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„Einzelfertigung“ – Versionsunterschied

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[[Datei:Hand-separated large candlestick church chandelier with brass wax drip tray - GDR around 1980 - Use of armoured steel and brass - Single piece - Weight 10 kilograms.jpg|mini|[[Schmieden|Handgeschmiedeter]] [[Leuchter (Liturgie)|Großkerzenkirchenleuchter]] mit Messingwachstropfschale – [[Deutsche Demokratische Republik|GDR]] um [[1980]] – Verwendung von [[Panzerstahl]] und [[Messing]] – Einzelstück – Gewicht 10 [[Kilogramm]] – Im Sinne „[[Schwerter zu Pflugscharen]]“]]
Die '''Einzelfertigung''' ist jene [[Fertigungsart]], bei der in der Regel nur eine Einheit eines [[Produkt]]es gleichzeitig hergestellt wird. Kein Erzeugnis gleicht völlig oder annähernd dem anderen.
Die '''Einzelfertigung''' ({{enS|individual production}}) ist in der [[Produktionswirtschaft]] ein [[Fertigungstyp]], bei welchem ein [[Produkt (Wirtschaft)|Produkt]] nur einmal hergestellt wird, auch wenn später gleiche oder ähnliche Produkte hergestellt werden. Gegensatz sind die [[Massenfertigung]], die [[Serienfertigung]] und die [[Sortenfertigung]].
Man unterscheidet bei der Einzelfertigung:
* einmalige Einzelfertigung: Bei dieser Fertigungsart wird jedes Produkt als [[Unikat]] konstruiert und hergestellt, wie zum Beispiel die [[Golden Gate Bridge]].
* wiederholte Einzelfertigung: Ein Produkt wird wiederkehrend gefertigt, jedoch ist die Unterbrechung zwischen den Fertigungszeiten so groß, dass die erforderlichen Fertigungseinrichtungen in dieser Zeit nicht betriebsbereit gehalten, sondern abgebaut werden wie zum Beispiel beim [[Schiffbau]].


Einzelfertigung beschreibt einen Fertigungstyp hinsichtlich der [[Losgröße]] der Produkte und/oder der Wiederholhäufigkeit des [[Produktionsprozess]]es.<ref>[https://books.google.de/books?id=OaJsDwAAQBAJ&pg=PA231&dq=Einzelfertigung+lexikon&hl=de&sa=X&ved=2ahUKEwjCkoT3zLjrAhUBwKQKHZ1eDR4QuwUwAHoECAUQBg#v=onepage&q=Einzelfertigung%20lexikon&f=false Martin Grunow, ''Einzelfertigung'', in: Rolf Bühner (Hrsg.), ''Management-Lexikon'', 2001, S. 231]</ref> Innerhalb eines [[Planungshorizont]]s wird nur ''eine'' [[Mengeneinheit]] eines Produkts hergestellt (''Einmalfertigung'') oder ''mehrere'' gleiche Produkte in größeren zeitlichen Abständen (''Wiederholproduktion''). Die Einzelfertigung ist eine typische Auftragsproduktion ([[Build-to-Order]]). Bei der Einmalfertigung liegt mithin die Losgröße bei <math>1</math> und die Wiederholhäufigkeit bei <math>0</math> (etwa die [[Golden Gate Bridge]]), bei der Einzelfertigung ist die Wiederholhäufigkeit <math>>0</math> (wie im [[Schiffbau]]).<ref>[https://books.google.de/books?id=Vc_JBgAAQBAJ&pg=PA159&dq=Einzelfertigung+lexikon&hl=de&sa=X&ved=2ahUKEwjCkoT3zLjrAhUBwKQKHZ1eDR4QuwUwAXoECAIQBg#v=onepage&q=Einzelfertigung%20lexikon&f=false Uwe Meinberg/Frank Topolewski (Hrsg.), ''Lexikon der Fertigungsleittechnik'', 1995, S. 159]</ref>


