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„Trapezregel“ – Versionsunterschied

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Die '''Trapezregel''' beschreibt ein [[Mathematik|mathematisches]] Verfahren, wie man das Integral einer Funktion im Intervall [a,b] numerisch annähert. Das entspricht der Fläche unter der Kurve ''f(x)'' bei kartesischer Darstellung.
Die '''Trapezregel''' beschreibt ein [[Mathematik|mathematisches]] Verfahren zur [[Numerische Mathematik|numerischen]] Annäherung des [[Integralrechnung|Integrals]] einer [[Funktion (Mathematik)|Funktion]] <math>f(x)</math> im [[Intervall (Mathematik)|Intervall]] <math>[a, b]</math> ([[Numerische Integration]]).


Dazu ersetzt man die Fläche unter der Kurve durch ein Trapez, oder bei Stückelung des Intervals durch mehrere Trapeze.
Dazu ersetzt man die Fläche unter der Kurve <math>y = f(x)</math> im gegebenen Intervall durch ein [[Trapez (Geometrie)|Trapez]] oder mehrere gleich breite Trapeze.


Es gibt verschiedene Möglichkeiten zur Bestimmung dieser Trapeze:
Man kann die Kurve ''f(x)'' näherungsweise durch eine Sehne zwischen den Funktionswerten an den Stellen a und b ersetzen. Dies führt zur '''Sehnentrapezformel'''.
Man kann die Kurve zum Beispiel näherungsweise durch eine Sehne zwischen den Funktionswerten an den Stellen <math>a</math> und <math>b</math> ersetzen. Dies führt zur '''Sehnentrapezformel'''.
Man kann aber auch in der Mitte von [a,b] die Tangente an f(x) legen und erhält dann die '''Tangententrapezformel'''.
Man kann aber auch in der Mitte des Intervalls die [[Tangente]] an die Funktion legen und erhält dann die '''Tangententrapezformel''' oder '''Mittelpunktsregel'''.


== Beispiel ==
== Beispiel ==


: <math> J(f) = \int_{2}^{0}3^{3x-1}dx = {728 \over {9 ln(3)}} = 73,62823965 </math>
: <math> J(f) = \int_{0}^{2}3^{3x-1} \, \mathrm{d}x = \frac{3^{3x-2}}{\ln(3)}\Big|_0^2 =\frac{728}{9 \ln(3)} = 73{,}6282396649\dots</math>
Nun gilt es mit Hilfe der Trapezformel als Nährungsverfahren dieses Integral.
Mit Hilfe der im Folgenden erklärten Trapezformeln soll dieses bestimmte Integral näherungsweise berechnet werden.

== Sehnentrapezformel ==
== Sehnentrapezformel ==
[[Bild:Sehnentrapezformel.svg|thumb|250px|Sehnentrapez]]
[[Datei:Sehnentrapezformel.svg|mini|250px|Sehnentrapez]]


: <math> J(f) = \int_{a}^{b}f(x)dx = Q(f) + E(f) </math>
:<math>J(f) = \int_a^b f(x)\, \mathrm dx = T(f) + E(f).</math>


Das Trapez wird gebildet aus der Grundlinie [a,b] (dem Intervall auf der x-Achse), den senkrechten Geraden [a,f(a)] und [b,f(b)] sowie der Sehne als Verbindungsgerade zwischen f(a) und f(b). Diese Sehne ersetzt die Kurve f(x).
Das Trapez wird gebildet aus der Grundlinie <math>[a,b]</math> (dem Intervall auf der <math>x</math>-Achse), den senkrechten Geraden <math>[a,f(a)]</math> und <math>[b,f(b)]</math> sowie der Sehne als [[Verbindungsgerade]] zwischen <math>f(a)</math> und <math>f(b)</math>. Diese Sehne ersetzt die Kurve <math>f(x), x\in[a,b]</math>.


Die Sehnentrapezformel ergibt sich aus dem Flächeninhalt des beschriebenen Trapezes:
Die Sehnentrapezformel ergibt sich aus dem Flächeninhalt des beschriebenen Trapezes:


: <math> Q(f) = \frac{b-a}{2}(f(a)+f(b)) </math>
:<math>T(f) = (b-a) \cdot f(a) + \frac{1}{2} (b-a) \cdot (f(b)-f(a)) = (b-a)\frac{f(a)+f(b)}{2}.</math>


Diese Formel - und auch die folgenden - kann man herleiten aus der "Allgemeinen Quadraturformel für eine Teilfläche" (siehe [[Numerische Quadratur]]).
Diese Formel und auch die folgenden kann man herleiten aus der „Allgemeinen Quadraturformel für eine Teilfläche“.


Ist f(x) zweimal stetig differenzierbar in [a,b], dann gilt für das '''Restglied''' E(f) folgende Abschätzung (siehe [[Numerische Quadratur]]):
Ist <math>f</math> zweimal stetig differenzierbar in <math>[a,b]</math>, dann gilt für das '''Restglied''' <math>E(f)</math> folgende Abschätzung:


: <math> \left| E(f) \right| \le {(b-a)^3 \over 12} \max_{a\le x \le b} {\left| f''(x) \right|} </math>
:<math>\left|E(f)\right| \le\frac{(b-a)^3}{12} \max_{a\le x\le b} \left|f''(x)\right|.</math>


Ist f(x) zusätzlich noch reellwertig, dann gilt mit einer Zwischenstelle ζ aus [a,b]:
Ist <math>f</math> zusätzlich noch reellwertig, dann gilt mit einer Zwischenstelle <math>\zeta\in[a,b]</math>


: <math> E(f) = - {(b-a)^3 \over 12}{{f''(\zeta)}} </math>
:<math>E(f) = -\frac{(b-a)^3}{12} f''(\zeta).</math>


Das [[Vorzeichen (Zahl)|Vorzeichen]] in dieser Formel kann man sich wie folgt geometrisch plausibel machen:
Anschließend an das obrige Beispiel:
Falls die Funktion <math>f(x)</math>, wie in der obigen Abbildung des Sehnentrapezes, [[Konvexe und konkave Funktionen|streng konkav]] ist, gilt <math>f''(x)<0</math> für alle <math>x\in[a,b]</math> und daher auch für die Zwischenstelle <math>\zeta\in[a,b]</math>.
: <math> Q(f) = {(2-0) \over 2}(f(0) + f(2)) = {730 \over 3} = 243,333... </math>
Somit folgt, dass <math>E(f)=J(f)-T(f)>0</math>, d.&nbsp;h. die gesuchte Fläche <math>J(f)</math> ist größer als die Trapezfläche <math>T(f)</math>, wie auch die Abbildung zeigt.

