiedene Ausgangspunkte. Insgesamt gab es Tote in 26 Provinzen. In Barcelona proklamierte die ''Generalitat'' ihre Unabhängigkeit. CNT-FAI hielten sich aus allen Aufstandsplänen raus. Die Erhebung scheiterte. In Madrid, wo Largo Caballero den Aufstand koordinierte, war die UGT chancenlos. Die Stadt hatte starke Garnisonen und die Arbeiter verfügten über keinerlei Waffen. Diese waren stattdessen über Umwege in Asturien angekommen, wo es in der Folge im [[Asturischer Bergarbeiterstreik von 1934|Asturischen Bergarbeiterstreik]] zu bewaffneten Auseinandersetzungen kam.
Um den Aufstand niederzuschlagen, setzte man das Dritte Regiment der [[Spanische Legion|Fremdenlegion]] (''Tercio'') ein sowie die besonders berüchtigten [[Bidhan|maurischen]] Einheiten (''Mauro''). Diese nicht-spanischen Truppenverbände waren für ihre Stärke und Grausamkeit bekannt. Sie schlugen die Arbeiter in zwölf Tagen kompromisslos nieder. Traditionsgemäß machten sie keine Gefangenen, verschonten niemanden, egal ob Frauen oder Kinder. Geleitet wurden sie auch von Offizieren, die an dem Sanjurjo-Putsch teilgenommen hatten. Der Oberkommandierende der Aktion war [[Francisco Franco]].


Die Eisenbahner und Bergarbeiter aus [[Gijón]], [[Oviedo]] und Umgebung leisteten der Staatsmacht erbitterten Widerstand. Hier wurde die ''Allianza Obrera'' proklamiert, die ''Arbeiterallianz'' aus UGT, den anarchosyndikalistischen ''Treinistas'' und den wenigen Kommunisten des [[Partido Comunista de España|PCE]], die sich in letzter Minute dem Aufstand angeschlossen hatten. Dies regionale Bündnis gilt als Vorläufer der späteren Volksfront. In manchen Städten wurde die Soziale Revolution ausgerufen. In Anlehnung an die russische [[Oktoberrevolution]] wurde der Aufstand als „spanischer Oktober“ bezeichnet.
Die Präsenz der Mauren in Asturien war ein Novum in der spanischen Geschichte. Diese Region war während des [[Geschichte Spaniens#Reconquista: 8. bis 15. Jahrhundert|spanischen Mittelalters]] nie unter muslimischer Herrschaft gekommen und war vor Beginn der [[Reconquista]] eine Art Rückzugsgebiet der christlichen „Rechtgläubigkeit“. Die Vertreter der Hispanität sahen darin aber kein Problem.


Um den Aufstand niederzuschlagen, setzte man die [[Legión Española|spanische Fremdenlegion]] ''(Tercio)'' ein sowie die besonders berüchtigten [[Bidhan|maurischen]] Einheiten ''([[Regulares]])''. Diese nicht-spanischen Truppenverbände waren für ihre Stärke und Grausamkeit bekannt. Sie schlugen den Aufstand in zwölf Tagen kompromisslos nieder. Geführt wurden sie auch von Offizieren, die an dem Sanjurjo-Putsch teilgenommen hatten. Der Oberkommandierende der Aktion war [[Francisco Franco]], den der neue Verteidigungsminister Diego Hidalgo in das Amt berufen hatte.
Man zählte rund 3.000 Tote, hauptsächlich Aufständische. Der historische Stadtkern von Oviedo erlitt schwere Schäden. Die rechte Presse kolportierte veritable Horrorgeschichten über die angeblichen Exzesse der Arbeiter an Nonnen, Mönchen, Priester und kleinen Kindern. Sie erwiesen sich allesamt als erfunden.


Die Zahl der Opfer wird (Stand 2007) diskutiert. Laut dem Historiker Julián Casanova gab es auf Seite der Aufständischen 1.100 Tote und 2.000 Verwundete, auf Seiten der Streitkräfte 300 Tote. Weiterhin wurden während des Aufstandes 34 Priester ermordet.<ref>Julián Casanova: ''República y Guerra Civil''. Vol. 8 de la ''Historia de España, dirigida por Josep Fontana y Ramón Villares''. Crítica / Marcial Pons, Barcelona 2007, ISBN 978-84-8432-878-0, S. 131–133.</ref> Casanovas Zahlen stimmen gut mit denen des Historikers Hugh Thomas überein, der auf eine Gesamtzahl von 2.000 Toten kommt: 230–260 Todesopfer des Militärs, 33 Priester, 1.500 Aufständische und 200 Todesopfer durch Vergeltungsmaßnahmen nach Niederschlagung des Aufstandes.<ref>Hugh Thomas: ''The Spanish Civil War''. (2001), S. 136.</ref> Der historische Stadtkern von [[Oviedo]] erlitt schwere Schäden, so brannten das Theater Campoamor und die Bibliothek der [[Universität Oviedo]] mit zahlreichen unersetzbaren Schriften nieder. In der [[Kathedrale von Oviedo]] wurde die [[Cámara Santa]] durch Sprengstoff schwer zerstört, wobei auch dort lagernde [[Reliquie]]n vernichtet wurden. Vor allem die Morde an Priestern erschütterten die spanische Öffentlichkeit; sie wurden als [[Tabu]]bruch empfunden.<ref>David Ruiz: ''Insurrección defensiva y revolución obrera. El octubre español de 1934''. Labor 1988, ISBN 84-335-9406-0, S. 128–129.</ref>
Nach der Ausrufung des [[Kriegsrecht]]s durch den neuen zuständigen Minister [[Diego Hidalgo]] war dagegen der staatlichen Willkür Tür und Tor geöffnet. Hidalgo hatte Franco das Oberkommando zugeteilt, welcher bewies, wozu er imstande war. Arbeiter, die sich hatten ergeben können, wurden gruppenweise ohne irgendeine Verhandlung exekutiert. Andere wurden in speziellen Lagern gefoltert, damit sie verrieten, wo die Waffen, die man nicht hatte finden können, versteckt waren. Erst spät griff die Regierung ein und beendete den Rachefeldzug.


Nach Ausrufung des [[Ausnahmezustand|Kriegsrechts]] kam es zu Willkürakten seitens der Armee. Arbeiter, die sich hatten ergeben können, wurden gruppenweise ohne Verhandlung exekutiert. Andere wurden in speziellen Lagern gefoltert, damit sie verrieten, wo die Waffen, die man nicht hatte finden können, versteckt waren. Erst spät griff die Regierung ein und beendete den Rachefeldzug.
Den Rest besorgten Kriegsgerichte, die über 40.000 Menschen inhaftierten, meistens ohne konkrete Beweise. Ins Gefängnis gingen auch Manuel Azaña, Largo Caballero und Lluis Companys, wobei man allerdings nur letzterem eine aktive Teilnahme nachweisen konnte.


Danach wurden [[Militärgericht|Kriegsgerichte]] eingesetzt, die über 40.000 Menschen inhaftierten, meist ohne konkrete Beweise. Ins Gefängnis gingen auch Manuel Azaña, Largo Caballero und Lluis Companys; nur Letzterem konnte man eine aktive Teilnahme nachweisen.
=== Das Ende der Regierung und Neuwahlen ===
Im März 1935 kam es zu einer Regierungskrise, da die CEDA und die Agrarier den Sozialisten Gonzáles Peña unbedingt als Rädelsführer des asturischen Aufstandes hingerichtet sehen wollten. Auf Anraten des Ministerpräsidenten wandelte der Staatspräsident das Urteil aber um.


=== Regierungsende und Neuwahlen ===
Im April wurde die Regierung neu gebildet. Die CEDA nahm nun fünf Ministerposten ein; Gil-Robles wurde Kriegsminister. Er nutzte das Amt, um mit General Franco etwaige Sympathisanten der Linken endgültig aus der Armee zu drängen. Um Madrid wurden erste logistische Maßnahmen getroffen, die den Putschisten im Bürgerkrieg gute Dienste leisten sollten.
Im März 1935 kam es zu einer Regierungskrise, da die CEDA und die Agrarier den Sozialisten [[Ramón González Peña|Gonzáles Peña]] als Rädelsführer des asturischen Aufstandes hingerichtet sehen wollten. Auf Anraten des Ministerpräsidenten wandelte der Staatspräsident das Urteil aber um.


Im April wurde die Regierung neu gebildet. Die CEDA nahm nun fünf Ministerposten ein; Gil-Robles wurde Kriegsminister. Er nutzte das Amt, um mit General Franco, den er zum Generalstabschef ernannte,<ref>Antony Beevor: ''Der Spanische Bürgerkrieg.'' S. 53 (siehe Literaturliste).</ref> etwaige Sympathisanten der Linken endgültig aus der Armee zu drängen. Um Madrid wurden erste logistische Maßnahmen getroffen, die die Putschisten im Bürgerkrieg zu nutzen verstanden.
Die soziale Lage wurde immer prekärer. Diejenigen, die Verbesserungen einführen wollten, hatten in der Regierung keinen Rückhalt. Mit dem Universitätsprofessor [[Manuel Jiménez Fernandéz|Manuel Jiménez Fernandéz]] hatte die CEDA einen Gemäßigten als Landwirtschaftsminister ins Kabinett beordert, der sich auf die katholische [[Soziallehre]] und die [[Enzyklika|Enzykliken]] [[Leo XIII.|Leos XIII.]] berief. Schon die wenigen kleinen Maßnahmen, die er zugunsten der ''yunteros'' unternehmen wollte, riefen den erbitterten Widerstand der Latifundisten hervor: ''„Wenn ihr uns mit euren Enzykliken unser Land nehmt, werden wir Schismatiker werden“'', rief ihm ein monarchistischer Cortes-Abgeordneter zu.


Die soziale Lage wurde immer kritischer. Diejenigen, die Verbesserungen einführen wollten, hatten in der Regierung keinen Rückhalt. Mit dem Universitätsprofessor [[Manuel Jiménez Fernandéz]] hatte die CEDA einen Gemäßigten als Landwirtschaftsminister ins Kabinett beordert, der sich auf die [[katholische Soziallehre]] und die [[Enzyklika|Enzykliken]] [[Leo XIII.|Leos&nbsp;XIII.]] berief. Schon die wenigen Maßnahmen, die er zugunsten der ''yunteros'' unternehmen wollte, riefen den erbitterten Widerstand der Latifundisten hervor: ''„Wenn ihr uns mit euren Enzykliken unser Land nehmt, werden wir [[Schisma]]tiker werden“'', rief ihm ein monarchistischer Cortes-Abgeordneter zu.
Der neue Finanzminister legte ein Gesetz zum Bürokratieabbau und zur Effektivierung des maroden Staatsdienstes vor, das zwar verabschiedet, faktisch aber nie umgesetzt wurde. Die Radikalenpartei und die CEDA verhedderten sich in permanente Streitereien.


Der neue Finanzminister legte ein Gesetz zum Bürokratieabbau und zur Effektivierung des maroden Staatsdienstes vor, das zwar verabschiedet, faktisch aber nie umgesetzt wurde. Die Radikalenpartei und die CEDA waren zerstritten.
Die Linken dagegen lebten wieder auf. Der Widerstand der asturischen Arbeiter hatte viele beeindruckt, die Repressalien der Regierung noch mehr abgestoßen. Largo Caballero und Azaña wurden wieder freigelassen; Companys, der den Aufstand eigentlich nicht gewollt hatte, zeigte sich unkooperativ und wurde zu 30 Jahren Haft verurteilt. Alle drei wurden von einer Woge der Sympathie getragen. Von der Basis der sozialistischen und anarchistischen Gewerkschaften ging die Forderung an die Parteiführer, eine dauerhafte Kooperation anzustreben, um dadurch endlich die Revolution möglich zu machen.


Die Linken erlebten dagegen einen Aufschwung. Der Widerstand der asturischen Arbeiter hatte viele Menschen beeindruckt und die Repressalien der Regierung hatten der Abneigung gegen das konservative Lager neuen Zulauf verschafft. Largo Caballero und Azaña wurden wieder freigelassen; Companys, der den Aufstand eigentlich nicht gewollt hatte, zeigte sich unkooperativ und wurde zu 30 Jahren Haft verurteilt. Diese drei prominenten Gegner der Rechten zogen neue Sympathien auf sich. Von der Basis der sozialistischen und anarchistischen Gewerkschaften ging die Forderung an die Anführer, eine dauerhafte Kooperation anzustreben, um dadurch endlich die Revolution möglich zu machen.
Wieder wurde eine neue Regierung gestellt, nachdem die Forderungen von Gil-Robles nach mehr Kompetenzen zu Zerwürfnissen geführt hatte. In der Zeit, als der neue Premierminister [[Joaquín Chapaprieta]] einen neuen Haushalt vorzulegen versuchte, wurde ein Finanzskandal publik, in den der ''Partido Radical'' verwickelt war. Das Ansehen der Bürgerlichen war nachhaltig beschädigt. Das nutzten die Großagrarier aus, die eine Erhöhung der [[Erbschaftssteuer]] von 1 auf 3,5 % und die Kürzung von Beamtengelder nicht hinnehmen wollten. Die Koalition zerfiel.


Erneut wurde ein anderes Kabinett aufgestellt, nachdem die Forderungen von Gil-Robles nach mehr Kompetenzen zu Zerwürfnissen geführt hatten. In der Zeit, als der neue Premierminister [[Joaquín Chapaprieta Torregrosa]] einen neuen Haushalt vorzulegen versuchte, wurde ein Finanzskandal publik, in den der ''Partido Radical'' verwickelt war. Das Ansehen der Bürgerlichen war nachhaltig beschädigt. Das nutzten die Großagrarier, die eine Erhöhung der [[Erbschaftsteuer]] von 1 auf 3,5 % und die Kürzung von Beamtengeldern nicht hinnehmen wollten. Die Koalition zerfiel.
So sah Gil-Robles im Dezember 1935 erneut die Gelegenheit gekommen, endlich Premierminister zu werden. Doch Staatspräsident Zamora hielt betraute stattdessen den Bürgerlichen [[Manuel Portela Valladares]] mit dem Amt. Als dieser keine Mehrheit in den Cortes fand, löste Zamora sie auf und schrieb Neuwahlen aus.

So sah Gil-Robles im Dezember 1935 erneut die Gelegenheit gekommen, Premierminister zu werden. Doch Staatspräsident Zamora betraute stattdessen den Bürgerlichen [[Manuel Portela Valladares]] mit dem Amt. Als dieser keine Mehrheit in den Cortes fand, löste Zamora das Parlament auf und schrieb Neuwahlen aus.


== Volksfront und Verschwörung 1936 ==
== Volksfront und Verschwörung 1936 ==
Die Atmosphäre hatte sich inzwischen so weit zugespitzt, dass sich offen zwei feindliche Blöcke bildeten. Die Linken hatten aus ihren Erfahrungen der Wahlen von 1933 gelernt und formierten sich zur [[Volksfront]] (''Frente Popular''); die Rechten zur Nationalen Front (''Frente Nacional''). Dazwischen stand ein nahezu unbedeutendes Zentrum.
Die Situation hatte sich inzwischen so weit zugespitzt, dass sich offen zwei feindliche Blöcke bildeten. Begünstigt wurde dies durch das spanische Wahlrecht, das Listenverbindungen gegenüber einzeln antretenden Parteien bevorzugte. Die Linken hatten aus ihren Erfahrungen der Wahlen von 1933 gelernt und formierten sich zur [[Volksfront]] ''(Frente Popular)''; die Rechten zur Nationalen Front ''(Frente Nacional)''. Dazwischen stand ein nahezu unbedeutendes Zentrum.


Am [[16. Februar]] [[1936]] endeten die Wahlen mit einer knappen, aber eindeutigen Mehrheit der ''[[Frente Popular]]''. Daraufhin überstürzten sich die Ereignisse im Land und führten am 17. Juli zu Putsch und Bürgerkrieg.
Am 16. Februar 1936 endeten die Wahlen mit einer knappen, aber eindeutigen Mehrheit der ''[[Frente Popular]]''. Daraufhin überstürzten sich die Ereignisse im Land und führten am 17. Juli zu Putsch und Bürgerkrieg.


=== Sieg der Linken ===
=== Sieg der Linken ===
Am [[15. Januar]] [[1936]] schlossen die Parteien Azañas und Barríos, der PSOE und die UGT, eine syndikalistische Partei, der PCE und der neue [[Partido Obrero de Unificación Marxista|POUM]] ein Wahlbündnis. Der POUM war eine [[Linke Opposition|linkskommunistische]] Partei, die aus anti-stalinistischen Gruppierungen hervorgegangen war. Zwei ihrer Hauptfiguren waren die Lehrer und ehemalige Anarchisten [[Andreu Nin]] und [[Joaquín Maurín]], die wegen der [[Russische Revolution|Russischen Revolution]] die [[Marxismus|marxistischen]] und [[Leninismus|leninistischen]] Theorien angenommen hatten, mit der aktuellen sowjetischen Politik aber nicht einverstanden waren. So wurde sie zur Intimfeindin des PCE, von dem sie fälschlicherweise als „[[Trotzkismus|trotzkistisch]]“ tituliert wurde. Auch die CNT-FAI besah die neue Linkspartei mit einiger Skepsis, war Katalonien doch die einzige Region, in der sie eine breiter Anhängerschaft besaß. Die Anarchisten unterstützten indirekt die ''Frente Popular'', indem sie bewusst keinen Wahlboykott formulierten.
Am 15. Januar 1936 schlossen die Parteien Azañas und Barríos, der PSOE und die UGT, eine syndikalistische Partei, der PCE und der neue [[Partido Obrero de Unificación Marxista|POUM]] ein Wahlbündnis. Der POUM war eine [[Linkskommunismus|linkskommunistische]] Partei, die aus anti-stalinistischen Gruppierungen hervorgegangen war. Zwei ihrer Hauptfiguren waren die Lehrer und ehemalige Anarchisten [[Andreu Nin]] und [[Joaquín Maurín]], die infolge der Russischen Revolution die [[Marxismus|marxistischen]] und [[Leninismus|leninistischen]] Theorien angenommen hatten, die Politik unter [[Josef Stalin|Stalin]] aber ablehnten. So wurde die Partei zur Intimfeindin des PCE, von dem sie fälschlicherweise als „[[Trotzkismus|trotzkistisch]]“ tituliert wurde. Auch die CNT-FAI besah die neue Linkspartei mit einiger Skepsis, denn Katalonien war die einzige Region, in der sie eine größere Anhängerschaft besaß. Die Anarchisten unterstützten aber indirekt die ''Frente Popular'', indem sie bewusst keinen Wahlboykott formulierten.


Das Wahlmanifest der Volksfront kündigte ein Konjunkturprogramm und eine Landreform an, eine Bildungsreform und eine Finanzreform. Es sollte aber keine staatliche [[Arbeitslosenversicherung]] geben. Dementsprechend war auch keine Verstaatlichung des Bodens oder der Banken und keine Sozialisierung von Betrieben vorgesehen. Die Republikaner bestimmten den Programmentwurf maßgeblich. Die Mittelschicht sollte für den Linksblock gewonnen werden. Einer der Unterzeichner des Abkommens war Largo Caballero, der jedoch ganz andere Vorstellungen entwickelt hatte und diese mit Hilfe seiner Mitarbeiter auch öffentlich kundtat. Aber die Befürworter der Revolution von UGT, POUM und der CNT-FAI stellten den zentralen gemeinsamen Nenner des Abkommens heraus, nämlich die pauschale Amnestie und Entschädigung für alle im Zuge des Oktober-Aufstandes Inhaftierten. Eine linksrepublikanische Regierung sollte ruhig gewählt werden: die dringende Notwendigkeit einer Revolution und der Wille sie durchzuführen blieben weiterhin bestehen. Die Beteiligten machten im Vorfeld einen Proporz der Sitzverteilung aus, bei der die Republikaner und der PCE begünstigt wurden. Die stärkste Fraktion allerdings sollte der PSOE werden.
Das Wahlmanifest der Volksfront kündigte ein Konjunkturprogramm und eine Landreform an, eine Bildungsreform und eine Finanzreform. Es sollte aber keine staatliche [[Arbeitslosenversicherung]] geben. Dementsprechend war auch keine Verstaatlichung des Bodens oder der Banken und keine [[Verstaatlichung|Sozialisierung]] von Betrieben vorgesehen. Die Republikaner bestimmten den Programmentwurf maßgeblich. Die Mittelschicht sollte für den Linksblock gewonnen werden. Einer der Unterzeichner des Abkommens war Largo Caballero, der jedoch ganz andere Vorstellungen entwickelt hatte und diese mit Hilfe seiner Mitarbeiter auch öffentlich kundtat. Aber die Befürworter der Revolution von UGT, POUM und der CNT-FAI stellten den zentralen gemeinsamen Nenner des Abkommens heraus, nämlich die pauschale Amnestierung und Entschädigung für alle im Zuge des Oktober-Aufstandes Inhaftierten. Eine linksrepublikanische Regierung konnte gewählt werden: Die dringende Notwendigkeit einer Revolution und der Wille, sie durchzuführen, blieben aber weiterhin bestehen. Die Beteiligten machten im Vorfeld einen Proporz der Sitzverteilung aus, bei der die Republikaner und der PCE begünstigt wurden. Die stärkste Fraktion allerdings sollte der PSOE werden.