== Übersicht ==
'''Merkmale'''
Nach der [[Homogenität (Wirtschaft)|Homogenität]] der Produkte und der Häufigkeit der Leistungswiederholung wird zwischen Einzelfertigung, [[Massenfertigung]], [[Serienfertigung]] und [[Sortenfertigung]] unterschieden:<ref>[https://www.google.de/books/edition/Das_neue_Lexikon_der_Betriebswirtschafts/eWbpBQAAQBAJ?hl=de&gbpv=1&dq=Fertigungsverfahren+lexikon&pg=PA422&printsec=frontcover Siegfried G. Häberle, ''Das neue Lexikon der Betriebswirtschaftslehre'', 2008, S. 422]</ref>
{| class="wikitable" style="padding:1em; vertical-align:top; border:2px;"
|-
! [[Fertigungstyp]]
! [[Merkmal]]e
! Beispiele
|-
| Einzelfertigung || ein [[Produkt (Wirtschaft)|Produkt]]/eine [[Dienstleistung]] wird nur einmal hergestellt, auch wenn später gleiche oder ähnliche Produkte/Dienstleistungen hergestellt werden || [[Bauwirtschaft]], <br /> [[Friseur]]
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| [[Massenfertigung]] || große [[Menge (Mathematik)|Mengen]] an Produkten/Dienstleistungen werden wiederholt auf derselben [[Produktionsanlage]] hergestellt || [[Konsumgüter]], [[Zahlungsverkehr]]
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| [[Serienfertigung]] || die gleichzeitige oder unmittelbar aufeinander folgende [[Produktion]] mehrerer gleichartiger Produkte (''Serie'') auf verschiedenen Produktionsanlagen || [[Automobilindustrie]], <br /> [[Modeindustrie]]
|-
| [[Sortenfertigung]] || produktions- und absatzverwandte Produkte in verschiedenen Ausprägungen, die in größeren [[Stückzahl]]en nacheinander auf derselben Produktionsanlage hergestellt werden || [[Brauerei]], <br /> [[Buchdruck]]
|}


Es kommt insbesondere darauf an, ob eine oder mehrere [[Produktionsanlage]]n zum Einsatz kommen und inwieweit die [[Durchlaufzeit]]en synchronisiert sein müssen.
* Einzelfertigung ist [[Auftrag]]sfertigung. Das heißt, es wird nicht für einen anonymen [[Markt]] mit verschiedenen potentiellen Abnehmern, sondern für einen konkret vorliegenden Auftrag von einem Kunden gefertigt. Die Einzelfertigung ist daher von der Kapazität sowie von den technischen Möglichkeiten der [[Betriebsmittel]] abhängig. Es gibt kein festes Fertigungsprogramm.
* Unternehmen mit Einzelfertigung benötigen universell einsetzbare Fertigungsanlagen, sowie einen großen Maschinenpark, damit sie auf die unterschiedlichen Kundenwünsche reagieren können. Weiters müssen die Produktionsanlagen schnell umzurüsten sein.
* Betriebe mit Einzelfertigung benötigen ein gut ausgebildetes und qualifiziertes Personal, dass flexibel einsetzbar ist.
* Die Produktionsorganisation von Betrieben mit Einzelfertigung ist meist eine Werkstattproduktion, die durch räumliche Konzentration geprägt ist.
* Die klassischen Prozeßtypen für Einzelfertigungssysteme sind: "make to order" und "assemble to order".


