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„Hindi-Film“ – Versionsunterschied

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'''Bollywood''' ist ein [[Synonym]] für die [[Filmindustrie]] in [[Mumbai]] (früher '''Bombay'''), [[Indien]], welche aufgrund ihres kommerziellen Charakters einer Legende nach von einem Filmkritiker in Anlehnung zu den Filmstudios von [[Hollywood]] in [[Kalifornien]], [[USA]], so betitelt wurde.
|- class="hintergrundfarbe5"
| colspan=8 align="center" | '''Hindi-Filmproduktionen'''<ref>Ashish Rajadhyaksha, Paul Willemen: ''Encyclopaedia of Indian Cinema''. Revised edition. Oxford University Press, New Delhi 1999, S. 30–32</ref>
|- style="background:#efefef" align="center"
! Jahr
! Anzahl
|- align="center"style="background:#efefef" align="center"style="background:#efefef" align="center"style="background:#efefef" align="center"
| 1931–1935 || 434
|- align="center"style="background:#efefef" align="center"style="background:#efefef" align="center"style="background:#efefef" align="center"
| 1936–1940 || 490
|- align="center"
| 1941–1945 || 435
|- align="center"
| 1946–1950 || 758
|- align="center"
| 1951–1955 || 541
|- align="center"
| 1956–1960 || 584
|- align="center"
| 1961–1965 || 481
|- align="center"
| 1966–1970 || 459
|- align="center"
| 1971–1975 || 634
|- align="center"
| 1976–1980 || 612
|- align="center"
| 1981–1985 || 784
|- align="center"
| 1986–1990 || 867
|- align="center"
| 1991–1995 || 899
|}


Der '''Hindi-Film''' wird in [[Mumbai]] (dem früheren ''Bombay'') produziert. Neben dem [[Tamilischer Film|Tamilischen Film]] und dem [[Telugu-Film]] entstehen in dieser Sprache die meisten Filme in der [[Indischer Film|indischen Filmindustrie]]. Als [[Synonymie|Synonym]] für die [[Hindi]]-[[Filmindustrie]] ist der umgangssprachliche Begriff '''Bollywood''' ({{hiS|बॉलीवुड}}) weit verbreitet. Dieser Begriff entstand in den 1970er Jahren und bezog sich ausschließlich auf Hindi-[[Unterhaltungsfilm]]e, die wohl auf Grund ihres kommerziellen Charakters von einem indischen Filmkritiker in Anlehnung an die [[Vereinigte Staaten|US-amerikanischen]] Filmstudios von [[Hollywood]] so betitelt wurden.<ref>{{Webarchiv|text=''Is Bollywood an imitation of Hollywood?'' |url=http://www.mid-day.com/entertainment/news/2002/november/35811.htm |wayback=20041223142543 }}</ref> Die [[Kofferwort|Wortkreuzung]] Bollywood enthält daher die Bestandteile '''Bo'''mbay und Ho'''llywood'''.
Die [[Wortkreuzung]] Bollywood enthält die Bestandteile '''B'''ombay und H'''ollywood'''.
Der Begriff Bollywood trifft bei indischen Bürgern und Filmschaffenden auf Kritik, weil sie ihre Studios nicht mit den westlichen Filmstudios von Hollywood verglichen haben wollen.
Die bekannten Studios sind Filmalaya und Film City im Norden der Stadt. In Indien werden ca. 700-900 Filme pro Jahr gedreht, davon knapp 200 in Bollywood. Damit produziert Indien jährlich weltweit die meisten Filme.


Bekannte Studios sind ''[[Filmalaya]]'' und ''[[Film City]]'' im Norden der Stadt. Jährlich werden derzeit etwa 200 bis 250 Hindi-Filme produziert.
Als Bollywoodfilme werden in der Regel [[hindi]]sprachige Produktionen bezeichnet, während Filme aus anderen Regionen meist nicht mit eingeschlossen sind, u.a. Tamil Nadu ([[Kollywood]]), Andhra Pradesh ([[Telugu]]-Filme; Tollywood) usw. Bollywood ist daher entgegen eines weitverbreiteten Irrtums kein [[Genre]], sondern eine Herkunftsbezeichnung.


== Hintergründe ==
== Hintergründe ==
Obwohl die Filmindustrie schon in den 1930er Jahren entstand, gelten die 1960er und 1970er Jahre als ihre Glanzzeiten. In den 1980ern und frühen 1990ern wurden viele Film-Epen gedreht. Um die Jahrtausendwende kriselte die indische Filmindustrie, die unter anderem unter Videopiraterie und dem aufkommenden Satellitenfernsehen litt. Mit dem Entstehen von [[Multiplex-Kino|Multiplexcentern]] in den Städten bilden sich verschiedene Genretypen heraus.


Den typischen Bollywood-Film gibt es nicht, doch lassen sich Schemata in der Erzählweise erkennen. Allgemein lässt sich sagen, dass die Filme meist zweieinhalb bis vier Stunden dauern, eine [[Intermission (Filmtechnik)|Unterbrechung]] enthalten und die Handlung meistens von mehreren musikalischen [[Bollywood-Tanz|Tanzszenen]], ähnlich wie im westlichen [[Musical]], unterbrochen und erzählerisch kommentiert wird. Die Filmlieder werden oftmals noch vor dem Kinostart zu Werbezwecken als Musikvideos bei [[MTV]] oder [[B4U Music]] gespielt.
Obwohl die [[Bollywood]]filmindustrie schon in den 1930er Jahren entstand, gelten die [[1960er]] und [[1970er]] Jahre als die Glanzzeiten. In den [[1980er]]n und frühen [[1990er]]n wurden viele Filmepen gedreht. Um die Jahrtausendwende kriselte die indische Filmindustrie, die u. a. unter Videopiraterie und dem aufkommenden Satellitenfernsehen leidet. Mit dem Entstehen von [[Multiplex]]centern in den Städten bilden sich verschiedene Genretypen heraus.


