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„Seeschlacht bei Abukir“ – Versionsunterschied

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|BILDBESCHREIBUNG=Die Seeschlacht bei Abukir, zeitgenössisches Gemälde von [[Luny Thomas]]
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Die '''Seeschlacht bei Abukir''' ist eine der militärischen Auseinandersetzungen im Rahmen der [[Koalitionskriege]] gegen [[Napoléon Bonaparte|Napoleon]]. Sie fand am 1. und 2. August 1798 vor der Küste von [[Abukir]], einer ägyptischen Hafenstadt etwa 15 km nordöstlich von [[Alexandria]], statt. Dabei wurde in einem Überraschungsangriff die französische Flotte, die zuvor das [[Ägyptische Expedition|Expeditionsheer]] Napoleons nach [[Ägypten]] gebracht hatte, durch eine britische Kriegsflotte unter Kommando von [[Horatio Nelson|Admiral Nelson]] fast vollständig vernichtet.
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Die '''Seeschlacht bei Abukir''' ({{enS|Battle of the Nile}}) war eine Seeschlacht zwischen [[Königreich Großbritannien|Großbritannien]] und [[Erste Französische Republik|Frankreich]]. Sie fand vom 1.&nbsp;bis zum 2.&nbsp;August 1798 vor der Küste von [[Abukir]] statt. Dabei besiegte die britische Mittelmeerflotte unter dem Kommando von Konteradmiral [[Horatio Nelson, 1. Viscount Nelson|Horatio Nelson]] die [[französische Mittelmeerflotte]], die zuvor das [[Ägyptische Expedition|Expeditionsheer]] [[Napoleon Bonaparte|Napoleons]] nach [[Ägypten]] gebracht hatte. Die Schlacht führte zu einer wesentlich besseren Position der [[Royal Navy]] im Mittelmeer und war ein entscheidender Faktor für die Entstehung der [[Zweiter Koalitionskrieg|Zweiten Koalition gegen Frankreich]].
Mit dem Sieg sicherten die Briten ihre Seeherrschaft im [[Mittelmeer]], die im Laufe der 1790er Jahre scheinbar verloren gegangen war. Die Niederlage, die Nelson der von [[François-Paul Brueys d'Aigalliers|Comte Brueys]] kommandierten französischen Flotte bereitete, war so vollständig, dass sie in der militärischen Schifffahrtsgeschichte nur mit dem Sieg der [[Japan]]er über die [[Russland|Russische]] Flotte in der [[Schlacht von Tsushima]] verglichen wird.


== Vorgeschichte der Seeschlacht bei Abukir ==
== Vorgeschichte ==
Mit dem Ende des [[Erster Koalitionskrieg|Ersten Koalitionskrieges]] Anfang 1798 war die französische Kontrolle über Norditalien, einen Großteil der Niederlande und das [[Rheinland]] durch den [[Frieden von Campo Formio]] bestätigt worden.<ref>Chandler: ''Dictionary of the Napoleonic Wars'', Arms and Armour Press, London, 1979, S. 78.</ref> Großbritannien war damit das einzige einflussreiche europäische Land, das sich noch im Krieg mit der [[Erste Französische Republik|französischen Republik]] befand. Um Frankreichs Status in Europa zu festigen, war das [[Direktorium (Frankreich)|Direktorium]] entschlossen, der Bedrohung durch Großbritannien entgegenzuwirken. Daher wurde Napoleon Bonaparte, der im Jahr zuvor die Österreicher in Italien besiegt hatte, mit der Invasion der Britischen Inseln beauftragt.<ref>Come: ''French Threat to British Shores, 1793–1798'' S. 185.</ref><ref>James: ''The Naval History of Great Britain'', Volume 2, 1797–1799, Conway Maritime, 2002, S. 113.</ref> Doch die dichte Überwachung des [[Ärmelkanal]]s durch die Royal Navy sowie unzureichendes Material auf französischer Seite machten eine Invasion so gut wie unmöglich.<ref>Gardiner: ''Nelson Against Napoleon'', Chatham, London, 2001, S. 107.</ref>
=== Die Entwicklung der strategischen Situation Frankreichs und Großbritanniens seit der Französischen Revolution ===
Im Frühjahr 1798 berichtete er, dass die anhaltende britische Vorherrschaft in den nordeuropäischen Gewässern eine Invasion in naher Zukunft unmöglich mache.<ref>Mostert: ''The Line upon a Wind'', Vintage Books, London, 2007, S. 248.</ref> Da Operationen im Norden nicht möglich waren, richtete Napoleon seine Aufmerksamkeit nach Süden auf [[Toulon]], die wichtigste französische Hafenstadt am Mittelmeer. Dort hatte eine französische Armee und Flotte damit begonnen, sich für ein geheimes Ziel zu sammeln, von dem französische Kommentatoren spekulierten, dass es auf eine Vielzahl von Orten abzielte, darunter Großbritannien, [[Sizilien]], [[Malta]] und die [[Krim]].<ref>Cole: ''Napoleon's Egypt'', Palgrave Macmillan, New York, 2007, S. 3.</ref> Das eigentliche Ziel der Expedition war jedoch Ägypten, das ein wichtiges Glied in der Kommunikationskette zwischen Großbritannien und [[Britisch-Indien]] darstellte.<ref name="Adkins7f." /> Napoleon betrachtete die Einnahme Ägyptens als den wichtigsten Schritt, um die massiven wirtschaftlichen Vorteile, die Großbritannien aus dem Handel mit Indien zog, zu neutralisieren und Großbritannien zu Zugeständnissen zu zwingen. Im August 1797 schrieb er: „''Die Zeit ist nicht mehr fern, in der wir spüren werden, dass wir, um England wirklich zu zerstören, Ägypten einnehmen müssen''“.<ref>Cole: 2007, S. 13.</ref> Die Einnahme Ägyptens hätte den Franzosen die Kontrolle über das östliche Mittelmeer und das [[Rotes Meer|Rote Meer]] verschafft, was zu erheblichen Einbußen für die britische Wirtschaft geführt hätte. Außerdem hätte auf eine erfolgreiche Invasion Ägyptens ein direkter Angriff auf britisches Territorium in Indien folgen können.<ref>Maffeo: ''Most Secret and Confidential'', Chatham Publishing, London, 2000, S. 227.</ref><ref>Warner: ''The Battle of the Nile'', Macmillan, New York, 1960, S. 41.</ref> Nachdem sich Frankreich und Spanien 1796 miteinander verbündet hatten, sah sich die Royal Navy 1798 gezwungen sich aus dem Mittelmeer zurückzuziehen.<ref>Maffeo: 2000, S. 224.</ref> Ohne die Gefahr durch die Royal Navy und einem drohenden Aufstand in [[Irland]] war Napoleon der festen Überzeugung, dass England nicht in seine Pläne eingreifen konnte, selbst wenn es seine Pläne aufdecken würde.<ref>Rose: ''Napoleon and Sea Power'' in Cambridge Historical Journal Bnd 1 Nr. 2, 1924, S. 141.</ref>
Nach der Hinrichtung König [[Ludwig XVI. (Frankreich)|Ludwigs XVI.]] 1793 hatten fast alle Monarchien [[Europa]]s, darunter [[Großbritannien]], [[Spanien]], [[Portugal]] und die meisten [[Deutschland|deutschen]] und [[Italien|italienischen]] Staaten, Frankreich den Krieg erklärt. Die hohe Moral der Revolutionstruppen und das Geschick des jungen Feldherren [[Napoléon Bonaparte|Napoleon]] sorgten jedoch für anhaltende militärische Erfolge der Franzosen.


=== Die französischen Vorbereitungen ===
1795 wurden die [[Niederlande]] von der französischen Armee besetzt und standen nun unter französischer Kontrolle. [[Preußen]] und Spanien schlossen im selben Jahr einen Friedensvertrag mit Frankreich. Unter französischem Druck erklärte Spanien im August 1796 Großbritannien sogar den Krieg. Damit waren die spanischen Häfen an der [[Atlantik]]küste und im Mittelmeer für die [[Royal Navy]] nicht mehr zugänglich. 1797 musste schließlich Österreich nach mehreren Niederlagen mit Frankreich Frieden schließen. Großbritannien war damit 1798 das einzige einflussreiche europäische Land, das sich noch im Krieg mit der französischen Republik befand. Zu seinen Verbündeten zählten nur noch Portugal, das wenig einflussreiche [[Königreich]] von [[Neapel-Sizilien]] und die Insel [[Malta]]. [[Russland]] verhielt sich neutral.
Napoleon war sich bewusst, dass der Erfolg der Expedition teilweise davon abhing, dass die britische Regierung möglichst lange über diese Invasionspläne im Unklaren blieb. Die deshalb weiterhin stattfindenden Vorbereitungen für eine Invasion der britischen Inseln stellten sicher, dass die überwiegende Zahl der britischen Kriegsschiffe weitab vom Mittelmeer kreuzte.<ref>Adkins: 2007, S. 8.</ref>
Die tatsächlichen Vorbereitungen, die von [[Louis Berthier]] organisiert wurden, waren dagegen auf [[Toulon]], [[Marseille]], [[Genua]], [[Korsika]] und [[Civitavecchia]] verteilt, um sie möglichst lange geheim zu halten. Toulon fungierte als Heimathafen für die französische Mittelmeerflotte, die den Transport des französischen Expeditionsheeres schützen sollte. Um zu verhindern, dass sich die Nachricht des bevorstehenden Angriffs auf Ägypten vor dem Eintreffen der Flotte verbreitete, sollten alle Handelsschiffe, die den Konvoi während der Überfahrt sichteten, beschlagnahmt und festgesetzt werden, bis die Franzosen Alexandria erreicht hätten.<ref>Maffeo: 2000, S. 256.</ref><ref group="A">Das Expeditionsheer bestand aus 28.200 Mann [[Infanterie]], Ingenieuren und Kanonieren sowie 2.800 Mann Kavallerie, 1.230 Pferden mit 60 Feld- und 40 [[Belagerungsgeschütz]]en.</ref> Begleitet wurde dieser Transport von 13 [[Linienschiff]]en, vier [[Fregatte]]n und einigen [[Kanonenboot]]en unter dem Oberbefehl von [[François-Paul Brueys d’Aigalliers]].


Am 8.&nbsp;Mai traf Napoleon in Toulon ein, um die letzten Vorbereitungen zu überwachen. Am 9.&nbsp;Mai verkündete er in einer Rede, dass die Expedition in ein nicht näher bezeichnetes fremdes Land gehen würde.<ref>Cole: 2007, S. 5.</ref> Am 19.&nbsp;Mai verließ Napoleons Flotte Toulon und fuhr entlang der Küste der [[Provence]] nach [[Genua]] und von dort aus in südlicher Richtung nach [[Korsika]].<ref>Keegan: ''Intelligence in War'', Pimlico, London, 2004, S. 40.</ref><ref>Adkins: 2007, S. 11.</ref> Der Konvoi blieb bis zum 30.&nbsp;Mai in Sichtweite der Ostküste, überquerte die [[Straße von Bonifacio]] und folgte der Küste Sardiniens in der Erwartung, sich mit den aus [[Civitavecchia]] kommenden Schiffen zu vereinigen. Am 3.&nbsp;Juni erreichte Napoleon die Nachricht von der Anwesenheit der Briten in Sardinien, woraufhin er ein Geschwader entsandte, um die Lage zu erkunden. Nachdem man die Briten dort jedoch nicht antraf, gab Napoleon den Befehl, nicht länger auf die Schiffe aus Civitavecchia zu warten, und ließ seine Flotte nach Südosten abdrehen, wo sie am 7.&nbsp;Juni [[Mazara del Vallo|Mazara]] und [[Pantelleria]] passierte. Als Napoleon dort erfuhr, dass die Briten ihn verfolgen, ließ er Kurs auf Malta nehmen, wo er am 9.&nbsp;Juni eintraf und sich mit den 56 Schiffen aus Civitavecchia vereinigte.<ref name="Clowes353ff." /><ref>Maffeo: 2000, S. 259.</ref>
Britische Kriegsschiffe waren seit ca. 1650 ununterbrochen im Mittelmeerraum präsent gewesen. Im Oktober 1796 zog Großbritannien seine Kriegsschiffe jedoch aus dem Mittelmeerraum ab, da die britische Regierung zunehmend einen direkten Angriff Frankreichs befürchtete. Zum Schutz gegen eine französische Invasion patrouillierte ein Teil der [[Royal Navy]] im Kanal. Ein weiterer Teil kreuzte vor den französischen Marinebasen [[Brest (Frankreich)|Brest]] und [[Rochefort]] sowie vor dem spanischen [[Cádiz]], um eine auslaufende französische Flotte rechtzeitig abfangen zu können. Die übrigen Teile der Royal Navy schützten entweder die Häfen der Kolonien in Übersee oder die Handelsflotten.


=== Nelsons Suche nach der französischen Flotte ===
Von dem an der Meerenge zum Mittelmeer gelegene [[Gibraltar]] abgesehen, verfügte Großbritannien 1798 über keine Marinestützpunkte im Mittelmeerraum.
Die britische Regierung wusste mittlerweile, dass sich französische Truppen in der Nähe von Toulon, [[Marseille]] und Genua sammelten und eine große Flotte für ihren Transport bereitgestellt wurde. Das Ziel dieser erneuten französischen Kriegsanstrengungen war ihr jedoch bis Mitte April nicht klar.<ref>Maffeo: 2000, S. 234.</ref> Man vermutete einen geplanten Angriff auf das [[Königreich Neapel|Königreich von Neapel]], auf Sizilien oder Portugal, schloss aber auch einen Angriff auf [[Irland]] nicht aus. Für eine genauere Analyse wurde Vizeadmiral [[John Jervis, 1. Earl of St. Vincent|John Jervis]], dem Befehlshaber der britischen Mittelmeerflotte, von der [[Admiralität (Vereinigtes Königreich)|Admiralität]] die Anweisung erteilt ein Geschwader unter dem Kommando von Konteradmiral Horatio Nelson zu entsenden. Nelson war erst vor kurzem zur Flotte zurückgekehrt, nachdem er sich in Großbritannien von dem Verlust seines rechten Arms in der [[Angriff auf Santa Cruz de Tenerife (1797)|Schlacht von Santa Cruz de Tenerife]] im Juli 1797 erholt hatte. Nelson wurde ausdrücklich eine Verfolgung der französischen Flotte im gesamten Mittelmeerraum und ins [[Schwarzes Meer|Schwarze Meer]] erlaubt, sollte sich dies als deren Ziel herausstellen.{{Zitat|''Sie haben mit Ihrem Geschwader auf jede nur mögliche Weise festzustellen, wofür die -starken Kräfte ''[…]'' in Toulon, Marseille und Genua bestimmt sind.''}}<ref>Warner: ''Große Seeschlachten'' S. 148.</ref>
Seit April zogen britische Regierungskreise zunehmend auch Ägypten als Ziel des französischen Expeditionsheers in Betracht. Nachrichten, die per Schiff und durch Boten überbracht wurden, benötigten von London aus jedoch mehrere Wochen, bevor sie nach Gibraltar gelangten. Bevor diese Überlegungen daher Admiral Nelson erreichen konnten, war er am 2.&nbsp;Mai ausgelaufen und hatte sich am 9.&nbsp;Mai mit der HMS ''Alexander'', der HMS ''Orion'', der HMS ''Emerald'' und HMS ''Terpsichore'' sowie der Sloop HMS ''Bonne Citoyenne'' in Gibraltar vereinigt und segelte ins Mittelmeer. Obwohl er im Schutze der Dunkelheit aufbrach, wurde Nelsons Geschwader von den spanischen Streitkräften in [[Cádiz]] beobachtet, die daraufhin mehrere Schüsse abgaben, aber nur geringe Schäden verursachten.<ref>Bradford: ''Nelson'', Wordsworth Military, Ware, 1999, S. 170ff.</ref>


=== Wiedervereinigung der britischen Flotte ===
=== Napoleons Plan ===
Am 2.&nbsp;Mai erreichten die Briten die [[Îles d’Hyères]] in der Nähe von Toulon. Dort befanden sie sich in einer idealen Position, um den mit unbekanntem Ziel auslaufenden französischen Konvoi abzufangen.<ref>Lavery: ''Nelson and the Nile'', Caxton, London, 2003, S. 65.</ref> Am 21.&nbsp;Mai gerieten sie in einen schweren Sturm, bei dem die [[Vanguard (Schiff, 1790)|HMS ''Vanguard'']] schwer beschädigt wurde und für Reparaturen nach [[San Pietro (Insel)|San Pietro]] gebracht werden musste.<ref>Adkins: 2007, S. 9.</ref> Nelson entschied sich nach der Reparatur seines Flaggschiffs, zu seiner Ausgangsposition vor Toulon zurückzukehren. In einer im Vorfeld gegebenen Order hatte er festgelegt, dass Schiffe, welche die Verbindung zur übrigen Flotte verloren hatten, südlich vor Toulon etwa in Höhe des 42.&nbsp;Breitengrades kreuzen sollten. Träfen sie während dieses Manövers nicht innerhalb von zehn Tagen auf die ''Vanguard'', sollten die Schiffe nach Gibraltar zurückkehren.<ref>Keegan: 2004, S. 45f.</ref> Tatsächlich gelang es Nelson, bis zum 7.&nbsp;Juni vor der Küste von Toulon den größten Teil seines Geschwaders wieder zu vereinigen und dabei auch mit den Schiffen zusammenzutreffen, die ihm Jervis zur Verstärkung schickte.<ref>Maffeo: 2000, S. 243.</ref>
<small>Siehe auch den Hauptartikel [[Ägyptische Expedition]] </small>

Das [[Direktorium (Frankreich)|Direktorium Frankreichs]], hatte - wie von der britischen Regierung befürchtet - eine Invasion Großbritanniens erwogen. [[Napoléon Bonaparte|Napoleon]] dagegen hielt dies für eine riskante militärische Operation. Er erwog eine andere Möglichkeit, die konkurrierende britische [[Großmacht]] zu schwächen, und plante dazu, [[Indien]] militärisch zu bedrohen und den regen Osthandel zu unterbrechen. Dies hätte das weitere Bestehen Großbritanniens als Großmacht gefährdet.

Als erster Schritt dazu sollte zunächst das unter [[Osmanisches Reich|osmanischem]] Einfluss stehende [[Ägypten]] besetzt und die Engländer aus allen Besitzungen vertrieben werden, in die Napoleon vordringen konnte. Dies hätte eine Operationsbasis für eine militärische Operation gegen Indien geschaffen.