Am [[16. Februar]] wurden die neuen Cortes gewählt. Der Lagerwahlkampf prägte das politische Klima im Land. Die CEDA intensivierte ihre Propaganda. Riesige Plakate mit dem Konterfei des „Chefs“ Gil-Robles hingen in den Straßen Spaniens. Dort hieß es: ''„Alle Macht dem Führer!“'', ''„Die Führer haben niemals Unrecht!“'' und ''„Gil-Robles fordert vom Volk das Kriegsministerium und alle Macht“''.
Am 16. Februar wurden die neuen Cortes gewählt. Der Lagerwahlkampf prägte das politische Klima im Land. Die Volksfront warb mit Slogans wie „Die CEDA und die Monarchisten wissen, daß die Volksfront ihren definitiven Tod bedeutet“ oder „Wählt gegen die Diebe und Folterknechte“, während die CEDA riesige Plakate mit dem Konterfei des „Chefs“ Gil-Robles in die Straßen Spaniens trug. Dort hieß es: „Alle Macht dem Führer!“, „Die Führer haben niemals Unrecht!“ und „Gil-Robles fordert vom Volk das Kriegsministerium und alle Macht“. Für den [[Heiliger Stuhl|Vatikan]] war die Wahl eine Entscheidung „zwischen [[Jesus von Nazaret|Jesus]] und [[Wladimir Iljitsch Lenin|Lenin]]“.


Zwar konnte die CEDA ihren Stimmenanteil vergrößern, aber der Sieg der Volksfront war nicht zu verhindern. Bei einer Steigerung der Wahlbeteiligung um 12 Prozentpunkte siegte das linke Lager mit einem Stimmenvorsprung von 150.000 Stimmen vor den Rechten und gewann insgesamt 47,17% der Stimmen. (Viele Anarchisten nahmen nicht an den Wahlen teil, was zu zahlreichen Stimmenthaltungen in den andalusischen Provinzen führte). Das Zentrum blieb unbedeutend. Wegen der Wahlgesetzgebung war die Sitzverteilung in den Cortes freilich noch deutlicher. Von beiden Seiten gab es Proteste gegen angebliche Wählereinschüchterungen und Betrügereien.
Zwar konnte die CEDA ihren Stimmenanteil vergrößern, aber der Sieg der Volksfront war nicht zu verhindern. Bei einer Steigerung der Wahlbeteiligung um 12 auf 72 Prozentpunkte siegte das linke Lager mit einem Stimmenvorsprung von 150.000 Stimmen vor den Rechten und gewann insgesamt 47,17 % der Stimmen.<ref>Beevor 2006, S. 572.</ref> Viele Anarchisten nahmen nicht an den Wahlen teil, was zu zahlreichen Stimmenthaltungen in den andalusischen Provinzen führte. Das Zentrum blieb unbedeutend. Wegen der Wahlgesetzgebung war der Vorsprung der Linken in den Cortes freilich noch deutlicher: Sie erhielt 277 von 441 Sitzen, davon entfielen 90 auf die PSOE; die Rechte erhielt 132 Sitze, die Mitte 32.<ref>[[Horst Pietschmann]], [[Walther L. Bernecker]]: ''Geschichte Spaniens.'' Stuttgart 2000, ISBN 3-17-016188-1, S. 317.</ref> Von beiden Seiten gab es Proteste gegen angebliche Wählereinschüchterungen und Betrügereien. Dennoch berichteten sowohl spanische wie ausländische Medien von einem korrekten Ablauf der Wahlen: Die monarchistische Zeitung ''[[ABC (Spanien)|A.B.C.]]'' schrieb am Tag nach der Wahl: „Jeder konnte in absoluter Freiheit stimmen, wie er wollte.“ Die Wahl sei „ohne Streiks, Drohungen und Skandale“ verlaufen.<ref>Beevor 2006, S. 59 cit.</ref> Auch die britische ''[[The Times|Times]]'' lobte den Verlauf der Wahlen als „nahezu mustergültig“.<ref>Hans-Christian Kirsch: ''Der Spanische Bürgerkrieg in Augenzeugenberichten.'' S. 21.</ref> Der Historiker Bullón de Mendoza hingegen zitiert den bisherigen Präsidenten Alcalá-Zamora von der Konservativ-Republikanischen Partei, der wenige Monate nach seiner Wahlniederlage angegeben habe, dass es nicht bei der Wahl selbst, sondern erst in der darauffolgenden Nacht zu Unregelmäßigkeiten gekommen sei:
{{Zitat
|Text=In derselben Nacht des 16. Februars und am 17. Februar, ohne auf vorläufige Ergebnisse oder gar das amtliche Wahlergebnis zu warten, welches am 20. bekanntgegeben werden sollte, beginnt die Frente Popular ihre Offensive auf der Straße. Die Frente Popular reklamierte mit Gewalt die Macht. […] Der Pöbel bemächtigte sich der Wahlergebnisse und an vielen Orten können diese gefälscht worden sein.
|ref=<ref>Alcalá-Zamora, zit nach: Alfonso Bullón de Mendoza: ''José Calvo Sotelo.'' Barcelona 2004, S. 574–575.</ref>}}
Politiker der Linken und Historiker wiederum verwiesen auf die Struktur auf dem Lande, wo die Großgrundbesitzer ihre Macht anscheinend dazu missbrauchten, die Bauern dazu zu zwingen, gegen die Volksfront zu stimmen.<ref>Gerald Brenan: ''Die Geschichte Spaniens.'' S. 342/343.</ref>


Am 20. Februar wurde die sogenannte ''comisión de actas'' einberufen, ein Ausschuss, der sich mit Beschwerden über etwaige Unregelmäßigkeiten befasste und in dem die ''Frente Popular'' auf Grund der neuen Mehrheiten in der Überzahl war. Der von Kritikern als „ultrarechts“ und „neo-franquistisch“ eingestufte Historiker Bullón de Mendoza<ref>{{" |Sprache=es |Text=''[…] personas de procedencia ultraderechista como el Rector de la Universidad Cardenal Herrera-CEU de Valencia, el carlista Alfonso Bullón de Mendoza.'' |Übersetzung=[…] Personen von ultrarechter Provenienz wie […] der Carlist Bullón de Medonza}}, Juan Luis Galiacho, in: ''e-Defensor'' vom 17. Juni 2005 {{Webarchiv|url=http://www.e-defensor.com/seccions/cover/cover_completa.asp?Titular=La+ultraderecha+se+refugia+en+el+CEU |wayback=20220331032746 |text=e-defensor.com |archiv-bot=2023-02-20 15:28:56 InternetArchiveBot }}; vgl. dazu auch ''Diario critico'' vom 12. November 2007: [http://www.diariocritico.com/2007/Noviembre/nacional/45376/neonazis-y-antifascistas.html diariocritico.com]</ref><ref>{{Internetquelle |url=https://www.elnacional.cat/es/politica/venecuela-franquismo-nuevos-medios-derecha_666323_102.html |titel=Neofranquistas, venezolanos... ¿quién está detrás de los nuevos medios de la derecha? |autor=Nicolas Tomás |datum=2021-11-07 |werk=nacional.cat |sprache=es |abruf=2023-01-28}}</ref> und andere<ref>z.&nbsp;B. Niceto Alcalá Zamora: ''Memorias.'' Barcelona 1977, S. 352.</ref> werfen diesem Ausschuss einseitiges Vorgehen vor, da es unter anderem in dem von der Frente Popular gewonnenen Wahlbezirk La Coruña zu Unregelmäßigkeiten gekommen sei, die der Ausschuss nicht untersuchte, während der mit Unregelmäßigkeiten zustande gekommene Wahlsieg der Frente Nacional in Orense von der Kommission teilweise annulliert wurde.<ref>Alfonso Bullón de Mendoza: ''Calvo Sotelo.'' Barcelona 2004, S. 587 ff.</ref>
Am [[20. Februar]] wurde die sogenannte ''comisión de actas'' einberufen, ein Ausschuss, der sich mit Beschwerden über etwaige Unregelmäßigkeiten befasste und in dem die Frente Popular auf Grund der neuen Mehrheiten in der Überzahl war. Am Ende des Wirkens der Kommission war der Vorsprung der ''Frente Popular'' auf 392.000 Stimmen angewachsen, was nunmher einen Anteil von 52% bedeutete. Viele rechte Parlamentarier, darunter der Monarchist [[Antonio Goicoechea]], verloren durch unlautere Methoden ihren Sitz, so dass sich die Volksfront trotz des Protestes von Prieto eine Zweitdrittel-Mehrheit im Parlament sicherte.
Am Ende des Wirkens der Kommission verlor schließlich kein einziger Abgeordneter der Frente Popular seinen Sitz, dafür aber Parlamentarier der Rechten und des Zentrums. Der Vorsprung der ''Frente Popular'' wuchs so auf 392.000 Stimmen an, was nunmehr einen Anteil von 52 % beziehungsweise eine Zwei-Drittel-Mehrheit im Parlament bedeutete.


Trotzdem war der Sieg der Linken nicht von der Hand zu weisen. Die CEDA und Gil-Robles waren wie vor dem Kopf gestoßen. Der Sitzanteil des ''Partido Radical'' war auf ein Minimum geschmolzen. Die CEDA stellte nach dem PSOE nur noch die zweitstärkste Fraktion. Die Partei der Monarchisten, die [[Renovación Española]] („spanische Erneuerung“) unter Goicoechea und [[José Calvo Sotelo|Calvo Sotelo]], hatte ebenfalls kein gutes Wahlergebnis erzielt. Doch die Niederlage brachte eine gewisse inhaltliche Veränderung. Calvo Sotelo, der ehemalige Finanzminister zu Zeiten der Diktatur, steuerte die Partei allmählich weg von der [[Restauration|restaurativen]] Politik hin zu ständestaatlichen Vorstellungen. Er pflegte gute Kontakte zum faschistischen [[Faschistische Diktatur unter Benito Mussolini|Duce-Regime]], die schon bald Früchte trugen. Am 31. März 1934 hatten Goicoechea, Vertreter der Karlisten und der katalanischen Rechten ein Abkommen mit [[Benito Mussolini|Mussolini]] zum Sturz der Republik gettroffen. Nach der Niederlage der Nationalen Front übernahm Calvo Sotelo die Rolle von Gil-Robles und verschärfte die rhetorischen Angriffe gegen die Republik.
Der Sitzanteil des ''Partido Radical'' war auf ein Minimum geschmolzen. Die CEDA stellte nach dem PSOE nur noch die zweitstärkste Fraktion. Die Partei der Monarchisten, die ''[[Renovación Española]]'' unter Goicoechea und [[José Calvo Sotelo|Calvo Sotelo]], hatte ebenfalls kein gutes Wahlergebnis erzielt. Die Niederlage brachte eine gewisse inhaltliche Veränderung. Calvo Sotelo, der ehemalige Finanzminister zu Zeiten der Diktatur, steuerte die Partei allmählich weg von der [[Restauration (Geschichte)|restaurativen]] Politik hin zu ständestaatlichen Vorstellungen. Er pflegte gute Kontakte zum faschistischen [[Geschichte Italiens#Faschismus und Zweiter Weltkrieg (1922–1945)|Duce-Regime]]. Am 31. März 1934 hatten Goicoechea, Vertreter der Karlisten und der katalanischen Rechten ein Abkommen mit [[Benito Mussolini|Mussolini]] zum Sturz der Republik getroffen. Nach der Niederlage der Nationalen Front übernahm Calvo Sotelo die Rolle von Gil-Robles und verschärfte die rhetorischen Angriffe gegen die Republik.


Der Erfolg der Volksfront brachte die Massen in Bewegung. Noch am Wahltag konnte die CNT in Valencia die Befreiung der politischen Gefangenen durchsetzen. Danach wurden überall im Lande die Verurteilten zu Tausenden wieder aus der Haft befreit (darunter Lluis Companys). Streiks mit neuen Forderungen überzogen das Land: Lohnerhöhungen, bessere Arbeitsbedingungen, keine Wächter mehr bei der Arbeit. Dazu kam es zu weiteren Solidaritätsstreiks, um die Entschlossenheit der Gewerkschaften zu demonstrieren.
Noch am Wahltag konnte die CNT in Valencia die Befreiung der politischen Gefangenen durchsetzen. Danach wurden überall im Lande die Verurteilten zu Tausenden wieder aus der Haft befreit (darunter Lluis Companys). Streiks mit neuen Forderungen nach Lohnerhöhungen und besseren Arbeitsbedingungen fanden im ganzen Land statt. Dazu kam es zu weiteren Solidaritätsstreiks, um die Entschlossenheit der Gewerkschaften zu demonstrieren. Ohne entsprechende Erlasse aus Madrid abzuwarten, kollektivierten Agrararbeiter Ländereien, darunter diejenigen von Präsident Alcalá Zamora. Die Zivilgarde schritt oft mit Gewalt ein. In der Nähe von [[Alicante]] kamen 18 Bauern ums Leben. Kirchen und Klöster wurden in zahlreichen Orten in Brand gesetzt; Gerüchte über [[Verschwörung]]en, die von Mönchen ausgeheckt worden seien, trugen zur allgemeinen Unruhe bei.


Die republikanischen Parteien stellten alle Ministerposten. Die Sozialisten wirkten gemäß ihrer neuen Linie an der Regierung nicht mit. Der zwischenzeitlich zum Ministerpräsidenten wiedergewählte Manuel Azaña wurde neuer Staatspräsident: Zamora hatte weder bei den Linken noch bei der Nationalen Front irgendeine Unterstützung. Bei seiner Wahl gab die Rechte weiße Zettel ab, um gegen das Verfahren als solches zu demonstrieren. Azañas Nachfolger als Ministerpräsident wurde [[Santiago Casares Quiroga]].
Auf dem Land brach sich die revolutionäre Energie Bahn. Ohne entsprechende Erlasse aus Madrid abzuwarten, kollektivierten Agrararbeiter Ländereien, darunter diejenigen von Präsident Alcalá Zamora. Die Zivilgarde schritt oft mit Gewalt ein. In der Nähe von [[Alicante]] kamen 18 Bauern ums Leben. Kirchen und Klöster wurden in zahlreichen Orten in Brand gesetzt; Gerüchte über Verschwörungen, die von Mönchen ausgeheckt worden seien, machten die Runde.

Die republikanischen Parteien stellten alle Minister. Die Sozialisten wirkten gemäß ihrer neuen Linie an der Regierung nicht mit. Der zwischenzeitlich zum Ministerpräsidenten wiedergewählte Manuel Azaña wurde neuer Staatspräsident: Zamora hatte weder bei den Linken noch bei der Nationalen Front noch irgendeine Unterstützung. Bei seiner Wahl gaben die Rechten weiße Zettel ab. Sein Nachfolger wurde [[Santiago Casares Quiroga]].


=== Revolution und Reaktion ===
=== Revolution und Reaktion ===
Largo Caballero und die Seinen propagierten in der Zeitschrift ''Claridad'' und auf Massenveranstaltungen die Folgerichtigkeit und Unausweichlichkeit einer Revolution und der „[[Diktatur des Proletariats]]“. Das Gros der UGT-Mitglieder war ihrer Meinung. Die Kommunisten sahen die Angelegenheit differenzierter, obwohl sie sich gezielt den Sozialisten annäherten und Largo Caballero als „spanischen Lenin“ rühmten. Gemäß den Anweisungen aus der [[Sowjetunion]] sollten die revolutionären Arbeiter aber ausgerechnet den bürgerlich-liberalen Staat festigen – nicht eliminieren! Offene Ablehnung kam vom PSOE selbst, den Largo Caballero ja als Vollzugsorgan der Revolution ausersehen hatte. Hier waren Indalecio Prieto und seine Anhänger bestimmend. Von einer sozialistischen Revolution wollten sie nichts hören. Für sie kam dies einer „Sozialisierung der Armut“ gleich: die zu erwartende Landflucht könne durch eine sozialistische Wirtschaftsordnung niemals kompensiert werden. Vor allem aber sollte alles vermieden werden, das einen Militärputsch hervorrufen könne.
Largo Caballero und die Seinen propagierten in der Zeitschrift ''Claridad'' und auf Massenveranstaltungen die Folgerichtigkeit und Unausweichlichkeit einer Revolution und der „[[Diktatur des Proletariats]]“. Das Gros der UGT-Mitglieder unterstützte sie dabei. Die Kommunisten näherten sich gezielt den Sozialisten an und rühmten Largo Caballero als „spanischen Lenin“. Gemäß den Anweisungen aus der [[Sowjetunion]] sollten die revolutionären Arbeiter aber den bürgerlich-liberalen Staat festigen – nicht eliminieren. Offene Ablehnung kam vom PSOE selbst, den Largo Caballero wiederum als Vollzugsorgan der Revolution ausersehen hatte. Hier waren Indalecio Prieto und seine Anhänger bestimmend. Sie verwarfen die Idee einer Revolution. Für sie kam dies einer „Sozialisierung der Armut“ gleich: Die zu erwartende Landflucht könne durch eine sozialistische Wirtschaftsordnung niemals kompensiert werden. Vor allem aber sollte alles vermieden werden, was einen Militärputsch hervorrufen könne.


Dass ein Putsch sich ankündigte, war kaum noch zu ignorieren. Largo Caballero schien regelrecht darauf zu warten, denn die UGT tat nichts, um die Revolution selbst in Gang zu bringen. Stattdessen kamen Prieto und Gonzáles Peña bei einem [[Attentat]] eines UGT-Militanten nur knapp mit dem Leben davon.
Dass ein Putsch sich ankündigte, war kaum noch zu ignorieren. Die UGT aber tat nichts, um eine Revolution selbst in Gang zu bringen. Stattdessen kamen Prieto und Gonzáles Peña bei einem [[Attentat]] eines UGT-Militanten nur knapp mit dem Leben davon.


Auch die Anarchisten rechneten mit einem Staatsstreich der Offiziere. Sie machten klar, dass sie sich wehren würden. Doch sie würden ganz bestimmt nicht für die bürgerliche Demokratie ihr Leben aufs Spiel setzen, sondern sogleich die Soziale Revolution, auf die sie so lange gewartet und für die so oft gekämpft hatten, initiieren. Man fühlte sich gewappnet. Auf dem Nationalen Kongress der CNT in Saragossa im Mai 1936, dem über 300.000 Menschen beiwohnten, wiedervereinigte sich die Gewerkschaft mit ihren dissidenten Sektionen und formulierte ihre Vorstellungen vom ''Comunísmo Libertario'' (dt. ''Libertärer Kommunismus''). Die ''Diktatur des Proletariats'' lehnte sie indes strikt ab. Die Stimmung war euphorisch. Die internen Meinungsverschiedenheiten wurden vorläufig beigelegt. Largo Caballero wurde als Gastredner freundlich empfangen, aber auf Distanz gehalten.
Auch die Anarchisten rechneten mit einem Staatsstreich der Offiziere. Sie hoben ihren Willen zum Widerstand hervor und betonten, dass ihr Einsatz nicht die Verteidigung der bürgerlichen Demokratie, sondern die lang erwartete Soziale Revolution zum Ziel haben würde. Auf dem Nationalen Kongress der CNT in Saragossa im Mai 1936, dem über 300.000 Menschen beiwohnten, wiedervereinigte sich die Gewerkschaft mit ihren dissidenten Sektionen und formulierte ihre Vorstellungen vom ''Comunísmo Libertario'' (dt. „[[Libertarismus|Libertärer]] Kommunismus“). Die ''Diktatur des Proletariats'' lehnte sie indes strikt ab. Die Stimmung war euphorisch. Die internen Meinungsverschiedenheiten wurden vorläufig beigelegt. Largo Caballero wurde als Gastredner freundlich empfangen, aber auf Distanz gehalten.