Den typischen Bollywoodfilm gibt es nicht, doch lassen sich Schemata in der Erzählweise erkennen. Im Allgemeinen lässt sich sagen, dass die Filme meist zweieinhalb bis vier Stunden dauern, eine Unterbrechung ([[Intermission]]) enthalten und die Handlung meistens mit mehreren [[Song and Dance|Song-and-Dance]]-Szenen (ähnlich wie im westlichen [[Musical]]) gespickt wird. Die Filme erscheinen für den westlichen Betrachter oft kitschig. Eine erfolgreiche Produktion soll alle neun [[Rasa]]s („Geschmacksrichtungen“), die traditionell überlieferten Bestandteile indischer Kunst, enthalten: Liebe, Heldentum, Ekel, Komik, Schrecken, Wundersames, Wut, Pathos und Friedvolles.
Eine erfolgreiche Produktion soll alle neun [[Rasa (Kunst)|Rasas]], die traditionell überlieferten Bestandteile indischer Kunst, enthalten: Liebe, Heldentum, Ekel, Komik, Schrecken, Wundersames, Wut, Pathos und Friedvolles.


Entgegen der weitverbreiteten Meinung ist die Sprache der Bollywoodfilme nicht reines [[Hindi]] sondern [[Hindustani]]. Außerdem wird in Bollywoodfilmen zu bis zu 80% der Urdu-Wortschatz verwendet, obwohl die öffentliche Ausstrahlung von Bollywoodfilmen in [[Pakistan]], dem Herkunftsland von [[Urdu]], einer strengen Zensur unterliegt und meistens nicht gestattet wird.
Viele Filme werden in reinem [[Hindi]],<ref>[http://www.jump-cut.de/bollywood101.html jump-cut.de]</ref> die meisten jedoch in [[Hindustani]], produziert. Außerdem wird in Bollywoodfilmen bis zu 80 Prozent [[Urdu]]-Wortschatz verwendet. Die öffentliche Ausstrahlung von Bollywoodfilmen in [[Pakistan]], wo Urdu gesprochen wird, unterliegt hingegen einer strengen Zensur.


Bei den Inhalten lassen sich zeitbedingte Moden erkennen; in den 1970ern waren oft Filme mit vielen Actionelementen (z. B. [[Curry-Western]] wie [[Sholay]]“) in Mode. Seit Mitte der [[1990er]] Jahre, vor allem seit dem großen Erfolg von [[Dilwale Dulhania Le Jayenge]] ([[1995]]) dominieren eher Liebesfilme, die sich oft um prunkvolle Hochzeiten drehen. Im Unterschied zum westlichen Kino ist hier zu erwähnen, dass in [[Bollywood]]filmen so gut wie nie geküsst wird und Sexzenen auch sehr selten sind und eher in Low-Budget-Produktionen vorkommen – falls ein größerer Film dies doch beinhalten sollte, wird dies in den Medien mit einiger Empörung aufgenommen. Eines der berühmteren Beispiele hierfür ist der Film [[Fire_(Film)|Fire]], der nicht nur Sexszenen enthielt, sondern auch eine lesbische Romanze und [[Aamir Khan]]s Film [[Raja Hindustani]], in dem er [[Karisma Kapoor]] küsst, die für ihre Rolle den [[Filmfare Best Actress Award]] gewann.
Bei den Inhalten lassen sich zeitbedingte Moden erkennen:<ref>[http://www.jump-cut.de/bollywood101.html#wichtigefilme jump-cut.de]</ref> In den 1970ern waren oft Filme mit vielen Actionelementen in Mode, beispielsweise [[Indo-Western]] wie ''[[Sholay]]''. Seit Mitte der 1990er Jahre, vor allem seit dem großen Erfolg von ''[[Dilwale Dulhania Le Jayenge]]'' 1995, dominieren eher Liebesfilme, die sich oft um prunkvolle Hochzeiten drehen.


Die staatliche [[Zensur]] in [[Indien]] ist weniger ein Problem für Filmemacher als die Selbstzensur der Produzenten, die den Film verkaufen wollen. Damit sich Filme rechnen, müssen die Besucher mehrmals ins Kino gehen, am besten mit der gesamten Familie. Daher sind die meisten indischen Filmhits ausgesprochen familientauglich.
Die staatliche [[Zensur (Informationskontrolle)|Zensur]]<ref>[http://www.npr.org/templates/story/story.php?storyId=4694425 npr.org]</ref> in [[Indien]] ist weniger ein Problem für Filmemacher als die Selbstzensur der Produzenten, die den Film verkaufen wollen. Damit sich Filme rentieren, müssen die Besucher mehrmals ins Kino gehen, am besten mit der gesamten Familie. Daher sind die meisten indischen Filmhits ausgesprochen familientauglich.


Indische Filme finden ihr Verbreitungsgebiet seit jeher im [[Asien|asiatischen]] und [[afrika]]nischen Raum, wo sie eine ernste Konkurrenz zu Hollywood sind. Besonders in Gebieten von Auslandsindern ([[NRI]]s) wie [[London]] oder [[New York City]] werden Bollywoodfilme zu Hits. In den letzten Jahren werden diese Produktionen auch unter Nicht-Indern immer populärer.
Indische Filme finden ihr Verbreitungsgebiet von jeher im [[Asien|asiatischen]] und [[Afrika|afrikanischen]] Raum, wo sie eine ernste Konkurrenz zu Hollywood sind. Besonders in Gebieten von [[Non-resident Indian und Person of Indian Origin|Auslandsindern]] wie [[London]]<ref>[http://entertainment.timesonline.co.uk/tol/arts_and_entertainment/film/bollywood/article1420095.ece timesonline.co.uk]</ref> oder [[New York City|New York]]<ref>[http://dreamink.blogspot.com/2007/12/bollywood-in-america.html dreamink.blogspot.com]</ref> werden Bollywoodfilme zu Hits. In den letzten Jahren werden diese Produktionen auch unter Nicht-Indern immer populärer.


Das Bollywood-Kino wird getragen von einem stark entwickelten [[Starsystem]], wobei sich auch immer wieder Regisseure einen Namen machen. Stars sind in Indien omnipräsent und prangen von den meisten Werbeplakaten.
Das Bollywood-Kino wird getragen von einem stark entwickelten [[Starsystem]], wobei sich auch immer wieder Regisseure einen Namen machen. Stars sind in Indien omnipräsent und prangen von den meisten Werbeplakaten.