Die Abhängigkeit des Fehlers von der 2. Ableitung von <math>f(x)</math> bedeutet, dass die Formel für Geraden exakt ist, was auch anschaulich klar ist. Der '''Genauigkeitsgrad''' ist somit 1.

Angewandt auf obiges Beispiel:
:<math>T(f) = (2-0)\frac{f(0)+f(2)}{2} = \frac{730}3 = 243{,}\bar{3}.</math>

Wegen <math>f''(x)=3^{3x+1} \cdot \ln(3)^2>0</math> folgt aus obiger Formel, dass die gesuchte Fläche <math>J(f)</math> kleiner ist als die Trapezfläche <math>T(f)</math>, in Übereinstimmung mit den errechneten Zahlen.


=== Zusammengesetzte Sehnentrapezformel ===
=== Zusammengesetzte Sehnentrapezformel ===
[[Datei:Trapezregel.svg|mini|hochkant=1.5|Veranschaulichung der summierten Sehnentrapezformel; es werden die Flächen von <math>n</math> Rechtecken summiert und dann die Flächen der gelben Dreiecke addiert, deren einzelne Höhen sich zu <math>f(b)-f(a)</math> addieren:
: <math> J(f) = \int_{a}^{b}f(x)dx = Q(f)^{(n)} + E^{(n)}(f) </math>
<math>\int_a^b f(x)\,\mathrm dx \approx h\sum_{i=0}^{n-1} f(a+ih)+\frac{1}{2} h \left( f(b)-f(a) \right)</math><ref>Roger B. Nelsen: ''Beweise ohne Worte'', Deutschsprachige Ausgabe herausgegeben von Nicola Oswald, [[Springer Spektrum]], Springer-Verlag [[Berlin]] [[Heidelberg]] 2016, ISBN 978-3-662-50330-0, Seite 169</ref><ref>[[Mathematics Magazine]], vol. 68, no. 3 (June 1995), S. 192</ref>]]
Um das Integral noch besser annähern zu können unterteilt man das Intervall [a,b] in n nebeneinanderliegende gleich große Teilintervalle der Länge h (mit h = (b − a) / n). In jedem Teilintervall wendet man die Sehnentrapezformel für die einzelnen Teilflächen an und addiert danach die entstandenen Näherungen. Damit erhält man die '''summierte (bzw. zusammengesetzte) Sehnentrapezformel''':
:<math>J(f) = \int_a^b f(x)\,\mathrm dx = T^{(n)}(f) + E^{(n)}(f).</math>
Um das Integral noch besser annähern zu können, unterteilt man das Intervall <math>[a,b]</math> in <math>n</math> nebeneinanderliegende gleich große Teilintervalle der Länge <math>h=\tfrac{b-a}n</math>. In jedem Teilintervall wendet man die Sehnentrapezformel für die einzelnen Teilflächen an und addiert danach die entstandenen Näherungen. Damit erhält man die '''summierte (bzw. zusammengesetzte) Sehnentrapezformel''':


: <math> Q(f)=h \ ({1\over 2} f(a)+\sum_{i=1}^{n-1}f(a + i*h)+{1\over 2} f(b)) </math>
:<math> T^{(n)}(f)=h\left(\frac 12 f(a) + \frac 12 f(b) + \sum_{i=1}^{n-1} f(a+ih)\right)</math>
mit
mit
:<math> h = {(b-a) \over n}</math>
:<math> h = \frac{b-a}n.</math>
Dabei werden die Funktionswerte an den <math>n-1</math> Stützstellen <math>a+ih</math> mit der vollen Breite <math>h</math> der Teilintervalle und an den Intervallrändern mit der halben Breite <math>h/2</math> multipliziert.


Angewandt auf obiges Beispiel:
Die Fehlerabschätzung für das Restglied lautet:


Sei die Schrittweite <math>h = \tfrac 13</math> und damit <math>n = 6</math>. Dann ist
: <math>\left| E(f) \right| \le {(b-a) \over 12}h^2 \max_{a\le x \le b} {\left| f''(x) \right|} </math>
:<math>\begin{align}
T^{(6)}(f) &= \frac 13\left(\frac 12f(0) + f\left(\frac 13\right) + f\left(\frac 23\right) + f(1) + f\left(\frac 43\right) + f\left(\frac 53\right) + \frac 12 f(2) \right)\\
&= \frac{728}9 = 80{,}\bar{8}.
\end{align}</math>


Sei die Schrittweite <math>h = \tfrac 16</math> und damit <math>n = 12</math>. Dann ist
bzw. für reellwertige Funktionen mit einer Zwischenstelle ζ aus dem Intervall [a,b]:
:<math>\begin{align}
T^{(12)}(f) &= \frac 16\left(\frac 12f(0) + f\left(\frac 16\right) + f\left(\frac 26\right) + f\left(\frac 36\right) + ... + f\left(\frac{10}{6}\right) + f\left(\frac{11}{6}\right) + \frac 12 f(2) \right)\\
&= \frac{T^{(6)}(f)}{2}+ \frac{1}{6} \cdot \left(f\left(\frac{1}{6}\right) + f\left(\frac{3}{6}\right) + f\left(\frac{5}{6}\right) + f\left(\frac{7}{6}\right) + f\left(\frac{9}{6}\right) + f\left(\frac{11}{6}\right) \right)\\
&= \frac{728+364\sqrt 3}{18} = 75{,}4703608\dotso
\end{align}</math>
Man sieht hier den Vorteil der Sehnentrapezregel: Verdoppelt man die Anzahl der Intervalle, so kann auf die vorangegangene Rechnung zurückgegriffen werden. Das ist bei der Tangententrapezregel (s.&nbsp;u.) nicht der Fall. Das ist einer der Gründe, warum die [[Romberg-Integration]] auf der Sehnentrapezregel als Basis aufbaut.


