„Gymnasium Carolinum (Osnabrück)“ – Versionsunterschied
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| Schulname = Gymnasium Carolinum |
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| Bild = [[Datei:Logo Carolinum Osnabrück.jpg|100px|Logo]] |
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| Bildbeschriftung = Das dem [[Monogramm]] ''Karls des Großen'' nachempfundene Schullogo |
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| Schultyp = [[Gymnasium]] |
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| Anschrift = Große Domsfreiheit 1<br />49074 [[Osnabrück]] |
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| Breitengrad = 52/16/40.5/N |
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| Längengrad = 8/02/44/E |
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| Region-ISO = DE-NI |
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| Schulträger = Stadt Osnabrück |
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| Gründungsjahr = 804 |
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| Schülerzahl = 1131 <small>(August 2023)</small><ref>{{Internetquelle|url=https://schulen.nibis.de/school/getabsstat/67106|titel=Statistik allgemein bildende Schulen Unterrichtsversorgung: Gymnasium Carolinum|werk=Bildungsportal Niedersachsen|abruf=2024-02-21}}</ref> |
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| Lehrerzahl = 103 <small>(Stand: 10/2007)</small><ref>''Schola Carolina'' Nr. 154 mit Jahresbericht 2006/2007 (Oktober 2007)</ref> |
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| Leitung = Ulrich Solbach |
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| Website = [https://carolinum-osnabrueck.de/ carolinum-osnabrueck.de/] |
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Das '''Gymnasium Carolinum''' in [[Osnabrück]] gilt als eine der [[Liste der ältesten Schulen im deutschen Sprachraum|ältesten]] bis heute bestehenden [[Schule]]n in [[Deutschland]].<ref>{{Internetquelle |url=http://www.carolinumosnabrueck.de/ |titel=Gymnasium Carolinum Osnabrück |datum=2014-11-11 |zugriff=2014-11-19 |zitat=...und ist eine der ältesten Schulen Deutschlands.}}</ref><ref>[http://www.focus.de/familie/schule/schulserie/schulen-der-superlative-rekorde_id_2793334.html Rekorde: Die älteste Schule] (focus.de, Focus Schule Nr.2 (2009), abgerufen am 24. Februar 2016)</ref> Seine Gründung im Jahre 804 geht der Überlieferung zufolge auf [[Karl der Große|Karl den Großen]] zurück. Es entstand als [[Domschule]] und liegt noch heute im Zentrum Osnabrücks direkt neben dem [[Dom St. Peter (Osnabrück)|Dom]]. Das Gymnasium hat gegenwärtig einen naturwissenschaftlich-mathematischen, einen gesellschaftlichen, einen neu- und einen altsprachlichen Zweig. |
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[[Kategorie:Wikipedia:Qualitätssicherung]] |
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''Die Diskussion über diesen Antrag findet auf der '''[[Wikipedia:Qualitätssicherung/24. Februar 2006#{{PAGENAME}}|Qualitätssicherungsseite]]''' statt.''<br /> |
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''Hier der konkrete Grund, warum dieser Artikel auf den QS-Seiten eingetragen wurde'': |
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== Geschichte == |
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Könnte abgeschriebene Festschrift, ergänzt mit ein paar Links sein - Kategorien? Wikilinks? [[Benutzer:Mef.ellingen|Mef.ellingen]] 08:44, 24. Feb 2006 (CET) |
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=== Gründung der Domschule 804 === |
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[[Datei:Albrecht Dürer - Emperor Charlemagne.jpg|mini|Karl der Große, der im Jahre 804 das Carolinum in Osnabrück gründete]] |
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Gymnasium Carolinum (Osnabrück) |
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Nach den von Karl dem Großen erfolgreich geführten [[Sachsenkriege (Karl der Große)|Sachsenkriegen]] 772 missionierte er die unterworfenen [[Sachsen]] und gründete zu diesem Zweck mehrere [[Bistum|Bistümer]], darunter um 800 das [[Missionsbistum]] [[Bistum Osnabrück|Osnabrück]]. Auf seine Anordnung hin mussten an den Domkirchen auch Schulen gegründet werden. Einer Urkunde von 804 zufolge soll Karl für den geistlichen Nachwuchs des jungen Bistums eine [[Griechische Sprache|Griechisch]]- und eine [[Latein]]schule an der [[Kathedrale|Domkirche]] in Osnabrück eingerichtet haben. Die Echtheit der Urkunde ist seit dem 17. Jahrhundert umstritten. Nach Ergebnissen der modernen [[Diplomatik]] handelt es sich bei dieser Urkunde um eine Fälschung des Osnabrücker [[Bischof]]s [[Benno II. von Osnabrück|Benno II.]] (1068–1088). Vermutlich wurden von ihm echte und erfundene Urkundentextteile zu einer neuen Urkunde zusammengefügt. Das Carolinum geht davon aus, dass jener Urkundentext, der die Schulen erwähnt, echt ist. Damit würde die Schule den Namen „Carolinum“ zu Recht tragen. |
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=== Die Domschule im Mittelalter === |
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== '''Work in progress!''' == |
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Die Nachrichten über die [[Domschule]] im [[Mittelalter]] sind spärlich. Die Geschichte der Domschule wird eng mit der Osnabrücker [[Kirchengeschichte]] verbunden gewesen sein. So wird mit der Berufung des [[Scholaster]]s der [[Hildesheim]]er Domschule zum Bischof von Osnabrück, dem bereits genannten Benno II., auch die Osnabrücker Domschule zu neuer Blüte gekommen sein. Erst die Erwähnung des [[Magister]]s Brunigus im Jahre 1142 ist jedoch der erste urkundlich zuverlässige Beleg für die Osnabrücker Domschule. Ihr prominentester Lehrer im Mittelalter war [[Jordan von Osnabrück]], von 1251 bis 1283 [[Kanoniker]] des Osnabrücker [[Domkapitel]]s und dort 1254/1255 als Scholaster belegt. |
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=== Die Domschule im Humanismus === |
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Zu Beginn der [[Neuzeit]] wurde die mittelalterliche [[Scholastik]] durch das [[Humanismus|humanistische]] [[Bildungsideal]] abgelöst. Wegen der Beschäftigung mit den [[antike]]n [[Philosoph]]en und [[Literat]]en wurde im Humanismus nach Latein jetzt Griechisch zur zweiten [[Wissenschaftler|Gelehrtensprache]]. Der Osnabrücker Bürgermeister [[Ertwin Ertman]] versuchte Anfang des 16. Jahrhunderts unter Berufung auf die (vermeintlich echte) Gründungsurkunde Karls des Großen von 804 erfolglos, dem Humanismus an der Domschule Eingang zu verschaffen. Zwar war die Domschule in Osnabrück für den aus der Umgebung stammenden einfachen [[Klerus]] die einzige Bildungsanstalt, doch stand die Osnabrücker Domschule ganz im Schatten der benachbarten [[Münster]]aner Domschule, dem heutigen [[Gymnasium Paulinum (Münster)|Gymnasium Paulinum]]. Griechisch wurde in Osnabrück gar seit dem hohen Mittelalter nicht mehr gelehrt. Die Vermittlung humanistischer Bildung in Osnabrück begann erst, nachdem sie von jenen ehemaligen Münsterschen Schülern angestoßen wurde, die in den 1520er Jahren als Lehrer an der Osnabrücker Domschule tätig wurden, zu einer Zeit, als in anderen deutschen Städten die [[Reformation]] bereits Einzug hielt. Unter den ersten Osnabrücker Humanisten waren auch jene, die später wie der [[Domkaplan]] Johannes Pollius zugleich Wegbereiter der Reformation im Bistum und Stadt Osnabrück wurden. |
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=== Die Domschule in der Reformation === |
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== Geschichte des Gymnasium Carolinum (Osnabrück)== |
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[[Datei:Franz Graf von Waldeck.jpeg|mini|Bischof Franz Graf von Waldeck bricht das katholische Bildungsmonopol]] |
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In Osnabrück begann Bischof [[Franz von Waldeck]] seit 1541 mit einer entschiedenen protestantischen Konfessionspolitik. Nach Vorschrift der Osnabrücker Kirchenordnung von 1543 richtete der weitgehend protestantische Stadtrat in dem zuvor von den Franziskanern verlassenen Barfüßerkloster an der Katharinenkirche, Ostern 1544 eine evangelische Schule ein. Ihr kurzer Erfolg war zunächst durch die Beibehaltung der engen Bindung von Kirche und Schule garantiert. |
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Das Domkapitel vermochte nicht, rechtliche Schritte gegen die Errichtung der Schule zu unternehmen. Seine eigene Lehranstalt führte seit der Einführung der Reformation nur noch ein Schattendasein. Der evangelische Stadtrat verbot den Osnabrücker Bürgern den Besuch der [[katholische Kirche|katholischen]] [[Domschule]]. Deren Schüler kamen fortan nur noch aus dem Osnabrücker Umland. |
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[[Bild:Karolingische-reiterei-st-gallen-stiftsbibliothek_1-330x400.jpg|thumb|left|180px|Karolingische Reiterei]] |
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== Gründung der Domschule (ok) == |
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[[Karl der Große]] wollte die [[Heide|heidnischen]] [[Sachsen]] bekehren und begann die [[Sachsenkriege (Karl der Große)|Sachsenkriege]]. Nach seinem erfolgreichen [[Feldzug]] in [[Sachsen]] [[772]] begann er mit der [[Mission]]ierung. Er gründete mehrere [[Bistum|Bistümer]], darunter [[800]] das Missions[[bistum Osnabrück]]. |
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Diese erste Osnabrücker „Ratsschule“ bestand vier Jahre. Bestärkt durch die große Niederlage der Protestanten im [[Schmalkaldischer Krieg|Schmalkaldischen Krieg]] ging das Osnabrücker Domkapitel in Opposition zum evangelischen Bischof. Nach dem [[Augsburger Interim]] (Mai 1548) widerrief Bischof Franz von Waldeck am 12. Mai 1548 förmlich die Einführung der Reformation. |
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[[804]] soll er für den geistlichen Nachwuchs des jungen Bistums einer zeitgenössischen Gründungsurkunde zufolge eine [[Griechisch]]- und eine [[Latein]]schule an der [[Kathedrale|Domkirche]] in [[Osnabrück]] eingerichtet haben. Die [[Echtheit]] der [[Urkunde]] ist seit langem umstritten. Sie ist vermutlich eine aus echten und hinzugefügten Urkundenteilen bestehende spätere [[Fälschung]] durch den Osnabrücker [[Bischof]] [[Benno II. von Osnabrück|Benno II.]] ([[1068]] bis [[1088]]). Gleichwohl geht die Gründung nach heutiger Kenntnis auf eine Initiative Karls zuurück und heisst zurecht „Carolinum“. |
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=== Simultanschule === |
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== Die Domschule im Mittelalter (ok) == |
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Das bereits erwähnte Augsburger Interim, auf dessen Grundlage das Domkapitel die Rücknahme der Reformation erlangte, wurde schon im [[Passauer Vertrag]] 1552 und schließlich durch den [[Augsburger Religionsfrieden]] 1555 zu Gunsten der Protestanten außer Kraft gesetzt. Um erneuten Reformationsbemühungen wirksam zu begegnen, schloss das Domkapitel mit dem Stadtrat einen Vertrag, dem zufolge die Domschule als bikonfessionelle, so genannte [[Simultanschule]] geführt werden sollte: Evangelische Lehrer wurden zugelassen; der Rat hob das Verbot eines Besuches der Domschule für evangelische Schüler auf. |
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Die Nachrichten über die [[Domschule]] im [[Mittelalter]] sind spärlich. Die Geschichte der Domschule wird eng mit der Osnabrücker [[Kirchengeschichte]] verbunden gewesen sein. So wird mit der Berufung des [[Scholaster]]s der [[Hildesheim]]er Domschule zum [[Bischof]] von Osnabrück, dem bereits genannten Benno II. ([[1085]]-[[1088]]), auch die Osnabrücker Domschule zu neuer Blüte gekommen sein. Erst die Erwähnung des [[Magister]]s Brunigus im Jahre [[1142]] ist jedoch der erste [[Urkunde|urkundlich]] zuverlässige Beleg für die Osnabrücker Domschule. Ihr prominentester Lehrer im Mittelalter war „[[Jordan von Osnabrück]]“, von [[1251]] bis [[1283]] [[Kanoniker]] des Osnabrücker [[Domkapitel]]s und dort [[1254]]/[[1255|55]] als Scholaster belegt. |
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Das Domkapitel ernannte den ehemaligen Leiter der evangelischen Ratsschule im Barfüßerkloster, [[Christian Sleibing|Christian Schleibing]], zum Rektor der Domschule. Dieser wurde von der Verpflichtung zur Teilnahme an den katholischen Gottesdiensten befreit. Er konnte die Schulbücher frei auswählen, musste aber im Unterricht auf die Behandlung kontroverstheologischer Fragen wie Altarsakrament, Auflösbarkeit der Ehe, Rechtfertigungslehre und Zölibatsfragen verzichten. Entsprechend war der Einsatz der Schriften Luthers und anderer Reformatoren im Unterricht verboten. |
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== Die Domschule im Humanismus (ok) == |
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Die [[mittelalter]]liche [[Scholastik]] wurde mit Beginn der [[Neuzeit]] durch das [[Humanismus|humanistische]] [[Bildungsideal]] abgelöst. In dessen Mittelpunkt stand die Beschäftigung mit den [[Antike|antiken]] [[Philosoph]]en und [[Literat]]en. Deswegen wurde im Humanismus [[Griechisch]] nach [[Latein]] zur zweiten [[Gelehrter|Gelehrten]]sprache. In der Domschule wurde Griechisch seit dem hohen Mittelalter jedoch nicht mehr unterrichtet. Der Osnabrücker [[Bürgermeister]] [[Ertwin Ertman]] versuchte anfangs des [[16. Jahrhundert]]s unter Berufung auf die (vermeintlich echte) Gründungsurkunde Karls des Großen erfolglos, dem Humanismus an der Domschule Eingang zu verschaffen. Zwar war die Domschule in Osnabrück für den aus der Umgebung stammenden einfachen [[Klerus]] die einzige Bildungsanstalt, doch stand die Osnabrücker Domschule ganz im Schatten der benachbarten [[Münster (Westfalen)|Münsteraner]] Domschule, dem heutigen [[Gymnasium Paulinum]]. Die Vermittlung humanistischer [[Bildung]] an der Osnabrücker Domschule begann erst, nachdem sie von jenen ehemaligen Münsterschen Schülern angestoßen wurde, die in den [[1520er]] Jahren als Lehrer an der Domschule tätig wurden, zu einer Zeit, als in anderen deutschen Städten die [[Reformation]] bereits Einzug hielt. Unter den ersten Osnabrücker Humanisten waren jene, die später wie der [[Domkaplan]] Johannes Pollius zugleich Wegbereiter der Reformation wurden. |
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Nach 1562 wurden nur noch altkirchliche Rektoren bestellt, der Konrektor und Teile des Lehrerkollegiums waren protestantisch. Die Simultanschule erhielt zusehends eine gewisse altkirchliche Tendenz, deren innere Reform freilich mit dem Abschluss des [[Trienter Konzil]]s 1563 neue Gestalt annahm. |
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== Die Domschule in der Reformation == |
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In Osnabrück begann Bischof [[Franz von Waldeck]] seit 1541 mit einer entschiedenen protestantischen Konfessionspolitik. Nach Vorschrift der Osnabrücker Kirchenordnung von 1543 richtete der weitgehend protestantische Stadtrat in dem zuvor von den Franziskanern verlassenen Barfüßerkloster an der Katharinenkirche, Ostern 1544 eine evangelische Schule ein. Ihr kurzer Erfolg war zunächst durch die Beibehaltung der engen Bindung von Kirche und Schule garantiert, wobei nach der Kirchenordnung bürgerliche und kirchliche Gemeinden als Pfarrgemeinde identisch waren. Ein Rektor, zwei Lehrer und ein Kantor übernahmen den Unterricht. Aus säkularisierten Kirchengütern wurde das gesamte Unternehmen finanziert, so dass der Stadtrat nicht auf das Schulgeld der Zöglinge angewiesen war und die Schüler aus allen Schichten kamen. |
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Im 16. Jahrhundert wurde im Durchschnitt etwa alle viereinhalb Jahre das Rektorat neu besetzt. Unter dem häufigen Wechsel der Schulleitung litt der Schulalltag erheblich. Erst unter dem 1582 berufenen Rektor [[Hermann von Kerssenbrock]] dem Historiker des [[Täuferreich von Münster|Täuferreichs]] (1534–1535) erlangte die Schule wieder größeres Ansehen. Trotz seiner klaren katholischen Ausrichtung hielt er sich an die Vereinbarungen zwischen Stadtrat und Domkapitel. |
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Das Domkapitel beobachtete mit Argwohn und Ratlosigkeit die Entwicklung der höheren Schule im Barfüßerkloster. Es vermochte nicht, rechtliche Schritte gegen die Errichtung der Schule zu unternehmen. Seine eigene Lehranstalt war zusehends heruntergekommen und führte seit der Einführung der Reformation nur noch ein Schattendasein. Der evangelische Stadtrat verbot den Osnabrücker Bürgern den Besuch der katholischen Domschule, infolge dessen deren Schülerzahlen und somit auch Einnahmen sanken. |
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=== Ende des kirchlichen Bildungsmonopols in Osnabrück 1595 === |
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Diese erste Osnabrücker „Ratsschule“ im Barfüßerkloster bestand nur vier Jahre. Bestärkt durch die große Niederlage der Protestanten im [[Schmalkaldischer Krieg|Schmalkaldischen Krieg]] ging das Osnabrücker Domkapitel in Opposition zum evangelischen Bischof und forderte die weitgehende Rücknahme seiner Neuerungen in Stadt und Bistum. Nach dem [[Augsburger Interim]] (Mai 1548) war auch die Kirchenordnung des Stadtrates nicht mehr aufrecht zu halten. Bischof Franz von Waldeck widerrief am 12. Mai 1548 förmlich die Einführung der Reformation. Protestantische Prediger wurden entlassen, der katholische Gottesdienst wieder hergestellt, die Ratsschule im Barfüßerkloster geschlossen. |
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Trotz der verheißungsvollen Entwicklung der Simultanschule verfolgte der protestantische Stadtrat seit Kerssenbrocks Amtszeit erneut Pläne für eine eigene höhere Schule (1583). Die Berufung des dezidiert katholischen Rektors [[Matthäus Timpe]] 1595 bis 1608 ließ der protestantischen Stadtrat nicht zögern, die bisherige Pfarrschule an St. Marien am 16. Oktober 1595 als „Gymnasium Senatorium“, als „[[Ratsgymnasium Osnabrück|Ratsgymnasium]]“, förmlich zu eröffnen. Damit war das Bildungsmonopol des Domkapitels in Osnabrück gebrochen. |
