„Österreichische Literatur“ – Versionsunterschied
[ungesichtete Version] | [gesichtete Version] |
Gego (Diskussion | Beiträge) Keine Bearbeitungszusammenfassung |
Keine Bearbeitungszusammenfassung |
||
(514 dazwischenliegende Versionen von mehr als 100 Benutzern, die nicht angezeigt werden) | |||
Zeile 1: | Zeile 1: | ||
[[Datei:Franz Gaul Der österreichische Parnass 1862.png|hochkant=1.4|mini|[[Franz Xaver Gaul|Franz Gaul]]: Der österreichische Parnass (1862)]] |
|||
'' '''HINWEIS''': Diese Version des Artikels ist ein erstes Ergebnis der "[[Wikipedia:Aktion_Winterspeck|Aktion Winterspeck]]" - er wird später auch noch in Abschnitte unterteilt und einige Teile werden in eigene Artikel ausgelagert werden müssen. Daher bitten wir, Änderungen im Moment nur im Wikireader vorzunehmen, damit der Artikel leicht ergänzt werden kann. Vielen Dank ! Wer mithelfen möchte, kann sich auf den [[Benutzer:Gego/Projekte|Projektseite]]n eintragen! Eine aktuelle alphabetische österreichische Autorenliste findet sich [[Wikipedia:WikiReader/Oesterreichische_Literatur#Alphabetisch|HIER]].'' |
|||
Die '''österreichische Literatur''' ist ein Teil der [[Deutschsprachige Literatur|deutschsprachigen Literatur]]. Sie bezeichnet einerseits den Literaturbetrieb in der Republik [[Österreich]] und dessen Vorgängerstaatsformen, andererseits die Werke österreichischer Autoren, sowie von Autoren mit ausgeprägtem Österreichbezug. Schriftsteller der [[Habsburgermonarchie|österreichischen Monarchie]] vor November 1918 spielen in der österreichischen Literatur eine bedeutende Rolle, allerdings ist in Einzelfällen die Abgrenzung zu anderen Literaturen schwierig. |
|||
== Begriff == |
|||
Vor der Gründung der Republik [[Deutschösterreich]] im Jahr 1918 wird der Begriff „österreichische Literatur“ im Wesentlichen auf Deutsch schreibende Autoren angewandt, die in der [[Habsburgermonarchie]] geboren wurden und/oder dort ihren Lebensmittelpunkt hatten. Da viele dieser Autoren jedoch außerhalb des heutigen österreichischen Staatsgebiets lebten und aus den deutschsprachigen Gebieten etwa in [[Böhmen]], [[Ungarn]], [[Galizien]], der [[Bukowina]] oder [[Siebenbürgen]] stammten, kann die Bezeichnung „österreichisch“ mitunter Missverständnisse hervorrufen, die das Attribut „altösterreichisch“ vermeidet. In aller Regel gilt für den Begriff der österreichischen Literatur die Sozialisation und nicht die Abstammung als wichtigstes Definitionselement. |
|||
Für das [[Mittelalter]] ist in der Regel kaum genau zu bestimmen, woher ein bestimmter Dichter stammte, wenn er überhaupt namentlich bekannt ist. Auch in der Zeit danach ist der [[Nation]]sbegriff noch kaum entwickelt. Darüber hinaus war ohnehin das [[Mittellatein|Lateinische]] die vorherrschende übernationale [[Literatursprache]]. Erst im 19. Jahrhundert, im Gefolge der [[Romantik]] und mit der beginnenden Erweckung osteuropäischer Sprach- und Literaturwissenschaft, begann eine Differenzierung zwischen Staatsgebilde und [[Volkssprache]]. |
|||
---- |
|||
Im [[Vielvölkerstaat]] Österreich lebten all die verschiedenen Nationalitäten zusammen: Bosnier, Bulgaren, Deutsche, Italiener, Kroaten, Rumänen, Serben, Slowaken, Slowenen, Tschechen, Ungarn, Ukrainer sowie Szekler und Rätoromanen. Die vielen [[Nationalitätenkonflikt]]e innerhalb des großen Staatsgebildes bewirkte kulturell eine spannungsgeladene Atmosphäre zwischen Gemeinsamkeit und Feindschaft. Wie auch in der Musik und Architektur findet auch in der Literatur dieser einzigartige Kulturraum seinen Niederschlag. Der Literaturwissenschafter [[Wendelin Schmidt-Dengler]] schrieb dazu: |
|||
{{Zitat |
|||
|Text=Die Literatur aus Österreich ist gewiß zum überwiegenden Teil in deutscher Sprache abgefaßt, aber sie gehorcht auf Grund der historischen und gesellschaftlichen Rahmenbedingungen ganz anderen Gesetzen, auch im Bereich der reinen Form und des Inhalts. |
|||
|ref=<ref>[[Wendelin Schmidt-Dengler]]: [http://www.kakanien.ac.at/beitr/fallstudie/WSchmidt-Dengler1.pdf ''Österreich und Mitteleuropa''] (pdf, kakanien.at; 106 kB). Siehe auch: [[Wendelin Schmidt-Dengler]]: [https://www.univie.ac.at/elib/index.php?title=Oesterreich_-_Gegenwartsliteratur_ab_1990_-_Wendelin_Schmidt-Dengler ''Österreichische Gegenwartsliteratur ab 1990''] ([https://www.univie.ac.at/elib/ eLib.at])</ref>}} |
|||
Der österreichische Autor [[Hugo von Hofmannsthal]] hielt die Idee einer eigenständigen österreichischen Literatur zu seiner Zeit lediglich für eine Fiktion: |
|||
== Einleitung / Grundinformationen == |
|||
{{Zitat |
|||
|Text=Denn darauf scheinen mir letztlich alle Betrachtungen überpolitischer Art, welche sich mit dem Phänomen Österreich beschäftigen, hinauslaufen zu müssen: die Fiktion einer österreichischen Musik, einer österreichischen Literatur – alles das gibt es nicht, es gibt nur eine deutsche Musik und eine deutsche Literatur, und in dieser die von Österreichern hervorgebrachten Werke. Denn diese Begriffe haben nur mit der gesamten deutschen Nation zu tun, wie sie einst im Heiligen Römischen Reich repräsentiert war ... |
|||
|ref=<ref>Hugo von Hofmannsthal: ''Bemerkungen'', zitiert nach: Hugo von Hofmannsthal: ''Gesammelte Werke in Einzelausgaben,'' Band „Prosa IV“, 1966, S. 101–106.</ref>}} |
|||
:''"Die Literatur aus Österreich ist gewiß zum überwiegenden Teil in deutscher Sprache abgefaßt, aber sie gehorcht auf Grund der historischen und gesellschaftlichen Rahmenbedingungen ganz anderen Gesetzen, auch im Bereich der reinen Form und des Inhalts."'' [http://www.kakanien.ac.at/beitr/fallstudie/WSchmidt-Dengler1.pdf Schmidt-Dengler, Österreich und Mitteleuropa (pdf, kakanien.at)] |
|||
Der Begriff '''"Österreichische Literatur"''' ist nicht eindeutig definiert. Es gibt und gab immer wieder Bemühungen, eine eindeutige und allumfassende Definition herauszuarbeiten. Eine generelle, formale Beschreibung ist jedoch nicht möglich, weshalb der Begriff im wesentlichen auf Autoren angewandt wird die in [[Österreich-Ungarn]] oder später in der [[Republik Österreich]] geboren wurden und/oder dort ihren Lebensmittelpunkt hatten. Da viele dieser Autoren jedoch zugewandert waren oder aber im Laufe ihres Lebens ihren Lebensmittelpunkt ins deutsch- oder im 20. Jahrhundert auch ins fremdsprachige Ausland zumindest für längere Zeit verlegten (bzw. verlegen mussten), sind konkrete, historische, rein geografische oder auch szenespezifische lokalästhetische Definitionen der Eigenheiten österreichischer Literatur nicht möglich. Dennoch gibt es zweifellos einzelne oft auch zeit- und strömungsübergreifende Traditionslinien, sowohl formaler wie auch stofflicher Art, die aber nur für jeweils konkrete Epochen oder Literaturströmungen genau gefasst werden können. |
|||
Der nachfolgende Artikel beschäftigt sich mit verschiedenen Definitionsmodellen, beleuchtet die geschichtliche Entwicklung, die zu einer Blüte der Literatur führte und ist darum bemüht, verschiedene Etappen bis in die heutige Zeit vertiefend zu behandeln. |
|||
=== Territorium - Geschichte - Sprache === |
|||
Die Geschichte bildet einen wichtigen Faktor für eine mögliche Definition der österreichischen Literatur. Teile Österreichs waren zwar mit Teilen der Schweiz und Deutschland in einem gemeinsamen Sprachraum vereint, was die jeweiligen [[Reichsfürst|Territorialherrschaften]] anging, waren diese jedoch nie sprachlich definiert, weshalb eine rein auf "deutscher" Sprache basierende Definition zu kurz greift. Im [[Mittelalter]], der frühen Neuzeit und bis weit in das 19. Jahrhundert hinein, bestand ein nur sehr loser Zusammenhang zwischen Literatursprache, Literaturformen und den jeweiligen Territorialherren. Für das Mittelalter ist in der Regel kaum zu fassen, woher ein bestimmter Dichter stammte - es fehlen die Zeugnisse - für die Zeit danach ist häufig noch auf lange Zeit das [[Mittellatein|Lateinische]] die vorherrschende, übernationale Literatursprache. Im Unterschied zu England und Frankreich entwickeln sich nationale Traditionen im deutschen Sprachraum spät. Erst im 19. Jahrhundert, im Gefolge der Romantik und mit der beginnenden Erweckung osteuropäischer Sprach- und Literaturwissenschaft, beginnt eine Differenzierung zwischen Territorium (das heißt Herrschaftsbereich) und [[Volkssprache]] und Kultur. Zuvor galt auch für die volkssprachlich nicht deutschen Bereiche des Habsburgischen Reichs für die Gebildeten entweder das Deutsche oder aber das Lateinische fraglos als Literatur- und Kultursprache. |
|||
Diese Entwicklung verschärfte sich im Laufe des 19. und frühen 20. Jahrhunderts in engem Zusammenhang mit der Nationalitätenfrage innerhalb des Habsburger Reichs. Ein Schriftsteller wie zum Beispiel [[Franz Kafka]], der durchaus tschechisch sprach, schrieb auf deutsch, während [[Italo Svevo]] (dessen Pseudonym "italienischer Deutscher" bedeutet - er war deutsch-jüdischer Herkunft) auf italienisch (wenn auch im Dialekt von [[Triest]] - welcher wiederum in Italien wenig angesehen war) schrieb, und [[Jan Neruda]] und [[Jaroslav Hašek]] ihre Werke in tschechischer Sprache verfassten. [[Elias Canetti]] schließlich wuchs in bulgarischer, [[Sephardische Sprache|spaniolischer]], deutscher und englischer Sprache auf, schrieb aber auf deutsch, und ist so ein spätes Abbild der vielfältigen Sprachen und kulturellen Schichten des Habsburger Reichs. |
|||
Eine österreichische Literatur bildete sich - im Unterschied zu vorhergegangenen, lokal zu sehenden Eigenheiten - erst im Laufe des 19. Jahrhunderts heraus. Und das eben im Zusammenhang der erwachsenden anderen [[Nationalliteratur]]en innerhalb des Habsburger Reichs aber auch gleichermaßen im Austausch mit ihnen. Verschärft wurde diese Situation ab 1871 mit der [[Kleindeutsche Lösung|Kleindeutschen Lösung]] der deutschen Frage und weiter verschärft nach dem Ende des Habsburger Reichs, 1918, den Wirren der Zwischenkriegszeit und dem [[Anschluss (Österreich)|Anschluss]] 1938. Nach 1945 versuchte sich die Österreichische Literatur, wie auch die westdeutsche, neu zu erfinden, und fand erst allmählich wieder einen eigenen Ton zwischen historischem Traditionsbewusstsein, Fortfühung der modernen, ästethischen Tradition und produktivem Selbsthass. Seit den 1980er Jahren ist eine weitgehende Angleichung der deutschsprachigen Literaturen zu einer deutschsprachigen Literatur in internationalem Rahmen festzustellen, während Eigenheiten vor allem im Rahmen von [[Regionalliteratur]] weiter bestehen. |
|||
== Der Kulturraum == |
|||
Das heutige Österreich liegt geographisch an einem Punkt in Europa, an dem sich verschiedene Kulturkreise überlappen. Mit dem Donauraum war ein Durchzugsgebiet gegeben, welches von den Alpen begrenzt aber auch geschützt wurde. Dadurch konnten sich eine Vielzahl von kulturellen Eigenheiten erhalten, die in das Denken und damit auch in die Litertur eingeflossen sind. |
|||
=== Der Donauraum === |
|||
[[Bild:Karte_Donau.jpg|thumb|right|300px|Das Flusssystem der '''Donau''' mit den zugehörigen Anliegerstaaten]] |
|||
Die [[Donau]] ist 2.888 Kilometern lang (ab der [[Breg]]-Quelle am Rande des [[Schwarzwald|Schwarzwaldes]]) und fließt heute durch zehn europäische Staaten bis sie in das [[Schwarze Meer]] mündet. |
|||
Der Name stammt vom lateinischen ''Danubius'' ab, einem römischen Flussgott. Die Endung ''au'' entstammt dem germanischen ''ouwe'' (Aue, Fluss), der deutsche Name gilt seit [[1763]]. In früheren Urkunden wird die Donau „Tonach“ genannt, später auch „Donaw“. |
|||
Das sie umgebende Land war als Siedlungsraum ideal. Die Wasserkraft wurde durch Mühlen genutzt. Darüber hinaus sind Flüsse natürliche Verkehrswege, sie verbinden verschiedene Regionen, Städte und Länder. Noch heute findet man an manchen Stellen die "[[Treppelwege]]", die benutzt wurden, um Schiffe flußaufwärts zu ziehen und vom regen Verkehr zeugen. Transportiert werden neben Mensch und Waren hauptsächlich Neuigkeiten. Daher ist es nicht verwunderlich, dass dieser Raum eine gewisse Homogenität aufweist und neue Ideen und Einflüsse besonders rasch verarbeitet wurden. |
|||
Der Handel war sicher ein wesentlicher Faktor. In [[Wien]] kreuzten sich die beiden wichtigen Handelswege [[Donau]] und [[Bernsteinstraße]]. Durch Handel und Verkehr kamen auch immer neue Ideen und Kulturen miteinander in Berührung und es entstand etwas Eigenes daraus. Schon die [[Minnesang|Minnesänger]] des Mittelalters reisten entlang der Donau und tauschten Lieder und Neuigkeiten aus. |
|||
Die Donau ist auch untrennbar mit der Geschichte und Kultur Österreichs verbunden. So nützte das [[Osmanisches Reich|türkische]] Heer die Donau auf ihrem Feldzug durch Südosteuropa als Hauptroute für den Transport von Truppen und Nachschub. Durch sein schnelles Vordringen schlug das osmanische Heer in der ersten [[Schlacht bei Mohács (1526)]] das ungarische Königreich. Da König [[Ludwig II. (Böhmen und Ungarn)|Ludwig II.]] dabei zu Tode kam, fiel Ungarn an das habsburgische Österreich. Dieser Moment gilt als der Keim der Donaumonarchie. |
|||
Die beiden erfolglosen Türkenbelagerungen von Wien und die darauffolgende Zurückdrängung der Türken brachten nicht nur den Café entgültig ins Land sondern ließen [[Österreich-Ungarn]] erstarken. Die Donau war dabei nicht nur militärische und kommerzielle Hauptschlagader, sondern auch politischer, kultureller und religiöser Grenzraum zwischen [[Morgenland|Morgen-]] und [[Abendland]]. |
|||
All dies schlug sich kulturell nieder. Neben zahlreichen Sagen und Legenden haben sich die Schriftsteller mit ihm auseinandergesetzt, von [[Ovid]], der in der Tristia 3,10 den starken Eindruck besang, den die zugefrorene Donau auf ihn machte, bis zu [[Claudio Magris]] und [[Péter Esterházy]], die sich am Ende des [[20. Jahrhundert]]s mit dem Thema beschäftigten. [[Hölderlin]] nannte sie fasziniert den ''"melodischen Strom"''. Ihren berühmtesten kulturellen Widerhall fand die Donau jedoch in der Musik, im (ursprünglich mit einem anderen Text komponierten und uraufgeführten) [[Donauwalzer]] aus der Feder von [[Johann Strauß (Sohn)|Johann Strauß]]. |
|||
=== Die Alpen === |
|||
[[Bild:Satellitenaufnahme_der_Alpen.jpg|thumb|250px|Satellitenaufnahme der Alpen]] |
|||
[[Bild:DEMAlpesEW.png|thumb|250px|[[Digitales Geländemodell]] der Alpen]] |
|||
Die [[Alpen]] sind das größte und höchste [[Gebirge]] [[Europa]]s, an dem [[Frankreich]], [[Italien]], die [[Schweiz]], [[Deutschland]], [[Liechtenstein]], [[Österreich]] und [[Slowenien]] Anteil haben. Sie entstanden vor etwa 30 Millionen Jahren, als die afrikanische [[Lithosphäre|Platte]] unter der [[Paratethys]] nach Norden driftete und mit der europäischen Platte kollidierte. Im Maximum der [[Alpidisch|alpidischen]] [[Orogenese]] (Gebirgsbildung) wuchs das Gebirge um etwa 5 mm/Jahr in die Höhe. Dieser Druck dauert bis heute an, das Wachstum beträgt jedoch nur mehr weniger als 0,5 mm/Jahr. Der höchste Gipfel der Alpen ist der [[Mont Blanc]] mit 4.808 m. Die höchsten Berge der Alpen findet man in der [[Liste der Viertausender in den Alpen]]. |
|||
Die Alpen bilden eine natürliche Mauer und sind auch [[Klima]]- und [[Wasserscheide]] zwischen Mitteleuropa und dem zentralen Mittelmeerraum. Dies macht es möglicht, dass sich in den Tälern und Bergdörfern eine eigenständige und charakterisitische Kultur gehalten hat, die weniger als die der Ebenen und Täler durch äußere Einflüsse verändert wurde. Sie stellen ein natürliches Hindernis für den transeuropäischen Handel und Verkehr dar, da sie nur auf bestimmten Routen über Gebirgspässe oder Tunnel überquert werden können. In Städten und Dörfern entlang dieser Routen konnten sich neue Ideen und Einflüsse meist sehr rasch etablieren. Weiters war es durch die reichen Salz und Mineralienvorkommen nötig, Spezialisten aus dem Ausland zuzuziehen, die neben ihrem Know-How meist auch ihre Familie mitbrachten und sich in eigenen Dörfern ansiedelten und ihre eigenen Traditionen pflegten. So ist zum Beispiel auch die hohe Anzahl der Protestanten (protestantische Bergleute aus den deutschen Landen) in manchen Bergdörfern zu erklären. |
|||
=== Küstengebiete === |
|||
Mit Küstengebiete ist die Gegend um Triest, Slovenien und Teile Kroatiens gemeint, die mit ihrem eigenen, milden und sonnigen Klima und ihrer eigenen Geschichte so etwas wie die Provence der österr Künstler waren, die dort mit neuen und traditionellen Motiven dieser Gebiete in Berührung kamen. |
|||
====Dalmatien==== |
|||
Die Bezeichnung ''Dalmatien'' besteht seit dem 1. Jahrhundert und geht auf den Namen der ''Delmaten'' (''Dalmaten''), eines Stammes der [[Illyrer]], zurück. Es erstreckt sich vom Gebiet um [[Zadar]] im Norden bis zur Bucht von [[Kotor]] im Süden und bis zur Grenze zu [[Bosnien und Herzegowina]] im Osten. Die wichtigsten Städte sind [[Zadar]] (das zu [[Republik Venedig|venezianischer]] und [[Österreich-Ungarn|österreichischer]] Zeit Hauptstadt war), [[Split]] (heute die größte Stadt und das wirtschaftliche Zentrum) und [[Dubrovnik]]. |
|||
Nach den [[Türkenkriegen]], in denen die Türken die ungarische und bosnische Herrschaft über Dalmatien beendete und sich nur Venedig behaupten konnte, wurde der Friede [[1718]] durch den [[Vertrag von Passarowitz]] wiederhergestellt, in welchem [[Österreich-Ungarn]] in Dalmatien auf den Plan trat. Venedig war von da an die vorherrschende Macht in Dalmatien. Erst die Truppen [[Napoleon Bonaparte]]s beendeten während seiner kurzen Regierungszeit die Herrschaft Venedigs über den Großteil Dalmatiens. |
|||
Nach dem Untergang der [[Republik Venedig]] [[1797]] fiel Dalmatien im Vertrag von [[Campo Formio]] an Österreich. Die Republiken Ragusa und Poglizza behielten ihre Unabhängigkeit, und die Bedeutung Ragusas wuchs durch seine Neutralität in den Napoleonischen Kriegen. |
|||
Mit dem [[Friede von Pressburg|Frieden von Pressburg]] [[1805]] kam das Land an Frankreich und bildete einen Teil seiner [[Illyrische Provinzen|Illyrischen Provinzen]]. Die Besetzung wurde durch [[Russland]] in Frage gestellt, welches die Bucht von [[Kotor|Cattaro]] besetzte und die Unterstützung [[Montenegro]]s gegen die Franzosen gewann. Nach dem [[Wiener Kongress]] 1814/15 fiel der gesamte Landstrich an Österreich zurück. |
|||
[[Bild:Croatia-Dalmatia.png|thumb|Dalmatien in der Neuzeit]] |
|||
In der Folge war Dalmatien ein [[Kronland]] der [[Österreich-Ungarn|Österreichisch-Ungarischen Monarchie]]. Nach dem [[Österreichisch-Ungarischer Ausgleich|Österreichisch-Ungarischen Ausgleich]], als [[Kroatien]] an die ungarische Reichshälfte fiel, blieb Dalmatien in der österreichischen, was in Kroatien heftige Proteste auslöste. Sowohl [[Kroaten]] als auch Deutschnationale agitierten für einen Zusammenschluss mit Kroatien (letztere um die deutschsprachige Mehrheit in der westlichen Reichshälfte zu zementieren). |
|||
Alle Pläne, insbesondere des [[Erzherzog Franz Ferdinand|Erzherzogs Franz Ferdinand]], zusammen mit [[Bosnien]] einen dritten, südslawischen Reichsteil zu gründen wurden durch den [[Erster Weltkrieg|Ersten Weltkrieg]] zunichte gemacht. Die Ermordung des Erzherzogs in [[Sarajewo]] hing nicht zuletzt mit diesen Plänen zusammen, die den Traum eines vereinigten Südslawenstaates unter serbischer Führung untergraben hätten. |
|||
Im Jahr [[1900]] hatte das ''Königreich Dalmatien'' 12.835 km² und 610.000 Einwohner. |
|||
Nach Beendigung des [[Erster Weltkrieg|Ersten Weltkrieges]] kam Dalmatien im Jahre [[1918]]/[[1919]] größtenteils zum ''Königreich der Serben, Kroaten und Slowenen'' (ab 1929 ''Königreich [[Jugoslawien]]''), die Stadt [[Zadar]] und die Insel [[Lastovo]] jedoch zu [[Italien]]. |
|||
==== Triest ==== |
|||
Triest war der größte und bedeutendste Hafen des [[Geschichte Österreichs|habsburgischen Österreichs]] ([[1382]]-[[1921]]) und um [[1900]] literarische Hauptstadt [[Mitteleuropa]]s. Aufgrund des [[Ost-West-Konflikt]]s in Europa nahm Triest nach dem [[Zweiter Weltkrieg|Zweiten Weltkrieg]] lange Zeit eine geographische Randposition ein und verlor dadurch v. a. an wirtschaftlicher Bedeutung. Ihre Vergangenheit und ihre besondere geographische Lage machen die Stadt Triest zu einem Ort des Zusammentreffens von Kulturen, Sprachen, [[Ethnie]]n und Religionen. |
|||
Triest ist Sitz eines katholischen [[Liste der Bischöfe von Triest|Bischof]]s. Es besitzt ein [[Astronomie|astronomisches]] und [[geophysik]]alisches [[Observatorium]] sowie seit [[1938]] eine [[Universität Triest]]. Die Stadt ist Hauptsitz des Schifffahrtsunternehmens [[Lloyd Triestino]] (ehemals ''Österreichischer Lloyd'') und der Versicherungsgesellschaft [[Generali]]. |
|||
Triest war von [[1382]] bis [[1919]] österreichisch. Das Protektorat entwickelte sich unmerklich in ein wirkliches Besitzverhältnis. Abgesehen von wiederholten Besetzungen durch [[Republik Venedig|Venedig]] und der [[Napoleon Bonaparte|napoleonischen]] Periode ([[1797]], [[1805]]-[[1807]] und [[1809]]-[[1814]]) blieb Triest bis zum [[Erster Weltkrieg|Ersten Weltkrieg]] ein Teil des [[Habsburger|habsburgischen]] [[Geschichte Österreichs|Österreichs]]. |
|||
Triests Aufstieg in der [[Kaisertum Österreich|Donaumonarchie]] begann [[1719]] mit der Erhebung der Stadt zum kaiserlichen [[Freihafen]] durch [[Karl VI. (HRR)|Karl VI.]] – ein Status, den die Stadt bis [[1891]] beibehielt. Karls Nachfolger [[Maria Theresia]] und [[Joseph II. (HRR)|Joseph II.]] unterstützten Triests wirtschaftlichen Aufschwung durch das Anlegen städtebaulich wichtiger Viertel, des ''Borgo Teresiano'' („Maria-Theresien-Stadt“) und der ''Joseph-Stadt'' westlich bzw. östlich des heutigen Hauptplatzes. Als einziger großer Seehafen Österreich-Ungarns nahm Triest eine wichtige strategische Stellung in der Habsburger Monarchie ein. Zwei Hauptbahnstrecken verbanden Triest mit [[Wien]] und zahlreichen wichtigen Städten der kaiserlich-königlichen Monarchie und unterstützten den Güterverkehr. Allerdings hemmte der Druck Venedigs lange Zeit die wirtschaftliche Entwicklung Triests. Erst die Eroberung Venedigs durch [[Napoléon Bonaparte|Napoleon]] am Ende des [[18. Jahrhundert]]s und der anschließende [[Friede von Campo Formio]], in dem Venedig [[Österreich-Ungarn]] zugesprochen wurde, leitete den Niedergang der [[Serenissima]] und die Blütezeit Triests ein. Mit österreichischer Unterstützung löste Triest Venedig in seiner führenden Rolle im Handel mit dem [[Naher Osten|Nahen Osten]] ab und entwickelte sich zum größten Handelszentrum der Adria. |
|||
Unter Napoleon wurde Triest [[1809]] den [[Illyrische Provinzen|Illyrischen Provinzen]] zugeschlagen und damit bis [[1814]] französisch. Diese kurze Zeit hinterließ ihre Spuren in [[Klassizismus|klassizistischen Bauwerken]] wie u. a. in der Triestiner Oper ''Teatro Verdi'', die nach den Plänen des Architekten [[Matthäus Pertsch]] entstand. Nach der napoleonischen Ära kehrte Triest zu Österreich zurück. |
|||
Nachdem die Vorherrschaft Napoleons in Italien überwunden worden war, kam es im [[Kaiserreich Österreich]] – wie auch in anderen Teilen Europas – zur Revolution, die Folge von politischen und nationalen Problemen war. In Oberitalien erreichten die Aufstände gegen die österreichische Herrschaft und für einen geeinten italienischen Nationalstaat (siehe auch ''[[Risorgimento]]'') im Jahre [[1848]] ihren Höhepunkt. Während der italienischen und ungarischen Revolutionen blieb Triest Österreich-Ungarn treu und erhielt den Titel ''Città Fedelissima''. |
|||
[[1867]] wurden Triest und das unmittelbar angrenzende Territorium als separates [[Kronland]] konstituiert. Gleichzeitig war es Sitz des Statthalters des [[Österreichisches Küstenland|österreichischen Küstenlandes]], der auch für die benachbarten Kronländer [[Gefürstete Grafschaft Görz und Gradisca|Görz und Gradisca]] und [[Istrien]] zuständig war. |
|||
[[Bild:Karte Triest.png|thumb|Triest um 1888]] |
|||
Allerdings setzte auch in dem zum größten Teil von Italienern bewohnten Triest eine zunehmende italienische [[Irredentismus|irredentistische]] Bewegung ein, die darauf abzielte, Triest als italienischsprachiges Gebiet von Österreich-Ungarn loszulösen und dem [[1861]] gegründeten Nationalstaat [[Italien]] anzuschließen. Der Irredentismus hatte seinen Höhepunkt, als [[1882]] [[Franz Joseph I. (Österreich-Ungarn)|Kaiser Franz Joseph I.]] Triest anlässlich der 500-jährigen Dauer der habsburgischen Herrschaft über die Stadt besuchte. Während antiösterreichischer Demonstrationen entging der Kaiser nur knapp dem Bombenattentat von [[Guglielmo Oberdan]] und seinen Komplizen. Triest blieb im Nationalitätenkampf bis [[1914]] einer der heißesten Konfliktherde Österreich-Ungarns. |
|||
Direkt auf den Klippen am Golf von Triest – in Sichtweite des Hafens – befindet sich das [[Schloss Miramare]], das Erzherzog [[Maximilian von Mexiko|Maximilian von Habsburg]], der Bruder [[Franz Joseph I. (Österreich-Ungarn)|Kaiser Franz Joseph I.]] und spätere Kaiser von [[Mexiko]], seiner Gattin [[Charlotte von Mexiko|Charlotte von Belgien]] erbaute. |
|||
In der Nachbargemeinde [[Duino-Aurisina]] befindet sich das Schloss Duino, ehemaliger Sitz der Patriarchen von Aquileia und heute im Besitz der Familie von [[Thurn und Taxis]]. Während seines Aufenthalts in Triest von Oktober [[1911]] bis Mai [[1912]] begann [[Rainer Maria Rilke|Rilke]] hier seine ''[[Duineser Elegien]]''. |
|||
Trotz der politischen und nationalen Probleme blühte Triest wirtschaftlich und kulturell auf. Die Hafenstadt zog innerhalb der kaiserlich-königlichen Monarchie unter anderem den Hauptnutzen aus dem [[1869]] eröffneten [[Sueskanal]]. Um [[1900]] stand die Stadt in ihrer vollen wirtschaftlichen Blüte und stellte ihren Reichtum durch zahlreiche Prachtbauten zur Schau. Zahlreiche Schriftsteller und Künstler wie [[James Joyce]] und [[Italo Svevo]] verkehrten in der Stadt. Auch andere Schriftsteller, wie [[Roberto Bazlen]] ([[1902]]-[[1965]]), [[Antonio Caccia]] ([[1829]]-[[1893]]) und [[Umberto Saba]] ([[1883]]-[[1957]]) [[Italo Svevo]] ([[1861]]-[[1928]]), diverse Wissenschaftler, wie der Astronom [[Luigi Carnera]] ([[1875]]-[[1962]]) und Wirtschaftstreibende wurde ndurch die Durchmischung der Kulturen inspiriert. Triest mit seinem kosmopolitischen Bevölkerungsgemenge aus Italienern (75 %), [[Slawen]] (18 %), Deutschen (5 %) und anderen Kulturen avancierte zur literarischen Hauptstadt [[Mitteleuropa]]s. Jeder Triestiner sprach mindestens [[italienische Sprache|Italienisch]] und [[deutsche Sprache|Deutsch]], die slowenische Bevölkerung beherrschte zudem auch die [[slowenische Sprache]]. |
|||
Nach dem [[Erster Weltkrieg|Ersten Weltkrieg]] kam Triest, dessen Stadtzentrum überwiegend von Italienern bewohnt wurde, die anliegenden Viertel aber teilweise von [[Slowenen]] (18 %), gemeinsam mit [[Istrien]] und [[Friaul|Ostfriaul]] zu Italien. |
|||
=== Der Vielvölkerstaat === |
|||
''"What is incomprehensible to every non-Austrian, nay, the eternally unintelligible about Austria, is the Asiatic in Austria," wrote in 1871 Ferdinand Kurnberger (Siegelringe, 1st edition, pp. 220-225), the ablest Austrian essayist of the second half of the nineteenth century. But, he added, " Austria is not really unintelligible; it must be comprehended as a kind of Asia. ( Europe ' and ' Asia ' are very precise ideas. Europe means Law ; Asia means arbitraty rule. Europe means respect for facts; Asia means the purely personal. Europe is the man ; Asia is at once the old man and the child. With this key you may solve all Austrian riddles."'' [http://www.literature.at/elib/www/wiki/index.php/The_Hapsburg_Monarchy_%28Henry_Wickham_Steed%29 The Hapsburg Monarchy, Henry Wickham Steed, London, 1919 (elib Austria)] |
|||
Das Territorium, auf dem sich Österreich entwickelte, war eine Drehscheibe für den Handel und Verkehr. Gleichzeitig war es ein Gebiet, welches durch zahlreiche Konflikte und religiöse Trennungen stark durchmischt war. |
|||
Die Religionsproblematik ergab sich aus der Nähe zu Rom oder Byzanz. Je näher ein Territorium einem der beiden Machtzentren war, desto mehr wurde das andere um Unterstützung und Hilfe gebeten. Daraus resultierte ein Gemisch der Religionen, welches durch die Türken und den Islam noch komplizierter wurde. Die Habsburger schafften es aber, die Religionen halbwegs geschickt nebeneinander existieren zu lassen. |
|||
Weiters verfolgten die Habsburger eine gezielte Siedlungspolitik, die die unruhigen Serben-Stämme des Grenzlandes schlicht als Wehrbauern auf kroatischen Gebieten siedeln ließ und sie mit Privilegien ausstattete, wenn sie die Grenze patroullierten. Dazu kam der natürliche Menschenfluss, der schon zu Zeiten Josehps II so problematisch wurde, dass an den Grenzstationen erste Quarantänedörfer eingerichtet wurden, um das Einschleppen von Krankheiten zu verhindern. Später kam ein ambitioniertes Serbien und Albanien dazu, wobei letzteres als österreichisches Protektorat gegründet wurde, um Serbien den Meerzugang zu verwehren. |
|||
In Österreich lebten schließlich all diese verschiedenen Nationalitäten gemeinsam zusammen (Bosnier, Bulgaren, Deutsche, Italiener, Kroaten, Rumänen, Serben, Slowaken, Slowenen, Tschechen, Ungarn, Ukrainer sowie Szekler und Rätoromanen). Diese wurden zunächst von einer, dann von zwei Nationalitäten dominiert, was zwangsläufig zu Spannungen führte. Während die Monarchie sich nicht überwinden konnte, den Völkern mehr politische Mitspracherechte einzuräumen, gab es auf kultureller Ebene eine rege Durchmischung und gegenseitige Beeinflussung. |