== Arten ==
Klassische [[Organisationstypen der Fertigung]] ([[Arbeitsablauf]]prinzip) sind in der Einzelfertigung die [[Werkbankfertigung]], die [[Werkstattfertigung]] sowie die [[Baustellenfertigung]].<ref>Siegfried G. Häberle, ''Das neue Lexikon der Betriebswirtschaftslehre'', 2008, S. 344</ref> Produkte werden hier individuell nach [[Auftrag]] oder [[Bestellung]] hergestellt. Charakteristische Merkmale der ''Werkbankfertigung'' sind ein niedriger [[Automatisierungsgrad]], niedrige [[Arbeitsplatz]]- und geringe [[Investitionskosten]], aber meist hohe Anforderungen an die [[Qualifikation (Personalwesen)|Qualifikation]] und [[Flexibilität (Betriebswirtschaft)|Flexibilität]] der [[Arbeitskraft|Arbeitskräfte]].<ref>[https://books.google.de/books?id=vsSpxaCNS_QC&pg=RA15-PA34&dq=Werkbankfertigung&hl=de&sa=X&ved=2ahUKEwiSt_jBm7zrAhUL-6QKHRGYAyMQuwUwAHoECAQQBg#v=onepage&q=Werkstattfertigung&f=false Alfred Böge (Hrsg.), ''Vieweg Handbuch Maschinenbau'', 2007, S. 34]</ref> Die ''Werkstattfertigung'' ist durch [[handwerk]]liche Tätigkeiten geprägt und erfordert ebenfalls hohe Flexibilität. Charakteristisch für die ''Baustellenfertigung'' ist insbesondere, dass Arbeitskräfte und [[Produktionsmittel]] nicht im [[Bauunternehmen]], sondern an ständig wechselnden [[Baustelle]]n tätig sind.


Einzelfertigung tritt auf im [[Maschinenbau|Groß-]] und [[Sondermaschinenbau]], häufig im [[Werkzeugmaschine]]nbau, im [[Anlagenbau]], in der [[Bauwirtschaft]] ([[Wohnungsbau]], [[Brücke]]nbau, [[Straßenbau]]), im [[Werkzeugbau]] und [[Rationalisierungsmittelbau]], aber auch im handwerklichen Bereich, z. B. maßgefertigte Kleidung und Schuhe. Bei völligen Neukonstruktionen, bei denen nur wenig auf vorhandene [[Technisches Zeichnen|Zeichnungen]], [[Stückliste]]n und [[Arbeitsplan|Arbeitspläne]] zurückgegriffen werden kann, spricht man auch von ''Sondereinzelfertigung''. Auch bei der Herstellung von [[Zahnersatz]] handelt es sich um Einzelanfertigungen eines Zahnarztes oder Dentallabors. Einzelfertigung in der [[Forschung und Entwicklung]] nennt sich [[Prototyp (Technik)|Prototyping]].
'''Vorteile'''


== Fertigungstypen ==
* Die Erfüllung individueller und auch ausgefallener Kundenwünsche ist möglich
Die Einzelfertigung weist im Vergleich zu den anderen Fertigungstypen folgende Merkmale auf:<ref>[https://books.google.de/books?id=cyyGBwAAQBAJ&pg=PA14&dq=Massenproduktion+bedeutet+die+Herstellung+standardisierter+Masseng%C3%BCter+mit+spezialisierten+Produktionsmitteln&hl=de&sa=X&ved=2ahUKEwiU0ZHLz5jrAhUP36QKHS2HD0IQuwUwAHoECAQQBg#v=onepage&q=Massenproduktion%20bedeutet%20die%20Herstellung%20standardisierter%20Masseng%C3%BCter%20mit%20spezialisierten%20Produktionsmitteln&f=false nach Klaus Schubert, ''Handwörterbuch des ökonomischen Systems der Bundesrepublik Deutschland'', 2005, S. 14]</ref>
* Unternehmen können sich veränderter Marktsituationen schneller anpassen
* Steigerung der Zufriedenheit und Motivation des Personals aufgrund der Verschiedenartigkeit der Produkte, die gefertigt werden


{| class="wikitable" style="padding:1em; vertical-align:top; border:2px;"
|-
! Fertigungstyp
! [[Qualifikation (Personalwesen)|Qualifikation]] <br/>[[Personal]]
! [[Produktqualität|Produkt-]]/[[Dienstleistungsqualität]]
! [[Produktionsmittel]]
! [[Kosten]]/[[Marktpreise]]
|-
| Einzelfertigung
| hoch || [[Individualisierung|individualisiert]] || flexible Maschinen || [[Durchschnittskosten]] konstant, keine Preissenkungspotenziale
|-
| [[Massenproduktion]]
| niedrig || [[Standardisierung|standardisiert]] || spezialisierte Maschinen || sinkende Durchschnittskosten, hohe Preissenkungspotenziale
|-
| [[Serienfertigung]]
| niedrig || standardisiert || spezialisierte Maschinen || [[Kostenvorteil]]e bei [[Kleinserie]]n, mittlere Preissenkungspotenziale
|-
| [[flexible Spezialisierung]]
| hoch || Einzelfertigung || hochgradig flexible Maschinen || [[Kostenvorteil]]e bei [[Kleinserie]]n, geringere Preissenkungspotenziale
|}


