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„Benevento“ – Versionsunterschied

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{{Dieser Artikel|behandelt die Gemeinde in Italien. Für den US-amerikanischen Musiker (* 1977) siehe [[Marco Benevento]].}}
'''Benevent''' (''Benevento'') ist die Hauptstadt der [[Italien|italienische]]n [[Provinz Benevento]] in der Region [[Kampanien]]. Die Stadt liegt auf einer Anhöhe am Zusammenfluss der Flüsse [[Sabato]] und [[Calore]].
{{Weiterleitungshinweis|Beneventum|Für das untergegangene Bistum in Tunesien siehe [[Titularbistum Beneventum]].}}
{{Infobox Gemeinde in Italien
| nomeComune = Benevento
| regione = Kampanien
| linkStemma = Benevento-Stemma.png
| provincia = Benevento
| siglaRegione = CAM
| siglaProvincia = BN
| LokaleBezeichnung = Beneviento
| LokalerDialekt = Kampanische Dialekte
| latitudineGradi = 41
| latitudineMinuti = 7
| latitudineSecondi = 52
| longitudineGradi = 14
| longitudineMinuti = 46
| longitudineSecondi = 41
| mappaX = 201
| mappaY = 197
| altitudine = 135
| superficie = 129
| Sottodivisioni = <!-- elenco delle frazioni, separate da virgola e spazio - senza ritorni a capo -->
| Divisioni confinanti = [[Apollosa]], [[Castelpoto]], [[Foglianise]], [[Fragneto Monforte]], [[Paduli]], [[Pesco Sannita]], [[Pietrelcina]], [[San Leucio del Sannio]], [[San Nicola Manfredi]], [[Sant’Angelo a Cupolo]], [[Torrecuso]]
| cap = 82100
| prefisso = 0824
| istat = 062008
| fiscale = A783
| nomeAbitanti = Beneventani
| patrono = [[Bartholomäus (Apostel)|San Bartolomeo]] (24. August)
| festivo = [[24 agosto]]
| sindaco =
| panorama = Benevento-Arch of Trajan from South.jpg
| didascalia = [[Trajansbogen von Benevent|Trajansbogen]]
| sito = [http://www.comune.benevento.it/ Benevent]
}}


'''Benevento''' ([[Latein|lateinisch]] ''Beneventum'', [[Deutsche Sprache|deutsch]] ''Benevent'') ist die Hauptstadt der [[italien]]ischen [[Provinz Benevento]] und liegt in der Region [[Kampanien]].
Benevent besitzt eines der schönsten Monumente Unteritaliens, den berühmten, [[114]] n. Chr. erbauten [[Trajansbogen_von_Benevent|Triumphbogen]] [[Trajan]]s, der unter dem Namen "Goldenes Tor" (''porta aurea'') ein [[Stadttor]] von Benevent bildet. Die Stadt ist seit [[969]] Sitz eines Erzbischofs.


== Geographie ==
Die Einwohnerzahl beträgt 63.086 (2005).
<div style="float:right;">[[Datei:Map of comune of Benevento (province of Benevento, region Campania, Italy).svg|mini|links|Lage von Benevento in der Provinz Benevento]]</div>
Benevento liegt 239&nbsp;km südöstlich von [[Rom]], 66&nbsp;km nordöstlich von [[Neapel]] und 94&nbsp;km südwestlich von [[Foggia]].


=== Geografische Lage ===
==Geschichte==
Die Stadt liegt in der historischen Hügellandschaft [[Samnium]] (italienisch Sannio) am Fuße des kampanischen [[Apennin]], die Altstadt auf dem Colle della Guardia, einer Anhöhe am Zusammenfluss der Flüsse [[Sabato (Fluss)|Sabato]] und [[Calore Irpino]]. Das Gemeindegebiet erstreckt sich über eine Höhe von 83 bis {{Höhe|499|IT}} Die Stadt liegt in der Erdbebenzone&nbsp;1 (stark gefährdet).<ref>{{Webarchiv|url=http://www.protezionecivile.gov.it/jcms/it/classificazione.wp |archive-is=20150530195216 |text=''Classificazione sismica.''}} In: ''protezionecivile.gov.it.'' [[Italienischer Zivilschutz]], abgerufen am 18. September 2018 (zur [[Seismologie|seismischen]] Klassifizierung).</ref>
Benevent war eine altsamnitische Stadt im Gebiet der Hirpiner. Sie wurde angeblich von [[Diomedes]] gegründet. Um [[300 v. Chr.]] wurde sie von den Römern erobert. [[275 v. Chr.]] wurde bei Benevent König Pyrrhos von Epirus von dem römischen Konsul M. Curius Dentatus in einer entscheidenden [[Schlacht bei Beneventum|Schlacht]] geschlagen; daraufhin benannten die Römer die Stadt von Maleventun in Beneventum um. Wegen der günstigen Lage der Stadt wurde sie 268 zu einer römischen
Militärkolonie umgewandelt. Der Ostgotenkönig Totila zerstörte [[545]] die Mauern von Benevent.


Die Kernstadt ist in sechs Rioni (Stadtteile) unterteilt: Centro Storico, Ferrovia, Libertà, Mellusi-Atlantici, Pacevecchia und Rufina. Dazu kommen zahlreiche ländliche Siedlungen im weitläufigen Gemeindegebiet.
Nach der Ausbreitung der [[Langobarden]] wurde Benevent Sitz langobardischer Herzöge, geriet aber wiederholt in Abhängigkeit von den Franken und den deutschen Kaisern. 840 wurde das Herzogtum in zwei, [[850]] in drei besondere Territorien (Benevent, [[Salerno]] und [[Capua]]), geteilt, und 1047 fiel es in
die Hände normannischer Fürsten mit Ausnahme der Stadt, die Kaiser [[Heinrich III. (HRR)|Heinrich III.]] 1053 [[Leo IX. (Papst)|Leo IX.]] zum Ausgleich einiger abgetretener Lehnsrechte auf [[Bamberg]] überließ.


Die Nachbargemeinden sind [[Apollosa]], [[Castelpoto]], [[Foglianise]], [[Fragneto Monforte]], [[Paduli]], [[Pesco Sannita]], [[Pietrelcina]], [[Ponte (Kampanien)|Ponte]], [[San Leucio del Sannio]], [[San Nicola Manfredi]], [[Sant’Angelo a Cupolo]] und [[Torrecuso]].
Im [[11. Jahrhundert|11.]] und [[12. Jahrhundert]] wurden in Benevent vier Konzile abgehalten. Am [[26. Februar]] [[1266]] wurde vor den Toren Benevents auf dem sog. Rosenfeld der Hohenstaufer [[Manfred (Sizilien)|Manfred]] von [[Karl von Anjou]] geschlagen, worauf sich letzterer Apuliens, Siziliens und Tusciens bemächtigte.


=== Bevölkerung ===
[[1418]] kam Benevent an [[Neapel]], aber [[Ferdinand I. (Sizilien)|Ferdinand I.]] gab es an Papst [[Alexander VI. (Papst)|Alexander VI.]] zurück, der es seinem ältesten Sohn, Johann, als Herzogtum gab. Aber Johann wurde bald ermordet.
Benevento hat {{EWZ|IT|062008}} Einwohner (Stand {{EWD|IT|062008}}).


;Bevölkerungsentwicklung
Als [[1668]] Benevent durch ein [[Erdbeben]] fast völlig zerstört worden war, ließ der damalige [[Erzbischof]] Orsini (der spätere Papst [[Benedikt XIII. (Papst)|Benedikt XIII.]]) einen großen Teil der Stadt aus seinem Privatvermögen wieder aufbauen. Die Härte des Papstes [[Clemens XIII.]] gegen den Infanten [[Philipp (Parma)|Philipp]] von [[Parma]] veranlaßte die Neapolitaner [[1761]] zur Besetzung Benevents, das aber [[1774]] an [[Clemens XIV. (Papst)|Clemens XIV.]] zurückgegeben wurde.
{| class="wikitable" |
|- style="background:#ddd; text-align:center;"
! style="text-align:left;"| Jahr
| 1861 || 1881 || 1901 || 1921 || 1936 || 1951 || 1971 || 1991 || 2001 || 2016
|- style="background:#fffffe; text-align:center;"
! style="text-align:left;"| Einwohner
| 19.222 || 21.359 || 24.137 || 26.790 || 37.865 || 47.604 || 59.009 || 62.561 || 61.791 || 59.945
|}
Quelle: [[Istituto Nazionale di Statistica|ISTAT]]