== Wichtige Filme ==
== Kritik ==
Von Seiten der Kritiker wird den Bollywood-Produzenten oft vorgeworfen, dass ein hoher Anteil von Filmen lediglich schlechte [[Neuverfilmung|Remakes]] ausländischer und auch indischer Produktionen sei. Nur so könne der große Ausstoß an Filmen jedes Jahr bewerkstelligt werden.<ref>{{Webarchiv|url=http://www.bollycat.com/ |wayback=20060712062201 |text=Website über Bollywood-Plagiate }}</ref>


Des Weiteren wird den Studios eine diskriminierende Einstellungspolitik unterstellt, da dunkelhäutige Inder systematisch benachteiligt würden. Das Filmgeschäft bediene und fördere damit ein indisches Schönheitsideal, ebenso verstärke es auf diese Weise in der Bevölkerung latent vorhandene rassistische Vorurteile. Während Hellhäutigkeit als „westlich“ und erhaben gelte, würden dunkelhäutige Menschen als minderwertig betrachtet und ausgegrenzt, was sie zum Konsum teurer [[Hautaufhellung]]sprodukte veranlasse („Fair & Lovely“-Skandal).<ref>[[Daniele Muscionico]]: {{Webarchiv |url=http://www.nzzfolio.ch/www/d80bd71b-b264-4db4-afd0-277884b93470/showarticle/1e4127ed-df1a-405a-9826-c195c16084c8.aspx |wayback=20070927204219 | text=''Ein Lächeln reisst die Himmel auf.''}} In: ''[[NZZ Folio]]'', Oktober 2005. Abgerufen am 25. November 2013.</ref>
* 1930er: Alaam Ara
* 1940er: Kismet, Barsaat, Mahal
* 1950er: [[Mother India]], [[Devdas (1955)|Devdas]], Awara, Pyaasa, Shri 420, Do Bigha Zameen
* 1960er: Mughal-e-Azam, Sangam, Aradhana, Junglee, Guide
* 1970er: [[Sholay 1975|Sholay]], Mera Naam Joker, Kabhi Kabhie, Amar Akbar Anthony, Bobby, Zanjeer, Pakeezah
* 1980er: Umrao Jaan, Coolie, Maine Pyar Kiya, Qayamat Se Qayamat Tak
* 1990er: [[Dilwale Dulhania Le Jayenge]], [[Dil Se]], [[Bombay (Film)|Bombay]], Hum Aapke Hain Kaun, [[Kuch Kuch Hota Hai]]
* ab 2000: [[Kabhi Khushi Kabhie Gham]], [[Lagaan]], [[Dil Chahta Hai]], [[Devdas (2002)|Devdas]], [[Kal Ho Naa Ho]], [[Veer-Zaara]], [[Black (2005)|Black]], [[Swades]]


Auffallend ist, dass fernab der Realität arme Inder in den Bollywoodfilmen der letzten drei Jahrzehnte praktisch überhaupt nicht mehr vorkommen. Die Figuren gehören fast ausnahmslos der höheren Mittel- oder Oberschicht an.


== Erfolgreichste Filme ==
Der erfolgreichste Bollywood-Film aller Zeiten ist [[Sholay 1975|Sholay]], der inflationsbereinigt zwischen 1,5 und 2,1 Milliarden Rupien (je nach Quellenlage) eingespielt hat und es schaffte, 5 Jahre lang ununterbrochen in den indischen Kinos zu laufen. Letzteren Rekord hat [[Dilwale Dulhania Le Jayenge]] gebrochen. Seit [[1995]] lief er mehrere Jahre ununterbrochen in den Kinos in Indien. In einem Kino in Mumbai hat er es bis jetzt auf über 500 Wochen gebracht. Der Film „Gadar – A Love Story“ von [[2001]] ist, nicht inflationsbereinigt, der einträglichste Film.
=== Höchste Einspielergebnisse (inflationsbereinigt) ===
* [[Dangal]] (etwa 97 Millionen Euro)
* [[Sholay]] (etwa 30,1 Millionen Euro)
* [[Mughal-e-Azam]] (etwa 18,4 Millionen Euro)
* [[Mother India]] (etwa 18,4 Millionen Euro)
* [[Muqaddar Ka Sikandar]] (etwa 16,7 Millionen Euro)
* [[Dilwale Dulhania Le Jayenge]] (etwa 15,9 Millionen Euro)
* [[Om Shanti Om]] (etwa 15 Millionen Euro)


=== Längste Laufzeit ===
* [[Dilwale Dulhania Le Jayenge]]: Seit 1995 ununterbrochen auch noch im Februar 2018.<ref>[https://www.nzz.ch/gesellschaft/und-taeglich-gruesst-der-tanzende-sharukh-ld.1355494 Sharukh Khan tanzt ohne Ende (Titel der Printausgabe vom 9. Februar, Seite 61)], NZZ, 9. Februar 2018</ref>
* [[Sholay]]: 260 Wochen


[[Lagaan]] war 2002 für den [[Oscar]] als bester fremdsprachiger Film nominiert. Er war nach [[Mother India]] und [[Salaam Bombay!]] der dritte indische Film, der für diese Auszeichnung nominiert wurde.
Einspielergebnisse angepasst nach Inflation (Quelle: boxofficeindia.com):
Sholay (1,5 Milliarden), Mughal-E-Azam (1,2), Mother India (1,1), Hum Aapke Hain Kaun (1,0), Dilwale Dulhania Le Jayenge (0,9)


== Filmpreise und Festivals ==
Einspielergebnisse angepasst nach Inflation (Quelle: ibosnetwork.com):
Die größten Preisverleihungen für Bollywoodfilme sind die [[Filmfare Award]]s, [[Star Screen Award]]s, die [[Zee Cine Award]]s und die [[International Indian Film Academy Award]]s.
Sholay (2,1 Milliarden), Hum Aapke Hain Kaun (1,2), Mother India (1,1), Mughal-E-Azam (1,0), Muqaddar Ka Sikandar (1,0)
In [[Deutschland]] hat sich das [[Indisches Filmfestival Stuttgart|Indische Filmfestival Stuttgart]] etabliert. Weitere Filmfestivals mit Bollywoodbezug finden sich unter anderem in Florenz und Prag.


== Bollywood in Deutschland ==
In den letzten Jahren wurden kommerzielle indische Filme auch in Deutschland populärer. Hierfür war eine breite Auswertung in verschiedenen Medien verantwortlich. Auslöser für den wahren Bollywood-Boom war die DVD-Veröffentlichung von ''[[Kabhi Khushi Kabhie Gham]]'' ''– In guten wie in schweren Tagen'' und die folgende TV-Ausstrahlung des Films auf RTL2.