== Wirtschaftliche Aspekte ==
'''Nachteile'''
Das [[Produktionsprogramm]] ist bei Einzelfertigung lediglich allgemein für Produktarten festgelegt, so dass flexibel jede Produktvariante hergestellt werden kann. Im [[Arbeitsprozess (Betriebswirtschaft)|Arbeits-]] und [[Produktionsprozess]] ist eine detaillierte [[Arbeitsvorbereitung]] nicht erforderlich. Das Unternehmen verfügt über universell einsetzbare [[Maschine]]n, die für viele unterschiedliche [[Arbeitsvorgang|Arbeitsvorgänge]] verwendbar und kurzfristig [[Rüstzeit (Technik)|umgerüstet]] werden können. Außerdem sind hoch qualifizierte [[Facharbeiter]] erforderlich, die auch mit neuen Situationen gut umgehen können.<ref>Verlag Dr. Th. Gabler (Hrsg.), ''Gablers Wirtschafts-Lexikon'', Band 2, 1984, Sp. 1236</ref> Die [[Stückkosten]] sind relativ hoch, weil eine [[Fixkostendegression]] mangels Ausnutzbarkeit des [[Gesetz der Massenproduktion|Gesetzes der Massenproduktion]] nicht möglich ist.


Eine Einzelfertigung ist stets mit stark schwankender [[Kapazitätsauslastung]] verbunden, weil diese vom schwer zu prognostizierenden [[Auftragseingang]] abhängt. Wenn die Produktion erst nach Auftragseingang beginnen kann, sind die [[Durchlaufzeit]]en und [[Lieferzeit]]en teilweise sehr lang,<ref>Martin Grunow, ''Einzelfertigung'', in: Rolf Bühner (Hrsg.), ''Management-Lexikon'', 2001, S. 231</ref> was zu einer hohen [[Kapitalbindung]] im Unternehmen führt.
* Durch Einzelfertigung entstehen hohe [[Stückkosten]]
* Der Kunde muss lange Lieferzeiten in Kauf nehmen, wenn Einzelteile für die Einheit eines Produktes nicht sofort verfügbar sind
* Geringe Vorhersehbarkeit der Aufträge der Kunden


== Literatur ==
* {{DNB-Portal|Einzelfertigung|TYP=Literatur über}}
* Christoph Schneeweiß: ''Einführung in die Produktionswirtschaft'', Berlin et al. 2002, ISBN 3-540-43192-6


== Einzelnachweise ==
'''Beispiele'''
<references />

Einzelfertigung tritt auf im Groß[[maschinenbau]], z. B. [[Schiffbau]], häufig im [[Werkzeugmaschine]]nbau, im [[Anlagenbau]], in der Bauwirtschaft ([[Wohnungsbau]], [[Brückenbau]]) aber auch im handwerklichen Bereich, z.B. maßgefertigte Kleidung und Schuhe. In Fällen von völligen Neukonstruktionen, bei denen nur wenig auf vorhandene [[Zeichnung]]en, [[Stückliste]]n und [[Arbeitsplan|Arbeitspläne]] zurückgegriffen werden kann, spricht man auch von '''Sondereinzelfertigung'''.
Auch bei der Herstellung von [[Zahnersatz]] handelt es sich um Einzelanfertigungen eines [[Zahnarzt]]es oder Dentallabors.

Weitere Fertigungstypen sind die [[Serienfertigung]], die [[Sortenfertigung]] und die [[Massenfertigung]].