|||
So entstanden in der Monarchie unterschiedliche Mikrokosmen. Städte wie Prag, Budapest und Wien, die Inseln Dalmatiens, der Donauraum und die Alpen oder die ungarische Tiefebene waren ganz unterschiedliche Gebiete, die durch die ausgeprägte Mentalität der Völker jeweils ganz spezifische Charakteristiken in Literatur und Kultur hervorbrachten. Gemeinsam ist all diesen Regionen, dass es neben einer eigenständigen und stark regional ausgerichteten Kultur immer auch ein, durch die anderen Strömungen und Nationalitäten beeinflusstes, Kulturschaffen gab - manchmal sogar von ein und dem selben Künstler. |
|||
Dieses eigenartige Lebensgefühl spiegelt sich zum Beispiel in den Operetten der Zeit wider. Vom ungarischen Temesvar (Zigeunerbaron, Johann Strauss Sohn, 1825-1899) über das deutsch-österreichische Grenzland (Obersteiger, Carl Zeller, 1842-l898), die Kaiserstadt Wien (Carl Michael Ziehrer, 1843-1922) bis nach Dalmatien fühlte sich das Publikum selbstverständlich zu Hause. |
|||
Die ungerechte Verteilung der politischen Entscheidungen führte allerdings auch zu einem verstärkten Nationalismus insbesondere am Balkan, welcher schlechter gestellt war als andere Teile des Reiches. Diese inneren politischen Spannungen waren es auch, die letztendlich neben der wirtschaftlich schlechten Lage zum Zerfall der Monarchie führen sollten. Österreich-Ungarn hatte zu dieser Zeit schon mit einer hohen Staatsverschuldung zu kämpfen und die Weigerung, Reformen durchzuführen, hätte die Monarchie wahrscheinlich auch ohne Krieg von innen zerfallen lassen. Der Chefredakteur und ehemalige Leiter des Außenpolitik-Ressorts der Londoner Times, gibt in seinem Buch "The Hapsburg Monarchy" ([http://www.literature.at/elib/www/wiki/index.php/The_Hapsburg_Monarchy_%28Henry_Wickham_Steed%29 eLib Austria eText]) ein Gespräch mit dem Botschafter Österreich-Ungarns am 20. Juli 1914 wieder, drei Tage vor dem Ultimatum an Serbien, in dem er die Lage gut beschreibt: |
|||
''" The Ambassador said : "' I wish to appeal to you as a friend of Austria to use your influence in the British press in order that the position of Austria-Hungary in this crisis may be rightly understood. It is impossible for us longer to tolerate Serbian provocation. Serbia must be punished ; but if the press will give the lead, British public opinion will remain friendly to us, and the conflict may be localized.' " I answered that I was too good a friend of Austria to help her to commit suicide. " The Ambassador seemed shocked by the word ' suicide,' and asked whether I thought Austria-Hungary so weak as not to be able to deal with a little people of three or four millions. "' You can certainly crush Serbia,1 I replied, ' if you are left alone to do it; but even in that case you will be committing suicide. You must reckon on a war of eight or nine months; you will be obliged to mobilize at least 600,000 men; you will lose some 200,000 killed and wounded; and will spend not less than £120,000,000. That will complete the ruin of your finances. You are not unaware that Austria alone (i.e. without Hungary) has, on the confession of your Finance Minister, been making-debts at the rate of £40,000 a day for the last ten years. Taxation is already so high that it cannot be increased. When you have conquered Serbia, you will be confronted with the problem of a costly military occupation, which will require an army of 200,000 men; and, should you annex the country, you will create a solid block of 12,000,000 Southern Slavs, whose weight will so upset the Dual System that, in order to keep her hold on you, Germany will demand and obtain such military, political, and economic pledges of control over you that your independence will vanish. ix " ' But that,' I continued, is not what will happen. At the first shot you fire across the Save, Russia will cry " Hands off!" Germany will summon Russia not to intervene, and Russia will refuse, because compliance would cost the Tsar his throne. Germany will then mobilize, and will bolt through Belgium into France ; and when England sees German troops in Belgium, she will intervene against Germany and against you."'' [http://www.literature.at/elib/www/wiki/index.php/The_Hapsburg_Monarchy_%28Henry_Wickham_Steed%29 The Hapsburg Monarchy, Henry Wickham Steed, London, 1919 (elib Austria)] |
|||
Auch [[Joseph Roth]] (1894 - 1939) zeichnet in seinem Roman "Radetzkymarsch", ironischerweise benannt nach dem gleichnamigen Musikstück von Johann Strauß Vater (1804 - 1845) für den Helden der Völkerschlacht von Leipzig, ein trauriges Bild einer zerfallenden Monarchie. |
|||
Viele Negativbilder und Ängste kommen in dem Buch zum Vorschein. So wird Kaiser Franz Joseph als einziger Garant für Stabilität und Sicherheit gesehen und die Situation nach seinem Tod so umschrieben: |
|||
''"Der Balkan wird mächtiger sein als wir. Alle Völker werden ihre dreckigen kleinen Staaten errichten, und sogar die Juden werden einen König in Palästina ausrufen. In Wien stinkt schon der Schweiß der Demokraten [...]"'' (Radetzkymarsch, Joseph Roth, Seite 184) |
|||
Doch gerade der immer älter und verwirrter werdende Kaiser, der Reformen verhindert und einem aussterbenden Fossil gleicht, ist ein Symbol für den drohenden Untergang der Monarchie, genauso wie der Name "Kapuzinergruft" (1938), der Fortsetzung des Romanes. |
|||
''"Ich erinnere mich noch gut an Ihren Vater!", sagte der Kaiser zu Trotta. "Er war sehr bescheiden, der Held von Solferino!" – "Majestät", erwiderte der Leutnant, "es war mein Großvater!"'' (Radetzkymarsch, Joseph Roth, Seite 303) |
|||
=== Philosophisch-Religiöse Einflüsse === |
|||
Lange vor dem Nationalismus des 19. Jahrhunderts wurde das Konzept "Nation" schon durch die Religion getragen (zB in der Bibel, einem für die europäische Zivilisation bestimmenden Text - siehe dazu die Aufsätze von [[Adrian Hastings]]). Daher ist es gerade für das Verständnis des Habsburger-Reiches und seiner Kunstschaffenden notwendig, sich dem Thema Religion zu widmen, insbesondere wenn man berücksichtigt, daß das Bibliothekswesen zumindestens bis zu [[Joseph II.]] fest in den Händen der katholischen Kirche lag. |
|||
Während im 15. Jahrhundert der Konnex zwischen Staat und Religion noch nicht eindeutig hergestellt wurde, konnte man schon in der Kunst des 16. Jahrhunderts die Identifikation einer Nation bzw eines Volkes mit einer bestimmten Religion (insbesondere der [[Ikonographie]]) sehen. Dies stellte die Habsburger vor eine schwierige Aufgabe. Speziell in Osteuropa gab es durch die Religion auch eine Klassentrennung (katholische Landeigentümer, Griechisch-orthodoxe unfreie Landarbeiter und Jüdische Handwerker - siehe dazu zum Beispiel: Franz A.J. Szabo, "Austrian First Impressions of Ethnic Relations in Galicia: The Case of Governor Anton von Pergen., Polin 12 (1999) ). |
|||
Die Habsburgermonarchie war daher ursprünglich nicht nur ein Vielvölker- sondern auch ein Viel-Religionen-Staat. Sowohl die ethnischen als auch die religiösen Einflüsse vermengen sich besonders offen in der Literatur. Während die römisch-katholische Religion in den westlichen Reichsteilen vorherrschend war, gab es speziell im Osten des Reiches eine bunte Vielfalt. |
|||
Erst durch [[Martin Luther]]s Reformation und die durch die traditionell in Österreich stark vertretenen [[Jesuiten]] angeführte [[Gegenreformation]] verschärfte sich der Konflikt zwischen den Religionen und führte schließlich zur offenen Rebellion ([[Prager Fenstersturz]]), die den [[Dreißigjähriger Krieg|dreißigjährigen Krieg]] auslöste. Dieses historische Thema wurde auch später in der Literatur immer wieder aufgegriffen und diente der versteckten Kritik am Staat (so zum Beispiel: Achleitner, Arthur: Der Landprofos. Roman aus dem Ende des 16. Jahrhunderts 1907). |
|||
Durch den Westfälischen Frieden von 1648 und die daraus entstandenen Haltung der Toleranz konnte der Krieg beendet und ein erster Kompromiß zum Thema Religionsfreiheit gefunden werden. Durch das [[Toleranzpatent]] von 1781 erlaubte Kaiser Joseph II. freie Religionsausübung aller seiner Untertanen und den Bau von Kirchen und religiösen Schulen. Erst 1950 mit der Unterzeichnung der Europäischen Menschenrechtskonvention sollte die Religionsfreiheit zu einem allgemeinen Recht werden . |
|||
Der österreichische Staat benutzte alle Religionen als Mittel zur Beeinflussung und patriotischen Erziehung seiner Untertanen. Die Ausbildung der Priester wurde ab Joseph II. grundsätzlich vom Staat selbst in eigens dafür gegründeten Priesterseminaren vorgenommen. Der josephinische Dorfpfarrer war damit auch mehr Beamter als Priester (er führte die Geburts- und Sterbebücher, die Bevölkerungsstatistik, die Armenversorgung, war in Ackerbau ausgebildet etc) und sollte die Bevölkerung im Sinne des Staates erziehen. |
|||
Für die Frage der österreichischen Literatur ist diese Entwicklung von entscheidender Bedeutung. Durch die Schaffung einer eigenen, dem Staat und der Bevölkerung verpflichteten einheitlichen Bildungselite in Form der Seminaristen wurden die Grundsteine für eine gemeinsame Nation gelegt. |
|||
Dabei wurden im gesamten Habsburgerraum nach einheitlichen Kriterien Werte und Wissen an die lokale Bevölkerung weitergegeben auf die die spätere intellektuelle Schicht zurückgreifen konnte. Diese gemeinsamen Motive und Werte lassen sich auch in Ansätzen bis in die heutige Zeit hinein in den nationalen Literaturen Mittel- und Osteuropas finden. |
|||
Der großdeutsche Diskurs aus Hofmannsthals Zeit wird heute in der Regel gemieden und österreichische Literatur als anerkannte Bezugsgröße betrachtet.<ref>Katja Gasser über "österreichische Literatur", https://orf.at/stories/3227568/</ref> Heute werden mitunter auch deutschsprachige Autoren aus [[Südtirol]] der österreichischen Literatur zugerechnet.<ref>Johann Holzner: ''Literatur in Südtirol – deutsche, österreichische, italienische Literatur?'' In: Wendelin Schmidt-Dengler (Hrsg.): ''Literaturgeschichte: Österreich: Prolegomena und Fallstudien'', Erich Schmidt, Berlin 1995, ISBN 3-503-03703-9, S. 91–99, hier S. 92–94.</ref> |
|||
== Literatur durch die Jahrhunderte == |
== Literatur durch die Jahrhunderte == |
||
=== Mittelalter === |
|||
==== Frühes Mittelalter (etwa 750–1170) ==== |
|||
Im [[Mittelalter|Frühmittelalter]] wurde Dichtung fast nur mündlich verbreitet. Aus diesem Grund ist vieles verloren gegangen. Bildung und Kultur waren auf die Stifte und Klöster begrenzt. Der Großteil der erhaltenen Schriften hat daher religiöse Funktion. Verschiedene Quellen lassen darauf schließen, dass es auch Geschichtsüberlieferung (Heldenlieder, Erzähllieder, Fürstenpreis) und lyrische „Folklore“ (Tanz-, Liebeslieder, [[Planctus|Totenklagen]], [[Zauberspruch|Zaubersprüche]]) gab. |
|||
In der [[Karolinger]]zeit kann man von der ersten Dokumenten einer deutschsprachigen Literatur sprechen. Die Texte waren hauptsächlich Übersetzungen aus dem Lateinischen zum besseren Verständnis für das einfache Volk sowie Buß-, Heils- und Mariendichtungen, die verstärkt zur Zeit der [[Ottonen]] und frühen [[Salier]] aufkamen. |
|||
Die einzelnen Werke wurden oft in sogenannten [[Sammelhandschrift]]en zusammengefasst und gemeinsam aufbewahrt. Die ältesten bekannten Werke sind der ''[[Wiener Hundesegen]]'' (Ende 9. bis Anfang 10. Jh.), die „[[Altdeutsche Genesis]]“ (Ende 12. Jh.) und die ''[[Millstätter Handschrift]]'' (ca. 1200). Die Autoren der meisten alten Texte sind nicht namentlich bekannt, überlieferte Namen aus dem Gebiet des heutigen Österreich sind: |
|||
=== Epochen, Strömungen und Ihre Vertreter === |
|||
Anfang und Ende einer literarischen Epoche sind immer schwer zu erfassen. Die Epochen werden hier (soweit machbar) nach dem Anfang der Epoche geordnet. So werden Abhängigkeiten zwischen den Epochen besser erkennbar. |
|||
=== Literaturepochen bis 1700 === |
|||
==== Von den Anfängen bis zum Ende des frühen Mittelalters (etwa 750-1170) ==== |
|||
Im [[Mittelalter|Frühmittelalter]] wurde Dichtung fast nur mündlich verbreitet. Aus diesem Grund ist sie fast vollständig verloren gegangen. Die bis heute erhaltenen Texte sind großteils auf die Niederschriften der Geistlichen in Stiften und Klöstern begrenzt. |
|||
Materialien waren teuer und die Herstellung aufwendig - daher wurden fast nur Werke von "Wert" - und das hieß oft religiöse Texte - niedergeschrieben. |
|||
Die Niederschrift von Wissen war außerdem fast immer gleichbedeutend mit einer Übertragung ins Lateinische (z. B. germanische Stammesrechte). Verschiedene Quellen lassen allerdings darauf schließen, dass es aristokratische Geschichtsüberlieferung (Heldenlieder, Erzähllieder, [[Fürstenpreis]]), lyrische "Folklore" (Tanz-, Liebeslieder, [[Planctus|Totenklagen]], [[Zauberspruch|Zaubersprüche]]) gegeben hat. Nur durch Zufall sind einzelne Texte im klösterlichen Umfeld aufgeschrieben worden. Beispiele hierfür sind die [[Merseburger Zaubersprüche]], zwei germanische Beschwörungsformeln, die zugleich als einziger niedergeschriebener Beleg für die [[heidnisch]]e Religiosität im [[Deutschsprachiger Raum|deutschsprachigen Sprachraum]] gelten. Wertvoll als Beleg germanischer Heldendichtung ist das [[Hildebrandslied]]. |
|||
In der [[Karolinger]]zeit kann man von der ersten Regungen der deutschen Literatur sprechen. Die Texte waren hauptsächlich Übersetzungen aus dem Lateinischen zum besseren Verständnis für das einfache Volk, sowie Buß-, Heils- und Mariendichtungen, die verstärkt zur Zeit der [[Ottonen]] und frühen [[Salier]] aufkamen. Es war die Zeit der Vorhöfischen und der [[Spielmannsdichtung]]. |
|||
Die üblichen Formen waren liturgische [[Hymne]]n und geistliche Lieder sowie die Stabreimdichtung. |
|||
Die einzelnen Werke wurden oft in sogenannten [[Sammelhandschrift]]en zusammengefasst und gemeinsam aufbewahrt. |
|||
Die ältesten bekannten Werke sind der "Wiener Hundesegen" (Ende 9. bis Anfang 10. Jh.), die "altdeutsche Genesis" (Ende 12. Jh.) und die "Millstätter Genesis" (ca 1200). <br> |
|||
Die Autoren der meisten alten Texte sind nicht namentlich bekannt, einige Ausnahmen sind: |
|||
* [[Frau Ava]] (älteste namentlich bekannte Autorin, die in deutscher Sprache gedichtet hat; * um 1060; † 7. Februar 1127 in Kleinwien bei Göttweig) |
|||
* [[Der von Kürenberg]] oder '''Der Kürenberger''' (Mitte des 12. Jahrhunderts) ist der älteste namentlich bekannte deutsche Lyriker und einer der frühesten Vertreter des [[Minnesang]]s. Der Kürenberger war wahrscheinlich ein [[Niederösterreich|niederösterreichischer]] Ritter aus der Gegend um [[Linz]], heutiges [[Österreich]]. |
|||
* [[Dietmar von Aist]] der wahrscheinlich zur selben Zeit wie "Der von Kürenberg" lebte. |
|||
* [[Heinrich von Melk]] (2. Hälfte 12. Jh.) war ein Laienbruder, der Mitte des 12. Jahrhunderts vermutlich im [[Stift Melk|Klosterstift Melk]] in [[Niederösterreich]] lebte. Seine satirisch gefärbten Werke stellen einen Höhepunkt des asketischen Schrifttums seiner Zeit dar. |
|||
==== Hoch- und Spätmittelalter (1170–1500)==== |
|||
In den Jahrzehnten nach 1150 brach eine "Blütezeit" der deutschen Literatur an. An einzelnen Höfen des Feudaladels verbreitete sich eine kultivierte literarische Praxis nach romanischem Vorbild: die sogenannte [[Höfische Literatur]]. In der Lyrik entwickelte sich der [[Minnesang]] und die [[Sangspruch]]dichtung, mit ihren wichtigsten Vertretern [[Heinrich von Morungen]], [[Reinmar von Hagenau|Reinmar]] und [[Walther von der Vogelweide]]. Das Rittertum gewann im Hoch- und Spätmittelalter an Bedeutung. Teilweise war dies auf die Kreuzzüge zurückzuführen. Verstärkt finden neue Motive Eingang in die Literatur. Die Welt der Antike, die Artuswelt, die Heldenepen und die Liebesthematik im Minnesang sind eine direkte Konsequenz eines erstarkten Rittertums und dominieren neben Geistlichen Spielen thematisch. Für die höfische Epik galt schon den Zeitgenossen als Gründungsakt der [[Eneasroman]] des [[Heinrich von Veldeke]], der vom Niederrhein an den Landgrafenhof in Thüringen kam und sein Werk dort gegen 1185 fertigstellte. Danach entstanden nach französischen Vorlagen ([[Chrétien de Troyes]]) zahlreiche höfische Epen in [[mittelhochdeutsch]]er Sprache. Die bekanntesten sind hier "[[Erec]]" und "[[Iwein]]" ([[Hartmann von Aue]]), "[[Tristan und Isold]]" ([[Gottfried von Straßburg]]), "[[Parzival]]" ([[Wolfram von Eschenbach]]). Abseits von dieser "modernen" Erzählkultur bleibt das anonym überlieferte [[Heldenepos]] "[[Nibelungenlied]]". |
|||
Um die Mitte des 12. Jahrhunderts gewann auch die [[Geschichtsepik]] als stärker weltlich orientierte Dichtung erstmals poetischen Rang. |
|||
Im Spätmittelalter erstarken die Städte und sind daher auch mehr in der Literatur vertreten. Der Frühhumanismus taucht ebenfalls in literatischen Werken auf. Als revolutionär erwies sich am Ausgang des Mittelalters der [[Buchdruck]] mit beweglichen Lettern. Schließlich konnte [[Pergament]] als Beschreibstoff durch billiges [[Papier]] ersetzt werden. Am Übergang zur Neuzeit steht [[Johannes von Tepl]]s "[[Der Ackermann aus Böhmen]]", welches in [[Prag]] verfasst wurde. |
|||
===== literarische Formen ===== |
|||
[[Bild:Codex Manesse Walther von der Vogelweide.jpg|thumb|200px|Walther von der Vogelweide ([[Codex Manesse]], um 1300)]] |
|||
Im Hochmittelalter entstanden weitere literarische Formen. So verhalf [[Walther von der Vogelweide]] Anfang des 13. Jahrhunderts dem '''[[Minnesang]]''' zu seinem Höhepunkt. |
|||
Im Gegensatz zum Minnesang konnte der [[Meistersinger|Meistergesang]] in Österreich kaum Fuß fassen. |
|||
Eine Grundform der österreichischen Literatur des Mittelalters war die '''Spieldichtung'''. Geistliche wie auch weltliche Spiele ([[Passionsspiel]]e, Mysterienspiele, Fasnachtspiele) waren besonders in den Alpentälern weit verbreitet. Die Meisterdichtung des deutschen Raumes war demgegenüber in Österreich nur geringfügig vertreten. |
|||
Diese Tradition setzte sich im Barock fort. |
|||
Andere literarische Formen des Mittelalters sind das '''mittelhochdeutsche Heldenepos''' (zB: [[Nibelungenlied]]) und das '''höfische Epos''', das die ritterlichen Werte thematisiert. |
|||
===== weitere Autoren ===== |
|||
* [[Reinmar]] (auch mit den unterscheidenden Beinamen: ''der Alte'' und ''von Hagenau'', † vor 1210 in [[Wien]]), war der bedeutendste [[Minnesänger]] vor [[Walther von der Vogelweide]]. |
|||
* [[Neidhart]] "von Reuenthal" (1. Hälfte 13. Jahrhundert) arbeitete unter anderem am Hof des Babenbergerherzogs Friedrich II. Er gilt als erfolgreichster Liedautor des Mittelalters und Schöpfer der höfischen Dorfpoesie. In seinen sozialkritischen Liedern lässt er die Welt der hohen Minne mit der oft tristen Realität der Dorfbevölkerung aufeinanderprallen. |
|||
* Der [[Burggraf von Lienz]] (ca 13. Jahrhundert) stammt aus dem Ministerialengeschlecht der Burggrafen von [[Lienz]] (''Lüenz'') in [[Kärnten]] (Drau), [[Österreich]]. Er ist der Verfasser von 2 Tageliedern, welche in der Grossen Heidelberger Liederhandschrift enthalten sind. |
|||
* [[Jans der Enikel]] war ein [[Wien]]er [[Patrizier]], [[Dichter]] und [[Chronist]] des späten [[13. Jahrhundert]]s († nach [[1302]]), welcher für seine [[Weltchronik]], eine Geschichte der Welt in etwa 30,000 [[mittelhochdeutsch]]en Versen (Reimpaaren) bekannt wurde. |
|||
* [[Wernher der Gartenaere]] (2. Hälfte 13. Jh.), ein fahrender Dichter, schuf mit der Versnovelle "[[Meier Helmbrecht]]" die 1. sozialkritische [[Dorfgeschichte]]. Sie ist das größte Werk des späten 13. Jahrhunderts und behandelt den Verfall des Rittertums und seinen Niedergang zum Raubrittertum. Damit kennzeichnet er den Beginn der bürgerlichen Wirklichkeitsdichtung. |
|||
* [[Freidank]] (''Vridanc'') war ein Fahrender bürgerlicher Herkunft, der vermutlich aus [[Schwaben]] oder [[Tirol]] stammte. Er wurde am Ende des 12. Jahrhunderts geboren. [[1228]]-[[1229]] nahm er am [[Kreuzzug]] [[Friedrich II. (HRR)|Friedrichs II.]] teil, den er in all seiner Grausamkeit dokumentierte und kritisierte. Vermutlich starb er [[1233]] auf einer Reise nach [[Venedig]] in [[Kaisheim]]. |
|||
* [[Bruder Werner]] war ein ca. 1225-1250 vornehmlich in [[Österreich]] und im Interesse der österreichischen Landesherren wirkender, von [[Walther von der Vogelweide]] beeinflusster [[Spruchdichter]] und hielt wie dieser Verbindungen zum [[Wiener Hof]]. Wernher war kein Minnesänger, sondern ein Spruchdichter, dh eine politische Ausrichtung war in vielen Gedichten zu erkennen. |
|||
* [[Ava (Dichterin)|Ava]] (geistliche Dichterin, älteste namentlich bekannte Autorin, die in deutscher Sprache dichtete; * um 1060; † 7. Februar 1127) |
|||
* [[Ulrich von Liechtenstein]] (* um 1200; † 26. Jänner 1275), Minnesänger und Dichter, schrieb die erste bekannte Autobiographie "[[Frauenbuch]]" (''Der vrouwen puoch''). In Ich-Form schildert er sein Leben als die Geschichte eines um Minne werbenden Ritters. |
|||
* [[Der von Kürenberg]] oder ''Der Kürenberger'' (Mitte des 12. Jahrhunderts) ist der älteste namentlich bekannte deutsche Lyriker und einer der frühesten Vertreter des [[Minnesang]]s. Der Kürenberger war wahrscheinlich ein [[niederösterreich]]ischer Ritter aus der Gegend um [[Linz]] im heutigen [[Oberösterreich]]. |
|||
* [[Dietmar von Aist]], Minnesänger, der wahrscheinlich zur selben Zeit wie ''Der von Kürenberg'' lebte. |
|||
* [[Heinrich von Melk]] (2. Hälfte 12. Jh.) war ein Laienbruder, der in der Mitte des 12. Jahrhunderts vermutlich im [[Stift Melk|Klosterstift Melk]] in [[Niederösterreich]] lebte. Seine satirisch gefärbten Werke stellen einen Höhepunkt des asketischen Schrifttums seiner Zeit dar. |
|||
==== Hoch- und Spätmittelalter (1170–1500) ==== |
|||
* [[Oswald von Wolkenstein]]s (* um 1377; † 2. August 1445) Lyrik ist dem Spätmittelalter an der Schwelle zur Renaissance zuzuordnen. Auch seine Lieder sind autobiografisch zudem sind die Originalmelodien überliefert. |
|||
[[Datei:Codex Manesse Walther von der Vogelweide.jpg|mini|Walther von der Vogelweide (Abbildung aus dem [[Codex Manesse]], um 1300)]] |
|||
In den Jahrzehnten nach 1150 brach eine Blütezeit der deutschen Literatur an. An einzelnen Höfen des Feudaladels verbreitete sich eine kultivierte literarische Praxis nach romanischem Vorbild: die sogenannte [[Deutsche Literatur des hohen Mittelalters|Höfische Literatur]]. In der Lyrik entwickelten sich der [[Minnesang]] und die [[Sangspruch]]dichtung. Am [[Babenberger]]hof in Wien wirkten [[Reinmar der Alte|Reinmar von Hagenau]] und [[Walther von der Vogelweide]]. Walther von der Vogelweide brachte Anfang des 13. Jahrhunderts den ''Minnesang'' zu seinem Höhepunkt. Im Gegensatz zum Minnesang konnte der [[Meistersinger|Meistergesang]] in Österreich kaum Fuß fassen. Nach französischen Vorlagen ([[Chrétien de Troyes]]) entstanden auch zahlreiche höfische Epen in [[mittelhochdeutsch]]er Sprache. Für das anonym überlieferte [[Heldenepos]] ''[[Nibelungenlied]]'' wird eine Entstehungsgebiet zwischen [[Passau]] und Wien angenommen. |
|||
Eine Grundform der österreichischen Literatur des Mittelalters war die ''Spieldichtung''. Geistliche wie auch weltliche Spiele ([[Passionsspiel]]e, Mysterienspiele, Fastnachtspiele) waren besonders in den Alpentälern weit verbreitet. Diese Tradition setzte sich im Barock fort. Die Meisterdichtung des deutschen Raumes war demgegenüber im Gebiet Österreichs nur geringfügig vertreten. |
|||
==== Frühe Neuzeit (etwa 1450–1600) ==== |
|||
Als revolutionär erwies sich am Ausgang des Mittelalters der [[Buchdruck]] mit beweglichen Lettern. Schließlich konnte [[Pergament]] als [[Beschreibstoff]] durch billiges [[Papier]] ersetzt werden. |
|||
Humanismus und Reformation, Kopernikus, Belehrende Literatur, Reformation, Luther, Gegenreformation, Volksbücher, Narrenliteratur, Geistliche Dramen. |
|||
'''Weitere Autoren:''' |
|||
===== Humanismus ===== |
|||
* [[Neidhart]] von Reuental (1. Hälfte 13. Jahrhundert) wirkte unter anderem am Hof des Babenbergerherzogs Friedrich II. Er gilt als einer der erfolgreichsten Liedautoren des Mittelalters und als Schöpfer einer sogenannten „höfischen Dorfpoesie“. In seinen Liedern verlegte er das meist derb und drastisch gezeichnete Minnetreiben in eine bäurische Umgebung und inszeniert sich selbst als 'Star' der Bauernmädchen und Feind der Bauernburschen. |
|||
* Der [[Burggraf von Lienz]] (13. Jahrhundert) stammte aus dem Ministerialengeschlecht der Burggrafen von [[Lienz]] ''(Lüenz)'' in [[Kärnten]] (Drau), [[Österreich]]. Er ist der Verfasser von zwei Tageliedern, welche in der [[Codex Manesse|Großen Heidelberger Liederhandschrift]] enthalten sind. |
|||
* [[Jans der Enikel]] war ein Wiener [[Patrizier]], [[Dichter]] und [[Chronist]] des späten 13. Jahrhunderts († nach 1302), welcher für seine ''[[Weltchronik]]'', eine Geschichte der Welt in etwa 30.000 [[mittelhochdeutsch]]en Versen (Reimpaaren), bekannt wurde. |
|||
* [[Wernher der Gartenaere]] (2. Hälfte 13. Jh.) schuf mit der Verserzählung ''[[Meier Helmbrecht]]'' die erste sozialkritische [[Dorfgeschichte]]. Sie behandelt die Verirrungen eines Bauernsohns, der sich zu Höherem berufen fühlt, vor dem Hintergrund des Verfalls des Rittertums und seines Niedergangs zum Raubrittertum. |
|||
* [[Freidank]] ''(Vridanc)'' war ein Fahrender bürgerlicher Herkunft, der vermutlich aus [[Schwaben]] oder [[Tirol]] stammte. Er wurde am Ende des 12. Jahrhunderts geboren. Sein Werk ist eine Sammlung von didaktischen Sprüchen. 1228–1229 nahm er am [[Kreuzzug]] [[Friedrich II. (HRR)|Friedrichs II.]] teil. Vermutlich starb er 1233 auf einer Reise nach [[Venedig]] in [[Kaisheim]]. |
|||
* [[Bruder Werner]] war ein ca. 1225–1250 vornehmlich in [[Österreich]] und im Interesse der österreichischen Landesherren wirkender, von [[Walther von der Vogelweide]] beeinflusster [[Spruchdichter]] und hielt wie dieser Verbindungen zum [[Babenberger|Wiener Hof]]. |
|||
* [[Heinrich von dem Türlin]], Epiker bayerisch-österreichischer Herkunft, ist als Autor des Epos ''Diu Crône'' (Die Krone) bekannt. Dieses Werk dürfte um 1230 entstanden sein. |
|||
* [[Ulrich von Liechtenstein]] (* um 1200; † 26. Jänner 1275), Minnesänger und Dichter, schrieb die erste bekannte Autobiographie in deutscher Sprache ''[[Frauendienst]]'' sowie das didaktische ''[[Frauenbuch]] (Der vrouwen puoch)''. In Ich-Form schildert er im ''Frauendienst'' sein Leben als die Geschichte eines um Minne werbenden Ritters. |
|||
* Vermutlich kann auch [[Der Stricker]] (1. Hälfte 13. Jahrhundert) dem österreichischen Umfeld zugerechnet werden. Aufgrund der dialektalen Merkmale seiner Sprache dürfte er aus dem Fränkischen stammen, doch weist seine dichterische Laufbahn nach Österreich. |
|||
* [[Oswald von Wolkenstein]] (* um 1377; † 2. August 1445) stammte vermutlich aus Südtirol und ist dem Spätmittelalter an der Schwelle zur Renaissance zuzuordnen. Auch seine Lieder sind autobiografisch; zudem sind die Originalmelodien überliefert. |
|||
=== Humanismus, Reformation und Gegenreformation === |
|||
Der [[Humanismus]] ist eine von Italien ausgehende Geisteshaltung des 15. Jahrhunderts, die im Laufe des 16. Jahrhunderts ganz Europa erfasste. Ihr Ziel war die Wiedererweckung antiker Traditionen. |
Der [[Humanismus]] ist eine von Italien ausgehende Geisteshaltung des 15. Jahrhunderts, die im Laufe des 16. Jahrhunderts ganz Europa erfasste. Ihr Ziel war die Wiedererweckung antiker Traditionen. |
||
So griffen die Dichter auch auf den Formenkanon der [[Antike]], der von Gelegenheitsdichtung über Versepik und Drama bis zur [[Traktat]]literatur reicht, zurück. Bekannte Vertreter waren der in Basel tätige [[Erasmus von Rotterdam]] und [[Johannes Reuchlin]], allerdings schrieben sie ihre Werke meist lateinisch und hatten außerhalb der Gelehrtenwelt wenig Einfluss. |
|||
In Tirol waren [[Eleonore von Schottland|Eleonore von Österreich]] (* um 1433; † 1480) und [[Nikolaus von Kues]], Bischof von [[Brixen]], zuerst im Sinn des Humanismus tätig. Eleonore übersetzte den französischen Abenteuerroman ''Pontus et la belle Sidonie ([[Pontus und Sidonia]])'', dessen zentrale Motive die wiederholte Trennung der Liebenden und die Rückeroberung des Reiches aus der Gewalt von Heiden sind. Nikolaus von Kues reiste bereits von 1450 bis 1452 durch Deutschland, um Kirche und Klöster zu reformieren. Eines seiner Anliegen war es, dem Volk mehr Wissen über den Glauben zu vermitteln. Zeugnis dafür sind die noch heute in manchen Kirchen vorhandenen Tafeln mit dem Vaterunser und den Zehn Geboten in der Volkssprache. |
|||
===== Autoren ===== |
|||
Auch der aus [[Hall in Tirol|Hall]] stammende [[Johannes Fuchsmagen]] (auch Fuxmagen) (* um 1450; † 1510), der später nach Wien zog, wirkte zuerst in Tirol. Er gründete zusammen mit seinem Freund Ritter [[Florian Waldauf|Florian Waldauf von Waldenstein]] die älteste heute noch bestehende Kulturvereinigung Tirols, die Haller [[Stubengesellschaft]]. |
|||
[[Bild:Nikolaus von Kues.jpg|thumb|Nikolaus von Kues]] |
|||
In Wien war ab 1437 [[Pius II.|Enea Silvio Piccolomini]] (der spätere Pius II.), Sekretär Friedrichs III., dem Humanismus verbunden. Die Zeit bis 1455 verbrachte er vornehmlich am Hof des Kaisers in [[Wiener Neustadt]] und Graz, unter anderem als kaiserlicher Sekretär. [[Friedrich III. (HRR)|Friedrich III.]] schätzte seine Dienste sowie seine lockeren Verse und krönte ihn zum „[[Dichterkrone|poeta laureatus]]“. An der [[Universität Wien]] hielt er während dieser Zeit Vorlesungen über die Dichter der Antike und übte damit einen bedeutenden Einfluss auf den Humanismus aus. |