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Das Domkapitel klagte vor dem bischöflichen Gericht. Es berief sich auf die Gründung einer „schola Osnabrugensis“ durch Karl den Großen im Jahre 804 und leitete davon ab, einzig berechtigt zu sein, eine höhere Schule in Osnabrück unterhalten zu dürfen. Nach Appellation an das Reichskammergericht verlief der „Osnabrücker Schulprozess“ während der Wirren des [[Dreißigjähriger Krieg|Dreißigjährigen Krieges]] (1618–1648) im Sande. |
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Aus Sicht des Domkapitels war es höchste Zeit, den inzwischen erworbenen schlechten Ruf der Domschule wettzumachen. Angesichts leerer Kassen war es jedoch unmöglich, prominente und qualifizierte Schulleiter zu berufen. So konnte es noch 1550 zu jener zweifelhaften Karriere des Rektors Hermann Steinhaus kommen, der seinen Nachnamen gräzisierte und sich Lithodius nannte: Ein von ihm verfasstes lateinisches Gedicht enthielt derartig viele Grammatikfehler, dass er freiwillig den Schuldienst quittierte und Arzt wurde. |
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Die Berufung auf den Schulgründer brachte der Domschule in diesen Jahren den Namen „Schola Carolina“, „Gymnasium Carolinum“ bzw. „Karolingisches Gymnasium“ ein, der sich in den nächsten Jahren etablierte. |
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== Friedliche Koexistenz der Konfessionen in der Simultanschule == |
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Das bereits erwähnte Augsburger Interim, auf dessen Grundlage das Domkapitel die Rücknahme der Reformation erlangte, wurde schon im Passauer Vertrag 1552 und schließlich durch den Augsburger Religionsfrieden 1555 zu Gunsten der Protestanten außer Kraft gesetzt. Damit waren auch in Osnabrück wieder reformatorische Bemühungen zu erwarten. Um einem erneuten Desaster wirksam zu begegnen, wieder eine Schule ohne die genügende Anzahl von Schülern finanziell unterhalten zu müssen, schloss das Domkapitel mit dem Stadtrat einen Vertrag, dem zufolge die Domschule als bikonfessionelle, sog. Simultanschule geführt werden sollte. D.h., es wurden evangelische Lehrer zugelassen; dafür hob der Rat das Verbot eines Besuches der Domschule für evangelische Schüler auf. Dem Rat kam diese Regelung schon deswegen entgegen, weil er im Zuge des Augsburger Interims auch die bereits säkularisierten kirchlichen Besitzungen an den Bischof abtreten musste. Somit war er nicht mehr in der Lage, eine eigene Schule zu finanzieren. |
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Das Domkapitel ernannte den ehemaligen Leiter der evangelischen Ratsschule im Barfüßerkloster, Christian Schleibing, zum Rektor der Domschule. Schleibing wurde von der Verpflichtung zur Teilnahme an den katholischen Gottesdiensten im Dom befreit. Er konnte die Schulbücher frei auswählen, musste aber im Unterricht auf die Behandlung kontroverstheologischer Fragen wie Altarsakrament, Auflösbarkeit der Ehe, Rechtfertigungslehre und Zölibatsfragen verzichten. Entsprechend war der Einsatz der Schriften Luthers und anderer Reformatoren im Unterricht verboten. |
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Schleibing blieb der einzige streng evangelische Rektor an der Osnabrücker Simultanschule. Nach seiner Berufung als Prediger an St. Katharinen 1562 wurden altkirchliche Rektoren bestellt, während dafür aber der Konrektor und Teile des Lehrerkollegiums protestantisch waren. Somit erhielt die Simultanschule nach außen hin eine gewisse altkirchliche Tendenz, deren innere Reform freilich mit dem Abschluss des Trienter Konzils 1563 zusehends neue Gestalt annahm. |
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Im 16. Jahrhundert wurde an der Domschule insgesamt 22 mal, also im Durchschnitt etwa alle viereinhalb Jahre, das Rektorat neu besetzt. Unter dem häufigen Wechsel der Schulleitung litt der Schulalltag erheblich. Erst unter dem 1582 berufenen Rektor Hermann von Kerssenbrock erlangte die Schule wieder größeres Ansehen. Er hatte sich in Münster (1566-1573/4) nicht nur als Historiker des Wiedertäuferreichs (1534-1535) hervorgetan, sondern führte am Paulinum auch den Katechismus des Jesuiten Petrus Canisius ein, einer der meistverlegten Katechismen in Deutschland. Trotz seiner klaren katholischen Ausrichtung zählte Kerssenbrock nicht zu den religiösen Eiferern, sondern hielt sich an die Vereinbarungen zwischen Stadtrat und Domkapitel. Klagen über ihn wurden nicht aktenkundig. Im Gegenteil: Als er nach dreijähriger Tätigkeit verstarb, widmeten ihm seine Schüler ein in feinen lateinischen Versen abgefasstes Gedicht. Kerssenbrock zählte zu den Ersten, die der Osnabrücker Domschule aus ihrer Bedeutungslosigkeit heraushalfen und ihr großes Ansehen verschafften. |
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=== Vom humanistischen Gymnasium zur Jesuitenuniversität === |
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== Ende des kirchlichen Bildungsmonopols in Osnabrück 1595 == |
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[[Datei:Eitel Fridrich Grav zu Zollern.tif|mini|Kardinal Eitel Friedrich von Hohenzollern, der den Jesuiten das Gymnasium Carolinum übertrug]] |
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Trotz der verheißungsvollen Entwicklung der [[Simultanschule]] verfolgte der protestantische Stadtrat seit Kerssenbrocks Amtszeit erneut Pläne für eine eigene höhere Schule (1583). Trotz des Erstarkens der römisch-katholischen Kirche fehlte es dem Domkapitel an dem nötigen Mut, sich gegen die Macht der protestantischen Minorität im eigenen Gremium durchzusetzen. Immerhin hatte es nicht gezögert, dezidiert katholische Rektoren zur Leitung der Simultanschule zu bestellen. Ostern 1595 berief das Kapitel [[Matthäus Timpe]] zum Rektor (bis 1608). Timpe kam aus dem katholisch gebliebenen Köln, und setzte sich sofort dem Verdacht aus, Jesuit zu sein. Im Einvernehmen mit dem Domkapitel ließ er alle evangelischen Lehrer durch Katholiken ersetzen. Das friedliche Nebeneinander der Konfessionen war empfindlich gestört. Nun zögerte seinerseits der protestantische Stadtrat nicht, die bisherige Pfarrschule an St. Marien am 16. Oktober 1595 als „Gymnasium Senatorium“, als „Ratsgymnasium“, förmlich zu eröffnen. |
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Erste Absolventen der von [[Jesuiten]] geleiteten deutschen [[Priesterausbildung]]sstätte in Rom, dem [[Collegium Germanicum]], hatten in Osnabrück eine allmähliche Besinnung auf altkirchliche Traditionen hervorgerufen und das Domkapitel in Osnabrück ermutigt, entschiedener für ihren Glauben und ihre Konfession einzutreten. |
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Es konnte unmöglich in der Absicht des Osnabrücker Domkapitels liegen, der Errichtung einer Konkurrenz zur eigenen Schule tatenlos zuzusehen. |
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Getrieben von Existenzsorgen, klagte das Domkapitel vor dem bischöflichen Gericht. Es berief sich auf die Gründung einer „schola Osnabrugensis“ durch Karl den Großen im Jahre 804 und leitete davon ab, einzig berechtigt zu sein, eine höhere Schule in Osnabrück unterhalten zu dürfen. 1603 hatte sich erwartungsgemäß der protestantische Osnabrücker Bischof Philipp Sigismund von Braunschweig-Lüneburg für den Fortbestand des Ratsgymnasiums ausgesprochen. Daraufhin appellierte das Domkapitel an das Reichskammergericht. Dort verlief der Schulprozess während der Wirren des Dreißigjährigen Krieges (1618-1648) im Sande; durch die Friedensverhandlungen in Münster wurde der Prozessgegenstand obsolet. |
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Mit der Gründung des Ratsgymnasiums 1595 aber war das Bildungsmonopol des Domkapitels in Osnabrück endgültig gebrochen. Die Berufung auf den Schulgründer brachte der Domschule in diesen Jahren den Namen „Schola Carolina“, „Gymnasium Carolinum“ bzw. „Karolingisches Gymnasium“ ein, der sich in den nächsten Jahren etablierte. |
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[[Datei:OS-Gymnasialkirche.JPG|mini|links|185px|Gymnasialkirche]] |
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== Vom humanistischen Gymnasium zur Jesuitenuniversität == |
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1623 wurde mit Kardinal [[Eitel Friedrich von Hohenzollern (1582–1625)|Eitel Friedrich von Hohenzollern]] erstmals seit Jahrzehnten wieder ein Katholik zum Bischof von Osnabrück gewählt. Eitel Friedrich betrieb beim Domkapitel den Vorschlag, das Carolinum den [[Jesuiten]] zu übergeben. Am 23. Dezember 1624 stimmte das Domkapitel dem bischöflichen Vorschlag zu. Am 9. April 1625 kamen die ersten Jesuiten nach Osnabrück. Ihnen wurde die Paulskirche am [[Dom St. Peter (Osnabrück)|Osnabrücker Dom]] (heute als „[[Kleine Kirche (Osnabrück)|Gymnasialkirche]]“ bekannt) und zwei angrenzende Häuser überlassen. Am 21. April 1625 nahmen die Jesuiten mit den ersten 40 Schülern den Unterricht auf. |
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[[Datei:FranzWilhelmvonWartenberg.jpg|mini|Kardinal Franz Wilhelm von Wartenberg, der 1629 bzw. 1632 die Jesuitenuniversität Osnabrück gründete]] |
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Doch im gleichen Jahr starb Bischof Eitel Friedrich von Hohenzollern unerwartet (19. September 1625). Für das Carolinum war die Wahl des Wittelsbachers Franz Wilhelm von Wartenberg zu seinem Nachfolger am 27. Oktober 1625 ein großes Glück. So wie einerseits sein Name mit der rigorosen und zum Teil mit aller Härte durchgeführten „Gegenreformation“ in Osnabrück in Verbindung gebracht wird, so hat Wartenberg umgekehrt das Carolinum in einer Weise persönlich gefördert, wie kaum ein Bischof zuvor. |
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Nachdem die zwischenzeitlich im Zuge des [[Dreißigjährigen Krieges]] vom protestantischen Stadtrat herbeigerufenen dänischen Truppen 1626 wieder aus Osnabrück abgezogen waren, verfolgte der neue Bischof zielstrebig den Ausbau der Jesuitenniederlassung. Bei der förmlichen Besitznahme seines Bistums 1628 hatte Wartenberg den Jesuiten das verlassene Augustinerkloster am Neumarkt übergeben und zugleich durch Stiftungen die finanziellen Voraussetzungen für die Errichtung eines Kollegs geschaffen. Gleichzeitig ließ Wartenberg das Ratsgymnasium schließen und enthob dessen Lehrer und ebenso die protestantischen Pfarrer ihrer Ämter. Das Carolinum aber gedachte Wartenberg zur Universität auszubauen. Es war seinen hervorragenden Kontakten zu und seiner großen Wertschätzung an der römischen Kurie zu verdanken, dass der Papst – ungeachtet der strengen römischen Auflagen – zügig die Universitätsprivilegien für Osnabrück ausstellte (22. August 1629). In kurzem Zeitabstand folgte auch die kaiserliche Stiftungsurkunde (20. Februar 1630). |
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Im November 1629 konzentrierten sich die Jesuiten auf den Ausbau und die Eröffnung ihres Kollegs und der „Academia Carolina Osnabrugensis“. Am Festtag der Osnabrücker Bistumspatrone Crispin und Cripinian, am 25. Oktober 1632, wurde die Universitätseröffnung „inszeniert“. |
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Schon ein Jahr nach ihrer Eröffnung wurde die Universität im September 1633 geschlossen, weil im Zuge des 30-jährigen Krieges schwedische Truppen Osnabrück besetzten. Die wertvollsten Stücke des Kirchensilbers wurden vergraben; Wartenberg, sein [[Weihbischof]] und die Jesuiten flohen aus Osnabrück; die Schweden beschlagnahmten das Jesuitenkolleg. Das Domkapitel stellte einen Schulmeister an, der während der schwedischen Besatzung katholischen Unterricht erteilte. Unter dem Schutz der Schweden, die bis 1650 in Osnabrück blieben, konnte schon 1634 das Ratsgymnasium wieder eröffnet werden, das seitdem ununterbrochen in Osnabrück als evangelische Schule besteht. |
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Für das Carolinum war die Wahl des [[Wittelsbach]]ers [[Franz Wilhelm von Wartenberg]] am 27. Oktober 1625 ein großes Glück. Sein Name ist bis heute mit der mit aller Härte durchgeführten „Gegenreformation“ in Osnabrück verbunden. 1626 verfolgte er zielstrebig den Ausbau der Jesuitenniederlassung in Osnabrück. 1628 übergab er ihnen das verlassene [[Augustinerkloster Osnabrück|Augustinerkloster am Neumarkt]] schuf die finanziellen Voraussetzungen für die Errichtung eines Kollegs. Gleichzeitig ließ Wartenberg das Ratsgymnasium schließen. |
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== Das Carolinum im 17. und 18. Jahrhundert == |
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Nachdem Wartenberg 1650, zwei Jahre nach Ende des Dreißigjährigen Krieges, in sein Bistum zurückgekehrt war, bat er umgehend den Rektor des Jesuitenkollegs in Münster, für die dringend zu leistende Seelsorge einige Patres nach Osnabrück zu entsenden. Schon Weihnachten (1650) waren die ersten drei Jesuiten in der Diözese Osnabrück tätig; im September 1652 gründeten sie eine eigene Jesuitenniederlassung in der Stadt Osnabrück. Vier Jahre später (1656) wurde das Carolinum den Jesuiten vom Domkapitel erneut zur Leitung feierlich übergeben. 1673 wurde von ihnen der erste Schulzweckbau des Carolinums fertiggestellt, vor dessen Eingangsbereich eine Karlsstatute aufgestellt wurde. Ein neues Wohngebäude für die Patres wurde 1681 bis 1682 gebaut und erst 1806 abgerissen. Der noch heute sog. Klosterflügel wurde 1684 errichtet und 1703 durch einen Anbau ergänzt. |
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Auf Beschluss des Westfälischen Friedensvertrags wechselten sich nach dem Tode von Bischof Wartenberg im 17. und 18. Jahrhundert je ein katholischer und ein protestantischer Bischof ab. Erstaunlicherweise blieb das bis 1773/74 von Jesuiten geleitete Carolinum während der Herrschaft eines evangelischen Bischofs meist unbehelligt von Anfeindungen. Nur wenn ein Katholik Bischof von Osnabrück war, befürchtete der evangelische Stadtrat zu Unrecht eine Übervorteilung der Jesuiten und wandte sich mit Protesten und Eingaben an die Herzöge von Braunschweig-Lüneburg, deren Haus den protestantischen Bischof von Osnabrück stellte. |
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Bis zur Aufhebung des Jesuitenordens durch Papst Clemens XIV. (1769-1774), wirkten die Jesuiten als Lehrer am Gymnasium Carolinum. Sie garantierten gut 130 Jahre lang modernsten Unterricht in Osnabrück. Das Carolinum blieb, auch wenn vereinzelt protestantische Schüler zu verzeichnen sind, die katholische Lehranstalt in Osnabrück, neben dem seit 1634 wiederbegründeten Ratsgymnasium. Über 600 Jesuitenpatres waren in Osnabrück als Lehrer tätig. Sie blieben im Durchschnitt kaum länger als vier Jahre in Osnabrück, bevor sie daraufhin einer anderen Tätigkeit in der Norddeutschen Jesuitenprovinz nachgingen. |
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Während des Siebenjährigen Krieges diente das Kolleg durchziehenden französischen, englischen und hannoverschen Truppen als Quartier. Eine Gefahr für den Fortbestand des Gymnasiums aber brachte erst die Aufhebung des Jesuitenordens. Die päpstliche Aufhebungsbulle ermöglichte es den Jesuiten, immerhin bis 1781 als Weltgeistliche weiterhin als Lehrer tätig zu bleiben. Zuvor beschloss das Domkapitel 1778, den Unterricht am Carolinum dem Franziskanerorden anzuvertrauen, der den Ruf hatte, verstärkt Naturwissenschaften zu lehren. Die Beschwerde des – während der Herrschaft eines protestantischen Bischofs für Osnabrück zuständigen – katholischen Metropoliten aus Köln, Kurfürst-Erzbischof Maximilian Friedrich von Königsegg, gehörte zu jenen durchschaubaren Absichten, kurfürstlichen Einfluss in Osnabrück geltend zu machen, ohne dass tatsächlich irgendein Rechtsanspruch abzuleiten war. Die Osnabrücker Domschule war und blieb bis 1803 eine Schule des Domkapitels. |
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Es war Wartenbergs hervorragenden Kontakten und seiner großen Wertschätzung an der römischen Kurie zu verdanken, dass der Papst zügig das Jesuitengymnasium zur Universität erhob (22. August 1629). In kurzem Zeitabstand folgte auch die kaiserliche Bestätigung (20. Februar 1630). Im November 1629 begann offiziell der Lehrbetrieb; die Eröffnung der „Academia Carolina Osnabrugensis“ erfolgte am 25. Oktober 1632. Schon ein Jahr später im September 1633 wurde die [[Jesuitenuniversität]] geschlossen, weil im Zuge des [[Dreißigjähriger Krieg|Dreißigjährigen Krieges]] schwedische Truppen Osnabrück besetzten. Die wertvollsten Stücke des Kirchensilbers wurden vergraben; Wartenberg, sein [[Weihbischof]] und die Jesuiten flohen aus Osnabrück. Das Domkapitel stellte einen Schulmeister an, der während der schwedischen Besatzung katholischen Unterricht erteilte. Unter dem Schutz der Schweden, die bis 1650 in Osnabrück blieben, konnte schon 1634 das Ratsgymnasium wieder eröffnet werden, das seitdem als evangelische Schule besteht. |
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== Katholisches Gymnasium unter staatlicher Aufsicht im 19. Jahrhundert == |
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1781 kamen die Franziskaner nach Osnabrück, übernahmen aus der Hand des Domkapitels die Leitung des Carolinums und vermittelten auch für Außenstehende den Eindruck, moderne Unterrichtsmethoden anzuwenden und auch neue Fächer anzubieten. Dennoch standen schwere Zeiten bevor. Zwischen Aufhebung des Jesuitenordens (1773/74) und der Säkularisation (1801/03) drohte dem Carolinum ein jähes Ende. 1795 wurden noch 81 Schüler gezählt, 1801 gingen 47 Schüler zum Carolinum und 1801 nur noch 37 Schüler. Die Franziskaner konnten kaum für diese Misere verantwortlich gemacht werden. Ein vergleichbarer Rückgang war auch am Ratsgymnasium zu verzeichnen. Weil beide Schulen nicht mehr überlebensfähig waren, entwarf die Königliche Organisationskommission, 1801 von der hannoverschen Regierung mit der Schulaufsicht betraut, den Plan, Ratsgymnasium und Carolinum zu einem „gymnasio mixto“ zu vereinigen. Die Durchführung des Planes, der 1812 noch einmal ernsthaft erwogen wurde, scheiterte an der Besetzung Osnabrücks 1803-1806 und erneut 1811-1813 durch französische Truppen im Zuge der Napoleonischen Kriege. Die Gebäude der Schule und des Franziskanerklosters dienten als Magazine für Getreide, Heu und Stroh. Ein Teil des Kollegiums wurde derart in Mitleidenschaft gezogen, dass sein Abriss 1806 unvermeidlich wurde. |