'''Literaturempfehlung'''

* Christoph Schneeweiß: Einführung in die Produktionswirtschaft, Berlin et al. 2002, ISBN 3540431926



{{Normdaten|TYP=s|GND=4013967-0}}


[[Kategorie:Betriebswirtschaftslehre]]
[[Kategorie:Produktionstyp]]
[[Kategorie:Produktionstechnik]]
[[Kategorie:Produktionstechnik]]
[[Kategorie:Produktionswirtschaft]]

Aktuelle Version vom 22. Januar 2025, 21:57 Uhr

Handgeschmiedeter Großkerzenkirchenleuchter mit Messingwachstropfschale – GDR um 1980 – Verwendung von Panzerstahl und Messing – Einzelstück – Gewicht 10 Kilogramm – Im Sinne „Schwerter zu Pflugscharen

Die Einzelfertigung (englisch individual production) ist in der Produktionswirtschaft ein Fertigungstyp, bei welchem ein Produkt nur einmal hergestellt wird, auch wenn später gleiche oder ähnliche Produkte hergestellt werden. Gegensatz sind die Massenfertigung, die Serienfertigung und die Sortenfertigung.

Einzelfertigung beschreibt einen Fertigungstyp hinsichtlich der Losgröße der Produkte und/oder der Wiederholhäufigkeit des Produktionsprozesses.[1] Innerhalb eines Planungshorizonts wird nur eine Mengeneinheit eines Produkts hergestellt (Einmalfertigung) oder mehrere gleiche Produkte in größeren zeitlichen Abständen (Wiederholproduktion). Die Einzelfertigung ist eine typische Auftragsproduktion (Build-to-Order). Bei der Einmalfertigung liegt mithin die Losgröße bei und die Wiederholhäufigkeit bei (etwa die Golden Gate Bridge), bei der Einzelfertigung ist die Wiederholhäufigkeit (wie im Schiffbau).[2]

Nach der Homogenität der Produkte und der Häufigkeit der Leistungswiederholung wird zwischen Einzelfertigung, Massenfertigung, Serienfertigung und Sortenfertigung unterschieden:[3]

Fertigungstyp Merkmale Beispiele
Einzelfertigung ein Produkt/eine Dienstleistung wird nur einmal hergestellt, auch wenn später gleiche oder ähnliche Produkte/Dienstleistungen hergestellt werden Bauwirtschaft,
Friseur
Massenfertigung große Mengen an Produkten/Dienstleistungen werden wiederholt auf derselben Produktionsanlage hergestellt Konsumgüter, Zahlungsverkehr
Serienfertigung die gleichzeitige oder unmittelbar aufeinander folgende Produktion mehrerer gleichartiger Produkte (Serie) auf verschiedenen Produktionsanlagen Automobilindustrie,
Modeindustrie
Sortenfertigung produktions- und absatzverwandte Produkte in verschiedenen Ausprägungen, die in größeren Stückzahlen nacheinander auf derselben Produktionsanlage hergestellt werden Brauerei,
Buchdruck

Es kommt insbesondere darauf an, ob eine oder mehrere Produktionsanlagen zum Einsatz kommen und inwieweit die Durchlaufzeiten synchronisiert sein müssen.

Klassische Organisationstypen der Fertigung (Arbeitsablaufprinzip) sind in der Einzelfertigung die Werkbankfertigung, die Werkstattfertigung sowie die Baustellenfertigung.[4] Produkte werden hier individuell nach Auftrag oder Bestellung hergestellt. Charakteristische Merkmale der Werkbankfertigung sind ein niedriger Automatisierungsgrad, niedrige Arbeitsplatz- und geringe Investitionskosten, aber meist hohe Anforderungen an die Qualifikation und Flexibilität der Arbeitskräfte.[5] Die Werkstattfertigung ist durch handwerkliche Tätigkeiten geprägt und erfordert ebenfalls hohe Flexibilität. Charakteristisch für die Baustellenfertigung ist insbesondere, dass Arbeitskräfte und Produktionsmittel nicht im Bauunternehmen, sondern an ständig wechselnden Baustellen tätig sind.