=== Im Kino ===
[[Lagaan]] war [[2002]] sogar für den [[Oscar]] als bester fremdsprachiger Film nominiert. Er ist der dritte indische Film (neben „Salaam Bombay“ und [[Mother India]]), dem diese Ehre zuteil wurde.
Bereits in den 1950er Jahren waren kommerzielle Hindi-Filme wie ''[[Awara – Der Vagabund von Bombay|Der Vagabund]]'', ''[[Zwei Hektar Land|Shambhu]]'', ''[[Fahrt über drei Meere (Film)|Fahrt über drei Meere]]'', ''[[Der Prinz von Piplinagar]]'' oder ''[[Unter dem Mantel der Nacht]]'' im [[Deutsche Demokratische Republik|DDR]]-Kino zu sehen. In den 1990er-Jahren wurden vereinzelt in Deutschland Bollywood-Filme gezeigt. Diese Vorführungen waren aber zumeist den [[Non-resident Indian und Person of Indian Origin|NRIs]] (in Deutschland lebenden Indern) vorbehalten.
Die Freunde der deutschen Kinemathek (heute Arsenal Berlin) waren es schließlich, die durch eigens initiierte Filmreihen 2001 und 2002 eine Auswahl an Bollywood-Filmen durch Deutschland touren ließen und ganz gezielt nicht-indische Zuschauer ansprachen.
Am 20. Juni 2002 brachte dann Columbia Tristar das oscarnominierte Historienepos ''[[Lagaan]]'' in die deutschen Kinos, allerdings nur als Kinotour mit englischen Untertiteln.<ref>Peter Zander: [https://www.welt.de/print-welt/article400809/Asterix-gegen-die-Roemer-in-Indien.html ''Asterix gegen die Römer in Indien''.] In: ''[[Die Welt]]'', 19. Juli 2002</ref>
Ein Jahr später wagte dann das Filmlabel Rapid Eye Movies einen offiziellen Kinostart mit dem indischen Blockbuster ''Kabhi Khushi Kabhie Gham''. Der Film war mit deutschen Untertiteln zu sehen und die Presseresonanz war beachtlich.<ref>Rüdiger Sturm: [http://www.spiegel.de/kultur/kino/0,1518,244310,00.html ''Emotionale Überwältigung à la Bollywood''.] In: [[Spiegel Online]], 11. Dezember 2003</ref> Seither laufen in regelmäßigen Abständen Bollywood-Filme in deutschen Kinos, darunter ''[[Kal Ho Naa Ho]]'', ''[[Main Hoon Na]]'', ''[[Veer-Zaara]]'', ''[[Kabhi Alvida Naa Kehna]]''.
[[Dhoom: 3]] hatte die zweithöchsten Einnahmen zum Wochenende hin, mit 78.677 € und schlug die 75.466&nbsp;€ von ''[[My Name Is Khan]]''. Im Laufe des Wochenendes nahm [[Happy New Year – Herzensdiebe]] 260.918&nbsp;€ ein und hatte somit das höchste Einspielergebnis für einen Hindi-Film in Deutschland.


== Wichtige Stars heute ==
=== Auf DVD ===
Neben vielen [[Schwarzkopie]]n gibt es seit einigen Jahren auch offizielle deutsche DVD-Veröffentlichungen.
Columbia Tristar veröffentlichte 2002 ''[[Mission Kashmir]] – Der blutige Weg der Freiheit'' (deutsch synchronisiert) und im Jahr darauf ''[[Lagaan]] – Es war einmal in Indien''. Doch erst die Veröffentlichung von ''Kabhi Khushi Kabhie Gham – In guten wie in schweren Tagen'' (deutsch synchronisiert), gekoppelt mit einer Ausstrahlung des Films auf RTL2 brachte richtigen Erfolg. Es folgten zahlreiche weitere DVDs von großen indischen Blockbustern. Einige Titel schafften es in die Top Ten der deutschen DVD-Charts.


=== Im Fernsehen ===
* [[Amitabh Bachchan]]: „Big B“ gilt nach wie vor als der größte Bollywood-Star aller Zeiten. Er wurde bei der Online-Millenniumsabstimmung des britischen Senders BBC zum „größten Schauspieler des Milleniums“ gekürt.
Bollywoodfilme wurden bereits in den 1950er und 1960er Jahren im [[Deutscher Fernsehfunk|DFF]] ausgestrahlt; erst in den letzten Jahren werden vermehrt Bollywoodproduktionen auf [[Arte]] (darunter ''[[Dil Se]] – Von ganzem Herzen'') und [[VOX]] (seit 2003, [[Hindi]] mit deutschen Untertiteln) sowie seit 2004 am erfolgreichsten auf [[RTL II|RTL&nbsp;2]] (synchronisiert) gezeigt. Im Herbst 2004 erreichte RTL2 mit der Ausstrahlung von ''[[Kabhi Khushi Kabhie Gham]]'' über eine Million Zuschauer.
* [[Shah Rukh Khan]]: Er ist zur Zeit der gefragteste Mann Bollywoods. Wird auch „King Khan“ genannt.
* [[Aamir Khan]]: Der Hauptdarsteller und Produzent von [[Lagaan]] geht aus Prinzip zu keinen Preisverleihungen und ist der bestbezahlte Schauspieler Bollywoods.
* [[Salman Khan]]: Dritter der „Drei Großen Khans“ in Bollywood.
* [[Saif Ali Khan]]: Bekannter Schauspieler aus [[Parineeta]] und [[Hum Tum]]. Sohn von Schauspielerin [[Sharmila Tagore]].
* [[Hrithik Roshan]]: Er gilt derzeit als der „schönste Mann“ von Bollywood.
* [[Madhuri Dixit]]: Populärster weiblicher Star der 1990er-Jahre und oftmalige Partnerin der „Drei Großen Khans“.
* [[Kajol]]: Großer Bollywood-Star der 1990er-Jahre und oftmals Filmpartnerin von Shah Rukh Khan.
* [[Rani Mukherji]]: Cousine von Kajol und eine der zurzeit gefragtesten Bollywood-Schauspielerinnen (z. B. [[Kuch Kuch Hota Hai]], [[Saathiya]], [[Hum Tum]], [[Veer-Zaara]], [[Black (2005)|Black]]).
* [[Aishwarya Rai]]: Das Fotomodell und ehemalige Miss World (1994) gilt als der Bollywood-Star mit den größten, auf [[Hollywood]] bezogenen Ambitionen.
* [[Preity Zinta]]: Star aus [[Kal Ho Naa Ho]], [[Dil Se]] und [[Veer-Zaara]].
* [[Kareena Kapoor]]: Schwester von [[Karisma Kapoor]], eines großen weiblichen Bollywood-Stars der späten 1990er-Jahre.


