„Paul IV.“ – Versionsunterschied
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'''Paul IV.''', bürgerlicher Name ''Gian Pietro Carafa'' [[Theatiner|OTheat]] (* [[28. Juni]] [[1476]] in [[Capriglio]]; † [[18. August]] [[1559]] in [[Rom]]), vom 23. Mai 1555 bis zu seinem Tod [[Papst]] der [[Römisch-katholische Kirche|römisch-katholischen Kirche]]. |
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⚫ | Gian Pietro Carafa entstammte der neapolitanischen Adelsfamilie [[Carafa (Adelsgeschlecht)|Carafa]]. Sein Onkel und [[Mentoring|Mentor]] [[Oliviero Carafa]] verhalf ihm 1505 durch Verzicht zum [[Bischof]]sstuhl von [[Erzbistum Chieti-Vasto|Chieti]]. 1518 wurde Gian Pietro Carafa [[Erzbischof]] von [[Brindisi]]. Ab 1520 hielt er sich in Rom auf, von wo er 1527 im Zusammenhang mit dem [[Sacco di Roma]] nach [[Republik Venedig|Venedig]] fliehen musste. Im Jahre 1524 gründete er zusammen mit [[Kajetan von Thiene]] den [[Theatiner|Orden der Theatiner]]. Papst [[Paul III.]] erhob ihn im Jahre 1536 zum [[Kardinal]] (daher der [[Papstname]]) und gab ihm 1537 zunächst die [[Titelkirche]] ''[[San Pancrazio (Rom)|San Pancrazio]]'', danach weitere wechselnde Titelkirchen, darunter 1541 ''[[San Clemente (Rom)|San Clemente]]''. Der Papst ernannte Carafa zum Mitglied der neu gegründeten Kommission für eine allgemeine Kirchenreform. Ab 1542 leitete er die neuorganisierte [[Römische Inquisition]] und wurde 1549 zum Erzbischof von [[Erzbistum Neapel|Neapel]] erhoben. Carafa erlangte ab 1544 als [[Kardinalbischof]] nacheinander die [[Suburbikarisches Bistum|suburbikarischen Bistümer]] Albano (1544), Sabina (1546), Frascati (1550), Porto e Santa Rufina (1553) und am Ende Ostia (1553), womit er zum [[Dekan (Kirche)|Dekan]] des [[Kardinalskollegium]] aufstieg. |
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⚫ | Nachdem Carafa bereits als Leiter der Inquisition unnachgiebige Härte gegen die italienischen [[Protestantismus|Protestanten]] gezeigt hatte, legte er als Papst gegen den [[Augsburger Reichs- und Religionsfrieden|Augsburger Religionsfrieden]] vom 25. September 1555 Protest ein. Dieser räumte jedem [[Landesherr]]en ein, die [[Konfession]] seiner Untertanen zu bestimmen. Nachdem 1556 Kaiser [[Karl V. (HRR)|Karl V.]] abgedankt hatte und daraufhin sein Bruder [[Ferdinand I. (HRR)|Ferdinand I.]] den Titel eines „Erwählten Römischen Kaisers“ angenommen hatte, erklärte Paul IV. dies für ungültig. |
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⚫ | Als Gegner der spanisch-[[habsburg]]ischen Macht verlor Paul im Bündnis mit [[Frankreich]] den Krieg gegen [[Spanien]] und musste am 12. September 1557 nach der Besetzung des [[Kirchenstaat]]es durch den [[Fernando Álvarez de Toledo, Herzog von Alba|Herzog von Alba]] die Bedingungen des [[Frieden von Cave-Palestrina|Friedens von Cave-Palestrina]] akzeptieren. In der Frage der [[England|englischen]] Thronfolge versuchte er seinen Einfluss gegen die protestantische [[Elisabeth I.]] geltend zu machen. |
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Zur Stärkung der [[Römisch-katholische Kirche|Römisch-katholischen Kirche]] erweiterte Paul die Befugnisse der [[Römische Inquisition|Inquisition]]. Er wachte darüber, dass die Inquisitoren sich nicht durch persönliche Rücksichten beeinflussen ließen. So ist von ihm der Satz überliefert: „Selbst wenn mein eigener Vater [[Häresie|Häretiker]] wäre, würde ich das Holz zusammentragen, um ihn verbrennen zu lassen.“<ref>{{Literatur |Autor=[[Ludwig von Pastor|Ludwig Freiherr von Pastor]] |Titel=Geschichte der Päpste seit dem Ausgang des Mittelalters |Band=6 |Verlag=Herder |Datum=1913 |Seiten=537}}</ref> |
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In seiner Bulle ''[[Cum nimis absurdum]]'' vom 14. Juli 1555 führte er für [[Juden]] die Pflicht ein, in [[Ghetto]]s zu leben. Wenige Tage danach wurden in [[Ancona]] 24 aus Portugal geflohene [[Marranen]], also zwangsbekehrte Juden, verbrannt. Es war der einzige Akt dieser Art in der italienischen Geschichte. |