Die allgemeine Formel lautet:
: <math> E(f)=-{(b-a) \over 12}h^2f''(\zeta) </math>
:<math>T^{(2n)}(f)= \frac{T^{(n)}(f)}{2}+ \frac{h}{2} \cdot \sum_{i=1}^n f\left(a \ - \frac{h}{2} + i\cdot h \right).</math>


==== Fehlerabschätzung ====
Anschließend an das obrige Beispiel:
Die Fehlerabschätzung für das Restglied lautet
Sei die Schrittweite h = 1/3 => n = 6
: <math> Q^{(6)}(f) = {1 \over 3} \ ( {1 \over 2}f(0) + f({1 \over 3}) + f({2 \over 3}) + f(1) + f({4 \over 3}) + f({5 \over 3}) + {1 \over 2}f(2) ) = {728 \over 9} = 80,888... </math>


:<math>\left| E^{(n)}(f)\right|\le\frac{(b-a)}{12} h^2 \max_{a\le x\le b} \left|f''(x)\right|</math>
== Tangententrapezformel ==

[[Bild:Tangententrapezformel.svg|thumb|250px|Tangententrapez]]
bzw. für reellwertige Funktionen mit einer Zwischenstelle <math>\zeta</math> aus dem Intervall <math>[a,b]</math>
Die obere Seite des Trapezes wird hier gebildet, indem man in der Mitte des Intervalls [a,b] eine Tangente an f(x) legt.

Die restliche Seiten sind die Grundlline [a,b] (das Intervall auf der x-Achse) und die senkrechten Geraden an den Stellen ''a'' und ''b'' bis zur Tangente.
:<math> E^{(n)}(f)= -\frac{(b-a)}{12} h^2 f''(\zeta).</math>

Der Faktor <math> h^2 </math> in obiger Formel bedeutet, dass bei einer Halbierung der Schrittweite (Verdoppelung der Intervalle), wie es beim [[Romberg-Verfahren]] mit der Romberg-Folge der Fall ist, der Fehler in etwa um den Faktor 4 kleiner wird, wie auch nachfolgendes Beispiel zeigt:

Angewandt auf obiges Beispiel:

Mit <math>f''(x)=3^{3x+1} \cdot \ln(3)^2</math> folgt
:<math>\max_{0\le x\le 2} \left|f''(x)\right|=3^{3\cdot2+1} \cdot \ln(3)^2=3^7\cdot(\ln(3))^2</math>
und somit die Fehlerabschätzung
:<math>\left| E^{(6)}(f)\right|\le\frac{2}{12} \cdot \left(\frac{1}{3}\right)^{2}\cdot3^7\cdot(\ln(3))^2=\frac{3^4\cdot(\ln(3))^2}{2}= 48{,}88\dots</math>,
die erwartungsgemäß einen größeren Wert ergibt als den exakten Wert
:<math> E^{(6)}(f)=\frac{728}{9}\cdot\frac{1-\ln(3)}{\ln(3)}=-7{,}26\dots.</math>
Analog erhält man die Fehlerabschätzung
:<math>\left| E^{(12)}(f)\right|\le\frac{2}{12} \cdot \left(\frac{1}{6}\right)^{2}\cdot3^7\cdot(\ln(3))^2=\frac{3^4\cdot(\ln(3))^2}{8}= 12{,}22\dots</math>,
die erwartungsgemäß einen größeren Wert ergibt als den exakten Wert
:<math>E^{(12)}(f)=\frac{182}{9\ln(3)}\cdot(4-2\ln(3)-\ln(3)\sqrt 3)=-1{,}842\dots.</math>
Es gilt
:<math>\left| E^{(12)}(f)\right|=1,842\dots \approx \frac{\left| E^{(6)}(f)\right|}{4}=\frac{7{,}26\dots}{4}=1{,}815\dots.</math>

==== Fehlerschätzung ====
Rechnet man die Sehnentrapezformel zweimal mit 2 verschiedenen Anzahlen von Intervallen <math> n \ne m </math>, so erhält man folgende Fehlerschätzung:

:<math> E^{(n)}(f)\approx \frac{m^2}{m^2-n^2}\left(T^{(m)}(f)-T^{(n)}(f)\right).</math>

Speziell bei der Verdoppelung der Intervalle <math> m=2n </math> (Halbierung der Schrittweite) erhält man die Fehlerschätzung:
:<math> E^{(n)}(f)\approx \frac 43 \left(T^{(2n)}(f)-T^{(n)}(f)\right)</math>

Angewandt auf das obige Beispiel erhält man
:<math>\begin{align}
E^{(6)}(f)=-7{,}26\dots &\approx \frac 43 \left(T^{(12)}(f)-T^{(6)}(f)\right)\\
&=\frac{4}{3}\left(\frac{728+364\sqrt 3}{18}-\frac{728}{9}\right)=\frac{2}{27}(364\sqrt 3-728)=-7{,}2247\dots.
\end{align}</math>

==== Asymptotische Fehlerentwicklung ====
Wir bestimmen im Folgenden die Art des Fehlers der Trapezsumme <math>T</math> und im Speziellen ihre Abhängigkeit von der Schrittweite <math>h</math>, wobei das Integral <math>\int_a^b f(x) \, \mathrm dx</math> bestimmt werden soll.

