„Winterruhe“ – Versionsunterschied
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Als '''Winterruhe''' wird in der [[Gärtnerei]] und [[Botanik]] die Reaktion außertropischer [[Pflanzen]] auf die während des Winters herrschenden lebensfeindlichen Umweltbedingungen, insbesondere der Mangel an flüssigem Wasser, bezeichnet. Bezieht sich die Winterruhe auf [[Same (Pflanze)|Samen]] oder [[Knospe]]n, spricht man von [[Keimruhe]] oder [[Dormanz#Dormanz in der Botanik|Dormanz]].<ref>''Herder-Lexikon der Biologie.'' Band Spini-Zz, Seite 443, Stichwort ''Winterruhe.'' Spektrum-Verlag, Heidelberg/Berlin/Oxford 1994.</ref> |
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'''Winterruhe''' ist eine Reaktion von Pflanzen und Tieren außertropischer Lebensräume auf die während des Winters lebensfeindlichen Umweltbedingungen. |
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== Zoologische Winterruhe == |
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==Pflanzen== |
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Entgegen der weit verbreiteten Annahme gibt es neben dem [[Winterschlaf]] keine Winterruhe bei [[Gleichwarmes Tier|gleichwarmen]] Tieren. Während oft die hohe Temperatur bei überwinternden großen Säugetieren wie [[Amerikanischer Schwarzbär|Schwarzbären]] als Beleg für eine Winterruhe geführt wurde, ist diese ein Ergebnis der großen wärmespeichernden Masse.<ref>{{Literatur |Autor=Øivind Tøien, John Blake, Dale M. Edgar, Dennis A. Grahn, H. Craig Heller, Brian M. Barnes |Titel=Hibernation in Black Bears: Independence of Metabolic Suppression from Body Temperature |Sammelwerk=Science |Band=331 |Nummer=6019 |Datum=2011-02-18 |ISSN=0036-8075 |DOI=10.1126/science.1199435 |Seiten=906–909 |Online=https://www.science.org/doi/10.1126/science.1199435 |Abruf=2024-07-14}}</ref> Die [[Stoffwechsel|Stoffwechselaktivität]], ein Hauptcharakteristikum von Winterschlaf, sinkt dennoch auf ein niedriges Level.<ref>{{Literatur |Autor=Fritz Geiser |Titel=Seasonal Expression of Avian and Mammalian Daily Torpor and Hibernation: Not a Simple Summer-Winter Affair† |Sammelwerk=Frontiers in Physiology |Band=11 |Datum=2020-05-20 |ISSN=1664-042X |DOI=10.3389/fphys.2020.00436 |Online=https://www.frontiersin.org/article/10.3389/fphys.2020.00436/full |Abruf=2024-07-14}}</ref> |
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In der [[Botanik]] der nichtropischen Vegetation ist Winterruhe die Regel. [[Laubbaum|Laubbäume]] werfen ihr Blattwerk ab, alle nicht winterharten [[Staude]]n, Gemüse- und Halmpflanzen lassen ihre oberirdischen, frostempfindlichen Teile absterben, um erst im Frühjahr neu auszutreiben. |
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Generell ist Körpertemperatur ein schlechtes Merkmal von Winterschlaf, da [[Lemuren]] Trockenzeiten überstehen, indem sie in den Winterschlaf gehen. Dabei können sie aufgrund des tropischen Wetters Körpertemperaturen von über 30 °C haben.<ref>{{Literatur |Autor=Kathrin H. Dausmann, Julian Glos, Jörg U. Ganzhorn, Gerhard Heldmaier |Titel=Hibernation in the tropics: lessons from a primate |Sammelwerk=Journal of Comparative Physiology B |Band=175 |Nummer=3 |Datum=2005-04 |ISSN=0174-1578 |DOI=10.1007/s00360-004-0470-0 |Seiten=147–155 |Online=http://link.springer.com/10.1007/s00360-004-0470-0 |Abruf=2024-07-14}}</ref> |
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'''Siehe auch:''' [[Wachstumsperiode]] |
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=== Siehe auch === |
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* [[Kältestarre]] |
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In der [[Zoologie]] bezeichtent Winterruhe ein Zustand [[homoiotherm|gleichwarmer]] [[Säugetiere]], bei dem der Energiebedarf stark eingeschränkt wird. Damit reagieren sie auf die ungünstige Außenbedingungen die in der Regel mit einem eingeschränkten Nahrungsangebot einher gehen. |
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* [[Sommerschlaf]] |
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* [[Thermoregulation]] |
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* [[Torpor]] |
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== Gärtnerische Winterruhe == |
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Die Winterruhe ist nicht mit dem [[Winterschlaf]] zu verwechseln, bei dem der [[Stoffwechsel]] drastisch herabgesetzt wird. In Winterruhe wird die [[Körpertemperatur]] nicht deutlich gesenkt, dafür aber die Herzschlagfrequenz vermindert. Winterruhe haltende Tiere erwachen mehrmals während des Winters, um Beute zu suchen Vorräte zu sammeln oder von gesammelten Vorräten zu fressen. |
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{{Quellen}} |
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Im gärtnerischen Sinn bezeichnet die Winterruhe der nichttropischen Vegetation den [[Laubfall|Abwurf des Blattwerks]] der [[Laubbaum|Laubbäume]] bzw. das Absterben der oberirdischen Pflanzenteile der „winterharten“ [[mehrjährige Pflanze|mehrjährigen]] [[krautige Pflanze|krautigen Pflanzen]]. [[Wintergetreide]]arten [[schossen]] und blühen im Frühjahr nur nach [[Vernalisation]] in der winterlichen Kälteperiode. |