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Nach dem Wiener Kongress (1815) war es u.a. das Verdienst des in Osnabrück residierenden Weihbischofs Carl Clemens von Gruben, dass das Carolinum als katholische Schule bestehen bleiben konnte. Gruben übernahm den Vorsitz einer eigens eingerichteten Schulkommission, die sich zwar nicht vollständig eines Einflusses der Hannoverschen Schulaufsichtsbehörden entziehen konnte, aber in ideologischer Nähe zu kirchlichen Verwaltungsstrukturen und somit auch im neu errichteten Bistum Osnabrück blieb. Das 1802 aufgelöste Osnabrücker Domkapitel – bis dahin Schulträger – kam auch nach seiner Neueinrichtung im Jahre 1858 als Schulträger für das Carolinum nicht mehr in Frage. |
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Der Übergang des von Franziskanern geführten Gymnasiums unter der Aufsicht des Domkapitels zum katholisch-kirchlichen Gymnasium unter Aufsicht einer bischöflichen Schulkommission (seit 1818) war fließend. Er kulminierte in der Person der Rektors Marcellinus Georgi (1773-1843), der von 1820 bis 1843 die Schulleitung inne hatte. In seine Ägide fiel die Einführung der Maturitätsprüfung, des später sogenannten Abiturs, im Jahre 1830. Das Carolinum blickt noch heute mit Stolz auf einen der ersten vier Abiturienten des Jahres 1830 zurück: Ludwig Windthorst (1812-1891; seit 1867 Reichstagsabgeordneter), einer der Gründer und langjährige Vorsitzende der katholischen Zentrumspartei. Er wurde schon während des Kulturkampfes wegen seiner kleinen gedrungenen Erscheinung und wegen seines ungebrochenen Widerstandes gegen die antikatholische Politik der preußisch geprägten Reichsregierung als der „kleine große Gegner“ von Reichskanzler Otto Fürst von Bismarck gefeiert. |
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Direktor Georgi belebte auch die von den Jesuiten begründete Karlstradition. Er bezeichnete das „Carolinische Gymnasium zu Osnabrück“ – wie selbstverständlich – als die wohl „älteste Schulanstalt in Westfalen“ und zitierte kommentarlos in der Schulordnung von 1822 den Auszug aus der Urkunde von 804 über die Schulgründung durch Karl den Großen. Seit Georgis Nachfolger, Balthasar Nordheider (1843-1855), ist die am 28. Januar jährlich stattfinde Karlsfeier belegbar. Auf Nordheider geht die bis heute gültige und nur im Einzelnen modifizierte Grundform der Karlsfeier zurück: Schulgottesdienst und anschließender Schulakt. |
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Die Schulkommission, deren Vorsitzende zunächst die Weihbischöfe in Osnabrück und seit Neuerrichtung des Bistums Osnabrück von 1858 bis 1885 die Bischöfe von Osnabrück selbst waren, bestellte bis 1884 nur katholische Priester zu Schulleitern, von denen Bernhard Höting (1859-1867 Schulleiter) von 1882 bis 1898 selbst Bischof von Osnabrück war. Das Carolinum war und blieb ein – freilich kirchlich beaufsichtigtes und geführtes – Gymnasium für das katholische Bürgertum der Stadt Osnabrück sowie die katholische Landbevölkerung aus dem unmittelbaren Umland und dem protestantischen Norden. Das Carolinum war keine Eliteschule, sondern zentrale und konkurrenzlose Bildungsstätte für eine weit über die Stadtgrenzen hinausreichende Wertegemeinschaft. Bis 1885 bestand die Schulkommission in Osnabrück; sie wurde durch eine Verfügung des Königlichen Unterrichtsministeriums und Provinzial-Schulkollegs in Hannover aufgehoben. Diese einschneidende Verfügung veränderte den katholischen Charakter des Carolinums nicht. Allenfalls wurde das Carolinum weitestgehend im Einvernehmen zwischen Kirche und Staat entklerikalisiert. Mit welcher Rücksichtnahme die Aufhebung der Schulkommission erfolgte, demonstriert die Tatsache, dass die Schulkommission erst nach der Beendigung des Kulturkampfes und noch vor der Einführung der Staatlichen Schulaufsicht in Preußen aufgehoben wurde. |
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Zu den ungeschriebenen Kapiteln der Geschichte des Carolinums gehört die Geschichte der Schüler. Diese waren, wenn sie in die drei oberen Klassen kamen, in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts in Schülerverbindungen organisiert. Sie praktizierten und pflegten mit allem Brimborium die Traditionen der im 19. Jahrhundert an den Universitäten verbreiteten Studentenverbindung. Die „organisierten“ Schüler wählten ihre Chargierten (offizielle Vertreter bzw. Vorsitzende), die die Kommerse, insbesondere den jährlichen Karlskommers leiten durften. Die Kommersteilnehmer zogen, egal ob Nichtraucher oder Raucher, mit einer Pfeife ausgerüstet, nach den offiziellen Kommersen in der Schule in einer Wagenkolonne vom Carolinum durch die Stadt am Johannestor hinaus zum sog. „Oeseder Weghaus“, wo ein inoffizieller Kommers „geschlagen“ wurde. In bierseliger Laune wurden Lieder gesungen und Reden gehalten, und selbst gedichtete Verse vorgetragen. |
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== Das Carolinum im |
=== Das Carolinum im 17. und 18. Jahrhundert === |
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1650 waren die ersten drei Jesuiten in der Diözese Osnabrück tätig; im September 1652 gründeten sie eine eigene Jesuitenniederlassung in der Stadt Osnabrück. Vier Jahre später (1656) wurde das Carolinum den Jesuiten vom Domkapitel erneut zur Leitung übergeben. 1673 wurde der erste Schulzweckbau des Carolinums fertiggestellt. |
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Das Gymnasium Carolinum entwickelte sich im Kaiserreich trotz des Kulturkampfes zu einer ansehnlichen Schule, die hinsichtlich des Bildungsniveaus durchaus mit dem Ratsgymnasium Schritt halten konnte. Verschiedentlich haben Lehrer des Carolinums die gedruckten jährlichen „Schulprogrammen“, die die üblichen Schulnachrichten über die Zusammensetzung der Schulklassen und die Lehrinhalte enthalten, durch ihre wissenschaftlichen Beiträge bereichert. Anders als erwartet werden könnte, waren hier nicht nur die Altphilologen mit der Interpretatio-nen griechischer oder römischer Autoren zu Worte gekommen, sondern wiederholt Naturwissenschaftler. Das zeugt von einem sehr ausdifferenzierten hohen Bildungsniveau, das aufgeschlossen war für die modernen Fächer. |
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Das Karlsgedächtnis wurde im Rahmen der 1100-Jahr-Feier im Jahre 1904 besonders lebendig. Auf einer Schulfahne, die von Schülern dem Carolinum geschenkt worden war, ist Karl neben Kaiser Wilhelm II. auf der Vorderseite abgebildet worden. Ein vergleichbares „Bildprogramm“ gab es bereits bei den Jesuiten, die 1632 Bischof Wartenberg und Karl den Großen verglichen und zuletzt 1822, als Rektor Marcellinus Georgi in seinem „Segenswunsch“ Karls des Großen und des englisch-hannoverschen König Georg IV. als den „Wiederhersteller des Carolinums“ gedachte. |
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Auf Beschluss des Westfälischen Friedensvertrags wechselten sich nach dem Tode von Bischof Wartenberg im 17. und 18. Jahrhundert je ein katholischer und ein protestantischer Bischof ab. Erstaunlicherweise blieb das bis 1773/74 von Jesuiten geleitete Carolinum während der Herrschaft eines evangelischen Bischofs meist unbehelligt von Anfeindungen. Nur wenn ein Katholik Bischof von Osnabrück war, befürchtete der evangelische Stadtrat oft zu Unrecht eine Übervorteilung der Jesuiten und wandte sich mit Protesten und Eingaben an die Herzöge von Braunschweig-Lüneburg, deren Haus den protestantischen Bischof von Osnabrück stellte. |
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== Zwischen den Weltkriegen und während des Zweiten Weltkriegs == |
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Bis zur Aufhebung des [[Jesuitenorden]]s durch Papst [[Clemens XIV.]] wirkten die Jesuiten als Lehrer am Gymnasium Carolinum. Das Domkapitel beschloss 1778, den Unterricht am Carolinum dem Franziskanerorden anzuvertrauen, der den Ruf hatte, verstärkt Naturwissenschaften zu lehren. |
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Der Erste Weltkrieg (1914-1918) ging auch am Carolinum nicht spurlos vorüber. Schulklassen wurden vorzeitig ins Abitur geschickt und meldeten sich freiwillig zum Kriegsdienst. Von der Euphorie, mit der ganz Deutschland in den Krieg zog, blieb das Carolinum nicht verschont. Der Schock über den verlorenen Krieg führte auch am Carolinum zur Besinnung. Die Schule und auch die ehemaligen Schüler erinnerten sich der weit zurückreichenden Tradition des Carolinums und schlossen sich schon 1920 zu einem Verein zusammen, dem sogenannten „Carolingerbund“. Dieser Zusammenschluss entsprach durchaus dem Zeitgeist, denn nach dem Ersten Weltkrieg war in ganz Deutschland die Bündische Jugend entstanden, darunter etwa der dem Alkoholgenuss abschwörende „Quickborn“ oder der von Jesuiten geführte Bund „Neudeutschland“. Die Gründung des Carolingerbundes war die Antwort einiger führender Carolinger, wie Gründungsmitglied Ludwig Schirmeyer, auf die Herausforderungen der Zeit. Der Carolingerbund, der für seine geselligen Veranstaltungen Elemente der Studentenverbindungen des vorhergegangenen 19. Jahrhunderts adaptierte und sich immer wieder in den Dienst der Traditionspflege des Carolinums stellte, wurde und blieb bis heute das Bindeglied der ehemaligen Schüler zu ihrer Schule. |
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Bei aller Verdrossenheit und Unzufriedenheit über die gesamtpolitische Lage angesichts des verlorenen Ersten Weltkrieges, der hohen Reparationsforderungen der Alliierten oder gar der ungeliebten Weimarer Verfassung von 1919 bot der Carolingerbund Lehrern und ehemaligen Schülern des Carolinums Zugehörigkeitsgefühl und geistige Heimat. Immerhin aber verpflichtete sich die Schule schon, die Schüler zur Demokratie zu erziehen. Dieses erschien angesichts der starken nationalen Töne im Nachhinein als ein halbherziges Unterfangen, denn auch am Carolinum konnten viele Lehrer, die ihre Sozialisierung in der Kaiserzeit erfahren hatten, nur wenig mit parlamentarischer Demokratie anfangen. Der Verfassungstag (11. August 1919) wurde immerhin noch 1932 als jenes Tages gedacht, der den Deutschen Freiheit und Gerechtigkeit gebracht habe. Einzig die Mitglieder der Schülerverbindung hielten in diesen Jahren die Erinnerung an Karl den Großen wach und feierten jährlich ihren Karlskommers. |
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Auch wenn das Carolinum längst eine staatliche Schule war, so hatte es in der Weimarer Republik weiterhin die ideologische Nähe zum benachbarten Bischof gesucht. Immerhin war das Carolinum ja weiterhin die katholische und das Ratsgymnasium die evangelische Schule vor Ort. In den Schulverhältnissen kristallisierte sich das Nebeneinander der Konfessionen in Osnabrück. Wöchentliche Schulgottesdienste, katholischer Religionsunterricht, Exerzitien für die Abiturklassen u. a. gehörten wie selbstverständlich zum Schulalltag, ohne dass darum großes Aufsehen gemacht worden wäre. |
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Das reichte kaum aus, um das Carolinum deswegen schon zu einem Hort des katholischen Widerstands gegen den 1933 in ganz Deutschland aufkommenden Nationalsozialismus machen. Immerhin aber können Momente der Resistenz ausgemacht werden. |
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Im Übrigen wurden am Carolinum die üblichen Schulversammlungen und Fahnenappelle wie an jeder anderen Schule auch durchgeführt. In den Klassenzimmern wurde neben das Kreuz ein Foto von Adolf Hitler aufgehängt. Die „Hitler-Jugend“ (HJ) war nicht ganz so stark vertreten, wie an anderen Schulen, auch gab es aus Sicht der Nationalsozialisten „politisch unzuverlässige“ Lehrer, also Lehrer, die bekanntermaßen in Gegnerschaft zum Nationalsozialismus standen. |
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Das Carolinum teilte weitgehend das Schicksal mit anderen Schulen. Der Entkonfessionalisierung folgte die Entchristlichung, was sich an der Entfernung des religiösen Bilderschmucks oder der versuchten Abschaffung des Religionsunterrichts ausdrückte. Der gesamte Lehrstoff wurde den nationalsozialistischen Erziehungszielen untergeordnet. Alle Beteiligten verhielten sich im wesentlichen Systemimmanent: Schulleiter und Lehrer wollten ihre Stellung behalten und Schüler wollten das Klassenziel erreichen und irgendwann Abitur machen. |
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Dennoch wurde dem „katholischen“ Carolinum unter den Nazis sein von 1927 bis 1932 geführter Titel einer „Lehranstalt von besonderer Bedeutung“ nicht mehr zugebilligt. Andere Osnabrücker Schulen wurden statt dessen in diesen Stand versetzt, womit immerhin auch besondere finanzielle Zuwendungen verbunden waren, die die Nazis dem Carolinum nicht mehr gönnten. |
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Der Schulunterricht während des Zweiten Weltkriegs bedeutete neue Opfer für die Schule. Lehrer wurden zur Wehrmacht eingezogen und die Abiturienten wurden klassenweise an die Front geschickt und konnten mit einem Notabitur bereits vorzeitig die Schule verlassen, bevor auch sie im Krieg verheizt wurden. |
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Als die Kriegsschauplätze weit in das innere Deutschlands hineinreichten, die Frontlinien durch Deutschland führten und im Luftkrieg die deutschen Städte Ziel von Bombenangriffen wurden, gab es in Deutschland mit Erlass vom 1. November 1940 für die zum Luftnotstands-gebiet erklärten Regionen die Vorschrift der „Kinderlandverschickung“. Osnabrück galt seit 1943/44 als gefährdet. Um die Osnabrücker Schüler dennoch möglichst nahe am Heimatort zu lassen, wurde im Dezember 1943 vom Oberbürgermeister verfügt, Melle, Wittlage und Bersenbrück als Aufenthaltsorte der Kinder vorzusehen. Der NSDAP-Gauleiter durchschaute die Absicht des Oberbürgermeisters, die Schüler nicht allzuweit vom Elternhaus zu entfernen. Er verschärfte deswegen die Vorschriften für die Osnabrücker Schulen und drängte auf die Kinderlandverschickung der Schüler des Carolinums nach Holland. Nur so sah der Gauleiter garantiert, die Ausbildung der schulpflichtigen Kinder ganz in die Erziehungsmethoden der NS-Lager zu stellen. Diese bestanden u. a. darin, den Religionsunterricht und Gottesdienstbesuch zu verweigern sowie die Kinder politisch zu indoktrinieren. Nicht ohne erhebliche Spannungen in Kauf zu nehmen, lehnte die Elternversammlung die Anordnung des Gauleiters zur Kinderlandverschickung ab. Als Begründung wurde u.a. auch die in den Lagern fehlende christliche Erziehung angegeben. Von 382 Eltern entschieden sich nur 12 für die Kinderlandverschickung. So gaben die staatlichen Stellen nach und die Kinder wurden – wie ursprünglich vorgesehen – in Melle, Bersenbrück und Kloster Oesede zur Schule geschickt. |
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Schlagwortartig kann festgehalten werden: Am Carolinum gab es während des „Dritten Reiches“ Anpassung, Zurückhaltung, innere Emigration und Widerstand. |
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=== Katholisches Gymnasium unter staatlicher Aufsicht im 19. Jahrhundert === |
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== Das Carolinum nach dem Zweiten Weltkrieg == |
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[[Datei:Ludwig windthorst.jpg|mini|[[Ludwig Windthorst]] (1812–1891), 1830 einer der ersten vier [[Abitur]]ienten am Carolinum]] |
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Am 13. September 1944 und 25. März 1945 wurden jeweils verschiedene Gebäudeteile des Carolinums durch Bomben getroffen. Mit der Zerstörung des Carolinums ging nach der zwölf Jahre andauernden NS-Herrschaft das moralische Ende Deutschlands einher. Der bedingungslosen Kapitulation am 8. Mai 1945 folgten die Besatzungsherrschaft der alliierten Siegermächte und die deutsche Teilung. Wie überall im Lande galt es nun zum Wiederaufbau zu schreiten. Angesichts des Mangels an Arbeitskräften wurden selbst die Schüler der oberen Klassen stundenweise zur Beseitigung des Bauschutts herangezogen. Bis Herbst 1946 konnten sieben Klassenräume fertiggestellt werden. Im gleichen Winter wurde das Dach behelfsmäßig abgedeckt. Bis November 1947 wurden 26.800 Zentner Schutt beseitigt und rund 110.000 Steine für ihre Wiederverwendung bearbeitet. Erst am 9. November 1950 konnte die Gymnasialkirche eingeweiht werden. |
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1781 kamen die [[Franziskaner (OFM)|Franziskaner]] nach Osnabrück. 1801 wurde die „Königliche Organisationskommission“ von der hannoverschen Regierung mit der Schulaufsicht betraut. Nach dem [[Wiener Kongress]] (1815) wurde eine bischöfliche Schulkommission (1818) gegründet, weswegen die ideologische Nähe zur katholischen Kirche und auch im später neu errichteten [[Bistum Osnabrück]] blieb. |
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Der moralische Wiederaufbau gelang mit einem Rückgriff auf die Tradition, an die zu erinnern im „Dritten Reich“ verpönt und auch untunlich war. Karls des Großen Ansehen wurde von den Nazis propagandistisch geschickt auf den „Sachsenschlächter“ reduziert und gegen den Germanen Widukind ausgespielt. Die konfessionellen Wurzeln des Carolinums im „Dritten Reich“ überzubetonen wollte man auch nicht. Mit der Wiederentdeckung und Nutzbarmachung beider Traditionselemente vermochte die Schule erfolgreich zu werben. Sie verhalfen dem Carolinum in der Nachkriegszeit schnell zu einem neuen Ansehen. Ein erstes, bescheidenes, aber dennoch den Teilnehmern lange in Erinnerung gebliebenes Karlsfest feierte Schulleiter Josef Schwetje (1945-1953) am 28. Januar 1947. Schon am 12. März 1947 erhielt das Carolinum seinen Titel einer besonderen Lehranstalt zurück, der am 17. Februar 1950 durch Erlass des niedersächsischen Kultusministers mit Wirkung vom 1. April 1950 bestätigt wurde. Das war für das im Wiederaufbau befindliche Gymnasium von großer Tragweite, weil neben dem Ansehen freilich auch die zusätzlichen finanziellen Zuwendungen interessant waren. Den Karlstag am 28. Januar 1948 schließlich nahm sogar die örtliche Presse wahr. |