Seien dazu
* die Schrittweite: <math>h=\frac{b-a}{n}</math> mit <math>n\in\N</math>
* Trapezsumme ist <math>h</math>-abhängig: <math> T=T_n(h) = \frac{h}{2} \left( f(a)+f(b) + 2 \sum_{i=1}^{n-1} f(a+ih) \right)</math>
* der Integrand ist [[Differenzierbarkeit#Stetige Differenzierbarkeit und höhere Ableitungen|stetig-differenzierbar]]: <math> f \in C^{2m+1}([a,b])</math> mit <math>m\in\N</math>.
Dann gilt das folgende Fehlerverhalten für die Trapezsumme<ref>{{Literatur |Autor=Peter Deuflhard; Folkmar Bornemann |Titel=Numerische Mathematik / 1. Eine algorithmisch orientierte Einführung. |Band=1 |Auflage=4., überarb. und erw. Aufl. |Verlag=de Gruyter |Ort=Berlin |Datum= |ISBN=3-11-020354-5 |Seiten=313}}</ref>
: <math>
T_n(h) = \int_a^b f(x) \, \mathrm dx
+ \sum_{k=1}^m \tau_{2k} h^{2k} + R_{2m+2}(h) h^{2m+2}
\, ,
</math>
wobei die folgenden Definitionen gelten
: <math>
\tau_{2k} = \frac{B_{2k}}{(2k)!} \left( f^{(2k-1)}(b) - f^{(2k-1)}(a) \right)
\, , \quad
R_{2m+2}(h) = - \int_a^b K_{2m+2}(t,h) f^{(2m)} (t) \, \mathrm dt
\, .
</math>
Weiterhin sind die <math> B_{2k} </math> durch die [[Bernoulli-Zahl]]en gegeben und der [[Koeffizient]] des Resttermes <math>R</math> kann gleichmäßig in <math>h</math> abgeschätzt werden kann. Es gilt also
: <math>
\exist C_{2m+2} \geq 0 \; \forall h=\frac{b-a}{n} \, : \quad
| R_{2m+2}(h) | \leq C_{2m+2}
\, .
</math>

== Tangententrapezformel oder Mittelpunktsregel ==
[[Datei:Tangententrapezformel.svg|mini|250px|Tangententrapez]]
[[Datei:Mittelpunktsregel.svg|mini|250px|Mittelpunktsregel]]
: <math> J(f) = \int_{a}^{b}f(x)\, \mathrm{d}x = M(f) + E(f).</math>
Das Trapez wird gebildet aus der Grundlinie <math>[a,b]</math> (dem Intervall auf der <math>x</math>-Achse), den senkrechten Geraden <math>[a,f(a)]</math> und <math>[b,f(b)]</math> sowie der Tangente an <math>f(x)</math> in der Mitte des Intervalls <math>[a,b]</math>. Diese Tangente ersetzt die Kurve <math>f(x), x\in[a,b]</math>.


Die Tangententrapezformel ergibt sich aus dem Flächeninhalt des beschriebenen Trapezes:
Die Tangententrapezformel ergibt sich aus dem Flächeninhalt des beschriebenen Trapezes:


: <math> Q(f) = (b-a) \ f({a+b \over 2})</math>
: <math> M(f) = (b - a) \ f\left(\frac{a + b}{2} \right).</math>


Diese Formel - und auch die folgenden - kann man herleiten aus der "Allgemeinen Quadraturformel für eine Teilfläche" (siehe [[Numerische Quadratur]]).
Diese Formel und auch die folgenden kann man herleiten aus der „Allgemeinen Quadraturformel für eine Teilfläche“.


Ist <math>f</math> zweimal stetig differenzierbar in <math>[a,b]</math>, dann gilt für das '''Restglied''' <math>E(f)</math> folgende Abschätzung:
Damit lässt sich das Integral darstellen als


: <math> J(f) = \int_{a}^{b}f(x)dx = Q(f) + E(f)</math>
: <math>\left| E(f) \right| \le \frac{(b-a)^3}{24} \max_{a\le x \le b} {\left| f''(x) \right|}.</math>


Ist <math>f</math> zusätzlich noch reellwertig, dann gilt mit einer Zwischenstelle <math>\zeta\in[a,b]</math>:
Ist f(x) zweimal stetig differenzierbar in [a,b], dann gilt für das '''Restglied''' E(f) folgende Abschätzung (siehe [[Numerische Quadratur]]):


: <math>\left| E(f) \right| \le {(b-a)^3 \over 24} \max_{a\le x \le b} {\left| f''(x) \right|} </math>
: <math> E(f) = \frac{(b-a)^3}{24} \cdot f''(\zeta).</math>


Das Vorzeichen in dieser Formel kann man sich wie folgt geometrisch plausibel machen:
Ist f(x) zusätzlich noch reellwertig, dann gilt mit einer Zwischenstelle ζ aus [a,b]:
Falls die Funktion <math>f(x)</math>, wie in der obigen Abbildung des Tangententrapezes, [[Konvexe und konkave Funktionen|streng konkav]] ist, gilt <math>f''(x)<0</math> für alle <math>x\in[a,b]</math> und daher auch für die Zwischenstelle <math>\zeta\in[a,b]</math>.
Somit folgt, dass <math>E(f)=J(f)-M(f)<0</math>, d.&nbsp;h. die gesuchte Fläche <math>J(f)</math> ist kleiner als die Trapezfläche <math>M(f)</math>, wie auch die Abbildung zeigt.


Die Abhängigkeit des Fehlers von der 2. Ableitung von <math>f(x)</math> bedeutet, dass die Formel für Geraden exakt ist, was auch anschaulich klar ist. Der '''Genauigkeitsgrad''' ist somit 1.
: <math> E(f) = - {(b-a)^3 \over 24}{{f''(\zeta)}} </math>


Dreht man im obenstehenden Bild der Tangententrapezregel die Tangente im Punkt <math>(c,f(c))</math> im Uhrzeigersinn bis man eine horizontale Gerade erhält, so entsteht ein Rechteck mit der gleichen Fläche. Die so erhaltene Regel ([[Mittelpunktsregel]]) ist somit eine andere geometrische Deutung der gleichen Quadraturformel.
Anschließend an das obrige Beispiel:


Angewandt auf obiges Beispiel:
: <math> \ Q(f) = (2-0)f(1) = 18 </math>


: <math> M(f) = (2-0) \cdot f(1) = 18.</math>
=== Zusammengesetzte Tangententrapezformel ===
Um das Integral noch besser annähern zu können unterteilt man das Intervall [a,b] in n nebeneinanderliegende gleich große Teilintervalle der Länge h. In jedem Teilintervall wendet man die Sehnentrapezformel für die einzelnen Teilflächen an und addiert danach die entstandenen Näherungen. Damit erhält man die '''summierte Tangententrapezformel''':


Wegen <math>f''(x)=3^{3x+1} \cdot \ln(3)^2>0</math> folgt aus obiger Formel, dass die gesuchte Fläche <math>J(f)</math> größer ist als die Trapezfläche <math>M(f)</math>, in Übereinstimmung mit den errechneten Zahlen.
: <math> Q(f)=h \ \sum_{i=1}^n f(a + {2i - 1 \over 2}) </math>