|||
In Tirol waren Eleonore von Österreich (* um 1433; † 20. 11. 1480), Gattin von Herzog Sigmund, und [[Nikolaus von Kues|Nikolaus von Cues]], Bischof von Brixen, zuerst im Sinn des Humanismus tätig. |
|||
Die Berufung von [[Konrad Celtis]] an die Universität Wien als Professor der Rhetorik und Poetik (1497) durch [[Maximilian I. (HRR)|Maximilian I.]] führte zu einer weiteren Verbreitung des Humanismus. In seinen lyrischen Werken auf Latein imitierte Celtis [[Ovid]] und [[Horaz]]. Sein Hauptwerk sind die ''Quatuor libri Amorum'' (1502). |
|||
Eleonore übersetzte den französischen Abenteuerroman "Pontus et la belle Sidonie" ("Pontus und Sidonia"), dessen zentrale Motive die wiederholte Trennung der Liebenden und die Rückeroberung des Reiches aus der Gewalt von Heiden sind. |
|||
=== Barock (etwa 1600–1720) === |
|||
Nikolaus von Cues reiste bereits von 1450-52 durch Deutschland, um Kirche und Klöster zu reformieren. Eines seiner Anliegen war es dem Volk mehr Wissen über den Glauben zu vermitteln. Zeugnis dafür sind die noch heute in manchen Kirchen vorhandene Tafeln mit dem Vaterunser und den Zehn Geboten in der Volkssprache. |
|||
Die Schrecken des 17. Jahrhunderts ([[Dreißigjähriger Krieg]], [[Türkenkriege]], [[Pest]], …) und die Durchsetzung des [[Heliozentrisches Weltbild|heliozentrischen Weltbildes]] führten zu einer [[Dualismus|dualistischen]] Zerrissenheit der Seele des Barockmenschen zwischen Weltbejahung und Weltverneinung, zwischen Diesseitsfreude und Jenseitssehnsucht. Die Höfe waren die kulturellen Zentren dieser Zeit. |
|||
Österreich war ein Zentrum des Barock. Die Unterschiede zwischen der österreichischen und bayrischen zu der norddeutschen Literatur verdeutlichten sich. Letztere übernahm Elemente der französischen Klassik, während der Süden vom italienischen und spanischen Barock beeinflusst wurde. Auch die getrennte religiöse Entwicklung (protestantischer Norden und katholischer Süden) spiegelt sich in der Literatur wider. |
|||
Auch der aus Hall stammende [[Johannes Fuchsmagen]] (auch Fuxmagen) (* um 1450; † 1510), der später nach Wien zog, wirkte zuerst in Tirol. Er gründete zusammen mit seinem Freund Ritter Florian Waldauf von Waldenstein die älteste heute noch besthende Kulturvereinigung Tirols, die Haller Stubengesellschaft. |
|||
Heiligenleben, Legendensammlungen, Ordensdramen der [[Jesuiten]] sowie die Exempelliteratur der [[Gegenreformation|Gegenreformatoren]] spielten eine wichtige Rolle. Die Spannweite der [[Barockliteratur]] ist sehr weit: von höfischer Dichtung zu volksnahen Romanen, von der Nachahmung antiker Vorbilder zur persönlichen Erlebnislyrik, vom [[Carpe diem]] zum [[Vanitas]]-Motiv. Erste [[Gelegenheitsdichtung]] entsteht. |
|||
Große Dramenformen sind das pompöse [[Barocktheater]] und das [[Ordensdrama]], das vor allem durch seine luxuriöse Ausstattung imponierte. Daneben war vor allem das [[Stegreifkomödie|Stegreif-]] und [[Hanswurst]]spiel sehr beliebt. Diese Richtung wurde in Österreich durch [[Josef Anton Stranitzky]], [[Gottfried Prehauser]], [[Joachim Perinet]] und [[Josef Felix von Kurtz]] vertreten. |
|||
In Wien war ab 1437 [[Enea Silvio Piccolomini]], Sekretär Friedrichs III. (später [[Pius II. (Papst)|Pius II.]], dem Humanismus verbunden. |
|||
Die Zeit bis 1455 verbrachte er vornehmlich am Hof des Kaisers in Wiener Neustadt und Graz, unter anderem als kaiserlicher Sekretär. [[Friedrich III. (HRR)|Friedrich III.]] schätzte seine Dienste sowie seine lockeren Verse und krönte ihn zum "poeta laureatus". An der Universität Wien hielt er während dieser Zeit Vorlesungen über die Dichter der Antike und übte damit einen bedeutenden Einfluss auf den Humanismus aus. |
|||
Beispiele für barocke Epik sind die Ritter- und Schelmenromane [[Johann Beer]]s, die sich weitgehend vom symbolhaltigen Weltbild des Barock lösen und eine realistische Wiedergabe der damaligen Wirklichkeit darstellen. Typische Formen sind [[Schäferroman]], [[Staatsroman]], [[Schelmenroman]], [[Sonett]]e und [[Epigramm]]e. |
|||
Die Berufung von [[Konrad Celtis]] an die Universität Wien als Professor der Rhetorik und Poetik (1497) durch [[Maximilian I.]] führte zu einer weiteren Verbreitung des Humanismus. In seinen lyrischen Werken auf Latein imitierte Celtis [[Ovid]] und [[Horaz]]. Sein Hauptwerk sind die "Quatuor libri Amorum" (1502). Celtis war nicht nur Dichter, sondern auch Herausgeber. |
|||
=== Aufklärung (etwa 1720–1785) === |
|||
Vor der Regierungszeit [[Maria Theresia]]s lag die [[Zensur (Informationskontrolle)|Geschichte der Zensur]] in den Händen der Universitäten, die von den [[Jesuiten]] geführt wurden. Im Zuge der [[Gegenreformation]] war die Angst und Vorsicht der Autoren und Drucker so groß geworden, dass die Buchproduktion in Österreich deutlich hinter der in den anderen deutschen Ländern zurückblieb. Bücher wurden so weit wie möglich aus dem Ausland eingeführt. Dabei erfolgte die Zensur in zweifacher Hinsicht: einerseits durch Zöllner an der Grenze und andererseits durch die Zensurstelle der Landesregierungen. |
|||
Erst Maria Theresia lockerte die Zensur. Um den Staat modernisieren zu können, musste sie die Ideen der Aufklärung zulassen, sich von der Gegenreformation und der Vorherrschaft der Kirche lösen und die Universitäten säkularisieren. Mit der Zensur beauftragte sie [[Gerard van Swieten]] (1700–1772). Auch ihr Sohn [[Joseph II.]], dessen Regierungsform [[Aufgeklärter Absolutismus]] genannt wird, hielt sich an den Grundsatz van Swietens: Der Staat sollte nur die allerschlechteste, d. h. die unsittlichste Lektüre hintanhalten. Auch „Kritiken, wenn es nur keine Schmähschriften sind, sie mögen treffen, wen sie wollen, vom Landesfürsten an bis zum untersten“, waren nicht verboten. Die Zahl der Publikationen stieg in Folge sprunghaft an. So kam es auch zur Entstehung eines eigenen Schriftstellerstandes. Beim Theater war Joseph II. weniger tolerant. Neben grobianischen Formen des Volkstheaters waren auch staatspolitisch kritische Werke verboten. Zu den betroffenen Werken zählten unter anderen [[Pierre Augustin Caron de Beaumarchais|Beaumarchais’]] ''Figaro'' und [[Johann Wolfgang von Goethe|Goethes]] ''Werther'' (Verbot 1786 aufgehoben). |
|||
Ein häufiges Genre der Zeit war das [[Volksbuch]]. Dabei handelt es sich meist um volkstümliche Prosatexte, deren Stoff aus weit verbreiteten älteren Sagen entnommen ist. Eines der bekanntesten Themen des deutschsprachigen Volksbuches ist der [[Fauststoff]], der bereits im 15. Jahrhundert im "[[Bruder Rausch]]" auftaucht. |
|||
Der [[Buch]]erwerb wurde auch für das bürgerliche Publikum erschwinglich, ein [[Verlag]]swesen mit [[Zeitung]]sproduktion und [[Buchhandel|Buchmarkt]] entstand. |
|||
Die [[Narrenliteratur]] ist eine volkstümliche, satirische Literaturform. Sie hält den Menschen durch Karikierung und Übertreibung die eigenen Schwächen vor Augen. Ziel ist die Belehrung des Lesers, sowie eine Kritik am Zeitgeist. zB: die "Schildbürger" oder "Till Eulenspiegel" (1515) |
|||
=== 19. Jahrhundert === |
|||
==== Romantik (etwa 1799–1835) ==== |
|||
Die Romantik ist für Österreich eine eher fremde Epoche. Die eingewanderten deutschen Romantiker ([[Ludwig Tieck]], [[August Wilhelm Schlegel|August Wilhelm]] und [[Friedrich Schlegel]], [[Clemens Brentano]]) wurden von den österreichischen Autoren misstrauisch bis ablehnend beobachtet. Die Abwendung von der [[Antike]] und von klassischen Vorbildern findet also nicht in der Weise statt wie bei deutschen Romantikern. |
|||
Parallel zur Romantik entwickelten sich in Österreich einerseits die Strömung des Biedermeier und andererseits ein österreichischer [[Klassizismus (Literatur)|Klassizismus]], der vor allem durch [[Franz Grillparzer]] repräsentiert wird. |
|||
Dreißigjähriger Krieg, Regelbücher, Schäferromane, Staatsromane, Schelmenromane, Religiöse Dramen, Lustspiele und Tragödien, Sonette, Epigramme. |
|||
==== Biedermeier und Vormärz (etwa 1815–1848) ==== |
|||
Die Schrecken des 17. Jahrhunderts ([[Dreißigjähriger Krieg]], [[Türkenkriege]], [[Pest]], [[Cholera]], ...) und die Abwertung des Menschen durch die Durchsetzung des heliozentrischen Weltbildes führten zu der sogenannten "dualistischen Zerrissenheit" der Seele der Barockmenschen, zwischen Weltbejahung und Weltverneinung, zwischen Diesseitsfreude und Jenseitssehnsucht. Die Höfe waren die kulturellen Zentren dieser Zeit. |
|||
[[Datei:Zu ebener Erde und erster Stock.jpg|mini|Szenenbild aus Nestroys ''[[Zu ebener Erde und erster Stock]]'', mittels parodistischer Possen wird die Zensur umgangen]] |
|||
Das [[Biedermeier]] umfasst die Zeitspanne der politischen [[Restauration (Geschichte)|Restauration]] nach dem [[Wiener Kongress]] 1815 bis zur [[Revolution von 1848/1849 im Kaisertum Österreich|Märzrevolution von 1848/49]] (Vormärz). |
|||
Österreich war ein Zentrum des Barock, das im Süddeutschen Raum wesentlich länger wirkte. Die Unterschiede zwischen österreichisch-bayrischer und norddeutscher Literatur verdeutlichten sich. Letztere übernahm Elemente der französischen Klassik, während der Süden vom italienischen und spanischen Barock beeinflusste wurde. Auch die getrennte religiöse Entwicklung (protestantischer Norden und katholischer Süden) spiegelt sich in der Literatur wider. |
|||
Da sich Luther auf das geschriebene Wort berief, spielten Heiligenleben, Legendensammlungen, Ordensdramen der Jesuiten sowie die Exempelliteratur der [[Gegenreformation|Gegenreformatoren]] eine wichtige Rolle. |
|||
Die Zeit der liberalen Einstellung zu kritischen Werken war vorüber, schon der Nachfolger Josephs II., [[Leopold II. (HRR)|Leopold II.]], verschärfte 1790 die Zensur zum Schutze der Kirche. Werke, welche die allgemeine Ruhe stören oder den Gehorsam vermindern konnten, wurden ausnahmslos verboten. In die Regierungszeit [[Franz II. (HRR)|Franz’ I.]] (1792–1835) fällt die Wiederherstellung der Polizeihofstelle (1793), der einige Jahre danach die Zensurstelle unterstellt wird. Die General-Zensur-Verordnung vom 22. Februar 1795 enthielt eine erschöpfende Aufstellung aller Zensurregelungen der damaligen Zeit und war die Grundlage späterer Zensurpraxis. Sie setzte drakonische Strafen für zuwiderhandelnde Buchhändler und Drucker fest. |
|||
Politisch war die Epoche von der konfessionellen Spaltung und dem [[Dreißigjähriger Krieg|Dreißigjährigen Krieg]] (1618-1648) geprägt. Die Spannweite der [[Barockliteratur]] ist sehr weit: von [[höfische Dichtung|höfischer Dichtung]] zu volksnahen Romanen, von der Nachahmung antiker Vorbilder zur persönlichen Erlebnislyrik, von Lebensbejahung zum [[Vanitas]]-Motiv. Eine [[Gelegenheitsdichtung]] entsteht. |
|||
Der strengen Zensur im Habsburgerreich fielen nicht nur Werke von [[Nikolaus Lenau]], [[Franz Grillparzer]] oder [[Johann Nepomuk Nestroy]] zum Opfer; insgesamt waren etwa 40.000 Titel auf den österreichischen Verbotslisten. Jedes importierte Buch, alle Artikel, jede Neuveröffentlichung wurde überprüft und bewertet. Dabei handelte es sich um Werke aus allen Lebens- und Wissensbereichen.<ref>Siehe [http://austria-forum.org/af/AEIOU/Zensur Zensur] in: Austria-Forum, das Wissensnetz.</ref> |
|||
===== literarische Formen ===== |
|||
[[Datei:A Stifter.jpg|mini|hochkant|links|Adalbert Stifter]] |
|||
Im Vordergrund der Barockdichtung standen das pompöse [[Barocktheater]] und das [[Ordensdrama]], das vor allem durch seine luxuriöse Ausstattung imponierte. |
|||
Der Ausdruck Biedermeier bezieht sich zum einen auf die Wohnkultur und [[Kunst]] des [[Bürgertum]]s, die als „hausbacken“ und „[[Konservatismus|konservativ]]“ galten. Die Flucht ins [[Idyll]] war eine Reaktion auf die restriktive Zensurpolitik der Ära [[Klemens Wenzel Lothar von Metternich|Metternich]]. Das kulturelle und gesellschaftliche Leben spielte sich im Privaten ab. Unproblematische Themen wie historische Romane oder Heimat- und Landschaftsdichtung wurden veröffentlicht. |
|||
Dramatiker, die mehr oder minder zum Biedermeier gehören, sind [[Franz Grillparzer]] (1791–1872), [[Johann Nestroy|Johann Nepomuk Nestroy]] (1801–1862) und [[Ferdinand Raimund]] (1790–1836). Grillparzer schrieb Tragödien im Geist der Weimarer Klassik, Nestroy und Raimund vertraten das [[Alt-Wiener Volkstheater|Wiener Volksstück]] – Drehscheibe war hier das [[Wiener Volkstheater]]. [[Friedrich Halm]] erzielte große Erfolge mit seinen deklamatorischen Dramen am [[Burgtheater]]. Vor allem als Lyriker bekannt ist [[Nikolaus Lenau]] (1802–1850). |
|||
Daneben war vor allem das [[Stegreifkomödie|Stegreif-]] und [[Hanswurst|Hanswurstspiel]] sehr beliebt. Diese Richtung wurde in Österreich durch [[Josef Anton Stranitzky]], [[Gottfried Prehauser]], [[Joachim Perinet]] und [[Josef Felix von Kurz-Bernardon]] vertreten. |
|||
Beispiele für barocke Epik sind die Ritter- und Schelmenromane [[Johann Beer]]s, die sich weitgehend vom symbolhaltigen Weltbild des Barock lösen und eine realistische Wiedergabe der damaligen Wirklichkeit darstellen. |
|||
Den Abschluss des Biedermeier sieht man im Allgemeinen im Werk [[Adalbert Stifter]]s. Sein erster Roman ''[[Der Nachsommer]]'' (der von ihm selber „Erzählung“ genannt wurde) erschien zwar erst 1857, gilt aber dennoch als herausragendes Werk der Biedermeierzeit. |
|||
=== Literaturepochen des 18. Jahrhunderts === |
|||
==== Die Revolution von 1848/49 ==== |
|||
==== Aufklärung (etwa 1720–1785)==== |
|||
[[Datei:Maerzrevolution.JPG|mini|Aufhebung der Pressezensur durch Ferdinand I. am 15. März 1848]] |
|||
1847/1848 kam es zu einem Hungerwinter. Die wirtschaftliche Not traf besonders die ohnehin schon benachteiligten Bevölkerungsgruppen. Werke wie [[Alfred Meißner]]s ''Neue Sklaven'' oder [[Karl Isidor Beck]]s Gedicht ''Warum wir arm sind'' geben ein anschauliches Bild von der Wut und Verzweiflung, die unter der Bevölkerung herrschte. |
|||
Schließlich kam es am 13. März 1848 in [[Wien]] mit dem Sturm auf das [[Ständehaus]] und Anschlägen gegen Läden und Fabriken in den Vorstädten. Erste Todesopfer gab es nach dem Befehl [[Albrecht von Österreich-Teschen|Erzherzog Albrechts]], auf einen Demonstrationszug zu feuern. Am Abend des 13. März trat der inzwischen 78-jährige [[Staatskanzler (Österreich)|Staatskanzler]] Fürst [[Klemens Wenzel Lothar Nepomuk von Metternich|Metternich]], die verhasste Symbolfigur der Restauration, zurück und floh nach [[England]]. Dieses Ereignis wurde zum Beispiel durch [[Hermann Rollett]]s Gedicht ''Metternichs Linde'' thematisiert. |
|||
Die [[Aufklärung]] als intellektuelle Strömung des [[Rationalismus]] und der Vernunft im [[Siebzehntes Jahrhundert|17.]]/[[18. Jahrhundert|18.]] Jahrhundert gilt als letzte gemeinsame geistige Bewegung des [[Abendland|Abendlandes]]. Sie war geprägt durch eine Bewegung der [[Säkularisierung]] und eine Abkehr von der [[Absolutismus|absolutistischen]] hin zu einer [[Demokratie|demokratischen]] Staatsauffassung und dem Aufkommen des [[Liberalismus]] mit seinem Konzept der [[Menschenrechte|Menschen-]] und [[Bürgerrecht]]e. Anknüpfend an die durch die [[Renaissance]] wiederbelebten [[Antike|antiken]] [[Ideal|Ideale]] und Sichtweisen ist besonders das [[Bürgertum]] bestrebt, sich vom Festhalten an althergebrachten [[Tradition|Traditionen]], den dogmatischen Lehren der [[Kirche]] und der "geistigen Bevormundung" durch die Obrigkeit zu befreien, um so eine "[[Emanzipation]] des [[Denken|Denkens]]" auszulösen. |
|||
Anfang September beschloss der konstituierende österreichische [[Reichstag (Österreich)|Reichstag]] die [[Bauernbefreiung]] von der [[Erbuntertänigkeit]]. Dies war eine der wenigen dauerhaften Errungenschaften der Revolution. Die Dankbarkeit der Bauern dokumentiert zum Beispiel das ''neue Lied vom allverehrten Kaiser Ferdinand'' (1848). |
|||
Die Aufklärung ging vor allem von [[England]], [[Frankreich]], [[Polen]] und [[Deutschland]] aus. Die wichtigsten Voraussetzungen für die Aufklärung waren die vorausgegangene [[Renaissance]], die neuen Entdeckungen in [[Amerika (Kontinent)|Übersee]] und das daraus entstandene neue [[Weltanschauung|Weltbild]], die [[Papier]]herstellung und der [[Buchdruck]]. Damit wurde der [[Buch]]erwerb auch für das bürgerliche Publikum erschwinglich, ein [[Verlag]]swesen mit [[Zeitung]]sproduktion und [[Buchmarkt]] entstand. |
|||
Kulturell war das Jahr 1848 durch die kurzzeitige Aufhebung der Zensur geprägt. Am 15. März 1848 machte Kaiser [[Ferdinand I. (Österreich)|Ferdinand I.]] erste Zugeständnisse. Er versprach die Abschaffung der Zensur und eine Staatsverfassung. Dies hatte zur Folge, dass eine Vielzahl von Werken veröffentlicht wurde, Zeitschriften aus dem Boden schossen und wieder verschwanden und sich die Schreibkultur grundlegend wandelte. [[Friedrich Gerhard]]s ''Die Presse frei!'', [[M. G. Saphir]]s ''Der tote Zensor'', das ''Zensorlied'' oder [[Ferdinand Sauter]]s ''Geheime Polizei'' geben ein Bild von der Aufbruchsstimmung. Es wurde auch scharfe Kritik am bestehenden System geübt. Beispiele dafür finden sich in [[Johann Nestroy]]s ''[[Freiheit in Krähwinkel]]'', Skizzen zu ''[[Höllenangst]]'', ''[[Lady und Schneider]]'' und ''[[Die lieben Anverwandten]]'' (1848), ''Politische Gedichte'' von [[Anastasius Grün]] sowie Schriften von [[Franz Grillparzer]] ''(Dem Vaterlande, Gedanken zur Politik)''. |
|||
Gegen Ende des [[17. Jahrhundert]]s war Reiseliteratur in Mode. Hatte man zuvor den Europäer (und Christen) für überlegen gehalten, las man nun, dass manche Anders- oder Ungläubige, wie zum Beispiel die Chinesen, sehr wohl hohe ethische Prinzipien und eine eigene [[Hochkultur]] haben konnten. Die Reiseliteratur jener Tage übte derart mehr oder weniger deutlich Kritik an der europäischen [[Gesellschaft]]. In fiktiven Reiseberichten, z.B. [[Montesquieu]]s Persischen Briefen, in denen zwei Perser Europa besuchen, sehen die Leser ihre Welt durch die Augen der Fremden - mit erhellenden komisch-[[Satire|satirischen]] [[Effekt]]en. |
|||
==== Realismus (1848–1890) ==== |
|||
Für die Dichtung war die Aufklärung die Vorbereitung der [[Klassik]]. [[Johann Christoph Gottsched|Gottsched]] schuf das deutsche Theater, [[Friedrich Gottlieb Klopstock|Klopstock]] erneuerte die [[Lyrik]] und [[Gotthold Ephraim Lessing]] verfasste die ersten großen [[Dramatik|Dramen]] der deutschen [[Sprache]]. |
|||
[[Datei:Ebner-Eschenbach.jpg|mini|hochkant|Marie von Ebner-Eschenbach]] |
|||
Im [[Realismus (Literatur)|poetischen]] oder [[Bürgerlicher Realismus|bürgerlichen Realismus]] mieden die Autoren die großen gesellschaftspolitischen Probleme und wandten sich der engeren, lokalen Heimat mit ihrer Landschaft und ihren Menschen zu. Die Realisten lehnten sich vor allem gegen die Klassik und Romantik auf. Man wollte Tatsachen möglichst objektiv darstellen und ächtete die Phantasie; so sollten auch die Gefühle und Meinungen des Dichters nicht in die Texte einfließen. Kunst sollte Abbild der Wirklichkeit sein. Ein Kennzeichen für diese realistische Erzählungen ist die [[Rahmenerzählung]]. |
|||
[[Marie von Ebner-Eschenbach]] (1830–1916) und [[Ferdinand von Saar]] (1833–1906) zeichnen sich durch ihr starkes soziales Bewusstsein aus. Dörfliche Motive finden sich bei [[Ludwig Anzengruber]] (1839–1889) und, schon nach Ausklingen der Epoche, bei [[Peter Rosegger]] (1843–1918), dessen Werk als Wegbereiter für die Heimat- und Mundartdichtung gilt. |
|||
Autoren der Frühaufklärung lassen sich auch dem Spätbarock zurechnen, ein Beispiel dafür, wie fragwürdig Epocheneinteilungen sein können. Neben der Aufklärung bildeten sich auch Strömungen, die das Gefühl in den Vordergrund stellten. |
|||
=== Jahrhundertwende === |
|||
Als eine der wichtigsten Errungenschaften der Aufklärung gilt die Verabschiedung der ersten demokratischen Verfassungen in den [[USA]] 1787, [[Polen]] 1791 und [[Frankreich]] 1791. |
|||
Die Jahre um 1900 waren in Österreich von einer geistigen Unruhe geprägt. Die Gesellschaft war durch die [[Schlacht bei Königgrätz]] und den Börsenkrach 1873 nach wie vor verunsichert. So ging auch der deutsche [[Naturalismus (Literatur)|Naturalismus]] praktisch spurlos an der österreichischen Literatur vorüber, da einfach die klar definierten Gegner fehlten, an denen man sich hätte einen können. Die älteren österreichischen Dichter (alle etwa 50 Jahre alt) wie Eschenbach, Rosegger oder Anzengruber hatten den Naturalismus in ihren Werken und ihrer Art des Realismus schon fast etwas vorweggenommen. Daher gab es keinen heftigen Kampf um diese neuen Ideen, sondern eher ein schleichendes Aufnehmen derselben. Sonst waren Spuren des Naturalismus vereinzelt in Künstlerzeitschriften zu finden (in Ansätzen in Bahrs ''Zeit'' oder der Wiener ''Rundschau''). |
|||
==== Wiener Moderne ==== |
|||
'''literarische Formen''' |
|||
[[Datei:Hermann Bahr MET DP876249.jpg|mini|hochkant|Hermann Bahr<br />(1904 von [[Emil Orlik]])]] |
|||
Das Jahr 1890 markiert den Beginn der ''[[Wiener Moderne]]'' mit der Rückkehr [[Hermann Bahr]]s nach Wien und der Gründung der Zeitschrift ''Moderne Dichtung''. Damit begann die international einflussreichste Epoche der österreichischen Kunst. |
|||
Ab dieser Zeit kann nicht mehr von Stilepochen gesprochen werden, da sich die Stile zeitlich überlagerten und viele Autoren im Laufe ihrer Entwicklung den Stil wechselten. In Wien kann der Beginn der Moderne mit dem Jahr 1890 angesetzt werden, als Hermann Bahr sein Wirken in Wien begann (er selbst siedelte sich erst 1891 hier an). Nach Aufenthalten in St. Petersburg, Paris und Berlin, mit den neuesten Literaturströmungen vertraut, propagierte er zusammen mit den Herausgebern [[Eduard Michael Kafka]] und [[Julius Kulka]] in der neuen Zeitschrift ''Moderne Rundschau'' zunächst den Naturalismus, stand jedoch schon unter dem Einfluss von [[Charles Baudelaire|Baudelaire]] und [[Maurice Barrès|Barrès]]. Ein Höhepunkt war der Besuch [[Henrik Ibsen]]s in Wien mit einer Aufführung der ''Kronprätendenten'' und einem Festbankett am 11. April 1891. Die Ablehnung nach der von Burgtheaterdirektor [[Max Burckhard]] initiierten Aufführung in Wien war so moderat, dass der Dichter dem Wiener Publikum auch noch dafür dankte. Noch bevor der Naturalismus Fuß fassen konnte, rief Bahr zu seiner Überwindung auf. Im Aufsatz ''Die Moderne'' (in ''Moderne Dichtung'', 1. Jänner 1890) waren bereits die zentralen Motive der neuen Epoche angesprochen: „das große Sterben“, der „Tod der erschöpften Welt“. In seinem Roman ''Die gute Schule'' (1890) kam auch die freie Liebe bereits als selbstverständliches Dekor, nicht als Skandal vor. |
|||
Bürgerliches Trauerspiel, Analytisches Drama, Lehrdichtung, Bildungsroman, Reiseliteratur. |
|||
[[Datei:CafeGriensteidl vor1897.jpg|mini|links|Das Literatencafé Griensteidl]] |
|||
==== Sturm und Drang (etwa 1765–1785)==== |
|||
[[Datei:Fackel Kraus 1899 (1) 29.jpg|mini|''Die Fackel'' von Karl Kraus (1899)]] |
|||
Durch seine Verbindungen und Kontakte wurde Bahr nun zum „Organisator der österreichischen Literatur“ (Peter de Mendelssohn). Die lockere Gruppe junger Autoren, die sich um ihn bildete, wurde bald als „[[Jung-Wien (Literatur)|Jung-Wien]]“ bezeichnet. Sie publizierten in den Zeitschriften ''Moderne Dichtung'' (1890), ''[[Moderne Rundschau]]'' (1891) und ''[[Die Zeit (Wien)|Die Zeit]]'' (ab 1894), in denen Bahr maßgeblichen Einfluss hatte. Ihr Treffpunkt war das [[Café Griensteidl]]. Die wichtigsten Vertreter waren die Freunde [[Richard Beer-Hofmann]] (1866–1945, ''Der Tod Georgs'', Erzählung 1900), [[Hugo von Hofmannsthal]] (1874–1929, Gedichte, ''Gestern'', ''Brief des Lord Chandos''), [[Arthur Schnitzler]] (1862–1931, ''Anatols Hochzeitsmorgen'') und [[Felix Salten]]. In ihren frühen Werken finden sich Elemente des Symbolismus, des Impressionismus und der Décadence. Auch [[Peter Altenberg]] mit seinen impressionistischen Prosaskizzen (''Wie ich es sehe'', 1896) und der junge [[Karl Kraus]] (1874–1936) werden zu Jung-Wien gezählt. Mit der Schließung des Café Griensteidl 1897 fand Jung-Wien ein Ende, die Autoren wandten sich vielfach anderem zu. [[Leopold von Andrian]], dessen lyrische Prosadichtung ''Der Garten der Erkenntnis'' (1895) von [[Stefan George]] hoch geschätzt wurde, etwa wurde Diplomat. Karl Kraus verspottete schon 1897 in ''Die demolirte Litteratur'' Hermann Bahr und die anderen. 1899 gründete er seine eigene Zeitschrift ''[[Die Fackel]]'' (1899–1936), in der er selbst zwischen ca. 1905 und 1912 viele junge Talente fördern sollte. |
|||
Die jugendliche Reaktion auf die Aufklärung, die als einengend und gefühlskalt empfunden wurde, war die kurze Periode des "Sturm und Drang". Die meist jungen Männer, die gegen jede Form von Tyrannei waren, wollten auch in künstlerischen Dingen keine Bevormundung. Ein "Genie", so die Idee, muss sich nicht an Regeln halten. Sie schrieben über die Probleme, die sie beschäftigten, und gaben dem Hier-und-Jetzt den Vorzug vor der Antike. Goethes ''Werther'' löste Massenhysterien aus. |
|||
Als Zentrum der Wiener [[Kaffeehausliteratur]] sollte das [[Café Central]] die Nachfolge des Griensteidl antreten. Hier gehörten neben Altenberg und Hofmannsthal auch [[Egon Friedell]], [[Leo Perutz]] und [[Alfred Polgar]] zu den Stammgästen. |
|||
Der "Sturm und Drang" dauerte aber nicht lange, die meisten Protagonisten entwickelten sich weiter. Schiller und Goethe begründeten die deutsche Klassik, Lenz hingegen konnte sich mit seiner Umwelt weiterhin nicht abfinden und starb einsam. |
|||
[[Datei:Arthur Schnitzler 1912.jpg|mini|hochkant|Den Arzt Arthur Schnitzler beeinflusste die Psychoanalyse]] |
|||
==== Klassik (etwa 1786–1805)==== |
|||
Arthur Schnitzler profilierte sich in den nächsten Jahren als Dramatiker und Erzähler. In seinen Werken beleuchtete er die seelische Verfassung der Wiener bürgerlichen Gesellschaft (''[[Liebelei]]'' 1895, ''[[Der einsame Weg]]'' 1896, ''[[Das weite Land]]'' 1911). ''[[Lieutenant Gustl]]'' (1900) war der erste Text der deutschsprachigen Literatur, der völlig als Innerer Monolog in [[Erlebte Rede|Erlebter Rede]] gestaltet ist. Schnitzler brachte auch Kritik am grassierenden Antisemitismus auf die Bühne (''[[Professor Bernhardi]]'' 1912). |
|||
Hofmannsthal entwickelte sich vom symbolistischen Lyriker und Verfasser von Dramenfragmenten (''[[Der Tod des Tizian]]'' 1892) zum Wiedererwecker des antiken (z. B. ''Elektra'' 1903) und barocken Theaters (''[[Das Salzburger große Welttheater]]'' 1922). Ab 1910 war er auch Librettist für [[Richard Strauss]]’ Opern (''Der Rosenkavalier'' 1910, ''Die Frau ohne Schatten'' 1913/15). |
|||
Als [[Johann Joachim Winckelmann]] 1755 seine Gedanken über die „Nachahmung der griechischen Werke in der Malerei und Bildhauerkunst“ und 1764/67 seine „Geschichte der Kunst des Alterthums“ schrieb, ahnte er nicht, welche Wirkung diese Werke bis ins 19. Jahrhundert hinein auf die vorwiegend römisch orientierte Kunst und Kultur haben sollten. Seine ästhetische Betrachtung der griechischen Kunst war die Grundlage für die Zeit der Klassik. Auch die literarische Klassik blieb diesen Grundsätzen treu.Als [[Weimarer Klassik]] wird auch die gemeinsame Schaffensperiode von Goethe und Schiller bezeichnet. |
|||
Die Lyrik hatte in der Moderne einen hohen Stellenwert. Ihr bedeutendster Vertreter war der Prager [[Rainer Maria Rilke]] (1875–1926). Wiener Vertreter, die ebenfalls dem symbolistisch-impressionistischen Fin-de-siècle-Stil angehörten, waren [[Berthold Viertel]] (1885–1953) und [[Felix Dörmann]] (1870–1928). |
|||
Unter den Klassikern ist vor allem [[Joseph Schreyvogel]] (auch bekannt unter seinen Pseudonymen: Thomas West, Karl August West) zu erwähnen. Er war Schriftsteller, Dramatiker und Kritiker und übte starken Einfluss auf die Autoren der folgenden Epochen (vor allem auf F. Grillparzer) aus. |
|||
Der Roman als literarische Großform war weniger bedeutend. Erwähnenswert sind die phantastischen Romane ''[[Die andere Seite (Roman)|Die andere Seite]]'' (1909) von [[Alfred Kubin]] und ''[[Der Golem]]'' (1915) von [[Gustav Meyrink]]. Rilkes ''[[Die Aufzeichnungen des Malte Laurids Brigge|Aufzeichnungen des Malte Laurids Brigge]]'' (1910) thematisieren das Sozialgefüge und die unwürdigen Lebensumstände im Großstadtleben (Deindividualisierung, Anonymisierung, Soziale Kälte) thematisiert. |
|||
Von 1794 bis 97 hielt er sich in Jena auf, wo er unter anderem an Schillers "Thalia" mitarbeitete. |
|||
Nach seiner Rückkehr wurde er Sekretär und später Dramaturg des Hofburgtheaters in Wien (1802-04 bzw 1814-32). Er gestaltete den Spielplan neu, erweiterte das Ensemble, erarbeitete eine eigene Bühnensprache und führte so das Burgtheater zu künstlerischen Höhen. |
|||
Großen kulturellen Einfluss hatte in Wien das [[Feuilleton]]. In der Nachfolge von [[Ludwig Speidel]] und [[Hugo Wittmann (Schriftsteller)|Hugo Wittmann]] erlebte es um die Jahrhundertwende seinen Höhepunkt. Herausragende Vertreter waren [[Theodor Herzl]] (1860–1904), [[Felix Salten]] (1869–1945), [[Ludwig Hevesi]] (1842–1910) und [[Alfred Polgar]] (1873–1955). |
|||
In der Musik entwickelte sich die [[Wiener Klassik]] (1770 - 1830), die bestehende Gattungen umdeutete und Neues als Verschmelzung daraus schuf. Weiters wurden strenge künstlerische Richtlinien entwickelt. Zentrum war die Kaiserstadt Wien. Getragen wurde die Wiener Klassik von Strömungen der Aufklärung. Förderer der Künste Wichtige Vertreter sind Beethoven, Haydn und Mozart. |