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Das suspendierte [[Konzil von Trient]] führte er nicht weiter, da er die Erneuerung der Kirche als eine Hauptaufgabe der päpstlichen [[Römische Kurie|Kurie]] und des Kollegiums der Kardinäle betrachtete. |
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Als eine seiner letzten Handlungen setzte er 1559 eine Buchzensur durch Verbot missliebiger Schriften im [[Index librorum prohibitorum]] in Kraft und verfasste die [[päpstliche Bulle]] ''[[Cum ex apostolatus officio]]''. Er starb schneller, weil er noch als Todkranker peinlich genau das Fastengebot beachtete, so dass „sein Schwächezustand sich aufs Äußerste steigerte.“<ref>Gaston Castella, Papstgeschichte Band II, S. 63</ref> |
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Zur Stärkung der [[katholisch]]en Kirche erweiterte Paul die Befugnisse der "heiligen [[Inquisition]]". Er leistete auch einen Schwur: ''Selbst wenn mein eigener Vater [[Häresie|Häretiker]] wäre, würde ich das Holz zusammentragen, um ihn verbrennen zu lassen.'' Ebenso führte er in seiner antijüdischen Bulle ''Cum nimis absurdum'' für [[Juden]] die Pflicht ein, in [[Ghetto|Ghettos]] zu leben. Wenige Tage danach wurden in Ancona 24 aus Portugal geflohene Marane, also zwangsbekehrte Juden, verbrannt. Es war das einzige Massenverbrechen dieser Art in der italienischen Geschichte. Das suspendierte [[Konzil von Trient]] führte er nicht weiter, da er die Erneuerung der Kirche als eine Hauptaufgabe der päpstlichen Kurie und des Kollegiums der Kardinäle betrachtete. Als eine seiner letzten Handlungen setzte er [[1559]] eine Buchzensur durch Verbot missliebiger Schriften im [[Index librorum prohibitorum]] in Kraft. |
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== Ereignisse nach seinem Tod == |
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[[Datei:Santa Maria sopra Minerva, Cappella Carafa, Grabmonument Papst Paul IV.JPG|mini|hochkant|Grabmonument in der Cappella Carafa]] |
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Nach seinem Tod feierten die Bürger Roms Freudenfeste, befreiten die Gefangenen der römischen Inquisition und steckten den Palast der Inquisition in Brand. Angehörige der kommunalen Verwaltung Roms, der unter der Herrschaft Pauls IV. starke Einschränkungen auferlegt waren, förderten und instrumentalisierten den Volkszorn in ihrem Sinne. |
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⚫ | Zehn Tage nach dem Tod Pauls IV. ließ sein Neffe Giovanni Carafa, Herzog von [[Paliano]], mit Billigung seines Bruders, des [[Kardinalstaatssekretär]]s Carlo Carafa, seine schwangere Ehefrau ermorden. Daraufhin wurde unter dem neuen Papst [[Pius IV.]] den beiden Brüdern der Prozess gemacht. Der Kardinalstaatssekretär wurde in der [[Engelsburg]] erwürgt und der Herzog enthauptet. Auch ihre Komplizen wurden hingerichtet. |
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Nach seinem Tode feierten die Bürger Roms Freudenfeste und befreiten die Gefangenen der römischen Inquisition. |
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Paul IV. wurde in der [[Carafa-Kapelle]] in [[Santa Maria sopra Minerva (Rom)|Santa Maria sopra Minerva]] begraben. |
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== Siehe auch == |
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* [[Liste der Kardinalskreierungen Pauls IV.]] |
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== Einzelnachweise == |
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*{{BBKL|http://www.bautz.de/bbkl/p/Paul_IV.shtml}} |
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<references /> |
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== Literatur == |
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* {{BBKL|archiveurl=https://web.archive.org/web/20070629062032/http://www.bautz.de/bbkl/p/Paul_IV.shtml |band=7|spalten=17-18|autor=[[Georg Denzler]]|artikel=Paul IV}} |
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Belletristische Darstellungen: |