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Die Betonung von Tradition und Werten sowie der Wiederaufbau schufen ein singuläres „Wir-Gefühl“ unter den Schülern und Identifikationsmöglichkeiten mit der Schule, die auch dem Carolingerbund zu Gute kam. Damit wurde zugleich der schon 1949 herausgestellte „Carolingergeist“ beschworen, der der „Einheit von Kirche und Schule“ entstamme und „ein Programm [sei], das den inneren Geist dieser Schule dokumentiert“. Getragen von diesem „Geist“ konzentrierte sich die Schulleitung auf die Vorbereitung der 1150-Jahr-Feier des Carolinums, die im Jahre 1954 großartig begangen wurde. Erfolgreich knüpfte man an die Karlstradition an und verband – in Anlehnung an Schwetjes 1949 entwickelter Vorstellung einer „christlichen humanitas“ – die Vermittlung von christlichen Werten mit dem humanistischen Bildungsideal. Der Verweis auf die Traditionen des Carolinums war zugleich mit der bildungspolitischen Forderung verbunden, über den Bildungswert der alten Sprachen Latein und Griechisch neu nachzudenken, zumal beide Sprachen in der so genannten Gründungsurkunde von 804 erwähnt worden waren. |
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Das Carolinum entwickelte sich in den folgenden Jahrzehnten zu einem stetig modernisierten Gymnasium mit naturwissenschaftlich-mathematischen, neusprachlichen und altsprachlichen Zweigen. Neben den Nachrichten des Carolingerbundes berichteten seit 1960 Schulleitung und Lehrerkollegium in einem Jahresbericht über die Entwicklung der Schule. Zu den erwähnenswerten Ereignissen gehörten Meldungen über besondere Abiturleistungen, die Erfolge der Sport-Arbeitsgemeinschaften (z.B. Ruderriege), das musikalische Engagement der Carolingerkapelle, spektakuläre Theateraufführungen oder die Feier des Karlstages und auch immer wieder Nachrichten von berühmten Carolingern. Selbstverständlich blickte das Carolinum mit Stolz auf seine ehemaligen Abiturienten, die Bischöfe in Osnabrück (1957 Helmut Hermann Wittler) oder Stockholm (1977 Hubertus Brandenburg) wurden. |
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Die Beiträge der Lehrer in den Jahresberichten zeugten von jener großen Ernsthaftigkeit, mit der sich das Kollegium Fragen der Wissenschaften wie auch der Wissensvermittlung zuwandte. So fehlten in den Jahresberichten weder die Auseinandersetzung mit Tradition und Zeitgeist, noch begegnete man am Carolinum kritiklos jenen Schulreformversuchen, wie der Ausgliederung der Klassen 5 und 6 durch die Orientierungsstufe im Jahre 1974 oder der Einführung der reformierten Oberstufe (Sekundarstufe II) im Jahre 1976. Noch einschneidender war die Entscheidung, an dem über 1150 Jahre als typischem Jungengymnasium bestehenden Carolinum im Jahre 1971 die Koedukation einzuführen. |
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Die Veränderungen in den 1970er Jahren sind ohne die vorausgegangenen Studentenunruhen (1968) nicht denkbar. Sie haben 1971 sogar zum Wegfall der Karlsfeier geführt (1977 wieder eingeführt) und wiederholt zum Nachdenken über den besonderen Status des 1950 städtisch gewordenen Carolinums angeregt. Gleichzeitig mit den geschilderten Reformen stand die Frage einer Kooperation mit den benachbarten Schulen Ursulaschule und Domschulzentrum an oder aber die Übernahme des Carolinums in eine bischöfliche Trägerschaft, die im Herbst 1973 von Schulleitung, Kollegium und Elternschaft abgelehnt wurde und in den Kooperationsvertrag zwischen Stadt und Bistum Osnabrück von 1975 (1983 erneuert) mündete. Darin wurde die traditionelle Nähe des Carolinums zu Kirche und Bistum betont sowie der Geist und das Lehrangebot beschworen, die diesen Vertrag zwischen Kirche und Kommune in einer zusehends laizistischen Gesellschaft überhaupt erst ermöglichten. |
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Das das Carolinum sich in der Öffentlichkeit heute so klar positioniert hat, ist insbesondere das Verdienst von Hermann Sommer, der seit 1971 in der Schulleitung mitwirkte, sowie 1976-1978 als kommissarischer Schulleiter und 1978-2003 als Schulleiter dem Carolinum vorstand. 2003 wurde Helmut Brandebusemeyer als neuer Schulleiter berufen, der angesichts des demographischen Wandels und naturgemäß als stark empfundenen gesellschaftlichen Umbrüchen neue Aufgaben und Herausforderungen zu bestehen haben wird. |
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1830 wurde die Maturitätsprüfung ([[Abitur]]) eingeführt. Einer der ersten vier Abiturienten war [[Ludwig Windthorst]], der Gründer und langjährige Vorsitzende der katholischen [[Zentrumspartei]]. |
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== Literatur (in Auswahl): == |
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* Julius Jaeger, ''Die Schola Carolina Osnabrugensis''. Festschrift zur Elfhundertjahrfeier des Königlichen Gymnasiums Carolinum zu Osnabrück, Osnabrück 1904, S. 4. |
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* Klemens-August Recker, ''„… meinem Volke und meinem Herrgott dienen …“.'' Das Gymnasium Carolinum zwischen partieller Kontinuität und Resistenz in der NS-Zeit. Ein Beitrag zur Bildungsgeschichte der Stadt und des Bistums Osnabrück zwischen 1848 und 1945 (= Osnabrücker Geschichtsquellen und Forschungen, Bd. 29), Osnabrück 1989. |
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* Michael F. Feldkamp, ''Karl der Große und das Gymnasium Carolinum in Osnabrück. Begründung, Pflege und Wandel einer 1200jährigen Erinnerungskultur'', in: Geschichte im Bistum Aachen 5 (1999/2000), S. 71-116. |
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* Rolf Unnerstall /Holger Mannigel (Hrsg.), ''Gymnasium Carolinum 804–2004'', Osnabrück 2004. |
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Die Schulkommission, deren Vorsitzende zunächst die Weihbischöfe in Osnabrück und seit Neuerrichtung des Bistums Osnabrück von 1858 bis 1885 die Bischöfe von Osnabrück selbst waren, bestellte bis 1884 nur katholische Priester zu Schulleitern, von denen [[Bernhard Höting]] (1859–1867 Schulleiter) von 1882 bis 1898 selbst Bischof von Osnabrück war. Das Carolinum war und blieb ein Gymnasium für das katholische Bürgertum der Stadt Osnabrück sowie die katholische Landbevölkerung aus dem unmittelbaren Umland und dem protestantischen Norden. |
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[[Kategorie:Gymnasium|Carolinum (Osnabrück), Gymnasium]] |
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Bis 1885 bestand die Schulkommission in Osnabrück; sie wurde durch eine Verfügung des Königlichen Unterrichtsministeriums und Provinzial-Schulkollegs in Hannover aufgehoben. Diese einschneidende Verfügung veränderte den katholischen Charakter des Carolinums nicht. |
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=== Das Carolinum im Wilhelminischen Reich === |
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Das katholisch geprägte Gymnasium Carolinum entwickelte sich im Kaiserreich trotz des [[Kulturkampf]]es zu einer Schule mit vergleichbar hohem Bildungsniveau. Verschiedentlich haben Lehrer die gedruckten jährlichen „[[Schulprogramm (historisch)|Schulprogramme]]“, die die üblichen Schulnachrichten über die Zusammensetzung der Schulklassen und die Lehrinhalte enthalten, durch ihre wissenschaftlichen Beiträge bereichert. Nicht nur die Altphilologen kamen mit Interpretationen griechischer oder römischer Autoren zu Worte, sondern Naturwissenschaftler publizierten genauso eifrig. |
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Das Karlsgedächtnis wurde im Rahmen der 1100-Jahr-Feier im Jahre 1904 besonders lebendig. Auf einer Schulfahne, die dem Carolinum von Schülern geschenkt worden war, ist Karl neben Kaiser [[Wilhelm II. (Deutsches Reich)|Wilhelm II.]] auf der Vorderseite abgebildet worden. |
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=== Weimarer Jahre === |
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Während des [[Erster Weltkrieg|Ersten Weltkriegs]] (1914–1918) wurden die Schüler der oberen Schulklassen vorzeitig ins Abitur geschickt, um sich freiwillig zum Kriegsdienst zu melden. Von der Euphorie, mit der ganz Deutschland in den Krieg zog, blieb das Carolinum nicht verschont. Der Schock über den verlorenen Krieg führte schließlich auch am Carolinum vier Jahre später zur Besinnung. |
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Die Schule verpflichtete sich, die Schüler zur [[Demokratie]] zu erziehen. Dieses erschien angesichts der starken nationalen Töne im Nachhinein als ein halbherziges Unterfangen, denn auch am Carolinum konnten viele Lehrer, die ihre Sozialisierung in der Kaiserzeit erfahren hatten, nur wenig mit parlamentarischer Demokratie anfangen. Des [[Verfassungstag (Weimarer Republik)|Verfassungstages]] (11. August 1919) wurde immerhin noch 1932 als jenes Tages gedacht, der den Deutschen Freiheit und Gerechtigkeit gebracht habe. |
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Auch wenn das Carolinum längst eine [[staatliche Schule]] war, so hatte es in der [[Weimarer Republik]] weiterhin die [[Ideologie|ideologische]] Nähe zum örtlich benachbarten Bischof gesucht. Immerhin war das Carolinum ja weiterhin die katholische und das Ratsgymnasium die evangelische Schule am Ort. In den Schulverhältnissen kristallisierte sich das Nebeneinander der Konfessionen in Osnabrück. Wöchentliche Schulgottesdienste, katholischer Religionsunterricht, Exerzitien für die Abiturklassen u. a. gehörten wie selbstverständlich zum Schulalltag, ohne dass darum großes Aufsehen gemacht worden wäre. |
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=== In der Zeit des Nationalsozialismus === |
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Die katholische Prägung reichte kaum aus, um das Carolinum deswegen schon zu einem Hort des katholischen Widerstands gegen den 1933 in ganz Deutschland aufkommenden [[Nationalsozialismus]] zu machen. Es wurden am Carolinum die üblichen Schulversammlungen und Fahnenappelle wie an jeder anderen Schule auch durchgeführt. In den Klassenzimmern wurde neben das Kreuz ein Foto von [[Adolf Hitler]] aufgehängt. Die [[Hitler-Jugend]] (HJ) war indes nicht ganz so stark vertreten wie an anderen Schulen, auch gab es aus Sicht der Nationalsozialisten „politisch unzuverlässige“ Lehrer, die bekanntermaßen in Gegnerschaft zum Nationalsozialismus standen. |
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Das Carolinum teilte weitgehend das Schicksal mit anderen Schulen. Der Entkonfessionalisierung folgte die Entchristlichung, was sich an der Entfernung des religiösen Bilderschmucks oder der versuchten Abschaffung des Religionsunterrichts ausdrückte. Der gesamte Lehrstoff wurde den [[Erziehung im Nationalsozialismus|nationalsozialistischen Erziehungszielen]] untergeordnet. Alle Beteiligten verhielten sich im Wesentlichen systemkonform: Schulleiter und Lehrer wollten ihre Stellung behalten und Schüler wollten das Klassenziel erreichen und irgendwann Abitur machen. |
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Dennoch wurde dem „katholischen“ Carolinum unter den Nationalsozialisten sein von 1927 bis 1932 geführter Titel einer „Lehranstalt von besonderer Bedeutung“ nicht mehr zugebilligt. Andere Osnabrücker Schulen wurden stattdessen in diesen Stand versetzt, womit immerhin auch besondere finanzielle Zuwendungen verbunden waren, die die Nationalsozialisten dem „katholischen“ Carolinum nicht mehr gönnten. |
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Der Schulunterricht während des Zweiten Weltkriegs bedeutete neue Opfer für die Schule. Lehrer wurden zur [[Wehrmacht]] eingezogen, Abiturienten konnten mit einem [[Notabitur]] bereits vorzeitig die Schule verlassen und wurden dann klassenweise an die Front geschickt. |
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Als die Kriegsschauplätze weit in das innere Deutschlands hineinreichten, die Frontlinien durch Deutschland führten und im Luftkrieg die deutschen Städte Ziel von Bombenangriffen wurden, gab es in Deutschland mit Erlass vom 1. November 1940 für die zum Luftnotstandsgebiet erklärten Regionen die Vorschrift der [[Kinderlandverschickung]]. Osnabrück galt seit 1943/44 als gefährdet. Um die Osnabrücker Schüler dennoch möglichst nahe am Heimatort zu lassen, wurde im Dezember 1943 vom Oberbürgermeister verfügt, Melle, Wittlage und Bersenbrück als Aufenthaltsorte der Kinder vorzusehen. Der [[Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei|NSDAP]]-[[Gauleiter]] durchschaute die Absicht des Oberbürgermeisters, die Schüler nicht allzu weit vom Elternhaus zu entfernen. Er verschärfte deswegen die Vorschriften für die Osnabrücker Schulen und drängte auf die Kinderlandverschickung der Schüler des Carolinums nach Holland. Nur so sah der Gauleiter garantiert, die Ausbildung der schulpflichtigen Kinder ganz in die Erziehungsmethoden der NS-Lager zu stellen. Diese bestanden unter anderem darin, den Religionsunterricht und Gottesdienstbesuch zu verweigern sowie die Kinder politisch zu indoktrinieren. Nicht ohne erhebliche Spannungen in Kauf zu nehmen, lehnte die Elternversammlung die Anordnung des Gauleiters zur Kinderlandverschickung ab. Als Begründung wurde auch die in den Lagern fehlende christliche Erziehung angegeben. Von 382 Eltern entschieden sich nur zwölf für die Kinderlandverschickung. So gaben die staatlichen Stellen nach und die Kinder wurden – wie ursprünglich vorgesehen – in [[Melle]], [[Bersenbrück]] und [[Kloster Oesede]] zur Schule geschickt. |
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=== Das Carolinum nach dem Zweiten Weltkrieg === |
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[[Datei:Carolinum Osnabrück.jpg|mini|Haupteingang zwischen der Gymnasialkirche (rechts) und einem Teil des Nordflügels (links)]] |
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Am 13. September 1944 und 25. März 1945 wurden jeweils verschiedene Gebäudeteile des Carolinums durch Bomben getroffen. Angesichts des Mangels an Arbeitskräften wurden selbst die Schüler der oberen Klassen stundenweise zur Beseitigung des Bauschutts herangezogen. Bis Herbst 1946 konnten sieben Klassenräume fertiggestellt werden. Im gleichen Winter wurde das Dach behelfsmäßig abgedeckt. Bis November 1947 wurden 26.800 Zentner Schutt beseitigt und rund 110.000 Steine für ihre Wiederverwendung bearbeitet. Erst am 9. November 1950 konnte die Gymnasialkirche eingeweiht werden. |
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Der moralische Wiederaufbau gelang mit einem Rückgriff auf die Tradition, an die zu erinnern im „Dritten Reich“ verpönt war. Das Ansehen Karls des Großen war von den Nationalsozialisten propagandistisch geschickt auf den „Sachsenschlächter“ reduziert und gegen den Germanen [[Widukind (Sachsen)|Widukind]] ausgespielt worden. Die konfessionellen Wurzeln des Carolinums wollte man im „Dritten Reich“ auch nicht überbetonen. Mit der Wiederentdeckung und Nutzbarmachung beider Traditionselemente vermochte die Schule erfolgreich zu werben. Sie verhalfen dem Carolinum in der [[Nachkriegszeit in Deutschland|Nachkriegszeit]] schnell zu neuem Ansehen. Schon am 12. März 1947 erhielt das Carolinum seinen Titel einer besonderen Lehranstalt zurück, der durch Erlass des niedersächsischen Kultusministers mit Wirkung vom 1. April 1950 bestätigt wurde. |
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Die Betonung von Tradition und Werten sowie der Wiederaufbau schufen ein singuläres „Wir-Gefühl“ unter den Schülern und Identifikationsmöglichkeiten mit der Schule, die auch dem Carolingerbund zugutekam. Damit wurde zugleich der schon 1949 herausgestellte „Carolingergeist“ beschworen, der der „Einheit von Kirche und Schule“ entstamme und „ein Programm [sei], das den inneren Geist dieser Schule dokumentiert“. Getragen von diesem „Geist“ konzentrierte sich die Schulleitung auf die Vorbereitung der 1150-Jahr-Feier des Carolinums, die im Jahre 1954 begangen wurde. Erfolgreich knüpfte man an die Karlstradition an und verband – in Anlehnung an die 1949 entwickelte Vorstellung einer „christlichen humanitas“ – die Vermittlung von christlichen Werten mit dem humanistischen Bildungsideal. Der Verweis auf die Traditionen des Carolinums war zugleich mit der bildungspolitischen Forderung verbunden, über den Bildungswert der alten Sprachen Latein und Griechisch neu nachzudenken, zumal beide Sprachen in der so genannten Gründungsurkunde von 804 erwähnt worden waren. |
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Das Carolinum entwickelte sich in den folgenden Jahrzehnten zu einem stetig modernisierten Gymnasium mit naturwissenschaftlich-mathematischen, neusprachlichen und altsprachlichen Zweigen. |
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=== Seit den 1960er Jahren === |
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[[Datei:Osnabrück-KarlDerGroße-3-Asio.JPG|mini|Schulhof mit der denkmalgeschützten Statue Karls des Großen]] |
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Die Beiträge der Lehrer in den Jahresberichten zeugen von der Auseinandersetzung mit Tradition und Zeitgeist. So begegnete man am Carolinum keineswegs kritiklos den (schul-)politischen Veränderungen dieser Zeit, wie der Einführung der Koedukation 1971, der Ausgliederung der Klassen 5 und 6 durch die Schaffung der Orientierungsstufe im Jahre 1974 oder der Einführung der reformierten Oberstufe (Sekundarstufe II) im Jahre 1976. |
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Gleichzeitig mit den Reformen stand die Frage einer Kooperation mit den benachbarten Schulen Ursulaschule und Domschulzentrum an oder aber die Übernahme des Carolinums in eine bischöfliche Trägerschaft, die im Herbst 1973 von Schulleitung, Kollegium und Elternschaft abgelehnt wurde und in den Kooperationsvertrag zwischen Stadt und Bistum Osnabrück von 1975 (1983 erneuert) mündete. Darin wurde die traditionelle Nähe des Carolinums zu Kirche und Bistum betont. |