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=== Beendigung der Winterruhe === |
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Beispiele für Tiere, die Winterruhe halten: [[Braunbär]], [[Hamster]] [[Marderhund]], [[Waschbär]], [[Dachs]], [[Eichhörnchen]], einige [[Fledermäuse]]. |
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Für die Überwindung der Winterruhe benötigen die meisten Pflanzen eine Kälteperiode von oft 3–5 Wochen Länge bei 0,5–5 °C. Je stärker die tatsächliche Temperatur davon abweicht, desto mehr verlängert sich diese Zeitspanne. Während der Ruhe werden Hemmstoffe wie [[Abscisinsäure]] langsam abgebaut. |
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=== Abgrenzung === |
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Als ''Zwangsruhe'' bezeichnet man den Zustand nach Erfüllung des Kältebedürfnisses vor Ende des Winters, wenn Außenfaktoren das Austreiben verhindern.<ref name=pflanzenbau>{{cite book |last=Jansen |first=Heinz |title=Gärtnerischer Pflanzenbau: Grundlagen des Anbaues unter Glas und Kunststoffen |publisher=Ulmer |location=Stuttgart |year=1998 |isbn=978-3-8252-1278-0 |pages=189}}</ref> |
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[[Winterschlaf]], [[Kältestarre]], [[Überwinterung]] |
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=== Siehe auch === |
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* [[Keimruhe]] |
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* [[Stratifikation (Botanik)]] |
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== Einzelnachweise == |
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<references /> |
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[[Kategorie:Chronobiologie]] |
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Der winter is geil |
Aktuelle Version vom 5. Februar 2025, 21:17 Uhr
Als Winterruhe wird in der Gärtnerei und Botanik die Reaktion außertropischer Pflanzen auf die während des Winters herrschenden lebensfeindlichen Umweltbedingungen, insbesondere der Mangel an flüssigem Wasser, bezeichnet. Bezieht sich die Winterruhe auf Samen oder Knospen, spricht man von Keimruhe oder Dormanz.[1]
Zoologische Winterruhe
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Entgegen der weit verbreiteten Annahme gibt es neben dem Winterschlaf keine Winterruhe bei gleichwarmen Tieren. Während oft die hohe Temperatur bei überwinternden großen Säugetieren wie Schwarzbären als Beleg für eine Winterruhe geführt wurde, ist diese ein Ergebnis der großen wärmespeichernden Masse.[2] Die Stoffwechselaktivität, ein Hauptcharakteristikum von Winterschlaf, sinkt dennoch auf ein niedriges Level.[3]
Generell ist Körpertemperatur ein schlechtes Merkmal von Winterschlaf, da Lemuren Trockenzeiten überstehen, indem sie in den Winterschlaf gehen. Dabei können sie aufgrund des tropischen Wetters Körpertemperaturen von über 30 °C haben.[4]
Siehe auch
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Gärtnerische Winterruhe
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Im gärtnerischen Sinn bezeichnet die Winterruhe der nichttropischen Vegetation den Abwurf des Blattwerks der Laubbäume bzw. das Absterben der oberirdischen Pflanzenteile der „winterharten“ mehrjährigen krautigen Pflanzen. Wintergetreidearten schossen und blühen im Frühjahr nur nach Vernalisation in der winterlichen Kälteperiode.
Beendigung der Winterruhe
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Für die Überwindung der Winterruhe benötigen die meisten Pflanzen eine Kälteperiode von oft 3–5 Wochen Länge bei 0,5–5 °C. Je stärker die tatsächliche Temperatur davon abweicht, desto mehr verlängert sich diese Zeitspanne. Während der Ruhe werden Hemmstoffe wie Abscisinsäure langsam abgebaut.
Abgrenzung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Als Zwangsruhe bezeichnet man den Zustand nach Erfüllung des Kältebedürfnisses vor Ende des Winters, wenn Außenfaktoren das Austreiben verhindern.[5]
Siehe auch
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Herder-Lexikon der Biologie. Band Spini-Zz, Seite 443, Stichwort Winterruhe. Spektrum-Verlag, Heidelberg/Berlin/Oxford 1994.
- ↑ Øivind Tøien, John Blake, Dale M. Edgar, Dennis A. Grahn, H. Craig Heller, Brian M. Barnes: Hibernation in Black Bears: Independence of Metabolic Suppression from Body Temperature. In: Science. Band 331, Nr. 6019, 18. Februar 2011, ISSN 0036-8075, S. 906–909, doi:10.1126/science.1199435 (science.org [abgerufen am 14. Juli 2024]).
- ↑ Fritz Geiser: Seasonal Expression of Avian and Mammalian Daily Torpor and Hibernation: Not a Simple Summer-Winter Affair†. In: Frontiers in Physiology. Band 11, 20. Mai 2020, ISSN 1664-042X, doi:10.3389/fphys.2020.00436 (frontiersin.org [abgerufen am 14. Juli 2024]).
- ↑ Kathrin H. Dausmann, Julian Glos, Jörg U. Ganzhorn, Gerhard Heldmaier: Hibernation in the tropics: lessons from a primate. In: Journal of Comparative Physiology B. Band 175, Nr. 3, April 2005, ISSN 0174-1578, S. 147–155, doi:10.1007/s00360-004-0470-0 (springer.com [abgerufen am 14. Juli 2024]).
- ↑ Heinz Jansen: Gärtnerischer Pflanzenbau: Grundlagen des Anbaues unter Glas und Kunststoffen. Ulmer, Stuttgart 1998, ISBN 978-3-8252-1278-0, S. 189.