Einzelfertigung tritt auf im Groß- und Sondermaschinenbau, häufig im Werkzeugmaschinenbau, im Anlagenbau, in der Bauwirtschaft (Wohnungsbau, Brückenbau, Straßenbau), im Werkzeugbau und Rationalisierungsmittelbau, aber auch im handwerklichen Bereich, z. B. maßgefertigte Kleidung und Schuhe. Bei völligen Neukonstruktionen, bei denen nur wenig auf vorhandene Zeichnungen, Stücklisten und Arbeitspläne zurückgegriffen werden kann, spricht man auch von Sondereinzelfertigung. Auch bei der Herstellung von Zahnersatz handelt es sich um Einzelanfertigungen eines Zahnarztes oder Dentallabors. Einzelfertigung in der Forschung und Entwicklung nennt sich Prototyping.

Fertigungstypen

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Die Einzelfertigung weist im Vergleich zu den anderen Fertigungstypen folgende Merkmale auf:[6]

Fertigungstyp Qualifikation
Personal
Produkt-/Dienstleistungsqualität Produktionsmittel Kosten/Marktpreise
Einzelfertigung hoch individualisiert flexible Maschinen Durchschnittskosten konstant, keine Preissenkungspotenziale
Massenproduktion niedrig standardisiert spezialisierte Maschinen sinkende Durchschnittskosten, hohe Preissenkungspotenziale
Serienfertigung niedrig standardisiert spezialisierte Maschinen Kostenvorteile bei Kleinserien, mittlere Preissenkungspotenziale
flexible Spezialisierung hoch Einzelfertigung hochgradig flexible Maschinen Kostenvorteile bei Kleinserien, geringere Preissenkungspotenziale

Wirtschaftliche Aspekte

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Das Produktionsprogramm ist bei Einzelfertigung lediglich allgemein für Produktarten festgelegt, so dass flexibel jede Produktvariante hergestellt werden kann. Im Arbeits- und Produktionsprozess ist eine detaillierte Arbeitsvorbereitung nicht erforderlich. Das Unternehmen verfügt über universell einsetzbare Maschinen, die für viele unterschiedliche Arbeitsvorgänge verwendbar und kurzfristig umgerüstet werden können. Außerdem sind hoch qualifizierte Facharbeiter erforderlich, die auch mit neuen Situationen gut umgehen können.[7] Die Stückkosten sind relativ hoch, weil eine Fixkostendegression mangels Ausnutzbarkeit des Gesetzes der Massenproduktion nicht möglich ist.

Eine Einzelfertigung ist stets mit stark schwankender Kapazitätsauslastung verbunden, weil diese vom schwer zu prognostizierenden Auftragseingang abhängt. Wenn die Produktion erst nach Auftragseingang beginnen kann, sind die Durchlaufzeiten und Lieferzeiten teilweise sehr lang,[8] was zu einer hohen Kapitalbindung im Unternehmen führt.

Einzelnachweise

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  1. Martin Grunow, Einzelfertigung, in: Rolf Bühner (Hrsg.), Management-Lexikon, 2001, S. 231
  2. Uwe Meinberg/Frank Topolewski (Hrsg.), Lexikon der Fertigungsleittechnik, 1995, S. 159
  3. Siegfried G. Häberle, Das neue Lexikon der Betriebswirtschaftslehre, 2008, S. 422
  4. Siegfried G. Häberle, Das neue Lexikon der Betriebswirtschaftslehre, 2008, S. 344
  5. Alfred Böge (Hrsg.), Vieweg Handbuch Maschinenbau, 2007, S. 34
  6. nach Klaus Schubert, Handwörterbuch des ökonomischen Systems der Bundesrepublik Deutschland, 2005, S. 14
  7. Verlag Dr. Th. Gabler (Hrsg.), Gablers Wirtschafts-Lexikon, Band 2, 1984, Sp. 1236
  8. Martin Grunow, Einzelfertigung, in: Rolf Bühner (Hrsg.), Management-Lexikon, 2001, S. 231