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Diese christliche Prägung des Carolinums führte unter anderem dazu, dass, anders als an staatlichen Schulen in Niedersachsen üblich, zunächst darauf verzichtet wurde, das weltanschaulich neutrale Fach Werte und Normen als Alternative zum katholischen und evangelischen Religionsunterricht einzurichten. Das änderte sich jedoch im Schuljahr 2018/19, als erstmals am Carolinum die Schülerinnen und Schüler des Jahrgangs 5 die Möglichkeit hatten, anstelle eines Religionsunterrichts das Fach Werte und Normen zu wählen. In den Folgejahren wurde das Fach schrittweise in den Jahrgänge 5 bis 10 etabliert.<ref>{{Internetquelle |url=https://carolinum-osnabrueck.de/faecher/werte-und-normen/ |titel=Werte und Normen |werk=Carolinum Osnabrück |sprache=de-DE |abruf=2022-08-31}}</ref> Von Jahrgang 11 an kann alternativ zum Religionsunterricht das Fach Philosophie gewählt werden, in dem seit dem Schuljahr 2019/20 auch mündliche Abiturprüfungen abgenommen werden.<ref>https://carolinum-osnabrueck.de/faecher/philosophie/</ref> |
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Das Alter des Carolinums ist mit dem des [[Gymnasium Paulinum Münster|Paulinums in Münster]] vergleichbar. Seit 2001 wird der Titel „Älteste Schule Deutschlands“ im Rahmen eines Fußballspiels zwischen diesen beiden Schulen vergeben.<ref>http://m.wn.de/Muenster/2014/05/1568307-Fussballspiel-entscheidet-ueber-Ehrentitel-Paulinum-oder-Carolinum-Welche-Schule-ist-die-aelteste</ref> |
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== Besonderheiten aus dem Schulleben == |
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* In den 1950er und 1960er Jahren gehörten eine Reihe von Absolventen des Caroliums zu den Leistungsträgern des jeweiligen Basketball-Erstligateams des [[VfL Osnabrück (Basketball)|VfL Osnabrück]] (Oberliga Nord und ab 1966 Bundesliga). Der vielfache Nationalspieler [[Harald Rupp]] und Michael Haferkamp wurden u. a. 1969 mit dem VfL Deutscher Meister des [[Deutscher Basketball Bund|Deutschen Basketball Bundes]]. |
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* Zu den bedeutenden Arbeitsgemeinschaften am Carolinum gehört die Ruderriege.<ref>[http://www.ruderriege-carolinum.de/ Homepage der Ruderriege]</ref> Sie nimmt seit Bestehen von ''[[Jugend trainiert für Olympia]]'' mit großem Erfolg an diesem Förderprogramm teil. In den letzten 40 Jahren kamen mehrere Ruder-Weltmeister vom Carolinum. |
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* 2015 nahmen fünf Schüler der 11. Klasse unter der Projektleitung eines Lehrers am Wettbewerb [[CanSat]] der [[Europäische Weltraumorganisation|Europäischen Weltraumorganisation]] (ESA) teil und belegten den zweiten Platz. Sie hatten dafür einen [[Satellit (Raumfahrt)|Satelliten]] in Größe einer Getränkedose geplant, konstruiert und programmiert.<ref>David Hausfeld: [http://www.noz.de/lokales/osnabrueck/artikel/637014/satellit-des-osnabrucker-carolinums-erreicht-zweiten-platz ''Satellit des Osnabrücker Carolinums erreicht zweiten Platz''.] In: ''[[Osnabrücker Zeitung]]'', 11. November 2015, abgerufen am 16. Februar 2017.</ref> |
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== Angegliederte Vereinigungen und Zusammenschlüsse == |
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=== Carolingerbund === |
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1920 schlossen sich die ehemaligen „Carolinger“ zu einem eigenen Verein zusammen, dem Carolingerbund. Dieser Zusammenschluss entsprach, wie der Namensbestandteil „-bund“ andeutet, dem Zeitgeist, denn nach dem Ersten Weltkrieg war in ganz Deutschland die [[Bündische Jugend]] entstanden, darunter etwa der dem Alkoholgenuss abschwörende [[Quickborn-Arbeitskreis|Quickborn]] oder der von [[Jesuiten]] geführte [[Bund Neudeutschland]]. |
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Die Gründung des Carolingerbundes war die Antwort einiger führender Carolinger, wie Gründungsmitglied [[Ludwig Schirmeyer]], auf die Herausforderungen der Zeit. Bei aller Verdrossenheit und Unzufriedenheit über die gesamtpolitische Lage angesichts des verlorenen Ersten Weltkrieges, der hohen Reparationsforderungen der Alliierten oder gar der ungeliebten Weimarer Verfassung von 1919 bot der [[Restauration (Geschichte)|restaurativ]] gesinnte Carolingerbund Lehrern und ehemaligen Schülern des Carolinums Zugehörigkeitsgefühl und geistige Heimat. |
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Der Carolingerbund adaptierte für seine geselligen Veranstaltungen Elemente der Studentenverbindungen des vorhergegangenen 19. Jahrhunderts. Er stellte sich immer wieder in den Dienst der Traditionspflege des Carolinums und ist bis heute das Bindeglied der ehemaligen Schüler und Lehrer zu ihrer Schule.<ref>[http://www.carolingerbund.de/ Homepage des Carolingerbundes]</ref> Der Carolingerbund hat derzeit etwa 2000 Mitglieder; halbjährlich erscheint die Mitgliederzeitschrift ''Schola Carolina'', die auch die jeweiligen Jahresberichte des Carolinums enthält. |
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=== Curatorium Carolini === |
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Angesichts leerer Haushaltskassen und gesellschaftlicher Umbrüche gegen Ende des 20. Jahrhunderts in der Bundesrepublik Deutschland schlossen sich 1998 auf Anregung des damaligen Schulleiters Hermann Sommer 17 Frauen und Männer aus verschiedenen gesellschaftlichen und kulturellen Lebensbereichen zusammen, um gemeinsam ein Konzept zu erarbeiten, wie das Carolinum sinnvoll und zeitgemäß unterstützt werden könnte. Auf Unterrichtsinhalte wollte die Gruppe keinen Einfluss nehmen. Es ging ihr ausschließlich um die finanzielle Förderung. Erste medienwirksame Aktion war – in Zusammenarbeit mit dem Carolingerbund – eine Geldsammlung zum Ankauf neuer Stühle für die Schulklassen unter dem Motto „Carolinger haben Rückgrat“. Das wichtigste Ergebnis des Kuratoriums war die Errichtung der „Stiftung Carolinum“. |
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=== Stiftung Carolinum === |
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Im Jahre 2000 wurde die Stiftung Carolinum von ehemaligen Abiturienten gegründet, die während ihrer eigenen Schulzeit davon profitiert hatten, dass gerade eine Traditionsschule in wechselhaften Zeiten ein Fundament fester [[Wertvorstellung|Werte]] vermitteln kann. Damit künftige Schülergenerationen die gleiche [[Chance]] haben, will die Stiftung Carolinum |
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* Schülerinnen und Schüler des Carolinums fördern, um sie zu besonderen schulischen und außerschulischen Leistungen zu motivieren; |
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* die Traditionsschule mit ihrer über 1200-jährigen Geschichte in ihrer pädagogischen Arbeit unterstützen. |
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Dem Stiftungsrat gehören der Carolingerbund, vertreten durch seinen Vorsitzenden, die Stifter (mit insgesamt drei Mitgliedern) und das Curatorium Carolini mit einem Mitglied an. |
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== Namhafte Carolinger == |
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Das Gymnasium Carolinum brachte eine große Anzahl von bedeutenden Persönlichkeiten hervor. Einige von denen, die über die Region Osnabrück hinaus bekannt wurden, sind hier in der Reihenfolge aufgeführt, in der sie die Schule verließen (ab 1830 ist das Abgangsjahr – soweit nicht ausdrücklich anders vermerkt – das Jahr der bestandenen Reifeprüfung). |
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* vor 1500: [[Heinrich Scheve]] (um 1470–1554), Humanist und Geistlicher |
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* ab 1572: [[Johann von Münster]] (1560–1632), reformierter Staatsmann |
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* um 1699: [[Johann Gerhard Meuschen]] (1680–1743), Theologe und Geistlicher |
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* 1746: [[Johann David Heilmann]] (1727–1764), Theologe, Philologe und Hochschullehrer |
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* 1790: [[Theobald Wilhelm Broxtermann]] (1771–1800), Schriftsteller und Jurist, herzoglich bayerischer Hofrat |
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* 1825: [[Eduard Schrakamp]] (1809–1861), Mitglied der Frankfurter Nationalversammlung |
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* 1830: [[Ludwig Windthorst]] (1812–1891), hannoverscher Justizminister, Vorsitzender der Zentrumsfraktion im Reichstag |
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* 1833: [[Levin Schücking]] (1814–1883), Schriftsteller und Journalist |
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* 1838: [[Arthur Breusing]] (1818–1892), Geograph, Navigationslehrer und Direktor der Seefahrtschule Bremen |
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* 1844: [[Anton Franz Johann Russell]] (1824–1878), Politiker, Reichstagsabgeordneter und Jurist |
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* 1847: [[Wilhelm Westmeyer]] (1829–1880), Komponist, verließ die Schule ohne Abschluss und studierte Musik in Leipzig |
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* 1852: [[Carl Brandenburg]] (1834–1902), Mitglied des Reichstags |
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* 1852: [[Franz Hülskamp]] (1833–1911), römisch-katholischer Geistlicher, Politiker (Zentrum) |
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* 1868: [[Karl Freiherr von Boeselager]], Jesuit und Missionar in Bombay |
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* 1870: [[Albert Bitter]] (1848–1926), Titularerzbischof, Apostolischer Vikar in Stockholm |
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* 1877: Abitur nicht am Carolinum gemacht: [[Joseph Hengesbach]] (1860–1940), Publizist und Mitarbeiter der Zeitschrift ''[[Hochland (Zeitschrift)|Hochland]]'' |
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* 1876: [[Carl Friedrich Engelen]] (1859–1936), Mitglied des Reichstags und des Provinziallandtags |
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* 1882: [[Christian Dütting]] (1862–1921), Bergassessor und Bergwerksdirektor |
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* 1883: [[Augustin Wibbelt]] (1862–1947), katholischer Priester und Heimatdichter |
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* 1886: [[Karl Brandi]] (1868–1946), Universitätsprofessor, Historiker (Biograph Karls V.) |
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* 1892: [[Alois Holtmeyer]] (1872–1931), deutscher Architekt und Denkmalpfleger |
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<!-- keine eigener Artikel vorhanden * 1892: [[Michael Prinz Radziwill]], Kaiserlich Russischer Staatsrat, Fürst [[Przygoduce]]--> |
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* 1892: [[Bernard Wieman]] (1872–1940), Amtsgerichtsrat und Schriftsteller |
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* ohne Abitur: [[Franz Hecker]] (1870–1944), Kunstmaler |
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* 1895: [[Gustav Görsmann]] (1873–1942), katholischer Priester, NS-Opfer (gestorben im [[KZ Dachau]]) |
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* 1895: [[Ludwig Schirmeyer]] (1876–1960), Gymnasialprofessor am Carolinum und Heimathistoriker |
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* 1900: [[Janusz Radziwiłł (Politiker)|Janusz Radziwiłł]] (1880–1967), polnischer Adliger, Großgrundbesitzer und Politiker |
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* 1908: [[Heinrich große Beilage]] (1885–1955), Landwirt, Politiker, Landtagsabgeordneter (CNBL) |
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* 1912: [[Johannes Vincke]] (1892–1975), katholischer [[Kirchenrecht]]ler und [[Kirchengeschichte|Kirchenhistoriker]] |
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* 1914: [[Johannes Drees]] (1894–1944), Reichstagsabgeordneter |
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* 1914: [[Karl Kennepohl]] (1895–1958), Studienrat, Historiker und Numismatiker |
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* 1916: (ohne Abitur) [[Georg Kassenbrock]] (1899–1950), Mitglied des Niedersächsischen Landtags |
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* 1919: [[Otto Gillen]] (1899–1986), Kunsthistoriker, Journalist, Theaterkritiker, Essayist und Lyriker. |
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* 1923: [[Otto Krapp]] (* 1903; † 1996), Niedersächsischer Staatsminister |
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* 1927: [[Hermann Hoberg]] (1907–1992), Vizepräfekt des [[Vatikanisches Apostolisches Archiv|Vatikanischen Geheimarchivs]] |
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* 1929: [[Lambert Huys]] (1908–1992), Mitglied des [[Deutscher Bundestag|Deutschen Bundestages]] (CDU) |
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* 1932: [[Helmut Hermann Wittler]] (1913–1987), Bischof von Osnabrück |
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* 1934: [[Joseph König (Archivar)|Joseph König]] (1915–1996), Historiker und Archivar |
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* 1942: [[Hubertus Brandenburg]] (1923–2009), Bischof von Stockholm |
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* 1943: (ohne Abitur) [[Josef Tegeler]] (1926–2013), Landrat des Landkreises Osnabrück 1964–1993 |
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* 1948: Heinrich Heitmeyer (* 1929), Generalvikar des Bistums Osnabrück |
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* 1949: [[Carl Möller (Politiker)|Carl Möller]] (1930–2011), Oberbürgermeister von Osnabrück |
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* 1950: [[Dietrich Rueschemeyer]] (* 1930), deutsch-amerikanischer Soziologe |
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* 1954: [[Werner Suerbaum]] (* 1933), Universitätsprofessor, Lateinischer Philologe in München |
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<!-- keine eigener Artikel vorhanden * 1955: [[Heinrich Jacob]] (* 1935), Universitätsprofessor, Theologe, Leiter des Seelsorgamtes im Bistum Osnabrück--> |
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* 1957: [[Hubert Müller (Theologe)|Hubert Müller]] (1936–1995), Universitätsprofessor, Theologe, Domvikar in Osnabrück |
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* Abitur nicht am Carolinum gemacht: Michael Preute alias [[Jacques Berndorf]] (1936–2022), Journalist und Schriftsteller |
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* 1959: [[Rudolf Seiters]] (* 1937), Mitglied des Deutschen Bundestages (CDU), Bundesminister des Innern, Vizepräsident des Deutschen Bundestages, Präsident des [[Deutsches Rotes Kreuz|Deutschen Roten Kreuzes]] |
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* ohne Abitur, mit Mittlerer Reife: [[Josef Stock]] (* 1938), Politiker, Landtagsabgeordneter |
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* 1962: [[Volker Neumann (Politiker)|Volker Neumann]] (* 1942), Mitglied des Deutschen Bundestages (SPD) |
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* nach Besuch der 8. Klasse das Carolinum verlassen: [[Hans-Gert Pöttering]] (* 1945), Mitglied und 26. Präsident des [[Europäisches Parlament|Europäischen Parlaments]] |
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* 1966: [[Otmar Schober]] (* 1948), Universitätsprofessor und Direktor der Klinik und Poliklinik für Nuklearmedizin in Münster |
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* 1967: [[Alfred Cordes]] (* 1948), Schriftsteller und Lehrer; in mehreren seiner Romane sind Osnabrück und das Carolinum Handlungsorte (so in ''Caspar Coppenrath'') |
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* Abitur nicht am Carolinum gemacht: [[Fritz Brickwedde]] (* 1948), Generalsekretär der [[Deutsche Bundesstiftung Umwelt|Deutschen Bundesstiftung Umwelt]] |
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* 1970: [[Werner F. Ebke]] (* 1951), Universitätsprofessor, Direktor des Instituts für deutsches und europäisches Gesellschafts- und Wirtschaftsrecht, [[Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg]] |
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<!-- keine eigener Artikel vorhanden * 1971: [[Werner Lorenz (Bauhistoriker)|Werner Lorenz]] (* 1953), deutscher Bauhistoriker und Lehrstuhlinhaber am Institut für Bautechnikgeschichte und Tragwerkserhaltung an der [[BTU Cottbus]]--> |
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* 1972: [[Carl-Ludwig Thiele]] (* 1953), Rechtsanwalt, Mitglied des Deutschen Bundestages (FDP), Vorstandsmitglied der Deutschen Bundesbank |
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* 1979: [[Michael Lübbersmann]] (* 1961), Politiker (CDU) |
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* 1981: [[Damian Läge]] (* 1961), Psychologe, Philosoph und Philatelist |
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* 1982: [[Michael F. Feldkamp]] (* 1962), Historiker |
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* 1983: [[Beate Baumann]] (* 1963), Leiterin des Büros von [[Bundeskanzler (Deutschland)|Bundeskanzlerin]] [[Angela Merkel]] |
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* 1984: [[Mathias Middelberg]] (* 1964), Mitglied des Deutschen Bundestages (CDU) |
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* 1986: [[Arno Orzessek]] (* 1966), Journalist und Schriftsteller (''Schattauers Tochter'') |
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* 1986: [[Guido Pott]] (* 1966), Politiker, Landtagsabgeordneter |
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* 1987: [[Frank Zahn]] (1967–2017), Rechtsanwalt und Verlagseigner |
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* 1989: [[Stefan Niggemeier]] (* 1969), Medienjournalist, [[Bildblog]]-Gründer |
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* 1989: [[Matthias Pees]] (* 1970), Theaterkritiker und Dramaturg |
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<!-- keine eigener Artikel vorhanden * 1997: [[Tim P. Vogels]] (*1977), Neurowissenschaftler--> |
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* 1999: [[Katharina Pötter]] (* 1979), Juristin und Politikerin (CDU), Oberbürgermeisterin von Osnabrück |
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* 2002: [[Jan Tebrügge]] (* 1982), Ruderer, Weltmeister 2006 (mit dem [[Deutschland-Achter]]) |
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== Zitate über das Carolinum == |