|||
Die [[Geschichte des Kabaretts in Österreich|österreichische Kabarettszene]] begann sich zu etablieren. Ein erster Versuch war das Jung-Wiener ''Theater zum lieben Augustin'' von Felix Salten 1901, dem kein Erfolg beschieden war. Das [[Kabarett Nachtlicht|Nachtlicht]] (1906–1907) hingegen war erfolgreich, wurde jedoch bald vom [[Cabaret Fledermaus]] (1907–1913) abgelöst. Im von [[Josef Hoffmann (Architekt)|Josef Hoffmann]] durchgehend im [[Jugendstil]] ausgestatteten Lokal wurden Texte u. a. von Altenberg, Bahr, Friedell und Polgar gebracht. Hervorgehoben sei nur der Sketch ''Goethe''<ref>[https://www.projekt-gutenberg.org/friedell/wozuthea/chap033.html Volltext Projekt Gutenberg DE].</ref> von Friedell/Polgar (1908). [[Grete Wiesenthal]] startete von hier aus ihre Weltkarriere als Tänzerin. |
|||
=== Literaturepochen des 19. Jahrhunderts === |
|||
==== |
==== Expressionismus ==== |
||
[[Datei:Georg Trakl.jpg|mini|hochkant|Georg Trakl]] |
|||
Der Beginn des Expressionismus in Wien kann mit dem Erscheinen des Buches ''Die träumenden Knaben'' 1908 angesetzt werden. Das Buch erschien im Verlag der [[Wiener Werkstätte]]n, ist [[Gustav Klimt]] gewidmet und stammt von [[Oskar Kokoschka]]. Das gleichnamige Gedicht ist dabei der Illustration stilistisch weit voraus: „rot fischlein, rot / stech dich mit dem dreischneidigen messer tot / reiß dich mit meinen fingern entzwei / dass dem stummen kreisen ein ende sei ...“ Kokoschka schrieb auch einige Dramen, z. B. ''Mörder, Hoffnung der Frauen'' (1907). |
|||
Einige expressionistische Autoren veröffentlichten ihre ersten Werke zuerst in der ''Fackel'' von Karl Kraus, so etwa die Lyriker [[Franz Werfel]] und [[Albert Ehrenstein]]. Mit der Erzählung ''Tubutsch'' (1911) wurde letzter schlagartig berühmt. Kraus unterstützte auch [[Herwarth Walden]] in Berlin bei der Gründung der expressionistischen Zeitschrift ''[[Der Sturm (Zeitschrift)|Der Sturm]]'' und vermittelte ihm Wiener Autoren, obwohl er dem Expressionismus eher reserviert gegenüberstand. 1910 entstand in Innsbruck mit [[Ludwig von Ficker]]s Zeitschrift ''[[Der Brenner]]'' ein Sprachrohr des Expressionismus. Hier wurde v. a. der herausragende Lyriker [[Georg Trakl]] (1887–1914) gefördert. |
|||
Romantik bedeutet somit Abwendung von der [[Antike]] und von [[Klassik| klassischen]] Vorbildern. Das heißt, romantische Autoren erschließen sich Themen aus ihrer eigenen [[Kultur]] und [[Geschichte]] und wenden sich ab von klassischen Formen, was die Vorliebe für fragmentarische Schreibweise erklärt. Die Hinwendung zur eigenen Kultur bedeutet zugleich eine stärkere Hinwendung zur [[Sage]]n- und [[Mythos|Mythenwelt]] des [[Mittelalter| Mittelalters]]. |
|||
Mit ihrem autobiographisch-gesellschaftskritischen [[Schlüsselroman]] ''Die Vergiftung'' legte [[Maria Lazar]] 1920 einen der bedeutendsten weiblichen Beiträge zum literarischen Expressionismus vor.<ref name="nzz-118496672">{{Internetquelle |autor=Franz Haas |url=https://www.nzz.ch/feuilleton/buecher/zornig-funkelnder-expressionismus-1.18496672 |titel=Zornig funkelnder Expressionismus |werk=nzz.ch |datum=2015-03-06 |abruf=2018-10-14}}</ref> |
|||
Der Romantiker geht aus von einem Bruch, der die Welt gespalten habe in die Welt der Vernunft, der "Zahlen und Figuren" [[Novalis|(Novalis)]], und die Welt des Gefühls und des Wunderbaren. Im Gegensatz zu der Aufgabe der Dichter der [[Weimarer Klassik]] und Aufklärung/ [[Sturm und Drang]], nämlich der Erziehung des Volkes durch die [[Literatur]], sahen die [[Dichter]] der Romantik ihre Aufgabe in der Heilung des Risses, der durch die Welt und damit durch die Individuen geht, mystisch überhöht im Begriff des "Dichterpriesters". Eine Möglichkeit dazu bietet die Kunst, denn "die Welt hebt an zu singen/ Triffst Du nur das Zauberwort" ([[Joseph Freiherr von Eichendorff|Eichendorff]]). |
|||
Die Romantiker suchten die verloren gegangene Welt in den Werken aus der "Kindheit der Menschen", also in den Märchen und [[Sage|Sagen]], in den Volksliedern, im [[Mystizismus]] des [[Mittelalter|Mittelalters]]. Das „Wahre“ wurde nicht im Intellektuellen gesehen, sondern in dem als natürlich und wahrhaftig angesehenen Verhalten des einfachen Volkes. Volkstänze flossen z.B. in die romantische Musik ein (z. B. Franz Schubert). Die [[Brüder Grimm]] sammelten die Sagen und Märchen der mündlichen Volksüberlieferung. |
|||
Allerdings birgt die „andere Welt“ auch Gefahren. Diese Nachtseite der Romantik, geprägt von Teufelspakten, Wahnsinn, Gespenstern, Schuld und Tod, findet sich z. B. besonders ausgeprägt bei [[E. T. A. Hoffmann]]. |
|||
Die Romantik ist auch als Gegenströmung zur [[Aufklärung]] ([[Vernunft]]) zu begreifen und daher im politischen Raum noch heute ein aktueller Begriff |
|||
'''literarische Formen''' |
|||
Musikalische Gedichte, Roman, Volkslieder. |
|||
==== Biedermeier (etwa 1815–1848)==== |
|||
Als '''Biedermeier''' wird die Zeitspanne von ca. [[1815]] (Wiener Kongress) -[[1848]] (Ausbruch der bürgerlichen Revolution) bezeichnet. Mit ihr verbunden ist der politische Begriff der [[Restauration (Geschichte)|Restauration]], der sich auf die staatspolitische Entwicklung nach dem Ende der [[Napoléon Bonaparte|Napoleonischen]] Zeit und des [[Wiener Kongress]]es [[1815]] bis zu den [[Revolution]]sjahren [[1848]]/[[1849|49]] bezieht. |
|||
Der Name war als Spottbegriff von Adolf Kußmaul (1822-1902) und Ludwig Eichrodt (1827-1892) ethabliert worden, nachdem sie Gedichte Friedrich Sauters (1766-1846) gelesen hatten. In den von ihnen herausgegebenen "Fliegenden Blättern" (1855-1857) machten sie sich in dem Artikel "BiedermeiersLiederlust" über die Beschaulichkeit, Einfachheit und Naivität des Lehrers lustig. Erst im 20. Jahrhundert fand der Begriff (wahrscheinlich ohne Kenntnis der Entwicklung) Verwendung als Bezeichnung für diesen Abschnitt. |
|||
Der Ausdruck Biedermeier bezieht sich zum einen auf die subtile [[Wohnkultur]] und [[Kunst]] des [[Bürgertum|Bürgertums]], zum anderen auf die [[Literatur]] der Zeit, die beide häufig zu Unrecht als »hausbacken« und »[[Konservatismus|konservativ]]« galten. Als typisch galt die Flucht ins [[Idylle|Idyll]] und die Begrenzung. Das kulturelle und gesellschaftliche Leben spielte sich im Privaten ab. Unproblematische Themen wie historische Romane und die Heimat- und Landschaftsverherrlichung wurden veröffentlicht, während die politischen Meinungen und Kritik am System nur im engsten Kreis geäußert wurde.Schon der Dichter [[Jean Paul]] hatte eine vom »Vollglück in der Beschränkung«, [[Goethe]]s Sekretär [[Johann Peter Eckermann]] »eine reine Wirklichkeit im Lichte milder Verklärung« zu erkennen geglaubt. |
|||
Der strengen [[Zensur]] (Vorzensur) im Habsburgerreich fielen nicht nur Werke von [[Nikolaus Lenau]], [[Franz Grillparzer]] oder [[Johann Nestroy]] zum Opfer; insgesamt waren etwa 40000 Titel auf den österreichischen Verbotslistenlisten. Jedes importierte Buch, alle Artikel, jede Neuveröffentlichung wurde überprüft und bewertet (das "damnatur" der Zensoren für verbotene Werke). Dabei handelte es sich um Werke aus allen Lebens- und Wissensbereichen. |
|||
Die Grenzen zwischen [[Realismus]] und Biedermeier verschwimmen oft. Vor allem als Lyriker bekannt sind : [[Nikolaus Lenau]] (1802-1850), [[Eduard Mörike]] (1804-1875), [[Friedrich Rückert]] (1788-1866) und [[August von Platen]] (1796-1835). In der Prosa sind [[Annette von Droste-Hülshoff]] (1797-1848) ("[[Die Judenbuche]]"), [[Adalbert Stifter]] (1805-1868), [[Jeremias Gotthelf]] (1797-1854) und der Märchendichter [[Wilhelm Hauff]] (1802-1827) zu erwähnen. |
|||
Dramatiker, die mehr oder minder zum Biedermeier gehören, sind [[Franz Grillparzer]] (1791-1872), [[Johann Nestroy|Johann Nepomuk Nestroy]] (1801-1862) und [[Ferdinand Raimund]] (1790-1836). Grillparzer schrieb Tragödien im Geist der Weimarer Klassik, Nestroy und Raimund vertraten das [[Wien]]er [[Volksstück]] - Drehscheibe war hier das [[Wiener Volkstheater]]. |
|||
Den Abschluss der Zeit sieht man im Allgemeinen in [[Adalbert Stifter|Stifters]] Werk. Sein erster Roman ''[[Der Nachsommer|Nachsommer]]'' (der von ihm selber »Erzählung« genannt wurde) erschien zwar erst [[1857]], galt aber dennoch als vorzüglichstes Werk der Biedermeierzeit. Stifter wirkte sowohl auf [[Peter Rosegger|Rosegger]] und [[Ludwig Ganghofer|Ganghofer]], auf [[Paul Heyse|Heyse]], [[Gustav Freytag|Freytag]] und [[Ernst Wildenbruch|Wildenbruch]], wie auch direkt in den folgenden [[Bürgerlicher Realismus|Bürgerlichen Realismus]] hinein, auf [[Theodor Storm|Storm]] und [[Theodor Fontane|Fontane]] und über diese auf [[Thomas Mann]] und [[Hermann Hesse|Hesse]]. |
|||
==== Literatur des Revolutionsjahres 1848 ==== |
|||
siehe auch: [[Die Revolution von 1848/49 im Kaisertum Österreich]] |
|||
Im Jahre 1848 erreichte die Revolution auch die Monarchie. Im [[Habsburger]]reich und [[Vielvölkerstaat]] Österreich wurde die [[Monarchie]] nicht nur von heftigen Aufständen im [[Kaiser]]reich Österreich selbst, sondern auch von weiteren revolutionären Unruhen etwa in Böhmen, in Ungarn und in [[Oberitalien]] bedroht. Während die ungarischen, böhmischen und italienischen Erhebungen unter anderem auch die [[Unabhängigkeit (Politik)|Unabhängigkeit]] von der österreichischen Vorherrschaft anstrebten, hatte die Revolution im [[Kernland]] Österreich (ähnlich wie in den anderen Staaten des deutschen Bundes) eine liberale und demokratische Veränderung der Regierungspolitik und das Ende der Restauration zum Ziel. |
|||
Auch in Österreich war es [[1847]]/1848 zu einem Hungerwinter gekommen. Die wirtschaftliche Not traf besonders die sowieso schon benachteiligten Bevölkerungsgruppen. Auch in der Arbeiterschaft wuchs die Wut auf das überkommene politische System. Werke wie [[Alfred Meissner]]s ''"Neue Sklaven"'' oder [[Karl Beck]]s Gedicht ''"Warum wir arm sind"'' geben ein anschauliches Bild von der Wut und Verzweiflung, die unter der Bevölkerung herrschte. |
|||
Schließlich kam es am [[13. März]] 1848 in [[Wien]] mit dem Sturm auf das [[Ständehaus]] und Anschlägen von [[Sozialrevolutionär]]en gegen Läden und Fabriken in den Vorstädten zum Ausbruch der Revolution in Österreich. Das Lied ''"Was kommt dort von der Höh"'', wobei sich die "Höh'" auf die Polizei und die Kasernen bezog, wurde zum Lied der Revolution. Es wird heute noch von diversen Studentenverbindungen gesungen, um der Beteiligung der Akademischen Legion zu gedenken. |
|||
Vor dem Sturm auf das Ständehaus wurden in einer schon am [[3. März]] 1848 vom ungarischen [[Nationalist]]enführer [[Lajos Kossuth]] verfassten Rede der Unmut gegen das politische System und die Forderungen der Revolutionäre nach einer konstitutionellen Umwandlung der Monarchie und nach Verfassungen für die österreichischen Länder ausgedrückt. Diese Rede wurde in der Ständeversammlung von [[Adolf Fischhof]] verlesen. Der Versuch, eine [[Petition]] an Kaiser Ferdinand zu überbringen, entwickelte sich zu einem regelrechten Demonstrationszug, so dass [[Erzherzog Albrecht]] den Befehl zum Feuern gab und es zu den ersten Todesopfern kam. |
|||
Am Abend des selben Tages trat der inzwischen 78-jährige [[Staatskanzler]] Fürst [[Klemens Wenzel Lothar Nepomuk von Metternich|Metternich]], die verhasste Symbolfigur der Restauration, zurück, und floh nach [[England]]. Dieses Ereigniss wurde zum Beispiel durch [[Hermann Rollett]]s Gedicht ''Metternichs Linde'' thematisiert. |
|||
[[Bild:Maerzrevolution.JPG|thumb|350px|Aufhebung der Pressezensur durch Ferdinand I. am 15.3.1848]] |
|||
Am [[15. März]] 1848 machte Kaiser [[Ferdinand I. (Österreich)|Ferdinand I.]] erste Zugeständnisse. Er versprach die Abschaffung der Zensur und eine [[Staatsverfassung]]. Eine am [[21. März]] 1848 gebildete provisorische Staatsregierung erarbeitete daraufhin die „[[Märzverfassung]]“; allerdings ohne Beteiligung einer [[Volksvertretung]]. Nach erneuten Protesten der Bevölkerung, wurde sie am [[15. Mai]] 1848 wieder zurück genommen. |
|||
Anfang September beschloss der konstituierende österreichische [[Reichstag]] die [[Bauernbefreiung]] von der [[Erbuntertänigkeit]]. Die Dankbarkeit der Bauern dokumentiert zum Beispiel das ''"neue Lied vom allverehrten Kaiser Ferdinand"'' (1848). |
|||
Im Verlauf der so genannten Wiener „[[Wiener Oktoberaufstand 1848|Oktoberrevolution]]“ gelang es den Wiener Bürgern, Studenten und Arbeitern, die Hauptstadt in ihre Gewalt zu bringen, nachdem die Regierungstruppen geflohen waren. Aber die Revolutionäre konnten sich nur kurze Zeit halten. Am [[23. Oktober]] wurde Wien von [[konterrevolution]]ären Truppen, die aus [[Kroatien]] angerückt waren, eingeschlossen. Nach einer Woche wurde Wien gegen den heftigen, aber aussichtslosen Widerstand der Wiener Bevölkerung von den kaiserlichen Truppen wieder eingenommen. Um die 2000 Aufständische waren gefallen. Weitere Anführer der [[Wiener Oktoberaufstand 1848|Wiener Oktoberrevolution]] fielen der anschließenden blutigen [[Rache]] der Militärs zum Opfer. Viele wurden zum Tode oder zu langen [[Haftstrafe]]n verurteilt. |
|||
Am [[2. Dezember]] 1848 kam es in Österreich zum [[Thronwechsel]]. Ferdinand dankte ab und überließ den [[Thron]] seinem 18-jährigen Neffen Joseph, der den Kaisernamen [[Franz Joseph I. (Österreich-Ungarn)|Franz Joseph I.]] annahm. Mit diesem Namen lehnte er sich bewusst an seinen Urgroßonkel [[Joseph II. (HRR)|Joseph II.]] (1741 - 1790) an, dessen [[Politik]] für [[Reform]]freudigkeit gestanden hatte. |
|||
Kulturell war das Jahr 1848 durch die kurzfristige Aufhebung der Zensur geprägt. Dies hatte zur Folge, dass eine Vielzahl von Werken veröffentlicht wurde, Zeitschriften aus dem Boden schossen und wieder verschwanden und sich die Schreibkultur grundlegend wandelte. [[Friedrich Gerhard]]s ''"Die Presse frei !"'', [[M. G. Saphir]]s ''"Der tote Zensor"'', das ''Zensorlied'' oder [[Ferdinand Sauter]]s ''"Geheime Polizei"'' geben ein Bild von der Aufbruchsstimmung. Es wurde auch scharfe Kritik am bestehenden System geübt. Beispiele dafür finden sich in [[Johann Nestroy]]s [[Freiheit in Krähwinkel]], Skizzen zu [[Höllenangst]], [[Lady und Schneider]] oder [[Die Lieben Anverwandten]] (1848), Politische Gedichte von [[Anastasius Grün]] sowie Schriften von [[Franz Grillparzer]] (Dem Vaterlande, Gedanken zur Politik). |
|||
==== Poetischer Realismus (1848–1890)==== |
|||
Im poetischen oder [[Bürgerlicher Realismus|bürgerlichen Realismus]] mieden die Autoren die großen gesellschaftspolitischen Probleme und wandten sich der engeren, lokalen Heimat mit ihrer Landschaft und ihren Menschen zu. |
|||
Die Realisten lehnten sich vor allem gegen die Klassik und Romantik auf. Man wollte Tatsachen möglichst objektiv darstellen und ächtete die Phantasie, so sollten auch die Gefühle und Meinungen des Dichters nicht in die Texte einfließen. Kunst sollte Abbild der Wirklichkeit sein. |
|||
Im Zentrum aller Romane, Dramen und Gedichte steht der Einzelmensch, das Individuum. Das stilistische Merkmal vieler Werke des poetischen Realismus ist der Humor, der die Distanz zu dem eigentlich Unerträglichen und Empörenden der Wirklichkeit schafft. Er richtet hierbei eine Anklage gegen einzelne Fehler und Schwächen im Gesellschaftsgefüge, wendet sich aber nicht gegen das System als Ganzes. Dies geht einher mit einem gewissen Kulturpessivismus und Sarkasmus. |
|||
Zu den typischen Motiven zählt vor allem das alltägliche Leben der "kleinen Leute" und die Handlung findet meist in kleinen ländlichen Dörfern statt. Die Figuren waren häufig Handwerker, Kaufleute und Bauern. |
|||
Kennzeichnend für realistische Erzählungen ist die [[Rahmentechnik]]: Die eigentliche Handlung wird als Rückblick in eine Rahmenhandlung eingebunden. Dabei erinnert sich ein Erzähler an eine Begebenheit aus seinem Leben oder an eine alte Geschichte. Durch diese Konstruktion wirkt die Erzählung wie ein Bericht über reales vergangenes Geschehen. |
|||
Dörfliche Motive finden sich bei [[Marie von Ebner-Eschenbach]] (1830-1916), [[Ludwig Anzengruber]] (1839-1889) und, schon nach Ausklingen der Epoche, [[Peter Rosegger]] (1843-1918), dessen Werk als Wegbereiter für die Heimat- und Mundartdichtung gilt. |
|||
In Österreich wurde der klassische poetische Realismus rasch vom Spätrealismus abgelöst. |
|||
===== literarische Formen ===== |
|||
Die bevorzugte Form der Realisten ist die Novelle, sie erreichte im Realismus ihren Höhepunkt. |
|||
Der Roman tritt im Realismus in verschiedensten Formen auf: als Entwicklungsroman , als historischer Roman, als Zeitroman sowie als Gesellschafts- und Familienroman. |
|||
Humoristische Bildgeschichten verbreiten sich im Volk. |
|||
Das Drama war kaum von Bedeutung. |
|||
=====Spätrealismus (1870 – 1880/90)===== |
|||
Der Spätrealismus als Weiterführung des [[Poetischer Realismus|Poetischen Realismus]] entstand in Österreich und nahm den [[Naturalismus]] vorweg.<br> |
|||
Zu den bedeutendsten Autoren zählen: |
|||
* [[Marie von Ebner-Eschenbach]] (1830 – 1916) |
|||
* [[Ferdinand von Saar]] (1833 - 1906) |
|||
* [[Ludwig Anzengruber]] (1839 - 1889) |
|||
* [[Peter Rosegger]] (1843 - 1918) |
|||
Theodor Storm (1817-1888) war ebenfalls ein wichtiger Autor im poetischen Realismus. Er brachte 1888 trotz seiner schweren Erkrankung (Magenkrebs), kurz vor seinem Tod noch seine längste und berühmteste Novelle "Der Schimmelreiter" heraus. |
|||
===Literatur der Jahrhundertwende=== |
|||
Zur Datierung: Das Jahr 1890 markiert den Beginn der Wiener Moderne mit der Rückkehr [[Hermann Bahr]]s nach Wien und der Gründung der Zeitschrift ''Moderne Dichtung''. Damit begann die wohl wichtigste und international einflussreichste Epoche der österreichischen Kunst. Die Wiener Moderne wird allgemein zwischen 1890 und 1910 datiert. Hier soll auch die Zeit bis zum Zusammenbruch der Donaumonarchie einbezogen werden. |
|||
====Die Wiener Moderne ==== |
|||
Die Jahre um die Jahrhundertwende waren in Österreich von einer geistigen Unruhe geprägt. Die Gesellschaft war durch Königgrätz und den Börsenkrach 1873 nach wie vor verunsichert. So ging auch der deutsche [[Naturalismus]] praktisch spurlos an der österreichischen Literatur vorüber, da einfach die klar definierten Gegner fehlten, an denen man sich hätte einen können. Die älteren österreichischen Dichter (alle so um die 50) wie Eschenbach, Rossegger oder Anzengruber hatten den Naturalismus in ihren Werken und ihrer Art des Realismus schon fast etwas vorweggenommen. Daher gab es keinen heftigen Kampf um diese neuen Ideen, sondern ehe ein schleichendes Aufnehmen derselben. Sonst waren Spuren des Naturalismus vereinzelt in Künstlerzeitschriften zu finden (in Ansätzen in Bahrs "Zeit" oder der Wiener "Rundschau"). |
|||
Ab circa dem Jahr 1890 kann nicht mehr von Stilepochen gesprochen werden, da sich die Stile zeitlich überlagern und viele Autoren im Laufe ihrer Entwicklung den Stil wechseln. In Wien kann der Beginn der Moderne mit dem Jahr 1890 angesetzt werden, als Hermann Bahr sein Wirken in Wien begann (er selbst siedelte sich erst 1891 hier an). Nach Aufenthalten in St. Petersburg, Paris und Berlin mit den neuesten Literaturströmungen vertraut, propagierte er zusammen mit den Herausgebern [[Eduard Michael Kafka]] und [[Julius Kulka]] in der neuen Zeitschrift ''Moderne Rundschau'' zunächst den Naturalismus, stand jedoch schon unter dem Einfluss von [[Charles Baudelaire|Baudelaire]] und [[Maurice Barrès|Barrès]]. Ein Höhepunkt war der Besuch [[Henrik Ibsen]]s in Wien mit einer Aufführung der ''Kronprätendenten'' und einem Festbankett am 11. April 1891. Die Ablehnung nach der von Burgtheaterdirektor [[Max Burckhard]] initiierten Aufführung in Wien war so moderat, dass der Dichter dem Wiener Publikum auch noch dafür dankte. Noch bevor der Naturalismus Fuß fassen konnte, rief Bahr zu seiner Überwindung auf. Im Aufsatz ''Die Moderne'' (in ''Moderne Dichtung'', 1. Januar 1890) waren bereits die zentralen Motive der neuen Epoche angesprochen: „das große Sterben“, der „Tod der erschöpften Welt“. In seinem Roman ''Die gute Schule'' (1890) kam auch die freie Liebe bereits als selbstverständliches Dekor, nicht als Skandal vor. |
|||
[[Bild:Hermann Bahr 1904 by Emil Orlik.jpeg|thumb|right|Hermann Bahr<br />(1904 von [[Emil Orlik]])]] |
|||
Durch seine Verbindungen und Kontakte wurde Bahr nun zum „Organisator der österreichischen Literatur“ (Peter de Mendelssohn). Die lockere Gruppe junger Autoren, die sich um ihn bildete, wurde bald als [[Jung-Wien]] bezeichnet. Sie publizierten in den Zeitschriften ''Moderne Dichtung'' (1890), ''[[Moderne Rundschau]]'' (1891) und ''[[Die Zeit (Österreich)|Die Zeit]]'' (ab 1894), in denen Bahr maßgeblichen Einfluss hatte. Ihr Treffpunkt war das [[Café Griensteidl]]. Die wichtigsten Vertreter waren die Freunde [[Richard Beer-Hofmann]] (1866-1945, ''Der Tod Georgs'', Erzählung 1900), [[Hugo von Hofmannsthal]] (1874-1929, Gedichte, ''Gestern'', ''Brief des Lord Chandos''), [[Arthur Schnitzler]] (1862-1931, ''Anatols Hochzeitsmorgen'') und [[Felix Salten]]. In ihren frühen Werken finden sich Elemente des Symbolismus, des Impressionismus und der Décadence. Auch [[Peter Altenberg]] mit seinen impressionistischen Prosaskizzen (''Wie ich es sehe'', 1896) und der junge [[Karl Kraus]] (1874-1936) werden zu Jung-Wien gezählt. Mit der Schließung des Café Griensteidl 1897 fand Jung-Wien ein Ende, die Autoren wandten sich vielfach anderem zu. [[Leopold von Andrian]], dessen lyrische Prosadichtung ''Der Garten der Erkenntnis'' (1895) von [[Stefan George]] hoch geschätzt wurde, etwa wurde Diplomat. Karl Kraus verspottete schon 1897 in ''Die demolirte Litteratur'' Hermann Bahr und die anderen. 1899 gründete er seine eigene Zeitschrift ''[[Die Fackel]]'' (1899-1936), in der er selbst zwischen ca. 1905 und 1912 viele junge Talente fördern sollte. |
|||
Als Zentrum der literarischen Welt Wiens sollte das [[Café Central]] die Nachfolge des Griensteidl antreten. |
|||
Arthur Schnitzler profilierte sich in den nächsten Jahren als Dramatiker und Erzähler. In seinen Werken beleuchtete er die seelische Verfassung der Wiener bürgerlichen Gesellschaft (''Liebelei'' 1895, ''Der einsame Weg'' 1896, ''Das weite Land'' 1911). ''[[Leutnant Gustl]]'' (1900) war der erste Text der deutschsprachigen Literatur, der völlig als Innerer Monolog gestaltet ist. Er brachte auch den grassierenden Antisemitismus auf die Bühne (''Professor Bernhardi'', 1912). |
|||
Hofmannsthal entwickelte sich vom symbolistischen Lyriker und Verfasser von Dramenfragmenten (''Der Tod des Tizian'' 1892) zum Wiedererwecker des antiken (z. B. ''Elektra'' 1903) und barocken Theaters (''Das Salzburger Große Welttheater'' 1922). Ab 1910 war er auch Librettist für [[Richard Strauß]]’ Opern (''Der Rosenkavalier'' 1910, ''Die Frau ohne Schatten'' 1913/15). |
|||
Die Lyrik hatte im Modernen Wien einen hohen Stellenwert. Ihr bedeutendster Vertreter war [[Rainer Maria Rilke]] (1875-1926), der allerdings nicht dem Wiener Literatenmilieu angehörte. Weitere Vertreter, die ebenfalls dem symbolistisch-impressionistischen Fin de siècle-Stil angehörten, waren [[Berthold Viertel]] (1885-1953) und [[Felix Dörmann]] (1870-1926). |
|||
Der Roman als literarische Großform war weniger bedeutend. Erwähnenswert sind die phantastischen Romane von [[Alfred Kubin]] (1877-1959, ''[[Die andere Seite]]'' 1909) und [[Gustav Meyrink]] (1868-1932, ''[[Der Golem]]'' 1915). |
|||
Eine beginnende Ströhmung lässt sich in Rilkes Roman ''Die Aufzeichnungen des [[Malte Laurids Brigge]]'' (1910) erahnen, der das Sozialgefüge und die unwürdigen Lebensumstände im Großstadtleben (Deindividualisierung, Anonymisierung, Soziale Kälte) thematisiert. Vergleichbar ist dies zum Beispiel mit [[Jacob Riis]]' ''How the Other Half Lives. Studies Aong the Tenements of New York'' (1890). Diese Strömung ist der Beginn einer Betrachtung der Wirklichkeit, die in Zügen an den zur gleichen Zeit schreibenden [[Franz Kafka]], auch an den späteren [[James Joyce]] erinnert, wenngleich in Technik und Darstellung doch gänzlich verschieden. Ein Begriff, den Ziolkowsky für Joyces', erstmals jedoch bei [[Arthur Schnitzler|Schnitzler]] vorfindbaren Bewusstseinsstrom prägte, darf auch auf Rilke angewandt werden: Die Welt wird zur »Epiphanie«, zur Offenbarung und zum Immer-schon-Offenbartsein in all ihrem Elend – allein das Schauen ist zu lernen. |
|||
Einen besonderen Stellenwert hatte in Wien das [[Feuilleton]]. In der Nachfolge von [[Ludwig Speidel]] und [[Hugo Wittmann]] erlebte es um die Jahrhundertwende seinen Höhepunkt. Herausragende Vertreter waren [[Theodor Herzl]] (1860-1904), [[Felix Salten]] (1869-1945), [[Ludwig Hevesi]] (1842-1910) und [[Alfred Polgar]] (1873-1955). |
|||
Das [[Kabarett|Cabaret]] erlebte einen ersten Höhepunkt. Ein erster Versuch war das Jung-Wiener ''Theater zum lieben Augustin'' von Felix Salten 1901, dem kein Erfolg beschieden war. ''Das Nachtlicht'' (1906-07) hingegen war erfolgreich, wurde jedoch bald vom Cabaret ''Die Fledermaus'' (1907-1913) abgelöst. Im von [[Josef Hoffmann]] durchgehend im [[Jugendstil]] ausgestatteten Lokal wurden Texte u. a. von Altenberg, Bahr, Friedell, Polgar, aber auch Richard Dehmel und Liliencron gebracht. Hervorgehoben sei nur der Sketch ''Goethe'' ([http://www.literature.at/elib/www/wiki/index.php/Goethe_%28Egon_Fridell_und_Alfred_Polgar%29 Volltext eLib Austria]) von Friedell/Polgar (1908). [[Grete Wiesenthal]] startete von hier aus ihre Weltkarriere als Tänzerin. |
|||
Künstlergesellschaften (zB ''Die Muskete'') wurden gegründet und verstanden sich als Zentrum des Austauschen und der gemeinsamen Weiterentwicklung. |
|||
====Expressionismus==== |
|||
[[Bild:trakl.jpg|framed|Georg Trakl]] |
|||
Der Beginn des Expressionismus in Wien kann mit dem Erscheinen des Buches ''Die träumenden Knaben'' 1908 angesetzt werden. Das Buch erschien im Verlag der [[Wiener Werkstätte]]n, ist [[Gustav Klimt]] gewidmet und stammt von [[Oskar Kokoschka]]. Das gleichnamige Gedicht ist dabei der Illustration stilistisch weit voraus: „rot fischlein, rot / stech dich mit dem dreischneidigen messer tot / reiß dich mit meinen fingern entzwei / dass dem stummen kreisen ein ende sei...“ Kokoschka schrieb auch einige Dramen, z. B. ''Mörder, Hoffnung der Frauen'' (1907). |
|||
Einige expressionistische Autoren veröffentlichten ihre ersten Werke zuerst in der ''Fackel'' von Karl Kraus, so etwa die Lyriker [[Franz Werfel]] und [[Albert Ehrenstein]]. Mit der Erzählung ''Tubutsch'' (1911) wurde letzter schlagartig berühmt. Kraus unterstützte auch [[Herwarth Walden]] in Berlin bei der Gründung der expressionistischen Zeitschrift ''[[Der Sturm]]'' und vermittelte ihm Wiener Autoren, obwohl er dem Expressionismus eher reserviert gegenüberstand. 1910 entstand in Innsbruck mit [[Ludwig von Ficker]]s Zeitschrift ''[[Der Brenner]]'' ein Sprachrohr des Expressionismus. Hier wurde v. a. der Lyriker [[Georg Trakl]] (1887-1914) gefördert. |
|||
Vertreter des expressionistischen Dramas waren nach dem Weltkrieg der junge [[Arnolt Bronnen]] (''Vatermord'' 1920) und [[Franz Theodor Csokor]] (''Ballade von der Stadt'', entstanden 1922). |
Vertreter des expressionistischen Dramas waren nach dem Weltkrieg der junge [[Arnolt Bronnen]] (''Vatermord'' 1920) und [[Franz Theodor Csokor]] (''Ballade von der Stadt'', entstanden 1922). |
||
==== Erster Weltkrieg ==== |
|||
(Erneuerung des Menschen, Interesse an Lyrik wächst, Spiel mit der Sprache, Drohender Krieg als Motiv, Dadaismus, Auseinandersetzung mit Form und Inhalt, Vater-Sohn Konflikt, Inszenierung von Bühnenstücken. ) |
|||
Die meisten Schriftsteller schlossen sich unabhängig von ihrer politischen Weltanschauung der allgemeinen Kriegsbegeisterung an. Nur wenige, wie Karl Kraus (Essay ''In dieser großen Zeit'', November 1914) oder Arthur Schnitzler (schwieg öffentlich), lehnten ihn von Beginn an ab. Andere, wie [[Stefan Zweig]], wandelten sich sehr rasch zu aktiven Pazifisten. Im Gegensatz zum Deutschen Reich, das zahlreiche Künstler an die Front schickte, waren die Behörden in Österreich-Ungarn vielfach bemüht, Künstler im Hinterland für die Propaganda zu nutzen. So konnten viele Schriftsteller im Kriegspressequartier als [[Kriegsberichterstatter]] oder im Kriegsarchiv unterkommen, u. a. Hugo von Hofmannsthal, Rilke, Polgar, [[Alexander Roda Roda]]. Erwähnenswert ist hier [[Alice Schalek]], die als einzige weibliche Kriegsberichterstatterin des Krieges für die ''[[Neue Freie Presse]]'' schrieb. Hofmannsthal schrieb patriotische Werke ''(Prinz Eugen)'' und verteidigte die österreichische Idee in Reden und Aufsätzen. Andere Autoren, deren Namen noch nicht so viel Gewicht hatten, mussten durchaus an die Front. Der bekannteste ist wohl [[Georg Trakl]], der nach der [[Schlacht von Gródek (1914)|Schlacht bei Grodek]] Selbstmord beging. |
|||