=== Zusammengesetzte Tangententrapezformel oder Mittelpunktsregel ===
:<math>J(f) = \int_a^b f(x)\,\mathrm dx = M^{(n)}(f) + E^{(n)}(f).</math>

Um das Integral noch besser annähern zu können, unterteilt man das Intervall <math>[a,b]</math> in <math>n</math> nebeneinanderliegende gleich große Teilintervalle der Länge <math>h=\tfrac{b-a}n</math>. In jedem Teilintervall wendet man die Tangententrapezformel für die einzelnen Teilflächen an und addiert danach die entstandenen Näherungen. Damit erhält man die '''summierte (bzw. zusammengesetzte) Tangententrapezformel''':

: <math> M^{(n)}(f)=h \cdot \sum_{i=1}^n f\left(a \ - \frac{h}{2} + i\cdot h \right) </math>
mit
mit
: <math> h = (b-a) / n </math>
: <math> h = \frac{(b - a)}{n}.</math>
Angewandt auf obiges Beispiel:


Sei die Schrittweite &nbsp; <math>h = \tfrac 13</math> und damit <math>n = 6</math>
:<math>M^{(6)}(f) = \frac{1}{3} \cdot \left(f\left(\frac{1}{6}\right) + f\left(\frac{3}{6}\right) + f\left(\frac{5}{6}\right) + f\left(\frac{7}{6}\right) + f\left(\frac{9}{6}\right) + f\left(\frac{11}{6}\right) \right) = \frac{364 \sqrt 3}{9} = 70{,}05183266\dots </math>

Sei die Schrittweite <math>h = \tfrac 16</math> und damit <math>n = 12</math>. Dann ist
:<math>\begin{align}
M^{(12)}(f) &= \frac{1}{6} \cdot \left(f\left(\frac{1}{12}\right) + f\left(\frac{3}{12}\right) + f\left(\frac{5}{12}\right) + \dots + f\left(\frac{21}{12}\right) + f\left(\frac{23}{12}\right) \right) \\
&= \frac{3^6-1}{2 \cdot 3^\frac{7}{4}(\sqrt 3 - 1)}= 72{,}71063941368\dots.
\end{align}</math>

Im Gegensatz zur Sehnentrapezregel kann bei der Tangententrapezregel bei Verdoppelung der Anzahl der Intervalle auf die vorangegangene Rechnung nicht zurückgegriffen werden.

==== Fehlerabschätzung ====
Die Fehlerabschätzung für das Restglied lautet:
Die Fehlerabschätzung für das Restglied lautet:


: <math>\left| E(f) \right| \le {(b-a) \over 24}h^2 \max_{a\le x \le b} {\left| f''(x) \right|} </math>
: <math>\left| E^{(n)}(f) \right| \le {(b - a) \over 24} \ h^2 \max_{a\le x \le b} {\left| f''(x) \right|} </math>


bzw. für reellwertige Funktionen mit einer Zwischenstelle ζ aus dem Intervall [a,b]:
bzw. für reellwertige Funktionen mit einer Zwischenstelle <math>\zeta\in[a,b]</math>:


: <math> E(f)={(b-a) \over 24}h^2f''(\zeta) </math>
: <math> E^{(n)}(f)={(b - a) \over 24} \cdot h^2 \cdot f''(\zeta).</math>


Der Faktor <math> h^2 </math> in obiger Formel bedeutet, dass bei einer Halbierung der Schrittweite (Verdoppelung der Intervalle), der Fehler in etwa um den Faktor 4 kleiner wird, wie auch nachfolgendes Beispiel zeigt:
Anschließend an das obrige Beispiel:

Sei die Schrittweite h = 1/3 => n = 6
Angewandt auf obiges Beispiel:
: <math> Q^{(6)}(f) = {1 \over 3} \ (f({1 \over 6}) + f({3 \over 6}) + f({5 \over 6}) + f({7 \over 6}) + f({9 \over 6}) + f({11 \over 6}) ) = {364 \sqrt 3 \over 9} = 70,05183266 </math>

Mit <math>f''(x)=3^{3x+1} \cdot \ln(3)^2</math> folgt
:<math>\max_{0\le x\le 2} \left|f''(x)\right|=3^{3\cdot2+1} \cdot \ln(3)^2=3^7\cdot(\ln(3))^2</math>
und somit die Fehlerabschätzung
:<math>\left| E^{(6)}(f)\right|\le\frac{2}{24} \cdot \left(\frac{1}{3}\right)^{2}\cdot3^7\cdot(\ln(3))^2=\frac{3^4\cdot(\ln(3))^2}{4}= 24{,}44\dots</math>,
die erwartungsgemäß einen größeren Wert ergibt als den exakten Wert
:<math> E^{(6)}(f)=\frac{364}{9}\cdot\frac{2-\ln(3)\sqrt 3}{\ln(3)}=3{,}5764\dots.</math>

Analog erhält man als Fehlerabschätzung
:<math>\left| E^{(12)}(f)\right|\le\frac{2}{24} \cdot \left(\frac{1}{6}\right)^{2}\cdot3^7\cdot(\ln(3))^2=\frac{3^4\cdot(\ln(3))^2}{16}= 6{,}11\dots </math>,
die erwartungsgemäß einen größeren Wert ergibt als den exakten Wert
:<math>E^{(12)}(f)=0{,}9176\dots.</math>
Es gilt
:<math>\left| E^{(12)}(f)\right|=0{,}9176\dots \approx \frac{\left| E^{(6)}(f)\right|}{4}=\frac{3{,}5764\dots}{4}=0{,}8941\dots.</math>

==== Fehlerschätzung ====

Rechnet man die Tangententrapezformel zweimal mit zwei verschiedenen Anzahlen von Intervallen <math> n \ne m </math>, so erhält man wie bei der Sehnentrapezregel folgende Fehlerschätzung:

:<math> E^{(n)}(f)\approx \frac{m^2}{m^2-n^2}\left(M^{(m)}(f)-M^{(n)}(f)\right)</math>.