== Geschichte ==
Die Franzosen eroberten Benevent [[1798]] und verkauften es an Neapel. Der Kardinal Ruffo zerstreute 1799 in einer Schlacht bei Benevent die republikanischen Truppen. [[1806]] schenkte [[Napoléon Bonaparte|Napoleon I.]] Benevent als Fürstentum seinem Minister [[Talleyrand]], der den Titel eines Fürsten von Benevent annahm.
=== Name ===
Der ursprüngliche Name von Benevento stammte aus dem [[Oskische Sprache|Oskischen]] und lautete möglicherweise ''Malies'' oder ''Malocis'' und entwickelte sich zu ''Maloenton'' weiter. Die Vorsilbe ''Mal-'' hatte dabei möglicherweise die Bedeutung „Stein“. [[Latein|Latinisiert]] wurde daraus '''''Maleventum''','' was auf Lateinisch die Bedeutung „schlechtes Ereignis“ hat. Nach dem Sieg über [[Pyrrhos I.|Pyrrhus]] wurde die Stadt deshalb bei der Gründung der [[Colonia (Rom)|Kolonie]] 268 v. Chr. in ''Beneventum'' („gutes Ereignis“) umbenannt.<ref>[[Plinius der Ältere]], ''[[Naturalis historia]]'' 3,105; [[Sextus Pompeius Festus]], ''De verborum significatu'' p. 340 und die dazu gehörige [[Epitome (Auszug)|Epitome]] von [[Paulus Diaconus]], S. 34; [[Prokopios von Caesarea|Prokop]], ''De bello Gothico'' 1,15; u. a.</ref>


=== Altertum ===
[[1815]] wurde es nach der Niederlage des von Napoleon eingesetzten und wieder zurückgekehrten Königs [[Joachim Murat]] von [[Neapel]] an den Papst zurückgegeben. Der König von Neapel behielt sich nur einige Hoheitsrechte vor, wie die [[Regalien]] des Tabak- und Salzverkaufs und des Post- und Zollwesens. Seit der Annexion des Kirchenstaats und Neapels [[1860]] gehörte Benevent zum neu entstandenen Königreich Italien.
Benevent war eine bedeutende [[Samniten|altsamnitische]] Stadt im Gebiet der [[Hirpiner]]. Ihre Gründung wird in mythische Zeiten versetzt und als angeblicher Gründer [[Diomedes]] genannt.<ref>[[Solinus]], ''De mirabilibus mundi'' 2,10; [[Scholion]] zu [[Pindar]], ''Nemeae'' 10,12; [[Maurus Servius Honoratus|Servius]]. Kommentar zu [[Vergil]], ''[[Aeneis]]'' 8,9; 11,226; 11,243; [[Martianus Capella]], ''De nuptiis Philologiae et Mercurii'' 6,642; Prokop, ''De bello Gothico'' 1,15; u. a.</ref> Zum ersten Mal erwähnt wird sie in der Geschichte des [[Samnitenkriege#Zweiter Samnitenkrieg|Zweiten Samnitenkriegs]] 314 v. Chr., als die Samniten nach ihrer Niederlage gegen die [[Römisches Reich|Römer]] dorthin flüchteten.<ref>[[Titus Livius]], [[Ab urbe condita (Livius)|''Ab urbe condita'']] 9,27,14.</ref> 275 v. Chr. fand die [[Schlacht bei Beneventum (275 v. Chr.)|dritte Schlacht]] zwischen König [[Pyrrhos I.|Pyrrhos]] von [[Epirus (historische Region)|Epirus]] und den Römern unter dem Konsul [[Manius Curius Dentatus|M. Curius Dentatus]] vielleicht bei Benevent statt;<ref>So [[Plutarch]], ''Pyrrhos'' 25.</ref> möglicherweise waren aber auch die ''Arusinischen Felder'' (''Campi Arusini'') in [[Lukanien]] der Ort dieser kriegerischen Auseinandersetzung.<ref>So [[Florus]] (''Epitoma de Tito Livio'' 1,13,11) und [[Orosius]] (''Historiae adversus paganos'' 4,2,3); diese Angabe bevorzugt {{KlP|1|1345||Curius 7|[[Hans Georg Gundel]]}}.</ref> Die Schlacht endete jedenfalls mit einem für die römische Expansion in Süditalien entscheidenden Sieg, und Pyrrhos entkam mit nur wenigen Reitern nach [[Tarent]]. Wegen der günstigen Lage der Stadt wurde sie nach Beendigung des Krieges gegen Pyrrhos 268 v. Chr. zu einer Militärkolonie latinischen Rechts umgewandelt.<ref>[[Polybios]], ''Historien'' 3,90,8; Livius, ''Ab urbe condita'', ''Periocha'' zu Buch 15; [[Velleius Paterculus]], ''Historia Romana'' 1,14; [[Eutropius (Historiker)|Eutropius]], ''[[Breviarium ab urbe condita]]'' 2,16.</ref> Aus der frühen Zeit der römischen Kolonie stammen die Kupfermünzen mit der Aufschrift ''BENVENTOD'' und dem Wappenbild eines laufenden Rosses, eventuell eine Anspielung auf den vermeintlichen Stadtgründer Diomedes. Wahrscheinlich bald nach der Deduktion der Kolonie wurde die ''[[Via Appia]]'' von [[Capua]] bis Benevent verlängert; schon im 2. Jahrhundert v. Chr. scheint ihre Fortsetzung bis Brundisium (heute [[Brindisi]]) in Gebrauch gewesen zu sein.<ref name=RE-3-274>{{RE|III,1|273|275|Beneventum 2|[[Christian Hülsen]]|RE:Beneventum 2|hier: 274}}</ref>


Durch Lage und Bedeutung war Benevent ein wichtiger Stützpunkt für die römische Herrschaft in Süditalien. Im [[Zweiter Punischer Krieg|Zweiten Punischen Krieg]], der gegen [[Hannibal]] ausgefochten wurde, hielt es treu zu Rom. Aufgrund seiner Nähe zu [[Kampanien]] und seiner Stärke als Festung wurde es dabei wiederholt von römischen Generälen besetzt. Um den sich ständig abwartend verhaltenden Diktator [[Quintus Fabius Maximus Verrucosus]] zur Annahme einer Schlacht zu zwingen, zog Hannibal mit seinem Heer 217 v. Chr. durch [[Samnium]] bis nach Kampanien und verheerte dabei die blühendsten Landschaften Italiens, so auch das Gebiet von Benevent;<ref>Polybios, ''Historien'' 3,90,6 ff.; Livius, ''Ab urbe condita'' 22,13,1 ff.</ref> doch Fabius folgte dem Gegner zwar, blieb aber eisern bei seiner Taktik. In der Nähe von Benevent wurden dann zwei wichtige militärische Auseinandersetzungen dieses Krieges ausgetragen: 214 v. Chr. schlug der Prokonsul [[Tiberius Sempronius Gracchus (Konsul 215 v. Chr.)|Tiberius Sempronius Gracchus]] in einer [[Erste Schlacht von Beneventum|Schlacht]] den karthagischen Feldherrn [[Hanno (Sohn des Bomilkar)|Hanno]],<ref>Livius, ''Ab urbe condita'' 24,14,1–24,16,9.</ref> und 212 v. Chr. wurde das Lager Hannos, in dem eine große Menge Getreide und andere Vorräte gelagert waren, vom römischen Konsul [[Quintus Fulvius Flaccus (Konsul 237 v. Chr.)|Quintus Fulvius Flaccus]] nach [[Zweite Schlacht von Beneventum|heftigem Kampf]] erstürmt.<ref>Livius, ''Ab urbe condita'' 25,13,1–25,15,3 (stark ausgeschmückt); [[Appian]], ''Hannibalika'' 37.</ref> 209 v. Chr. gehörte Benevent zu den 18 latinischen Kolonien, die die verlangten Heereskontingente und Gelder für den fortdauernden Krieg lieferten.<ref>Livius, ''Ab urbe condita'' 27,10.</ref>
==Die Herzöge Benevents==
* [[571]]–[[591]] [[Zotto]]
* [[591]]–[[641]] [[Arichis I.]]
* [[641]]–[[646]] [[Ajo I.]]
* [[646]]–[[651]] [[Raduald]]
* [[651]]–[[662]] [[Grimoald (Langobarde)|Grimoald I.]]
* [[662]]–[[677]] [[Romuald I.]]
* [[687]]–[[707]] [[Grimoald II.]]
* [[707]]–[[730]] [[Romuald II.]]
* [[730]]–[[732]] [[Andelais]]
* [[733]]–[[733]] [[Gisulf I.]]
* [[733]]–[[740]] [[Gregor (Benevent)|Gregor]]
* [[740]]–[[743]] [[Godschalk]]
* [[743]]–[[749]] [[Gisulf II.]]
* [[749]]–[[758]] [[Liutprand (Benevent)|Liutprand]]
* [[758]]–[[787]] [[Arichis II.]] (774 König der Langobarden im Süden)
* [[787]]–[[806]] [[Grimoald III.]]
* [[806]]–[[817]] [[Grimoald IV.]]
* [[817]]–[[832]] Sicone von Aurenza
* [[832]]–[[839]] Sicardo
* [[839]]–[[851]] Radelchis I.
* [[851]]–[[854]] Radelgar
* [[854]]–[[878]] Adelchi
* [[878]]–[[881]] Gaideri
* [[881]]–[[884]] Radelchis II. († 900)
* [[884]]–[[890]] Aijo II.
* [[890]]–[[891]] Orso
* [[895]]–[[897]] Guido ([[Herzogtum Spoleto|Herzog von Spoleto]] † 898)
** [[897]] Peter, Bischof von Benevent und Regent
* [[897]]–[[900]] Radelchis II. (erneut)
* [[900]]–[[910]] Atenulf I.
* [[910]]–[[943]] Landulf I. gemeinsam mit
* [[911]]–[[940]] Atenulf II. gemeinsam mit
* [[933]]–[[943]] Atenulf III. Carinola
* [[940]]–[[961]] Landulf II. gemeinsam mit
* [[943]]–[[959]] Randulf I. Eisenkopf (Herzog von [[Spoleto]] 967)
* [[959]]–[[968]] Landulf III. gemeinsam mit
* [[961]]–[[981]] Randulf I. Eisenkopf (erneut) gemeinsam mit
* [[968]]–[[981]] Landulf IV. (siehe auch [[Salerno]])
* [[981]]–[[1014]] Randulf II. gemeinsam mit
* [[987]]–[[1033]] Landulf V.
* [[1012]]–[[1053]] Randulf III. († 1059)
* [[1038]]–[[1053]] Landulf VI. († 1077)
* [[1053]]–[[1054]] Rudolf
* [[1054]]–[[1059]] Randulf III. (erneut), gemeinsam mit
* [[1054]]–[[1077]] Landulf VI. (erneut), gemeinsam mit
* [[1056]]–[[1074]] Randulf IV.
* [[1078]]–[[1081]] [[Robert Guiskard]]