Eine ganz andere Entwicklung war in den nicht deutschsprachigen Ländern der Donaumonarchie zu sehen. Hier war die Abneigung gegen den Krieg für „Kaiser und Vaterland“ stärker. Ein zeitloses Beispiel für die Stimmung gegen den Krieg ist das in tschechischer Sprache verfasste Buch ''[[Der brave Soldat Schwejk]]'' von [[Jaroslav Hašek]]. Dieser schilderte in seiner speziellen Sprache den Widersinn der Kriegshetze und [[Mobilmachung|Mobilisierung]] vor und nach dem Beginn des [[Erster Weltkrieg|Ersten Weltkriegs]]. Die Figur des tragi-komischen [[Antiheld]]en Schwejk wurde mit seiner Art der „Pflichterfüllung“ zum Vorbild für unzählige weitere Autoren, Kabarettisten, Darsteller und Lebenskünstler, die die [[Bürokratie]], die Monarchie, die [[Österreich-Ungarns Armee im Ersten Weltkrieg|Armee]], den Krieg, das Krankenhaus oder einfach den „alltäglichen Wahnsinn“ zum Ziel ihrer satirischen Federzüge und Sprachübungen machen wollten. |
|||
====Erster Weltkrieg==== |
|||
Der Erste Weltkrieg hat im Vergleich mit den anderen beteiligten Staaten (Ernst Jünger und Arnold Zweig in Deutschland, Henri Barbusse in Frankreich) in der österreichischen Literatur wenig Widerhall gefunden. Der Zusammenbruch der Monarchie und die Suche nach einer neuen Identität waren prägender. Die große Ausnahme ist das Kriegsdrama ''[[Die letzten Tage der Menschheit]]'' (1919/22) von [[Karl Kraus]]. |
|||
Die meisten Schriftsteller hatten – unabhängig von ihrer politischen Weltanschauung – den Ausbruch des Krieges stürmisch begrüßt. Nur wenige, wie Karl Kraus (Essay ''In dieser großen Zeit'', November 1914) oder Arthur Schnitzler (schwieg öffentlich), lehnten ihn von Beginn an ab. Andere, wie Stefan Zweig, wandelten sich sehr rasch zu aktiven Pazifisten. Im Gegensatz zum Deutschen Reich, das Künstler wie [[Franz Marc]] an die Front schickte, waren die Behörden in Österreich-Ungarn vielfach bemüht, Künstler im Hinterland für die Propaganda zu nutzen. So konnten viele Schriftsteller im Kriegspressequartier als Kriegsberichterstatter oder im Kriegsarchiv unterkommen, u.a. Hugo von Hofmannsthal, Rilke, Polgar, Roda Roda, die weiterhin für Zeitungen schrieben. Erwähnenswert ist hier [[Alice Schalek]], die als einzige weibliche Kriegsberichterstatterin des Krieges für die ''Neue Freie Presse'' schrieb. Hofmannsthal schrieb patriotische Werke (''Prinz Eugen'') und verteidigte die österreichische Idee in Reden und Aufsätzen. Andere Autoren, deren Namen noch nicht so viel Gewicht hatte, mussten durchaus an die Front. Der bekannteste ist wohl [[Georg Trakl]], der nach der Schlacht bei Grodek Selbstmord beging (''Grodek''). |
|||
Während des Ersten Weltkriegs kontrollierte das sogenannte Kriegsüberwachungsamt sowohl die Zeitungen als auch die Soldatenpost.<ref>{{Literatur |Autor=Tamara Scheer |Titel=Die Ringstraßenfront – Österreich-Ungarn, das Kriegsüberwachungsamt und der Ausnahmezustand während des Ersten Weltkriegs |Verlag=Heeresgeschichtliches Museum |Ort=Wien |Datum=2020}}</ref> |
|||
Der Erste Weltkrieg hat in der österreichischen Literatur wenig Widerhall gefunden, im Gegensatz zu den meisten anderen beteiligten Staaten (Ernst Jünger und Arnold Zweig in Deutschland, Henri Barbusse in Frankreich, Ford Madox Ford in Großbritannien). Eine Ausnahme ist das Drama ''Die letzten Tage der Menschheit'' (1919/22) von Karl Kraus. Der Zusammenbruch der Habsburgermonarchie war das prägendere Ereignis. |
|||
=== |
=== Zwischenkriegszeit === |
||
[[Datei:Joseph Roth (1926).jpg|mini|hochkant|links|Joseph Roth schreibt vom Ende der Monarchie]] |
|||
Der Zusammenbruch der Monarchie und die damit verbundene Reduktion des großen Reiches auf ein kleines Land waren für viele Literaten nicht einfach. Es gab Probleme, sich mit dem neuen Staat zu identifizieren und ein neues Selbstbewusstsein zu entwickeln. Dies führte dazu, dass viele Schriftsteller die „alten Zeiten“ beschworen und den Übergang in die neue Realität anfangs nur schwer vollziehen konnten. Dazu gehörten zum Beispiel [[Joseph Roth]], [[Karl Kraus]], [[Hugo von Hofmannsthal]], [[Robert Musil]], [[Marta Karlweis]]. Das Motiv des Verlusts der eigenen Identität, ausgelöst durch das Ende der k.u.k.-Monarchie, war zentral im Werk [[Alexander Lernet-Holenia]]s, etwa seiner [[Phantastik|phantastischen]] Novelle ''[[Der Baron Bagge]]''. |
|||
[[Bild:Kafka_aprox1917_small.jpg|thumb|100px|Franz Kafka]] |
|||
Joseph Roth (1894–1939) zeichnet in seinem Roman ''[[Radetzkymarsch (Roman)|Radetzkymarsch]]'', benannt nach dem [[Radetzky-Marsch|gleichnamigen Musikstück]] von [[Johann Strauss (Vater)|Johann Strauss Vater]] für den Helden der Völkerschlacht von Leipzig ein trauriges Bild der zerfallenden Monarchie. ''[[Die Kapuzinergruft]]'' (1938) setzt die Beschreibung des Niedergangs Österreichs bis zum Jahr 1938 fort. In seinen Werken spiegelte sich die nostalgisch grundierte, [[Legitimismus|legitimistische]] Haltung des Autors. |
|||
Der Zusammenbruch der Monarchie und die damit verbundene Reduktion des großen Reiches auf ein kleines Land war für viele Literaten nicht einfach. Es gab Probleme, sich mit dem neuen Staat zu identifizieren und ein neues Selbstbewußtsein zu entwickeln. |
|||
Gleichzeitig gab es eine Hinwendung zu neuen Ideen und Denkmodellen. Die Sozialdemokratie, die Arbeiterbewegung, aber auch konservative und religiöse Strömungen wurden immer stärker. Die Lager verhärteten sich zusehends, was sich auch an der Literatur der Zeit nachvollziehen lässt. Es fand eine Ausrichtung auf Berlin und Prag (Kafka, Meyrink, [[Max Brod|Brod]], Hašek) statt, die wirtschaftlich schlechte Lage verschärfte zusätzlich die Situation. Allerdings wurden durch den Zwang, Geld zu verdienen, auch einige Schriftsteller zur Arbeit als Journalist gezwungen und belebten dadurch das Feuilleton ([[Egon Erwin Kisch|Kisch]], Polgar, Friedell, Roth, [[Maria Lazar]]). Das Kabarett konnte befreit von der Zensur agieren und gewann dadurch wieder an Bedeutung ([[Karl Farkas]], [[Fritz Grünbaum]], [[Peter Hammerschlag]], [[Jura Soyfer]], Polgar, Friedell). Auch sozialkritische und politische Werke erschienen, so wie Werfels Roman ''[[Die vierzig Tage des Musa Dagh]]'', welches eindringlich den international völlig ignorierten Völkermord des Osmanischen Reiches an den Armeniern schildert. |
|||
Dies führte dazu, daß viele Schriftsteller die "alten Zeiten" beschworen und den Übergang in die neue Realität anfangs nur schwer vollziehen konnten. Dazu gehörten zum Beispiel [[Karl Kraus]], [[Hugo von Hofmannsthal]], [[Robert Musil]] oder [[Joseph Roth]], der in seinem Werk Radetzkymarsch (1932) das Ende beschrieben hat. |
|||
Während [[Arnolt Bronnen]] und andere junge Autoren Werke schrieben, die sozialistisches Gedankengut enthielten, wandten sich andere, wie [[Mirko Jelusich]], [[Karl Hans Strobl]] oder [[Bruno Brehm]] nationalistischen Ideen zu. Diese Spannungen führten schließlich auch als äußeres Zeichen zur Spaltung des [[Österreichischer P.E.N.-Club|österreichischen P.E.N Clubs]] 1933 in Ragusa. Die deutschnational orientierten Autoren gründeten als Abspaltung den [[Bund deutscher Schriftsteller Österreichs]]. |
|||
Gleichzeitig gab es eine Hinwendung zu neuen Ideen und Denkmodellen. Die Sozialdemokratie, die Arbeiterbewegung aber auch konservative und religiöse Strömungen wurden immer stärker. Die Lager verhärteten sich zusehens und lässt sich auch in der Literatur der Zeit nachvollziehen. Es fand eine Ausrichtung auf Berlin und Prag (Kafka, Meyrink, Brod, Hasek) statt, die wirtschaftlich schlechte Lage verschärfte zusätzlich die Situation. Allerdings wurden durch den Zwang, Geld zu verdienen auch einige Schriftsteller zur Arbeit als Journalist gezwungen und belebten dadurch den Feuilleton (Kisch, Polgar, Friedell, Roth). Das Kabarrett konnte befreit von der Zensur agieren und gewann dadurch wieder an Bedeutung (Farkas, Grünbaum, Hammerschlag, Soyfer, Polgar, Friedell). Auch sozialkritische und politische Werke erschienen, so wie Werfels Roman ''Die vierzig Tage des Musa Dagh'', welcher eindringlich den international völlig ignorierten Völkermord des Osmanischen Reiches an den Armeniern schildert. |
|||
[[Datei:Stefan Zweig2.png|mini|Bekannte Werke von Stefan Zweig sind ''[[Sternstunden der Menschheit]]'', ''[[Die Schachnovelle]]'' und ''[[Die Welt von Gestern]]'']] |
|||
Während A. Bronnen und andere junge Autoren Werke schrieben, die sozialistisches Gedankengut enthielten, wandten sich andere, wie M. Jelusich, K. H. Strobl oder B. Brehm nationalistischen Ideen zu. Diese Spannungen führten schließlich auch als äußeres Zeichen zur Spaltung des österreichischen P.E.N Clubs 1933 in Ragusa wurden aber schon davor literarisch verarbeitet: |
|||
Die Zwischenkriegszeit brachte eine Menge an bedeutender Literatur hervor. 1923 veröffentlichte Joseph Roth ''[[Das Spinnennetz]]''. Es folgten [[Marta Karlweis]] (''Ein österreichischer Don Juan'', 1929), [[Ödön von Horváth]] (''[[Geschichten aus dem Wiener Wald]]'', 1931; [[Jugend ohne Gott]], 1937), [[Hermann Broch]] (''[[Die Verzauberung]]'', erste Fassung 1935/36, erschienen postum 1953), [[Elias Canetti]] (''[[Die Blendung]]'', 1936) [[Albert Drach]] (''Das Kasperlspiel vom Meister Siebentot'', erste Fassung 1938/39, erschienen 1965), [[Ernst Weiß (Schriftsteller)|Ernst Weiß]] (''[[Ich, der Augenzeuge|Der Augenzeuge]]'', geschrieben 1939, erschienen postum 1963). Robert Musil schrieb den Jahrhundertroman ''[[Der Mann ohne Eigenschaften]]'', [[Stefan Zweig]] veröffentlichte eine Vielzahl von Essays, Novellen und Romanen. Karl Kraus publizierte weiterhin ''[[Die Fackel]]''. |
|||
Der auch als [[Austrofaschismus]] bezeichnete „[[Ständestaat (Österreich)|Ständestaat]]“ schaltete durch die Beherrschung des öffentlichen Kommunikationssystems die oppositionelle Berichterstattung weitestgehend aus. Insgesamt wurden 325 Bücher, vor allem solche von sozialistisch bzw. sozialdemokratisch gesinnter Autoren, verboten. Andererseits konnten Autoren und Verleger, die im nationalsozialistischen Deutschland bereits Berufsverbot hatten, in Österreich ungehindert leben und publizieren. So emigrierte etwa [[Gottfried Bermann Fischer]] nach Wien und konnte dort bis 1938 Werke von Autoren wie [[Thomas Mann]] und [[Carl Zuckmayer]] veröffentlichen.<ref>Historische Kommission des Börsenvereins des deutschen Buchhandels (Hrsg.): ''Archiv für die Geschichte des Buchwesens,'' Bd. 53, Frankfurt/Main 2000, ISBN 3-7657-2296-0, S. 51f.</ref> Trotz der gesellschaftlich weit verbreiteten antisemitischen Stimmung wurde für die Zeit zwischen 1933 und 1938 eine im Wesentlichen „formalrechtlich korrekte Behandlung der Juden“ in Österreich festgestellt.<ref>Helmut Wohnout: ''Politischer Katholizismus und Antisemitismus.'' In: [[Gertrude Enderle-Burcel]], Ilse Reiter-Zatloukal (Hrsg.): ''Antisemitismus in Österreich 1933–1938''. Böhlau Verlag, Wie/Köln/Weimar 2018, ISBN 978-3-205-23244-5, S. 167–194 hier S. 181.</ref> So lebten jüdische Autoren und Intellektuelle wie Joseph Roth, Stefan Zweig oder [[Sigmund Freud]] bis 1938 in Wien. |
|||
Durch die feindliche Stimmung in Österreich wurden viele andersdenkende oder jüdische Dichter zum Verlassen des Landes gezwungen. Elisas Canetti flüchtete nach England, Joseph Roth, Robert Musil, Stefan Zweig oder Ödon von Horváth mussten ebenfalls fliehen. Dies führte zu einer literarischen Verarmung, von der sich Österreich erst Anfang der 60-Jahre erholen sollte. |
|||
'''weitere Literaten der Zeit''' |
|||
Lyrik: Kramer, Josef Weinheber |
|||
Theater: Reinhardt, Hofmannsthal, Horvath (neue Sachlichkeit), Die Schwärmer, Csokor |
|||
Roman: Großschriftsteller Zweig, Werfel ( -> Hinweis: Begriff "Großschriftsteller" von Musil) Roth, Zweig, Perutz, Lernet-Holenia, Schüler Gerber, Ernst Weiß, Die Blendung, Barbara oder die Frömmigkeit, , Vicki Baum, Hermann Broch (1886-1951), Robert Musil (1880-1942), Franz Kafka (1883-1924) |
|||
Sprechsteller: Anton Kuh |
|||
Konservativ-katholische bis völkische Dichter: Josef Weinheber, Johannes Freumbichler, Jelusich, Weinheber, Waggerl, Perkonig, Brehm, Mell, Grogger, z.T. Minister im Ständestaat: Guido Zernatto, früher Doderer, Albert Paris Gütersloh |
|||
=== Nationalsozialismus und Exilliteratur === |
=== Nationalsozialismus und Exilliteratur === |
||
Am 12. März 1938 marschierte die deutsche [[Wehrmacht]] in Österreich ein, und der „[[Anschluss Österreichs|Anschluss]]“ an das [[Deutsches Reich 1933 bis 1945|Deutsche Reich]] wurde vollzogen. Am 30. April 1938 fand in Salzburg eine [[Bücherverbrennung]] statt. Sie wurde vom SS-Mann, Lehrer und Schriftsteller [[Karl Springenschmid]] inszeniert. Unabhängige Literatur und Literaturkritik war nicht mehr möglich. Vom Regime wurde [[Blut-und-Boden-Literatur]] gefördert, daneben bestand auch mehr oder weniger ideologiefreie [[Unterhaltungsliteratur]]. |
|||
Schriftsteller zogen sich in [[Innere Emigration]] zurück. Sie schwiegen zu politischen Themen, schrieben für die Schublade oder über Unpolitisches. Die Gleichschaltung und Kontrolle der Kunstschaffenden gelang bei Radio, Film, Theater und Literatur leichter als bei der [[Kleinkunst]], die unmittelbar mit dem Publikum Kontakt hatte und so die Zensur geschickt umgehen konnte. Eine der berühmtesten Kabarettbühnen war das ''[[Wiener Werkel]]'', wo fast ausnahmslos Werke links-liberaler und auch rassisch verfolgter Autoren aufgeführt wurden, bis es 1944 aufgrund der generellen Theatersperre geschlossen wurde. In künstlerischer Hinsicht wurde experimentiert, und es entstand durch [[Rudolf Weys]] das sogenannte [[Mittelstück]] als neue Gattung des Wiener politischen Theaters und Kabaretts. Die Bezeichnung spielt auf die Stellung als Kombination von [[Theater]] und [[Kabarett]] an. Rudolf Weys war Mitbegründer der renommierten Kleinkunstbühne ''[[Literatur am Naschmarkt]]'' und später Hausautor des ''Wiener Werkels''. Andere wichtige Autoren, die das Mittelstück benutzten, um die Kleinkunst wesentlich zu modernisieren und weiterzuentwickeln, waren zum Beispiel [[Fritz Eckhardt]] oder der im [[KZ Buchenwald]] an Typhus verstorbene [[Jura Soyfer]]. |
|||
Am [[30. Januar]] 1933 übernahmen die Nationalsozialisten mit dem Deutschösterreicher [[Adolf Hitler]] die Macht im Deutschen Reich. Noch im selben Jahr fanden im Reich öffentliche [[Bücherverbrennung]]en statt. Unabhängige Literatur und Literaturkritik war nicht mehr möglich. Für die deutsche Republik Österreich traf dies erst mit dem Anschluss in 1938 zu, auch hier wurden Bücher verbrannt. Vom Regime wurde [[Blut-und-Boden-Dichtung]] gefördert, daneben bestand auch mehr oder weniger ideologiefreie [[Unterhaltungsliteratur]]. Bekannten Regimegegnern drohte der Tod, wenn sie nicht ins Exil gingen, so starben [[Jakob van Hoddis]] und [[Carl von Ossietzky]]. Viele Schriftsteller blieben im Land, obwohl sie in Opposition zum Nationalsozialismus standen, sie werden zur so genannten [[Innere Emigration|Inneren Emigration]] gerechnet. Sie waren zum Schweigen verurteilt, schrieben für die Schublade oder über unpolitische Themen, die Abgrenzung zu tatsächlich unpolitischen Autoren fällt aber manchmal schwer. Bekannte Namen von im Reich Gebliebenen sind [[Gottfried Benn]], [[Ernst Jünger]], [[Erich Kästner]], [[Gerhart Hauptmann]], [[Heimito von Doderer]] und [[Wolfgang Koeppen]]. |
|||
==== Exil ==== |
|||
1500 namentlich bekannte Autoren gingen, oft über verschlugene Stationen, ins Exil, viele töteten sich ([[Stefan Zweig]]). Zentren deutscher [[Exilliteratur]] entstanden in vielen Staaten der Welt, darunter auch in der deutschen Schweiz, die besonders für Theaterautoren wichtig war. Angesichts der Masse an Schriftsteller, beinahe jeder von Rang ging ins Exil, kann man kaum von einer thematisch oder stilistisch einheitlichen Exilliteratur sprechen. Autoren, die auch im Exil produktiv blieben, waren unter anderem [[Thomas Mann|Thomas]] und [[Heinrich Mann]], [[Bertolt Brecht]], [[Anna Seghers]], [[Franz Werfel]] und [[Hermann Broch]]. Andere, wie [[Alfred Döblin]] oder [[Joseph Roth]], fanden sich nur schwer oder gar nicht zurecht. Nach dem Krieg blieben sie zum Teil im Ausland ([[Elias Canetti]] bekam den [[Literaturnobelpreis]] als britischer Staatsbürger), einige kehrten sie zurück. Auffällig ist, dass viele nicht mehr an ihre Leistungen in der Zwischenkriegszeit und im Exil anschließen konnten. |
|||
Viele jüdische und/oder politisch andersdenkende Dichter verließen 1938 das Land: [[Theodor Kramer (Lyriker)|Theodor Kramer]], Veza und [[Elias Canetti]] flüchteten nach England, Joseph Roth, Robert Musil, Stefan Zweig, Ödön von Horváth, Maria Lazar und Marta Karlweis mussten ebenfalls fliehen, andere, wie [[Else Feldmann]], Jura Soyfer, [[Adolf Unger]], blieben und wurden von den Nationalsozialisten ermordet. Autoren wie Franz Werfel, [[Hermann Broch]], [[Alfred Polgar]], [[Maria Lazar]], [[Ernst Lothar]] und [[Marta Karlweis]] mussten sich zur Zeit des Nationalsozialismus im Ausland aufhalten. Viele fanden sich nur schwer oder gar nicht zurecht. Nach dem Krieg blieben sie zum Teil im Ausland (Elias Canetti bekam den [[Literaturnobelpreis]] als britischer Staatsbürger), einige kehrten zurück. Auffällig ist, dass viele nicht mehr an ihre Erfolge in der Zwischenkriegszeit und im Exil anschließen konnten. Dies hing wohl auch damit zusammen, dass das alte Lesepublikum entweder vertrieben oder ermordet war und das neue sich für die zurückgekehrten Autorinnen und Autoren, bis auf wenige Ausnahmen, wie [[Friedrich Torberg]], nicht interessierte. Dies führte zu einer literarischen Verarmung, von der sich Österreich erst Anfang der 1960er Jahre erholen sollte. Dies sollte sich erst in den 1980er Jahren ändern, als dann auch die [[Jura Soyfer Gesellschaft]] oder die [[Theodor Kramer Gesellschaft]] gegründet wurden. |
|||
==== Kleinkunst ==== |
|||
Eine besondere Rolle währed des Nationalsozialismus spielte die Kleinkunst in Wien ([[#Der_zweite_Weltkrieg|Link zu "Geschichtlicher Hintergrund"]]). Berühmt wurde zum Beispiel das ''"Wiener Werkl"'', eine Kabarettbühne, die sowohl durch ihre eigenwillige personelle Zusammensetzung, teils durch ihr innovatives Spiel mit Gattungen zu erwähnen ist. So bestand sie zum Teil aus nationalsozialistisch eingestellten, teils aus liberal bis linken Schauspielern, die fast ausnahmslos Werke links-liberaler und auch rassisch verfolgter Autoren aufführten. |
|||
In künstlerischer Hinsicht wurde experimentiert und es entstand durch [[Rudolf Weys]], den Mitbegründer der Kleinkunstbühne "Literatur am Naschmarkt" das sogenannte [[Mittelstück]] als neue Gattung des [[Wien|Wiener]] politischen Theaters und Kabaretts. Der Name Mittelstück spielt auf die Stellung als Kombination von [[Theater]] und [[Kabarett]] an. Rudolf Weys war Mitbegründer der renommierten [[Kleinkunstbühne]] [[Literatur am Naschmarkt]] und später Hausautor der [[Wiener Werkel]]s. Andere wichtige Autoren, die das Mittelstück benutzten, um die Kleinkunst wesentlich zu modernisieren und weiterzuentwickeln, waren zum Beispiel [[Fritz Eckhardt]] oder der im [[KZ Buchenwald]] an Typhus verstorbene [[Jura Soyfer]]. |
|||
===== Entwicklung ===== |
|||
Ausgehend vom [[Arbeiterstück]] des 19. Jahrhunderts und dem [[Agitprop]]-Stück der 20er Jahre wurde das Kabarett von aneinandergereihten Einzelstücken und dem Revue-Theater im 20. Jahrhundert zu einer ernstzunehmenden Kunstform weiterentwickelt. Namen von Autoren, die wesentlich beigetragen haben, diese neue Kunstform zu entwickeln: |
|||
*[[Rosl Dorena]] |
|||
*[[Fritz Eckhardt]] |
|||
*[[Christl Räntz-Feldmann]] |
|||
*[[Jura Soyfer]] |
|||
*[[Rudolf Weys]] |
|||
==== Literatur, Theater und Film ==== |
|||
=== Literatur ab 1945 === |
=== Literatur ab 1945 === |
||
==== Nachkriegszeit ==== |
|||
Nach dem Zweiten Weltkrieg offenbarte sich ein Vakuum in Kunst und Kultur, welches erst langsam wieder gefüllt wurde. Manche sprechen von einem literarischen Nullpunkt nach der [[Bücherverbrennung 1933 in Deutschland|Bücherverbrennung von 1933]]. Die „[[Trümmerliteratur]]“ beschrieb eine zusammengebrochene Welt; erst jetzt wurde [[Franz Kafka]] entdeckt. Die über die ganze Welt verstreuten Exil-Österreicher, kamen nur teilweise zurück, die Rückkehrer konnten sich oft nur schwer mit den neuen Verhältnissen zurechtfinden. [[Jean Améry]] war im Konzentrationslager, die aus [[Czernowitz]] stammenden [[Paul Celan]] und [[Rose Ausländer]] kamen nach Österreich. [[Hans Weigel]] und [[Friedrich Torberg]] kehrten nach dem Krieg zurück, [[Erich Fried]] erst in den 80er-Jahren. Elias Canetti, Franz Werfel und Hermann Broch blieben im Exil. Als Vertreter einer nicht-deutschsprachigen altösterreichischen Literatur kann [[Josef Burg (Schriftsteller)|Josef Burg]], jiddischer Schriftsteller aus der Bukowina, angeführt werden, der erst gegen Ende seines Lebens hohe Auszeichnungen erhielt. |
|||
Die Kulturlandschaft – Zeitschriften, Verlage, Künstlerorganisationen und Gruppen in den Regionen – hatte sich verändert und begann zu etwas Neuem zusammenzuwachsen. Die [[Bregenzer Festspiele]] (1946), die [[Salzburger Festspiele]] (1945) und die [[Wiener Festwochen]] (1949) boten Künstlern erstmals wieder die Möglichkeit, ihre Werke zu präsentieren. Es entstanden und existierten gleichzeitig viele neue literarische Strömungen und Formen mit der Motivation, das Erlebte zu verarbeiten, versäumte Entwicklungen der Weltliteratur nachzuholen und neue Wege zu gehen. |
|||
Autoren, die sich zum Nationalsozialismus bekannt hatten, wie [[Franz Nabl]] und [[Karl Heinrich Waggerl]] behielten ihre Positionen und übten weiterhin Einfluss in der Literatur aus. [[Max Mell]] und [[Rudolf Henz]] gehörten dem katholischen Lager an. So war der [[Österreichischer P.E.N.-Club|Österreichische P.E.N.-Club]] sehr konservativ geprägt. Auf der anderen Seite versuchten Autoren wie [[Ilse Aichinger]], [[Ingeborg Bachmann]], [[Alexander Lernet-Holenia]], [[Gerhard Fritsch]] und [[Hans Lebert]] eine Neuorientierung. Hans Lebert schrieb den Roman ''[[Die Wolfshaut]]'' das in einem fiktionalen Ort namens Schweigen spielt, eine Anspielung auf die Verleugnung der Mittäterschaft im Nationalsozialismus. [[Heimito von Doderer]] (1896–1966) ist für seine akribisch formulierten Romane ([[Die Strudlhofstiege oder Melzer und die Tiefe der Jahre|Die Strudlhofstiege]], [[Die Dämonen (Doderer)|Die Dämonen]]) bekannt. Auch [[Albert Paris Gütersloh]] (1887–1973) wollte an die verschüttete moderne Tradition anknüpfen. Aichinger, Bachmann Celan und Fried waren Mitglieder der für die Nachkriegsliteratur tonangebende [[Gruppe 47]] in Deutschland. Durch die neue Freiheit entstanden innovative Kurzgeschichten, die erzählende Literatur sowie die Frauen- und Volksliteratur konnten sich etablieren; daneben wurden Tagebücher veröffentlicht, und es entstanden moderne Dramen (Mundartdichtung, Spiel mit Sprache, Restauratives und innovatives Erzählen, Neue Motive wie Außenseiter, Tod und Krankheit). |
|||
Nach dem zweiten Weltkrieg entstand ein Vakuum in Kunst und Kultur, welches erst langsam wieder gefüllt wurde. Manche sprechen von einem literarischen Nullpunkt nach der [[Bücherverbrennung]] von 1933, dem Widerstand im eigenen Land oder dem Exil vieler Kunstschaffender. Die Menschen müssen erst wieder eine Beziehung zu ihrem Land aufbauen und das Erlebte in allen traurigen und schrecklichen Facetten verarbeiten. Menschen, die sich Österreich verbunden fühlten, waren über die ganze Welt verstreut, kamen teilweise zurück, konnten sich oft nur schwer mit den neuen Verhältnissen zurecht finden und verließen das Land manchmal wieder auf der Suche nach ihrer Identität. Österreich wurde zur Zwischenstation auf der Reise. So lebte der Lyriker [[Paul Celan]] Ende der 40er Jahre ein Jahr lang in Wien, ging dann aber nach Paris. [[Erich Fried]] emigrierte nach Großbritannien, wo auch [[Elias Canetti]] schon vorher eine neue Heimat fand. |
|||
Von den [[alliierte]]n Besatzungsmächten wurden Medien gegründet, die auf die [[Besetztes Nachkriegsösterreich|Besatzungszonen]] Einfluss ausüben sollten (''[[Wiener Tagebuch|Tagebuch]]'', ''[[Rot-Weiß-Rot (Sender)|Rot-Weiß-Rot]]''). Sie errichteten auch eine „Österreichische Zensurstelle“, die bis 1953 Briefe zensierte. Seitdem gibt es in Österreich keine staatliche Zensur mehr. |
|||
Die vielfältige Kulturlandschaft - Zeitschriften, Verlage, Künstlerorganisationen und Gruppen genauso wie Bewegungen und Strömungen in Regionen sowie historische Bezugspunkte - hatte sich verändert und begann, zu etwas Neuem zusammenzuwachsen. Es entstanden und existierten gleichzeitig viele neue literarische Strömungen und Formen mit der Motivation, das Erlebte zu verarbeiten, versäumte Entwicklungen der Weltliteratur nachzuholen und neue Wege zu gehen (Staatspreise an [[Felix Braun]], [[Rudolf Henz]], [[Max Mell]], [[Franz Nabl]]). Dieser Prozeß wurde durch die Bildung neuer Nationalstaaten und die unterschiedlichen Bedingungen für Kunstschaffende verstärkt. |
|||
Für Kunstschaffende gab es kaum einen Markt; daher übernahm der Staat die Kunstförderung. Gleichzeitig drängten die Institutionen darauf, dass Künstler bei der Stärkung des nationalen Bewusstseins mithelfen sollten, unter anderem auch durch die Verbreitung der [[Opferthese]]. Auch die Medienwelt hatte sich stark verändert. Das Radio und insbesondere das Fernsehen boten neue Möglichkeiten zur Verbreitung von literarischen Texten, das Hörspiel erlebte eine neue Blüte. Die Parteizeitungen mussten zunehmend der Boulevardpresse weichen, und es kam zu einer immer größeren Medienkonzentration. Der Staat griff durch parteipolitische Einflussnahme über den [[ORF]] aktiv in das Geschehen ein. |
|||
Die "[[Trümmerliteratur]]" beschrieb eine zusammengebrochene Welt, erst jetzt wurde [[Franz Kafka]] entdeckt. Die [[Wiener Gruppe]] praktizierte innovative Formen der Lyrik, in Westdeutschland formierte sich die [[Gruppe 47]], deren lose assoziierten Mitglieder tonangebend in der Nachkriegsliteratur waren. |
|||
==== Kleinkunst ==== |
|||
Nach 1945 hatte zuerst die provisorische Regierung unter Renner, dann die Konzentrationsregierung unter Figl und die Regierung Raab standen vor der Herausforderung, einen Staat mit neuer Identität zu konstituieren. Zu diesem Zwecke war die Kultur ein wichtiges Mittel: Kulturdenkmäler wie der [[Stephansdom]] wurden restauriert (Abschluss 1952). Museen, Theater und Universitäten nahmen ihre Tätigkeiten wieder auf und die [[Spanischen Hofreitschule]], die in den Kriegswirren nur durch das Eingreifen des US Generals Patton gerettet werden konnte, gab ihre erste Nachkriegsvorstellung. Ausstellungen im Ausland und die [[Bregenzer Festspiele]] (1946), [[Salzburger Festspiele]] (1945) und [[Wiener Festwochen]] (1949) boten Künstlern erstmals wieder die Möglichkeit, ihre Werke dem In- und Ausland zu präsentieren. Duch die neue Freiheit entstanden innovative Kurzgeschichten, die Erzählende -, Frauen- und Volksliteratur konnte sich ethablieren, daneben wurden Tagebücher veröffentlicht und es entstand Modernes Theater (Mundartdichtung, Spiel mit Sprache, Restauratives und innovatives Erzählen, Neue Motive wie Außenseiter, Tod und Krankheit). |
|||
{{Hauptartikel|Geschichte des Kabaretts in Österreich}} |
|||
Für Kunstschaffende gab es kaum einen Markt und daher übernimmt der Staat die Kunstförderung. Diese aus der Not geborene Institution wird später noch diverse Auswirkungen auf das Kunstschaffen in Österreich haben. Gleichzeitig drängen die Institutionen darauf, dass Künstler bei der Ausbildung eines nationalen Bewußtseins mithelfen. Dies gelingt anfangs gut, allerdings führt es zu einer heftigen Gegenreaktion auf das "Konstrukt Österreich", die in den 70er Jahren beginnt und bis heute fortwirkt und sich insbesondere gegen das Verdrängen des Austrofaschismus und Nationalsozialismus richtet. |
|||
Auch die Medienwelt hatte sich stark verändert. Das Radio und insbesondere das Fernsehen machten neue Verbreitungsformen möglich, das Hörspiel erlebte eine neue Blüte. Die Parteizeitungen mussten zunehmens der Boulevardpresse weichen und es erfolgte eine immer größere Medienkonzentration. Der österreichische Staat griff durch parteipolitische Aufteilung von Rundfunk und Fernsehen aktiv in das Geschehen ein. |
|||
Ausgehend vom [[Arbeiterliteratur|Arbeiterstück]] des 19. Jahrhunderts und dem [[Agitprop]]-Stück der 1920er Jahre wurde das Kabarett von aneinandergereihten Einzelstücken und dem Revue-Theater im 20. Jahrhundert zu einer ernstzunehmenden Kunstform weiterentwickelt. Namen von Autoren, die wesentlich dazu beigetragen haben, diese neue Kunstform zu entwickeln, sind: |
|||
Es gab jedenfalls weiterhin Kontinuitäten zu den literarischen Traditionen der Vorgängerstaaten, die teilweise in den neuen Strömungen aufgingen. |
|||
* [[Rosl Dorena]] |
|||
* [[Fritz Eckhardt]] |
|||
* [[Christl Räntz-Feldmann]] |
|||
* [[Karl Farkas]] |
|||
* [[Victor Gruen]] |
|||
* [[Fritz Grünbaum]] |
|||
* [[Carl Merz]] |
|||
* [[Helmut Qualtinger]] |
|||
* [[Gerhard Bronner]] |
|||
* [[Georg Kreisler]] |
|||
* [[Hugo Wiener]] |
|||
==== Die Wiener Gruppe ==== |
==== Die Wiener Gruppe ==== |
||
Der [[Wiener Gruppe]] gehörten [[Gerhard Rühm]] (* 1930), [[Konrad Bayer]] (1932–1964), [[Hans Carl Artmann|H. C. Artmann]] (1921–2000), [[Friedrich Achleitner]] und [[Oswald Wiener]] an. Die Affinität zum Sprachspiel ist eine Konstante in der Literatur Österreichs; zu den bekannteren Vertretern gehören [[Ernst Jandl]] (1925–2000). Wichtige Lyrikerinnen waren [[Friederike Mayröcker]] (1924–2021) und [[Christine Lavant]] (1915–1973). |
|||
==== Literatur ab den 1960er Jahren ==== |
|||