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{{Navigationsleiste Papst|VG=[[Marcellus II. (Papst)|Marcellus II. ]]|NAME=[[Paul]]|NF=[[Pius IV. (Papst)|Pius IV.]]}} |
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* [[Luther Blissett (Sammelpseudonym)|Luther Blissett]] (Pseud.): ''[[Q (Roman)|Q]] Roman.'' Piper, München 2002, ISBN 3-492-04218-X |
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== Weblinks == |
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{{Commonscat|Paulus IV|Paul IV.}} |
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{{Wikiquote}} |
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* {{DNB-Portal|118789899}} |
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* {{Miranda|ID=bios1536.htm#Carafa|Artikel=Carafa, Gian Pietro}} |
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* {{Catholic-hierarchy|Bischof|bcarafa}} |
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* [https://www.documentacatholicaomnia.eu/01_01_1555-1559-_Paulus_IV.html Dokumente] |
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* [http://www.storiadivenezia.net/sito/index.php?option=com_content&view=article&catid=41%3Aricerca&id=87%3Atesti&Itemid=30.htm Venetianische Depeschen] |
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{{Personenleiste |
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|ZEIT=1505–1524|AMT=[[Liste der Erzbischöfe von Chieti|Bischof von Chieti]]|VORGÄNGER=[[Oliviero Carafa]]|NACHFOLGER=[[Felice Trofino]] |
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Aktuelle Version vom 26. Mai 2025, 20:29 Uhr

Paul IV., bürgerlicher Name Gian Pietro Carafa OTheat (* 28. Juni 1476 in Capriglio; † 18. August 1559 in Rom), vom 23. Mai 1555 bis zu seinem Tod Papst der römisch-katholischen Kirche.
Klerikale Karriere
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Gian Pietro Carafa entstammte der neapolitanischen Adelsfamilie Carafa. Sein Onkel und Mentor Oliviero Carafa verhalf ihm 1505 durch Verzicht zum Bischofsstuhl von Chieti. 1518 wurde Gian Pietro Carafa Erzbischof von Brindisi. Ab 1520 hielt er sich in Rom auf, von wo er 1527 im Zusammenhang mit dem Sacco di Roma nach Venedig fliehen musste. Im Jahre 1524 gründete er zusammen mit Kajetan von Thiene den Orden der Theatiner. Papst Paul III. erhob ihn im Jahre 1536 zum Kardinal (daher der Papstname) und gab ihm 1537 zunächst die Titelkirche San Pancrazio, danach weitere wechselnde Titelkirchen, darunter 1541 San Clemente. Der Papst ernannte Carafa zum Mitglied der neu gegründeten Kommission für eine allgemeine Kirchenreform. Ab 1542 leitete er die neuorganisierte Römische Inquisition und wurde 1549 zum Erzbischof von Neapel erhoben. Carafa erlangte ab 1544 als Kardinalbischof nacheinander die suburbikarischen Bistümer Albano (1544), Sabina (1546), Frascati (1550), Porto e Santa Rufina (1553) und am Ende Ostia (1553), womit er zum Dekan des Kardinalskollegium aufstieg.
Pontifikat
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Im Jahre 1555 wurde er im Alter von 79 Jahren zum Papst gewählt. Bis dahin hatte er immer wieder von Reformen gesprochen. Nach der Wahl jedoch betrieb er Nepotismus, indem er einen seiner Neffen, den Condottiere Carlo Carafa, zum Kardinalstaatssekretär, und den anderen Neffen Giovanni Carafa, einen ebenso brutalen Abenteurer, zunächst zum Generalkapitän der Kirche und dann zum Herzog von Paliano machte.
Weltliche Politik
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Nachdem Carafa bereits als Leiter der Inquisition unnachgiebige Härte gegen die italienischen Protestanten gezeigt hatte, legte er als Papst gegen den Augsburger Religionsfrieden vom 25. September 1555 Protest ein. Dieser räumte jedem Landesherren ein, die Konfession seiner Untertanen zu bestimmen. Nachdem 1556 Kaiser Karl V. abgedankt hatte und daraufhin sein Bruder Ferdinand I. den Titel eines „Erwählten Römischen Kaisers“ angenommen hatte, erklärte Paul IV. dies für ungültig.