Die höchsten Magistrate der Stadt führten – in Anlehnung an den Titel der obersten Beamten Roms – den Titel [[Consulat|Konsul]];<ref>{{CIL|9|1547}}; {{CIL|9|1633}}.</ref> auch [[Quaestur|Quästoren]]<ref>{{CIL|9|1636}}</ref> und vielleicht [[Praetur|Prätoren]] kamen vor.<ref>{{CIL|9|1547}}.</ref> Dies war eine ehrenvolle Gleichstellung mit der Mutterstadt Rom, die sich auch in den Bezeichnungen mehrerer Örtlichkeiten wie dem ''[[Kapitol (Römisches Reich)|Capitolium]] Beneventi'' ausspricht. Während des [[Bundesgenossenkrieg (Rom)|Bundesgenossenkriegs]] (91–88 v. Chr.) wurde Benevent um 89 v. Chr. zum ''[[Municipium]]'' umgewandelt, und seine Magistrate hießen seitdem u. a. ''Quattuorviri;'' doch waren auch die älteren Bezeichnungen Prätor, [[Censur|Zensor]], [[Interrex]] und Quästor noch nicht ganz verschwunden.<ref name=RE-3-274/>
==Söhne und Töchter der Stadt==
*[[Nicollo Franco]], italienischer Dichter
*[[Kalixt III. (Gegenpapst)]], Gegenpapst


42 v. Chr., als die entscheidende [[Schlacht bei Philippi|Schlacht]] gegen die [[Caesarmörder]] bevorstand, versprachen die Triumvirn [[Marcus Antonius]], Octavian (der spätere Kaiser [[Augustus]]) und [[Marcus Aemilius Lepidus (Triumvir)|Marcus Aemilius Lepidus]] ihren Soldaten zur Anstachelung von deren Hoffnung auf Siegesbeute neben anderen Geschenken 18 wohlhabende italische Städte, darunter Benevent, zur Ansiedlung. Der Grund und die Häuser dieser Gemeinden sollten unter die Soldaten aufgeteilt werden, als wenn sie ihnen im Krieg als Feindbesitz zugefallen wären.<ref>Appian, ''Bürgerkriege'' 4,3.</ref> [[Lucius Munatius Plancus]] leitete die Gebietsverteilungen an die Veteranen.<ref>Grabschrift des Plancus: {{CIL|10|6087}}</ref> Augustus verstärkte, wohl nach der [[Schlacht bei Actium]] (31 v. Chr.), die Kolonie durch Veteranen der ''[[Legio VI Ferrata]]'' und ''[[Legio XXX Classica]]''. Wiederum verstärkt wurde die Kolonie unter [[Nero]].<ref>''Liber coloniarum'' 231.</ref> Ihren vollen Namen ''Colonia Iulia Concordia Augusta Felix Beneventum'' gibt eine Inschrift von [[Caudium (Stadt)|Caudium]] aus [[Severer|severischer Zeit]].<ref>{{CIL|9|2165}}.</ref>
== Literatur ==


In der [[Römische Kaiserzeit|Kaiserzeit]] wird die Stadt öfters als reich und blühend erwähnt,<ref>[[Strabon]], ''Geographika'' 5, p. 250.</ref> was sie namentlich ihrer Stellung im Mittelpunkt des ganzen unteritalischen Straßennetzes verdankt. Außer der oben erwähnten ''Via Appia'' nach Capua wurde deren Verlängerung über [[Venusia (Stadt)|Venusia]] (heute [[Venosa]]) nach Tarentum (heute [[Tarent]]) und Brundisium vielleicht schon im 2. Jahrhundert. v. Chr. genutzt. Dazu kamen später die Straße über [[Canusium]] und Barium (heute [[Bari]]) nach Brundisium, ferner kleinere Straßen: nach [[Saepinum]] und weiter ins samnitische Gebiet, nach [[Telesia]] und Kampanien, zur Küste über [[Abellinum]] nach Salernum (heute [[Salerno]]).<ref>{{RE|III,1|273|275|Beneventum 2|Christian Hülsen|RE:Beneventum 2|hier: 274 f.}}</ref> Infolgedessen wird Benevent häufig bei Gelegenheit von Reisebeschreibungen genannt, so etwa von [[Horaz]] anlässlich seiner Reise von Rom nach Brundisium.<ref>Horaz, ''Saturae'' 1,5,71; vgl. ferner [[Marcus Tullius Cicero|Cicero]], ''Epistulae ad Atticum'' 5,3,3 und 9,15,6.</ref> Auch die Kaiser besuchten die Stadt nicht selten, so Nero,<ref>[[Tacitus]], [[Annales (Tacitus)|''Annalen'']] 15,34.</ref> sowie [[Vespasian]] und [[Domitian]].<ref>[[Cassius Dio]], ''Römische Geschichte'' 66,9.</ref> Das bereits ausgedehnte Stadtgebiet wurde in der Kaiserzeit noch vergrößert: Augustus fügte ihm das Stadtgebiet von Caudium zu, [[Trajan]] einen Teil des Gebietes der ''[[Ligurer|Ligures]] Baebiani''.
* Hirsch, Das Herzogtum Benevent bis zum Untergang des langobardischen Reichs, Leipzig 1871

Von dem blühenden Zustand der Stadt zeugen die erhaltenen Baureste: vor allem der 114 n. Chr. errichtete [[Trajansbogen von Benevent|Trajansbogen]] (jetzt ''Porta Aurea''),<ref>{{CIL|9|1558}}</ref> mit reichem auf die kriegerischen und friedlichen Verdienste des Kaisers bezüglichen Skulpturenschmuck; ein anderer schmuckloser Bogen (''Arco del sacramento''); ferner bedeutende Reste eines Theaters aus dem 2. Jahrhundert, Thermen und antike Brücken. Bemerkenswert sind auch die auf ägyptische Kulte deutenden Monumente, besonders die Reste eines 88 n. Chr. von Lucilius Rufus unter der Regierung Domitians errichteten [[Obelisk]]en vor einem Tempel der [[Isis]].<ref>{{RE|III,1|273|275|Beneventum 2|Christian Hülsen|RE:Beneventum 2|hier: 275}}</ref>

[[Diokletian]] trennte Benevent von der zweiten Region Italiens, der es Augustus zugewiesen hatte, und schlug es zu Kampanien. Noch in später Zeit erhielt es sich, während des allgemeinen Niederganges der süditalischen Landschaften und trotz mehrfacher Verheerungen durch [[Erdbeben]]<ref>[[Quintus Aurelius Symmachus|Symmachus]], ''Epistulae'' 1,3.</ref> und Gotenkriege, in relativer Blüte.<ref>Prokop, ''De bello Gothico'' 1,15; Paulus Diaconus, ''[[Historia Langobardorum]]'' 2,20.</ref> So zerstörte der [[Ostgoten]]könig [[Totila]] 545 die Mauern von Benevent, die aber bald danach ebenso wie die öffentlichen Gebäude durch [[Narses]] wiedererrichtet wurden.