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* 1934 „Hinter dem Dom trägt eines der vielen mit ihm verbundenen Gebäude auf dem Pfortengitter die Aufschrift ‚Staatliches Gymnasium Carolinum – Gegründet von Kaiser Karl dem Grossen‘. Ein solches Wort fällt wie ein Riesenschatten über den Lesenden und rückt ihn mit einem Schlage in die noch immer lebende Überlieferung des tausendjährigen Reiches. Hier hätte ich wohl zur Schule gehen mögen.“ ([[Werner Bergengruen]], Deutsche Reise, 1934) |
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* 1956 „Der Oberbürgermeister hat ja das Elementare in der Geschichte dieser Stadt angesprochen, dass sie […] aus der großen Tradition ihrer frühen Vergangenheit, die auch in das Bildungspolitische hineinwirkt – der Name des Carolinums ist ja nicht nur eine Angelegenheit des lokalen Stolzes – sich fest einfügt in die deutsche Bildungsgeschichte.“ (Bundespräsident [[Theodor Heuss]] am 26. Juni 1956 anlässlich der Verleihung der [[Möser-Medaille]] durch die Stadt Osnabrück) |
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* 1989 „Das Carolinum ist unserer Meinung nach eine Schule, die mehr als alle anderen zum Konformismus, zur Anpassung an die Normen erzieht. Ein wichtiger Grund dafür ist, daß wir Traditionen übernehmen, anstatt eine kritische Auseinandersetzung mit Vergangenheit und Gegenwart zu führen. Der Erziehungsgrundsatz lautet zumeist, die Schüler dazu zu bringen, althergebrachte Denk- und Verhaltensformen hinzunehmen, und nicht, eben diese Traditionen und verkorksten Strukturen, in die sich die heutige träge und phantasielose Gesellschaft flüchtet, einmal grundsätzlich zu hinterfragen. Auseinandersetzung und Persönlichkeitsbildung soll nicht stattfinden.“ [[Matthias Pees]] Pamphlet: ''Einige Gedanken zum Karlstag'', verfasst zum 1175. Todestages Karls des Großen.<ref>http://www.stefan-niggemeier.de/blog/wie-ich-karl-den-grossen-1175-jahre-nach-seinem-tod-nochmal-ganz-klein-herausbrachte/</ref> |
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* 2004 „Es ist etwas absolut Außergewöhnliches, einer Schule zum 1200-jährigen Bestehen gratulieren zu können. […] Fest steht: Eine Schule, die auf eine so lange Geschichte verweisen kann, darf von sich mit Stolz behaupten, etwas darzustellen, ein unverwechselbares Profil zu besitzen und im Laufe der Geschichte immer wieder eine überzeugende Antwort auf die Frage der vielen Elterngenerationen gefunden zu haben, warum es sich lohnt, ihr Kind auf diese Schule zu schicken.“ (Niedersächsischer Ministerpräsident [[Christian Wulff]] am 28. Januar 2004 in seiner Festrede zum 1200-jährigen Bestehen des Carolinums) |
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* 2012 „Meinen ganzen Zorn über diese Schule, ihren verquasten Katholizismus und Konservativismus, ihre Überheblichkeit, ihren Umgang mit Außenseitern und Kritikern packte ich in diese Rede.“ ([[Stefan Niggemeier]] über das Schreiben seiner Abi-Rede)<ref>http://jetzt.sueddeutsche.de/texte/anzeigen/548714</ref> |
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== Siehe auch == |
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* [[Liste der ältesten Schulen im deutschen Sprachraum]] |
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== Quellen und Literatur == |
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* Gymnasium Carolinum Osnabrück (Hrsg.): ''Einladung zu den öffentlichen Prüfungen der Schüler des Carolinums am … so wie zu der feierlichen Entlassung der Abiturienten und zur Prämienverteilung''. Osnabrück 1861–1884 ({{ULBDD|urn:nbn:de:hbz:061:1-341297}}) |
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* Gymnasium Carolinum Osnabrück (Hrsg.): ''Einladung zu der Feier des Geburtsfestes Sr. Majestät des Kaisers und Königs am Königlichen Gymnasium Carolinum, verbunden mit der Entlassung der Abiturienten und Prämienverteilung''. Osnabrück 1885–1887 ({{ULBDD|urn:nbn:de:hbz:061:1-323072}}) |
|||
* Gymnasium Carolinum Osnabrück (Hrsg.): ''Programm des Königlichen Gymnasium Carolinum zu Osnabrück''. Osnabrück 1888–1905 ({{ULBDD|urn:nbn:de:hbz:061:1-324503}}) |
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* Julius Jaeger: ''Verzeichnis der Schüler des Gymnasium Carolinum zu Osnabrück 1625–1804''. Liesecke, Osnabrück 1903, 58 S. ({{ULBDD|urn:nbn:de:hbz:061:1-341486}}) |
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* Julius Jaeger: ''Die Schola Carolina Osnabrugensis. Festschrift zur Elfhundertjahrfeier des Königlichen Gymnasiums Carolinum zu Osnabrück''. Pillmeyer, Osnabrück 1904. |
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* Alfred Ruhe: ''Bericht über die am 23-25. August 1904 veranstaltete Elfhundertjährige Jubelfeier des Königlichen Gymnasium Carolinum in Osnabrück''. Nolte, Osnabrück 1905, 34 S. ({{ULBDD|urn:nbn:de:hbz:061:1-341491}}) |
|||
* Gymnasium Carolinum Osnabrück (Hrsg.): ''Jahresbericht''. Osnabrück 1906–1915; 1922–1924 ({{ULBDD|urn:nbn:de:hbz:061:1-322083}}) |
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* Josef Vormoor: ''Verzeichnis der Abiturienten des Gymnasium Carolinum 1830–1954''. Nolte, Osnabrück 1954. |
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* Klemens-August Recker: ''„… meinem Volke und meinem Herrgott dienen …“. Das Gymnasium Carolinum zwischen partieller Kontinuität und Resistenz in der NS-Zeit. Ein Beitrag zur Bildungsgeschichte der Stadt und des Bistums Osnabrück zwischen 1848 und 1945''. Verein für Geschichte und Landeskunde von Osnabrück, Osnabrück 1989, ISBN 3-9800335-5-4, (''Osnabrücker Geschichtsquellen und Forschungen'' 29), (Zugleich: Osnabrück, Univ., Diss., 1989). |
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* Johannes Hesse: ''Carolinger 1938 bis 1947. Erinnerungen eines ehemaligen Schülers''. Wenner, Osnabrück 1997, ISBN 3-87898-354-9. |
|||
* [[Michael F. Feldkamp]]: ''Karl der Große und das Gymnasium Carolinum in Osnabrück. Begründung, Pflege und Wandel einer 1200jährigen Erinnerungskultur''. In: ''Geschichte im Bistum Aachen'' 5, 1999/2000, {{ISSN|1616-4091}}, S. 71–116. |
|||
* Rolf Unnerstall, Holger Mannigel (Hrsg.): ''Gymnasium Carolinum. 804–2004''. Fromm, Osnabrück 2004, ISBN 3-00-013808-0. |
|||
* [[Michael F. Feldkamp]], ''Osnabrück – Jesuiten (1624 bis 1773/74)'', in: Niedersächsisches Klosterbuch. Verzeichnis der Klöster, Stifte, Kommenden und Beginenhäuser in Niedersachsen und Bremen von den Anfängen bis 1810, hrsg. von Josef Dolle unter Mitarbeit von Dennis Knochenhauer (= Veröffentlichungen des Instituts für Historische Landesforschung der Universität Göttingen Band 56), Bielefeld 2012, ISBN 978-3-89534-959-1, S. 1222–1227. |
|||
* [[Michael F. Feldkamp]], ''Osnabrück – Franziskaner-Konventualen (1781 bis 1816)'', in: Niedersächsisches Klosterbuch. Verzeichnis der Klöster, Stifte, Kommenden und Beginenhäuser in Niedersachsen und Bremen von den Anfängen bis 1810, hrsg. von Josef Dolle unter Mitarbeit von Dennis Knochenhauer (= Veröffentlichungen des Instituts für Historische Landesforschung der Universität Göttingen Band 56), Bielefeld 2012, ISBN 978-3-89534-959-1, S. 1230 f. |
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== Weblinks == |
== Weblinks == |
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{{Commonscat}} |
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* [http://www.carolinumosnabrueck.de/ Internetpräsenz des Carolinums Osnabrück] |
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* [https://www.carolinumosnabrueck.de/ Website des Gymnasiums Carolinum] |
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== Einzelnachweise == |
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<references /> |
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{{Navigationsleiste Gymnasien in Osnabrück}} |
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{{Normdaten|TYP=k|GND=2084374-4|LCCN=n/91/081441|VIAF=124996824}} |
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{{SORTIERUNG:Gymnasium Carolinum Osnabruck}} |
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[[Kategorie:Gymnasium in Osnabrück]] |
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[[Kategorie:Karl-der-Große-Schule|Osnabruck]] |
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[[Kategorie:Bildungseinrichtungsgründung 804]] |
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[[Kategorie:Innenstadt (Osnabrück)]] |
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[[Kategorie:Ehemaliges Kolleg der Jesuiten]] |
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[[Kategorie:Schule in Niedersachsen]] |
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[[Kategorie:Baudenkmal in Osnabrück]] |
Aktuelle Version vom 17. Mai 2025, 00:19 Uhr
Gymnasium Carolinum | |
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![]() | |
Das dem Monogramm Karls des Großen nachempfundene Schullogo | |
Schulform | Gymnasium |
Gründung | 804 |
Adresse | Große Domsfreiheit 1 49074 Osnabrück |
Land | Niedersachsen |
Staat | Deutschland |
Koordinaten | 52° 16′ 41″ N, 8° 2′ 44″ O |
Träger | Stadt Osnabrück |
Schüler | 1131 (August 2023)[1] |
Lehrkräfte | 103 (Stand: 10/2007)[2] |
Leitung | Ulrich Solbach |
Website | carolinum-osnabrueck.de/ |
Das Gymnasium Carolinum in Osnabrück gilt als eine der ältesten bis heute bestehenden Schulen in Deutschland.[3][4] Seine Gründung im Jahre 804 geht der Überlieferung zufolge auf Karl den Großen zurück. Es entstand als Domschule und liegt noch heute im Zentrum Osnabrücks direkt neben dem Dom. Das Gymnasium hat gegenwärtig einen naturwissenschaftlich-mathematischen, einen gesellschaftlichen, einen neu- und einen altsprachlichen Zweig.
Geschichte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Gründung der Domschule 804
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Nach den von Karl dem Großen erfolgreich geführten Sachsenkriegen 772 missionierte er die unterworfenen Sachsen und gründete zu diesem Zweck mehrere Bistümer, darunter um 800 das Missionsbistum Osnabrück. Auf seine Anordnung hin mussten an den Domkirchen auch Schulen gegründet werden. Einer Urkunde von 804 zufolge soll Karl für den geistlichen Nachwuchs des jungen Bistums eine Griechisch- und eine Lateinschule an der Domkirche in Osnabrück eingerichtet haben. Die Echtheit der Urkunde ist seit dem 17. Jahrhundert umstritten. Nach Ergebnissen der modernen Diplomatik handelt es sich bei dieser Urkunde um eine Fälschung des Osnabrücker Bischofs Benno II. (1068–1088). Vermutlich wurden von ihm echte und erfundene Urkundentextteile zu einer neuen Urkunde zusammengefügt. Das Carolinum geht davon aus, dass jener Urkundentext, der die Schulen erwähnt, echt ist. Damit würde die Schule den Namen „Carolinum“ zu Recht tragen.
Die Domschule im Mittelalter
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Nachrichten über die Domschule im Mittelalter sind spärlich. Die Geschichte der Domschule wird eng mit der Osnabrücker Kirchengeschichte verbunden gewesen sein. So wird mit der Berufung des Scholasters der Hildesheimer Domschule zum Bischof von Osnabrück, dem bereits genannten Benno II., auch die Osnabrücker Domschule zu neuer Blüte gekommen sein. Erst die Erwähnung des Magisters Brunigus im Jahre 1142 ist jedoch der erste urkundlich zuverlässige Beleg für die Osnabrücker Domschule. Ihr prominentester Lehrer im Mittelalter war Jordan von Osnabrück, von 1251 bis 1283 Kanoniker des Osnabrücker Domkapitels und dort 1254/1255 als Scholaster belegt.
Die Domschule im Humanismus
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Zu Beginn der Neuzeit wurde die mittelalterliche Scholastik durch das humanistische Bildungsideal abgelöst. Wegen der Beschäftigung mit den antiken Philosophen und Literaten wurde im Humanismus nach Latein jetzt Griechisch zur zweiten Gelehrtensprache. Der Osnabrücker Bürgermeister Ertwin Ertman versuchte Anfang des 16. Jahrhunderts unter Berufung auf die (vermeintlich echte) Gründungsurkunde Karls des Großen von 804 erfolglos, dem Humanismus an der Domschule Eingang zu verschaffen. Zwar war die Domschule in Osnabrück für den aus der Umgebung stammenden einfachen Klerus die einzige Bildungsanstalt, doch stand die Osnabrücker Domschule ganz im Schatten der benachbarten Münsteraner Domschule, dem heutigen Gymnasium Paulinum. Griechisch wurde in Osnabrück gar seit dem hohen Mittelalter nicht mehr gelehrt. Die Vermittlung humanistischer Bildung in Osnabrück begann erst, nachdem sie von jenen ehemaligen Münsterschen Schülern angestoßen wurde, die in den 1520er Jahren als Lehrer an der Osnabrücker Domschule tätig wurden, zu einer Zeit, als in anderen deutschen Städten die Reformation bereits Einzug hielt. Unter den ersten Osnabrücker Humanisten waren auch jene, die später wie der Domkaplan Johannes Pollius zugleich Wegbereiter der Reformation im Bistum und Stadt Osnabrück wurden.
Die Domschule in der Reformation
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In Osnabrück begann Bischof Franz von Waldeck seit 1541 mit einer entschiedenen protestantischen Konfessionspolitik. Nach Vorschrift der Osnabrücker Kirchenordnung von 1543 richtete der weitgehend protestantische Stadtrat in dem zuvor von den Franziskanern verlassenen Barfüßerkloster an der Katharinenkirche, Ostern 1544 eine evangelische Schule ein. Ihr kurzer Erfolg war zunächst durch die Beibehaltung der engen Bindung von Kirche und Schule garantiert.
Das Domkapitel vermochte nicht, rechtliche Schritte gegen die Errichtung der Schule zu unternehmen. Seine eigene Lehranstalt führte seit der Einführung der Reformation nur noch ein Schattendasein. Der evangelische Stadtrat verbot den Osnabrücker Bürgern den Besuch der katholischen Domschule. Deren Schüler kamen fortan nur noch aus dem Osnabrücker Umland.
Diese erste Osnabrücker „Ratsschule“ bestand vier Jahre. Bestärkt durch die große Niederlage der Protestanten im Schmalkaldischen Krieg ging das Osnabrücker Domkapitel in Opposition zum evangelischen Bischof. Nach dem Augsburger Interim (Mai 1548) widerrief Bischof Franz von Waldeck am 12. Mai 1548 förmlich die Einführung der Reformation.
Simultanschule
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Das bereits erwähnte Augsburger Interim, auf dessen Grundlage das Domkapitel die Rücknahme der Reformation erlangte, wurde schon im Passauer Vertrag 1552 und schließlich durch den Augsburger Religionsfrieden 1555 zu Gunsten der Protestanten außer Kraft gesetzt. Um erneuten Reformationsbemühungen wirksam zu begegnen, schloss das Domkapitel mit dem Stadtrat einen Vertrag, dem zufolge die Domschule als bikonfessionelle, so genannte Simultanschule geführt werden sollte: Evangelische Lehrer wurden zugelassen; der Rat hob das Verbot eines Besuches der Domschule für evangelische Schüler auf.
Das Domkapitel ernannte den ehemaligen Leiter der evangelischen Ratsschule im Barfüßerkloster, Christian Schleibing, zum Rektor der Domschule. Dieser wurde von der Verpflichtung zur Teilnahme an den katholischen Gottesdiensten befreit. Er konnte die Schulbücher frei auswählen, musste aber im Unterricht auf die Behandlung kontroverstheologischer Fragen wie Altarsakrament, Auflösbarkeit der Ehe, Rechtfertigungslehre und Zölibatsfragen verzichten. Entsprechend war der Einsatz der Schriften Luthers und anderer Reformatoren im Unterricht verboten.
Nach 1562 wurden nur noch altkirchliche Rektoren bestellt, der Konrektor und Teile des Lehrerkollegiums waren protestantisch. Die Simultanschule erhielt zusehends eine gewisse altkirchliche Tendenz, deren innere Reform freilich mit dem Abschluss des Trienter Konzils 1563 neue Gestalt annahm.
Im 16. Jahrhundert wurde im Durchschnitt etwa alle viereinhalb Jahre das Rektorat neu besetzt. Unter dem häufigen Wechsel der Schulleitung litt der Schulalltag erheblich. Erst unter dem 1582 berufenen Rektor Hermann von Kerssenbrock dem Historiker des Täuferreichs (1534–1535) erlangte die Schule wieder größeres Ansehen. Trotz seiner klaren katholischen Ausrichtung hielt er sich an die Vereinbarungen zwischen Stadtrat und Domkapitel.
Ende des kirchlichen Bildungsmonopols in Osnabrück 1595
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Trotz der verheißungsvollen Entwicklung der Simultanschule verfolgte der protestantische Stadtrat seit Kerssenbrocks Amtszeit erneut Pläne für eine eigene höhere Schule (1583). Die Berufung des dezidiert katholischen Rektors Matthäus Timpe 1595 bis 1608 ließ der protestantischen Stadtrat nicht zögern, die bisherige Pfarrschule an St. Marien am 16. Oktober 1595 als „Gymnasium Senatorium“, als „Ratsgymnasium“, förmlich zu eröffnen. Damit war das Bildungsmonopol des Domkapitels in Osnabrück gebrochen.
Das Domkapitel klagte vor dem bischöflichen Gericht. Es berief sich auf die Gründung einer „schola Osnabrugensis“ durch Karl den Großen im Jahre 804 und leitete davon ab, einzig berechtigt zu sein, eine höhere Schule in Osnabrück unterhalten zu dürfen. Nach Appellation an das Reichskammergericht verlief der „Osnabrücker Schulprozess“ während der Wirren des Dreißigjährigen Krieges (1618–1648) im Sande.
Die Berufung auf den Schulgründer brachte der Domschule in diesen Jahren den Namen „Schola Carolina“, „Gymnasium Carolinum“ bzw. „Karolingisches Gymnasium“ ein, der sich in den nächsten Jahren etablierte.
Vom humanistischen Gymnasium zur Jesuitenuniversität
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Erste Absolventen der von Jesuiten geleiteten deutschen Priesterausbildungsstätte in Rom, dem Collegium Germanicum, hatten in Osnabrück eine allmähliche Besinnung auf altkirchliche Traditionen hervorgerufen und das Domkapitel in Osnabrück ermutigt, entschiedener für ihren Glauben und ihre Konfession einzutreten.
1623 wurde mit Kardinal Eitel Friedrich von Hohenzollern erstmals seit Jahrzehnten wieder ein Katholik zum Bischof von Osnabrück gewählt. Eitel Friedrich betrieb beim Domkapitel den Vorschlag, das Carolinum den Jesuiten zu übergeben. Am 23. Dezember 1624 stimmte das Domkapitel dem bischöflichen Vorschlag zu. Am 9. April 1625 kamen die ersten Jesuiten nach Osnabrück. Ihnen wurde die Paulskirche am Osnabrücker Dom (heute als „Gymnasialkirche“ bekannt) und zwei angrenzende Häuser überlassen. Am 21. April 1625 nahmen die Jesuiten mit den ersten 40 Schülern den Unterricht auf.