Speziell bei der Verdoppelung der Intervalle <math> m=2n </math> (Halbierung der Schrittweite) erhält man die Fehlerschätzung:
:<math> E^{(n)}(f)\approx \frac{2^2}{2^2-1}\left(M^{(2n)}(f)-M^{(n)}(f)\right)</math>.

Angewandt auf das obige Beispiel erhält man
:<math> E^{(6)}(f)=3{,}5764\dotso \approx \frac{2^2}{2^2-1}\left(M^{(12)}(f)-M^{(6)}(f)\right)=3{,}545\dotso</math>.

== Vergleich von Sehnentrapezformel und Tangententrapezformel hinsichtlich der Güte der Näherung ==
Für [[konkave Funktion]]en liefert die Tangententrapezformel eine bessere Näherung als die Sehnentrapezformel.

Grafisch veranschaulicht bedeutet dies, dass die nicht ausgeschöpfte gelbe Fläche oberhalb des Funktionsgraphen bei der Tangententrapezformel kleiner ist als die nicht ausgeschöpfte gelbe Fläche unterhalb des Funktionsgraphen bei der Sehnentrapezformel.<ref>Roger B. Nelsen: ''Beweise ohne Worte'', Deutschsprachige Ausgabe herausgegeben von Nicola Oswald, Springer Spektrum, Springer-Verlag Berlin Heidelberg 2016, ISBN 978-3-662-50330-0, Seite 170</ref>
[[Datei:Trapezformeln.svg|zentriert]]

== Zusammenhang mit anderen Formeln ==
Wie man an obigen Beispielen sieht, gilt

:<math>\begin{align}
T^{(12)}(f) &= \frac{T^{(6)}(f)}{2}+ \frac{1}{6} \cdot \left(f\left(\frac{1}{6}\right) + f\left(\frac{3}{6}\right) + f\left(\frac{5}{6}\right) + f\left(\frac{7}{6}\right) + f\left(\frac{9}{6}\right) + f\left(\frac{11}{6}\right) \right)\\
&= \frac{T^{(6)}(f)+M^{(6)}(f)}{2}.\\
\end{align}</math>

Die allgemeine Formel lautet:
:<math>T^{(2n)}(f)= \frac{T^{(n)}(f)}{2}+ \frac{h}{2} \cdot \sum_{i=1}^n f\left(a \ - \frac{h}{2} + i\cdot h \right)= \frac{T^{(n)}(f)+M^{(n)}(f)}{2}. </math>

Für die Fehlerschätzung der Sehnentrapezregel erhält man somit

:<math> E^{(n)}(f)\approx \frac 43 \left(T^{(2n)}(f)-T^{(n)}(f)\right) = \frac 43 \left(\frac{T^{(n)}(f)+M^{(n)}(f)}{2}-T^{(n)}(f)\right)= \frac 23 \left(M^{(n)}(f)-T^{(n)}(f)\right).</math>

Addiert man zum Näherungswert <math> T^{(n)}(f)</math> die Fehlerschätzung für <math> E^{(n)}(f)</math>, so erhält man die beiden besseren äquivalenten Formeln:

#<math> T^{(n)}(f)+\frac{2}{3}\left(M^{(n)}(f)-T^{(n)}(f)\right) = \frac 13 \left(T^{(n)}(f)+2M^{(n)}(f)\right).</math><br />Das ist die Formel von <math> S^{(n)}(f) </math> der [[Simpsonregel]]. Somit erhält man eine Formel vom Genauigkeitsgrad 3, die Polynome bis zum Grad 3 exakt integriert. Diese liefert i.&nbsp;A. bessere Resultate als <math> T^{(n)}(f)</math> oder <math> M^{(n)}(f) </math>.
#<math> T^{(n)}(f)+\frac{4}{3}\left(T^{(2n)}(f)-T^{(n)}(f)\right) = \frac{4 \cdot T^{(2n)}(f)-T^{(n)}(f)}{3}.</math><br />Das ist die Formel für die 2. Spalte des Rechenschemas der [[Romberg-Integration]] bei Verwendung der Romberg-Folge. Somit ist die 2. Spalte des Rombergschemas die Simpsonregel mit dem Genauigkeitsgrad 3.

Angewandt auf obiges Beispiel erhält man mit

:<math> S^{(6)}(f) = \frac 13 \left(T^{(6)}(f)+2M^{(6)}(f)\right) = \frac{4 \cdot T^{(12)}(f)-T^{(6)}(f)}{3} = \frac{728 \cdot (\sqrt 3 + 1)}{27} = 73{,}66418473741264\dots</math>

eine bessere Näherung für das exakte Integral <math> J(f) = \int_{0}^{2}3^{3x-1} \, \mathrm{d}x = 73{,}6282396649\dots</math>

als mit <math> T^{(6)}(f)= 80{,}\bar{8}, T^{(12)}(f)= 75{,}4703608...</math>, oder <math> M^{(6)}(f)= 70{,}05183266\dots, </math>

bei gleicher Anzahl auszuwertender Funktionswerte wie <math> T^{(12)}(f) </math>, nämlich 13 Stück.


== Siehe auch ==
== Siehe auch ==
* [[Simpsonsche Formel]]
* [[Newton-Cotes-Formeln]]
* [[Simpsonregel]] (Keplersche Fassregel)
* [[Romberg-Integration]]
* [[Romberg-Integration]]
* [[Keplersche Fassregel]]
* [[Trapez-Methode]]


== Literatur ==
[[Kategorie:Numerische Mathematik]]
* Josef Stoer: Numerische Mathematik, Springer-Verlag, Berlin, 2005, ISBN 3-540-21395-3
[[Kategorie:Integralrechnung]]
* Martin Hanke-Bourgeois: Grundlagen der Numerischen Mathematik und des Wissenschaftlichen Rechnens, Teubner-Verlag, Stuttgart, 2002, ISBN 3-519-00356-2, S. 317 ff


== Einzelnachweise ==
[[en:Trapezium rule]]
<references />
[[fr:Méthode des trapèzes]]

[[it:Regola del trapezio]]
[[Kategorie:Integralrechnung]]
[[pl:Wzór trapezów]]
[[Kategorie:Numerische Mathematik]]
[[sv:Trapetsmetoden]]

Aktuelle Version vom 25. Februar 2025, 19:57 Uhr

Die Trapezregel beschreibt ein mathematisches Verfahren zur numerischen Annäherung des Integrals einer Funktion im Intervall (Numerische Integration).