Die [[Wiener Gruppe]] um [[Gerhard Rühm]] (*1930) und [[Hans Carl Artmann|H. C. Artmann]] (1921-2000) sowie Autoren wie [[Albert Paris Gütersloh]] (1887-1973) und [[Heimito von Doderer]] (1896-1966) bemühte sich nach dem zweiten Weltkrieg um Anknüpfpunkte an die durch den [[Austrofaschismus]] und die [[Nationalsozialismus|Nazi-Zeit]] verschüttete moderne Tradition. Die Affinität zum Sprachspiel ist eine Konstante in der Literatur Österreichs, zu den bekannteren Vertretern gehören [[Ernst Jandl]] (1925-2000) und [[Franzobel]] (*1967). Wichtige Lyrikerinnen waren [[Friederike Mayröcker]] (*1924) und [[Christine Lavant]] (1915-1973). |
|||
[[Datei:Klagenfurt - Musilhaus - Ingeborg Bachmann.jpg|mini|hochkant=0.7|links|Ingeborg Bachmann]] |
|||
[[Datei:Thomas Bernhard (1987).jpg|mini|hochkant|Thomas Bernhard wurde als „Nestbeschmutzer“ beschimpft]] |
|||
Eine Blüte erlebte die österreichische Literatur in den 1960er und 1970er Jahren, als mit Autoren wie [[Peter Handke]] (* 1942), [[Ingeborg Bachmann]] (1926–1973) und [[Thomas Bernhard]] (1931–1989) die deutsche Literaturlandschaft nachhaltig verändert wurde. In dieser Tradition arbeiten auch bedeutende zeitgenössische Autoren wie beispielsweise [[Norbert Gstrein]], [[Elfriede Jelinek]] (* 1946), [[O. P. Zier]], [[Sabine Gruber]] und [[Ruth Aspöck]]. |
|||
Es wurden auch einige Autoren wiederentdeckt und neu rezipiert, wie das Beispiel von [[Marlen Haushofer]] zeigt, die neben Kinderbüchern auch eine Reihe interessanter Themen wie die Stellung der Frau oder die Entzauberung der Idylle in ihren Werken behandelt. Wichtige Lyriker sind [[Christine Busta]], [[Elfriede Gerstl]], [[Robert Schindel]]. |
|||
1973 wurde die [[Grazer Autorinnen Autorenversammlung|Grazer Autorenversammlung]] gegründet, der [[Barbara Frischmuth]], [[Peter Handke]], Ernst Jandl, [[Alfred Kolleritsch]], Friederike Mayröcker und [[Michael Scharang]] angehörten. Sie protestierten vor allem gegen den Konservatismus des P.E.N.-Clubs auch bezüglich der Verleihung von Literaturpreisen. Peter Handke versuchte mit seiner ''[[Publikumsbeschimpfung]]'' neue Wege der Kommunikation im Drama zu betreten. Jandl und Mayröcker schrieben [[Konkrete Poesie]]. Weitere Gruppen in Graz sind das [[Forum Stadtpark]] und die [[Grazer Gruppe]]. |
|||
====Literatur ab den 60er Jahren in Österreich==== |
|||
[[Thomas Bernhard]] (1931–1989) sorgte mit ''[[Heldenplatz (Drama)|Heldenplatz]]'' für einen Theaterskandal und eine heftige gesellschaftspolitische Kontroverse. Er kritisierte die nicht erfolgte Aufarbeitung der nationalsozialistischen Vergangenheit und die Verdrängungsmentalität in Österreich. |
|||
Eine Blüte erlebte die Literatur in Österreich in den 60er und 70er Jahren, als mit Autoren wie [[Peter Handke]] (*1942), [[Ingeborg Bachmann]] (1926-1973) und [[Thomas Bernhard]] (1931-1989) die deutsche Literaturlandschaft nachhaltig verändert wurde. In dieser Tradition arbeiten auch bedeutende zeitgenössische Autoren wie beispielsweise [[Norbert Gstrein]], [[Elfriede Jelinek]] (*1946), [[O. P. Zier]], [[Sabine Gruber]] und [[Ruth Aspöck]]. |
|||
[[Marianne Fritz]] (1948–2007) schrieb mehrere sehr umfangreiche Romane mit einer eigenwilligen Formen- und Erzählsprache, welche die Gattungsgrenzen und allgemeine sprachliche Konvention sprengen. [[Christoph Ransmayr]] mischt historische Fakten mit Fiktion. In ''Morbus Kitahara'' erschafft er ein Szenario, in dem Österreich keine Hilfe durch den Marshall-Plan bekam und arbeitete eine komplexe hypothetische Gegenwelt aus. In [[Josef Haslinger]]s ''[[Opernball (Roman)|Opernball]]'' findet ein Anschlag auf den [[Wiener Opernball|Opernball]] bei dem alle Gäste inklusive der Regierung getötet werden und eine faschistische Partei an die Macht kommt. [[Milo Dor]], ein geborener Serbe, beschreibt die Gefahren des Rechtsextremismus und die Immigration. |
|||
Während der 1980er formte sich wieder eine jüdische Literatur. [[Robert Schindel]] veröffentlichte den Roman ''[[Gebürtig (Robert Schindel)|Gebürtig]]'', [[Robert Menasse]] schreibt Essays über Österreich, ein weiterer Autor ist [[Doron Rabinovici]]. |
|||
[[Bild:Literaturnobelpreis.png|thumb|200px|1981 [[Elias Canetti]] (UK)<br />2004 [[Elfriede Jelinek]] (AT)<br />]] |
|||
Österreichische slowenischsprachige Autoren sind [[Janko Ferk]], [[Gustav Januš]], [[Florjan Lipuš]], [[Cvetka Lipuš]] und [[Janko Messner]]. Peter Handke hat mehrere slowenische Werke ins Deutsche übersetzt. |
|||
==== Gegenwart ==== |
|||
Beeinflusst von verschiedenen nationalen und internationalen Schriftstellergruppierungen entwickelte sich ein neuer und eigenständiger Stil. Einige der einflußreichsten Gruppen sind hier genannt: |
|||
[[Datei:Elfriede jelinek 2004 small cropped.jpg|hochkant|mini|[[Elfriede Jelinek]] wurde im Jahr 2004 der Literaturnobelpreis verliehen]] |
|||
[[Datei:Michael Koehlmeier.jpg|mini|Michael Köhlmeier in [[Olmütz]]]] |
|||
[[Datei:Wolf Haas o-töne 2009 h.jpg|mini|hochkant|Krimiautor Wolf Haas]] |
|||
Die von [[Oswald Wiener]] beeinflusste [[Marlene Streeruwitz]] hat das feministische Gedankengut der 1970er Jahre in die Gegenwart transportiert. [[Werner Schwab]] verhöhnt und demaskiert mit deftig-kräftigen Ausdrücken und skurrilen Wortverbindungen die schöngeistige Literatursprache. Ransmayr sucht im Gegensatz dazu sowohl inhaltlich als auch stilistisch eher eine vermittelnde Position.<ref>Siehe auch Klaus Zeyringer: [http://www.univie.ac.at/elib/index.php?title=Oesterreich_-_Literatur_seit_1986_-_Klaus_Zeyringer ''Österreichische Literatur seit 1986''] und Wendelin Schmidt-Dengler: [http://www.univie.ac.at/elib/index.php?title=Oesterreich_-_Gegenwartsliteratur_ab_1990_-_Wendelin_Schmidt-Dengler ''Österreichische Gegenwartsliteratur ab 1990''] im [http://www.univie.ac.at/elib/index.php?title=Hauptseite eLibrary Projekt]</ref> |
|||
*[[Gruppe 47]] |
|||
*[[Wiener Gruppe]] |
|||
*[[Forum Stadtpark]] (Graz) |
|||
*[[Grazer Gruppe]] |
|||
[[Robert Seethaler]] erzählt in seinen internationalen Bestsellern ''[[Der Trafikant (Roman)|Der Trafikant]]'' und ''[[Das Café ohne Namen]]'' vom Wien der 40er und 60er-Jahre, [[Thomas Glavinic]] beschreibt in ''[[Die Arbeit der Nacht]]'' die Geschichte eines Mannes der über Nacht vollkommen allein ist. Auch in ''[[Die Wand]]'' von [[Marlen Haushofer]] ist die Protagonistin plötzlich durch eine undurchdringbare unsichtbare Wand von der Welt abgeschnitten und muss alleine auf einer Almhütte überleben. |
|||
==== Strömungen der Gegenwart ==== |
|||
Große Publikumserfolge erzielten [[Daniel Kehlmann]] mit ''[[Die Vermessung der Welt]]'' und [[Wolf Haas]] mit seinen „Brenner“-Krimis, die ein sehr eigenwilliger, mit österreichischem Duktus versehener Sprachstil auszeichnet, sowie [[Bernhard Aichner]] mit seiner bekannten Thrillerreihe. |
|||
Ein nicht mehr ganz junges Phänomen in der deutschen Literatur der Gegenwart tritt im süddeutschen Sprachraum bzw. in Österreich zutage. Angesprochen ist hier die "[[Postmoderne]]" und noch viel mehr das literarische Phänomen "[[postmoderner Roman]]". Als bedeutende AutorInnen sind hier zu nennen: [[Oswald Wiener]], [[Hans Wollschläger]], [[Christoph Ransmayr]] (*1954), [[Werner Schwab]] (1958-1994), [[Marlene Streeruwitz]] und [[Maurizio Poggio]]. |
|||
Bekannte Autorinnen und Autoren wie Monika Helfer, Eva Menasse, Marlene Streeruwitz, [[Franzobel]], Arno Geiger, Norbert Gstrein, Peter Handke, [[Christoph Ransmayr]], [[Peter Henisch]], Elfriede Jelinek, [[Michael Köhlmeier]], [[Peter Rosei]] und [[Gerhard Roth (Autor)|Gerhard Roth]] veröffentlichen regelmäßig neue Werke. Weniger bekannte Autoren sind Anna Kim, Teresa Präauer, Stefanie Sargnagel, Sophie Reyer, [[Reinhold Aumaier]], [[Georg Biron]], [[Adelheid Dahimène]], [[Dimitré Dinev]], [[Martin Dragosits]], [[Klaus Ebner]], [[Günter Eichberger]], Janko Ferk, [[Olga Flor]], [[Evelyn Grill]], [[Constantin Göttfert]], [[Wolfgang Hermann (Schriftsteller, 1961)|Wolfgang Hermann]], [[Rudolf Kraus (Schriftsteller)|Rudolf Kraus]], [[Egyd Gstättner]], [[Klaus Händl]], [[Ludwig Laher]], [[Gabriel Loidolt]], [[Wolfgang Pollanz]], [[Gudrun Seidenauer]], [[Linda Stift]], [[Vladimir Vertlib]], [[Christine Werner (Autorin, 1954)|Christine Werner]], [[Peter Paul Wiplinger]]. |
|||
Zwei Artikel, die die jüngste österreichische Literaturentwicklung im Detail beschreiben sind: |
|||
Aktuelle Literaturzeitschriften sind u. a. [[Literatur und Kritik]], [[Erostepost]], (Salzburg) [[Manuskripte]], [[Schreibkraft (Zeitschrift)|Schreibkraft]] und [[Lichtungen]] (Graz), [[Wespennest (Zeitschrift)|Wespennest]], [[Freibord (Zeitschrift)|Freibord]], [[Podium (österreichische Zeitschrift)|Podium]] und [[Kolik (Zeitschrift)|Kolik]] (Wien), [[Cognac & Biskotten]] (Innsbruck), [[DUM]] und [[Etcetera]] (Niederösterreich) sowie [[Die Rampe]] (Oberösterreich). |
|||
*[http://www.literature.at/elib/www/wiki/index.php/%C3%96sterreichische_Literatur_seit_1986_%28Klaus_Zeyringer%29 Österreichische Literatur seit 1986 (Klaus Zeyringer, eLibrary Austria Projekt)] |
|||
*[http://www.literature.at/elib/www/wiki/index.php/%C3%96sterreichische_Gegenwartsliteratur_ab_1990_%28Wendelin_Schmidt-Dengler%29 Österreichische Gegenwartsliteratur ab 1990 (Wendelin Schmidt-Dengler, eLibrary Austria Projekt)] |
|||
== Österreichische Literaturpreise == |
|||
=== Gemeinsamkeiten und Charakteristik === |
|||
{{Siehe auch|Liste der österreichischen Literaturpreise}} |
|||
* [[Alexander-Sacher-Masoch-Preis]] (seit 1994) |
|||
* [[Alfred-Gesswein-Literaturpreis]] |
|||
* [[Anton-Wildgans-Preis]] (seit 1962) |
|||
* [[Arthur-Schnitzler-Preis]] (seit 2002) |
|||
* [[Bauernfeld-Preis]] |
|||
* [[Buch.Preis]] (seit 1999) |
|||
* [[DIXI Kinderliteraturpreis]] |
|||
* [[Erich-Fried-Preis]] (seit 1990) |
|||
* [[Ernst-Jandl-Preis]] (seit 2001) |
|||
* [[Federhasenpreis]] (seit 1996) |
|||
* [[Feldkircher Lyrikpreis]] |
|||
* [[Franz-Kafka-Preis (Klosterneuburg)]] (1979–2001) |
|||
* [[Franz-Nabl-Preis]] (seit 1975) |
|||
* [[Franz-Theodor-Csokor-Preis]] |
|||
* [[Frau Ava Literaturpreis]] (seit 2003) |
|||
* [[Georg-Trakl-Preis für Lyrik]] (seit 1954) |
|||
* [[Franz-Grillparzer-Preis]] (seit 1872) |
|||
* [[H. C. Artmann-Preis]] (seit 2004) |
|||
* [[Ingeborg-Bachmann-Preis]] (seit 1977) |
|||
* [[Literaturpreis der Jury der jungen Leser]] (seit 1995) |
|||
* [[Kinder- und Jugendbuchpreis der Stadt Wien]] (seit 1954) |
|||
* Lesetopia Literaturpreis (seit 1998) |
|||
* [[Leserstimmen|LESERstimmen]] – Der Preis der jungen LeserInnen (seit 2002) |
|||
* [[Preis der Stadt Wien für Literatur]] (seit 1947) |
|||
* [[Manès-Sperber-Preis]] (seit 1985) |
|||
* [[Österreichischer Staatspreis für Europäische Literatur]] (seit 1964) |
|||
* [[Österreichischer Förderungspreis für Literatur]] |
|||
* [[Österreichischer Kinder- und Jugendbuchpreis]] (seit 1956) |
|||
* [[Staatspreis für Kinderlyrik]] (seit 1993) |
|||
* [[Österreichischer Staatspreis für Literaturkritik]] (seit 1990) |
|||
* [[Staatspreis für literarische Übersetzung]] (seit 1987) |
|||
* [[Österreichischer Kunstpreis für Literatur]] |
|||
* [[Rauriser Literaturpreis]] (seit 1972) |
|||
* [[Theodor-Kramer-Preis|Theodor-Kramer-Preis für Schreiben im Widerstand und im Exil]] (seit 2001) |
|||
* [[Wiener Werkstattpreis]] (seit 1992) |
|||
== Siehe auch == |
|||
* [[Portal:Deutsche Literatur]] |
|||
* [[Austrian Literature Online]] |
|||
* [[Literaturarchiv der Österreichischen Nationalbibliothek]] |
|||
* [[Österreich-Bibliotheken im Ausland]] |
|||
== Literatur zum Thema == |
|||
Die Affinität zum Sprachspiel ist eine Konstante in der Literatur Österreichs, zu den bekannteren Vertretern gehören [[Ernst Jandl]] (1925-2000) und [[Franzobel]] (*1967). |
|||
=== Einbändige Literaturgeschichten === |
|||
* [[Fritz Martini]]: ''Deutsche Literaturgeschichte. Von den Anfängen bis zur Gegenwart''. 19., neu bearbeitete Auflage. Kröner, Stuttgart 1991, ISBN 3-520-19619-0 (Lizenzausgabe beim Kölner KOMET-Verlag 2003, ISBN 3-89836-381-3) ''(Standardwerk)''. |
|||
* [[Viktor Žmegač]] (Hrsg.): ''Kleine Geschichte der deutschen Literatur. Von den Anfängen bis zur Gegenwart''. Marix, Wiesbaden 2004, ISBN 3-937715-24-X. |
|||
* [[Wynfrid Kriegleder]]: ''Eine kurze Geschichte der Literatur in Österreich. Menschen – Bücher – Institutionen.'' Praesens, Wien 2011, ISBN 978-3-7069-0665-4 |
|||
* [[Klaus Zeyringer]] und Helmut Gollner: ''Eine Literaturgeschichte: Österreich seit 1650.'' Studien-Verlag, Innsbruck 2012, ISBN 978-3-7065-4972-1 |
|||
* Herbert Zeman (Hrsg.): ''Literaturgeschichte Österreichs. von den Anfängen im Mittelalter bis zur Gegenwart''. 2., überarbeitete und aktualisierte Auflage. Rombach, Freiburg im Breisgau 2014, ISBN 978-3-7930-9734-1 |
|||
=== Mehrbändige Literaturgeschichten === |
|||
== Querschnitte und ausgewählte Entwicklungen == |
|||
''Geschichte der Literatur in Österreich von den Anfängen bis zur Gegenwart'', hrsg. von Herbert Zeman, Akademische Druck- und Verlagsanstalt, Graz 1994ff (7 Bände geplant, bisher erschienen) |
|||
* Band 1: ''Die Literatur des Früh- und Hochmittelalters in den Bistümern Passau, Salzburg, Brixen und Trient von den Anfängen bis zum Jahre 1273'' von Fritz Peter Knapp, Graz 1994, ISBN 3-201-01611-X. |
|||
=== Der Staat als Förderer === |
|||
* Band 2: ''Die Literatur des Spätmittelalters in den Ländern Österreich, Steiermark, Kärnten, Salzburg und Tirol von 1273–1439'' von Fritz Peter Knapp |
|||
** Halbband 1: ''Die Literatur in der Zeit der frühen Habsburger bis zum Tod Albrechts II. 1358'', Graz 1999, ISBN 3-201-01721-3. |
|||
** Halbband 2: ''Die Literatur zur Zeit der habsburgischen Herzöge von Rudolf IV. bis Albrecht V. (1358 - 1439)'', Graz 2003, ISBN 3-201-01812-0. |
|||
* Band 7: ''Das 20. Jahrhundert'', hrsg. von Herbert Zeman mit Beiträgen von Walter Zettl, Joseph P. Strelka, Ernst Fischer, Wolfgang Kraus und Herbert Zeman, Graz 1999, ISBN 3-201-01687-X. |
|||
''Geschichte der deutschen Literatur von den Anfängen bis zur Gegenwart''. Begründet von Helmut de Boor und Richard Newald. Beck, München 1971– (12 Bände geplant, erschienene Bände und Teilbände teilweise in neuerer Bearbeitung) |
|||
* Band 1: ''Die deutsche Literatur von Karl dem Großen bis zum Beginn der höfischen Dichtung: 770–1170''. 9. Auflage, bearbeitet von Herbert Kolb. Beck, München 1979, ISBN 3-406-06088-9. |
|||
=== Zensur in Österrich === |
|||
* Band 2: ''Die höfische Literatur : Vorbereitung, Blüte, Ausklang; 1170–1250''. 11. Auflage, bearbeitet von Ursula Hennig. Beck, München 1991, ISBN 3-406-35132-8. |
|||
* Band 3: ''Die deutsche Literatur im späten Mittelalter''. |
|||
** Teil 1: ''Zerfall und Neubeginn: 1250–1350.'' 5., neubearbeitete Auflage, neubearbeitet von [[Johannes Janota]]. Beck, München 1997, ISBN 3-406-40378-6. |
|||
** Teil 2: ''Reimpaargedichte, Drama, Prosa.'' Herausgegeben von Ingeborg Glier. Beck, München 1987, ISBN 3-406-00713-9. |
|||
* Band 4: ''Die deutsche Literatur vom späten Mittelalter bis zum Barock''. |
|||
** Teil 1: ''Das ausgehende Mittelalter, Humanismus und Renaissance: 1370–1520.'' 2. Auflage, Neubearb. von Hedwig Heger. Beck, München 1994, ISBN 3-406-37898-6. |
|||
** Teil 2: ''Das Zeitalter der Reformation: 1520–1570''. Bearbeitet von [[Hans Rupprich]]. Beck, München 1973, ISBN 3-406-00717-1. |
|||
* Band 5: ''Die deutsche Literatur vom Späthumanismus zur Empfindsamkeit: 1570–1750''. Unveränderter Nachdruck der 6., verbesserten Auflage. Mit einem bibliographischen Anhang. Beck, München 1975, ISBN 3-406-00721-X. |
|||
* Band 6: ''Von Klopstock bis zu Goethes Tod''. |
|||
** Teil 1: ''Aufklärung, Sturm und Drang, frühe Klassik: 1740–1789''. Von Sven Aage Jørgensen, Klaus Bohnen, Per Øhrgaard. Beck, München 1990, ISBN 3-406-34573-5 (Sonderausgabe 1999; früher unter dem Titel: Richard Newald: ''Ende der Aufklärung und Vorbereitung der Klassik''; später auch unter dem Titel: Sven Age Jørgensen: ''Aufklärung, Sturm und Drang, Frühe Klassik''). |
|||
* Band 7: ''Die deutsche Literatur zwischen Französischer Revolution und Restauration''. |
|||
** Teil 1: ''Das Zeitalter der Französischen Revolution: 1789–1806''. 2., neubearbeitete Auflage, bearbeitet von [[Gerhard Schulz (Literaturwissenschaftler)|Gerhard Schulz]]. Beck, München 2000, ISBN 3-406-46700-8. |
|||
** Teil 2: ''Das Zeitalter der Napoleonischen Kriege und der Restauration: 1806–1830''. Bearbeitet von Gerhard Schulz. Beck, München 1989, ISBN 3-406-09399-X. |
|||
* Band 9: ''Geschichte der deutschsprachigen Literatur''. |
|||
** Teil 1: ''1870–1900: von der Reichsgründung bis zur Jahrhundertwende''. Bearbeitet von Peter Sprengel. Beck, München 1998, ISBN 3-406-44104-1. |
|||
** Teil 2: ''1900–1918: von der Jahrhundertwende bis zum Ende des Ersten Weltkriegs''. Bearbeitet von Peter Sprengel. Beck, München 2004, ISBN 3-406-52178-9. |
|||
* Band 12: ''Geschichte der deutschen Literatur von 1945 bis zur Gegenwart''. Herausgegeben von Wilfried Barner. Beck, München 1994, ISBN 3-406-38660-1. |
|||
=== Literaturgeschichten mit Primärtexten === |
|||
* ''Die deutsche Literatur. Ein Abriss in Text und Darstellung''. Reclam, 2000, ISBN 3-15-030022-3 (insgesamt 17, auch einzeln erhältliche Bände zu verschiedenen Epochen). |
|||
=== Nachschlagewerke === |
|||
Vor der Regierungszeit [[Maria Theresia|Maria Theresias]] lag die Zensur in den Händen der Universitäten, die von den [[Jesuiten]] geführt wurden. Im Zuge der [[Gegenreformation]] war die Angst und Vorsicht der Autoren und Drucker so groß geworden, dass die Buchproduktion in Österreich deutlich hinter der in Deutschland zurückblieb. Bücher wurden soweit wie möglich aus dem Ausland eingeführt. Dabei erfolgte die Zensur in zweifacher Hinsicht: einerseits durch Zöllner an der Grenze und andererseits durch die Zensurstelle der Landesregierungen. |
|||
* Susanne Blumesberger: ''Handbuch der österreichischen Kinder- und Jugendbuchautorinnen''. 2 Bände. Böhlau, Wien 2014. Digitalisate auf den Seiten der OAPEN Library: [https://oapen.org/search?identifier=512194 Band I (A-K)], [https://oapen.org/search?identifier=512195 Band II (M-Z)]. |
|||
* Horst Dieter Schlosser: ''dtv-Atlas Deutsche Literatur''. dtv, 2002, ISBN 3-423-03219-7. |
|||
* Gunter E. Grimm und Frank Rainer Max (Hrsg.): ''Leben und Werk deutschsprachiger Autoren vom Mittelalter bis zur Gegenwart''. Reclam, 1993, ISBN 3-15-010388-6 (auch in Einzelausgaben zu verschiedenen Epochen erhältlich). |
|||
=== Themenschwerpunkte === |
|||
Erst Maria Theresia lockerte die Zensur. Um den Staat modernisieren zu können, musste sie die Ideen der Aufklärung zulassen und sich von der Gegenreformation und der Vorherrschaft der Kirche lösen. Die Universitäten wurden säkularisiert und die Zensur neu organisiert. |
|||
Mit der Zensur beauftragte sie [[Gerard van Swieten]] (1700 - 1772), doch nach dessen Tod verschärfte sich die Zensur wieder. |
|||
'''Österreich''' |
|||
[[Joseph II. (HRR)|Joseph II.]] griff wieder den Grundsatz van Swietens: Der Staat soll nur die allerschlechteste, d. h. die unsittlichste Lektüre hintanhalten, auf. Auch "Kritiken, wenn es nur keine Schmähschriften sind, sie mögen treffen, wen sie wollen, vom Landesfürsten an bis zum untersten", waren nicht verboten. Die Zahl der Publikationen stieg in Folge sprunghaft an. So kam es auch zur Entstehung eines eigenen Schriftstellerstandes. |
|||
Beim Theater war Joseph II. weniger tolerant. Neben grobianischen Formen des Volkstheaters waren auch staatspolitisch kritische Werke verboten. Zu den betroffenen Werken zählten unter anderen [[Beaumarchais]] "Figaro" und [[Goethe|Goethes]] "Werther" (Verbot 1786 aufgehoben). |
|||
* [[Anthony Bushell (Germanist)|Anthony Bushell]], Dagmar Košt’álová (Hrsg.): ''Von außen betrachtet. Österreich und die österreichische Literatur im Spiegel der Auslandsrezeption'' (= ''Wechselwirkungen.'' Bd. 13). Peter Lang, Bern u. a. 2007, ISBN 978-3-03910-961-6. |
|||
==== Die 1. Hälfte des 19. Jahrhunderts ==== |
|||
* Anne Dippel: ''Dichten und Denken in Österreich. Eine literarische Ethnographie'', Turia + Kant, Wien 2015, ISBN 978-3-85132-769-4 |
|||
* Ernst Fischer (Hrsg.): ''Hauptwerke der österreichischen Literatur. Einzeldarstellungen und Interpretationen''. Kindler, München 1997, ISBN 3-463-40304-8. |
|||
* [[Klaus Kastberger]]: ''Vom Eigensinn des Schreibens. Produktionsweisen moderner österreichischer Literatur.'' Sonderzahl, Wien 2007, ISBN 978-3-85449-269-6 ([https://www.academia.edu/4357118/Vom_Eigensinn_des_Schreibens._Produktionsweisen_moderner_osterreichischer_Literatur_2007_ Vorwort auf academia.edu]). |
|||
* Katrin Kohl, [[Ritchie Robertson]] (Hrsg.): ''A History of Austrian Literature 1918–2000.'' Camden House, Rochester NY 2006, ISBN 1-57113-276-7. |
|||
* [[Gerald Kurdoğlu Nitsche|Gerald Nitsche]]: ''Österreichische Lyrik und kein Wort Deutsch.'' Haymon, Innsbruck 1990. |
|||
* [[Rudolf Kraus (Schriftsteller)|Rudolf Kraus]]: ''Literatur-Vade me cum. Ein literaturkritischer Streifzug durch die österreichische Literaturlandschaft von den 1990er Jahren bis heute.'' Edition Roesner, Maria Enzersdorf 2006, ISBN 978-3-902300-31-7. |
|||
'''Sagen''' |
|||
* Käthe Recheis (Hrsg.): ''Sagen aus Österreich.'' Carl Ueberreuter Verlag, Wien 2001, ISBN 3-8000-2804-2. |
|||
'''Donau''' |
|||
Während Joseph II. eher eine liberale Eistellung vertrat, verschärften spätere Herrscher die Zensurbestimmungen immer mehr. |
|||
Unter [[Leopold II. (HRR)|Leopold II.]] wurde 1790 die Zensur zum Schutze der Kirche verschäft. Werke, welche die allgemeine Ruhe stören oder den Gehorsam vermindern konnten, werden ausnahmslos verboten. |
|||
* Reimund Hinkel: ''Wien an der Donau. Der große Strom, seine Beziehungen zur Stadt und die Entwicklung der Schiffahrt im Wandel der Zeiten.'' Wien 1995. |
|||
In der Regierungszeit [[Franz II. (HRR)|Franz II.]] (1792 - 1835) fällt die Wiederherstellung der Polizeihofstelle (1793), der einige Jahre danach die Zensurstelle unterstellt wird. Die General-Zensur-Verordnung vom 22. Februar 1795 enthält eine erschöpfende Aufstellung aller Zensurregelungen der damaligen Zeit und war die Grundlage späterer Zensurpraxis. Sie enthielt drakonische Strafen für zuwiderhandelnde Buchhändler und Drucker. |
|||
* [[Claudio Magris]]: ''Danube.'' Verlag Farrar Straus & Giroux, ISBN 1-86046-823-3. |
|||
* Péter Esterházy: ''Donau abwärts.'' Residenz, 1992. |
|||
'''Österreichische Literatur in jiddischer Sprache''' |
|||
So fielen der strengen [[Zensur]] (Vorzensur) im Habsburgerreich nicht nur Werke von [[Nikolaus Lenau]], [[Franz Grillparzer]] oder [[Johann Nestroy]] zum Opfer; insgesamt fanden sich etwa 40.000 Titel auf den österreichischen Verbotslisten. Jedes importierte Buch, alle Artikel, jede Neuveröffentlichung wurde überprüft und bewertet (das "damnatur" der Zensoren für verbotene Werke). Dabei handelte es sich um Werke aus allen Lebens- und Wissensbereichen. Detaillierte Informationen hierzu gibt es im Projekt [http://zensur.literature.at/project.html "Zensur in Österreich"] und im [http://www.aeiou.at/aeiou.encyclop.z/z389121.htm AEIOU-Lexikon]. |
|||
==== Das Revolutionsjahr 1848 ==== |
|||
Im Jahre 1848 erreichte die [[Die Revolution von 1848/49 im Kaisertum Österreich|Revolution]] auch die Monarchie. |
|||
Am [[15. März]] 1848 machte Kaiser [[Ferdinand I. (Österreich)|Ferdinand I.]] erste Zugeständnisse. Er versprach die Abschaffung der Zensur und eine Staatsverfassung. |
|||
Die kurzfristige Aufhebung der Zensur geprägt hatte zur Folge, dass eine Vielzahl von Werken veröffentlicht wurde, Zeitschriften aus dem Boden schossen und wieder verschwanden und sich die Schreibkultur grundlegend wandelte. |
|||
[[Friedrich Gerhard]]s ''"Die Presse frei !"'', [[M. G. Saphir]]s ''"Der tote Zensor"'', das ''Zensorlied'' oder [[Ferdinand Sauter]]s ''"Geheime Polizei"'' geben ein Bild von der Aufbruchsstimmung. Es wurde auch scharfe Kritik am bestehenden System geübt. Beispiele dafür finden sich in [[Johann Nestroy]]s [[Freiheit in Krähwinkel]], Skizzen zu [[Höllenangst]], [[Lady und Schneider]] oder [[Die Lieben Anverwandten]] (1848), Politische Gedichte von [[Anastasius Grün]] sowie Schriften von [[Franz Grillparzer]] (Dem Vaterlande, Gedanken zur Politik). |
|||
==== Der erste Weltkrieg ==== |
|||
Während des 1. Weltkriegs kontrollierte das sogenannte Kriegsüberwachungsamt sowohl die Zeitungen, als auch die Soldatenpost. |
|||
==== Die Zwischenkriegszeit ==== |
|||
Der [[Ständestaat]] wollte durch die Beherrschung des öffentlichen Kommunikationssystems die oppositionelle Berichterstattung ausgeschalten. Insgesamt wurden 325 Bücher verboten. |
|||
==== Der zweite Weltkrieg ==== |
|||
1938 führten die Nationalsozialisten eine umfassende Zensur, die auch die Kontrolle des Briefverkehrs mit Soldaten umfasste, ein. |
|||
Die Kulturpolitik im Dritten Reich hatte die Gleichschaltung und Kontrolle der Kunstschaffenden durch Zensur zum Ziel. Dies gelang bei Radio, Film, Theater und Literatur leichter als bei der Kleinkunst, die unmittelbar mit dem Publikum Kontakt hatte und so die Zensur geschickt umgehen konnte. Eine der berühmtesten Kabarettbühnen war das ''"Wiener Werkl"'', wo fast ausnahmslos Werke links-liberaler und auch rassisch verfolgter Autoren aufführt wurden. |
|||
==== Die zweite Republik ==== |
|||
1945 wurde von den [[Alliierten]] eine "Österreichische Zensurstelle" errichtet, die bis 1953 Briefe zensurierte. |
|||
== Österreichische Literaturpreise == |
|||
* Armin Eidherr: ''Du fragtest nach den Dichtern ... (Jiddische Kultur in Österreich).'' In: Nitsche: ''Österreichische Lyrik und kein Wort Deutsch'', S. 37–46. |
|||
*[[Alexander-Sacher-Masoch-Preis]] (seit 1994) |
|||
* Armin Eidherr: ''Auf stillem Pfad ... Jiddische Schriftsteller in Wien.'' Dossier in: ''Literatur und Kritik.'' Nr. 273/274. Salzburg April 1993, S. 47–83. |
|||
*[[Alfred Gesswein-Literaturpreis]] |
|||
*[[Anton-Wildgans-Preis]] (seit 1962) |
|||
*[[Arthur-Schnitzler-Preis]] (seit 2002) |
|||
*[[Bauernfeld-Preis]] |
|||
*[[Buch.Preis]] (seit 1999) |
|||
*[[Dixi Kinderliteraturpreis]] |
|||
*[[Erich-Fried-Preis]] (seit 1990) |
|||
*[[Ernst-Jandl-Preis]] (seit 2001) |
|||
*[[Federhasenpreis]] (seit 1996) |
|||
*[[Franz-Kafka-Preis]] (seit 1979) |
|||
*[[Franz-Nabl-Preis]] (seit 1975) |
|||
*[[Franz-Theodor-Csokor-Preis]] |
|||
*[[Frau Ava Literaturpreis]] (seit 2003) |
|||
*[[Georg-Trakl-Preis|Georg-Trakl-Preis für Lyrik]] (seit 1954) |
|||
*[[Grillparzer-Preis]] (seit 1872) |
|||
*[[Ingeborg-Bachmann-Preis]] (seit 1977) |
|||
*[[Jury der jungen Leser]] (seit 1995) |
|||
*[[Kinderbuchpreis der Stadt Wien]] (seit 1954) |
|||
*[[Lesetopia Literaturpreis]] (seit 1998) |
|||
*[[LESERstimmen]] - Der Preis der jungen LeserInnen (seit 2002) |
|||
*[[Literaturpreis der Stadt Wien]] (seit 1927) |
|||
*[[Manes-Sperber-Preis]] (seit 1985) |
|||
*[[Österreichischer Staatspreis für Europäische Literatur]] (seit 1964) |
|||
*[[Österreichischer Förderpreis für Literatur]] |
|||
*[[Österreichischer Staatspreis für Kinder- und Jugendliteratur]] (seit 1956) |
|||
*[[Österreichischer Staatspreis für Kinderlyrik]] (seit 1993) |
|||
*[[Österreichischer Staatspreis für Literaturkritik]] |
|||
*[[Österreichischer Würdigungspreis für Literatur]] |
|||
*[[Rauriser Literaturpreis]] (seit 1972) |
|||
*[[Theodor Kramer Preis|Theodor Kramer Preis für Schreiben im Widerstand und im Exil]] |
|||
*[[Wiener Werkstattpreis]] (seit 1992) |
|||
'''Tirol''' |
|||
* [[Helmuth Schönauer]]: ''Essig und Oel. Materialien zur Tiroler Gegenwartsliteratur.'' Innsbruck 1988, ISBN 3-900862-06-0. |
|||
* [[Helmuth Schönauer]]: ''Rotz und Wasser. Materialien zur Tiroler Gegenwartsliteratur 1988–1999.'' Innsbruck 1999, ISBN 3-7066-2195-9. |
|||
* [[Helmuth Schönauer]]: ''Blitz und Koma''. Materialien zur Tiroler Gegenwartsliteratur 2000–2014. Innsbruck-Wien 2014, ISBN 978-3-902873-52-1. |
|||
== Weblinks == |
|||
''Siehe auch:'' [[Portal:Deutsche Literatur]], [[Austrian Literature Online]] |
|||
* {{Austriaforum|AEIOU/Literatur,_österreichische}} |
|||
* [http://www.univie.ac.at/elib/ eLibrary Projekt (eLib.at Volltexte)] |
|||
* [http://www.literaturhaus.at/ Interessengemeinschaft österreichische Autorinnen Autoren] |
|||
* [http://schriftstellerverband.at/ Österreichischer Schriftstellerverband] |
|||
* [http://www.penclub.at/ P.E.N.-Club] |
|||
* [http://www.gav.at/ Grazer Autorenversammlung] |
|||
* [http://www.ogl.at/ Österreichische Gesellschaft für Literatur] |
|||
* [http://www.podiumliteratur.at/ Literaturkreis Podium] |
|||
* [http://www.alte-schmiede.at/ Alte Schmiede] |
|||
* [http://www.onb.ac.at/sammlungen/litarchiv.htm Literaturarchiv der Österreichischen Nationalbibliothek] |
|||
== Einzelnachweise == |
|||
[[Kategorie:Literatur (Österreich)|!]] |
|||
<references /> |
|||
[[Kategorie:Kultur (Österreich)|Literatur]] |
|||
[[Kategorie:Literatur (Österreich)| ]] |
|||
[[cs:Seznam rakouských spisovatelů]] |
|||
[[Kategorie:Literatur (Deutsch)|!Literatur, Osterreichisch]] |
|||
[[en:Austrian literature]] |
|||
[[pl:Literatura austriacka]] |
Aktuelle Version vom 13. Juni 2025, 15:45 Uhr

Die österreichische Literatur ist ein Teil der deutschsprachigen Literatur. Sie bezeichnet einerseits den Literaturbetrieb in der Republik Österreich und dessen Vorgängerstaatsformen, andererseits die Werke österreichischer Autoren, sowie von Autoren mit ausgeprägtem Österreichbezug. Schriftsteller der österreichischen Monarchie vor November 1918 spielen in der österreichischen Literatur eine bedeutende Rolle, allerdings ist in Einzelfällen die Abgrenzung zu anderen Literaturen schwierig.