Für das Carolinum war die Wahl des Wittelsbachers Franz Wilhelm von Wartenberg am 27. Oktober 1625 ein großes Glück. Sein Name ist bis heute mit der mit aller Härte durchgeführten „Gegenreformation“ in Osnabrück verbunden. 1626 verfolgte er zielstrebig den Ausbau der Jesuitenniederlassung in Osnabrück. 1628 übergab er ihnen das verlassene Augustinerkloster am Neumarkt schuf die finanziellen Voraussetzungen für die Errichtung eines Kollegs. Gleichzeitig ließ Wartenberg das Ratsgymnasium schließen.
Es war Wartenbergs hervorragenden Kontakten und seiner großen Wertschätzung an der römischen Kurie zu verdanken, dass der Papst zügig das Jesuitengymnasium zur Universität erhob (22. August 1629). In kurzem Zeitabstand folgte auch die kaiserliche Bestätigung (20. Februar 1630). Im November 1629 begann offiziell der Lehrbetrieb; die Eröffnung der „Academia Carolina Osnabrugensis“ erfolgte am 25. Oktober 1632. Schon ein Jahr später im September 1633 wurde die Jesuitenuniversität geschlossen, weil im Zuge des Dreißigjährigen Krieges schwedische Truppen Osnabrück besetzten. Die wertvollsten Stücke des Kirchensilbers wurden vergraben; Wartenberg, sein Weihbischof und die Jesuiten flohen aus Osnabrück. Das Domkapitel stellte einen Schulmeister an, der während der schwedischen Besatzung katholischen Unterricht erteilte. Unter dem Schutz der Schweden, die bis 1650 in Osnabrück blieben, konnte schon 1634 das Ratsgymnasium wieder eröffnet werden, das seitdem als evangelische Schule besteht.
Das Carolinum im 17. und 18. Jahrhundert
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]1650 waren die ersten drei Jesuiten in der Diözese Osnabrück tätig; im September 1652 gründeten sie eine eigene Jesuitenniederlassung in der Stadt Osnabrück. Vier Jahre später (1656) wurde das Carolinum den Jesuiten vom Domkapitel erneut zur Leitung übergeben. 1673 wurde der erste Schulzweckbau des Carolinums fertiggestellt.
Auf Beschluss des Westfälischen Friedensvertrags wechselten sich nach dem Tode von Bischof Wartenberg im 17. und 18. Jahrhundert je ein katholischer und ein protestantischer Bischof ab. Erstaunlicherweise blieb das bis 1773/74 von Jesuiten geleitete Carolinum während der Herrschaft eines evangelischen Bischofs meist unbehelligt von Anfeindungen. Nur wenn ein Katholik Bischof von Osnabrück war, befürchtete der evangelische Stadtrat oft zu Unrecht eine Übervorteilung der Jesuiten und wandte sich mit Protesten und Eingaben an die Herzöge von Braunschweig-Lüneburg, deren Haus den protestantischen Bischof von Osnabrück stellte. Bis zur Aufhebung des Jesuitenordens durch Papst Clemens XIV. wirkten die Jesuiten als Lehrer am Gymnasium Carolinum. Das Domkapitel beschloss 1778, den Unterricht am Carolinum dem Franziskanerorden anzuvertrauen, der den Ruf hatte, verstärkt Naturwissenschaften zu lehren.
Katholisches Gymnasium unter staatlicher Aufsicht im 19. Jahrhundert
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1781 kamen die Franziskaner nach Osnabrück. 1801 wurde die „Königliche Organisationskommission“ von der hannoverschen Regierung mit der Schulaufsicht betraut. Nach dem Wiener Kongress (1815) wurde eine bischöfliche Schulkommission (1818) gegründet, weswegen die ideologische Nähe zur katholischen Kirche und auch im später neu errichteten Bistum Osnabrück blieb.
1830 wurde die Maturitätsprüfung (Abitur) eingeführt. Einer der ersten vier Abiturienten war Ludwig Windthorst, der Gründer und langjährige Vorsitzende der katholischen Zentrumspartei.
Die Schulkommission, deren Vorsitzende zunächst die Weihbischöfe in Osnabrück und seit Neuerrichtung des Bistums Osnabrück von 1858 bis 1885 die Bischöfe von Osnabrück selbst waren, bestellte bis 1884 nur katholische Priester zu Schulleitern, von denen Bernhard Höting (1859–1867 Schulleiter) von 1882 bis 1898 selbst Bischof von Osnabrück war. Das Carolinum war und blieb ein Gymnasium für das katholische Bürgertum der Stadt Osnabrück sowie die katholische Landbevölkerung aus dem unmittelbaren Umland und dem protestantischen Norden.
Bis 1885 bestand die Schulkommission in Osnabrück; sie wurde durch eine Verfügung des Königlichen Unterrichtsministeriums und Provinzial-Schulkollegs in Hannover aufgehoben. Diese einschneidende Verfügung veränderte den katholischen Charakter des Carolinums nicht.
Das Carolinum im Wilhelminischen Reich
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Das katholisch geprägte Gymnasium Carolinum entwickelte sich im Kaiserreich trotz des Kulturkampfes zu einer Schule mit vergleichbar hohem Bildungsniveau. Verschiedentlich haben Lehrer die gedruckten jährlichen „Schulprogramme“, die die üblichen Schulnachrichten über die Zusammensetzung der Schulklassen und die Lehrinhalte enthalten, durch ihre wissenschaftlichen Beiträge bereichert. Nicht nur die Altphilologen kamen mit Interpretationen griechischer oder römischer Autoren zu Worte, sondern Naturwissenschaftler publizierten genauso eifrig.
Das Karlsgedächtnis wurde im Rahmen der 1100-Jahr-Feier im Jahre 1904 besonders lebendig. Auf einer Schulfahne, die dem Carolinum von Schülern geschenkt worden war, ist Karl neben Kaiser Wilhelm II. auf der Vorderseite abgebildet worden.
Weimarer Jahre
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Während des Ersten Weltkriegs (1914–1918) wurden die Schüler der oberen Schulklassen vorzeitig ins Abitur geschickt, um sich freiwillig zum Kriegsdienst zu melden. Von der Euphorie, mit der ganz Deutschland in den Krieg zog, blieb das Carolinum nicht verschont. Der Schock über den verlorenen Krieg führte schließlich auch am Carolinum vier Jahre später zur Besinnung.
Die Schule verpflichtete sich, die Schüler zur Demokratie zu erziehen. Dieses erschien angesichts der starken nationalen Töne im Nachhinein als ein halbherziges Unterfangen, denn auch am Carolinum konnten viele Lehrer, die ihre Sozialisierung in der Kaiserzeit erfahren hatten, nur wenig mit parlamentarischer Demokratie anfangen. Des Verfassungstages (11. August 1919) wurde immerhin noch 1932 als jenes Tages gedacht, der den Deutschen Freiheit und Gerechtigkeit gebracht habe.
Auch wenn das Carolinum längst eine staatliche Schule war, so hatte es in der Weimarer Republik weiterhin die ideologische Nähe zum örtlich benachbarten Bischof gesucht. Immerhin war das Carolinum ja weiterhin die katholische und das Ratsgymnasium die evangelische Schule am Ort. In den Schulverhältnissen kristallisierte sich das Nebeneinander der Konfessionen in Osnabrück. Wöchentliche Schulgottesdienste, katholischer Religionsunterricht, Exerzitien für die Abiturklassen u. a. gehörten wie selbstverständlich zum Schulalltag, ohne dass darum großes Aufsehen gemacht worden wäre.
In der Zeit des Nationalsozialismus
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die katholische Prägung reichte kaum aus, um das Carolinum deswegen schon zu einem Hort des katholischen Widerstands gegen den 1933 in ganz Deutschland aufkommenden Nationalsozialismus zu machen. Es wurden am Carolinum die üblichen Schulversammlungen und Fahnenappelle wie an jeder anderen Schule auch durchgeführt. In den Klassenzimmern wurde neben das Kreuz ein Foto von Adolf Hitler aufgehängt. Die Hitler-Jugend (HJ) war indes nicht ganz so stark vertreten wie an anderen Schulen, auch gab es aus Sicht der Nationalsozialisten „politisch unzuverlässige“ Lehrer, die bekanntermaßen in Gegnerschaft zum Nationalsozialismus standen.
Das Carolinum teilte weitgehend das Schicksal mit anderen Schulen. Der Entkonfessionalisierung folgte die Entchristlichung, was sich an der Entfernung des religiösen Bilderschmucks oder der versuchten Abschaffung des Religionsunterrichts ausdrückte. Der gesamte Lehrstoff wurde den nationalsozialistischen Erziehungszielen untergeordnet. Alle Beteiligten verhielten sich im Wesentlichen systemkonform: Schulleiter und Lehrer wollten ihre Stellung behalten und Schüler wollten das Klassenziel erreichen und irgendwann Abitur machen.
Dennoch wurde dem „katholischen“ Carolinum unter den Nationalsozialisten sein von 1927 bis 1932 geführter Titel einer „Lehranstalt von besonderer Bedeutung“ nicht mehr zugebilligt. Andere Osnabrücker Schulen wurden stattdessen in diesen Stand versetzt, womit immerhin auch besondere finanzielle Zuwendungen verbunden waren, die die Nationalsozialisten dem „katholischen“ Carolinum nicht mehr gönnten.
Der Schulunterricht während des Zweiten Weltkriegs bedeutete neue Opfer für die Schule. Lehrer wurden zur Wehrmacht eingezogen, Abiturienten konnten mit einem Notabitur bereits vorzeitig die Schule verlassen und wurden dann klassenweise an die Front geschickt.
Als die Kriegsschauplätze weit in das innere Deutschlands hineinreichten, die Frontlinien durch Deutschland führten und im Luftkrieg die deutschen Städte Ziel von Bombenangriffen wurden, gab es in Deutschland mit Erlass vom 1. November 1940 für die zum Luftnotstandsgebiet erklärten Regionen die Vorschrift der Kinderlandverschickung. Osnabrück galt seit 1943/44 als gefährdet. Um die Osnabrücker Schüler dennoch möglichst nahe am Heimatort zu lassen, wurde im Dezember 1943 vom Oberbürgermeister verfügt, Melle, Wittlage und Bersenbrück als Aufenthaltsorte der Kinder vorzusehen. Der NSDAP-Gauleiter durchschaute die Absicht des Oberbürgermeisters, die Schüler nicht allzu weit vom Elternhaus zu entfernen. Er verschärfte deswegen die Vorschriften für die Osnabrücker Schulen und drängte auf die Kinderlandverschickung der Schüler des Carolinums nach Holland. Nur so sah der Gauleiter garantiert, die Ausbildung der schulpflichtigen Kinder ganz in die Erziehungsmethoden der NS-Lager zu stellen. Diese bestanden unter anderem darin, den Religionsunterricht und Gottesdienstbesuch zu verweigern sowie die Kinder politisch zu indoktrinieren. Nicht ohne erhebliche Spannungen in Kauf zu nehmen, lehnte die Elternversammlung die Anordnung des Gauleiters zur Kinderlandverschickung ab. Als Begründung wurde auch die in den Lagern fehlende christliche Erziehung angegeben. Von 382 Eltern entschieden sich nur zwölf für die Kinderlandverschickung. So gaben die staatlichen Stellen nach und die Kinder wurden – wie ursprünglich vorgesehen – in Melle, Bersenbrück und Kloster Oesede zur Schule geschickt.
Das Carolinum nach dem Zweiten Weltkrieg
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Am 13. September 1944 und 25. März 1945 wurden jeweils verschiedene Gebäudeteile des Carolinums durch Bomben getroffen. Angesichts des Mangels an Arbeitskräften wurden selbst die Schüler der oberen Klassen stundenweise zur Beseitigung des Bauschutts herangezogen. Bis Herbst 1946 konnten sieben Klassenräume fertiggestellt werden. Im gleichen Winter wurde das Dach behelfsmäßig abgedeckt. Bis November 1947 wurden 26.800 Zentner Schutt beseitigt und rund 110.000 Steine für ihre Wiederverwendung bearbeitet. Erst am 9. November 1950 konnte die Gymnasialkirche eingeweiht werden.
Der moralische Wiederaufbau gelang mit einem Rückgriff auf die Tradition, an die zu erinnern im „Dritten Reich“ verpönt war. Das Ansehen Karls des Großen war von den Nationalsozialisten propagandistisch geschickt auf den „Sachsenschlächter“ reduziert und gegen den Germanen Widukind ausgespielt worden. Die konfessionellen Wurzeln des Carolinums wollte man im „Dritten Reich“ auch nicht überbetonen. Mit der Wiederentdeckung und Nutzbarmachung beider Traditionselemente vermochte die Schule erfolgreich zu werben. Sie verhalfen dem Carolinum in der Nachkriegszeit schnell zu neuem Ansehen. Schon am 12. März 1947 erhielt das Carolinum seinen Titel einer besonderen Lehranstalt zurück, der durch Erlass des niedersächsischen Kultusministers mit Wirkung vom 1. April 1950 bestätigt wurde.
Die Betonung von Tradition und Werten sowie der Wiederaufbau schufen ein singuläres „Wir-Gefühl“ unter den Schülern und Identifikationsmöglichkeiten mit der Schule, die auch dem Carolingerbund zugutekam. Damit wurde zugleich der schon 1949 herausgestellte „Carolingergeist“ beschworen, der der „Einheit von Kirche und Schule“ entstamme und „ein Programm [sei], das den inneren Geist dieser Schule dokumentiert“. Getragen von diesem „Geist“ konzentrierte sich die Schulleitung auf die Vorbereitung der 1150-Jahr-Feier des Carolinums, die im Jahre 1954 begangen wurde. Erfolgreich knüpfte man an die Karlstradition an und verband – in Anlehnung an die 1949 entwickelte Vorstellung einer „christlichen humanitas“ – die Vermittlung von christlichen Werten mit dem humanistischen Bildungsideal. Der Verweis auf die Traditionen des Carolinums war zugleich mit der bildungspolitischen Forderung verbunden, über den Bildungswert der alten Sprachen Latein und Griechisch neu nachzudenken, zumal beide Sprachen in der so genannten Gründungsurkunde von 804 erwähnt worden waren.
Das Carolinum entwickelte sich in den folgenden Jahrzehnten zu einem stetig modernisierten Gymnasium mit naturwissenschaftlich-mathematischen, neusprachlichen und altsprachlichen Zweigen.
Seit den 1960er Jahren
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Beiträge der Lehrer in den Jahresberichten zeugen von der Auseinandersetzung mit Tradition und Zeitgeist. So begegnete man am Carolinum keineswegs kritiklos den (schul-)politischen Veränderungen dieser Zeit, wie der Einführung der Koedukation 1971, der Ausgliederung der Klassen 5 und 6 durch die Schaffung der Orientierungsstufe im Jahre 1974 oder der Einführung der reformierten Oberstufe (Sekundarstufe II) im Jahre 1976.
Gleichzeitig mit den Reformen stand die Frage einer Kooperation mit den benachbarten Schulen Ursulaschule und Domschulzentrum an oder aber die Übernahme des Carolinums in eine bischöfliche Trägerschaft, die im Herbst 1973 von Schulleitung, Kollegium und Elternschaft abgelehnt wurde und in den Kooperationsvertrag zwischen Stadt und Bistum Osnabrück von 1975 (1983 erneuert) mündete. Darin wurde die traditionelle Nähe des Carolinums zu Kirche und Bistum betont.
Diese christliche Prägung des Carolinums führte unter anderem dazu, dass, anders als an staatlichen Schulen in Niedersachsen üblich, zunächst darauf verzichtet wurde, das weltanschaulich neutrale Fach Werte und Normen als Alternative zum katholischen und evangelischen Religionsunterricht einzurichten. Das änderte sich jedoch im Schuljahr 2018/19, als erstmals am Carolinum die Schülerinnen und Schüler des Jahrgangs 5 die Möglichkeit hatten, anstelle eines Religionsunterrichts das Fach Werte und Normen zu wählen. In den Folgejahren wurde das Fach schrittweise in den Jahrgänge 5 bis 10 etabliert.[5] Von Jahrgang 11 an kann alternativ zum Religionsunterricht das Fach Philosophie gewählt werden, in dem seit dem Schuljahr 2019/20 auch mündliche Abiturprüfungen abgenommen werden.[6]
Das Alter des Carolinums ist mit dem des Paulinums in Münster vergleichbar. Seit 2001 wird der Titel „Älteste Schule Deutschlands“ im Rahmen eines Fußballspiels zwischen diesen beiden Schulen vergeben.[7]
Besonderheiten aus dem Schulleben
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- In den 1950er und 1960er Jahren gehörten eine Reihe von Absolventen des Caroliums zu den Leistungsträgern des jeweiligen Basketball-Erstligateams des VfL Osnabrück (Oberliga Nord und ab 1966 Bundesliga). Der vielfache Nationalspieler Harald Rupp und Michael Haferkamp wurden u. a. 1969 mit dem VfL Deutscher Meister des Deutschen Basketball Bundes.
- Zu den bedeutenden Arbeitsgemeinschaften am Carolinum gehört die Ruderriege.[8] Sie nimmt seit Bestehen von Jugend trainiert für Olympia mit großem Erfolg an diesem Förderprogramm teil. In den letzten 40 Jahren kamen mehrere Ruder-Weltmeister vom Carolinum.
- 2015 nahmen fünf Schüler der 11. Klasse unter der Projektleitung eines Lehrers am Wettbewerb CanSat der Europäischen Weltraumorganisation (ESA) teil und belegten den zweiten Platz. Sie hatten dafür einen Satelliten in Größe einer Getränkedose geplant, konstruiert und programmiert.[9]
Angegliederte Vereinigungen und Zusammenschlüsse
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Carolingerbund
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]1920 schlossen sich die ehemaligen „Carolinger“ zu einem eigenen Verein zusammen, dem Carolingerbund. Dieser Zusammenschluss entsprach, wie der Namensbestandteil „-bund“ andeutet, dem Zeitgeist, denn nach dem Ersten Weltkrieg war in ganz Deutschland die Bündische Jugend entstanden, darunter etwa der dem Alkoholgenuss abschwörende Quickborn oder der von Jesuiten geführte Bund Neudeutschland.
Die Gründung des Carolingerbundes war die Antwort einiger führender Carolinger, wie Gründungsmitglied Ludwig Schirmeyer, auf die Herausforderungen der Zeit. Bei aller Verdrossenheit und Unzufriedenheit über die gesamtpolitische Lage angesichts des verlorenen Ersten Weltkrieges, der hohen Reparationsforderungen der Alliierten oder gar der ungeliebten Weimarer Verfassung von 1919 bot der restaurativ gesinnte Carolingerbund Lehrern und ehemaligen Schülern des Carolinums Zugehörigkeitsgefühl und geistige Heimat.