[[Charles de Talleyrand]], damals Außenminister des Direktoriums, fand Napoleons Vorhaben überzeugend, weil ein Sieg leicht zu erringen zu sein schien: Ägypten wurde zwar von einem osmanischen Gouverneur regiert, dieser verfügte jedoch über keine türkischen Garnisonen. Der einzige Widerstand würde von den lediglich 10.000 [[Mamelucken]] ausgehen. Deren militärische Stärke lag in der Kavallerie, die jedoch auf einem von Kanonen und Gewehren dominierten Schlachtfeld am Ende des 18. Jahrhunderts keine wirkliche militärische Bedeutung mehr hatte. Es war daher möglich, eine für diese Expedition ausreichende Truppe aufzustellen, ohne Frankreichs militärische Präsenz in Europa nachhaltig zu schwächen.

Nach anfänglichem Widerstand billigte das Direktorium den Plan Bonapartes und gab ihm den Auftrag, [[Ägypten]] zu besetzen und die Engländer aus allen Besitzungen zu vertreiben, „in die der General gelangen kann“. Er erhielt weiter den Befehl, die Landenge von [[Sues]] zu durchqueren, um eine französische Dominanz in der Region am [[Rotes Meer|Roten Meer]] zu erreichen. Im Sinne der Ideale der [[Französische Revolution|Französischen Revolution]] umfasste sein Auftrag auch die Anweisung, „das Los der Menschen in Ägypten zu verbessern“.

=== Die französischen Vorbereitungen auf die Expedition ===
Die Vorbereitungen für die Expedition waren verteilt auf [[Toulon]], [[Marseille]], [[Genua]], [[Korsika]] und [[Civitavecchia]] und wurden im wesentlichen von Napoleons [[Stabschef]] [[Louis Berthier]] organisiert. Toulon fungierte dabei als Heimathafen für die Kriegsflotte, die das Übersetzen des französischen Heeres über das Mittelmeer begleiten sollte. Handelsschiffen wurde das Verlassen der Häfen von Toulon und seiner Umgebung verboten: So konnten sehr schnell genügend [[Transportschiff]]e bereit gestellt werden. 280 Handelsschiffe beförderten 28.200 Mann [[Infanterie]], Ingenieure und Kanoniere sowie 2.800 Mann [[Kavallerie]], 1.230 Pferde mit 60 Feld- und 40 [[Belagerungsgeschütz]]en des französischen Expeditionsheers. 13 [[Linienschiff]]e, vier [[Fregatte|Fregatten]] und einige [[Kanonenboot]]e unter dem Oberbefehl von [[François-Paul Brueys d'Aigalliers|François-Paul Brueys D'Aigalliers]] begleiteten diese Flotte.

Am 19. Mai verließ der erste Teil des Expeditionsheers den Hafen von Toulon. Am 21. Mai schloss sich von [[Genua]] aus eine Flotte von 72 Schiffen an. Am 28. Mai stießen von [[Korsika]] her 22 Schiffe hinzu, am 30. Mai weitere 56 Schiffe, die von Civita Vecchia aus gestartet waren. Damit war das französische Expeditionsheer komplett und nahm Kurs in Richtung [[Sizilien]]. Bereits am 5. Juni umrundete es die Südspitze von [[Sardinien]].

== Das unbekannte Ziel ==
Die britische Regierung wusste, dass sich französische Truppen in der Nähe von Toulon, [[Marseille]] und Genua sammelten und eine große Flotte für ihren Transport bereitgestellt wurde. Sie hatte jedoch bis Mitte April nur sehr unklare Vorstellungen über das Ziel dieser erneuten französischen Kriegsanstrengungen. Die britische Admiralität erwog einen Angriff auf das [[Königreich Neapel|Königreich von Neapel]], auf Sizilien oder Portugal. Man schloss aber auch einen Angriff auf [[Irland]] nicht aus, den man als Vorbereitung einer Invasion der britischen Insel sah.

Die Order, die [[Horatio Nelson|Admiral Nelson]] von der britischen Admiralität erhielt, nannte diese vier möglichen Ziele und lautete daher:
:''Sie haben mit Ihrem Geschwader auf jede nur mögliche Weise festzustellen, wofür die starken Kräfte... in Toulon, Marseille und Genua bestimmt sind.'' (zitiert n. Warner, S. 148)
Sie autorisierte Nelson ausdrücklich für eine Verfolgung der französischen Flotte innerhalb des gesamten Mittelmeerraums und erlaubte ihm auch, ihr ins [[Schwarzes Meer|Schwarze Meer]] zu folgen, sollte sich dies als Ziel der geplanten militärischen Operation herausstellen.

Seit April diskutierten britische Regierungskreise zunehmend auch Ägypten als Ziel des französischen Expeditionsheers. Man verfügte jedoch damals über nicht ausreichend schnelle Kommunikationsmittel, um Admiral Nelson diese Möglichkeit mitzuteilen, bevor er seinen Heimathafen [[Gibraltar]] am 8. Mai verließ. Nachrichten mussten per Schiff und durch reitende Boten überbracht werden und benötigten von London nach Gibraltar mehrere Wochen, um ihren Empfänger zu erreichen.

== Nelsons Suche nach der französischen Flotte ==
=== Vertrieben vom Sturm ===
[[Bild:Horatio_Nelson.jpg|thumb|260px|Horatio Nelson, Darstellung des 19. Jahrhunderts]]
Nelson und die von ihm kommandierte Flotte befanden sich am 20. Mai 70 [[Seemeile]]n südlich von Toulon und damit in einer idealen Position, um die mit unbekanntem Ziel auslaufende französische Armada abzufangen. Am 21. Mai geriet das britische Geschwader jedoch in einen schweren Sturm, der die Schiffe weit von ihrer Position in Richtung der felsigen Küste von Korsika abtrieb und vor allem das Flaggschiff [[HMS Vanguard]] schwer beschädigte. Die drei [[Fregatte]]n, die Nelson zu diesem Zeitpunkt begleiteten, verloren völlig den Kontakt zum übrigen Geschwader. Statt im weiten Mittelmeerraum nach der französischen Armada zu suchen, entschied sich Nelson nach der Reparatur seines Flaggschiffs, zu seiner Ausgangsposition vor Toulon zurückzukehren. Dank eines abgefangenen französischen Handelsschiffes war Nelson darüber informiert, dass General Napoleons Armada am 19. Mai Toulon verlassen hatte. Vor Toulon hoffte Nelson jedoch, sich mit den vom Sturm abgetriebenen Schiffen seiner Flotte wieder zu vereinigen. Wie im 18. Jahrhundert üblich, hatte er den Schiffskommandeuren Anweisungen gegeben, sollte das Geschwader auseinander gerissen werden. Sie sollten südlich von Toulon etwa in Höhe des 42sten Breitengrad kreuzen und nach Gibraltar zurückkehren, wenn sie dort nicht binnen 10 Tagen auf die HMS Vanguard treffen sollten. Tatsächlich gelang es Nelson, sich auf diese Weise bis zum 7. Juni mit dem größten Teil seines Geschwaders wieder zu vereinigen und auch mit den Schiffen zusammenzutreffen, die ihm sein Vorgesetzter [[John Jervis, Earl of St. Vincent|Earl St. Vincent]] zur Verstärkung schickte. Lediglich die drei vom Sturm weit abgetriebenen Fregatten trafen nicht mit dem Geschwader zusammen.


=== Stopp in Neapel ===
=== Stopp in Neapel ===
Bereits seit Anfang Juni wusste Nelson, dass der französische Konvoi am 20.&nbsp;Mai Toulon verlassen hatte. Er vermutete, dass der französische Konvoi als nächstes Genua angelaufen hatte, um sich dort mit den anderen Teilen der Flotte zu vereinigen.
Nelson musste nun entscheiden, in welchem Teil des Mittelmeers er die französische Flotte suchen sollte. Von einem abgefangenen tunesischen Kriegsschiff wusste Nelson, dass die französische Flotte südlich der Spitze von Sizilien in östlicher Richtung segelnd gesehen worden sei. Nelson verwarf daher Portugal und Irland als mögliches Ziel des französischen Expeditionsheers und entschied sich, mit seiner Flotte nach Neapel zu segeln. Für diese Entscheidung sprachen mehrere Gründe. Am neapolitanischen Hof diente [[William Hamilton]] seit 34 Jahren als britischer Botschafter und verfügte über weitreichende Kontakte. Er hatte möglicherweise bereits detaillierte Informationen über weitere Sichtungen der französischen Flotte. Außerdem war der Premierminister des Königreichs von Neapel, Sir [[John Acton]], britischer Abstammung und seinem Heimatland immer noch wohl gesonnen. Admiral Nelson hoffte, dass er im Hafen von Neapel auch neuen Proviant erhalten würde.
Nelson, der durch eine [[Flaute]] bis zum 10.&nbsp;Juni behindert wurde und die französischen Absichten immer noch nicht kannte, segelte zunächst an der korsischen Küste entlang, bevor er am 12.&nbsp;Juni vor [[Elba]] ankerte und die HMS ''Mutine'' nach Civitavecchia schickte, um Informationen einzuholen. Unfähig, das Ziel der Franzosen ausfindig zu machen, fuhr Nelson weiter nach Süden.<ref>Keegan: 2004, S. 48.</ref>

Von einem abgefangenen tunesischen Kriegsschiff erfuhr er am 13.&nbsp;Juni, dass die französische Flotte südlich der Spitze von Sizilien gesehen worden war.<ref name="Lavery122." /><ref name="Adkins13ff." /> Nelson hielt Portugal und Irland als mögliches Ziel des französischen Expeditionsheers für wenig wahrscheinlich und entschied sich, mit seiner Flotte nach Neapel zu segeln. Für diese Entscheidung sprachen mehrere Gründe. Am neapolitanischen Hof diente [[William Hamilton]] seit 34 Jahren als britischer Botschafter und verfügte über weitreichende Kontakte.<ref name="Lavery122." /> Obwohl der neapolitanische Premierminister [[John Acton]] bereits Berichte darüber übermittelt hatte, dass die Franzosen nach Ägypten segelten, gab Hamilton dies nicht an Nelson weiter, sondern informierte ihn lediglich darüber, dass Napoleons Flotte Sardinien passiert hatte und wahrscheinlich in Richtung Malta segelte.<ref group="A">Der Historiker Brian Lavery geht davon aus, dass Hamilton der Überzeugung war, dass es sich dabei um gezielte französische Desinformation handelte und sie daher nicht weiterleitete vgl. Laverty: S. 124., S. 134.</ref>
Am 17. Juni ankerte Nelsons Flotte in der Nähe des Hafens von Neapel. Tatsächlich erhielt er dort nicht nur Proviant, sondern von Hamilton auch die Information, dass die französische Flotte in Richtung [[Malta]] segelte. Hamilton teilte allerdings nicht mit, dass man vermutete, dass die französische Flotte von dort aus in Richtung Ägypten weiter segeln würde. Obwohl Hamilton diese Möglichkeit in Berichten an die britische Regierung festhielt, war er möglicherweise der Überzeugung, dass ihm dies als bewusste französische Desinformation zugespielt worden war.
[[Datei:Sir William Hamilton by Sir Joshua Reynolds bw.jpg|mini|Der britische Diplomat William Hamilton]]

In London dagegen war man sich mittlerweile sicher, dass die französische Flotte auf dem Weg nach Ägypten war. Die Wissenschaftler, die auf Einladung Napoleons an der Ägyptischen Expedition teilnahmen, hatten sich als die undichte Stelle erwiesen, die das Ziel der französischen Flotte verrieten. So berichtete beispielsweise der [[Mineralogie |Mineraloge]] De Dolmineu an den [[Göttingen|Göttinger]] Naturwissenschaftler De Luc, dass man für die Expedition Bücher über Ägypten, Persien und Indien sammele. Er teilte ihm auch mit, dass es auch Ziel der Expedition sei, den Handel zwischen Indien und Großbritannien zu unterbrechen. De Luc war allerdings nicht nur Professor der [[Universität Göttingen]] sondern auch Mitglied des Hofstaates der britischen Königin [[Charlotte]], der Ehefrau von [[Georg III. (Großbritannien)|Georg III.]]. Die eingeschränkten Kommunikationsmöglichkeiten des 18. Jahrhunderts erlaubten es jedoch nicht, Nelson diese Information rechtzeitig zur Verfügung zu stellen.

=== Die Entscheidung für Alexandria ===

Am 18. Juni legte Nelsons Flotte mit Malta als Ziel in Neapel ab. Nelson wusste zu dem Zeitpunkt nicht, dass die französische Armada dort bereits am 9. Juni eintraf, und Malta sich den französischen Truppen kampflos ergeben hatte. Am 19. Juni, nur einen Tag, nachdem Nelson in Neapel ablegte, legte auch Napoleons Flotte wieder von Malta ab.

Nelson erfuhr von der Niederlage Maltas am 22. Juni, als die britische Flotte eine [[Brigg]] abfing, die von Ragusa – dem heutigen [[Dubrovnik]] – kam und bereits über den Fall von Malta informiert war. Der Kapitän der Brigg gab jedoch an, Napoleon hätte Malta bereits am 16. Juni verlassen. Diese Falschinformation führte dazu, dass Nelson während der nächsten Wochen unterschätzte, in wie großer Nähe er sich bereits zur französischen Armada befand.
[[Bild:Mediterranean rel82.jpg|thumb|300px|Das Mittelmeer - Nelsons Herausforderung lag darin herauszufinden, was das Ziel der französischen Armada war]]
Nelson musste nun entscheiden, welches weitere Ziel die französische Flotte nehmen würde. Ein Angriff auf Portugal und Spanien war ausgeschlossen; dazu befand sich die Flotte Napoleons zu weit östlich im Mittelmeer. Denkbare Ziele einer von Malta ablegenden Flotte konnten aber Sizilien oder das Schwarze Meer sein – auch Ägypten bot sich von hier aus als Ziel an. Nach einer Beratung mit seinen Kommandeuren entschied sich Nelson, die französische Flotte vor Alexandria zu suchen. Ausschlaggebend für die Entscheidung, in Richtung Alexandria zu segeln, waren die Windverhältnisse und die Nähe zu Sizilien. Nelson war sich sicher, dass ihn Nachrichten über einen Angriff der Franzosen auf Sizilien bereits erreicht hätten, wäre dieser erfolgt.

Die Windverhältnisse standen für Nelson günstig; während der nächsten sechs Tage legte er mitunter bis zu 150 Seemeilen innerhalb von 24 Stunden zurück. Militärhistoriker vermuten, dass Nelson bereits am 22. Juni nur noch einen Abstand von 30 Seemeilen zur französischen Flotte hatte und an ihr in der folgenden Nacht vorbeisegelte. In den [[Logbuch|Logbüchern]] der britischen Flotte ist tatsächlich festgehalten, dass man am Horizont die Masten von vier Schiffen entdeckte, die man wenig später als vier Fregatten identifizierte. Obwohl einige der britischen Kommandeure die entdeckten vier Fregatten als eindeutiges Anzeichen einer in der Nähe segelnden großen Armada ansahen, gab Nelson die Anweisung, diese nicht weiter zu verfolgen, sondern mit größtmöglicher Geschwindigkeit weiter in Richtung Alexandrien zu segeln. Diese Entscheidung Nelsons, die auf Unverständnis bei seinen Kommandeuren traf und auch aus heutiger Sicht schwer nachvollziehbar ist, ist vermutlich auf die fehlenden Fregatten in Nelsons Flotte zurückzuführen. Ohne diese schnellen Schiffe war Nelson nicht in der Lage, eine hinreichende Aufklärung zu betreiben.

Am 28. Juni erreichte die britische Flotte den Hafen von Alexandria – von der französischen Flotte war allerdings nichts zu sehen. [[Thomas Masterman Hardy|Thomas Hardy]] legte mit der Mutine im Hafen an und kam mit schlechten Nachrichten zurück. Der Kommandant der osmanischen Festung hatte erklärt, dass er bisher keinerlei französische Flotte gesehen hätte und dass sich Frankreich nicht im Krieg mit dem osmanischen Reich befände. Entsprechend dem damaligen Gewohnheitsrecht gestattete der Kommandeur der britischen Flotte, sich mit Trinkwasser zu versorgen. Er forderte sie jedoch auch auf, den Hafen binnen 24 Stunden wieder zu verlassen. Nelson kam zu der Überzeugung, eine Fehlentscheidung getroffen zu haben. Er ließ seine Flotte in Richtung [[Antalya]] weitersegeln.
Nur 24 Stunden später legte die französische Flotte östlich von Alexandrien an und wenig später betraten die ersten französischen Truppen ägyptischem Boden.

=== Nelsons Suche im östlichen Mittelmeerraum ===

Am 4. Juli erreichte Nelsons Flotte die Küste von [[Antalya]], segelte von dort aus weiter in Richtung der Südspitze von [[Kreta]]. Am 20. Juli hatte er wieder Sizilien erreicht. Von [[Syrakus]] aus sendete Nelson drei Briefe an seine Frau, an [[William Hamilton]] und an seinen Vorgesetzten Admiral Lord St. Vincent. In allen drei Briefen klingt die Frustration der vergeblichen Suche nach der französischen Flotte durch. An seine Frau schrieb er:
: ''Ich war bislang nicht in der Lage, die französische Flotte zu finden, aber niemand wird sagen können, dass es am mangelnden Versuch gelegen hat. '' (zit. n. Keegan, S. 59)
Sowohl gegenüber Hamilton und als auch seinem Vorgesetzten Earl St. Vincent gegenüber beklagte er, dass es seiner Flotte an Fregatten fehlte, die auf Grund ihrer Schnelligkeit als Erkundungsschiffe hätten dienen können.

In den nächsten Tagen fing Nelsons Flotte jedoch vor der griechischen Küste mehrere Handelsschiffe ab. Befragungen der Schiffsbesatzungen ergaben ein genaueres Bild der französischen Flottenbewegungen der letzten vier Wochen und bei Nelson verdichtete sich die Gewissheit, dass sich die französische Flotte irgendwo vor der Küste Syriens befinden musste – einem Gebiet, das nach damaligem Verständnis auch den Bereich des heutigen [[Israel]]s und [[Libanon]]s umfasste. Am 29. Juli ließ Nelson seine Flotte erneut in Richtung Alexandrien segeln. Am 1. August erreichte man ein zweites Mal den Hafen von Alexandrien. Im Hafen befanden sich wie am 30. Juni erneut keine französischen Schiffe, ein Posten konnte jedoch von seinem Ausguck auf der Goliath Mastspitzen in östlicher Richtung sehen. Wenig später wurde seine Sichtung vom Posten auf der Zealous bestätigt.