Begriff
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Vor der Gründung der Republik Deutschösterreich im Jahr 1918 wird der Begriff „österreichische Literatur“ im Wesentlichen auf Deutsch schreibende Autoren angewandt, die in der Habsburgermonarchie geboren wurden und/oder dort ihren Lebensmittelpunkt hatten. Da viele dieser Autoren jedoch außerhalb des heutigen österreichischen Staatsgebiets lebten und aus den deutschsprachigen Gebieten etwa in Böhmen, Ungarn, Galizien, der Bukowina oder Siebenbürgen stammten, kann die Bezeichnung „österreichisch“ mitunter Missverständnisse hervorrufen, die das Attribut „altösterreichisch“ vermeidet. In aller Regel gilt für den Begriff der österreichischen Literatur die Sozialisation und nicht die Abstammung als wichtigstes Definitionselement.
Für das Mittelalter ist in der Regel kaum genau zu bestimmen, woher ein bestimmter Dichter stammte, wenn er überhaupt namentlich bekannt ist. Auch in der Zeit danach ist der Nationsbegriff noch kaum entwickelt. Darüber hinaus war ohnehin das Lateinische die vorherrschende übernationale Literatursprache. Erst im 19. Jahrhundert, im Gefolge der Romantik und mit der beginnenden Erweckung osteuropäischer Sprach- und Literaturwissenschaft, begann eine Differenzierung zwischen Staatsgebilde und Volkssprache.
Im Vielvölkerstaat Österreich lebten all die verschiedenen Nationalitäten zusammen: Bosnier, Bulgaren, Deutsche, Italiener, Kroaten, Rumänen, Serben, Slowaken, Slowenen, Tschechen, Ungarn, Ukrainer sowie Szekler und Rätoromanen. Die vielen Nationalitätenkonflikte innerhalb des großen Staatsgebildes bewirkte kulturell eine spannungsgeladene Atmosphäre zwischen Gemeinsamkeit und Feindschaft. Wie auch in der Musik und Architektur findet auch in der Literatur dieser einzigartige Kulturraum seinen Niederschlag. Der Literaturwissenschafter Wendelin Schmidt-Dengler schrieb dazu:
„Die Literatur aus Österreich ist gewiß zum überwiegenden Teil in deutscher Sprache abgefaßt, aber sie gehorcht auf Grund der historischen und gesellschaftlichen Rahmenbedingungen ganz anderen Gesetzen, auch im Bereich der reinen Form und des Inhalts.“[1]
Der österreichische Autor Hugo von Hofmannsthal hielt die Idee einer eigenständigen österreichischen Literatur zu seiner Zeit lediglich für eine Fiktion:
„Denn darauf scheinen mir letztlich alle Betrachtungen überpolitischer Art, welche sich mit dem Phänomen Österreich beschäftigen, hinauslaufen zu müssen: die Fiktion einer österreichischen Musik, einer österreichischen Literatur – alles das gibt es nicht, es gibt nur eine deutsche Musik und eine deutsche Literatur, und in dieser die von Österreichern hervorgebrachten Werke. Denn diese Begriffe haben nur mit der gesamten deutschen Nation zu tun, wie sie einst im Heiligen Römischen Reich repräsentiert war ...“[2]
Der großdeutsche Diskurs aus Hofmannsthals Zeit wird heute in der Regel gemieden und österreichische Literatur als anerkannte Bezugsgröße betrachtet.[3] Heute werden mitunter auch deutschsprachige Autoren aus Südtirol der österreichischen Literatur zugerechnet.[4]
Literatur durch die Jahrhunderte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Mittelalter
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Frühes Mittelalter (etwa 750–1170)
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Im Frühmittelalter wurde Dichtung fast nur mündlich verbreitet. Aus diesem Grund ist vieles verloren gegangen. Bildung und Kultur waren auf die Stifte und Klöster begrenzt. Der Großteil der erhaltenen Schriften hat daher religiöse Funktion. Verschiedene Quellen lassen darauf schließen, dass es auch Geschichtsüberlieferung (Heldenlieder, Erzähllieder, Fürstenpreis) und lyrische „Folklore“ (Tanz-, Liebeslieder, Totenklagen, Zaubersprüche) gab.
In der Karolingerzeit kann man von der ersten Dokumenten einer deutschsprachigen Literatur sprechen. Die Texte waren hauptsächlich Übersetzungen aus dem Lateinischen zum besseren Verständnis für das einfache Volk sowie Buß-, Heils- und Mariendichtungen, die verstärkt zur Zeit der Ottonen und frühen Salier aufkamen.
Die einzelnen Werke wurden oft in sogenannten Sammelhandschriften zusammengefasst und gemeinsam aufbewahrt. Die ältesten bekannten Werke sind der Wiener Hundesegen (Ende 9. bis Anfang 10. Jh.), die „Altdeutsche Genesis“ (Ende 12. Jh.) und die Millstätter Handschrift (ca. 1200). Die Autoren der meisten alten Texte sind nicht namentlich bekannt, überlieferte Namen aus dem Gebiet des heutigen Österreich sind:
- Ava (geistliche Dichterin, älteste namentlich bekannte Autorin, die in deutscher Sprache dichtete; * um 1060; † 7. Februar 1127)
- Der von Kürenberg oder Der Kürenberger (Mitte des 12. Jahrhunderts) ist der älteste namentlich bekannte deutsche Lyriker und einer der frühesten Vertreter des Minnesangs. Der Kürenberger war wahrscheinlich ein niederösterreichischer Ritter aus der Gegend um Linz im heutigen Oberösterreich.
- Dietmar von Aist, Minnesänger, der wahrscheinlich zur selben Zeit wie Der von Kürenberg lebte.
- Heinrich von Melk (2. Hälfte 12. Jh.) war ein Laienbruder, der in der Mitte des 12. Jahrhunderts vermutlich im Klosterstift Melk in Niederösterreich lebte. Seine satirisch gefärbten Werke stellen einen Höhepunkt des asketischen Schrifttums seiner Zeit dar.
Hoch- und Spätmittelalter (1170–1500)
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
In den Jahrzehnten nach 1150 brach eine Blütezeit der deutschen Literatur an. An einzelnen Höfen des Feudaladels verbreitete sich eine kultivierte literarische Praxis nach romanischem Vorbild: die sogenannte Höfische Literatur. In der Lyrik entwickelten sich der Minnesang und die Sangspruchdichtung. Am Babenbergerhof in Wien wirkten Reinmar von Hagenau und Walther von der Vogelweide. Walther von der Vogelweide brachte Anfang des 13. Jahrhunderts den Minnesang zu seinem Höhepunkt. Im Gegensatz zum Minnesang konnte der Meistergesang in Österreich kaum Fuß fassen. Nach französischen Vorlagen (Chrétien de Troyes) entstanden auch zahlreiche höfische Epen in mittelhochdeutscher Sprache. Für das anonym überlieferte Heldenepos Nibelungenlied wird eine Entstehungsgebiet zwischen Passau und Wien angenommen.
Eine Grundform der österreichischen Literatur des Mittelalters war die Spieldichtung. Geistliche wie auch weltliche Spiele (Passionsspiele, Mysterienspiele, Fastnachtspiele) waren besonders in den Alpentälern weit verbreitet. Diese Tradition setzte sich im Barock fort. Die Meisterdichtung des deutschen Raumes war demgegenüber im Gebiet Österreichs nur geringfügig vertreten.
Als revolutionär erwies sich am Ausgang des Mittelalters der Buchdruck mit beweglichen Lettern. Schließlich konnte Pergament als Beschreibstoff durch billiges Papier ersetzt werden.
Weitere Autoren:
- Neidhart von Reuental (1. Hälfte 13. Jahrhundert) wirkte unter anderem am Hof des Babenbergerherzogs Friedrich II. Er gilt als einer der erfolgreichsten Liedautoren des Mittelalters und als Schöpfer einer sogenannten „höfischen Dorfpoesie“. In seinen Liedern verlegte er das meist derb und drastisch gezeichnete Minnetreiben in eine bäurische Umgebung und inszeniert sich selbst als 'Star' der Bauernmädchen und Feind der Bauernburschen.
- Der Burggraf von Lienz (13. Jahrhundert) stammte aus dem Ministerialengeschlecht der Burggrafen von Lienz (Lüenz) in Kärnten (Drau), Österreich. Er ist der Verfasser von zwei Tageliedern, welche in der Großen Heidelberger Liederhandschrift enthalten sind.
- Jans der Enikel war ein Wiener Patrizier, Dichter und Chronist des späten 13. Jahrhunderts († nach 1302), welcher für seine Weltchronik, eine Geschichte der Welt in etwa 30.000 mittelhochdeutschen Versen (Reimpaaren), bekannt wurde.
- Wernher der Gartenaere (2. Hälfte 13. Jh.) schuf mit der Verserzählung Meier Helmbrecht die erste sozialkritische Dorfgeschichte. Sie behandelt die Verirrungen eines Bauernsohns, der sich zu Höherem berufen fühlt, vor dem Hintergrund des Verfalls des Rittertums und seines Niedergangs zum Raubrittertum.
- Freidank (Vridanc) war ein Fahrender bürgerlicher Herkunft, der vermutlich aus Schwaben oder Tirol stammte. Er wurde am Ende des 12. Jahrhunderts geboren. Sein Werk ist eine Sammlung von didaktischen Sprüchen. 1228–1229 nahm er am Kreuzzug Friedrichs II. teil. Vermutlich starb er 1233 auf einer Reise nach Venedig in Kaisheim.
- Bruder Werner war ein ca. 1225–1250 vornehmlich in Österreich und im Interesse der österreichischen Landesherren wirkender, von Walther von der Vogelweide beeinflusster Spruchdichter und hielt wie dieser Verbindungen zum Wiener Hof.
- Heinrich von dem Türlin, Epiker bayerisch-österreichischer Herkunft, ist als Autor des Epos Diu Crône (Die Krone) bekannt. Dieses Werk dürfte um 1230 entstanden sein.
- Ulrich von Liechtenstein (* um 1200; † 26. Jänner 1275), Minnesänger und Dichter, schrieb die erste bekannte Autobiographie in deutscher Sprache Frauendienst sowie das didaktische Frauenbuch (Der vrouwen puoch). In Ich-Form schildert er im Frauendienst sein Leben als die Geschichte eines um Minne werbenden Ritters.
- Vermutlich kann auch Der Stricker (1. Hälfte 13. Jahrhundert) dem österreichischen Umfeld zugerechnet werden. Aufgrund der dialektalen Merkmale seiner Sprache dürfte er aus dem Fränkischen stammen, doch weist seine dichterische Laufbahn nach Österreich.
- Oswald von Wolkenstein (* um 1377; † 2. August 1445) stammte vermutlich aus Südtirol und ist dem Spätmittelalter an der Schwelle zur Renaissance zuzuordnen. Auch seine Lieder sind autobiografisch; zudem sind die Originalmelodien überliefert.
Humanismus, Reformation und Gegenreformation
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Der Humanismus ist eine von Italien ausgehende Geisteshaltung des 15. Jahrhunderts, die im Laufe des 16. Jahrhunderts ganz Europa erfasste. Ihr Ziel war die Wiedererweckung antiker Traditionen.
In Tirol waren Eleonore von Österreich (* um 1433; † 1480) und Nikolaus von Kues, Bischof von Brixen, zuerst im Sinn des Humanismus tätig. Eleonore übersetzte den französischen Abenteuerroman Pontus et la belle Sidonie (Pontus und Sidonia), dessen zentrale Motive die wiederholte Trennung der Liebenden und die Rückeroberung des Reiches aus der Gewalt von Heiden sind. Nikolaus von Kues reiste bereits von 1450 bis 1452 durch Deutschland, um Kirche und Klöster zu reformieren. Eines seiner Anliegen war es, dem Volk mehr Wissen über den Glauben zu vermitteln. Zeugnis dafür sind die noch heute in manchen Kirchen vorhandenen Tafeln mit dem Vaterunser und den Zehn Geboten in der Volkssprache.
Auch der aus Hall stammende Johannes Fuchsmagen (auch Fuxmagen) (* um 1450; † 1510), der später nach Wien zog, wirkte zuerst in Tirol. Er gründete zusammen mit seinem Freund Ritter Florian Waldauf von Waldenstein die älteste heute noch bestehende Kulturvereinigung Tirols, die Haller Stubengesellschaft.
In Wien war ab 1437 Enea Silvio Piccolomini (der spätere Pius II.), Sekretär Friedrichs III., dem Humanismus verbunden. Die Zeit bis 1455 verbrachte er vornehmlich am Hof des Kaisers in Wiener Neustadt und Graz, unter anderem als kaiserlicher Sekretär. Friedrich III. schätzte seine Dienste sowie seine lockeren Verse und krönte ihn zum „poeta laureatus“. An der Universität Wien hielt er während dieser Zeit Vorlesungen über die Dichter der Antike und übte damit einen bedeutenden Einfluss auf den Humanismus aus.
Die Berufung von Konrad Celtis an die Universität Wien als Professor der Rhetorik und Poetik (1497) durch Maximilian I. führte zu einer weiteren Verbreitung des Humanismus. In seinen lyrischen Werken auf Latein imitierte Celtis Ovid und Horaz. Sein Hauptwerk sind die Quatuor libri Amorum (1502).
Barock (etwa 1600–1720)
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Schrecken des 17. Jahrhunderts (Dreißigjähriger Krieg, Türkenkriege, Pest, …) und die Durchsetzung des heliozentrischen Weltbildes führten zu einer dualistischen Zerrissenheit der Seele des Barockmenschen zwischen Weltbejahung und Weltverneinung, zwischen Diesseitsfreude und Jenseitssehnsucht. Die Höfe waren die kulturellen Zentren dieser Zeit.
Österreich war ein Zentrum des Barock. Die Unterschiede zwischen der österreichischen und bayrischen zu der norddeutschen Literatur verdeutlichten sich. Letztere übernahm Elemente der französischen Klassik, während der Süden vom italienischen und spanischen Barock beeinflusst wurde. Auch die getrennte religiöse Entwicklung (protestantischer Norden und katholischer Süden) spiegelt sich in der Literatur wider. Heiligenleben, Legendensammlungen, Ordensdramen der Jesuiten sowie die Exempelliteratur der Gegenreformatoren spielten eine wichtige Rolle. Die Spannweite der Barockliteratur ist sehr weit: von höfischer Dichtung zu volksnahen Romanen, von der Nachahmung antiker Vorbilder zur persönlichen Erlebnislyrik, vom Carpe diem zum Vanitas-Motiv. Erste Gelegenheitsdichtung entsteht.
Große Dramenformen sind das pompöse Barocktheater und das Ordensdrama, das vor allem durch seine luxuriöse Ausstattung imponierte. Daneben war vor allem das Stegreif- und Hanswurstspiel sehr beliebt. Diese Richtung wurde in Österreich durch Josef Anton Stranitzky, Gottfried Prehauser, Joachim Perinet und Josef Felix von Kurtz vertreten.
Beispiele für barocke Epik sind die Ritter- und Schelmenromane Johann Beers, die sich weitgehend vom symbolhaltigen Weltbild des Barock lösen und eine realistische Wiedergabe der damaligen Wirklichkeit darstellen. Typische Formen sind Schäferroman, Staatsroman, Schelmenroman, Sonette und Epigramme.
Aufklärung (etwa 1720–1785)
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Vor der Regierungszeit Maria Theresias lag die Geschichte der Zensur in den Händen der Universitäten, die von den Jesuiten geführt wurden. Im Zuge der Gegenreformation war die Angst und Vorsicht der Autoren und Drucker so groß geworden, dass die Buchproduktion in Österreich deutlich hinter der in den anderen deutschen Ländern zurückblieb. Bücher wurden so weit wie möglich aus dem Ausland eingeführt. Dabei erfolgte die Zensur in zweifacher Hinsicht: einerseits durch Zöllner an der Grenze und andererseits durch die Zensurstelle der Landesregierungen.
Erst Maria Theresia lockerte die Zensur. Um den Staat modernisieren zu können, musste sie die Ideen der Aufklärung zulassen, sich von der Gegenreformation und der Vorherrschaft der Kirche lösen und die Universitäten säkularisieren. Mit der Zensur beauftragte sie Gerard van Swieten (1700–1772). Auch ihr Sohn Joseph II., dessen Regierungsform Aufgeklärter Absolutismus genannt wird, hielt sich an den Grundsatz van Swietens: Der Staat sollte nur die allerschlechteste, d. h. die unsittlichste Lektüre hintanhalten. Auch „Kritiken, wenn es nur keine Schmähschriften sind, sie mögen treffen, wen sie wollen, vom Landesfürsten an bis zum untersten“, waren nicht verboten. Die Zahl der Publikationen stieg in Folge sprunghaft an. So kam es auch zur Entstehung eines eigenen Schriftstellerstandes. Beim Theater war Joseph II. weniger tolerant. Neben grobianischen Formen des Volkstheaters waren auch staatspolitisch kritische Werke verboten. Zu den betroffenen Werken zählten unter anderen Beaumarchais’ Figaro und Goethes Werther (Verbot 1786 aufgehoben).
Der Bucherwerb wurde auch für das bürgerliche Publikum erschwinglich, ein Verlagswesen mit Zeitungsproduktion und Buchmarkt entstand.
19. Jahrhundert
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Romantik (etwa 1799–1835)
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Romantik ist für Österreich eine eher fremde Epoche. Die eingewanderten deutschen Romantiker (Ludwig Tieck, August Wilhelm und Friedrich Schlegel, Clemens Brentano) wurden von den österreichischen Autoren misstrauisch bis ablehnend beobachtet. Die Abwendung von der Antike und von klassischen Vorbildern findet also nicht in der Weise statt wie bei deutschen Romantikern.
Parallel zur Romantik entwickelten sich in Österreich einerseits die Strömung des Biedermeier und andererseits ein österreichischer Klassizismus, der vor allem durch Franz Grillparzer repräsentiert wird.
Biedermeier und Vormärz (etwa 1815–1848)
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Das Biedermeier umfasst die Zeitspanne der politischen Restauration nach dem Wiener Kongress 1815 bis zur Märzrevolution von 1848/49 (Vormärz).
Die Zeit der liberalen Einstellung zu kritischen Werken war vorüber, schon der Nachfolger Josephs II., Leopold II., verschärfte 1790 die Zensur zum Schutze der Kirche. Werke, welche die allgemeine Ruhe stören oder den Gehorsam vermindern konnten, wurden ausnahmslos verboten. In die Regierungszeit Franz’ I. (1792–1835) fällt die Wiederherstellung der Polizeihofstelle (1793), der einige Jahre danach die Zensurstelle unterstellt wird. Die General-Zensur-Verordnung vom 22. Februar 1795 enthielt eine erschöpfende Aufstellung aller Zensurregelungen der damaligen Zeit und war die Grundlage späterer Zensurpraxis. Sie setzte drakonische Strafen für zuwiderhandelnde Buchhändler und Drucker fest.
Der strengen Zensur im Habsburgerreich fielen nicht nur Werke von Nikolaus Lenau, Franz Grillparzer oder Johann Nepomuk Nestroy zum Opfer; insgesamt waren etwa 40.000 Titel auf den österreichischen Verbotslisten. Jedes importierte Buch, alle Artikel, jede Neuveröffentlichung wurde überprüft und bewertet. Dabei handelte es sich um Werke aus allen Lebens- und Wissensbereichen.[5]

Der Ausdruck Biedermeier bezieht sich zum einen auf die Wohnkultur und Kunst des Bürgertums, die als „hausbacken“ und „konservativ“ galten. Die Flucht ins Idyll war eine Reaktion auf die restriktive Zensurpolitik der Ära Metternich. Das kulturelle und gesellschaftliche Leben spielte sich im Privaten ab. Unproblematische Themen wie historische Romane oder Heimat- und Landschaftsdichtung wurden veröffentlicht.
Dramatiker, die mehr oder minder zum Biedermeier gehören, sind Franz Grillparzer (1791–1872), Johann Nepomuk Nestroy (1801–1862) und Ferdinand Raimund (1790–1836). Grillparzer schrieb Tragödien im Geist der Weimarer Klassik, Nestroy und Raimund vertraten das Wiener Volksstück – Drehscheibe war hier das Wiener Volkstheater. Friedrich Halm erzielte große Erfolge mit seinen deklamatorischen Dramen am Burgtheater. Vor allem als Lyriker bekannt ist Nikolaus Lenau (1802–1850).
Den Abschluss des Biedermeier sieht man im Allgemeinen im Werk Adalbert Stifters. Sein erster Roman Der Nachsommer (der von ihm selber „Erzählung“ genannt wurde) erschien zwar erst 1857, gilt aber dennoch als herausragendes Werk der Biedermeierzeit.
Die Revolution von 1848/49
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]1847/1848 kam es zu einem Hungerwinter. Die wirtschaftliche Not traf besonders die ohnehin schon benachteiligten Bevölkerungsgruppen. Werke wie Alfred Meißners Neue Sklaven oder Karl Isidor Becks Gedicht Warum wir arm sind geben ein anschauliches Bild von der Wut und Verzweiflung, die unter der Bevölkerung herrschte.
Schließlich kam es am 13. März 1848 in Wien mit dem Sturm auf das Ständehaus und Anschlägen gegen Läden und Fabriken in den Vorstädten. Erste Todesopfer gab es nach dem Befehl Erzherzog Albrechts, auf einen Demonstrationszug zu feuern. Am Abend des 13. März trat der inzwischen 78-jährige Staatskanzler Fürst Metternich, die verhasste Symbolfigur der Restauration, zurück und floh nach England. Dieses Ereignis wurde zum Beispiel durch Hermann Rolletts Gedicht Metternichs Linde thematisiert.
Anfang September beschloss der konstituierende österreichische Reichstag die Bauernbefreiung von der Erbuntertänigkeit. Dies war eine der wenigen dauerhaften Errungenschaften der Revolution. Die Dankbarkeit der Bauern dokumentiert zum Beispiel das neue Lied vom allverehrten Kaiser Ferdinand (1848).
Kulturell war das Jahr 1848 durch die kurzzeitige Aufhebung der Zensur geprägt. Am 15. März 1848 machte Kaiser Ferdinand I. erste Zugeständnisse. Er versprach die Abschaffung der Zensur und eine Staatsverfassung. Dies hatte zur Folge, dass eine Vielzahl von Werken veröffentlicht wurde, Zeitschriften aus dem Boden schossen und wieder verschwanden und sich die Schreibkultur grundlegend wandelte. Friedrich Gerhards Die Presse frei!, M. G. Saphirs Der tote Zensor, das Zensorlied oder Ferdinand Sauters Geheime Polizei geben ein Bild von der Aufbruchsstimmung. Es wurde auch scharfe Kritik am bestehenden System geübt. Beispiele dafür finden sich in Johann Nestroys Freiheit in Krähwinkel, Skizzen zu Höllenangst, Lady und Schneider und Die lieben Anverwandten (1848), Politische Gedichte von Anastasius Grün sowie Schriften von Franz Grillparzer (Dem Vaterlande, Gedanken zur Politik).
Realismus (1848–1890)
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Im poetischen oder bürgerlichen Realismus mieden die Autoren die großen gesellschaftspolitischen Probleme und wandten sich der engeren, lokalen Heimat mit ihrer Landschaft und ihren Menschen zu. Die Realisten lehnten sich vor allem gegen die Klassik und Romantik auf. Man wollte Tatsachen möglichst objektiv darstellen und ächtete die Phantasie; so sollten auch die Gefühle und Meinungen des Dichters nicht in die Texte einfließen. Kunst sollte Abbild der Wirklichkeit sein. Ein Kennzeichen für diese realistische Erzählungen ist die Rahmenerzählung.
Marie von Ebner-Eschenbach (1830–1916) und Ferdinand von Saar (1833–1906) zeichnen sich durch ihr starkes soziales Bewusstsein aus. Dörfliche Motive finden sich bei Ludwig Anzengruber (1839–1889) und, schon nach Ausklingen der Epoche, bei Peter Rosegger (1843–1918), dessen Werk als Wegbereiter für die Heimat- und Mundartdichtung gilt.
Jahrhundertwende
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Jahre um 1900 waren in Österreich von einer geistigen Unruhe geprägt. Die Gesellschaft war durch die Schlacht bei Königgrätz und den Börsenkrach 1873 nach wie vor verunsichert. So ging auch der deutsche Naturalismus praktisch spurlos an der österreichischen Literatur vorüber, da einfach die klar definierten Gegner fehlten, an denen man sich hätte einen können. Die älteren österreichischen Dichter (alle etwa 50 Jahre alt) wie Eschenbach, Rosegger oder Anzengruber hatten den Naturalismus in ihren Werken und ihrer Art des Realismus schon fast etwas vorweggenommen. Daher gab es keinen heftigen Kampf um diese neuen Ideen, sondern eher ein schleichendes Aufnehmen derselben. Sonst waren Spuren des Naturalismus vereinzelt in Künstlerzeitschriften zu finden (in Ansätzen in Bahrs Zeit oder der Wiener Rundschau).
Wiener Moderne
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
(1904 von Emil Orlik)
Das Jahr 1890 markiert den Beginn der Wiener Moderne mit der Rückkehr Hermann Bahrs nach Wien und der Gründung der Zeitschrift Moderne Dichtung. Damit begann die international einflussreichste Epoche der österreichischen Kunst.
Ab dieser Zeit kann nicht mehr von Stilepochen gesprochen werden, da sich die Stile zeitlich überlagerten und viele Autoren im Laufe ihrer Entwicklung den Stil wechselten. In Wien kann der Beginn der Moderne mit dem Jahr 1890 angesetzt werden, als Hermann Bahr sein Wirken in Wien begann (er selbst siedelte sich erst 1891 hier an). Nach Aufenthalten in St. Petersburg, Paris und Berlin, mit den neuesten Literaturströmungen vertraut, propagierte er zusammen mit den Herausgebern Eduard Michael Kafka und Julius Kulka in der neuen Zeitschrift Moderne Rundschau zunächst den Naturalismus, stand jedoch schon unter dem Einfluss von Baudelaire und Barrès. Ein Höhepunkt war der Besuch Henrik Ibsens in Wien mit einer Aufführung der Kronprätendenten und einem Festbankett am 11. April 1891. Die Ablehnung nach der von Burgtheaterdirektor Max Burckhard initiierten Aufführung in Wien war so moderat, dass der Dichter dem Wiener Publikum auch noch dafür dankte. Noch bevor der Naturalismus Fuß fassen konnte, rief Bahr zu seiner Überwindung auf. Im Aufsatz Die Moderne (in Moderne Dichtung, 1. Jänner 1890) waren bereits die zentralen Motive der neuen Epoche angesprochen: „das große Sterben“, der „Tod der erschöpften Welt“. In seinem Roman Die gute Schule (1890) kam auch die freie Liebe bereits als selbstverständliches Dekor, nicht als Skandal vor.


Durch seine Verbindungen und Kontakte wurde Bahr nun zum „Organisator der österreichischen Literatur“ (Peter de Mendelssohn). Die lockere Gruppe junger Autoren, die sich um ihn bildete, wurde bald als „Jung-Wien“ bezeichnet. Sie publizierten in den Zeitschriften Moderne Dichtung (1890), Moderne Rundschau (1891) und Die Zeit (ab 1894), in denen Bahr maßgeblichen Einfluss hatte. Ihr Treffpunkt war das Café Griensteidl. Die wichtigsten Vertreter waren die Freunde Richard Beer-Hofmann (1866–1945, Der Tod Georgs, Erzählung 1900), Hugo von Hofmannsthal (1874–1929, Gedichte, Gestern, Brief des Lord Chandos), Arthur Schnitzler (1862–1931, Anatols Hochzeitsmorgen) und Felix Salten. In ihren frühen Werken finden sich Elemente des Symbolismus, des Impressionismus und der Décadence. Auch Peter Altenberg mit seinen impressionistischen Prosaskizzen (Wie ich es sehe, 1896) und der junge Karl Kraus (1874–1936) werden zu Jung-Wien gezählt. Mit der Schließung des Café Griensteidl 1897 fand Jung-Wien ein Ende, die Autoren wandten sich vielfach anderem zu. Leopold von Andrian, dessen lyrische Prosadichtung Der Garten der Erkenntnis (1895) von Stefan George hoch geschätzt wurde, etwa wurde Diplomat. Karl Kraus verspottete schon 1897 in Die demolirte Litteratur Hermann Bahr und die anderen. 1899 gründete er seine eigene Zeitschrift Die Fackel (1899–1936), in der er selbst zwischen ca. 1905 und 1912 viele junge Talente fördern sollte.
Als Zentrum der Wiener Kaffeehausliteratur sollte das Café Central die Nachfolge des Griensteidl antreten. Hier gehörten neben Altenberg und Hofmannsthal auch Egon Friedell, Leo Perutz und Alfred Polgar zu den Stammgästen.

Arthur Schnitzler profilierte sich in den nächsten Jahren als Dramatiker und Erzähler. In seinen Werken beleuchtete er die seelische Verfassung der Wiener bürgerlichen Gesellschaft (Liebelei 1895, Der einsame Weg 1896, Das weite Land 1911). Lieutenant Gustl (1900) war der erste Text der deutschsprachigen Literatur, der völlig als Innerer Monolog in Erlebter Rede gestaltet ist. Schnitzler brachte auch Kritik am grassierenden Antisemitismus auf die Bühne (Professor Bernhardi 1912).
Hofmannsthal entwickelte sich vom symbolistischen Lyriker und Verfasser von Dramenfragmenten (Der Tod des Tizian 1892) zum Wiedererwecker des antiken (z. B. Elektra 1903) und barocken Theaters (Das Salzburger große Welttheater 1922). Ab 1910 war er auch Librettist für Richard Strauss’ Opern (Der Rosenkavalier 1910, Die Frau ohne Schatten 1913/15).
Die Lyrik hatte in der Moderne einen hohen Stellenwert. Ihr bedeutendster Vertreter war der Prager Rainer Maria Rilke (1875–1926). Wiener Vertreter, die ebenfalls dem symbolistisch-impressionistischen Fin-de-siècle-Stil angehörten, waren Berthold Viertel (1885–1953) und Felix Dörmann (1870–1928).
Der Roman als literarische Großform war weniger bedeutend. Erwähnenswert sind die phantastischen Romane Die andere Seite (1909) von Alfred Kubin und Der Golem (1915) von Gustav Meyrink. Rilkes Aufzeichnungen des Malte Laurids Brigge (1910) thematisieren das Sozialgefüge und die unwürdigen Lebensumstände im Großstadtleben (Deindividualisierung, Anonymisierung, Soziale Kälte) thematisiert.
Großen kulturellen Einfluss hatte in Wien das Feuilleton. In der Nachfolge von Ludwig Speidel und Hugo Wittmann erlebte es um die Jahrhundertwende seinen Höhepunkt. Herausragende Vertreter waren Theodor Herzl (1860–1904), Felix Salten (1869–1945), Ludwig Hevesi (1842–1910) und Alfred Polgar (1873–1955).
Die österreichische Kabarettszene begann sich zu etablieren. Ein erster Versuch war das Jung-Wiener Theater zum lieben Augustin von Felix Salten 1901, dem kein Erfolg beschieden war. Das Nachtlicht (1906–1907) hingegen war erfolgreich, wurde jedoch bald vom Cabaret Fledermaus (1907–1913) abgelöst. Im von Josef Hoffmann durchgehend im Jugendstil ausgestatteten Lokal wurden Texte u. a. von Altenberg, Bahr, Friedell und Polgar gebracht. Hervorgehoben sei nur der Sketch Goethe[6] von Friedell/Polgar (1908). Grete Wiesenthal startete von hier aus ihre Weltkarriere als Tänzerin.
Expressionismus
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Der Beginn des Expressionismus in Wien kann mit dem Erscheinen des Buches Die träumenden Knaben 1908 angesetzt werden. Das Buch erschien im Verlag der Wiener Werkstätten, ist Gustav Klimt gewidmet und stammt von Oskar Kokoschka. Das gleichnamige Gedicht ist dabei der Illustration stilistisch weit voraus: „rot fischlein, rot / stech dich mit dem dreischneidigen messer tot / reiß dich mit meinen fingern entzwei / dass dem stummen kreisen ein ende sei ...“ Kokoschka schrieb auch einige Dramen, z. B. Mörder, Hoffnung der Frauen (1907).
Einige expressionistische Autoren veröffentlichten ihre ersten Werke zuerst in der Fackel von Karl Kraus, so etwa die Lyriker Franz Werfel und Albert Ehrenstein. Mit der Erzählung Tubutsch (1911) wurde letzter schlagartig berühmt. Kraus unterstützte auch Herwarth Walden in Berlin bei der Gründung der expressionistischen Zeitschrift Der Sturm und vermittelte ihm Wiener Autoren, obwohl er dem Expressionismus eher reserviert gegenüberstand. 1910 entstand in Innsbruck mit Ludwig von Fickers Zeitschrift Der Brenner ein Sprachrohr des Expressionismus. Hier wurde v. a. der herausragende Lyriker Georg Trakl (1887–1914) gefördert.
Mit ihrem autobiographisch-gesellschaftskritischen Schlüsselroman Die Vergiftung legte Maria Lazar 1920 einen der bedeutendsten weiblichen Beiträge zum literarischen Expressionismus vor.[7]
Vertreter des expressionistischen Dramas waren nach dem Weltkrieg der junge Arnolt Bronnen (Vatermord 1920) und Franz Theodor Csokor (Ballade von der Stadt, entstanden 1922).
Erster Weltkrieg
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die meisten Schriftsteller schlossen sich unabhängig von ihrer politischen Weltanschauung der allgemeinen Kriegsbegeisterung an. Nur wenige, wie Karl Kraus (Essay In dieser großen Zeit, November 1914) oder Arthur Schnitzler (schwieg öffentlich), lehnten ihn von Beginn an ab. Andere, wie Stefan Zweig, wandelten sich sehr rasch zu aktiven Pazifisten. Im Gegensatz zum Deutschen Reich, das zahlreiche Künstler an die Front schickte, waren die Behörden in Österreich-Ungarn vielfach bemüht, Künstler im Hinterland für die Propaganda zu nutzen. So konnten viele Schriftsteller im Kriegspressequartier als Kriegsberichterstatter oder im Kriegsarchiv unterkommen, u. a. Hugo von Hofmannsthal, Rilke, Polgar, Alexander Roda Roda. Erwähnenswert ist hier Alice Schalek, die als einzige weibliche Kriegsberichterstatterin des Krieges für die Neue Freie Presse schrieb. Hofmannsthal schrieb patriotische Werke (Prinz Eugen) und verteidigte die österreichische Idee in Reden und Aufsätzen. Andere Autoren, deren Namen noch nicht so viel Gewicht hatten, mussten durchaus an die Front. Der bekannteste ist wohl Georg Trakl, der nach der Schlacht bei Grodek Selbstmord beging.
Eine ganz andere Entwicklung war in den nicht deutschsprachigen Ländern der Donaumonarchie zu sehen. Hier war die Abneigung gegen den Krieg für „Kaiser und Vaterland“ stärker. Ein zeitloses Beispiel für die Stimmung gegen den Krieg ist das in tschechischer Sprache verfasste Buch Der brave Soldat Schwejk von Jaroslav Hašek. Dieser schilderte in seiner speziellen Sprache den Widersinn der Kriegshetze und Mobilisierung vor und nach dem Beginn des Ersten Weltkriegs. Die Figur des tragi-komischen Antihelden Schwejk wurde mit seiner Art der „Pflichterfüllung“ zum Vorbild für unzählige weitere Autoren, Kabarettisten, Darsteller und Lebenskünstler, die die Bürokratie, die Monarchie, die Armee, den Krieg, das Krankenhaus oder einfach den „alltäglichen Wahnsinn“ zum Ziel ihrer satirischen Federzüge und Sprachübungen machen wollten.