=== Mittelalter ===
Nach der Ausbreitung der [[Langobarden]] wurde Benevento Sitz langobardischer Herzöge (siehe [[Herzogtum Benevent]]), geriet aber wiederholt in Abhängigkeit von den Franken und den deutschen Kaisern. Im Zusammenhang mit der [[Islam in Italien|arabischen Eroberung Süditaliens]] 840 wurde Benevent für einige Jahre von den Muslimen besetzt und das Herzogtum in zwei, 850 in drei besondere Territorien (Benevent, [[Salerno]] und [[Capua]]) geteilt. Die Stadt ist seit 969 Sitz des [[Erzbistum Benevent|Erzbistums Benevent]]. 1047 fiel es in die Hände [[Normannen|normannischer]] Fürsten mit Ausnahme der Stadt, die Kaiser [[Heinrich III. (HRR)|Heinrich III.]] 1053 [[Leo IX.]] zum Ausgleich einiger abgetretener Lehnsrechte auf [[Bamberg]] überließ.

Im 11. und 12. Jahrhundert wurden in Benevent vier Konzile abgehalten. Auf dem ersten 1087 wurde der Gegenpapst [[Clemens III. (Gegenpapst)|Guibert]] exkommuniziert und die [[Laieninvestitur]] verboten. Das zweite, 1091 einberufene Konzil war ebenfalls gegen Guibert und seinen Anhang gerichtet, während auf dem dritten, 1108 von [[Paschalis II.]] abgehaltenen wieder gegen die Investitur von [[Laie (Religion)|Laien]] Stellung genommen wurde. Schließlich fand auf dem vierten beneventinischen Konzil 1117 die [[Exkommunikation]] des Erzbischofs Maurice Bourdin von [[Braga]] (später Gegenpapst [[Gregor VIII. (Gegenpapst)|Gregor VIII.]]) statt.

Am 26. Februar 1266 wurde in der [[Schlacht bei Benevent]] auf dem sog. Rosenfeld vor den Toren der Stadt der Hohenstaufer [[Manfred (Sizilien)|Manfred]] von [[Karl I. (Neapel)|Karl von Anjou]] geschlagen, worauf sich letzterer Apuliens, Siziliens und Tusciens bemächtigte. 1418 kam Benevent an [[Königreich Neapel|Neapel]], aber [[Ferdinand I. (Neapel)|Ferdinand I.]] gab es an Papst [[Alexander VI.]] zurück, der es seinem ältesten Sohn, [[Juan Borgia, 2. Herzog von Gandía|Juan Borgia]], als Herzogtum verlieh. Aber Juan wurde bald ermordet. Von den Spaniern 1527 besetzt, aber der Kirche zurückgegeben, wurde es später noch mehrmals von Neapel eingenommen.

=== Neuzeit ===
[[Datei:Wappen des Fürsten von Benevent AGE V27 1808.jpg|mini|x150px|Wappen der Fürsten von Benevent, 1808]]
Als 1668 Benevent durch ein [[Erdbeben]] fast völlig zerstört worden war, ließ der damalige [[Erzbischof]] Orsini (der spätere Papst [[Benedikt XIII. (Papst)|Benedikt XIII.]]) einen großen Teil der Stadt aus seinem Privatvermögen wieder aufbauen. Die Härte des Papstes [[Clemens XIII.]] gegen den Infanten [[Philipp (Parma)|Philipp]] von [[Parma]] veranlasste die Neapolitaner 1761 zur Besetzung Benevents, das aber 1774 an [[Clemens XIV.]] zurückgegeben wurde. Die Franzosen eroberten Benevent 1798 und verkauften es an Neapel. Der Kardinal Ruffo zerstreute 1799 in einer Schlacht bei Benevent die republikanischen Truppen. Im Jahre 1806 schenkte [[Napoleon Bonaparte|Napoleon I.]] Benevent als Fürstentum seinem Minister [[Charles-Maurice de Talleyrand-Périgord|Talleyrand]], der den Titel eines Fürsten von Benevent annahm. Im Jahre 1815 wurde es nach der Niederlage des von Napoleon eingesetzten und wieder zurückgekehrten Königs [[Joachim Murat]] von [[Neapel]] an den Papst zurückgegeben. Der König von Neapel behielt sich nur einige Hoheitsrechte vor, wie die [[Regalien]] des Tabak- und Salzverkaufs und des Post- und Zollwesens. Der Volksaufstand, der hier 1820 ausbrach, wurde bald unterdrückt. 1831 sorgte Neapel, das Militär einrücken ließ, dafür, dass Benevent nicht gleich anderen päpstlichen Delegationen rebellierte. Seit der Annexion Neapels 1860 gehörte Benevent zum neu entstandenen [[Königreich Italien (1861–1946)|Königreich Italien]].

=== Zweiter Weltkrieg ===
[[Datei:Benevento. Catedral. 01.JPG|mini|Dom von Benevent mit wiederhergestellter Fassade und modernem Kirchenschiff]]
Im [[Zweiter Weltkrieg|Zweiten Weltkrieg]] erlitt Benevent erste Luftangriffe am 21. August 1943. Sie konzentrierten sich auf den Bahnhof an der wichtigen Bahnstrecke von Rom in den Süden und Südosten des Landes.

Nach der Übergabe Italiens an die [[Alliierte#Zweiter Weltkrieg|Alliierten]] im [[Waffenstillstand von Cassibile]] am 8. September 1943 wurde Benevent von der deutschen [[Wehrmacht]] besetzt gehalten, um den Ponte Vanvitelli im Stadtzentrum und die Eisenbahnbrücke über den Fluss [[Calore Irpino]] zu kontrollieren und den Vormarsch alliierter Truppen hier aufzuhalten. Um die deutsche Besatzung zu vertreiben, wurde die Umgebung der Brücke am 11., 12. und vor allem 15. September bombardiert und dabei das mittelalterliche Stadtzentrum völlig zerstört. Die Zahl der getöteten Zivilisten wird mit 2000 angegeben. Am 2. Oktober 1943 verließen die deutschen Truppen die Stadt.<ref>[http://ricerca.repubblica.it/repubblica/archivio/repubblica/2009/09/13/benevento-43.html?refresh_ce ''Benevento’ 43.''] In: ''ricerca.repubblica.it.'' [[La Repubblica]], 13. September 2009, abgerufen am 18. September 2018 (mit Fotodokumentation).</ref><ref>[http://www.gazzettabenevento.it/Sito2009/dettagliocomunicato.php?Id=61337 ''Ecco le bellissime ma sconvolgenti foto di quello che restò in piazza Duomo ed Orsini dopo i bombardamenti del 1943.''] In: ''gazzettabenevento.it.'' Gazzetta di Benevento, 4. September 2013, abgerufen am 18. September 2018 (Dokumentation zum 70. Jahrestag der Zerstörung).</ref>

== Sehenswürdigkeiten ==
[[Datei:Benevento-Facciata Duomo.jpg|mini|Fassade des Doms]]
[[Datei:Benevento. Catedral. 05.JPG|mini|Innenraum des Doms]]
* Der [[Trajansbogen von Benevent|Trajansbogen]], erbaut 114&nbsp;n.&nbsp;Chr., war unter dem Namen „Goldenes Tor“ ''(porta aurea)'' ein [[Stadttor]] von Benevento. Er gilt als eines der schönsten Baudenkmäler Süditaliens.
* Der Kirchenkomplex [[Santa Sofia (Benevento)|Santa Sofia]] gehört seit Juni 2011 zu einer Gruppe von Gebäudeensembles, die unter dem Titel [[Die Langobarden in Italien, Orte der Macht (568 bis 774 n. Chr.)]] in die Liste des [[UNESCO-Welterbe]]s aufgenommen wurde.
* Am Dom von Benevent ist nur der angebaute Glockenturm noch überwiegend alt. Die Westfassade war nach dem Bombardement von 1943 so instabil, dass man sie nach dem alten Vorbild neu errichtete. Die Bronzeflügel des Hauptportals sind Originale aus dem 13. Jahrhundert. Das Schiff bekam beim Wiederaufbau zwar wieder die Form einer [[Basilika (Bautyp)|Basilika]], aber in moderner Schlichtheit.

== Verkehr ==
=== Straße ===
Benevento liegt an der [[Strada Statale 7 Via Appia|Staatsstraße 7]], die von Rom nach [[Brindisi]] an der [[Adriatisches Meer|Adriaküste]] führt.
Sofort nach der Einnahme durch die Römer wurde die [[Via Appia#Die antike Fernstraße|Via Appia]] von Capua nach Benevento verlängert und schließlich 190 v. Chr. bis Brundisium weitergebaut. Sie führte über den heutigen Ponte Leproso über den Sabato und durchzog die Stadt im Verlauf des heutigen Corso Garibaldi. Die moderne Via Appia führt als Umgehungsstraße mit getrennten Fahrspuren südlich an der Altstadt vorbei. 108 bis 110 ließ [[Trajan]] die kürzere Via Appia Traiana bauen, deren Beginn durch den [[Trajansbogen von Benevent|Trajansbogen]] bezeichnet wird. Sie wird heute durch die ''Strada stadale SS 90 bis / 90 delle Puglie'' nach Foggia ersetzt. Die ''Strada stadale SS 88 dei Due Principati'' verbindet die Stadt mit [[Avellino]] und [[Salerno]].
Benevento ist über einen Autobahnzubringer, den [[Raccordo autostradale 9]], mit der [[Autostrada A16|A16 Autostrada dei due Mari]] von Neapel an die Adria verbunden.