== Die französische Flotte in der Abukir-Bucht==
Napoleon, der sich mit seinem Heer mittlerweile im ägyptischen Innenland befand, hatte dem [[François-Paul Brueys d'Aigalliers|François-Paul Brueys D'Aigalliers]] die Anweisung gegeben, die französische Flotte in der Nähe der ägyptischen Küste zu ankern. Die Marabout Bucht, an der die französischen Truppen anlandeten, hatte sich als ungeeigneter Ankerplatz erwiesen und Alexandrias Hafen hätte von einer feindlichen Flotte einfach blockiert werden können. Brueys entschied sich daher, die Flotte in der Abukir-Bucht zu ankern. Er war der Überzeugung, dass hier der britischen Flotte ein Angriff – den Brueys für wahrscheinlich hielt – nahezu unmöglich sei.

Die Abukir-Bucht erstreckt sich in einem Halbkreis über eine Breite von 16 Meilen, von [[Kap Abukir]] bis zur [[Rosettamündung]] des [[Nil]]s. Dort wo die antike Stadt [[Kanopus]] lag, befand sich das damalige Dorf [[Abukir]]. Die [[Küste]] fällt hier langsam in das [[Mittelmeer]] ab. Deshalb musste die französische Flotte 3 Meilen seewärts verankert werden. Der einzige natürliche Schutz bestand aus der kleinen Abukir-Insel und einigen Felsen und Sandbänken.

Die französische Flotte war in einer Linie zu Küste verankert. Eine solche Aufstellung verwandelte die Flotte in eine lang gestreckte schwimmende [[Küstenbatterie]], die von der Abukir-Insel aus verlief. Die Landenge zwischen der Abukir-Insel und dem Festland hielt Brueys aufgrund unzureichender Seekarten für unpassierbar. Er war außerdem der Überzeugung, dass er seine Schiffe so dicht an der Küste geankert hätte, dass Kriegsschiffe hinter seiner Linie keinen ausreichenden Manövrierraum finden würden.

== Verlauf der Schlacht ==
=== Foleys Entscheidung ===
[[Image:Battle of Aboukir Bay.png|thumb|250px|Verlauf der Schlacht; die britischen Schiffe sind in Rot eingezeichnet, die französischen in Blau]]
Als die ''Heureux'' am frühen Nachmittag des 1. August 1798 die ''Zealous'' sichtete, war Brueys nicht weiter beunruhigt. Er ließ Rückrufsignale für die Arbeitskommandos setzen, denn die Hälfte seiner Besatzungen begaben sich täglich an Land, um entweder Brunnen zu graben oder Proviant zu beschaffen. Über 4000 Mann erreichten ihre Schiffe nicht mehr und mussten der Schlacht von Land aus zusehen.

Das britische [[Geschwader]] hatte indessen den stehenden Befehl, dass einem vor Anker liegenden Gegner keinerlei Zeit für die Vorbereitung gegeben werden sollte; trotz der Tageszeit begann sofort der Angriff. Um 15 Uhr wurde das Signal "Klar zum Gefecht" gehisst. Um 17:30 Uhr standen die britischen Schiffe aus [[Nordwest]] kommend in [[Kiellinie]] [[querab]] von der Abukir-Insel. Die Schlacht begann kurz nach 18 Uhr, als das Tageslicht schon nachließ.

Foley, der die ''Goliath'' kommandierte, hielt anders als der französische Admiral Brueys die Landenge zwischen der Abukir-Insel und der Festlandküste für manövrierbar. Er besaß möglicherweise einen französischen [[Atlas (Kartographie)|Atlas]], der nur zwanzig Jahre alt war und die Tiefen in der Bucht angab. Auch dass die französische Flotte in der Lage gewesen war, die Schiffe in einer langen Linie vor der Küste zu verankern, ließ Foley darauf schließen, dass hinter der französischen Linie das Wasser noch eine ausreichende Tiefe hatte, um sein Schiff dort zu manövrieren. Foleys mutige und schnelle Entscheidung, die französische Linie nach innen zu durchbrechen, war genau die Initiative, die Nelson von seinen [[Kommandant]]en erwartete; sie bestimmte den ganzen Verlauf der Schlacht. Der ''Goliath'' folgten die britischen Schiffe ''Zealous'', ''Audacios'', ''Orion'' und ''Theseus'', während der Rest der [[Marine|Flotte]] in Kiellinie von See aus angriff, was die Wucht des Angriffes verdoppelte.

Nelson erläuterte später [[Richard Howe|Lord Howe]] seine [[Taktik]]:
:''„Indem ich die Vorhut und das Zentrum des Gegners angriff, und weil der Wind genau in Richtung seiner Linie wehte, konnte ich jede beliebige Stärke gegenüber wenigen Schiffen zur Geltung bringen.“'' (zit. n. Warner, S. 152)
So wurde beispielsweise die ''Guerrier'', die sich an der Spitze der französischen Linie befand, nacheinander von der ''Goliath'', der ''Zealous'', der ''Audacious'', der ''Orion'' und der ''Theseus'' unter Beschuss genommen und war binnen Kürze gefechtsuntauglich.

=== Die Explosion der L’Orient===
[[Image:Aboukir.jpg|thumb|280px|Das französische Flaggschiff ''L'Orient'' explodiert am 1. August 1798 um 22 Uhr, zeitgenössisches Gemälde von [[Arnald George]]]]
Dank Foleys Entscheidung, sein Schiff zwischen die Küste und die französische Linie zu steuern, erhielten die vorderen französischen Schiffe von zwei Seiten Beschuss. Ähnlich wie die französische ''Guerrier'' waren auch die ''Aquilon'', die ''Peuple Souverain'' und die ''Spartiate'' sehr schnell stark beschädigt. Die waffenstärksten französischen Schiffe – darunter das französische Flaggschiff [[L'Orient (Schiff)|L'Orient]] - befanden sich jedoch in der Mitte der französischen Linie. Die britische ''Bellerophon'' erlitt schweren Schaden, als sie sich gegenüber diesem Schiff positionierte, verlor zwei ihrer drei Masten und trieb im Verlauf der Schlacht seewärts ab. Gegen 22 Uhr nahmen jedoch die britischen Schiffe ''Swiftsure'' und ''Alexander'' die L’Orient unter Beschuss, auf deren Deck bald Feuer ausbrach. Der Kapitän der ''Swiftsure'' ordnete gezielte Schüsse in die Flammen an, um die Löscharbeiten der französischen Crew zu behindern. Der französische Admiral Brueys, der sich auf diesem Schiff befand, war zu diesem Zeitpunkt bereits schwer verwundet, beharrte jedoch darauf, an Deck zu bleiben. Wenig später wurde er von einem Schuss getroffen, der ihn tötete.

Das sich weiter ausbreitende Feuer auf der L’Orient ließ eine Explosion des Munitionslagers befürchten. Die meisten der britischen und französischen Kommandeure, deren Schiffe sich in unmittelbarer Nähe befanden, entschieden sich daher, ihre Anker zu hieven und ihre Schiffe in eine größere Entfernung zur L’Orient zu bringen. Die französischen Schiffe ''Heureux'' und ''Mercure'' strandeten in Folge dessen an der Festlandküste. Wenig später explodierte die L’Orient; Schiffs- und Leichenteile wurden durch die Wucht der Explosion eine Seemeile weit in der Bucht verstreut und der Lärm der Explosion war bis in das neun Seemeilen weit entfernt liegende Alexandria zu hören. Es war der entscheidende Wendepunkt der Schlacht. Die ersten sechs Schiffe der französischen Linie befanden sich in britischer Hand; ''Heureux'' und ''Mercure'' feuerten zwar noch ihre Kanonen ab, waren jedoch manövrierunfähig.

[[Pierre Charles Jean Baptiste Silvestre de Villeneuve|Villeneuve]] an Bord der ''Guillaume Tell'' entschloss sich angesichts der hoffnungslosen Lage der französischen Flotte zur Flucht und konnte gemeinsam mit der ''Généreux'' und den Fregatten ''Justice'' und ''Diane'' nach [[Korfu]] entkommen. Die mittlerweile mastenlosen ''Tonnant'' und ''Timoléon'' setzten ihren aussichtslosen Kampf bis in den Nachmittag des 2. August fort; danach gab die ''Tonnant'' auf; die Crew der ''Timoléon'' dagegen setzte ihr Schiff in Brand und ruderte in den Beibooten an Land, um der Gefangennahme zu entkommen.

== Die Einordnung der Schlacht ==
=== Die Opfer ===
Von Brueys' dreizehn Linienschiffen und vier Fregatten waren elf Linienschiffe und zwei Fregatten verloren gegangen. Brueys selber sowie sieben weitere französische Kommandanten waren gefallen, mehr als 5000 französische [[Matrose]]n waren entweder tot oder wurden vermisst – mehr als 1.000 Matrosen waren allein bei der Explosion der L’Orient zu Tode gekommen. Die Vernichtung der französischen Flotte war so vollständig, dass sie gelegentlich mit der verheerenden Niederlage verglichen wird, den die japanische Marine der russischen in der [[Schlacht von Tsushima]] 1905 bereitete.

Die Engländer beklagten insgesamt 208 Tote und 677 Verwundete. Im britischen Geschwader hatte jedes Schiff schweren Schaden genommen: ''Culloden'' war im Verlauf der Schlacht auf Grund gelaufen und die ''Bellerophon'' und die ''Majestic'' hatten ihre Masten verloren. Alle britischen Schiffe konnten aber wieder repariert werden.

Die hohe Anzahl der Opfer, die diese Schlacht forderte, ist vor allem darauf zurückzuführen, dass die Schiffe mit der Breitseite zueinander ankerten und aus größter Nähe aufeinander feuerten. Seeschlachten, die auf offener See geführt wurden, hatten aufgrund der höheren Manövrierfähigkeit in der Regel weniger Opfer zu Folge.

=== Die Auswirkung der Schlacht von Abukir ===
Der französische Plan eines Vormarsches nach Indien war mit der Niederlage in der Seeschlacht bei Abukir gescheitert; gleichzeitig war es der erste größere Rückschlag Napoleons. Die britische Vorherrschaft zur See war dagegen für den Rest der [[Koalitionskriege]] sichergestellt. Mit der [[Schlacht von Trafalgar]] sieben Jahre später, bei der Nelson über eine französisch-spanische Flotte siegte, wurde diese endgültig für mehr als ein Jahrhundert gesichert.

Nelson wurde für seinen Sieg in der Schlacht bei Abukir in den britischen Adelsstand erhoben. Die [[Ostindische Kompanie]], die Nelson über den Ausgang der Schlacht informierte, indem er einen seineق Offiziere von Alexandrien aus nach Indien sendete, zeigte ihm gegenüber ihre Dankbarkeit, in dem sie ihm 10.000 Pfund schenkten. Zahlreiche Ehrungen erwies ihm auch das Königreich von [[Neapel-Sizilien]], deren Königin [[Maria Karolina von Österreich|Maria Karolina]] - eine Schwester der hingerichteten französischen Königin [[Marie Antoinette]]s - eine entschiedene Gegnerin der französischen Republik war.


=== Entscheidung für Alexandria ===
Für die Karriere von Napoleon Bonaparte blieb die verheerende französische Niederlage von Abukir nahezu folgenlos. Sie wurde von dem Triumph der erfolgreichen ägyptischen Expedition in den Schatten gestellt.
Am 18.&nbsp;Juni nahm Nelson schließlich die Verfolgung auf und passierte am 20.&nbsp;Juni die [[Straße von Messina]]. Am 22.&nbsp;Juni erhielt Nelson die Nachricht, dass Napoleon Malta bereits erobert hatte und am 16.&nbsp;Juni wieder in See gestochen sei.<ref>Gardiner: 2001 S. 21.</ref> In Wirklichkeit waren die Franzosen erst am 19.&nbsp;Juni aufgebrochen, sodass Nelsons Flotte nur noch 60 Seemeilen (110&nbsp;km) von ihnen entfernt war.<ref>Bradford: 1999, S. 181.</ref><ref>Rodger: ''The Command of the Ocean'' S. 459.</ref><ref name="Adkins13ff." />
<ref>Gardiner: 2001, S. 29.</ref> Aus Sicht von Nelson war mittlerweile völlig ausgeschlossen, dass die Franzosen Portugal oder Irland ansteuerten; dazu befand sich die Flotte Napoleons zu weit östlich im Mittelmeer. Denkbare Ziele einer von Malta ablegenden Flotte konnten aber Sizilien oder das Schwarze Meer sein; auch Ägypten bot sich von hier aus als Ziel an. Nelson war sich sicher, dass ihn Nachrichten über einen Angriff der Franzosen auf Sizilien bereits erreicht hätten, wäre dies das Ziel Napoleons gewesen.<ref name="Adkins13ff." /> Nelson legte zusammen mit seinen Offizieren Ägypten als das wahrscheinlichste Ziel Napoleons fest, da es der beste Ort im Mittelmeer war, von dem aus er Indien bedrohen konnte.<ref>Padfield: ''Nelson's War'', Wordsworth Military, Ware, 2000, S. 114</ref> Nelson wandte sich daraufhin nach Südosten in Richtung Alexandria.<ref name="Clowes353ff." />


Auch in London war man sich mittlerweile sicher, dass die französische Flotte auf dem Weg nach Ägypten war. Die Wissenschaftler, die auf Einladung Napoleons an der ägyptischen Expedition teilnahmen, hatten sich als die undichte Stelle erwiesen, die das Ziel der französischen Flotte verriet. So schrieb beispielsweise der [[Mineralogie|Mineraloge]] [[Déodat Gratet de Dolomieu]] an den [[Göttingen|Göttinger]] Naturwissenschaftler [[Jean-André Deluc]], dass man für die Expedition Bücher über Ägypten, Persien und Indien sammele. Er teilte ihm auch mit, dass es Ziel der Expedition sei, den Handel zwischen Indien und Großbritannien zu unterbrechen. Deluc war allerdings nicht nur Professor der [[Georg-August-Universität Göttingen|Universität Göttingen]], sondern auch Mitglied des Hofstaates der britischen Königin [[Sophie Charlotte von Mecklenburg-Strelitz|Charlotte]].<ref>Keegan: 2004, S. 51f.</ref>
==Erinnerungen an die Schlacht: Kunst, Literatur und Denkmäler ==
[[Datei:Mediterranean rel82.jpg|mini|Das Mittelmeer – Nelsons Herausforderung lag darin, herauszufinden, welchen Kurs der französische Konvoi nahm]]
Die Seeschlacht bei Abukir ist mehrfach von britischen [[Seestück|Marinemalern]] dargestellt worden. Gemälde von [[Arnald George]] und [[Luny Thomas]] zeigen die Schlacht in den dramatischen Momenten, in denen die französischen Schiffe in Flammen standen.
Nelsons Reise von Sizilien nach Alexandria verlief ohne größere Zwischenfälle. Da er nicht über genügend schnelle Schiffe als Späher verfügte, erhielt er keine weiteren Information über die französische Flotte.<ref name="James153ff." /> Das Problem hatte sich bereits am 22.&nbsp;Juni entscheidend ausgewirkt, als die britische Flotte vier Segel in südöstlicher Richtung sichtete. Doch da er davon ausging, dass die Franzosen fünf Tage voraus waren, befahl er den Kurs fortzusetzen, um Alexandria so schnell wie möglich zu erreichen.<ref>Keegan: 2004, S. 56.</ref> Hätte Nelson über Fregatten verfügt, hätten sie vielleicht entdeckt, dass es sich um Aufklärer der französischen Hauptflotte handelte, die sich in geringer Entfernung befand.<ref name="Adkins13ff." /> Im Gegenzug hatten die Franzosen die britische Flotte gesichtet, die daraufhin die Richtung leicht nach Norden änderte.<ref>Bradford: 1999, S. 182.</ref> Infolgedessen passierte Nelsons Flotte in der Nacht bei dichtem Nebel die Franzosen östlich von Malta ohne von ihnen zu wissen.<ref>Maffeo: 2000, S. 258.</ref>


Am 28.&nbsp;Juni erreichte die ''Mutine'' Alexandria, wo sie feststellte, dass die französische Flotte nicht im Hafen lag. Nachdem Nelson Alexandria erreicht hatte, wurde versucht, mit dem britischen Konsul George Baldwin Kontakt aufzunehmen, was jedoch scheiterte, da dieser kurz zuvor die Stadt verlassen hatte.<ref>Mostert: 2007, S. 256ff.</ref> Eine Nachricht, die vor dem Herannahen der Franzosen warnte, wurde an den osmanischen Gouverneur Sayyid Muhammad Kurayyim übermittelt. Kurayyim antwortete, er habe die französische Flotte nicht gesehen und werde die Neutralität des [[Osmanisches Reich|Osmanischen Reiches]] durchsetzen und sowohl den Briten als auch den Franzosen die Einfahrt in den Hafen gestatten oder erlauben, an der Küste zu landen.<ref name="Clowes353ff." /> Nachdem Nelson bis zum 29.&nbsp;Juni vergeblich auf das Eintreffen der Franzosen gewartet hatte, entschied er, nach Nordosten in Richtung [[Korfu]] umzukehren. Wenig später betraten die ersten französischen Truppen ägyptischen Boden.<ref>Keegan: 2004, S. 58.</ref><ref name="Adkins13ff." />
Ein literarisches Denkmal fand die Seeschlacht auch in [[Felicia Hemans]] [[Gedicht]] „[[Casabianca]]“, dass vielen Briten vor allem wegen seiner ersten, häufig parodierten Zeile „The boy stood on the burning deck“ bekannt ist. Es schildert den Tod des erst zwölfjährigen Sohnes von [[Louis de Casabianca]], der auf dem von seinem Vater kommandiertem franzsösischem Flaggschiff „L’Orient“ Dienst tat und während der [[Explosion]] des Schiffes ums Leben kam.