=== Kommunisten und Faschisten ===
=== Kommunisten und Faschisten ===
Die letzten Monate vor Ausbruch des Bürgerkrieges zeigten den allmählichen Aufstieg zweier Gruppierungen, die mit den europäischen Verhältnissen enger verknüpft waren als die traditionellen Größen der spanischen Politik.
Die letzten Monate vor Ausbruch des Bürgerkrieges zeigten den allmählichen Aufstieg zweier Gruppierungen, die mit den europäischen Verhältnissen enger verknüpft waren als die traditionellen Größen der spanischen Politik.


Im Jahr 1934 war der zuvor unbedeutende PCE ins Rampenlicht der politischen Szene getreten. [[Stalin]] hatte den Kommunisten aller Länder eine Kooperation mit den Bürgerlichen verordnet. Die Teilnahme an der ''Alianza Obrera'' und der Volksfront hatte den Kommunisten Vorteile gebracht. Hinzu kam die revolutionäre Stimmung unter den Arbeitern und der propagandistische Rückhalt aus der Sowjetunion. Ihre Aufmerksamkeit galt den Sozialisten. Dem PCE gelang es, sich in die Reihen des PSOE einzunisten. Der Vorsitzende der Sozialistischen Jugend, [[Santiago Carrillo Solares|Santiago Carrillo]], vollzog im April 1936 die Fusion mit der Kommunistischen Jugend zur [[JSUC]], der Vereinigung der Jungsozialisten. (Einige Monate nach Ausbruch des Bürgerkrieges trat der gesamte Verband zum PCE über). Dies war auf Vermittlung des Stellvertreters Largo Caballeros geschehn, der gute Kontakte zum PCE pflegte. Spiegelbildliches fand auf Seiten der Rechten statt, als die Jugendorganisation der CEDA sich den Faschisten anschloss.
Im Jahr 1934 war der zuvor unbedeutende PCE ins Rampenlicht der politischen Szene getreten. Stalin hatte den Kommunisten aller Länder eine Kooperation mit den Bürgerlichen verordnet. Die Teilnahme an der ''Alianza Obrera'' und der Volksfront hatte den Kommunisten Vorteile gebracht. Hinzu kam die revolutionäre Stimmung unter den Arbeitern und der propagandistische Rückhalt aus der Sowjetunion. Ihre Aufmerksamkeit galt den Sozialisten. Dem PCE gelang es, in den Reihen des PSOE Einfluss zu gewinnen. Der Vorsitzende der Sozialistischen Jugend, [[Santiago Carrillo]], vollzog im April 1936 die Fusion mit der Kommunistischen Jugend zur [[Juventudes Socialistas Unificadas de Cataluña|JSUC]], der ''Vereinigung der Jungsozialisten''. (Einige Monate nach Ausbruch des Bürgerkrieges trat der gesamte Verband zum PCE über). Dies war auf Vermittlung des Stellvertreters Largo Caballeros geschehen, der gute Kontakte zum PCE pflegte. Spiegelbildliches fand auf Seiten der Rechten statt, als die Jugendorganisation der CEDA sich den Faschisten anschloss.


Im Februar 1934 war hatten sich in Sevilla die radikal-nationalistischen Gruppierungen [[Falange]] und [[Juntas de Ofensiva Nacional Sindicalista|JONS]] zur [[Falange Española de las JONS]] zusammengeschlossen. Vorbild war Italien. Eine dieser Gruppierungen war von [[Joan March]] finanziert worden. March war bürgerlicher Tabakhändler und Bankier, Vertrauter britischer Finanziers, Verfassungsrichter und Verschwörer gegen die Republik, die ihn wegen Verrates und Betrugs inhaftiert, dann aber amnestiert hatte. Geleitet wurde die Partei von [[José Antonio Primo de Rivera]], dem Sohn des einstigen Diktators. Äußerlich näherte man sich den [[Faschismus#Faschismus im engeren Sinn: Italien|italienischen Schwarzhemden]] an, entlehnte aber auch einiges von den Anarchosyndikalisten, deren schwarz-rote Fahne man einfach kopierte.
Im Februar 1934 hatten sich in Sevilla die radikal-nationalistischen Gruppierungen ''[[Falange]]'' und [[Juntas de Ofensiva Nacional Sindicalista|JONS]] zur ''[[Falange Española de las JONS]]'' zusammengeschlossen. Vorbild war Italien. Eine dieser Gruppierungen war von [[Juan March]] finanziert worden. March war bürgerlicher Tabakhändler (er soll mit Tabakschmuggel ein riesiges Vermögen gemacht haben<ref>Beevor 2006, S. 61.</ref>) und [[Privatbankier|Bankier]], Vertrauter britischer Finanziers, Verfassungsrichter und Verschwörer gegen die Republik, die ihn wegen Verrates und Betrugs inhaftiert, dann aber amnestiert hatte. Geleitet wurde die Partei von [[José Antonio Primo de Rivera]], dem Sohn des einstigen Diktators. Äußerlich näherte man sich den italienischen [[Schwarzhemden]] an, entlehnte aber auch einiges von den Anarchosyndikalisten, deren schwarz-rote Fahne man kopierte.


Programmatisch gab man sich anti-bürgerlich und militant anti-sozialistisch. Hauptfeind waren „die Marxisten“ von UGT und PSOE. Imperialistische Träume von einem neuen großen Spanien machte man zum Programm. Für die oligarchische Elite ware die F.E. de las JONS vorläufig nichts weiter als eine willkommene Hilfstruppe, um die Lage im Land zu destabilisieren. Darin waren sie freilich sehr effektiv. Nach dem Wahlsieg der Linkskoalition führten sie politische Attentate im ganzen Land aus. Teilweise bedienten sie sich jener gedungenen Mörder, der ''pistoleros'', die einst sowohl von militanten Anarchisten als auch Unternehmern rekrutiert worden waren. Mit Maschinengewehren belandene Lastwagen kreisten durch die Arbeiterviertel Madrids und schossen um sich. Journalisten, Funktionäre, Polizeibeamte und Richter wurden ermordet. Der Staat vermochte weder sie zu schützen noch die Mörder zu ergreifen, obschon im März die Partei für illegal erklärt wurde. Ein Bombenattentat auf Largo Caballero misslang. Am [[12. Juli]] wurde der Sturmgardist Leutnant [[José del Castillo]] auf offener Straße erschossen. Dieser Anschlag sollte besondere Folgen haben.
Programmatisch gab man sich anti-[[Bürgertum|bürgerlich]] und [[Militanz|militant]] anti-sozialistisch. Hauptfeinde waren „die Marxisten“ von UGT und PSOE. Imperialistische Träume von einem neuen großen Spanien machte man zum Programm. Für die oligarchische Elite war die ''F.E. de las JONS'' vorläufig nichts weiter als eine willkommene Hilfstruppe, um die Lage im Land zu destabilisieren. Nach dem Wahlsieg der Linkskoalition führten sie politische Attentate im ganzen Land aus. Teilweise bedienten sie sich jener gedungenen Mörder, der ''pistoleros'', die einst sowohl von militanten Anarchisten als auch Unternehmern rekrutiert worden waren. Lastwagen mit Maschinengewehren fuhren durch die Arbeiterviertel Madrids und schossen um sich. Journalisten, Funktionäre, Polizeibeamte und Richter wurden ermordet. Der Staat vermochte weder sie zu schützen, noch die Mörder zu ergreifen, obschon im März die Partei für illegal erklärt wurde. Ein Bombenattentat auf Largo Caballero misslang. Am 12. Juli wurde der Sturmgardist Leutnant [[José del Castillo]] auf offener Straße erschossen. Dieser Anschlag sollte besondere Folgen haben.


=== Militär und Regierung ===
=== Militär und Regierung ===
Während im ganzen Land die Situation eskalierte und die Gewalt zunahm, planten die Militärs den Staatsstreich. Der Monarchist Calvo Sotelo hatte noch am 17. Februar den Staatspräsidenten und den amtierenden Premierminister gedrängt, die Wahlen einfach für ungültig zu erklären. Als dies scheiterte, trat die ''Unión Militar Española'' zusammen, um der Republik ein Ende zu setzen. Nach dem Sieg der Volksfront, der die revolutionären Erwartungen schürte, war die republikanische Ordnung in den Augen der Oligarchen definitv hinfällig geworden.
Während im ganzen Land die Situation eskalierte und die Gewalt zunahm, planten die Militärs den Staatsstreich. Der Monarchist Calvo Sotelo hatte noch am 17. Februar den Staatspräsidenten und den amtierenden Premierminister gedrängt, die Wahlen einfach für ungültig zu erklären, so wie es vorher Azaña nach dem Wahlsieg der CEDA getan hatte. Als dies scheiterte, trat die ''Unión Militar Española'' zusammen, um der Republik ein Ende zu setzen. Nach dem Sieg der Volksfront, der die revolutionären Erwartungen schürte, war die republikanische Ordnung in den Augen der Oligarchen definitiv hinfällig geworden.


Die ''Unión'' war ein von Sanjurjo 1934 gegründeter Zirkel ranghoher Offiziere. Aus Italien flossen Gelder und Waffen an die Verschwörer. Während des Sommermanövers in Asturien 1935 wurden ''„erste Vorbereitungen“'' für einen Putsch getroffen. Nun sah man den Zeitpunkt gekommen, die Pläne in die Tat umzusetzen. Im Kriegsministerium hatten die Konspirateure einen Kontaktmann. Sanjurjo, der seit 1934 im Exil in Portugal lebte, unternahm Reisen ins Deutsche Reich, um dort Unterstützer zu finden.
Die ''Unión'' war ein von Sanjurjo 1934 gegründeter Zirkel ranghoher Offiziere. Aus [[Königreich Italien (1861–1946)|Italien]] flossen Gelder und Waffen an die Verschwörer. Während des Sommermanövers in Asturien 1935 wurden ''„erste Vorbereitungen“'' für einen [[Putsch]] getroffen. Nun sah man den Zeitpunkt gekommen, die Pläne in die Tat umzusetzen. Im [[Verteidigungsministerium|Kriegsministerium]] hatten die Konspirateure einen Kontaktmann. Sanjurjo, der seit 1934 im Exil in Portugal lebte, unternahm Reisen ins [[Deutsches Reich 1933 bis 1945|Deutsche Reich]], um dort Unterstützer zu finden.


Der Regierung entging das konspirative Treiben nicht. Aber sie beschränkte sich darauf, die Verantwortlichen zu versetzen. Francisco Franco durfte auf den [[Kanarischen Inseln]] weiter kommandieren; General [[Manuel Goded]] wurde von Nordspanien auf die [[Balearische Inseln|Balearen]] beordert. General [[Emilio Mola]] wurde von Nordafrika nach Navarra versetzt, wo er als "El Director" ungehindert schalten und walten konnte. Die Versetzungen konnten die Verschwörer nicht abhalten. Der Plan wurde lediglich modifiziert. Franco sollte von den Kanaren nach [[Spanisch-Marokko]] fliegen, eine Kolonie, in der die republikanischen Politiker fast überhaupt keine Macht ausübten.
Der Regierung entging das konspirative Treiben nicht. Aber sie beschränkte sich darauf, die Verantwortlichen zu versetzen. Francisco Franco durfte auf den [[Kanarische Inseln|Kanarischen Inseln]] weiter kommandieren; General [[Manuel Goded]] wurde von Nordspanien auf die [[Balearische Inseln|Balearen]] beordert. General [[Emilio Mola]] wurde von Nordafrika nach Navarra versetzt, weil man glaubte, dass der Republikaner Mola sich schnell mit den dortigen Carlisten überwerfen werde. Stattdessen arrangierte er sich mit ihnen und konnte als ''El Director'' ungehindert schalten und walten. Die Versetzungen konnten die Verschwörer nicht abhalten. Der Plan wurde lediglich modifiziert. Franco sollte von den Kanaren nach [[Spanisch-Marokko]] fliegen, einer Kolonie, in der die republikanischen Politiker fast überhaupt keine Macht ausübten.


Der Plan, den Putsch am 20. April durchzuführen, musste wegen der Kenntnis der Regierung abgebrochen werden. Aber die Regierung ergriff keine weiteren Gegenmaßnahmen. Stattdessen kamen zwei neue Offiziere zu den Verschwörern, die zuvor als loyal gegolten hatten: General [[Gonzalo Queipo de Llano]] und General [[Miguel Cabanellas]]. Das Koordinationszentrum ging mit Mola nach Navarra. Dort musste mit den ultra-katholizistischen Karlisten ein Kompromiss gefunden werden; schließlich strebte Mola noch immer einen säkularen Staat an. Man erreichte die Unterstützung der paramilitärischen karlistischen Verbände, die ''Requétes'', für die regulären Armeeverbände der ''Unión''.
Der Plan, den Putsch am 20. April durchzuführen, musste wegen der Kenntnis der Regierung abgebrochen werden. Aber die Regierung ergriff keine weiteren Gegenmaßnahmen. Stattdessen kamen zwei neue Offiziere zu den Verschwörern, die zuvor als loyal gegolten hatten: General [[Gonzalo Queipo de Llano]] und General [[Miguel Cabanellas]]. Das Koordinationszentrum ging mit Mola nach Navarra. Dort musste mit den ultra-katholizistischen Karlisten ein Kompromiss gefunden werden; schließlich strebte Mola noch immer einen säkularen Staat an. Man erreichte die Unterstützung der paramilitärischen karlistischen Verbände, die ''Requétes'', für die regulären Armeeverbände der ''Unión''.


Währenddessen versuchte die Regierung das Ansehen der Offiziere zu verteidigen. Am [[18. März]] verwahrte sie sich offiziell gegen die ''„ungerechten Angriffe“'' gegen die Militärs, als Teile der Presse über die Putsch-Absichten berichteten. (Die Linken hatten im Militär zahlreiche Informanten.) Die Regierung wollte alles tun, um die Offiziere nicht gegen sich aufzubringen. Dies hätte bedeutet, dass man im Gegenzug die Arbeiter bewaffnet und ihnen mit den Gewehren auch das Schicksal der Republik ausliefert hätte. Ministerpräsident Casares Quiroga wußte zwar von den Vorgängen, die Regierung zu stürzen, entschied sich aber gegen ein Eingreifen. Er war der Aufassung, dass er über nicht genügend Informationen verfügte und hielt einen Putsch ohnehin für aussichtslos. Auch Staatspräsident Azaña gab sich entsprechenden Warnungen gegenüber abweisend.
Währenddessen versuchte die Regierung das Ansehen der Offiziere zu verteidigen. Am 18. März verwahrte sie sich offiziell gegen die „ungerechten Angriffe“ gegen die Militärs, als Teile der Presse über die Putsch-Absichten berichteten. (Die Linken hatten im Militär zahlreiche Informanten.) Die Regierung wollte die Offiziere nicht gegen sich aufbringen. Dies hätte bedeutet, dass man im Gegenzug die Arbeiter bewaffnet und ihnen mit den Gewehren auch das Schicksal der Republik ausgeliefert hätte. Ministerpräsident Casares Quiroga wusste zwar von den Vorgängen, die Regierung zu stürzen, entschied sich aber gegen ein Eingreifen. Er war der Auffassung, dass er über nicht genügend Informationen verfügte, und hielt einen Putsch ohnehin für aussichtslos oder sogar wünschenswert. Als Prieto ihn auf den unmittelbar bevorstehenden Putsch hinwies, antwortete er: „Das weiß ich alles schon und auch die Regierung. Das was ich will, ist, dass die Militärs auf die Straße gehen, damit wir die Rebellion ein für alle Mal niederschlagen. Diesmal wird es nicht bei Enteignungen bleiben, wie 1932 nach dem Putsch von General Sanjurjo. Auch Staatspräsident Azaña gab sich entsprechenden Warnungen gegenüber abweisend.


Am 16. Juli konnte General Mola den seit März inhaftierten Führer der Falange, José Antonio Primo de Rivera, über die Absicht der Offiziere informieren, am 18. Juli loszuschlagen. Primo de Rivera hatte noch im Mai – unter liberalen Haftbedingungen – den gewaltsamen Sturz der Republik fordern können. (Nach Ausbruch des Bürgerkrieges wurde er allerdings hingerichtet).
Am 16. Juli konnte General Mola den seit März inhaftierten Führer der Falange, José Antonio Primo de Rivera, über die Absicht der Offiziere informieren, am 18. Juli loszuschlagen. Primo de Rivera hatte noch im Mai – unter liberalen Haftbedingungen – den gewaltsamen Sturz der Republik fordern können. (Nach Ausbruch des Bürgerkrieges wurde er allerdings hingerichtet.)


=== Gewalt und Putsch ===
=== Gewalt und Putsch ===
Mittlerweile gehörten gewaltsame Demonstrationen und politische Morde zur Tagesordnung, nicht zuletzt auf dem Land. Selbst die Abgeordneten der Cortes mussten sich vor Betreten des Gebäudes einer Leibesvisitation unterziehen, um zu verhindern, dass Schusswaffen eingeschmuggelt wurden. In Valencia stürmten Falangisten die Rundfunkstation. Die Gegendemonstration der Linken endete mit einem Überfall auf die Parteizentrale der CEDA.
Mittlerweile gehörten gewaltsame Demonstrationen und politische Morde zur Tagesordnung, nicht zuletzt auf dem Land. Die Zahl der Arbeitslosen war auf eine Million gestiegen, was unter Berücksichtigung der Familienangehörigen in etwa 4 Millionen Hungerleidende bedeutete, der höchste Wert, der in Spanien bis dahin gemessen wurde. Selbst die Abgeordneten der [[Cortes (Ständeversammlung)|Cortes]] mussten sich vor Betreten des Gebäudes einer Leibesvisitation unterziehen, um zu verhindern, dass Schusswaffen eingeschmuggelt wurden. In Valencia stürmten Falangisten die Rundfunkstation. Die Gegendemonstration der Linken endete mit einem Überfall auf die Parteizentrale der [[Confederación Española de Derechas Autónomas|CEDA]].


Zur selben Zeit führten in Madrid UGT und CNT gemeinsam einen wochenlangen Bauarbeiter-Streik durch, an dem 70.000 Menschen teilnahmen. Das bedeutete Lohnausfall (es gab keine Streikkassen) und Hunger. Die Falange überfiel gezielt die Streikenden. Die Anarchisten wollten das nicht länger hinnehmen. Sie wollten die Arbeiter endlich bewaffnet sehen.
Zur selben Zeit führten in Madrid die Gewerkschaften [[Unión General de Trabajadores|UGT]] und [[Confederación Nacional del Trabajo|CNT]] gemeinsam einen wochenlangen Bauarbeiter-Streik durch, an dem 70.000 Menschen teilnahmen. Das bedeutete Lohnausfall (es gab keine [[Streikkasse]]n) und Hunger. Die Falange überfiel gezielt die Streikenden. Die Anarchisten wollten das nicht länger hinnehmen und die Arbeiter endlich bewaffnet sehen. Eine staatliche Schiedskommission kam den Lohnforderungen entgegen; die Sozialisten erklärten die Aktion für beendet. Aber die CNT-Sektion wollte unbedingt weitermachen und berief sich auf die bestehende Vereinbarung zwischen den Gewerkschaften. Bei Kämpfen zwischen Sozialisten und Anarchisten gab es fünf Tote.