Meist werden die Filme auf RTL 2 nicht in voller Länge ausgestrahlt, sondern leicht gekürzt. Bei einem langen Film wie ''[[Kabhi Khushi Kabhie Gham]]'' betrugen die Kürzungen rund eine halbe Stunde. Auf der anderen Seite wurden manche Filme als „Special Editions“ mit „Deleted Scenes“ gezeigt (''[[Veer und Zaara – Die Legende einer Liebe]]'', ''[[Kaal – Das Geheimnis des Dschungels]]'', ''[[Swades – Heimat]]'').
[[:Kategorie:Indischer_Schauspieler|Zur Liste indischer Schauspieler]] in der Wikipedia.


Von Juli 2016 bis Mai 2020 gab es den deutschsprachigen Sender [[Zee.One]], der sich auf Bollywood-Filme, -Serien und -Musikvideos spezialisiert hatte.
== Wichtige Regisseure ==


=== Bollywood auf der Bühne ===
* [[Yash Chopra]] (Silsile, [[Deewaar (1975)|Deewaar]], [[Veer-Zaara]])
In Deutschland und dem übrigen Europa touren seit 2007 zwei große Bühnenshows im Stil der Filme, der Mode und der Musik aus Indien.
* [[Aditya Chopra]] ([[Dilwale Dulhania Le Jayenge]], [[Mohabbatein]])
* ''Bollywood – The Show'', urspr. engl. Titel ''Merchants of Bollywood''. Die Biografie der in Indien bekannten [[Vaibhavi Merchant]] liefert den Handlungsrahmen für die Show. Von dieser preisgekrönten Choreografin wurden allein im Jahre 2004 16 Filme zumindest teilweise tänzerisch einstudiert.
* [[Ram Gopal Varma]] (Shiva, Rangeela, Company, [[Naach]])
* ''Bharati'', produziert von Gashash Deshe. Die Premiere ging im Januar 2006 in Paris über die Bühne. Diese mit 100 Darstellern noch aufwändigere Show setzt Songs aus [[Léo Delibes]]’ Indien-Oper ''[[Lakmé]]'' und aus indischen Filmklassikern auf der Bühne um. Der Titel dieser Show spielt auf den Hindi-Namen Indiens (Bharat) und die religiöse Bedeutung der Gottheit (Bharati Brahman, Suche nach dem Licht) an. Der Erzähler verknüpft die Lieder und dazugehörigen Tänze zu einer Lovestory, die über indische Lebensweise informieren soll. 3 Sängerinnen und 2 Sänger treten mit einem 15-köpfigen Orchester auf, in dem Rhythmusinstrumente dominieren (Die Tänzerin Bhavna Pani ist die Protagonistin; der Märchenprinz heißt nicht zufällig Siddharta – getanzt von Gagan Malik).
* [[Mani Ratnam]] (Roja, [[Bombay (Film)|Bombay]], [[Dil Se]])
* [[Karan Johar]] ([[Kuch Kuch Hota Hai]], [[Kabhi Khushi Kabhie Gham]], [[Kal Ho Naa Ho]] (nur Produzent))
* [[Raj Kapoor]] (Awara, Shri 420, Sangam, Mera Naam Joker...)
* [[Sanjay Leela Bhansali]] (Hum Dil De Chuke Sanam, [[Devdas (2002)|Devdas]], [[Black (2005)|Black]])
* [[Guru Dutt]] (Pyaasa)

== Bollywood im Fernsehen ==

=== Bollywood im [[Satellitenfernsehen|Sat-TV]] ===

Zahlreiche Fernsehsender aus [[Indien]], [[Pakistan]], [[Sri Lanka]] und [[Bangladesh]] haben Bollywoodfilme im Programm.
Auch in Deutschland sind einige davon unverschlüsselt empfangbar.

Die meisten senden auf [[Astra (Satellit)|Astra]]2 (28,2° Ost) und auf [[Hotbird]] (13° Ost).
Die Frequenzen ändern sich jedoch häufig, oft bereits nach einigen Monaten und auch die Sender wechseln.

Aktuelle Informationen dazu finden sich in Satellitenzeitschriften und auf der [[Liste asiatischer TV-Programme in Europa]].

=== Bollywood im deutschen Fernsehen ===

Bollywoodfilme wurden bereits auf [[ARTE]] und [[Vox]] ([[Hindi]] mit deutschen Untertiteln) und [[RTL II]] (synchronisiert) ausgestrahlt. Meist werden die Filme auf RTL II nicht in voller Länge ausgestrahlt, sondern leicht gekürzt. Bei einem langen Film wie [[Kabhi Khushi Kabhie Gham]] betrugen die Kürzungen rund eine halbe Stunde. Auf der anderen Seite wurden manche Filme als Special Editions mit Deleted Scenes gezeigt ([[Veer-Zaara]], [[Kaal]], [[Swades]]).

'''Übersicht über Bollywood-Premieren bei RTL II:'''
{| border = "1"
|-
!Nr.
!Deutscher Titel
!Originaltitel
!Hauptdarsteller
!Erstausstrahlung
|-
|1.
|In guten wie in schweren Tagen
|[[Kabhi Khushi Kabhie Gham]]
|[[Shah Rukh Khan]], [[Kajol]], [[Rani Mukherjee]], [[Amitabh Bachchan]], [[Jaya Bachchan]], [[Hrithik Roshan]], [[Kareena Kapoor]]
|Freitag, [[19. November]] [[2004]]
|-
|2.
|Lebe und denke nicht an morgen
|[[Kal Ho Naa Ho]]
|[[Shah Rukh Khan]], [[Preity Zinta]], [[Saif Ali Khan]]
|Freitag, [[18. März]] [[2005]]
|-
|3.
|Ich bin immer für dich da
|[[Main Hoon Na]]
|[[Shah Rukh Khan]], [[Sushmita Sen]], [[Zayed Khan]], [[Amrita Rao]]
|Freitag, [[27. Mai]] 2005
|-
|4.
|Und ganz plötzlich ist es Liebe
|[[Kuch Kuch Hota Hai]]
|[[Shah Rukh Khan]], [[Kajol]], [[Rani Mukherjee]]
|Freitag, [[16. September]] 2005
|-
|5.
|Nur dein Herz kennt die Wahrheit
|[[Dil Ka Rishta]]
|[[Arjun Rampal]], [[Aishwarya Rai]]
|Samstag, [[24. September]] 2005
|-
|6.
|Denn meine Liebe ist unsterblich
|[[Mohabbatein]]
|[[Shah Rukh Khan]], [[Amitabh Bachchan]], [[Aishwarya Rai]]
|Montag, [[3. Oktober]] 2005
|-
|7.
|Wohin das Schicksal uns führt
|[[Chalte Chalte]]
|[[Shah Rukh Khan]], [[Rani Mukherjee]]
|Freitag, [[14. Oktober]] 2005
|-
|8.
|Veer und Zaara
|[[Veer-Zaara]]
|[[Shah Rukh Khan]], [[Rani Mukherjee]], [[Preity Zinta]], [[Amitabh Bachchan]]
|Freitag, [[11. November]] 2005
|-
|9.
|Kaal - Das Geheimnis des Dschungels
|[[Kaal]]
|[[John Abraham]], [[Vivek Oberoi]], [[Lara Dutta]], [[Ajay Devgan]], [[Esha Deol]]
|Samstag, [[19. November]] 2005
|-
|10.
|Swades - Heimat
|[[Swades]]
|[[Shah Rukh Khan]], [[Gayatri Joshi]]
|Freitag, [[2. Dezember]] 2005
|-
|11.
|Sternenkind
|[[Koi Mil Gaya]]
|[[Hrithik Roshan]], [[Preity Zinta]], [[Rekha]]
|Samstag, [[24. Dezember]] 2005
|-
|12.
|Dhoom! - Die Jagd beginnt
|[[Dhoom]]
|[[Abhishek Bachchan]], [[John Abraham]], [[Esha Deol]]
|Freitag, [[10. März]] 2006
|}