=== Suche im östlichen Mittelmeerraum ===
Ein Denkmal, dass an die Seeschlacht von Abukir erinnern soll, befindet sich in der Nähe von [[Stonehenge]]. Es besteht aus einer Vielzahl kleiner Birkenhaine, die als „Nile Clumps“ bezeichnet werden. Nach lokaler Legende repräsentieren jeder der Birkenhaine ein Schiff der französischen und britischen Flotte dar. Die Anpflanzung soll auf [[Lady Hamilton|Emma Hart]], die spätere Geliebte Admirals Nelsons zurückzuführen sein. Sie freundete sich nach Nelsons Tod mit der Marquess of Queensbury, einer örtlichen Großgrundbesitzerin an und überzeugte sie gemeinsam mit Thomas Hardy, dieses ungewöhnliche Denkmal zu pflanzen. Nicht alle Birkenhaine stehen mehr. Die meisten befinden sich heute auf Land des [[Stonehenge Historic Landscape]], dass dem britischen [[National Trust]] gehört. Zur Zeit bestehen Pläne, einige dieser Birkenhaine wieder anzupflanzen.
Am 4.&nbsp;Juli erreichte die britische Flotte die Küste von [[Antalya]], segelte von dort aus weiter in Richtung der Südspitze von [[Kreta]] und erreichte am 20.&nbsp;Juli wieder Sizilien. Von [[Syrakus]] aus sandte Nelson drei Briefe an seine Frau, an William Hamilton und an seinen Vorgesetzten Admiral Jervis. In allen drei Briefen klingt die Frustration der vergeblichen Suche nach der französischen Flotte durch. An seine Frau schrieb er:
{{Zitat|''Ich war bislang nicht in der Lage, die französische Flotte zu finden, aber niemand wird sagen können, dass es am mangelnden Versuch gelegen hat.''}}<ref>Keegan, 2004, S. 59.</ref>
Sowohl gegenüber Hamilton als auch Jervis beklagte er den Mangel an Fregatten, die aufgrund ihrer Schnelligkeit als Erkundungsschiffe hätten dienen können.<ref>Adkins: 2007, S. 18f.</ref> Am 24.&nbsp;Juli verließ die britische Flotte Syrakus und fing in den nächsten Tagen mehrere Handelsschiffe ab. Befragungen der Schiffsbesatzungen ergaben, dass die Franzosen weder im östlichen Mittelmeer noch in der [[Adriatisches Meer|Adria]] oder in der [[Ägäisches Meer|Ägäis]] gesichtet worden waren. Damit verdichtete sich die Gewissheit, dass das Ziel der französischen Flotte entweder Ägypten oder [[Syrien]] sein musste.<ref>Bradford: 1999, S. 195.</ref> Am 29.&nbsp;Juli ließ Nelson seine Flotte erneut in Richtung Alexandria segeln. Selbst wenn die französische Flotte dort nicht anzutreffen wäre, war es sehr wahrscheinlich, dass man in Alexandria das tatsächliche Ziel in Erfahrung bringen konnte.<ref>Keegan: 2004, S. 60.</ref> Am 1.&nbsp;August erreichten die Briten erneut die ägyptische Küste. Die HMS ''Swiftsure'' und HMS ''Alexander'' wurden abkommandiert, um den Hafen von Alexandria zu untersuchen. Doch bis auf die Transportschiffe war der Hafen leer. Trotz der anfänglichen Enttäuschung befahl Nelson seinen Schiffen, die Küste abzusuchen, und um 14.00 Uhr sichteten die Ausgucke der HMS ''Zealous'' die Franzosen in der Bucht von Aboukir.<ref>Padfield: 2000, S. 118.</ref>


== Archäologie ==
== Ausgangslage ==
Die [[Bucht von Abukir]] erstreckt sich in einem Halbkreis über eine Breite von 30&nbsp;km von [[Kap Abukir]] bis zur [[Rosette (Ägypten)|Rosettamündung]] des [[Nil]]s. 1798 war die Bucht an ihrem westlichen Ende durch ausgedehnte felsige Untiefen geschützt, die sich von einer Landzunge, die von der Burg Aboukir verteidigt wurde, über 4,8&nbsp;km in die Bucht hineinzogen. Ein kleines, auf einer Insel zwischen den Felsen gelegenes Fort sicherte die Untiefen.<ref>Clowes: 1997, S. 357.</ref><ref>Maffeo: 2000, S. 268f.</ref> Weitere Untiefen verliefen ungleichmäßig im Süden der Insel und erstreckten sich in einem groben Halbkreis etwa 1.510&nbsp;m vom Ufer entfernt über die Bucht. Diese waren zu flach, um die Durchfahrt größerer Kriegsschiffe zu ermöglichen. Daher ließ d’Aigalliers seine Schiffe in [[Kiellinie (Formation)|Schlachtlinie]] entlang der nordöstlichen Kante der Untiefen bis zum Süden der Insel aufstellen. Die Vorhut, angeführt von der ''Guerrier'', befand sich 2.200&nbsp;m südöstlich von Aboukir und etwa 910&nbsp;m vom Rand der Untiefen entfernt, die die Insel umgaben. Daher ging d’Aigalliers davon aus, dass die Linie dort undurchdringlich sei und dass die Briten somit gezwungen sein würden, die Nachhut und das Zentrum seiner Flotte anzugreifen. Deshalb platzierte er die ''Orient'' und die ''Guillaume Tell'' an diesen Punkten, um die britische Flotte dort zu binden, während die Vorhut den vorherrschenden Nordostwind für einen Gegenangriff nutzte.<ref>Padfield: 2000, S. 120.</ref>
1998 und 1999 wurden Wracks der französischen Flotte von dem Unterwasser-Archäologen [[Franck Goddio]] wieder entdeckt. Im Jahre [[2000]] fand [[Paolo Gallo]], ein [[Italien|italienischer]] [[Archäologe]] eine Grabstätte auf einer heute als „Nelsons Insel“ bezeichnetem Eiland in der Abukir-Bucht. Das Grab enthält die Überreste von Seemännern und Offizieren; es befinden sich in dem Grab auch die Überreste 3 weiblicher Skelette sowie zweier Kleinkinder. Der britische Archäologe Nick Slope konnte belegen, dass einige der im Grab Bestatteten Tote der Seeschlacht bei Abukir waren; andere Tote sind auf eine Expedition aus dem Jahre 1801 zurückzuführen. Sicher ist, dass zwei der weiblichen Toten sowie die verstorbenen Kleinkinder im Jahre 1801 gestorben sind. Für das dritte weibliche Skelett ist dies nicht sicher. Dies hat in Zusammenhang mit einem Bericht eines an der Seeschlacht von Abukir beteiligten Seemanns, der unter anderem erwähnt, dass Frauen Munition aus den Munitionslagern zu den Kanonen brachten, zu weitreichenden Spekulationen darüber geführt, inwieweit auch Frauen auf den britischen Kriegsschiffen des 18. Jahrhunderts dienten.


Nachdem Napoleon Alexandria am 2.&nbsp;Juli eingenommen hatte, erhielt Admiral François-Paul Brueys d’Aigalliers die Anweisung, die französischen Kriegsschiffe in der Nähe der ägyptischen Küste ankern zu lassen. Der Hafen von Alexandria hatte sich als zu flach für die französischen Schiffe erwiesen. Daher befahl Napoleon, in die Bucht von Aboukir, 32&nbsp;km nordöstlich von Alexandria, auszuweichen. Falls er diesen Ankerplatz für zu unsicher hielte, sollte d’Aigalliers nach Korfu segeln und nur leichte Schiffe zurücklassen, die bequem in Alexandria ankern konnten.<ref>Mostert: 2007, S. 257f.</ref> In Aboukir diskutierte d’Aigalliers mit seinen Offizieren, wie zu verfahren sei, falls Nelson sie in der Bucht entdecken sollte. Als d’Aigalliers schließlich davon erfuhr, dass am 21.&nbsp;Juli lediglich vor Alexandria Schiffe gesichtet worden waren, kam er zu dem Schluss, dass keine Gefahr eines bevorstehenden Angriffs bestand, und traf daher keine Vorkehrungen für einen möglichen Angriff.<ref>Warner: S. 65.</ref>
Am 18. April 2005 erhielten die in dem Grab gefundenen Toten ein militärisches Ehrenbegräbnis durch die Mannschaft des britischen Schiffs [[HMS Chatham (F87)|HMS ''Chatham'']], das sich zu dieser Zeit in ägyptischen Gewässern aufhielt.


=== Großbritannien ===
== Übersicht über die an der Schlacht beteiligten Schiffe ==
{| style="background:#ffffff;" border="0"
{| class="wikitable" width="75%"
|----
| valign="top" |
{| {{prettytable}}
|- bgcolor="#efefef"
| Franzosen || Kanonen || Kapitän
|-----
| [[Le Guerrier]] || 74 || [[Jean François Trullet]]
|-
|-
!colspan="7"|<ref>Adkin: ''The Trafalgar companion'', Aurum Press, London, 2005, S. 294.</ref>
| [[Le Spartiate]] || 74 || [[Maurice Emeriau]]
|-
|-
! width="12.5%;" rowspan="2"| Schiff
| [[L'Aquilon]] || 74 || Thévenard †
! width="5%" rowspan="2"| Kanonen
! width="20%" rowspan="2"| Kommandant
! colspan="3"| Verluste
! rowspan="2"| Anmerkungen
|- style="vertical-align:top"
! width="3%" | <small>getötet</small>
! width="3%" | <small>verwundet</small>
! width="3%" | <small>Insgesamt</small>
|-
|-
| HMS ''Goliath''
| [[Le Peuple Souverain]] || 74 || Raccord
|style="text-align:center"| 74
|[[Thomas Foley (Admiral)|Thomas Foley]]
|style="text-align:right"|21
|style="text-align:right"|41
|style="text-align:right"|62
|
|-
|-
| HMS ''Zealous''
| [[Le Franklin]] || 80 || [[Armand-Simon-Marie de Blanquet du Chayla]]
|style="text-align:center"|74
|[[Samuel Hood, 1. Baronet|Samuel Hood]]
|style="text-align:right"|1
|style="text-align:right"|8
|style="text-align:right"|9
|
|-
|-
| HMS ''Orion''
| [[L'Orient (Schiff)|L'Orient]] (Flaggschiff) ||120 || [[François-Paul Brueys d'Aigalliers|Comte Brueys]] †; [[Louis de Casabianca]] †
|style="text-align:center"|74
|[[James Saumarez, 1. Baron de Saumarez|James Saumarez]]
|style="text-align:right"|13
|style="text-align:right"|29
|style="text-align:right"|42
|
|-
|-
| HMS ''Theseus''
| [[Le Tonnant]] || 84 || [[Aristide Aubert Dupetit-Thouars]] †
|style="text-align:center"| 74
|[[Ralph Willett Miller]]
|style="text-align:right"|5
|style="text-align:right"|30
|style="text-align:right"|35
|
|-
|-
| HMS ''Audacious''
| [[L'Heureux]] || 74 || Etienne
|style="text-align:center"| 74
|[[Davidge Gould]]
|style="text-align:right"|1
|style="text-align:right"|35
|style="text-align:right"|36
|
|-
|-
| [[Vanguard (Schiff, 1790)|HMS ''Vanguard'']]
| [[Le Timoléon]] || 74 || Trullet
|style="text-align:center"| 74
|Edward Berry
|style="text-align:right"|30
|style="text-align:right"|75
|style="text-align:right"|105
|Flaggschiff von Horatio Nelson
|-
|-
| [[Minotaur (Schiff, 1793)|HMS ''Minotaur'']]
| [[Le Mercure]] || 74 || Cambon
|style="text-align:center"|74
| [[Thomas Louis]]
|style="text-align:right"|23
|style="text-align:right"|64
|style="text-align:right"|87
|
|-
|-
| [[Defence (Schiff, 1770)|HMS ''Defence'']]
| [[Le Guillaume Tell]] || 80 || [[Pierre de Villeneuve]]
|style="text-align:center"| 74
|[[John Strutt Peyton]]
|style="text-align:right"|4
|style="text-align:right"|11
|style="text-align:right"|15
|
|-
|-
| [[Majestic (Schiff, 1790)|HMS ''Majestic'']]
| [[Le Généreux]] || 74 || LeJoille
|style="text-align:center"| 74
|[[George Blagdon Westcott]] †
|style="text-align:right"|50
|style="text-align:right"|143
|style="text-align:right"|193
|
|-
|-
| HMS ''Culloden''
| [[La Sérieuse]] || 36 || Martin
|style="text-align:center"| 74
|[[Thomas Troubridge]]
|style="text-align:right"|
|style="text-align:right"|
|style="text-align:right"|
|
|-
|-
| HMS ''Swiftsure''
| [[L'Artermise]] || 36 || Estandlet
|style="text-align:center"| 74
|[[Benjamin Hallowell Carew]]
|style="text-align:right"|7
|style="text-align:right"|22
|style="text-align:right"|29
|
|-
|-
| HMS ''Alexander''
| [[La Justice]] || 40 || Villeneuve
|style="text-align:center"| 74
|[[Alexander Ball]]
|style="text-align:right"|14
|style="text-align:right"|58
|style="text-align:right"|72
|
|-
|-
| [[Bellerophon (Schiff, 1790)|HMS ''Bellerophon'']]
| [[Le Conquérant]] || 74 || [[Jean Dalbarade]]
|style="text-align:center"| 74
|[[Henry Darby]]
|style="text-align:right"|49
|style="text-align:right"|148
|style="text-align:right"|197
|
|-
|-
| HMS ''Leander''
| [[La Diane]] || 48 || [[Denis Decrès]]
|style="text-align:center"| 50
|}
|[[Charles Thompson (Kapitän)|Charles Thompson]]
| valign="top" |
|style="text-align:right"|
{| {{prettytable}}
|style="text-align:right"|14
|- bgcolor="#efefef"
|style="text-align:right"|
| Engländer ||Kanonen || Kapitän
|
|-----
| [[HMS Goliath]] || 74 || [[Thomas Foley]]
|-
|-
| HMS ''Mutine''
| [[HMS Zealous]] || 74 || [[Samuel Hood, 1. Viscount Hood|Samuel Hood]]
|style="text-align:center"| 18
|[[Thomas Masterman Hardy|Thomas Hardy]]
|style="text-align:right"|
|style="text-align:right"|
|style="text-align:right"|
|
|}

=== Frankreich ===
{| class="wikitable" width="75%"
|-
|-
! width="12.5%;" rowspan="2"| Schiff
| [[HMS Orion]] || 74 || [[James Saumarez]]
! width="5%" rowspan="2"| Kanonen
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! colspan="3"| Verluste
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|-
|-
| ''[[Magnifique-Klasse|Guerrier]]''
| [[HMS Theseus]] || 74 || [[Ralph Willett Miller]]
|style="text-align:center"| 74
| Jean-François Trullet
|style="text-align:right"|
|style="text-align:right"|
|style="text-align:right"| ca. 350–400
| gekapert und anschließend verbrannt
|-
|-
| ''Conquérant''
| [[HMS Audacious]] || 74 || [[Davidge Gould]]
|style="text-align:center"| 74
| [[Etienne Dalbarade]]
|style="text-align:right"|
|style="text-align:right"|
|style="text-align:right"| ca. 350
| gekapert
|-
|-
| ''[[Spartiate (Schiff, 1797)|Spartiate]]''
| [[HMS Vanguard]] || 74 || [[Horatio Nelson]]
|style="text-align:center"| 74
| [[Maxime-Julien Émeriau de Beauverger]]
|style="text-align:right"| 64
|style="text-align:right"| 150
|style="text-align:right"| 214
| gekapert
|-
|-
|''Aquilon''
| [[HMS Minotaur]] || 74 || [[Thomas Louis]]
|style="text-align:center"| 74
|Antoine René Thévenard †
|style="text-align:right"| 87
|style="text-align:right"| 213
|style="text-align:right"| 300
| gekapert
|-
|-
| ''Peuple Souverain''
| [[HMS Defence (1763)|HMS Defence]] || 74 || [[John Strutt Peyton]]
|style="text-align:center"| 74
| Pierre Paul Raccord
|style="text-align:right"|
|style="text-align:right"|
|style="text-align:right"|
| gekapert
|-
|-
| ''[[Tonnant-Klasse (1790)|Franklin]]''
| [[HMS Majestic]] || 74 || [[George Blagdon Westcott]]
|style="text-align:center"| 84
| Maurice Gillet
|style="text-align:right"|
|style="text-align:right"|
|style="text-align:right"| ca. 400
| Flaggschiff von Konteradmiral Armand Blanquet du Chaylat, gekapert
|-
|-
| ''[[Orient (Schiff, 1793)|Orient]]''
| [[HMS Leander]] || 50 || [[Charles Thompson]]
|style="text-align:center"| 122
| [[Luc-Julien-Joseph Casabianca]] †
|style="text-align:right"|
|style="text-align:right"|
|style="text-align:right"| ca. 1000
| Flaggschiff von Admiral [[François-Paul Brueys d’Aigalliers|d’Aigalliers]]†, explodiert
|-
|-
| ''[[Tonnant (Schiff, 1790)|Tonnant]]''
| [[HMS Culloden]] || 74 || [[Thomas Troubridge]]
|style="text-align:center"| 84
| [[Aristide Aubert Dupetit-Thouars]] †
|style="text-align:right"|
|style="text-align:right"|
|style="text-align:right"|
| gekapert
|-
|-
| ''[[Centaure-Klasse|Heureux]]''
| [[HMS Swiftsure]] || 74 || [[Benjamin Hallowell Carew]]
|style="text-align:center"| 74
| Jean-Pierre Etienne
|style="text-align:right"|
|style="text-align:right"|
|style="text-align:right"|
| gekapert, am 29. August 1798 verbrannt
|-
|-
| ''[[Centaure-Klasse|Mercure]]''
| [[HMS Mutine]] || 18 || [[Thomas Masterman Hardy|Thomas Hardy]]
|style="text-align:center"| 74
| Pierre-Philippe Cambon
|style="text-align:right"|
|style="text-align:right"|
|style="text-align:right"|
| gekapert, am 30. August 1798 verbrannt
|-
|-
| ''[[Tonnant-Klasse (1790)|Guillaume Tell]]''
| [[HMS Alexander]] || 74 || [[Alexander Ball]]
|style="text-align:center"| 84
| Saulnier
|style="text-align:right"|
|style="text-align:right"|
|style="text-align:right"|
| Flaggschiff von Konteradmiral [[Pierre de Villeneuve]]
|-
|-
| ''Généreux''
| [[HMS Bellerophon (1786)|HMS Bellerophon]] || 74 || [[Henry Darby]]
|style="text-align:center"| 74
|}
| Louis-Jean-Nicolas Lejoille
|style="text-align:right"|
|style="text-align:right"|
|style="text-align:right"|
|
|-
| ''[[Téméraire-Klasse|Timoléon]]''
|style="text-align:center"| 74
| Louis-Léonce Trullet
|style="text-align:right"|
|style="text-align:right"|
|style="text-align:right"|
| auf Grund gelaufen und 3. August 1798 verbrannt
|-
| ''[[Magicienne-Klasse|Sérieuse]]''
|style="text-align:center"| 36
| Claude-Jean Martin
|style="text-align:right"|
|style="text-align:right"|
|style="text-align:right"|
| Fregatte, gesunken
|-
| ''[[Magicienne-Klasse|Artémise]]''
|style="text-align:center"| 36
| Pierre-Jean Standelet
|style="text-align:right"|
|style="text-align:right"|
|style="text-align:right"|
| Fregatte, selbstversenkt
|-
| ''[[Virginie-Klasse|Diane]]''
|style="text-align:center"| 40
| [[Denis Decrès]]
|style="text-align:center"| –
|style="text-align:center"| –
|style="text-align:center"| –
| Fregatte
|-
| ''Justice''
|style="text-align:center"| 40
| Jean Villeneuve
|style="text-align:center"| –
|style="text-align:center"| –
|style="text-align:center"| –
| Fregatte
|}
|}