Als die Anarchisten auf eine weitere Provokation der Falange mit einem Maschinengewehr-Angriff antworteten, bei dem drei Leibwächter [[José Antonio Primo de Rivera]]s ums Leben kamen, griff die Regierung durch. Sie verhaftete die führenden Aktivisten der CNT und schloss das Bezirksbüro der Gewerkschaft. Doch die Anarchisten machten weiter; sie kämpften gegen UGT-Mitglieder, die Polizei und die Falange.
Eine staatliche Schiedskommission kam den Lohnforderungen entgegen; die Sozialisten erklärten die Aktion für beendet. Aber die CNT-Sektion wollte unbedingt weiter machen und berifen sich auf die bestehende Vereinbarung zwischen den Gewerkschaften. Sozialisten und Anarchisten gerieten aneinander; es gab fünf Tote.


Die Situation spitzte sich immer mehr zu. Führende Militärs konspirierten in der Ferne; in der Hauptstadt traten vor allem die militanten Arbeiter als Problem in Erscheinung. Auch die Republikaner zeigten, dass sie imstande waren, Gewalt anzuwenden. Nach der Ermordung des Leutnants José del Castillo Sáenz antworteten Sturmgardisten und Mitglieder der Guardia Civil prompt mit einem Gegenschlag. Sie wählten [[José Calvo Sotelo]] zum Opfer. In ihm sahen sie das Haupt antirepublikanischer Aktivitäten und, allerdings zu Unrecht, den Drahtzieher bei der Ermordung ihres Kameraden. Sie erschossen ihn am Morgen des 13. Juli in Madrid.<ref>Alfonso Bullón de Mendoza: ''José Calvo Sotelo.'' Ariel Ed., Barcelona 2004, ISBN 84-344-6718-6.</ref>
Als die Anarchisten auf eine weitere Provokation der Falange mit einem Maschinengewehr-Angriff antworteten, bei dem drei Leibwächter José Antonio Primo de Riveras umkamen, griff die Regierung durch. Sie verhaftete die CNT-Aktivisten und schloss das Bezirksbüro der Gewerkschaft. Doch die Anarchisten machten einfach weiter; sie kämpfte gegen UGT-Mitglieder, die Polizei und die Falange.


Die Beerdigungen der beiden Mordopfer wurden zu Demonstrationen der Unversöhnlichkeit. Die nationalistischen Politiker [[Antonio Goicoechea y Cosculluela|Goicoechea]] und [[José María Gil-Robles y Quiñones|Gil-Robles]] forderten unverhohlen Rache und den Kampf gegen die Regierung. Die asturischen Arbeiter fingen an, die versteckten Waffen auszugraben. Die Regierung setzte einige Militärs ab, schickte die Wehrpflichtigen nach Hause und verhaftete einige Falangisten erneut. [[Indalecio Prieto]] warnte die Putschisten, dass sie definitiv auf Gegenwehr stoßen würden. Allein der Ministerpräsident [[Santiago Casares Quiroga|Casares Quiroga]] gab sich optimistisch. Er zählte dabei ausgerechnet auf General [[Emilio Mola]]. Hinweise auf eine Verschwörung ließ er nicht gelten.
Die Situation spitzte sich immer mehr zu. Führende Militärs konspirierten in der Ferne; in der Hauptstadt traten vor allem die militanten Arbeiter als Problem in Erscheinung.


Mit der Ermordung Calvo Sotelos hatten die Militärs den Anlass gefunden, mit dem sie ihren Putsch rechtfertigen konnten. Noch Anfang Juli sagte Mola, dass die Vorbereitungen für den Putsch zwar planmäßig verlaufen, doch dass der ''„Enthusiasmus für die Sache noch nicht das notwendige Maß erreicht hat“''. Dies änderte sich mit der Ermordung des monarchistischen Politikers. Damit gewann die Verschwörung ein größeres Ausmaß als der isolierte Putsch von 1932, sodass die Hoffnungen hochrangiger Volksfront-Politiker, dass der Aufstand ein schnelles Ende finden würde, bald zunichtegemacht wurden. Am 17. Juli 1936 begann der Aufstand in der spanischen [[Melilla|Exklave Melilla]] an der nordafrikanischen Küste. Er setzte sich in [[Tétouan]] fort und griff am 18. Juli auf das Festland über. Die ''africanistas'', die Offiziere der Kolonialarmee, sowie die überwiegende Mehrheit der anderen spanischen Offiziere machten sich daran, das Mutterland ihren Vorstellungen unterzuordnen.
Aber auch die Republikaner zeigten, dass sie imstande waren, Gewalt anzuwenden. Nach der Ermordung Leutnant Castillos antworteten Sturmgardisten und Mitglieder der Guardia Civil prompt mit einem Gegenschlag. Sie wählten Calvo Sotelo zum Opfer. In ihm sahen sie das Haupt antirepublikanischer Aktivitäten und, allerdings zu Unrecht, den Drahtzieher bei der Ermordung ihres Kameraden. Sie erschossen ihn am Morgen des 13. Juli in Madrid.


Als Casares Quiroga davon hörte, sagte er nur: ''Was, sie erheben sich? Nun gut, dann kann ich mich hinlegen!'' Der Putsch führte jedoch nicht zum schnellen Erfolg seiner Protagonisten, sondern entwickelte sich zum [[Spanischer Bürgerkrieg|Spanischen Bürgerkrieg]].
Die Beerdigungen der beiden Mordopfer wurden zu Demonstrationen der Unversöhnlichkeit. Goicoechea und Gil-Robles forderten unverholen Rache und den Kampf gegen die Regierung. Die asturischen Arbeiter fingen an, die versteckten Waffen auszugraben. Die Regierung setzte ein paar Militärs ab, schickte die Wehrpflichtigen nach Hause und verhaftete einige Falangisten erneut. Prieto warnte die Putschisten, dass sie definitiv auf Gegenwehr stoßen würden.
Allein der Ministerpräsident gab sich optimistisch. Er zählte ausgerechnet auf Mola. Beweise für eine Verschwörung ließ er nicht gelten.


== Bürgerkrieg und Ende der Zweiten Spanischen Republik ==
Mit der Ermordung Calvo Sotelos hatten die Militärs den Anlass gefunden, mit dem sie ihren Putsch rechtfertigen konnten. Am [[17. Juli]] 1936 begann der Aufstand im marokkanischen [[Melilla]]. Er setzte sich in [[Tétouan]] fort. Jeglicher Widerstand wurde sofort gewaltsam unterdrückt. Das gleiche geschah in [[Ceuta]]. Die ''africanistas'', die Offiziere der Kolonialarmee, machten sich daran, das Mutterland ihren Vorstellungen unterzuordnen.
{{Hauptartikel|Spanischer Bürgerkrieg}}
Anführer des Militärputsches war ursprünglich General [[José Sanjurjo]], der bereits 1932 mit einem Putsch gescheitert war. Er verunglückte aber auf dem Rückflug aus dem portugiesischen Exil am 20. Juli 1936 tödlich. Das so entstandene Machtvakuum füllten die Generäle [[Francisco Franco]], [[Emilio Mola]] und [[Gonzalo Queipo de Llano]]. Auf republikanischer Seite wurde Regierungschef Casares am 19. Juli durch den moderateren [[Martínez Barrio]] ersetzt, der den Aufständischen Mitsprachemöglichkeiten und die Wiederherstellung der öffentlichen Ordnung versprach. Als die Bemühungen um Vermittlung gescheitert waren, wurde dieser jedoch schon einen Tag danach durch [[José Giral Pereira]] ausgetauscht. Treu zur Republik blieben die Mehrheit der Generäle, zwei Drittel der Marine und die Hälfte der Luftwaffe. Die der Republik loyalen Truppen mit Teilen der paramilitärischen [[Guardia Civil]] und der [[Guardia de Asalto]] bildeten zusammen mit den Milizgruppen der Sozialdemokraten, der Kommunisten, der Sozialisten und den Anarchosyndikalisten zu Beginn des Bürgerkrieges das militärische Rückgrat der Republik. Nach den Schlachten von [[Talavera de la Reina]] und dem Marsch der aus [[Marokko]] kommenden Expeditionsstreitkräfte auf [[Madrid]] trat Giral am 4. September 1936 als Ministerpräsident zurück und wurde durch [[Francisco Largo Caballero]] abgelöst.


[[Datei:Bundesarchiv Bild 183-H25224, Guernica, Ruinen.jpg|mini|Ruinen im bombardierten Guernica]]
Als Casares Quiroga davon hörte, sagte er nur:
Die Putschisten errangen bald die Kontrolle über [[Sevilla]], [[Cádiz]], [[Jerez de la Frontera]], [[Provinz Córdoba|Córdoba]], [[Saragossa]], [[Oviedo]] sowie über [[Galicien]], [[Mallorca]] und das karlistische [[Navarra]]. Im Oktober 1936 geriet der Vormarsch der Nationalisten ins Stocken, die Republikaner konnten an einigen Frontabschnitten auch durch die Unterstützung der [[Internationale Brigaden|Internationalen Brigaden]] Erfolge verzeichnen. Die Provinzen [[Madrid]], [[Provinz Valencia|Valencia]] und [[Provinz Barcelona|Barcelona]], die zusammen 70 % der spanischen Industrieproduktion ausmachten, blieben in den Händen der Republikaner. Ab November 1936 wurde [[Valencia]] anstelle des unmittelbar in der Kampfzone gelegenen Madrid Regierungssitz der Republik. Die [[Achsenmächte]] erkannten das Francoregime nach der Entsetzung der im [[Belagerung des Alcázars von Toledo|Alcázar von Toledo]] eingeschlossenen nationalspanischen Soldaten am 18. November 1936 an. Am 23. Dezember 1936 schickte Italien die ersten offiziellen Freiwilligen, Soldaten der deutschen [[Legion Condor]] waren auf Befehl [[Adolf Hitler]]s bereits im November 1936 in Cádiz eingetroffen. Mit diesen und durch Kolonialtruppen aus Marokko verstärkt versuchte Franco im Januar und Februar 1937 nochmals Madrid zu erobern, scheiterte jedoch erneut. Málaga wurde am 8. Februar 1937 erobert und am 28. April betraten Francos Truppen zwei Tage nach der [[Luftangriff auf Gernika|Bombardierung durch die deutsche Legion Condor]] das baskische [[Gernika|Guernica]]. Nach den [[Maiereignisse]]n von [[Barcelona]] im Mai 1937 ernannte Präsident [[Manuel Azaña]] [[Juan Negrín]] zum Premierminister, dies in der Hoffnung, die republikanischen Kräfte der [[Gewerkschaft]]en UGT und CNT und der Anarchisten mit denen der [[Bourgeoisie]] und der Mittelschicht zu versöhnen. Die Regierung begann eine Kampagne zur Rückeroberung Segovias, Anfang Juli begann die Regierung sogar eine [[Schlacht von Brunete|Gegenoffensive bei Brunete]] in der Nähe von Madrid. Die Nationalisten konnten diese jedoch unter Einsatz der Legion Condor abwehren. Danach konnte Franco [[Santander]] und [[Gijón]] erobern. Unter dem Druck [[Benito Mussolini]]s erkannte Papst [[Pius&nbsp;XI.]] am 28. August 1937 das Regime Francos an. Ende November 1937 ging die republikanische Regierung nach Barcelona.
:''Was, sie erheben sich? Nun gut, dann kann ich mich hinlegen!''


Am 6. März 1938 entschied die republikanische Seite das größte Seegefecht des Bürgerkrieges für sich, die [[Schlacht von Cabo de Palos]]. Am 14. April brachen die Nationalisten jedoch zum [[Mittelmeer]] durch, womit das republikanische Gebiet in zwei Teile zerfiel. Im Mai machte die republikanische Regierung Friedensvorschläge, doch Franco verlangte deren bedingungslose Kapitulation. Die Regierung begann nun eine Offensive, um ihre Gebiete wieder miteinander zu verbinden: Die [[Ebroschlacht]] begann am 24. Juli und endete am 26. November 1938 mit der fast vollständigen Niederlage der republikanischen Truppen. Am 23. Dezember 1938 starteten die Nationalisten die [[Katalonienoffensive]]. Erleichtert wurde dies dadurch, dass die Republikaner nach den Verlusten am Ebro kaum noch über moderne Waffen verfügten, um die Gegner abzuwehren. Die Kräfte Francos eroberten während der ersten zwei Monate des Jahres 1939 ganz [[Katalonien]]. [[Tarragona]] fiel am 14., Barcelona am 26. Januar und [[Girona]] am 4. Februar. Fünf Tage danach war der letzte Widerstand in Katalonien gebrochen. Am [[7. Februar]] ging Präsident Azaña ins Exil. Er trat am 24. Februar von seinem Amt zurück und erklärte den Krieg für verloren. Am 27. Februar erkannten auch die Regierungen Großbritanniens und Frankreichs das Francoregime an.
Der Putsch führte jedoch nicht zum schnellen Erfolg seiner Protagonisten, sondern entwickelte sich zum [[Spanischer Bürgerkrieg|Spanischen Bürgerkrieg]].

Am 28. März 1939 fiel auch Madrid mit Unterstützung der „[[fünfte Kolonne|fünften Kolonne]]“ an Franco. Am folgenden Tag gab Valencia auf. Am 1. April 1939 verkündete Franco den Sieg. Premierminister Negrín war bereits nach Frankreich geflohen, wo er eine [[Exilregierung]] bildete und bis 1945 im mexikanischen Exil als Präsident der Zweiten Spanischen Republik fungierte. Eine weitere Exilregierung Spaniens hatte ihren Sitz in [[Frankreich]].<ref>[[Birgit Aschmann]]: ''„Treue Freunde …?“ Westdeutschland und Spanien 1945–1963'', Franz Steiner Verlag, 1999, S. 60 ([http://books.google.de/books?id=NcPKTBeBQp4C&printsec=frontcover&source=gbs_atb#v=onepage&q&f=false books.google.de]).</ref> Nach dem Tod des Diktators Francisco Franco fanden in Spanien die ersten freien demokratischen [[Parlamentswahlen in Spanien 1977|Parlamentswahlen am 15. Juni 1977]] statt. Die Exilregierung der Zweiten Spanischen Republik unter Präsident José Maldonado González und Premierminister Fernando Valera Aparicio erklärte sich daraufhin für aufgelöst.

Die Zahl der Todesopfer wird auf mindestens 300.000 bis 500.000 geschätzt. Allein auf den Schlachtfeldern des Bürgerkriegs kamen bis zu 150.000 Menschen ums Leben. Etwa [[Retirada (Rückzug)|500.000 gingen ins Exil]]. In Francos [[Konzentrationslager im franquistischen Spanien|Konzentrationslagern]] waren bis zu 400.000 Menschen interniert, das letzte Lager in [[Miranda del Ebro]] wurde erst 1947 aufgelöst.

== Siehe auch ==
* [[Geschichte Spaniens]]
* [[Erste Spanische Republik]]


== Literatur ==
== Literatur ==
* Gerald Brenan: ''Die Geschichte Spaniens. Über die sozialen und politischen Hintergründe des Spanischen Bürgerkrieges'', Karin Kramer Verlag, Berlin 1978, ISBN 3-87956-034-X
* [[Antony Beevor]]: ''Der Spanische Bürgerkrieg.'' 2. Auflage. München 2006, ISBN 3-570-00924-6.
* [[Gerald Brenan]]: ''Die Geschichte Spaniens. Über die sozialen und politischen Hintergründe des Spanischen Bürgerkrieges.'' Karin Kramer Verlag, Berlin 1978, ISBN 3-87956-034-X.
* Pierre Broué, Émile Témime: ''Revolution und Krieg in Spanien (Erster Teil)'', Suhrkamp Verlag, Frankfurt am Main 1982, ISBN 3-518-27718-9
* [[Pierre Broué]], [[Émile Témime]]: ''Revolution und Krieg in Spanien (Erster Teil).'' Suhrkamp Verlag, Frankfurt am Main 1982, ISBN 3-518-27718-9.
* Walther L. Bernecker: ''Sozialgeschichte Spaniens im 19. und 20. Jahrhundert. Vom Ancien Régime zur Parlamentarischen Monarchie'', Neue Historische Bibliothek - edition suhrkamp, Frankfurt am Main 1990, ISBN 3-518-11540-5
* [[Walther L. Bernecker]]: ''Sozialgeschichte Spaniens im 19. und 20. Jahrhundert. Vom Ancien Régime zur Parlamentarischen Monarchie.'' Neue Historische Bibliothek edition suhrkamp, Frankfurt am Main 1990, ISBN 3-518-11540-5.
* Julián Casanova: ''República y Guerra Civil. Vol. 8 de la Historia de España, dirigida por Josep Fontana y Ramón Villares.'' Crítica / Marcial Pons, Barcelona 2007, ISBN 978-84-8432-878-0.
* Heleno Saña: ''Die libertäre Revolution. Die Anarchisten im Spanischen Bürgerkrieg'', Edition Nautilus, Hamburg 2001, ISBN 3-89491-378-8
* Peer Schmidt: ''Kleine Geschichte Spaniens'', Reclam, Dietzingen. ISBN 3-15017-039-7
* [[Hugh Thomas]]: ''La Guerra Civil Española.'' Ed. Grijalbo, (Barcelona) 1976, ISBN 84-253-2767-9.
* [[Stanley G. Payne]]: ''The Collapse of the Spanish Republic, 1933–1936. Origins of the Civil War.'' Yale University Press, New Haven / London 2006, ISBN 0-300-11065-0.
* Manuel Tuñón de Lara u.a.: ''Der Spanische Bürgerkrieg. Eine Bestandaufnahme'', edition suhrkamp, Frankfurt am Main 1987, ISBN 3-518-11401-8
* Stanley G. Payne: ''Spain’s First Democracy: The Second Republic, 1931–1936.'' University of Wisconsin Press, Madison 1993, ISBN 0-299-13674-4.
* David Ruiz: ''Insurrección defensiva y revolución obrera. El octubre español de 1934.'' Labor 1988, ISBN 84-335-9406-0.
* Heleno Saña: ''Die libertäre Revolution. Die Anarchisten im Spanischen Bürgerkrieg.'' Edition Nautilus, Hamburg 2001, ISBN 3-89401-378-8.
* [[Peer Schmidt (Historiker)|Peer Schmidt]]: ''Kleine Geschichte Spaniens.'' Reclam, Dietzingen, ISBN 3-15-017039-7.
* Manuel Tuñón de Lara u.&nbsp;a.: ''Der Spanische Bürgerkrieg. Eine Bestandaufnahme.'' edition suhrkamp, Frankfurt am Main 1987, ISBN 3-518-11401-8.
* [[Pierre Vilar]]: ''Der Spanische Bürgerkrieg 1936–1939.'' Berlin 1999, ISBN 3-8031-2334-8.