== Literatur ==
== Literatur ==
* Anupama Chopra: ''King of Bollywood – Shah Rukh Khan und die Welt des indischen Kinos.'' Rapid Eye Movies, 2008.
* [[Christiane Grefe]]: [http://www.zeit.de/2006/39/KS-Bollywood ''Kultur: Träume in Pink, Gold, Orange''.] In: ''[[Die Zeit]]'', Nr. 39/2006
* Nasreen Munni Kabir: ''Bollywood – The Indian Cinema Story.'' Channel 4 Books, 2001.
* Thomas Kühn (Hrsg.): ''Bollywood and beyond. Contemporary Indian cinemas and globalization''. Königshausen & Neumann, 2009, ISBN 978-3-8260-4109-9
* Birgit Pestal: ''Faszination Bollywood. Zahlen, Fakten und Hintergründe zum ‚Trend‘ im deutschsprachigen Raum.'' Tectum-Verlag, 2007, ISBN 978-3-8288-9315-3
* Yves Thoraval: ''The Cinemas of India (1896–2000).'' Macmillan, 2000, ISBN 0-333-93410-5
* [[Claus Tieber]]: ''Passages to Bollywood: Einführung in den Hindi-Film.'' LIT-Verlag, 2007, ISBN 978-3-8258-9827-4
* Claus Tieber (Hrsg.): ''Fokus Bollywood. Das indische Kino in wissenschaftlichen Diskursen''. LIT-Verlag, 2009, ISBN 978-3-8258-1355-0
* Jyotika Virdi: ''The Cinematic ImagiNation: Indian Popular Films as Social History.'' Rutgers University Press, 2003
* [http://www.nytimes.com/2006/07/30/movies/30chop.html ''Bollywood Gets Real, Taking On the Modern Indian Marriage''.] In: ''[[The New York Times]]'', 30. Juli 2006
* [http://www.timesonline.co.uk/tol/comment/columnists/sathnam_sanghera/article6720805.ece ''There’s nothing good about Bollywood''.] In: ''[[The Sunday Times (Vereinigtes Königreich)|The Sunday Times]]'', 21. Juli 2009


=== Romane ===
* Yves Thoraval, The Cinemas of India (1896-2000), Macmillan 2000
* [[Shobhaa De]]: ''Glitzernacht''. Übersetzt von Uschi Gnade. dtv, 2006, ISBN 3-423-24567-0, Großformat
* Jyotika Virdi, The Cinematic ImagiNation: Indian Popular Films as Social History, Rutgers University Press 2003
* [[Shashi Tharoor]]: ''Bollywood.'' Insel, Frankfurt am Main 2006, ISBN 3458-17312-9
* H.R. F. Keating, Inspector Ghote geht nach Bollywood, Unionsverlag 2005


== Weblinks ==
== Weblinks ==
{{Commonscat|Bollywood}}
* [http://jump-cut.de/bollywood.html Jump Cut – Magazin für Film und Kritik] Schwerpunkt Bollywood mit Einführung in Geschichte und Ästhetik
* [http://community.movie-infos.net/thread.php?postid=278934&sid=f4e8f73b262007372ee7e7c65eac953b#post278934 Traumfabrik Bollywood.] ausführliche Darstellung der einzelnen Facetten eines kommerziellen Hindi-Films und Abriss der Bollywood-Filmhistorie
* [http://www.molodezhnaja.ch/bollywood.htm Molodezhnaja.ch] Die grösste deutschsprachige Bollywood-Seite mit über 820 Filmkritiken.
* Violaine Hacker: [http://www.france24.com/en/20110625-economic-warfare-on-the-silver-screen-cinema-cannes-festival-2011-hollywood-france Interview] soft power, 2011
* [http://www.bollywood-online.de Bollywood-online.de] Bollywoodfilm-Datenbank und Magazin mit Filmkritiken, Hintergrund-Infos, Bollywood-News, Forum
* [http://www.jump-cut.de/bollywood101.html Einführung in Geschichte und Ästhetik des Bollywoodfilms] (Essay)
* [[Georg Seeßlen]]: [http://www.filmzentrale.com/essays/bollywoodgs.htm ''Tschüs Bollywood. Indische Filmemacher erobern den Mainstream''.] [[Evangelischer Pressedienst|epd]]-Film, 30. Oktober 2002


== Einzelnachweise ==
[[Kategorie:Film]]
<references />
[[Kategorie:Kino]]
[[Kategorie:Indischer Film|!]]