== Die Schlacht ==
[[Datei:Map Battle of the Nile 1798-de.svg|mini|Verlauf der Schlacht; die britischen Schiffe sind rot markiert, die französischen blau]]
Als die ''L’Heureux'' am 1.&nbsp;August gegen 14:00 Uhr die ersten britischen Schiffe sichtete, war d’Aigalliers nicht weiter beunruhigt, da er davon ausging, dass die britische Flotte mit Einbruch der Dunkelheit vor der Bucht ankern und erst am Morgen angreifen würde. Dies würde ihm genug Zeit geben, sich vorzubereiten und die Möglichkeit offen halten, in der Nacht zu entkommen und somit Napoleons Befehl zu befolgen, eine direkte Konfrontation mit der britischen Flotte zu vermeiden.<ref>James: 2002, S. 159ff.</ref>

Ungeachtet dessen war Nelson entschlossen, noch in der Nacht mit dem Angriff zu beginnen. Um seine Schiffe zu versammeln und in Schlachtlinie aufzustellen, hätte er mehrere Stunden gebraucht. Dies hätte den Franzosen ausreichend Zeit geboten, sich auf die Schlacht vorzubereiten oder möglicherweise sogar ihre Flucht ermöglicht. Daher befahl er gegen 15:00 Uhr seinen Schiffen, vorzurücken.<ref>Lavery: 2003, S. 170ff.</ref><ref>Clowes: 1997, S. 360.</ref> Ohne eine genaue Karte der Bucht war Nelson gezwungen, bei seinem Vormarsch vorsichtig zu agieren. Daher gab er Anweisung die [[Wassertiefe]] zu messen, während sich die Flotte den Franzosen näherte.<ref name="Adkins24." /> Um 18:20 Uhr, als die HMS ''Goliath'' und ''Zealous'' die nördliche Untiefe umrundeten, eröffneten die führenden französischen Schiffe ''Guerrier'' und ''Conquérant'' das Feuer.<ref>Gardiner: 2001, S. 33.</ref> Als sich die ''Goliath''<ref group="A">Thomas Foley, der die ''Goliath'' kommandierte, hielt anders als d’Aigalliers die Meerenge zwischen der Abukir-Insel und der Festlandküste für manövrierbar. Er besaß unter anderem einen französischen [[Atlas (Kartographie)|Atlas]] aus dem Jahre 1764, der die Tiefen in der Bucht angab. Auch dass die französische Flotte in der Lage gewesen war, die Schiffe in einer langen Linie vor der Küste zu verankern, ließ Thomas Foley darauf schließen, dass hinter der französischen Linie das Wasser noch eine ausreichende Tiefe hatte. Foleys schnelle Entscheidung, die französische Linie nach innen zu durchbrechen, bestimmte den ganzen Verlauf der Schlacht. vgl. Adkins: 2007, S. 24.</ref> der französischen Linie näherte, zeigte sich, dass d’Aigalliers bei der Verteilung seiner Kräfte einen schweren Fehler gemacht hatte. Anstatt das führende Schiff, die ''Guerrier,'' in der Nähe der nördlichen Untiefe zu platzieren, hatte der französische Admiral eine Lücke gelassen.<ref name="Adkins24." />

Die ''Goliath'' segelte direkt durch diese Lücke, beharkte den Bug der ''Guerrier'' mit einer Breitseite und griff anschließend das zweite Schiff der französischen Linie, die ''Conquérant,'' an. Die ''Audacious'' und die ''Zealous'' fuhren als Nächstes durch die Lücke und griffen die ''Guerrier'' an, dicht gefolgt von der HMS ''Orion'', die die beiden britischen Schiffe an Steuerbord überholte und weiter Richtung Zentrum segelte. Dabei wurde sie von der Fregatte ''Sérieuse'' attackiert.<ref group="A">Der Unterschied in der Feuerkraft zwischen einer Fregatte und einem Linienschiff war so groß, dass die Etikette der damaligen Zeit von einem Linienschiff verlangte, nicht anzugreifen, bevor die Fregatte das Feuer eröffnete.</ref> Die ''Orion'' erwiderte das Feuer, versenkte das französische Schiff mit einer einzigen Breitseite und ankerte an Backbord der ''Peuple Souverain''. Als Nächstes folgte die HMS ''Theseus,'' die ebenfalls auf die ''Guerrier'' feuerte, ihren [[Besanmast]] zerstörte und sich neben der ''Spartiate'' positionierte.<ref name="Lavery181ff." /> Nelson, der das erfolgreiche Manöver der ''Goliath'' beobachtet hatte, entschied sich dafür die französische Flotte von zwei Seiten anzugreifen. Daher segelte er seewärts entlang der Franzosen und ankerte um 18:40 [[querab]] der ''Spartiate''.<ref name="Clowes362ff." /> Aus Angst in der Dunkelheit die ''Vanguard'' zu treffen – beide Schiffe waren weniger als 150 Meter voneinander entfernt – segelte die ''Theseus'' weiter in Richtung der ''Aquilon'', die sich etwa 140&nbsp;Meter voraus befand.<ref name="Lavery181ff." /> In dieser Zeit war die ''Vanguard'' kurzfristig dem Feuer der ''Spartiate'' und der ''Aquilon''<ref group="A">Die ''Aquilion'' hatte sich querab zum Bug der ''Vanguard'' gedreht und ihre Steuerbordkanonen in Stellung gebracht.</ref> ausgesetzt, bevor die ''Minotaur'' um 18:45 an Steuerbord achteraus der ''Aquilion'' ankerte und so das französische Schiff zur Kapitulation zwang.<ref name="Clowes362ff." /><ref>Adkin: 2005, S. 289f.</ref>
Nelson erläuterte später [[Richard Howe|Lord Howe]] seine [[Taktik (Militär)|Taktik]]:

{{Zitat|''Indem ich die Vorhut und das Zentrum des Gegners angriff, und weil der Wind genau in Richtung seiner Linie wehte, konnte ich jede beliebige Stärke gegenüber wenigen Schiffen zur Geltung bringen.''}}<ref>Warner: S. 152.</ref>

Dank Kapitän Thomas Foleys Entscheidung, die ''Goliath'' zwischen die Küste und die französische Linie zu steuern, war die französische Vorhut zahlenmäßig unterlegen und vom Rest der Flotte isoliert. Die ''Guerrier'' und die ''Spartiate'' kapitulierten um 21 Uhr, die ''Conquérant'' 12 Minuten später.<ref>Gardiner: 2001, S. 33.</ref> Die waffenstärksten französischen Schiffe&nbsp;– darunter die ''Orient''&nbsp;– befanden sich jedoch im Zentrum der französischen Linie. Die HMS ''Bellerophon'' erlitt schweren Schaden, als sie sich gegenüber diesem Schiff positionierte, verlor zwei ihrer drei Masten und trieb im Verlauf der Schlacht nach Südosten ab.<ref>Adkins: 2007, S. 34.</ref><ref name="Keegan64f." /><ref>Lavery: 2003, S. 195.</ref> Gegen 20:00 Uhr nahmen die HMS ''Swiftsure'' und HMS ''Alexander'' die ''Orient'' unter Beschuss, auf deren Deck bald Feuer ausbrach. Der Kapitän der ''Swiftsure'' ordnete gezielte Schüsse in die Flammen an, um die Löscharbeiten der französischen Besatzung zu behindern. Admiral d’Aigalliers, der sich auf diesem Schiff befand, war zu diesem Zeitpunkt bereits schwer verwundet, beharrte jedoch darauf, an Deck zu bleiben. Wenig später wurde er von einem Schuss getroffen, der ihn tötete.<ref name="Clowes366ff." />

Das sich weiter ausbreitende Feuer auf der ''Orient'' ließ eine Explosion des Munitionslagers befürchten. Die meisten der britischen und französischen Kommandeure, deren Schiffe sich in unmittelbarer Nähe befanden, entschieden sich daher, ihre Schiffe in eine größere Entfernung zur ''Orient'' zu bringen. Gegen 22:00 Uhr explodierte die ''Orient''; Schiffs- und Leichenteile wurden durch die Wucht der Explosion eine Seemeile weit in der Bucht verstreut, und der Lärm der Explosion war bis in das neun Seemeilen weit entfernt liegende Alexandria zu hören.<ref name="Adkins35ff." /><ref name="Keegan64f." /><ref>Lavery: 2003, S. 195–199.</ref> In den nächsten zehn Minuten fiel kein einziger Schuss, während die nächstgelegenen Schiffe darum kämpften, die Brände zu löschen, und die weiter entfernten unter Schock verharrten.<ref>Gardiner: 2001, S. 36.</ref> Das erste Schiff, das die Feindseligkeiten wieder aufnahm, war die ''Franklin'', doch zahlenmäßig stark unterlegen musste sie gegen 24:00 Uhr kapitulieren.<ref name=" Clowes366ff." /> Gegen 02:00 Uhr setzte die französische Besatzung der Guerrier das Schiff in Brand. Gegen Sonnenaufgang war das Schiff fast vollständig verbrannt und gegen 08:30 Uhr explodierte das Pulvermagazin. Es war der entscheidende Punkt der Schlacht. Sechs Schiffe hatten kapituliert, die ''Heureux'', die ''Mercure'', die ''Timoléon'' und die ''Tonnant'' waren auf Grund gelaufen und Admiral [[Pierre Charles Jean Baptiste Silvestre de Villeneuve|Villeneuve]] an Bord der ''Guillaume Tell'' hatte sich angesichts der hoffnungslosen Lage der französischen Flotte zur Flucht entschlossen. Am 3.&nbsp;August wurden die ''Theseus'' und die ''Leander'' entsandt, um die Zerstörung der französischen Flotte zu vollenden. Während sich die ''Tonnant'' ergab, setzte die Mannschaft der ''Timoléon'' ihr Schiff in Brand und ruderte in den Beibooten an Land, um der Gefangennahme zu entgehen.<ref name="Keegan64f." /><ref name="Adkins35ff." />

== Folgen ==
[[Datei:Nelson at the Battle of the Nile.jpg|mini|Der verletzte Admiral Nelson kommt an Deck, um die brennende ''L’Orient'' zu sehen]]
[[Datei:Leander & Genereux.jpg|mini|In einem Folgegefecht am 18. August kaperte die vor Abukir entkommene französische ''Généreux'' die britische ''Leander'', die Nelsons Siegesbotschaft überbringen sollte]]
Von den dreizehn Linienschiffen und vier Fregatten waren elf Linienschiffe und zwei Fregatten verlorengegangen. Admiral d’Aigalliers sowie sieben weitere französische Kommandanten waren gefallen, über 5.200<ref name="Adkins37f." /> französische [[Matrose]]n waren entweder tot oder wurden vermisst – mehr als 1.000 Matrosen waren allein bei der Explosion der ''Orient'' zu Tode gekommen.<ref name="Keegan64f." /> 3.305 Matrosen waren von den Briten gefangen genommen worden.<ref name="Adkins37f." /> Die Vernichtung der französischen Mittelmeerflotte war so vollständig, dass sie gelegentlich mit der verheerenden Niederlage verglichen wird, die die japanische Marine der russischen in der [[Schlacht von Tsushima]] 1905 bereitete.<ref name="Keegan64f." />

Auf britischer Seite waren 218 Tote und 677 Verwundete zu verzeichnen.<ref name="Adkins37f." /> In den Tagen nach der Schlacht starb allerdings noch eine Reihe der Verwundeten.<ref>Lavery: 2003, S. 216f.</ref><ref group="A">Unter den Toten und Verwundeten befanden sich auch Frauen: Die Regularien der britischen Marine verboten eigentlich die Anwesenheit von Frauen an Bord von Kriegsschiffen. Es war aber nicht unüblich, dass Frauen ihrem Ehemann an Bord folgten. Während der Schlacht halfen sie, Pulver und Munition an Deck zu bringen oder versorgten die Mannschaft mit Wasser. John Nicol, ein Seemann auf der HMS ''Goliath'', hielt in seinem Tagebuch fest, dass mehrere verwundet wurden und eine aus Leith stammende Frau ihren Verletzungen erlag. Kapitän Thomas Foley nahm vier Frauen in seiner Musterungsliste auf, die sich während der Schlacht um die Verletzten gekümmert hatten und deren Männer entweder in der Schlacht gefallen oder in den kommenden Wochen ihren Verletzungen erlegen waren. vgl. Laverty: S. 189., S. 218.</ref> Die schwersten Schäden während der Schlacht hatten die ''Vanguard'', die ''Majestic'' und die ''Bellerophon'' zu verzeichnen, alle drei konnten jedoch wieder repariert werden.<ref>Clowes: 1997, S. 369.</ref>

=== Epilog ===
Nach der Schlacht hatte Nelson am 6.&nbsp;August Kapitän Thomas Thompson mit der HMS ''Leander'' ausgesandt, um die Siegesbotschaft in die Heimat zu bringen. Die vier der Schlacht entkommenen französischen Kriegsschiffe Villeneuves waren wegen schlechter Winde noch nicht weit gekommen und noch immer in der Nähe. Am 18.&nbsp;August traf die von Kapitän Louis-Jean-Nicolas Lejoille befehligte ''Généreux'' vor der Westküste Kretas auf die ''Leander''. Die ''Généreux'' war schneller und mit mehr Kanonen ausgestattet als die ''Leander''. Nach einem sechseinhalbstündigen Gefecht war die ''Leander'' gezwungen, ihre Flagge zu streichen.<ref>[[Heinz Neukirchen|Neukirchen]]: ''Seemacht im Spiegel der Geschichte'' S. 255.</ref>

=== Auswirkungen ===

Mit Ausnahme der ''Guillaume Tell'', der ''Généreux'', der ''Diane'' und der ''Justice'' war die französische Mittelmeerflotte vernichtet worden. Als am 14.&nbsp;August Napoleon von der Niederlage und der Zerstörung der französischen Flotte erfuhr, war er zunächst bestürzt, da er nun in Ägypten gefangen war. Doch schnell gewann seine Zuversicht wieder die Oberhand.

''Nun, meine Herren, jetzt sind wir verpflichtet, große Dinge zu vollbringen; wir werden sie vollbringen. Wir müssen ein großes Reich gründen, und wir werden es gründen. Natürlich trennt uns das Meer, dessen wir nicht mehr Herr sind, von unserer Heimat, aber kein Meer trennt uns von Afrika oder Asien.''<ref>Lavery: 2003, S. 256.</ref>

Der französische Plan eines Vormarsches nach Indien war mit der Niederlage bei Abukir in Frage gestellt; gleichzeitig wurde der Sieg der Briten als der erste größere Rückschlag Napoléon Bonapartes gewertet.<ref>Adkins: 2007, S. 41.</ref> Die britische Vorherrschaft zur See war allerdings für den Rest der [[Koalitionskriege]] noch nicht sichergestellt. Erst mit der [[Schlacht von Trafalgar]] sieben Jahre später, bei der Admiral Nelson über eine französisch-spanische Flotte siegte, wurde diese endgültig für mehr als ein Jahrhundert gesichert.<ref name="Keegan64f." /> Horatio Nelson wurde für seinen Sieg in den Adelsstand erhoben und erhielt eine jährliche Pension von 2.000 Pfund. Die [[Ostindische Kompanie]], nun nicht mehr durch Napoleon bedroht, zeigte ihm gegenüber ihre Dankbarkeit durch ein Geschenk von 10.000 Pfund. Zahlreiche Ehrungen erwies ihm auch das Königreich von [[Neapel-Sizilien]], deren Königin [[Maria Karolina von Österreich|Maria Karolina]]&nbsp;– eine Schwester der hingerichteten französischen Königin [[Marie-Antoinette]]&nbsp;– eine entschiedene Gegnerin der französischen Republik war.<ref>Adkins: 2007, S. 38–43.</ref>

== Erinnerungskultur ==

Die Schlacht ist mehrfach von britischen [[Seestück|Marinemalern]] dargestellt worden. Gemälde von [[Arnald George]] und [[Luny Thomas]] zeigen die Schlacht in den dramatischen Momenten, in denen die französischen Schiffe in Flammen standen.<ref>Cordingly: ''Marine painting in England, 1700–1900'' S. 91.</ref><ref>{{Internetquelle |url=https://artuk.org/discover/artworks/the-destruction-of-lorient-at-the-battle-of-the-nile-1-august-1798-172530 |titel=The Destruction of 'L'Orient' at the Battle of the Nile, 1 August 1798|abruf=2022-10-25}}</ref>

Ein literarisches Denkmal fand die Seeschlacht auch in [[Felicia Hemans]] 1826 erschienenem Gedicht ''[[Casabianca (Gedicht)|Casabianca]]'', das vielen Briten vor allem wegen seiner ersten, häufig parodierten Zeile „The boy stood on the burning deck“ bekannt ist. Es schildert den Tod des erst zwölfjährigen Sohnes von [[Luc-Julien-Joseph Casabianca]], der auf der von seinem Vater kommandierten ''Orient'' Dienst tat und während der [[Explosion]] des Schiffes ums Leben kam.<ref>Milles: ''The poets and poetry of the nineteenth century'' S. 77.</ref>

Ein Denkmal, das an die Seeschlacht von Abukir erinnern soll, befindet sich in der Nähe von [[Stonehenge]]. Es besteht aus einer Vielzahl kleiner Birkenhaine, die als „Nile Clumps“ bezeichnet werden. Nach lokaler Legende repräsentiert jeder der Birkenhaine ein Schiff der französischen und britischen Flotte. Die Anpflanzung soll auf [[Emma Hamilton]], die Geliebte von Admiral Nelson, zurückzuführen sein. Sie freundete sich nach Nelsons Tod mit der Marquess of Queensbury, einer örtlichen Großgrundbesitzerin, an und überzeugte sie gemeinsam mit [[Thomas Masterman Hardy|Thomas Hardy]], dieses ungewöhnliche Denkmal zu pflanzen. Die meisten der noch vorhandenen 17 Birkenhaine befinden sich heute auf dem Areal des Stonehenge Historic Monument, das dem britischen [[National Trust]] gehört. Inzwischen wurden auch einige dieser Birkenhaine wieder neu angepflanzt, da Birken selten älter als 200 Jahre werden.