=== Schiene ===
Der [[Hauptbahnhof]] ''Benevento Centrale'' ist ein wichtiger Knotenpunkt für Bahnverbindungen in Richtung Rom, Neapel, Campobasso, Salerno, Foggia und Bari. Er gehörte zu den 103 [[Bahnhof|Bahnhöfen]], die wegen ihrer Bedeutung zwischen 2001 und 2018 von einer eigenen Tochter der [[Ferrovie dello Stato Italiane]] (FS), der [[Centostazioni]] S.&nbsp;p.&nbsp;A., verwaltet und erhalten wurden. Diese Gesellschaft wurde 2018 in den FS-Betriebsteil ''Rete Ferroviaria Italiana'' (RFI) eingegliedert.

Hier ereignete sich am 15. Februar 1953 ein schwerer [[Eisenbahnunfall]]: Der [[Eilzug|Diretto]] 816 von [[Lecce]] nach [[Neapel]], gezogen von einer [[Elektrolokomotive]] der [[Baureihe]] [[FS E.428|E.428]], fuhr mit 106&nbsp;km/h statt der zulässigen 30&nbsp;km/h in den Bahnhof ein. Der gesamte Zug [[Entgleisung (Bahn)|entgleiste]], ausgenommen der letzte [[Eisenbahnwagen|Wagen]]. 23 Menschen starben, 25 weitere wurden darüber hinaus schwer verletzt. Der [[Triebfahrzeugführer|Lokomotivführer]] behauptete Bremsversagen, es ist aber auch nicht ausgeschlossen, dass er eingeschlafen war.<ref>Ascanio Schneider, Armin Masé: ''Katastrophen auf Schienen. Eisenbahnunfälle, ihre Ursachen und Folgen.'' Orell Füssli, Zürich 1968, {{DNB|458863750}}, S. 114–116;<br />Peter W. B. Semmens: ''Katastrophen auf Schienen. Eine weltweite Dokumentation.'' Transpress, Stuttgart 1996, ISBN 3-344-71030-3, S. 150.</ref>

=== Luftverkehr ===
Rund fünf Kilometer nördlich von Benevento befindet sich bei der Ortschaft Olivola ein [[Aviosuperficie#Kampanien|Flugplatz]] für die [[Allgemeine Luftfahrt]].<ref>Lage: {{Coordinate|text=ICON0/|NS=41/10/39/N |EW=14/44/50/E |type=landmark |region=IT-BN|name=Aviosuperficie Olivola}}; {{Webarchiv|url=http://www.aeroportobenevento.it/ |wayback=20190127052625 |text=Offizielle Webseiten des örtlichen Aeroclubs. |archiv-bot=2023-06-15 07:00:40 InternetArchiveBot }} In: ''aeroportobenevento.it,'' abgerufen am 18. September 2018.</ref>

== Politik ==
Fausto Pepe ([[Partito Democratico|PD]]) wurde im Mai 2011 zum zweiten Mal zum Bürgermeister gewählt. Sein Mitte-links-Bündnis stellt auch mit 19 von 32 Sitzen die Mehrheit im Gemeinderat.<ref>[https://elezionistorico.interno.gov.it/index.php?tpel=G&dtel=15/05/2011&tpa=I&tpe=C&lev0=0&levsut0=0&lev1=15&levsut1=1&lev2=11&levsut2=2&lev3=80&levsut3=3&ne1=15&ne2=11&ne3=110080&es0=S&es1=S&es2=S&es3=N&ms=S Information des Innenministeriums] zu den Kommunalwahlen am 15. Mai 2011. In: ''elezionistorico.interno.gov.it,'' abgerufen am 18. September 2018.</ref> Er gewann die Wahl 2006 gegen seinen Vorgänger Sandro Nicola D’Alessandro (Mitte-rechts-Bündnis) (2001–2006).

=== Wappen ===
{{Wappenbeschreibung
|Wappenbild = Benevento-Stemma.png
|Kurzdarstellung= Wappen der Stadt Benevento
|Blasonierung = Unter [[Tingierung#Metalle|goldenem]] [[Schildhaupt]]e, darin ein schwarzer [[Eber (Wappentier)|Eber]] mit [[Rot#Heraldik|roter]] Binde, [[Vierung (Heraldik)|geviert]] von Rot und [[Tingierung#Metalle|Silber]].
|Zusatz = <!-- Das Wappen neuneckig in Form eines Pferdekopfes, von vorn gesehen, über dem Wappen eine Krone, unter ihm ein goldenes Spruchband mit zweizeiliger Inschrift „S.P.Q.B.“ (Senatus Populusque Beneventi) und dem [[Wahlspruch]] {{laS|Concordes in unum|In Einem geeint.}} -->
|Quelle = ''Decreto del Capo del Governo'' (DCG), 24. April 1941, und ''Decreto del Presidente della Repubblica'' (DPR), 27. Dezember 1990. Zit. n. [http://www.araldicacivica.it/stemmi/comune/benevento/ ''Stemma Ufficiale.''] Profilo Araldico. In: ''araldicacivica.it,'' abgerufen am 18. September 2018.
|Begründung = Der Eber ist ein Symbol für den legendären Stadtgründer Diomedes, da dieser seine Heimatstadt [[Kalydon (Ätolien)|Kalydon]] von den Verwüstungen eines Ebers befreit hat.}}

=== Städtepartnerschaften ===
* {{PSE|#}} [[Bethlehem]], Palästinensische Autonomiegebiete, seit 1950
* {{ITA|#}} [[Neapel]], Italien, seit 1966
* {{ITA|#}} [[Torre Annunziata]], Italien, seit 1966
* {{ITA|#}} [[Pozzuoli]], Italien, seit 1970
* {{HRV|#}} [[Pula]], Kroatien, seit 1977
* {{MLT|#}} [[Gozo]], Malta, seit 1987
* {{HRV|#}} [[Split]], Kroatien, seit 1997
* {{ESP|#}} [[Palma]], Spanien, seit 2001
* {{CHE|#}} [[Bern]], Schweiz, seit 2002
* {{ITA|#}} [[Campobasso]], Italien, seit 2002
* {{ALB|#}} [[Vlora]], Albanien, seit 2007

== Söhne und Töchter der Stadt ==
<!-- Chronologisch sortiert nach Geburtsjahr. -->
* [[Lucius Orbilius Pupillus]] (113–13 v. Chr.), Grammatiker und Lehrer
* [[Piatus von Seclin]] († um 286 oder 299), Märtyrer, Heiliger der römisch-katholischen Kirche
* [[Viktor III.]] (1027–1087), Papst
* [[Gregor VIII. (Papst)|Gregor VIII.]] (≈1105–1187), römisch-katholischer Papst
* [[Mercurius de Vipera]] (1436–1527), römisch-katholischer Bischof
* [[Dionisio Neagrus Laurerio]] (1497–1542), Kardinal
* [[Niccolò Franco]] (1515–1570), italienischer Dichter
* [[Ascanio Filomarino]] (1583–1666), römisch-katholischer Erzbischof von Neapel und Kardinal
* [[Bartolomeo Pacca]] (1756–1844), päpstlicher Diplomat, Kurienkardinal
* [[Domenico De Simone]] (1768–1837), Kardinal der Römischen Kirche
* [[Carlo Maria Pedicini]] (1769–1843), Bischof und Kardinal der Römischen Kirche
* [[Bartolomeo Pacca, Jr.]] (1817–1880), Kurienkardinal
* [[Giuseppe Moscati]] (1880–1927), Arzt, Wissenschaftler und Universitätsprofessor; Heiliger der römisch-katholischen Kirche
* [[Raffaele De Caro]] (1883–1961), Politiker
* [[Guido Alberti]] (1909–1996), Industrieller und Schauspieler
* [[Mennato Boffa]] (1929–1996), Autorennfahrer
* [[Antonio Franco]] (* 1937), römisch-katholischer Bischof und Vatikandiplomat
* [[Amedeo Ambron]] (* 1939), Wasserballspieler
* [[Piernicola Pedicini]] (* 1969), italienischer Politiker
* [[Luca Aquino]] (* 1974), Jazzmusiker
* [[Nunzia De Girolamo]] (* 1975), Politikerin (Forza Italia)
* [[Luisa Striani]] (* 1978), Schwimmerin
* [[Potito Starace]] (* 1981), Tennisspieler
* [[Carlo Zotti]] (* 1982), Fußballspieler