[[Kategorie:Film in Indien]]
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[[Kategorie:Kultur (Mumbai)]]
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[[Kategorie:Filmgeschichte]]
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[[zh:宝莱坞]]

Aktuelle Version vom 27. Dezember 2024, 19:26 Uhr

Hindi-Filmproduktionen[1]
Jahr Anzahl
1931–1935 434
1936–1940 490
1941–1945 435
1946–1950 758
1951–1955 541
1956–1960 584
1961–1965 481
1966–1970 459
1971–1975 634
1976–1980 612
1981–1985 784
1986–1990 867
1991–1995 899

Der Hindi-Film wird in Mumbai (dem früheren Bombay) produziert. Neben dem Tamilischen Film und dem Telugu-Film entstehen in dieser Sprache die meisten Filme in der indischen Filmindustrie. Als Synonym für die Hindi-Filmindustrie ist der umgangssprachliche Begriff Bollywood (Hindi बॉलीवुड) weit verbreitet. Dieser Begriff entstand in den 1970er Jahren und bezog sich ausschließlich auf Hindi-Unterhaltungsfilme, die wohl auf Grund ihres kommerziellen Charakters von einem indischen Filmkritiker in Anlehnung an die US-amerikanischen Filmstudios von Hollywood so betitelt wurden.[2] Die Wortkreuzung Bollywood enthält daher die Bestandteile Bombay und Hollywood. Der Begriff Bollywood trifft bei indischen Bürgern und Filmschaffenden auf Kritik, weil sie ihre Studios nicht mit den westlichen Filmstudios von Hollywood verglichen haben wollen.

Bekannte Studios sind Filmalaya und Film City im Norden der Stadt. Jährlich werden derzeit etwa 200 bis 250 Hindi-Filme produziert.

Obwohl die Filmindustrie schon in den 1930er Jahren entstand, gelten die 1960er und 1970er Jahre als ihre Glanzzeiten. In den 1980ern und frühen 1990ern wurden viele Film-Epen gedreht. Um die Jahrtausendwende kriselte die indische Filmindustrie, die unter anderem unter Videopiraterie und dem aufkommenden Satellitenfernsehen litt. Mit dem Entstehen von Multiplexcentern in den Städten bilden sich verschiedene Genretypen heraus.

Den typischen Bollywood-Film gibt es nicht, doch lassen sich Schemata in der Erzählweise erkennen. Allgemein lässt sich sagen, dass die Filme meist zweieinhalb bis vier Stunden dauern, eine Unterbrechung enthalten und die Handlung meistens von mehreren musikalischen Tanzszenen, ähnlich wie im westlichen Musical, unterbrochen und erzählerisch kommentiert wird. Die Filmlieder werden oftmals noch vor dem Kinostart zu Werbezwecken als Musikvideos bei MTV oder B4U Music gespielt.

Eine erfolgreiche Produktion soll alle neun Rasas, die traditionell überlieferten Bestandteile indischer Kunst, enthalten: Liebe, Heldentum, Ekel, Komik, Schrecken, Wundersames, Wut, Pathos und Friedvolles.

Viele Filme werden in reinem Hindi,[3] die meisten jedoch in Hindustani, produziert. Außerdem wird in Bollywoodfilmen bis zu 80 Prozent Urdu-Wortschatz verwendet. Die öffentliche Ausstrahlung von Bollywoodfilmen in Pakistan, wo Urdu gesprochen wird, unterliegt hingegen einer strengen Zensur.

Bei den Inhalten lassen sich zeitbedingte Moden erkennen:[4] In den 1970ern waren oft Filme mit vielen Actionelementen in Mode, beispielsweise Indo-Western wie Sholay. Seit Mitte der 1990er Jahre, vor allem seit dem großen Erfolg von Dilwale Dulhania Le Jayenge 1995, dominieren eher Liebesfilme, die sich oft um prunkvolle Hochzeiten drehen.

Die staatliche Zensur[5] in Indien ist weniger ein Problem für Filmemacher als die Selbstzensur der Produzenten, die den Film verkaufen wollen. Damit sich Filme rentieren, müssen die Besucher mehrmals ins Kino gehen, am besten mit der gesamten Familie. Daher sind die meisten indischen Filmhits ausgesprochen familientauglich.

Indische Filme finden ihr Verbreitungsgebiet von jeher im asiatischen und afrikanischen Raum, wo sie eine ernste Konkurrenz zu Hollywood sind. Besonders in Gebieten von Auslandsindern wie London[6] oder New York[7] werden Bollywoodfilme zu Hits. In den letzten Jahren werden diese Produktionen auch unter Nicht-Indern immer populärer.

Das Bollywood-Kino wird getragen von einem stark entwickelten Starsystem, wobei sich auch immer wieder Regisseure einen Namen machen. Stars sind in Indien omnipräsent und prangen von den meisten Werbeplakaten.

Von Seiten der Kritiker wird den Bollywood-Produzenten oft vorgeworfen, dass ein hoher Anteil von Filmen lediglich schlechte Remakes ausländischer und auch indischer Produktionen sei. Nur so könne der große Ausstoß an Filmen jedes Jahr bewerkstelligt werden.[8]

Des Weiteren wird den Studios eine diskriminierende Einstellungspolitik unterstellt, da dunkelhäutige Inder systematisch benachteiligt würden. Das Filmgeschäft bediene und fördere damit ein indisches Schönheitsideal, ebenso verstärke es auf diese Weise in der Bevölkerung latent vorhandene rassistische Vorurteile. Während Hellhäutigkeit als „westlich“ und erhaben gelte, würden dunkelhäutige Menschen als minderwertig betrachtet und ausgegrenzt, was sie zum Konsum teurer Hautaufhellungsprodukte veranlasse („Fair & Lovely“-Skandal).[9]

Auffallend ist, dass fernab der Realität arme Inder in den Bollywoodfilmen der letzten drei Jahrzehnte praktisch überhaupt nicht mehr vorkommen. Die Figuren gehören fast ausnahmslos der höheren Mittel- oder Oberschicht an.

Erfolgreichste Filme

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Höchste Einspielergebnisse (inflationsbereinigt)

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Längste Laufzeit

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Lagaan war 2002 für den Oscar als bester fremdsprachiger Film nominiert. Er war nach Mother India und Salaam Bombay! der dritte indische Film, der für diese Auszeichnung nominiert wurde.

Filmpreise und Festivals

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Die größten Preisverleihungen für Bollywoodfilme sind die Filmfare Awards, Star Screen Awards, die Zee Cine Awards und die International Indian Film Academy Awards. In Deutschland hat sich das Indische Filmfestival Stuttgart etabliert. Weitere Filmfestivals mit Bollywoodbezug finden sich unter anderem in Florenz und Prag.

Bollywood in Deutschland

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In den letzten Jahren wurden kommerzielle indische Filme auch in Deutschland populärer. Hierfür war eine breite Auswertung in verschiedenen Medien verantwortlich. Auslöser für den wahren Bollywood-Boom war die DVD-Veröffentlichung von Kabhi Khushi Kabhie Gham – In guten wie in schweren Tagen und die folgende TV-Ausstrahlung des Films auf RTL2.