== Literatur ==
== Literatur ==
{{Mehrspaltige Liste |liste=
* John Keegan: ''Intelligence in war. Knowledge of the enemy from Napoleon to Al-Qaeda'', Pimlico, London 2004. ISBN 0-7126-6650-8 (engl.)

::Keegan befasst sich in diesem [[Militärgeschichte|militärgeschichtlichem]] Buch ausführlich damit, welche Informationen Nelson während der Verfolgung Napoleons zur Verfügung stand und wie diese die jeweiligen Entscheidungen beeinflusste.
* {{Literatur
* Brian Lavery: ''Nelson and the Nile - The Naval War against Bonaparte 1798'', Caxton Publishing Group, London, 2003 ISBN 1-84068-5225 (engl)
| Autor= Mark Adkin
* Oliver Warner: ''Große Seeschlachten'', Ariel Verlag, Frankfurt am Main 1963
| Titel= The Trafalgar companion : a guide to history's most famous sea battle and the life of Admiral Lord Nelson
* Friedrich-Wilhelm Pohl: ''Lord Nelson - Ein Triumphzug durch Europa.'' Koehlers Verlagsgesellschaft, Hamburg 2000, ISBN 3-7822-0799-8
| Auflage=
* Jann M. Witt: ''Horatio Nelson - Triumph und Tragik eines Seehelden.'' Koehlers Verlagsgesellschaft, Hamburg 2005, ISBN 3-7822-0925-7
| Verlag= Aurum Press
* Carola Oman: ''Nelson.'' Naval Institute Press, Annapolis, USA 1996, ISBN 1-55-750618-3 (engl.)
| Ort= London
* Tom Pocock: ''Horatio Nelson.'' Pimlico, London 1994, ISBN 0-7126-6123-9 (engl.)
| Datum=2005
| ISBN=9781845130183
| Sprache= en
}}
* {{Literatur
| Autor= Geoffrey Bennett
| Titel= Nelson the Commander
| Auflage=
| Verlag= Penguin
| Ort= London
| Datum=2002
| ISBN=0-14-139129-4
| Sprache= en
}}
* {{Literatur
| Autor=David G. Chandler
| Titel=The Campaigns of Napoleon
| Auflage=
| Verlag=Scribner
| Ort=New York
| Datum=1966
| ISBN=0-02-523660-1
| Sprache= en
}}
* {{Literatur
| Autor= Richard Humble
| Titel=Napoleon's Admirals: Flag Officers of the Arc de Triomphe, 1789–1815
| Auflage=
| Verlag=Casemate Publishers
| Ort=Havertown
| Datum=2019
| ISBN=978-1-61200-809-7
| Sprache= en
}}
* {{Literatur
|Autor=Noel Mostert
|Titel=The Line upon a Wind: The Greatest War Fought at Sea Under Sail 1793–1815
|Verlag=Vintage Books
|Ort= London
|Datum=2007
|ISBN=978-0-7126-0927-2
|Sprache=en
}}
* {{Literatur
| Autor=Roy & Lesley Adkins
| Titel=The War for All the Oceans
| Auflage=
| Verlag=Abacus
| Ort=London
| Datum=2007
| ISBN=0-349-11916-3
| Sprache=en
}}
* {{Literatur
| Autor=Ernle Bradford
| Titel= Nelson: The Essential Hero
| Auflage=
| Verlag=Wordsworth Military Library
| Ort= Ware
| Datum=1999
| ISBN=1-84022-202-6
| Sprache=en
}}
* {{Literatur
| Autor=William Laird Clowes
| Titel=The Royal Navy, A History from the Earliest Times to 1900
| Band=IV
| Verlag=Chatham Publishing
| Ort=London
| Datum=1997
| ISBN=1-86176-013-2
| Sprache=en
}}
* {{Literatur
| Autor=Juan Cole
| Titel=Napoleon's Egypt: Invading the Middle East
| Auflage=
| Verlag=Palgrave Macmillan
| Ort=New York
| Datum=2007
| ISBN=978-1-4039-6431-1
| Sprache=en
}}
* {{Literatur
| Autor=Robert Gardiner
| Titel=Nelson Against Napoleon
| Auflage=
| Verlag=Chatham
| Ort=London
| Datum=2001
| ISBN=1-86176-026-4
| Sprache=en
}}
* {{Literatur
| Autor=William James
| Titel=The Naval History of Great Britain
| Band= II
| Verlag=Conway Maritime Press
| Ort=London
| Datum=2002
| ISBN=0-85177-906-9
| Sprache=en
}}
* {{Literatur
| Autor=John Keegan
| Titel=Intelligence in War: Knowledge of the Enemy from Napoleon to Al-Qaeda
| Auflage=
| Verlag=Pimlico
| Ort=London
| Datum=2004
| ISBN=9780712666503
| Sprache=en
}}
* {{Literatur
| Autor= Brian Lavery
| Titel=Nelson and the Nile – The Naval War against Bonaparte 1798
| Auflage=
| Verlag=Caxton
| Ort=London
| Datum=2003
| ISBN=1-84067-522-5
| Sprache=en
}}
* {{Literatur
| Autor=Steven E. Maffeo
| Titel=Most Secret and Confidential: Intelligence in the Age of Nelson
| Auflage=
| Verlag=Chatham Publishing
| Ort=London
| Datum=2000
| ISBN=1-86176-152-X
| Sprache=en
}}
* {{Literatur
| Autor=Peter Padfield
| Titel= Nelson's War
| Auflage=
| Verlag= Wordsworth Military Library
| Ort=Ware
| Datum=2000
| ISBN=1-84022-225-5
| Sprache=en
}}
* {{Literatur
| Autor= N.A.M Rodger
| Titel= The Command of the Ocean
| Auflage=
| Verlag= Allan Lane
| Ort=London
| Datum=2004
| ISBN=0-7139-9411-8
| Sprache=en
}}
* {{Literatur
| Autor= Holland J.Rose
| Titel= Napoleon and Sea Power
| Sammelwerk= Cambridge Historical Journal
| Band=1
| Nummer=2
| Datum=1924
| Sprache=en
| DOI=10.1017/S1474691300000925
}}
* {{Literatur
| Autor= Oliver Warner
| Titel= The Battle of the Nile
| Auflage=
| Verlag=Macmillan
| Ort=New York
| Datum=1960
| OCLC=1347349
| Sprache=en
}}
* {{Literatur
| Autor= Oliver Warner
| Titel=Große Seeschlachten
| Auflage=
| Verlag=Ariel
| Ort=Frankfurt am Main
| Datum=1975
| OCLC=907761641
}}}}

== Film ==
* ''Napoleons versunkene Flotte'' (Originaltitel: ''Napoleon's Lost Fleet''). [[Dokumentarfilm]], 52 min, Folge 1 der Serie ''Tauchfahrt in die Vergangenheit'' (Originaltitel: ''Undersea Treasures''), Buch: [[Siobhan Flanagan]], Regie: [[Christopher Rowley]], USA 1999.

== Weblinks ==
{{Commonscat|Battle of the Nile}}
* [https://threedecks.org/index.php?display_type=show_battle&id=151 Battle of the Nile, 1st August 1798] auf threedecks.org (englisch)
* [https://www.youtube.com/watch?v=gJmaRZC2ROE Nelson's Battles in 3D: The Nile] auf dem YouTube-Kanal von ''Epic History'' (englisch)

== Anmerkungen ==
<references group="A" />


== Einzelnachweise ==
==Weblinks==


<references responsive>
*[http://de.geocities.com/tcoladores/index.html Die Seeschlacht in der Bucht von Abukir ( Battle of the Nile )]
<ref name="Adkins7f.">Adkins: ''The War for All the Oceans.'' Viking, New York, 2007, S. 7f.</ref>
*[http://www.nelsonsnavy.co.uk/broadside1.html Englische Webpage mit einer ausführlichen Darstellung der Schlacht]
<ref name="Lavery122.">Lavery: 2003, S. 122.</ref>
<ref name="Keegan64f.">Keegan: 2004, S. 64f.</ref>
<ref name="Adkins37f.">Adkins: 2007, S. 37f.</ref>
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Aktuelle Version vom 4. Juni 2025, 19:13 Uhr

Seeschlacht bei Abukir
Teil von: Ägyptische Expedition Napoléons

Abukir, Gemälde von Thomas Luny
Datum 1./2. August 1798
Ort Vor der Küste von Abukir, Ägypten
Ausgang Britischer Sieg
Konfliktparteien

Frankreich 1804 Frankreich

Großbritannien Konigreich Großbritannien

Befehlshaber

Frankreich François d’Aigalliers

Großbritannien Horatio Nelson

Truppenstärke

13 Linienschiffe
4 Fregatten

14 Linienschiffe und eine Brigg

Verluste

über 5000 Tote
2 Linienschiffe und
2 Fregatten gesunken
9 Linienschiffe erobert

208 Tote
677 Verwundete

Die Seeschlacht bei Abukir (englisch Battle of the Nile) war eine Seeschlacht zwischen Großbritannien und Frankreich. Sie fand vom 1. bis zum 2. August 1798 vor der Küste von Abukir statt. Dabei besiegte die britische Mittelmeerflotte unter dem Kommando von Konteradmiral Horatio Nelson die französische Mittelmeerflotte, die zuvor das Expeditionsheer Napoleons nach Ägypten gebracht hatte. Die Schlacht führte zu einer wesentlich besseren Position der Royal Navy im Mittelmeer und war ein entscheidender Faktor für die Entstehung der Zweiten Koalition gegen Frankreich.

Mit dem Ende des Ersten Koalitionskrieges Anfang 1798 war die französische Kontrolle über Norditalien, einen Großteil der Niederlande und das Rheinland durch den Frieden von Campo Formio bestätigt worden.[1] Großbritannien war damit das einzige einflussreiche europäische Land, das sich noch im Krieg mit der französischen Republik befand. Um Frankreichs Status in Europa zu festigen, war das Direktorium entschlossen, der Bedrohung durch Großbritannien entgegenzuwirken. Daher wurde Napoleon Bonaparte, der im Jahr zuvor die Österreicher in Italien besiegt hatte, mit der Invasion der Britischen Inseln beauftragt.[2][3] Doch die dichte Überwachung des Ärmelkanals durch die Royal Navy sowie unzureichendes Material auf französischer Seite machten eine Invasion so gut wie unmöglich.[4] Im Frühjahr 1798 berichtete er, dass die anhaltende britische Vorherrschaft in den nordeuropäischen Gewässern eine Invasion in naher Zukunft unmöglich mache.[5] Da Operationen im Norden nicht möglich waren, richtete Napoleon seine Aufmerksamkeit nach Süden auf Toulon, die wichtigste französische Hafenstadt am Mittelmeer. Dort hatte eine französische Armee und Flotte damit begonnen, sich für ein geheimes Ziel zu sammeln, von dem französische Kommentatoren spekulierten, dass es auf eine Vielzahl von Orten abzielte, darunter Großbritannien, Sizilien, Malta und die Krim.[6] Das eigentliche Ziel der Expedition war jedoch Ägypten, das ein wichtiges Glied in der Kommunikationskette zwischen Großbritannien und Britisch-Indien darstellte.[7] Napoleon betrachtete die Einnahme Ägyptens als den wichtigsten Schritt, um die massiven wirtschaftlichen Vorteile, die Großbritannien aus dem Handel mit Indien zog, zu neutralisieren und Großbritannien zu Zugeständnissen zu zwingen. Im August 1797 schrieb er: „Die Zeit ist nicht mehr fern, in der wir spüren werden, dass wir, um England wirklich zu zerstören, Ägypten einnehmen müssen“.[8] Die Einnahme Ägyptens hätte den Franzosen die Kontrolle über das östliche Mittelmeer und das Rote Meer verschafft, was zu erheblichen Einbußen für die britische Wirtschaft geführt hätte. Außerdem hätte auf eine erfolgreiche Invasion Ägyptens ein direkter Angriff auf britisches Territorium in Indien folgen können.[9][10] Nachdem sich Frankreich und Spanien 1796 miteinander verbündet hatten, sah sich die Royal Navy 1798 gezwungen sich aus dem Mittelmeer zurückzuziehen.[11] Ohne die Gefahr durch die Royal Navy und einem drohenden Aufstand in Irland war Napoleon der festen Überzeugung, dass England nicht in seine Pläne eingreifen konnte, selbst wenn es seine Pläne aufdecken würde.[12]

Die französischen Vorbereitungen

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Napoleon war sich bewusst, dass der Erfolg der Expedition teilweise davon abhing, dass die britische Regierung möglichst lange über diese Invasionspläne im Unklaren blieb. Die deshalb weiterhin stattfindenden Vorbereitungen für eine Invasion der britischen Inseln stellten sicher, dass die überwiegende Zahl der britischen Kriegsschiffe weitab vom Mittelmeer kreuzte.[13] Die tatsächlichen Vorbereitungen, die von Louis Berthier organisiert wurden, waren dagegen auf Toulon, Marseille, Genua, Korsika und Civitavecchia verteilt, um sie möglichst lange geheim zu halten. Toulon fungierte als Heimathafen für die französische Mittelmeerflotte, die den Transport des französischen Expeditionsheeres schützen sollte. Um zu verhindern, dass sich die Nachricht des bevorstehenden Angriffs auf Ägypten vor dem Eintreffen der Flotte verbreitete, sollten alle Handelsschiffe, die den Konvoi während der Überfahrt sichteten, beschlagnahmt und festgesetzt werden, bis die Franzosen Alexandria erreicht hätten.[14][A 1] Begleitet wurde dieser Transport von 13 Linienschiffen, vier Fregatten und einigen Kanonenbooten unter dem Oberbefehl von François-Paul Brueys d’Aigalliers.

Am 8. Mai traf Napoleon in Toulon ein, um die letzten Vorbereitungen zu überwachen. Am 9. Mai verkündete er in einer Rede, dass die Expedition in ein nicht näher bezeichnetes fremdes Land gehen würde.[15] Am 19. Mai verließ Napoleons Flotte Toulon und fuhr entlang der Küste der Provence nach Genua und von dort aus in südlicher Richtung nach Korsika.[16][17] Der Konvoi blieb bis zum 30. Mai in Sichtweite der Ostküste, überquerte die Straße von Bonifacio und folgte der Küste Sardiniens in der Erwartung, sich mit den aus Civitavecchia kommenden Schiffen zu vereinigen. Am 3. Juni erreichte Napoleon die Nachricht von der Anwesenheit der Briten in Sardinien, woraufhin er ein Geschwader entsandte, um die Lage zu erkunden. Nachdem man die Briten dort jedoch nicht antraf, gab Napoleon den Befehl, nicht länger auf die Schiffe aus Civitavecchia zu warten, und ließ seine Flotte nach Südosten abdrehen, wo sie am 7. Juni Mazara und Pantelleria passierte. Als Napoleon dort erfuhr, dass die Briten ihn verfolgen, ließ er Kurs auf Malta nehmen, wo er am 9. Juni eintraf und sich mit den 56 Schiffen aus Civitavecchia vereinigte.[18][19]

Nelsons Suche nach der französischen Flotte

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Die britische Regierung wusste mittlerweile, dass sich französische Truppen in der Nähe von Toulon, Marseille und Genua sammelten und eine große Flotte für ihren Transport bereitgestellt wurde. Das Ziel dieser erneuten französischen Kriegsanstrengungen war ihr jedoch bis Mitte April nicht klar.[20] Man vermutete einen geplanten Angriff auf das Königreich von Neapel, auf Sizilien oder Portugal, schloss aber auch einen Angriff auf Irland nicht aus. Für eine genauere Analyse wurde Vizeadmiral John Jervis, dem Befehlshaber der britischen Mittelmeerflotte, von der Admiralität die Anweisung erteilt ein Geschwader unter dem Kommando von Konteradmiral Horatio Nelson zu entsenden. Nelson war erst vor kurzem zur Flotte zurückgekehrt, nachdem er sich in Großbritannien von dem Verlust seines rechten Arms in der Schlacht von Santa Cruz de Tenerife im Juli 1797 erholt hatte. Nelson wurde ausdrücklich eine Verfolgung der französischen Flotte im gesamten Mittelmeerraum und ins Schwarze Meer erlaubt, sollte sich dies als deren Ziel herausstellen.

Sie haben mit Ihrem Geschwader auf jede nur mögliche Weise festzustellen, wofür die -starken Kräfte […] in Toulon, Marseille und Genua bestimmt sind.