Als Gegner der spanisch-habsburgischen Macht verlor Paul im Bündnis mit Frankreich den Krieg gegen Spanien und musste am 12. September 1557 nach der Besetzung des Kirchenstaates durch den Herzog von Alba die Bedingungen des Friedens von Cave-Palestrina akzeptieren. In der Frage der englischen Thronfolge versuchte er seinen Einfluss gegen die protestantische Elisabeth I. geltend zu machen.
Kirchenpolitik
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Zur Stärkung der Römisch-katholischen Kirche erweiterte Paul die Befugnisse der Inquisition. Er wachte darüber, dass die Inquisitoren sich nicht durch persönliche Rücksichten beeinflussen ließen. So ist von ihm der Satz überliefert: „Selbst wenn mein eigener Vater Häretiker wäre, würde ich das Holz zusammentragen, um ihn verbrennen zu lassen.“[1]
In seiner Bulle Cum nimis absurdum vom 14. Juli 1555 führte er für Juden die Pflicht ein, in Ghettos zu leben. Wenige Tage danach wurden in Ancona 24 aus Portugal geflohene Marranen, also zwangsbekehrte Juden, verbrannt. Es war der einzige Akt dieser Art in der italienischen Geschichte.
Das suspendierte Konzil von Trient führte er nicht weiter, da er die Erneuerung der Kirche als eine Hauptaufgabe der päpstlichen Kurie und des Kollegiums der Kardinäle betrachtete.
Als eine seiner letzten Handlungen setzte er 1559 eine Buchzensur durch Verbot missliebiger Schriften im Index librorum prohibitorum in Kraft und verfasste die päpstliche Bulle Cum ex apostolatus officio. Er starb schneller, weil er noch als Todkranker peinlich genau das Fastengebot beachtete, so dass „sein Schwächezustand sich aufs Äußerste steigerte.“[2]
Ereignisse nach seinem Tod
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Nach seinem Tod feierten die Bürger Roms Freudenfeste, befreiten die Gefangenen der römischen Inquisition und steckten den Palast der Inquisition in Brand. Angehörige der kommunalen Verwaltung Roms, der unter der Herrschaft Pauls IV. starke Einschränkungen auferlegt waren, förderten und instrumentalisierten den Volkszorn in ihrem Sinne.
Zehn Tage nach dem Tod Pauls IV. ließ sein Neffe Giovanni Carafa, Herzog von Paliano, mit Billigung seines Bruders, des Kardinalstaatssekretärs Carlo Carafa, seine schwangere Ehefrau ermorden. Daraufhin wurde unter dem neuen Papst Pius IV. den beiden Brüdern der Prozess gemacht. Der Kardinalstaatssekretär wurde in der Engelsburg erwürgt und der Herzog enthauptet. Auch ihre Komplizen wurden hingerichtet.
Paul IV. wurde in der Carafa-Kapelle in Santa Maria sopra Minerva begraben.
Siehe auch
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Ludwig Freiherr von Pastor: Geschichte der Päpste seit dem Ausgang des Mittelalters. Band 6. Herder, 1913, S. 537.
- ↑ Gaston Castella, Papstgeschichte Band II, S. 63
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Georg Denzler: Paul IV. In: Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon (BBKL). Band 7, Bautz, Herzberg 1994, ISBN 3-88309-048-4, Sp. 17–18 .
- Eintrag in der Catholic Encyclopedia, Robert Appleton Company, New York 1913.
Belletristische Darstellungen:
- Luther Blissett (Pseud.): Q Roman. Piper, München 2002, ISBN 3-492-04218-X
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Literatur von und über Paul IV. im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Carafa, Gian Pietro. In: Salvador Miranda: The Cardinals of the Holy Roman Church. (Website der Florida International University, englisch)
- Eintrag zu Paul IV. auf catholic-hierarchy.org
- Dokumente
- Venetianische Depeschen
Personendaten | |
---|---|
NAME | Paul IV. |
ALTERNATIVNAMEN | Carafa, Gian Pietro |
KURZBESCHREIBUNG | Papst |
GEBURTSDATUM | 28. Juni 1476 |
GEBURTSORT | Capriglio |
STERBEDATUM | 18. August 1559 |
STERBEORT | Rom |