==Weblinks==
== Weblinks ==
{{Commonscat|Second Spanish Republic|Zweite Spanische Republik}}
* [http://www.indexnet.santillana.es/rcs/_archivos/Recursos/geografiahistoria/his04.pdf Ergebnisse der Wahl 1931 (pdf)]
* [http://www.indexnet.santillana.es/rcs/_archivos/Recursos/geografiahistoria/his05.pdf Ergebnisse der Wahl 1936 (pdf)]
* {{Webarchiv |url=http://www.indexnet.santillana.es/rcs/_archivos/Recursos/geografiahistoria/his04.pdf |text=Ergebnisse der Wahl 1931. |format=PDF |wayback=20071007084152}}
* {{Webarchiv |url=http://www.indexnet.santillana.es/rcs/_archivos/Recursos/geografiahistoria/his05.pdf |text=Ergebnisse der Wahl 1936. |format=PDF |wayback=20071107042948}}
* [http://www.verfassungen.de/es/verf31-index.htm Verfassung der Zweiten Republik]
* [https://catalogo-bibliotecas.cervantes.es/general/abnetcl.exe?ACC=DOSEARCH&xsqf99=((bg-deu)+y+(1931+adj+1939+y+republica.MATE.)) Literatur über die Zweite Spanische Republik] im Katalog der [[Instituto Cervantes#Bibliotheken des Instituto Cervantes|Bibliothek des Instituto Cervantes in Deutschland]] (spanisch)
{{Lesenswert}}


== Einzelnachweise ==
[[Kategorie:Spanische Geschichte]]
<references />
[[Kategorie:Spanischer Bürgerkrieg]]
[[Kategorie:1930er]]


{{Lesenswert|23. Dezember 2005|11913091}}
[[bg:Втора испанска република]]

[[ca:Segona República Espanyola]]
[[Kategorie:Zweite Spanische Republik| ]]
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[[Kategorie:Aufgelöst 1939]]

Aktuelle Version vom 4. Mai 2025, 18:18 Uhr

Die Zweite Spanische Republik (spanisch Segunda República Española) bezeichnet die Epoche von 1931 bis 1936 bzw. 1939 in Spanien, in der eine neue demokratische Staatsform (Republik) existierte und die von scharfen politischen sowie ökonomischen Konflikten des Landes gekennzeichnet war. Ein Staatsstreich rechtsgerichteter Teile der Armee gegen die gewählte linke Regierung löste 1936 den Spanischen Bürgerkrieg (1936–1939) aus, in dem die Republik vom Franquismus gewaltsam verdrängt wurde.

Hauptseite des Heraldo de Madrid vom 13. April 1931, auf der der Wahlerfolg der Republikaner begrüßt wird
Feiern zur Ausrufung der Zweiten Spanischen Republik in Barcelona, 1931

Nach dem Abflauen der Konjunktur während der Weltwirtschaftskrise des Jahres 1929 scheiterte ein Jahr später auch die Diktatur Primo de Riveras, die sich zum Ziel gesetzt hatte, das Regime der Restaurationszeit entweder wesentlich zu verbessern oder ganz zu ersetzen. Nach einem kurzen Intermezzo unter General Berenguer war schließlich auch die Monarchie am Ende. Mit dem Pakt von San Sebastián, der von zwei ehemaligen monarchistischen Politikern – Miguel Maura und dem Großgrundbesitzer Niceto Alcalá Zamora – vorangetrieben wurde, hatte die republikanische Bewegung an Zugkraft gewonnen, während die alte Ordnung mehr und mehr an Prestige verloren hatte. Nach einem misslungenen republikanischen Militärputsch im Dezember 1930 kam es im April 1931 zu landesweiten Gemeindewahlen, die allgemein, auch von den Anhängern der Monarchie, als klares Votum gegen das Ancien Régime interpretiert wurden. Die ersten Teilergebnisse hatten zwar noch eine scheinbar deutliche Mehrheit der Monarchisten erkennen lassen, welche laut den Memoiren des monarchistischen Ministers Hoyos zum Zeitpunkt der Ausrufung der Republik viermal mehr Sitze gewonnen hätten.[2] Dies war allerdings zum Teil einer Regelung (Artikel 29) geschuldet, die in manchen Gemeinden die Mandate ohne Wahl vergab, was zu 90 % den Monarchisten zugutekam.[3] Im Gesamtergebnis kamen die Republikaner laut dem Historiker Javier Tussell auf 48,8 % der Kommunalmandate[4] und gewannen die Mehrheit in 41 von 50 Provinzhauptstädten (in Madrid übertrafen sie das Ergebnis der Monarchisten um das Dreifache, in Barcelona um das Vierfache). Der monarchistische Politiker Marqués de Hoyos kommentierte den Wahlausgang wie folgt: „Die Nachrichten, die aus den wichtigen Dörfern kamen, waren ebenso katastrophal wie die aus den Provinzhauptstädten.“[5]

Angesichts dieser Ergebnisse proklamierte Alcalá Zamora am 14. April 1931 die neue Republik. Die Republik wurde vom Großteil der Bevölkerung überschwänglich begrüßt, da sie an die Demokratie große Hoffnungen knüpfte. Die Republik wurde als la niña bonita („das schöne Mädchen“) bezeichnet. Auch Alfons XIII. erkannte im Wahlresultat ein Votum gegen die Monarchie und verließ – ohne formell auf seinen Thronanspruch zu verzichten – das Land. Am 17. April veröffentlichte die monarchistische Tageszeitung ABC sein Abschiedsmanifest, in dem es hieß:

«Las elecciones celebradas el domingo me revelan claramente que no tengo hoy el amor de mi pueblo. Mi conciencia me dice que ese desvío no será definitivo […]»

„Die abgehaltenen Wahlen führen mir klar und deutlich vor Augen, dass ich heute nicht mehr die Liebe meines Volkes habe. Mein Gewissen sagt mir allerdings, daß diese Verirrung nicht von Dauer sein wird […]“

Alfons XIII. von Spanien: Schreiben vom 17. April 1931 an General Aznar[6]

Es gab keinen Widerstand gegen den Umsturz, was für die Geschichte Spaniens, in der politische Konflikte zumeist gewaltsam ausgetragen wurden, ungewöhnlich war. So kam es zu einem Regierungsbündnis zwischen den linksrepublikanischen Parteien und den Sozialisten des PSOE. Der Schriftsteller Manuel Azaña von der Acción Republicana wurde zum ersten Ministerpräsidenten gewählt; Niceto Alcalá Zamora besetzte das Amt des Staatspräsidenten.

Die Geburt der Republik fand in einer Phase statt, in der sich die liberale repräsentative Demokratie in Europa in der Defensive befand. Bereits im Oktober 1922 hatten die italienischen Faschisten mit dem Marsch auf Rom die Macht ergriffen und 1925 das parlamentarische System endgültig ausgeschaltet. Die Verhältnisse in Frankreich verschlechterten sich, die Spannungen und Übergriffe nahmen zu. Noch schärfer waren die Konflikte in Österreich. Die deutsche Weimarer Republik, die für Spanien ein verfassungspolitischer Orientierungspunkt war, wurde ab dem Jahr 1933 praktisch ausgeschaltet.

Sozioökonomische Struktur

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Bevölkerungsdichte Spaniens im Jahr 1930. Zentren der Urbanisierung und Industrialisierung waren Katalonien und das Baskenland.[1]
Die größten Städte in der Zweiten Spanischen Republik (nach dem Zensus von 1930)[7]
Rang Stadt Einwohner
1. Barcelona 1.005.565
2. Madrid 952.832
3. Valencia 320.195
4. Sevilla 228.729
5. Málaga 188.010
6. Zaragoza 173.987
7. Bilbao 161.987
8. Murcia 158.724
9. Granada 118.179
10. Córdoba 103.106

Spanien blieb auch zu Zeiten der Zweiten Republik eine Gesellschaft mit stark agrarischer, semi-feudalistischer Struktur. Nur in den nördlichen Randgebieten der Iberischen Halbinsel, insbesondere den nach mehr Autonomie strebenden Landesteilen Katalonien und Baskenland, hatte sich eine Industrie entwickelt, die mit westeuropäischen Standards vergleichbar war. Dennoch war in den industriellen Ballungsräumen wie auf dem Lande für große Bevölkerungsteile ein dauerhafter Einkommensausfall existenzbedrohend. Diese Situation barg hohes soziales Konfliktpotential, da die wirtschaftlichen Eliten nicht zu sozialpolitischen Zugeständnissen bereit waren. Die spanische Wirtschaft wurde von der Weltwirtschaftskrise ab 1929 nicht unmittelbar berührt, da sie stark binnenmarkt-orientiert war; sie exportierte kaum. Sie war allerdings auf einen ständigen Zufluss ausländischer Investitionen angewiesen, die aufgrund der Krise und einer gewissen Abneigung gegenüber der Republik abnahmen. Ebenso häuften sich Fälle von Kapitalflucht, was insgesamt zu steigender Arbeitslosigkeit und verschärfter Armut beitrug.

Träger der alten Ordnung

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Der Wirtschaftssektor Landwirtschaft war insbesondere in den südlichen Regionen Andalusiens und der Extremadura durch extreme Eigentumskonzentration zugunsten von Großgrundbesitzern geprägt. Diese trugen zur Wirtschafts- und Kaufkraftentwicklung wenig bei, da sie sich weitgehend darauf beschränkten, ihre ökonomischen und politischen Machtpositionen gegenüber der großen Masse von Landarbeitern und Tagelöhnern (yunteros) zu verteidigen, anstatt eine produktive Entwicklung und effizientere Wirtschaftsweisen zu unterstützen, von denen mehr Menschen hätten profitieren können. Sie handelten gemäß ihrem Ideal der Hispanität, inspiriert von der imperialen Größe Spaniens während der Frühen Neuzeit, in der die Granden das Leben der Nation uneingeschränkt dominiert hatten. Die Industriellen und Bankiers standen dagegen noch im Verdacht, keine „echten Spanier“ zu sein.

Die Hispanität verkörperten vor allem die Offiziere, die sich seit der Niederlage im Spanisch-Amerikanischen Krieg 1898 und den verlustreichen Marokko-Feldzügen zunehmend den Zuständen im Heimatland widmeten. Dabei sahen sie sich in einer Tradition, in der seit dem frühen 19. Jahrhundert die Armee mehrfach in das politische Leben eingegriffen und amtierende Regierungen durch Staatsstreiche (spanisch pronunciamentos) gestürzt hatte. Mittlerweile war der Anteil der Offiziere im Gesamtkorps überproportional angestiegen und die Ausrüstung des Heeres in einem Zustand, der sie lediglich zur Niederwerfung innerer Unruhen befähigte.

Die dritte Säule dieser traditionellen Machtstrukturen bildete die katholische Kirche Spaniens. Ihre im Vergleich zum restlichen Europa sehr weitreichenden Vorrechte wollte sie von Säkularisierungstendenzen unangetastet wissen. Dabei ging es auch um erhebliche Besitztümer, denn die Mitglieder des Hohen Klerus gehörten zu den größten Grundbesitzern des Landes und den einflussreichsten Personen im Bankensektor.

Die Mittelschicht

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Am Rande dieser oligarchischen Trias lebte die Mittelschicht, der gesellschaftliche Träger einer modernen demokratischen Republik. In ihr fanden sich eindeutig liberale und laizistische, aber auch katholisch-konservative bis nationalistische Tendenzen. Sie machte allerdings nicht einmal 20 % der Bevölkerung aus und war gespalten zwischen den autoritären Neigungen der alten Eliten und den teils gewalttätig vorgetragenen Forderungen der organisierten Arbeiterschaft.

Die organisierte Arbeiterschaft

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Im Jahre 1869 waren Abgesandte der divergierenden Strömungen der Ersten Internationale in kurzem Abstand über die Pyrenäen gereist, um ihre Ideen zu verbreiten. Zunächst war der Erfolg recht unterschiedlich gewesen, denn vor allem die mit den Sozialisten konkurrierenden Anarchisten hatten unter den spanischen Bauern rasch Anhänger gewinnen können. Nach dem Scheitern der Ersten Republik im Dezember 1874 vertrat der Staat immer noch uneingeschränkt und mit Gewalt die Interessen der „oberen Zehntausend“, während die „soziale Frage“ im übrigen Westeuropa vor dem Ersten Weltkrieg durch gesetzliche Reformen, die sozialpolitische Konzessionen enthielten, gemildert worden war.

Zudem war die Mitgliedschaft in anarchistischen Organisationen im Gegensatz zu sozialistischen beitragsfrei; dort gab es so gut wie keine bezahlten Funktionäre. Im Laufe der Jahre konnte auch die 1888 gegründete sozialistische Gewerkschaft UGT einen stetigen Mitgliederzuwachs verzeichnen. Sie behielt ihren reformistischen Kurs auch nach der Russischen Revolution von 1917 bei. Die Anarchisten, die eigene Vorstellungen von einer Revolution und einer kommunistischen Gesellschaft hatten, entwickelten Anfang des 20. Jahrhunderts eine neue, den industriellen Verhältnissen angepasste Organisationsform. Inspiriert vom französischen Syndikalismus gründeten sie die Gewerkschaft CNT. In der Entwicklung der beiden genannten Gewerkschaften bildeten sich regionale Schwerpunkte. Die Sozialisten waren vor allem in den kastilischen Gebieten León und La Mancha, der Extremadura und Asturien stark vertreten; die Anarchisten in Valencia, Katalonien, Andalusien und Aragonien. Beide Gewerkschaften besaßen eine Mitgliederschaft, die über die Milliongrenze hinausging.

Reformjahre 1931–1933

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Der neue Staat beanspruchte für sich, Spanien moderner und gerechter zu machen. Dabei wollte die Regierung drei Problemkomplexe bewältigen: Die Kompetenzen des Madrider Zentralstaates sollten zugunsten der historischen Regionen neu definiert, die Dominanz der traditionellen Eliten zurückgedrängt und die Eigentumsfrage auf dem Lande neu gestellt werden.

Neben diesen Grundsatzfragen war die Fortsetzung des während der Diktatur begonnenen wirtschaftlichen Aufschwungs von unmittelbarer Bedeutung. In dieser Zeit konnte Spanien erstmals seit den Napoleonischen Kriegen seinen ökonomischen Rückstand auf die bedeutenden europäischen Länder aufholen, allerdings auf Kosten einer Verdopplung der Staatsschuld, jedoch auf einem – im europäischen Vergleich – niedrigen Niveau von 22 % des BIP. Dem neuen Finanzminister gelang es, bei Beibehaltung des Steuersystems den Schuldenstand um 50 % zu reduzieren.

Die „soziale Frage“ bedeutete die größte Herausforderung für die Republik. Erst eine Verbesserung der wirtschaftlichen Situation der marginalisierten Land- und Industriearbeiterschaft hätte diese befrieden und so eine verbreiterte Akzeptanz für die Republik schaffen können. Während Primo de Rivera mit Konjunkturprogrammen ausschließlich den industriellen Sektor fördern ließ, sollte mittels einer Bodenreform die prekäre soziale Situation auf dem Land entschärft werden. Diese wurde allerdings nur sehr zögerlich angegangen, und keine der neuen Maßnahmen wollte man ohne die Auswirkung auf die politische Konkurrenz ins Auge fassen.

Das Agrarstatut vom September 1932 hatte zum Ziel, vor allem die südlichen Latifundien mit ihren brachliegenden Flächen der Gesellschaft nutzbar zu machen. Obwohl man sich über die Notwendigkeit einer Reform prinzipiell einig war, kam es zwischen Republikanern und Sozialisten zum Zerwürfnis darüber, wie man mit den konfiszierten Großdomänen verfahren sollte: PSOE und UGT forderten eine kollektive Bewirtschaftung, die Liberalen eine Aufteilung des Bodens unter den Bauern. Dahinter standen strategische Überlegungen: Die Liberalen strebten das Entstehen einer kleinbürgerlichen Schicht an, die Linken wollten sie verhindern. Ihnen lieferten die ökologischen Bedingungen ein zusätzliches Argument, da sie eine Einzelbewirtschaftung der Flächen ungemein erschwerten.

In der politischen Praxis vermieden es die Republikaner jedoch, die Agrarfrage wirklich zu einem zentralen politischen Thema zu machen und beschäftigten sich mehr mit den politischen Fragen, die ihre eigenen Lebensumstände berührten. In zwei Jahren wurde nur ein geringer Teil der Felder zu ungünstigen Bedingungen veräußert: Die neuen Eigentümer mussten das Land zum vollen Preis kaufen, da den Vorbesitzern Entschädigungen zugestanden wurden. Zudem weigerten sich die Banken regelmäßig, Kredite zu vergeben, was die Stagnation in der Landwirtschaft verstärkte. Zwei Drittel der nach 1931 neu hinzugekommenen Arbeitslosen stammten aus dem Agrarsektor, wo auch 40 % der Streiks stattfanden. Die Kleinbauern, die verstärkte Konkurrenz durch zusätzliche Anbieter befürchten mussten, gehörten zum Wählerreservoir der Republikaner und machten ihren Einfluss geltend, die Reform zu verschleppen. Auch für die äußerst schwierige Situation der Pachtbauern im Norden und in Kastilien suchte man keine greifbare Regelung.

Der sozialistische Arbeitsminister Francisco Largo Caballero, der schon unter Primo de Rivera als Staatssekretär gearbeitet hatte, erließ seit Dezember 1931 zahlreiche Gesetze, um die rechtliche Situation der Lohnabhängigen im industriellen Sektor zu verbessern sowie den Ablauf von Streiks zu regeln. Dies lief wiederum der anarchosyndikalistischen Strategie, die einen sofortigen Umsturz der Verhältnisse anvisierte, völlig zuwider.

Bildung und Kultur

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Die Politik der neuen Regierung in Kultus- und Bildungsangelegenheiten erwies sich als besonders streitbar. Die Republikaner waren die ersten Regierenden Spaniens, die sich um die Bildungskompetenz kümmerten. Bei Ausrufung der Republik konnte circa ein Drittel der Spanier, die über zehn Jahre alt waren, nicht lesen und schreiben. Die Regierung strebte an, die Einschulungsrate der Kinder zu erhöhen, richtete Kommissionen zur Förderung der Berufsausbildung ein, installierte Abendkurse für Erwachsene und entsandte Wanderbüchereien in die abgelegenen Regionen. Ähnliche Anstrengungen hatte es bislang nur von den linken Gewerkschaften gegeben.

Diese Politik musste unweigerlich die Stellung der Katholischen Kirche berühren, die auch in anderen zivilen Angelegenheiten großen Einfluss besaß. Die Liberalen verachteten den Katholizismus nicht weniger als die Linken. Ein Verfassungsentwurf, welcher der Kirche einen besonderen Status eingeräumt, aber weite Teile ihrer Privilegien reduziert hätte, wurde von der Mehrheit im Parlament, den Cortes, als unzureichend angesehen und abgelehnt. Ein Lehrverbot für religiöse Orden wurde erlassen. Dies verursachte große Probleme, da die geistlichen Bildungsträger nicht schnell ersetzt werden konnten, zumal die finanziellen Mittel hierfür kaum verfügbar waren. Der einflussreiche Jesuitenorden wurde für illegal erklärt; seine umfangreichen Besitztümer konnten aber durch Überschreibungen dem Zugriff des Staates entzogen werden. Begleitet wurden die Gesetzesänderungen mit Gewaltaktionen gegen kirchlichen Besitz. Am 11. Mai, nicht einmal einen Monat nach Ausrufung der Republik, gingen kirchenfeindliche Kreise dazu über, nach einer angeblichen monarchistischen Provokation (in einem Viertel der Oberschicht wurde der Marcha Real gespielt) die Kirchen anzuzünden, nachdem sie zunächst erfolglos versucht hatten, die monarchistische Tageszeitung A.B.C. zu stürmen. Den Einsatz der Guardia Civil gegen die Aufrührer lehnte Azaña mit den Worten „Lieber sollen alle Kirchen brennen als ein Republikaner zu schaden kommen“ ab. Erst nach der Zerstörung von mehr als 100 Kirchen, Bibliotheken und Ausstellungsräumen einigte sich die Regierung schließlich auf den Einsatz bewaffneter Kräfte. Damit hatte die Regierung neue Gegner in der Katholischen Kirche und unter den gemäßigten Konservativen gefunden.

Die republikanische Regierung verfolgte das Ziel, auch die Armee der zivilen Autorität zu unterstellen. Sie versuchte, die in den Offiziersrängen aufgeblähten Strukturen zu straffen, indem viele Offiziere gegen ihren Willen in die Reserve versetzt wurden, während die im aktiven Dienst Verbliebenen die Kürzungen im Personalbestand mit wachsendem Unmut verfolgten. Die Regierung bot den Befehlshabern, die den Eid auf die Republik nicht ablegen wollten, die Möglichkeit an, unter Beibehaltung ihrer Bezüge in Pension zu gehen. Die Abneigung der Verbliebenen gegen die Republik wuchs. Die Abschaffung der privilegierten Militärrechtsprechung und der Academia General Militar betrachtete man als Affront. Im August 1932 kam es in Sevilla zu einem versuchten Staatsstreich unter der Führung von General José Sanjurjo, der sich im Vorjahr noch geweigert hatte, dem König Gefolgschaft zu leisten. Wegen seiner exzessiven Repressalien gegen die Arbeiterbewegung war er als Kommandeur der Guardia Civil abgelöst worden. Der CNT gelang es, den relativ isolierten Aufstand der Militärs mit dem von ihr ausgerufenen Generalstreik zu beenden. Eine ihrer katalanischen Sektionen hatte dagegen im Januar desselben Jahres die Niederwerfung einer eigenen Revolte von Bergarbeitern im Llobregat erleben müssen.