Der Erste Weltkrieg hat im Vergleich mit den anderen beteiligten Staaten (Ernst Jünger und Arnold Zweig in Deutschland, Henri Barbusse in Frankreich) in der österreichischen Literatur wenig Widerhall gefunden. Der Zusammenbruch der Monarchie und die Suche nach einer neuen Identität waren prägender. Die große Ausnahme ist das Kriegsdrama Die letzten Tage der Menschheit (1919/22) von Karl Kraus.
Während des Ersten Weltkriegs kontrollierte das sogenannte Kriegsüberwachungsamt sowohl die Zeitungen als auch die Soldatenpost.[8]
Zwischenkriegszeit
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Der Zusammenbruch der Monarchie und die damit verbundene Reduktion des großen Reiches auf ein kleines Land waren für viele Literaten nicht einfach. Es gab Probleme, sich mit dem neuen Staat zu identifizieren und ein neues Selbstbewusstsein zu entwickeln. Dies führte dazu, dass viele Schriftsteller die „alten Zeiten“ beschworen und den Übergang in die neue Realität anfangs nur schwer vollziehen konnten. Dazu gehörten zum Beispiel Joseph Roth, Karl Kraus, Hugo von Hofmannsthal, Robert Musil, Marta Karlweis. Das Motiv des Verlusts der eigenen Identität, ausgelöst durch das Ende der k.u.k.-Monarchie, war zentral im Werk Alexander Lernet-Holenias, etwa seiner phantastischen Novelle Der Baron Bagge.
Joseph Roth (1894–1939) zeichnet in seinem Roman Radetzkymarsch, benannt nach dem gleichnamigen Musikstück von Johann Strauss Vater für den Helden der Völkerschlacht von Leipzig ein trauriges Bild der zerfallenden Monarchie. Die Kapuzinergruft (1938) setzt die Beschreibung des Niedergangs Österreichs bis zum Jahr 1938 fort. In seinen Werken spiegelte sich die nostalgisch grundierte, legitimistische Haltung des Autors.
Gleichzeitig gab es eine Hinwendung zu neuen Ideen und Denkmodellen. Die Sozialdemokratie, die Arbeiterbewegung, aber auch konservative und religiöse Strömungen wurden immer stärker. Die Lager verhärteten sich zusehends, was sich auch an der Literatur der Zeit nachvollziehen lässt. Es fand eine Ausrichtung auf Berlin und Prag (Kafka, Meyrink, Brod, Hašek) statt, die wirtschaftlich schlechte Lage verschärfte zusätzlich die Situation. Allerdings wurden durch den Zwang, Geld zu verdienen, auch einige Schriftsteller zur Arbeit als Journalist gezwungen und belebten dadurch das Feuilleton (Kisch, Polgar, Friedell, Roth, Maria Lazar). Das Kabarett konnte befreit von der Zensur agieren und gewann dadurch wieder an Bedeutung (Karl Farkas, Fritz Grünbaum, Peter Hammerschlag, Jura Soyfer, Polgar, Friedell). Auch sozialkritische und politische Werke erschienen, so wie Werfels Roman Die vierzig Tage des Musa Dagh, welches eindringlich den international völlig ignorierten Völkermord des Osmanischen Reiches an den Armeniern schildert.
Während Arnolt Bronnen und andere junge Autoren Werke schrieben, die sozialistisches Gedankengut enthielten, wandten sich andere, wie Mirko Jelusich, Karl Hans Strobl oder Bruno Brehm nationalistischen Ideen zu. Diese Spannungen führten schließlich auch als äußeres Zeichen zur Spaltung des österreichischen P.E.N Clubs 1933 in Ragusa. Die deutschnational orientierten Autoren gründeten als Abspaltung den Bund deutscher Schriftsteller Österreichs.

Die Zwischenkriegszeit brachte eine Menge an bedeutender Literatur hervor. 1923 veröffentlichte Joseph Roth Das Spinnennetz. Es folgten Marta Karlweis (Ein österreichischer Don Juan, 1929), Ödön von Horváth (Geschichten aus dem Wiener Wald, 1931; Jugend ohne Gott, 1937), Hermann Broch (Die Verzauberung, erste Fassung 1935/36, erschienen postum 1953), Elias Canetti (Die Blendung, 1936) Albert Drach (Das Kasperlspiel vom Meister Siebentot, erste Fassung 1938/39, erschienen 1965), Ernst Weiß (Der Augenzeuge, geschrieben 1939, erschienen postum 1963). Robert Musil schrieb den Jahrhundertroman Der Mann ohne Eigenschaften, Stefan Zweig veröffentlichte eine Vielzahl von Essays, Novellen und Romanen. Karl Kraus publizierte weiterhin Die Fackel.
Der auch als Austrofaschismus bezeichnete „Ständestaat“ schaltete durch die Beherrschung des öffentlichen Kommunikationssystems die oppositionelle Berichterstattung weitestgehend aus. Insgesamt wurden 325 Bücher, vor allem solche von sozialistisch bzw. sozialdemokratisch gesinnter Autoren, verboten. Andererseits konnten Autoren und Verleger, die im nationalsozialistischen Deutschland bereits Berufsverbot hatten, in Österreich ungehindert leben und publizieren. So emigrierte etwa Gottfried Bermann Fischer nach Wien und konnte dort bis 1938 Werke von Autoren wie Thomas Mann und Carl Zuckmayer veröffentlichen.[9] Trotz der gesellschaftlich weit verbreiteten antisemitischen Stimmung wurde für die Zeit zwischen 1933 und 1938 eine im Wesentlichen „formalrechtlich korrekte Behandlung der Juden“ in Österreich festgestellt.[10] So lebten jüdische Autoren und Intellektuelle wie Joseph Roth, Stefan Zweig oder Sigmund Freud bis 1938 in Wien.
Nationalsozialismus und Exilliteratur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Am 12. März 1938 marschierte die deutsche Wehrmacht in Österreich ein, und der „Anschluss“ an das Deutsche Reich wurde vollzogen. Am 30. April 1938 fand in Salzburg eine Bücherverbrennung statt. Sie wurde vom SS-Mann, Lehrer und Schriftsteller Karl Springenschmid inszeniert. Unabhängige Literatur und Literaturkritik war nicht mehr möglich. Vom Regime wurde Blut-und-Boden-Literatur gefördert, daneben bestand auch mehr oder weniger ideologiefreie Unterhaltungsliteratur.
Schriftsteller zogen sich in Innere Emigration zurück. Sie schwiegen zu politischen Themen, schrieben für die Schublade oder über Unpolitisches. Die Gleichschaltung und Kontrolle der Kunstschaffenden gelang bei Radio, Film, Theater und Literatur leichter als bei der Kleinkunst, die unmittelbar mit dem Publikum Kontakt hatte und so die Zensur geschickt umgehen konnte. Eine der berühmtesten Kabarettbühnen war das Wiener Werkel, wo fast ausnahmslos Werke links-liberaler und auch rassisch verfolgter Autoren aufgeführt wurden, bis es 1944 aufgrund der generellen Theatersperre geschlossen wurde. In künstlerischer Hinsicht wurde experimentiert, und es entstand durch Rudolf Weys das sogenannte Mittelstück als neue Gattung des Wiener politischen Theaters und Kabaretts. Die Bezeichnung spielt auf die Stellung als Kombination von Theater und Kabarett an. Rudolf Weys war Mitbegründer der renommierten Kleinkunstbühne Literatur am Naschmarkt und später Hausautor des Wiener Werkels. Andere wichtige Autoren, die das Mittelstück benutzten, um die Kleinkunst wesentlich zu modernisieren und weiterzuentwickeln, waren zum Beispiel Fritz Eckhardt oder der im KZ Buchenwald an Typhus verstorbene Jura Soyfer.
Exil
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Viele jüdische und/oder politisch andersdenkende Dichter verließen 1938 das Land: Theodor Kramer, Veza und Elias Canetti flüchteten nach England, Joseph Roth, Robert Musil, Stefan Zweig, Ödön von Horváth, Maria Lazar und Marta Karlweis mussten ebenfalls fliehen, andere, wie Else Feldmann, Jura Soyfer, Adolf Unger, blieben und wurden von den Nationalsozialisten ermordet. Autoren wie Franz Werfel, Hermann Broch, Alfred Polgar, Maria Lazar, Ernst Lothar und Marta Karlweis mussten sich zur Zeit des Nationalsozialismus im Ausland aufhalten. Viele fanden sich nur schwer oder gar nicht zurecht. Nach dem Krieg blieben sie zum Teil im Ausland (Elias Canetti bekam den Literaturnobelpreis als britischer Staatsbürger), einige kehrten zurück. Auffällig ist, dass viele nicht mehr an ihre Erfolge in der Zwischenkriegszeit und im Exil anschließen konnten. Dies hing wohl auch damit zusammen, dass das alte Lesepublikum entweder vertrieben oder ermordet war und das neue sich für die zurückgekehrten Autorinnen und Autoren, bis auf wenige Ausnahmen, wie Friedrich Torberg, nicht interessierte. Dies führte zu einer literarischen Verarmung, von der sich Österreich erst Anfang der 1960er Jahre erholen sollte. Dies sollte sich erst in den 1980er Jahren ändern, als dann auch die Jura Soyfer Gesellschaft oder die Theodor Kramer Gesellschaft gegründet wurden.
Literatur ab 1945
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Nachkriegszeit
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Nach dem Zweiten Weltkrieg offenbarte sich ein Vakuum in Kunst und Kultur, welches erst langsam wieder gefüllt wurde. Manche sprechen von einem literarischen Nullpunkt nach der Bücherverbrennung von 1933. Die „Trümmerliteratur“ beschrieb eine zusammengebrochene Welt; erst jetzt wurde Franz Kafka entdeckt. Die über die ganze Welt verstreuten Exil-Österreicher, kamen nur teilweise zurück, die Rückkehrer konnten sich oft nur schwer mit den neuen Verhältnissen zurechtfinden. Jean Améry war im Konzentrationslager, die aus Czernowitz stammenden Paul Celan und Rose Ausländer kamen nach Österreich. Hans Weigel und Friedrich Torberg kehrten nach dem Krieg zurück, Erich Fried erst in den 80er-Jahren. Elias Canetti, Franz Werfel und Hermann Broch blieben im Exil. Als Vertreter einer nicht-deutschsprachigen altösterreichischen Literatur kann Josef Burg, jiddischer Schriftsteller aus der Bukowina, angeführt werden, der erst gegen Ende seines Lebens hohe Auszeichnungen erhielt.
Die Kulturlandschaft – Zeitschriften, Verlage, Künstlerorganisationen und Gruppen in den Regionen – hatte sich verändert und begann zu etwas Neuem zusammenzuwachsen. Die Bregenzer Festspiele (1946), die Salzburger Festspiele (1945) und die Wiener Festwochen (1949) boten Künstlern erstmals wieder die Möglichkeit, ihre Werke zu präsentieren. Es entstanden und existierten gleichzeitig viele neue literarische Strömungen und Formen mit der Motivation, das Erlebte zu verarbeiten, versäumte Entwicklungen der Weltliteratur nachzuholen und neue Wege zu gehen.
Autoren, die sich zum Nationalsozialismus bekannt hatten, wie Franz Nabl und Karl Heinrich Waggerl behielten ihre Positionen und übten weiterhin Einfluss in der Literatur aus. Max Mell und Rudolf Henz gehörten dem katholischen Lager an. So war der Österreichische P.E.N.-Club sehr konservativ geprägt. Auf der anderen Seite versuchten Autoren wie Ilse Aichinger, Ingeborg Bachmann, Alexander Lernet-Holenia, Gerhard Fritsch und Hans Lebert eine Neuorientierung. Hans Lebert schrieb den Roman Die Wolfshaut das in einem fiktionalen Ort namens Schweigen spielt, eine Anspielung auf die Verleugnung der Mittäterschaft im Nationalsozialismus. Heimito von Doderer (1896–1966) ist für seine akribisch formulierten Romane (Die Strudlhofstiege, Die Dämonen) bekannt. Auch Albert Paris Gütersloh (1887–1973) wollte an die verschüttete moderne Tradition anknüpfen. Aichinger, Bachmann Celan und Fried waren Mitglieder der für die Nachkriegsliteratur tonangebende Gruppe 47 in Deutschland. Durch die neue Freiheit entstanden innovative Kurzgeschichten, die erzählende Literatur sowie die Frauen- und Volksliteratur konnten sich etablieren; daneben wurden Tagebücher veröffentlicht, und es entstanden moderne Dramen (Mundartdichtung, Spiel mit Sprache, Restauratives und innovatives Erzählen, Neue Motive wie Außenseiter, Tod und Krankheit).
Von den alliierten Besatzungsmächten wurden Medien gegründet, die auf die Besatzungszonen Einfluss ausüben sollten (Tagebuch, Rot-Weiß-Rot). Sie errichteten auch eine „Österreichische Zensurstelle“, die bis 1953 Briefe zensierte. Seitdem gibt es in Österreich keine staatliche Zensur mehr.
Für Kunstschaffende gab es kaum einen Markt; daher übernahm der Staat die Kunstförderung. Gleichzeitig drängten die Institutionen darauf, dass Künstler bei der Stärkung des nationalen Bewusstseins mithelfen sollten, unter anderem auch durch die Verbreitung der Opferthese. Auch die Medienwelt hatte sich stark verändert. Das Radio und insbesondere das Fernsehen boten neue Möglichkeiten zur Verbreitung von literarischen Texten, das Hörspiel erlebte eine neue Blüte. Die Parteizeitungen mussten zunehmend der Boulevardpresse weichen, und es kam zu einer immer größeren Medienkonzentration. Der Staat griff durch parteipolitische Einflussnahme über den ORF aktiv in das Geschehen ein.
Kleinkunst
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Ausgehend vom Arbeiterstück des 19. Jahrhunderts und dem Agitprop-Stück der 1920er Jahre wurde das Kabarett von aneinandergereihten Einzelstücken und dem Revue-Theater im 20. Jahrhundert zu einer ernstzunehmenden Kunstform weiterentwickelt. Namen von Autoren, die wesentlich dazu beigetragen haben, diese neue Kunstform zu entwickeln, sind:
- Rosl Dorena
- Fritz Eckhardt
- Christl Räntz-Feldmann
- Karl Farkas
- Victor Gruen
- Fritz Grünbaum
- Carl Merz
- Helmut Qualtinger
- Gerhard Bronner
- Georg Kreisler
- Hugo Wiener
Die Wiener Gruppe
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Der Wiener Gruppe gehörten Gerhard Rühm (* 1930), Konrad Bayer (1932–1964), H. C. Artmann (1921–2000), Friedrich Achleitner und Oswald Wiener an. Die Affinität zum Sprachspiel ist eine Konstante in der Literatur Österreichs; zu den bekannteren Vertretern gehören Ernst Jandl (1925–2000). Wichtige Lyrikerinnen waren Friederike Mayröcker (1924–2021) und Christine Lavant (1915–1973).
Literatur ab den 1960er Jahren
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Eine Blüte erlebte die österreichische Literatur in den 1960er und 1970er Jahren, als mit Autoren wie Peter Handke (* 1942), Ingeborg Bachmann (1926–1973) und Thomas Bernhard (1931–1989) die deutsche Literaturlandschaft nachhaltig verändert wurde. In dieser Tradition arbeiten auch bedeutende zeitgenössische Autoren wie beispielsweise Norbert Gstrein, Elfriede Jelinek (* 1946), O. P. Zier, Sabine Gruber und Ruth Aspöck. Es wurden auch einige Autoren wiederentdeckt und neu rezipiert, wie das Beispiel von Marlen Haushofer zeigt, die neben Kinderbüchern auch eine Reihe interessanter Themen wie die Stellung der Frau oder die Entzauberung der Idylle in ihren Werken behandelt. Wichtige Lyriker sind Christine Busta, Elfriede Gerstl, Robert Schindel.
1973 wurde die Grazer Autorenversammlung gegründet, der Barbara Frischmuth, Peter Handke, Ernst Jandl, Alfred Kolleritsch, Friederike Mayröcker und Michael Scharang angehörten. Sie protestierten vor allem gegen den Konservatismus des P.E.N.-Clubs auch bezüglich der Verleihung von Literaturpreisen. Peter Handke versuchte mit seiner Publikumsbeschimpfung neue Wege der Kommunikation im Drama zu betreten. Jandl und Mayröcker schrieben Konkrete Poesie. Weitere Gruppen in Graz sind das Forum Stadtpark und die Grazer Gruppe.
Thomas Bernhard (1931–1989) sorgte mit Heldenplatz für einen Theaterskandal und eine heftige gesellschaftspolitische Kontroverse. Er kritisierte die nicht erfolgte Aufarbeitung der nationalsozialistischen Vergangenheit und die Verdrängungsmentalität in Österreich.
Marianne Fritz (1948–2007) schrieb mehrere sehr umfangreiche Romane mit einer eigenwilligen Formen- und Erzählsprache, welche die Gattungsgrenzen und allgemeine sprachliche Konvention sprengen. Christoph Ransmayr mischt historische Fakten mit Fiktion. In Morbus Kitahara erschafft er ein Szenario, in dem Österreich keine Hilfe durch den Marshall-Plan bekam und arbeitete eine komplexe hypothetische Gegenwelt aus. In Josef Haslingers Opernball findet ein Anschlag auf den Opernball bei dem alle Gäste inklusive der Regierung getötet werden und eine faschistische Partei an die Macht kommt. Milo Dor, ein geborener Serbe, beschreibt die Gefahren des Rechtsextremismus und die Immigration.
Während der 1980er formte sich wieder eine jüdische Literatur. Robert Schindel veröffentlichte den Roman Gebürtig, Robert Menasse schreibt Essays über Österreich, ein weiterer Autor ist Doron Rabinovici.
Österreichische slowenischsprachige Autoren sind Janko Ferk, Gustav Januš, Florjan Lipuš, Cvetka Lipuš und Janko Messner. Peter Handke hat mehrere slowenische Werke ins Deutsche übersetzt.
Gegenwart
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]


Die von Oswald Wiener beeinflusste Marlene Streeruwitz hat das feministische Gedankengut der 1970er Jahre in die Gegenwart transportiert. Werner Schwab verhöhnt und demaskiert mit deftig-kräftigen Ausdrücken und skurrilen Wortverbindungen die schöngeistige Literatursprache. Ransmayr sucht im Gegensatz dazu sowohl inhaltlich als auch stilistisch eher eine vermittelnde Position.[11]
Robert Seethaler erzählt in seinen internationalen Bestsellern Der Trafikant und Das Café ohne Namen vom Wien der 40er und 60er-Jahre, Thomas Glavinic beschreibt in Die Arbeit der Nacht die Geschichte eines Mannes der über Nacht vollkommen allein ist. Auch in Die Wand von Marlen Haushofer ist die Protagonistin plötzlich durch eine undurchdringbare unsichtbare Wand von der Welt abgeschnitten und muss alleine auf einer Almhütte überleben.
Große Publikumserfolge erzielten Daniel Kehlmann mit Die Vermessung der Welt und Wolf Haas mit seinen „Brenner“-Krimis, die ein sehr eigenwilliger, mit österreichischem Duktus versehener Sprachstil auszeichnet, sowie Bernhard Aichner mit seiner bekannten Thrillerreihe.
Bekannte Autorinnen und Autoren wie Monika Helfer, Eva Menasse, Marlene Streeruwitz, Franzobel, Arno Geiger, Norbert Gstrein, Peter Handke, Christoph Ransmayr, Peter Henisch, Elfriede Jelinek, Michael Köhlmeier, Peter Rosei und Gerhard Roth veröffentlichen regelmäßig neue Werke. Weniger bekannte Autoren sind Anna Kim, Teresa Präauer, Stefanie Sargnagel, Sophie Reyer, Reinhold Aumaier, Georg Biron, Adelheid Dahimène, Dimitré Dinev, Martin Dragosits, Klaus Ebner, Günter Eichberger, Janko Ferk, Olga Flor, Evelyn Grill, Constantin Göttfert, Wolfgang Hermann, Rudolf Kraus, Egyd Gstättner, Klaus Händl, Ludwig Laher, Gabriel Loidolt, Wolfgang Pollanz, Gudrun Seidenauer, Linda Stift, Vladimir Vertlib, Christine Werner, Peter Paul Wiplinger.
Aktuelle Literaturzeitschriften sind u. a. Literatur und Kritik, Erostepost, (Salzburg) Manuskripte, Schreibkraft und Lichtungen (Graz), Wespennest, Freibord, Podium und Kolik (Wien), Cognac & Biskotten (Innsbruck), DUM und Etcetera (Niederösterreich) sowie Die Rampe (Oberösterreich).
Österreichische Literaturpreise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Alexander-Sacher-Masoch-Preis (seit 1994)
- Alfred-Gesswein-Literaturpreis
- Anton-Wildgans-Preis (seit 1962)
- Arthur-Schnitzler-Preis (seit 2002)
- Bauernfeld-Preis
- Buch.Preis (seit 1999)
- DIXI Kinderliteraturpreis
- Erich-Fried-Preis (seit 1990)
- Ernst-Jandl-Preis (seit 2001)
- Federhasenpreis (seit 1996)
- Feldkircher Lyrikpreis
- Franz-Kafka-Preis (Klosterneuburg) (1979–2001)
- Franz-Nabl-Preis (seit 1975)
- Franz-Theodor-Csokor-Preis
- Frau Ava Literaturpreis (seit 2003)
- Georg-Trakl-Preis für Lyrik (seit 1954)
- Franz-Grillparzer-Preis (seit 1872)
- H. C. Artmann-Preis (seit 2004)
- Ingeborg-Bachmann-Preis (seit 1977)
- Literaturpreis der Jury der jungen Leser (seit 1995)
- Kinder- und Jugendbuchpreis der Stadt Wien (seit 1954)
- Lesetopia Literaturpreis (seit 1998)
- LESERstimmen – Der Preis der jungen LeserInnen (seit 2002)
- Preis der Stadt Wien für Literatur (seit 1947)
- Manès-Sperber-Preis (seit 1985)
- Österreichischer Staatspreis für Europäische Literatur (seit 1964)
- Österreichischer Förderungspreis für Literatur
- Österreichischer Kinder- und Jugendbuchpreis (seit 1956)
- Staatspreis für Kinderlyrik (seit 1993)
- Österreichischer Staatspreis für Literaturkritik (seit 1990)
- Staatspreis für literarische Übersetzung (seit 1987)
- Österreichischer Kunstpreis für Literatur
- Rauriser Literaturpreis (seit 1972)
- Theodor-Kramer-Preis für Schreiben im Widerstand und im Exil (seit 2001)
- Wiener Werkstattpreis (seit 1992)
Siehe auch
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Portal:Deutsche Literatur
- Austrian Literature Online
- Literaturarchiv der Österreichischen Nationalbibliothek
- Österreich-Bibliotheken im Ausland
Literatur zum Thema
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Einbändige Literaturgeschichten
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Fritz Martini: Deutsche Literaturgeschichte. Von den Anfängen bis zur Gegenwart. 19., neu bearbeitete Auflage. Kröner, Stuttgart 1991, ISBN 3-520-19619-0 (Lizenzausgabe beim Kölner KOMET-Verlag 2003, ISBN 3-89836-381-3) (Standardwerk).
- Viktor Žmegač (Hrsg.): Kleine Geschichte der deutschen Literatur. Von den Anfängen bis zur Gegenwart. Marix, Wiesbaden 2004, ISBN 3-937715-24-X.
- Wynfrid Kriegleder: Eine kurze Geschichte der Literatur in Österreich. Menschen – Bücher – Institutionen. Praesens, Wien 2011, ISBN 978-3-7069-0665-4
- Klaus Zeyringer und Helmut Gollner: Eine Literaturgeschichte: Österreich seit 1650. Studien-Verlag, Innsbruck 2012, ISBN 978-3-7065-4972-1
- Herbert Zeman (Hrsg.): Literaturgeschichte Österreichs. von den Anfängen im Mittelalter bis zur Gegenwart. 2., überarbeitete und aktualisierte Auflage. Rombach, Freiburg im Breisgau 2014, ISBN 978-3-7930-9734-1
Mehrbändige Literaturgeschichten
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Geschichte der Literatur in Österreich von den Anfängen bis zur Gegenwart, hrsg. von Herbert Zeman, Akademische Druck- und Verlagsanstalt, Graz 1994ff (7 Bände geplant, bisher erschienen)
- Band 1: Die Literatur des Früh- und Hochmittelalters in den Bistümern Passau, Salzburg, Brixen und Trient von den Anfängen bis zum Jahre 1273 von Fritz Peter Knapp, Graz 1994, ISBN 3-201-01611-X.
- Band 2: Die Literatur des Spätmittelalters in den Ländern Österreich, Steiermark, Kärnten, Salzburg und Tirol von 1273–1439 von Fritz Peter Knapp
- Halbband 1: Die Literatur in der Zeit der frühen Habsburger bis zum Tod Albrechts II. 1358, Graz 1999, ISBN 3-201-01721-3.
- Halbband 2: Die Literatur zur Zeit der habsburgischen Herzöge von Rudolf IV. bis Albrecht V. (1358 - 1439), Graz 2003, ISBN 3-201-01812-0.
- Band 7: Das 20. Jahrhundert, hrsg. von Herbert Zeman mit Beiträgen von Walter Zettl, Joseph P. Strelka, Ernst Fischer, Wolfgang Kraus und Herbert Zeman, Graz 1999, ISBN 3-201-01687-X.
Geschichte der deutschen Literatur von den Anfängen bis zur Gegenwart. Begründet von Helmut de Boor und Richard Newald. Beck, München 1971– (12 Bände geplant, erschienene Bände und Teilbände teilweise in neuerer Bearbeitung)
- Band 1: Die deutsche Literatur von Karl dem Großen bis zum Beginn der höfischen Dichtung: 770–1170. 9. Auflage, bearbeitet von Herbert Kolb. Beck, München 1979, ISBN 3-406-06088-9.
- Band 2: Die höfische Literatur : Vorbereitung, Blüte, Ausklang; 1170–1250. 11. Auflage, bearbeitet von Ursula Hennig. Beck, München 1991, ISBN 3-406-35132-8.
- Band 3: Die deutsche Literatur im späten Mittelalter.
- Teil 1: Zerfall und Neubeginn: 1250–1350. 5., neubearbeitete Auflage, neubearbeitet von Johannes Janota. Beck, München 1997, ISBN 3-406-40378-6.
- Teil 2: Reimpaargedichte, Drama, Prosa. Herausgegeben von Ingeborg Glier. Beck, München 1987, ISBN 3-406-00713-9.
- Band 4: Die deutsche Literatur vom späten Mittelalter bis zum Barock.
- Teil 1: Das ausgehende Mittelalter, Humanismus und Renaissance: 1370–1520. 2. Auflage, Neubearb. von Hedwig Heger. Beck, München 1994, ISBN 3-406-37898-6.
- Teil 2: Das Zeitalter der Reformation: 1520–1570. Bearbeitet von Hans Rupprich. Beck, München 1973, ISBN 3-406-00717-1.
- Band 5: Die deutsche Literatur vom Späthumanismus zur Empfindsamkeit: 1570–1750. Unveränderter Nachdruck der 6., verbesserten Auflage. Mit einem bibliographischen Anhang. Beck, München 1975, ISBN 3-406-00721-X.
- Band 6: Von Klopstock bis zu Goethes Tod.
- Teil 1: Aufklärung, Sturm und Drang, frühe Klassik: 1740–1789. Von Sven Aage Jørgensen, Klaus Bohnen, Per Øhrgaard. Beck, München 1990, ISBN 3-406-34573-5 (Sonderausgabe 1999; früher unter dem Titel: Richard Newald: Ende der Aufklärung und Vorbereitung der Klassik; später auch unter dem Titel: Sven Age Jørgensen: Aufklärung, Sturm und Drang, Frühe Klassik).
- Band 7: Die deutsche Literatur zwischen Französischer Revolution und Restauration.
- Teil 1: Das Zeitalter der Französischen Revolution: 1789–1806. 2., neubearbeitete Auflage, bearbeitet von Gerhard Schulz. Beck, München 2000, ISBN 3-406-46700-8.
- Teil 2: Das Zeitalter der Napoleonischen Kriege und der Restauration: 1806–1830. Bearbeitet von Gerhard Schulz. Beck, München 1989, ISBN 3-406-09399-X.
- Band 9: Geschichte der deutschsprachigen Literatur.
- Teil 1: 1870–1900: von der Reichsgründung bis zur Jahrhundertwende. Bearbeitet von Peter Sprengel. Beck, München 1998, ISBN 3-406-44104-1.
- Teil 2: 1900–1918: von der Jahrhundertwende bis zum Ende des Ersten Weltkriegs. Bearbeitet von Peter Sprengel. Beck, München 2004, ISBN 3-406-52178-9.
- Band 12: Geschichte der deutschen Literatur von 1945 bis zur Gegenwart. Herausgegeben von Wilfried Barner. Beck, München 1994, ISBN 3-406-38660-1.
Literaturgeschichten mit Primärtexten
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Die deutsche Literatur. Ein Abriss in Text und Darstellung. Reclam, 2000, ISBN 3-15-030022-3 (insgesamt 17, auch einzeln erhältliche Bände zu verschiedenen Epochen).
Nachschlagewerke
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Susanne Blumesberger: Handbuch der österreichischen Kinder- und Jugendbuchautorinnen. 2 Bände. Böhlau, Wien 2014. Digitalisate auf den Seiten der OAPEN Library: Band I (A-K), Band II (M-Z).
- Horst Dieter Schlosser: dtv-Atlas Deutsche Literatur. dtv, 2002, ISBN 3-423-03219-7.
- Gunter E. Grimm und Frank Rainer Max (Hrsg.): Leben und Werk deutschsprachiger Autoren vom Mittelalter bis zur Gegenwart. Reclam, 1993, ISBN 3-15-010388-6 (auch in Einzelausgaben zu verschiedenen Epochen erhältlich).
Themenschwerpunkte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Österreich
- Anthony Bushell, Dagmar Košt’álová (Hrsg.): Von außen betrachtet. Österreich und die österreichische Literatur im Spiegel der Auslandsrezeption (= Wechselwirkungen. Bd. 13). Peter Lang, Bern u. a. 2007, ISBN 978-3-03910-961-6.
- Anne Dippel: Dichten und Denken in Österreich. Eine literarische Ethnographie, Turia + Kant, Wien 2015, ISBN 978-3-85132-769-4
- Ernst Fischer (Hrsg.): Hauptwerke der österreichischen Literatur. Einzeldarstellungen und Interpretationen. Kindler, München 1997, ISBN 3-463-40304-8.
- Klaus Kastberger: Vom Eigensinn des Schreibens. Produktionsweisen moderner österreichischer Literatur. Sonderzahl, Wien 2007, ISBN 978-3-85449-269-6 (Vorwort auf academia.edu).
- Katrin Kohl, Ritchie Robertson (Hrsg.): A History of Austrian Literature 1918–2000. Camden House, Rochester NY 2006, ISBN 1-57113-276-7.
- Gerald Nitsche: Österreichische Lyrik und kein Wort Deutsch. Haymon, Innsbruck 1990.
- Rudolf Kraus: Literatur-Vade me cum. Ein literaturkritischer Streifzug durch die österreichische Literaturlandschaft von den 1990er Jahren bis heute. Edition Roesner, Maria Enzersdorf 2006, ISBN 978-3-902300-31-7.
Sagen
- Käthe Recheis (Hrsg.): Sagen aus Österreich. Carl Ueberreuter Verlag, Wien 2001, ISBN 3-8000-2804-2.
Donau
- Reimund Hinkel: Wien an der Donau. Der große Strom, seine Beziehungen zur Stadt und die Entwicklung der Schiffahrt im Wandel der Zeiten. Wien 1995.
- Claudio Magris: Danube. Verlag Farrar Straus & Giroux, ISBN 1-86046-823-3.
- Péter Esterházy: Donau abwärts. Residenz, 1992.
Österreichische Literatur in jiddischer Sprache
- Armin Eidherr: Du fragtest nach den Dichtern ... (Jiddische Kultur in Österreich). In: Nitsche: Österreichische Lyrik und kein Wort Deutsch, S. 37–46.
- Armin Eidherr: Auf stillem Pfad ... Jiddische Schriftsteller in Wien. Dossier in: Literatur und Kritik. Nr. 273/274. Salzburg April 1993, S. 47–83.
Tirol
- Helmuth Schönauer: Essig und Oel. Materialien zur Tiroler Gegenwartsliteratur. Innsbruck 1988, ISBN 3-900862-06-0.
- Helmuth Schönauer: Rotz und Wasser. Materialien zur Tiroler Gegenwartsliteratur 1988–1999. Innsbruck 1999, ISBN 3-7066-2195-9.
- Helmuth Schönauer: Blitz und Koma. Materialien zur Tiroler Gegenwartsliteratur 2000–2014. Innsbruck-Wien 2014, ISBN 978-3-902873-52-1.
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Eintrag zu Österreichische Literatur im Austria-Forum (im AEIOU-Österreich-Lexikon)
- eLibrary Projekt (eLib.at Volltexte)
- Interessengemeinschaft österreichische Autorinnen Autoren
- Österreichischer Schriftstellerverband
- P.E.N.-Club
- Grazer Autorenversammlung
- Österreichische Gesellschaft für Literatur
- Literaturkreis Podium
- Alte Schmiede
- Literaturarchiv der Österreichischen Nationalbibliothek
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Wendelin Schmidt-Dengler: Österreich und Mitteleuropa (pdf, kakanien.at; 106 kB). Siehe auch: Wendelin Schmidt-Dengler: Österreichische Gegenwartsliteratur ab 1990 (eLib.at)
- ↑ Hugo von Hofmannsthal: Bemerkungen, zitiert nach: Hugo von Hofmannsthal: Gesammelte Werke in Einzelausgaben, Band „Prosa IV“, 1966, S. 101–106.
- ↑ Katja Gasser über "österreichische Literatur", https://orf.at/stories/3227568/
- ↑ Johann Holzner: Literatur in Südtirol – deutsche, österreichische, italienische Literatur? In: Wendelin Schmidt-Dengler (Hrsg.): Literaturgeschichte: Österreich: Prolegomena und Fallstudien, Erich Schmidt, Berlin 1995, ISBN 3-503-03703-9, S. 91–99, hier S. 92–94.
- ↑ Siehe Zensur in: Austria-Forum, das Wissensnetz.
- ↑ Volltext Projekt Gutenberg DE.
- ↑ Franz Haas: Zornig funkelnder Expressionismus. In: nzz.ch. 6. März 2015, abgerufen am 14. Oktober 2018.
- ↑ Tamara Scheer: Die Ringstraßenfront – Österreich-Ungarn, das Kriegsüberwachungsamt und der Ausnahmezustand während des Ersten Weltkriegs. Heeresgeschichtliches Museum, Wien 2020.
- ↑ Historische Kommission des Börsenvereins des deutschen Buchhandels (Hrsg.): Archiv für die Geschichte des Buchwesens, Bd. 53, Frankfurt/Main 2000, ISBN 3-7657-2296-0, S. 51f.
- ↑ Helmut Wohnout: Politischer Katholizismus und Antisemitismus. In: Gertrude Enderle-Burcel, Ilse Reiter-Zatloukal (Hrsg.): Antisemitismus in Österreich 1933–1938. Böhlau Verlag, Wie/Köln/Weimar 2018, ISBN 978-3-205-23244-5, S. 167–194 hier S. 181.
- ↑ Siehe auch Klaus Zeyringer: Österreichische Literatur seit 1986 und Wendelin Schmidt-Dengler: Österreichische Gegenwartsliteratur ab 1990 im eLibrary Projekt