Dazu ersetzt man die Fläche unter der Kurve im gegebenen Intervall durch ein Trapez oder mehrere gleich breite Trapeze.

Es gibt verschiedene Möglichkeiten zur Bestimmung dieser Trapeze: Man kann die Kurve zum Beispiel näherungsweise durch eine Sehne zwischen den Funktionswerten an den Stellen und ersetzen. Dies führt zur Sehnentrapezformel. Man kann aber auch in der Mitte des Intervalls die Tangente an die Funktion legen und erhält dann die Tangententrapezformel oder Mittelpunktsregel.

Mit Hilfe der im Folgenden erklärten Trapezformeln soll dieses bestimmte Integral näherungsweise berechnet werden.

Sehnentrapezformel

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Sehnentrapez

Das Trapez wird gebildet aus der Grundlinie (dem Intervall auf der -Achse), den senkrechten Geraden und sowie der Sehne als Verbindungsgerade zwischen und . Diese Sehne ersetzt die Kurve .

Die Sehnentrapezformel ergibt sich aus dem Flächeninhalt des beschriebenen Trapezes:

Diese Formel – und auch die folgenden – kann man herleiten aus der „Allgemeinen Quadraturformel für eine Teilfläche“.

Ist zweimal stetig differenzierbar in , dann gilt für das Restglied folgende Abschätzung:

Ist zusätzlich noch reellwertig, dann gilt mit einer Zwischenstelle

Das Vorzeichen in dieser Formel kann man sich wie folgt geometrisch plausibel machen: Falls die Funktion , wie in der obigen Abbildung des Sehnentrapezes, streng konkav ist, gilt für alle und daher auch für die Zwischenstelle . Somit folgt, dass , d. h. die gesuchte Fläche ist größer als die Trapezfläche , wie auch die Abbildung zeigt.

Die Abhängigkeit des Fehlers von der 2. Ableitung von bedeutet, dass die Formel für Geraden exakt ist, was auch anschaulich klar ist. Der Genauigkeitsgrad ist somit 1.

Angewandt auf obiges Beispiel:

Wegen folgt aus obiger Formel, dass die gesuchte Fläche kleiner ist als die Trapezfläche , in Übereinstimmung mit den errechneten Zahlen.

Zusammengesetzte Sehnentrapezformel

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Veranschaulichung der summierten Sehnentrapezformel; es werden die Flächen von Rechtecken summiert und dann die Flächen der gelben Dreiecke addiert, deren einzelne Höhen sich zu addieren: [1][2]

Um das Integral noch besser annähern zu können, unterteilt man das Intervall in nebeneinanderliegende gleich große Teilintervalle der Länge . In jedem Teilintervall wendet man die Sehnentrapezformel für die einzelnen Teilflächen an und addiert danach die entstandenen Näherungen. Damit erhält man die summierte (bzw. zusammengesetzte) Sehnentrapezformel:

mit

Dabei werden die Funktionswerte an den Stützstellen mit der vollen Breite der Teilintervalle und an den Intervallrändern mit der halben Breite multipliziert.

Angewandt auf obiges Beispiel:

Sei die Schrittweite und damit . Dann ist

Sei die Schrittweite und damit . Dann ist

Man sieht hier den Vorteil der Sehnentrapezregel: Verdoppelt man die Anzahl der Intervalle, so kann auf die vorangegangene Rechnung zurückgegriffen werden. Das ist bei der Tangententrapezregel (s. u.) nicht der Fall. Das ist einer der Gründe, warum die Romberg-Integration auf der Sehnentrapezregel als Basis aufbaut.

Die allgemeine Formel lautet:

Fehlerabschätzung

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Die Fehlerabschätzung für das Restglied lautet

bzw. für reellwertige Funktionen mit einer Zwischenstelle aus dem Intervall

Der Faktor in obiger Formel bedeutet, dass bei einer Halbierung der Schrittweite (Verdoppelung der Intervalle), wie es beim Romberg-Verfahren mit der Romberg-Folge der Fall ist, der Fehler in etwa um den Faktor 4 kleiner wird, wie auch nachfolgendes Beispiel zeigt:

Angewandt auf obiges Beispiel:

Mit folgt

und somit die Fehlerabschätzung

,

die erwartungsgemäß einen größeren Wert ergibt als den exakten Wert

Analog erhält man die Fehlerabschätzung

,

die erwartungsgemäß einen größeren Wert ergibt als den exakten Wert

Es gilt

Fehlerschätzung

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Rechnet man die Sehnentrapezformel zweimal mit 2 verschiedenen Anzahlen von Intervallen , so erhält man folgende Fehlerschätzung:

Speziell bei der Verdoppelung der Intervalle (Halbierung der Schrittweite) erhält man die Fehlerschätzung:

Angewandt auf das obige Beispiel erhält man

Asymptotische Fehlerentwicklung

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Wir bestimmen im Folgenden die Art des Fehlers der Trapezsumme und im Speziellen ihre Abhängigkeit von der Schrittweite , wobei das Integral bestimmt werden soll.

Seien dazu

  • die Schrittweite: mit
  • Trapezsumme ist -abhängig:
  • der Integrand ist stetig-differenzierbar: mit .

Dann gilt das folgende Fehlerverhalten für die Trapezsumme[3]

wobei die folgenden Definitionen gelten

Weiterhin sind die durch die Bernoulli-Zahlen gegeben und der Koeffizient des Resttermes kann gleichmäßig in abgeschätzt werden kann. Es gilt also

Tangententrapezformel oder Mittelpunktsregel

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Tangententrapez
Mittelpunktsregel

Das Trapez wird gebildet aus der Grundlinie (dem Intervall auf der -Achse), den senkrechten Geraden und sowie der Tangente an in der Mitte des Intervalls . Diese Tangente ersetzt die Kurve .

Die Tangententrapezformel ergibt sich aus dem Flächeninhalt des beschriebenen Trapezes:

Diese Formel – und auch die folgenden – kann man herleiten aus der „Allgemeinen Quadraturformel für eine Teilfläche“.