Autonomieprojekte für Katalonien, Baskenland und Galicien

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Trotz dieser kritischen Ereignisse konnte der Staat im Jahre 1932 eine gewisse Stabilität gewinnen. Im September war Katalonien die Autonomie zugesprochen worden (1931 war in Barcelona die Republik früher ausgerufen worden als in Madrid). Es bekam eine eigene Regierung, die Generalitat, und ein eigenes Parlament. Die stärkste katalanische Partei war die linksliberale Partei Esquerra (ERC), die mit dem Juristen Lluís Companys den Präsidenten Kataloniens stellte. Der Esquerra stand die Gewerkschaft der katalanischen Weinbauern, die Unió de Rabassaires (UdR), nahe. Der Autonomiestatus des Baskenlandes, das von katholischen Parteien dominiert wurde, scheiterte zunächst am Laizismus der Regierung und den Konflikten mit der Nachbarprovinz Navarra. Ein entsprechendes Autonomiestatut für das Baskenland trat nach längeren Verhandlungen erst am 6. Oktober 1936 in Kraft. Auch für Galicien war ein entsprechendes Autonomiestatut geplant. In einer Volksabstimmung am 28. Juni 1936 befürwortete die große Mehrheit der Bewohner Galiciens das Projekt. Es kam jedoch wegen des ausgebrochenen Bürgerkrieges nicht mehr zur Realisierung.

Ende der Regierung Azaña

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Im Januar 1933 wurde in dem andalusischen Dorf Casas Viejas ein Aufstand einer Gruppe anarchistischer Bauern von einem massiven Aufgebot an Militärs und Guardia Civil brutal niedergeschlagen. Zwölf Zivilisten wurden getötet. Im ganzen Land kam es zu Protesten, die auch von den antirepublikanischen Rechten getragen wurden. Ein Untersuchungsausschuss bestätigte die Mitschuld der Regierung und die Verantwortung der Behörden vor Ort. Regierungschef Azaña hatte den Zivilgardisten die Anweisung gegeben, den Aufrührern „auf den Bauch“ zu schießen. Die Anarchisten sahen sich in ihrer grundsätzlich ablehnenden Haltung der neuen Staatsform gegenüber bestätigt, während die Sozialisten, die an dem Vorfall mitbeteiligt waren, sich dem Vorwurf einer Kollaboration mit den Eliten ausgesetzt sahen.

Das Klima im Land verschlechterte sich rapide, eine Streikwelle erfasste das Land und die parlamentarische Rechte wandte sich nun gegen weitere Reformvorhaben der Regierung. Unter dem Einfluss der Ereignisse von Casas Viejas und den kaum spürbaren Ergebnissen der bisherigen Reformen gewannen diejenigen Flügel der linken Gewerkschaften an Zulauf, die in der Republik keine Lösung der sozialen Probleme mehr sahen. Im Jahr 1933 fanden fast doppelt so viel Streiks wie 1932 und 1934 zusammen statt. Angeführt von der Federación Anarquista Ibérica (FAI), forcierten die Anarchisten ihren Konfrontationskurs gegen die Republik, der von den Ordnungshütern mit bewaffneter Gewalt beantwortet wurde. Die FAI war 1927 gegründet worden, um die subversiven Strömungen des spanischen Anarchismus zu stärken. Mittlerweile hatte sie sehr großen Einfluss in der anarchosyndikalistischen Bewegung erlangt. Die Opposition gegen ihre militanten Aktionen führte zu einer Kontroverse innerhalb der CNT. Eine kleine Gruppe, die Treinistas, spaltete sich von der Gewerkschaft ab.

Der liberale Regierungschef Azaña gründete eine neue paramilitärische Polizeitruppe, die Guardia de Asalto (Sturmgarde), um sie gegen ihre Feinde verteidigen zu können. Ihr Chef wurde Agustín Muñoz Grandes. Im Oktober trat das weitreichende neue Gesetz zur Verteidigung der Republik in Kraft sowie eine neue Zensurrichtlinie, die Monarchisten und Anarchisten gleichermaßen als Provokation verstanden.

Im September war die amtierende Regierung schließlich am Ende. Zwischen den Liberalen und den Sozialisten war es zum Bruch gekommen. Die Lage erinnerte wieder an die Zustände zu Zeiten der Diktatur. Die Unruhen irritierten die Mittelschicht und für die Arbeiterschaft schien dieser neue bürgerliche Staat keine besseren Perspektiven zu bieten als der vorherige.

„Schwarzes Doppeljahr“ 1934–1935

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Der Begriff bienio negro „schwarzes Doppeljahr“ bezieht sich auf die Folgen der Politik der bürgerlichen Regierung, die von ihren politischen Gegnern so bezeichnet und von der Historiographie auch übernommen wurde.

Triumph der Rechten

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Bei den Wahlen 1933 waren erstmals auch Frauen wahlberechtigt

Die Neuwahlen im November 1933 endeten für die linksrepublikanischen Parteien mit einer einschneidenden Niederlage. Das Wahlbündnis Confederación Española de Derechas Autónomas (CEDA) und die anderen rechten Parteien erhielten fünf Millionen Stimmen, die Monarchisten 800.000, während die linken Regierungsparteien und die Kommunisten auf 3,2 Millionen kamen. Diese Niederlage kam auch dadurch zustande, dass die anarchistische Arbeiterschaft, die 1931 ihre Zustimmung für die neue Demokratie mit der Stimmabgabe an die Republikaner verknüpft hatte, sich nun der Stimme enthielt, nachdem die CNT-FAI eine gegen die Sozialisten gerichtete Anti-Wahl-Kampagne geführt hatte. Die Wahlbeteiligung betrug 67,5 Prozent;[8] erstmals durften Frauen wählen. Im Gegensatz zur zerstrittenen Linken war es dem rechten Lager gelungen, ein Wahlbündnis zu schließen. Es profitierte auch von der Einführung des Wahlrechtes für Frauen, welche mehrheitlich eher konservativ wählten, sowie vom Mehrheitswahlrecht, welches dazu führte, dass die rechten Parteien doppelt so viele Sitze erhielten wie die linken, obwohl dies nicht dem Stimmenproporz entsprach.

Wahlsieger war das heterogene rechte Wahlbündnis bestehend aus der CEDA – einer Vereinigung katholischer Parteien –, den Monarchisten der Renovación Española („spanische Erneuerung“), der PNV (baskische Nationalisten), einer karlistischen Partei, und einer Fraktion der Großgrundbesitzer. Anführer der CEDA war José María Gil-Robles y Quiñones, ein bürgerlicher Katholik, der eine Adlige geheiratet hatte. Während seiner Flitterwochen in Deutschland hatte er angefangen, Hitler zu bewundern, wandte sich aber angesichts dessen Agierens gegen die katholische Kirche stärker Österreich zu, wo Bundeskanzler Engelbert Dollfuß einen rechtsautoritären Ständestaat anstrebte. Die politischen Ziele Gil-Robles’ gingen dahin, die CEDA zur katholischen Massenpartei aufzubauen und nach der gelungenen Machtübernahme zuerst die laizistischen Verfassungsartikel abzuschaffen. Er verfolgte die Strategie, mit Wahlen die Macht zu erringen und danach die Demokratie abzuschaffen:

„Wir müssen vorwärts gehen zu einem Neuen Staat. Wen interessiert es schon, wenn dabei Blut vergossen wird? Wir müssen endlich Nägel mit Köpfen machen, darauf kommt es an. Um dieses Ideal zu erreichen, werden wir uns nicht von überlieferten Vorstellungen zurückhalten lassen. Die Demokratie ist für uns nicht das Ziel, sondern ein Mittel zur Eroberung eines neuen Staates. Wenn die Zeit kommt, werden sich die Cortes fügen – oder wir werden sie verschwinden lassen.“

Hier waren ihm die Ereignisse in Italien und im Deutschen Reich ein Vorbild.

Die CEDA hatte im Wahlkampf einen für rechte Parteien in Spanien ungewohnt großen propagandistischen Aufwand betrieben, was wohl zu ihrem Sieg beitrug. Der Wahlkampf wurde von Großgrundbesitzern bezahlt.

Der Anteil der CEDA an den Parlamentssitzen reichte aber nicht für eine Alleinregierung. Staatspräsident Zamora weigerte sich, Gil-Robles den Auftrag zur Regierungsbildung zu erteilen, aber auch, Azañas und Largo Caballeros Vorstoß zu entsprechen und die Cortes gleich wieder aufzulösen. Deswegen wurde die bürgerliche Partido Radical zur regierungsbildenden Partei, die sich aussuchen konnte, von welcher Fraktion sie toleriert werden wollte. Sie entschied sich für die CEDA, worauf sich ein kleiner Teil der Radikalenfraktion unter Martínez Barrio abspaltete. Die katalanische Rechte (Lliga) und die Großgrundbesitzer-Partei traten ebenfalls der Regierung bei. Premierminister wurde Alejandro Lerroux. Die neue Koalition besaß eine komfortable Mehrheit und konnte frei agieren.

Maßnahmen der Regierung und Widerstand

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Die neue Regierung nahm zunächst die Sozialgesetzgebung und die Kirchengesetze ihrer Vorgängerin zurück. Auch der Etat für das Bildungswesen wurde gekürzt. (Dies vor dem Hintergrund, dass die Radikale Partei sich als laizistisch ausgegeben hatte.) Die Latifundisten wurden nochmals entschädigt und konnten wieder uneingeschränkt ihre Territorien beherrschen. Genauso konsequent verfuhr man mit den Löhnen, die alsbald gesenkt wurden. Entlassungen häuften sich. Trotz Widerständen im Parlament und von Seiten des Staatspräsidenten wurde ein Gesetz erlassen, das die putschenden Offiziere von 1932 amnestierte und in ihre alten Kommandostellen zurückbeorderte.

Es kam zu wiederholten gewaltsamen Reaktionen in der Bevölkerung. Die Wirtschaft stagnierte. In Aragonien mit der anarchistischen Hochburg Saragossa rief bereits am 8. Dezember 1933 eine CNT-Sektion zum Aufstand auf. In Andalusien und Valencia (nicht aber in Katalonien) demonstrierte man seine Solidarität mit Streiks und dem Abbrennen der Kirchen. Für eine landesweite Aktion waren die Anarchisten allerdings zu schwach. Nach vier Tagen war der Aufstand vorüber. Rechte Militärs und republikanische Polizei gingen geschlossen gegen die Anarchisten vor, die die Soziale Revolution probten. Doch schon im März 1934 erlebte Saragossa wieder einen Generalstreik.

Die UGT, zuvor republiktreu und seit ihrem Bestehen reformistisch orientiert, änderte grundlegend ihre politische Position. Seit dem Regierungsantritt hatte sich die Zahl ihrer Mitglieder fast vervierfacht. Personifiziert wurde das neue Selbstvertrauen von Largo Caballero, dem populären Ex-Minister, der sich von den Republikanern betrogen fühlte. Aufgrund seiner Erfahrungen im Amt gab er an, dass es schier unmöglich sei, „im Rahmen der bürgerlichen Demokratie auch nur ein Quentchen Sozialismus zu verwirklichen“. Er behauptete, dass seine Mitarbeiter im Ministerium all seine Anweisungen sabotiert hatten. Das Gros der Gewerkschaftsmitglieder empfand in gleicher Weise seine Abneigung gegen die bürgerlichen Liberalen. Den Sieg der Rechten interpretierte man als Aufstieg des Faschismus, was nicht zuletzt mit Blick auf das europäische Ausland geschah. Der 65-jährige Largo Caballero orientierte sich um: „Die einzige Hoffnung der Massen ist jetzt noch die soziale Revolution.“ Für die Anarchisten war dieser Kurswechsel allerdings nicht nachvollziehbar; sie lehnten ein Bündnis mit der UGT vorläufig ab.

Die Radikalisierung der sozialistischen Gewerkschaft stieß bei Teilen der mit ihr verbundenen Partei, dem PSOE, auf Widerstand. Starker Mann des PSOE war der Verleger und Bankier Indalecio Prieto, der schon zu Zeiten der Diktatur einen konträren Kurs zu seinem Intimfeind Largo Caballero vertreten hatte. Prieto verband ein Vertrauensverhältnis zu den liberalen Republikanern und sah in ihnen den natürlichen Bündnispartner für die Sozialisten. (Bei den Wahlen hatte er Manuel Azaña einen Parlamentssitz verschafft, obschon die offiziellen Beziehungen mit den Liberalen beendet waren.) Prieto war prinzipiell gegen eine Revolution und verstand den PSOE als Interessenvertreter der Arbeiter im friedlichen Konsens mit dem Bürgertum.

Währenddessen versuchte die neue Regierung, die Lage mit wirtschaftsliberalen Methoden wiederzubeleben. Zumindest auf dem Land war aber eher eine Verschlechterung der Situation zu beobachten. Manche spontan ausgeführten Kollektivierungen von Landarbeitern wurden hingenommen (z. B. in den Provinzen Toledo oder Jaén), um nicht noch stärkere Reaktionen auszulösen. Ein Generalstreik in 15 Provinzen im Juni 1934, an dem sich CNT und UGT beteiligt hatten, wurde nach neun Tagen mit Hilfe eines Kompromisses beendet.

Im April erließ die neue linksliberale, mit anarchistischer Hilfe gewählte Generalitat von Katalonien neue Gesetze, mit denen sie die Kleinbauern zu schützen versuchte. Das brachte sie in Konflikt mit der Zentralregierung in Madrid, da das katalanische Gesetz ausdrücklich gegen die Verfassung und das entsprechende Gesetz aus Madrid verstieß, das die Interessen der Verpächter in den Vordergrund rückte. Der katalanische Verhandlungsführer gab später an, dass er den Auftrag hatte, in dieser Sache einen Eklat herbeizuführen. Lluís Companys kündigte an, einen eigenen Weg einzuschlagen. Die katalanische Rechte, die an der Zentralregierung beteiligt war, zog aus dem katalanischen Parlament aus. Im Gegenzug verließ die Fraktion der in Katalonien regierenden Esquerra die Cortes.

Auch im Baskenland schuf sich die Zentralregierung Feinde, obwohl dort mehrheitlich die CEDA gewählt worden war. Doch die Zentralregierung wollte der Region eine neue Steuer auferlegen, die ihre historischen Sonderrechte weiter beschnitten hätte. Die von gemäßigten Nationalisten geführte Provinzregierung rief Sonderwahlen aus, die von Madrid verboten wurden. In der A.B.C. hieß es: „Lieber Kommunisten als Basken!“ Im September 1934 verließen nun auch die baskischen Abgeordneten das Madrider Parlament. Spanien befand sich damit erneut in einer innenpolitischen Krise.

„Spanischer Oktober“

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Die CEDA kündigte Veränderungen an; Liberale und Sozialisten waren alarmiert. Sie befürchteten, Gil-Robles könne die Verfassung revidieren, wenn er an die Macht gelangte, so wie es auch in Österreich geschehen war (siehe Austrofaschismus). In einer internen Abstimmung sprachen sich die Sozialisten für einen Aufstand aus. Vor der Neukonstituierung der Cortes warnten die parlamentarischen Linken den Staatspräsidenten davor, auch nur ein Mitglied der CEDA in die Regierung zu berufen. Zamora entschied sich dafür, zumindest drei nachrangigen Mitgliedern der Sammlungsbewegung Kabinettsposten zuzugestehen. Die Sozialisten reagierten mit der Ausrufung eines Generalstreiks. Die Partei Azañas verließ das Parlament und erklärte den Staatspräsidenten zur Unperson.

Die Insurrektion hatte verschiedene Ausgangspunkte. Insgesamt gab es Tote in 26 Provinzen. In Barcelona proklamierte die Generalitat ihre Unabhängigkeit. CNT-FAI hielten sich aus allen Aufstandsplänen raus. Die Erhebung scheiterte. In Madrid, wo Largo Caballero den Aufstand koordinierte, war die UGT chancenlos. Die Stadt hatte starke Garnisonen und die Arbeiter verfügten über keinerlei Waffen. Diese waren stattdessen über Umwege in Asturien angekommen, wo es in der Folge im Asturischen Bergarbeiterstreik zu bewaffneten Auseinandersetzungen kam.

Die Eisenbahner und Bergarbeiter aus Gijón, Oviedo und Umgebung leisteten der Staatsmacht erbitterten Widerstand. Hier wurde die Allianza Obrera proklamiert, die Arbeiterallianz aus UGT, den anarchosyndikalistischen Treinistas und den wenigen Kommunisten des PCE, die sich in letzter Minute dem Aufstand angeschlossen hatten. Dies regionale Bündnis gilt als Vorläufer der späteren Volksfront. In manchen Städten wurde die Soziale Revolution ausgerufen. In Anlehnung an die russische Oktoberrevolution wurde der Aufstand als „spanischer Oktober“ bezeichnet.

Um den Aufstand niederzuschlagen, setzte man die spanische Fremdenlegion (Tercio) ein sowie die besonders berüchtigten maurischen Einheiten (Regulares). Diese nicht-spanischen Truppenverbände waren für ihre Stärke und Grausamkeit bekannt. Sie schlugen den Aufstand in zwölf Tagen kompromisslos nieder. Geführt wurden sie auch von Offizieren, die an dem Sanjurjo-Putsch teilgenommen hatten. Der Oberkommandierende der Aktion war Francisco Franco, den der neue Verteidigungsminister Diego Hidalgo in das Amt berufen hatte.

Die Zahl der Opfer wird (Stand 2007) diskutiert. Laut dem Historiker Julián Casanova gab es auf Seite der Aufständischen 1.100 Tote und 2.000 Verwundete, auf Seiten der Streitkräfte 300 Tote. Weiterhin wurden während des Aufstandes 34 Priester ermordet.[9] Casanovas Zahlen stimmen gut mit denen des Historikers Hugh Thomas überein, der auf eine Gesamtzahl von 2.000 Toten kommt: 230–260 Todesopfer des Militärs, 33 Priester, 1.500 Aufständische und 200 Todesopfer durch Vergeltungsmaßnahmen nach Niederschlagung des Aufstandes.[10] Der historische Stadtkern von Oviedo erlitt schwere Schäden, so brannten das Theater Campoamor und die Bibliothek der Universität Oviedo mit zahlreichen unersetzbaren Schriften nieder. In der Kathedrale von Oviedo wurde die Cámara Santa durch Sprengstoff schwer zerstört, wobei auch dort lagernde Reliquien vernichtet wurden. Vor allem die Morde an Priestern erschütterten die spanische Öffentlichkeit; sie wurden als Tabubruch empfunden.[11]

Nach Ausrufung des Kriegsrechts kam es zu Willkürakten seitens der Armee. Arbeiter, die sich hatten ergeben können, wurden gruppenweise ohne Verhandlung exekutiert. Andere wurden in speziellen Lagern gefoltert, damit sie verrieten, wo die Waffen, die man nicht hatte finden können, versteckt waren. Erst spät griff die Regierung ein und beendete den Rachefeldzug.

Danach wurden Kriegsgerichte eingesetzt, die über 40.000 Menschen inhaftierten, meist ohne konkrete Beweise. Ins Gefängnis gingen auch Manuel Azaña, Largo Caballero und Lluis Companys; nur Letzterem konnte man eine aktive Teilnahme nachweisen.

Regierungsende und Neuwahlen

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Im März 1935 kam es zu einer Regierungskrise, da die CEDA und die Agrarier den Sozialisten Gonzáles Peña als Rädelsführer des asturischen Aufstandes hingerichtet sehen wollten. Auf Anraten des Ministerpräsidenten wandelte der Staatspräsident das Urteil aber um.