Der Carolingerbund adaptierte für seine geselligen Veranstaltungen Elemente der Studentenverbindungen des vorhergegangenen 19. Jahrhunderts. Er stellte sich immer wieder in den Dienst der Traditionspflege des Carolinums und ist bis heute das Bindeglied der ehemaligen Schüler und Lehrer zu ihrer Schule.[10] Der Carolingerbund hat derzeit etwa 2000 Mitglieder; halbjährlich erscheint die Mitgliederzeitschrift Schola Carolina, die auch die jeweiligen Jahresberichte des Carolinums enthält.
Curatorium Carolini
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Angesichts leerer Haushaltskassen und gesellschaftlicher Umbrüche gegen Ende des 20. Jahrhunderts in der Bundesrepublik Deutschland schlossen sich 1998 auf Anregung des damaligen Schulleiters Hermann Sommer 17 Frauen und Männer aus verschiedenen gesellschaftlichen und kulturellen Lebensbereichen zusammen, um gemeinsam ein Konzept zu erarbeiten, wie das Carolinum sinnvoll und zeitgemäß unterstützt werden könnte. Auf Unterrichtsinhalte wollte die Gruppe keinen Einfluss nehmen. Es ging ihr ausschließlich um die finanzielle Förderung. Erste medienwirksame Aktion war – in Zusammenarbeit mit dem Carolingerbund – eine Geldsammlung zum Ankauf neuer Stühle für die Schulklassen unter dem Motto „Carolinger haben Rückgrat“. Das wichtigste Ergebnis des Kuratoriums war die Errichtung der „Stiftung Carolinum“.
Stiftung Carolinum
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Im Jahre 2000 wurde die Stiftung Carolinum von ehemaligen Abiturienten gegründet, die während ihrer eigenen Schulzeit davon profitiert hatten, dass gerade eine Traditionsschule in wechselhaften Zeiten ein Fundament fester Werte vermitteln kann. Damit künftige Schülergenerationen die gleiche Chance haben, will die Stiftung Carolinum
- Schülerinnen und Schüler des Carolinums fördern, um sie zu besonderen schulischen und außerschulischen Leistungen zu motivieren;
- die Traditionsschule mit ihrer über 1200-jährigen Geschichte in ihrer pädagogischen Arbeit unterstützen.
Dem Stiftungsrat gehören der Carolingerbund, vertreten durch seinen Vorsitzenden, die Stifter (mit insgesamt drei Mitgliedern) und das Curatorium Carolini mit einem Mitglied an.
Namhafte Carolinger
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Das Gymnasium Carolinum brachte eine große Anzahl von bedeutenden Persönlichkeiten hervor. Einige von denen, die über die Region Osnabrück hinaus bekannt wurden, sind hier in der Reihenfolge aufgeführt, in der sie die Schule verließen (ab 1830 ist das Abgangsjahr – soweit nicht ausdrücklich anders vermerkt – das Jahr der bestandenen Reifeprüfung).
- vor 1500: Heinrich Scheve (um 1470–1554), Humanist und Geistlicher
- ab 1572: Johann von Münster (1560–1632), reformierter Staatsmann
- um 1699: Johann Gerhard Meuschen (1680–1743), Theologe und Geistlicher
- 1746: Johann David Heilmann (1727–1764), Theologe, Philologe und Hochschullehrer
- 1790: Theobald Wilhelm Broxtermann (1771–1800), Schriftsteller und Jurist, herzoglich bayerischer Hofrat
- 1825: Eduard Schrakamp (1809–1861), Mitglied der Frankfurter Nationalversammlung
- 1830: Ludwig Windthorst (1812–1891), hannoverscher Justizminister, Vorsitzender der Zentrumsfraktion im Reichstag
- 1833: Levin Schücking (1814–1883), Schriftsteller und Journalist
- 1838: Arthur Breusing (1818–1892), Geograph, Navigationslehrer und Direktor der Seefahrtschule Bremen
- 1844: Anton Franz Johann Russell (1824–1878), Politiker, Reichstagsabgeordneter und Jurist
- 1847: Wilhelm Westmeyer (1829–1880), Komponist, verließ die Schule ohne Abschluss und studierte Musik in Leipzig
- 1852: Carl Brandenburg (1834–1902), Mitglied des Reichstags
- 1852: Franz Hülskamp (1833–1911), römisch-katholischer Geistlicher, Politiker (Zentrum)
- 1868: Karl Freiherr von Boeselager, Jesuit und Missionar in Bombay
- 1870: Albert Bitter (1848–1926), Titularerzbischof, Apostolischer Vikar in Stockholm
- 1877: Abitur nicht am Carolinum gemacht: Joseph Hengesbach (1860–1940), Publizist und Mitarbeiter der Zeitschrift Hochland
- 1876: Carl Friedrich Engelen (1859–1936), Mitglied des Reichstags und des Provinziallandtags
- 1882: Christian Dütting (1862–1921), Bergassessor und Bergwerksdirektor
- 1883: Augustin Wibbelt (1862–1947), katholischer Priester und Heimatdichter
- 1886: Karl Brandi (1868–1946), Universitätsprofessor, Historiker (Biograph Karls V.)
- 1892: Alois Holtmeyer (1872–1931), deutscher Architekt und Denkmalpfleger
- 1892: Bernard Wieman (1872–1940), Amtsgerichtsrat und Schriftsteller
- ohne Abitur: Franz Hecker (1870–1944), Kunstmaler
- 1895: Gustav Görsmann (1873–1942), katholischer Priester, NS-Opfer (gestorben im KZ Dachau)
- 1895: Ludwig Schirmeyer (1876–1960), Gymnasialprofessor am Carolinum und Heimathistoriker
- 1900: Janusz Radziwiłł (1880–1967), polnischer Adliger, Großgrundbesitzer und Politiker
- 1908: Heinrich große Beilage (1885–1955), Landwirt, Politiker, Landtagsabgeordneter (CNBL)
- 1912: Johannes Vincke (1892–1975), katholischer Kirchenrechtler und Kirchenhistoriker
- 1914: Johannes Drees (1894–1944), Reichstagsabgeordneter
- 1914: Karl Kennepohl (1895–1958), Studienrat, Historiker und Numismatiker
- 1916: (ohne Abitur) Georg Kassenbrock (1899–1950), Mitglied des Niedersächsischen Landtags
- 1919: Otto Gillen (1899–1986), Kunsthistoriker, Journalist, Theaterkritiker, Essayist und Lyriker.
- 1923: Otto Krapp (* 1903; † 1996), Niedersächsischer Staatsminister
- 1927: Hermann Hoberg (1907–1992), Vizepräfekt des Vatikanischen Geheimarchivs
- 1929: Lambert Huys (1908–1992), Mitglied des Deutschen Bundestages (CDU)
- 1932: Helmut Hermann Wittler (1913–1987), Bischof von Osnabrück
- 1934: Joseph König (1915–1996), Historiker und Archivar
- 1942: Hubertus Brandenburg (1923–2009), Bischof von Stockholm
- 1943: (ohne Abitur) Josef Tegeler (1926–2013), Landrat des Landkreises Osnabrück 1964–1993
- 1948: Heinrich Heitmeyer (* 1929), Generalvikar des Bistums Osnabrück
- 1949: Carl Möller (1930–2011), Oberbürgermeister von Osnabrück
- 1950: Dietrich Rueschemeyer (* 1930), deutsch-amerikanischer Soziologe
- 1954: Werner Suerbaum (* 1933), Universitätsprofessor, Lateinischer Philologe in München
- 1957: Hubert Müller (1936–1995), Universitätsprofessor, Theologe, Domvikar in Osnabrück
- Abitur nicht am Carolinum gemacht: Michael Preute alias Jacques Berndorf (1936–2022), Journalist und Schriftsteller
- 1959: Rudolf Seiters (* 1937), Mitglied des Deutschen Bundestages (CDU), Bundesminister des Innern, Vizepräsident des Deutschen Bundestages, Präsident des Deutschen Roten Kreuzes
- ohne Abitur, mit Mittlerer Reife: Josef Stock (* 1938), Politiker, Landtagsabgeordneter
- 1962: Volker Neumann (* 1942), Mitglied des Deutschen Bundestages (SPD)
- nach Besuch der 8. Klasse das Carolinum verlassen: Hans-Gert Pöttering (* 1945), Mitglied und 26. Präsident des Europäischen Parlaments
- 1966: Otmar Schober (* 1948), Universitätsprofessor und Direktor der Klinik und Poliklinik für Nuklearmedizin in Münster
- 1967: Alfred Cordes (* 1948), Schriftsteller und Lehrer; in mehreren seiner Romane sind Osnabrück und das Carolinum Handlungsorte (so in Caspar Coppenrath)
- Abitur nicht am Carolinum gemacht: Fritz Brickwedde (* 1948), Generalsekretär der Deutschen Bundesstiftung Umwelt
- 1970: Werner F. Ebke (* 1951), Universitätsprofessor, Direktor des Instituts für deutsches und europäisches Gesellschafts- und Wirtschaftsrecht, Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg
- 1972: Carl-Ludwig Thiele (* 1953), Rechtsanwalt, Mitglied des Deutschen Bundestages (FDP), Vorstandsmitglied der Deutschen Bundesbank
- 1979: Michael Lübbersmann (* 1961), Politiker (CDU)
- 1981: Damian Läge (* 1961), Psychologe, Philosoph und Philatelist
- 1982: Michael F. Feldkamp (* 1962), Historiker
- 1983: Beate Baumann (* 1963), Leiterin des Büros von Bundeskanzlerin Angela Merkel
- 1984: Mathias Middelberg (* 1964), Mitglied des Deutschen Bundestages (CDU)
- 1986: Arno Orzessek (* 1966), Journalist und Schriftsteller (Schattauers Tochter)
- 1986: Guido Pott (* 1966), Politiker, Landtagsabgeordneter
- 1987: Frank Zahn (1967–2017), Rechtsanwalt und Verlagseigner
- 1989: Stefan Niggemeier (* 1969), Medienjournalist, Bildblog-Gründer
- 1989: Matthias Pees (* 1970), Theaterkritiker und Dramaturg
- 1999: Katharina Pötter (* 1979), Juristin und Politikerin (CDU), Oberbürgermeisterin von Osnabrück
- 2002: Jan Tebrügge (* 1982), Ruderer, Weltmeister 2006 (mit dem Deutschland-Achter)
Zitate über das Carolinum
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- 1934 „Hinter dem Dom trägt eines der vielen mit ihm verbundenen Gebäude auf dem Pfortengitter die Aufschrift ‚Staatliches Gymnasium Carolinum – Gegründet von Kaiser Karl dem Grossen‘. Ein solches Wort fällt wie ein Riesenschatten über den Lesenden und rückt ihn mit einem Schlage in die noch immer lebende Überlieferung des tausendjährigen Reiches. Hier hätte ich wohl zur Schule gehen mögen.“ (Werner Bergengruen, Deutsche Reise, 1934)
- 1956 „Der Oberbürgermeister hat ja das Elementare in der Geschichte dieser Stadt angesprochen, dass sie […] aus der großen Tradition ihrer frühen Vergangenheit, die auch in das Bildungspolitische hineinwirkt – der Name des Carolinums ist ja nicht nur eine Angelegenheit des lokalen Stolzes – sich fest einfügt in die deutsche Bildungsgeschichte.“ (Bundespräsident Theodor Heuss am 26. Juni 1956 anlässlich der Verleihung der Möser-Medaille durch die Stadt Osnabrück)
- 1989 „Das Carolinum ist unserer Meinung nach eine Schule, die mehr als alle anderen zum Konformismus, zur Anpassung an die Normen erzieht. Ein wichtiger Grund dafür ist, daß wir Traditionen übernehmen, anstatt eine kritische Auseinandersetzung mit Vergangenheit und Gegenwart zu führen. Der Erziehungsgrundsatz lautet zumeist, die Schüler dazu zu bringen, althergebrachte Denk- und Verhaltensformen hinzunehmen, und nicht, eben diese Traditionen und verkorksten Strukturen, in die sich die heutige träge und phantasielose Gesellschaft flüchtet, einmal grundsätzlich zu hinterfragen. Auseinandersetzung und Persönlichkeitsbildung soll nicht stattfinden.“ Matthias Pees Pamphlet: Einige Gedanken zum Karlstag, verfasst zum 1175. Todestages Karls des Großen.[11]
- 2004 „Es ist etwas absolut Außergewöhnliches, einer Schule zum 1200-jährigen Bestehen gratulieren zu können. […] Fest steht: Eine Schule, die auf eine so lange Geschichte verweisen kann, darf von sich mit Stolz behaupten, etwas darzustellen, ein unverwechselbares Profil zu besitzen und im Laufe der Geschichte immer wieder eine überzeugende Antwort auf die Frage der vielen Elterngenerationen gefunden zu haben, warum es sich lohnt, ihr Kind auf diese Schule zu schicken.“ (Niedersächsischer Ministerpräsident Christian Wulff am 28. Januar 2004 in seiner Festrede zum 1200-jährigen Bestehen des Carolinums)
- 2012 „Meinen ganzen Zorn über diese Schule, ihren verquasten Katholizismus und Konservativismus, ihre Überheblichkeit, ihren Umgang mit Außenseitern und Kritikern packte ich in diese Rede.“ (Stefan Niggemeier über das Schreiben seiner Abi-Rede)[12]
Siehe auch
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Quellen und Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Gymnasium Carolinum Osnabrück (Hrsg.): Einladung zu den öffentlichen Prüfungen der Schüler des Carolinums am … so wie zu der feierlichen Entlassung der Abiturienten und zur Prämienverteilung. Osnabrück 1861–1884 (Digitalisat)
- Gymnasium Carolinum Osnabrück (Hrsg.): Einladung zu der Feier des Geburtsfestes Sr. Majestät des Kaisers und Königs am Königlichen Gymnasium Carolinum, verbunden mit der Entlassung der Abiturienten und Prämienverteilung. Osnabrück 1885–1887 (Digitalisat)
- Gymnasium Carolinum Osnabrück (Hrsg.): Programm des Königlichen Gymnasium Carolinum zu Osnabrück. Osnabrück 1888–1905 (Digitalisat)
- Julius Jaeger: Verzeichnis der Schüler des Gymnasium Carolinum zu Osnabrück 1625–1804. Liesecke, Osnabrück 1903, 58 S. (Digitalisat)
- Julius Jaeger: Die Schola Carolina Osnabrugensis. Festschrift zur Elfhundertjahrfeier des Königlichen Gymnasiums Carolinum zu Osnabrück. Pillmeyer, Osnabrück 1904.
- Alfred Ruhe: Bericht über die am 23-25. August 1904 veranstaltete Elfhundertjährige Jubelfeier des Königlichen Gymnasium Carolinum in Osnabrück. Nolte, Osnabrück 1905, 34 S. (Digitalisat)
- Gymnasium Carolinum Osnabrück (Hrsg.): Jahresbericht. Osnabrück 1906–1915; 1922–1924 (Digitalisat)
- Josef Vormoor: Verzeichnis der Abiturienten des Gymnasium Carolinum 1830–1954. Nolte, Osnabrück 1954.
- Klemens-August Recker: „… meinem Volke und meinem Herrgott dienen …“. Das Gymnasium Carolinum zwischen partieller Kontinuität und Resistenz in der NS-Zeit. Ein Beitrag zur Bildungsgeschichte der Stadt und des Bistums Osnabrück zwischen 1848 und 1945. Verein für Geschichte und Landeskunde von Osnabrück, Osnabrück 1989, ISBN 3-9800335-5-4, (Osnabrücker Geschichtsquellen und Forschungen 29), (Zugleich: Osnabrück, Univ., Diss., 1989).
- Johannes Hesse: Carolinger 1938 bis 1947. Erinnerungen eines ehemaligen Schülers. Wenner, Osnabrück 1997, ISBN 3-87898-354-9.
- Michael F. Feldkamp: Karl der Große und das Gymnasium Carolinum in Osnabrück. Begründung, Pflege und Wandel einer 1200jährigen Erinnerungskultur. In: Geschichte im Bistum Aachen 5, 1999/2000, ISSN 1616-4091, S. 71–116.
- Rolf Unnerstall, Holger Mannigel (Hrsg.): Gymnasium Carolinum. 804–2004. Fromm, Osnabrück 2004, ISBN 3-00-013808-0.
- Michael F. Feldkamp, Osnabrück – Jesuiten (1624 bis 1773/74), in: Niedersächsisches Klosterbuch. Verzeichnis der Klöster, Stifte, Kommenden und Beginenhäuser in Niedersachsen und Bremen von den Anfängen bis 1810, hrsg. von Josef Dolle unter Mitarbeit von Dennis Knochenhauer (= Veröffentlichungen des Instituts für Historische Landesforschung der Universität Göttingen Band 56), Bielefeld 2012, ISBN 978-3-89534-959-1, S. 1222–1227.
- Michael F. Feldkamp, Osnabrück – Franziskaner-Konventualen (1781 bis 1816), in: Niedersächsisches Klosterbuch. Verzeichnis der Klöster, Stifte, Kommenden und Beginenhäuser in Niedersachsen und Bremen von den Anfängen bis 1810, hrsg. von Josef Dolle unter Mitarbeit von Dennis Knochenhauer (= Veröffentlichungen des Instituts für Historische Landesforschung der Universität Göttingen Band 56), Bielefeld 2012, ISBN 978-3-89534-959-1, S. 1230 f.
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Statistik allgemein bildende Schulen Unterrichtsversorgung: Gymnasium Carolinum. In: Bildungsportal Niedersachsen. Abgerufen am 21. Februar 2024.
- ↑ Schola Carolina Nr. 154 mit Jahresbericht 2006/2007 (Oktober 2007)
- ↑ Gymnasium Carolinum Osnabrück. 11. November 2014, abgerufen am 19. November 2014: „...und ist eine der ältesten Schulen Deutschlands.“
- ↑ Rekorde: Die älteste Schule (focus.de, Focus Schule Nr.2 (2009), abgerufen am 24. Februar 2016)
- ↑ Werte und Normen. In: Carolinum Osnabrück. Abgerufen am 31. August 2022 (deutsch).
- ↑ https://carolinum-osnabrueck.de/faecher/philosophie/
- ↑ http://m.wn.de/Muenster/2014/05/1568307-Fussballspiel-entscheidet-ueber-Ehrentitel-Paulinum-oder-Carolinum-Welche-Schule-ist-die-aelteste
- ↑ Homepage der Ruderriege
- ↑ David Hausfeld: Satellit des Osnabrücker Carolinums erreicht zweiten Platz. In: Osnabrücker Zeitung, 11. November 2015, abgerufen am 16. Februar 2017.
- ↑ Homepage des Carolingerbundes
- ↑ http://www.stefan-niggemeier.de/blog/wie-ich-karl-den-grossen-1175-jahre-nach-seinem-tod-nochmal-ganz-klein-herausbrachte/
- ↑ http://jetzt.sueddeutsche.de/texte/anzeigen/548714