== Weblinks ==
== Weblinks ==
{{Commonscat|Benevento}}
{{Wikivoyage|Benevent}}
* [http://www.comune.benevento.it/ Gemeinde Benevento]
* [http://www.comuni-italiani.it/062/008/ Benevento auf www.comuni-italiani.it] (italienisch)
* {{PGDW|gregorov/wanderit/wand211|Wanderjahre in Italien – Benevent|[[Ferdinand Gregorovius]]}}

== Einzelnachweise ==
<references />


{{Navigationsleiste Gemeinden Provinz Benevento}}
* [[Ferdinand Gregorovius]] [http://gutenberg.spiegel.de/gregorov/wanderit/wand211.htm Wanderjahre in Italien - Benevent] im [[Projekt Gutenberg-DE]]


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[[Kategorie:Historisches Territorium]] [[Kategorie:Ort in Kampanien]]


[[Kategorie:Ort in Kampanien]]
[[en:Benevento]]
[[Kategorie:Provinzhauptstadt in Italien]]
[[eo:Benevento]]
[[es:Benevento]]
[[Kategorie:Benevento| ]]
[[fr:Bénévent]]
[[hr:Benevento]]
[[it:Benevento]]
[[ja:ベネヴェント]]
[[la:Beneventum]]
[[nap:Beneviento]]
[[nl:Benevento (stad)]]
[[pl:Benewent]]
[[pt:Benevento]]
[[ro:Benevento]]
[[ru:Беневенто]]
[[sv:Benevento]]

Aktuelle Version vom 6. Juni 2025, 20:10 Uhr

Benevento
Benevento (Italien)
Benevento (Italien)
Staat Italien
Region Kampanien
Provinz Benevento (BN)
Lokale Bezeichnung Beneviento
Koordinaten 41° 8′ N, 14° 47′ OKoordinaten: 41° 7′ 52″ N, 14° 46′ 41″ O
Höhe 135 m s.l.m.
Fläche 129 km²
Einwohner 56.048 (31. Dez. 2023)[1]
Postleitzahl 82100
Vorwahl 0824
ISTAT-Nummer 062008
Bezeichnung der Bewohner Beneventani
Schutzpatron San Bartolomeo (24. August)
Website Benevent

Trajansbogen

Benevento (lateinisch Beneventum, deutsch Benevent) ist die Hauptstadt der italienischen Provinz Benevento und liegt in der Region Kampanien.

Lage von Benevento in der Provinz Benevento

Benevento liegt 239 km südöstlich von Rom, 66 km nordöstlich von Neapel und 94 km südwestlich von Foggia.

Geografische Lage

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Die Stadt liegt in der historischen Hügellandschaft Samnium (italienisch Sannio) am Fuße des kampanischen Apennin, die Altstadt auf dem Colle della Guardia, einer Anhöhe am Zusammenfluss der Flüsse Sabato und Calore Irpino. Das Gemeindegebiet erstreckt sich über eine Höhe von 83 bis 499 m s.l.m. Die Stadt liegt in der Erdbebenzone 1 (stark gefährdet).[2]

Die Kernstadt ist in sechs Rioni (Stadtteile) unterteilt: Centro Storico, Ferrovia, Libertà, Mellusi-Atlantici, Pacevecchia und Rufina. Dazu kommen zahlreiche ländliche Siedlungen im weitläufigen Gemeindegebiet.

Die Nachbargemeinden sind Apollosa, Castelpoto, Foglianise, Fragneto Monforte, Paduli, Pesco Sannita, Pietrelcina, Ponte, San Leucio del Sannio, San Nicola Manfredi, Sant’Angelo a Cupolo und Torrecuso.

Benevento hat 56.048 Einwohner (Stand 31. Dezember 2023).

Bevölkerungsentwicklung
Jahr 1861 1881 1901 1921 1936 1951 1971 1991 2001 2016
Einwohner 19.222 21.359 24.137 26.790 37.865 47.604 59.009 62.561 61.791 59.945

Quelle: ISTAT

Der ursprüngliche Name von Benevento stammte aus dem Oskischen und lautete möglicherweise Malies oder Malocis und entwickelte sich zu Maloenton weiter. Die Vorsilbe Mal- hatte dabei möglicherweise die Bedeutung „Stein“. Latinisiert wurde daraus Maleventum, was auf Lateinisch die Bedeutung „schlechtes Ereignis“ hat. Nach dem Sieg über Pyrrhus wurde die Stadt deshalb bei der Gründung der Kolonie 268 v. Chr. in Beneventum („gutes Ereignis“) umbenannt.[3]

Benevent war eine bedeutende altsamnitische Stadt im Gebiet der Hirpiner. Ihre Gründung wird in mythische Zeiten versetzt und als angeblicher Gründer Diomedes genannt.[4] Zum ersten Mal erwähnt wird sie in der Geschichte des Zweiten Samnitenkriegs 314 v. Chr., als die Samniten nach ihrer Niederlage gegen die Römer dorthin flüchteten.[5] 275 v. Chr. fand die dritte Schlacht zwischen König Pyrrhos von Epirus und den Römern unter dem Konsul M. Curius Dentatus vielleicht bei Benevent statt;[6] möglicherweise waren aber auch die Arusinischen Felder (Campi Arusini) in Lukanien der Ort dieser kriegerischen Auseinandersetzung.[7] Die Schlacht endete jedenfalls mit einem für die römische Expansion in Süditalien entscheidenden Sieg, und Pyrrhos entkam mit nur wenigen Reitern nach Tarent. Wegen der günstigen Lage der Stadt wurde sie nach Beendigung des Krieges gegen Pyrrhos 268 v. Chr. zu einer Militärkolonie latinischen Rechts umgewandelt.[8] Aus der frühen Zeit der römischen Kolonie stammen die Kupfermünzen mit der Aufschrift BENVENTOD und dem Wappenbild eines laufenden Rosses, eventuell eine Anspielung auf den vermeintlichen Stadtgründer Diomedes. Wahrscheinlich bald nach der Deduktion der Kolonie wurde die Via Appia von Capua bis Benevent verlängert; schon im 2. Jahrhundert v. Chr. scheint ihre Fortsetzung bis Brundisium (heute Brindisi) in Gebrauch gewesen zu sein.[9]

Durch Lage und Bedeutung war Benevent ein wichtiger Stützpunkt für die römische Herrschaft in Süditalien. Im Zweiten Punischen Krieg, der gegen Hannibal ausgefochten wurde, hielt es treu zu Rom. Aufgrund seiner Nähe zu Kampanien und seiner Stärke als Festung wurde es dabei wiederholt von römischen Generälen besetzt. Um den sich ständig abwartend verhaltenden Diktator Quintus Fabius Maximus Verrucosus zur Annahme einer Schlacht zu zwingen, zog Hannibal mit seinem Heer 217 v. Chr. durch Samnium bis nach Kampanien und verheerte dabei die blühendsten Landschaften Italiens, so auch das Gebiet von Benevent;[10] doch Fabius folgte dem Gegner zwar, blieb aber eisern bei seiner Taktik. In der Nähe von Benevent wurden dann zwei wichtige militärische Auseinandersetzungen dieses Krieges ausgetragen: 214 v. Chr. schlug der Prokonsul Tiberius Sempronius Gracchus in einer Schlacht den karthagischen Feldherrn Hanno,[11] und 212 v. Chr. wurde das Lager Hannos, in dem eine große Menge Getreide und andere Vorräte gelagert waren, vom römischen Konsul Quintus Fulvius Flaccus nach heftigem Kampf erstürmt.[12] 209 v. Chr. gehörte Benevent zu den 18 latinischen Kolonien, die die verlangten Heereskontingente und Gelder für den fortdauernden Krieg lieferten.[13]

Die höchsten Magistrate der Stadt führten – in Anlehnung an den Titel der obersten Beamten Roms – den Titel Konsul;[14] auch Quästoren[15] und vielleicht Prätoren kamen vor.[16] Dies war eine ehrenvolle Gleichstellung mit der Mutterstadt Rom, die sich auch in den Bezeichnungen mehrerer Örtlichkeiten wie dem Capitolium Beneventi ausspricht. Während des Bundesgenossenkriegs (91–88 v. Chr.) wurde Benevent um 89 v. Chr. zum Municipium umgewandelt, und seine Magistrate hießen seitdem u. a. Quattuorviri; doch waren auch die älteren Bezeichnungen Prätor, Zensor, Interrex und Quästor noch nicht ganz verschwunden.[9]

42 v. Chr., als die entscheidende Schlacht gegen die Caesarmörder bevorstand, versprachen die Triumvirn Marcus Antonius, Octavian (der spätere Kaiser Augustus) und Marcus Aemilius Lepidus ihren Soldaten zur Anstachelung von deren Hoffnung auf Siegesbeute neben anderen Geschenken 18 wohlhabende italische Städte, darunter Benevent, zur Ansiedlung. Der Grund und die Häuser dieser Gemeinden sollten unter die Soldaten aufgeteilt werden, als wenn sie ihnen im Krieg als Feindbesitz zugefallen wären.[17] Lucius Munatius Plancus leitete die Gebietsverteilungen an die Veteranen.[18] Augustus verstärkte, wohl nach der Schlacht bei Actium (31 v. Chr.), die Kolonie durch Veteranen der Legio VI Ferrata und Legio XXX Classica. Wiederum verstärkt wurde die Kolonie unter Nero.[19] Ihren vollen Namen Colonia Iulia Concordia Augusta Felix Beneventum gibt eine Inschrift von Caudium aus severischer Zeit.[20]