Bereits in den 1950er Jahren waren kommerzielle Hindi-Filme wie Der Vagabund, Shambhu, Fahrt über drei Meere, Der Prinz von Piplinagar oder Unter dem Mantel der Nacht im DDR-Kino zu sehen. In den 1990er-Jahren wurden vereinzelt in Deutschland Bollywood-Filme gezeigt. Diese Vorführungen waren aber zumeist den NRIs (in Deutschland lebenden Indern) vorbehalten. Die Freunde der deutschen Kinemathek (heute Arsenal Berlin) waren es schließlich, die durch eigens initiierte Filmreihen 2001 und 2002 eine Auswahl an Bollywood-Filmen durch Deutschland touren ließen und ganz gezielt nicht-indische Zuschauer ansprachen. Am 20. Juni 2002 brachte dann Columbia Tristar das oscarnominierte Historienepos Lagaan in die deutschen Kinos, allerdings nur als Kinotour mit englischen Untertiteln.[11] Ein Jahr später wagte dann das Filmlabel Rapid Eye Movies einen offiziellen Kinostart mit dem indischen Blockbuster Kabhi Khushi Kabhie Gham. Der Film war mit deutschen Untertiteln zu sehen und die Presseresonanz war beachtlich.[12] Seither laufen in regelmäßigen Abständen Bollywood-Filme in deutschen Kinos, darunter Kal Ho Naa Ho, Main Hoon Na, Veer-Zaara, Kabhi Alvida Naa Kehna. Dhoom: 3 hatte die zweithöchsten Einnahmen zum Wochenende hin, mit 78.677 € und schlug die 75.466 € von My Name Is Khan. Im Laufe des Wochenendes nahm Happy New Year – Herzensdiebe 260.918 € ein und hatte somit das höchste Einspielergebnis für einen Hindi-Film in Deutschland.

Neben vielen Schwarzkopien gibt es seit einigen Jahren auch offizielle deutsche DVD-Veröffentlichungen. Columbia Tristar veröffentlichte 2002 Mission Kashmir – Der blutige Weg der Freiheit (deutsch synchronisiert) und im Jahr darauf Lagaan – Es war einmal in Indien. Doch erst die Veröffentlichung von Kabhi Khushi Kabhie Gham – In guten wie in schweren Tagen (deutsch synchronisiert), gekoppelt mit einer Ausstrahlung des Films auf RTL2 brachte richtigen Erfolg. Es folgten zahlreiche weitere DVDs von großen indischen Blockbustern. Einige Titel schafften es in die Top Ten der deutschen DVD-Charts.

Bollywoodfilme wurden bereits in den 1950er und 1960er Jahren im DFF ausgestrahlt; erst in den letzten Jahren werden vermehrt Bollywoodproduktionen auf Arte (darunter Dil Se – Von ganzem Herzen) und VOX (seit 2003, Hindi mit deutschen Untertiteln) sowie seit 2004 am erfolgreichsten auf RTL 2 (synchronisiert) gezeigt. Im Herbst 2004 erreichte RTL2 mit der Ausstrahlung von Kabhi Khushi Kabhie Gham über eine Million Zuschauer.

Meist werden die Filme auf RTL 2 nicht in voller Länge ausgestrahlt, sondern leicht gekürzt. Bei einem langen Film wie Kabhi Khushi Kabhie Gham betrugen die Kürzungen rund eine halbe Stunde. Auf der anderen Seite wurden manche Filme als „Special Editions“ mit „Deleted Scenes“ gezeigt (Veer und Zaara – Die Legende einer Liebe, Kaal – Das Geheimnis des Dschungels, Swades – Heimat).

Von Juli 2016 bis Mai 2020 gab es den deutschsprachigen Sender Zee.One, der sich auf Bollywood-Filme, -Serien und -Musikvideos spezialisiert hatte.

Bollywood auf der Bühne

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In Deutschland und dem übrigen Europa touren seit 2007 zwei große Bühnenshows im Stil der Filme, der Mode und der Musik aus Indien.

  • Bollywood – The Show, urspr. engl. Titel Merchants of Bollywood. Die Biografie der in Indien bekannten Vaibhavi Merchant liefert den Handlungsrahmen für die Show. Von dieser preisgekrönten Choreografin wurden allein im Jahre 2004 16 Filme zumindest teilweise tänzerisch einstudiert.
  • Bharati, produziert von Gashash Deshe. Die Premiere ging im Januar 2006 in Paris über die Bühne. Diese mit 100 Darstellern noch aufwändigere Show setzt Songs aus Léo Delibes’ Indien-Oper Lakmé und aus indischen Filmklassikern auf der Bühne um. Der Titel dieser Show spielt auf den Hindi-Namen Indiens (Bharat) und die religiöse Bedeutung der Gottheit (Bharati Brahman, Suche nach dem Licht) an. Der Erzähler verknüpft die Lieder und dazugehörigen Tänze zu einer Lovestory, die über indische Lebensweise informieren soll. 3 Sängerinnen und 2 Sänger treten mit einem 15-köpfigen Orchester auf, in dem Rhythmusinstrumente dominieren (Die Tänzerin Bhavna Pani ist die Protagonistin; der Märchenprinz heißt nicht zufällig Siddharta – getanzt von Gagan Malik).
Commons: Bollywood – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. Ashish Rajadhyaksha, Paul Willemen: Encyclopaedia of Indian Cinema. Revised edition. Oxford University Press, New Delhi 1999, S. 30–32
  2. Is Bollywood an imitation of Hollywood? (Memento vom 23. Dezember 2004 im Internet Archive)
  3. jump-cut.de
  4. jump-cut.de
  5. npr.org
  6. timesonline.co.uk
  7. dreamink.blogspot.com
  8. Website über Bollywood-Plagiate (Memento vom 12. Juli 2006 im Internet Archive)
  9. Daniele Muscionico: Ein Lächeln reisst die Himmel auf. (Memento vom 27. September 2007 im Internet Archive) In: NZZ Folio, Oktober 2005. Abgerufen am 25. November 2013.
  10. Sharukh Khan tanzt ohne Ende (Titel der Printausgabe vom 9. Februar, Seite 61), NZZ, 9. Februar 2018
  11. Peter Zander: Asterix gegen die Römer in Indien. In: Die Welt, 19. Juli 2002
  12. Rüdiger Sturm: Emotionale Überwältigung à la Bollywood. In: Spiegel Online, 11. Dezember 2003