Ist zweimal stetig differenzierbar in , dann gilt für das Restglied folgende Abschätzung:

Ist zusätzlich noch reellwertig, dann gilt mit einer Zwischenstelle :

Das Vorzeichen in dieser Formel kann man sich wie folgt geometrisch plausibel machen: Falls die Funktion , wie in der obigen Abbildung des Tangententrapezes, streng konkav ist, gilt für alle und daher auch für die Zwischenstelle . Somit folgt, dass , d. h. die gesuchte Fläche ist kleiner als die Trapezfläche , wie auch die Abbildung zeigt.

Die Abhängigkeit des Fehlers von der 2. Ableitung von bedeutet, dass die Formel für Geraden exakt ist, was auch anschaulich klar ist. Der Genauigkeitsgrad ist somit 1.

Dreht man im obenstehenden Bild der Tangententrapezregel die Tangente im Punkt im Uhrzeigersinn bis man eine horizontale Gerade erhält, so entsteht ein Rechteck mit der gleichen Fläche. Die so erhaltene Regel (Mittelpunktsregel) ist somit eine andere geometrische Deutung der gleichen Quadraturformel.

Angewandt auf obiges Beispiel:

Wegen folgt aus obiger Formel, dass die gesuchte Fläche größer ist als die Trapezfläche , in Übereinstimmung mit den errechneten Zahlen.

Zusammengesetzte Tangententrapezformel oder Mittelpunktsregel

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Um das Integral noch besser annähern zu können, unterteilt man das Intervall in nebeneinanderliegende gleich große Teilintervalle der Länge . In jedem Teilintervall wendet man die Tangententrapezformel für die einzelnen Teilflächen an und addiert danach die entstandenen Näherungen. Damit erhält man die summierte (bzw. zusammengesetzte) Tangententrapezformel:

mit

Angewandt auf obiges Beispiel:

Sei die Schrittweite   und damit

Sei die Schrittweite und damit . Dann ist

Im Gegensatz zur Sehnentrapezregel kann bei der Tangententrapezregel bei Verdoppelung der Anzahl der Intervalle auf die vorangegangene Rechnung nicht zurückgegriffen werden.

Fehlerabschätzung

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Die Fehlerabschätzung für das Restglied lautet:

bzw. für reellwertige Funktionen mit einer Zwischenstelle :

Der Faktor in obiger Formel bedeutet, dass bei einer Halbierung der Schrittweite (Verdoppelung der Intervalle), der Fehler in etwa um den Faktor 4 kleiner wird, wie auch nachfolgendes Beispiel zeigt:

Angewandt auf obiges Beispiel:

Mit folgt

und somit die Fehlerabschätzung

,

die erwartungsgemäß einen größeren Wert ergibt als den exakten Wert

Analog erhält man als Fehlerabschätzung

,

die erwartungsgemäß einen größeren Wert ergibt als den exakten Wert

Es gilt

Fehlerschätzung

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Rechnet man die Tangententrapezformel zweimal mit zwei verschiedenen Anzahlen von Intervallen , so erhält man wie bei der Sehnentrapezregel folgende Fehlerschätzung:

.

Speziell bei der Verdoppelung der Intervalle (Halbierung der Schrittweite) erhält man die Fehlerschätzung:

.

Angewandt auf das obige Beispiel erhält man

.

Vergleich von Sehnentrapezformel und Tangententrapezformel hinsichtlich der Güte der Näherung

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Für konkave Funktionen liefert die Tangententrapezformel eine bessere Näherung als die Sehnentrapezformel.

Grafisch veranschaulicht bedeutet dies, dass die nicht ausgeschöpfte gelbe Fläche oberhalb des Funktionsgraphen bei der Tangententrapezformel kleiner ist als die nicht ausgeschöpfte gelbe Fläche unterhalb des Funktionsgraphen bei der Sehnentrapezformel.[4]

Zusammenhang mit anderen Formeln

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Wie man an obigen Beispielen sieht, gilt

Die allgemeine Formel lautet:

Für die Fehlerschätzung der Sehnentrapezregel erhält man somit

Addiert man zum Näherungswert die Fehlerschätzung für , so erhält man die beiden besseren äquivalenten Formeln:


  1. Das ist die Formel von der Simpsonregel. Somit erhält man eine Formel vom Genauigkeitsgrad 3, die Polynome bis zum Grad 3 exakt integriert. Diese liefert i. A. bessere Resultate als oder .

  2. Das ist die Formel für die 2. Spalte des Rechenschemas der Romberg-Integration bei Verwendung der Romberg-Folge. Somit ist die 2. Spalte des Rombergschemas die Simpsonregel mit dem Genauigkeitsgrad 3.

Angewandt auf obiges Beispiel erhält man mit

eine bessere Näherung für das exakte Integral

als mit , oder

bei gleicher Anzahl auszuwertender Funktionswerte wie , nämlich 13 Stück.

  • Josef Stoer: Numerische Mathematik, Springer-Verlag, Berlin, 2005, ISBN 3-540-21395-3
  • Martin Hanke-Bourgeois: Grundlagen der Numerischen Mathematik und des Wissenschaftlichen Rechnens, Teubner-Verlag, Stuttgart, 2002, ISBN 3-519-00356-2, S. 317 ff

Einzelnachweise

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  1. Roger B. Nelsen: Beweise ohne Worte, Deutschsprachige Ausgabe herausgegeben von Nicola Oswald, Springer Spektrum, Springer-Verlag Berlin Heidelberg 2016, ISBN 978-3-662-50330-0, Seite 169
  2. Mathematics Magazine, vol. 68, no. 3 (June 1995), S. 192
  3. Peter Deuflhard; Folkmar Bornemann: Numerische Mathematik / 1. Eine algorithmisch orientierte Einführung. 4., überarb. und erw. Auflage. Band 1. de Gruyter, Berlin, ISBN 3-11-020354-5, S. 313.
  4. Roger B. Nelsen: Beweise ohne Worte, Deutschsprachige Ausgabe herausgegeben von Nicola Oswald, Springer Spektrum, Springer-Verlag Berlin Heidelberg 2016, ISBN 978-3-662-50330-0, Seite 170