In der Kaiserzeit wird die Stadt öfters als reich und blühend erwähnt,[21] was sie namentlich ihrer Stellung im Mittelpunkt des ganzen unteritalischen Straßennetzes verdankt. Außer der oben erwähnten Via Appia nach Capua wurde deren Verlängerung über Venusia (heute Venosa) nach Tarentum (heute Tarent) und Brundisium vielleicht schon im 2. Jahrhundert. v. Chr. genutzt. Dazu kamen später die Straße über Canusium und Barium (heute Bari) nach Brundisium, ferner kleinere Straßen: nach Saepinum und weiter ins samnitische Gebiet, nach Telesia und Kampanien, zur Küste über Abellinum nach Salernum (heute Salerno).[22] Infolgedessen wird Benevent häufig bei Gelegenheit von Reisebeschreibungen genannt, so etwa von Horaz anlässlich seiner Reise von Rom nach Brundisium.[23] Auch die Kaiser besuchten die Stadt nicht selten, so Nero,[24] sowie Vespasian und Domitian.[25] Das bereits ausgedehnte Stadtgebiet wurde in der Kaiserzeit noch vergrößert: Augustus fügte ihm das Stadtgebiet von Caudium zu, Trajan einen Teil des Gebietes der Ligures Baebiani.

Von dem blühenden Zustand der Stadt zeugen die erhaltenen Baureste: vor allem der 114 n. Chr. errichtete Trajansbogen (jetzt Porta Aurea),[26] mit reichem auf die kriegerischen und friedlichen Verdienste des Kaisers bezüglichen Skulpturenschmuck; ein anderer schmuckloser Bogen (Arco del sacramento); ferner bedeutende Reste eines Theaters aus dem 2. Jahrhundert, Thermen und antike Brücken. Bemerkenswert sind auch die auf ägyptische Kulte deutenden Monumente, besonders die Reste eines 88 n. Chr. von Lucilius Rufus unter der Regierung Domitians errichteten Obelisken vor einem Tempel der Isis.[27]

Diokletian trennte Benevent von der zweiten Region Italiens, der es Augustus zugewiesen hatte, und schlug es zu Kampanien. Noch in später Zeit erhielt es sich, während des allgemeinen Niederganges der süditalischen Landschaften und trotz mehrfacher Verheerungen durch Erdbeben[28] und Gotenkriege, in relativer Blüte.[29] So zerstörte der Ostgotenkönig Totila 545 die Mauern von Benevent, die aber bald danach ebenso wie die öffentlichen Gebäude durch Narses wiedererrichtet wurden.

Nach der Ausbreitung der Langobarden wurde Benevento Sitz langobardischer Herzöge (siehe Herzogtum Benevent), geriet aber wiederholt in Abhängigkeit von den Franken und den deutschen Kaisern. Im Zusammenhang mit der arabischen Eroberung Süditaliens 840 wurde Benevent für einige Jahre von den Muslimen besetzt und das Herzogtum in zwei, 850 in drei besondere Territorien (Benevent, Salerno und Capua) geteilt. Die Stadt ist seit 969 Sitz des Erzbistums Benevent. 1047 fiel es in die Hände normannischer Fürsten mit Ausnahme der Stadt, die Kaiser Heinrich III. 1053 Leo IX. zum Ausgleich einiger abgetretener Lehnsrechte auf Bamberg überließ.

Im 11. und 12. Jahrhundert wurden in Benevent vier Konzile abgehalten. Auf dem ersten 1087 wurde der Gegenpapst Guibert exkommuniziert und die Laieninvestitur verboten. Das zweite, 1091 einberufene Konzil war ebenfalls gegen Guibert und seinen Anhang gerichtet, während auf dem dritten, 1108 von Paschalis II. abgehaltenen wieder gegen die Investitur von Laien Stellung genommen wurde. Schließlich fand auf dem vierten beneventinischen Konzil 1117 die Exkommunikation des Erzbischofs Maurice Bourdin von Braga (später Gegenpapst Gregor VIII.) statt.

Am 26. Februar 1266 wurde in der Schlacht bei Benevent auf dem sog. Rosenfeld vor den Toren der Stadt der Hohenstaufer Manfred von Karl von Anjou geschlagen, worauf sich letzterer Apuliens, Siziliens und Tusciens bemächtigte. 1418 kam Benevent an Neapel, aber Ferdinand I. gab es an Papst Alexander VI. zurück, der es seinem ältesten Sohn, Juan Borgia, als Herzogtum verlieh. Aber Juan wurde bald ermordet. Von den Spaniern 1527 besetzt, aber der Kirche zurückgegeben, wurde es später noch mehrmals von Neapel eingenommen.

Wappen der Fürsten von Benevent, 1808

Als 1668 Benevent durch ein Erdbeben fast völlig zerstört worden war, ließ der damalige Erzbischof Orsini (der spätere Papst Benedikt XIII.) einen großen Teil der Stadt aus seinem Privatvermögen wieder aufbauen. Die Härte des Papstes Clemens XIII. gegen den Infanten Philipp von Parma veranlasste die Neapolitaner 1761 zur Besetzung Benevents, das aber 1774 an Clemens XIV. zurückgegeben wurde. Die Franzosen eroberten Benevent 1798 und verkauften es an Neapel. Der Kardinal Ruffo zerstreute 1799 in einer Schlacht bei Benevent die republikanischen Truppen. Im Jahre 1806 schenkte Napoleon I. Benevent als Fürstentum seinem Minister Talleyrand, der den Titel eines Fürsten von Benevent annahm. Im Jahre 1815 wurde es nach der Niederlage des von Napoleon eingesetzten und wieder zurückgekehrten Königs Joachim Murat von Neapel an den Papst zurückgegeben. Der König von Neapel behielt sich nur einige Hoheitsrechte vor, wie die Regalien des Tabak- und Salzverkaufs und des Post- und Zollwesens. Der Volksaufstand, der hier 1820 ausbrach, wurde bald unterdrückt. 1831 sorgte Neapel, das Militär einrücken ließ, dafür, dass Benevent nicht gleich anderen päpstlichen Delegationen rebellierte. Seit der Annexion Neapels 1860 gehörte Benevent zum neu entstandenen Königreich Italien.

Zweiter Weltkrieg

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Dom von Benevent mit wiederhergestellter Fassade und modernem Kirchenschiff

Im Zweiten Weltkrieg erlitt Benevent erste Luftangriffe am 21. August 1943. Sie konzentrierten sich auf den Bahnhof an der wichtigen Bahnstrecke von Rom in den Süden und Südosten des Landes.

Nach der Übergabe Italiens an die Alliierten im Waffenstillstand von Cassibile am 8. September 1943 wurde Benevent von der deutschen Wehrmacht besetzt gehalten, um den Ponte Vanvitelli im Stadtzentrum und die Eisenbahnbrücke über den Fluss Calore Irpino zu kontrollieren und den Vormarsch alliierter Truppen hier aufzuhalten. Um die deutsche Besatzung zu vertreiben, wurde die Umgebung der Brücke am 11., 12. und vor allem 15. September bombardiert und dabei das mittelalterliche Stadtzentrum völlig zerstört. Die Zahl der getöteten Zivilisten wird mit 2000 angegeben. Am 2. Oktober 1943 verließen die deutschen Truppen die Stadt.[30][31]

Sehenswürdigkeiten

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Fassade des Doms
Innenraum des Doms
  • Der Trajansbogen, erbaut 114 n. Chr., war unter dem Namen „Goldenes Tor“ (porta aurea) ein Stadttor von Benevento. Er gilt als eines der schönsten Baudenkmäler Süditaliens.
  • Der Kirchenkomplex Santa Sofia gehört seit Juni 2011 zu einer Gruppe von Gebäudeensembles, die unter dem Titel Die Langobarden in Italien, Orte der Macht (568 bis 774 n. Chr.) in die Liste des UNESCO-Welterbes aufgenommen wurde.
  • Am Dom von Benevent ist nur der angebaute Glockenturm noch überwiegend alt. Die Westfassade war nach dem Bombardement von 1943 so instabil, dass man sie nach dem alten Vorbild neu errichtete. Die Bronzeflügel des Hauptportals sind Originale aus dem 13. Jahrhundert. Das Schiff bekam beim Wiederaufbau zwar wieder die Form einer Basilika, aber in moderner Schlichtheit.