[21]

Seit April zogen britische Regierungskreise zunehmend auch Ägypten als Ziel des französischen Expeditionsheers in Betracht. Nachrichten, die per Schiff und durch Boten überbracht wurden, benötigten von London aus jedoch mehrere Wochen, bevor sie nach Gibraltar gelangten. Bevor diese Überlegungen daher Admiral Nelson erreichen konnten, war er am 2. Mai ausgelaufen und hatte sich am 9. Mai mit der HMS Alexander, der HMS Orion, der HMS Emerald und HMS Terpsichore sowie der Sloop HMS Bonne Citoyenne in Gibraltar vereinigt und segelte ins Mittelmeer. Obwohl er im Schutze der Dunkelheit aufbrach, wurde Nelsons Geschwader von den spanischen Streitkräften in Cádiz beobachtet, die daraufhin mehrere Schüsse abgaben, aber nur geringe Schäden verursachten.[22]

Wiedervereinigung der britischen Flotte

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Am 2. Mai erreichten die Briten die Îles d’Hyères in der Nähe von Toulon. Dort befanden sie sich in einer idealen Position, um den mit unbekanntem Ziel auslaufenden französischen Konvoi abzufangen.[23] Am 21. Mai gerieten sie in einen schweren Sturm, bei dem die HMS Vanguard schwer beschädigt wurde und für Reparaturen nach San Pietro gebracht werden musste.[24] Nelson entschied sich nach der Reparatur seines Flaggschiffs, zu seiner Ausgangsposition vor Toulon zurückzukehren. In einer im Vorfeld gegebenen Order hatte er festgelegt, dass Schiffe, welche die Verbindung zur übrigen Flotte verloren hatten, südlich vor Toulon etwa in Höhe des 42. Breitengrades kreuzen sollten. Träfen sie während dieses Manövers nicht innerhalb von zehn Tagen auf die Vanguard, sollten die Schiffe nach Gibraltar zurückkehren.[25] Tatsächlich gelang es Nelson, bis zum 7. Juni vor der Küste von Toulon den größten Teil seines Geschwaders wieder zu vereinigen und dabei auch mit den Schiffen zusammenzutreffen, die ihm Jervis zur Verstärkung schickte.[26]

Stopp in Neapel

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Bereits seit Anfang Juni wusste Nelson, dass der französische Konvoi am 20. Mai Toulon verlassen hatte. Er vermutete, dass der französische Konvoi als nächstes Genua angelaufen hatte, um sich dort mit den anderen Teilen der Flotte zu vereinigen. Nelson, der durch eine Flaute bis zum 10. Juni behindert wurde und die französischen Absichten immer noch nicht kannte, segelte zunächst an der korsischen Küste entlang, bevor er am 12. Juni vor Elba ankerte und die HMS Mutine nach Civitavecchia schickte, um Informationen einzuholen. Unfähig, das Ziel der Franzosen ausfindig zu machen, fuhr Nelson weiter nach Süden.[27] Von einem abgefangenen tunesischen Kriegsschiff erfuhr er am 13. Juni, dass die französische Flotte südlich der Spitze von Sizilien gesehen worden war.[28][29] Nelson hielt Portugal und Irland als mögliches Ziel des französischen Expeditionsheers für wenig wahrscheinlich und entschied sich, mit seiner Flotte nach Neapel zu segeln. Für diese Entscheidung sprachen mehrere Gründe. Am neapolitanischen Hof diente William Hamilton seit 34 Jahren als britischer Botschafter und verfügte über weitreichende Kontakte.[28] Obwohl der neapolitanische Premierminister John Acton bereits Berichte darüber übermittelt hatte, dass die Franzosen nach Ägypten segelten, gab Hamilton dies nicht an Nelson weiter, sondern informierte ihn lediglich darüber, dass Napoleons Flotte Sardinien passiert hatte und wahrscheinlich in Richtung Malta segelte.[A 2]

Der britische Diplomat William Hamilton

Entscheidung für Alexandria

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Am 18. Juni nahm Nelson schließlich die Verfolgung auf und passierte am 20. Juni die Straße von Messina. Am 22. Juni erhielt Nelson die Nachricht, dass Napoleon Malta bereits erobert hatte und am 16. Juni wieder in See gestochen sei.[30] In Wirklichkeit waren die Franzosen erst am 19. Juni aufgebrochen, sodass Nelsons Flotte nur noch 60 Seemeilen (110 km) von ihnen entfernt war.[31][32][29] [33] Aus Sicht von Nelson war mittlerweile völlig ausgeschlossen, dass die Franzosen Portugal oder Irland ansteuerten; dazu befand sich die Flotte Napoleons zu weit östlich im Mittelmeer. Denkbare Ziele einer von Malta ablegenden Flotte konnten aber Sizilien oder das Schwarze Meer sein; auch Ägypten bot sich von hier aus als Ziel an. Nelson war sich sicher, dass ihn Nachrichten über einen Angriff der Franzosen auf Sizilien bereits erreicht hätten, wäre dies das Ziel Napoleons gewesen.[29] Nelson legte zusammen mit seinen Offizieren Ägypten als das wahrscheinlichste Ziel Napoleons fest, da es der beste Ort im Mittelmeer war, von dem aus er Indien bedrohen konnte.[34] Nelson wandte sich daraufhin nach Südosten in Richtung Alexandria.[18]

Auch in London war man sich mittlerweile sicher, dass die französische Flotte auf dem Weg nach Ägypten war. Die Wissenschaftler, die auf Einladung Napoleons an der ägyptischen Expedition teilnahmen, hatten sich als die undichte Stelle erwiesen, die das Ziel der französischen Flotte verriet. So schrieb beispielsweise der Mineraloge Déodat Gratet de Dolomieu an den Göttinger Naturwissenschaftler Jean-André Deluc, dass man für die Expedition Bücher über Ägypten, Persien und Indien sammele. Er teilte ihm auch mit, dass es Ziel der Expedition sei, den Handel zwischen Indien und Großbritannien zu unterbrechen. Deluc war allerdings nicht nur Professor der Universität Göttingen, sondern auch Mitglied des Hofstaates der britischen Königin Charlotte.[35]

Das Mittelmeer – Nelsons Herausforderung lag darin, herauszufinden, welchen Kurs der französische Konvoi nahm

Nelsons Reise von Sizilien nach Alexandria verlief ohne größere Zwischenfälle. Da er nicht über genügend schnelle Schiffe als Späher verfügte, erhielt er keine weiteren Information über die französische Flotte.[36] Das Problem hatte sich bereits am 22. Juni entscheidend ausgewirkt, als die britische Flotte vier Segel in südöstlicher Richtung sichtete. Doch da er davon ausging, dass die Franzosen fünf Tage voraus waren, befahl er den Kurs fortzusetzen, um Alexandria so schnell wie möglich zu erreichen.[37] Hätte Nelson über Fregatten verfügt, hätten sie vielleicht entdeckt, dass es sich um Aufklärer der französischen Hauptflotte handelte, die sich in geringer Entfernung befand.[29] Im Gegenzug hatten die Franzosen die britische Flotte gesichtet, die daraufhin die Richtung leicht nach Norden änderte.[38] Infolgedessen passierte Nelsons Flotte in der Nacht bei dichtem Nebel die Franzosen östlich von Malta ohne von ihnen zu wissen.[39]

Am 28. Juni erreichte die Mutine Alexandria, wo sie feststellte, dass die französische Flotte nicht im Hafen lag. Nachdem Nelson Alexandria erreicht hatte, wurde versucht, mit dem britischen Konsul George Baldwin Kontakt aufzunehmen, was jedoch scheiterte, da dieser kurz zuvor die Stadt verlassen hatte.[40] Eine Nachricht, die vor dem Herannahen der Franzosen warnte, wurde an den osmanischen Gouverneur Sayyid Muhammad Kurayyim übermittelt. Kurayyim antwortete, er habe die französische Flotte nicht gesehen und werde die Neutralität des Osmanischen Reiches durchsetzen und sowohl den Briten als auch den Franzosen die Einfahrt in den Hafen gestatten oder erlauben, an der Küste zu landen.[18] Nachdem Nelson bis zum 29. Juni vergeblich auf das Eintreffen der Franzosen gewartet hatte, entschied er, nach Nordosten in Richtung Korfu umzukehren. Wenig später betraten die ersten französischen Truppen ägyptischen Boden.[41][29]

Suche im östlichen Mittelmeerraum

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Am 4. Juli erreichte die britische Flotte die Küste von Antalya, segelte von dort aus weiter in Richtung der Südspitze von Kreta und erreichte am 20. Juli wieder Sizilien. Von Syrakus aus sandte Nelson drei Briefe an seine Frau, an William Hamilton und an seinen Vorgesetzten Admiral Jervis. In allen drei Briefen klingt die Frustration der vergeblichen Suche nach der französischen Flotte durch. An seine Frau schrieb er:

Ich war bislang nicht in der Lage, die französische Flotte zu finden, aber niemand wird sagen können, dass es am mangelnden Versuch gelegen hat.

[42]

Sowohl gegenüber Hamilton als auch Jervis beklagte er den Mangel an Fregatten, die aufgrund ihrer Schnelligkeit als Erkundungsschiffe hätten dienen können.[43] Am 24. Juli verließ die britische Flotte Syrakus und fing in den nächsten Tagen mehrere Handelsschiffe ab. Befragungen der Schiffsbesatzungen ergaben, dass die Franzosen weder im östlichen Mittelmeer noch in der Adria oder in der Ägäis gesichtet worden waren. Damit verdichtete sich die Gewissheit, dass das Ziel der französischen Flotte entweder Ägypten oder Syrien sein musste.[44] Am 29. Juli ließ Nelson seine Flotte erneut in Richtung Alexandria segeln. Selbst wenn die französische Flotte dort nicht anzutreffen wäre, war es sehr wahrscheinlich, dass man in Alexandria das tatsächliche Ziel in Erfahrung bringen konnte.[45] Am 1. August erreichten die Briten erneut die ägyptische Küste. Die HMS Swiftsure und HMS Alexander wurden abkommandiert, um den Hafen von Alexandria zu untersuchen. Doch bis auf die Transportschiffe war der Hafen leer. Trotz der anfänglichen Enttäuschung befahl Nelson seinen Schiffen, die Küste abzusuchen, und um 14.00 Uhr sichteten die Ausgucke der HMS Zealous die Franzosen in der Bucht von Aboukir.[46]

Die Bucht von Abukir erstreckt sich in einem Halbkreis über eine Breite von 30 km von Kap Abukir bis zur Rosettamündung des Nils. 1798 war die Bucht an ihrem westlichen Ende durch ausgedehnte felsige Untiefen geschützt, die sich von einer Landzunge, die von der Burg Aboukir verteidigt wurde, über 4,8 km in die Bucht hineinzogen. Ein kleines, auf einer Insel zwischen den Felsen gelegenes Fort sicherte die Untiefen.[47][48] Weitere Untiefen verliefen ungleichmäßig im Süden der Insel und erstreckten sich in einem groben Halbkreis etwa 1.510 m vom Ufer entfernt über die Bucht. Diese waren zu flach, um die Durchfahrt größerer Kriegsschiffe zu ermöglichen. Daher ließ d’Aigalliers seine Schiffe in Schlachtlinie entlang der nordöstlichen Kante der Untiefen bis zum Süden der Insel aufstellen. Die Vorhut, angeführt von der Guerrier, befand sich 2.200 m südöstlich von Aboukir und etwa 910 m vom Rand der Untiefen entfernt, die die Insel umgaben. Daher ging d’Aigalliers davon aus, dass die Linie dort undurchdringlich sei und dass die Briten somit gezwungen sein würden, die Nachhut und das Zentrum seiner Flotte anzugreifen. Deshalb platzierte er die Orient und die Guillaume Tell an diesen Punkten, um die britische Flotte dort zu binden, während die Vorhut den vorherrschenden Nordostwind für einen Gegenangriff nutzte.[49]

Nachdem Napoleon Alexandria am 2. Juli eingenommen hatte, erhielt Admiral François-Paul Brueys d’Aigalliers die Anweisung, die französischen Kriegsschiffe in der Nähe der ägyptischen Küste ankern zu lassen. Der Hafen von Alexandria hatte sich als zu flach für die französischen Schiffe erwiesen. Daher befahl Napoleon, in die Bucht von Aboukir, 32 km nordöstlich von Alexandria, auszuweichen. Falls er diesen Ankerplatz für zu unsicher hielte, sollte d’Aigalliers nach Korfu segeln und nur leichte Schiffe zurücklassen, die bequem in Alexandria ankern konnten.[50] In Aboukir diskutierte d’Aigalliers mit seinen Offizieren, wie zu verfahren sei, falls Nelson sie in der Bucht entdecken sollte. Als d’Aigalliers schließlich davon erfuhr, dass am 21. Juli lediglich vor Alexandria Schiffe gesichtet worden waren, kam er zu dem Schluss, dass keine Gefahr eines bevorstehenden Angriffs bestand, und traf daher keine Vorkehrungen für einen möglichen Angriff.[51]

Großbritannien

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[52]
Schiff Kanonen Kommandant Verluste Anmerkungen
getötet verwundet Insgesamt
HMS Goliath 74 Thomas Foley 21 41 62
HMS Zealous 74 Samuel Hood 1 8 9
HMS Orion 74 James Saumarez 13 29 42
HMS Theseus 74 Ralph Willett Miller 5 30 35
HMS Audacious 74 Davidge Gould 1 35 36
HMS Vanguard 74 Edward Berry 30 75 105 Flaggschiff von Horatio Nelson
HMS Minotaur 74 Thomas Louis 23 64 87
HMS Defence 74 John Strutt Peyton 4 11 15
HMS Majestic 74 George Blagdon Westcott 50 143 193
HMS Culloden 74 Thomas Troubridge
HMS Swiftsure 74 Benjamin Hallowell Carew 7 22 29
HMS Alexander 74 Alexander Ball 14 58 72
HMS Bellerophon 74 Henry Darby 49 148 197
HMS Leander 50 Charles Thompson 14
HMS Mutine 18 Thomas Hardy
Schiff Kanonen Kommandant Verluste Anmerkungen
getötet verwundet Insgesamt
Guerrier 74 Jean-François Trullet ca. 350–400 gekapert und anschließend verbrannt
Conquérant 74 Etienne Dalbarade ca. 350 gekapert
Spartiate 74 Maxime-Julien Émeriau de Beauverger 64 150 214 gekapert
Aquilon 74 Antoine René Thévenard † 87 213 300 gekapert
Peuple Souverain 74 Pierre Paul Raccord gekapert
Franklin 84 Maurice Gillet ca. 400 Flaggschiff von Konteradmiral Armand Blanquet du Chaylat, gekapert
Orient 122 Luc-Julien-Joseph Casabianca ca. 1000 Flaggschiff von Admiral d’Aigalliers†, explodiert
Tonnant 84 Aristide Aubert Dupetit-Thouars gekapert
Heureux 74 Jean-Pierre Etienne gekapert, am 29. August 1798 verbrannt
Mercure 74 Pierre-Philippe Cambon gekapert, am 30. August 1798 verbrannt
Guillaume Tell 84 Saulnier Flaggschiff von Konteradmiral Pierre de Villeneuve
Généreux 74 Louis-Jean-Nicolas Lejoille
Timoléon 74 Louis-Léonce Trullet auf Grund gelaufen und 3. August 1798 verbrannt
Sérieuse 36 Claude-Jean Martin Fregatte, gesunken
Artémise 36 Pierre-Jean Standelet Fregatte, selbstversenkt
Diane 40 Denis Decrès Fregatte
Justice 40 Jean Villeneuve Fregatte
Verlauf der Schlacht; die britischen Schiffe sind rot markiert, die französischen blau

Als die L’Heureux am 1. August gegen 14:00 Uhr die ersten britischen Schiffe sichtete, war d’Aigalliers nicht weiter beunruhigt, da er davon ausging, dass die britische Flotte mit Einbruch der Dunkelheit vor der Bucht ankern und erst am Morgen angreifen würde. Dies würde ihm genug Zeit geben, sich vorzubereiten und die Möglichkeit offen halten, in der Nacht zu entkommen und somit Napoleons Befehl zu befolgen, eine direkte Konfrontation mit der britischen Flotte zu vermeiden.[53]

Ungeachtet dessen war Nelson entschlossen, noch in der Nacht mit dem Angriff zu beginnen. Um seine Schiffe zu versammeln und in Schlachtlinie aufzustellen, hätte er mehrere Stunden gebraucht. Dies hätte den Franzosen ausreichend Zeit geboten, sich auf die Schlacht vorzubereiten oder möglicherweise sogar ihre Flucht ermöglicht. Daher befahl er gegen 15:00 Uhr seinen Schiffen, vorzurücken.[54][55] Ohne eine genaue Karte der Bucht war Nelson gezwungen, bei seinem Vormarsch vorsichtig zu agieren. Daher gab er Anweisung die Wassertiefe zu messen, während sich die Flotte den Franzosen näherte.[56] Um 18:20 Uhr, als die HMS Goliath und Zealous die nördliche Untiefe umrundeten, eröffneten die führenden französischen Schiffe Guerrier und Conquérant das Feuer.[57] Als sich die Goliath[A 3] der französischen Linie näherte, zeigte sich, dass d’Aigalliers bei der Verteilung seiner Kräfte einen schweren Fehler gemacht hatte. Anstatt das führende Schiff, die Guerrier, in der Nähe der nördlichen Untiefe zu platzieren, hatte der französische Admiral eine Lücke gelassen.[56]

Die Goliath segelte direkt durch diese Lücke, beharkte den Bug der Guerrier mit einer Breitseite und griff anschließend das zweite Schiff der französischen Linie, die Conquérant, an. Die Audacious und die Zealous fuhren als Nächstes durch die Lücke und griffen die Guerrier an, dicht gefolgt von der HMS Orion, die die beiden britischen Schiffe an Steuerbord überholte und weiter Richtung Zentrum segelte. Dabei wurde sie von der Fregatte Sérieuse attackiert.[A 4] Die Orion erwiderte das Feuer, versenkte das französische Schiff mit einer einzigen Breitseite und ankerte an Backbord der Peuple Souverain. Als Nächstes folgte die HMS Theseus, die ebenfalls auf die Guerrier feuerte, ihren Besanmast zerstörte und sich neben der Spartiate positionierte.[58] Nelson, der das erfolgreiche Manöver der Goliath beobachtet hatte, entschied sich dafür die französische Flotte von zwei Seiten anzugreifen. Daher segelte er seewärts entlang der Franzosen und ankerte um 18:40 querab der Spartiate.[59] Aus Angst in der Dunkelheit die Vanguard zu treffen – beide Schiffe waren weniger als 150 Meter voneinander entfernt – segelte die Theseus weiter in Richtung der Aquilon, die sich etwa 140 Meter voraus befand.[58] In dieser Zeit war die Vanguard kurzfristig dem Feuer der Spartiate und der Aquilon[A 5] ausgesetzt, bevor die Minotaur um 18:45 an Steuerbord achteraus der Aquilion ankerte und so das französische Schiff zur Kapitulation zwang.[59][60] Nelson erläuterte später Lord Howe seine Taktik:

Indem ich die Vorhut und das Zentrum des Gegners angriff, und weil der Wind genau in Richtung seiner Linie wehte, konnte ich jede beliebige Stärke gegenüber wenigen Schiffen zur Geltung bringen.