Im April wurde die Regierung neu gebildet. Die CEDA nahm nun fünf Ministerposten ein; Gil-Robles wurde Kriegsminister. Er nutzte das Amt, um mit General Franco, den er zum Generalstabschef ernannte,[12] etwaige Sympathisanten der Linken endgültig aus der Armee zu drängen. Um Madrid wurden erste logistische Maßnahmen getroffen, die die Putschisten im Bürgerkrieg zu nutzen verstanden.

Die soziale Lage wurde immer kritischer. Diejenigen, die Verbesserungen einführen wollten, hatten in der Regierung keinen Rückhalt. Mit dem Universitätsprofessor Manuel Jiménez Fernandéz hatte die CEDA einen Gemäßigten als Landwirtschaftsminister ins Kabinett beordert, der sich auf die katholische Soziallehre und die Enzykliken Leos XIII. berief. Schon die wenigen Maßnahmen, die er zugunsten der yunteros unternehmen wollte, riefen den erbitterten Widerstand der Latifundisten hervor: „Wenn ihr uns mit euren Enzykliken unser Land nehmt, werden wir Schismatiker werden“, rief ihm ein monarchistischer Cortes-Abgeordneter zu.

Der neue Finanzminister legte ein Gesetz zum Bürokratieabbau und zur Effektivierung des maroden Staatsdienstes vor, das zwar verabschiedet, faktisch aber nie umgesetzt wurde. Die Radikalenpartei und die CEDA waren zerstritten.

Die Linken erlebten dagegen einen Aufschwung. Der Widerstand der asturischen Arbeiter hatte viele Menschen beeindruckt und die Repressalien der Regierung hatten der Abneigung gegen das konservative Lager neuen Zulauf verschafft. Largo Caballero und Azaña wurden wieder freigelassen; Companys, der den Aufstand eigentlich nicht gewollt hatte, zeigte sich unkooperativ und wurde zu 30 Jahren Haft verurteilt. Diese drei prominenten Gegner der Rechten zogen neue Sympathien auf sich. Von der Basis der sozialistischen und anarchistischen Gewerkschaften ging die Forderung an die Anführer, eine dauerhafte Kooperation anzustreben, um dadurch endlich die Revolution möglich zu machen.

Erneut wurde ein anderes Kabinett aufgestellt, nachdem die Forderungen von Gil-Robles nach mehr Kompetenzen zu Zerwürfnissen geführt hatten. In der Zeit, als der neue Premierminister Joaquín Chapaprieta Torregrosa einen neuen Haushalt vorzulegen versuchte, wurde ein Finanzskandal publik, in den der Partido Radical verwickelt war. Das Ansehen der Bürgerlichen war nachhaltig beschädigt. Das nutzten die Großagrarier, die eine Erhöhung der Erbschaftsteuer von 1 auf 3,5 % und die Kürzung von Beamtengeldern nicht hinnehmen wollten. Die Koalition zerfiel.

So sah Gil-Robles im Dezember 1935 erneut die Gelegenheit gekommen, Premierminister zu werden. Doch Staatspräsident Zamora betraute stattdessen den Bürgerlichen Manuel Portela Valladares mit dem Amt. Als dieser keine Mehrheit in den Cortes fand, löste Zamora das Parlament auf und schrieb Neuwahlen aus.

Volksfront und Verschwörung 1936

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Die Situation hatte sich inzwischen so weit zugespitzt, dass sich offen zwei feindliche Blöcke bildeten. Begünstigt wurde dies durch das spanische Wahlrecht, das Listenverbindungen gegenüber einzeln antretenden Parteien bevorzugte. Die Linken hatten aus ihren Erfahrungen der Wahlen von 1933 gelernt und formierten sich zur Volksfront (Frente Popular); die Rechten zur Nationalen Front (Frente Nacional). Dazwischen stand ein nahezu unbedeutendes Zentrum.

Am 16. Februar 1936 endeten die Wahlen mit einer knappen, aber eindeutigen Mehrheit der Frente Popular. Daraufhin überstürzten sich die Ereignisse im Land und führten am 17. Juli zu Putsch und Bürgerkrieg.

Sieg der Linken

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Am 15. Januar 1936 schlossen die Parteien Azañas und Barríos, der PSOE und die UGT, eine syndikalistische Partei, der PCE und der neue POUM ein Wahlbündnis. Der POUM war eine linkskommunistische Partei, die aus anti-stalinistischen Gruppierungen hervorgegangen war. Zwei ihrer Hauptfiguren waren die Lehrer und ehemalige Anarchisten Andreu Nin und Joaquín Maurín, die infolge der Russischen Revolution die marxistischen und leninistischen Theorien angenommen hatten, die Politik unter Stalin aber ablehnten. So wurde die Partei zur Intimfeindin des PCE, von dem sie fälschlicherweise als „trotzkistisch“ tituliert wurde. Auch die CNT-FAI besah die neue Linkspartei mit einiger Skepsis, denn Katalonien war die einzige Region, in der sie eine größere Anhängerschaft besaß. Die Anarchisten unterstützten aber indirekt die Frente Popular, indem sie bewusst keinen Wahlboykott formulierten.

Das Wahlmanifest der Volksfront kündigte ein Konjunkturprogramm und eine Landreform an, eine Bildungsreform und eine Finanzreform. Es sollte aber keine staatliche Arbeitslosenversicherung geben. Dementsprechend war auch keine Verstaatlichung des Bodens oder der Banken und keine Sozialisierung von Betrieben vorgesehen. Die Republikaner bestimmten den Programmentwurf maßgeblich. Die Mittelschicht sollte für den Linksblock gewonnen werden. Einer der Unterzeichner des Abkommens war Largo Caballero, der jedoch ganz andere Vorstellungen entwickelt hatte und diese mit Hilfe seiner Mitarbeiter auch öffentlich kundtat. Aber die Befürworter der Revolution von UGT, POUM und der CNT-FAI stellten den zentralen gemeinsamen Nenner des Abkommens heraus, nämlich die pauschale Amnestierung und Entschädigung für alle im Zuge des Oktober-Aufstandes Inhaftierten. Eine linksrepublikanische Regierung konnte gewählt werden: Die dringende Notwendigkeit einer Revolution und der Wille, sie durchzuführen, blieben aber weiterhin bestehen. Die Beteiligten machten im Vorfeld einen Proporz der Sitzverteilung aus, bei der die Republikaner und der PCE begünstigt wurden. Die stärkste Fraktion allerdings sollte der PSOE werden.

Am 16. Februar wurden die neuen Cortes gewählt. Der Lagerwahlkampf prägte das politische Klima im Land. Die Volksfront warb mit Slogans wie „Die CEDA und die Monarchisten wissen, daß die Volksfront ihren definitiven Tod bedeutet“ oder „Wählt gegen die Diebe und Folterknechte“, während die CEDA riesige Plakate mit dem Konterfei des „Chefs“ Gil-Robles in die Straßen Spaniens trug. Dort hieß es: „Alle Macht dem Führer!“, „Die Führer haben niemals Unrecht!“ und „Gil-Robles fordert vom Volk das Kriegsministerium und alle Macht“. Für den Vatikan war die Wahl eine Entscheidung „zwischen Jesus und Lenin“.

Zwar konnte die CEDA ihren Stimmenanteil vergrößern, aber der Sieg der Volksfront war nicht zu verhindern. Bei einer Steigerung der Wahlbeteiligung um 12 auf 72 Prozentpunkte siegte das linke Lager mit einem Stimmenvorsprung von 150.000 Stimmen vor den Rechten und gewann insgesamt 47,17 % der Stimmen.[13] Viele Anarchisten nahmen nicht an den Wahlen teil, was zu zahlreichen Stimmenthaltungen in den andalusischen Provinzen führte. Das Zentrum blieb unbedeutend. Wegen der Wahlgesetzgebung war der Vorsprung der Linken in den Cortes freilich noch deutlicher: Sie erhielt 277 von 441 Sitzen, davon entfielen 90 auf die PSOE; die Rechte erhielt 132 Sitze, die Mitte 32.[14] Von beiden Seiten gab es Proteste gegen angebliche Wählereinschüchterungen und Betrügereien. Dennoch berichteten sowohl spanische wie ausländische Medien von einem korrekten Ablauf der Wahlen: Die monarchistische Zeitung A.B.C. schrieb am Tag nach der Wahl: „Jeder konnte in absoluter Freiheit stimmen, wie er wollte.“ Die Wahl sei „ohne Streiks, Drohungen und Skandale“ verlaufen.[15] Auch die britische Times lobte den Verlauf der Wahlen als „nahezu mustergültig“.[16] Der Historiker Bullón de Mendoza hingegen zitiert den bisherigen Präsidenten Alcalá-Zamora von der Konservativ-Republikanischen Partei, der wenige Monate nach seiner Wahlniederlage angegeben habe, dass es nicht bei der Wahl selbst, sondern erst in der darauffolgenden Nacht zu Unregelmäßigkeiten gekommen sei:

„In derselben Nacht des 16. Februars und am 17. Februar, ohne auf vorläufige Ergebnisse oder gar das amtliche Wahlergebnis zu warten, welches am 20. bekanntgegeben werden sollte, beginnt die Frente Popular ihre Offensive auf der Straße. Die Frente Popular reklamierte mit Gewalt die Macht. […] Der Pöbel bemächtigte sich der Wahlergebnisse und an vielen Orten können diese gefälscht worden sein.“[17]

Politiker der Linken und Historiker wiederum verwiesen auf die Struktur auf dem Lande, wo die Großgrundbesitzer ihre Macht anscheinend dazu missbrauchten, die Bauern dazu zu zwingen, gegen die Volksfront zu stimmen.[18]

Am 20. Februar wurde die sogenannte comisión de actas einberufen, ein Ausschuss, der sich mit Beschwerden über etwaige Unregelmäßigkeiten befasste und in dem die Frente Popular auf Grund der neuen Mehrheiten in der Überzahl war. Der von Kritikern als „ultrarechts“ und „neo-franquistisch“ eingestufte Historiker Bullón de Mendoza[19][20] und andere[21] werfen diesem Ausschuss einseitiges Vorgehen vor, da es unter anderem in dem von der Frente Popular gewonnenen Wahlbezirk La Coruña zu Unregelmäßigkeiten gekommen sei, die der Ausschuss nicht untersuchte, während der mit Unregelmäßigkeiten zustande gekommene Wahlsieg der Frente Nacional in Orense von der Kommission teilweise annulliert wurde.[22] Am Ende des Wirkens der Kommission verlor schließlich kein einziger Abgeordneter der Frente Popular seinen Sitz, dafür aber Parlamentarier der Rechten und des Zentrums. Der Vorsprung der Frente Popular wuchs so auf 392.000 Stimmen an, was nunmehr einen Anteil von 52 % beziehungsweise eine Zwei-Drittel-Mehrheit im Parlament bedeutete.

Der Sitzanteil des Partido Radical war auf ein Minimum geschmolzen. Die CEDA stellte nach dem PSOE nur noch die zweitstärkste Fraktion. Die Partei der Monarchisten, die Renovación Española unter Goicoechea und Calvo Sotelo, hatte ebenfalls kein gutes Wahlergebnis erzielt. Die Niederlage brachte eine gewisse inhaltliche Veränderung. Calvo Sotelo, der ehemalige Finanzminister zu Zeiten der Diktatur, steuerte die Partei allmählich weg von der restaurativen Politik hin zu ständestaatlichen Vorstellungen. Er pflegte gute Kontakte zum faschistischen Duce-Regime. Am 31. März 1934 hatten Goicoechea, Vertreter der Karlisten und der katalanischen Rechten ein Abkommen mit Mussolini zum Sturz der Republik getroffen. Nach der Niederlage der Nationalen Front übernahm Calvo Sotelo die Rolle von Gil-Robles und verschärfte die rhetorischen Angriffe gegen die Republik.

Noch am Wahltag konnte die CNT in Valencia die Befreiung der politischen Gefangenen durchsetzen. Danach wurden überall im Lande die Verurteilten zu Tausenden wieder aus der Haft befreit (darunter Lluis Companys). Streiks mit neuen Forderungen nach Lohnerhöhungen und besseren Arbeitsbedingungen fanden im ganzen Land statt. Dazu kam es zu weiteren Solidaritätsstreiks, um die Entschlossenheit der Gewerkschaften zu demonstrieren. Ohne entsprechende Erlasse aus Madrid abzuwarten, kollektivierten Agrararbeiter Ländereien, darunter diejenigen von Präsident Alcalá Zamora. Die Zivilgarde schritt oft mit Gewalt ein. In der Nähe von Alicante kamen 18 Bauern ums Leben. Kirchen und Klöster wurden in zahlreichen Orten in Brand gesetzt; Gerüchte über Verschwörungen, die von Mönchen ausgeheckt worden seien, trugen zur allgemeinen Unruhe bei.

Die republikanischen Parteien stellten alle Ministerposten. Die Sozialisten wirkten gemäß ihrer neuen Linie an der Regierung nicht mit. Der zwischenzeitlich zum Ministerpräsidenten wiedergewählte Manuel Azaña wurde neuer Staatspräsident: Zamora hatte weder bei den Linken noch bei der Nationalen Front irgendeine Unterstützung. Bei seiner Wahl gab die Rechte weiße Zettel ab, um gegen das Verfahren als solches zu demonstrieren. Azañas Nachfolger als Ministerpräsident wurde Santiago Casares Quiroga.

Revolution und Reaktion

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Largo Caballero und die Seinen propagierten in der Zeitschrift Claridad und auf Massenveranstaltungen die Folgerichtigkeit und Unausweichlichkeit einer Revolution und der „Diktatur des Proletariats“. Das Gros der UGT-Mitglieder unterstützte sie dabei. Die Kommunisten näherten sich gezielt den Sozialisten an und rühmten Largo Caballero als „spanischen Lenin“. Gemäß den Anweisungen aus der Sowjetunion sollten die revolutionären Arbeiter aber den bürgerlich-liberalen Staat festigen – nicht eliminieren. Offene Ablehnung kam vom PSOE selbst, den Largo Caballero wiederum als Vollzugsorgan der Revolution ausersehen hatte. Hier waren Indalecio Prieto und seine Anhänger bestimmend. Sie verwarfen die Idee einer Revolution. Für sie kam dies einer „Sozialisierung der Armut“ gleich: Die zu erwartende Landflucht könne durch eine sozialistische Wirtschaftsordnung niemals kompensiert werden. Vor allem aber sollte alles vermieden werden, was einen Militärputsch hervorrufen könne.

Dass ein Putsch sich ankündigte, war kaum noch zu ignorieren. Die UGT aber tat nichts, um eine Revolution selbst in Gang zu bringen. Stattdessen kamen Prieto und Gonzáles Peña bei einem Attentat eines UGT-Militanten nur knapp mit dem Leben davon.

Auch die Anarchisten rechneten mit einem Staatsstreich der Offiziere. Sie hoben ihren Willen zum Widerstand hervor und betonten, dass ihr Einsatz nicht die Verteidigung der bürgerlichen Demokratie, sondern die lang erwartete Soziale Revolution zum Ziel haben würde. Auf dem Nationalen Kongress der CNT in Saragossa im Mai 1936, dem über 300.000 Menschen beiwohnten, wiedervereinigte sich die Gewerkschaft mit ihren dissidenten Sektionen und formulierte ihre Vorstellungen vom Comunísmo Libertario (dt. „Libertärer Kommunismus“). Die Diktatur des Proletariats lehnte sie indes strikt ab. Die Stimmung war euphorisch. Die internen Meinungsverschiedenheiten wurden vorläufig beigelegt. Largo Caballero wurde als Gastredner freundlich empfangen, aber auf Distanz gehalten.

Kommunisten und Faschisten

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Die letzten Monate vor Ausbruch des Bürgerkrieges zeigten den allmählichen Aufstieg zweier Gruppierungen, die mit den europäischen Verhältnissen enger verknüpft waren als die traditionellen Größen der spanischen Politik.

Im Jahr 1934 war der zuvor unbedeutende PCE ins Rampenlicht der politischen Szene getreten. Stalin hatte den Kommunisten aller Länder eine Kooperation mit den Bürgerlichen verordnet. Die Teilnahme an der Alianza Obrera und der Volksfront hatte den Kommunisten Vorteile gebracht. Hinzu kam die revolutionäre Stimmung unter den Arbeitern und der propagandistische Rückhalt aus der Sowjetunion. Ihre Aufmerksamkeit galt den Sozialisten. Dem PCE gelang es, in den Reihen des PSOE Einfluss zu gewinnen. Der Vorsitzende der Sozialistischen Jugend, Santiago Carrillo, vollzog im April 1936 die Fusion mit der Kommunistischen Jugend zur JSUC, der Vereinigung der Jungsozialisten. (Einige Monate nach Ausbruch des Bürgerkrieges trat der gesamte Verband zum PCE über). Dies war auf Vermittlung des Stellvertreters Largo Caballeros geschehen, der gute Kontakte zum PCE pflegte. Spiegelbildliches fand auf Seiten der Rechten statt, als die Jugendorganisation der CEDA sich den Faschisten anschloss.

Im Februar 1934 hatten sich in Sevilla die radikal-nationalistischen Gruppierungen Falange und JONS zur Falange Española de las JONS zusammengeschlossen. Vorbild war Italien. Eine dieser Gruppierungen war von Juan March finanziert worden. March war bürgerlicher Tabakhändler (er soll mit Tabakschmuggel ein riesiges Vermögen gemacht haben[23]) und Bankier, Vertrauter britischer Finanziers, Verfassungsrichter und Verschwörer gegen die Republik, die ihn wegen Verrates und Betrugs inhaftiert, dann aber amnestiert hatte. Geleitet wurde die Partei von José Antonio Primo de Rivera, dem Sohn des einstigen Diktators. Äußerlich näherte man sich den italienischen Schwarzhemden an, entlehnte aber auch einiges von den Anarchosyndikalisten, deren schwarz-rote Fahne man kopierte.

Programmatisch gab man sich anti-bürgerlich und militant anti-sozialistisch. Hauptfeinde waren „die Marxisten“ von UGT und PSOE. Imperialistische Träume von einem neuen großen Spanien machte man zum Programm. Für die oligarchische Elite war die F.E. de las JONS vorläufig nichts weiter als eine willkommene Hilfstruppe, um die Lage im Land zu destabilisieren. Nach dem Wahlsieg der Linkskoalition führten sie politische Attentate im ganzen Land aus. Teilweise bedienten sie sich jener gedungenen Mörder, der pistoleros, die einst sowohl von militanten Anarchisten als auch Unternehmern rekrutiert worden waren. Lastwagen mit Maschinengewehren fuhren durch die Arbeiterviertel Madrids und schossen um sich. Journalisten, Funktionäre, Polizeibeamte und Richter wurden ermordet. Der Staat vermochte weder sie zu schützen, noch die Mörder zu ergreifen, obschon im März die Partei für illegal erklärt wurde. Ein Bombenattentat auf Largo Caballero misslang. Am 12. Juli wurde der Sturmgardist Leutnant José del Castillo auf offener Straße erschossen. Dieser Anschlag sollte besondere Folgen haben.

Militär und Regierung

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Während im ganzen Land die Situation eskalierte und die Gewalt zunahm, planten die Militärs den Staatsstreich. Der Monarchist Calvo Sotelo hatte noch am 17. Februar den Staatspräsidenten und den amtierenden Premierminister gedrängt, die Wahlen einfach für ungültig zu erklären, so wie es vorher Azaña nach dem Wahlsieg der CEDA getan hatte. Als dies scheiterte, trat die Unión Militar Española zusammen, um der Republik ein Ende zu setzen. Nach dem Sieg der Volksfront, der die revolutionären Erwartungen schürte, war die republikanische Ordnung in den Augen der Oligarchen definitiv hinfällig geworden.