Benevento liegt an der Staatsstraße 7, die von Rom nach Brindisi an der Adriaküste führt. Sofort nach der Einnahme durch die Römer wurde die Via Appia von Capua nach Benevento verlängert und schließlich 190 v. Chr. bis Brundisium weitergebaut. Sie führte über den heutigen Ponte Leproso über den Sabato und durchzog die Stadt im Verlauf des heutigen Corso Garibaldi. Die moderne Via Appia führt als Umgehungsstraße mit getrennten Fahrspuren südlich an der Altstadt vorbei. 108 bis 110 ließ Trajan die kürzere Via Appia Traiana bauen, deren Beginn durch den Trajansbogen bezeichnet wird. Sie wird heute durch die Strada stadale SS 90 bis / 90 delle Puglie nach Foggia ersetzt. Die Strada stadale SS 88 dei Due Principati verbindet die Stadt mit Avellino und Salerno. Benevento ist über einen Autobahnzubringer, den Raccordo autostradale 9, mit der A16 Autostrada dei due Mari von Neapel an die Adria verbunden.

Der Hauptbahnhof Benevento Centrale ist ein wichtiger Knotenpunkt für Bahnverbindungen in Richtung Rom, Neapel, Campobasso, Salerno, Foggia und Bari. Er gehörte zu den 103 Bahnhöfen, die wegen ihrer Bedeutung zwischen 2001 und 2018 von einer eigenen Tochter der Ferrovie dello Stato Italiane (FS), der Centostazioni S. p. A., verwaltet und erhalten wurden. Diese Gesellschaft wurde 2018 in den FS-Betriebsteil Rete Ferroviaria Italiana (RFI) eingegliedert.

Hier ereignete sich am 15. Februar 1953 ein schwerer Eisenbahnunfall: Der Diretto 816 von Lecce nach Neapel, gezogen von einer Elektrolokomotive der Baureihe E.428, fuhr mit 106 km/h statt der zulässigen 30 km/h in den Bahnhof ein. Der gesamte Zug entgleiste, ausgenommen der letzte Wagen. 23 Menschen starben, 25 weitere wurden darüber hinaus schwer verletzt. Der Lokomotivführer behauptete Bremsversagen, es ist aber auch nicht ausgeschlossen, dass er eingeschlafen war.[32]

Rund fünf Kilometer nördlich von Benevento befindet sich bei der Ortschaft Olivola ein Flugplatz für die Allgemeine Luftfahrt.[33]

Fausto Pepe (PD) wurde im Mai 2011 zum zweiten Mal zum Bürgermeister gewählt. Sein Mitte-links-Bündnis stellt auch mit 19 von 32 Sitzen die Mehrheit im Gemeinderat.[34] Er gewann die Wahl 2006 gegen seinen Vorgänger Sandro Nicola D’Alessandro (Mitte-rechts-Bündnis) (2001–2006).

Wappen der Stadt Benevento
Wappen der Stadt Benevento
Blasonierung: „Unter goldenem Schildhaupte, darin ein schwarzer Eber mit roter Binde, geviert von Rot und Silber.“[35]
Wappenbegründung: Der Eber ist ein Symbol für den legendären Stadtgründer Diomedes, da dieser seine Heimatstadt Kalydon von den Verwüstungen eines Ebers befreit hat.

Städtepartnerschaften

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  • Palastina Autonomiegebiete Bethlehem, Palästinensische Autonomiegebiete, seit 1950
  • ItalienItalien Neapel, Italien, seit 1966
  • ItalienItalien Torre Annunziata, Italien, seit 1966
  • ItalienItalien Pozzuoli, Italien, seit 1970
  • Kroatien Pula, Kroatien, seit 1977
  • Malta Gozo, Malta, seit 1987
  • Kroatien Split, Kroatien, seit 1997
  • SpanienSpanien Palma, Spanien, seit 2001
  • Schweiz Bern, Schweiz, seit 2002
  • ItalienItalien Campobasso, Italien, seit 2002
  • Albanien Vlora, Albanien, seit 2007

Söhne und Töchter der Stadt

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Commons: Benevento – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wikivoyage: Benevent – Reiseführer

Einzelnachweise

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  1. Bilancio demografico e popolazione residente per sesso al 31 dicembre 2023. ISTAT. (Bevölkerungsstatistiken des Istituto Nazionale di Statistica, Stand 31. Dezember 2023).
  2. Classificazione sismica. (Memento vom 30. Mai 2015 im Webarchiv archive.today) In: protezionecivile.gov.it. Italienischer Zivilschutz, abgerufen am 18. September 2018 (zur seismischen Klassifizierung).
  3. Plinius der Ältere, Naturalis historia 3,105; Sextus Pompeius Festus, De verborum significatu p. 340 und die dazu gehörige Epitome von Paulus Diaconus, S. 34; Prokop, De bello Gothico 1,15; u. a.
  4. Solinus, De mirabilibus mundi 2,10; Scholion zu Pindar, Nemeae 10,12; Servius. Kommentar zu Vergil, Aeneis 8,9; 11,226; 11,243; Martianus Capella, De nuptiis Philologiae et Mercurii 6,642; Prokop, De bello Gothico 1,15; u. a.
  5. Titus Livius, Ab urbe condita 9,27,14.
  6. So Plutarch, Pyrrhos 25.
  7. So Florus (Epitoma de Tito Livio 1,13,11) und Orosius (Historiae adversus paganos 4,2,3); diese Angabe bevorzugt Hans Georg Gundel: Curius 7. In: Der Kleine Pauly (KlP). Band 1, Stuttgart 1964, Sp. 1345..
  8. Polybios, Historien 3,90,8; Livius, Ab urbe condita, Periocha zu Buch 15; Velleius Paterculus, Historia Romana 1,14; Eutropius, Breviarium ab urbe condita 2,16.
  9. a b Christian Hülsen: Beneventum 2. In: Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft (RE). Band III,1, Stuttgart 1897, Sp. 273–275 (hier: 274).
  10. Polybios, Historien 3,90,6 ff.; Livius, Ab urbe condita 22,13,1 ff.
  11. Livius, Ab urbe condita 24,14,1–24,16,9.
  12. Livius, Ab urbe condita 25,13,1–25,15,3 (stark ausgeschmückt); Appian, Hannibalika 37.
  13. Livius, Ab urbe condita 27,10.
  14. CIL 9, 1547; CIL 9, 1633.
  15. CIL 9, 1636
  16. CIL 9, 1547.
  17. Appian, Bürgerkriege 4,3.
  18. Grabschrift des Plancus: CIL 10, 6087
  19. Liber coloniarum 231.
  20. CIL 9, 2165.
  21. Strabon, Geographika 5, p. 250.
  22. Christian Hülsen: Beneventum 2. In: Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft (RE). Band III,1, Stuttgart 1897, Sp. 273–275 (hier: 274 f.).
  23. Horaz, Saturae 1,5,71; vgl. ferner Cicero, Epistulae ad Atticum 5,3,3 und 9,15,6.
  24. Tacitus, Annalen 15,34.
  25. Cassius Dio, Römische Geschichte 66,9.
  26. CIL 9, 1558
  27. Christian Hülsen: Beneventum 2. In: Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft (RE). Band III,1, Stuttgart 1897, Sp. 273–275 (hier: 275).
  28. Symmachus, Epistulae 1,3.
  29. Prokop, De bello Gothico 1,15; Paulus Diaconus, Historia Langobardorum 2,20.
  30. Benevento’ 43. In: ricerca.repubblica.it. La Repubblica, 13. September 2009, abgerufen am 18. September 2018 (mit Fotodokumentation).
  31. Ecco le bellissime ma sconvolgenti foto di quello che restò in piazza Duomo ed Orsini dopo i bombardamenti del 1943. In: gazzettabenevento.it. Gazzetta di Benevento, 4. September 2013, abgerufen am 18. September 2018 (Dokumentation zum 70. Jahrestag der Zerstörung).
  32. Ascanio Schneider, Armin Masé: Katastrophen auf Schienen. Eisenbahnunfälle, ihre Ursachen und Folgen. Orell Füssli, Zürich 1968, DNB 458863750, S. 114–116;
    Peter W. B. Semmens: Katastrophen auf Schienen. Eine weltweite Dokumentation. Transpress, Stuttgart 1996, ISBN 3-344-71030-3, S. 150.
  33. Lage: ; Offizielle Webseiten des örtlichen Aeroclubs. (Memento des Originals vom 27. Januar 2019 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.aeroportobenevento.it In: aeroportobenevento.it, abgerufen am 18. September 2018.
  34. Information des Innenministeriums zu den Kommunalwahlen am 15. Mai 2011. In: elezionistorico.interno.gov.it, abgerufen am 18. September 2018.
  35. Decreto del Capo del Governo (DCG), 24. April 1941, und Decreto del Presidente della Repubblica (DPR), 27. Dezember 1990. Zit. n. Stemma Ufficiale. Profilo Araldico. In: araldicacivica.it, abgerufen am 18. September 2018.