[61]

Dank Kapitän Thomas Foleys Entscheidung, die Goliath zwischen die Küste und die französische Linie zu steuern, war die französische Vorhut zahlenmäßig unterlegen und vom Rest der Flotte isoliert. Die Guerrier und die Spartiate kapitulierten um 21 Uhr, die Conquérant 12 Minuten später.[62] Die waffenstärksten französischen Schiffe – darunter die Orient – befanden sich jedoch im Zentrum der französischen Linie. Die HMS Bellerophon erlitt schweren Schaden, als sie sich gegenüber diesem Schiff positionierte, verlor zwei ihrer drei Masten und trieb im Verlauf der Schlacht nach Südosten ab.[63][64][65] Gegen 20:00 Uhr nahmen die HMS Swiftsure und HMS Alexander die Orient unter Beschuss, auf deren Deck bald Feuer ausbrach. Der Kapitän der Swiftsure ordnete gezielte Schüsse in die Flammen an, um die Löscharbeiten der französischen Besatzung zu behindern. Admiral d’Aigalliers, der sich auf diesem Schiff befand, war zu diesem Zeitpunkt bereits schwer verwundet, beharrte jedoch darauf, an Deck zu bleiben. Wenig später wurde er von einem Schuss getroffen, der ihn tötete.[66]

Das sich weiter ausbreitende Feuer auf der Orient ließ eine Explosion des Munitionslagers befürchten. Die meisten der britischen und französischen Kommandeure, deren Schiffe sich in unmittelbarer Nähe befanden, entschieden sich daher, ihre Schiffe in eine größere Entfernung zur Orient zu bringen. Gegen 22:00 Uhr explodierte die Orient; Schiffs- und Leichenteile wurden durch die Wucht der Explosion eine Seemeile weit in der Bucht verstreut, und der Lärm der Explosion war bis in das neun Seemeilen weit entfernt liegende Alexandria zu hören.[67][64][68] In den nächsten zehn Minuten fiel kein einziger Schuss, während die nächstgelegenen Schiffe darum kämpften, die Brände zu löschen, und die weiter entfernten unter Schock verharrten.[69] Das erste Schiff, das die Feindseligkeiten wieder aufnahm, war die Franklin, doch zahlenmäßig stark unterlegen musste sie gegen 24:00 Uhr kapitulieren.[66] Gegen 02:00 Uhr setzte die französische Besatzung der Guerrier das Schiff in Brand. Gegen Sonnenaufgang war das Schiff fast vollständig verbrannt und gegen 08:30 Uhr explodierte das Pulvermagazin. Es war der entscheidende Punkt der Schlacht. Sechs Schiffe hatten kapituliert, die Heureux, die Mercure, die Timoléon und die Tonnant waren auf Grund gelaufen und Admiral Villeneuve an Bord der Guillaume Tell hatte sich angesichts der hoffnungslosen Lage der französischen Flotte zur Flucht entschlossen. Am 3. August wurden die Theseus und die Leander entsandt, um die Zerstörung der französischen Flotte zu vollenden. Während sich die Tonnant ergab, setzte die Mannschaft der Timoléon ihr Schiff in Brand und ruderte in den Beibooten an Land, um der Gefangennahme zu entgehen.[64][67]

Der verletzte Admiral Nelson kommt an Deck, um die brennende L’Orient zu sehen
In einem Folgegefecht am 18. August kaperte die vor Abukir entkommene französische Généreux die britische Leander, die Nelsons Siegesbotschaft überbringen sollte

Von den dreizehn Linienschiffen und vier Fregatten waren elf Linienschiffe und zwei Fregatten verlorengegangen. Admiral d’Aigalliers sowie sieben weitere französische Kommandanten waren gefallen, über 5.200[70] französische Matrosen waren entweder tot oder wurden vermisst – mehr als 1.000 Matrosen waren allein bei der Explosion der Orient zu Tode gekommen.[64] 3.305 Matrosen waren von den Briten gefangen genommen worden.[70] Die Vernichtung der französischen Mittelmeerflotte war so vollständig, dass sie gelegentlich mit der verheerenden Niederlage verglichen wird, die die japanische Marine der russischen in der Schlacht von Tsushima 1905 bereitete.[64]

Auf britischer Seite waren 218 Tote und 677 Verwundete zu verzeichnen.[70] In den Tagen nach der Schlacht starb allerdings noch eine Reihe der Verwundeten.[71][A 6] Die schwersten Schäden während der Schlacht hatten die Vanguard, die Majestic und die Bellerophon zu verzeichnen, alle drei konnten jedoch wieder repariert werden.[72]

Nach der Schlacht hatte Nelson am 6. August Kapitän Thomas Thompson mit der HMS Leander ausgesandt, um die Siegesbotschaft in die Heimat zu bringen. Die vier der Schlacht entkommenen französischen Kriegsschiffe Villeneuves waren wegen schlechter Winde noch nicht weit gekommen und noch immer in der Nähe. Am 18. August traf die von Kapitän Louis-Jean-Nicolas Lejoille befehligte Généreux vor der Westküste Kretas auf die Leander. Die Généreux war schneller und mit mehr Kanonen ausgestattet als die Leander. Nach einem sechseinhalbstündigen Gefecht war die Leander gezwungen, ihre Flagge zu streichen.[73]

Mit Ausnahme der Guillaume Tell, der Généreux, der Diane und der Justice war die französische Mittelmeerflotte vernichtet worden. Als am 14. August Napoleon von der Niederlage und der Zerstörung der französischen Flotte erfuhr, war er zunächst bestürzt, da er nun in Ägypten gefangen war. Doch schnell gewann seine Zuversicht wieder die Oberhand.

Nun, meine Herren, jetzt sind wir verpflichtet, große Dinge zu vollbringen; wir werden sie vollbringen. Wir müssen ein großes Reich gründen, und wir werden es gründen. Natürlich trennt uns das Meer, dessen wir nicht mehr Herr sind, von unserer Heimat, aber kein Meer trennt uns von Afrika oder Asien.[74]

Der französische Plan eines Vormarsches nach Indien war mit der Niederlage bei Abukir in Frage gestellt; gleichzeitig wurde der Sieg der Briten als der erste größere Rückschlag Napoléon Bonapartes gewertet.[75] Die britische Vorherrschaft zur See war allerdings für den Rest der Koalitionskriege noch nicht sichergestellt. Erst mit der Schlacht von Trafalgar sieben Jahre später, bei der Admiral Nelson über eine französisch-spanische Flotte siegte, wurde diese endgültig für mehr als ein Jahrhundert gesichert.[64] Horatio Nelson wurde für seinen Sieg in den Adelsstand erhoben und erhielt eine jährliche Pension von 2.000 Pfund. Die Ostindische Kompanie, nun nicht mehr durch Napoleon bedroht, zeigte ihm gegenüber ihre Dankbarkeit durch ein Geschenk von 10.000 Pfund. Zahlreiche Ehrungen erwies ihm auch das Königreich von Neapel-Sizilien, deren Königin Maria Karolina – eine Schwester der hingerichteten französischen Königin Marie-Antoinette – eine entschiedene Gegnerin der französischen Republik war.[76]

Erinnerungskultur

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Die Schlacht ist mehrfach von britischen Marinemalern dargestellt worden. Gemälde von Arnald George und Luny Thomas zeigen die Schlacht in den dramatischen Momenten, in denen die französischen Schiffe in Flammen standen.[77][78]

Ein literarisches Denkmal fand die Seeschlacht auch in Felicia Hemans 1826 erschienenem Gedicht Casabianca, das vielen Briten vor allem wegen seiner ersten, häufig parodierten Zeile „The boy stood on the burning deck“ bekannt ist. Es schildert den Tod des erst zwölfjährigen Sohnes von Luc-Julien-Joseph Casabianca, der auf der von seinem Vater kommandierten Orient Dienst tat und während der Explosion des Schiffes ums Leben kam.[79]

Ein Denkmal, das an die Seeschlacht von Abukir erinnern soll, befindet sich in der Nähe von Stonehenge. Es besteht aus einer Vielzahl kleiner Birkenhaine, die als „Nile Clumps“ bezeichnet werden. Nach lokaler Legende repräsentiert jeder der Birkenhaine ein Schiff der französischen und britischen Flotte. Die Anpflanzung soll auf Emma Hamilton, die Geliebte von Admiral Nelson, zurückzuführen sein. Sie freundete sich nach Nelsons Tod mit der Marquess of Queensbury, einer örtlichen Großgrundbesitzerin, an und überzeugte sie gemeinsam mit Thomas Hardy, dieses ungewöhnliche Denkmal zu pflanzen. Die meisten der noch vorhandenen 17 Birkenhaine befinden sich heute auf dem Areal des Stonehenge Historic Monument, das dem britischen National Trust gehört. Inzwischen wurden auch einige dieser Birkenhaine wieder neu angepflanzt, da Birken selten älter als 200 Jahre werden.

  • Mark Adkin: The Trafalgar companion : a guide to history's most famous sea battle and the life of Admiral Lord Nelson. Aurum Press, London 2005, ISBN 978-1-84513-018-3 (englisch).
  • Geoffrey Bennett: Nelson the Commander. Penguin, London 2002, ISBN 0-14-139129-4 (englisch).
  • David G. Chandler: The Campaigns of Napoleon. Scribner, New York 1966, ISBN 0-02-523660-1 (englisch).
  • Richard Humble: Napoleon's Admirals: Flag Officers of the Arc de Triomphe, 1789–1815. Casemate Publishers, Havertown 2019, ISBN 978-1-61200-809-7 (englisch).
  • Noel Mostert: The Line upon a Wind: The Greatest War Fought at Sea Under Sail 1793–1815. Vintage Books, London 2007, ISBN 978-0-7126-0927-2 (englisch).
  • Roy & Lesley Adkins: The War for All the Oceans. Abacus, London 2007, ISBN 0-349-11916-3 (englisch).
  • Ernle Bradford: Nelson: The Essential Hero. Wordsworth Military Library, Ware 1999, ISBN 1-84022-202-6 (englisch).
  • William Laird Clowes: The Royal Navy, A History from the Earliest Times to 1900. Band IV. Chatham Publishing, London 1997, ISBN 1-86176-013-2 (englisch).
  • Juan Cole: Napoleon's Egypt: Invading the Middle East. Palgrave Macmillan, New York 2007, ISBN 978-1-4039-6431-1 (englisch).
  • Robert Gardiner: Nelson Against Napoleon. Chatham, London 2001, ISBN 1-86176-026-4 (englisch).
  • William James: The Naval History of Great Britain. Band II. Conway Maritime Press, London 2002, ISBN 0-85177-906-9 (englisch).
  • John Keegan: Intelligence in War: Knowledge of the Enemy from Napoleon to Al-Qaeda. Pimlico, London 2004, ISBN 978-0-7126-6650-3 (englisch).
  • Brian Lavery: Nelson and the Nile – The Naval War against Bonaparte 1798. Caxton, London 2003, ISBN 1-84067-522-5 (englisch).
  • Steven E. Maffeo: Most Secret and Confidential: Intelligence in the Age of Nelson. Chatham Publishing, London 2000, ISBN 1-86176-152-X (englisch).
  • Peter Padfield: Nelson's War. Wordsworth Military Library, Ware 2000, ISBN 1-84022-225-5 (englisch).
  • N.A.M Rodger: The Command of the Ocean. Allan Lane, London 2004, ISBN 0-7139-9411-8 (englisch).
  • Holland J.Rose: Napoleon and Sea Power. In: Cambridge Historical Journal. Band 1, Nr. 2, 1924, doi:10.1017/S1474691300000925 (englisch).
  • Oliver Warner: The Battle of the Nile. Macmillan, New York 1960, OCLC 1347349 (englisch).
  • Oliver Warner: Große Seeschlachten. Ariel, Frankfurt am Main 1975, OCLC 907761641.
Commons: Battle of the Nile – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
  1. Das Expeditionsheer bestand aus 28.200 Mann Infanterie, Ingenieuren und Kanonieren sowie 2.800 Mann Kavallerie, 1.230 Pferden mit 60 Feld- und 40 Belagerungsgeschützen.
  2. Der Historiker Brian Lavery geht davon aus, dass Hamilton der Überzeugung war, dass es sich dabei um gezielte französische Desinformation handelte und sie daher nicht weiterleitete vgl. Laverty: S. 124., S. 134.
  3. Thomas Foley, der die Goliath kommandierte, hielt anders als d’Aigalliers die Meerenge zwischen der Abukir-Insel und der Festlandküste für manövrierbar. Er besaß unter anderem einen französischen Atlas aus dem Jahre 1764, der die Tiefen in der Bucht angab. Auch dass die französische Flotte in der Lage gewesen war, die Schiffe in einer langen Linie vor der Küste zu verankern, ließ Thomas Foley darauf schließen, dass hinter der französischen Linie das Wasser noch eine ausreichende Tiefe hatte. Foleys schnelle Entscheidung, die französische Linie nach innen zu durchbrechen, bestimmte den ganzen Verlauf der Schlacht. vgl. Adkins: 2007, S. 24.
  4. Der Unterschied in der Feuerkraft zwischen einer Fregatte und einem Linienschiff war so groß, dass die Etikette der damaligen Zeit von einem Linienschiff verlangte, nicht anzugreifen, bevor die Fregatte das Feuer eröffnete.
  5. Die Aquilion hatte sich querab zum Bug der Vanguard gedreht und ihre Steuerbordkanonen in Stellung gebracht.
  6. Unter den Toten und Verwundeten befanden sich auch Frauen: Die Regularien der britischen Marine verboten eigentlich die Anwesenheit von Frauen an Bord von Kriegsschiffen. Es war aber nicht unüblich, dass Frauen ihrem Ehemann an Bord folgten. Während der Schlacht halfen sie, Pulver und Munition an Deck zu bringen oder versorgten die Mannschaft mit Wasser. John Nicol, ein Seemann auf der HMS Goliath, hielt in seinem Tagebuch fest, dass mehrere verwundet wurden und eine aus Leith stammende Frau ihren Verletzungen erlag. Kapitän Thomas Foley nahm vier Frauen in seiner Musterungsliste auf, die sich während der Schlacht um die Verletzten gekümmert hatten und deren Männer entweder in der Schlacht gefallen oder in den kommenden Wochen ihren Verletzungen erlegen waren. vgl. Laverty: S. 189., S. 218.

Einzelnachweise

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  1. Chandler: Dictionary of the Napoleonic Wars, Arms and Armour Press, London, 1979, S. 78.
  2. Come: French Threat to British Shores, 1793–1798 S. 185.
  3. James: The Naval History of Great Britain, Volume 2, 1797–1799, Conway Maritime, 2002, S. 113.
  4. Gardiner: Nelson Against Napoleon, Chatham, London, 2001, S. 107.
  5. Mostert: The Line upon a Wind, Vintage Books, London, 2007, S. 248.
  6. Cole: Napoleon's Egypt, Palgrave Macmillan, New York, 2007, S. 3.
  7. Adkins: The War for All the Oceans. Viking, New York, 2007, S. 7f.
  8. Cole: 2007, S. 13.
  9. Maffeo: Most Secret and Confidential, Chatham Publishing, London, 2000, S. 227.
  10. Warner: The Battle of the Nile, Macmillan, New York, 1960, S. 41.
  11. Maffeo: 2000, S. 224.
  12. Rose: Napoleon and Sea Power in Cambridge Historical Journal Bnd 1 Nr. 2, 1924, S. 141.
  13. Adkins: 2007, S. 8.
  14. Maffeo: 2000, S. 256.
  15. Cole: 2007, S. 5.
  16. Keegan: Intelligence in War, Pimlico, London, 2004, S. 40.
  17. Adkins: 2007, S. 11.
  18. a b c Clowes: The Royal Navy, A History from the Earliest Times to 1900, Volume IV. Chatham Publishing, London, 1997, S. 353ff.
  19. Maffeo: 2000, S. 259.
  20. Maffeo: 2000, S. 234.
  21. Warner: Große Seeschlachten S. 148.
  22. Bradford: Nelson, Wordsworth Military, Ware, 1999, S. 170ff.
  23. Lavery: Nelson and the Nile, Caxton, London, 2003, S. 65.
  24. Adkins: 2007, S. 9.
  25. Keegan: 2004, S. 45f.
  26. Maffeo: 2000, S. 243.
  27. Keegan: 2004, S. 48.
  28. a b Lavery: 2003, S. 122.
  29. a b c d e Adkins: 2007, S. 13ff.
  30. Gardiner: 2001 S. 21.
  31. Bradford: 1999, S. 181.
  32. Rodger: The Command of the Ocean S. 459.
  33. Gardiner: 2001, S. 29.
  34. Padfield: Nelson's War, Wordsworth Military, Ware, 2000, S. 114
  35. Keegan: 2004, S. 51f.
  36. James: 2002, S. 153ff.
  37. Keegan: 2004, S. 56.
  38. Bradford: 1999, S. 182.
  39. Maffeo: 2000, S. 258.
  40. Mostert: 2007, S. 256ff.
  41. Keegan: 2004, S. 58.
  42. Keegan, 2004, S. 59.
  43. Adkins: 2007, S. 18f.
  44. Bradford: 1999, S. 195.
  45. Keegan: 2004, S. 60.
  46. Padfield: 2000, S. 118.
  47. Clowes: 1997, S. 357.
  48. Maffeo: 2000, S. 268f.
  49. Padfield: 2000, S. 120.
  50. Mostert: 2007, S. 257f.
  51. Warner: S. 65.
  52. Adkin: The Trafalgar companion, Aurum Press, London, 2005, S. 294.
  53. James: 2002, S. 159ff.
  54. Lavery: 2003, S. 170ff.
  55. Clowes: 1997, S. 360.
  56. a b Adkins: 2007, S. 24.
  57. Gardiner: 2001, S. 33.
  58. a b Lavery: 2003, S. 181ff.
  59. a b Clowes: 1997, S. 362ff.
  60. Adkin: 2005, S. 289f.
  61. Warner: S. 152.
  62. Gardiner: 2001, S. 33.
  63. Adkins: 2007, S. 34.
  64. a b c d e f Keegan: 2004, S. 64f.
  65. Lavery: 2003, S. 195.
  66. a b Clowes: 1997, S. 366ff.
  67. a b Adkins: 2007, S. 35ff.
  68. Lavery: 2003, S. 195–199.
  69. Gardiner: 2001, S. 36.
  70. a b c Adkins: 2007, S. 37f.
  71. Lavery: 2003, S. 216f.
  72. Clowes: 1997, S. 369.
  73. Neukirchen: Seemacht im Spiegel der Geschichte S. 255.
  74. Lavery: 2003, S. 256.
  75. Adkins: 2007, S. 41.
  76. Adkins: 2007, S. 38–43.
  77. Cordingly: Marine painting in England, 1700–1900 S. 91.
  78. The Destruction of 'L'Orient' at the Battle of the Nile, 1 August 1798. Abgerufen am 25. Oktober 2022.
  79. Milles: The poets and poetry of the nineteenth century S. 77.