Die Unión war ein von Sanjurjo 1934 gegründeter Zirkel ranghoher Offiziere. Aus Italien flossen Gelder und Waffen an die Verschwörer. Während des Sommermanövers in Asturien 1935 wurden „erste Vorbereitungen“ für einen Putsch getroffen. Nun sah man den Zeitpunkt gekommen, die Pläne in die Tat umzusetzen. Im Kriegsministerium hatten die Konspirateure einen Kontaktmann. Sanjurjo, der seit 1934 im Exil in Portugal lebte, unternahm Reisen ins Deutsche Reich, um dort Unterstützer zu finden.

Der Regierung entging das konspirative Treiben nicht. Aber sie beschränkte sich darauf, die Verantwortlichen zu versetzen. Francisco Franco durfte auf den Kanarischen Inseln weiter kommandieren; General Manuel Goded wurde von Nordspanien auf die Balearen beordert. General Emilio Mola wurde von Nordafrika nach Navarra versetzt, weil man glaubte, dass der Republikaner Mola sich schnell mit den dortigen Carlisten überwerfen werde. Stattdessen arrangierte er sich mit ihnen und konnte als El Director ungehindert schalten und walten. Die Versetzungen konnten die Verschwörer nicht abhalten. Der Plan wurde lediglich modifiziert. Franco sollte von den Kanaren nach Spanisch-Marokko fliegen, einer Kolonie, in der die republikanischen Politiker fast überhaupt keine Macht ausübten.

Der Plan, den Putsch am 20. April durchzuführen, musste wegen der Kenntnis der Regierung abgebrochen werden. Aber die Regierung ergriff keine weiteren Gegenmaßnahmen. Stattdessen kamen zwei neue Offiziere zu den Verschwörern, die zuvor als loyal gegolten hatten: General Gonzalo Queipo de Llano und General Miguel Cabanellas. Das Koordinationszentrum ging mit Mola nach Navarra. Dort musste mit den ultra-katholizistischen Karlisten ein Kompromiss gefunden werden; schließlich strebte Mola noch immer einen säkularen Staat an. Man erreichte die Unterstützung der paramilitärischen karlistischen Verbände, die Requétes, für die regulären Armeeverbände der Unión.

Währenddessen versuchte die Regierung das Ansehen der Offiziere zu verteidigen. Am 18. März verwahrte sie sich offiziell gegen die „ungerechten Angriffe“ gegen die Militärs, als Teile der Presse über die Putsch-Absichten berichteten. (Die Linken hatten im Militär zahlreiche Informanten.) Die Regierung wollte die Offiziere nicht gegen sich aufbringen. Dies hätte bedeutet, dass man im Gegenzug die Arbeiter bewaffnet und ihnen mit den Gewehren auch das Schicksal der Republik ausgeliefert hätte. Ministerpräsident Casares Quiroga wusste zwar von den Vorgängen, die Regierung zu stürzen, entschied sich aber gegen ein Eingreifen. Er war der Auffassung, dass er über nicht genügend Informationen verfügte, und hielt einen Putsch ohnehin für aussichtslos oder sogar wünschenswert. Als Prieto ihn auf den unmittelbar bevorstehenden Putsch hinwies, antwortete er: „Das weiß ich alles schon und auch die Regierung. Das was ich will, ist, dass die Militärs auf die Straße gehen, damit wir die Rebellion ein für alle Mal niederschlagen. Diesmal wird es nicht bei Enteignungen bleiben, wie 1932 nach dem Putsch von General Sanjurjo.“ Auch Staatspräsident Azaña gab sich entsprechenden Warnungen gegenüber abweisend.

Am 16. Juli konnte General Mola den seit März inhaftierten Führer der Falange, José Antonio Primo de Rivera, über die Absicht der Offiziere informieren, am 18. Juli loszuschlagen. Primo de Rivera hatte noch im Mai – unter liberalen Haftbedingungen – den gewaltsamen Sturz der Republik fordern können. (Nach Ausbruch des Bürgerkrieges wurde er allerdings hingerichtet.)

Gewalt und Putsch

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Mittlerweile gehörten gewaltsame Demonstrationen und politische Morde zur Tagesordnung, nicht zuletzt auf dem Land. Die Zahl der Arbeitslosen war auf eine Million gestiegen, was unter Berücksichtigung der Familienangehörigen in etwa 4 Millionen Hungerleidende bedeutete, der höchste Wert, der in Spanien bis dahin gemessen wurde. Selbst die Abgeordneten der Cortes mussten sich vor Betreten des Gebäudes einer Leibesvisitation unterziehen, um zu verhindern, dass Schusswaffen eingeschmuggelt wurden. In Valencia stürmten Falangisten die Rundfunkstation. Die Gegendemonstration der Linken endete mit einem Überfall auf die Parteizentrale der CEDA.

Zur selben Zeit führten in Madrid die Gewerkschaften UGT und CNT gemeinsam einen wochenlangen Bauarbeiter-Streik durch, an dem 70.000 Menschen teilnahmen. Das bedeutete Lohnausfall (es gab keine Streikkassen) und Hunger. Die Falange überfiel gezielt die Streikenden. Die Anarchisten wollten das nicht länger hinnehmen und die Arbeiter endlich bewaffnet sehen. Eine staatliche Schiedskommission kam den Lohnforderungen entgegen; die Sozialisten erklärten die Aktion für beendet. Aber die CNT-Sektion wollte unbedingt weitermachen und berief sich auf die bestehende Vereinbarung zwischen den Gewerkschaften. Bei Kämpfen zwischen Sozialisten und Anarchisten gab es fünf Tote.

Als die Anarchisten auf eine weitere Provokation der Falange mit einem Maschinengewehr-Angriff antworteten, bei dem drei Leibwächter José Antonio Primo de Riveras ums Leben kamen, griff die Regierung durch. Sie verhaftete die führenden Aktivisten der CNT und schloss das Bezirksbüro der Gewerkschaft. Doch die Anarchisten machten weiter; sie kämpften gegen UGT-Mitglieder, die Polizei und die Falange.

Die Situation spitzte sich immer mehr zu. Führende Militärs konspirierten in der Ferne; in der Hauptstadt traten vor allem die militanten Arbeiter als Problem in Erscheinung. Auch die Republikaner zeigten, dass sie imstande waren, Gewalt anzuwenden. Nach der Ermordung des Leutnants José del Castillo Sáenz antworteten Sturmgardisten und Mitglieder der Guardia Civil prompt mit einem Gegenschlag. Sie wählten José Calvo Sotelo zum Opfer. In ihm sahen sie das Haupt antirepublikanischer Aktivitäten und, allerdings zu Unrecht, den Drahtzieher bei der Ermordung ihres Kameraden. Sie erschossen ihn am Morgen des 13. Juli in Madrid.[24]

Die Beerdigungen der beiden Mordopfer wurden zu Demonstrationen der Unversöhnlichkeit. Die nationalistischen Politiker Goicoechea und Gil-Robles forderten unverhohlen Rache und den Kampf gegen die Regierung. Die asturischen Arbeiter fingen an, die versteckten Waffen auszugraben. Die Regierung setzte einige Militärs ab, schickte die Wehrpflichtigen nach Hause und verhaftete einige Falangisten erneut. Indalecio Prieto warnte die Putschisten, dass sie definitiv auf Gegenwehr stoßen würden. Allein der Ministerpräsident Casares Quiroga gab sich optimistisch. Er zählte dabei ausgerechnet auf General Emilio Mola. Hinweise auf eine Verschwörung ließ er nicht gelten.

Mit der Ermordung Calvo Sotelos hatten die Militärs den Anlass gefunden, mit dem sie ihren Putsch rechtfertigen konnten. Noch Anfang Juli sagte Mola, dass die Vorbereitungen für den Putsch zwar planmäßig verlaufen, doch dass der „Enthusiasmus für die Sache noch nicht das notwendige Maß erreicht hat“. Dies änderte sich mit der Ermordung des monarchistischen Politikers. Damit gewann die Verschwörung ein größeres Ausmaß als der isolierte Putsch von 1932, sodass die Hoffnungen hochrangiger Volksfront-Politiker, dass der Aufstand ein schnelles Ende finden würde, bald zunichtegemacht wurden. Am 17. Juli 1936 begann der Aufstand in der spanischen Exklave Melilla an der nordafrikanischen Küste. Er setzte sich in Tétouan fort und griff am 18. Juli auf das Festland über. Die africanistas, die Offiziere der Kolonialarmee, sowie die überwiegende Mehrheit der anderen spanischen Offiziere machten sich daran, das Mutterland ihren Vorstellungen unterzuordnen.

Als Casares Quiroga davon hörte, sagte er nur: Was, sie erheben sich? Nun gut, dann kann ich mich hinlegen! Der Putsch führte jedoch nicht zum schnellen Erfolg seiner Protagonisten, sondern entwickelte sich zum Spanischen Bürgerkrieg.

Bürgerkrieg und Ende der Zweiten Spanischen Republik

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Anführer des Militärputsches war ursprünglich General José Sanjurjo, der bereits 1932 mit einem Putsch gescheitert war. Er verunglückte aber auf dem Rückflug aus dem portugiesischen Exil am 20. Juli 1936 tödlich. Das so entstandene Machtvakuum füllten die Generäle Francisco Franco, Emilio Mola und Gonzalo Queipo de Llano. Auf republikanischer Seite wurde Regierungschef Casares am 19. Juli durch den moderateren Martínez Barrio ersetzt, der den Aufständischen Mitsprachemöglichkeiten und die Wiederherstellung der öffentlichen Ordnung versprach. Als die Bemühungen um Vermittlung gescheitert waren, wurde dieser jedoch schon einen Tag danach durch José Giral Pereira ausgetauscht. Treu zur Republik blieben die Mehrheit der Generäle, zwei Drittel der Marine und die Hälfte der Luftwaffe. Die der Republik loyalen Truppen mit Teilen der paramilitärischen Guardia Civil und der Guardia de Asalto bildeten zusammen mit den Milizgruppen der Sozialdemokraten, der Kommunisten, der Sozialisten und den Anarchosyndikalisten zu Beginn des Bürgerkrieges das militärische Rückgrat der Republik. Nach den Schlachten von Talavera de la Reina und dem Marsch der aus Marokko kommenden Expeditionsstreitkräfte auf Madrid trat Giral am 4. September 1936 als Ministerpräsident zurück und wurde durch Francisco Largo Caballero abgelöst.

Ruinen im bombardierten Guernica

Die Putschisten errangen bald die Kontrolle über Sevilla, Cádiz, Jerez de la Frontera, Córdoba, Saragossa, Oviedo sowie über Galicien, Mallorca und das karlistische Navarra. Im Oktober 1936 geriet der Vormarsch der Nationalisten ins Stocken, die Republikaner konnten an einigen Frontabschnitten auch durch die Unterstützung der Internationalen Brigaden Erfolge verzeichnen. Die Provinzen Madrid, Valencia und Barcelona, die zusammen 70 % der spanischen Industrieproduktion ausmachten, blieben in den Händen der Republikaner. Ab November 1936 wurde Valencia anstelle des unmittelbar in der Kampfzone gelegenen Madrid Regierungssitz der Republik. Die Achsenmächte erkannten das Francoregime nach der Entsetzung der im Alcázar von Toledo eingeschlossenen nationalspanischen Soldaten am 18. November 1936 an. Am 23. Dezember 1936 schickte Italien die ersten offiziellen Freiwilligen, Soldaten der deutschen Legion Condor waren auf Befehl Adolf Hitlers bereits im November 1936 in Cádiz eingetroffen. Mit diesen und durch Kolonialtruppen aus Marokko verstärkt versuchte Franco im Januar und Februar 1937 nochmals Madrid zu erobern, scheiterte jedoch erneut. Málaga wurde am 8. Februar 1937 erobert und am 28. April betraten Francos Truppen zwei Tage nach der Bombardierung durch die deutsche Legion Condor das baskische Guernica. Nach den Maiereignissen von Barcelona im Mai 1937 ernannte Präsident Manuel Azaña Juan Negrín zum Premierminister, dies in der Hoffnung, die republikanischen Kräfte der Gewerkschaften UGT und CNT und der Anarchisten mit denen der Bourgeoisie und der Mittelschicht zu versöhnen. Die Regierung begann eine Kampagne zur Rückeroberung Segovias, Anfang Juli begann die Regierung sogar eine Gegenoffensive bei Brunete in der Nähe von Madrid. Die Nationalisten konnten diese jedoch unter Einsatz der Legion Condor abwehren. Danach konnte Franco Santander und Gijón erobern. Unter dem Druck Benito Mussolinis erkannte Papst Pius XI. am 28. August 1937 das Regime Francos an. Ende November 1937 ging die republikanische Regierung nach Barcelona.

Am 6. März 1938 entschied die republikanische Seite das größte Seegefecht des Bürgerkrieges für sich, die Schlacht von Cabo de Palos. Am 14. April brachen die Nationalisten jedoch zum Mittelmeer durch, womit das republikanische Gebiet in zwei Teile zerfiel. Im Mai machte die republikanische Regierung Friedensvorschläge, doch Franco verlangte deren bedingungslose Kapitulation. Die Regierung begann nun eine Offensive, um ihre Gebiete wieder miteinander zu verbinden: Die Ebroschlacht begann am 24. Juli und endete am 26. November 1938 mit der fast vollständigen Niederlage der republikanischen Truppen. Am 23. Dezember 1938 starteten die Nationalisten die Katalonienoffensive. Erleichtert wurde dies dadurch, dass die Republikaner nach den Verlusten am Ebro kaum noch über moderne Waffen verfügten, um die Gegner abzuwehren. Die Kräfte Francos eroberten während der ersten zwei Monate des Jahres 1939 ganz Katalonien. Tarragona fiel am 14., Barcelona am 26. Januar und Girona am 4. Februar. Fünf Tage danach war der letzte Widerstand in Katalonien gebrochen. Am 7. Februar ging Präsident Azaña ins Exil. Er trat am 24. Februar von seinem Amt zurück und erklärte den Krieg für verloren. Am 27. Februar erkannten auch die Regierungen Großbritanniens und Frankreichs das Francoregime an.

Am 28. März 1939 fiel auch Madrid mit Unterstützung der „fünften Kolonne“ an Franco. Am folgenden Tag gab Valencia auf. Am 1. April 1939 verkündete Franco den Sieg. Premierminister Negrín war bereits nach Frankreich geflohen, wo er eine Exilregierung bildete und bis 1945 im mexikanischen Exil als Präsident der Zweiten Spanischen Republik fungierte. Eine weitere Exilregierung Spaniens hatte ihren Sitz in Frankreich.[25] Nach dem Tod des Diktators Francisco Franco fanden in Spanien die ersten freien demokratischen Parlamentswahlen am 15. Juni 1977 statt. Die Exilregierung der Zweiten Spanischen Republik unter Präsident José Maldonado González und Premierminister Fernando Valera Aparicio erklärte sich daraufhin für aufgelöst.

Die Zahl der Todesopfer wird auf mindestens 300.000 bis 500.000 geschätzt. Allein auf den Schlachtfeldern des Bürgerkriegs kamen bis zu 150.000 Menschen ums Leben. Etwa 500.000 gingen ins Exil. In Francos Konzentrationslagern waren bis zu 400.000 Menschen interniert, das letzte Lager in Miranda del Ebro wurde erst 1947 aufgelöst.

Commons: Zweite Spanische Republik – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. a b Censo de 1930 / Tomo II. Resúmenes generales de la nación / Resúmenes por provincias, generales de la Nación, capitales y posesiones del norte y costa occidental de África / Resumen por provincias. (PDF; 450 kB) Instituto Nacional de Estadística, 1930, abgerufen am 26. April 2013 (spanisch, zur Zeit der Zweiten Spanischen Republik gab es keinen Zensus. Der nächste Zensus im Jahr 1940 zeigte eine Bevölkerung des spanischen Festlandes von 25.877.971, Quelle: INE).
  2. Marqués de Hoyos: Mi Testimonio. Madrid 1962, S. 122 ff.
  3. Durch den Artikel 29 des Wahlgesetzes von 1907 wurden, insbesondere in kleinen Gemeinden, rund 20 % der spanischen Gesamtbevölkerung ihrer Wahlmöglichkeit beraubt. 14.018 solcherart ohne Urnengang vergebenen monarchistischen Mandaten standen nur 1.832 republikanische gegenüber.
  4. Javier Tusell beziffert das Endergebnis – welches erst nach der Ausrufung der Republik vorlag – folgendermaßen: Monarchisten: 40.324; Kommunisten 67; Republikaner: 34.688; Sozialisten: 4.813; Sonstige 1.207. Miguel Martínez Cuadrado errechnete im Jahr 1969 (Elecciones y partidos políticos en España, 1808–1931) folgende Sitzverteilung: 19.035 Anhänger von Alfonso XIII, 39.568 Republikaner; 15.198 Sonstige, die keinem Lager zuordenbar sind.
  5. Zitiert nach Jorge Hernández Aliques (Hrsg.): Historia de España. Espasa Calpe, Band 11, ISBN 84-239-8959-3, S. 476.
  6. He aquí el texto del documento que el Rey entregó als presidente del último Consejo de minisros, capitán general Aznar. Al Pais, 17. April 2013, abgerufen am 14. April 2013 (spanisch, Digitalisat).
  7. Censo de 1930 / Tomo II. Resúmenes generales de la nación / Resúmenes por provincias, generales de la Nación, capitales y posesiones del norte y costa occidental de África / Resumen de capitales. (PDF; 2,4 MB) Instituto Nacional de Estadística, 1930, abgerufen am 26. April 2013 (spanisch).
  8. Enrique González: A 75 años de la Revolución española (II). (Memento des Originals vom 18. Mai 2019 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/revolucionespanola.elmilitante.org
  9. Julián Casanova: República y Guerra Civil. Vol. 8 de la Historia de España, dirigida por Josep Fontana y Ramón Villares. Crítica / Marcial Pons, Barcelona 2007, ISBN 978-84-8432-878-0, S. 131–133.
  10. Hugh Thomas: The Spanish Civil War. (2001), S. 136.
  11. David Ruiz: Insurrección defensiva y revolución obrera. El octubre español de 1934. Labor 1988, ISBN 84-335-9406-0, S. 128–129.
  12. Antony Beevor: Der Spanische Bürgerkrieg. S. 53 (siehe Literaturliste).
  13. Beevor 2006, S. 572.
  14. Horst Pietschmann, Walther L. Bernecker: Geschichte Spaniens. Stuttgart 2000, ISBN 3-17-016188-1, S. 317.
  15. Beevor 2006, S. 59 cit.
  16. Hans-Christian Kirsch: Der Spanische Bürgerkrieg in Augenzeugenberichten. S. 21.
  17. Alcalá-Zamora, zit nach: Alfonso Bullón de Mendoza: José Calvo Sotelo. Barcelona 2004, S. 574–575.
  18. Gerald Brenan: Die Geschichte Spaniens. S. 342/343.
  19. «[…] personas de procedencia ultraderechista como el Rector de la Universidad Cardenal Herrera-CEU de Valencia, el carlista Alfonso Bullón de Mendoza.» (deutsch: „[…] Personen von ultrarechter Provenienz wie […] der Carlist Bullón de Medonza“), Juan Luis Galiacho, in: e-Defensor vom 17. Juni 2005 e-defensor.com (Memento des Originals vom 31. März 2022 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.e-defensor.com; vgl. dazu auch Diario critico vom 12. November 2007: diariocritico.com
  20. Nicolas Tomás: Neofranquistas, venezolanos... ¿quién está detrás de los nuevos medios de la derecha? In: nacional.cat. 7. November 2021, abgerufen am 28. Januar 2023 (spanisch).
  21. z. B. Niceto Alcalá Zamora: Memorias. Barcelona 1977, S. 352.
  22. Alfonso Bullón de Mendoza: Calvo Sotelo. Barcelona 2004, S. 587 ff.
  23. Beevor 2006, S. 61.
  24. Alfonso Bullón de Mendoza: José Calvo Sotelo. Ariel Ed., Barcelona 2004, ISBN 84-344-6718-6.
  25. Birgit Aschmann: „Treue Freunde …?“ Westdeutschland und Spanien 1945–1963, Franz Steiner Verlag, 1999, S. 60 (books.google.de).